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Industrieanzeiger 10.2024

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09.07.2024 Ausgabe 10 | 2024 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Titelthema<br />

Skalierbare Digitalisierungslösung<br />

ohne Sicherheitsrisiko<br />

» Seite 42<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Generative KI für Wissens -<br />

systeme nutzbar machen<br />

» Seite 16<br />

Robotik<br />

Mobile Manipulatoren im<br />

Dauerbetrieb<br />

» Seite 30<br />

Gunther Sälzler<br />

von Rockwell<br />

Automation<br />

über KI in der<br />

Instandhaltung<br />

» Seite 52<br />

TOPSTORY<br />

Wettbewerbsvorteile<br />

durch digitale Zwillinge als<br />

„Werkzeug für die<br />

Industrie 4.0“<br />

» Seite 22<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


» MEINUNG<br />

Die Zukunft der Fertigung<br />

In einer Zeit, in der sich die Fertigungsindustrie rasant verändert, ist es wichtig,<br />

die Megatrends, die unsere Zukunft prägen, zu verstehen und proaktiv zu gestalten.<br />

Diese Ausgabe widmet sich den großen Herausforderungen und Chancen,<br />

die durch Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit entstehen.<br />

Diese Trends sind nicht nur technologischer Natur, sondern haben tiefgreifende<br />

Auswirkungen auf Geschäftsmodelle, Arbeitswelten und die Gesellschaft.<br />

So verändert beispielsweise der Trend zur Personalisierung die Art und Weise,<br />

wie Produkte entwickelt und hergestellt werden. Kundinnen und Kunden<br />

erwarten maßgeschneiderte Lösungen, die ihren individuellen Bedürfnissen<br />

entsprechen. Dies stellt die produzierende Industrie vor die Herausforderung,<br />

flexible und anpassungsfähige Produktionsprozesse zu entwickeln.<br />

Roboter und automatisierte Systeme übernehmen zunehmend Aufgaben,<br />

die bisher von Menschen ausgeführt wurden. Dies führt zu einer erheblichen<br />

Steigerung von Effizienz und Präzision, stellt aber auch Herausforderungen an<br />

den Arbeitsplatz der Zukunft. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Balance<br />

zwischen Mensch und Maschine. Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam<br />

Lösungen finden, um die Qualifikationen der Beschäftigten anzupassen und<br />

neue Berufsbilder zu schaffen. Dabei spielt auch die Bildungspolitik eine<br />

wichtige Rolle, damit die Fachkräfte von morgen den Anforderungen gewachsen<br />

sind. Doch der Mensch ist bei weitem kein Auslaufmodell: In dieser Ausgabe<br />

beleuchten wir unter anderem die Potenziale der generativen KI für Wissensund<br />

Assistenzsysteme und wie wichtig dabei die Expertise erfahrener Facharbeiterinnen<br />

und Facharbeiter ist und bleiben wird.<br />

Die Transformation der produzierenden Industrie kann nur gelingen, wenn<br />

Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. Es braucht klare politische Rahmen -<br />

bedingungen, die Innovation und Wettbewerb fördern, aber auch soziale und<br />

ökologische Verantwortung einfordern. Förderprogramme, steuerliche Anreize<br />

und eine progressive Bildungspolitik sind notwendig, um den Mittelstand zu<br />

stärken und die Zukunft der Produktion erfolgreich zu gestalten.<br />

Franke Drahtwälzlager:<br />

German Design Award<br />

Winner 2024<br />

herkömmliches<br />

Kugellager<br />

Franke<br />

Drahtwälzlager<br />

Beim Drahtwälzlager rollen die Wälzkörper<br />

auf eingelegten Drähten.<br />

Hagen Wagner<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

hagen.wagner@konradin.de<br />

Die Variabilität des Franke-Prinzip<br />

erlaubt es, freier und einfacher zu<br />

konstruieren, um bessere Produkte<br />

zu entwickeln.<br />

Erleben Sie Franke auf der Messe AMB<br />

in Stuttgart vom 10.-14. September<br />

2024 in Halle C2, Stand 2D25.<br />

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Mehr zum Prinzip Drahtwälzlager:<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 3<br />

www.franke-gmbh.de


» INHALT 10 | 2024 145. JAHRGANG<br />

TOPSTORY<br />

Digitalisierung<br />

Digitale Zwillinge als<br />

nützliche Werkzeuge für<br />

die Industrie 4.0<br />

» Seite 22<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

Digitale Zwillinge nutzen der Fertigung gerade in Hinblick auf Effizienz und<br />

digitale Wertschöpfung.<br />

» Seite 22<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Branchennews<br />

Studie: Unternehmen generieren Wachstum im Ausland 08<br />

Trumpf und Mercedes verstärken Zusammenarbeit 09<br />

Technologietag Leichtbau ist wieder da 10<br />

Messe Cast Forge verläuft erfolgreich 12<br />

Hoffmann Group eröffnet neues Logistikzentrum 14<br />

» Künstliche Intelligenz<br />

Generative KI als Wettbewerbsvorteil 16<br />

Nachhaltigkeitskommunikation<br />

Die große Angst vor Greenwashing 18<br />

Interview<br />

Patrick Mirring und Daniel Merk von Schaeffler über<br />

künstliche Intelligenz in Entwicklung und Produktion 20<br />

TECHNIK & WISSEN<br />

TOPSTORY<br />

» Digitale Zwillinge<br />

Wettbewerbsvorteile und Wertschöpfung durch<br />

digitale Zwillinge in der Fertigung 22<br />

Digitale Services<br />

Datentransparenz und offene Softwareplattformen<br />

und IT-Standards als Differenzierungsmerkmal 28<br />

» Robotik<br />

Mobile Manipulatoren mit ausreichend Energie versorgen 30<br />

Leichtbau-Politik<br />

Der 5. Lightweighting Summit in Hannover setzte auf<br />

Leichtbau – obwohl Fördergelder gestrichen sind 32<br />

Automatisierung<br />

Wissensvermittlung und Weiterbildung mit<br />

Connected-Worker-Tools 40<br />

TITEL » Digitalisierung<br />

Umsetzung der Digitalisierung ohne Sicherheitsrisiko<br />

im laufenden Betrieb der Anlagen 42<br />

Energiewende<br />

Energiemanagement als Schlüssel zur Smart Production 44<br />

Interview<br />

Andreas Kirsch von Gfos über den Einfluss der<br />

Megatrends auf die produzierende Industrie 48<br />

Prozessstrukturierung<br />

Standardorientierung bei der Implementierung<br />

von ERP-Systemen 50<br />

» Interview<br />

Gunther Sälzler von Rockwell Automation über<br />

KI-Anwendungen bei der vorausschauenden Wartung 52<br />

Smart Factory<br />

Edge-Technologien unterstützen KMU 54<br />

Metallbearbeitung<br />

Nächste Werkzeuggeneration für die Innenbearbeitung:<br />

Supermini mit gesinterter Spanformgeometrie 56<br />

Spritzgießtechnik<br />

Komplettausrüster Wittmann präsentierte Zukunftskonzepte<br />

inklusive KI auf seinen Competence Days 2024 58<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Produkte 60<br />

Impressum 64<br />

Vorschau 65<br />

Zuletzt 66<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Bild: Wiferion<br />

Eine neue Lösung<br />

versorgt mobile<br />

Manipulatoren mit<br />

ausreichend Energie<br />

für ihre Aufgaben.<br />

» Seite 30<br />

EVOLVE BY<br />

INTEGRATION<br />

DYNAMISCHE LÖSUNGEN<br />

BRINGEN IHREN<br />

PRODUKTIONSPROZESS<br />

AUF DAS NÄCHSTE LEVEL<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

Gunther Sälzler,<br />

Director Software,<br />

Control and Intelligent<br />

Devices bei Rockwell<br />

Automation, über KI<br />

und ihr Potenzial für<br />

die vorausschauende<br />

Wartung.<br />

» Seite 52<br />

» ZUM TITELBILD<br />

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit<br />

und Effizienz durch Digitalisierung zu vereinen. Phoenix Contact<br />

bietet mit dem Konzept „Digital Factory now“ eine sektorübergreifende<br />

Lösung an, die auf skalierbaren Datenmodellen und<br />

umfassender Erfahrung basiert. Bild: Phoenix Contact<br />

Die Blechbearbeitung erfordert<br />

Rentabilität. Unabhängig Ihrer<br />

Unternehmensgröße bietet<br />

Ihnen Prima Power modulare und<br />

leistungsstarke Technologien,<br />

für Ihr zukünftiges Wachstum.<br />

Einzigartige Kompetenz in der<br />

technologischen Integration mit<br />

nativen Lösungen für die<br />

mannlose Produktion.<br />

Kundenorientierter Ansatz<br />

und Design, welche auf Ihre<br />

Produktivitätsherausforderungen<br />

ausgerichtet sind.<br />

Ein komplettes System aus<br />

schnellen und flexiblen Lösungen,<br />

die Präzision, Vielseitigkeit und<br />

Effizienz vereinen.<br />

2D & 3D LASERSCHNEIDEN | BIEGEN<br />

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AUTOMATISIERUNG | SOFTWARE | FMS<br />

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and dynamism of Prima Power.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 5


Auch in der Automobilfertigung steigert die digitale Transformation<br />

die Produktivität im gesamten Montage- und<br />

Logistikprozess. Es gibt inzwischen über 550 Automobilfertigungsanlagen<br />

weltweit, die smarte Technologien nutzen. Da sich dieser<br />

Wandel jedoch in einer jahrzehntealten Branche mit gut eingeführten<br />

Prozessen vollzieht, sind flexible Lösungen besonders<br />

wichtig.<br />

Die robusten mobilen Geräte von Getac können eine Reihe von<br />

Funktionen im Fertigungsbereich übernehmen, wie Teile weiterzuleiten<br />

oder bei der Personaleinsatzplanung zu helfen. Die<br />

vernetzten Geräte sammeln Daten in Echtzeit, um Ereignisse zu<br />

identifizieren, die Ausfallzeiten verursachen. Bei End-of-Line-<br />

Diagnoseprüfungen sind dank WLAN-Verbindung zum Fahrzeug<br />

und zur Infrastruktur keine Kabel und VCIs mehr erforderlich.<br />

Daten können von der Cloud ins Fahrzeug mit integriertem WiFi 6<br />

und Bluetooth 5.2 übertragen werden. Ein Doppel-Akku gewährleistet<br />

den kontinuierlichen Betrieb bei Problemen. Bild: Getac<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 7


» NACHRICHTEN<br />

Kosten und Profitabilität im Fokus<br />

Deutsche Unternehmen generieren<br />

ihr Wachstum im Ausland<br />

Die Management-Beratung Horváth hat die Ergebnisse ihrer 5. jährlichen Studie<br />

„CxO Priorities“ veröffentlicht. Laut der Studie haben sich strikte Kostenoptimierungen<br />

und der Aufbau globaler Strukturen in deutschen Industrieunternehmen ausgezahlt.<br />

Horváth hat die 5. jährliche Studie<br />

„CxO Priorities“ veröffentlicht.<br />

Für 2025 erwarten deutsche<br />

Industrieunternehmen sektorübergreifende<br />

Umsatzsteigerungen.<br />

Bild: Tatjana Balzer/stock.adobe.com<br />

Die Management-Beratung Horváth<br />

hat die Ergebnisse ihrer 5. jährlichen<br />

Studie „CxO Priorities“ veröffentlicht. Eine<br />

strikte Kostenoptimierungen und die<br />

Schaffung globaler Strukturen der deutschen<br />

Industrieunternehmen zahlten sich<br />

aus, so die Studie. Für 2025 erwarte man<br />

sektorübergreifende Umsatzsteigerungen.<br />

Deutsche Unternehmen entwickelten sich<br />

gut, weil ihr Wachstum in Nordamerika,<br />

Asien und in Osteuropa stattfindet.<br />

Für die 5. jährliche Horváth-Studie „CxO<br />

Priorities“ wurden über 770 Vorstände<br />

und Geschäftsführungsmitglieder großer<br />

Unternehmen mit mehrheitlich mindestens<br />

1.000 Mitarbeitenden und 1 Mrd.<br />

Euro Jahresumsatz befragt, darunter<br />

mehr als 440 produzierende Unternehmen.<br />

Die Hälfte der untersuchten Industrieunternehmen<br />

hat ihren Hauptstandort<br />

in Deutschland.<br />

Die strukturelle Verbesserung der Kosten<br />

und Profitabilität steht für große Industrieunternehmen<br />

in diesem Jahr ganz<br />

oben auf der Managementagenda. Für<br />

zwei Drittel der Vorstände hat das Thema<br />

größte Bedeutung. 66 % bezeichnen die<br />

Verbesserung von Kosten- und Erlösstrukturen<br />

als „sehr wichtig“. 2023 lag das<br />

Thema noch an dritter Stelle.<br />

Im Zuge dessen setzt sich die Deglobalisierung<br />

der Unternehmen fort: aus<br />

Exportweltmeistern werden transnationale<br />

Organisationen. Investiert wird vor<br />

allem in die Wertschöpfungshubs Nordund<br />

Mittelamerika, Asien (insbesondere<br />

China, Indien) und auch in Osteuropa.<br />

Deutschland ist das einzige Land, in dem<br />

die Unternehmen unterm Strich einen<br />

Abbau der Arbeitsplätze in den kommenden<br />

fünf Jahren planen. Im Westen<br />

Europas sieht es wenig besser in punkto<br />

Wachstum aus. Trotz hoher Kostenpriorität<br />

sind die Unternehmen optimistisch<br />

und rechnen mit steigenden Umsätzen in<br />

2025.<br />

Mit Ausnahme des Automotive-Sektors<br />

gehen die CxOs in allen Industriezweigen<br />

für das Gesamtjahr 2024 von konstanten<br />

oder leicht steigenden Umsätzen aus. Mit<br />

Blick auf 2025 sind die Aussichten positiv<br />

– keine Branche geht dann mehr von<br />

einem Rückgang aus, alle rechnen mit relevanten<br />

Umsatzsteigerungen. „Die<br />

Unternehmen haben ihre Hausaufgaben<br />

gemacht. Der Fokus auf Kostenmanagement<br />

– und auch Liquiditätsmanagement<br />

ist in der Priorität gestiegen, die Basis für<br />

Wachstum – zahlt sich aus. Die Unternehmen<br />

bedienen die Märkte zunehmend<br />

direkt aus den Regionen heraus mit eigenen<br />

Standorten. Das erweist sich als<br />

Erfolgsstrategie“, sagt Ralf Sauter, Partner<br />

und Industrieexperte bei der Managementberatung<br />

Horváth.<br />

„Für den Standort Deutschland muss man<br />

aber sagen: Aufschwung sieht anders aus.<br />

Denn das Wachstum findet im Ausland<br />

statt, die Wertschöpfung wird immer<br />

dezentraler. Das ist Erfolgsfaktor, aber<br />

auch Herausforderung: Die Unternehmen<br />

müssen ihre Organisationsstrukturen<br />

dahingehend anpassen, dass die Regionen<br />

autonomer vom Headquarter agieren<br />

können.“<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Cloudbasiertes Monitoring<br />

Enge Zusammenarbeit bei Trumpf und Mercedes<br />

Mercedes-Benz setzt in seinem globalen<br />

Produktionsnetzwerk auf ein cloudbasiertes<br />

Monitoring aller Trumpf-Laser, um<br />

den Einsatz resilienter und effektiver zu<br />

gestalten. Im Werk in Sindelfingen gibt es<br />

für die digitale Instandhaltung ein entsprechendes<br />

Pilotprojekt, dass als Beispiel<br />

für alle Mercedes-Benz Werke weltweit<br />

dienen soll. Das Verfahren soll das Risiko<br />

ungeplanter Maschinenausfälle verringern.<br />

Vorteil ist, dass so die Resilienz der<br />

Fahrzeugproduktionsprozesse enorm gesteigert<br />

werden kann.<br />

Bislang erfolgten die Wartungen der Laser<br />

in fest definierten Zeitintervallen direkt<br />

an den Anlagen in den jeweiligen Standorten.<br />

Die Stammdatenpflege, Dokumentation<br />

und der Datenaustausch wurden<br />

manuell durchgeführt. Mithilfe des<br />

Manufacturing Service Bus (MSB) und<br />

zusätzlichen Elementen der globalen<br />

MO360 Dateninfrastruktur, ist inzwischen<br />

Hagen Zimer, CEO Trumpf Lasertechnik, und Jörg<br />

Burzer, Produktionsvorstand Mercedes-Benz AG,<br />

in der S-Klasse-Fertigung in Sindelfingen.<br />

gut die Hälfte der rund 400 bei Mercedes-<br />

Benz weltweit eingesetzten Trumpf Laser<br />

und zugehörigen Laser-Optiken in einer<br />

Cloud verbunden.<br />

Bild: Mercedes-Benz AG<br />

Modellierung des Materialverhaltens von PEM<br />

Fraunhofer Projekt für längere Lebensdauer von Brennstoffzellen<br />

Bild: Fraunhofer LBF<br />

Materialeigenschaften können mit Hilfe von<br />

Sorptionsmessungen bestimmt werden. Diese<br />

verwenden die Forschenden als Grundlage für<br />

Modell-Erstellungen und Simulationen.<br />

In dem neuen, seitens des BMWK geförderten<br />

Forschungsprojekt Pempar entwickeln<br />

Forschende am Fraunhofer LBF eine<br />

Messmethodik für die Parametrisierung<br />

von Modellen zur Simulation der Temperatur-<br />

und Feuchtewirkung sowie der mechanischen<br />

Belastungen von PEM. Hierdurch<br />

lassen sich Datenlücken hinsichtlich<br />

des Materialverhaltens und fehlender<br />

Prüfvorschriften schließen. Die Test- und<br />

Prüfzeiten von PEM, Brennstoffzellen und<br />

Elektrolyseuren können so reduziert werden.<br />

Die Nutzung von Brennstoffzellen<br />

und Elektrolyseuren wird durch die Wasserstoffinitiative<br />

der Bundesregierung beflügelt<br />

und setzt gleichzeitig Hersteller<br />

unter Druck, neue und haltbarere PEM zu<br />

entwickeln, damit deren im Verkehr und<br />

in Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerken<br />

erforderliche Lebensdauer gewährleistet<br />

werden kann. Das drohende Aus für PFAS,<br />

die derzeit noch in Brennstoffzellenmembranen<br />

benötigt werden, spielt dabei<br />

ebenfalls eine Rolle.<br />

Das Unsichtbare wird sichtbar<br />

KAESER MESSTECHNIK<br />

Intelligente Prozessdatenerfassung<br />

• Intelligente Sensoren ermöglichen eine multiple Datenerfassung unter<br />

Berücksichtigung aller relevanten Messwerte – Power over Ethernet<br />

• Einfache Datenintegration über das KAESER SIGMA NETWORK<br />

• Prozessdatenerfassung für Echtzeitmonitoring, Überwachung, Auswertung,<br />

Kennzahlenbildung und Fehlerbehebung<br />

• Hochwertige Sensortechnik mit einfacher Installation und Inbetriebnahme ins<br />

Druckluftsystem<br />

• Zertifizierung für höchstmögliche Prozesssicherheit und höchste Qualitätsstandards<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong><br />

www.kaeser.com<br />

» 10 | 2024 9


» NACHRICHTEN<br />

Geschäftsjahresbericht<br />

Ebm-Papst richtet sich konsequent auf Wachstum aus<br />

Ventilatoren- und Motoren-Hersteller<br />

Ebm-Papst hat das Geschäftsjahr 2023/24<br />

am 31. März 2024 mit einem Gesamtumsatz<br />

von 2,408 Milliarden Euro abgeschlossen.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr, in<br />

dem 2,541 Mrd. Euro erzielt wurden, entspricht<br />

dies einem Rückgang von 5,2 %.<br />

Ein langfristiges Wachstum will das Unternehmen<br />

aus seinem Kerngeschäft generieren.<br />

„Die strategische Neuausrichtung unseres<br />

Unternehmens ist in vollem Gange und<br />

zeigt bereits Erfolge“, sagt Klaus Geißdörfer,<br />

CEO der Ebm-Papst Gruppe. „Durch<br />

die Fokussierung auf unsere Wachstumssegmente<br />

Air- und Heating Technology,<br />

unterstützt von unserer Local-for-local-<br />

Strategie und einer konsequenten Innovationsausrichtung,<br />

schaffen wir die<br />

Grund lagen für eine langfristig erfolgreiche<br />

Zukunft unseres Unternehmens.“<br />

Mit der Strategie „Gemeinsam Zukunft<br />

machen“ konzentriert sich der Ebm-Papst<br />

Hans Peter Fuchs, CFO, Dr. Sonja Fleischer,<br />

CHRO, Dr. Klaus Geißdörfer, CEO, und<br />

Prof. Dr.-Ing. Tomas Smetana, CTO, der<br />

Ebm-Papst Gruppe (v.l.n.r).<br />

auf seine internationalen Kernsegmente<br />

Luft- und Heiztechnik sowie auf die Themen<br />

Digitalisierung und Nachhaltigkeit.<br />

Der Rückgang wird von dem baden-württembergischen<br />

Familienunternehmen auf<br />

mehrere Faktoren zurückgeführt:<br />

• eine schwache Konjunktur in Europa,<br />

• Unsicherheiten im deutschen<br />

Heiztechnikmarkt und<br />

• ein herausforderndes makroökonomisches<br />

Umfeld, das von geopolitischen<br />

Konflikten geprägt ist.<br />

Zudem hatte das strategische Phase-Out<br />

der Geschäftsfelder Hausgeräte und Auto -<br />

mobiltechnik, einschließlich der Ablehnung<br />

von Neugeschäft in diesen Bereichen,<br />

einen erheblichen Einfluss. Besonders<br />

bemerkenswert ist das Wachstum im<br />

Bereich der Luft- und Klimatechnik, das<br />

im Kalenderjahr um 9,5 % zulegte. Trotz<br />

eines konjunkturell schwachen ersten<br />

Quartals in Europa erzielte dieser Bereich<br />

am Ende des Geschäftsjahres ein Umsatzplus<br />

und erreichte 1,733 Mrd. Euro. Ebm-<br />

Papst ist hier mit hocheffizienten Ventilatoren<br />

für Rechenzentren, Reinräume und<br />

Anlagen im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien hervorragend positioniert. Derzeit<br />

leidet das Unternehmen insbesondere<br />

in Deutschland (-4,1 % auf 487 Mio.<br />

Euro) unter den Nachwehen des umstrittenen<br />

Gebäudeenergiegesetzes und der<br />

damit einhergehenden Verunsicherung<br />

der Märkte. Das Heiztechniksegment<br />

verlor 18,7 % seines Umsatzes gegenüber<br />

Vorjahr und erzielte 322,9 Mio. Euro.<br />

Bild: Philipp Reinhard für ebm-papst<br />

Leichtbau-Allianz BW lädt ein<br />

„Technologietag Leichtbau“ ist wieder da<br />

Bild: IPEK<br />

bauzentrum BW e.V. (LBZ-BW e.V.).<br />

Als besonderes Anliegen des Netzwerks<br />

wurde an der Fortführung des Formats<br />

Technologietag Leichtbau gearbeitet, zu<br />

dem die Veranstalter nun zum 10. Mal<br />

am 06.11.2024 einladen. Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen aus Baden-<br />

Württemberg und Umgebung sind aufgerufen,<br />

ihre Beiträge für das Kongress -<br />

Der letzte von der<br />

„alten“ Leichtbau BW<br />

verliehene Innovationspreis<br />

ThinKing galt<br />

im Dezember 2022<br />

diesem Batterie-Zellhalter:<br />

Die Institute<br />

IPEK und IKT entwickelten<br />

ihn im leichten<br />

und recyclingfähigen<br />

Multi-Material-Design,<br />

um den Carbon-Footprint<br />

zu senken.<br />

Der geschätzte „Technologietag Leichtbau“<br />

aus BaWü ist wieder da: Nach Auflösung<br />

der Landesagentur Leichtbau BW<br />

haben sich die drei großen Leichtbauvereine<br />

zur „Leichtbau-Allianz Baden-Württemberg“<br />

zusammengeschlossen. Das sind<br />

die Allianz Faserbasierte Werkstoffe BW<br />

(AFBW), der Composites United (CU) mit<br />

seinem Cluster CU BW und das Leichtprogramm<br />

einzureichen – „gerne auch als<br />

Tandem zwischen Unternehmen und Forschung“,<br />

wie es heißt.<br />

Folgende Beteiligungs-Möglichkeiten gibt<br />

es:<br />

• Gesucht werden neue vielversprechende<br />

Entwicklungen aus den verschiedenen<br />

Leichtbau-Fachdisziplinen und<br />

entlang der Wertschöpfungskette vom<br />

Konzept bis zum ressourcensparenden<br />

Bauteil.<br />

• Leichtbau-Doktoranden-Slam: In<br />

einem Kurz-Format können laufende<br />

oder vor kurzem beendete Doktor -<br />

arbeiten vorgestellt werden.<br />

• Leichtbau-Start-up Slam: Präsentieren<br />

können sich hier Start-ups aus dem<br />

gesamten Spektrum des material- und<br />

energieeffizienten Leichtbaus.<br />

Einreichungen sind in unkomplizierter<br />

Form als 1-seitiges Abstract bis zum<br />

05. Juli 2024 willkommen.<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Startklar für neue<br />

Mobilitätslösungen.<br />

Am besten auf<br />

rechtssicherem Boden.<br />

KRISTINA MARX, RECHTSANWÄLTIN<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 11


» NACHRICHTEN<br />

Guss- und Schmiedeteile<br />

Cast Forge 2024 geht in die dritte Runde<br />

Vom 04. bis zum 06. Juni hat die Messe<br />

Cast Forge 2024 in Stuttgart stattgefunden.<br />

Mit 9.654 m 2 Ausstellerfläche, 491<br />

Unternehmen und einem hohen internationalen<br />

Anteil zeigte die Fachmesse für<br />

Guss- und Schmiedeteile, wie bedeutend<br />

sie mittlerweile für die Branche ist.<br />

„Als international ausgerichtete Messegesellschaft<br />

freuen wir uns über diese<br />

Entwicklung und den Zuspruch der Branche.<br />

Dieser Erfolg ist nicht zuletzt der<br />

engen Zusammenarbeit mit nationalen<br />

und internationalen Branchenverbänden<br />

zu verdanken“, betont Roland Bleinroth,<br />

Geschäftsführer, Messe Stuttgart.<br />

Die Guss- und Schmiedebranche trifft<br />

sich alle zwei Jahre auf dem Stuttgarter<br />

Messegelände, um ihr Leistungsspektrum<br />

zu präsentieren. Internationale Hersteller<br />

von Guss- und Schmiedeteilen sowie<br />

hoch spezialisierte Bearbeiter treffen auf<br />

industrielle Einkäuferinnen und Einkäufer<br />

aus dem Maschinen- und Anlagenbau,<br />

der Antriebstechnik, der Pumpen- und<br />

Hydraulikindustrie und dem Nutzfahrzeugbau.<br />

Bild: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />

Die Messe Stuttgart begrüßte zusammen mit mehreren Verbänden die Medienvertreterinnen und Medienvertreter zur Pressekonferenz.<br />

