2024_12_impuls
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TANNHEIMERTAL<br />
Orte im Tannheimer Tal setzen auf Kooperation<br />
Nesselwängle, Grän, Tannheim, Zöblen, Schattwald und Jungholz arbeiten zusammen<br />
Kinderbetreuung, Schule, Altenpflege<br />
oder die Abwasserentsorgung<br />
zählen zu den ureigensten<br />
Aufgaben von Kommunen.<br />
Aus Kostengründen werden diese<br />
Tätigkeiten oft über Gemeindeverbände<br />
organisiert. Besonders<br />
intensiv ist diese Kooperation<br />
im Tannheimer Tal, wo die<br />
fünf Gemeinden des Tales mit<br />
der nur über Deutschland erreichbaren<br />
Enklave Jungholz in<br />
einem Planungsverband eng zusammenarbeiten.<br />
Dazu gehört<br />
auch das im Hauptort Tannheim<br />
angesiedelte Standesamt.<br />
„Mein Bürgermeisterkollege Wolfgang<br />
Ramp aus Schattwald und<br />
ich führen hier quasi eine kommunalpolitische<br />
Wohngemeinschaft“,<br />
erzählt der Tannheimer Dorfchef<br />
Ing. Harald Kleiner beim Impuls-<br />
Interview mit einem Schmunzeln<br />
im Gesicht. „Wer heiraten will,<br />
der muss zum Wolfgang. Der<br />
kümmert sich auch um das gesamte<br />
Meldewesen der Region“, erzählt<br />
Kleiner, für den die räumliche<br />
Nähe zu Ramp viele Vorteile<br />
hat: „Wir bereiten bei uns in der<br />
Amtsstube zusammen die Sitzungen<br />
für den Planungsverband vor,<br />
um dann bei den Besprechungen<br />
mit Hubert Mark aus Nesselwängle,<br />
Martin Schädle aus Grän,<br />
Werner Gehring aus Zöblen und<br />
Karina Konrad aus Jungholz effiziente<br />
Ergebnisse zu erzielen. Das<br />
hat auch viele Vorteile bei diversen<br />
Vorsprachen für Förderungen<br />
beim Land!“<br />
Sehr gut funktioniert seit vielen<br />
Gemeinsam in einer Amtsstube. Bürgermeister Wolfgang Ramp aus Schattwald<br />
und der Tannheimer Dorfchef Harald Kleiner erledigen im Gemeindeamt von<br />
Tannheim viele Aufgaben für die Region.<br />
Foto: Eiter<br />
Jahren der Abwasserverband. Dieser<br />
hat zuletzt neben seiner ursächlichen<br />
Aufgabe auch die Verlegung<br />
des Glasfaserkabels für ein schnelles<br />
Internet übernommen. „Wir<br />
haben jetzt eine hochmoderne Datenautobahn<br />
von Höfen im Lechtal<br />
bis nach Jungholz. Das ist für<br />
eine Tourismusregion natürlich<br />
von existentieller Bedeutung“,<br />
freut sich Harald Kleiner, der einst<br />
selbst an der HTL als Nachrichtentechniker<br />
ausgebildet worden<br />
ist, sich jetzt aber neben seiner<br />
Aufgabe als Dorfchef vor allem um<br />
die Landwirtschaft seiner Familie<br />
kümmert. Im Umbruch befindet<br />
sich derzeit das System für Schule<br />
und Elementarpädagogik. „Wir<br />
haben derzeit im Tal eine gemeinsame<br />
Mittelschule und bis auf Zöblen<br />
in jedem Ort eine eigene<br />
Volksschule. In Sachen Kinderbetreuung<br />
sind wir derzeit eine Pilotregion.<br />
In Absprache mit der Bildungsdirektion<br />
des Landes soll<br />
demnächst ein neues Modell entwickelt<br />
werden, wo und wie wir in unseren<br />
sechs Gemeinden in Zukunft<br />
Kindergärten, Kinderkrippen, Horte<br />
und Ganztagsbetreuung oder<br />
Mittagstische anbieten“, verrät der<br />
Tannheimer Bürgermeister.<br />
Tagespflege in Grän<br />
Bei der Altenbetreuung sind die<br />
Gemeinden des Tales an den Pflegeverband<br />
angeschlossen, der in<br />
Ehenbichl neben dem Krankenhaus<br />
für den ganzen Bezirk ein<br />
eben erst erweitertes Heim betreibt.<br />
Für Leute, die noch nicht<br />
rund um die Uhr betreut werden<br />
müssen, gibt es in Grän eine vom<br />
Sozial- und Gesundheitssprengel<br />
betriebene Tagespflege. Zudem<br />
wurde beim Erweiterungsbau der<br />
Wohnsiedlung „Langler“ in Tannheim<br />
mit dem Bau von acht behindertengerechten<br />
Wohnungen<br />
Vorsorge für das betreute Wohnen<br />
getroffen. Die gemeinnützige Gesellschaft<br />
Tigewosi hat in Tannheim<br />
vier Häuser errichtet, die<br />
auch für junge Einheimische leistbaren<br />
Wohnraum garantieren.<br />
Tourismus & Landwirtschaft<br />
Wirtschaftlich ist die Region in<br />
erster Linie auf das Kapital der<br />
einzigartigen Natur aufgebaut.<br />
„Wir haben in unseren sechs Gemeinden<br />
bei zirka 3.000 Einwohnern<br />
zirka 7.000 Gästebetten.<br />
Auch die Landwirtschaft und die<br />
Bewirtschaftung von Almen funktionieren<br />
bestens, allein am Talboden<br />
pflegen die Bauern zirka<br />
1.000 Hektar Grünland für die<br />
Vieh haltenden Betriebe. Unsere<br />
Lage auf etwa 1.000 Höhenmeter<br />
lässt zwar keinen Ackerbau zu,<br />
aber die Produkte der Tierhaltung<br />
sind von hoher Qualität“, freut<br />
sich Kleiner. (me)<br />
34 9. Juli <strong>2024</strong><br />
Die von der Tigewosi errichtete Wohnanlage „Langler“ garantiert in Tannheim<br />
leistbares Wohnen für junge Einheimische und betreutes Wohnen für Senioren