Industrieanzeiger 10.2024
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09.07.2024 Ausgabe 10 | 2024 www.industrieanzeiger.de<br />
Interview<br />
Titelthema<br />
Skalierbare Digitalisierungslösung<br />
ohne Sicherheitsrisiko<br />
» Seite 42<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Generative KI für Wissens -<br />
systeme nutzbar machen<br />
» Seite 16<br />
Robotik<br />
Mobile Manipulatoren im<br />
Dauerbetrieb<br />
» Seite 30<br />
Gunther Sälzler<br />
von Rockwell<br />
Automation<br />
über KI in der<br />
Instandhaltung<br />
» Seite 52<br />
TOPSTORY<br />
Wettbewerbsvorteile<br />
durch digitale Zwillinge als<br />
„Werkzeug für die<br />
Industrie 4.0“<br />
» Seite 22<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
» MEINUNG<br />
Die Zukunft der Fertigung<br />
In einer Zeit, in der sich die Fertigungsindustrie rasant verändert, ist es wichtig,<br />
die Megatrends, die unsere Zukunft prägen, zu verstehen und proaktiv zu gestalten.<br />
Diese Ausgabe widmet sich den großen Herausforderungen und Chancen,<br />
die durch Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit entstehen.<br />
Diese Trends sind nicht nur technologischer Natur, sondern haben tiefgreifende<br />
Auswirkungen auf Geschäftsmodelle, Arbeitswelten und die Gesellschaft.<br />
So verändert beispielsweise der Trend zur Personalisierung die Art und Weise,<br />
wie Produkte entwickelt und hergestellt werden. Kundinnen und Kunden<br />
erwarten maßgeschneiderte Lösungen, die ihren individuellen Bedürfnissen<br />
entsprechen. Dies stellt die produzierende Industrie vor die Herausforderung,<br />
flexible und anpassungsfähige Produktionsprozesse zu entwickeln.<br />
Roboter und automatisierte Systeme übernehmen zunehmend Aufgaben,<br />
die bisher von Menschen ausgeführt wurden. Dies führt zu einer erheblichen<br />
Steigerung von Effizienz und Präzision, stellt aber auch Herausforderungen an<br />
den Arbeitsplatz der Zukunft. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Balance<br />
zwischen Mensch und Maschine. Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam<br />
Lösungen finden, um die Qualifikationen der Beschäftigten anzupassen und<br />
neue Berufsbilder zu schaffen. Dabei spielt auch die Bildungspolitik eine<br />
wichtige Rolle, damit die Fachkräfte von morgen den Anforderungen gewachsen<br />
sind. Doch der Mensch ist bei weitem kein Auslaufmodell: In dieser Ausgabe<br />
beleuchten wir unter anderem die Potenziale der generativen KI für Wissensund<br />
Assistenzsysteme und wie wichtig dabei die Expertise erfahrener Facharbeiterinnen<br />
und Facharbeiter ist und bleiben wird.<br />
Die Transformation der produzierenden Industrie kann nur gelingen, wenn<br />
Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. Es braucht klare politische Rahmen -<br />
bedingungen, die Innovation und Wettbewerb fördern, aber auch soziale und<br />
ökologische Verantwortung einfordern. Förderprogramme, steuerliche Anreize<br />
und eine progressive Bildungspolitik sind notwendig, um den Mittelstand zu<br />
stärken und die Zukunft der Produktion erfolgreich zu gestalten.<br />
Franke Drahtwälzlager:<br />
German Design Award<br />
Winner 2024<br />
herkömmliches<br />
Kugellager<br />
Franke<br />
Drahtwälzlager<br />
Beim Drahtwälzlager rollen die Wälzkörper<br />
auf eingelegten Drähten.<br />
Hagen Wagner<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
hagen.wagner@konradin.de<br />
Die Variabilität des Franke-Prinzip<br />
erlaubt es, freier und einfacher zu<br />
konstruieren, um bessere Produkte<br />
zu entwickeln.<br />
Erleben Sie Franke auf der Messe AMB<br />
in Stuttgart vom 10.-14. September<br />
2024 in Halle C2, Stand 2D25.<br />
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Mehr zum Prinzip Drahtwälzlager:<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 3<br />
www.franke-gmbh.de
» INHALT 10 | 2024 145. JAHRGANG<br />
TOPSTORY<br />
Digitalisierung<br />
Digitale Zwillinge als<br />
nützliche Werkzeuge für<br />
die Industrie 4.0<br />
» Seite 22<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
Digitale Zwillinge nutzen der Fertigung gerade in Hinblick auf Effizienz und<br />
digitale Wertschöpfung.<br />
» Seite 22<br />
NEWS & MANAGEMENT<br />
Branchennews<br />
Studie: Unternehmen generieren Wachstum im Ausland 08<br />
Trumpf und Mercedes verstärken Zusammenarbeit 09<br />
Technologietag Leichtbau ist wieder da 10<br />
Messe Cast Forge verläuft erfolgreich 12<br />
Hoffmann Group eröffnet neues Logistikzentrum 14<br />
» Künstliche Intelligenz<br />
Generative KI als Wettbewerbsvorteil 16<br />
Nachhaltigkeitskommunikation<br />
Die große Angst vor Greenwashing 18<br />
Interview<br />
Patrick Mirring und Daniel Merk von Schaeffler über<br />
künstliche Intelligenz in Entwicklung und Produktion 20<br />
TECHNIK & WISSEN<br />
TOPSTORY<br />
» Digitale Zwillinge<br />
Wettbewerbsvorteile und Wertschöpfung durch<br />
digitale Zwillinge in der Fertigung 22<br />
Digitale Services<br />
Datentransparenz und offene Softwareplattformen<br />
und IT-Standards als Differenzierungsmerkmal 28<br />
» Robotik<br />
Mobile Manipulatoren mit ausreichend Energie versorgen 30<br />
Leichtbau-Politik<br />
Der 5. Lightweighting Summit in Hannover setzte auf<br />
Leichtbau – obwohl Fördergelder gestrichen sind 32<br />
Automatisierung<br />
Wissensvermittlung und Weiterbildung mit<br />
Connected-Worker-Tools 40<br />
TITEL » Digitalisierung<br />
Umsetzung der Digitalisierung ohne Sicherheitsrisiko<br />
im laufenden Betrieb der Anlagen 42<br />
Energiewende<br />
Energiemanagement als Schlüssel zur Smart Production 44<br />
Interview<br />
Andreas Kirsch von Gfos über den Einfluss der<br />
Megatrends auf die produzierende Industrie 48<br />
Prozessstrukturierung<br />
Standardorientierung bei der Implementierung<br />
von ERP-Systemen 50<br />
» Interview<br />
Gunther Sälzler von Rockwell Automation über<br />
KI-Anwendungen bei der vorausschauenden Wartung 52<br />
Smart Factory<br />
Edge-Technologien unterstützen KMU 54<br />
Metallbearbeitung<br />
Nächste Werkzeuggeneration für die Innenbearbeitung:<br />
Supermini mit gesinterter Spanformgeometrie 56<br />
Spritzgießtechnik<br />
Komplettausrüster Wittmann präsentierte Zukunftskonzepte<br />
inklusive KI auf seinen Competence Days 2024 58<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 03<br />
Augenblicke der Technik 06<br />
Produkte 60<br />
Impressum 64<br />
Vorschau 65<br />
Zuletzt 66<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Bild: Wiferion<br />
Eine neue Lösung<br />
versorgt mobile<br />
Manipulatoren mit<br />
ausreichend Energie<br />
für ihre Aufgaben.<br />
» Seite 30<br />
EVOLVE BY<br />
INTEGRATION<br />
DYNAMISCHE LÖSUNGEN<br />
BRINGEN IHREN<br />
PRODUKTIONSPROZESS<br />
AUF DAS NÄCHSTE LEVEL<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
Gunther Sälzler,<br />
Director Software,<br />
Control and Intelligent<br />
Devices bei Rockwell<br />
Automation, über KI<br />
und ihr Potenzial für<br />
die vorausschauende<br />
Wartung.<br />
» Seite 52<br />
» ZUM TITELBILD<br />
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit<br />
und Effizienz durch Digitalisierung zu vereinen. Phoenix Contact<br />
bietet mit dem Konzept „Digital Factory now“ eine sektorübergreifende<br />
Lösung an, die auf skalierbaren Datenmodellen und<br />
umfassender Erfahrung basiert. Bild: Phoenix Contact<br />
Die Blechbearbeitung erfordert<br />
Rentabilität. Unabhängig Ihrer<br />
Unternehmensgröße bietet<br />
Ihnen Prima Power modulare und<br />
leistungsstarke Technologien,<br />
für Ihr zukünftiges Wachstum.<br />
Einzigartige Kompetenz in der<br />
technologischen Integration mit<br />
nativen Lösungen für die<br />
mannlose Produktion.<br />
Kundenorientierter Ansatz<br />
und Design, welche auf Ihre<br />
Produktivitätsherausforderungen<br />
ausgerichtet sind.<br />
Ein komplettes System aus<br />
schnellen und flexiblen Lösungen,<br />
die Präzision, Vielseitigkeit und<br />
Effizienz vereinen.<br />
2D & 3D LASERSCHNEIDEN | BIEGEN<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 5
Auch in der Automobilfertigung steigert die digitale Transformation<br />
die Produktivität im gesamten Montage- und<br />
Logistikprozess. Es gibt inzwischen über 550 Automobilfertigungsanlagen<br />
weltweit, die smarte Technologien nutzen. Da sich dieser<br />
Wandel jedoch in einer jahrzehntealten Branche mit gut eingeführten<br />
Prozessen vollzieht, sind flexible Lösungen besonders<br />
wichtig.<br />
Die robusten mobilen Geräte von Getac können eine Reihe von<br />
Funktionen im Fertigungsbereich übernehmen, wie Teile weiterzuleiten<br />
oder bei der Personaleinsatzplanung zu helfen. Die<br />
vernetzten Geräte sammeln Daten in Echtzeit, um Ereignisse zu<br />
identifizieren, die Ausfallzeiten verursachen. Bei End-of-Line-<br />
Diagnoseprüfungen sind dank WLAN-Verbindung zum Fahrzeug<br />
und zur Infrastruktur keine Kabel und VCIs mehr erforderlich.<br />
Daten können von der Cloud ins Fahrzeug mit integriertem WiFi 6<br />
und Bluetooth 5.2 übertragen werden. Ein Doppel-Akku gewährleistet<br />
den kontinuierlichen Betrieb bei Problemen. Bild: Getac<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
» Augenblicke<br />
der Technik<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 7
» NACHRICHTEN<br />
Kosten und Profitabilität im Fokus<br />
Deutsche Unternehmen generieren<br />
ihr Wachstum im Ausland<br />
Die Management-Beratung Horváth hat die Ergebnisse ihrer 5. jährlichen Studie<br />
„CxO Priorities“ veröffentlicht. Laut der Studie haben sich strikte Kostenoptimierungen<br />
und der Aufbau globaler Strukturen in deutschen Industrieunternehmen ausgezahlt.<br />
Horváth hat die 5. jährliche Studie<br />
„CxO Priorities“ veröffentlicht.<br />
Für 2025 erwarten deutsche<br />
Industrieunternehmen sektorübergreifende<br />
Umsatzsteigerungen.<br />
Bild: Tatjana Balzer/stock.adobe.com<br />
Die Management-Beratung Horváth<br />
hat die Ergebnisse ihrer 5. jährlichen<br />
Studie „CxO Priorities“ veröffentlicht. Eine<br />
strikte Kostenoptimierungen und die<br />
Schaffung globaler Strukturen der deutschen<br />
Industrieunternehmen zahlten sich<br />
aus, so die Studie. Für 2025 erwarte man<br />
sektorübergreifende Umsatzsteigerungen.<br />
Deutsche Unternehmen entwickelten sich<br />
gut, weil ihr Wachstum in Nordamerika,<br />
Asien und in Osteuropa stattfindet.<br />
Für die 5. jährliche Horváth-Studie „CxO<br />
Priorities“ wurden über 770 Vorstände<br />
und Geschäftsführungsmitglieder großer<br />
Unternehmen mit mehrheitlich mindestens<br />
1.000 Mitarbeitenden und 1 Mrd.<br />
Euro Jahresumsatz befragt, darunter<br />
mehr als 440 produzierende Unternehmen.<br />
Die Hälfte der untersuchten Industrieunternehmen<br />
hat ihren Hauptstandort<br />
in Deutschland.<br />
Die strukturelle Verbesserung der Kosten<br />
und Profitabilität steht für große Industrieunternehmen<br />
in diesem Jahr ganz<br />
oben auf der Managementagenda. Für<br />
zwei Drittel der Vorstände hat das Thema<br />
größte Bedeutung. 66 % bezeichnen die<br />
Verbesserung von Kosten- und Erlösstrukturen<br />
als „sehr wichtig“. 2023 lag das<br />
Thema noch an dritter Stelle.<br />
Im Zuge dessen setzt sich die Deglobalisierung<br />
der Unternehmen fort: aus<br />
Exportweltmeistern werden transnationale<br />
Organisationen. Investiert wird vor<br />
allem in die Wertschöpfungshubs Nordund<br />
Mittelamerika, Asien (insbesondere<br />
China, Indien) und auch in Osteuropa.<br />
Deutschland ist das einzige Land, in dem<br />
die Unternehmen unterm Strich einen<br />
Abbau der Arbeitsplätze in den kommenden<br />
fünf Jahren planen. Im Westen<br />
Europas sieht es wenig besser in punkto<br />
Wachstum aus. Trotz hoher Kostenpriorität<br />
sind die Unternehmen optimistisch<br />
und rechnen mit steigenden Umsätzen in<br />
2025.<br />
Mit Ausnahme des Automotive-Sektors<br />
gehen die CxOs in allen Industriezweigen<br />
für das Gesamtjahr 2024 von konstanten<br />
oder leicht steigenden Umsätzen aus. Mit<br />
Blick auf 2025 sind die Aussichten positiv<br />
– keine Branche geht dann mehr von<br />
einem Rückgang aus, alle rechnen mit relevanten<br />
Umsatzsteigerungen. „Die<br />
Unternehmen haben ihre Hausaufgaben<br />
gemacht. Der Fokus auf Kostenmanagement<br />
– und auch Liquiditätsmanagement<br />
ist in der Priorität gestiegen, die Basis für<br />
Wachstum – zahlt sich aus. Die Unternehmen<br />
bedienen die Märkte zunehmend<br />
direkt aus den Regionen heraus mit eigenen<br />
Standorten. Das erweist sich als<br />
Erfolgsstrategie“, sagt Ralf Sauter, Partner<br />
und Industrieexperte bei der Managementberatung<br />
Horváth.<br />
„Für den Standort Deutschland muss man<br />
aber sagen: Aufschwung sieht anders aus.<br />
Denn das Wachstum findet im Ausland<br />
statt, die Wertschöpfung wird immer<br />
dezentraler. Das ist Erfolgsfaktor, aber<br />
auch Herausforderung: Die Unternehmen<br />
müssen ihre Organisationsstrukturen<br />
dahingehend anpassen, dass die Regionen<br />
autonomer vom Headquarter agieren<br />
können.“<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Cloudbasiertes Monitoring<br />
Enge Zusammenarbeit bei Trumpf und Mercedes<br />
Mercedes-Benz setzt in seinem globalen<br />
Produktionsnetzwerk auf ein cloudbasiertes<br />
Monitoring aller Trumpf-Laser, um<br />
den Einsatz resilienter und effektiver zu<br />
gestalten. Im Werk in Sindelfingen gibt es<br />
für die digitale Instandhaltung ein entsprechendes<br />
Pilotprojekt, dass als Beispiel<br />
für alle Mercedes-Benz Werke weltweit<br />
dienen soll. Das Verfahren soll das Risiko<br />
ungeplanter Maschinenausfälle verringern.<br />
Vorteil ist, dass so die Resilienz der<br />
Fahrzeugproduktionsprozesse enorm gesteigert<br />
werden kann.<br />
Bislang erfolgten die Wartungen der Laser<br />
in fest definierten Zeitintervallen direkt<br />
an den Anlagen in den jeweiligen Standorten.<br />
Die Stammdatenpflege, Dokumentation<br />
und der Datenaustausch wurden<br />
manuell durchgeführt. Mithilfe des<br />
Manufacturing Service Bus (MSB) und<br />
zusätzlichen Elementen der globalen<br />
MO360 Dateninfrastruktur, ist inzwischen<br />
Hagen Zimer, CEO Trumpf Lasertechnik, und Jörg<br />
Burzer, Produktionsvorstand Mercedes-Benz AG,<br />
in der S-Klasse-Fertigung in Sindelfingen.<br />
gut die Hälfte der rund 400 bei Mercedes-<br />
Benz weltweit eingesetzten Trumpf Laser<br />
und zugehörigen Laser-Optiken in einer<br />
Cloud verbunden.<br />
Bild: Mercedes-Benz AG<br />
Modellierung des Materialverhaltens von PEM<br />
Fraunhofer Projekt für längere Lebensdauer von Brennstoffzellen<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
Materialeigenschaften können mit Hilfe von<br />
Sorptionsmessungen bestimmt werden. Diese<br />
verwenden die Forschenden als Grundlage für<br />
Modell-Erstellungen und Simulationen.<br />
In dem neuen, seitens des BMWK geförderten<br />
Forschungsprojekt Pempar entwickeln<br />
Forschende am Fraunhofer LBF eine<br />
Messmethodik für die Parametrisierung<br />
von Modellen zur Simulation der Temperatur-<br />
und Feuchtewirkung sowie der mechanischen<br />
Belastungen von PEM. Hierdurch<br />
lassen sich Datenlücken hinsichtlich<br />
des Materialverhaltens und fehlender<br />
Prüfvorschriften schließen. Die Test- und<br />
Prüfzeiten von PEM, Brennstoffzellen und<br />
Elektrolyseuren können so reduziert werden.<br />
Die Nutzung von Brennstoffzellen<br />
und Elektrolyseuren wird durch die Wasserstoffinitiative<br />
der Bundesregierung beflügelt<br />
und setzt gleichzeitig Hersteller<br />
unter Druck, neue und haltbarere PEM zu<br />
entwickeln, damit deren im Verkehr und<br />
in Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerken<br />
erforderliche Lebensdauer gewährleistet<br />
werden kann. Das drohende Aus für PFAS,<br />
die derzeit noch in Brennstoffzellenmembranen<br />
benötigt werden, spielt dabei<br />
ebenfalls eine Rolle.<br />
Das Unsichtbare wird sichtbar<br />
KAESER MESSTECHNIK<br />
Intelligente Prozessdatenerfassung<br />
• Intelligente Sensoren ermöglichen eine multiple Datenerfassung unter<br />
Berücksichtigung aller relevanten Messwerte – Power over Ethernet<br />
• Einfache Datenintegration über das KAESER SIGMA NETWORK<br />
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Kennzahlenbildung und Fehlerbehebung<br />
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Druckluftsystem<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong><br />
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» 10 | 2024 9
» NACHRICHTEN<br />
Geschäftsjahresbericht<br />
Ebm-Papst richtet sich konsequent auf Wachstum aus<br />
Ventilatoren- und Motoren-Hersteller<br />
Ebm-Papst hat das Geschäftsjahr 2023/24<br />
am 31. März 2024 mit einem Gesamtumsatz<br />
von 2,408 Milliarden Euro abgeschlossen.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr, in<br />
dem 2,541 Mrd. Euro erzielt wurden, entspricht<br />
dies einem Rückgang von 5,2 %.<br />
Ein langfristiges Wachstum will das Unternehmen<br />
aus seinem Kerngeschäft generieren.<br />
„Die strategische Neuausrichtung unseres<br />
Unternehmens ist in vollem Gange und<br />
zeigt bereits Erfolge“, sagt Klaus Geißdörfer,<br />
CEO der Ebm-Papst Gruppe. „Durch<br />
die Fokussierung auf unsere Wachstumssegmente<br />
Air- und Heating Technology,<br />
unterstützt von unserer Local-for-local-<br />
Strategie und einer konsequenten Innovationsausrichtung,<br />
schaffen wir die<br />
Grund lagen für eine langfristig erfolgreiche<br />
Zukunft unseres Unternehmens.“<br />
Mit der Strategie „Gemeinsam Zukunft<br />
machen“ konzentriert sich der Ebm-Papst<br />
Hans Peter Fuchs, CFO, Dr. Sonja Fleischer,<br />
CHRO, Dr. Klaus Geißdörfer, CEO, und<br />
Prof. Dr.-Ing. Tomas Smetana, CTO, der<br />
Ebm-Papst Gruppe (v.l.n.r).<br />
auf seine internationalen Kernsegmente<br />
Luft- und Heiztechnik sowie auf die Themen<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit.<br />
Der Rückgang wird von dem baden-württembergischen<br />
Familienunternehmen auf<br />
mehrere Faktoren zurückgeführt:<br />
• eine schwache Konjunktur in Europa,<br />
• Unsicherheiten im deutschen<br />
Heiztechnikmarkt und<br />
• ein herausforderndes makroökonomisches<br />
Umfeld, das von geopolitischen<br />
Konflikten geprägt ist.<br />
Zudem hatte das strategische Phase-Out<br />
der Geschäftsfelder Hausgeräte und Auto -<br />
mobiltechnik, einschließlich der Ablehnung<br />
von Neugeschäft in diesen Bereichen,<br />
einen erheblichen Einfluss. Besonders<br />
bemerkenswert ist das Wachstum im<br />
Bereich der Luft- und Klimatechnik, das<br />
im Kalenderjahr um 9,5 % zulegte. Trotz<br />
eines konjunkturell schwachen ersten<br />
Quartals in Europa erzielte dieser Bereich<br />
am Ende des Geschäftsjahres ein Umsatzplus<br />
und erreichte 1,733 Mrd. Euro. Ebm-<br />
Papst ist hier mit hocheffizienten Ventilatoren<br />
für Rechenzentren, Reinräume und<br />
Anlagen im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien hervorragend positioniert. Derzeit<br />
leidet das Unternehmen insbesondere<br />
in Deutschland (-4,1 % auf 487 Mio.<br />
Euro) unter den Nachwehen des umstrittenen<br />
Gebäudeenergiegesetzes und der<br />
damit einhergehenden Verunsicherung<br />
der Märkte. Das Heiztechniksegment<br />
verlor 18,7 % seines Umsatzes gegenüber<br />
Vorjahr und erzielte 322,9 Mio. Euro.<br />
Bild: Philipp Reinhard für ebm-papst<br />
Leichtbau-Allianz BW lädt ein<br />
„Technologietag Leichtbau“ ist wieder da<br />
Bild: IPEK<br />
bauzentrum BW e.V. (LBZ-BW e.V.).<br />
Als besonderes Anliegen des Netzwerks<br />
wurde an der Fortführung des Formats<br />
Technologietag Leichtbau gearbeitet, zu<br />
dem die Veranstalter nun zum 10. Mal<br />
am 06.11.2024 einladen. Unternehmen<br />
und Forschungseinrichtungen aus Baden-<br />
Württemberg und Umgebung sind aufgerufen,<br />
ihre Beiträge für das Kongress -<br />
Der letzte von der<br />
„alten“ Leichtbau BW<br />
verliehene Innovationspreis<br />
ThinKing galt<br />
im Dezember 2022<br />
diesem Batterie-Zellhalter:<br />
Die Institute<br />
IPEK und IKT entwickelten<br />
ihn im leichten<br />
und recyclingfähigen<br />
Multi-Material-Design,<br />
um den Carbon-Footprint<br />
zu senken.<br />
Der geschätzte „Technologietag Leichtbau“<br />
aus BaWü ist wieder da: Nach Auflösung<br />
der Landesagentur Leichtbau BW<br />
haben sich die drei großen Leichtbauvereine<br />
zur „Leichtbau-Allianz Baden-Württemberg“<br />
zusammengeschlossen. Das sind<br />
die Allianz Faserbasierte Werkstoffe BW<br />
(AFBW), der Composites United (CU) mit<br />
seinem Cluster CU BW und das Leichtprogramm<br />
einzureichen – „gerne auch als<br />
Tandem zwischen Unternehmen und Forschung“,<br />
wie es heißt.<br />
Folgende Beteiligungs-Möglichkeiten gibt<br />
es:<br />
• Gesucht werden neue vielversprechende<br />
Entwicklungen aus den verschiedenen<br />
Leichtbau-Fachdisziplinen und<br />
entlang der Wertschöpfungskette vom<br />
Konzept bis zum ressourcensparenden<br />
Bauteil.<br />
• Leichtbau-Doktoranden-Slam: In<br />
einem Kurz-Format können laufende<br />
oder vor kurzem beendete Doktor -<br />
arbeiten vorgestellt werden.<br />
• Leichtbau-Start-up Slam: Präsentieren<br />
können sich hier Start-ups aus dem<br />
gesamten Spektrum des material- und<br />
energieeffizienten Leichtbaus.<br />
Einreichungen sind in unkomplizierter<br />
Form als 1-seitiges Abstract bis zum<br />
05. Juli 2024 willkommen.<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Startklar für neue<br />
Mobilitätslösungen.<br />
Am besten auf<br />
rechtssicherem Boden.<br />
KRISTINA MARX, RECHTSANWÄLTIN<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 11
» NACHRICHTEN<br />
Guss- und Schmiedeteile<br />
Cast Forge 2024 geht in die dritte Runde<br />
Vom 04. bis zum 06. Juni hat die Messe<br />
Cast Forge 2024 in Stuttgart stattgefunden.<br />
Mit 9.654 m 2 Ausstellerfläche, 491<br />
Unternehmen und einem hohen internationalen<br />
Anteil zeigte die Fachmesse für<br />
Guss- und Schmiedeteile, wie bedeutend<br />
sie mittlerweile für die Branche ist.<br />
„Als international ausgerichtete Messegesellschaft<br />
freuen wir uns über diese<br />
Entwicklung und den Zuspruch der Branche.<br />
Dieser Erfolg ist nicht zuletzt der<br />
engen Zusammenarbeit mit nationalen<br />
und internationalen Branchenverbänden<br />
zu verdanken“, betont Roland Bleinroth,<br />
Geschäftsführer, Messe Stuttgart.<br />
Die Guss- und Schmiedebranche trifft<br />
sich alle zwei Jahre auf dem Stuttgarter<br />
Messegelände, um ihr Leistungsspektrum<br />
zu präsentieren. Internationale Hersteller<br />
von Guss- und Schmiedeteilen sowie<br />
hoch spezialisierte Bearbeiter treffen auf<br />
industrielle Einkäuferinnen und Einkäufer<br />
aus dem Maschinen- und Anlagenbau,<br />
der Antriebstechnik, der Pumpen- und<br />
Hydraulikindustrie und dem Nutzfahrzeugbau.<br />
Bild: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />
Die Messe Stuttgart begrüßte zusammen mit mehreren Verbänden die Medienvertreterinnen und Medienvertreter zur Pressekonferenz.<br />
Anzeige<br />
Sektorübergreifende Lösungen für die Digitalisierung<br />
Effizienz ohne Produktionsstopp<br />
09.07.2024 Ausgabe 10 | 2024 www.industrieanzeiger.de<br />
Ohne Digitalisierung ist die Energiewende<br />
nicht denkbar. Allerdings darf eine entsprechende<br />
Umstellung den laufenden<br />
Betrieb der Maschinen und Anlagen nicht<br />
beeinträchtigen und muss finanzierbar<br />
sein. Vor diesem Hintergrund hat Phoenix<br />
Contact mit Digital Factory now ein Konzept<br />
für eine sektorübergreifende Lösung<br />
auf Basis der All Electric Society entwickelt.<br />
Die Anwendungsfälle von Digital<br />
Factory now lassen sich sukzessive gemäß<br />
der Geschwindigkeit und des Budgets des<br />
Anwenders umsetzen. Angesichts stetig<br />
steigender Cyber-Angriffe sorgt ein um-<br />
fassendes Security-Konzept für mehr Resilienz<br />
und Stabilität. Da die Lösungen<br />
nicht direkt in die Prozesse eingreifen, ist<br />
eine Rezertifizierung der Maschinen oder<br />
Anlagen gemäß der neuen Maschinenverordnung<br />
nicht erforderlich, sodass der<br />
Anwender schnell eine hohe Transparenz<br />
erhält. Auf dieser Grundlage können<br />
Analysen durchgeführt werden, um die<br />
Prozesse unter Nutzung von künstlicher<br />
Intelligenz weiter zu optimieren. Einige<br />
praktische Beispiele zeigen die Vorteile<br />
eines solchen Vorgehens auf.<br />
https://www.phoenixcontact.com/<br />
Titelthema<br />
Skalierbare Digitalisierungslösung<br />
ohne Sicherheitsrisiko<br />
» Seite 42<br />
TOPSTORY<br />
Wettbewerbsvorteile<br />
durch digitale Zwillinge als<br />
„Werkzeug für die<br />
Industrie 4.0“<br />
» Seite 22<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Generative KI für Wissens -<br />
systeme nutzbar machen<br />
» Seite 16<br />
Robotik<br />
Mobile Manipulatoren im<br />
Dauerbetrieb<br />
» Seite 30<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion<br />
Interview<br />
Gunther Sälzler<br />
von Rockwell<br />
Automation<br />
über KI in der<br />
Instandhaltung<br />
» Seite 52<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Taiwan Excellence lädt SIE ein,<br />
gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.<br />
Sind Sie bereit, grün zu werden?<br />
Dann machen Sie mit und melden Sie sich an!<br />
Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein:<br />
Die Finalisten werden gratis nach<br />
Taiwan eingeladen UND...<br />
DER GEWINNER wird mit 20.000 USD belohnt.<br />
1. Die Antragsteller müssen Mitglieder<br />