Anzeige<br />

Sektorübergreifende Lösungen für die Digitalisierung<br />

Effizienz ohne Produktionsstopp<br />

09.07.2024 Ausgabe 10 | 2024 www.industrieanzeiger.de<br />

Ohne Digitalisierung ist die Energiewende<br />

nicht denkbar. Allerdings darf eine entsprechende<br />

Umstellung den laufenden<br />

Betrieb der Maschinen und Anlagen nicht<br />

beeinträchtigen und muss finanzierbar<br />

sein. Vor diesem Hintergrund hat Phoenix<br />

Contact mit Digital Factory now ein Konzept<br />

für eine sektorübergreifende Lösung<br />

auf Basis der All Electric Society entwickelt.<br />

Die Anwendungsfälle von Digital<br />

Factory now lassen sich sukzessive gemäß<br />

der Geschwindigkeit und des Budgets des<br />

Anwenders umsetzen. Angesichts stetig<br />

steigender Cyber-Angriffe sorgt ein um-<br />

fassendes Security-Konzept für mehr Resilienz<br />

und Stabilität. Da die Lösungen<br />

nicht direkt in die Prozesse eingreifen, ist<br />

eine Rezertifizierung der Maschinen oder<br />

Anlagen gemäß der neuen Maschinenverordnung<br />

nicht erforderlich, sodass der<br />

Anwender schnell eine hohe Transparenz<br />

erhält. Auf dieser Grundlage können<br />

Analysen durchgeführt werden, um die<br />

Prozesse unter Nutzung von künstlicher<br />

Intelligenz weiter zu optimieren. Einige<br />

praktische Beispiele zeigen die Vorteile<br />

eines solchen Vorgehens auf.<br />

https://www.phoenixcontact.com/<br />

Titelthema<br />

Skalierbare Digitalisierungslösung<br />

ohne Sicherheitsrisiko<br />

» Seite 42<br />

TOPSTORY<br />

Wettbewerbsvorteile<br />

durch digitale Zwillinge als<br />

„Werkzeug für die<br />

Industrie 4.0“<br />

» Seite 22<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Generative KI für Wissens -<br />

systeme nutzbar machen<br />

» Seite 16<br />

Robotik<br />

Mobile Manipulatoren im<br />

Dauerbetrieb<br />

» Seite 30<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Interview<br />

Gunther Sälzler<br />

von Rockwell<br />

Automation<br />

über KI in der<br />

Instandhaltung<br />

» Seite 52<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Taiwan Excellence lädt SIE ein,<br />

gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.<br />

Sind Sie bereit, grün zu werden?<br />

Dann machen Sie mit und melden Sie sich an!<br />

Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein:<br />

Die Finalisten werden gratis nach<br />

Taiwan eingeladen UND...<br />

DER GEWINNER wird mit 20.000 USD belohnt.<br />

1. Die Antragsteller müssen Mitglieder<br />

eines Unternehmens, einer juristischen<br />

Person oder einer nicht-juristischen Gruppe<br />

sein (z. B. Forschungseinrichtungen, NGOs,<br />

öffentliche Verbände, Universitäten).<br />

2. Der Vorschlag muss in englischer Sprache<br />

verfasst sein, und der Inhalt sollte den<br />

Nutzen für die Umwelt und die wirtschaftliche<br />

Nachhaltigkeit sowie die Verbindung zu<br />

taiwanesischen Produkten oder Lösungen<br />

beinhalten.<br />

3. Loggen Sie sich auf der Website<br />

„Go Green with Taiwan“ ein<br />

(https://gogreen.taiwanexcellence.org),<br />

um Ideen zu sammeln und grüne<br />

Geschichten zu lesen.<br />

Die eingereiten Vorschläge werden nach<br />

folgenden Kriterien bewertet:<br />

• Auswirkungen auf die ökologische und<br />

wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />

• Durchführbarkeit<br />

• Innovation<br />

• Verbindung zu Taiwans Produkten<br />

oder Lösungen<br />

Der Zeitplan:<br />

Die Registrierungszeitraum ist vom<br />

3. Juni bis zum 30. August 2024.<br />

Auswahl der Finalisten:<br />

November 2024<br />

Bekanntgabe des Gewinners:<br />

Dezember 2024.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 13<br />

AD by TITA


» NACHRICHTEN<br />

Werkstattbedarf<br />

Hoffmann Group eröffnet neues Logistikzentrum<br />

Bei einem Festakt in Nürnberg<br />

wurde am 18. Juni 2024 das<br />

neue Logistikzentrum der<br />

Hoffmann Group eröffnet. Von<br />

der Logistic City aus werden<br />

Werkzeuge, Werkstattbedarf<br />

und persönliche Schutzausrüstungen<br />

in die gesamte Welt<br />

versandt. Das Münchner<br />

Unternehmen ist seit rund 45<br />

Jahren in Nürnberg mit einer<br />

Niederlassung vertreten – im<br />

Jahr 2009 wurde die Logistik<br />

von der bayerischen Landeshauptstadt<br />

nach Nürnberg verlegt.<br />

Der Handel mit Werkzeugen ist dabei das<br />

Kerngeschäft der Hoffmann Group und<br />

eine schnelle und zuverlässige Auslieferung<br />

an die Kunden ist erfolgskritisch.<br />

Das neue Logistikzentrum bietet Kapazitäten<br />

für den Versand von bis zu 40.000<br />

Paketen pro Tag. Rund 900 Arbeitsplätze<br />

sind dort vorgesehen. Aktuell beschäftigt<br />

die Hoffmann SE in Nürnberg rund 700<br />

Mitarbeiter. Das Zentrum befindet sich<br />

auf einem 21,5 ha großen Grundstück<br />

und wurde für weiteres Wachstum angelegt,<br />

so dass es sich bei Bedarf auf dem<br />

heutigen Areal sogar duplizieren ließe.<br />

Logistik und Lager nutzen derzeit rund<br />

100.000 qm – das entspricht einer Größe<br />

von 13 Fußballfeldern.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Die Ehrengäste bei der Eröffnung<br />

der neuen Werkzeuglogistik:<br />

Marcus König, Oberbürgermeister<br />

von Nürnberg, Dr. Markus Söder,<br />

bayerischer Ministerpräsident,<br />

Verena Heinrich, Geschäftsführerin<br />

Hoffmann Group Foundation, und<br />

Clemens Baumgärtner, Referent<br />

für Arbeit und Wirtschaft der<br />

Stadt München (v.l.n.r.)<br />

Rund 200 geladene Gäste<br />

nahmen an den Feierlichkeiten<br />

zur offiziellen Eröffnung der<br />

Logistic City teil. Neben<br />

Vertretern des Unternehmens,<br />

Kunden und Lieferanten wohnten auch<br />

mehrere Vertreter aus Politik und<br />

Wirtschaft dem Festakt bei. Bayerns<br />

Ministerpräsident Dr. Markus Söder<br />

sprach von „einem starken Bekenntnis<br />

zum Wirtschaftsstandort Nürnberg“.<br />

Parallel zur Eröffnung fand auf dem<br />

Gelände die Hausmesse „World of Tools<br />

2024“ mit über 115 Ausstellern statt.<br />

Energiewende<br />

Schneider Electric eröffnet Smart Factory in Ungarn<br />

Bild: Schneider Electric<br />

Schneider Electric eröffnet eine neue Smart<br />

Factory in Ungarn und erhöht damit seine<br />

Produktions kapazität für Europa. (Beispielbild)<br />

Schneider Electric eröffnet eine neue<br />

Smart Factory in Dunavesce, Ungarn. Das<br />

Unternehmen erweitert damit seine<br />

Produktionskapazitäten und setzt den<br />

Fokus auf den Bau von SF6-freier Mittelund<br />

Niederspannungstechnik. Die Smart<br />

Factory ist eine vernetzte Produktionsumgebung,<br />

die sich selbst organisieren und<br />

ohne Mensch funktionieren kann.<br />

Schneider Electric betreibt weltweit nur<br />

36 dieser Fabriken, 22 davon befinden<br />

sich in Europa. In Dunavecse werden<br />

Lösungen individuell nach dem Engineering-to-Order-Prinzip<br />

(ETO) gefertigt.<br />

Dieser Ansatz, bei dem das Produkt erst<br />

nach Auftragseingang geplant und gefertigt<br />

wird, setzt hochflexible, automatisierte<br />

Produktionsumgebungen voraus.<br />

Das ungarische Werk produziert die<br />

SF6-freien Mittelspannungsschaltanlagen<br />

vom Typ RM Airset. Dabei handelt es<br />

sich um eine gasisolierte Schaltanlage<br />

(GIS) für die Sekundärverteilung der<br />

Mittelspannung. Diese verzichtet dank<br />

einer Kombination aus synthetisch reiner<br />

Luft und Shunt-Vakuum-Schaltung auf<br />

das bisher übliche Isoliergas Schwefel -<br />

hexafluorid (SF6). Dies ist mit der<br />

aktuellen EU-Verordnung über fluorierte<br />

Treibhausgase konform. Dank ihrer Sensorik<br />

und digitalen Konnektivität können<br />

sie leicht in intelligente Stromnetze<br />

(Smart Grids) eingebunden werden. Damit<br />

sind die IoT-fähigen Schaltanlagen eine<br />

Schlüsseltechnologie für den Aufbau<br />

klimaverträglicher Stromnetze.<br />

Mit dem Aufstocken der Produktions -<br />

kapazität SF6-freier Schaltanlagen<br />

reagiert man auf die steigende Nachfrage<br />

nach umweltschonender Netztechnik.<br />

Netzbetreiber sind auf individuelle Lösungen<br />

angewiesen, mit denen sich die<br />

Resilienz und Flexibilität ihrer Stromnetze<br />

zukunftsfähig ausbauen lässt. Rund 90 %<br />

der in Dunavecse hergestellten Produkte<br />

sind für den Export auf den europäischen<br />

Markt bestimmt. „Die Energiewende in<br />

Europa macht gute Fortschritte und<br />

stärkt die Energieunabhängigkeit der<br />

Region“, so Yann Reynaud, Senior Vice<br />

President, Global Engineering to Order<br />

Operations bei Schneider Electric.<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Engineering<br />

2036<br />

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Engineering 2036<br />

Konstruktion trifft Produktion<br />

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Produkt- und Produktionsentwicklung<br />

durch Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen<br />

hinweg.<br />

27.-28. November 2024<br />

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Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt!<br />

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(Stand Mai 2024)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 15


Ein neuer Wettbewerbsfaktor in der Industrie<br />

Generative KI für Wissenssysteme<br />

Obwohl generative KI auf Basis großer Sprachmodelle wie Chat GPT noch nicht ganz<br />

ausgereift ist, sollten sich Industrieunternehmen bereits jetzt auf die Nutzung vorbereiten:<br />

Individuelle KI-Wissens- und Assistenzsysteme für eigene Prozesse und Daten könnten<br />

sich künftig zum Wettbewerbsfaktor entwickeln.<br />

» Hans-Peter Gasser, Customer Strategy Manager bei Cosmo Consult<br />

Das Optimierungs- und Automatisierungspotenzial<br />

durch große Sprachmodelle<br />

(Large Language Models, LLM),<br />

die auch unter dem Begriff Generative AI<br />

(Gen AI) laufen, ist weitgefächert. Es<br />

reicht vom Vergleichen von Requirements<br />

im Engineering über das automatisierte<br />

Vorformulieren von Texten im Qualitätsmanagement<br />

bis hin zur Unterstützung<br />

bei der Angebotserstellung im Vertrieb.<br />

Beim Zusammenfassen und Vergleichen<br />

von komplexen Informationen helfen integrierte<br />

KI-Assistenten wie Microsoft<br />

Copilot schon jetzt dabei, viel Zeit zu sparen.<br />

Wer sich mit Chat GPT auskennt,<br />

weiß, dass LLM beim schnellen Auffinden<br />

von spezifischen Informationen helfen.<br />

Diese Fähigkeit lässt sich nutzen, um<br />

Wissens- und Assistenzsysteme für die<br />

eigenen Prozesse zu entwickeln – zum<br />

Beispiel um neue Fachkräfte durch<br />

einen Prozess zu führen oder komplexe<br />

Entwicklungsaufgaben zu beschleunigen.<br />

Je mehr eigene „GPTs“ (Generative Pretrained<br />

Transformer) ein Unternehmen<br />

erschafft und mit den Daten für einen<br />

spezifischen Wissensbereich füttert, desto<br />

effizientere Prozesse sind künftig möglich.<br />

Beim Experimentieren mit LLM wie<br />

Chat GPT erleben Unternehmen derzeit<br />

noch viele Herausforderungen. Ein typisches<br />

Problem nennt sich „lost in the<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


MANAGEMENT «<br />

Ein KI-basiertes Assistenzsystem optimiert<br />

Prozesse und steigert die Effizienz. Unternehmen<br />

profitieren von maßgeschneiderten<br />

Lösungen durch generative KI und große<br />

Sprachmodelle wie Chat GPT.<br />

Bild: Summit Art Creations/stock.adobe.com<br />

middle“: Bei Texten, die verarbeitet werden,<br />

etwa einer großen PDF-Datei, wird<br />

der Mittelteil von der KI nicht richtig verstanden.<br />

Das ist beispielsweise dort<br />

schwierig, wo für die Produktentwicklung<br />

automatisiert Spezifikationen und gesetzliche<br />

Vorgaben in Form von Normen<br />

und Gesetzestexten abgeglichen werden<br />

sollen.<br />

Hinzu kommt, dass im Schnitt ein Viertel<br />

der Antworten nicht nutzbar ist, weil<br />

die KI Parameter vergleicht, die nicht zueinander<br />

passen – oder einen zu starken<br />

Fokus auf eigentlich unwichtige Details<br />

legt. Hier muss noch manuell nachge -<br />

arbeitet werden, indem die wichtigsten<br />

Parameter identifiziert werden. Diese<br />

Hürden sind jedoch beileibe kein Grund,<br />

die Technologie abzuschreiben. Die Entwicklung<br />

geht in diesem Feld rasant<br />

voran, die Anbieter von LLM bessern kontinuierlich<br />

nach.<br />

KI-Wissenssysteme erfordern sie viel<br />

Auseinandersetzung, gerade auch mit<br />

Blick auf Daten, die dafür relevant sind.<br />

Um einen Vorsprung im Wettbewerb zu<br />

erarbeiten, sollten sich Unternehmen deshalb<br />

schon heute mit der Technologie<br />

beschäftigen. Zugleich wird in Projekten<br />

derzeit deutlich, dass die KI trotz der Herausforderungen<br />

bereits Nutzen bringen<br />

kann. Ein Beispiel, das sich in der Praxis<br />

bereits gut umsetzen lässt, ist der bessere<br />

Umgang mit dynamischeren Supply<br />

Chains. In den letzten Jahren hat sich gezeigt,<br />

wie schnell Lieferkettenprobleme<br />

entstehen können. Auf Basis von LLM<br />

kann beispielsweise die Beschaffung optimiert<br />

und die Lieferfähigkeit sichergestellt<br />

werden, indem die KI die Rahmenbedingungen<br />

von Supply Chains beobachtet.<br />

Ob Wetterereignisse, Handelskonflikte<br />

oder Streiks: Die Erkenntnisse fließen<br />

automatisiert in die Bestelloptimierung<br />

im ERP-System ein, um rechtzeitig alternative<br />

Bestellungen auszulösen. Ein<br />

solches Assistenzsystem hilft zudem, zu<br />

einer täglichen Lieferkettenoptimierung<br />

zu gelangen.<br />

Im Beschaffungsprozess kann ein KI-<br />

Assistenzsystem dazu beitragen, schneller<br />

das beste Angebot zu identifizieren. Das<br />

System vergleicht eine beliebige Anzahl<br />

von Konditionen, Lieferzeiten oder Nachhaltigkeitsmerkmalen<br />

automatisiert – anstatt<br />

dass Menschen Produktdatenblätter<br />

und Preislisten durchforsten. Künftig<br />

werden immer mehr Unternehmen auf<br />

eine solche Automatisierung setzen. Das<br />

bedeutet zugleich, dass es wichtiger wird,<br />

Marketing-Informationen besser maschinenlesbar<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Nicht die Sicherheit vergessen<br />

Bevor Industriebetriebe die KI-Technologie<br />

erproben, sollten jedoch Themen wie<br />

Datenschutz und Datensicherheit geklärt<br />

und Nutzungs-Guidelines definiert werden.<br />

So wird sichergestellt, dass nicht<br />

versehentlich personenbezogene Daten<br />

oder intellektuelles Eigentum in das<br />

allgemeine Trainingsmaterial einfließen.<br />

Grundsätzlich gilt, dass für die professionelle<br />

Anwendung und beim Aufbau eigener<br />

Wissenssysteme auf lokale LLM gesetzt<br />

werden sollte, die intern betrieben<br />

werden. Einige Anbieter haben die Sicherheitsherausforderungen<br />

für Unternehmen<br />

bereits erkannt. So garantiert etwa Microsoft<br />

für die Assistenztechnologie Copilot<br />

oder für Azure Open AI Service, die auf<br />

Chat GPT von Open AI basieren, dass die<br />

Datenschutzvorgaben eingehalten werden.<br />

Beratungspartner können dabei helfen,<br />

individuelle Einsatzpotenziale zu<br />

identifizieren und erste Roadmaps anzugehen.<br />

Die Potenziale erkunden<br />

In Bereichen, in denen es um absolute<br />

Verlässlichkeit geht, wie etwa im Qualitätsmanagement,<br />

ist noch besondere Vorsicht<br />

angebracht. Zugleich gibt es bereits<br />

viele Einsatzmöglichkeiten im Bereich von<br />

Schulung und der Einarbeitung von neuem<br />

Personal. Damit können Unternehmen<br />

nicht zuletzt den Herausforderungen<br />

von Fachkräftemangel und zunehmender<br />

Fluktuation besser begegnen. Insbesondere<br />

wenn man Technologien wie Gen AI<br />

und AR/VR (Augmented und Mixed Reality)<br />

verknüpft, lassen sich Abläufe weiter<br />

verbessern. Dann kann per AR-Brille<br />

durch Prozesse geführt und mangelnde<br />

Erfahrung durch Expertenwissen aus der<br />

KI wettgemacht werden, um beispielsweise<br />

einen Fehler an der Maschine zu beheben.<br />

Natürliche Sprache ist die Stärke von<br />

Gen AI: Anleitungen können auch automatisch<br />

in die Sprache des jeweiligen<br />

Beschäftigten übersetzt und Fragen in<br />

natürlicher Sprache gestellt werden.<br />

Es ist davon auszugehen, dass sich die<br />

rasante Entwicklung weiter fortsetzt. Das<br />

zeigt sich auch darin, dass immer wieder<br />

neue Anbieter in den Ring steigen oder<br />

neue Funktionalität geboten wird. So liefert<br />

mittlerweile das freie Open-Source-<br />

LLM Llama 3 von Meta eine gute Leistung<br />

ab. Das Open-Source-LLM Command R<br />

Plus wiederum bringt interessante Funktionen<br />

mit, die es bei Chat GPT noch nicht<br />

gibt und ist besonders gut in deutscher<br />

Sprache. Beide Modelle können aus Sicherheitsgründen<br />

ebenfalls lokal am eigenen<br />

Server in Betrieb genommen werden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 17


» MANAGEMENT<br />

Professionelle Nachhaltigkeitskommunikation im B2B<br />

Die große Angst vor Greenwashing<br />

Aus Angst vor einem Shitstorm finden Industrieunternehmen und Dienstleister in Sachen<br />

strategischer Nachhaltigkeitskommunikation oft nicht die passenden Worte. Leider. Denn so<br />

verpassen sie die Möglichkeit, sich mit authentischer Berichterstattung von Marktbegleitern<br />

abzuheben und im Sinne sauberer Lieferketten den Zuschlag zu bekommen.<br />

» Kim Kugelmann und Tanja Auernhamer vom Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik)<br />

Tue Gutes und rede darüber?<br />

Oder besser nicht? PR-Abteilungen<br />

stecken in Sachen Nachhaltigkeitskommunikation<br />

in einem Dilemma.<br />

Ohne fundiertes Wissen zu den gesetzlichen<br />

Regularien in Sachen ESG,<br />

Nachhaltigkeit oder dem aktuell diskutierten<br />

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

(LkSG) gleicht das Teilen von Unternehmenserfolgen<br />

aus diesem Bereich<br />

einem Tanz auf dem Vulkan. Die Öffentlichkeit<br />

ist höchst sensibel und reagiert<br />

vehement auf vermeintliches Green -<br />

washing. Allein die Angst davor, sich in<br />

den sozialen Medien in die Nähe dieses<br />

kommunikativen Abgrunds zu begeben,<br />

führt zu rigiden Kommunikationsverboten<br />

in Unternehmen. Dabei belegen Zahlen<br />

aus dem B2C-Bereich eine nicht zu<br />

verachtende Marktwirkung: Die aktuelle<br />

Studie Corporate Sustainability Score von<br />

The Green Network unter Federführung<br />

von Biesalski & Company zeigt, dass<br />

bei Konsumgütern rund zehn % aller<br />

Bild: J.M. Image Factory/stock.adobe.com<br />

Umsätze durch die Nachhaltigkeitswahrnehmung<br />

ihrer Kunden ausgelöst werden.<br />

Die Großindustrie sollte davon lernen<br />

und mit gutem Beispiel vorangehen, denn<br />

auch der gute Weg, nicht nur die perfekte<br />

Umsetzung, werden bei glaubhafter<br />

Darstellung von Menschen honoriert.<br />

Strategie oft ohne<br />

Kommunikation<br />

Die Nachhaltigkeitsstrategie liegt im<br />

Unternehmen vor, meist allerdings ohne<br />

eine damit verbundene Kommunikationsstrategie.<br />

Das belegen die Zahlen der<br />

Studie Trendbarometer Industriekommunikation<br />

des bvik. Bereits 2022 wurde von<br />

den Teilnehmenden mit 80 % Zustimmung<br />

bestätigt, dass das Thema Nachhaltigkeit<br />

ein wesentlicher Treiber für die Markenpositionierung<br />

werden wird und beim<br />

Trendbarometer 2023 wurde professionelle<br />

und glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation<br />

als wesentlicher Differenzierungsfaktor<br />

identifiziert. Bei der<br />

aktuellen Erhebung 2024 wurde der Ist-<br />

Zustand erfragt, mit dem Ergebnis, dass<br />

weniger als 50 % der teilnehmenden<br />

Unternehmen Nachhaltigkeitskommunikation<br />

fest verankert haben.<br />

Herausforderung neue<br />

Gesetzgebung<br />

Seit 2024 verpflichtet zudem das LkSG<br />

Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden<br />

zur Offenlegung und Kontrolle ihrer<br />

Lieferketten. Auch kleinere und mittelständische<br />

Unternehmen oder auch<br />

Agenturen können als Zulieferer oder<br />

Dienstleister davon betroffen sein. Dazu<br />

kommt die gesetzliche Corporate Sustainability<br />

Reporting Directive (kurz: CSRD),<br />

die ab 2024 für große kapitalmarktorientierte<br />

Unternehmen erstmals in Kraft tritt<br />

und zur konkreten Berichterstattung verpflichtet.<br />

Unternehmen sollten aus der<br />

Pflicht eine Kür machen und die wert -<br />

vollen Inhalte in einer durchdachten<br />

Kommunikations- und Markenstrategie<br />

für eine kundenfokussierte Nachhaltigkeitskommunikation<br />

nutzen.<br />

Hürdenlauf in den<br />

Marketingabteilungen<br />

Neben dem Faktor Geld und Zeit fehlt es<br />

in der Marketing-Kommunikation jedoch<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


häufig am entsprechenden Fachwissen zu<br />

dieser komplexen Thematik und an der<br />

mangelnden Einbindung der Abteilung in<br />

die übergeordnete Marken- und Kommunikationsstrategie.<br />

Dabei führen bei entsprechender<br />

Priorisierung übergreifende<br />

Taskforces aus Produktmanagement,<br />

Einkauf, Vertrieb, Marketing und Kommunikation<br />

auf den Erfolgspfad: Hier gelingt<br />

es, das Wissen um nachhaltige Produktfeatures<br />

und die Marktsituation zu teilen,<br />

Botschaften für die ei -<br />

gene Außenwirkung zu<br />

schärfen, Prozesse zu<br />

etablieren und die interne<br />

wie externe Kommunikation<br />

zu orchestrieren.<br />

Einheitlich<br />

auf treten<br />

In der Außenwirkung ist<br />

ein einheitliches Auftreten<br />

des Unternehmens zu<br />

gesellschaftspolitischen<br />

und ökologischen Themen<br />

entscheidend. Eine<br />

aktive Social-Media-Präsenz<br />

kann hier ein wichtiger<br />

Hebel sein. Da der<br />

Rechtfertigungsdruck auf<br />

Seiten der Einkäufer<br />

wächst, auf nachhaltige<br />

Marken in der eigenen<br />

Lieferkette zu achten,<br />

sollten Unternehmen<br />

nicht zögern in der Unternehmenskommunikation<br />

loszulegen. Doch<br />

Achtung: „Bei diesem<br />

Thema gilt es immer, die<br />

Verhältnismäßigkeit zu<br />

wahren. Berichten Sie nie<br />

darüber, dass Sie ein geltendes<br />

Gesetz einhalten,<br />

sondern lieber davon, in<br />

welcher Weise Sie an<br />

einer partnerschaftlichen<br />

Umsetzung arbeiten.<br />

Behalten Sie dabei immer<br />

Ihre Zielgruppe mit ihrem<br />

Informationsbedarf genau<br />

im Auge“, mahnt<br />

Ramona Kaden, Geschäftsführerin<br />

des bvik.<br />

B2B-Guidelines<br />

Um dem komplexen Thema gerecht zu werden, braucht<br />

es eine solide Wissensgrundlage. Deshalb hat der bvik<br />

zwei zielgruppenspezifische Whitepaper erstellt.<br />

Download unter bvik.org/whitepaper/<br />

kurzfassung-nachhaltigkeitskommunikation/<br />

WENIGER STECKER<br />

MEHR VERBINDUNG<br />

DURCH AS-INTERFACE<br />

MEHR-VERBINDUNG.DE<br />

Bild: bvik<br />

28.08.2024 - 29.08.2024<br />

Messe Zürich<br />

Stand B30<br />

18.09.2024 - 19.09.2024<br />

Messe Chemnitz<br />

Stand 1-253<br />

24.09.2024 - 26.09.2024<br />

Nürnberg<br />

Halle 7, Stand 7-707<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 19


MANAGEMENT » Interview<br />

KI in R&D und Produktion<br />

„Worauf KI und Machine Learning<br />

wirklich einzahlen“<br />

Künstliche Intelligenz (KI) nutzt Schaeffler im eigenen R&D-Prozess. Weitergedacht nimmt eine solche<br />

in der R&D entstehende digitale Plattform die gesamte Thematik „KI in der Produktion“ mit – bis hin zu<br />

Smart Products as a Service, erläutern Patrick Mirring, Vice President R&D Analysis Tools & Methods<br />

sowie Daniel Merk, Senior Expert Validation Bearings & Industrial Solutions, bei Schaeffler.<br />

» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />

Welche Rolle spielt KI bei Schaeffler –<br />

gerade auch in Hinblick auf Produktionsthemen?<br />

Patrick Mirring: Bei uns werden beispielsweise<br />

physikalische Methoden<br />

entwickelt. Diese Berechnungen<br />

sind teilweise sehr zeitintensiv.<br />

Deshalb geht man unter anderem<br />

dazu über, Tausende oder Zehntausende<br />

Rechnungen basierend auf<br />

physikalischen Methoden durchzuführen<br />

und daraus mithilfe von<br />

Machine Learning Ersatzmodelle zu entwickeln,<br />

die dann deutlich performanter<br />

bezüglich der Geschwindigkeit sind. Das<br />

wird in Engineering Tools implementiert.<br />

Daniel Merk: Letztendlich unterstützt dies<br />

unser Closed Loop Engineering. Von der<br />

chronologischen Abfolge her kann man<br />

sich die Zusammenhänge so vorstellen,<br />

dass sich aus der Validierung – also Vordergründig<br />

aus physikalischen Versuchen<br />

mit Wälzlagern und Systemen – jene Vielfalt<br />

an unterschiedlichen Daten, beispielsweise<br />

in Form von Prüfstandsmessdaten<br />

oder geometrischen Oberflächenmessungen,<br />

ergeben. Diese stellen wiederum<br />

wertvollen Input für die Simulationstools<br />

dar und optimieren sie nachhaltig.<br />

Weitergedacht nimmt die in der R&D entstehende<br />

digitale Plattform die gesamte<br />

Thematik „KI in der Produktion“ mit – zum<br />

Beispiel insofern, als die Wälzlager, die wir<br />

auf den Prüfstand nehmen, bereits als<br />

digitaler Zwilling dort „ankommen”. Der<br />

Anwender der Simulationstools ist<br />

wahlweise der Anwendungsingenieur oder<br />

auch der Endkunde, womit wir wieder<br />

beim Thema sind, KI mehr und mehr ganzheitlich<br />

im gesamten R&D-Prozess bis hin<br />

zu Smart Products as a Service zu nutzen.<br />

Hier sehen wir fließende Übergänge.<br />

Welche datenbasierten Services und<br />

Produktvorteile ergeben sich?<br />

Mirring: Mit Data as a Service werden<br />

dem Kunden tatsächlich Produktdaten,<br />

die über die klassischen Katalogdaten<br />

hinausgehen, für seine weitere Nutzung<br />

zugänglich gemacht. Teilweise ist eben<br />

der Wunsch vorhanden, eine mikroskopische<br />

Beschreibung der Produkte wie<br />

Oberflächenrauheit oder Laufbahnrundheit<br />

zu bekommen. Von Fall zu Fall wird<br />

natürlich entschieden, welche Daten<br />

weitergegeben werden. Für ein besseres<br />

Systemverständnis ist es notwendig,<br />

Bild: Schaeffler<br />

»Worauf KI und Machine<br />

Learning einzahlen,<br />

sind gerade Aspekte<br />

der Effizienz -<br />

steigerung und des<br />

Time-to-Market.«<br />

Patrick Mirring, Vice President<br />

R&D Analysis Tools & Methods bei Schaeffler<br />

derartige Daten zu haben. Und diese<br />

Daten stellen wir je nach Fall entgeltlich<br />

oder unentgeltlich zur Verfügung.<br />

Welche Marktvorteile können sich<br />

Anwender durch KI verschaffen?<br />

Mirring: Worauf KI und Machine Learning<br />

einzahlen, sind gerade Aspekte der Effizienzsteigerung<br />

und des Time-to-Market.<br />

Es macht einfach den Unterschied, in der<br />

Lage zu sein, innerhalb von zwei Wochen<br />

eine komplette Auslegung durchzuführen,<br />

während ein Wettbewerber vielleicht ein<br />

bis zwei Monate braucht. Es geht uns eben<br />

darum, Entwicklungszyklen im Engineering<br />

bestmöglich zu unterstützen. Mit unseren<br />

Engineering Tools wollen wir uns zudem in<br />

den Entwicklungsprozess unserer Kunden<br />

integrieren. Das heißt, der Kunde kann am<br />

Ende des Tages Entwicklungsprozesse mit<br />

deutlich weniger Personal unterstützen,<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


wenn er mit Schaeffler zusammenarbeitet.<br />

Das ist ein deutlicher Marktvorteil,<br />

unabhängig vom Produkt<br />

selbst. Im Windbereich wird das extensiv<br />

praktiziert und stellt tatsächlich<br />

ein Alleinstellungsmerkmal dar.<br />

Bild: Schaeffler<br />

Merk: Wir machen den Unterschied<br />

in der Engineering-Power, die wir<br />

haben. Durch langjährige Erfahrung und<br />

umfangreiche Produktvalidierung<br />

haben wir bereits ein tiefes<br />

Produkt- und Systemverständnis<br />

erlangt. Mittels KI und<br />

über unser digitales Plattformdenken<br />

heben wir das Ganze<br />

jetzt auf die nächste Ebene. Das<br />

reine Systemverständnis wird<br />

nun um eine ganzheitlich verknüpfte<br />

digitale Systemlandschaft<br />

ergänzt, die nicht nur<br />

eine vollumfängliche Datenbereitstellung,<br />

sondern auch eine<br />

KI-gestützte Datenanalyse bis hin zu<br />

Designoptimierungen ermöglicht. Diese<br />

Kombination ist unser klares Differenzierungsmerkmal,<br />

das wir gegenüber Wettbewerbern<br />

haben. Wir schöpfen all das<br />

Wissen der Vergangenheit, sowie des tagtäglich<br />

Erzeugten, unter anderem mittels<br />

KI aus und machen es intern sowie für<br />

Kunden zugänglich, um den Wertbeitrag<br />

signifikant zu steigern. Anders gesagt:<br />

Wir schöpfen all das Wissen aus Berechnungen<br />

und Versuchen voll aus, unabhängig<br />

vom originären Versuchsziel eines<br />

Einzelversuchs. Konkret bedeutet das,<br />

»Das reine System verständnis wird<br />

nun um eine ganzheitlich verknüpfte,<br />

digitale Systemlandschaft ergänzt:<br />

Das nächste Level des<br />

Closed Loop Engineerings.«<br />

Daniel Merk, Senior Expert Validation Bearings<br />

& Industrial Solutions bei Schaeffler<br />

dass in der Vergangenheit ein Kunde A<br />

einen Versuch mit einem spezifischen<br />

Thema beauftragt hatte, wobei eine entsprechend<br />

spezifische Antwort dabei<br />

herauskam. Durch den datenbasierten<br />

Ansatz heute, der mit dem Wissen kombiniert<br />

werden kann, kann aus diesem<br />

Versuch praktisch alles extrahiert werden,<br />

was dieser Versuch aus Sicht der erhobenen<br />

Messdaten hergibt. Somit kann auch<br />

Kunde B,C,D oder E vom Versuch mit teils<br />

abweichenden Fragestellungen profitieren,<br />

wo früher nur Kunde A profitiert hat.<br />

Das ist das Entscheidende, was dafür<br />

sorgt, dass wir nicht nur in die<br />

Zukunft gerichtet Wissen generieren,<br />

was perfekt zugänglich ist,<br />

sondern auf einmal besonders von<br />

unserem historischen Wissensschatz<br />

profitieren können. Das<br />

heißt, auch dieses historische Wissen<br />

können wir nun zugänglich machen.<br />

Das wiederum stellt ein maßgebliches<br />

Alleinstellungsmerkmal dar, weil<br />

wir stets auf umfangreiche Versuchs- und<br />

Validierungsaktivitäten gesetzt<br />

haben. Dieses Investment zahlt<br />

sich nun durch zunehmendes,<br />

digitales Plattformdenken und<br />

der sinnvollen Nutzung von KI<br />

aus. Dadurch ergibt sich nun<br />

das Potential, die Qualität in der<br />

Entwicklung deutlich zu verbessern,<br />

Aufwände deutlich zu verringern,<br />

und unseren Kunden<br />

somit in allen Facetten einen<br />

Mehrwert zu liefern.<br />

Der Einsatz von KI und ML im Rahmen der<br />

Entwicklung sorgt auch für immer präzisere<br />

Algorithmen in Smart Products von Schaeffler<br />

Lifetime Solutions, wie hier am Beispiel der<br />

Optime-Sensoren.<br />

Bild: Schaeffler<br />

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die Analytik und Labortechnik<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 21


