2024_12_impuls
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Oberländer Ski-Ass und Expertin für Finanzen<br />
Denise Dingsleder sorgte auch in den USA sportlich für Furore und blickt in die Zukunft<br />
In Imst aufgewachsen und für<br />
den SV Arzl startend war Denise<br />
Dingsleder im Kinder- und Jugendalter<br />
eine Zukunftsaktie für<br />
den österreichischen Skisport.<br />
Nach der Matura am Skigymnasium<br />
Stams entschied sie sich<br />
2020 für ein Studium in den<br />
USA. Nebst ihrer Ausbildung<br />
zur Finanzexpertin war sie weiterhin<br />
als Skifahrerin aktiv –<br />
und erzielte im vergangenen<br />
Winter einen furiosen Erfolg.<br />
Vater Mario stammt aus Arzl im<br />
Pitztal. Deshalb startete Denise<br />
von klein auf für den dortigen Verein.<br />
Auch Mutter Sylvia und Bruder<br />
Mario waren dem SV Arzl stets<br />
eng verbunden. „Die Wochenend-<br />
Trips zu den Skirennen waren zugleich<br />
auch immer ein Familienurlaub.<br />
Der Spaß stand stets im Vordergrund.<br />
Und ich habe heute<br />
noch enge Freunde aus dieser<br />
Zeit“, erinnert sich Denise gerne<br />
zurück.<br />
Matura am Skigymnasium<br />
Sie besuchte die Musikhauptschule<br />
in Imst, wechselte danach ins<br />
Skigymnasium Stams, das sie<br />
2017 abschloss. Schließlich startete<br />
sie ihr Studium in Innsbruck.<br />
Der Übersiedlung in die USA gingen<br />
erfreuliche sportliche Leistungen<br />
ebenso wie Verletzungen voraus.<br />
Denise erzählt: „Im Jahr<br />
2019 nahm ich an der Universiade<br />
in Krasnojarsk in Russland teil,<br />
konnte dort drei Medaillen gewinnen.<br />
Ich kam dann mit mehreren<br />
College-Trainern aus den USA ins<br />
Gespräch, entschied mich aber,<br />
vorerst in Österreich zu leben und<br />
meiner Profikarriere noch eine<br />
Chance zu geben. Leider wurde<br />
ich in der Zeit von vielen Verletzungen<br />
geplagt. Besonders problematisch<br />
war eine wiederkehrende<br />
Schulterluxation, die am Ende der<br />
Saison eine Operation nötig<br />
machte. Es wurde ein Knochenstück<br />
in die Schulter eingesetzt,<br />
um weitere Dislokationen zu verhindern.“<br />
Denise blickte optimistisch in die<br />
Zukunft. Nach einem intensiven<br />
Rehabilitations-Sommer kehrte sie<br />
im Oktober auf die Skipisten zurück.<br />
Am zehnten Trainingstag erlitt<br />
sie allerdings am Pitztaler Gletscher<br />
eine 30 Zentimeter lange<br />
und sechs Zentimeter tiefe<br />
Schnittverletzung am rechten<br />
Oberschenkel. „Damals dachte<br />
ich, dass es das war mit meiner<br />
Skikarriere. In der Folge nahm ich<br />
erneut Kontakt zu den Trainern in<br />
den Staaten auf und übersiedelte<br />
im August 2020 ans Westminster<br />
College“, erzählt die 26-Jährige.<br />
Ihre Entscheidung erwies sich<br />
rückblickend als goldrichtig: „Ich<br />
wollte weiter Skifahren, war mir<br />
aber bewusst, dass ich Geduld haben<br />
muss, bis ich an mein früheres<br />
Niveau anschließen kann. Tatsächlich<br />
hat es ein Jahr gedauert, bis<br />
ich mich auf meinen Skiern wieder<br />
sicher gefühlt habe.“<br />
Denise Dingsleder hat gut lachen: Mit der University of Colorado gewann sie die<br />
