tz-EM-Journal

38 UEFA EM 2024
Der nächste Franz?
hilipp Lahm ist Turnierdirektor der EM 2024, das eröffnet ihm im deutschen
Fußball alle Perspektiven
Der Chef des Ganzen: Philipp Lahm, Turnierdirektor der EURO, mit dem Henri-Delaunay-Pokal, der am 14. Juli vergeben wird. Foto: Imago
eulich war Philipp Lahm im
„Doppelpass“, dem Fernseh-Fußballstammtisch.
an muss sich ja überlegen, ob
an in diese Sendung geht, die
war wirkmächtig ist, aber halt
bisweilen rustikal; einige prominente
Köpfe haben sich nie dazu
herabgelassen.
Lahm also kam – eine Auszeichnung
für das Format. Aber er
ging früher. Nicht aus Verärgerung,
sondern aus terminlicher
Notwendigkeit. In Berlin trafen
sich an diesem Sonntag Emanuel
Macron und Frank-Walter Steinmeier,
die Staatsspitzenrepräsentanten
aus Frankreich und
Deutschland – „und die haben
angefragt, ob ich dazukomme“.
So machte sich Philipp Lahm denn
auf den Weg zum Flieger, im Hinausgehen
schüttelte er Hände und
machte schnell noch Selfies, sein
Sakko wehte hinter ihm her, seine
kleine Entourage folgte ihm.
Philipp Lahm aus München, aufgewachsen
bei der FT Gern, später
Bayern-Profi, Kapitän der Nationalmannschaft,
Weltmeister – und
heute: Geschäftsmann, Fußballfunktionär
und ja, auch das irgendwie,
einer, der in der Politik
mitspielt. Er wurde zum Gesicht
der deutschen EM-Kampagne, mit
der ehemaligen Nationalspielerin
Celia Sasic bildete er das Duo,
das die relevanten Termine wahrnahm.
Es war folgerichtig, dass er
den Posten des Turnierdirektors
übernahm, als der Deutsche Fußball-Bund
den Zuschlag erhielt.
Philipp Lahm – was für eine Karriere.
2004 bei der EM war er ein
pfiffiges Bürschchen, so jung, dass
die Gegenspieler staunten: „Was
macht der Balljunge denn auf dem
Platz?“ 2006 leitete er mit seinem
WM-Tor gegen Costa Rica das
deutsche Sommermärchen ein – er
trug dabei noch eine Manschette,
weil er sich kurz zuvor den Arm
gebrochen hatte. 2010 wurde
er zunächst Aushilfskapitän der
Nationalmannschaft, weil Platzhirsch
Michael Ballack sich schwer
verletzt hatte. Aber der stets
freundliche Lahm legte auch eine
knallharte Machtkampfattitüde
an den Tag, als er klarstellte, die
Binde nicht mehr herzugeben –
Rivale Ballack spielte nie mehr für
Deutschland. 2014 auf dem Gipfel,
als Weltmeister, hörte Lahm im
DFB-Team auf, 2017 dann ganz.
Beweis seiner Klasse war, dass es
in keinem seiner 113 Länderspiele
eine Diskussion darum gab, ob
er in das Team gehörte. Es ging
immer nur darum, auf welcher
Position er am wertvollsten wäre:
Linker Verteidiger, rechter Verteidiger
oder im Mittelfeld.
Doch was kommt bei einem solch
großen Spieler nach dem Fußball?
Weiter Fußball – oder etwas Neues?
Lahm wählte eine Mischform.
Er kaufte Firmen (Sixtus, Schneekoppe),
unverfängliche Marken,
aber wirtschaftlich eine Heraus-