TOPSTORY » Digitalisierung<br />

Bild: stock.adobe.com/Murrstock<br />

Digitale Zwillinge nutzen der<br />

Fertigung unter anderem mit<br />

Blick auf Effizienzsteigerungen<br />

und Wettbewerbsvorteile durch<br />

digitale Wertschöpfung.<br />

Wettbewerbsvorteile und Wertschöpfung durch digitale Zwillinge in der Fertigung<br />

Zentrales Werkzeug<br />

für die Industrie 4.0<br />

Digitale Zwillinge gelten als zentrales Werkzeug für die Industrie 4.0:<br />

Eine Fülle möglicher Anwendungsszenarien bietet Fertigungsbetrieben nicht<br />

nur Lösungsansätze für Verbesserungen im Produktionsbetrieb, sie ebnet auch<br />

den Weg für neue, digitale Wertschöpfung. Das technische Fundament für ein<br />

standardisiertes Datenmanagement im industriellen Einsatz stellt die Asset<br />

Administration Shell (AAS), die digitale Verwaltungsschale, bereit.<br />

» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Um physische Assets wie<br />

Maschinen und Anlagen,<br />

Werkstücke, Bauteile und Pläne<br />

in die digitale Welt der Industrie<br />

4.0 zu integrieren, benötigen<br />

Unternehmen virtuelle, dynamische<br />

Echtzeit-Modelle, sogenannte<br />

digitale Zwillinge oder<br />

Digital Twins. Die Herausforderung<br />

dabei: Unterschiedliche Systeme<br />

müssen zusammenspielen, heterogene<br />

Datenströme bündeln und verarbeiten sowie<br />

Informationen mit anderen digitalen Zwillingen<br />

austauschen – je nach Anwendungszweck unter -<br />

nehmensintern oder auch mit externen Akteuren.<br />

Standards als Voraussetzung<br />

„In der Industriebranche geht es dabei zumeist um<br />

die Erstellung ‚digitaler Schatten‘, also um ein Abbild<br />

von Identität, Zustand und Ort eines Assets über<br />

Unternehmensgrenzen hinweg. Diese Interoperabilität<br />

braucht neben einer strategischen IT-Infrastrukturplanung<br />

auch standardisierte Formate – umso<br />

mehr, je visionärer Fertigungsbetriebe in Richtung<br />

dezentraler Daten-Ökosysteme wie Manufacturing-X<br />

denken“, sagt Johannes Fuhrmann, Head of Strategic<br />

Business Development Manufacturing bei Arvato<br />

Systems.<br />

Ein Beispiel: Über den Digitalen Produktpass (DPP)<br />

seien Hersteller zukünftig sukzessive verpflichtet,<br />

CO 2 -Fußabdrücke ihrer Produkte auszuweisen, so<br />

Fuhrmann. Das sei aber nur möglich, wenn sie aus<br />

ihrer Zuliefererkette die relevanten Daten dafür<br />

bekommen. Möglich werde dies über die standardisierte<br />

Asset Administration Shell (ASS), die durch<br />

Standardisierung ein aufwendiges, weil individuelles<br />

Bauen von Schnittstellen erübrigt.<br />

Experten aus Industrieverbänden, Forschung und<br />

Politik arbeiten mit Hochdruck daran, solche herstellerunabhängigen<br />

Standards zu etablieren. „Ein wichtiger<br />

Meilenstein war die Veröffentlichung der<br />

Version 3.0 der Asset Administration Shell (ASS)<br />

durch die Industrial Digital Twin Association (IDTA)<br />

im Juli 2023: Die praxisreife Spezifikation 3.0<br />

beschreibt, wie Unternehmen diese Verwaltungsschalen<br />

aufbereiten und strukturieren, sodass die<br />

Daten eines digitalen Zwillings auf interoperable<br />

Weise über den gesamten Lebenszyklus und entlang<br />

der Wertschöpfungskette standardisiert zur Verfügung<br />

stehen“, erklärt Fuhrmann. Jedes Asset kann<br />

über seine eigene Verwaltungsschale identifiziert<br />

sowie angesprochen werden und Informationen in<br />

einer einheitlichen Sprache bereitstellen. Die Verwaltungsschale<br />

fungiert als standardisierte Schnittstelle<br />

Bild: Arvato Systemes<br />

für digitale Zwillinge, vergleichbar mit einem<br />

genormten Datenformat.<br />

Zum Nutzen digitaler Zwillinge<br />

in der Fertigungsindustrie<br />

Die gesamte Wertschöpfungskette profitiere laut<br />

Fuhrmann von einem standardisierten Datenmodell<br />

und davon, dass digitale Zwillinge Produktdaten<br />

hochgranular auf Einzelstückbasis nutzbar machen.<br />

Dies eröffne eine Vielzahl an Möglichkeiten – dazu<br />

ein paar Beispiele:<br />

• Digitaler Mehrwert-Service: Die vorausschau -<br />

ende Wartung auf Basis dynamischer virtueller<br />

Abbilder von Maschinen (Predictive Maintenance)<br />

geht längst nicht mehr weit genug. Gefragt sind<br />

Mehrwerte für den Kunden: beispielsweise produktspezifische<br />

Schaltpläne, Produktionspara -<br />

meter, Anleitungen oder auch automatisierte<br />

Webshops für Ersatzteile. Dies schont und<br />

optimiert zunehmend den Einsatz knapper<br />

menschlicher Ressourcen.<br />

Bild: Ulrich Pfeiffer<br />

„Der digitale Zwilling bietet<br />

die nötigen infrastrukturellen<br />

Voraussetzungen, um die<br />

eigenen Daten mit anderen<br />

Marktpartnern zu teilen.“<br />

Johannes Fuhrmann, Arvato Systems<br />

Win-win zu digitaler Wertschöpfung<br />

Digitale Zwillinge sind zum wichtigen Werkzeug geworden,<br />

mit dem Fertigungsunternehmen die digitale Transforma -<br />

tion vorantreiben und ihre Wettbewerbsvorteile stärken<br />

können. Digitale Zwillinge verbinden die reale und digitale<br />

Welt der Industrie-Automatisierung. Sie sind längst zum<br />

Eckpfeiler geworden, um Daten von<br />

der Entwicklung über die Installation<br />

bis zum Service effektiv nutzen zu<br />

können. Sie versprechen sowohl<br />

hersteller- als auch kundenseitig<br />

spannende Vorteile.<br />

Nico Schröder,<br />

Korrespondent<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 23


TOPSTORY » Digitalisierung<br />

„Virtuelle Zwillinge können<br />

Digitalisierung beschleunigen.<br />

Zugleich erfüllen sie den Wunsch<br />

der Industrie nach Lösungen für<br />

schnellere Markteinführungen.“<br />

Philippe Bartissol, Dassault Systèmes<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

Bild: Arvato<br />

• Verfeinerte Qualitätsanalysen: Sie erleichtern<br />

die Identifikation von Verbesserungspotenzialen in<br />

verschiedenen Prozessphasen – von der Entwicklung<br />

über die Beschaffung bis hin zur Produktion<br />

und Logistik. Im Zusammenspiel mit den Akteuren<br />

der gesamten Supply Chain lässt sich außerdem<br />

Arvato bietet Services von der IT-Beratung über die<br />

Systemintegration bis hin zu Cyber Security - ein<br />

wichtiger Schwerpunkt liegt in der Beratung zum<br />

Nutzen digitaler Zwillinge in der Fertigung.<br />

der Aufwand für Rückrufaktionen auf Einzelstück-<br />

Basis deutlich senken (Track-and-Trace).<br />

• Kundenbindung und -begeisterung: Service-<br />

Mitarbeitende profitieren von transparenten,<br />

detailtiefen Produktnutzungsdaten und können<br />

Kunden im After Sales individueller beraten und<br />

betreuen – für eine höhere Zufriedenheit und<br />

Loyalität der Kundschaft.<br />

• Nachhaltige Fertigung: Das standardisierte und<br />

automatisierte Sammeln von Produktdaten zum<br />

ökologischen Fußabdruck oder zum Energieverbrauch<br />

vereinfacht die Umsetzung<br />

von Nachhaltigkeitsinitiativen und<br />

gesetzlichen Regularien, beispielsweise<br />

in Form eines digitalen<br />

Produktpasses.<br />

Effizienzsteigerung<br />

und Wachstum<br />

Über die interne Nutzung der<br />

Produktdaten hinaus würden in<br />

naher Zukunft dezentrale<br />

Daten-Wertschöpfungsmodelle<br />

an Bedeutung gewinnen, prognostiziert<br />

Fuhrmann: „Der digitale<br />

Zwilling bietet die nötigen<br />

infrastrukturellen Voraussetzungen,<br />

um die eigenen Daten mit<br />

anderen Marktpartnern zu teilen, um<br />

somit neue und lukrative Umsatzquellen<br />

zu erschließen. Der Grundgedanke<br />

einer global vernetzten Datenökonomie ist<br />

nicht nur für Konzerne relevant, sondern insbesondere<br />

für KMU eine smarte Idee, um Wachstum<br />

zu generieren, ohne physisch zu wachsen:<br />

Skalierung kann künftig über das Kerngeschäft<br />

hinaus durch rein datenbasierte Geschäftsmodelle<br />

gelingen. So könnten Maschinenbauer bestimmte<br />

Self- Services anbieten, was die Bestellung von<br />

Verschleißteilen automatisiert auslöst und den<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Beschaffungsprozess beschleunigt. Auch ließen sich<br />

beispielsweise Szenarien für Geräte- oder Materialwechsel<br />

virtuell durchspielen und für eine noch bessere<br />

Kundenberatung nutzen. Das steigert den Mehrwert<br />

und die Effektivität eines Industrieunternehmens<br />

– für einen besseren ROI, zur Abfederung des<br />

Fachkräftemangels in der Produktion und für eine<br />

risikomindernde Diversifizierung in Krisenzeiten.“<br />

Potenziale digitaler Zwillinge heben<br />

Der nächste Schritt auf dem Weg zu Industrie 4.0 sei<br />

es nun, die technische Steilvorlage der Asset<br />

Administration Shell in individuelle Konzepte mit<br />

konkreten Mehrwerten zu verwandeln, sagt<br />

Furhmann. Die notwendige Sensorik sei in vielen<br />

Maschinen bereits vorhanden oder könne im Rahmen<br />

eines Retrofits unkompliziert und mit überschaubarem<br />

Aufwand nachgerüstet werden. „Trotzdem<br />

scheuen sich viele Betriebe, die Beobachterposition<br />

zu verlassen und eigene Projekte zu initiieren – eine<br />

riskante Strategie, denn die deutsche Industrie droht<br />

in Sachen Digitalisierung international den<br />

Anschluss zu verlieren. Unternehmen können<br />

problemlos operativ klein starten, sollten aber von<br />

Anfang Themen wie Datenstandards und ASS-<br />

Readiness berücksichtigen“, erklärt Fuhrmann.<br />

Flexibel und wettbewerbsfähig fertigen<br />

Auf der Hannover Messe 2024 hat Dassault Systèmes<br />

zusammen mit Omron anhand eines Showcase die<br />

Relevanz digitaler Zwillinge und roboterbasierter<br />

Automatisierung für die globale Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Industrieunternehmen präsentiert. Dassault<br />

Systèmes hat einen virtuellen Zwilling einer autonomen<br />

und flexiblen Produktionslösung von Omron<br />

entwickelt. Unterschiedliche Vorteile digitaler Simulationen<br />

für die Planung, Optimierung und Effizienz<br />

sind veranschaulicht worden. Philippe Bartissol,<br />

Vice President Industrial Equipment Industry bei<br />

Dassault Systèmes erläutert: „Virtuelle Zwillinge<br />

können die Digitalisierung beschleunigen. Zugleich<br />

erfüllen sie den Wunsch der Industrie nach Lösungen<br />

Der Showcase von Dassault Systèmes und Omron auf der Hannover Messe 2024 hat verschiedene Möglichkeiten einer flexiblen Fertigung durch digitale<br />

Zwillinge und roboterbasierte Automatisierung gezeigt.<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 25


TOPSTORY » Digitalisierung<br />

Bild: Ascon Systems<br />

„Mit dem Digital-Twin-Readiness-Check wollen wir dazu beitragen,<br />

dass Unternehmen ihre digitale Weiterentwicklung<br />

in der Industrie 4.0 schneller vorantreiben können.“<br />

Jens Mueller, CEO Ascon Systems<br />

für schnellere Markteinführungen, indem Produkt<br />

und Produktionsprozess gleichzeitig entwickelt werden“.<br />

Virtual-Twin-Technologie verbessere vielmehr<br />

die Flexibilität und die Effizienz durch Robotersimulationen<br />

und den Entwurf neuer Arbeitsabläufe.<br />

Auf der Hannover Messe wurde konkret gezeigt,<br />

wie die Virtual-Twin-Technologie auf der 3D-Experience-Plattform<br />

von Dassault Systèmes den Prozess<br />

der Fabrikplanung bis zum Betrieb vereinfacht, die<br />

Effizienz steigert und die Flexibilität erhöht:<br />

• Beispielsweise lassen sich Produktionslinien in der<br />

Anlagenplanung vorab in 3D planen, um die<br />

Platzierung im Layout zu optimieren.<br />

• Für eine reibungslose Integration ist die virtuelle<br />

Inbetriebnahme möglich: Arbeitsabläufe können<br />

virtuell simuliert und getestet werden, um Fehler<br />

im Steuerungsprozess vor dem physischen Betrieb<br />

zu erkennen.<br />

• Der digitale Zwilling auf der 3D-Experience-Plattform<br />

dient zudem als Steuerzentrale für das<br />

Management der mobilen Roboterflotte, um<br />

einen ganzheitlichen Überblick zu behalten.<br />

• Im Bereich After-Sales-Services sorgt ein spezifischer<br />

virtueller Zwilling für datenbasierte, nachhaltige<br />

und vorausschauende Wartung. In Kombination<br />

mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz und<br />

Augmented Reality sind präzise Diagnosen und<br />

verkürzte Reparaturzeiten möglich.<br />

Teil des Showcase ist zudem die Asset Administration<br />

Shell gewesen. Das Zusammenspiel der Verwaltungsschale<br />

mit der 3D-Experience-Plattform wurde am<br />

Beispiel einer flexiblen Fertigungsanlage gezeigt.<br />

Diese soll Wertschöpfungsketten optimieren sowie<br />

neue Geschäftsmodelle hervorbringen. Damit soll<br />

letztlich die Standardisierung der digitalen Industrielandschaft<br />

aktiv vorangetrieben werden.<br />

Readiness-Check für Unternehmen<br />

Wie die Voraussetzungen der Fertigungsprozesse für<br />

durchgängige Datentransparenz mit digitalen Zwillingen<br />

und Software-defined Manufacturing in<br />

einzelnen Unternehmen sind, können Unternehmen<br />

mit einem „Digital-Twin-Readiness-Check“ herausfinden,<br />

den Ascon Systems anbietet. Laut Anbieter<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


soll der Check eine Analyse der aktuellen technischen<br />

Infrastruktur und des Transformationsbedarfs sowie<br />

eine Roadmap für die Strategie und Integration von<br />

digitalen Zwillingen als Basis für Software-defined<br />

Manufacturing bieten.<br />

Jens Mueller, CEO von Ascon Systems, kommentiert:<br />

„Diese digitale Transformation hin zu einem<br />

orchestrierten, automatisierten Produktionsbetrieb<br />

scheitert oft schon am Beginn, wenn keine Klarheit<br />

über die technischen und prozessualen Rahmen -<br />

bedingungen und Verantwortlichkeiten besteht. Wir<br />

haben deswegen mit dem Digital-Twin-Readiness-<br />

Check ein niederschwelliges Tool entwickelt, das<br />

diese Hürden nimmt, benutzerfreundlich ist und vor<br />

allem zu einem schnellen, eindeutigen Ergebnis<br />

kommt. Wir wollen damit dazu beitragen, dass<br />

Unternehmen ihre digitale Weiterentwicklung in der<br />

Industrie 4.0 schneller vorantreiben können und so<br />

ihre Wettbewerbsposition stärken. Wir tragen auch<br />

dazu bei, Unternehmen technologisch in die Lage zu<br />

versetzen sich an das Industrial Metaverse von<br />

NVIDIA anzudocken, deren Partner wir sind.“<br />

Digital-Twin- Readiness-Check<br />

Ascon Systems unterstützt Unternehmen in einem mehr -<br />

stufigen Digital-Twin-Readiness-Check darin, schnell zu<br />

erkennen, wie ihre Infrastruktur aufgestellt ist, wie sie in<br />

Hinblick auf die Integration von digitalen Zwillingen optimiert<br />

werden müsste und welche Strategie einer Roadmap<br />

zur Umsetzung zugrunde gelegt werden kann. Zu den<br />

Schritten gehören:<br />

• Analyse der vorhandenen Infrastruktur<br />

• Stakeholderanalyse<br />

• Risikoanalyse<br />

• Reifegradermittlung<br />

• Strategie für die Roadmap<br />

• Roadmap für die Umsetzung<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 27


» TECHNIK<br />

Mit Daten zur Differenzierung<br />

Offene Plattformen und<br />

digitale Services<br />

Kommunikation, Daten- und Informationstransparenz und der Einsatz von<br />

Softwareplattformen: Diese Features für den Maschinenbau gewinnbringend<br />

nutzbar zu machen, ist das Ziel, das Lenze-CTO Claus Bischoff und seine<br />

Mitarbeiter konsequent verfolgen. Dabei setzt das Team auf offene Plattformen,<br />

offene IT-Standards und Open-Source-Tools.<br />

Klassische und digitale<br />

Dienstleistungen sollten<br />

als gleichwertige<br />

Produkte und kontinuierliche<br />

Verbesserungen<br />

der Maschine<br />

betrachtet werden.<br />

Bild: Lenze<br />

Claus Bischoff, seit gut einem Jahr Lenze-CTO,<br />

sagt: „Software wird zum Differenzierungsmerkmal<br />

für den Maschinenbauer werden. Leider messen<br />

einige Maschinenbauer dem Thema Software immer<br />

noch deutlich weniger Bedeutung bei, als der Hardware.<br />

Service und Software stehen bei vielen zu selten<br />

im Fokus.“ Zwar gäbe es bei den meisten Maschinenbauern<br />

einen guten Service, „aber der erwirtschaftet<br />

in den meisten Branchen kaum Gewinn“,<br />

weiß Bischoff und deutet an, dass mehr möglich wäre:<br />

„Hier wollen wir von Lenze ansetzen. Wir müssen<br />

den klassischen Service gemeinsam mit den digitalen<br />

Services als gleichberechtigte Produkte und damit als<br />

stetige Verbesserung der Maschine verstehen. Der<br />

Maschinenbauer muss nicht nur eine Maschine reparieren,<br />

er muss sie berechenbarer und damit laufend<br />

besser machen. Aber ich kann die Probleme vieler<br />

Maschinenbauer durchaus verstehen, denn vielen<br />

Unternehmen fehlen die Ressourcen und das Wissen.“<br />

Dabei sind es oftmals gar nicht die Ideen für neue<br />

digitale Angebote, an denen es mangelt. Pay-per-<br />

Use-Modelle seien hier ein Thema, das realistisch<br />

gesehen aber für die Mehrzahl der Maschinenbauer<br />

eine Nummer zu groß ist. Lenze verfolgt einen<br />

anderen Ansatz. Claus Bischoff: „Wir sprechen mit<br />

Kunden zuerst etwa über die Automatisierung von<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Servicetickets, die Verwaltung von Maschinen, über<br />

Daten für Benchmarks oder ein Lifecycle-Management<br />

der Maschine.<br />

Daraus lassen sich über unsere Plattform Produkte<br />

entwickeln, die von Kunden selbst oder auf Wunsch<br />

mit unserer Unterstützung programmiert werden<br />

können.“ In diesem Bereich ein verbessertes Angebot<br />

für beide Seiten – den Maschinenbauer und damit<br />

letztendlich seinen Kunden – zu schaffen, sieht er als<br />

Aufgabe und Herausforderung.<br />

Software-Management mit<br />

der Plattform<br />

Um die Software zum Differenzierungsmerkmal im<br />

Maschinenbau zu machen, ist eine Plattform-Strategie<br />

beim Automatisierer, beim Maschinenbauer und<br />

beim OEM erforderlich. Die Experten von Lenze<br />

haben im ersten Schritt drei Aufgaben für ihre Plattformen<br />

identifiziert:<br />

• Mehr Transparenz und Information über die<br />

Software im Feld, also die Vereinfachung der<br />

äVerwaltung von Software.<br />

• Die Etablierung neuer Funktionen durch Software<br />

und deren Versionierung und Implementierung<br />

im Feld.<br />

• Das Patchmanagement für den gesamten Maschinenbestand,<br />

das bedeutet, ein Software-Lifecycle-<br />

Management inklusive Cybersecurity.<br />

„Wir stehen gerade am Anfang des Lebenszyklus einer<br />

Maschine. Unsere Plattform-Strategie fokussiert aktuell<br />

die Build- und Operate-Phase. Die weiteren<br />

Phasen sollen in den nächsten Monaten und Jahren<br />

folgen“, erklärt der CTO. „Der Maschinenbauer muss in<br />

Zukunft Software verwalten, Steuerungen regelmäßig<br />

mit Updates versorgen, Maschinen-Apps aktualisieren,<br />

Rollbacks und Backups umsetzen können oder<br />

Machine-Learning-Ops-Pipelines aufsetzen, um Kunden<br />

mit neu trainierten Machine-Learning-Modellen<br />

zu versorgen.“ Das sind Infrastruktur-Aufgaben, für<br />

die Lenze bestens gerüstet ist, denn „wir verfügen<br />

sowohl über die Plattform, als auch über das Wissen.“<br />

Das Mehr an Unterstützung<br />

Nachholbedarf sieht Bischoff beim Thema Cybersecurity:<br />

„Es kommen umfangreiche Vorgaben durch<br />

die staatliche Regulierung auf unsere Kunden zu.“<br />

Ein Thema, dem man sich stellen muss. „Mit unserer<br />

Plattform können wir die Anforderungen für unsere<br />

Kunden nicht verkleinern, aber wir können deren<br />

Umsetzung erleichtern“, so der CTO. Sein Entwicklungsteam<br />

ist sich sicher: Maschinen werden in naher<br />

Zukunft eine Hardware Bill of Material und eine<br />

Software Bill of Material haben, die der Hersteller<br />

stets aktuell halten muss.<br />

Bild: Lenze<br />

Im Bereich Cybersecurity kommen umfangreiche Anforderungen durch staatliche<br />

Regulierung auf die Industrie zu. Mit seiner Plattform will Lenze seine Kunden bei<br />

der Umsetzung unterstützen.<br />

Lenze will mit seiner Plattformlösung Maschinenbauer<br />

auch hier unterstützen, denn diese Anforderungen<br />

händisch umzusetzen, wäre wenig realistisch.<br />

Bischoff: „Ein Maschinenbauer braucht vielmehr die<br />

Hilfe einer Plattform, die den Maschinenpark und die<br />

Versionierung managt und für ihn Transparenz<br />

schafft. Und das können wir individuell anpassen,<br />

denn ein Techniker im Feld braucht andere Informationen<br />

und andere Visualisierungen als ein Entwickler<br />

im Büro.“<br />

Offen für alle(s)<br />

Über all dem steht bei Lenze das Credo der Offenheit.<br />

„Offen bedeutet bei uns, wir setzen auf IT-Standards,<br />

sind beispielsweise in der OPC Foundation engagiert,<br />

beteiligen uns bei der Open Industry 4.0 Alliance und<br />

entwickeln gemeinsam offene, allgemeingültige<br />

Standards, damit Softwareanbieter, Hardwareanbieter,<br />

Maschinenbauer und -betreiber auf der Plattform<br />

agieren können.“ So stellt Lenze sicher, dass die<br />

Software-Plattform für alle zugänglich ist und<br />

durchgehend IT-Standards genutzt werden, die jeder<br />

Anwender kennt und die weltweit bei Kunden akzeptiert<br />

sind. „Der Kunde stellt sich auf der Plattform<br />

seine individuelle IT-Lösung zusammen – mit Lenze-<br />

Applikationen, seinen eigenen Applikationen oder er<br />

bringt eigene, in Kooperation mit uns entwickelte<br />

Programme mit. Oder er nutzt auf der Plattform<br />

Software von Partnern“, so Bischoff. Sich hier abzuschotten,<br />

wäre aus Sicht des Lenze-CTO kontraproduktiv:<br />

„Warum sollen wir die Nutzung einer bestimmten<br />

Lösung auf unserer Plattform nicht zulassen?<br />

Kein Kunde möchte auf eine für ihn essenzielle<br />

Applikation verzichten. Müsste er das tun, stünde die<br />

Nutzung der gesamten Plattform in Frage.“ Lenze<br />

geht konsequent den Weg der Offenheit, denn<br />

„kollaborativ zu denken, rentiert sich.“ (hw)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 29


» TECHNIK<br />

Neue Ära der Robotik verbindet AMR und Cobot<br />

Induktives Laden für mobile<br />

Manipulatoren<br />

Mobile Manipulatoren fügen autonome mobile Roboter mit Cobots zusammen und sorgen<br />

so für einen flexiblen Robotikeinsatz. Sie mit genug Energie zu versorgen ist schwierig,<br />

da die Batterieleistung für diese Kombination oft unzureichend ist. Ein Wireless Power<br />

Kit von Wiferion ermöglicht das induktive Laden für beide Systeme gleichzeitig.<br />