NCAA Championships <strong>2024</strong>.<br />
Foto: Matan Coll (Cu Athletics Media Team)<br />
Start in NCAA Championships<br />
Ab 2021 startete sie schließlich in<br />
den NCAA Championships. Denise<br />
erklärt: „In den USA sind<br />
Sport und Bildung eng miteinander<br />
verknüpft. Das beginnt bereits<br />
in der High School und setzt sich<br />
an den Universitäten fort. Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Ländern<br />
gibt es deutlich weniger unabhängige<br />
Sportvereine, da die Schüler<br />
direkt an ihren Ausbildungsstätten<br />
die Möglichkeit haben, viele<br />
Sportarten auszuprobieren. Die<br />
National Collegiate Athletic Association<br />
(NCAA) teilt ihre Bewerbe<br />
in verschiedene Divisionen ein,<br />
wobei Division 1 die höchste Stufe<br />
ist. Beim Skifahren bieten sieben<br />
Schulen an der Ost- und sechs an<br />
der Westküste ein Division 1-Ski-<br />
Team an. Diese treten von Jänner<br />
bis Februar in zehn Rennen in der<br />
jeweiligen Region an, die besten<br />
16 Athletinnen und Athleten jeder<br />
Region qualifizieren sich schließlich<br />
für die NCAA Championships.<br />
Dort konkurrieren dann die<br />
besten 32 Studierenden aus den<br />
qualifizierten Bildungsinstituten<br />
in ihren jeweiligen Disziplinen –<br />
aufgeteilt in alpine und nordische<br />
Teams. Die jeweils erzielten Punkte<br />
werden dann für die Gesamtwertung<br />
addiert.“<br />
Nach dem Finale <strong>2024</strong> in Steamboat<br />
Springs konnte Denise mit<br />
dem Team der University of Colorado/Boulder,<br />
für das sie angetreten<br />
war, strahlen. Denn gemeinsam<br />
legte die Mannschaft ein furioses<br />
Finish hin, holte – auch<br />
dank Platz zwei der Tirolerin im<br />
Riesentorlauf – gegen Utah noch<br />
51 Punkte Rückstand auf und holte<br />
sich erstmals seit 2015 mit zwei<br />
Punkten Vorsprung wieder den<br />
NCAA-Titel. „Wir waren über<br />
den Erfolg alle überglücklich. Da<br />
ich nur für ein Jahr an dieser Uni<br />
studierte, war’s auch meine einzige<br />
Chance, für diese einen NCAA-<br />
Titel zu holen. Der Bewerb war für<br />
mich ehrlich gesagt ein Auf und<br />
Ab der Gefühle“, ist Denise die<br />
Freude anzumerken.<br />
Sudienmäßig hat sie 2023 ihren<br />
Bachelor in Finance und den Bachelor<br />
in Computer Information<br />
Systems gemacht. „Durch Corona<br />
habe ich ein extra Jahr „eligibility”<br />
bekommen. Da darf man dann<br />
studieren und für die Uni Wettkämpfe<br />
bestreiten. Dass ich dann<br />
von der University of Colorado<br />
gefragte wurde, ob ich noch für ein<br />
Jahr für sie Skifahren und meinen<br />
Master in Finance machen möchte,<br />
hat mir schließlich das NCAA-<br />
Erlebnis im vergangenen Winter<br />
ermöglicht“, blickt Denise freudig<br />
zurück.<br />
Und wie soll’s sportlich für sie, die<br />
Benni Raich als ihr großes sportliches<br />
Vorbild nennt, weitergehen?<br />
„Ich würde schon gerne weiter<br />
professionell Skifahren, habe aber<br />
inzwischen einen Job bei Goldman<br />
Sachs angenommen. Wahrscheinlich<br />
werde ich künftig in der<br />
World Pro Ski Tour starten.“<br />
(pele)<br />
9. Juli <strong>2024</strong> 39