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Oberländer Ski-Ass und Expertin für Finanzen<br />

Denise Dingsleder sorgte auch in den USA sportlich für Furore und blickt in die Zukunft<br />

In Imst aufgewachsen und für<br />

den SV Arzl startend war Denise<br />

Dingsleder im Kinder- und Jugendalter<br />

eine Zukunftsaktie für<br />

den österreichischen Skisport.<br />

Nach der Matura am Skigymnasium<br />

Stams entschied sie sich<br />

2020 für ein Studium in den<br />

USA. Nebst ihrer Ausbildung<br />

zur Finanzexpertin war sie weiterhin<br />

als Skifahrerin aktiv –<br />

und erzielte im vergangenen<br />

Winter einen furiosen Erfolg.<br />

Vater Mario stammt aus Arzl im<br />

Pitztal. Deshalb startete Denise<br />

von klein auf für den dortigen Verein.<br />

Auch Mutter Sylvia und Bruder<br />

Mario waren dem SV Arzl stets<br />

eng verbunden. „Die Wochenend-<br />

Trips zu den Skirennen waren zugleich<br />

auch immer ein Familienurlaub.<br />

Der Spaß stand stets im Vordergrund.<br />

Und ich habe heute<br />

noch enge Freunde aus dieser<br />

Zeit“, erinnert sich Denise gerne<br />

zurück.<br />

Matura am Skigymnasium<br />

Sie besuchte die Musikhauptschule<br />

in Imst, wechselte danach ins<br />

Skigymnasium Stams, das sie<br />

2017 abschloss. Schließlich startete<br />

sie ihr Studium in Innsbruck.<br />

Der Übersiedlung in die USA gingen<br />

erfreuliche sportliche Leistungen<br />

ebenso wie Verletzungen voraus.<br />

Denise erzählt: „Im Jahr<br />

2019 nahm ich an der Universiade<br />

in Krasnojarsk in Russland teil,<br />

konnte dort drei Medaillen gewinnen.<br />

Ich kam dann mit mehreren<br />

College-Trainern aus den USA ins<br />

Gespräch, entschied mich aber,<br />

vorerst in Österreich zu leben und<br />

meiner Profikarriere noch eine<br />

Chance zu geben. Leider wurde<br />

ich in der Zeit von vielen Verletzungen<br />

geplagt. Besonders problematisch<br />

war eine wiederkehrende<br />

Schulterluxation, die am Ende der<br />

Saison eine Operation nötig<br />

machte. Es wurde ein Knochenstück<br />

in die Schulter eingesetzt,<br />

um weitere Dislokationen zu verhindern.“<br />

Denise blickte optimistisch in die<br />

Zukunft. Nach einem intensiven<br />

Rehabilitations-Sommer kehrte sie<br />

im Oktober auf die Skipisten zurück.<br />

Am zehnten Trainingstag erlitt<br />

sie allerdings am Pitztaler Gletscher<br />

eine 30 Zentimeter lange<br />

und sechs Zentimeter tiefe<br />

Schnittverletzung am rechten<br />

Oberschenkel. „Damals dachte<br />

ich, dass es das war mit meiner<br />

Skikarriere. In der Folge nahm ich<br />

erneut Kontakt zu den Trainern in<br />

den Staaten auf und übersiedelte<br />

im August 2020 ans Westminster<br />

College“, erzählt die 26-Jährige.<br />

Ihre Entscheidung erwies sich<br />

rückblickend als goldrichtig: „Ich<br />

wollte weiter Skifahren, war mir<br />

aber bewusst, dass ich Geduld haben<br />

muss, bis ich an mein früheres<br />

Niveau anschließen kann. Tatsächlich<br />

hat es ein Jahr gedauert, bis<br />

ich mich auf meinen Skiern wieder<br />

sicher gefühlt habe.“<br />

Denise Dingsleder hat gut lachen: Mit der University of Colorado gewann sie die<br />