Durch induktives<br />

Laden erhält der<br />

mobile Manipulator<br />

ausreichend Energie.<br />

Dies führt dazu, dass mit den am Markt<br />

verfügbaren AMR ein dauerhafter Betrieb<br />

des Moma kaum möglich ist. Eine über -<br />

dimensionierte Moma-Flotte wiederum<br />

erschwert die Wirtschaftlichkeit solcher<br />

Systeme.<br />

Bild: Wiferion<br />

Mobile Manipulatoren (Momas), bei<br />

denen ein kollaborativer Roboterarm<br />

auf einen autonomen mobilen<br />

Roboter montiert wird, verbinden die<br />

Vorteile von Cobots mit denen von AMR.<br />

Mit Momas lassen sich auch komplexere<br />

Handhabungs- und Transportaufgaben<br />

mit einem System automatisieren, ohne<br />

einen stationären Roboter und ein Transportsystem<br />

mit mehreren AMR installieren<br />

zu müssen. Dies macht diese Art von<br />

mobilen Cobots zu einer flexiblen Lösung<br />

für eine Vielzahl von Anwendungen in<br />

Industrie und Logistik.<br />

Ein wirtschaftlicher Betrieb der mobilen<br />

Manipulatoren scheitert in der Praxis<br />

jedoch häufig an der Energieversorgung,<br />

da ein Moma zwei bislang getrennte<br />

Systeme kombiniert. Die AMR-Batterie<br />

ist konzipiert, um die eigentliche mobile<br />

Roboterplattform zu versorgen. Folglich<br />

sinkt die Einsatzzeit des Systems rapide,<br />

wenn mit dem Roboterarm ein weiterer<br />

Stromfresser mitversorgt werden muss.<br />

Wireless Power Kits für das<br />

Komplettsystem<br />

Wie Momas effektiv mit Energie versorgt<br />

werden können, muss daher weitergedacht<br />

werden. In den AMR-Plattformen<br />

ist kaum Platz für zusätzliche Batterien,<br />

um die Betriebszeit der AMR-Cobot-<br />

Kombination zu verlängern. Eine Lösung<br />

bietet das Wireless Power Kit, ein System<br />

aus smartem Ladegerät und intelligenten<br />

Batterien. Hersteller ist das zum<br />

deutschen Mittelständler Puls gehörende<br />

Unternehmen Wiferion, das sich spezialisiert<br />

hat auf Ladesysteme für mobile<br />

Roboter. Das Kit versorgt das Komplettsystem<br />

aus AMR und Cobot mit ausreichend<br />

Energie für seine Aufgaben.<br />

Dabei kann das Wireless Power Kit mit<br />

einer skalierbaren Anzahl von Batterien<br />

ausgestattet werden und verfügt über ein<br />

induktives Ladesystem. Je nach punktuellem<br />

Energiebedarf lässt es sich flexibel<br />

dimensionieren. Das Kit versorgt sowohl<br />

einen 24V- als auch einen 48V-Roboterarm.<br />

Darüber hinaus ist es aber auch<br />

möglich, diese Lösung mit DC/AC-Wandlern<br />

zu bestücken, um jede Art von<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Industrie<br />

Autonome mobile Roboter machen die Fertigung und Logistik flexibler – und lassen sich zusammen<br />

mit Cobots einsetzen.<br />

Bild: Omron<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

Industriestrom ver sorgung mit 230 V AC<br />

oder auch 400 V AC verfügbar zu machen.<br />

Induktives Laden für den<br />

Dauerbetrieb<br />

Eine hohe Energiedichte ist ein Faktor, der<br />

das Wireless Power Kit kennzeichnet.<br />

Anwender können auch auf ein induktives<br />

Schnellladesystem zurückgreifen, mit<br />

dem sich die Produktivität des Moma um<br />

bis zu 32% steigern lässt. Das kabellose<br />

Laden ermöglicht ein automatisiertes<br />

Zwischenladen des Manipulators an Pickoder<br />

Arbeitsstationen.<br />

Der Ladevorgang erfolgt dabei,<br />

während die Manipulatoren ihre Arbeit<br />

verrichten. Legt ein Moma beispielsweise<br />

an einer Werkzeugmaschine neue Teile<br />

ein, wird er vollautomatisch und schnell<br />

geladen, solange der Arbeitsschritt dauert.<br />

Selbst kurze Pausen von wenigen<br />

Sekunden können zur Energieversorgung<br />

genutzt werden. Die Batterie muss nicht<br />

vollständig entladen werden, und so<br />

entfallen auch die damit verbundenen<br />

langen Ladepausen. Auf diese Weise ist<br />

erstmals ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb<br />

von mobilen Manipulatoren möglich.<br />

Kontaktloses Beladen wichtig<br />

Auf das Wireless Power Kit setzt unter<br />

anderem das Unternehmen Omron. Der<br />

Robotik- und Automationsspezialist<br />

bietet alle Schlüsselkomponenten für<br />

einen mobilen Manipulator, darunter<br />

autonome mobile Roboter, den TM- Cobot,<br />

eine SPS sowie Sensoren und HMIs.<br />

Wiferion liefert hier zusätzlich die Energieversorgung.<br />

Mithilfe des Wireless<br />

Power Kit kann kontaktlos beladen<br />

werden. Gerade Omrons Kunden in der<br />

Halbleiter- und Reinraumindustrie benötigen<br />

dies. Das System sorgt für die<br />

erhöhte Betriebszeit, die übergreifend in<br />

allen Produktions- und Lagereinrichtungen<br />

erforderlich und gewünscht ist. (dak)<br />

Über das<br />

Unternehmen<br />

Wiferion wurde 2016 von vier<br />

ehemaligen Mitarbeitern des<br />

Fraunhofer-Instituts für solare<br />

Energiesysteme gegründet. Das<br />

Unternehmen bietet Lösungen<br />

für die mobile, kabellose<br />

Energieversorgung im Bereich<br />

E-Mobility. Nachdem Tesla<br />

es aufgekauft hatte, gehört<br />

Wiferion seit 2023 zum deutschen<br />

Mittelständler Puls.<br />

16 Medienmarken für alle<br />

wichtigen Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und<br />

Vernetzung für Fach- und<br />

Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

Die passenden Medien für<br />

Sie und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 31


» TECHNIK<br />

5. Lightweighting Summit bezieht Position und lässt Fragen offen<br />

Leichtbau ist essenziell –<br />

aber unter Druck<br />

Leichtbau ist unverzichtbar. Dies wurde zur Kernaussage des 5. Lightweighting Summit,<br />

den die Bundesregierung am 23. April 2024 auf der Hannover Messe organisierte.<br />

Kaum jemals hat eine Tagung so viele Argumente zusammengetragen. Doch damit wurden<br />

unausgesprochene Fragen unüberhörbar: Wie soll es weitergehen, nachdem der Bund<br />

die Förderung eingestellt hat?<br />

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />

Prof. Holger Hanselka,<br />

Präsident der Fraun -<br />

hofer-Gesellschaft, auf<br />

dem 5. Lightweighting<br />

Summit: „Der Leichtbau<br />

ist ein Megathema.<br />

Er ist es wert und es<br />

ist notwendig, dafür zu<br />

kämpfen.“<br />

Der 5. Lightweighting Summit wurde zur Highlighting-Veranstaltung<br />

für den Leichtbau. Dafür<br />

gibt es Gründe. Die Summits in Hannover sind so<br />

etwas wie das Lieblingskind des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), seit die<br />

Bedeutung des Themas in der Politik erkannt wurde.<br />

Peter Altmaier hatte 2019 damit begonnen, Robert<br />

Habeck kam letztes Jahr eigens zur Eröffnung. Seither<br />

ist eine Menge passiert: Am Ministerium gibt es<br />

eine Geschäftsstelle für die „Initiative Leichtbau“, die<br />

sich um das Vernetzen der Akteure bemüht. Es ist ein<br />

Leichtbauatlas für Deutschland entstanden und dem<br />

Klima zuliebe soll die Initiative exportiert und das<br />

Bild: Carsten Herwig_Fotografie / BMWK<br />

Thema auf internationalem Boden verankert werden.<br />

Und im Sommer 2023 hat der Bund eine nationale<br />

Leichtbaustrategie verabschiedet.<br />

Doch nun steht viel auf dem Spiel: Zum Jahres -<br />

beginn ist das Leichtbau-Förderprogramm unvermittelt<br />

ausgelaufen. Und dies, nachdem das erfolgreiche<br />

„TTP LB“ noch 2023 aufgestockt wurde auf mindestens<br />

109 Mio Euro im Jahr. Der Anlass ist ein<br />

Gerichtsentscheid, der die Ampel-Regierung erschütterte:<br />

Das Bundesverfassungs gericht erklärte im<br />

November das Umwidmen von nicht benötigten<br />

Corona- Krediten als unzulässig und sprengte damit<br />

den Bundeshaushalt 2024. Aus Spargründen<br />

beschloss das BMWK dann, das Technologietransfer-<br />

Programm Leichtbau zu deaktivieren. Es durften<br />

keine Anträge mehr gestellt und die laufenden nicht<br />

mehr bewilligt werden.<br />

„Wie Sie alle wissen, haben wir keine Haushaltsmittel<br />

mehr und das liegt mir sehr im Magen“, sagte<br />

Staatssekretär Udo Philipp auf dem Summit 2024.<br />

„Aber ich bin hier, weil wir den Leichtbau auch ohne<br />

Geld für wirklich wichtig halten und voranbringen<br />

wollen.“ Unter anderem nannte er Bestrebungen,<br />

regulative Rahmenbedingungen für den Leichtbau<br />

auf nationaler und EU-Ebene zu schaffen.<br />

Das Ende der Förderung ist schmerzlich für die<br />

Politik, noch mehr aber für die mittelständische<br />

Wirtschaft und das Klima. Dafür lieferte das Event<br />

selbst die Argumente. Denn wohl um den Rückschlag<br />

auszugleichen, machte das BMWK den 5. Lightweighting<br />

Summit zum bisher besten seiner Art.<br />

Das Ministerium hatte eine Untersuchung initiiert,<br />

um die volkswirtschaftliche Bedeutung des Leichtbaus<br />

zu erfassen. Das österreichische Unternehmen<br />

Econmove erstellte dafür ein „Satellitenkonto Leichtbau<br />

Deutschland“ nach dem Vorbild der Tourismus-<br />

Branche, die ähnlich komplex ist.<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Das Ergebnis: Der Leichtbau kommt mit 124,3 Mrd.<br />

Euro auf einen direkten Anteil von 4 % an der Bruttowertschöpfung<br />

in Deutschland, indirekt sogar auf<br />

7,8 %. Er liegt damit dicht hinter dem Einzelhandel<br />

auf Platz 2. Jeder 14. Arbeitsplatz hängt vom Leichtbau<br />

ab. Und „Deutschland belegt bei den Patenten<br />

beständig Platz 3 hinter Korea und Japan“, berichtete<br />

Econmove-Chefin Dr. Anna Kleissner – Deutschland<br />

hat also vielversprechende Chancen. Diese Zahlen<br />

wurden kurz vor dem Summit fertig ermittelt.<br />

Für die Keynotes hat das BMWK zwei der renommiertesten<br />

Wissenschaftler im Themenbereich gewonnen.<br />

Prof. Holger Hanselka leitete prägend zehn<br />

Jahre das KIT und ist jetzt Präsident der Fraunhofer-<br />

Gesellschaft. Seine wissenschaftliche Karriere begann<br />

er im Faserverbund-Leichtbau. Dessen Komplexität<br />

illustrierte er mit einer bildhaften Kenngröße, der<br />

Reißlänge. „Wie lange lässt sich ein Faden hochziehen,<br />

bis er unter seinem Eigengewicht reißt? Bei Stahl<br />

sind es 30 Kilometer, bei Aluminium ebenfalls 30 – bei<br />

Sisal oder Hanf aber 70 Kilometer!“ Solche Potenziale<br />

zu nutzen, setze aber viel Know-how voraus.<br />

Bis zu 120 m lange Windrotor-Flügel beispiels -<br />

weise, wie heute üblich, lassen sich nicht auf klassischem<br />

Wege herstellen, sondern nur in anspruchsvoller<br />

Faserverbund-Bauweise mit Carbon- und Glasfasern,<br />

so Hanselka. Und hier komme es sehr darauf<br />

an, wie die Fasern zu legen sind – ohne Forschung<br />

geht es nicht. „Der Leichtbau ist ein Megathema.<br />

Er ist es wert, aus ökonomischer und ökologischer<br />

Sicht dafür zu kämpfen, und dies ist notwendig, um<br />

Wettbewerbsvorteile zu haben.“<br />

Prof. Markus Milwich von den DITF Denkendorf ist<br />

ein brillanter Kenner des Leichtbaus, ein Netzwerker<br />

und Botschafter. „Mit Leichtbau kann ich mehr für<br />

die Umwelt tun, als ich jemals mit Umwelttechnik<br />

tun könnte“, bekräftigte er in seiner Keynote.<br />

Dafür wusste er vielfältige Beispiele. Nur zwei<br />

davon: Dem Startup Ebusco sei es gelungen, Busse<br />

um 33 % leichter zu bauen. Die E-Busse des Herstellers<br />

bestehen aus einer Faserverbund-Karosserie mit<br />

Stahl-Chassis. Sie kommen auf Reichweiten von über<br />

550 km und mehr – je nach Ausführung. Eindrücklich<br />

sind auch Leichtbau-Effekte im Bauwesen: Die<br />

Ritsumasyl-Brücke in Holland etwa besteht aus<br />

Natur faser-Compositen. Sie wiegt nur 30 t anstelle<br />

von 400 t in Beton. Das Minimieren von Masse führt<br />

zu riesigen Einsparungen an Fundamenten, Ressourcen<br />

und Emissionen – nicht nur im Brückenbau.<br />

Und die Forschungen gehen weiter. Sie richten sich<br />

immer mehr auf einen nachhaltigen oder zumindest<br />

kreislauffähigen Leichtbau. In Denkendorf arbeitet<br />

das DITF unter anderem an Bio-Composites als<br />

CO 2 -Senke, ebenso wie an Carbonfasern aus<br />

Bild: Carsten Herwig_Fotografie / BMWK<br />

natür lichen Rohstoffen wie Cellulose und Lignin. „Die<br />

Zukunft ist leicht und nachhaltig“, betont Milwich.<br />

„Wir haben in Deutschland 30.000 Tonnen Stroh zur<br />

Verfügung. Aus solchen Biomaterialien lässt sich viel<br />

machen. Daraus könnten wir Energie gewinnen oder<br />

wieder Faserverbund-Bauteile herstellen. Das nenne<br />

ich Bioökonomie. Wir stehen erst am Anfang.“<br />

Leichtbau ist essenziell, wenn es um Nachhaltigkeit<br />

geht. Darin waren sich die Teilnehmer des Lightweighting<br />

Summit einig. Erfunden wurde das leichte<br />

Bauen, um höher und weiter zu kommen und auch<br />

um schneller zu werden – so wie im Sport. Das<br />

Prinzip, bewegte Massen zu reduzieren, wird dort<br />

konsequent und erfolgreich umgesetzt. Wie bei Surfbrettern<br />

und Trekkingstöcken oder im Rennsport.<br />

„Rund die Hälfte der globalen CO 2 -Emissionen<br />

entstehen durch das Fördern und Verarbeiten von<br />

Rohstoffen“, hatte eingangs Staatssekretär Philipp<br />

zu bedenken gegeben. Leichtbau hilft auch hier<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Die Rolle Deutschlands<br />

im Leichtbau beleuchtete<br />

Volkswirtin Dr. Anna<br />

Kleissner: „Sie stehen<br />

gut da: Bei den Patenten<br />

belegt Deutschland beständig<br />

Platz 3.“ Wird<br />

es so bleiben nach Ende<br />

des Förderprogramms<br />

TTP LB?<br />

Leichtbau-Förderung bringt Wachstum<br />

Die Dividende ist groß, die der Leichtbau an den Klimaschutz<br />

zahlt. So gesehen ist das Förder-Aus kaum zu verantworten.<br />

Budget streichungen dürfen andererseits kein Tabu sein in der<br />

Politik, wenn die Kassen klamm sind. Doch ein Blick auf die<br />

wirtschaftlichen Zusammenhänge sollte die Sicht schnell<br />

ändern: Leichtbau-Förderung ertüchtigt<br />

KMU, spitze zu werden und Wettbewerbsvorteile<br />

zu erzielen – und zwar<br />

in kürzster Zeit. So ein Potenzial liegen<br />

zu lassen, ist unverzeihlich. Auch aus<br />

ökonomischer Sicht. Der Bund sollte<br />

sich etwas einfallen lassen. (os)<br />

Olaf Stauß,<br />

Redaktion <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 33


» TECHNIK<br />

Bild: Carsten Herwig_Fotografie / BMWK<br />

Prof. Markus Milwich<br />

(links) und Werner<br />

Loscheider vom BMWK<br />

(rechts) im Gespräch<br />

mit der koreanischen<br />

Delegation. Das Land<br />

ist führend bei Leichtbau-Patenten.<br />

weiter. Er schont die Ressourcen an Material und<br />

Energie. Für Prof. Hanselka ist die Disziplin eine<br />

„Schlüsseltechnologie, um mit minimalen Ressourcen<br />

einen maximalen Output zu erzielen“.<br />

In der Panel-Runde des Summits kamen auch<br />

Industrie-Vertreter des Leichtbaus zu Wort. Sie<br />

diskutierten über Technik-Ansätze und Prinzipielleres<br />

wie Recycling, Kreisläufe, Dateneinsatz und regulative<br />

Vorgaben. Die Branche ist sehr heterogen in<br />

Deutschland. Es gibt nur wenige große Firmen. Dafür<br />

viele kreative KMU mit großem Know-how in ihren<br />

Nischen. Die frühere Landesagentur Leichtbau BW<br />

hatte keine Mühe, über Jahre hinweg Monat für<br />

Monat einen Innovationspreis zu vergeben – oft an<br />

Firmen mit deutlich weniger als 100 Mitarbeitern.<br />

Dr. Maximilian Schnippering steht für Siemens<br />

Gamesa Renewable Energy als einen der Großen.<br />

„Der Leichtbau ist für mich der Maschinenraum der<br />

Energiewende“, resümierte er. „In dieser Industrie<br />

entstehen Materialien und grüne Technologien, die<br />

die Welt verändern.“ Frank Schladitz vom Verband C3<br />

für Carbonbeton nennt den Leichtbau „alternativlos“.<br />

Welche Chancen hat der Leichtbau künftig ohne<br />

TTP-LB-Fördergelder? Die Keynote-Speaker äußerten<br />

sich vorsichtig. „Die Community muss zusammen -<br />

halten“, sagte Fraunhofer-Präsident Prof. Hanselka.<br />

„Sie muss sich europaweit vernetzen und zu Wort<br />

melden – nicht nur beim Geld, sondern auch wenn es<br />

um Inhalte und Rahmenbedingungen geht.“<br />

Prof. Milwich hat schon durch seine Funktion eine<br />

Antwort gegeben. Die Auflösung der Leichtbau BW<br />

vor einem starken Jahr löste in BaWü so viel Unruhe<br />

aus, dass die Leichtbauvereine auf eigene Faust<br />

eine Nachfolge-Organisation gründeten. Milwich<br />

ist Repräsentant dieser „Leichtbau-Allianz Baden-<br />

Württemberg“. Auf Anfrage ließ er durchblicken, dass<br />

die Bedeutung des Leichtbaus oft verkannt werde.<br />

Sie lasse sich vor allem durch langfristiges Be -<br />

trachten von Produkten inklusive Wiederverwendung<br />

und Recycling nachweisen. „Lebenszyklus-Analysen<br />

zeigen, dass langfristig Geld gespart werden kann –<br />

und dies muss aktuell durch geförderte Projekte in<br />

allen Industrien verständlich belegt werden.“ Daraus<br />

folgende regulative Begünstigungen und Richtlinien<br />

hält er für sinnvoll in der EU.<br />

Ganz direkt beschäftigen sich zurzeit die Länder<br />

mit der gestrichenen Bundesförderung. Das Forum<br />

dafür bildete der „Jour Fixe Leichtbaupolitik“ am<br />

10. Juni. „Uns als Werkstoffland kam das TTP Leichtbau<br />

sehr entgegen“, sagte die Vertreterin aus NRW.<br />

„Seit Start des Programmes haben 219 Unternehmen<br />

eine Förderung erhalten, darunter 108 KMU. Rund<br />

68 Millionen Euro sind nach NRW geflossen.“<br />

Viele Förderanträge liegen nun brach<br />

„Für uns ist es ein großes Dilemma, dass das<br />

Programm wegfällt“, so die NRW-Vertreterin weiter.<br />

„Zurzeit liegen noch 65 Anträge beim Projektträger,<br />

die nicht weiterbearbeitet werden.“ Die Referenten<br />

anderer Bundesländer äußerten sich ähnlich. Die<br />

Zahlen differieren je nach regionaler Struktur. Aus<br />

Thüringen sind es beispielsweise 16 Anträge, die<br />

nicht mehr bewilligt werden können – „auch für<br />

unsere mittelständischen Unternehmen sehr sehr<br />

ärgerlich“, unterstrich der thüringische Vertreter.<br />

Bastian Müller aus Bremen berichtete aus der<br />

Wirtschaftsministerkonferenz, dass die Länder<br />

einstimmig fordern, Programm und Initiative fortzusetzen.<br />

„Da müssen wir dranbleiben.“ Die Minister<br />

planten, einen länderübergreifenden Appell an den<br />

Bund zu richten. Die Auswirkungen des Förder-<br />

Stopps sollen überprüft werden.<br />

Der Vertreter aus Brandenburg brachte die Hoffnung<br />

zum Ausdruck, dass das Programm wenigstens<br />

„nur ausgesetzt“ wird und nicht weiter von „Auslaufen“<br />

die Rede ist. Offensichtlich ist das Instrument<br />

TTP LB ein entscheidendes Tool, um Innovations -<br />

erfolge im Leichtbau zu ermöglichen.<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Engineering<br />

2036<br />

supported by<br />

» EINLADUNG<br />

Engineering 2036: Konferenz zur Zukunft im Engineering<br />

Nachhaltigkeit –<br />

mehr als ein Buzzword?<br />

Know-how von Ingenieur:innen aus Forschung und Praxis<br />

für eine lebenswerte Umwelt<br />

27. + 28. November 2024<br />

ARENA2036, Stuttgart<br />

Gast-Impulsvortrag<br />

Bild: NASA<br />

»Leben im Weltraum –<br />

Treiber innovativer<br />

Kreislaufwirtschaft«<br />

Prof. Ulrich Walter, Diplom-Physiker<br />

und Wissenschafts-Astronaut<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com<br />

ARENA2036<br />

ARENA2036<br />

DER FORSCHUNGS-CAMPUS<br />

DER Die FORSCHUNGS-CAMPUS<br />

Innovationsplattform<br />

für Mobilität<br />

Die Innovationsplattform<br />

und Produktion<br />

für Mobilität<br />

der Zukunft<br />

und Produktion<br />

der Stuttgart<br />

Zukunft<br />

Veranstalter<br />

Konstruktion<br />

Automation<br />

sponsored by<br />

Kooperationspartner<br />

KEM Konstruktion|Automation <strong>Industrieanzeiger</strong> » 1004 | | 2024 35 3


» KONFERENZ<br />

Fragestellungen der Nachhaltigkeit verlangen<br />

eine unternehmensweite Zusammenarbeit vom<br />

Design bis in die Fertigung hinein – denn es<br />

geht um mehr als nur den CO 2 -Fußabdruck.<br />

Echte Nachhaltigkeit bedeutet auch, die ersten<br />

Schritte hin zu einer Kreislaufwirtschaft<br />

(Circular Economy) zu machen. Als Konferenz<br />

für die Zukunft im Engineering nimmt die<br />

Engineering 2036 deswegen das Thema Nachhaltigkeit<br />

in den Fokus und lädt dazu ein,<br />

Ideen vorzustellen und zu diskutieren.<br />

Sie verstehen unter Nachhaltigkeit mehr als nur einen<br />

geringen CO 2 -Fußabdruck? Und Sie blicken nicht nur<br />

auf die Herstellung Ihrer Produkte, sondern haben auch<br />

deren Nutzung im Blick? Dann bietet Ihnen die Konferenz<br />

Engineering 2036 die Chance, sich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen und mehr aus Praxis und Forschung<br />

zu erfahren über:<br />

• methodische Ansätze für mehr Nachhaltigkeit<br />

• Ideen für den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft<br />

• den effizienten Einsatz von Ressourcen durch<br />

personalisierte Produkte (Mass Personalization)<br />

• Chancen und Support durch künstliche Intelligenz<br />

(KI) in der Produkt- und Produktionsentwicklung<br />

• (Best-Practice-)Ansätze zur Bewältigung der<br />

umfangreichen Regularien (ESG)<br />

• eine synergetisch verlustfreie Produktion<br />

in der Ultraeffizienzfabrik<br />

• den effizienten Umgang<br />

mit Energie –<br />

und hier insbesondere<br />

die Chancen<br />

ANMELDUNG<br />

Hier geht es zur Anmeldung:<br />

der Gleichstrom -<br />

hier.pro/4YH45<br />

versorgung<br />

(DC-Industrie)<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,<br />

Leiter des Fraunhofer IPA<br />

ENGINEERING 2036<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper,<br />

Projektgruppe Prozessinnovation<br />

Konferenz zur Zukunft<br />

im Engineering<br />

27. + 28. November 2024<br />

ARENA2036, Stuttgart<br />

Bild: Fraunhofer IPA/Rainer Bez<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: Skinmade<br />

Dr.-Ing. Walter Koch,<br />

Vorsitzender der GfSE e.V.<br />

Julian Große-Erdmann,<br />

Projektgruppe Prozessinnovation<br />

Bild: GfSE<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: Fraunhofer IBP<br />

»Der Weltraum ist<br />

Triebfeder für regenerative<br />

Lebenserhaltungs-<br />

und Versorgungssysteme,<br />

deren<br />

Technik inzwischen auch<br />

auf der Erde eingesetzt<br />

wird. Hier zeigt sich mehr denn<br />

je: Eine extreme Herausforderung ist der<br />

Vater aller disruptiven Innovationen.«<br />

Bild: Eib Eibelshäuser<br />

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Walter, Diplom-Physiker und<br />

Wissenschafts- Astronaut, hält den Gast-Impulsvortrag.<br />

Viktor Balzer,<br />

Geschäftsführer, Skinmade<br />

Isabella Bianchini,<br />

Industrielle Mikronetze<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Ann-Kathrin Briem,<br />

Projektleiterin, Fraunhofer IBP<br />

Christoph Steinherr,<br />

Controls Engineer, Kuka Systems<br />

Bild: Kuka<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Ingenieur:innen stellen Ideen vor – und zur Diskussion<br />

Networking zu Wegen und Chancen<br />

für mehr Nachhaltigkeit<br />

Bild: Fraunhofer IAO<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: COGD<br />

Bild: COGD<br />

Bild: Fraunhofer IEM<br />

Bild: talsen team<br />

Bild: Scheer<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu,<br />

Direktor am Fraunhofer IEM<br />

Dr.-Ing. Hans Egermeier,<br />

Geschäftsführer talsen team<br />

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer,<br />

Innovationsmotor der Scheer Group<br />

Dr.-Ing. Timm Kuhlmann, Leitung<br />

Industrielle Energiesysteme<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: Fraunhofer IAO<br />

Joachim Tosberg, Stellvertretender<br />

Vorsitzender COGD e.V./RAFI<br />

Dr. Wolfgang Heinbach,<br />

Vorstand COGD e.V./Syliom<br />

Dr.-Ing. Erwin Groß, Leistungs -<br />

zentrum für Mass Personalization<br />

Dr.-Ing. Manfred Dangelmaier,<br />

Institutsdirektor, Fraunhofer IAO<br />

Bild: Fraunhofer IEM<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Fabian Edel, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter, Fraunhofer IAO<br />

Anne-Kathrin Nuffer,<br />

Sustainability and Material Compl.<br />

Dr.-Ing. Stefan Pfeifer, Systems<br />

Engineering, Fraunhofer IEM<br />

David Koch,<br />

Projektleiter Ultraeffizienzfabrik<br />

Die Zukunft im Team meistern –<br />

mit Konstruktions- und Fertigungs-Know-how<br />

Christian Schneider,<br />

Datengetr. Energiesystemoptimierung<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Konferenz mit Fachausstellung – in Kooperation mit<br />

dem Fraunhofer IPA und dem <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

27./28. November 2024, ARENA2036, Stuttgart<br />

Veranstalter<br />

Konstruktion<br />

Automation<br />

Industriepartner<br />

KEM Konstruktion|Automation <strong>Industrieanzeiger</strong> » 1004 | | 2024 37 5


» PROGRAMM<br />

Tag 1 der Konferenz Engineering 2036<br />

(Änderungen vorbehalten)<br />

Mittwoch, 27. November 2024<br />

13:00<br />

13:15<br />

13:45<br />

14:15<br />

14:45<br />

15:15<br />

15:45<br />

16:15<br />

16:45<br />

17:30<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

bis etwa<br />

21:00<br />

22:30<br />

Begrüßung und Ausblick<br />

Nachhaltigkeit – und wie mehr als ein Buzzword daraus wird<br />

Keynote<br />

Die Hebel für eine nachhaltigere Produktgestaltung und -nutzung:<br />

Chancen und Möglichkeiten zu mehr Nachhaltigkeit in Engineering und Fertigung<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,<br />

Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart<br />

Impulsvortrag<br />

INCOSE SE-Vision 2035:<br />

Ein Beitrag der weltweit größten Systems-Engineering-Community für eine bessere Welt<br />