eines Unternehmens, einer juristischen<br />
Person oder einer nicht-juristischen Gruppe<br />
sein (z. B. Forschungseinrichtungen, NGOs,<br />
öffentliche Verbände, Universitäten).<br />
2. Der Vorschlag muss in englischer Sprache<br />
verfasst sein, und der Inhalt sollte den<br />
Nutzen für die Umwelt und die wirtschaftliche<br />
Nachhaltigkeit sowie die Verbindung zu<br />
taiwanesischen Produkten oder Lösungen<br />
beinhalten.<br />
3. Loggen Sie sich auf der Website<br />
„Go Green with Taiwan“ ein<br />
(https://gogreen.taiwanexcellence.org),<br />
um Ideen zu sammeln und grüne<br />
Geschichten zu lesen.<br />
Die eingereiten Vorschläge werden nach<br />
folgenden Kriterien bewertet:<br />
• Auswirkungen auf die ökologische und<br />
wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />
• Durchführbarkeit<br />
• Innovation<br />
• Verbindung zu Taiwans Produkten<br />
oder Lösungen<br />
Der Zeitplan:<br />
Die Registrierungszeitraum ist vom<br />
3. Juni bis zum 30. August 2024.<br />
Auswahl der Finalisten:<br />
November 2024<br />
Bekanntgabe des Gewinners:<br />
Dezember 2024.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 13<br />
AD by TITA
» NACHRICHTEN<br />
Werkstattbedarf<br />
Hoffmann Group eröffnet neues Logistikzentrum<br />
Bei einem Festakt in Nürnberg<br />
wurde am 18. Juni 2024 das<br />
neue Logistikzentrum der<br />
Hoffmann Group eröffnet. Von<br />
der Logistic City aus werden<br />
Werkzeuge, Werkstattbedarf<br />
und persönliche Schutzausrüstungen<br />
in die gesamte Welt<br />
versandt. Das Münchner<br />
Unternehmen ist seit rund 45<br />
Jahren in Nürnberg mit einer<br />
Niederlassung vertreten – im<br />
Jahr 2009 wurde die Logistik<br />
von der bayerischen Landeshauptstadt<br />
nach Nürnberg verlegt.<br />
Der Handel mit Werkzeugen ist dabei das<br />
Kerngeschäft der Hoffmann Group und<br />
eine schnelle und zuverlässige Auslieferung<br />
an die Kunden ist erfolgskritisch.<br />
Das neue Logistikzentrum bietet Kapazitäten<br />
für den Versand von bis zu 40.000<br />
Paketen pro Tag. Rund 900 Arbeitsplätze<br />
sind dort vorgesehen. Aktuell beschäftigt<br />
die Hoffmann SE in Nürnberg rund 700<br />
Mitarbeiter. Das Zentrum befindet sich<br />
auf einem 21,5 ha großen Grundstück<br />
und wurde für weiteres Wachstum angelegt,<br />
so dass es sich bei Bedarf auf dem<br />
heutigen Areal sogar duplizieren ließe.<br />
Logistik und Lager nutzen derzeit rund<br />
100.000 qm – das entspricht einer Größe<br />
von 13 Fußballfeldern.<br />
Bild: Hoffmann Group<br />
Die Ehrengäste bei der Eröffnung<br />
der neuen Werkzeuglogistik:<br />
Marcus König, Oberbürgermeister<br />
von Nürnberg, Dr. Markus Söder,<br />
bayerischer Ministerpräsident,<br />
Verena Heinrich, Geschäftsführerin<br />
Hoffmann Group Foundation, und<br />
Clemens Baumgärtner, Referent<br />
für Arbeit und Wirtschaft der<br />
Stadt München (v.l.n.r.)<br />
Rund 200 geladene Gäste<br />
nahmen an den Feierlichkeiten<br />
zur offiziellen Eröffnung der<br />
Logistic City teil. Neben<br />
Vertretern des Unternehmens,<br />
Kunden und Lieferanten wohnten auch<br />
mehrere Vertreter aus Politik und<br />
Wirtschaft dem Festakt bei. Bayerns<br />
Ministerpräsident Dr. Markus Söder<br />
sprach von „einem starken Bekenntnis<br />
zum Wirtschaftsstandort Nürnberg“.<br />
Parallel zur Eröffnung fand auf dem<br />
Gelände die Hausmesse „World of Tools<br />
2024“ mit über 115 Ausstellern statt.<br />
Energiewende<br />
Schneider Electric eröffnet Smart Factory in Ungarn<br />
Bild: Schneider Electric<br />
Schneider Electric eröffnet eine neue Smart<br />
Factory in Ungarn und erhöht damit seine<br />
Produktions kapazität für Europa. (Beispielbild)<br />
Schneider Electric eröffnet eine neue<br />
Smart Factory in Dunavesce, Ungarn. Das<br />
Unternehmen erweitert damit seine<br />
Produktionskapazitäten und setzt den<br />
Fokus auf den Bau von SF6-freier Mittelund<br />
Niederspannungstechnik. Die Smart<br />
Factory ist eine vernetzte Produktionsumgebung,<br />
die sich selbst organisieren und<br />
ohne Mensch funktionieren kann.<br />
Schneider Electric betreibt weltweit nur<br />
36 dieser Fabriken, 22 davon befinden<br />
sich in Europa. In Dunavecse werden<br />
Lösungen individuell nach dem Engineering-to-Order-Prinzip<br />
(ETO) gefertigt.<br />
Dieser Ansatz, bei dem das Produkt erst<br />
nach Auftragseingang geplant und gefertigt<br />
wird, setzt hochflexible, automatisierte<br />
Produktionsumgebungen voraus.<br />
Das ungarische Werk produziert die<br />
SF6-freien Mittelspannungsschaltanlagen<br />
vom Typ RM Airset. Dabei handelt es<br />
sich um eine gasisolierte Schaltanlage<br />
(GIS) für die Sekundärverteilung der<br />
Mittelspannung. Diese verzichtet dank<br />
einer Kombination aus synthetisch reiner<br />
Luft und Shunt-Vakuum-Schaltung auf<br />
das bisher übliche Isoliergas Schwefel -<br />
hexafluorid (SF6). Dies ist mit der<br />
aktuellen EU-Verordnung über fluorierte<br />
Treibhausgase konform. Dank ihrer Sensorik<br />
und digitalen Konnektivität können<br />
sie leicht in intelligente Stromnetze<br />
(Smart Grids) eingebunden werden. Damit<br />
sind die IoT-fähigen Schaltanlagen eine<br />
Schlüsseltechnologie für den Aufbau<br />
klimaverträglicher Stromnetze.<br />
Mit dem Aufstocken der Produktions -<br />
kapazität SF6-freier Schaltanlagen<br />
reagiert man auf die steigende Nachfrage<br />
nach umweltschonender Netztechnik.<br />
Netzbetreiber sind auf individuelle Lösungen<br />
angewiesen, mit denen sich die<br />
Resilienz und Flexibilität ihrer Stromnetze<br />
zukunftsfähig ausbauen lässt. Rund 90 %<br />
der in Dunavecse hergestellten Produkte<br />
sind für den Export auf den europäischen<br />
Markt bestimmt. „Die Energiewende in<br />
Europa macht gute Fortschritte und<br />
stärkt die Energieunabhängigkeit der<br />
Region“, so Yann Reynaud, Senior Vice<br />
President, Global Engineering to Order<br />
Operations bei Schneider Electric.<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Engineering<br />
2036<br />
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Engineering 2036<br />
Konstruktion trifft Produktion<br />
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Konferenz für mehr Nachhaltigkeit in der<br />
Produkt- und Produktionsentwicklung<br />
durch Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen<br />
hinweg.<br />
27.-28. November 2024<br />
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Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt!<br />
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(Stand Mai 2024)<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 15
Ein neuer Wettbewerbsfaktor in der Industrie<br />
Generative KI für Wissenssysteme<br />
Obwohl generative KI auf Basis großer Sprachmodelle wie Chat GPT noch nicht ganz<br />
ausgereift ist, sollten sich Industrieunternehmen bereits jetzt auf die Nutzung vorbereiten:<br />
Individuelle KI-Wissens- und Assistenzsysteme für eigene Prozesse und Daten könnten<br />
sich künftig zum Wettbewerbsfaktor entwickeln.<br />
» Hans-Peter Gasser, Customer Strategy Manager bei Cosmo Consult<br />
Das Optimierungs- und Automatisierungspotenzial<br />
durch große Sprachmodelle<br />
(Large Language Models, LLM),<br />
die auch unter dem Begriff Generative AI<br />
(Gen AI) laufen, ist weitgefächert. Es<br />
reicht vom Vergleichen von Requirements<br />
im Engineering über das automatisierte<br />
Vorformulieren von Texten im Qualitätsmanagement<br />
bis hin zur Unterstützung<br />
bei der Angebotserstellung im Vertrieb.<br />
Beim Zusammenfassen und Vergleichen<br />
von komplexen Informationen helfen integrierte<br />
KI-Assistenten wie Microsoft<br />
Copilot schon jetzt dabei, viel Zeit zu sparen.<br />
Wer sich mit Chat GPT auskennt,<br />
weiß, dass LLM beim schnellen Auffinden<br />
von spezifischen Informationen helfen.<br />
Diese Fähigkeit lässt sich nutzen, um<br />
Wissens- und Assistenzsysteme für die<br />
eigenen Prozesse zu entwickeln – zum<br />
Beispiel um neue Fachkräfte durch<br />
einen Prozess zu führen oder komplexe<br />
Entwicklungsaufgaben zu beschleunigen.<br />
Je mehr eigene „GPTs“ (Generative Pretrained<br />
Transformer) ein Unternehmen<br />
erschafft und mit den Daten für einen<br />
spezifischen Wissensbereich füttert, desto<br />
effizientere Prozesse sind künftig möglich.<br />
Beim Experimentieren mit LLM wie<br />
Chat GPT erleben Unternehmen derzeit<br />
noch viele Herausforderungen. Ein typisches<br />
Problem nennt sich „lost in the<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
MANAGEMENT «<br />
Ein KI-basiertes Assistenzsystem optimiert<br />
Prozesse und steigert die Effizienz. Unternehmen<br />
profitieren von maßgeschneiderten<br />
Lösungen durch generative KI und große<br />
Sprachmodelle wie Chat GPT.<br />
Bild: Summit Art Creations/stock.adobe.com<br />
middle“: Bei Texten, die verarbeitet werden,<br />
etwa einer großen PDF-Datei, wird<br />
der Mittelteil von der KI nicht richtig verstanden.<br />
Das ist beispielsweise dort<br />
schwierig, wo für die Produktentwicklung<br />
automatisiert Spezifikationen und gesetzliche<br />
Vorgaben in Form von Normen<br />
und Gesetzestexten abgeglichen werden<br />
sollen.<br />
Hinzu kommt, dass im Schnitt ein Viertel<br />
der Antworten nicht nutzbar ist, weil<br />
die KI Parameter vergleicht, die nicht zueinander<br />
passen – oder einen zu starken<br />
Fokus auf eigentlich unwichtige Details<br />
legt. Hier muss noch manuell nachge -<br />
arbeitet werden, indem die wichtigsten<br />
Parameter identifiziert werden. Diese<br />
Hürden sind jedoch beileibe kein Grund,<br />
die Technologie abzuschreiben. Die Entwicklung<br />
geht in diesem Feld rasant<br />
voran, die Anbieter von LLM bessern kontinuierlich<br />
nach.<br />
KI-Wissenssysteme erfordern sie viel<br />
Auseinandersetzung, gerade auch mit<br />
Blick auf Daten, die dafür relevant sind.<br />
Um einen Vorsprung im Wettbewerb zu<br />
erarbeiten, sollten sich Unternehmen deshalb<br />
schon heute mit der Technologie<br />
beschäftigen. Zugleich wird in Projekten<br />
derzeit deutlich, dass die KI trotz der Herausforderungen<br />
bereits Nutzen bringen<br />
kann. Ein Beispiel, das sich in der Praxis<br />
bereits gut umsetzen lässt, ist der bessere<br />
Umgang mit dynamischeren Supply<br />
Chains. In den letzten Jahren hat sich gezeigt,<br />
wie schnell Lieferkettenprobleme<br />
entstehen können. Auf Basis von LLM<br />
kann beispielsweise die Beschaffung optimiert<br />
und die Lieferfähigkeit sichergestellt<br />
werden, indem die KI die Rahmenbedingungen<br />
von Supply Chains beobachtet.<br />
Ob Wetterereignisse, Handelskonflikte<br />
oder Streiks: Die Erkenntnisse fließen<br />
automatisiert in die Bestelloptimierung<br />
im ERP-System ein, um rechtzeitig alternative<br />
Bestellungen auszulösen. Ein<br />
solches Assistenzsystem hilft zudem, zu<br />
einer täglichen Lieferkettenoptimierung<br />
zu gelangen.<br />
Im Beschaffungsprozess kann ein KI-<br />
Assistenzsystem dazu beitragen, schneller<br />
das beste Angebot zu identifizieren. Das<br />
System vergleicht eine beliebige Anzahl<br />
von Konditionen, Lieferzeiten oder Nachhaltigkeitsmerkmalen<br />
automatisiert – anstatt<br />
dass Menschen Produktdatenblätter<br />
und Preislisten durchforsten. Künftig<br />
werden immer mehr Unternehmen auf<br />
eine solche Automatisierung setzen. Das<br />
bedeutet zugleich, dass es wichtiger wird,<br />
Marketing-Informationen besser maschinenlesbar<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Nicht die Sicherheit vergessen<br />
Bevor Industriebetriebe die KI-Technologie<br />
erproben, sollten jedoch Themen wie<br />
Datenschutz und Datensicherheit geklärt<br />
und Nutzungs-Guidelines definiert werden.<br />
So wird sichergestellt, dass nicht<br />
versehentlich personenbezogene Daten<br />
oder intellektuelles Eigentum in das<br />
allgemeine Trainingsmaterial einfließen.<br />
Grundsätzlich gilt, dass für die professionelle<br />
Anwendung und beim Aufbau eigener<br />
Wissenssysteme auf lokale LLM gesetzt<br />
werden sollte, die intern betrieben<br />
werden. Einige Anbieter haben die Sicherheitsherausforderungen<br />
für Unternehmen<br />
bereits erkannt. So garantiert etwa Microsoft<br />
für die Assistenztechnologie Copilot<br />
oder für Azure Open AI Service, die auf<br />
Chat GPT von Open AI basieren, dass die<br />
Datenschutzvorgaben eingehalten werden.<br />
Beratungspartner können dabei helfen,<br />
individuelle Einsatzpotenziale zu<br />
identifizieren und erste Roadmaps anzugehen.<br />
Die Potenziale erkunden<br />
In Bereichen, in denen es um absolute<br />
Verlässlichkeit geht, wie etwa im Qualitätsmanagement,<br />
ist noch besondere Vorsicht<br />
angebracht. Zugleich gibt es bereits<br />
viele Einsatzmöglichkeiten im Bereich von<br />
Schulung und der Einarbeitung von neuem<br />
Personal. Damit können Unternehmen<br />
nicht zuletzt den Herausforderungen<br />
von Fachkräftemangel und zunehmender<br />
Fluktuation besser begegnen. Insbesondere<br />
wenn man Technologien wie Gen AI<br />
und AR/VR (Augmented und Mixed Reality)<br />
verknüpft, lassen sich Abläufe weiter<br />
verbessern. Dann kann per AR-Brille<br />
durch Prozesse geführt und mangelnde<br />
Erfahrung durch Expertenwissen aus der<br />
KI wettgemacht werden, um beispielsweise<br />
einen Fehler an der Maschine zu beheben.<br />
Natürliche Sprache ist die Stärke von<br />
Gen AI: Anleitungen können auch automatisch<br />
in die Sprache des jeweiligen<br />
Beschäftigten übersetzt und Fragen in<br />
natürlicher Sprache gestellt werden.<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich die<br />
rasante Entwicklung weiter fortsetzt. Das<br />
zeigt sich auch darin, dass immer wieder<br />
neue Anbieter in den Ring steigen oder<br />
neue Funktionalität geboten wird. So liefert<br />
mittlerweile das freie Open-Source-<br />
LLM Llama 3 von Meta eine gute Leistung<br />
ab. Das Open-Source-LLM Command R<br />
Plus wiederum bringt interessante Funktionen<br />
mit, die es bei Chat GPT noch nicht<br />
gibt und ist besonders gut in deutscher<br />
Sprache. Beide Modelle können aus Sicherheitsgründen<br />
ebenfalls lokal am eigenen<br />
Server in Betrieb genommen werden.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 17
» MANAGEMENT<br />
Professionelle Nachhaltigkeitskommunikation im B2B<br />
Die große Angst vor Greenwashing<br />
Aus Angst vor einem Shitstorm finden Industrieunternehmen und Dienstleister in Sachen<br />
strategischer Nachhaltigkeitskommunikation oft nicht die passenden Worte. Leider. Denn so<br />
verpassen sie die Möglichkeit, sich mit authentischer Berichterstattung von Marktbegleitern<br />
abzuheben und im Sinne sauberer Lieferketten den Zuschlag zu bekommen.<br />
» Kim Kugelmann und Tanja Auernhamer vom Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik)<br />
Tue Gutes und rede darüber?<br />
Oder besser nicht? PR-Abteilungen<br />
stecken in Sachen Nachhaltigkeitskommunikation<br />
in einem Dilemma.<br />
Ohne fundiertes Wissen zu den gesetzlichen<br />
Regularien in Sachen ESG,<br />
Nachhaltigkeit oder dem aktuell diskutierten<br />
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />
(LkSG) gleicht das Teilen von Unternehmenserfolgen<br />
aus diesem Bereich<br />
einem Tanz auf dem Vulkan. Die Öffentlichkeit<br />
ist höchst sensibel und reagiert<br />
vehement auf vermeintliches Green -<br />
washing. Allein die Angst davor, sich in<br />
den sozialen Medien in die Nähe dieses<br />
kommunikativen Abgrunds zu begeben,<br />
führt zu rigiden Kommunikationsverboten<br />
in Unternehmen. Dabei belegen Zahlen<br />
aus dem B2C-Bereich eine nicht zu<br />
verachtende Marktwirkung: Die aktuelle<br />
Studie Corporate Sustainability Score von<br />
The Green Network unter Federführung<br />
von Biesalski & Company zeigt, dass<br />
bei Konsumgütern rund zehn % aller<br />
Bild: J.M. Image Factory/stock.adobe.com<br />
Umsätze durch die Nachhaltigkeitswahrnehmung<br />
ihrer Kunden ausgelöst werden.<br />
Die Großindustrie sollte davon lernen<br />
und mit gutem Beispiel vorangehen, denn<br />
auch der gute Weg, nicht nur die perfekte<br />
Umsetzung, werden bei glaubhafter<br />
Darstellung von Menschen honoriert.<br />
Strategie oft ohne<br />
Kommunikation<br />
Die Nachhaltigkeitsstrategie liegt im<br />
Unternehmen vor, meist allerdings ohne<br />
eine damit verbundene Kommunikationsstrategie.<br />
Das belegen die Zahlen der<br />
Studie Trendbarometer Industriekommunikation<br />
des bvik. Bereits 2022 wurde von<br />
den Teilnehmenden mit 80 % Zustimmung<br />
bestätigt, dass das Thema Nachhaltigkeit<br />
ein wesentlicher Treiber für die Markenpositionierung<br />
werden wird und beim<br />
Trendbarometer 2023 wurde professionelle<br />
und glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation<br />
als wesentlicher Differenzierungsfaktor<br />
identifiziert. Bei der<br />
aktuellen Erhebung 2024 wurde der Ist-<br />
Zustand erfragt, mit dem Ergebnis, dass<br />
weniger als 50 % der teilnehmenden<br />
Unternehmen Nachhaltigkeitskommunikation<br />
fest verankert haben.<br />
Herausforderung neue<br />
Gesetzgebung<br />
Seit 2024 verpflichtet zudem das LkSG<br />
Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden<br />
zur Offenlegung und Kontrolle ihrer<br />
Lieferketten. Auch kleinere und mittelständische<br />
Unternehmen oder auch<br />
Agenturen können als Zulieferer oder<br />
Dienstleister davon betroffen sein. Dazu<br />
kommt die gesetzliche Corporate Sustainability<br />
Reporting Directive (kurz: CSRD),<br />
die ab 2024 für große kapitalmarktorientierte<br />
Unternehmen erstmals in Kraft tritt<br />
und zur konkreten Berichterstattung verpflichtet.<br />
Unternehmen sollten aus der<br />
Pflicht eine Kür machen und die wert -<br />
vollen Inhalte in einer durchdachten<br />
Kommunikations- und Markenstrategie<br />
für eine kundenfokussierte Nachhaltigkeitskommunikation<br />
nutzen.<br />
Hürdenlauf in den<br />
Marketingabteilungen<br />
Neben dem Faktor Geld und Zeit fehlt es<br />
in der Marketing-Kommunikation jedoch<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
häufig am entsprechenden Fachwissen zu<br />
dieser komplexen Thematik und an der<br />
mangelnden Einbindung der Abteilung in<br />
die übergeordnete Marken- und Kommunikationsstrategie.<br />
Dabei führen bei entsprechender<br />
Priorisierung übergreifende<br />
Taskforces aus Produktmanagement,<br />
Einkauf, Vertrieb, Marketing und Kommunikation<br />
auf den Erfolgspfad: Hier gelingt<br />
es, das Wissen um nachhaltige Produktfeatures<br />
und die Marktsituation zu teilen,<br />
Botschaften für die ei -<br />
gene Außenwirkung zu<br />
schärfen, Prozesse zu<br />
etablieren und die interne<br />
wie externe Kommunikation<br />
zu orchestrieren.<br />
Einheitlich<br />
auf treten<br />
In der Außenwirkung ist<br />
ein einheitliches Auftreten<br />
des Unternehmens zu<br />
gesellschaftspolitischen<br />
und ökologischen Themen<br />
entscheidend. Eine<br />
aktive Social-Media-Präsenz<br />
kann hier ein wichtiger<br />
Hebel sein. Da der<br />
Rechtfertigungsdruck auf<br />
Seiten der Einkäufer<br />
wächst, auf nachhaltige<br />
Marken in der eigenen<br />
Lieferkette zu achten,<br />
sollten Unternehmen<br />
nicht zögern in der Unternehmenskommunikation<br />
loszulegen. Doch<br />
Achtung: „Bei diesem<br />
Thema gilt es immer, die<br />
Verhältnismäßigkeit zu<br />
wahren. Berichten Sie nie<br />
darüber, dass Sie ein geltendes<br />
Gesetz einhalten,<br />
sondern lieber davon, in<br />
welcher Weise Sie an<br />
einer partnerschaftlichen<br />
Umsetzung arbeiten.<br />
Behalten Sie dabei immer<br />
Ihre Zielgruppe mit ihrem<br />
Informationsbedarf genau<br />
im Auge“, mahnt<br />
Ramona Kaden, Geschäftsführerin<br />
des bvik.<br />
B2B-Guidelines<br />
Um dem komplexen Thema gerecht zu werden, braucht<br />
es eine solide Wissensgrundlage. Deshalb hat der bvik<br />
zwei zielgruppenspezifische Whitepaper erstellt.<br />
Download unter bvik.org/whitepaper/<br />
kurzfassung-nachhaltigkeitskommunikation/<br />
WENIGER STECKER<br />
MEHR VERBINDUNG<br />
DURCH AS-INTERFACE<br />
MEHR-VERBINDUNG.DE<br />
Bild: bvik<br />
28.08.2024 - 29.08.2024<br />
Messe Zürich<br />
Stand B30<br />
18.09.2024 - 19.09.2024<br />
Messe Chemnitz<br />
Stand 1-253<br />
24.09.2024 - 26.09.2024<br />
Nürnberg<br />
Halle 7, Stand 7-707<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 19
MANAGEMENT » Interview<br />
KI in R&D und Produktion<br />
„Worauf KI und Machine Learning<br />
wirklich einzahlen“<br />
Künstliche Intelligenz (KI) nutzt Schaeffler im eigenen R&D-Prozess. Weitergedacht nimmt eine solche<br />
in der R&D entstehende digitale Plattform die gesamte Thematik „KI in der Produktion“ mit – bis hin zu<br />
Smart Products as a Service, erläutern Patrick Mirring, Vice President R&D Analysis Tools & Methods<br />
sowie Daniel Merk, Senior Expert Validation Bearings & Industrial Solutions, bei Schaeffler.<br />
» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />
Welche Rolle spielt KI bei Schaeffler –<br />
gerade auch in Hinblick auf Produktionsthemen?<br />
Patrick Mirring: Bei uns werden beispielsweise<br />
physikalische Methoden<br />
entwickelt. Diese Berechnungen<br />
sind teilweise sehr zeitintensiv.<br />
Deshalb geht man unter anderem<br />
dazu über, Tausende oder Zehntausende<br />
Rechnungen basierend auf<br />
physikalischen Methoden durchzuführen<br />
und daraus mithilfe von<br />
Machine Learning Ersatzmodelle zu entwickeln,<br />
die dann deutlich performanter<br />
bezüglich der Geschwindigkeit sind. Das<br />
wird in Engineering Tools implementiert.<br />
Daniel Merk: Letztendlich unterstützt dies<br />
unser Closed Loop Engineering. Von der<br />
chronologischen Abfolge her kann man<br />
sich die Zusammenhänge so vorstellen,<br />
dass sich aus der Validierung – also Vordergründig<br />
aus physikalischen Versuchen<br />
mit Wälzlagern und Systemen – jene Vielfalt<br />
an unterschiedlichen Daten, beispielsweise<br />
in Form von Prüfstandsmessdaten<br />
oder geometrischen Oberflächenmessungen,<br />
ergeben. Diese stellen wiederum<br />
wertvollen Input für die Simulationstools<br />
dar und optimieren sie nachhaltig.<br />
Weitergedacht nimmt die in der R&D entstehende<br />
digitale Plattform die gesamte<br />
Thematik „KI in der Produktion“ mit – zum<br />
Beispiel insofern, als die Wälzlager, die wir<br />
auf den Prüfstand nehmen, bereits als<br />
digitaler Zwilling dort „ankommen”. Der<br />
Anwender der Simulationstools ist<br />
wahlweise der Anwendungsingenieur oder<br />
auch der Endkunde, womit wir wieder<br />
beim Thema sind, KI mehr und mehr ganzheitlich<br />
im gesamten R&D-Prozess bis hin<br />
zu Smart Products as a Service zu nutzen.<br />
Hier sehen wir fließende Übergänge.<br />
Welche datenbasierten Services und<br />
Produktvorteile ergeben sich?<br />
Mirring: Mit Data as a Service werden<br />
dem Kunden tatsächlich Produktdaten,<br />
die über die klassischen Katalogdaten<br />
hinausgehen, für seine weitere Nutzung<br />
zugänglich gemacht. Teilweise ist eben<br />
der Wunsch vorhanden, eine mikroskopische<br />
Beschreibung der Produkte wie<br />
Oberflächenrauheit oder Laufbahnrundheit<br />
zu bekommen. Von Fall zu Fall wird<br />
natürlich entschieden, welche Daten<br />
weitergegeben werden. Für ein besseres<br />
Systemverständnis ist es notwendig,<br />
Bild: Schaeffler<br />
»Worauf KI und Machine<br />
Learning einzahlen,<br />
sind gerade Aspekte<br />
der Effizienz -<br />
steigerung und des<br />
Time-to-Market.«<br />
Patrick Mirring, Vice President<br />
R&D Analysis Tools & Methods bei Schaeffler<br />
derartige Daten zu haben. Und diese<br />
Daten stellen wir je nach Fall entgeltlich<br />
oder unentgeltlich zur Verfügung.<br />
Welche Marktvorteile können sich<br />
Anwender durch KI verschaffen?<br />
Mirring: Worauf KI und Machine Learning<br />
einzahlen, sind gerade Aspekte der Effizienzsteigerung<br />
und des Time-to-Market.<br />
Es macht einfach den Unterschied, in der<br />
Lage zu sein, innerhalb von zwei Wochen<br />
eine komplette Auslegung durchzuführen,<br />
während ein Wettbewerber vielleicht ein<br />
bis zwei Monate braucht. Es geht uns eben<br />
darum, Entwicklungszyklen im Engineering<br />
bestmöglich zu unterstützen. Mit unseren<br />
Engineering Tools wollen wir uns zudem in<br />
den Entwicklungsprozess unserer Kunden<br />
integrieren. Das heißt, der Kunde kann am<br />
Ende des Tages Entwicklungsprozesse mit<br />
deutlich weniger Personal unterstützen,<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
wenn er mit Schaeffler zusammenarbeitet.<br />
Das ist ein deutlicher Marktvorteil,<br />
unabhängig vom Produkt<br />
selbst. Im Windbereich wird das extensiv<br />
praktiziert und stellt tatsächlich<br />
ein Alleinstellungsmerkmal dar.<br />
Bild: Schaeffler<br />
Merk: Wir machen den Unterschied<br />
in der Engineering-Power, die wir<br />
haben. Durch langjährige Erfahrung und<br />
umfangreiche Produktvalidierung<br />
haben wir bereits ein tiefes<br />
Produkt- und Systemverständnis<br />
erlangt. Mittels KI und<br />
über unser digitales Plattformdenken<br />
heben wir das Ganze<br />
jetzt auf die nächste Ebene. Das<br />
reine Systemverständnis wird<br />
nun um eine ganzheitlich verknüpfte<br />
digitale Systemlandschaft<br />
ergänzt, die nicht nur<br />
eine vollumfängliche Datenbereitstellung,<br />
sondern auch eine<br />
KI-gestützte Datenanalyse bis hin zu<br />
Designoptimierungen ermöglicht. Diese<br />
Kombination ist unser klares Differenzierungsmerkmal,<br />
das wir gegenüber Wettbewerbern<br />