NCAA Championships <strong>2024</strong>.<br />

Foto: Matan Coll (Cu Athletics Media Team)<br />

Start in NCAA Championships<br />

Ab 2021 startete sie schließlich in<br />

den NCAA Championships. Denise<br />

erklärt: „In den USA sind<br />

Sport und Bildung eng miteinander<br />

verknüpft. Das beginnt bereits<br />

in der High School und setzt sich<br />

an den Universitäten fort. Im Gegensatz<br />

zu vielen anderen Ländern<br />

gibt es deutlich weniger unabhängige<br />

Sportvereine, da die Schüler<br />

direkt an ihren Ausbildungsstätten<br />

die Möglichkeit haben, viele<br />

Sportarten auszuprobieren. Die<br />

National Collegiate Athletic Association<br />

(NCAA) teilt ihre Bewerbe<br />

in verschiedene Divisionen ein,<br />

wobei Division 1 die höchste Stufe<br />

ist. Beim Skifahren bieten sieben<br />

Schulen an der Ost- und sechs an<br />

der Westküste ein Division 1-Ski-<br />

Team an. Diese treten von Jänner<br />

bis Februar in zehn Rennen in der<br />

jeweiligen Region an, die besten<br />

16 Athletinnen und Athleten jeder<br />

Region qualifizieren sich schließlich<br />

für die NCAA Championships.<br />

Dort konkurrieren dann die<br />

besten 32 Studierenden aus den<br />

qualifizierten Bildungsinstituten<br />

in ihren jeweiligen Disziplinen –<br />

aufgeteilt in alpine und nordische<br />

Teams. Die jeweils erzielten Punkte<br />

werden dann für die Gesamtwertung<br />

addiert.“<br />

Nach dem Finale <strong>2024</strong> in Steamboat<br />

Springs konnte Denise mit<br />

dem Team der University of Colorado/Boulder,<br />

für das sie angetreten<br />

war, strahlen. Denn gemeinsam<br />

legte die Mannschaft ein furioses<br />

Finish hin, holte – auch<br />

dank Platz zwei der Tirolerin im<br />

Riesentorlauf – gegen Utah noch<br />

51 Punkte Rückstand auf und holte<br />

sich erstmals seit 2015 mit zwei<br />

Punkten Vorsprung wieder den<br />

NCAA-Titel. „Wir waren über<br />

den Erfolg alle überglücklich. Da<br />

ich nur für ein Jahr an dieser Uni<br />

studierte, war’s auch meine einzige<br />

Chance, für diese einen NCAA-<br />

Titel zu holen. Der Bewerb war für<br />

mich ehrlich gesagt ein Auf und<br />

Ab der Gefühle“, ist Denise die<br />

Freude anzumerken.<br />

Sudienmäßig hat sie 2023 ihren<br />

Bachelor in Finance und den Bachelor<br />

in Computer Information<br />

Systems gemacht. „Durch Corona<br />

habe ich ein extra Jahr „eligibility”<br />

bekommen. Da darf man dann<br />

studieren und für die Uni Wettkämpfe<br />

bestreiten. Dass ich dann<br />

von der University of Colorado<br />

gefragte wurde, ob ich noch für ein<br />

Jahr für sie Skifahren und meinen<br />

Master in Finance machen möchte,<br />

hat mir schließlich das NCAA-<br />

Erlebnis im vergangenen Winter<br />

ermöglicht“, blickt Denise freudig<br />

zurück.<br />

Und wie soll’s sportlich für sie, die<br />

Benni Raich als ihr großes sportliches<br />

Vorbild nennt, weitergehen?<br />

„Ich würde schon gerne weiter<br />

professionell Skifahren, habe aber<br />

inzwischen einen Job bei Goldman<br />

Sachs angenommen. Wahrscheinlich<br />

werde ich künftig in der<br />

World Pro Ski Tour starten.“<br />

(pele)<br />

9. Juli <strong>2024</strong> 39

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