Dr.-Ing. Walter Koch, Vorsitzender der Gesellschaft für Systems Engineering – GfSE e.V.<br />

Pause<br />

Themenblock 1 (Hauptbühne):<br />

Kreislaufwirtschaft (Circular Economy)<br />

Kreislaufwirtschaft 1:<br />

Die Batterie als zentrales Element der Elektromobilität<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper,<br />

Projektgruppe Prozessinnovation,<br />

Fraunhofer IPA, Bayreuth<br />

Kreislaufwirtschaft 2:<br />

Remanufacturing von Elektromotoren<br />

für die Elektromobilität<br />

Julian Große-Erdmann, Projektgruppe Prozessinnovation,<br />

Fraunhofer IPA, Bayreuth<br />

Kreislaufwirtschaft 3:<br />

Nachhaltigkeit durch proaktives Obsoleszenzmanagement<br />

für elektronische Bauelemente<br />

Joachim Tosberg, Stellvertretender Vorsitzender<br />

und Dr. Wolfgang Heinbach, Vorstand, COGD e.V.<br />

Pause<br />

Pitches zu<br />

10 Produkt- und Lösungsansätzen für mehr Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung und Fertigung<br />

Kurzvorstellung von Industrielösungen, anschließend besteht die Möglichkeit zum individuellen Austausch mit den Unternehmen<br />

Individuelle Gespräche mit den beteiligten Unternehmen<br />

und Besuch der Fachausstellung<br />

Führung durch die ARENA2036<br />

Beginn der Abendveranstaltung mit Abendessen in der ARENA2036<br />

Gast-Impulsvortrag zur Abendveranstaltung<br />

Leben im Weltraum – Treiber innovativer Kreislaufwirtschaft<br />

Extreme Herausforderungen treiben disruptive Innovationen<br />

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Walter,<br />

Diplom-Physiker und Wissenschafts-Astronaut<br />

Ende der Abendveranstaltung<br />

Themenblock 2 (Raum 2):<br />

Auf Kundenwünsche eingehen (Mass Personalization)<br />

Mass Personalization 1:<br />

Herausforderungen und Nutzen der Personalisierung<br />

– Ergebnisse einer Expertenbefragung<br />

Dr.-Ing. Erwin Groß, Leistungszentrum für Mass Personaliza -<br />

tion|Smart Factory und Industrie 4.0, Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Dr.-Ing. Manfred Dangelmaier, Institutsdirektor für<br />

Engineering-Systeme am Fraunhofer IAO, Stuttgart<br />

Mass Personalization 2:<br />

Personalisierte Hautpflege – eine Success Story<br />

zur Losgröße-1-Produktion aus der Praxis<br />

Viktor Balzer, Geschäftsführer, Skinmade GmbH,<br />

eine Ausgründung des Fraunhofer IPA<br />

Mass Personalization 3:<br />

Chancen der Mass Personalization<br />

für eine nachhaltige Produktentwicklung<br />

Ann-Kathrin Briem, Projektleiterin, Fraunhofer IBP<br />

Fabian Edel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraunhofer IAO<br />

Aufgrund der begrenzten Platzzahl in der ARENA2036 bitten wir um Anmeldung bis zum 08.11.2024 unter:<br />

kem.industrie.de/engineering-2036<br />

Ein Tag: 495,- € (zzgl. MwSt.), zwei Tage: 649,- € (zzgl. MwSt.)<br />

Bucher bis zum 08. Oktober 2024 bezahlen nur 396,- €/519,- € (zzgl. MwSt.)<br />

Frühbucher bis einschließlich 08. August 2024 sogar nur 297,- €/389,- € (zzgl. MwSt.)<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Tag 2 der Konferenz Engineering 2036<br />

(Änderungen vorbehalten)<br />

Engineering<br />

2036<br />

supported by<br />

Donnerstag, 28. November 2024<br />

09:00<br />

10:00<br />

10:25<br />

10:30<br />

11:00<br />

11:30<br />

12:00<br />

12:30<br />

13:00<br />

13:30<br />

14:30<br />

15:00<br />

16:00<br />

Rundgang Fraunhofer IPA mit Kurzvorstellung ausgewählter Projekte<br />

(mit separater Anmeldung zur Organisation, Treffpunkt: Eingangsbereich ARENA2036)<br />

Ankunft ARENA2036<br />

Begrüßung und Ausblick<br />

Tipps für die Realisierung von mehr Nachhaltigkeit und neue Tools in der Praxis<br />

Keynote<br />

Komplexität managen:<br />

Advanced Systems Engineering und Künstliche Intelligenz (KI)<br />

Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Direktor am Fraunhofer IEM und Geschäftsführer it‘s OWL<br />

Impulsvortrag<br />

Produktentwicklung im Maschinen- und Anlagenbau:<br />

Lastenheft vs. Scrum – zielorientiert agil entwickeln, aber wie?<br />

Dr.-Ing. Hans Egermeier, Geschäftsführer, talsen team GmbH<br />

Pause<br />

Themenblock 3 (Hauptbühne):<br />

Nachhaltigkeit in der Praxis<br />

Wege zu mehr Nachhaltigkeit 1:<br />

ESG und Material Compliance<br />

– Zunehmende Heraus- und Anforderung für Unternehmen<br />

Anne-Kathrin Nuffer,<br />

Gruppenleiterin Sustainability and<br />

Material Compliance Management,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Wege zu mehr Nachhaltigkeit 2:<br />

Modellbasierte Entscheidungsunterstützung<br />

für nachhaltige Systementwicklung<br />

Dr.-Ing. Stefan Pfeifer, Abteilungsleiter Systems Engineering,<br />

Fraunhofer IEM, Paderborn<br />

Wege zu mehr Nachhaltigkeit 3:<br />

Digitales Nachhaltigkeitsmanagement<br />

in der Ultraeffizienzfabrik<br />

David Koch,<br />

Projektleiter Ultraeffizienzfabrik,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Mittagspause<br />

Impulsvortrag<br />

Software als Schlüsseldisziplin:<br />

Alles im Blick und im Griff mit dem Composable Enterprise<br />

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Gründer und Innovationsmotor der Scheer Group, Scheer PAS<br />

Abschlussvortrag<br />

Das Energiesystem klimafreundlich gedacht<br />

Neue Ansätze zur Sektorkopplung, zur Wasserstoffnutzung und Flexibilisierung der industriellen Energieversorgung<br />

Dr.-Ing. Timm Kuhlmann, Leitung Industrielle Energiesysteme, Fraunhofer IPA<br />

Ende<br />

Themenblock 4 (Raum 2):<br />

Energie im Griff<br />

Energie im Griff 1:<br />

Die Gleichstromfabrik – Effizienz und Flexibilität<br />

der elektrischen Energieversorgung in der Fabrik<br />

auf einem neuen Level mittels DC-Netzen<br />

Isabella Bianchini,<br />

Gruppenleiterin „Industrielle Mikronetze“,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Energie im Griff 2:<br />

Praxis Know-how DC-Industrie – Energieeffizienz und<br />

Lastspitzenmanagement am Beispiel einer Roboterzelle<br />

Christoph Steinherr, Controls Engineer, R&D Systems EMEA,<br />

Kuka Systems GmbH, Augsburg<br />

Energie im Griff 3:<br />

Digitalisierung trifft Energie –<br />

Klug das Energiesystem digitalisieren und so<br />

von intelligenten Services profitieren<br />

Christian Schneider, Gruppenleiter<br />

„Datengetriebene Energiesystemoptimierung“,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

ANMELDUNG<br />

Hier geht es zur Anmeldung:<br />

hier.pro/4YH45<br />

KEM Konstruktion|Automation <strong>Industrieanzeiger</strong> » 1004 | | 2024 39 7<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com


Bild: Augmentir<br />

Servicetechniker erhalten dank KI personalisierte Anleitungen passend zu<br />

ihren Fähigkeiten und Erfahrungen – genau dann, wenn sie sie brauchen.<br />

KI für die Industrie 4.0<br />

Ohne smarte Arbeitskräfte,<br />

keine smarte Fabrik<br />

Jahrelang ging es beim Thema smarte Fabrik primär um die Vernetzung von Maschinen, Sensoren<br />

und produktionsbegleitenden IT-Systemen. Die Vision war eine technologische Umgebung, die<br />

sich quasi selbst organisiert. Dabei wurde eines übersehen: Trotz fortschreitender Automatisierung<br />

erledigen Menschen weiterhin wesentliche Arbeiten in der Herstellung.<br />

» Carsten Hunfeld, Director EMEA bei Augmentir<br />

Selbst in der modernsten Fabrik braucht es Arbeiterinnen<br />

und Arbeiter, Technikerinnen und Techniker,<br />

die auf Sensormeldungen adäquat reagieren<br />

und Maschinen situativ richtig warten. Ohne diese<br />

Menschen kommen sämtliche Abläufe ins Stocken.<br />

Gleiches gilt, wenn das Personal noch mit Papier arbeitet<br />

oder veraltete Technik nutzt. Auch dann bleibt<br />

die Effizienz hinter ihren Möglichkeiten. Das gilt insbesondere,<br />

wenn Arbeitskräfte im Team mit anderen<br />

agieren. Deshalb ist es in Zeiten von Industrie 4.0 so<br />

wichtig, sowohl Fachkräfte als auch ungelerntes Personal<br />

zu vernetzen und sie mit allem auszustatten,<br />

was sie sicher, effizient und gleichzeitig entspannt<br />

ihren Job machen lässt. Diesem Idealbild kommen<br />

Unternehmen inzwischen mithilfe eines noch relativ<br />

jungen Software-Typs näher: den sogenannten<br />

Connected-Worker-Tools.<br />

Wer dabei digitale Checklisten vor Augen hat,<br />

denkt in die richtige Richtung, aber noch nicht weit<br />

genug. Denn die bloße Digitalisierung von Papierformularen<br />

hat die heutige Technikgeneration längst<br />

hinter sich gelassen. Fortschrittliche, auf KI basierte<br />

Connected-Worker-Lösungen beinhalten einen ganzen<br />

Strauß digitaler Werkzeuge, die die Belegschaft<br />

operativ unterstützt, schult und weiterbildet sowie<br />

gleichzeitig ihre Arbeitsweise optimiert.<br />

Smarte Unterstützung ist individuell<br />

Um Sicherheit, Qualität und Produktivität am Arbeitsplatz<br />

zu fördern, sind digitale Arbeitsanweisungen<br />

(Standard Operating Procedures – SOPs) das A und O.<br />

Sie sorgen beispielsweise für das korrekte Anlegen<br />

von Schutzausrüstung oder für einwandfreie, maschinenspezifische<br />

Lockout-Tagout-Prozeduren (LOTO). Es<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


TECHNIK «<br />

geht aber nicht nur darum, Fachkräfte und Ungelernte<br />

mittels einer App von einem Schritt zum nächsten<br />

zu führen, Bestätigungen einzufordern und erledigte<br />

Aufgaben zu dokumentieren. Das Personal der smarten<br />

Fabrik braucht individuelle Unterstützung.<br />

Anders als einfache Checklisten stellen sich smarte,<br />

KI-gestützte Lösungen deshalb auf den Ausbildungsstand,<br />

die Kenntnisse und Erfahrungen der jeweiligen<br />

Arbeitskraft ein. Ausführliche Videos oder Bilder helfen<br />

Neulingen, nichts zu vergessen und alles richtig<br />

zu machen. „Alte Hasen“ erhalten hingegen nur die<br />

nötigsten Infos und werden in ihrem Arbeitsfluss somit<br />

nicht gebremst. Es sei denn, sie sind an diesem<br />

Tag müde, unkonzentriert oder unsicher: Registriert<br />

die Connected-Worker-Software nämlich, dass eine<br />

Person wiederholt einen Anleitungsschritt zurückgeht,<br />

deutet dies auf erhöhten Erklärungs bedarf hin<br />

und die App gibt Extra-Support.<br />

Erfahrungswissen intelligent nutzen<br />

Für einfachere Standardfragen stehen neben Video,<br />

Text und Bildanleitungen auch Chat-Bots zur Verfügung,<br />

die auf eine unternehmensspezifische Wissensdatenbank<br />

zugreifen. Diese erzeugen KI-basierte<br />

Systeme auf der Basis von früheren Expertenant -<br />

worten nach und nach automatisch. Damit bewahren<br />

sie zugleich das Know-how von Fachleuten, die den<br />

Betrieb vielleicht bereits verlassen haben oder bald in<br />

Ruhestand gehen.<br />

Ist der Bot ratlos, besteht die Möglichkeit, Expertinnen,<br />

Experten oder Vorgesetzte direkt live zu konsultieren.<br />

Fragen lassen sich per Text- oder Sprachnachricht<br />

stellen, wobei angehängte Bilder oder Videos<br />

den Sendern und Empfängern lange Problembeschreibungen<br />

ersparen. Daneben setzt zeitgemäße<br />

Zusammenarbeit auf Augmented Reality. Sie ermöglicht,<br />

gemeinsam auf das Problem zu schauen und<br />

die richtigen Lösungen zu entwickeln. Selbst wenn<br />

Ratsuchende auf Außenmontage und damit kilometerweit<br />

von Ratgebern entfernt sind, fühlt es sich damit<br />

für sie fast so an, als seien beide am selben Ort.<br />

Wahrhaft smarte Unterstützung löst sich also vom<br />

„One-size-fits-all“-Gedanken. Durch eine Vielfalt an<br />

Unterstützungsmöglichkeiten gibt sie Arbeitskräften<br />

die psychologische Sicherheit, entspannt ihr Bestes<br />

zu geben.<br />

KI fördert den Weg zur smarten Fabrik aber auch<br />

durch effizienteres Onboarding und zeitgemäße Weiterbildung.<br />

Per App-basiertem Training on the Job<br />

setzt sie dort an, wo es nötig ist. Das kann sowohl im<br />

Push- als auch im Pull-Prinzip geschehen. Beispiel:<br />

Die Reinigung und Instandhaltung einer Maschine<br />

durch eine Maschinenführerin oder einen Maschinenführer<br />

im Rahmen der autonomen Wartung.<br />

War die Person noch nie an diesem Arbeitsplatz mit<br />

genau dieser Aufgabe betraut, bietet die App aktiv<br />

detaillierten Hilfs- und Schulungscontent in Wort<br />

und Bild an. Grundsätzlich können aber alle, die für<br />

eine anstehende Aufgabe nötigen Informationen<br />

auch aktiv abrufen, beispielsweise wenn sie an einer<br />

Maschine jüngerer Bauart eingesetzt werden.<br />

Fällt eine Person aus, kann eine einspringende<br />

Aushilfe zudem leichter übernehmen. Denn falls sie<br />

mit dem aufgabenspezifischen Spezialwissen nicht<br />

vertraut ist, hilft ihr die kontextspezifische Leistungsunterstützung<br />

weiter. Selbst wenn sie dabei<br />

anfangs langsamer als die ursprüngliche Kraft sein<br />

sollte, ist sie dennoch sofort produktiv – ohne die<br />

wertvolle Zeit eines weiteren Mitarbeitenden für Einweisung<br />

oder „Shadowing“ zu binden. Zusätzlich zu<br />

Sicherheit, Qualität und Effizienz steigert die smarte<br />

Vernetzung von Arbeitenden damit auch die Flexibilität<br />

beim Einsatz der Beschäftigten. In Zeiten einer<br />

dünner werdenden Personaldecke für das Management<br />

mehr als willkommen.<br />

Last but not least profitiert die Führungsebene von<br />

zahlreichen Analysefunktionen, die dazu beitragen,<br />

industrielle Prozesse zu verbessern. Denn die smarte<br />

Belegschaft gibt quasi nebenbei unzählige, wertvolle<br />

Daten an das System zurück. Abgesehen von gezielt<br />

erfassten Stati und Messwerten sind dies auch<br />

Hinweise zum Prozessverlauf und zur Qualität des<br />

Contents. Diese Daten liefern KI-bereinigt nützliche<br />

Erkenntnisse und können in anderen Systemen nahtlos<br />

weiterverarbeitet werden. So lassen sich nicht<br />

nur Abläufe verbessern, sondern auch das Skill- und<br />

Schulungsmanagement – und damit die Personalentwicklung.<br />

Keine Frage also: Die smarte Fabrik wird<br />

erst durch smarte Arbeitskräfte komplett.<br />

Detaillierte Anleitungen, passend für jede Anlage oder Maschine: Dank Connected-<br />

Worker-Anweisungen findet sich selbst unerfahrenes Personal leicht zurecht.<br />

Bild: amorn/stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 41


» TECHNIK<br />

Skalierbare Digitalisierung mit dem Konzept der Digital Factory now<br />

Sukzessive die notwendige<br />

Transparenz schaffen<br />

Unternehmen stehen heute vor einigen Herausforderungen: Gesetzliche Vorgaben<br />

und Kunden fordern mehr Nachhaltigkeit, während die Globalisierung und der damit<br />

einhergehende Wettbewerbsdruck eine höhere Effizienz bedingen. Digitalisierung<br />

soll nun beides in Einklang bringen. Doch wie lässt sich die Digitalisierung ohne<br />

Sicherheitsrisiko im laufenden Betrieb der Anlagen umsetzen? Mit dem Konzept der<br />

Digital Factory now bietet Phoenix Contact eine sektorübergreifende Lösung an.<br />

» Markus Kick, International Business Development Manager Digitalisierung und<br />

Thermoprozesstechnik, Phoenix Contact<br />

Die Digital Factory now bietet eine<br />

Lösung, mit der die Digitalisierung<br />

ohne Risiko im laufenden Betrieb<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Digitalisierung ist ein umfassender<br />

Prozess, der weit über technologische<br />

Veränderungen und neue Automatisierungsansätze<br />

hinausgeht. Sie benötigt<br />

ein individuelles und generisches Use-<br />

Case-Prinzip, das Digital Factory now zur<br />

Verfügung stellt. Das Konzept basiert auf<br />

skalierbaren Datenmodellen und über<br />

100-jährigen Erfahrungen hinsichtlich intelligenter<br />

Konnektivität, Elektrifizierung<br />

und Automatisierung. Digital Factory now<br />

zielt darauf ab, die Digitalisierung als<br />

„Turbolader“ für die All Electric Society<br />

effektiv zu nutzen. Dieses Leitbild beschreibt<br />

die Vision einer CO 2 -neutralen,<br />

nachhaltig entwickelten Welt, in der der<br />

Energiebedarf ausschließlich aus regenerativen<br />

Quellen gedeckt wird. Innerhalb<br />

der All Electric Society bedeutet Digita -<br />

lisierung, ganzheitlich und sektorüber -<br />

greifend zu denken, Mut zur Veränderung<br />

zu haben und Neues auszuprobieren. Bewährte<br />

Lösungen sind auf den Prüfstand<br />

zu stellen, wobei es niemals den einen<br />

richtigen Weg gibt. Digitalisierung geht<br />

stets mit der Bereitschaft zu Teamwork<br />

und Kompromissen einher.<br />

Der US-amerikanische Ökonom Peter F.<br />

Drucker prägte unter anderem die These,<br />

dass die Verbesserung von Prozessen vor<br />

allem dort beginnen sollte, wo es wichtig<br />

ist. Im Kontext der Digitalisierung muss<br />

somit beim Sensor und der Messstelle angesetzt<br />

werden. Die Anwendungsfälle des<br />

Konzepts der Digital Factory now gehen<br />

hier schrittweise sowie gemäß der Geschwindigkeit<br />

und des Budgets des Anwenders<br />

vor. Anfangs nicht ersichtliche<br />

hohe Lizensierungskosten werden ausgeschlossen.<br />

Ein umfassendes Security-Konzept<br />

sorgt für mehr Resilienz und Stabi -<br />

lität – von der einzelnen Station bis zur<br />

kompletten Fabrik -, beispielsweise durch<br />

Netzwerksegmentierung. Minimalinvasive<br />

Lösungen, die nicht direkt in die Prozesse<br />

eingreifen, haben keine Rezertifizierung<br />

der Maschine oder Anlage gemäß der neuen<br />

Maschinenverordnung zur Folge, sondern<br />

verschaffen dem Anwender kurzfristig<br />

die notwendige Transparenz. Diese bildet<br />

wiederum die Grundlage für eine Analyse<br />

und darauffolgende gezielte Verwendung<br />

von künstlicher Intelligenz in den<br />

Prozessen, die sich so weiter optimieren.<br />

Zustandsorientierte Bewertung<br />

mittels künstlicher Intelligenz<br />

Die Use Cases der Digital Factory now –<br />

zum Beispiel „Utility Metering & Reporting“<br />

– stellen Informationen über die<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Durch Vernetzung und Digitalisierung<br />

können die gekoppelten Sektoren im<br />

Produktionsbereich nachhaltig und<br />

wirtschaftlich betrieben werden.<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

verschiedenen Medien entweder direkt an<br />

der Netzwerkkante (on the edge) oder in<br />

der Cloud bereit. Zu den Medien gehören<br />

Wasserstoff, Erdgas, Schweröl, Druckluft<br />

und thermische Prozesse zur NO x -Regulierung.<br />

Außerdem ermöglichen die Anwendungsfälle<br />

den optimalen Einsatz der<br />

elektrischen Energie selbst an internationalen<br />

Standorten. Daten zu Emissionen<br />

und Verbräuchen sind ebenfalls verfügbar.<br />

Aus der zustandsorientierten Bewertung<br />

mittels Machine Learning – etwa der<br />

Software ML Next von Phoenix Contact –<br />

ergeben sich zusätzliche Erkenntnisse<br />

über die fehlerhafte Nutzung von Ressourcen<br />

sowie der endgültige CO 2 -Fuß -<br />

abdruck.<br />

Immer größer werdende Fabriknetzwerke,<br />

strengere gesetzliche Anforderungen<br />

sowie die Vernetzung innerhalb und über<br />

Sektorengrenzen hinweg erhöhen das<br />

Erfordernis eines ganzheitlichen Cyber-<br />

Security-Ansatzes gemäß ISA/IEC 62443<br />

sowohl für den Maschinen- und Anlagenbauer<br />

als auch für die Produkthersteller.<br />

Dies umfasst die Einhaltung von Gesetzen<br />

und Verordnungen wie NIS 2 in der Europäischen<br />

Union, NIST in den USA oder<br />

unterschiedlichen nationalen IT-Sicherheitsgesetzen,<br />

die daraus resultieren.<br />

Phoenix Contact bietet entsprechende<br />

Lösungen an.<br />

Alles, was für eine nachhaltige Zukunft<br />

benötigt wird, ist heute schon vorhanden:<br />

die Energie der Sonne, die Kraft des Wassers<br />

und des Windes sowie die erforder -<br />

lichen Technologien und das Know-how.<br />

Nun muss gemeinsam gehandelt werden,<br />

beispielsweise in den Bereichen Gebäude,<br />

Fertigung und deren prozesskritischen Infrastrukturen:<br />

• Ein modernes Gebäudekonzept geht<br />

über das Bereitstellen von Räumen hinaus;<br />

es erlaubt vielmehr die effiziente<br />

Verknüpfung verschiedener Energiesektoren.<br />

In einem intelligenten Bauwerk<br />

werden Solarenergie, Leittechnik, Produktion,<br />

Batteriespeicher und Ladesäulen<br />

sinnvoll miteinander kombiniert.<br />

Phoenix Contact entwickelt hier maßgeschneiderte<br />

Lösungen, um Ladesäulen<br />

mit PV-Anlagen zu verbinden, die<br />

Belüftung und Beleuchtung mit dem<br />

Energiemanagement zu koordinieren<br />

und die Fertigung mit dem Batteriespeicher<br />

zu integrieren, wie das neue<br />

Gebäude 60 am Standort Blomberg<br />

zeigt. Das dortige System funktioniert<br />

bidirektional: Elektrofahrzeuge können<br />

zum Beispiel temporäre Energiespeicher<br />

werden und das Gebäude dann<br />

mit Energie versorgen.<br />

• Die Verknüpfung des Gebäudes mit<br />

dem Produktionsbereich ermöglicht es,<br />

Angebot und Nachfrage effizient auszubalancieren.<br />

Dabei stellt sich die<br />

Frage nach dem Energiebedarf für einen<br />

Fertigungsauftrag: Sollte der Batteriespeicher<br />

bereits jetzt aufgeladen werden,<br />

damit zukünftige Bedürfnisse abgedeckt<br />

sind? Ist die eigene PV-Anlage<br />

die beste Quelle oder sollte Strom aus<br />

dem öffentlichen Netz bezogen werden,<br />

wenn die Preise günstig sind?<br />

Die Antwort liegt in der Vernetzung<br />

und Digitalisierung. Durch diese Maßnahmen<br />

lassen sich beispielsweise die<br />

gekoppelten Sektoren im Produktionsbereich<br />

am Standort Bad Pyrmont<br />

nachhaltig und wirtschaftlich betreiben.<br />

• Die Einführung und Umsetzung der Digitalisierung<br />

bereitet vielen Anwendern<br />

Schwierigkeiten. Fragen wie „Wo fange<br />

ich an?“ und „Welche Daten sollen<br />

erhoben werden?“ sind häufig. Das<br />

Serum Institute of India, einer der<br />

größten Impfstoffhersteller der Welt,<br />

beauftragte Phoenix Contact mit der<br />

Implementierung eines CDAS-Systems,<br />

um Daten von über 300 Maschinen<br />

und Prozessen zu sammeln und dem<br />

SCADA-System zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Data Collection Boxen (DCB),<br />

Secure Edge Boxen (SEB) sowie deren<br />

individuelle Varianten erlauben nicht<br />

nur die Datenerfassung ohne Beeinträchtigung<br />

des laufenden Betriebs,<br />

sondern vor allem die sichere Kommunikation<br />

in kritischen und empfindlichen<br />

Infrastrukturen einer Impfstoffherstellung.<br />

Auf allen Hierarchieebenen<br />

neue Denkweisen etablieren<br />

Doch bei der Digitalisierung geht es nicht<br />

allein darum, neue technische Anwendungen<br />

zu installieren. Vielmehr muss ein<br />

agiles und flexibles digitales Mindset auf<br />

sämtlichen Hierarchieebenen etabliert<br />

werden. Früher wurden psychologische<br />

Ansätze oft als Spielerei abgetan. Heute<br />

ist klar, dass effizientes Handeln nicht nur<br />

rational zu betrachten ist. Sogar ein logischer<br />

Prozess mit geschultem Personal<br />

kann immer noch Fehler aufweisen. Daher<br />

ist es ratsam, die neusten Erkenntnisse<br />

aus der Psychologie und verhaltensökonomischen<br />

Methoden in die digitale<br />

Transformation einzubeziehen. Die Digitalisierung<br />

bedingt also ein Umdenken<br />

und die Bereitschaft, sich auf neue Denkweisen<br />

einzulassen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 43


Die Rolle von Energiemanagement und digitalen Zwillingen ist für eine effiziente digitale Transformation von entscheidender Bedeutung.<br />

Bild: Rittal<br />

Überdachtes Management beschleunigt Smart Production und Energiewende<br />

Doppelte Transformation mit<br />

digitalen Zwillingen<br />

Die Industrie befindet sich in einem Spannungsfeld: Neben Herausforderungen in der Rezession,<br />

entlang der Lieferketten und bei der Gewinnung von Fachkräften steht vor allem die Notwendigkeit<br />

zur schnelleren digitalen Transformation und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Besonders deutlich<br />

wird das in den Fabriken. Es geht nicht mehr nur um die Optimierung der Fertigungsprozesse nach<br />

den klassischen Parametern. Um eine Energiewende möglich zu machen, muss die Industrie auch<br />

in die Lage kommen, ihre Energieströme auf neue Art zu managen.<br />

» Ulrich Sendler, freier Autor, und Steffen Maltzan, Referent Unternehmenskommunikation bei Rittal<br />

Mittelfristig muss die Industrie die Fertigungsprozesse<br />

nicht nur nach Stückzahl, Qualität<br />

und Preis, sondern nach Verfügbarkeit und Preis von<br />

Energie steuern können – eine doppelte Transformation,<br />

die als Beschleuniger für Smart Production<br />

wirkt. Die Rezepte dafür liegen vor. Die Grundlagen<br />

entstehen schon als digitaler Zwilling der Steuerungen<br />

für den Maschinenbau und rund um die Produktdaten.<br />

Wenn es gelingt, in den jeweiligen Ökosystemen<br />

rund um Anlagen, Produkte und Fertigungsprozesse<br />

je einen vollständigen digitalen Zwilling zu<br />

erzeugen und diese klug zu verbinden, ebnet das<br />

weiter den Weg zu einer wirklich smarten Fertigung.<br />

Diese Transparenz ist nötig, um auch die Energie -<br />

ströme in Fabriken zu analysieren und zu managen.<br />

Der Maschinenbau ist der Ausgangspunkt. Schon<br />

seit den 80er Jahren kann Automatisierungstechnik<br />

für Fabriken mit einem digitalen Stromlaufplan und<br />

logischen Schaltplan starten. Dafür hat sich beispielsweise<br />

Eplan als eine Standard-Anwendung in<br />

der Industrie etabliert. Neben der Software des<br />

Anbieters aus der Friedhelm Loh Group nutzen die<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


