wellhotel Ausgabe 2-2024
Das Fachmagazin für Hotellerie & Gastronomie, Tourismus & Freizeit, Wellness & Beauty
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Hotellerie | Gastronomie | Tourismus [ Branchennews ]<br />
Gewinn zu erwirtschaften. In den<br />
vergangenen Jahren ist es aber zu<br />
einer interessanten Verschiebung<br />
der Unternehmensphilosophie gekommen.<br />
Billig-Airlines und „Billigtöchter“<br />
der großen Gesellschaften<br />
haben erkannt, dass sich mit<br />
Extra- oder Zusatzleistungen (den<br />
sogenannten ancilleries) ordentlich<br />
Geld machen lässt: Wichtigste<br />
Geldbringer sind unter anderen<br />
die Wahl des Sitzplatzes (premium<br />
seat selection), das Zusammensitzen<br />
mit Begleitpersonen, vorrangiges<br />
Einsteigen (priority boarding),<br />
vorab buchbare (Wunsch-)Essen,<br />
Getränke, upgraded WiFI, die Benutzung<br />
der Airline-Lounges sowie<br />
extra Gebühren für zusätzliche<br />
Gepäckstücke (additional<br />
baggage fee), daneben aber auch<br />
Einkünfte durch die Vermittlung<br />
von (Reise-)Versicherungen, Mietwagen,<br />
Hotels und Reisen und die<br />
<strong>Ausgabe</strong> von Debit-/Kreditkarten.<br />
Während solche Posten in früheren<br />
Jahrzehnten nur ein einfaches<br />
Add-on zum Ticketpreis waren<br />
und wenig zum Gewinn beitrugen,<br />
ist ihre Bedeutung spätestens seit<br />
der Jahrtausendwende enorm gewachsen.<br />
2022 erreichten die Umsätze<br />
des Zusatzkostenbereiches<br />
ein historisches Hoch und machten<br />
durchschnittlich 15 % der Fluglinien-Umsätze<br />
aus; bei einigen<br />
„Billigen“ sogar um die 40 %. Sogar<br />
traditionelle Gesellschaften wie<br />
Lufthansa oder Air France-KLM erzielen<br />
mit ancilleries 8-9 % Umsatzanteil,<br />
dies alles mit dem Prinzip des<br />
„unbundling“: „Klassische“ Bestandteile<br />
des Flugreiseprozesses<br />
werden abgespalteten und einzeln<br />
zusätzlich angeboten. Das ist ein regelrechter<br />
Paradigmenwechsel im<br />
Fluggeschäft.<br />
| Die Zahlen sind beeindruckend |<br />
IdeaWorks, größte Fachberatungsfirma,<br />
schätzt die Umsätze für Airline<br />
Ancillary für 2023 auf rund 118<br />
Milliarden US-Dollar global (ungefähr<br />
der Wert des Bruttoinlandsproduktes<br />
von Ecuador oder Äthiopien).<br />
Michael Cunningham, Senior<br />
Vice President of Distribution bei<br />
CarTrawler, bemerkte etwa dazu:<br />
„Die Zusatzumsätze steigen immer<br />
weiter und sind inzwischen ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil im Umsatzmix<br />
aller Fluggesellschaften.<br />
Die erfolgreichsten Fluggesellschaften<br />
sind heute Experten für Reiseservices<br />
und bieten auch Buchungen<br />
für Hotels, Sehenswürdigkeiten<br />
und natürlich Bodentransportlösungen<br />
an.“<br />
Analysten erwarten bis 2030 eine<br />
weitere Zunahme von 13-19 % – vorausgesetzt,<br />
die Kunden, die lange<br />
Jahre nur auf den günstigen Ticketpreis<br />
geschielt haben, machen beim<br />
neuen À-la-carte-System von angebotenen<br />
Zusatz- und Sonderleistungen<br />
auch mit und lassen sich die Dinge,<br />
auf die sie persönlich Wert legen,<br />
etwas kosten. Das tun offenbar immer<br />
mehr Bucher. So kommt es zu<br />
der schon absurden Situation, dass<br />
einerseits auf die günstigste mögliche<br />
Ticketversion abgezielt wird,<br />
wofür beträchtliche immaterielle<br />
Kosten in Kauf genommen werden,<br />
andererseits bereitwillig Geld ausgegeben<br />
wird für Leistungen beziehungsweise<br />
Konsumgegenstände,<br />
die bei gründlichem Nachdenken<br />
abgelehnt würden, weil sie überflüssig<br />
oder unsinnig sind. ›››<br />
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