haben. Wir schöpfen all das<br />
Wissen der Vergangenheit, sowie des tagtäglich<br />
Erzeugten, unter anderem mittels<br />
KI aus und machen es intern sowie für<br />
Kunden zugänglich, um den Wertbeitrag<br />
signifikant zu steigern. Anders gesagt:<br />
Wir schöpfen all das Wissen aus Berechnungen<br />
und Versuchen voll aus, unabhängig<br />
vom originären Versuchsziel eines<br />
Einzelversuchs. Konkret bedeutet das,<br />
»Das reine System verständnis wird<br />
nun um eine ganzheitlich verknüpfte,<br />
digitale Systemlandschaft ergänzt:<br />
Das nächste Level des<br />
Closed Loop Engineerings.«<br />
Daniel Merk, Senior Expert Validation Bearings<br />
& Industrial Solutions bei Schaeffler<br />
dass in der Vergangenheit ein Kunde A<br />
einen Versuch mit einem spezifischen<br />
Thema beauftragt hatte, wobei eine entsprechend<br />
spezifische Antwort dabei<br />
herauskam. Durch den datenbasierten<br />
Ansatz heute, der mit dem Wissen kombiniert<br />
werden kann, kann aus diesem<br />
Versuch praktisch alles extrahiert werden,<br />
was dieser Versuch aus Sicht der erhobenen<br />
Messdaten hergibt. Somit kann auch<br />
Kunde B,C,D oder E vom Versuch mit teils<br />
abweichenden Fragestellungen profitieren,<br />
wo früher nur Kunde A profitiert hat.<br />
Das ist das Entscheidende, was dafür<br />
sorgt, dass wir nicht nur in die<br />
Zukunft gerichtet Wissen generieren,<br />
was perfekt zugänglich ist,<br />
sondern auf einmal besonders von<br />
unserem historischen Wissensschatz<br />
profitieren können. Das<br />
heißt, auch dieses historische Wissen<br />
können wir nun zugänglich machen.<br />
Das wiederum stellt ein maßgebliches<br />
Alleinstellungsmerkmal dar, weil<br />
wir stets auf umfangreiche Versuchs- und<br />
Validierungsaktivitäten gesetzt<br />
haben. Dieses Investment zahlt<br />
sich nun durch zunehmendes,<br />
digitales Plattformdenken und<br />
der sinnvollen Nutzung von KI<br />
aus. Dadurch ergibt sich nun<br />
das Potential, die Qualität in der<br />
Entwicklung deutlich zu verbessern,<br />
Aufwände deutlich zu verringern,<br />
und unseren Kunden<br />
somit in allen Facetten einen<br />
Mehrwert zu liefern.<br />
Der Einsatz von KI und ML im Rahmen der<br />
Entwicklung sorgt auch für immer präzisere<br />
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Optime-Sensoren.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 21
TOPSTORY » Digitalisierung<br />
Bild: stock.adobe.com/Murrstock<br />
Digitale Zwillinge nutzen der<br />
Fertigung unter anderem mit<br />
Blick auf Effizienzsteigerungen<br />
und Wettbewerbsvorteile durch<br />
digitale Wertschöpfung.<br />
Wettbewerbsvorteile und Wertschöpfung durch digitale Zwillinge in der Fertigung<br />
Zentrales Werkzeug<br />
für die Industrie 4.0<br />
Digitale Zwillinge gelten als zentrales Werkzeug für die Industrie 4.0:<br />
Eine Fülle möglicher Anwendungsszenarien bietet Fertigungsbetrieben nicht<br />
nur Lösungsansätze für Verbesserungen im Produktionsbetrieb, sie ebnet auch<br />
den Weg für neue, digitale Wertschöpfung. Das technische Fundament für ein<br />
standardisiertes Datenmanagement im industriellen Einsatz stellt die Asset<br />
Administration Shell (AAS), die digitale Verwaltungsschale, bereit.<br />
» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Um physische Assets wie<br />
Maschinen und Anlagen,<br />
Werkstücke, Bauteile und Pläne<br />
in die digitale Welt der Industrie<br />
4.0 zu integrieren, benötigen<br />
Unternehmen virtuelle, dynamische<br />
Echtzeit-Modelle, sogenannte<br />
digitale Zwillinge oder<br />
Digital Twins. Die Herausforderung<br />
dabei: Unterschiedliche Systeme<br />
müssen zusammenspielen, heterogene<br />
Datenströme bündeln und verarbeiten sowie<br />
Informationen mit anderen digitalen Zwillingen<br />
austauschen – je nach Anwendungszweck unter -<br />
nehmensintern oder auch mit externen Akteuren.<br />
Standards als Voraussetzung<br />
„In der Industriebranche geht es dabei zumeist um<br />
die Erstellung ‚digitaler Schatten‘, also um ein Abbild<br />
von Identität, Zustand und Ort eines Assets über<br />
Unternehmensgrenzen hinweg. Diese Interoperabilität<br />
braucht neben einer strategischen IT-Infrastrukturplanung<br />
auch standardisierte Formate – umso<br />
mehr, je visionärer Fertigungsbetriebe in Richtung<br />
dezentraler Daten-Ökosysteme wie Manufacturing-X<br />
denken“, sagt Johannes Fuhrmann, Head of Strategic<br />
Business Development Manufacturing bei Arvato<br />
Systems.<br />
Ein Beispiel: Über den Digitalen Produktpass (DPP)<br />
seien Hersteller zukünftig sukzessive verpflichtet,<br />
CO 2 -Fußabdrücke ihrer Produkte auszuweisen, so<br />
Fuhrmann. Das sei aber nur möglich, wenn sie aus<br />
ihrer Zuliefererkette die relevanten Daten dafür<br />
bekommen. Möglich werde dies über die standardisierte<br />
Asset Administration Shell (ASS), die durch<br />
Standardisierung ein aufwendiges, weil individuelles<br />
Bauen von Schnittstellen erübrigt.<br />
Experten aus Industrieverbänden, Forschung und<br />
Politik arbeiten mit Hochdruck daran, solche herstellerunabhängigen<br />
Standards zu etablieren. „Ein wichtiger<br />
Meilenstein war die Veröffentlichung der<br />
Version 3.0 der Asset Administration Shell (ASS)<br />
durch die Industrial Digital Twin Association (IDTA)<br />
im Juli 2023: Die praxisreife Spezifikation 3.0<br />
beschreibt, wie Unternehmen diese Verwaltungsschalen<br />
aufbereiten und strukturieren, sodass die<br />
Daten eines digitalen Zwillings auf interoperable<br />
Weise über den gesamten Lebenszyklus und entlang<br />
der Wertschöpfungskette standardisiert zur Verfügung<br />
stehen“, erklärt Fuhrmann. Jedes Asset kann<br />
über seine eigene Verwaltungsschale identifiziert<br />
sowie angesprochen werden und Informationen in<br />
einer einheitlichen Sprache bereitstellen. Die Verwaltungsschale<br />
fungiert als standardisierte Schnittstelle<br />
Bild: Arvato Systemes<br />
für digitale Zwillinge, vergleichbar mit einem<br />
genormten Datenformat.<br />
Zum Nutzen digitaler Zwillinge<br />
in der Fertigungsindustrie<br />
Die gesamte Wertschöpfungskette profitiere laut<br />
Fuhrmann von einem standardisierten Datenmodell<br />
und davon, dass digitale Zwillinge Produktdaten<br />
hochgranular auf Einzelstückbasis nutzbar machen.<br />
Dies eröffne eine Vielzahl an Möglichkeiten – dazu<br />
ein paar Beispiele:<br />
• Digitaler Mehrwert-Service: Die vorausschau -<br />
ende Wartung auf Basis dynamischer virtueller<br />
Abbilder von Maschinen (Predictive Maintenance)<br />
geht längst nicht mehr weit genug. Gefragt sind<br />
Mehrwerte für den Kunden: beispielsweise produktspezifische<br />
Schaltpläne, Produktionspara -<br />
meter, Anleitungen oder auch automatisierte<br />
Webshops für Ersatzteile. Dies schont und<br />
optimiert zunehmend den Einsatz knapper<br />
menschlicher Ressourcen.<br />
Bild: Ulrich Pfeiffer<br />
„Der digitale Zwilling bietet<br />
die nötigen infrastrukturellen<br />
Voraussetzungen, um die<br />
eigenen Daten mit anderen<br />
Marktpartnern zu teilen.“<br />
Johannes Fuhrmann, Arvato Systems<br />
Win-win zu digitaler Wertschöpfung<br />
Digitale Zwillinge sind zum wichtigen Werkzeug geworden,<br />
mit dem Fertigungsunternehmen die digitale Transforma -<br />
tion vorantreiben und ihre Wettbewerbsvorteile stärken<br />
können. Digitale Zwillinge verbinden die reale und digitale<br />
Welt der Industrie-Automatisierung. Sie sind längst zum<br />
Eckpfeiler geworden, um Daten von<br />
der Entwicklung über die Installation<br />
bis zum Service effektiv nutzen zu<br />
können. Sie versprechen sowohl<br />
hersteller- als auch kundenseitig<br />
spannende Vorteile.<br />
Nico Schröder,<br />
Korrespondent<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong><br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 23
TOPSTORY » Digitalisierung<br />
„Virtuelle Zwillinge können<br />
Digitalisierung beschleunigen.<br />
Zugleich erfüllen sie den Wunsch<br />
der Industrie nach Lösungen für<br />
schnellere Markteinführungen.“<br />
Philippe Bartissol, Dassault Systèmes<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
Bild: Arvato<br />
• Verfeinerte Qualitätsanalysen: Sie erleichtern<br />
die Identifikation von Verbesserungspotenzialen in<br />
verschiedenen Prozessphasen – von der Entwicklung<br />
über die Beschaffung bis hin zur Produktion<br />
und Logistik. Im Zusammenspiel mit den Akteuren<br />
der gesamten Supply Chain lässt sich außerdem<br />
Arvato bietet Services von der IT-Beratung über die<br />
Systemintegration bis hin zu Cyber Security - ein<br />
wichtiger Schwerpunkt liegt in der Beratung zum<br />
Nutzen digitaler Zwillinge in der Fertigung.<br />
der Aufwand für Rückrufaktionen auf Einzelstück-<br />
Basis deutlich senken (Track-and-Trace).<br />
• Kundenbindung und -begeisterung: Service-<br />
Mitarbeitende profitieren von transparenten,<br />
detailtiefen Produktnutzungsdaten und können<br />
Kunden im After Sales individueller beraten und<br />
betreuen – für eine höhere Zufriedenheit und<br />
Loyalität der Kundschaft.<br />
• Nachhaltige Fertigung: Das standardisierte und<br />
automatisierte Sammeln von Produktdaten zum<br />
ökologischen Fußabdruck oder zum Energieverbrauch<br />
vereinfacht die Umsetzung<br />
von Nachhaltigkeitsinitiativen und<br />
gesetzlichen Regularien, beispielsweise<br />
in Form eines digitalen<br />
Produktpasses.<br />
Effizienzsteigerung<br />
und Wachstum<br />
Über die interne Nutzung der<br />
Produktdaten hinaus würden in<br />
naher Zukunft dezentrale<br />
Daten-Wertschöpfungsmodelle<br />
an Bedeutung gewinnen, prognostiziert<br />
Fuhrmann: „Der digitale<br />
Zwilling bietet die nötigen<br />
infrastrukturellen Voraussetzungen,<br />
um die eigenen Daten mit<br />
anderen Marktpartnern zu teilen, um<br />
somit neue und lukrative Umsatzquellen<br />
zu erschließen. Der Grundgedanke<br />
einer global vernetzten Datenökonomie ist<br />
nicht nur für Konzerne relevant, sondern insbesondere<br />
für KMU eine smarte Idee, um Wachstum<br />
zu generieren, ohne physisch zu wachsen:<br />
Skalierung kann künftig über das Kerngeschäft<br />
hinaus durch rein datenbasierte Geschäftsmodelle<br />
gelingen. So könnten Maschinenbauer bestimmte<br />
Self- Services anbieten, was die Bestellung von<br />
Verschleißteilen automatisiert auslöst und den<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Beschaffungsprozess beschleunigt. Auch ließen sich<br />
beispielsweise Szenarien für Geräte- oder Materialwechsel<br />
virtuell durchspielen und für eine noch bessere<br />
Kundenberatung nutzen. Das steigert den Mehrwert<br />
und die Effektivität eines Industrieunternehmens<br />
– für einen besseren ROI, zur Abfederung des<br />
Fachkräftemangels in der Produktion und für eine<br />
risikomindernde Diversifizierung in Krisenzeiten.“<br />
Potenziale digitaler Zwillinge heben<br />
Der nächste Schritt auf dem Weg zu Industrie 4.0 sei<br />
es nun, die technische Steilvorlage der Asset<br />
Administration Shell in individuelle Konzepte mit<br />
konkreten Mehrwerten zu verwandeln, sagt<br />
Furhmann. Die notwendige Sensorik sei in vielen<br />
Maschinen bereits vorhanden oder könne im Rahmen<br />
eines Retrofits unkompliziert und mit überschaubarem<br />
Aufwand nachgerüstet werden. „Trotzdem<br />
scheuen sich viele Betriebe, die Beobachterposition<br />
zu verlassen und eigene Projekte zu initiieren – eine<br />
riskante Strategie, denn die deutsche Industrie droht<br />
in Sachen Digitalisierung international den<br />
Anschluss zu verlieren. Unternehmen können<br />
problemlos operativ klein starten, sollten aber von<br />
Anfang Themen wie Datenstandards und ASS-<br />
Readiness berücksichtigen“, erklärt Fuhrmann.<br />
Flexibel und wettbewerbsfähig fertigen<br />
Auf der Hannover Messe 2024 hat Dassault Systèmes<br />
zusammen mit Omron anhand eines Showcase die<br />
Relevanz digitaler Zwillinge und roboterbasierter<br />
Automatisierung für die globale Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Industrieunternehmen präsentiert. Dassault<br />
Systèmes hat einen virtuellen Zwilling einer autonomen<br />
und flexiblen Produktionslösung von Omron<br />
entwickelt. Unterschiedliche Vorteile digitaler Simulationen<br />
für die Planung, Optimierung und Effizienz<br />
sind veranschaulicht worden. Philippe Bartissol,<br />
Vice President Industrial Equipment Industry bei<br />
Dassault Systèmes erläutert: „Virtuelle Zwillinge<br />
können die Digitalisierung beschleunigen. Zugleich<br />
erfüllen sie den Wunsch der Industrie nach Lösungen<br />
Der Showcase von Dassault Systèmes und Omron auf der Hannover Messe 2024 hat verschiedene Möglichkeiten einer flexiblen Fertigung durch digitale<br />
Zwillinge und roboterbasierte Automatisierung gezeigt.<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 25
TOPSTORY » Digitalisierung<br />
Bild: Ascon Systems<br />
„Mit dem Digital-Twin-Readiness-Check wollen wir dazu beitragen,<br />
dass Unternehmen ihre digitale Weiterentwicklung<br />
in der Industrie 4.0 schneller vorantreiben können.“<br />
Jens Mueller, CEO Ascon Systems<br />
für schnellere Markteinführungen, indem Produkt<br />
und Produktionsprozess gleichzeitig entwickelt werden“.<br />
Virtual-Twin-Technologie verbessere vielmehr<br />
die Flexibilität und die Effizienz durch Robotersimulationen<br />
und den Entwurf neuer Arbeitsabläufe.<br />
Auf der Hannover Messe wurde konkret gezeigt,<br />
wie die Virtual-Twin-Technologie auf der 3D-Experience-Plattform<br />
von Dassault Systèmes den Prozess<br />
der Fabrikplanung bis zum Betrieb vereinfacht, die<br />
Effizienz steigert und die Flexibilität erhöht:<br />
• Beispielsweise lassen sich Produktionslinien in der<br />
Anlagenplanung vorab in 3D planen, um die<br />
Platzierung im Layout zu optimieren.<br />
• Für eine reibungslose Integration ist die virtuelle<br />
Inbetriebnahme möglich: Arbeitsabläufe können<br />
virtuell simuliert und getestet werden, um Fehler<br />
im Steuerungsprozess vor dem physischen Betrieb<br />
zu erkennen.<br />
• Der digitale Zwilling auf der 3D-Experience-Plattform<br />
dient zudem als Steuerzentrale für das<br />
Management der mobilen Roboterflotte, um<br />
einen ganzheitlichen Überblick zu behalten.<br />
• Im Bereich After-Sales-Services sorgt ein spezifischer<br />
virtueller Zwilling für datenbasierte, nachhaltige<br />
und vorausschauende Wartung. In Kombination<br />
mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz und<br />
Augmented Reality sind präzise Diagnosen und<br />
verkürzte Reparaturzeiten möglich.<br />
Teil des Showcase ist zudem die Asset Administration<br />
Shell gewesen. Das Zusammenspiel der Verwaltungsschale<br />
mit der 3D-Experience-Plattform wurde am<br />
Beispiel einer flexiblen Fertigungsanlage gezeigt.<br />
Diese soll Wertschöpfungsketten optimieren sowie<br />
neue Geschäftsmodelle hervorbringen. Damit soll<br />
letztlich die Standardisierung der digitalen Industrielandschaft<br />
aktiv vorangetrieben werden.<br />
Readiness-Check für Unternehmen<br />
Wie die Voraussetzungen der Fertigungsprozesse für<br />
durchgängige Datentransparenz mit digitalen Zwillingen<br />
und Software-defined Manufacturing in<br />
einzelnen Unternehmen sind, können Unternehmen<br />
mit einem „Digital-Twin-Readiness-Check“ herausfinden,<br />
den Ascon Systems anbietet. Laut Anbieter<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
soll der Check eine Analyse der aktuellen technischen<br />
Infrastruktur und des Transformationsbedarfs sowie<br />
eine Roadmap für die Strategie und Integration von<br />
digitalen Zwillingen als Basis für Software-defined<br />
Manufacturing bieten.<br />
Jens Mueller, CEO von Ascon Systems, kommentiert:<br />
„Diese digitale Transformation hin zu einem<br />
orchestrierten, automatisierten Produktionsbetrieb<br />
scheitert oft schon am Beginn, wenn keine Klarheit<br />
über die technischen und prozessualen Rahmen -<br />
bedingungen und Verantwortlichkeiten besteht. Wir<br />
haben deswegen mit dem Digital-Twin-Readiness-<br />
Check ein niederschwelliges Tool entwickelt, das<br />
diese Hürden nimmt, benutzerfreundlich ist und vor<br />
allem zu einem schnellen, eindeutigen Ergebnis<br />
kommt. Wir wollen damit dazu beitragen, dass<br />
Unternehmen ihre digitale Weiterentwicklung in der<br />
Industrie 4.0 schneller vorantreiben können und so<br />
ihre Wettbewerbsposition stärken. Wir tragen auch<br />
dazu bei, Unternehmen technologisch in die Lage zu<br />
versetzen sich an das Industrial Metaverse von<br />
NVIDIA anzudocken, deren Partner wir sind.“<br />
Digital-Twin- Readiness-Check<br />
Ascon Systems unterstützt Unternehmen in einem mehr -<br />
stufigen Digital-Twin-Readiness-Check darin, schnell zu<br />
erkennen, wie ihre Infrastruktur aufgestellt ist, wie sie in<br />
Hinblick auf die Integration von digitalen Zwillingen optimiert<br />
werden müsste und welche Strategie einer Roadmap<br />
zur Umsetzung zugrunde gelegt werden kann. Zu den<br />
Schritten gehören:<br />
• Analyse der vorhandenen Infrastruktur<br />
• Stakeholderanalyse<br />
• Risikoanalyse<br />
• Reifegradermittlung<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 27
» TECHNIK<br />
Mit Daten zur Differenzierung<br />
Offene Plattformen und<br />
digitale Services<br />
Kommunikation, Daten- und Informationstransparenz und der Einsatz von<br />
Softwareplattformen: Diese Features für den Maschinenbau gewinnbringend<br />
nutzbar zu machen, ist das Ziel, das Lenze-CTO Claus Bischoff und seine<br />
Mitarbeiter konsequent verfolgen. Dabei setzt das Team auf offene Plattformen,<br />
offene IT-Standards und Open-Source-Tools.<br />
Klassische und digitale<br />
Dienstleistungen sollten<br />
als gleichwertige<br />
Produkte und kontinuierliche<br />
Verbesserungen<br />
der Maschine<br />
betrachtet werden.<br />
Bild: Lenze<br />
Claus Bischoff, seit gut einem Jahr Lenze-CTO,<br />
sagt: „Software wird zum Differenzierungsmerkmal<br />
für den Maschinenbauer werden. Leider messen<br />
einige Maschinenbauer dem Thema Software immer<br />
noch deutlich weniger Bedeutung bei, als der Hardware.<br />
Service und Software stehen bei vielen zu selten<br />
im Fokus.“ Zwar gäbe es bei den meisten Maschinenbauern<br />
einen guten Service, „aber der erwirtschaftet<br />
in den meisten Branchen kaum Gewinn“,<br />
weiß Bischoff und deutet an, dass mehr möglich wäre:<br />
„Hier wollen wir von Lenze ansetzen. Wir müssen<br />
den klassischen Service gemeinsam mit den digitalen<br />
Services als gleichberechtigte Produkte und damit als<br />
stetige Verbesserung der Maschine verstehen. Der<br />
Maschinenbauer muss nicht nur eine Maschine reparieren,<br />
er muss sie berechenbarer und damit laufend<br />
besser machen. Aber ich kann die Probleme vieler<br />
Maschinenbauer durchaus verstehen, denn vielen<br />
Unternehmen fehlen die Ressourcen und das Wissen.“<br />
Dabei sind es oftmals gar nicht die Ideen für neue<br />
digitale Angebote, an denen es mangelt. Pay-per-<br />
Use-Modelle seien hier ein Thema, das realistisch<br />
gesehen aber für die Mehrzahl der Maschinenbauer<br />
eine Nummer zu groß ist. Lenze verfolgt einen<br />
anderen Ansatz. Claus Bischoff: „Wir sprechen mit<br />
Kunden zuerst etwa über die Automatisierung von<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Servicetickets, die Verwaltung von Maschinen, über<br />
Daten für Benchmarks oder ein Lifecycle-Management<br />
der Maschine.<br />
Daraus lassen sich über unsere Plattform Produkte<br />
entwickeln, die von Kunden selbst oder auf Wunsch<br />
mit unserer Unterstützung programmiert werden<br />
können.“ In diesem Bereich ein verbessertes Angebot<br />
für beide Seiten – den Maschinenbauer und damit<br />
letztendlich seinen Kunden – zu schaffen, sieht er als<br />
Aufgabe und Herausforderung.<br />
Software-Management mit<br />
der Plattform<br />
Um die Software zum Differenzierungsmerkmal im<br />
Maschinenbau zu machen, ist eine Plattform-Strategie<br />
beim Automatisierer, beim Maschinenbauer und<br />
beim OEM erforderlich. Die Experten von Lenze<br />
haben im ersten Schritt drei Aufgaben für ihre Plattformen<br />
identifiziert:<br />
• Mehr Transparenz und Information über die<br />
Software im Feld, also die Vereinfachung der<br />
äVerwaltung von Software.<br />
• Die Etablierung neuer Funktionen durch Software<br />
und deren Versionierung und Implementierung<br />
im Feld.<br />
• Das Patchmanagement für den gesamten Maschinenbestand,<br />
das bedeutet, ein Software-Lifecycle-<br />
Management inklusive Cybersecurity.<br />
„Wir stehen gerade am Anfang des Lebenszyklus einer<br />
Maschine. Unsere Plattform-Strategie fokussiert aktuell<br />
die Build- und Operate-Phase. Die weiteren<br />
Phasen sollen in den nächsten Monaten und Jahren<br />
folgen“, erklärt der CTO. „Der Maschinenbauer muss in<br />
Zukunft Software verwalten, Steuerungen regelmäßig<br />
mit Updates versorgen, Maschinen-Apps aktualisieren,<br />
Rollbacks und Backups umsetzen können oder<br />
Machine-Learning-Ops-Pipelines aufsetzen, um Kunden<br />
mit neu trainierten Machine-Learning-Modellen<br />
zu versorgen.“ Das sind Infrastruktur-Aufgaben, für<br />
die Lenze bestens gerüstet ist, denn „wir verfügen<br />
sowohl über die Plattform, als auch über das Wissen.“<br />
Das Mehr an Unterstützung<br />
Nachholbedarf sieht Bischoff beim Thema Cybersecurity:<br />
„Es kommen umfangreiche Vorgaben durch<br />
die staatliche Regulierung auf unsere Kunden zu.“<br />
Ein Thema, dem man sich stellen muss. „Mit unserer<br />
Plattform können wir die Anforderungen für unsere<br />
Kunden nicht verkleinern, aber wir können deren<br />
Umsetzung erleichtern“, so der CTO. Sein Entwicklungsteam<br />
ist sich sicher: Maschinen werden in naher<br />
Zukunft eine Hardware Bill of Material und eine<br />
Software Bill of Material haben, die der Hersteller<br />
stets aktuell halten muss.<br />
Bild: Lenze<br />
Im Bereich Cybersecurity kommen umfangreiche Anforderungen durch staatliche<br />
Regulierung auf die Industrie zu. Mit seiner Plattform will Lenze seine Kunden bei<br />
der Umsetzung unterstützen.<br />
Lenze will mit seiner Plattformlösung Maschinenbauer<br />
auch hier unterstützen, denn diese Anforderungen<br />
händisch umzusetzen, wäre wenig realistisch.<br />
Bischoff: „Ein Maschinenbauer braucht vielmehr die<br />
Hilfe einer Plattform, die den Maschinenpark und die<br />
Versionierung managt und für ihn Transparenz<br />
schafft. Und das können wir individuell anpassen,<br />
denn ein Techniker im Feld braucht andere Informationen<br />
und andere Visualisierungen als ein Entwickler<br />
im Büro.“<br />
Offen für alle(s)<br />
Über all dem steht bei Lenze das Credo der Offenheit.<br />
„Offen bedeutet bei uns, wir setzen auf IT-Standards,<br />
sind beispielsweise in der OPC Foundation engagiert,<br />
beteiligen uns bei der Open Industry 4.0 Alliance und<br />
entwickeln gemeinsam offene, allgemeingültige<br />
Standards, damit Softwareanbieter, Hardwareanbieter,<br />
Maschinenbauer und -betreiber auf der Plattform<br />
agieren können.“ So stellt Lenze sicher, dass die<br />
Software-Plattform für alle zugänglich ist und<br />
durchgehend IT-Standards genutzt werden, die jeder<br />
Anwender kennt und die weltweit bei Kunden akzeptiert<br />
sind. „Der Kunde stellt sich auf der Plattform<br />
seine individuelle IT-Lösung zusammen – mit Lenze-<br />
Applikationen, seinen eigenen Applikationen oder er<br />
bringt eigene, in Kooperation mit uns entwickelte<br />
Programme mit. Oder er nutzt auf der Plattform<br />
Software von Partnern“, so Bischoff. Sich hier abzuschotten,<br />
wäre aus Sicht des Lenze-CTO kontraproduktiv:<br />
„Warum sollen wir die Nutzung einer bestimmten<br />
Lösung auf unserer Plattform nicht zulassen?<br />
Kein Kunde möchte auf eine für ihn essenzielle<br />
Applikation verzichten. Müsste er das tun, stünde die<br />
Nutzung der gesamten Plattform in Frage.“ Lenze<br />
geht konsequent den Weg der Offenheit, denn<br />
„kollaborativ zu denken, rentiert sich.“ (hw)<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 29
» TECHNIK<br />
Neue Ära der Robotik verbindet AMR und Cobot<br />
Induktives Laden für mobile<br />
Manipulatoren<br />
Mobile Manipulatoren fügen autonome mobile Roboter mit Cobots zusammen und sorgen<br />
so für einen flexiblen Robotikeinsatz. Sie mit genug Energie zu versorgen ist schwierig,<br />
da die Batterieleistung für diese Kombination oft unzureichend ist. Ein Wireless Power<br />
Kit von Wiferion ermöglicht das induktive Laden für beide Systeme gleichzeitig.<br />
Durch induktives<br />
Laden erhält der<br />
mobile Manipulator<br />
ausreichend Energie.<br />
Dies führt dazu, dass mit den am Markt<br />
verfügbaren AMR ein dauerhafter Betrieb<br />
des Moma kaum möglich ist. Eine über -<br />
dimensionierte Moma-Flotte wiederum<br />
erschwert die Wirtschaftlichkeit solcher<br />
Systeme.<br />
Bild: Wiferion<br />
Mobile Manipulatoren (Momas), bei<br />
denen ein kollaborativer Roboterarm<br />
auf einen autonomen mobilen<br />
Roboter montiert wird, verbinden die<br />
Vorteile von Cobots mit denen von AMR.<br />
Mit Momas lassen sich auch komplexere<br />
Handhabungs- und Transportaufgaben<br />
mit einem System automatisieren, ohne<br />
einen stationären Roboter und ein Transportsystem<br />
mit mehreren AMR installieren<br />
zu müssen. Dies macht diese Art von<br />
mobilen Cobots zu einer flexiblen Lösung<br />
für eine Vielzahl von Anwendungen in<br />
Industrie und Logistik.<br />
Ein wirtschaftlicher Betrieb der mobilen<br />
Manipulatoren scheitert in der Praxis<br />