TECHNIK «<br />

Anlagenbauer dazu inzwischen einen weiteren<br />

Standard, nämlich das Eplan Data Portal, mit dem die<br />

meisten marktgängigen Komponenten mit allen<br />

relevanten Daten als Modelle aus einer Bibliothek<br />

geladen werden können.<br />

In Software wie Eplan Pro Panel entsteht dann das<br />

3D-Modell, das als digitaler Zwilling der Anlage genutzt<br />

werden kann, bestenfalls als „Single Source of<br />

Truth“ in der Eplan Cloud. Es enthält relevante Informationen,<br />

die auch zur realen Anlage gehören und<br />

für ihre Planung, ihren Bau, ihre Inbetriebnahme und<br />

ihren Betrieb wichtig sind: die Automatisierungs -<br />

logik, die Verdrahtung der gesamten Elektrik, die<br />

Schaltschränke samt Inhalt und Aufbau, und die<br />

Funktionsweise der Anlage und ihrer einzelnen Komponenten.<br />

Und da dieser digitale Zwilling hoch relevante Informationen<br />

darüber enthält, was die Produktionsanlage<br />

ausmacht, dient er nicht nur für deren Planung<br />

und Bau, sondern wird immer mehr auch für Prozesse<br />

herangezogen, die mit der Automatisierung und vor<br />

allem Digitalisierung zusammenhängen. Das beginnt<br />

beim Engineering, also beim Design und der Auslegung<br />

der Anlage, geht über Planung und Programmierung<br />

der Steuerung bis zum eigentlichen Maschinenbau<br />

und letztlich zum Betrieb und Service der<br />

Fabrik.<br />

Weil der digitale Anlagenzwilling eine so große<br />

und vor allem bereichs- und prozessübergreifende<br />

Bedeutung hat, kann er inzwischen als Rittal ePocket<br />

über einen QR-Code am Schaltschrank direkt aufgerufen<br />

und genutzt werden. Der digitale Zwilling in<br />

der Eplan Cloud begleitet den realen Schaltschrank<br />

fortan auf seinem gesamten Lebenszyklus.<br />

Personalakte für das ganze Leben:<br />

Der digitale Produktzwilling<br />

Eines der Kernmotive für die smarte Fabrik ist der<br />

Fokus auf individualisierte Fertigung zu Bedingungen<br />

der Massenproduktion. Die Fertigung benötigt passende,<br />

produktionsrelevante Daten wie Stücklisten<br />

jedes Produkttyps oder sogar einzelnen Produkts im<br />

richtigen Format. Neben den Konfigurationsinformationen<br />

des Kunden können dafür noch Bauteilinformationen<br />

oder Konstruktions-Updates aus dem PLM<br />

einfließen. Diese Daten müssen entlang der Kette<br />

von der Konfiguration durch den Kunden über die<br />

Fertigung bis zur Auslieferung laufen.<br />

Mit anderen Worten: Für die Fertigung gefragt ist<br />

ein hochwertiger, vollständiger, digitaler Datensatz<br />

zu jedem Produkt bzw. Werkstück – ein digitaler Produktzwilling.<br />

Dabei kommen die Abkürzungen ins<br />

Spiel, die für jeden Ingenieur in der produzierenden<br />

Industrie wie die entsprechenden Softwarelösungen<br />

zum täglichen Sprachschatz gehören: CAD, PDM/<br />

PLM und ERP. Cideon, ebenfalls aus der Friedhelm<br />

Loh Group, hilft seinen Kunden, mit den beteiligten<br />

Systemen in einem integrativen Prozess zu arbeiten<br />

und ist dafür seit vielen Jahren Platinum Partner für<br />

Autodesk und SAP. Im Kern geht es um die Integration<br />

von CAD aus den am weitesten verbreiteten Tools<br />

Auto CAD, Inventor, Solid Edge, Solid Works und<br />

Eplan mit dem Ziel einer Single Source of Truth.<br />

Wer weitergehen will, kann das tun: Cideon ebnet<br />

den Weg, um bestenfalls Daten per Knopfdruck direkt<br />

in die Fertigung weiterzugeben: beispielsweise vollständige<br />

3D-Modelle, aus denen sich Zeichnungen<br />

ableiten und die CAM-Bearbeitungsdaten automatisiert<br />

erzeugen lassen. So wirken die Daten aus dem<br />

Produktzyklus direkt in die Fertigung einer Smart<br />

Production hinein.<br />

Transparenz über Prozesse:<br />

Der digitaler Fertigungszwilling<br />

Wer mehr Produktivität in der industriellen Fertigung<br />

erreichen will, muss den Produktionsprozess selbst<br />

verändern und Dynamik in meist starre Abläufe bringen.<br />

Das funktioniert, wenn Bewegungsdaten aus der<br />

Produktion im laufenden Anlagenbetrieb mit IIoT-<br />

Sensordaten und Stammdaten gematcht werden. So<br />

lässt sich kurz beschreiben, wofür German Edge<br />

Cloud das Oncite Digital Production System (DPS)<br />

vorgestellt hat: als Datendrehscheibe für volle Transparenz<br />

über alle Fertigungsprozesse – Grundlage für<br />

Optierung und alle weiteren Schritte zur smarten<br />

Fabrik. Dafür bedient sich das DPS moderner Softwaretechnologie,<br />

wie sie sich in cloud-nativen<br />

Umgebungen basierend auf Container-Technologie<br />

mit Microservices herausgebildet haben.<br />

Die kluge Verknüpfung kompletter digitaler Zwillinge in den Ökosystemen von Anlagen,<br />

Produkten und Fertigungsprozessen ebnet den Weg zur intelligenten Fertigung und optimiert<br />

das Energiemanagement.<br />

Bild: Rittal<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 45


» TECHNIK<br />

bringt Flexibilität für IIoT-Anwendungen ein.“ Das<br />

Oncite DPS unterstützt die Vernetzung von Anlagen,<br />

die Visualisierung von Prozessen sowie Anwendungen<br />

von Track & Trace bis hin zum agilen, IIoT-gestützten<br />

Fertigungsmanagement oder Anwendungen<br />

wie KI-gestützte visuelle Qualitätskontrolle. Die<br />

Software-Services können parallel zu bestehenden<br />

IT/OT-Infrastrukturen eingesetzt und in verschiedenen<br />

Umgebungen betrieben werden. Kunden müssen<br />

ihre installierten Lösungen nicht abschalten. Die Systeme<br />

können auch parallel betrieben oder schrittweise<br />

migriert werden.<br />

Bild: Rittal<br />

Die entstehende Transparenz im Wertschöpfungsprozess durch digitale Zwillinge<br />

ermöglicht eine präzise Analyse und Steuerung der Energieströme in der Fertigung.<br />

Aufbauend auf fundierter Erfahrung aus der Automatisierung<br />

und IIoT hat GEC eine cloud-native<br />

Lösung entwickelt, die dem Industriekunden die<br />

Möglichkeiten offen lässt. Über Private wie Public<br />

Cloud kann je nach Use Case der Teil einer hybriden<br />

Multi-Cloud-Lösung zum Einsatz kommen, der sich<br />

dafür am besten eignet. Für schnelle Datenanalyse in<br />

Nahezu-Echtzeit gibt es zudem eine hoch skalierbare<br />

Factory-Edge-Infrastruktur mit der Hardware direkt<br />

am Shopfloor<br />

„Das System“, sagt Dieter Meuser, CEO German<br />

Edge Cloud, „ist dabei die Datendrehscheibe und<br />

Energieströme als neue Regelgröße<br />

Fertigungsleiter haben heute zusätzliche Aufgaben:<br />

Energieströme sichtbar machen. Energieverbräuche<br />

analysieren. Die Energieversorgung besser managen.<br />

Schneller als erwartet müssen sie auf ihrem Weg zur<br />

Smart Production auch diese Aspekte im Griff haben.<br />

Schließlich ist klar, dass in einer „All Electric Society“<br />

in Deutschland nicht mehr zu jeder Zeit ausreichend<br />

Energie für den wirtschaftlichen Betrieb großer<br />

Fabriken verfügbar sein wird. Doch wie lassen sich<br />

Stromfresser identifizieren und zukünftig energieintensive<br />

Fertigungsprozesse in energiegünstige Zeiten<br />

verlegen? Und welche Rolle spielen dabei die Fertigungsdaten?<br />

Klar ist: Energiedaten ohne Kontext geben keinen<br />

Durchblick. „Nur was sich messen und im Kontext<br />

verstehen lässt, kann später auch bewertet,<br />

Die Reduzierung von<br />

Lastspitzen bei der<br />

Robotertaktung optimiert<br />

die Energieeffizienz<br />

und stabilisiert<br />

den Fertigungsprozess.<br />

Bild: Rittal<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


gemanagt und optimiert werden“, so Dieter Meuser.<br />

Im Rittal Werk in Haiger haben die Software-<br />

Experten der Friedhelm Loh Group deswegen das<br />

Monitoring der Energieströme in die IT-gestützte<br />

360-Grad-Sicht aller Prozesse eingebaut.<br />

Wie kommt das Energiemonitoring dort konkret<br />

ans Laufen? Maschinen und Anlagen der Fertigung<br />

werden mit Energiemessgeräten ausgerüstet, die die<br />

gemessenen Werte automatisch ans Oncite Digital<br />

Production System (DPS) senden. Im laufenden Anlagenbetrieb<br />

gleicht das System Stammdaten gegen<br />

die Bewegungsdaten aus<br />

der Produktion ab und stellt<br />

sie in einem Kreislauf von<br />

Analytics, Alerts und Live-<br />

Dashboarding zur Verfügung.<br />

Driving the world<br />

„Es ist logisch, dass nur<br />

der Abgleich der eingegangenen<br />

Energiedaten zu den<br />

spezifischen Fertigungsprozessen<br />

und zum jeweiligen<br />

Produkt die Erkenntnisse<br />

bringt, die Fertigungs- und<br />

Werksleiter brauchen“, erläutert<br />

der GEC CEO. „Theoretisch<br />

lässt sich das ausweiten<br />

bis hin zum Product<br />

Carbon Footprint (PCF). Es<br />

ist mit Sicherheit davon<br />

auszugehen, dass der PCF<br />

beizeiten ein marktrelevanter<br />

Faktor wird.“ Die Frage<br />

nach der Energieeffizienz<br />

stelle sich dagegen unmittelbar:<br />

Wenn wir erkennen<br />

können, welcher Auftrag<br />

mit welchen Stückzahlen<br />

und welchem Produkt auf<br />

welcher Anlage wann welche<br />

Energieverbräuche verzeichnete,<br />

kann Rittal vom<br />

Energiemonitoring aufs<br />

Energiemanagement übergehen,<br />

um energieeffizienter<br />

zu fertigen.“<br />

Die optimale Versorgung<br />

mit Energie ist das eigentliche<br />

Ziel. Das transparente<br />

Datenlagebild über die<br />

Energieströme und ihre<br />

Kontextualisierung schaffen<br />

das Fundament für Optimierungen:<br />

wie professionelles<br />

Lastmanagement zur Steuerung des Stromverbrauchs,<br />

die Verhinderung von Lastspitzen sowie die fein -<br />

granulare Abstimmung von Stromverfügbarkeit und<br />

-verbrauch, sei es bei eigener Stromerzeugung oder<br />

externer Energiezulieferung. Stichwort feingranular:<br />

„Smartes Energiemanagement sollte Fabrikbetreiber<br />

letztlich auch in die Lage versetzen, energieintensive<br />

Fertigungsvorgänge in energiegünstige Zeiten zu<br />

verlegen“, ist Dieter Meuser überzeugt. Und ergänzt:<br />

„Eine solche Entscheidung kann man auf der neuen<br />

Datenbasis heute schon recht zuverlässig treffen.“<br />

Vorsprung durch Innovation.<br />

connected<br />

Vernetzung vom Shopfloor bis zur IT-Ebene<br />

Innovative Softwarelösungen für die digitale Transformation<br />

• Connectivity der kompletten Wertschöpfungskette und Integration<br />

in die IT-Ebene via SEW Edge Devices<br />

• digitaler Zwilling in hochauflösender 3-D-Visualisierung der Anlage –<br />

im gesamten Produktionszyklus und für jede Projektphase<br />

• intelligente Sensorik (5G) und durchgängige Kommunikation zur Erfassung<br />

und Speicherung weitreichender Parameter zusätzlich zu den Prozessdaten<br />

• maximale Planungssicherheit, durchgängige Prozesstransparenz und höchste<br />

Anlagenverfügbarkeit sowie umfassende Überwachungs- und Diagnosemöglichkeiten<br />

www.sew-eurodrive.de/maxolution<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 47


TECHNIK » Interview<br />

Andreas Kirsch, Gfos, über die Auswirkung der Megatrends auf die Industrie<br />

„Die größten Herausforderungen liegen<br />

in der zunehmenden Komplexität“<br />

Die Digitalisierung prägt zunehmend die Art und Weise, wie produzierende Unternehmen arbeiten.<br />

Doch welche Kräfte treiben diese Veränderungen voran? Andreas Kirsch, Strategic Business Development<br />

Smart Manufacturing bei Gfos, einem Anbieter von MES-Systemen, beleuchtet die Megatrends, die die<br />

Industrie und die Art zu produzieren maßgeblich beeinflussen.<br />

» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Jobs werden schneller gewechselt<br />

und somit muss auch der Wissenstransfer<br />

auf einen Nachfolger schneller<br />

erfolgen, sagt Andreas Kirsch.<br />

die Kommunikation zwischen den Teilnehmern<br />

von der Maschine bis hin zu<br />

cloudbasierten IT-Systemen zunimmt.<br />

Leider gehen diese Herausforderungen<br />

einher mit fehlenden Fachkräften, die die<br />

relevante Fähigkeit haben solche Projekte<br />

cross-funktional zu managen.<br />

Welche Megatrends beeinflussen mehr<br />

und mehr die Digitalisierung?<br />

Zunächst einmal definieren sich Megatrends<br />

dadurch, dass sie über Jahrzehnte<br />

wirken und sich in den nächsten Jahren<br />

noch stärker auswirken werden. In wenigen<br />

Worten zusammengefasst sind dies<br />

bezogen auf Produktionsunternehmen die<br />

Themen Fachkräftemangel, Komplexität<br />

in der Digitalisierung, Flexibilität und<br />

Wandlungsfähigkeit der Produktion, geopolitische<br />

Veränderungen und deren Einfluss<br />

auf die horizontale Wertschöpfungskette,<br />

Energiemanagement und<br />

Nachhaltigkeitsnachweise wie zum Bei-<br />

Bild: Gfos<br />

spiel der digitale Produktpass. Ein weiterer<br />

Trend, der aber erst jetzt richtig Fahrt<br />

aufnimmt und auf Digitalisierung aufbaut<br />

ist das Thema KI und DDBM also Data<br />

Driven Business Models.<br />

Was sind aktuell die größten Herausforderungen<br />

für die Produktionsunternehmen?<br />

Die größten Herausforderungen liegen in<br />

der zunehmenden Komplexität, die die<br />

Digitalisierung mit sich bringt und in<br />

der erforderlichen Sicherstellung der IT-<br />

Sicherheit vor allem vor dem Hintergrund,<br />

dass immer mehr digitalisiert wird und<br />

Welchen Einfluss wird der vielzitierte<br />

Fachkräftemangel auf Digitalisierungsprojekte<br />

zur Smart Factory in Zukunft<br />

haben?<br />

Die sogenannten Babyboomer, die lange<br />

in einem Unternehmen tätig waren und<br />

damit einen guten Überblick hatten, verlassen<br />

dieselben mehr und mehr. Es folgen<br />

Mitarbeiter, die stärker spezialisiert<br />

sind, aber nicht mehr den ganzheitlichen<br />

Überblick haben. Gleichzeitig wird auch<br />

eine Wissensverdichtung einsetzen, das<br />

heißt weniger Mitarbeiter müssen mehr<br />

wissen, um auch über den Tellerrand hinausschauen<br />

zu können. Hinzu kommt<br />

der Trend, dass Jobs schneller gewechselt<br />

werden und somit der Wissenstransfer<br />

auf einen Nachfolger schneller erfolgen<br />

muss. Dies macht eine andere Vorgehensweise<br />

bei cross-funktionalen Digitali -<br />

sierungsprojekten und deren Komplexität<br />

erforderlich. Wir bei Gfos haben dies erkannt<br />

und für diese Transformationsprozesse<br />

eine smarte Einführungsstrategie<br />

entwickelt.<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Megatrends beeinflussen<br />

und wirken sich<br />

direkt auf die Arbeitswelt<br />

der produzierenden<br />

Industrie aus.<br />

Bild: iStock.com/TommL<br />

Welchen Einfluss hat diese Veränderung<br />

auf MES-Funktionalitäten?<br />

Zunächst haben MES-Systeme über die<br />

Jahre funktional einen sehr hohen Reifegrad<br />

erreicht. Was aber immer mehr in<br />

den Vordergrund rückt, ist die erforderliche<br />

Standardisierung gegenüber der Individualisierung<br />

über alle Prozesse hinweg.<br />

Die MES-Standardsoftware sollte dabei<br />

Standards wie OPC-UA oder für Kennzahlen<br />

wie OEE die ISO 22400 Konformität<br />

haben. Das wiederum hilft dem Anwender<br />

auch seine individuellen Prozesse im Rahmen<br />

der Einführung eines MES mehr an<br />

Standards auszurichten, um die steigende<br />

Komplexität besser beherrschbar zu machen.<br />

Müssen MES-Systeme in Zukunft anders<br />

als in der Vergangenheit eingeführt<br />

werden?<br />

Um die erwähnten Herausforderungen<br />

bewerkstelligen zu können, wird es in Zukunft<br />

wichtig sein weniger zu individualisieren<br />

und mehr darauf zu achten die zu<br />

digitalisierenden Prozesse vor oder bei<br />

Implementierung an gegebene Standards<br />

zu adaptieren, um damit auch eine<br />

schnellere Einführung zu ermöglichen.<br />

Gleichzeitig wird durch eine solche Vorgehensweise<br />

die Komplexität reduziert<br />

und die Updatezyklen und Interoperabilität<br />

zu anderen Systemen einfacher und<br />

bezogen auf die Betriebslaufzeit der Systeme<br />

kostengünstiger.<br />

Was ändert sich dadurch gegenüber der<br />

Vorgehensweise in der Vergangenheit?<br />

In der Vergangenheit wurde Flexibilität<br />

von MES-Software immer so interpretiert,<br />

dass im Rahmen der Einführung die Funktionalitäten<br />

individualisiert an die Kundenanforderungen<br />

angepasst wurden mit<br />

der Konsequenz, dass das Prozesswissen<br />

zum Teil auf den MES-Lieferanten übergegangen<br />

ist. Durch dieses Angebot der<br />

MES-Lieferanten wurde der Aspekt Prozesse<br />

vorab mehr zu standardisieren vernachlässigt.<br />

Man könnte auch überspitzt<br />

sagen, die MES-Lieferanten haben mit ihren<br />

Angeboten an technisch machbarer<br />

Flexibilität die Kunden verführt zu individualisieren,<br />

anstatt zu standardisieren.<br />

Die zunehmende Komplexität, die zur Erinnerung<br />

schon mit der Veröffentlichung<br />

der „Umsetzungsempfehlungen für das<br />

Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ vom April<br />

2013 als Trend vorausgesagt wurde, wird<br />

man aber mit dieser bisherigen Vorgehensweise<br />

irgendwann nicht mehr beherrschen<br />

können, was wiederum zu steigenden<br />

Unternehmensrisiken führen wird.<br />

Wie stellt sich Gfos auf diese Veränderungen<br />

ein?<br />

Gfos hat die zunehmende Auswirkung der<br />

Megatrends erkannt und die Einführungsstrategie<br />

daraufhin neu ausgerichtet. Dabei<br />

wird in der ersten Phase der Einführung<br />

versucht die Prozesse an gegebene<br />

Standards auszurichten. Natürlich muss<br />

der Kunde auch dazu breit sein, dass mit<br />

Einführung eines MES seine Prozesse harmonisiert<br />

werden und dabei sogenannte<br />

alte Zöpfe auch abgeschnitten werden<br />

dürfen. Erst dann erfolgt die funktionale<br />

Implementierung der Standards. Dabei<br />

helfen auch Softwarefähigkeiten wie<br />

Konfigurierung und Parametrierung. Darüber<br />

hinaus können beim Anwender sogenannte<br />

Citizen Developer ausgebildet<br />

werden, die mittels Low Code Programmierung<br />

in die Lage versetzt werden gewisse<br />

Prozessadaptionen z.B. für Reports<br />

oder Oberflächen gesteuerte Ein-/Ausgaben<br />

zum Beispiel für Werkerführung<br />

selbst durchzuführen. Dabei bleibt die<br />

Prozesskompetenz über die Anpassung<br />

beim Kunden und muss nicht zum Lieferanten<br />

transferiert werden. Dies spart Zeit<br />

und Geld.<br />

Wo unterscheidet sich dabei Gfos von<br />

seinen Marktbegleitern?<br />

Bezogen auf das Thema Smart Manufacturing<br />

liegt der Vorteil in der smarten<br />

Einführungsstrategie und dem hybriden<br />

Plattformkonzept. Wenn sich der Kunde<br />

für eine Cloud-betriebene Lösung entscheidet,<br />

bietet Gfos darüber hinaus seine<br />

eigene nach ISO 27001 zertifizierte Cloud<br />

& Infrastructure an. Dies ermöglicht dem<br />

Kunden jederzeit zu entscheiden, ob er<br />

die Infrastruktur selbst betreibt oder in<br />

der Cloud betreiben lassen möchte. Wenn<br />

der Kunde über Smart Manufacturing<br />

hinaus auch Personaleinsatzplanung und<br />

Zutrittskontrolle einführen möchte, so<br />

kann er dies gerne mit Produkten wie<br />

Workforce Management und Access Control<br />

zu einer einzigartigen umfänglichen<br />

Gesamtlösung ausbauen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 49


Der Fokus des 1978 gegründeten Automatisierungsspezialisten AKE<br />

Technologies liegt auf dem Bau von Anlagen für die Montage-Prüftechnik.<br />

Bild: AKE<br />

Effiziente Prozesse dank Standardorientierung<br />

Standards sorgen für Flexibilität<br />

und Individualität<br />

Um die Prozesse transparenter zu gestalten, entschieden sich die Verantwortlichen<br />

eines Passauer Anlagenbauers für die Implementierung eines durchgängigen<br />

ERP-Systems. Die Orientierung am Standard der Software führte auf mehreren<br />

Ebenen zu mehr Sicherheit in der Projektabwicklung.<br />

» Guido Piech, PR-Redakteur bei AMS Solutions<br />

Der Fokus des 1978 gegründeten<br />

Automatisierungsspezialisten AKE<br />

Technologies liegt auf dem Bau von Anlagen<br />

für die Montageprüftechnik. Während<br />

die Automatisierung seiner Kunden<br />

seit jeher die Kernkompetenz von AKE<br />

darstellt, offenbarte sich bei der Effektivität<br />

der firmeninternen Abläufe zunehmend<br />

Nachholbedarf. Zum einen, weil die<br />

Belegschaft ab 2014 innerhalb weniger<br />

Jahre von ca. 65 auf knapp 250 Personen<br />

angewachsen war, zum anderen aufgrund<br />

insgesamt gestiegener Markt- und Quali-<br />

tätsanforderungen. Die Firmenverantwortlichen<br />

beabsichtigten, zunächst im<br />

Einkauf und in der Warenwirtschaft effizientere<br />

Vorgänge zu etablieren und über<br />

einen durchgängigen Datenfluss die budget-<br />

und termingerechte Abwicklung der<br />

Projekte sicherzustellen. Bewusst war ihnen,<br />

dass dies nur mit einer integrierten<br />

ERP-Software zu erreichen war, welche<br />

die bis dato eingesetzten Insellösungen –<br />

meist Word und Excel – ersetzen sollte.<br />

Der Evaluierungsprozess für ein passendes<br />

System begann Ende 2017 unter<br />

Einbeziehung eines externen IT-Beraters,<br />

dessen Anbietervorschläge ausgiebig evaluiert<br />

wurden. Schrittweise kristallisierte<br />

sich dabei heraus, dass das Multiprojektmanagement-System<br />

„ams.erp“ den Bedarf<br />

aufgrund seiner Fokussierung auf die<br />

Losgröße 1+ am besten erfüllte. Besuche<br />

bei Referenzkunden aus der Einzelfertigung<br />

bestätigten diese Einordnung.<br />

Michael Schurm, der als einer von zwei<br />

operativen Geschäftsleitern die IT verantwortet,<br />

beschreibt es als Kernanforderung<br />

an das System, sich als Sondermaschi-<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


TECHNIK «<br />

nenbauer mit hohem Einzelfertigungsanteil<br />

bei der Abwicklung seiner Haupt -<br />

projekte sowie der vielen Service- und<br />

Ersatzteilaufträge nicht „verbiegen“ zu<br />

müssen. Vielmehr sollte die Software im<br />

Standard flexibel genug sein, die grundlegenden<br />

Abläufe ohne größere Anpassungen<br />

abzubilden. Dass dieser Plan umgesetzt<br />

werden konnte, bestätigt neben<br />

Michael Schurm auch die ERP-Projektleiterin<br />

Andrea Haider. Außer einigen Feldverlängerungen<br />

gebe es keinerlei Zusatzprogrammierung,<br />

die die Release-Fähigkeit<br />

beeinträchtigten.<br />

Am Software-Standard orientierter,<br />

durchgängiger Prozess<br />

Zusammen mit den Spezialisten von AMS<br />

Solutions ist es gelungen, einen durchgängigen<br />

Prozess zu etablieren, der im<br />

Vertrieb startet und den gesamten Beschaffungsvorgang<br />

und die Materialwirtschaft<br />

transparenter gestaltet. „ams.erp“<br />

wandelt Angebote von Hause aus automatisch<br />

in Aufträge, woraufhin die mechanische<br />

Konstruktion und die E-Planung<br />

ins Spiel kommen. „Über eine<br />

Schnittstelle werden die Stücklisteninformationen<br />

entsprechend der Struktur der<br />

jeweiligen Anlagentypen automatisiert<br />

vom CAD-Programm Catia an „ams.erp“<br />

übergeben und danach von der Arbeitsvorbereitung<br />

bearbeitet“, beschreibt Andrea<br />

Haider den Ablauf.<br />

Eine Arbeitsvorbereitung (AV) wurde<br />

erst mit der Implementierung des ERP-<br />

Systems etabliert. Da digitale Daten zuvor<br />

nicht vorhanden waren, diente einzig der<br />

Erfahrungsschatz des Fertigungsleiters als<br />

Entscheidungsgrundlage. Bestellungen<br />

wurden ausschließlich über Excel getätigt<br />

und die auftragsrelevanten Dokumente in<br />

Ordnern abgelegt. „Dazu musste man<br />

wissen, wo man suchen musste, um an<br />

bestimmte Informationen zu einem Auftrag<br />

zu gelangen“, erinnert sich die ERP-<br />

Projektleiterin und fügt hinzu, dass dieses<br />

Verfahren für neue Mitarbeitende heute<br />

kaum mehr vorstellbar sei.<br />

Durch den Einsatz der integrierten<br />

Software konnten aber nicht nur ehemals<br />

aufwendige manuelle Prozesse digitalisiert<br />

und beschleunigt werden. Denn auf<br />

Basis der Bestellungen und Buchungen<br />

aus der Materialwirtschaft, deren Anzahl<br />

im Zuge der konsequenten Systemnutzung<br />

stetig zunimmt, ergeben sich eine<br />

ganze Reihe zusätzlicher Informationen.<br />

„Dank der ERP-Unterstützung können wir<br />

inzwischen auswerten, wie oft wir bestimmte<br />

Teilenummern verwenden und<br />

welche Teile wir tatsächlich häufiger fertigen<br />

oder bestellen als wir zuvor glaubten“,<br />

berichtet Andrea Haider. Infolgedessen<br />

konnte beispielsweise ein Lagerbestand<br />

für kleinere Normteile aufgebaut<br />

werden.<br />

Datenbasis liefert<br />

weitreichende Rückschlüsse<br />

Darüber hinaus lassen sich mit „ams.erp“<br />

unkompliziert Fertigungsgleichteile ermitteln.<br />

Wenn also ein bestimmtes Teil in<br />

einem gewissen Zeitraum für verschiedene<br />

Aufträge mehrfach benötigt wird oder<br />

in verschiedenen Baugruppen zum Einsatz<br />

kommt, muss die jeweilige Bearbeitungsmaschine<br />

nur noch einmal ein -<br />

gestellt werden, um das Teil in der gewünschten<br />

Anzahl direkt nacheinander zu<br />

fertigen. Zuvor musste für jedes Teil immer<br />

wieder umgerüstet werden, was entsprechend<br />

zeitaufwendig war. „Heute<br />

kann der Fertigungsleiter anhand von<br />

Dashboards erkennen, welche Teile in<br />

welchem Zeitraum wie oft gefertigt werden<br />

müssen und kann somit vorausschau-<br />

end planen“, so die ERP-Projektleiterin.<br />

Hinzu kommt, dass im Gegensatz zu früher,<br />

als für gleiche Bauteile diverse<br />

Bezeichnungen vergeben wurden, Gleichteile<br />

heute dieselbe Zeichnungsnummer<br />

besitzen. Auf dieser Basis gelingt es laut<br />

Andrea Haider selbst einem absoluten<br />

Sondermaschinenbauer wie AKE, einen<br />

gewissen Grad an Standardisierung zu erreichen.<br />

So konnte inzwischen auch eine<br />

Vormontage für kleinere Baugruppen mit<br />

regelmäßig verbauten Standardteilen<br />

etabliert werden.<br />

Es sind derartige Arbeitserleichterungen,<br />

die die Prozesse insgesamt beschleunigen:<br />

„Ähnlich wie in der AV lassen sich<br />

auch in der Buchhaltung und in anderen<br />

Bereichen mehrere Prozessschritte sinnvoll<br />

zusammenfassen. Was sich dabei<br />

über den Tag hinweg an Zeiteinsparungen<br />

summiert, ist immens“, zeigt sich Andrea<br />

Haider zufrieden. Auf diese Weise habe<br />

man auch die Mitarbeitenden mitnehmen<br />

können, die entweder zuvor keinerlei Erfahrungen<br />

mit ERP-Systemen besaßen<br />

oder der Nutzung des Systems anfangs<br />

kritisch gegenüberstanden. Sie erkennen<br />

inzwischen, welche Vorteile Echtzeitinformationen<br />

bringen. Die Mitarbeiter in<br />

der Mechanik beispielsweise schauen sich<br />

Zeichnungen heute fast ausschließlich<br />

digital an, was nicht nur komfortabler ist,<br />

sondern auch Fehler minimiert.<br />

Ausgehend von dem stets individuellen Kundenbedarf bieten die Niederbayern leistungsfähige<br />

