PT-Magazin - Ausgabe 3•4 | 2024
Mut zum Neustart • Juryliste 2024 - Wer erreichte die 2. Stufe im "Großen Preis des Mittelstandes" 2024 • Zukunft der Arbeit - Das Beispiel TeleskopEffekt aus Mittweida • Wolfgang Schäubles Vermächtnis Law Process Reengineering • 12 Kardinalfehler beim Vererben - Tipps für den Lebensabend
Mut zum Neustart
• Juryliste 2024 - Wer erreichte die 2. Stufe im "Großen Preis des Mittelstandes" 2024
• Zukunft der Arbeit - Das Beispiel TeleskopEffekt aus Mittweida
• Wolfgang Schäubles Vermächtnis Law Process Reengineering
• 12 Kardinalfehler beim Vererben - Tipps für den Lebensabend
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hatten nicht wenige Bürger das Gefühl:<br />
Die Politiker mischen sich zu stark in unser<br />
Leben ein; sie schränken unsere Freiheit ein.<br />
Also zeigten sie Widerstand.<br />
Psychologische Reaktanz<br />
in der Arbeitswelt<br />
Führungskräfte sollten das Phänomen<br />
„psychologische Reaktanz“ kennen, denn<br />
es führt im Betriebs- und Führungsalltag<br />
immer wieder zu Missverständnissen und<br />
Konflikten – und zwar speziell dann, wenn<br />
Veränderungen anstehen. Nicht nur Einzelpersonen,<br />
sondern auch ganze Bereiche<br />
können dann gegen die (mögliche) Veränderung<br />
– sei diese technologischer, struktureller<br />
oder kultureller Art – emotionale<br />
Widerstände zeigen, insbesondere, wenn<br />
sie das Gefühl haben: Wir werden nicht<br />
ausreichend gehört.<br />
Vermieden werden können solche Effekte<br />
unter anderem durch<br />
• eine angemessene Information,<br />
• die aktive Beteiligung der Betroffenen an<br />
der Entscheidung und Prozessgestaltung<br />
und<br />
• nicht selten Schulungen und Coachings.<br />
Besonders wichtig ist die Möglichkeit<br />
zur Partizipation. Wenn Mitarbeitende<br />
die Chance haben, aktiv an den Entscheidungsprozessen<br />
mitzuwirken und in diese<br />
ihre Meinungen einzubringen, steigt<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass sie Veränderungen<br />
positiv aufnehmen und mit ihnen<br />
konstruktiv umgehen.<br />
Die Reaktanz im<br />
Führungsalltag minimieren<br />
Wichtig ist auch: Wie wird die potenziell<br />
als bedrohlich empfundene Information<br />
übermittelt? Es empfiehlt sich zum Beispiel,<br />
solche Worte wie „müssen“ oder „sollen“<br />
zu vermeiden, die eine Verpflichtung<br />
oder Alternativlosigkeit beinhalten oder<br />
suggerieren. Zielführender sind Formulierungen,<br />
die die Freiheit zur Entscheidung<br />
und Wahlmöglichkeiten unterstreichen.<br />
Zudem sollten solche Informationen den<br />
Mitarbeitenden – sofern möglich – nicht<br />
schriftlich, sondern mündlich übermittelt<br />
werden. Denn dann können die Führungskräfte<br />
• unmittelbar auf die Empfindungen der<br />
Betroffenen reagieren und<br />
• deren Befürchtungen eventuell auflösen<br />
und so verhindern, dass aus ihnen manifeste<br />
Widerstände werden.<br />
Dies gilt insbesondere dann, wenn aus der<br />
im Raum stehenden Veränderung schon<br />
ein Konflikt erwachsen ist. Dann sollte die<br />
Führungskraft im Dialog mit den Betroffenen<br />
erkunden, inwieweit deren Widerstand<br />
seine Wurzeln eventuell darin hat,<br />
dass diese sich in ihrer Autonomie bedroht<br />
fühlen – zum Beispiel, weil ihre Interessen<br />
(aus ihrer Warte) nicht ausreichend berücksichtigt<br />
werden, was sie auch als einen<br />
Mangel an Wertschätzung empfinden.<br />
Mangelndes Vertrauen<br />
verstärkt Reaktanz<br />
Ist dies der Fall, dann ist es die Aufgabe<br />
der Führungskraft, im Gespräch mit den<br />
Betroffenen dieses Gefühl, soweit möglich,<br />
aufzulösen – zum Beispiel mit dem<br />
Versprechen „Künftig werde ich …“ bzw.<br />
„Künftig werden wir anders agieren, wenn<br />
…“. Dieses Versprechen gilt es auch einzulösen;<br />
sonst wird die Vertrauensbasis zwischen<br />
Führungskraft und Mitarbeiter bzw.<br />
Unternehmensführung und Belegschaft<br />
nachhaltig gestört.<br />
Das heißt, die Mitarbeiter beäugen das<br />
Tun ihrer Vorgesetzten noch kritischer als<br />
bisher und zeigen auch schneller eine psychologische<br />
Reaktanz. Mit der Folge, dass<br />
Veränderungsvorhaben noch häufiger auf<br />
Widerstände stoßen, und das Management<br />
vermehrt mit Akzeptanz- und Umsetzungsproblemen<br />
kämpft. •<br />
Tipps, um Reaktanz zu minimieren<br />
Reaktanz ist der Reflex, auf Impulse der<br />
Vorgesetzten mit Bedrohungsgefühlen<br />
oder gar Widerständen zu reagieren.<br />
Wie ausgeprägt dieser Reflex ist,<br />
hängt von zahlreichen Faktoren ab –<br />
unter anderem<br />
• dem Wertesystem der Mitarbeitenden<br />
• ihrer Beziehung zu ihren Vorgesetzen<br />
und<br />
• dem Thema, das zur Debatte steht und<br />
bei ihnen ein Gefühl der Bedrohung<br />
ihrer Autonomie auslöst.<br />
Sabine Prohaska ist<br />
Inhaberin des Beratungsunternehmens<br />
seminar<br />
consult prohaska, Wien. Die<br />
Wirtschaftspsychologin<br />
unterstützt Unternehmen<br />
u.a. beim Entwickeln einer<br />
neuen Lern-, Kommunikations-<br />
und Führungskultur<br />
in ihrer Organisation<br />
(www.seminarconsult.at).<br />
Über die Autorin<br />
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