jedoch häufig an der Energieversorgung,<br />
da ein Moma zwei bislang getrennte<br />
Systeme kombiniert. Die AMR-Batterie<br />
ist konzipiert, um die eigentliche mobile<br />
Roboterplattform zu versorgen. Folglich<br />
sinkt die Einsatzzeit des Systems rapide,<br />
wenn mit dem Roboterarm ein weiterer<br />
Stromfresser mitversorgt werden muss.<br />
Wireless Power Kits für das<br />
Komplettsystem<br />
Wie Momas effektiv mit Energie versorgt<br />
werden können, muss daher weitergedacht<br />
werden. In den AMR-Plattformen<br />
ist kaum Platz für zusätzliche Batterien,<br />
um die Betriebszeit der AMR-Cobot-<br />
Kombination zu verlängern. Eine Lösung<br />
bietet das Wireless Power Kit, ein System<br />
aus smartem Ladegerät und intelligenten<br />
Batterien. Hersteller ist das zum<br />
deutschen Mittelständler Puls gehörende<br />
Unternehmen Wiferion, das sich spezialisiert<br />
hat auf Ladesysteme für mobile<br />
Roboter. Das Kit versorgt das Komplettsystem<br />
aus AMR und Cobot mit ausreichend<br />
Energie für seine Aufgaben.<br />
Dabei kann das Wireless Power Kit mit<br />
einer skalierbaren Anzahl von Batterien<br />
ausgestattet werden und verfügt über ein<br />
induktives Ladesystem. Je nach punktuellem<br />
Energiebedarf lässt es sich flexibel<br />
dimensionieren. Das Kit versorgt sowohl<br />
einen 24V- als auch einen 48V-Roboterarm.<br />
Darüber hinaus ist es aber auch<br />
möglich, diese Lösung mit DC/AC-Wandlern<br />
zu bestücken, um jede Art von<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Industrie<br />
Autonome mobile Roboter machen die Fertigung und Logistik flexibler – und lassen sich zusammen<br />
mit Cobots einsetzen.<br />
Bild: Omron<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
Industriestrom ver sorgung mit 230 V AC<br />
oder auch 400 V AC verfügbar zu machen.<br />
Induktives Laden für den<br />
Dauerbetrieb<br />
Eine hohe Energiedichte ist ein Faktor, der<br />
das Wireless Power Kit kennzeichnet.<br />
Anwender können auch auf ein induktives<br />
Schnellladesystem zurückgreifen, mit<br />
dem sich die Produktivität des Moma um<br />
bis zu 32% steigern lässt. Das kabellose<br />
Laden ermöglicht ein automatisiertes<br />
Zwischenladen des Manipulators an Pickoder<br />
Arbeitsstationen.<br />
Der Ladevorgang erfolgt dabei,<br />
während die Manipulatoren ihre Arbeit<br />
verrichten. Legt ein Moma beispielsweise<br />
an einer Werkzeugmaschine neue Teile<br />
ein, wird er vollautomatisch und schnell<br />
geladen, solange der Arbeitsschritt dauert.<br />
Selbst kurze Pausen von wenigen<br />
Sekunden können zur Energieversorgung<br />
genutzt werden. Die Batterie muss nicht<br />
vollständig entladen werden, und so<br />
entfallen auch die damit verbundenen<br />
langen Ladepausen. Auf diese Weise ist<br />
erstmals ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb<br />
von mobilen Manipulatoren möglich.<br />
Kontaktloses Beladen wichtig<br />
Auf das Wireless Power Kit setzt unter<br />
anderem das Unternehmen Omron. Der<br />
Robotik- und Automationsspezialist<br />
bietet alle Schlüsselkomponenten für<br />
einen mobilen Manipulator, darunter<br />
autonome mobile Roboter, den TM- Cobot,<br />
eine SPS sowie Sensoren und HMIs.<br />
Wiferion liefert hier zusätzlich die Energieversorgung.<br />
Mithilfe des Wireless<br />
Power Kit kann kontaktlos beladen<br />
werden. Gerade Omrons Kunden in der<br />
Halbleiter- und Reinraumindustrie benötigen<br />
dies. Das System sorgt für die<br />
erhöhte Betriebszeit, die übergreifend in<br />
allen Produktions- und Lagereinrichtungen<br />
erforderlich und gewünscht ist. (dak)<br />
Über das<br />
Unternehmen<br />
Wiferion wurde 2016 von vier<br />
ehemaligen Mitarbeitern des<br />
Fraunhofer-Instituts für solare<br />
Energiesysteme gegründet. Das<br />
Unternehmen bietet Lösungen<br />
für die mobile, kabellose<br />
Energieversorgung im Bereich<br />
E-Mobility. Nachdem Tesla<br />
es aufgekauft hatte, gehört<br />
Wiferion seit 2023 zum deutschen<br />
Mittelständler Puls.<br />
16 Medienmarken für alle<br />
wichtigen Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und<br />
Vernetzung für Fach- und<br />
Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 31
» TECHNIK<br />
5. Lightweighting Summit bezieht Position und lässt Fragen offen<br />
Leichtbau ist essenziell –<br />
aber unter Druck<br />
Leichtbau ist unverzichtbar. Dies wurde zur Kernaussage des 5. Lightweighting Summit,<br />
den die Bundesregierung am 23. April 2024 auf der Hannover Messe organisierte.<br />
Kaum jemals hat eine Tagung so viele Argumente zusammengetragen. Doch damit wurden<br />
unausgesprochene Fragen unüberhörbar: Wie soll es weitergehen, nachdem der Bund<br />
die Förderung eingestellt hat?<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Prof. Holger Hanselka,<br />
Präsident der Fraun -<br />
hofer-Gesellschaft, auf<br />
dem 5. Lightweighting<br />
Summit: „Der Leichtbau<br />
ist ein Megathema.<br />
Er ist es wert und es<br />
ist notwendig, dafür zu<br />
kämpfen.“<br />
Der 5. Lightweighting Summit wurde zur Highlighting-Veranstaltung<br />
für den Leichtbau. Dafür<br />
gibt es Gründe. Die Summits in Hannover sind so<br />
etwas wie das Lieblingskind des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), seit die<br />
Bedeutung des Themas in der Politik erkannt wurde.<br />
Peter Altmaier hatte 2019 damit begonnen, Robert<br />
Habeck kam letztes Jahr eigens zur Eröffnung. Seither<br />
ist eine Menge passiert: Am Ministerium gibt es<br />
eine Geschäftsstelle für die „Initiative Leichtbau“, die<br />
sich um das Vernetzen der Akteure bemüht. Es ist ein<br />
Leichtbauatlas für Deutschland entstanden und dem<br />
Klima zuliebe soll die Initiative exportiert und das<br />
Bild: Carsten Herwig_Fotografie / BMWK<br />
Thema auf internationalem Boden verankert werden.<br />
Und im Sommer 2023 hat der Bund eine nationale<br />
Leichtbaustrategie verabschiedet.<br />
Doch nun steht viel auf dem Spiel: Zum Jahres -<br />
beginn ist das Leichtbau-Förderprogramm unvermittelt<br />
ausgelaufen. Und dies, nachdem das erfolgreiche<br />
„TTP LB“ noch 2023 aufgestockt wurde auf mindestens<br />
109 Mio Euro im Jahr. Der Anlass ist ein<br />
Gerichtsentscheid, der die Ampel-Regierung erschütterte:<br />
Das Bundesverfassungs gericht erklärte im<br />
November das Umwidmen von nicht benötigten<br />
Corona- Krediten als unzulässig und sprengte damit<br />
den Bundeshaushalt 2024. Aus Spargründen<br />
beschloss das BMWK dann, das Technologietransfer-<br />
Programm Leichtbau zu deaktivieren. Es durften<br />
keine Anträge mehr gestellt und die laufenden nicht<br />
mehr bewilligt werden.<br />
„Wie Sie alle wissen, haben wir keine Haushaltsmittel<br />
mehr und das liegt mir sehr im Magen“, sagte<br />
Staatssekretär Udo Philipp auf dem Summit 2024.<br />
„Aber ich bin hier, weil wir den Leichtbau auch ohne<br />
Geld für wirklich wichtig halten und voranbringen<br />
wollen.“ Unter anderem nannte er Bestrebungen,<br />
regulative Rahmenbedingungen für den Leichtbau<br />
auf nationaler und EU-Ebene zu schaffen.<br />
Das Ende der Förderung ist schmerzlich für die<br />
Politik, noch mehr aber für die mittelständische<br />
Wirtschaft und das Klima. Dafür lieferte das Event<br />
selbst die Argumente. Denn wohl um den Rückschlag<br />
auszugleichen, machte das BMWK den 5. Lightweighting<br />
Summit zum bisher besten seiner Art.<br />
Das Ministerium hatte eine Untersuchung initiiert,<br />
um die volkswirtschaftliche Bedeutung des Leichtbaus<br />
zu erfassen. Das österreichische Unternehmen<br />
Econmove erstellte dafür ein „Satellitenkonto Leichtbau<br />
Deutschland“ nach dem Vorbild der Tourismus-<br />
Branche, die ähnlich komplex ist.<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Das Ergebnis: Der Leichtbau kommt mit 124,3 Mrd.<br />
Euro auf einen direkten Anteil von 4 % an der Bruttowertschöpfung<br />
in Deutschland, indirekt sogar auf<br />
7,8 %. Er liegt damit dicht hinter dem Einzelhandel<br />
auf Platz 2. Jeder 14. Arbeitsplatz hängt vom Leichtbau<br />
ab. Und „Deutschland belegt bei den Patenten<br />
beständig Platz 3 hinter Korea und Japan“, berichtete<br />
Econmove-Chefin Dr. Anna Kleissner – Deutschland<br />
hat also vielversprechende Chancen. Diese Zahlen<br />
wurden kurz vor dem Summit fertig ermittelt.<br />
Für die Keynotes hat das BMWK zwei der renommiertesten<br />
Wissenschaftler im Themenbereich gewonnen.<br />
Prof. Holger Hanselka leitete prägend zehn<br />
Jahre das KIT und ist jetzt Präsident der Fraunhofer-<br />
Gesellschaft. Seine wissenschaftliche Karriere begann<br />
er im Faserverbund-Leichtbau. Dessen Komplexität<br />
illustrierte er mit einer bildhaften Kenngröße, der<br />
Reißlänge. „Wie lange lässt sich ein Faden hochziehen,<br />
bis er unter seinem Eigengewicht reißt? Bei Stahl<br />
sind es 30 Kilometer, bei Aluminium ebenfalls 30 – bei<br />
Sisal oder Hanf aber 70 Kilometer!“ Solche Potenziale<br />
zu nutzen, setze aber viel Know-how voraus.<br />
Bis zu 120 m lange Windrotor-Flügel beispiels -<br />
weise, wie heute üblich, lassen sich nicht auf klassischem<br />
Wege herstellen, sondern nur in anspruchsvoller<br />
Faserverbund-Bauweise mit Carbon- und Glasfasern,<br />
so Hanselka. Und hier komme es sehr darauf<br />
an, wie die Fasern zu legen sind – ohne Forschung<br />
geht es nicht. „Der Leichtbau ist ein Megathema.<br />
Er ist es wert, aus ökonomischer und ökologischer<br />
Sicht dafür zu kämpfen, und dies ist notwendig, um<br />
Wettbewerbsvorteile zu haben.“<br />
Prof. Markus Milwich von den DITF Denkendorf ist<br />
ein brillanter Kenner des Leichtbaus, ein Netzwerker<br />
und Botschafter. „Mit Leichtbau kann ich mehr für<br />
die Umwelt tun, als ich jemals mit Umwelttechnik<br />
tun könnte“, bekräftigte er in seiner Keynote.<br />
Dafür wusste er vielfältige Beispiele. Nur zwei<br />
davon: Dem Startup Ebusco sei es gelungen, Busse<br />
um 33 % leichter zu bauen. Die E-Busse des Herstellers<br />
bestehen aus einer Faserverbund-Karosserie mit<br />
Stahl-Chassis. Sie kommen auf Reichweiten von über<br />
550 km und mehr – je nach Ausführung. Eindrücklich<br />
sind auch Leichtbau-Effekte im Bauwesen: Die<br />
Ritsumasyl-Brücke in Holland etwa besteht aus<br />
Natur faser-Compositen. Sie wiegt nur 30 t anstelle<br />
von 400 t in Beton. Das Minimieren von Masse führt<br />
zu riesigen Einsparungen an Fundamenten, Ressourcen<br />
und Emissionen – nicht nur im Brückenbau.<br />
Und die Forschungen gehen weiter. Sie richten sich<br />
immer mehr auf einen nachhaltigen oder zumindest<br />
kreislauffähigen Leichtbau. In Denkendorf arbeitet<br />
das DITF unter anderem an Bio-Composites als<br />
CO 2 -Senke, ebenso wie an Carbonfasern aus<br />
Bild: Carsten Herwig_Fotografie / BMWK<br />
natür lichen Rohstoffen wie Cellulose und Lignin. „Die<br />
Zukunft ist leicht und nachhaltig“, betont Milwich.<br />
„Wir haben in Deutschland 30.000 Tonnen Stroh zur<br />
Verfügung. Aus solchen Biomaterialien lässt sich viel<br />
machen. Daraus könnten wir Energie gewinnen oder<br />
wieder Faserverbund-Bauteile herstellen. Das nenne<br />
ich Bioökonomie. Wir stehen erst am Anfang.“<br />
Leichtbau ist essenziell, wenn es um Nachhaltigkeit<br />
geht. Darin waren sich die Teilnehmer des Lightweighting<br />
Summit einig. Erfunden wurde das leichte<br />
Bauen, um höher und weiter zu kommen und auch<br />
um schneller zu werden – so wie im Sport. Das<br />
Prinzip, bewegte Massen zu reduzieren, wird dort<br />
konsequent und erfolgreich umgesetzt. Wie bei Surfbrettern<br />
und Trekkingstöcken oder im Rennsport.<br />
„Rund die Hälfte der globalen CO 2 -Emissionen<br />
entstehen durch das Fördern und Verarbeiten von<br />
Rohstoffen“, hatte eingangs Staatssekretär Philipp<br />
zu bedenken gegeben. Leichtbau hilft auch hier<br />
Bild: Tom Oettle<br />
Die Rolle Deutschlands<br />
im Leichtbau beleuchtete<br />
Volkswirtin Dr. Anna<br />
Kleissner: „Sie stehen<br />
gut da: Bei den Patenten<br />
belegt Deutschland beständig<br />
Platz 3.“ Wird<br />
es so bleiben nach Ende<br />
des Förderprogramms<br />
TTP LB?<br />
Leichtbau-Förderung bringt Wachstum<br />
Die Dividende ist groß, die der Leichtbau an den Klimaschutz<br />
zahlt. So gesehen ist das Förder-Aus kaum zu verantworten.<br />
Budget streichungen dürfen andererseits kein Tabu sein in der<br />
Politik, wenn die Kassen klamm sind. Doch ein Blick auf die<br />
wirtschaftlichen Zusammenhänge sollte die Sicht schnell<br />
ändern: Leichtbau-Förderung ertüchtigt<br />
KMU, spitze zu werden und Wettbewerbsvorteile<br />
zu erzielen – und zwar<br />
in kürzster Zeit. So ein Potenzial liegen<br />
zu lassen, ist unverzeihlich. Auch aus<br />
ökonomischer Sicht. Der Bund sollte<br />
sich etwas einfallen lassen. (os)<br />
Olaf Stauß,<br />
Redaktion <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 33
» TECHNIK<br />
Bild: Carsten Herwig_Fotografie / BMWK<br />
Prof. Markus Milwich<br />
(links) und Werner<br />
Loscheider vom BMWK<br />
(rechts) im Gespräch<br />
mit der koreanischen<br />
Delegation. Das Land<br />
ist führend bei Leichtbau-Patenten.<br />
weiter. Er schont die Ressourcen an Material und<br />
Energie. Für Prof. Hanselka ist die Disziplin eine<br />
„Schlüsseltechnologie, um mit minimalen Ressourcen<br />
einen maximalen Output zu erzielen“.<br />
In der Panel-Runde des Summits kamen auch<br />
Industrie-Vertreter des Leichtbaus zu Wort. Sie<br />
diskutierten über Technik-Ansätze und Prinzipielleres<br />
wie Recycling, Kreisläufe, Dateneinsatz und regulative<br />
Vorgaben. Die Branche ist sehr heterogen in<br />
Deutschland. Es gibt nur wenige große Firmen. Dafür<br />
viele kreative KMU mit großem Know-how in ihren<br />
Nischen. Die frühere Landesagentur Leichtbau BW<br />
hatte keine Mühe, über Jahre hinweg Monat für<br />
Monat einen Innovationspreis zu vergeben – oft an<br />
Firmen mit deutlich weniger als 100 Mitarbeitern.<br />
Dr. Maximilian Schnippering steht für Siemens<br />
Gamesa Renewable Energy als einen der Großen.<br />
„Der Leichtbau ist für mich der Maschinenraum der<br />
Energiewende“, resümierte er. „In dieser Industrie<br />
entstehen Materialien und grüne Technologien, die<br />
die Welt verändern.“ Frank Schladitz vom Verband C3<br />
für Carbonbeton nennt den Leichtbau „alternativlos“.<br />
Welche Chancen hat der Leichtbau künftig ohne<br />
TTP-LB-Fördergelder? Die Keynote-Speaker äußerten<br />
sich vorsichtig. „Die Community muss zusammen -<br />
halten“, sagte Fraunhofer-Präsident Prof. Hanselka.<br />
„Sie muss sich europaweit vernetzen und zu Wort<br />
melden – nicht nur beim Geld, sondern auch wenn es<br />
um Inhalte und Rahmenbedingungen geht.“<br />
Prof. Milwich hat schon durch seine Funktion eine<br />
Antwort gegeben. Die Auflösung der Leichtbau BW<br />
vor einem starken Jahr löste in BaWü so viel Unruhe<br />
aus, dass die Leichtbauvereine auf eigene Faust<br />
eine Nachfolge-Organisation gründeten. Milwich<br />
ist Repräsentant dieser „Leichtbau-Allianz Baden-<br />
Württemberg“. Auf Anfrage ließ er durchblicken, dass<br />
die Bedeutung des Leichtbaus oft verkannt werde.<br />
Sie lasse sich vor allem durch langfristiges Be -<br />
trachten von Produkten inklusive Wiederverwendung<br />
und Recycling nachweisen. „Lebenszyklus-Analysen<br />
zeigen, dass langfristig Geld gespart werden kann –<br />
und dies muss aktuell durch geförderte Projekte in<br />
allen Industrien verständlich belegt werden.“ Daraus<br />
folgende regulative Begünstigungen und Richtlinien<br />
hält er für sinnvoll in der EU.<br />
Ganz direkt beschäftigen sich zurzeit die Länder<br />
mit der gestrichenen Bundesförderung. Das Forum<br />
dafür bildete der „Jour Fixe Leichtbaupolitik“ am<br />
10. Juni. „Uns als Werkstoffland kam das TTP Leichtbau<br />
sehr entgegen“, sagte die Vertreterin aus NRW.<br />
„Seit Start des Programmes haben 219 Unternehmen<br />
eine Förderung erhalten, darunter 108 KMU. Rund<br />
68 Millionen Euro sind nach NRW geflossen.“<br />
Viele Förderanträge liegen nun brach<br />
„Für uns ist es ein großes Dilemma, dass das<br />
Programm wegfällt“, so die NRW-Vertreterin weiter.<br />
„Zurzeit liegen noch 65 Anträge beim Projektträger,<br />
die nicht weiterbearbeitet werden.“ Die Referenten<br />
anderer Bundesländer äußerten sich ähnlich. Die<br />
Zahlen differieren je nach regionaler Struktur. Aus<br />
Thüringen sind es beispielsweise 16 Anträge, die<br />
nicht mehr bewilligt werden können – „auch für<br />
unsere mittelständischen Unternehmen sehr sehr<br />
ärgerlich“, unterstrich der thüringische Vertreter.<br />
Bastian Müller aus Bremen berichtete aus der<br />
Wirtschaftsministerkonferenz, dass die Länder<br />
einstimmig fordern, Programm und Initiative fortzusetzen.<br />
„Da müssen wir dranbleiben.“ Die Minister<br />
planten, einen länderübergreifenden Appell an den<br />
Bund zu richten. Die Auswirkungen des Förder-<br />
Stopps sollen überprüft werden.<br />
Der Vertreter aus Brandenburg brachte die Hoffnung<br />
zum Ausdruck, dass das Programm wenigstens<br />
„nur ausgesetzt“ wird und nicht weiter von „Auslaufen“<br />
die Rede ist. Offensichtlich ist das Instrument<br />
TTP LB ein entscheidendes Tool, um Innovations -<br />
erfolge im Leichtbau zu ermöglichen.<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Engineering<br />
2036<br />
supported by<br />
» EINLADUNG<br />
Engineering 2036: Konferenz zur Zukunft im Engineering<br />
Nachhaltigkeit –<br />
mehr als ein Buzzword?<br />
Know-how von Ingenieur:innen aus Forschung und Praxis<br />
für eine lebenswerte Umwelt<br />
27. + 28. November 2024<br />
ARENA2036, Stuttgart<br />
Gast-Impulsvortrag<br />
Bild: NASA<br />
»Leben im Weltraum –<br />
Treiber innovativer<br />
Kreislaufwirtschaft«<br />
Prof. Ulrich Walter, Diplom-Physiker<br />
und Wissenschafts-Astronaut<br />
Bild: Ilya/stock.adobe.com<br />
ARENA2036<br />
ARENA2036<br />
DER FORSCHUNGS-CAMPUS<br />
DER Die FORSCHUNGS-CAMPUS<br />
Innovationsplattform<br />
für Mobilität<br />
Die Innovationsplattform<br />
und Produktion<br />
für Mobilität<br />
der Zukunft<br />
und Produktion<br />
der Stuttgart<br />
Zukunft<br />
Veranstalter<br />
Konstruktion<br />
Automation<br />
sponsored by<br />
Kooperationspartner<br />
KEM Konstruktion|Automation <strong>Industrieanzeiger</strong> » 1004 | | 2024 35 3
» KONFERENZ<br />
Fragestellungen der Nachhaltigkeit verlangen<br />
eine unternehmensweite Zusammenarbeit vom<br />
Design bis in die Fertigung hinein – denn es<br />
geht um mehr als nur den CO 2 -Fußabdruck.<br />
Echte Nachhaltigkeit bedeutet auch, die ersten<br />
Schritte hin zu einer Kreislaufwirtschaft<br />
(Circular Economy) zu machen. Als Konferenz<br />
für die Zukunft im Engineering nimmt die<br />
Engineering 2036 deswegen das Thema Nachhaltigkeit<br />
in den Fokus und lädt dazu ein,<br />
Ideen vorzustellen und zu diskutieren.<br />
Sie verstehen unter Nachhaltigkeit mehr als nur einen<br />
geringen CO 2 -Fußabdruck? Und Sie blicken nicht nur<br />
auf die Herstellung Ihrer Produkte, sondern haben auch<br />
deren Nutzung im Blick? Dann bietet Ihnen die Konferenz<br />
Engineering 2036 die Chance, sich mit Gleichgesinnten<br />
auszutauschen und mehr aus Praxis und Forschung<br />
zu erfahren über:<br />
• methodische Ansätze für mehr Nachhaltigkeit<br />
• Ideen für den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft<br />
• den effizienten Einsatz von Ressourcen durch<br />
personalisierte Produkte (Mass Personalization)<br />
• Chancen und Support durch künstliche Intelligenz<br />
(KI) in der Produkt- und Produktionsentwicklung<br />
• (Best-Practice-)Ansätze zur Bewältigung der<br />
umfangreichen Regularien (ESG)<br />
• eine synergetisch verlustfreie Produktion<br />
in der Ultraeffizienzfabrik<br />
• den effizienten Umgang<br />
mit Energie –<br />
und hier insbesondere<br />
die Chancen<br />
ANMELDUNG<br />
Hier geht es zur Anmeldung:<br />
der Gleichstrom -<br />
hier.pro/4YH45<br />
versorgung<br />
(DC-Industrie)<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,<br />
Leiter des Fraunhofer IPA<br />
ENGINEERING 2036<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper,<br />
Projektgruppe Prozessinnovation<br />
Konferenz zur Zukunft<br />
im Engineering<br />
27. + 28. November 2024<br />
ARENA2036, Stuttgart<br />
Bild: Fraunhofer IPA/Rainer Bez<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Bild: Skinmade<br />
Dr.-Ing. Walter Koch,<br />
Vorsitzender der GfSE e.V.<br />
Julian Große-Erdmann,<br />
Projektgruppe Prozessinnovation<br />
Bild: GfSE<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Bild: Fraunhofer IBP<br />
»Der Weltraum ist<br />
Triebfeder für regenerative<br />
Lebenserhaltungs-<br />
und Versorgungssysteme,<br />
deren<br />
Technik inzwischen auch<br />
auf der Erde eingesetzt<br />
wird. Hier zeigt sich mehr denn<br />
je: Eine extreme Herausforderung ist der<br />
Vater aller disruptiven Innovationen.«<br />
Bild: Eib Eibelshäuser<br />
Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Walter, Diplom-Physiker und<br />
Wissenschafts- Astronaut, hält den Gast-Impulsvortrag.<br />
Viktor Balzer,<br />
Geschäftsführer, Skinmade<br />
Isabella Bianchini,<br />
Industrielle Mikronetze<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Ann-Kathrin Briem,<br />
Projektleiterin, Fraunhofer IBP<br />
Christoph Steinherr,<br />
Controls Engineer, Kuka Systems<br />
Bild: Kuka<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Ingenieur:innen stellen Ideen vor – und zur Diskussion<br />
Networking zu Wegen und Chancen<br />
für mehr Nachhaltigkeit<br />
Bild: Fraunhofer IAO<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Bild: COGD<br />
Bild: COGD<br />
Bild: Fraunhofer IEM<br />
Bild: talsen team<br />
Bild: Scheer<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu,<br />
Direktor am Fraunhofer IEM<br />
Dr.-Ing. Hans Egermeier,<br />
Geschäftsführer talsen team<br />
Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer,<br />
Innovationsmotor der Scheer Group<br />
Dr.-Ing. Timm Kuhlmann, Leitung<br />
Industrielle Energiesysteme<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Bild: Fraunhofer IAO<br />
Joachim Tosberg, Stellvertretender<br />
Vorsitzender COGD e.V./RAFI<br />
Dr. Wolfgang Heinbach,<br />
Vorstand COGD e.V./Syliom<br />
Dr.-Ing. Erwin Groß, Leistungs -<br />
zentrum für Mass Personalization<br />
Dr.-Ing. Manfred Dangelmaier,<br />
Institutsdirektor, Fraunhofer IAO<br />
Bild: Fraunhofer IEM<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Fabian Edel, Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter, Fraunhofer IAO<br />
Anne-Kathrin Nuffer,<br />
Sustainability and Material Compl.<br />
Dr.-Ing. Stefan Pfeifer, Systems<br />
Engineering, Fraunhofer IEM<br />
David Koch,<br />
Projektleiter Ultraeffizienzfabrik<br />
Die Zukunft im Team meistern –<br />
mit Konstruktions- und Fertigungs-Know-how<br />
Christian Schneider,<br />
Datengetr. Energiesystemoptimierung<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Konferenz mit Fachausstellung – in Kooperation mit<br />
dem Fraunhofer IPA und dem <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
27./28. November 2024, ARENA2036, Stuttgart<br />
Veranstalter<br />
Konstruktion<br />
Automation<br />
Industriepartner<br />
KEM Konstruktion|Automation <strong>Industrieanzeiger</strong> » 1004 | | 2024 37 5
» PROGRAMM<br />
Tag 1 der Konferenz Engineering 2036<br />
(Änderungen vorbehalten)<br />
Mittwoch, 27. November 2024<br />
13:00<br />
13:15<br />
13:45<br />
14:15<br />
14:45<br />
15:15<br />
15:45<br />
16:15<br />
16:45<br />
17:30<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
bis etwa<br />
21:00<br />
22:30<br />
Begrüßung und Ausblick<br />
Nachhaltigkeit – und wie mehr als ein Buzzword daraus wird<br />
Keynote<br />
Die Hebel für eine nachhaltigere Produktgestaltung und -nutzung:<br />
Chancen und Möglichkeiten zu mehr Nachhaltigkeit in Engineering und Fertigung<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,<br />
Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart<br />
Impulsvortrag<br />
INCOSE SE-Vision 2035:<br />
Ein Beitrag der weltweit größten Systems-Engineering-Community für eine bessere Welt<br />
Dr.-Ing. Walter Koch, Vorsitzender der Gesellschaft für Systems Engineering – GfSE e.V.<br />
Pause<br />
Themenblock 1 (Hauptbühne):<br />
Kreislaufwirtschaft (Circular Economy)<br />
Kreislaufwirtschaft 1:<br />
Die Batterie als zentrales Element der Elektromobilität<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper,<br />
Projektgruppe Prozessinnovation,<br />
Fraunhofer IPA, Bayreuth<br />
Kreislaufwirtschaft 2:<br />
Remanufacturing von Elektromotoren<br />
für die Elektromobilität<br />
Julian Große-Erdmann, Projektgruppe Prozessinnovation,<br />
Fraunhofer IPA, Bayreuth<br />
Kreislaufwirtschaft 3:<br />
Nachhaltigkeit durch proaktives Obsoleszenzmanagement<br />
für elektronische Bauelemente<br />
Joachim Tosberg, Stellvertretender Vorsitzender<br />
und Dr. Wolfgang Heinbach, Vorstand, COGD e.V.<br />
Pause<br />
Pitches zu<br />
10 Produkt- und Lösungsansätzen für mehr Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung und Fertigung<br />
Kurzvorstellung von Industrielösungen, anschließend besteht die Möglichkeit zum individuellen Austausch mit den Unternehmen<br />
Individuelle Gespräche mit den beteiligten Unternehmen<br />
und Besuch der Fachausstellung<br />
Führung durch die ARENA2036<br />
Beginn der Abendveranstaltung mit Abendessen in der ARENA2036<br />
Gast-Impulsvortrag zur Abendveranstaltung<br />
Leben im Weltraum – Treiber innovativer Kreislaufwirtschaft<br />
Extreme Herausforderungen treiben disruptive Innovationen<br />
Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Walter,<br />
Diplom-Physiker und Wissenschafts-Astronaut<br />
Ende der Abendveranstaltung<br />
Themenblock 2 (Raum 2):<br />
Auf Kundenwünsche eingehen (Mass Personalization)<br />
Mass Personalization 1:<br />
Herausforderungen und Nutzen der Personalisierung<br />
– Ergebnisse einer Expertenbefragung<br />
Dr.-Ing. Erwin Groß, Leistungszentrum für Mass Personaliza -<br />
tion|Smart Factory und Industrie 4.0, Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Dr.-Ing. Manfred Dangelmaier, Institutsdirektor für<br />
Engineering-Systeme am Fraunhofer IAO, Stuttgart<br />
Mass Personalization 2:<br />
Personalisierte Hautpflege – eine Success Story<br />
zur Losgröße-1-Produktion aus der Praxis<br />
Viktor Balzer, Geschäftsführer, Skinmade GmbH,<br />
eine Ausgründung des Fraunhofer IPA<br />
Mass Personalization 3:<br />
Chancen der Mass Personalization<br />
für eine nachhaltige Produktentwicklung<br />
Ann-Kathrin Briem, Projektleiterin, Fraunhofer IBP<br />
Fabian Edel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraunhofer IAO<br />
Aufgrund der begrenzten Platzzahl in der ARENA2036 bitten wir um Anmeldung bis zum 08.11.2024 unter:<br />
kem.industrie.de/engineering-2036<br />
Ein Tag: 495,- € (zzgl. MwSt.), zwei Tage: 649,- € (zzgl. MwSt.)<br />
Bucher bis zum 08. Oktober 2024 bezahlen nur 396,- €/519,- € (zzgl. MwSt.)<br />
Frühbucher bis einschließlich 08. August 2024 sogar nur 297,- €/389,- € (zzgl. MwSt.)<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Tag 2 der Konferenz Engineering 2036<br />
(Änderungen vorbehalten)<br />
Engineering<br />
2036<br />
supported by<br />
Donnerstag, 28. November 2024<br />
09:00<br />
10:00<br />
10:25<br />
10:30<br />
11:00<br />
11:30<br />
12:00<br />
12:30<br />
13:00<br />
13:30<br />
14:30<br />
15:00<br />
16:00<br />
Rundgang Fraunhofer IPA mit Kurzvorstellung ausgewählter Projekte<br />
(mit separater Anmeldung zur Organisation, Treffpunkt: Eingangsbereich ARENA2036)<br />
Ankunft ARENA2036<br />
Begrüßung und Ausblick<br />
Tipps für die Realisierung von mehr Nachhaltigkeit und neue Tools in der Praxis<br />
Keynote<br />
Komplexität managen:<br />
Advanced Systems Engineering und Künstliche Intelligenz (KI)<br />
Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Direktor am Fraunhofer IEM und Geschäftsführer it‘s OWL<br />
Impulsvortrag<br />
Produktentwicklung im Maschinen- und Anlagenbau:<br />
Lastenheft vs. Scrum – zielorientiert agil entwickeln, aber wie?<br />
Dr.-Ing. Hans Egermeier, Geschäftsführer, talsen team GmbH<br />
Pause<br />
Themenblock 3 (Hauptbühne):<br />
Nachhaltigkeit in der Praxis<br />
Wege zu mehr Nachhaltigkeit 1:<br />
ESG und Material Compliance<br />
– Zunehmende Heraus- und Anforderung für Unternehmen<br />
Anne-Kathrin Nuffer,<br />
Gruppenleiterin Sustainability and<br />
Material Compliance Management,<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Wege zu mehr Nachhaltigkeit 2:<br />
Modellbasierte Entscheidungsunterstützung<br />
für nachhaltige Systementwicklung<br />
Dr.-Ing. Stefan Pfeifer, Abteilungsleiter Systems Engineering,<br />
Fraunhofer IEM, Paderborn<br />
Wege zu mehr Nachhaltigkeit 3:<br />
Digitales Nachhaltigkeitsmanagement<br />
in der Ultraeffizienzfabrik<br />
David Koch,<br />
Projektleiter Ultraeffizienzfabrik,<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Mittagspause<br />
Impulsvortrag<br />
Software als Schlüsseldisziplin:<br />
Alles im Blick und im Griff mit dem Composable Enterprise<br />
Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Gründer und Innovationsmotor der Scheer Group, Scheer PAS<br />
Abschlussvortrag<br />
Das Energiesystem klimafreundlich gedacht<br />
Neue Ansätze zur Sektorkopplung, zur Wasserstoffnutzung und Flexibilisierung der industriellen Energieversorgung<br />
Dr.-Ing. Timm Kuhlmann, Leitung Industrielle Energiesysteme, Fraunhofer IPA<br />
Ende<br />
Themenblock 4 (Raum 2):<br />
Energie im Griff<br />
Energie im Griff 1:<br />
Die Gleichstromfabrik – Effizienz und Flexibilität<br />
der elektrischen Energieversorgung in der Fabrik<br />
auf einem neuen Level mittels DC-Netzen<br />
Isabella Bianchini,<br />
Gruppenleiterin „Industrielle Mikronetze“,<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Energie im Griff 2:<br />
Praxis Know-how DC-Industrie – Energieeffizienz und<br />
Lastspitzenmanagement am Beispiel einer Roboterzelle<br />
Christoph Steinherr, Controls Engineer, R&D Systems EMEA,<br />
Kuka Systems GmbH, Augsburg<br />
Energie im Griff 3:<br />
Digitalisierung trifft Energie –<br />
Klug das Energiesystem digitalisieren und so<br />
von intelligenten Services profitieren<br />
Christian Schneider, Gruppenleiter<br />
„Datengetriebene Energiesystemoptimierung“,<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
ANMELDUNG<br />
Hier geht es zur Anmeldung:<br />
hier.pro/4YH45<br />
KEM Konstruktion|Automation <strong>Industrieanzeiger</strong> » 1004 | | 2024 39 7<br />
Bild: Ilya/stock.adobe.com
Bild: Augmentir<br />
Servicetechniker erhalten dank KI personalisierte Anleitungen passend zu<br />
ihren Fähigkeiten und Erfahrungen – genau dann, wenn sie sie brauchen.<br />
KI für die Industrie 4.0<br />
Ohne smarte Arbeitskräfte,<br />
keine smarte Fabrik<br />
Jahrelang ging es beim Thema smarte Fabrik primär um die Vernetzung von Maschinen, Sensoren<br />
und produktionsbegleitenden IT-Systemen. Die Vision war eine technologische Umgebung, die<br />
sich quasi selbst organisiert. Dabei wurde eines übersehen: Trotz fortschreitender Automatisierung<br />
erledigen Menschen weiterhin wesentliche Arbeiten in der Herstellung.<br />
» Carsten Hunfeld, Director EMEA bei Augmentir<br />
Selbst in der modernsten Fabrik braucht es Arbeiterinnen<br />
und Arbeiter, Technikerinnen und Techniker,<br />
die auf Sensormeldungen adäquat reagieren<br />
und Maschinen situativ richtig warten. Ohne diese<br />
Menschen kommen sämtliche Abläufe ins Stocken.<br />
Gleiches gilt, wenn das Personal noch mit Papier arbeitet<br />
oder veraltete Technik nutzt. Auch dann bleibt<br />
die Effizienz hinter ihren Möglichkeiten. Das gilt insbesondere,<br />
wenn Arbeitskräfte im Team mit anderen<br />
agieren. Deshalb ist es in Zeiten von Industrie 4.0 so<br />
wichtig, sowohl Fachkräfte als auch ungelerntes Personal<br />
zu vernetzen und sie mit allem auszustatten,<br />
was sie sicher, effizient und gleichzeitig entspannt<br />
ihren Job machen lässt. Diesem Idealbild kommen<br />
Unternehmen inzwischen mithilfe eines noch relativ<br />
jungen Software-Typs näher: den sogenannten<br />
Connected-Worker-Tools.<br />
Wer dabei digitale Checklisten vor Augen hat,<br />
denkt in die richtige Richtung, aber noch nicht weit<br />
genug. Denn die bloße Digitalisierung von Papierformularen<br />
hat die heutige Technikgeneration längst<br />
hinter sich gelassen. Fortschrittliche, auf KI basierte<br />
Connected-Worker-Lösungen beinhalten einen ganzen<br />
Strauß digitaler Werkzeuge, die die Belegschaft<br />
operativ unterstützt, schult und weiterbildet sowie<br />
gleichzeitig ihre Arbeitsweise optimiert.<br />
Smarte Unterstützung ist individuell<br />
Um Sicherheit, Qualität und Produktivität am Arbeitsplatz<br />
zu fördern, sind digitale Arbeitsanweisungen<br />
(Standard Operating Procedures – SOPs) das A und O.<br />
Sie sorgen beispielsweise für das korrekte Anlegen<br />
von Schutzausrüstung oder für einwandfreie, maschinenspezifische<br />
Lockout-Tagout-Prozeduren (LOTO). Es<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
TECHNIK «<br />
geht aber nicht nur darum, Fachkräfte und Ungelernte<br />
mittels einer App von einem Schritt zum nächsten<br />
zu führen, Bestätigungen einzufordern und erledigte<br />
Aufgaben zu dokumentieren. Das Personal der smarten<br />
Fabrik braucht individuelle Unterstützung.<br />
Anders als einfache Checklisten stellen sich smarte,<br />
KI-gestützte Lösungen deshalb auf den Ausbildungsstand,<br />
die Kenntnisse und Erfahrungen der jeweiligen<br />
Arbeitskraft ein. Ausführliche Videos oder Bilder helfen<br />
Neulingen, nichts zu vergessen und alles richtig<br />
zu machen. „Alte Hasen“ erhalten hingegen nur die<br />
nötigsten Infos und werden in ihrem Arbeitsfluss somit<br />
nicht gebremst. Es sei denn, sie sind an diesem<br />
Tag müde, unkonzentriert oder unsicher: Registriert<br />
die Connected-Worker-Software nämlich, dass eine<br />
Person wiederholt einen Anleitungsschritt zurückgeht,<br />
deutet dies auf erhöhten Erklärungs bedarf hin<br />
und die App gibt Extra-Support.<br />
Erfahrungswissen intelligent nutzen<br />
Für einfachere Standardfragen stehen neben Video,<br />
Text und Bildanleitungen auch Chat-Bots zur Verfügung,<br />
die auf eine unternehmensspezifische Wissensdatenbank<br />
zugreifen. Diese erzeugen KI-basierte<br />
Systeme auf der Basis von früheren Expertenant -<br />
worten nach und nach automatisch. Damit bewahren<br />
sie zugleich das Know-how von Fachleuten, die den<br />
Betrieb vielleicht bereits verlassen haben oder bald in<br />
Ruhestand gehen.<br />
Ist der Bot ratlos, besteht die Möglichkeit, Expertinnen,<br />
Experten oder Vorgesetzte direkt live zu konsultieren.<br />
Fragen lassen sich per Text- oder Sprachnachricht<br />
stellen, wobei angehängte Bilder oder Videos<br />
den Sendern und Empfängern lange Problembeschreibungen<br />
ersparen. Daneben setzt zeitgemäße<br />
Zusammenarbeit auf Augmented Reality. Sie ermöglicht,<br />
gemeinsam auf das Problem zu schauen und<br />
die richtigen Lösungen zu entwickeln. Selbst wenn<br />
Ratsuchende auf Außenmontage und damit kilometerweit<br />
von Ratgebern entfernt sind, fühlt es sich damit<br />
für sie fast so an, als seien beide am selben Ort.<br />
Wahrhaft smarte Unterstützung löst sich also vom<br />
„One-size-fits-all“-Gedanken. Durch eine Vielfalt an<br />
Unterstützungsmöglichkeiten gibt sie Arbeitskräften<br />
die psychologische Sicherheit, entspannt ihr Bestes<br />
zu geben.<br />
KI fördert den Weg zur smarten Fabrik aber auch<br />
durch effizienteres Onboarding und zeitgemäße Weiterbildung.<br />
Per App-basiertem Training on the Job<br />
setzt sie dort an, wo es nötig ist. Das kann sowohl im<br />
Push- als auch im Pull-Prinzip geschehen. Beispiel:<br />
Die Reinigung und Instandhaltung einer Maschine<br />
durch eine Maschinenführerin oder einen Maschinenführer<br />
im Rahmen der autonomen Wartung.<br />
War die Person noch nie an diesem Arbeitsplatz mit<br />
genau dieser Aufgabe betraut, bietet die App aktiv<br />
detaillierten Hilfs- und Schulungscontent in Wort<br />
und Bild an. Grundsätzlich können aber alle, die für<br />
eine anstehende Aufgabe nötigen Informationen<br />
auch aktiv abrufen, beispielsweise wenn sie an einer<br />
Maschine jüngerer Bauart eingesetzt werden.<br />
Fällt eine Person aus, kann eine einspringende<br />
Aushilfe zudem leichter übernehmen. Denn falls sie<br />
mit dem aufgabenspezifischen Spezialwissen nicht<br />
vertraut ist, hilft ihr die kontextspezifische Leistungsunterstützung<br />
weiter. Selbst wenn sie dabei<br />
anfangs langsamer als die ursprüngliche Kraft sein<br />
sollte, ist sie dennoch sofort produktiv – ohne die<br />
wertvolle Zeit eines weiteren Mitarbeitenden für Einweisung<br />
oder „Shadowing“ zu binden. Zusätzlich zu<br />
Sicherheit, Qualität und Effizienz steigert die smarte<br />
Vernetzung von Arbeitenden damit auch die Flexibilität<br />
beim Einsatz der Beschäftigten. In Zeiten einer<br />
dünner werdenden Personaldecke für das Management<br />
mehr als willkommen.<br />
Last but not least profitiert die Führungsebene von<br />
zahlreichen Analysefunktionen, die dazu beitragen,<br />
industrielle Prozesse zu verbessern. Denn die smarte<br />
Belegschaft gibt quasi nebenbei unzählige, wertvolle<br />
Daten an das System zurück. Abgesehen von gezielt<br />
erfassten Stati und Messwerten sind dies auch<br />
Hinweise zum Prozessverlauf und zur Qualität des<br />
Contents. Diese Daten liefern KI-bereinigt nützliche<br />
Erkenntnisse und können in anderen Systemen nahtlos<br />
weiterverarbeitet werden. So lassen sich nicht<br />
nur Abläufe verbessern, sondern auch das Skill- und<br />
Schulungsmanagement – und damit die Personalentwicklung.<br />
Keine Frage also: Die smarte Fabrik wird<br />
erst durch smarte Arbeitskräfte komplett.<br />
Detaillierte Anleitungen, passend für jede Anlage oder Maschine: Dank Connected-<br />
Worker-Anweisungen findet sich selbst unerfahrenes Personal leicht zurecht.<br />
Bild: amorn/stock.adobe.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 41
» TECHNIK<br />
Skalierbare Digitalisierung mit dem Konzept der Digital Factory now<br />
Sukzessive die notwendige<br />
Transparenz schaffen<br />
Unternehmen stehen heute vor einigen Herausforderungen: Gesetzliche Vorgaben<br />
und Kunden fordern mehr Nachhaltigkeit, während die Globalisierung und der damit<br />
einhergehende Wettbewerbsdruck eine höhere Effizienz bedingen. Digitalisierung<br />
soll nun beides in Einklang bringen. Doch wie lässt sich die Digitalisierung ohne<br />
Sicherheitsrisiko im laufenden Betrieb der Anlagen umsetzen? Mit dem Konzept der<br />
Digital Factory now bietet Phoenix Contact eine sektorübergreifende Lösung an.<br />
» Markus Kick, International Business Development Manager Digitalisierung und<br />
Thermoprozesstechnik, Phoenix Contact<br />
Die Digital Factory now bietet eine<br />
Lösung, mit der die Digitalisierung<br />
ohne Risiko im laufenden Betrieb<br />
umgesetzt werden kann.<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Digitalisierung ist ein umfassender<br />
Prozess, der weit über technologische<br />
Veränderungen und neue Automatisierungsansätze<br />
hinausgeht. Sie benötigt<br />
ein individuelles und generisches Use-<br />
Case-Prinzip, das Digital Factory now zur<br />
Verfügung stellt. Das Konzept basiert auf<br />
skalierbaren Datenmodellen und über<br />
100-jährigen Erfahrungen hinsichtlich intelligenter<br />
Konnektivität, Elektrifizierung<br />
und Automatisierung. Digital Factory now<br />
zielt darauf ab, die Digitalisierung als<br />
„Turbolader“ für die All Electric Society<br />
effektiv zu nutzen. Dieses Leitbild beschreibt<br />
die Vision einer CO 2 -neutralen,<br />
nachhaltig entwickelten Welt, in der der<br />
Energiebedarf ausschließlich aus regenerativen<br />
Quellen gedeckt wird. Innerhalb<br />
der All Electric Society bedeutet Digita -<br />
lisierung, ganzheitlich und sektorüber -<br />
greifend zu denken, Mut zur Veränderung<br />
zu haben und Neues auszuprobieren. Bewährte<br />
Lösungen sind auf den Prüfstand<br />
zu stellen, wobei es niemals den einen<br />
richtigen Weg gibt. Digitalisierung geht<br />
stets mit der Bereitschaft zu Teamwork<br />
und Kompromissen einher.<br />
Der US-amerikanische Ökonom Peter F.<br />
Drucker prägte unter anderem die These,<br />
dass die Verbesserung von Prozessen vor<br />
allem dort beginnen sollte, wo es wichtig<br />
ist. Im Kontext der Digitalisierung muss<br />
somit beim Sensor und der Messstelle angesetzt<br />
werden. Die Anwendungsfälle des<br />
Konzepts der Digital Factory now gehen<br />
hier schrittweise sowie gemäß der Geschwindigkeit<br />
und des Budgets des Anwenders<br />
vor. Anfangs nicht ersichtliche<br />
hohe Lizensierungskosten werden ausgeschlossen.<br />
Ein umfassendes Security-Konzept<br />
sorgt für mehr Resilienz und Stabi -<br />
lität – von der einzelnen Station bis zur<br />
kompletten Fabrik -, beispielsweise durch<br />
Netzwerksegmentierung. Minimalinvasive<br />
Lösungen, die nicht direkt in die Prozesse<br />
eingreifen, haben keine Rezertifizierung<br />
der Maschine oder Anlage gemäß der neuen<br />
Maschinenverordnung zur Folge, sondern<br />
verschaffen dem Anwender kurzfristig<br />
die notwendige Transparenz. Diese bildet<br />
wiederum die Grundlage für eine Analyse<br />
und darauffolgende gezielte Verwendung<br />
von künstlicher Intelligenz in den<br />
Prozessen, die sich so weiter optimieren.<br />
Zustandsorientierte Bewertung<br />
mittels künstlicher Intelligenz<br />
Die Use Cases der Digital Factory now –<br />
zum Beispiel „Utility Metering & Reporting“<br />
– stellen Informationen über die<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Durch Vernetzung und Digitalisierung<br />
können die gekoppelten Sektoren im<br />
Produktionsbereich nachhaltig und<br />
wirtschaftlich betrieben werden.<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
verschiedenen Medien entweder direkt an<br />
der Netzwerkkante (on the edge) oder in<br />
der Cloud bereit. Zu den Medien gehören<br />
Wasserstoff, Erdgas, Schweröl, Druckluft<br />
und thermische Prozesse zur NO x -Regulierung.<br />
Außerdem ermöglichen die Anwendungsfälle<br />
den optimalen Einsatz der<br />
elektrischen Energie selbst an internationalen<br />
Standorten. Daten zu Emissionen<br />
und Verbräuchen sind ebenfalls verfügbar.<br />
Aus der zustandsorientierten Bewertung<br />
mittels Machine Learning – etwa der<br />
Software ML Next von Phoenix Contact –<br />
ergeben sich zusätzliche Erkenntnisse<br />
über die fehlerhafte Nutzung von Ressourcen<br />
sowie der endgültige CO 2 -Fuß -<br />
abdruck.<br />
Immer größer werdende Fabriknetzwerke,<br />
strengere gesetzliche Anforderungen<br />
sowie die Vernetzung innerhalb und über<br />
Sektorengrenzen hinweg erhöhen das<br />
Erfordernis eines ganzheitlichen Cyber-<br />
Security-Ansatzes gemäß ISA/IEC 62443<br />
sowohl für den Maschinen- und Anlagenbauer<br />
als auch für die Produkthersteller.<br />
Dies umfasst die Einhaltung von Gesetzen<br />
und Verordnungen wie NIS 2 in der Europäischen<br />
Union, NIST in den USA oder<br />
unterschiedlichen nationalen IT-Sicherheitsgesetzen,<br />
die daraus resultieren.<br />
Phoenix Contact bietet entsprechende<br />
Lösungen an.<br />
Alles, was für eine nachhaltige Zukunft<br />
benötigt wird, ist heute schon vorhanden:<br />
die Energie der Sonne, die Kraft des Wassers<br />
und des Windes sowie die erforder -<br />
lichen Technologien und das Know-how.<br />
Nun muss gemeinsam gehandelt werden,<br />
beispielsweise in den Bereichen Gebäude,<br />
Fertigung und deren prozesskritischen Infrastrukturen:<br />
• Ein modernes Gebäudekonzept geht<br />
über das Bereitstellen von Räumen hinaus;<br />
es erlaubt vielmehr die effiziente<br />
Verknüpfung verschiedener Energiesektoren.<br />
In einem intelligenten Bauwerk<br />
werden Solarenergie, Leittechnik, Produktion,<br />
Batteriespeicher und Ladesäulen<br />
sinnvoll miteinander kombiniert.<br />
Phoenix Contact entwickelt hier maßgeschneiderte<br />
Lösungen, um Ladesäulen<br />
mit PV-Anlagen zu verbinden, die<br />
Belüftung und Beleuchtung mit dem<br />
Energiemanagement zu koordinieren<br />
und die Fertigung mit dem Batteriespeicher<br />
zu integrieren, wie das neue<br />
Gebäude 60 am Standort Blomberg<br />
zeigt. Das dortige System funktioniert<br />
bidirektional: Elektrofahrzeuge können<br />
zum Beispiel temporäre Energiespeicher<br />
werden und das Gebäude dann<br />
mit Energie versorgen.<br />
• Die Verknüpfung des Gebäudes mit<br />
dem Produktionsbereich ermöglicht es,<br />
Angebot und Nachfrage effizient auszubalancieren.<br />
Dabei stellt sich die<br />
Frage nach dem Energiebedarf für einen<br />
Fertigungsauftrag: Sollte der Batteriespeicher<br />
bereits jetzt aufgeladen werden,<br />
damit zukünftige Bedürfnisse abgedeckt<br />
sind? Ist die eigene PV-Anlage<br />
die beste Quelle oder sollte Strom aus<br />
dem öffentlichen Netz bezogen werden,<br />
wenn die Preise günstig sind?<br />
Die Antwort liegt in der Vernetzung<br />
und Digitalisierung. Durch diese Maßnahmen<br />
lassen sich beispielsweise die<br />
gekoppelten Sektoren im Produktionsbereich<br />
am Standort Bad Pyrmont<br />
nachhaltig und wirtschaftlich betreiben.<br />
• Die Einführung und Umsetzung der Digitalisierung<br />
bereitet vielen Anwendern<br />
Schwierigkeiten. Fragen wie „Wo fange<br />
ich an?“ und „Welche Daten sollen<br />
erhoben werden?“ sind häufig. Das<br />
Serum Institute of India, einer der<br />
größten Impfstoffhersteller der Welt,<br />
beauftragte Phoenix Contact mit der<br />
Implementierung eines CDAS-Systems,<br />
um Daten von über 300 Maschinen<br />
und Prozessen zu sammeln und dem<br />
SCADA-System zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Data Collection Boxen (DCB),<br />
Secure Edge Boxen (SEB) sowie deren<br />
individuelle Varianten erlauben nicht<br />
nur die Datenerfassung ohne Beeinträchtigung<br />
des laufenden Betriebs,<br />
sondern vor allem die sichere Kommunikation<br />
in kritischen und empfindlichen<br />
Infrastrukturen einer Impfstoffherstellung.<br />
Auf allen Hierarchieebenen<br />
neue Denkweisen etablieren<br />
Doch bei der Digitalisierung geht es nicht<br />
allein darum, neue technische Anwendungen<br />
zu installieren. Vielmehr muss ein<br />
agiles und flexibles digitales Mindset auf<br />
sämtlichen Hierarchieebenen etabliert<br />
werden. Früher wurden psychologische<br />
Ansätze oft als Spielerei abgetan. Heute<br />
ist klar, dass effizientes Handeln nicht nur<br />
rational zu betrachten ist. Sogar ein logischer<br />
Prozess mit geschultem Personal<br />
kann immer noch Fehler aufweisen. Daher<br />
ist es ratsam, die neusten Erkenntnisse<br />
aus der Psychologie und verhaltensökonomischen<br />
Methoden in die digitale<br />
Transformation einzubeziehen. Die Digitalisierung<br />
bedingt also ein Umdenken<br />
und die Bereitschaft, sich auf neue Denkweisen<br />
einzulassen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 43
Die Rolle von Energiemanagement und digitalen Zwillingen ist für eine effiziente digitale Transformation von entscheidender Bedeutung.<br />
Bild: Rittal<br />
Überdachtes Management beschleunigt Smart Production und Energiewende<br />
Doppelte Transformation mit<br />
digitalen Zwillingen<br />
Die Industrie befindet sich in einem Spannungsfeld: Neben Herausforderungen in der Rezession,<br />
entlang der Lieferketten und bei der Gewinnung von Fachkräften steht vor allem die Notwendigkeit<br />
zur schnelleren digitalen Transformation und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Besonders deutlich<br />
wird das in den Fabriken. Es geht nicht mehr nur um die Optimierung der Fertigungsprozesse nach<br />
den klassischen Parametern. Um eine Energiewende möglich zu machen, muss die Industrie auch<br />
in die Lage kommen, ihre Energieströme auf neue Art zu managen.<br />
» Ulrich Sendler, freier Autor, und Steffen Maltzan, Referent Unternehmenskommunikation bei Rittal<br />
Mittelfristig muss die Industrie die Fertigungsprozesse<br />
nicht nur nach Stückzahl, Qualität<br />
und Preis, sondern nach Verfügbarkeit und Preis von<br />
Energie steuern können – eine doppelte Transformation,<br />
die als Beschleuniger für Smart Production<br />
wirkt. Die Rezepte dafür liegen vor. Die Grundlagen<br />
entstehen schon als digitaler Zwilling der Steuerungen<br />
für den Maschinenbau und rund um die Produktdaten.<br />
Wenn es gelingt, in den jeweiligen Ökosystemen<br />
rund um Anlagen, Produkte und Fertigungsprozesse<br />
je einen vollständigen digitalen Zwilling zu<br />
erzeugen und diese klug zu verbinden, ebnet das<br />
weiter den Weg zu einer wirklich smarten Fertigung.<br />
Diese Transparenz ist nötig, um auch die Energie -<br />
ströme in Fabriken zu analysieren und zu managen.<br />
Der Maschinenbau ist der Ausgangspunkt. Schon<br />
seit den 80er Jahren kann Automatisierungstechnik<br />
für Fabriken mit einem digitalen Stromlaufplan und<br />
logischen Schaltplan starten. Dafür hat sich beispielsweise<br />
Eplan als eine Standard-Anwendung in<br />
der Industrie etabliert. Neben der Software des<br />
Anbieters aus der Friedhelm Loh Group nutzen die<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
TECHNIK «<br />
Anlagenbauer dazu inzwischen einen weiteren<br />
Standard, nämlich das Eplan Data Portal, mit dem die<br />
meisten marktgängigen Komponenten mit allen<br />
relevanten Daten als Modelle aus einer Bibliothek<br />
geladen werden können.<br />
In Software wie Eplan Pro Panel entsteht dann das<br />
3D-Modell, das als digitaler Zwilling der Anlage genutzt<br />
werden kann, bestenfalls als „Single Source of<br />
Truth“ in der Eplan Cloud. Es enthält relevante Informationen,<br />
die auch zur realen Anlage gehören und<br />
für ihre Planung, ihren Bau, ihre Inbetriebnahme und<br />
ihren Betrieb wichtig sind: die Automatisierungs -<br />
logik, die Verdrahtung der gesamten Elektrik, die<br />
Schaltschränke samt Inhalt und Aufbau, und die<br />
Funktionsweise der Anlage und ihrer einzelnen Komponenten.<br />
Und da dieser digitale Zwilling hoch relevante Informationen<br />
darüber enthält, was die Produktionsanlage<br />
ausmacht, dient er nicht nur für deren Planung<br />
und Bau, sondern wird immer mehr auch für Prozesse<br />
herangezogen, die mit der Automatisierung und vor<br />
allem Digitalisierung zusammenhängen. Das beginnt<br />
beim Engineering, also beim Design und der Auslegung<br />
der Anlage, geht über Planung und Programmierung<br />
der Steuerung bis zum eigentlichen Maschinenbau<br />
und letztlich zum Betrieb und Service der<br />
Fabrik.<br />
Weil der digitale Anlagenzwilling eine so große<br />
und vor allem bereichs- und prozessübergreifende<br />
Bedeutung hat, kann er inzwischen als Rittal ePocket<br />
über einen QR-Code am Schaltschrank direkt aufgerufen<br />
und genutzt werden. Der digitale Zwilling in<br />
der Eplan Cloud begleitet den realen Schaltschrank<br />
fortan auf seinem gesamten Lebenszyklus.<br />
Personalakte für das ganze Leben:<br />
Der digitale Produktzwilling<br />
