missio magazin Ausgabe 1/2022
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NACHGEFRAGT BEI...<br />
„Nur Afrika selbst<br />
kann den Wandel<br />
anstoßen.“<br />
Veye Tatah, 50<br />
Afrika – das ist mehr als Dürre und Krieg, findet<br />
Veye Tatah. Und eigentlich ist der Unternehmerin<br />
und Journalistin auch die Gliederung des Kontinents<br />
in 54 Länder zu kurz gegriffen. Mit ihrem Magazin<br />
„Africa Positive“ macht sie sich seit Jahrzehnten<br />
dafür stark, außerhalb der Schablonen zu denken,<br />
die vom globalen Norden aus bis heute prägen. Ein<br />
Gespräch über falsche Bilder und Abhängigkeiten –<br />
aber vor allem über die Kraft, selbst zu gestalten.<br />
INTERVIEW: KRISTINA BALBACH<br />
Frau Tatah, gibt man „Afrika“<br />
bei den google news ein, lautet der erste<br />
Treffer „Klimakrise in Afrika“. Da sind sie<br />
wieder, die „bad news“…<br />
Das überrascht mich nicht. Die negative<br />
Berichterstattung über den Kontinent<br />
Afrika übersteigt die positive. Das ist schon<br />
historisch und leider sehr resistent. Es gibt<br />
einfach immer noch wenige Medien, die<br />
optimistischen Themen ein Forum geben.<br />
Verschwiegen habe ich Ihnen, dass auf die<br />
„Klimakrise“ gleich etwas Erfreuliches<br />
folgt: „Biontech baut Produktionsstandort<br />
in Afrika“.<br />
Ja, und Ruanda und Senegal sind dafür im<br />
Gespräch. Aber interessant ist doch, wie<br />
schon beim ersten Treffer, dass in den<br />
Überschriften immer nur von „Afrika“ die<br />
Rede ist. Die einzelnen Regionen des Kontinents<br />
schauen wir gar nicht erst an.<br />
Aus dieser Kritik heraus haben Sie vor 23<br />
Jahren das Magazin „Africa Positive“ mit<br />
dem gleichnamigen Verein gegründet. Hat<br />
sich nichts verändert in all den Jahren?<br />
Doch. Seriöse Medien in Deutschland berichten<br />
auch mal über Innovationen aus<br />
afrikanischen Ländern. Aber da ist noch<br />
viel Luft nach oben.<br />
Gibt es Zuschreibungen für Afrika, die Sie<br />
ärgern?<br />
Ja, besonders in der Bildsprache. Ich denke<br />
gerade an einen Bericht über eine Bürgerinitiative,<br />
die sich in Kenia für Corona-Prävention<br />
einsetzt. Bebildert wurde dieser<br />
Beitrag mit Fotos aus Kibera, dem Slum<br />
von Nairobi. Warum? Nairobi ist vielfältiger,<br />
es ist eine riesige Stadt mit unterschiedlichsten<br />
Vierteln. Und Corona gibt es<br />
nicht nur im Slum. Oft wird ein einseitiges<br />
Afrika-Bild transportiert. Ich finde das sehr<br />
problematisch.<br />
Und wenn die immergleichen Themen<br />
wahr sind? Wie Korruption und Misswirtschaft?<br />
Das ist die Realität, und die deutliche Kri-<br />
Foto: privat<br />
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| <strong>missio</strong> 1/<strong>2022</strong>