Einzelanlagen oder vollautomatisierte, integrierte Fertigungs- und Prüfsysteme an.<br />

Bild: AKE<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 51


» INTERVIEW<br />

Gunther Sälzler, Director Software, Control and Intelligent Devices bei Rockwell Automation über KI<br />

„Ein Quantensprung zu bisher<br />

ungeahnten Möglichkeiten“<br />

Künstliche Intelligenz ist dabei, die Industrielandschaft auf den Kopf zu stellen. Insbesondere der<br />

Einsatz von KI in der vorausschauenden Wartung verspricht eine Zukunft voller Effizienz und Präzision<br />

für die Industrie. Gunther Sälzler von Rockwell Automation gibt im Interview Einblicke in aktuelle<br />

Entwicklungen, Chancen für Unternehmen und was die Zukunft noch bringen könnte.<br />

» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

bestimmte Aufgaben zu automatisieren<br />

und damit die Fachkräfte für sinnvollere<br />

Tätigkeiten einzusetzen. Gerade für die<br />

produzierende Industrie sind Themen wie<br />

„wie kann ich meine Mitarbeiter besser<br />

einsetzen“ auf der einen Seite, aber auch<br />

Dinge wie Probleme frühzeitig zu erkennen,<br />

Stichwort Predictive Maintanance,<br />

natürlich sehr interessant. Ein anderes<br />

wichtiges Thema ist Energie: Wo setze<br />

ich Energie ein, wie setze ich sie ein und<br />

wie kann ich meinen Energieeinsatz verbessern?<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

In Sachen Predictive Maintenance spielt Datenanalyse eine entscheidende Rolle. Es reicht nicht einfach<br />

Daten zu sammeln und eine KI drauf loszulassen, sagt Gunther Sälzler.<br />

Was denken Sie über die rasante Entwicklung<br />

der KI in der jüngsten Vergangenheit?<br />

Die Entwicklung ist ohne Zweifel faszinierend.<br />

Insbesondere die Spezialdisziplin<br />

der generativen KI, also namentlich<br />

ChatGPT, hat enorm an Bekanntheit gewonnen.<br />

Es ist jedoch wichtig festzuhalten,<br />

dass KI schon seit einiger Zeit im Einsatz<br />

ist und seit langem intensiv erforscht<br />

wird. Dieses spannende Gebiet eröffnet<br />

viele neue Möglichkeiten und wird als<br />

nächster Schritt in der Evolution angesehen,<br />

vergleichbar mit der Einführung der<br />

ersten Steuerungen in den 50er und 60er<br />

Jahren. Es scheint, als stünden wir an der<br />

Schwelle zu einem neuen technologischen<br />

Quantensprung, der uns Zugang zu<br />

neuen, bisher ungeahnten Möglichkeiten<br />

verschaffen wird.<br />

Welche Chancen ergeben sich daraus,<br />

insbesondere vor dem Hintergrund der<br />

aktuellen Herausforderungen, mit denen<br />

sich die Industrie derzeit konfrontiert<br />

sieht?<br />

In diesem Zusammenhang bietet KI viele<br />

Möglichkeiten, und ich meine damit<br />

nicht den Ersatz von Fachkräften. Sie ermöglicht<br />

es, Ressourcen freizusetzen, um<br />

Welche konkreten Vorteile bietet Predictive<br />

Maintenance im Vergleich zu<br />

traditionellen Instandhaltungsansätzen?<br />

KI-gestützte Predictive Maintenance<br />

bietet viele konkrete Vorteile. Wir setzen<br />

bereits verschiedene Lösungen ein, die<br />

als Softsensor bestimmte Funktionen<br />

überwachen können. Dazu kommen<br />

auch Instandhaltungs-Management- und<br />

-Planungssysteme. Beispielsweise ist die<br />

Mustererkennung besonders nützlich,<br />

wenn Mitarbeiter aufgrund der großen<br />

Datenmengen bestimmte Muster nicht<br />

mehr erkennen können. Ein weiterer Vorteil<br />

liegt in der Planung: Die Vorhersage,<br />

wann eine Wartung durchgeführt werden<br />

muss, reduziert die Notwendigkeit,<br />

große Mengen an Ersatzteilen vorrätig<br />

zu halten. Dies führt zu einer besseren<br />

Sichtbarkeit und Planbarkeit der Wartungsaktivitäten.<br />

Ausfallzeiten können<br />

besser geplant und unerwartete Ausfälle<br />

minimiert werden.<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Können Sie Beispiele für Anwendungsfälle<br />

von KI in der Predictive<br />

Maintenance nennen?<br />

Wir haben verschiedene Anwendungen.<br />

Zum Beispiel ermöglicht Logics AI, unser<br />

Predictive System Model, die Dosierung<br />

von Flüssigkeiten zu optimieren, insbesondere<br />

wenn die Mischungsverhältnisse<br />

der Flüssigkeiten nicht konstant sind. Es<br />

überwacht auch die Antriebstechnik, zum<br />

Beispiel bei großen Ventilatoren, Pumpen<br />

oder anderen Antrieben mit hoher Last.<br />

Ein interessantes Beispiel: Ein Betatester<br />

stellte fest, dass unsere Software einen<br />

Fehler anzeigte, den kein Experte erkennen<br />

konnte. Nach dem Öffnen des Getriebes<br />

stellte sich jedoch heraus, dass<br />

tatsächlich ein Fehler vorlag, den zuvor<br />

niemand bemerkt hatte.<br />

Die KI deckt also versteckte Einspar -<br />

potenziale auf?<br />

Richtig. Die Implementierung von KI in<br />

Unternehmen eröffnet zweifellos Einsparpotenziale,<br />

insbesondere im Bereich der<br />

Datenverarbeitung. Ein entscheidender<br />

Aspekt ist die Möglichkeit, vorhandene,<br />

bisher ungenutzte Daten zu erschließen.<br />

In der Industrieautomation werden beispielsweise<br />

Milliarden von Datenpunkten<br />

erfasst, von denen viele bisher nicht genutzt<br />

wurden. KI kann helfen, diese Daten<br />

sichtbar zu machen und für Analysen und<br />

Entscheidungen zu nutzen. Früher war<br />

der Aufwand, diese Daten zu verarbeiten<br />

und zu interpretieren, gigantisch.<br />

Welche Rolle spielt Datenanalyse bei der<br />

Implementierung von KI-Lösungen für<br />

Predictive Maintenance, und wie unterstützt<br />

Rockwell Unternehmen dabei,<br />

wertvolle Erkenntnisse aus ihren Daten<br />

zu gewinnen?<br />

Die Datenanalyse spielt eine entscheidende<br />

Rolle dabei. Es reicht nicht aus,<br />

einfach Daten zu haben und eine KI darauf<br />

loszulassen. Bei Rockwell konzentrieren<br />

wir uns darauf, vortrainierte<br />

Modelle einzusetzen, die auf unseren Erfahrungen<br />

und Anwendungen basieren.<br />

Diese Modelle sind speziell auf bestimmte<br />

Anwendungsfälle optimiert und trainiert.<br />

Wir bieten unseren Kunden also nicht nur<br />

eine KI-Lösung an, sondern liefern auch<br />

das entsprechende Know-how mit, um<br />

wertvolle Erkenntnisse aus ihren Daten zu<br />

gewinnen.<br />

Wie geht Rockwell mit Datenschutz- und<br />

Datensicherheitsbedenken im Zusammen -<br />

hang mit dem Einsatz von KI um?<br />

Wir unterstützen unsere Kunden bei der<br />

Verwaltung ihrer Daten, einschließlich<br />

der Frage, wo sie gespeichert werden<br />

sollen. Wir bieten Verbindungen zu verschiedenen<br />

Cloud-Anbietern, einschließlich<br />

unserer eigenen Cloud-Umgebung,<br />

in der Kunden ihre Daten speichern können.<br />

Darüber hinaus unterstützen wir<br />

Kunden, die ihre Daten lieber in ihrer<br />

eigenen privaten Cloud speichern möchten,<br />

und viele Unternehmen nutzen diese<br />

Option bereits intensiv. Um sicherzustellen,<br />

dass unsere Systeme den höchsten<br />

Sicherheitsstandards entsprechen, haben<br />

wir zusätzliche Maßnahmen im Bereich<br />

der Cybersicherheit implementiert. Unsere<br />

Systeme entsprechen den aktuellen<br />

Richtlinien und wir bieten auch Dienstleistungen<br />

an, um die Sicherheit der<br />

Daten unserer Kunden zu gewährleisten.<br />

Angesichts der Tatsache, dass Daten das<br />

neue Gold sind, ist es unerlässlich, sie zu<br />

schützen.<br />

Wie unterstützt Rockwell Unternehmen<br />

bei der Entwicklung der Fähigkeiten und<br />

Ressourcen, die für die Implementierung<br />

und Wartung von KI-gestützten Predictive<br />

Maintenance-Lösungen erforderlich<br />

sind?<br />

Wir unterstützen Unternehmen beim Aufbau<br />

der für die Implementierung erforderlichen<br />

Fähigkeiten und Ressourcen<br />

und verfolgen dabei einen integrativen<br />

Ansatz. Unser Ziel ist es, KI nicht sichtbar<br />

zu machen, sondern sie nahtlos in unsere<br />

Lösungen zu integrieren. Viele unserer<br />

Kunden nutzen bereits Lösungen, bei denen<br />

KI im Hintergrund aktiv ist, ohne dass<br />

der Kunde dies unbedingt bemerkt. So wie<br />

man ChatGPT nutzen kann, ohne die<br />

Funktionsweise von neuronalen Netzen<br />

im Detail zu verstehen, wollen wir es unseren<br />

Kunden ermöglichen, KI zu nutzen,<br />

ohne sich in die technischen Details vertiefen<br />

zu müssen. Wir konzentrieren uns<br />

darauf, KI auf die Anwendungsebene zu<br />

bringen und sie so zugänglich und benutzerfreundlich<br />

wie möglich zu machen.<br />

Welche Trends sehen Sie bei der Weiterentwicklung<br />

von KI?<br />

Für uns lautet das Schlagwort „von der<br />

Automatisierung zur Autonomie“. Das<br />

heißt, wir erwarten in Zukunft weitgehend<br />

Systeme, die autonom arbeiten können.<br />

Ich spreche jetzt nicht direkt von der<br />

dunklen Fabrik ohne Licht, in der es keine<br />

Menschen mehr gibt. Aber wir erwarten,<br />

dass viele Prozesse autonom ablaufen<br />

können und nicht jedes Mal ein Mensch<br />

eingreifen muss. Wir erweitern unser System<br />

dann zum Beispiel auch um Visualisierungslösungen<br />

im Bereich KI. Also mit<br />

Kameras Produkte und deren Qualität zu<br />

scannen, zu erkennen und zu optimieren.<br />

Es wird mehr selbstregulierende Systeme<br />

geben, aber nicht diese hundertprozentige<br />

Autonomie. Zumindest nicht in den<br />

nächsten Jahren.<br />

Wie sieht die Zukunft von Predictive<br />

Maintenance aus und was plant Rockwell,<br />

um Unternehmen dabei zu unterstützen,<br />

den Wert ihrer Produktionsanlagen<br />

zu maximieren?<br />

Die Zukunft von Predictive Maintenance<br />

verspricht eine Weiterentwicklung hin<br />

zu noch präziseren und effizienteren<br />

Lösungen. Bei Rockwell haben wir bereits<br />

ein eigenes CMMS-System, also ein<br />

Computerized Maintenance Management<br />

System entwickelt, das verschiedene<br />

KI-Algorithmen integriert. Unser Ziel<br />

ist es, die Wartungsplanung unserer<br />

Kunden zu optimieren. Das System kann<br />

beispielsweise vorhersagen, dass eine<br />

bestimmte Komponente in sechs<br />

Wochen ausfallen wird, und rechtzeitig<br />

Ersatzteile bestellen sowie Wartungsaufträge<br />

für das Personal erstellen, um<br />

den Austausch zum optimalen Zeitpunkt<br />

in die Produktionsplanung zu integrieren.<br />

In Zukunft wird es sicherlich noch<br />

viele innovative Möglichkeiten geben,<br />

Predictive Maintenance weiter zu verbessern.<br />

Gerade in Branchen, in denen<br />

noch viel manuell auf Papier geplant<br />

wird, gibt es ein enormes Potenzial für<br />

die Einführung fortschrittlicher KI-gestützter<br />

Lösungen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 53


» TECHNIK<br />

Edge-Technologien unterstützen den Mittelstand<br />

Das schwere Werkstück hebt der Cobot<br />

Die Smart Factory entwickelt sich rasant weiter – sowohl durch Vernetzung mit ihrer äußeren<br />

Umgebung als auch durch ein automatisiertes Inneres. Fortgeschrittene Edge-Technologien<br />

ermöglichen es Industrieunternehmen, an ihren Produktionsstätten immer ausgefeiltere<br />

KI-basierte Systeme wie Cobots oder Machine Vision einzusetzen.<br />

» Chris Kramar, Managing Director OEM Solutions DACH bei Dell Technologies<br />

Kollaborative Roboter nutzen Edge-Technologien für das Übertragen und Verarbeiten ihrer Daten.<br />

Bild: Murrstock/stock.adobe.com<br />

Die Transformation der Industriebranche<br />

zur Smart Industry setzt sich<br />

weiter fort. Industrieunternehmen setzen<br />

verstärkt Technologien wie künstliche<br />

Intelligenz, Machine Vision und Cloud<br />

Computing ein und verbinden ehemalige<br />

Silolösungen zu vernetzten Plattformen<br />

und Umgebungen. Dadurch können sie<br />

ihre Effizienz und Produktivität steigern,<br />

was ihnen unter anderem eine „Hyper-<br />

personalisierung“ erlaubt: Sie sind in der<br />

Lage, ihre Produkte ökonomisch sinnvoll<br />

immer gezielter auf einzelne Märkte und<br />

individuelle Kunden zuzuschneiden.<br />

Außerdem setzen sie zunehmend neue<br />

As-a-Service-Geschäftsmodelle in die<br />

Realität um, bei denen ihre Kunden keine<br />

Maschinen oder Anlagen mehr kaufen,<br />

sondern für bestimmte erreichte Ergebnisse<br />

wie etwa die Anzahl der produzierten<br />

Werkstücke bezahlen.<br />

Dabei reicht der Transformationsprozess<br />

inzwischen weit über die Fabrikhalle<br />

hinaus. Unternehmen schaffen nicht nur<br />

eine Smart Factory, sondern vernetzen sie<br />

mit ihrer Umgebung. So realisieren sie<br />

etwa intelligente Gebäude, die mit Sensoren,<br />

künstlicher Intelligenz und Building-<br />

Management-Systemen den Energieverbrauch<br />

optimieren oder mit Videoanalysen<br />

die Nutzung, die Sicherheit und den<br />

Schutz der Gebäude verbessern. Angebunden<br />

an Strom- und Energieversorger<br />

sind Smart Factories in der Lage,<br />

intelligente Messungen durchzuführen,<br />

von Energierückgewinnung zu profitieren<br />

oder eine nachfragebasierte Versorgung<br />

zu nutzen und dadurch ihre Nachhaltigkeit<br />

zu optimieren sowie ihre Betriebs -<br />

kosten zu senken.<br />

Vernetzt mit Transportwesen und<br />

Logistik, kann die Smart Factory Echtzeitmonitoring<br />

und vorausschauende Analysen<br />

bieten, um Fahrzeug- oder Schiffsflotten<br />

zu koordinieren und dadurch Lasten<br />

zu optimieren, Emissionen zu senken<br />

und die Lieferketteneffizienz zu erhöhen.<br />

Ist sie vernetzt mit der Bergbau- oder der<br />

Öl- und Gasförderung, kann sie sich selbst<br />

planbarer und effizienter mit natürlichen<br />

Ressourcen versorgen. Durch intelligente<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Sensoren und mobile Telemetriedaten<br />

kann die Smart Factory diese Ressourcen<br />

remote überwachen und vorausschauende<br />

Services wie Predictive Maintenance<br />

von Maschinen vor Ort durchführen.<br />

Cobots – Seite an Seite mit<br />

dem Menschen<br />

In den Fabrikhallen selbst sind es vor<br />

allem die Fortschritte der Edge-Techno -<br />

logien, die den Transformationsprozess<br />

weiter vorantreiben. Sie ermöglichen es<br />

Industrieunternehmen, ihre Produktionsstätten<br />

immer einfacher mit KI-basierten<br />

Cobots, Machine-Vision-Systemen oder<br />

HD-Kameras für Videoanalysen auszustatten.<br />

Cobots arbeiten Seite an Seite mit<br />

Menschen, um sie bei ihren Aufgaben zu<br />

unterstützen und zu entlasten. So heben<br />

die kollaborativen Roboter schwere Werkstücke<br />

an und richten sie aus, damit ihre<br />

menschlichen Kollegen sie bearbeiten<br />

können. Ihre Sensoren verhindern, dass<br />

sie die menschlichen Kollegen verletzen.<br />

Aufgrund der Sensorik können sie in unmittelbarer<br />

Nähe und sogar im direkten<br />

Kontakt miteinander interagieren, weil<br />

die Cobots im Gegensatz zu klassischen<br />

Robotern keine Gitter oder andere<br />

Schutzeinrichtungen benötigen.<br />

Machine-Vision-Systeme nehmen Bilder<br />

auf und analysieren sie mithilfe von<br />

künstlicher Intelligenz und Machine<br />

Learning. Dadurch sind sie in der Lage,<br />

Objekte zu erkennen, zu klassifizieren und<br />

ihre Eigenschaften zu ermitteln. Mit<br />

diesen Fähigkeiten können sie an vielen<br />

Stellen im Fertigungsprozess helfen, etwa<br />

bei der Qualitätssicherung oder um<br />

Abläufe zu steuern und zu überwachen.<br />

Mit HD-Kameras und angeschlossenen<br />

intelligenten Videoanalysen schließlich<br />

sorgen Industrieunternehmen an ihren<br />

Produktionsstätten nicht nur für Einbruchsschutz,<br />

sondern gewährleisten<br />

auch den Arbeitsschutz ihrer Mitarbeiter.<br />

Große Datenmengen direkt<br />

vor Ort verarbeiten<br />

Die Cobots, Machine-Vision-Systeme und<br />

Video-Lösungen sind auf moderne Edge-<br />

Technologie angewiesen, denn das Übertragen<br />

und Verarbeiten ihrer Daten ist<br />

anspruchsvoll. Die Datenmengen, die<br />

diese Lösungen produzieren, sind so groß,<br />

dass sie nicht ökonomisch sinnvoll zu<br />

ihrer Analyse an ein zentrales Rechen -<br />

zentrum oder eine Public Cloud geschickt<br />

werden können. Die Kosten dafür wären<br />

aufgrund der benötigten Bandbreite sehr<br />

hoch. Das Verarbeiten der Daten ist<br />

außerdem in vielen Fällen zeitkritisch,<br />

und dieser Weg würde den Prozess erheblich<br />

verzögern.<br />

Cobots, Machine Vision und Video<br />

benötigen deshalb zweierlei: Zum einen<br />

IT- Systeme, die ihre Daten direkt vor Ort<br />

verarbeiten können, und zum anderen eine<br />

Konnektivität, die es ihnen erlaubt, die<br />

Daten mit möglichst geringen Latenzen an<br />

diese Systeme zu übertragen. Die erforderliche<br />

Konnekti vitäts-Lösung ist mit 5G<br />

verfügbar. IT- und TK-Anbieter wie etwa<br />

Dell Technologies und Nokia kooperieren,<br />

damit Industrieunternehmen private<br />

5G-Netzwerke auf ihrem Fabrikgelände zu<br />

diesem Zweck implementieren können.<br />

Mittelständische<br />

Unternehmen nutzen<br />

vermehrt die Vorteile<br />

und Möglichkeiten der<br />

Smart Factory.<br />

Bild: Pixel_B/stock.adobe.com<br />

+49 89 2488 986 20<br />

info@innovatiq.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 55<br />

www.innovatiq.com


» TECHNIK<br />

Gesinterte Geometrie bringt Werkzeugsystem auf ein neues Level<br />

Kürzere Späne, sichere<br />

Zerspanungsprozesse<br />

Eine der größten Herausforderungen bei der Innenbearbeitung kleiner Bohrungsdurchmesser<br />

sind lange Späne. Die Weiterentwicklung des Supermini von Horn löst das Problem:<br />

Die gesinterte Spanformgeometrie der neuen Werkzeuggeneration führt zu deutlich kürzeren<br />

Spänen, was die Prozessstabilität – vor allem in der mannlosen Fertigung – erhöht.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Es hat sich gelohnt. „Mit viel Fleiß und langer<br />

Tüftelei haben wir es geschafft, die Probleme mit<br />

langen Spänen bei der Innenbearbeitung von kleinen<br />

Bohrungsdurchmessern wirtschaftlich zu lösen“,<br />

Mit dem neuen<br />

Supermini Typ 105<br />

hat Horn ein universelles<br />

Ausdrehwerkzeug<br />

mit gesinterter<br />

Spanformgeometrie<br />

entwickelt. Es wird<br />

auf der Messe AMB<br />

vorgestellt.<br />

stellt Markus Horn, Geschäftsführer der Tübinger<br />

Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn, bei der<br />

Vorstellung des „neuen“ Supermini fest. Neu deshalb,<br />

weil das erfolgreiche Werkzeugsystem bereits 1989<br />

das Licht der Welt erblickte, seitdem kontinuierlich<br />

weiterentwickelt wurde und nun mit seiner gesinterten<br />

Spanformgeometrie die nächste Werkzeuggeneration<br />

für die Bohrungsbearbeitung darstellt.<br />

Gerade bei der Bearbeitung von langspanenden<br />

Werkstoffen, zu denen auch die zunehmend am<br />

Markt eingesetzten bleifreien Legierungen gehören,<br />

bilden sich häufig Spänenester. Diese wickeln sich<br />

um das Werkzeug, verstopfen Bohrungen – und<br />

müssen bisher vom Maschinenbediener aufwendig<br />

aus der Maschine entfernt werden, um Qualitätseinbußen<br />

oder gar Werkzeugbruch zu vermeiden. Ohne<br />

eine zuverlässige Späneabfuhr kann der Prozess<br />

zudem nicht automatisiert werden.<br />

Höhere Prozesssicherheit durch die<br />

neue Spanformgeometrie<br />

Hier soll die neue Spanformgeometrie Abhilfe<br />

schaffen: Sie führt und formt den Span und bringt<br />

ihn zum Brechen. Bisher wurden dafür beim<br />

Supermini speziell gelaserte oder geschliffene Spanformgeometrien<br />

eingesetzt. Die Herstellung dieser<br />

Wendeschneidplatten war jedoch mit entsprechenden<br />

Kosten verbunden. Die gesinterte Spanform -<br />

geometrie macht den Supermini nun zu einem<br />

wirtschaftlichen „Problemlöser“, der technisch so<br />

ausgereift ist, dass er in der Serienfertigung eingesetzt<br />

werden kann, so Geschäftsführer Markus Horn.<br />

Die Schneidengeometrie des universellen Ausdrehwerkzeugs<br />

reicht weit in den Eckenradius der<br />

Wendeschneidplatte hinein. Dadurch ist die<br />

Spankontrolle auch bei kleinen Zustellungen<br />

gewährleistet. Die Geometrie ist für verschiedene<br />

Werkstoffgruppen einsetzbar und eignet sich zum<br />

Innen-, Plan-, Kopier- und Rückwärtsdrehen. Neben<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


der Geometrie hat Horn auch den Rohling der<br />

Wendeschneidplatte mit einer höheren Steifigkeit<br />

und einem noch stabileren Schneidenbereich optimiert.<br />

Außerdem wurde die Kühlmittelzufuhr überarbeitet.<br />

Die neue Wendeschneidplatte ist mit einer<br />

Vielzahl von Klemmhaltern des Typs 105 kompatibel.<br />

Horn bietet die Schneidplatten standardmäßig in den<br />

Längen 15 mm, 20 mm und 25 mm sowie in den<br />

Sorten TH35 und IG35 an. Der Eckenradius beträgt<br />

0,2 mm. Das Werkzeug soll ab einem Durchmesser<br />

von 6 mm einsetzbar sein.<br />

Feine Späne im Spankübel<br />

kaum sichtbar<br />

Einige Pilotkunden konnten den neuen Supermini<br />

bereits testen. Zu ihnen gehört das Unternehmen<br />

Rich Präzision in Riederich – und Geschäftsführer<br />

Wolfgang Rich ist begeistert: „Ein Problem, das wir<br />

beim Innenausdrehen kleiner Durchmesser schon<br />

immer hatten, waren lange Späne, die sich um das<br />

Werkzeug wickelten. Egal welcher Werkzeug -<br />

hersteller, dieses Problem hat jeder.“<br />

Rich Präzision ist seit mehreren Jahren als Zulieferer<br />

für Horn tätig ist. Das Unternehmen fertigt für<br />

das Horn-Werkzeugsystem SX den Grundkörper der<br />

Präzisionsschnittstelle. Der Schneidenkopf ist über<br />

ein stabiles, robustes und dennoch hochpräzises<br />

Gewinde mit der Anlagefläche des Werkzeuggrundkörpers<br />

verbunden. Neben dem Präzisionsgewinde<br />

dienen ein Konus sowie eine weitere Passung zur<br />

µ-genauen Zentrierung der SX-Schnittstelle.<br />

Die Drehbearbeitung des Konus sowie die Passung<br />

übernimmt bei Rich nun der neue Supermini vom Typ<br />

105. Damit löste Horn das Problem mit den sich umwickelnden<br />

Spänen, das sonst nur mit speziell<br />

gelaserten oder geschliffenen Sonderschneidplatten<br />

in den Griff zu bekommen war. Im Einsatz zeigen sich<br />

die Vorteile des neuen Systems. „Wo wir mit dem<br />

Vorgängersystem noch manuell die Späne vom Werkzeug<br />

ziehen mussten, sind die feinen Späne durch die<br />

neue Geometrie im Spankübel kaum noch sichtbar“,<br />

freut sich Wolfgang Rich. Der Drehprozess der sehr<br />

eng tolerierten Maße läuft stabil und die Standzeiten<br />

liegen im gleichen Bereich wie die Schneidplatten<br />

ohne Geometrie. Der neue Supermini mit gesinterter<br />

Spanformgeometrie ist seit Juni lieferbar. Im<br />

September wird er bei der AMB erstmals auf einer<br />

Messe vorgestellt. (su)<br />

Das System Supermini<br />

Ausdrehen, Profildrehen, Inneneinstechen, Gewindedrehen,<br />

Fasen, Axialstechen, Bohren sowie Nutstoßen: Seit das Unternehmen<br />

Paul Horn vor 35 Jahren, damals unter der Leitung<br />

von Firmengründer Paul Horn, das Werkzeugsystem Supermini<br />

auf den Markt gebracht hat, lässt es sich für zahlreiche Bearbeitungsoperationen<br />

anpassen und einsetzen. Sein Sohn<br />

Lothar Horn ergänzte das Werkzeug mit unzähligen Varianten<br />

zu einem universell einsetzbaren Werkzeugsystem. Nun hat<br />

der Enkel Markus Horn den Supermini mit einer gesinterten<br />

Spanformgeometrie auf die nächste Evolutionsstufe gehoben .<br />

Zum Einsatz kommt die Vollhartmetall-Schneidplatte in der<br />

Bohrungsbearbeitung von Durchmesser 0,2 mm bis rund 10 mm.<br />

Horn entwickelte den Rohling des Werkzeugs als eine Tropfenform.<br />

Diese Form ermöglicht präzise und große Anlageflächen<br />

im Werkzeughalter, was zu höherer Steifigkeit des Gesamtsystems<br />

führt. Es gibt heute rund 2500 verschiedene Standardvarianten<br />

des Supermini sowie unzählige Sonderlösungen.<br />

Erste Hilfe.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 57


» TECHNIK<br />

Competence Days 2024 mit Anspruch „Wir sind Spritzguss“<br />

Spritzgießtechnik: Wittmann setzt<br />

die Zukunftsbrille auf<br />

Die Wittmann Group feierte ihre Competence Days 2024 mit 1000 Gästen aus 37 Ländern in<br />

Wien: Der Komplettausrüster konnte selbst 2023 noch mit einem Umsatzplus abschließen.<br />