Eines der Kernmotive für die smarte Fabrik ist der<br />
Fokus auf individualisierte Fertigung zu Bedingungen<br />
der Massenproduktion. Die Fertigung benötigt passende,<br />
produktionsrelevante Daten wie Stücklisten<br />
jedes Produkttyps oder sogar einzelnen Produkts im<br />
richtigen Format. Neben den Konfigurationsinformationen<br />
des Kunden können dafür noch Bauteilinformationen<br />
oder Konstruktions-Updates aus dem PLM<br />
einfließen. Diese Daten müssen entlang der Kette<br />
von der Konfiguration durch den Kunden über die<br />
Fertigung bis zur Auslieferung laufen.<br />
Mit anderen Worten: Für die Fertigung gefragt ist<br />
ein hochwertiger, vollständiger, digitaler Datensatz<br />
zu jedem Produkt bzw. Werkstück – ein digitaler Produktzwilling.<br />
Dabei kommen die Abkürzungen ins<br />
Spiel, die für jeden Ingenieur in der produzierenden<br />
Industrie wie die entsprechenden Softwarelösungen<br />
zum täglichen Sprachschatz gehören: CAD, PDM/<br />
PLM und ERP. Cideon, ebenfalls aus der Friedhelm<br />
Loh Group, hilft seinen Kunden, mit den beteiligten<br />
Systemen in einem integrativen Prozess zu arbeiten<br />
und ist dafür seit vielen Jahren Platinum Partner für<br />
Autodesk und SAP. Im Kern geht es um die Integration<br />
von CAD aus den am weitesten verbreiteten Tools<br />
Auto CAD, Inventor, Solid Edge, Solid Works und<br />
Eplan mit dem Ziel einer Single Source of Truth.<br />
Wer weitergehen will, kann das tun: Cideon ebnet<br />
den Weg, um bestenfalls Daten per Knopfdruck direkt<br />
in die Fertigung weiterzugeben: beispielsweise vollständige<br />
3D-Modelle, aus denen sich Zeichnungen<br />
ableiten und die CAM-Bearbeitungsdaten automatisiert<br />
erzeugen lassen. So wirken die Daten aus dem<br />
Produktzyklus direkt in die Fertigung einer Smart<br />
Production hinein.<br />
Transparenz über Prozesse:<br />
Der digitaler Fertigungszwilling<br />
Wer mehr Produktivität in der industriellen Fertigung<br />
erreichen will, muss den Produktionsprozess selbst<br />
verändern und Dynamik in meist starre Abläufe bringen.<br />
Das funktioniert, wenn Bewegungsdaten aus der<br />
Produktion im laufenden Anlagenbetrieb mit IIoT-<br />
Sensordaten und Stammdaten gematcht werden. So<br />
lässt sich kurz beschreiben, wofür German Edge<br />
Cloud das Oncite Digital Production System (DPS)<br />
vorgestellt hat: als Datendrehscheibe für volle Transparenz<br />
über alle Fertigungsprozesse – Grundlage für<br />
Optierung und alle weiteren Schritte zur smarten<br />
Fabrik. Dafür bedient sich das DPS moderner Softwaretechnologie,<br />
wie sie sich in cloud-nativen<br />
Umgebungen basierend auf Container-Technologie<br />
mit Microservices herausgebildet haben.<br />
Die kluge Verknüpfung kompletter digitaler Zwillinge in den Ökosystemen von Anlagen,<br />
Produkten und Fertigungsprozessen ebnet den Weg zur intelligenten Fertigung und optimiert<br />
das Energiemanagement.<br />
Bild: Rittal<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 45
» TECHNIK<br />
bringt Flexibilität für IIoT-Anwendungen ein.“ Das<br />
Oncite DPS unterstützt die Vernetzung von Anlagen,<br />
die Visualisierung von Prozessen sowie Anwendungen<br />
von Track & Trace bis hin zum agilen, IIoT-gestützten<br />
Fertigungsmanagement oder Anwendungen<br />
wie KI-gestützte visuelle Qualitätskontrolle. Die<br />
Software-Services können parallel zu bestehenden<br />
IT/OT-Infrastrukturen eingesetzt und in verschiedenen<br />
Umgebungen betrieben werden. Kunden müssen<br />
ihre installierten Lösungen nicht abschalten. Die Systeme<br />
können auch parallel betrieben oder schrittweise<br />
migriert werden.<br />
Bild: Rittal<br />
Die entstehende Transparenz im Wertschöpfungsprozess durch digitale Zwillinge<br />
ermöglicht eine präzise Analyse und Steuerung der Energieströme in der Fertigung.<br />
Aufbauend auf fundierter Erfahrung aus der Automatisierung<br />
und IIoT hat GEC eine cloud-native<br />
Lösung entwickelt, die dem Industriekunden die<br />
Möglichkeiten offen lässt. Über Private wie Public<br />
Cloud kann je nach Use Case der Teil einer hybriden<br />
Multi-Cloud-Lösung zum Einsatz kommen, der sich<br />
dafür am besten eignet. Für schnelle Datenanalyse in<br />
Nahezu-Echtzeit gibt es zudem eine hoch skalierbare<br />
Factory-Edge-Infrastruktur mit der Hardware direkt<br />
am Shopfloor<br />
„Das System“, sagt Dieter Meuser, CEO German<br />
Edge Cloud, „ist dabei die Datendrehscheibe und<br />
Energieströme als neue Regelgröße<br />
Fertigungsleiter haben heute zusätzliche Aufgaben:<br />
Energieströme sichtbar machen. Energieverbräuche<br />
analysieren. Die Energieversorgung besser managen.<br />
Schneller als erwartet müssen sie auf ihrem Weg zur<br />
Smart Production auch diese Aspekte im Griff haben.<br />
Schließlich ist klar, dass in einer „All Electric Society“<br />
in Deutschland nicht mehr zu jeder Zeit ausreichend<br />
Energie für den wirtschaftlichen Betrieb großer<br />
Fabriken verfügbar sein wird. Doch wie lassen sich<br />
Stromfresser identifizieren und zukünftig energieintensive<br />
Fertigungsprozesse in energiegünstige Zeiten<br />
verlegen? Und welche Rolle spielen dabei die Fertigungsdaten?<br />
Klar ist: Energiedaten ohne Kontext geben keinen<br />
Durchblick. „Nur was sich messen und im Kontext<br />
verstehen lässt, kann später auch bewertet,<br />
Die Reduzierung von<br />
Lastspitzen bei der<br />
Robotertaktung optimiert<br />
die Energieeffizienz<br />
und stabilisiert<br />
den Fertigungsprozess.<br />
Bild: Rittal<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
gemanagt und optimiert werden“, so Dieter Meuser.<br />
Im Rittal Werk in Haiger haben die Software-<br />
Experten der Friedhelm Loh Group deswegen das<br />
Monitoring der Energieströme in die IT-gestützte<br />
360-Grad-Sicht aller Prozesse eingebaut.<br />
Wie kommt das Energiemonitoring dort konkret<br />
ans Laufen? Maschinen und Anlagen der Fertigung<br />
werden mit Energiemessgeräten ausgerüstet, die die<br />
gemessenen Werte automatisch ans Oncite Digital<br />
Production System (DPS) senden. Im laufenden Anlagenbetrieb<br />
gleicht das System Stammdaten gegen<br />
die Bewegungsdaten aus<br />
der Produktion ab und stellt<br />
sie in einem Kreislauf von<br />
Analytics, Alerts und Live-<br />
Dashboarding zur Verfügung.<br />
Driving the world<br />
„Es ist logisch, dass nur<br />
der Abgleich der eingegangenen<br />
Energiedaten zu den<br />
spezifischen Fertigungsprozessen<br />
und zum jeweiligen<br />
Produkt die Erkenntnisse<br />
bringt, die Fertigungs- und<br />
Werksleiter brauchen“, erläutert<br />
der GEC CEO. „Theoretisch<br />
lässt sich das ausweiten<br />
bis hin zum Product<br />
Carbon Footprint (PCF). Es<br />
ist mit Sicherheit davon<br />
auszugehen, dass der PCF<br />
beizeiten ein marktrelevanter<br />
Faktor wird.“ Die Frage<br />
nach der Energieeffizienz<br />
stelle sich dagegen unmittelbar:<br />
Wenn wir erkennen<br />
können, welcher Auftrag<br />
mit welchen Stückzahlen<br />
und welchem Produkt auf<br />
welcher Anlage wann welche<br />
Energieverbräuche verzeichnete,<br />
kann Rittal vom<br />
Energiemonitoring aufs<br />
Energiemanagement übergehen,<br />
um energieeffizienter<br />
zu fertigen.“<br />
Die optimale Versorgung<br />
mit Energie ist das eigentliche<br />
Ziel. Das transparente<br />
Datenlagebild über die<br />
Energieströme und ihre<br />
Kontextualisierung schaffen<br />
das Fundament für Optimierungen:<br />
wie professionelles<br />
Lastmanagement zur Steuerung des Stromverbrauchs,<br />
die Verhinderung von Lastspitzen sowie die fein -<br />
granulare Abstimmung von Stromverfügbarkeit und<br />
-verbrauch, sei es bei eigener Stromerzeugung oder<br />
externer Energiezulieferung. Stichwort feingranular:<br />
„Smartes Energiemanagement sollte Fabrikbetreiber<br />
letztlich auch in die Lage versetzen, energieintensive<br />
Fertigungsvorgänge in energiegünstige Zeiten zu<br />
verlegen“, ist Dieter Meuser überzeugt. Und ergänzt:<br />
„Eine solche Entscheidung kann man auf der neuen<br />
Datenbasis heute schon recht zuverlässig treffen.“<br />
Vorsprung durch Innovation.<br />
connected<br />
Vernetzung vom Shopfloor bis zur IT-Ebene<br />
Innovative Softwarelösungen für die digitale Transformation<br />
• Connectivity der kompletten Wertschöpfungskette und Integration<br />
in die IT-Ebene via SEW Edge Devices<br />
• digitaler Zwilling in hochauflösender 3-D-Visualisierung der Anlage –<br />
im gesamten Produktionszyklus und für jede Projektphase<br />
• intelligente Sensorik (5G) und durchgängige Kommunikation zur Erfassung<br />
und Speicherung weitreichender Parameter zusätzlich zu den Prozessdaten<br />
• maximale Planungssicherheit, durchgängige Prozesstransparenz und höchste<br />
Anlagenverfügbarkeit sowie umfassende Überwachungs- und Diagnosemöglichkeiten<br />
www.sew-eurodrive.de/maxolution<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 47
TECHNIK » Interview<br />
Andreas Kirsch, Gfos, über die Auswirkung der Megatrends auf die Industrie<br />
„Die größten Herausforderungen liegen<br />
in der zunehmenden Komplexität“<br />
Die Digitalisierung prägt zunehmend die Art und Weise, wie produzierende Unternehmen arbeiten.<br />
Doch welche Kräfte treiben diese Veränderungen voran? Andreas Kirsch, Strategic Business Development<br />
Smart Manufacturing bei Gfos, einem Anbieter von MES-Systemen, beleuchtet die Megatrends, die die<br />
Industrie und die Art zu produzieren maßgeblich beeinflussen.<br />
» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Jobs werden schneller gewechselt<br />
und somit muss auch der Wissenstransfer<br />
auf einen Nachfolger schneller<br />
erfolgen, sagt Andreas Kirsch.<br />
die Kommunikation zwischen den Teilnehmern<br />
von der Maschine bis hin zu<br />
cloudbasierten IT-Systemen zunimmt.<br />
Leider gehen diese Herausforderungen<br />
einher mit fehlenden Fachkräften, die die<br />
relevante Fähigkeit haben solche Projekte<br />
cross-funktional zu managen.<br />
Welche Megatrends beeinflussen mehr<br />
und mehr die Digitalisierung?<br />
Zunächst einmal definieren sich Megatrends<br />
dadurch, dass sie über Jahrzehnte<br />
wirken und sich in den nächsten Jahren<br />
noch stärker auswirken werden. In wenigen<br />
Worten zusammengefasst sind dies<br />
bezogen auf Produktionsunternehmen die<br />
Themen Fachkräftemangel, Komplexität<br />
in der Digitalisierung, Flexibilität und<br />
Wandlungsfähigkeit der Produktion, geopolitische<br />
Veränderungen und deren Einfluss<br />
auf die horizontale Wertschöpfungskette,<br />
Energiemanagement und<br />
Nachhaltigkeitsnachweise wie zum Bei-<br />
Bild: Gfos<br />
spiel der digitale Produktpass. Ein weiterer<br />
Trend, der aber erst jetzt richtig Fahrt<br />
aufnimmt und auf Digitalisierung aufbaut<br />
ist das Thema KI und DDBM also Data<br />
Driven Business Models.<br />
Was sind aktuell die größten Herausforderungen<br />
für die Produktionsunternehmen?<br />
Die größten Herausforderungen liegen in<br />
der zunehmenden Komplexität, die die<br />
Digitalisierung mit sich bringt und in<br />
der erforderlichen Sicherstellung der IT-<br />
Sicherheit vor allem vor dem Hintergrund,<br />
dass immer mehr digitalisiert wird und<br />
Welchen Einfluss wird der vielzitierte<br />
Fachkräftemangel auf Digitalisierungsprojekte<br />
zur Smart Factory in Zukunft<br />
haben?<br />
Die sogenannten Babyboomer, die lange<br />
in einem Unternehmen tätig waren und<br />
damit einen guten Überblick hatten, verlassen<br />
dieselben mehr und mehr. Es folgen<br />
Mitarbeiter, die stärker spezialisiert<br />
sind, aber nicht mehr den ganzheitlichen<br />
Überblick haben. Gleichzeitig wird auch<br />
eine Wissensverdichtung einsetzen, das<br />
heißt weniger Mitarbeiter müssen mehr<br />
wissen, um auch über den Tellerrand hinausschauen<br />
zu können. Hinzu kommt<br />
der Trend, dass Jobs schneller gewechselt<br />
werden und somit der Wissenstransfer<br />
auf einen Nachfolger schneller erfolgen<br />
muss. Dies macht eine andere Vorgehensweise<br />
bei cross-funktionalen Digitali -<br />
sierungsprojekten und deren Komplexität<br />
erforderlich. Wir bei Gfos haben dies erkannt<br />
und für diese Transformationsprozesse<br />
eine smarte Einführungsstrategie<br />
entwickelt.<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Megatrends beeinflussen<br />
und wirken sich<br />
direkt auf die Arbeitswelt<br />
der produzierenden<br />
Industrie aus.<br />
Bild: iStock.com/TommL<br />
Welchen Einfluss hat diese Veränderung<br />
auf MES-Funktionalitäten?<br />
Zunächst haben MES-Systeme über die<br />
Jahre funktional einen sehr hohen Reifegrad<br />
erreicht. Was aber immer mehr in<br />
den Vordergrund rückt, ist die erforderliche<br />
Standardisierung gegenüber der Individualisierung<br />
über alle Prozesse hinweg.<br />
Die MES-Standardsoftware sollte dabei<br />
Standards wie OPC-UA oder für Kennzahlen<br />
wie OEE die ISO 22400 Konformität<br />
haben. Das wiederum hilft dem Anwender<br />
auch seine individuellen Prozesse im Rahmen<br />
der Einführung eines MES mehr an<br />
Standards auszurichten, um die steigende<br />
Komplexität besser beherrschbar zu machen.<br />
Müssen MES-Systeme in Zukunft anders<br />
als in der Vergangenheit eingeführt<br />
werden?<br />
Um die erwähnten Herausforderungen<br />
bewerkstelligen zu können, wird es in Zukunft<br />
wichtig sein weniger zu individualisieren<br />
und mehr darauf zu achten die zu<br />
digitalisierenden Prozesse vor oder bei<br />
Implementierung an gegebene Standards<br />
zu adaptieren, um damit auch eine<br />
schnellere Einführung zu ermöglichen.<br />
Gleichzeitig wird durch eine solche Vorgehensweise<br />
die Komplexität reduziert<br />
und die Updatezyklen und Interoperabilität<br />
zu anderen Systemen einfacher und<br />
bezogen auf die Betriebslaufzeit der Systeme<br />
kostengünstiger.<br />
Was ändert sich dadurch gegenüber der<br />
Vorgehensweise in der Vergangenheit?<br />
In der Vergangenheit wurde Flexibilität<br />
von MES-Software immer so interpretiert,<br />
dass im Rahmen der Einführung die Funktionalitäten<br />
individualisiert an die Kundenanforderungen<br />
angepasst wurden mit<br />
der Konsequenz, dass das Prozesswissen<br />
zum Teil auf den MES-Lieferanten übergegangen<br />
ist. Durch dieses Angebot der<br />
MES-Lieferanten wurde der Aspekt Prozesse<br />
vorab mehr zu standardisieren vernachlässigt.<br />
Man könnte auch überspitzt<br />
sagen, die MES-Lieferanten haben mit ihren<br />
Angeboten an technisch machbarer<br />
Flexibilität die Kunden verführt zu individualisieren,<br />
anstatt zu standardisieren.<br />
Die zunehmende Komplexität, die zur Erinnerung<br />
schon mit der Veröffentlichung<br />
der „Umsetzungsempfehlungen für das<br />
Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ vom April<br />
2013 als Trend vorausgesagt wurde, wird<br />
man aber mit dieser bisherigen Vorgehensweise<br />
irgendwann nicht mehr beherrschen<br />
können, was wiederum zu steigenden<br />
Unternehmensrisiken führen wird.<br />
Wie stellt sich Gfos auf diese Veränderungen<br />
ein?<br />
Gfos hat die zunehmende Auswirkung der<br />
Megatrends erkannt und die Einführungsstrategie<br />
daraufhin neu ausgerichtet. Dabei<br />
wird in der ersten Phase der Einführung<br />
versucht die Prozesse an gegebene<br />
Standards auszurichten. Natürlich muss<br />
der Kunde auch dazu breit sein, dass mit<br />
Einführung eines MES seine Prozesse harmonisiert<br />
werden und dabei sogenannte<br />
alte Zöpfe auch abgeschnitten werden<br />
dürfen. Erst dann erfolgt die funktionale<br />
Implementierung der Standards. Dabei<br />
helfen auch Softwarefähigkeiten wie<br />
Konfigurierung und Parametrierung. Darüber<br />
hinaus können beim Anwender sogenannte<br />
Citizen Developer ausgebildet<br />
werden, die mittels Low Code Programmierung<br />
in die Lage versetzt werden gewisse<br />
Prozessadaptionen z.B. für Reports<br />
oder Oberflächen gesteuerte Ein-/Ausgaben<br />
zum Beispiel für Werkerführung<br />
selbst durchzuführen. Dabei bleibt die<br />
Prozesskompetenz über die Anpassung<br />
beim Kunden und muss nicht zum Lieferanten<br />
transferiert werden. Dies spart Zeit<br />
und Geld.<br />
Wo unterscheidet sich dabei Gfos von<br />
seinen Marktbegleitern?<br />
Bezogen auf das Thema Smart Manufacturing<br />
liegt der Vorteil in der smarten<br />
Einführungsstrategie und dem hybriden<br />
Plattformkonzept. Wenn sich der Kunde<br />
für eine Cloud-betriebene Lösung entscheidet,<br />
bietet Gfos darüber hinaus seine<br />
eigene nach ISO 27001 zertifizierte Cloud<br />
& Infrastructure an. Dies ermöglicht dem<br />
Kunden jederzeit zu entscheiden, ob er<br />
die Infrastruktur selbst betreibt oder in<br />
der Cloud betreiben lassen möchte. Wenn<br />
der Kunde über Smart Manufacturing<br />
hinaus auch Personaleinsatzplanung und<br />
Zutrittskontrolle einführen möchte, so<br />
kann er dies gerne mit Produkten wie<br />
Workforce Management und Access Control<br />
zu einer einzigartigen umfänglichen<br />
Gesamtlösung ausbauen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 49
Der Fokus des 1978 gegründeten Automatisierungsspezialisten AKE<br />
Technologies liegt auf dem Bau von Anlagen für die Montage-Prüftechnik.<br />
Bild: AKE<br />
Effiziente Prozesse dank Standardorientierung<br />
Standards sorgen für Flexibilität<br />
und Individualität<br />
Um die Prozesse transparenter zu gestalten, entschieden sich die Verantwortlichen<br />
eines Passauer Anlagenbauers für die Implementierung eines durchgängigen<br />
ERP-Systems. Die Orientierung am Standard der Software führte auf mehreren<br />
Ebenen zu mehr Sicherheit in der Projektabwicklung.<br />
» Guido Piech, PR-Redakteur bei AMS Solutions<br />
Der Fokus des 1978 gegründeten<br />
Automatisierungsspezialisten AKE<br />
Technologies liegt auf dem Bau von Anlagen<br />
für die Montageprüftechnik. Während<br />
die Automatisierung seiner Kunden<br />
seit jeher die Kernkompetenz von AKE<br />
darstellt, offenbarte sich bei der Effektivität<br />
der firmeninternen Abläufe zunehmend<br />
Nachholbedarf. Zum einen, weil die<br />
Belegschaft ab 2014 innerhalb weniger<br />
Jahre von ca. 65 auf knapp 250 Personen<br />
angewachsen war, zum anderen aufgrund<br />
insgesamt gestiegener Markt- und Quali-<br />
tätsanforderungen. Die Firmenverantwortlichen<br />
beabsichtigten, zunächst im<br />
Einkauf und in der Warenwirtschaft effizientere<br />
Vorgänge zu etablieren und über<br />
einen durchgängigen Datenfluss die budget-<br />
und termingerechte Abwicklung der<br />
Projekte sicherzustellen. Bewusst war ihnen,<br />
dass dies nur mit einer integrierten<br />
ERP-Software zu erreichen war, welche<br />
die bis dato eingesetzten Insellösungen –<br />
meist Word und Excel – ersetzen sollte.<br />
Der Evaluierungsprozess für ein passendes<br />
System begann Ende 2017 unter<br />
Einbeziehung eines externen IT-Beraters,<br />
dessen Anbietervorschläge ausgiebig evaluiert<br />
wurden. Schrittweise kristallisierte<br />
sich dabei heraus, dass das Multiprojektmanagement-System<br />
„ams.erp“ den Bedarf<br />
aufgrund seiner Fokussierung auf die<br />
Losgröße 1+ am besten erfüllte. Besuche<br />
bei Referenzkunden aus der Einzelfertigung<br />
bestätigten diese Einordnung.<br />
Michael Schurm, der als einer von zwei<br />
operativen Geschäftsleitern die IT verantwortet,<br />
beschreibt es als Kernanforderung<br />
an das System, sich als Sondermaschi-<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
TECHNIK «<br />
nenbauer mit hohem Einzelfertigungsanteil<br />
bei der Abwicklung seiner Haupt -<br />
projekte sowie der vielen Service- und<br />
Ersatzteilaufträge nicht „verbiegen“ zu<br />
müssen. Vielmehr sollte die Software im<br />
Standard flexibel genug sein, die grundlegenden<br />
Abläufe ohne größere Anpassungen<br />
abzubilden. Dass dieser Plan umgesetzt<br />
werden konnte, bestätigt neben<br />
Michael Schurm auch die ERP-Projektleiterin<br />
Andrea Haider. Außer einigen Feldverlängerungen<br />
gebe es keinerlei Zusatzprogrammierung,<br />
die die Release-Fähigkeit<br />
beeinträchtigten.<br />
Am Software-Standard orientierter,<br />
durchgängiger Prozess<br />
Zusammen mit den Spezialisten von AMS<br />
Solutions ist es gelungen, einen durchgängigen<br />
Prozess zu etablieren, der im<br />
Vertrieb startet und den gesamten Beschaffungsvorgang<br />
und die Materialwirtschaft<br />
transparenter gestaltet. „ams.erp“<br />
wandelt Angebote von Hause aus automatisch<br />
in Aufträge, woraufhin die mechanische<br />
Konstruktion und die E-Planung<br />
ins Spiel kommen. „Über eine<br />
Schnittstelle werden die Stücklisteninformationen<br />
entsprechend der Struktur der<br />
jeweiligen Anlagentypen automatisiert<br />
vom CAD-Programm Catia an „ams.erp“<br />
übergeben und danach von der Arbeitsvorbereitung<br />
bearbeitet“, beschreibt Andrea<br />
Haider den Ablauf.<br />
Eine Arbeitsvorbereitung (AV) wurde<br />
erst mit der Implementierung des ERP-<br />
Systems etabliert. Da digitale Daten zuvor<br />
nicht vorhanden waren, diente einzig der<br />
Erfahrungsschatz des Fertigungsleiters als<br />
Entscheidungsgrundlage. Bestellungen<br />
wurden ausschließlich über Excel getätigt<br />
und die auftragsrelevanten Dokumente in<br />
Ordnern abgelegt. „Dazu musste man<br />
wissen, wo man suchen musste, um an<br />
bestimmte Informationen zu einem Auftrag<br />
zu gelangen“, erinnert sich die ERP-<br />
Projektleiterin und fügt hinzu, dass dieses<br />
Verfahren für neue Mitarbeitende heute<br />
kaum mehr vorstellbar sei.<br />
Durch den Einsatz der integrierten<br />
Software konnten aber nicht nur ehemals<br />
aufwendige manuelle Prozesse digitalisiert<br />
und beschleunigt werden. Denn auf<br />
Basis der Bestellungen und Buchungen<br />
aus der Materialwirtschaft, deren Anzahl<br />
im Zuge der konsequenten Systemnutzung<br />
stetig zunimmt, ergeben sich eine<br />
ganze Reihe zusätzlicher Informationen.<br />
„Dank der ERP-Unterstützung können wir<br />
inzwischen auswerten, wie oft wir bestimmte<br />
Teilenummern verwenden und<br />
welche Teile wir tatsächlich häufiger fertigen<br />
oder bestellen als wir zuvor glaubten“,<br />
berichtet Andrea Haider. Infolgedessen<br />
konnte beispielsweise ein Lagerbestand<br />
für kleinere Normteile aufgebaut<br />
werden.<br />
Datenbasis liefert<br />
weitreichende Rückschlüsse<br />
Darüber hinaus lassen sich mit „ams.erp“<br />
unkompliziert Fertigungsgleichteile ermitteln.<br />
Wenn also ein bestimmtes Teil in<br />
einem gewissen Zeitraum für verschiedene<br />
Aufträge mehrfach benötigt wird oder<br />
in verschiedenen Baugruppen zum Einsatz<br />
kommt, muss die jeweilige Bearbeitungsmaschine<br />
nur noch einmal ein -<br />
gestellt werden, um das Teil in der gewünschten<br />
Anzahl direkt nacheinander zu<br />
fertigen. Zuvor musste für jedes Teil immer<br />
wieder umgerüstet werden, was entsprechend<br />
zeitaufwendig war. „Heute<br />
kann der Fertigungsleiter anhand von<br />
Dashboards erkennen, welche Teile in<br />
welchem Zeitraum wie oft gefertigt werden<br />
müssen und kann somit vorausschau-<br />
end planen“, so die ERP-Projektleiterin.<br />
Hinzu kommt, dass im Gegensatz zu früher,<br />
als für gleiche Bauteile diverse<br />
Bezeichnungen vergeben wurden, Gleichteile<br />
heute dieselbe Zeichnungsnummer<br />
besitzen. Auf dieser Basis gelingt es laut<br />
Andrea Haider selbst einem absoluten<br />
Sondermaschinenbauer wie AKE, einen<br />
gewissen Grad an Standardisierung zu erreichen.<br />
So konnte inzwischen auch eine<br />
Vormontage für kleinere Baugruppen mit<br />
regelmäßig verbauten Standardteilen<br />
etabliert werden.<br />
Es sind derartige Arbeitserleichterungen,<br />
die die Prozesse insgesamt beschleunigen:<br />
„Ähnlich wie in der AV lassen sich<br />
auch in der Buchhaltung und in anderen<br />
Bereichen mehrere Prozessschritte sinnvoll<br />
zusammenfassen. Was sich dabei<br />
über den Tag hinweg an Zeiteinsparungen<br />
summiert, ist immens“, zeigt sich Andrea<br />
Haider zufrieden. Auf diese Weise habe<br />
man auch die Mitarbeitenden mitnehmen<br />
können, die entweder zuvor keinerlei Erfahrungen<br />
mit ERP-Systemen besaßen<br />
oder der Nutzung des Systems anfangs<br />
kritisch gegenüberstanden. Sie erkennen<br />
inzwischen, welche Vorteile Echtzeitinformationen<br />
bringen. Die Mitarbeiter in<br />
der Mechanik beispielsweise schauen sich<br />
Zeichnungen heute fast ausschließlich<br />
digital an, was nicht nur komfortabler ist,<br />
sondern auch Fehler minimiert.<br />
Ausgehend von dem stets individuellen Kundenbedarf bieten die Niederbayern leistungsfähige<br />
Einzelanlagen oder vollautomatisierte, integrierte Fertigungs- und Prüfsysteme an.<br />
Bild: AKE<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 51
» INTERVIEW<br />
Gunther Sälzler, Director Software, Control and Intelligent Devices bei Rockwell Automation über KI<br />
„Ein Quantensprung zu bisher<br />
ungeahnten Möglichkeiten“<br />
Künstliche Intelligenz ist dabei, die Industrielandschaft auf den Kopf zu stellen. Insbesondere der<br />
Einsatz von KI in der vorausschauenden Wartung verspricht eine Zukunft voller Effizienz und Präzision<br />
für die Industrie. Gunther Sälzler von Rockwell Automation gibt im Interview Einblicke in aktuelle<br />
Entwicklungen, Chancen für Unternehmen und was die Zukunft noch bringen könnte.<br />
» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
bestimmte Aufgaben zu automatisieren<br />
und damit die Fachkräfte für sinnvollere<br />
Tätigkeiten einzusetzen. Gerade für die<br />
produzierende Industrie sind Themen wie<br />
„wie kann ich meine Mitarbeiter besser<br />
einsetzen“ auf der einen Seite, aber auch<br />
Dinge wie Probleme frühzeitig zu erkennen,<br />
Stichwort Predictive Maintanance,<br />
natürlich sehr interessant. Ein anderes<br />
wichtiges Thema ist Energie: Wo setze<br />
ich Energie ein, wie setze ich sie ein und<br />
wie kann ich meinen Energieeinsatz verbessern?<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
In Sachen Predictive Maintenance spielt Datenanalyse eine entscheidende Rolle. Es reicht nicht einfach<br />
Daten zu sammeln und eine KI drauf loszulassen, sagt Gunther Sälzler.<br />
Was denken Sie über die rasante Entwicklung<br />
der KI in der jüngsten Vergangenheit?<br />
Die Entwicklung ist ohne Zweifel faszinierend.<br />
Insbesondere die Spezialdisziplin<br />
der generativen KI, also namentlich<br />
ChatGPT, hat enorm an Bekanntheit gewonnen.<br />
Es ist jedoch wichtig festzuhalten,<br />
dass KI schon seit einiger Zeit im Einsatz<br />
ist und seit langem intensiv erforscht<br />
wird. Dieses spannende Gebiet eröffnet<br />
viele neue Möglichkeiten und wird als<br />
nächster Schritt in der Evolution angesehen,<br />
vergleichbar mit der Einführung der<br />
ersten Steuerungen in den 50er und 60er<br />
Jahren. Es scheint, als stünden wir an der<br />
Schwelle zu einem neuen technologischen<br />
Quantensprung, der uns Zugang zu<br />
neuen, bisher ungeahnten Möglichkeiten<br />
verschaffen wird.<br />
Welche Chancen ergeben sich daraus,<br />
insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
aktuellen Herausforderungen, mit denen<br />
sich die Industrie derzeit konfrontiert<br />
sieht?<br />
In diesem Zusammenhang bietet KI viele<br />
Möglichkeiten, und ich meine damit<br />
nicht den Ersatz von Fachkräften. Sie ermöglicht<br />
es, Ressourcen freizusetzen, um<br />
Welche konkreten Vorteile bietet Predictive<br />
Maintenance im Vergleich zu<br />
traditionellen Instandhaltungsansätzen?<br />
KI-gestützte Predictive Maintenance<br />
bietet viele konkrete Vorteile. Wir setzen<br />
bereits verschiedene Lösungen ein, die<br />
als Softsensor bestimmte Funktionen<br />
überwachen können. Dazu kommen<br />
auch Instandhaltungs-Management- und<br />
-Planungssysteme. Beispielsweise ist die<br />
Mustererkennung besonders nützlich,<br />
wenn Mitarbeiter aufgrund der großen<br />
Datenmengen bestimmte Muster nicht<br />
mehr erkennen können. Ein weiterer Vorteil<br />
liegt in der Planung: Die Vorhersage,<br />
wann eine Wartung durchgeführt werden<br />
muss, reduziert die Notwendigkeit,<br />
große Mengen an Ersatzteilen vorrätig<br />
zu halten. Dies führt zu einer besseren<br />
Sichtbarkeit und Planbarkeit der Wartungsaktivitäten.<br />
Ausfallzeiten können<br />
besser geplant und unerwartete Ausfälle<br />
minimiert werden.<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Können Sie Beispiele für Anwendungsfälle<br />
von KI in der Predictive<br />
Maintenance nennen?<br />
Wir haben verschiedene Anwendungen.<br />
Zum Beispiel ermöglicht Logics AI, unser<br />
Predictive System Model, die Dosierung<br />
von Flüssigkeiten zu optimieren, insbesondere<br />
wenn die Mischungsverhältnisse<br />
der Flüssigkeiten nicht konstant sind. Es<br />
überwacht auch die Antriebstechnik, zum<br />
Beispiel bei großen Ventilatoren, Pumpen<br />
oder anderen Antrieben mit hoher Last.<br />
Ein interessantes Beispiel: Ein Betatester<br />
stellte fest, dass unsere Software einen<br />
Fehler anzeigte, den kein Experte erkennen<br />
konnte. Nach dem Öffnen des Getriebes<br />
stellte sich jedoch heraus, dass<br />
tatsächlich ein Fehler vorlag, den zuvor<br />
niemand bemerkt hatte.<br />
Die KI deckt also versteckte Einspar -<br />
potenziale auf?<br />
Richtig. Die Implementierung von KI in<br />
Unternehmen eröffnet zweifellos Einsparpotenziale,<br />
insbesondere im Bereich der<br />
Datenverarbeitung. Ein entscheidender<br />
Aspekt ist die Möglichkeit, vorhandene,<br />
bisher ungenutzte Daten zu erschließen.<br />
In der Industrieautomation werden beispielsweise<br />
Milliarden von Datenpunkten<br />
erfasst, von denen viele bisher nicht genutzt<br />
wurden. KI kann helfen, diese Daten<br />
sichtbar zu machen und für Analysen und<br />
Entscheidungen zu nutzen. Früher war<br />
der Aufwand, diese Daten zu verarbeiten<br />
und zu interpretieren, gigantisch.<br />
Welche Rolle spielt Datenanalyse bei der<br />
Implementierung von KI-Lösungen für<br />
Predictive Maintenance, und wie unterstützt<br />
Rockwell Unternehmen dabei,<br />
wertvolle Erkenntnisse aus ihren Daten<br />
zu gewinnen?<br />
Die Datenanalyse spielt eine entscheidende<br />
Rolle dabei. Es reicht nicht aus,<br />
einfach Daten zu haben und eine KI darauf<br />
loszulassen. Bei Rockwell konzentrieren<br />
wir uns darauf, vortrainierte<br />
Modelle einzusetzen, die auf unseren Erfahrungen<br />
und Anwendungen basieren.<br />
Diese Modelle sind speziell auf bestimmte<br />
Anwendungsfälle optimiert und trainiert.<br />
Wir bieten unseren Kunden also nicht nur<br />
eine KI-Lösung an, sondern liefern auch<br />
das entsprechende Know-how mit, um<br />
wertvolle Erkenntnisse aus ihren Daten zu<br />
gewinnen.<br />
Wie geht Rockwell mit Datenschutz- und<br />
Datensicherheitsbedenken im Zusammen -<br />
hang mit dem Einsatz von KI um?<br />
Wir unterstützen unsere Kunden bei der<br />
Verwaltung ihrer Daten, einschließlich<br />
der Frage, wo sie gespeichert werden<br />
sollen. Wir bieten Verbindungen zu verschiedenen<br />
Cloud-Anbietern, einschließlich<br />
unserer eigenen Cloud-Umgebung,<br />
in der Kunden ihre Daten speichern können.<br />
Darüber hinaus unterstützen wir<br />
Kunden, die ihre Daten lieber in ihrer<br />
eigenen privaten Cloud speichern möchten,<br />
und viele Unternehmen nutzen diese<br />
Option bereits intensiv. Um sicherzustellen,<br />
dass unsere Systeme den höchsten<br />
Sicherheitsstandards entsprechen, haben<br />
wir zusätzliche Maßnahmen im Bereich<br />
der Cybersicherheit implementiert. Unsere<br />
Systeme entsprechen den aktuellen<br />
Richtlinien und wir bieten auch Dienstleistungen<br />
an, um die Sicherheit der<br />
Daten unserer Kunden zu gewährleisten.<br />
Angesichts der Tatsache, dass Daten das<br />
neue Gold sind, ist es unerlässlich, sie zu<br />
schützen.<br />
Wie unterstützt Rockwell Unternehmen<br />
bei der Entwicklung der Fähigkeiten und<br />
Ressourcen, die für die Implementierung<br />
und Wartung von KI-gestützten Predictive<br />
Maintenance-Lösungen erforderlich<br />
sind?<br />
Wir unterstützen Unternehmen beim Aufbau<br />
der für die Implementierung erforderlichen<br />
Fähigkeiten und Ressourcen<br />
und verfolgen dabei einen integrativen<br />
Ansatz. Unser Ziel ist es, KI nicht sichtbar<br />
zu machen, sondern sie nahtlos in unsere<br />
Lösungen zu integrieren. Viele unserer<br />
Kunden nutzen bereits Lösungen, bei denen<br />
KI im Hintergrund aktiv ist, ohne dass<br />
der Kunde dies unbedingt bemerkt. So wie<br />
man ChatGPT nutzen kann, ohne die<br />
Funktionsweise von neuronalen Netzen<br />
im Detail zu verstehen, wollen wir es unseren<br />
Kunden ermöglichen, KI zu nutzen,<br />
ohne sich in die technischen Details vertiefen<br />
zu müssen. Wir konzentrieren uns<br />
darauf, KI auf die Anwendungsebene zu<br />
bringen und sie so zugänglich und benutzerfreundlich<br />
wie möglich zu machen.<br />
Welche Trends sehen Sie bei der Weiterentwicklung<br />
von KI?<br />
Für uns lautet das Schlagwort „von der<br />
Automatisierung zur Autonomie“. Das<br />
heißt, wir erwarten in Zukunft weitgehend<br />
Systeme, die autonom arbeiten können.<br />
Ich spreche jetzt nicht direkt von der<br />
dunklen Fabrik ohne Licht, in der es keine<br />
Menschen mehr gibt. Aber wir erwarten,<br />
dass viele Prozesse autonom ablaufen<br />
können und nicht jedes Mal ein Mensch<br />
eingreifen muss. Wir erweitern unser System<br />
dann zum Beispiel auch um Visualisierungslösungen<br />
im Bereich KI. Also mit<br />
Kameras Produkte und deren Qualität zu<br />
scannen, zu erkennen und zu optimieren.<br />
Es wird mehr selbstregulierende Systeme<br />
geben, aber nicht diese hundertprozentige<br />
Autonomie. Zumindest nicht in den<br />
nächsten Jahren.<br />
Wie sieht die Zukunft von Predictive<br />
Maintenance aus und was plant Rockwell,<br />
um Unternehmen dabei zu unterstützen,<br />
den Wert ihrer Produktionsanlagen<br />
zu maximieren?<br />
Die Zukunft von Predictive Maintenance<br />
verspricht eine Weiterentwicklung hin<br />
zu noch präziseren und effizienteren<br />
Lösungen. Bei Rockwell haben wir bereits<br />
ein eigenes CMMS-System, also ein<br />
Computerized Maintenance Management<br />
System entwickelt, das verschiedene<br />
KI-Algorithmen integriert. Unser Ziel<br />
ist es, die Wartungsplanung unserer<br />
Kunden zu optimieren. Das System kann<br />
beispielsweise vorhersagen, dass eine<br />
bestimmte Komponente in sechs<br />
Wochen ausfallen wird, und rechtzeitig<br />
Ersatzteile bestellen sowie Wartungsaufträge<br />
für das Personal erstellen, um<br />
den Austausch zum optimalen Zeitpunkt<br />
in die Produktionsplanung zu integrieren.<br />
In Zukunft wird es sicherlich noch<br />
viele innovative Möglichkeiten geben,<br />
Predictive Maintenance weiter zu verbessern.<br />
Gerade in Branchen, in denen<br />
noch viel manuell auf Papier geplant<br />
wird, gibt es ein enormes Potenzial für<br />
die Einführung fortschrittlicher KI-gestützter<br />
Lösungen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 53
» TECHNIK<br />
Edge-Technologien unterstützen den Mittelstand<br />
Das schwere Werkstück hebt der Cobot<br />
Die Smart Factory entwickelt sich rasant weiter – sowohl durch Vernetzung mit ihrer äußeren<br />
Umgebung als auch durch ein automatisiertes Inneres. Fortgeschrittene Edge-Technologien<br />
ermöglichen es Industrieunternehmen, an ihren Produktionsstätten immer ausgefeiltere<br />
KI-basierte Systeme wie Cobots oder Machine Vision einzusetzen.<br />
» Chris Kramar, Managing Director OEM Solutions DACH bei Dell Technologies<br />
Kollaborative Roboter nutzen Edge-Technologien für das Übertragen und Verarbeiten ihrer Daten.<br />
Bild: Murrstock/stock.adobe.com<br />
Die Transformation der Industriebranche<br />
zur Smart Industry setzt sich<br />
weiter fort. Industrieunternehmen setzen<br />
verstärkt Technologien wie künstliche<br />
Intelligenz, Machine Vision und Cloud<br />
Computing ein und verbinden ehemalige<br />
Silolösungen zu vernetzten Plattformen<br />
und Umgebungen. Dadurch können sie<br />
ihre Effizienz und Produktivität steigern,<br />
was ihnen unter anderem eine „Hyper-<br />
personalisierung“ erlaubt: Sie sind in der<br />
Lage, ihre Produkte ökonomisch sinnvoll<br />
immer gezielter auf einzelne Märkte und<br />
individuelle Kunden zuzuschneiden.<br />
Außerdem setzen sie zunehmend neue<br />
As-a-Service-Geschäftsmodelle in die<br />
Realität um, bei denen ihre Kunden keine<br />
Maschinen oder Anlagen mehr kaufen,<br />
sondern für bestimmte erreichte Ergebnisse<br />
wie etwa die Anzahl der produzierten<br />
Werkstücke bezahlen.<br />
Dabei reicht der Transformationsprozess<br />
inzwischen weit über die Fabrikhalle<br />
hinaus. Unternehmen schaffen nicht nur<br />
eine Smart Factory, sondern vernetzen sie<br />
mit ihrer Umgebung. So realisieren sie<br />
etwa intelligente Gebäude, die mit Sensoren,<br />
künstlicher Intelligenz und Building-<br />
Management-Systemen den Energieverbrauch<br />
optimieren oder mit Videoanalysen<br />
die Nutzung, die Sicherheit und den<br />
Schutz der Gebäude verbessern. Angebunden<br />
an Strom- und Energieversorger<br />
sind Smart Factories in der Lage,<br />
intelligente Messungen durchzuführen,<br />
von Energierückgewinnung zu profitieren<br />
oder eine nachfragebasierte Versorgung<br />
zu nutzen und dadurch ihre Nachhaltigkeit<br />
zu optimieren sowie ihre Betriebs -<br />
kosten zu senken.<br />
Vernetzt mit Transportwesen und<br />
Logistik, kann die Smart Factory Echtzeitmonitoring<br />
und vorausschauende Analysen<br />
bieten, um Fahrzeug- oder Schiffsflotten<br />
zu koordinieren und dadurch Lasten<br />
zu optimieren, Emissionen zu senken<br />
und die Lieferketteneffizienz zu erhöhen.<br />
Ist sie vernetzt mit der Bergbau- oder der<br />
Öl- und Gasförderung, kann sie sich selbst<br />
planbarer und effizienter mit natürlichen<br />
Ressourcen versorgen. Durch intelligente<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Sensoren und mobile Telemetriedaten<br />
kann die Smart Factory diese Ressourcen<br />
remote überwachen und vorausschauende<br />
Services wie Predictive Maintenance<br />
von Maschinen vor Ort durchführen.<br />
Cobots – Seite an Seite mit<br />
dem Menschen<br />
In den Fabrikhallen selbst sind es vor<br />
allem die Fortschritte der Edge-Techno -<br />
logien, die den Transformationsprozess<br />
weiter vorantreiben. Sie ermöglichen es<br />
Industrieunternehmen, ihre Produktionsstätten<br />
immer einfacher mit KI-basierten<br />
Cobots, Machine-Vision-Systemen oder<br />
HD-Kameras für Videoanalysen auszustatten.<br />
Cobots arbeiten Seite an Seite mit<br />
Menschen, um sie bei ihren Aufgaben zu<br />
unterstützen und zu entlasten. So heben<br />
die kollaborativen Roboter schwere Werkstücke<br />
an und richten sie aus, damit ihre<br />
menschlichen Kollegen sie bearbeiten<br />
können. Ihre Sensoren verhindern, dass<br />
sie die menschlichen Kollegen verletzen.<br />
Aufgrund der Sensorik können sie in unmittelbarer<br />
Nähe und sogar im direkten<br />
Kontakt miteinander interagieren, weil<br />
die Cobots im Gegensatz zu klassischen<br />
Robotern keine Gitter oder andere<br />
Schutzeinrichtungen benötigen.<br />
Machine-Vision-Systeme nehmen Bilder<br />
auf und analysieren sie mithilfe von<br />
künstlicher Intelligenz und Machine<br />
Learning. Dadurch sind sie in der Lage,<br />
Objekte zu erkennen, zu klassifizieren und<br />
ihre Eigenschaften zu ermitteln. Mit<br />
diesen Fähigkeiten können sie an vielen<br />
Stellen im Fertigungsprozess helfen, etwa<br />
bei der Qualitätssicherung oder um<br />
Abläufe zu steuern und zu überwachen.<br />
Mit HD-Kameras und angeschlossenen<br />
intelligenten Videoanalysen schließlich<br />
sorgen Industrieunternehmen an ihren<br />
Produktionsstätten nicht nur für Einbruchsschutz,<br />
sondern gewährleisten<br />
auch den Arbeitsschutz ihrer Mitarbeiter.<br />
Große Datenmengen direkt<br />
vor Ort verarbeiten<br />
Die Cobots, Machine-Vision-Systeme und<br />
Video-Lösungen sind auf moderne Edge-<br />
Technologie angewiesen, denn das Übertragen<br />
und Verarbeiten ihrer Daten ist<br />
anspruchsvoll. Die Datenmengen, die<br />
diese Lösungen produzieren, sind so groß,<br />
dass sie nicht ökonomisch sinnvoll zu<br />
ihrer Analyse an ein zentrales Rechen -<br />
zentrum oder eine Public Cloud geschickt<br />
werden können. Die Kosten dafür wären<br />
aufgrund der benötigten Bandbreite sehr<br />
hoch. Das Verarbeiten der Daten ist<br />
außerdem in vielen Fällen zeitkritisch,<br />
und dieser Weg würde den Prozess erheblich<br />
verzögern.<br />
Cobots, Machine Vision und Video<br />
benötigen deshalb zweierlei: Zum einen<br />
IT- Systeme, die ihre Daten direkt vor Ort<br />
verarbeiten können, und zum anderen eine<br />
Konnektivität, die es ihnen erlaubt, die<br />
Daten mit möglichst geringen Latenzen an<br />
diese Systeme zu übertragen. Die erforderliche<br />
Konnekti vitäts-Lösung ist mit 5G<br />
verfügbar. IT- und TK-Anbieter wie etwa<br />
Dell Technologies und Nokia kooperieren,<br />
damit Industrieunternehmen private<br />
5G-Netzwerke auf ihrem Fabrikgelände zu<br />
diesem Zweck implementieren können.<br />
Mittelständische<br />
Unternehmen nutzen<br />
vermehrt die Vorteile<br />
und Möglichkeiten der<br />
Smart Factory.<br />
Bild: Pixel_B/stock.adobe.com<br />
+49 89 2488 986 20<br />
info@innovatiq.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 55<br />
www.innovatiq.com
» TECHNIK<br />
Gesinterte Geometrie bringt Werkzeugsystem auf ein neues Level<br />
Kürzere Späne, sichere<br />
Zerspanungsprozesse<br />
Eine der größten Herausforderungen bei der Innenbearbeitung kleiner Bohrungsdurchmesser<br />
sind lange Späne. Die Weiterentwicklung des Supermini von Horn löst das Problem:<br />
Die gesinterte Spanformgeometrie der neuen Werkzeuggeneration führt zu deutlich kürzeren<br />
Spänen, was die Prozessstabilität – vor allem in der mannlosen Fertigung – erhöht.<br />
Bild: Horn/Sauermann<br />
Es hat sich gelohnt. „Mit viel Fleiß und langer<br />
Tüftelei haben wir es geschafft, die Probleme mit<br />
langen Spänen bei der Innenbearbeitung von kleinen<br />
Bohrungsdurchmessern wirtschaftlich zu lösen“,<br />
Mit dem neuen<br />
Supermini Typ 105<br />
hat Horn ein universelles<br />
Ausdrehwerkzeug<br />
mit gesinterter<br />
Spanformgeometrie<br />
entwickelt. Es wird<br />
auf der Messe AMB<br />
vorgestellt.<br />
stellt Markus Horn, Geschäftsführer der Tübinger<br />
Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn, bei der<br />
Vorstellung des „neuen“ Supermini fest. Neu deshalb,<br />
weil das erfolgreiche Werkzeugsystem bereits 1989<br />
das Licht der Welt erblickte, seitdem kontinuierlich<br />
weiterentwickelt wurde und nun mit seiner gesinterten<br />
Spanformgeometrie die nächste Werkzeuggeneration<br />
für die Bohrungsbearbeitung darstellt.<br />
Gerade bei der Bearbeitung von langspanenden<br />
Werkstoffen, zu denen auch die zunehmend am<br />
Markt eingesetzten bleifreien Legierungen gehören,<br />
bilden sich häufig Spänenester. Diese wickeln sich<br />
um das Werkzeug, verstopfen Bohrungen – und<br />
müssen bisher vom Maschinenbediener aufwendig<br />
aus der Maschine entfernt werden, um Qualitätseinbußen<br />
oder gar Werkzeugbruch zu vermeiden. Ohne<br />
eine zuverlässige Späneabfuhr kann der Prozess<br />
zudem nicht automatisiert werden.<br />
Höhere Prozesssicherheit durch die<br />
neue Spanformgeometrie<br />
Hier soll die neue Spanformgeometrie Abhilfe<br />
schaffen: Sie führt und formt den Span und bringt<br />
ihn zum Brechen. Bisher wurden dafür beim<br />
Supermini speziell gelaserte oder geschliffene Spanformgeometrien<br />
eingesetzt. Die Herstellung dieser<br />
Wendeschneidplatten war jedoch mit entsprechenden<br />
Kosten verbunden. Die gesinterte Spanform -<br />
geometrie macht den Supermini nun zu einem<br />
wirtschaftlichen „Problemlöser“, der technisch so<br />
ausgereift ist, dass er in der Serienfertigung eingesetzt<br />
werden kann, so Geschäftsführer Markus Horn.<br />
Die Schneidengeometrie des universellen Ausdrehwerkzeugs<br />
reicht weit in den Eckenradius der<br />
Wendeschneidplatte hinein. Dadurch ist die<br />
Spankontrolle auch bei kleinen Zustellungen<br />
gewährleistet. Die Geometrie ist für verschiedene<br />
Werkstoffgruppen einsetzbar und eignet sich zum<br />
Innen-, Plan-, Kopier- und Rückwärtsdrehen. Neben<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
der Geometrie hat Horn auch den Rohling der<br />
Wendeschneidplatte mit einer höheren Steifigkeit<br />
und einem noch stabileren Schneidenbereich optimiert.<br />
Außerdem wurde die Kühlmittelzufuhr überarbeitet.<br />
Die neue Wendeschneidplatte ist mit einer<br />
Vielzahl von Klemmhaltern des Typs 105 kompatibel.<br />
Horn bietet die Schneidplatten standardmäßig in den<br />
Längen 15 mm, 20 mm und 25 mm sowie in den<br />
Sorten TH35 und IG35 an. Der Eckenradius beträgt<br />
0,2 mm. Das Werkzeug soll ab einem Durchmesser<br />
von 6 mm einsetzbar sein.<br />
Feine Späne im Spankübel<br />
kaum sichtbar<br />
Einige Pilotkunden konnten den neuen Supermini<br />
bereits testen. Zu ihnen gehört das Unternehmen<br />
Rich Präzision in Riederich – und Geschäftsführer<br />
Wolfgang Rich ist begeistert: „Ein Problem, das wir<br />
beim Innenausdrehen kleiner Durchmesser schon<br />
immer hatten, waren lange Späne, die sich um das<br />
Werkzeug wickelten. Egal welcher Werkzeug -<br />
hersteller, dieses Problem hat jeder.“<br />
Rich Präzision ist seit mehreren Jahren als Zulieferer<br />
für Horn tätig ist. Das Unternehmen fertigt für<br />
das Horn-Werkzeugsystem SX den Grundkörper der<br />
Präzisionsschnittstelle. Der Schneidenkopf ist über<br />
ein stabiles, robustes und dennoch hochpräzises<br />
Gewinde mit der Anlagefläche des Werkzeuggrundkörpers<br />
verbunden. Neben dem Präzisionsgewinde<br />
dienen ein Konus sowie eine weitere Passung zur<br />
µ-genauen Zentrierung der SX-Schnittstelle.<br />
Die Drehbearbeitung des Konus sowie die Passung<br />
übernimmt bei Rich nun der neue Supermini vom Typ<br />
105. Damit löste Horn das Problem mit den sich umwickelnden<br />
Spänen, das sonst nur mit speziell<br />
gelaserten oder geschliffenen Sonderschneidplatten<br />
in den Griff zu bekommen war. Im Einsatz zeigen sich<br />
die Vorteile des neuen Systems. „Wo wir mit dem<br />
Vorgängersystem noch manuell die Späne vom Werkzeug<br />
ziehen mussten, sind die feinen Späne durch die<br />
neue Geometrie im Spankübel kaum noch sichtbar“,<br />
freut sich Wolfgang Rich. Der Drehprozess der sehr<br />
eng tolerierten Maße läuft stabil und die Standzeiten<br />
liegen im gleichen Bereich wie die Schneidplatten<br />
ohne Geometrie. Der neue Supermini mit gesinterter<br />
Spanformgeometrie ist seit Juni lieferbar. Im<br />
September wird er bei der AMB erstmals auf einer<br />
Messe vorgestellt. (su)<br />
Das System Supermini<br />
Ausdrehen, Profildrehen, Inneneinstechen, Gewindedrehen,<br />
Fasen, Axialstechen, Bohren sowie Nutstoßen: Seit das Unternehmen<br />
Paul Horn vor 35 Jahren, damals unter der Leitung<br />
von Firmengründer Paul Horn, das Werkzeugsystem Supermini<br />
auf den Markt gebracht hat, lässt es sich für zahlreiche Bearbeitungsoperationen<br />
anpassen und einsetzen. Sein Sohn<br />
Lothar Horn ergänzte das Werkzeug mit unzähligen Varianten<br />
zu einem universell einsetzbaren Werkzeugsystem. Nun hat<br />
der Enkel Markus Horn den Supermini mit einer gesinterten<br />
Spanformgeometrie auf die nächste Evolutionsstufe gehoben .<br />
Zum Einsatz kommt die Vollhartmetall-Schneidplatte in der<br />
Bohrungsbearbeitung von Durchmesser 0,2 mm bis rund 10 mm.<br />
Horn entwickelte den Rohling des Werkzeugs als eine Tropfenform.<br />
Diese Form ermöglicht präzise und große Anlageflächen<br />
im Werkzeughalter, was zu höherer Steifigkeit des Gesamtsystems<br />
führt. Es gibt heute rund 2500 verschiedene Standardvarianten<br />
des Supermini sowie unzählige Sonderlösungen.<br />
Erste Hilfe.<br />
Selbsthilfe.<br />
Wer sich selbst ernähren kann, führt ein Leben in Würde. brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 57
» TECHNIK<br />
Competence Days 2024 mit Anspruch „Wir sind Spritzguss“<br />
Spritzgießtechnik: Wittmann setzt<br />
die Zukunftsbrille auf<br />
Die Wittmann Group feierte ihre Competence Days 2024 mit 1000 Gästen aus 37 Ländern in<br />
Wien: Der Komplettausrüster konnte selbst 2023 noch mit einem Umsatzplus abschließen.<br />
Die Technikschau im Juni präsentierte eine Reihe von Konzepten, die in Zukunft wichtig<br />
werden könnten – auch über die allgegenwärtige Digitalisierung hinaus.<br />
» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />
Mit optimistischem<br />
Blick in die Zukunft<br />
empfingen Michael<br />
Wittmann (links) und<br />
Rainer Weingraber die<br />
Gäste zu den<br />
Competence Days:<br />
Wittmann leitet die<br />
Wittmann Group,<br />
Weingraber den Spritz -<br />
gießmaschinenbauer<br />
Wittmann Battenfeld.<br />
Bild: Stauß<br />
Es ist kein Geheimnis, dass es in der Kunststoff -<br />
industrie noch nicht rund läuft“, sagte Michael<br />
Wittmann zum Start der Wittmann Competence<br />
Days 2024 am 19. Juni, „aber schon diesen Monat<br />
könnte die Wende eintreten.“ Dabei hatte der<br />
Geschäfts führer der Wittmann Group nicht einmal<br />
schlechte Zahlen bekannt zu geben. Noch 2023<br />
schloss die Gruppe mit einem Umsatz von 400 Mio.<br />
Euro ab, einem Plus von 6 %. Obwohl die Nachfrage<br />
in die Knie ging. Doch der hohe Auftragsbestand<br />
sorgte dafür, dass bis in 2024 hinein mit angepassten<br />
Kapazitäten am Limit produziert wurde.<br />
Fürs laufende Geschäftsjahr rechnet Wittmann mit<br />
einem 10%-igen Umsatzrückgang, erwartet aber<br />
eine Erholung des Auftragseingangs im zweiten<br />
Halbjahr. Sehr gute Verkaufszahlen meldet etwa die<br />
Wittmann-Battenfeld-Niederlassung in Mexiko, die<br />
USA haben Deutschland als Absatzmarkt überholt.<br />
Der weltweite Mitarbeiterstand liegt bei 2300.<br />
Unabhängig von konjunkturellen Schwankungen<br />
investiert Wittmann als Komplettausrüster für<br />
Spritzgießtechnik weiter – zurzeit in Standorte in<br />
Ungarn, der Türkei und Indien.<br />
Nach Jahren, in denen die Österreicher ihren<br />
Vertrieb für Spritzgießmaschinen, Peripherie und<br />
Automatisierung harmonisierten, ist dieser Prozess<br />
nun abgeschlossen. Wittmann und Spritzgieß -<br />
maschinenbauer Wittmann Battenfeld sind nun eins.<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Bild: Stauß<br />
Dr. Werner Wittmann, Unternehmensgründer: „Dass wir so gut<br />
dastehen, liegt an unserer breiten internationalen Aufstellung.“<br />
Technik und Maschinen stehen auf einem neuen,<br />
modernen Fundament. „Wir sind Spritzguss“ ist daraus<br />
als Motto und Anspruch entstanden. Das global<br />
aufgestellte Unternehmen hat sich damit den Rücken<br />
frei gemacht, um über übliche Produktverbesserungen<br />
hinaus weit in die Zukunft zu schauen.<br />
Spürbar wird dies an an einer Reihe von vorausschauenden<br />
Entwicklungen, die die Spritzgießexperten<br />