Die Technikschau im Juni präsentierte eine Reihe von Konzepten, die in Zukunft wichtig<br />

werden könnten – auch über die allgegenwärtige Digitalisierung hinaus.<br />

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />

Mit optimistischem<br />

Blick in die Zukunft<br />

empfingen Michael<br />

Wittmann (links) und<br />

Rainer Weingraber die<br />

Gäste zu den<br />

Competence Days:<br />

Wittmann leitet die<br />

Wittmann Group,<br />

Weingraber den Spritz -<br />

gießmaschinenbauer<br />

Wittmann Battenfeld.<br />

Bild: Stauß<br />

Es ist kein Geheimnis, dass es in der Kunststoff -<br />

industrie noch nicht rund läuft“, sagte Michael<br />

Wittmann zum Start der Wittmann Competence<br />

Days 2024 am 19. Juni, „aber schon diesen Monat<br />

könnte die Wende eintreten.“ Dabei hatte der<br />

Geschäfts führer der Wittmann Group nicht einmal<br />

schlechte Zahlen bekannt zu geben. Noch 2023<br />

schloss die Gruppe mit einem Umsatz von 400 Mio.<br />

Euro ab, einem Plus von 6 %. Obwohl die Nachfrage<br />

in die Knie ging. Doch der hohe Auftragsbestand<br />

sorgte dafür, dass bis in 2024 hinein mit angepassten<br />

Kapazitäten am Limit produziert wurde.<br />

Fürs laufende Geschäftsjahr rechnet Wittmann mit<br />

einem 10%-igen Umsatzrückgang, erwartet aber<br />

eine Erholung des Auftragseingangs im zweiten<br />

Halbjahr. Sehr gute Verkaufszahlen meldet etwa die<br />

Wittmann-Battenfeld-Niederlassung in Mexiko, die<br />

USA haben Deutschland als Absatzmarkt überholt.<br />

Der weltweite Mitarbeiterstand liegt bei 2300.<br />

Unabhängig von konjunkturellen Schwankungen<br />

investiert Wittmann als Komplettausrüster für<br />

Spritzgießtechnik weiter – zurzeit in Standorte in<br />

Ungarn, der Türkei und Indien.<br />

Nach Jahren, in denen die Österreicher ihren<br />

Vertrieb für Spritzgießmaschinen, Peripherie und<br />

Automatisierung harmonisierten, ist dieser Prozess<br />

nun abgeschlossen. Wittmann und Spritzgieß -<br />

maschinenbauer Wittmann Battenfeld sind nun eins.<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Bild: Stauß<br />

Dr. Werner Wittmann, Unternehmensgründer: „Dass wir so gut<br />

dastehen, liegt an unserer breiten internationalen Aufstellung.“<br />

Technik und Maschinen stehen auf einem neuen,<br />

modernen Fundament. „Wir sind Spritzguss“ ist daraus<br />

als Motto und Anspruch entstanden. Das global<br />

aufgestellte Unternehmen hat sich damit den Rücken<br />

frei gemacht, um über übliche Produktverbesserungen<br />

hinaus weit in die Zukunft zu schauen.<br />

Spürbar wird dies an an einer Reihe von vorausschauenden<br />

Entwicklungen, die die Spritzgießexperten<br />

in Wien vorstellten, oft noch als „Konzept“<br />

bezeichnet. Lösungen, die wichtig werden (können)<br />

für Klimaschutz, Ressourcen schonung, Kreislaufwirtschaft<br />

und Fachkräftemangel.<br />

Am vorausblickendsten mutet an, dass das MES-<br />

System Temi+ in die Lage versetzt wird, die CO 2 -Last<br />

pro Spritzgussteil auszugeben, den „Product Carbon<br />

Footprint“ PCF. Dieser Wert ist sehr komplex.<br />

In ihn fließen der Energieverbrauch pro Schuss ein<br />

und der CO 2 -Fußabdruck des Rohmaterials selbst.<br />

Weil die Transportwege individuell sind, muss der<br />

Spritzgießer hier noch Eingaben ergänzen. Was<br />

selbst bei Wittmann erstaunte: Das Material hat<br />

einen Anteil von über 80 % am PCF. „Das zeigt, wie<br />

wichtig Kreislauf-Materialien sind“, kommentierte<br />

Michael Wittmann.<br />

Das Verarbeiten von Kreislauf-Materialien greift<br />

ein Projekt mit dem Dosiergerät Gravimax auf: IR-<br />

Sensoren sollen den Gravimax ertüchtigen, das eingespeiste<br />

„Post Consumer Rezyklat“ (PCR) zu erkennen<br />

und mögliche Verunreinigungen zu melden. Er<br />

warnt den Spritzgießer früh, wenn gelieferte Chargen<br />

nicht den Anforderungen entsprechen. Dieses<br />

Konzept muss noch weiter verfeinert werden.<br />

Von der Sonne direkt ins Spritzgussteil: Wo Kunststoffverarbeiter<br />

eine Photovoltaik betreiben, profitieren<br />

sie von Spritzgießanlagen, die mit Gleichstrom<br />

arbeiten. Wandlungsverluste entfallen dann. Auf der<br />

K2022 stellte Wittmann das Konzept erstmals vor<br />

und hat es inzwischen mit Partner Innovenergy zur<br />

Serienreife entwickelt. In Wien fertigte eine DC-<br />

Spritzgießzelle live einen Deckel aus PP. Integriert<br />

waren das neue Temperiergerät „Tempro plus DC“<br />

und ein Linearroboter WX142 in DC-Ausführung.<br />

„Wir wollen dieses bisher unausgeschöpfte Effizienzpotenzial<br />

erschließen“, betonte Wittmann.<br />

Ob das Konzept angenommen wird, bleibt offen.<br />

Doch der Unternehmer hat griffige Argumente:<br />

Grüner Strom aus eigener Produktion verbessert die<br />

CO 2 -Bilanz und macht Firmen autark. Und mit DC-<br />

Fertigungsanlagen können sie ihn auch dann nutzen,<br />

wenn er bei Überkapazitäten nicht ins Netz eingespeist<br />

werden darf.<br />

Schneller in die Praxis münden die digitalen Innovationen.<br />

Das Projekt „Holoverse“ lässt Bediener mit<br />

Mixed-Reality-Brillen in die Anlagen blicken und ermöglicht<br />

Sprachbefehle. Schlüsselkunden testen es<br />

bereits. „Das wird kommen“, betont Wittmann.<br />

Noch einen Schritt weiter geht die Wittmann-<br />

Gruppe mit dem KI-Projekt „Aim4Help“. Hier entsteht<br />

ein Helpdesk-Tool: Auf Basis von ChatGPT trainieren<br />

Experten ein privates neuronales Netz mit Spritzgieß-Wissen<br />

inklusive Trouble-Shooting-Guides. Das<br />

ist mühsam, weil Input nur aus dem Unternehmen<br />

kommt und nicht aus dem Netz.<br />

„Wahrscheinlich wird die meisten Serviceanfragen<br />

schon die KI beantworten können“, sagt Michael<br />

Wittmann voraus. Doch für Aim4Help gibt es tiefere<br />

Gründe. „Unsere Service-Leute sind die erfahrensten,<br />

aber nicht die jüngsten. Und wenn sie in Rente gehen,<br />

soll dieses Wissen nicht verloren gehen.“<br />

Wenn Spritzgießzellen im DC-Betrieb arbeiten: Der Gleichstrom kommt aus Solarstromspeichern<br />

mit Salzbatterietechnik. Lastspitzen fangen Supercaps wie im Bild ab – elektrochemische<br />

Kondensatoren.<br />

Bild: Wittmann<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 59


» PRODUKTE<br />

Fahrerloses Transportsystem<br />

Mit Gurtförderer und Regalaufbau<br />

Die fahrerlosen Leo Transporter von<br />

Bito-Lagertechnik unterstützen innerbetriebliche<br />

Prozesse in der Produktion als<br />

Zubringer im Lager- und Kommissionierbereich,<br />

als Fließbandersatz oder Pufferlager.<br />

Die Transporter folgen dabei einer<br />

optischen Spur zur Streckenführung, die<br />

auf den Boden der Lager- oder Produktionshalle<br />

geklebt wird. Haltestellen, Ladeoder<br />

Wegbefehle werden ebenfalls durch<br />

am Boden befestigte Marker vorgegeben.<br />

Neu in der Leo Transporterfamilie ist der<br />

Leo Flow. Diese in verschiedenen Varianten<br />

verfügbare Reihe ist mit einem<br />

Gurtförderer ausgestattet und eignet sich<br />

für den Transport sowohl von Behältern<br />

und Tablaren als auch von loser, nicht<br />

standardisierter Ware. Drei Reflektionslichtschranken<br />

erkennen die Ware auf<br />

dem Band und zentrieren sie vor der<br />

Fahrt, so dass sie nicht herunterfällt. Das<br />

System ist für eine Transportlast von bis<br />

zu 35 kg Maximalgewicht ausgelegt.<br />

Beim ebenfalls neuen Leo Carrier wurde<br />

der Leo Transporter um einen festen<br />

Regalaufbau, bestehend aus vier Regalebenen,<br />

erweitert. Die höhenverstellbaren<br />

Ebenen lassen sich als Warenablage<br />

Bild: Bito-Lagertechnik<br />

nutzen. Der LEO Carrier ist für die Zu -<br />

ladung von insgesamt 50 kg Maximal -<br />

gewicht ausgelegt.<br />

Wartung von Gebäuden und Anlagen<br />

Wärmebildkamera erkennt Hotspots<br />

Bild: Flir<br />

Anhand professioneller Wärmebilder können drohende Schäden an Gebäuden und<br />

Anlagen rechtzeitig erkannt werden. Die neue Infrarotkamera E8 Pro von Flir liefert<br />

diese IR-Bilder und ist ab sofort auf der Conrad Sourcing Platform erhältlich. Auf den<br />

mit Flir MSX (Multi-Spectral Dynamic Imaging) erstellten Bildern lassen sich potenzielle<br />

Komplikationen differenziert erkennen und einordnen. Drohende Produktionsausfälle<br />

können so im Vorfeld verhindert werden. Auch rund um das aktuelle Thema<br />

Energieeffizienz in Gebäuden liefert die Infrarotkamera präzise Daten.<br />

Der 3,5-Zoll-Touchscreen ermöglicht das direkte Einfügen von Informationen und<br />

Notizen zu den jeweiligen Bildern sowie das Streamen von Videos. Mit der 1-Touch-<br />

Level/Span-Funktion kann man zudem einen kleinen Bereich im Wärmebild per<br />

Berührung auswählen. Die Kamera passt daraufhin Level und Span an dieser Stelle des<br />

Bilds auf Grundlage des Wärmekontrasts automatisch an. Dieses Feature macht<br />

zeitaufwändige manuelle Eingaben überflüssig.<br />

Steighilfe aus Aluminium<br />

Maschinentritt im Einsatz<br />

Den Blick in die Maschinen im Vorführund<br />

Testzentrum eines Maschinenlieferanten<br />

ermöglicht seit kurzem eine<br />

Steighilfe aus Aluminium von Hymer. Der<br />

zweistufige Maschinentritt 6878 aus<br />

Aluminium wiegt nur 5,6 kg und kommt<br />

bei dem Maschinenlieferanten in erster<br />

Linie für Wartungsarbeiten an den<br />

Vorführ maschinen und je nach Maschinengröße<br />

auch für das Rüsten zum Einsatz.<br />

Mithilfe einer Standhöhe von 40 cm<br />

gelangt der Mitarbeiter bis auf 240 cm<br />

Maschinenhöhe. Im besagten Demo-<br />

Center reicht das meistens aus, wer<br />

jedoch den „großen“ vielstufigen Tritt<br />

benötigt, kann optional ein Rollenset anbringen<br />

für den Transport von Maschine<br />

zu Maschine. Rutschfeste Stufen aus<br />

Duett-Riffelblech bieten bereits einen<br />

sicheren Stand. Jedoch sind auch Stufen<br />

mit einer Lochblechober fläche verfügbar,<br />

mit denen die Steighilfe der aktuell<br />

höchsten Rutschhemmklasse (R13) entspricht.<br />

Bild: Hymer-Leichtmetallbau<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Automatisierungszellen<br />

Mehr Wirtschaftlichkeit beim Spritzgießen<br />

Die modularen Automatisierungszellen<br />

Flexcell von Wittmann umfassen eine<br />

Schutzeinhausung, Linearroboter und<br />

Förderbänder in einer kompakten Einheit.<br />

Die drei Ausführungen Basis, Primus und<br />

Plus decken dabei das gesamte Spektrum<br />

an Spritzgießanwendungen ab, von einfachen<br />

Pick-and-Place-Aufgaben bis zur<br />

geplanten Integration von Downstream-<br />

Prozesseinheiten zum Beispiel zum<br />

Verpacken der Spritzgießteile. Die Zellen<br />

eignen sich für Spritzgießmaschinen aller<br />

Marken und können in bestehenden<br />

Produktionen nachgerüstet werden.<br />

Da die Zellen direkt an<br />

die Spritzgießmaschine<br />

andocken und die Produktion<br />

bei offener Maschinenschutztür<br />

erlauben,<br />

kann die Automatisierung<br />

besonders nah<br />

an die Schließeinheit heranrücken.<br />

In den Ausführungen<br />

Primus und<br />

Plus ist die Schutzeinhausung<br />

auf dem Förderband montiert.<br />

Alle Automatisierungskomponenten haben<br />

ihren festen Platz und sind sicher<br />

umschlossen. Auch Temperiergeräte lassen<br />

sich platzsparend integrieren und<br />

finden unter dem Förderband Platz.<br />

Bild: Wittmann<br />

Computertomografie-Kompaktgeräte<br />

Metallwerkstücke effizient messen<br />

Der Einsatz der Computertomografie-Kompaktgeräte<br />

Tomo<br />

Scope XS von Werth Messtechnik<br />

ist nicht auf die typischen<br />

Messobjekte aus Kunststoff<br />

beschränkt. Auch bei unterschiedlichen<br />

Metallwerkstücken<br />

sind wirtschaftliche fertigungsbegleitende<br />

Messungen<br />

mit hohem Durchsatz möglich.<br />

Mit dem Werth Tomo Scope XS<br />

Fov steht laut Anbieter leistungsfähige<br />

Computertomografie zum Preis von<br />

taktilen oder Multisensor-Koordinatenmessgeräten<br />

zur Verfügung. Durch<br />

spezielle Software-Tools eignet<br />

sich das Gerät auch für Werkerselbstprüfungen:<br />

Das Werkstück<br />

wird nur auf den Drehtisch<br />

gelegt und über Knopfdruck,<br />

Barcode oder RFID-Code<br />

das zugehörige Messprogramm<br />

gestartet. Als Messergebnis erhält<br />

man zum Beispiel exakte<br />

Messwerte für jedes Prüfmaß<br />

oder im einfachsten Fall eine<br />

farbcodierte Abweichungsdarstellung aus<br />

einem 3D-Soll-Ist-Vergleich.<br />

Bild: Werth<br />

Alu-Kompaktkarre<br />

Belastbarer Helfer<br />

Die Alu-Kompaktkarre Wuppi von Fetra wiegt zwar nur 6,7 kg,<br />

„wuppt“ mit 200 kg Tragkraft aber trotzdem ordentlich was weg.<br />

Die ergonomisch gestalteten Griffbügel lassen sich an die individuelle<br />

Körpergröße des Nutzers und an verschiedene Fahrsituationen<br />

anpassen. Gebogenen Schwingen vereinfachen den<br />

Transport von runden oder unhandlichen Gütern. Die Lufträder<br />

mit Kugellagerung lassen sich bei Bedarf leicht abnehmen.<br />

Optional sind ein Zurrgurt oder Haltehörner zur Stabilisierung<br />

des Transportgutes erhältlich. Die Schaufel lässt sich mit einem<br />

Fußtritt einklappen und eignet sich somit für den mobilen<br />

Einsatz, wie zum Beispiel die Mitnahme in einem Lieferfahrzeug.<br />

Bild: Fetra Fechtel Transportgeräte<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 61


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62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


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Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />

und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />

Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />

Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />

über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />

Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />

107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />

bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />

zur Senkung Ihrer Beschaffungs kosten um bis zu 70 %.<br />

Keller & Kalmbach GmbH<br />

www.keller-kalmbach.de<br />

Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />

Wir überzeugen Sie mit großem technischen<br />

Know-how bei Verbindungselementen und<br />

bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />

C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />

Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />

und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />

Logistikkonzepte für Produktion<br />

und MRO. Sorgen Sie mit dem passenden C-Teile-<br />

Konzept für effiziente Beschaffungsprozesse und<br />

Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />

mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />

steigern können.<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE MANAGEMENT<br />

Lederer GmbH<br />

www.c-teile-management.info<br />

Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />

& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />

Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />

u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />

und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />

Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />

Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />

und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />

sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />

– Verbindungselemente<br />

– Norm- und Standardartikel<br />

– Sonder- und Zeichnungsteile<br />

– C-Teile-Management<br />

F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />

www.reyher.de<br />

E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />

Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />

es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />

geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />

Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />

Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />

Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />

Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />

bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />

weltweit aus einem der modernsten und größten<br />

Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />

beliefert.<br />

OTTO ROTH GmbH & Co KG<br />

www.ottoroth.de<br />

OTTO ROTH ist sowohl traditionsreiches Handelshaus<br />

für mechanische Verbindungselemente als<br />

auch zertifizierter Hersteller hochpräziser Drehund<br />

Feinbearbeitungsteile.<br />

Das Portfolio von OTTO ROTH umfasst:<br />

- Großhandel mit Verbindungselementen<br />

- Komplettlösungen für Zeichnungsteile<br />

- C-Teile-Management<br />

- Fertigung von Präzisionsdrehteilen<br />

Mit einem umfassenden Sortiment von 100.000<br />

ständig verfügbaren Artikeln, Niederlassungen<br />

in ganz Deutschland sowie einem eigenen Fertigungsstandort<br />

ist OTTO ROTH für sämtliche Anforderungen<br />

rund um die Verbindungstechnik der<br />

ideale Partner.<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

SCHLEIFTECHNIK<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />

Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />

Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />

Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

ANCA Europe GmbH<br />

https://machines.anca.com/<br />

ANCA gehört zu den weltweit führenden Herstellern von<br />

CNC-Schleifmaschinen mit über 1.300 Mitarbeitern und<br />

einer einzigartigen Fertigungstiefe. CNC-Schleifmaschinen<br />

von ANCA werden zur Herstellung von Präzisionswerkzeugen<br />

für den Maschinenbau, Energieerzeugung,<br />

Holzbearbeitung, Automobilbau, Luft- und Raumfahrt,<br />

Elektronik und Medizintechnik genutzt. Auch bei der<br />

Fertigung von Komponenten in der Medizintechnik, Luftund<br />

Raumfahrt oder Energieerzeugung kommen sie zum<br />

Einsatz. ANCA Europe hat seinen Stammsitz mit Technologiezentrum,<br />

Service und Vertrieb, Anwendungstechnik,<br />

Kundenschulung, Finanzen und Verwaltung in Weinheim.<br />

Zusätzliche Niederlassungen und Partner bieten<br />

lokale Ansprechpartner in allen wichtigen Märkten.<br />

Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />

www.pasvahl.de<br />

Als Schraubenspezialist mit über 90 Jahren Erfahrung<br />

stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />

MILLIONS OF SCREWS IN STOCK<br />

• Passschrauben<br />

• Vierkantschrauben<br />

• Verschlussschrauben<br />

• Flachkopfschrauben<br />

• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />

• Rändelschrauben<br />

• Messingschrauben<br />

• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 63


IMPRESSUM<br />

» PRODUKTE<br />

Notebook<br />

Robust und KI-fähig<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

M. A. David Kuhlmann (dak), Phone +49 711 7594–456;<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Jonas Groshaupt, Michael Kienzle, Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Stefanie Teichmann, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Leserservice <strong>Industrieanzeiger</strong>:<br />

Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Phone +49 711 82651-254,<br />

Fax +49 711 82651-399, E-Mail: leserservice@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Bild: Getac<br />

Mit dem Notebook S510 von Getac genießen<br />

Anwender auch in sehr rauen Umgebungen<br />

die Vorteile KI-basierter Applikationen.<br />

Für Leistung sorgt der Intel Core<br />

Ultra 5/7-Prozessor mit Intel AI Boost und<br />

Intel Graphics. Die KI-Funktionen lassen<br />

sich mit der Microsoft Copilot-Taste bei<br />

Bedarf aktivieren.<br />

Das robuste Notebook wiegt 2,35 kg, ist<br />

vibrations- und sturzfest bis zu 90 cm<br />

Höhe und hat ein 15,6-Zoll-Display mit<br />

Kipptisch zum Bearbeiten sperriger Bauteile<br />

Schwere Werkstücke leicht gekippt<br />

Mit dem Kipplift von Barth lassen sich<br />

schwere und sperrige Werkstücke bis zu<br />

120 kg aus der Horizontalen in die Vertikale<br />

und umgekehrt kippen. Als Basis für<br />

die Entwicklung des Kipplifts<br />

diente der Hubtisch H 350 XL<br />

des Anbieters. Die Höhe des<br />

Tisches lässt sich fußhydraulisch<br />

zwischen 600 und 1.260<br />

mm verstellen. Diese Hydraulik<br />

ist von beiden Längsseiten aus bedienbar.<br />

Das Gestell ist mit stabilen<br />

Rollen ausgestattet. Die robuste<br />

Grundkonstruktion aus pulverbeschichtetem<br />

Stahl wurde um eine leichtgängige<br />

Kippvorrichtung erweitert. Diese Vorrichtung<br />

funktioniert mit Gewichtsverlagerung.<br />

An der Längsseite des Hubtisches<br />

befindet sich der Drehpunkt, über den die<br />

Tischplatte geschwenkt werden kann.<br />

Man verschiebt die Arbeitsplatte mit dem<br />

1000 Nits Helligkeit plus<br />

Getacs Sunlight-Readable-Technologie.<br />

Für eine<br />

stabile Verbindung sorgen<br />

WiFi 6E und Bluetooth<br />

5.3 sowie optional<br />

4G-LTE- und 5G-Sub-<br />

6-Fähigkeit. Der Hot-<br />

Swap-fähige Akku lässt<br />

sich im Vollschichtbetrieb<br />

austauschen. Stichwort<br />

Nachhaltigkeit: Das<br />

Gehäuse enthält zum<br />

Teil Post-Consumer-Recycling-Material.<br />

Das Notebook ist individuell konfigurierbar,<br />

inklusive wahlweise zweier Thunderbolt<br />

4-Anschlüsse zur besonders schnellen<br />

Datenübertragung, bis zu 64 GB DDR5<br />

(8 GB standardmäßig) und bis zu 2 TB<br />

PCIe NVMe SSD-Speicher (256 GB standardmäßig).<br />

Weitere Optionen umfassen<br />

Laser Barcode Reader, Super-Multi-DVD-<br />

Laufwerk, zusätzliches Speicherlaufwerk<br />

und/oder Nvidia-GPU-Grafikkarte.<br />

Bild: Barth<br />

Werkstück so weit über die Längsseite des<br />

Tisches hinaus, bis der Schwerpunkt des<br />

Werkstückes mittig über dem Drehpunkt<br />

liegt, dann kann man das Werkstück mit<br />

der Arbeitsplatte leicht ankippen und in<br />

die senkrechte Lage bringen. Starke<br />

Dämpfer unterstützen den Kippvorgang.<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


VORSCHAU «<br />

MESSE AMB<br />

Vom 10. bis 14. September 2024 trifft sich<br />

die Metallbearbeitungsbranche wieder auf der<br />

Messe AMB in Stuttgart: In unserem Messespecial<br />

beleuchten wir die neuesten Trends<br />

und Entwicklungen rund um die AMB und<br />

lassen Experten der Branche zu Wort kommen.<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Nachhaltigkeits- und Ressourcen-Aspekte beeinflussen<br />

zunehmend auch die Werkzeugbranche. Welche Nach -<br />

haltigkeitsziele Zerspanungsspezialist Ceratizit für<br />

die kommenden Jahre hat und welche Projekte zur<br />

Reduzierung der CO 2 -Emissionen bereits erfolgreich<br />

laufen, erläutert Vorstandsmitglied Melissa Albeck.<br />

MATERIALFLUSS<br />

Bild: Landesmesse Stuttgart<br />

Auch in der Intralogistik ist der Fachkräftemangel ein<br />

Problem. Viele Unternehmen setzen deshalb zunehmend<br />

auf automatisierte Lösungen. Welche Optimierungs -<br />

optionen noch ungenutzt bleiben, um Prozesskosten zu<br />

senken und Mitarbeitende zu entlasten, beleuchtet ein<br />

Fachbeitrag aus dem Hause BB-Verpackungen.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 11/2024<br />

erscheint am 03.09.2024<br />

Taumelringpumpen aus Edelstahl<br />

Hochviskose Flüssigkeiten schonend fördern<br />

Bild: Lutz Holding GmbH<br />

Die aus Edelstahl fertigten Taumelringpumpen<br />

der TR-Serie ermöglichen laut<br />

Anbieter Lutz Pumpen den produktschonenden<br />

Transport von stündlich bis zu<br />

30.000 Litern zäh- oder dickflüssiger<br />

sowie feststoffhaltiger Medien mit einer<br />

Viskosität von bis zu 1.000.000 Millipascalsekunden<br />

und einer Temperatur von bis<br />

zu 205 °C. Sie nutzen dafür ein bei Ölen,<br />

Fetten, Lacken, Dichtstoffen und Silikonen<br />

bewährtes Prinzip: Ein kugelförmiges<br />

Pumpengehäuse beherbergt einen Taumelring,<br />

der schräg auf einer Welle sitzt.<br />

Durch die Rotation der Welle führt der<br />

Ring eine charakteristische taumelnde<br />

Bewegung aus. Sie verändert kontinuierlich<br />

das Volumen zweier Kammern auf<br />

beiden Seiten der Welle. Es entsteht abwechselnd<br />

ein Über- und Unterdruck,<br />

der Flüssigkeiten in die<br />

Pumpe zieht und durch eine Auslassöffnung<br />

ausstößt. Trotz hoher<br />

Förderleistung soll damit die<br />

Qualität und Integrität geförderter<br />

Medien erhalten bleiben.<br />

Die Geräte haben eine Länge von<br />

316 bis 440 mm und lassen sich<br />

horizontal oder vertikal zu montieren.<br />

Der Pumpenkopf ist in<br />

90-Grad-Schritten drehbar und<br />

lässt sich für Wartungszwecke einfach<br />

demontieren. Verschiedene Befestigungssysteme<br />

wie Flansch, Milchrohr, Triclamp<br />

und Camlock sind verfügbar.<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

finden Sie in den<br />

Whitepapern des<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong>!<br />

Kompaktes Fachwissen ganz<br />

einfach downloaden!<br />

https://industrieanzeiger.industrie.<br />

de/whitepaper/<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 65


» ZULETZT<br />

Sommermärchen 2.0<br />

Es war einmal im Jahre 2024, als das deutsche Sommermärchen erneut seinen Lauf<br />

nahm und die Nation in den Ausnahmezustand versetzte. Doch diesmal war alles<br />

anders. Das „Sommermärchen“ fand nicht nur auf dem grünen Rasen eines Fußball -<br />

stadions statt, sondern in Biergärten ohne Bier und auf Straßen und Plätzen,<br />

die die letzte Sintflut gerade überstanden hatten.<br />

Unsere Helden sind nicht nur Fußballer mit durchtrainierten Muskeln und<br />

millionenschweren Verträgen, sondern die ganz normalen Bürger, die tapfer den Kampf<br />

gegen die Elemente aufnehmen. Da ist zum Beispiel Herr Müller – nein, nicht der<br />

Thomas – der sich jeden Morgen durch den Großstadtdschungel kämpft, bewaffnet<br />

mit einem überdimensionierten<br />

Regenschirm gegen die plötzlichen<br />

Sommergewitter.<br />

Geschickt weicht er den Schlaglöchern<br />

aus und verschüttet<br />

dabei keinen einzigen Tropfen<br />

seines frisch gebrühten Kaffees.<br />

Bier kann er nicht verschütten,<br />

denn das haben die<br />

schottischen und dänischen<br />

Fußballfans landesweit in den<br />

Bild: Alina Rosanova/stock.adobe.com<br />

Kneipen und Biergärten weggetrunken. Eine Frau Schmidt, die mit einer nahezu übermenschlichen<br />

Geduld stundenlang auf einen freien Tisch wartet, genießt zuletzt ihre<br />

Apfelschorle, als wäre es der Nektar der Götter.<br />

So schreitet das Sommermärchen 2024 voran und stellt die Deutschen auf die<br />

Probe. Ein Sommer, der kein richtiger ist – entweder es schüttet vom Himmel oder aber<br />

es bleibt viel zu trocken im Lande, da unser Lieblingsgetränk alle ist. Es ist wie verhext.<br />

Und somit dann doch wie im Märchen. Wenn am Ende der erste Herbstwind durch<br />

Deutschland fegt, werden wir wohl erlöst sein. Ob ein Happy End, also die<br />

Europameisterschaft, uns in den Herbst schickt und dieses ungewöhnliche Märchen<br />

beendet, kann bei Redaktionsschluss noch kein Märchenerzähler vorhersagen. (dak)<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024


Industrie<br />

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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024

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