in Wien vorstellten, oft noch als „Konzept“<br />
bezeichnet. Lösungen, die wichtig werden (können)<br />
für Klimaschutz, Ressourcen schonung, Kreislaufwirtschaft<br />
und Fachkräftemangel.<br />
Am vorausblickendsten mutet an, dass das MES-<br />
System Temi+ in die Lage versetzt wird, die CO 2 -Last<br />
pro Spritzgussteil auszugeben, den „Product Carbon<br />
Footprint“ PCF. Dieser Wert ist sehr komplex.<br />
In ihn fließen der Energieverbrauch pro Schuss ein<br />
und der CO 2 -Fußabdruck des Rohmaterials selbst.<br />
Weil die Transportwege individuell sind, muss der<br />
Spritzgießer hier noch Eingaben ergänzen. Was<br />
selbst bei Wittmann erstaunte: Das Material hat<br />
einen Anteil von über 80 % am PCF. „Das zeigt, wie<br />
wichtig Kreislauf-Materialien sind“, kommentierte<br />
Michael Wittmann.<br />
Das Verarbeiten von Kreislauf-Materialien greift<br />
ein Projekt mit dem Dosiergerät Gravimax auf: IR-<br />
Sensoren sollen den Gravimax ertüchtigen, das eingespeiste<br />
„Post Consumer Rezyklat“ (PCR) zu erkennen<br />
und mögliche Verunreinigungen zu melden. Er<br />
warnt den Spritzgießer früh, wenn gelieferte Chargen<br />
nicht den Anforderungen entsprechen. Dieses<br />
Konzept muss noch weiter verfeinert werden.<br />
Von der Sonne direkt ins Spritzgussteil: Wo Kunststoffverarbeiter<br />
eine Photovoltaik betreiben, profitieren<br />
sie von Spritzgießanlagen, die mit Gleichstrom<br />
arbeiten. Wandlungsverluste entfallen dann. Auf der<br />
K2022 stellte Wittmann das Konzept erstmals vor<br />
und hat es inzwischen mit Partner Innovenergy zur<br />
Serienreife entwickelt. In Wien fertigte eine DC-<br />
Spritzgießzelle live einen Deckel aus PP. Integriert<br />
waren das neue Temperiergerät „Tempro plus DC“<br />
und ein Linearroboter WX142 in DC-Ausführung.<br />
„Wir wollen dieses bisher unausgeschöpfte Effizienzpotenzial<br />
erschließen“, betonte Wittmann.<br />
Ob das Konzept angenommen wird, bleibt offen.<br />
Doch der Unternehmer hat griffige Argumente:<br />
Grüner Strom aus eigener Produktion verbessert die<br />
CO 2 -Bilanz und macht Firmen autark. Und mit DC-<br />
Fertigungsanlagen können sie ihn auch dann nutzen,<br />
wenn er bei Überkapazitäten nicht ins Netz eingespeist<br />
werden darf.<br />
Schneller in die Praxis münden die digitalen Innovationen.<br />
Das Projekt „Holoverse“ lässt Bediener mit<br />
Mixed-Reality-Brillen in die Anlagen blicken und ermöglicht<br />
Sprachbefehle. Schlüsselkunden testen es<br />
bereits. „Das wird kommen“, betont Wittmann.<br />
Noch einen Schritt weiter geht die Wittmann-<br />
Gruppe mit dem KI-Projekt „Aim4Help“. Hier entsteht<br />
ein Helpdesk-Tool: Auf Basis von ChatGPT trainieren<br />
Experten ein privates neuronales Netz mit Spritzgieß-Wissen<br />
inklusive Trouble-Shooting-Guides. Das<br />
ist mühsam, weil Input nur aus dem Unternehmen<br />
kommt und nicht aus dem Netz.<br />
„Wahrscheinlich wird die meisten Serviceanfragen<br />
schon die KI beantworten können“, sagt Michael<br />
Wittmann voraus. Doch für Aim4Help gibt es tiefere<br />
Gründe. „Unsere Service-Leute sind die erfahrensten,<br />
aber nicht die jüngsten. Und wenn sie in Rente gehen,<br />
soll dieses Wissen nicht verloren gehen.“<br />
Wenn Spritzgießzellen im DC-Betrieb arbeiten: Der Gleichstrom kommt aus Solarstromspeichern<br />
mit Salzbatterietechnik. Lastspitzen fangen Supercaps wie im Bild ab – elektrochemische<br />
Kondensatoren.<br />
Bild: Wittmann<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 59
» PRODUKTE<br />
Fahrerloses Transportsystem<br />
Mit Gurtförderer und Regalaufbau<br />
Die fahrerlosen Leo Transporter von<br />
Bito-Lagertechnik unterstützen innerbetriebliche<br />
Prozesse in der Produktion als<br />
Zubringer im Lager- und Kommissionierbereich,<br />
als Fließbandersatz oder Pufferlager.<br />
Die Transporter folgen dabei einer<br />
optischen Spur zur Streckenführung, die<br />
auf den Boden der Lager- oder Produktionshalle<br />
geklebt wird. Haltestellen, Ladeoder<br />
Wegbefehle werden ebenfalls durch<br />
am Boden befestigte Marker vorgegeben.<br />
Neu in der Leo Transporterfamilie ist der<br />
Leo Flow. Diese in verschiedenen Varianten<br />
verfügbare Reihe ist mit einem<br />
Gurtförderer ausgestattet und eignet sich<br />
für den Transport sowohl von Behältern<br />
und Tablaren als auch von loser, nicht<br />
standardisierter Ware. Drei Reflektionslichtschranken<br />
erkennen die Ware auf<br />
dem Band und zentrieren sie vor der<br />
Fahrt, so dass sie nicht herunterfällt. Das<br />
System ist für eine Transportlast von bis<br />
zu 35 kg Maximalgewicht ausgelegt.<br />
Beim ebenfalls neuen Leo Carrier wurde<br />
der Leo Transporter um einen festen<br />
Regalaufbau, bestehend aus vier Regalebenen,<br />
erweitert. Die höhenverstellbaren<br />
Ebenen lassen sich als Warenablage<br />
Bild: Bito-Lagertechnik<br />
nutzen. Der LEO Carrier ist für die Zu -<br />
ladung von insgesamt 50 kg Maximal -<br />
gewicht ausgelegt.<br />
Wartung von Gebäuden und Anlagen<br />
Wärmebildkamera erkennt Hotspots<br />
Bild: Flir<br />
Anhand professioneller Wärmebilder können drohende Schäden an Gebäuden und<br />
Anlagen rechtzeitig erkannt werden. Die neue Infrarotkamera E8 Pro von Flir liefert<br />
diese IR-Bilder und ist ab sofort auf der Conrad Sourcing Platform erhältlich. Auf den<br />
mit Flir MSX (Multi-Spectral Dynamic Imaging) erstellten Bildern lassen sich potenzielle<br />
Komplikationen differenziert erkennen und einordnen. Drohende Produktionsausfälle<br />
können so im Vorfeld verhindert werden. Auch rund um das aktuelle Thema<br />
Energieeffizienz in Gebäuden liefert die Infrarotkamera präzise Daten.<br />
Der 3,5-Zoll-Touchscreen ermöglicht das direkte Einfügen von Informationen und<br />
Notizen zu den jeweiligen Bildern sowie das Streamen von Videos. Mit der 1-Touch-<br />
Level/Span-Funktion kann man zudem einen kleinen Bereich im Wärmebild per<br />
Berührung auswählen. Die Kamera passt daraufhin Level und Span an dieser Stelle des<br />
Bilds auf Grundlage des Wärmekontrasts automatisch an. Dieses Feature macht<br />
zeitaufwändige manuelle Eingaben überflüssig.<br />
Steighilfe aus Aluminium<br />
Maschinentritt im Einsatz<br />
Den Blick in die Maschinen im Vorführund<br />
Testzentrum eines Maschinenlieferanten<br />
ermöglicht seit kurzem eine<br />
Steighilfe aus Aluminium von Hymer. Der<br />
zweistufige Maschinentritt 6878 aus<br />
Aluminium wiegt nur 5,6 kg und kommt<br />
bei dem Maschinenlieferanten in erster<br />
Linie für Wartungsarbeiten an den<br />
Vorführ maschinen und je nach Maschinengröße<br />
auch für das Rüsten zum Einsatz.<br />
Mithilfe einer Standhöhe von 40 cm<br />
gelangt der Mitarbeiter bis auf 240 cm<br />
Maschinenhöhe. Im besagten Demo-<br />
Center reicht das meistens aus, wer<br />
jedoch den „großen“ vielstufigen Tritt<br />
benötigt, kann optional ein Rollenset anbringen<br />
für den Transport von Maschine<br />
zu Maschine. Rutschfeste Stufen aus<br />
Duett-Riffelblech bieten bereits einen<br />
sicheren Stand. Jedoch sind auch Stufen<br />
mit einer Lochblechober fläche verfügbar,<br />
mit denen die Steighilfe der aktuell<br />
höchsten Rutschhemmklasse (R13) entspricht.<br />
Bild: Hymer-Leichtmetallbau<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
Automatisierungszellen<br />
Mehr Wirtschaftlichkeit beim Spritzgießen<br />
Die modularen Automatisierungszellen<br />
Flexcell von Wittmann umfassen eine<br />
Schutzeinhausung, Linearroboter und<br />
Förderbänder in einer kompakten Einheit.<br />
Die drei Ausführungen Basis, Primus und<br />
Plus decken dabei das gesamte Spektrum<br />
an Spritzgießanwendungen ab, von einfachen<br />
Pick-and-Place-Aufgaben bis zur<br />
geplanten Integration von Downstream-<br />
Prozesseinheiten zum Beispiel zum<br />
Verpacken der Spritzgießteile. Die Zellen<br />
eignen sich für Spritzgießmaschinen aller<br />
Marken und können in bestehenden<br />
Produktionen nachgerüstet werden.<br />
Da die Zellen direkt an<br />
die Spritzgießmaschine<br />
andocken und die Produktion<br />
bei offener Maschinenschutztür<br />
erlauben,<br />
kann die Automatisierung<br />
besonders nah<br />
an die Schließeinheit heranrücken.<br />
In den Ausführungen<br />
Primus und<br />
Plus ist die Schutzeinhausung<br />
auf dem Förderband montiert.<br />
Alle Automatisierungskomponenten haben<br />
ihren festen Platz und sind sicher<br />
umschlossen. Auch Temperiergeräte lassen<br />
sich platzsparend integrieren und<br />
finden unter dem Förderband Platz.<br />
Bild: Wittmann<br />
Computertomografie-Kompaktgeräte<br />
Metallwerkstücke effizient messen<br />
Der Einsatz der Computertomografie-Kompaktgeräte<br />
Tomo<br />
Scope XS von Werth Messtechnik<br />
ist nicht auf die typischen<br />
Messobjekte aus Kunststoff<br />
beschränkt. Auch bei unterschiedlichen<br />
Metallwerkstücken<br />
sind wirtschaftliche fertigungsbegleitende<br />
Messungen<br />
mit hohem Durchsatz möglich.<br />
Mit dem Werth Tomo Scope XS<br />
Fov steht laut Anbieter leistungsfähige<br />
Computertomografie zum Preis von<br />
taktilen oder Multisensor-Koordinatenmessgeräten<br />
zur Verfügung. Durch<br />
spezielle Software-Tools eignet<br />
sich das Gerät auch für Werkerselbstprüfungen:<br />
Das Werkstück<br />
wird nur auf den Drehtisch<br />
gelegt und über Knopfdruck,<br />
Barcode oder RFID-Code<br />
das zugehörige Messprogramm<br />
gestartet. Als Messergebnis erhält<br />
man zum Beispiel exakte<br />
Messwerte für jedes Prüfmaß<br />
oder im einfachsten Fall eine<br />
farbcodierte Abweichungsdarstellung aus<br />
einem 3D-Soll-Ist-Vergleich.<br />
Bild: Werth<br />
Alu-Kompaktkarre<br />
Belastbarer Helfer<br />
Die Alu-Kompaktkarre Wuppi von Fetra wiegt zwar nur 6,7 kg,<br />
„wuppt“ mit 200 kg Tragkraft aber trotzdem ordentlich was weg.<br />
Die ergonomisch gestalteten Griffbügel lassen sich an die individuelle<br />
Körpergröße des Nutzers und an verschiedene Fahrsituationen<br />
anpassen. Gebogenen Schwingen vereinfachen den<br />
Transport von runden oder unhandlichen Gütern. Die Lufträder<br />
mit Kugellagerung lassen sich bei Bedarf leicht abnehmen.<br />
Optional sind ein Zurrgurt oder Haltehörner zur Stabilisierung<br />
des Transportgutes erhältlich. Die Schaufel lässt sich mit einem<br />
Fußtritt einklappen und eignet sich somit für den mobilen<br />
Einsatz, wie zum Beispiel die Mitnahme in einem Lieferfahrzeug.<br />
Bild: Fetra Fechtel Transportgeräte<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 61
Wir<br />
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PARTNER der<br />
Industrie<br />
DAS<br />
FIRMENVERZEICHNIS<br />
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Informationen zu Unternehmen<br />
in der jeweiligen Branche zu finden.<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
PARTNER DER INDUSTRIE<br />
CNC-LASERSCHNEIDEN<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Schages GmbH & Co.KG<br />
www.schages.de<br />
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bieten wir:<br />
• Rohrlaserschneiden bis 12 m Länge<br />
• Blechzuschnitte von Mini bis XXL<br />
• CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />
• Großserien, Einzelteile, Prototypen<br />
• Vorlagen-Vermessung | Datenübernahme<br />
Wir verarbeiten Edelstahl rostfrei bis 50 mm | Stahl<br />
und Alu bis 30 mm | Kupfer und Messing bis 18 mm<br />
Zertifizierungen: ISO 9001 und ISO 14001, Werkseigene<br />
PK nach EN 1090, Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
www.schrauben-gross.de<br />
Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />
und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />
Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />
Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />
über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />
Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />
107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />
bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />
zur Senkung Ihrer Beschaffungs kosten um bis zu 70 %.<br />
Keller & Kalmbach GmbH<br />
www.keller-kalmbach.de<br />
Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />
Wir überzeugen Sie mit großem technischen<br />
Know-how bei Verbindungselementen und<br />
bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />
C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />
Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />
und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />
Logistikkonzepte für Produktion<br />
und MRO. Sorgen Sie mit dem passenden C-Teile-<br />
Konzept für effiziente Beschaffungsprozesse und<br />
Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />
mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />
steigern können.<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE MANAGEMENT<br />
Lederer GmbH<br />
www.c-teile-management.info<br />
Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />
& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />
Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />
u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />
und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />
Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />
Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />
und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />
sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />
– Verbindungselemente<br />
– Norm- und Standardartikel<br />
– Sonder- und Zeichnungsteile<br />
– C-Teile-Management<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
www.reyher.de<br />
E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />
Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />
es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />
geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />
Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />
Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />
Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />
Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />
bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />
weltweit aus einem der modernsten und größten<br />
Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />
beliefert.<br />
OTTO ROTH GmbH & Co KG<br />
www.ottoroth.de<br />
OTTO ROTH ist sowohl traditionsreiches Handelshaus<br />
für mechanische Verbindungselemente als<br />
auch zertifizierter Hersteller hochpräziser Drehund<br />
Feinbearbeitungsteile.<br />
Das Portfolio von OTTO ROTH umfasst:<br />
- Großhandel mit Verbindungselementen<br />
- Komplettlösungen für Zeichnungsteile<br />
- C-Teile-Management<br />
- Fertigung von Präzisionsdrehteilen<br />
Mit einem umfassenden Sortiment von 100.000<br />
ständig verfügbaren Artikeln, Niederlassungen<br />
in ganz Deutschland sowie einem eigenen Fertigungsstandort<br />
ist OTTO ROTH für sämtliche Anforderungen<br />
rund um die Verbindungstechnik der<br />
ideale Partner.<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
SCHLEIFTECHNIK<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />
Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />
Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />
Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
ANCA Europe GmbH<br />
https://machines.anca.com/<br />
ANCA gehört zu den weltweit führenden Herstellern von<br />
CNC-Schleifmaschinen mit über 1.300 Mitarbeitern und<br />
einer einzigartigen Fertigungstiefe. CNC-Schleifmaschinen<br />
von ANCA werden zur Herstellung von Präzisionswerkzeugen<br />
für den Maschinenbau, Energieerzeugung,<br />
Holzbearbeitung, Automobilbau, Luft- und Raumfahrt,<br />
Elektronik und Medizintechnik genutzt. Auch bei der<br />
Fertigung von Komponenten in der Medizintechnik, Luftund<br />
Raumfahrt oder Energieerzeugung kommen sie zum<br />
Einsatz. ANCA Europe hat seinen Stammsitz mit Technologiezentrum,<br />
Service und Vertrieb, Anwendungstechnik,<br />
Kundenschulung, Finanzen und Verwaltung in Weinheim.<br />
Zusätzliche Niederlassungen und Partner bieten<br />
lokale Ansprechpartner in allen wichtigen Märkten.<br />
Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />
www.pasvahl.de<br />
Als Schraubenspezialist mit über 90 Jahren Erfahrung<br />
stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
MILLIONS OF SCREWS IN STOCK<br />
• Passschrauben<br />
• Vierkantschrauben<br />
• Verschlussschrauben<br />
• Flachkopfschrauben<br />
• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />
• Rändelschrauben<br />
• Messingschrauben<br />
• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 63
IMPRESSUM<br />
» PRODUKTE<br />
Notebook<br />
Robust und KI-fähig<br />
erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />
(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />
den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />
im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />
Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredaktion:<br />
B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Redaktion:<br />
M. A. David Kuhlmann (dak), Phone +49 711 7594–456;<br />
Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Jonas Groshaupt, Michael Kienzle, Ana Turina<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Stefanie Teichmann, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Leserservice <strong>Industrieanzeiger</strong>:<br />
Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Phone +49 711 82651-254,<br />
Fax +49 711 82651-399, E-Mail: leserservice@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />
für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />
Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />
erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />
entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />
Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />
Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />
© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Bild: Getac<br />
Mit dem Notebook S510 von Getac genießen<br />
Anwender auch in sehr rauen Umgebungen<br />
die Vorteile KI-basierter Applikationen.<br />
Für Leistung sorgt der Intel Core<br />
Ultra 5/7-Prozessor mit Intel AI Boost und<br />
Intel Graphics. Die KI-Funktionen lassen<br />
sich mit der Microsoft Copilot-Taste bei<br />
Bedarf aktivieren.<br />
Das robuste Notebook wiegt 2,35 kg, ist<br />
vibrations- und sturzfest bis zu 90 cm<br />
Höhe und hat ein 15,6-Zoll-Display mit<br />
Kipptisch zum Bearbeiten sperriger Bauteile<br />
Schwere Werkstücke leicht gekippt<br />
Mit dem Kipplift von Barth lassen sich<br />
schwere und sperrige Werkstücke bis zu<br />
120 kg aus der Horizontalen in die Vertikale<br />
und umgekehrt kippen. Als Basis für<br />
die Entwicklung des Kipplifts<br />
diente der Hubtisch H 350 XL<br />
des Anbieters. Die Höhe des<br />
Tisches lässt sich fußhydraulisch<br />
zwischen 600 und 1.260<br />
mm verstellen. Diese Hydraulik<br />
ist von beiden Längsseiten aus bedienbar.<br />
Das Gestell ist mit stabilen<br />
Rollen ausgestattet. Die robuste<br />
Grundkonstruktion aus pulverbeschichtetem<br />
Stahl wurde um eine leichtgängige<br />
Kippvorrichtung erweitert. Diese Vorrichtung<br />
funktioniert mit Gewichtsverlagerung.<br />
An der Längsseite des Hubtisches<br />
befindet sich der Drehpunkt, über den die<br />
Tischplatte geschwenkt werden kann.<br />
Man verschiebt die Arbeitsplatte mit dem<br />
1000 Nits Helligkeit plus<br />
Getacs Sunlight-Readable-Technologie.<br />
Für eine<br />
stabile Verbindung sorgen<br />
WiFi 6E und Bluetooth<br />
5.3 sowie optional<br />
4G-LTE- und 5G-Sub-<br />
6-Fähigkeit. Der Hot-<br />
Swap-fähige Akku lässt<br />
sich im Vollschichtbetrieb<br />
austauschen. Stichwort<br />
Nachhaltigkeit: Das<br />
Gehäuse enthält zum<br />
Teil Post-Consumer-Recycling-Material.<br />
Das Notebook ist individuell konfigurierbar,<br />
inklusive wahlweise zweier Thunderbolt<br />
4-Anschlüsse zur besonders schnellen<br />
Datenübertragung, bis zu 64 GB DDR5<br />
(8 GB standardmäßig) und bis zu 2 TB<br />
PCIe NVMe SSD-Speicher (256 GB standardmäßig).<br />
Weitere Optionen umfassen<br />
Laser Barcode Reader, Super-Multi-DVD-<br />
Laufwerk, zusätzliches Speicherlaufwerk<br />
und/oder Nvidia-GPU-Grafikkarte.<br />
Bild: Barth<br />
Werkstück so weit über die Längsseite des<br />
Tisches hinaus, bis der Schwerpunkt des<br />
Werkstückes mittig über dem Drehpunkt<br />
liegt, dann kann man das Werkstück mit<br />
der Arbeitsplatte leicht ankippen und in<br />
die senkrechte Lage bringen. Starke<br />
Dämpfer unterstützen den Kippvorgang.<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
VORSCHAU «<br />
MESSE AMB<br />
Vom 10. bis 14. September 2024 trifft sich<br />
die Metallbearbeitungsbranche wieder auf der<br />
Messe AMB in Stuttgart: In unserem Messespecial<br />
beleuchten wir die neuesten Trends<br />
und Entwicklungen rund um die AMB und<br />
lassen Experten der Branche zu Wort kommen.<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Nachhaltigkeits- und Ressourcen-Aspekte beeinflussen<br />
zunehmend auch die Werkzeugbranche. Welche Nach -<br />
haltigkeitsziele Zerspanungsspezialist Ceratizit für<br />
die kommenden Jahre hat und welche Projekte zur<br />
Reduzierung der CO 2 -Emissionen bereits erfolgreich<br />
laufen, erläutert Vorstandsmitglied Melissa Albeck.<br />
MATERIALFLUSS<br />
Bild: Landesmesse Stuttgart<br />
Auch in der Intralogistik ist der Fachkräftemangel ein<br />
Problem. Viele Unternehmen setzen deshalb zunehmend<br />
auf automatisierte Lösungen. Welche Optimierungs -<br />
optionen noch ungenutzt bleiben, um Prozesskosten zu<br />
senken und Mitarbeitende zu entlasten, beleuchtet ein<br />
Fachbeitrag aus dem Hause BB-Verpackungen.<br />
Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 11/2024<br />
erscheint am 03.09.2024<br />
Taumelringpumpen aus Edelstahl<br />
Hochviskose Flüssigkeiten schonend fördern<br />
Bild: Lutz Holding GmbH<br />
Die aus Edelstahl fertigten Taumelringpumpen<br />
der TR-Serie ermöglichen laut<br />
Anbieter Lutz Pumpen den produktschonenden<br />
Transport von stündlich bis zu<br />
30.000 Litern zäh- oder dickflüssiger<br />
sowie feststoffhaltiger Medien mit einer<br />
Viskosität von bis zu 1.000.000 Millipascalsekunden<br />
und einer Temperatur von bis<br />
zu 205 °C. Sie nutzen dafür ein bei Ölen,<br />
Fetten, Lacken, Dichtstoffen und Silikonen<br />
bewährtes Prinzip: Ein kugelförmiges<br />
Pumpengehäuse beherbergt einen Taumelring,<br />
der schräg auf einer Welle sitzt.<br />
Durch die Rotation der Welle führt der<br />
Ring eine charakteristische taumelnde<br />
Bewegung aus. Sie verändert kontinuierlich<br />
das Volumen zweier Kammern auf<br />
beiden Seiten der Welle. Es entsteht abwechselnd<br />
ein Über- und Unterdruck,<br />
der Flüssigkeiten in die<br />
Pumpe zieht und durch eine Auslassöffnung<br />
ausstößt. Trotz hoher<br />
Förderleistung soll damit die<br />
Qualität und Integrität geförderter<br />
Medien erhalten bleiben.<br />
Die Geräte haben eine Länge von<br />
316 bis 440 mm und lassen sich<br />
horizontal oder vertikal zu montieren.<br />
Der Pumpenkopf ist in<br />
90-Grad-Schritten drehbar und<br />
lässt sich für Wartungszwecke einfach<br />
demontieren. Verschiedene Befestigungssysteme<br />
wie Flansch, Milchrohr, Triclamp<br />
und Camlock sind verfügbar.<br />
Konkrete Antworten auf<br />
komplexe Fragestellungen<br />
finden Sie in den<br />
Whitepapern des<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong>!<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024 65
» ZULETZT<br />
Sommermärchen 2.0<br />
Es war einmal im Jahre 2024, als das deutsche Sommermärchen erneut seinen Lauf<br />
nahm und die Nation in den Ausnahmezustand versetzte. Doch diesmal war alles<br />
anders. Das „Sommermärchen“ fand nicht nur auf dem grünen Rasen eines Fußball -<br />
stadions statt, sondern in Biergärten ohne Bier und auf Straßen und Plätzen,<br />
die die letzte Sintflut gerade überstanden hatten.<br />
Unsere Helden sind nicht nur Fußballer mit durchtrainierten Muskeln und<br />
millionenschweren Verträgen, sondern die ganz normalen Bürger, die tapfer den Kampf<br />
gegen die Elemente aufnehmen. Da ist zum Beispiel Herr Müller – nein, nicht der<br />
Thomas – der sich jeden Morgen durch den Großstadtdschungel kämpft, bewaffnet<br />
mit einem überdimensionierten<br />
Regenschirm gegen die plötzlichen<br />
Sommergewitter.<br />
Geschickt weicht er den Schlaglöchern<br />
aus und verschüttet<br />
dabei keinen einzigen Tropfen<br />
seines frisch gebrühten Kaffees.<br />
Bier kann er nicht verschütten,<br />
denn das haben die<br />
schottischen und dänischen<br />
Fußballfans landesweit in den<br />
Bild: Alina Rosanova/stock.adobe.com<br />
Kneipen und Biergärten weggetrunken. Eine Frau Schmidt, die mit einer nahezu übermenschlichen<br />
Geduld stundenlang auf einen freien Tisch wartet, genießt zuletzt ihre<br />
Apfelschorle, als wäre es der Nektar der Götter.<br />
So schreitet das Sommermärchen 2024 voran und stellt die Deutschen auf die<br />
Probe. Ein Sommer, der kein richtiger ist – entweder es schüttet vom Himmel oder aber<br />
es bleibt viel zu trocken im Lande, da unser Lieblingsgetränk alle ist. Es ist wie verhext.<br />
Und somit dann doch wie im Märchen. Wenn am Ende der erste Herbstwind durch<br />
Deutschland fegt, werden wir wohl erlöst sein. Ob ein Happy End, also die<br />
Europameisterschaft, uns in den Herbst schickt und dieses ungewöhnliche Märchen<br />
beendet, kann bei Redaktionsschluss noch kein Märchenerzähler vorhersagen. (dak)<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024
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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2024