missio magazin Ausgabe 5/2023
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MISSIO STARKE FRAUEN<br />
„Wir stehen immer wieder auf!“<br />
Die Medien-Expertin Juliana Sfeir weiß, was die Menschen im Nahen Osten umtreibt.<br />
Vom Libanon aus platziert sie auch mal unbequeme Themen, um einen gesellschaftlichen Wandel<br />
voranzubringen. Über Grenzen und Regimes hinweg.<br />
„DIE LIBANESEN glauben nicht<br />
mehr an die Regierung. Sie glauben auch<br />
nicht mehr an Banken. Vielleicht mussten<br />
wir erst ganz unten ankommen. Aber<br />
wir stehen immer wieder auf!“ Wenige<br />
Sätze, in denen ganz viel Juliana Sfeir<br />
steckt. Die 53-Jährige sitzt in ihrem Büro,<br />
oben an den Hängen Beiruts mit Blick<br />
auf weite Teile der Stadt. Ganz hinten, in<br />
Dunst gehüllt, liegt der Hafen, in dem im<br />
Sommer 2020 Tausende Tonnen nachlässig<br />
gelagertes Ammoniumnitrat in die<br />
Luft gingen und ganze Viertel zerstörten.<br />
Viele Menschen starben, Zehntausende<br />
wurden obdachlos. Bis heute warten besonders<br />
die Familien der Opfer darauf,<br />
dass irgendjemand für diese Tragödie die<br />
Verantwortung übernimmt. Beinahe<br />
schon symbolisch ist also dieser „Überblick“,<br />
den Juliana Sfeir von ihrem Arbeitsplatz<br />
beim ökumenischen Fernsehsender<br />
SAT-7 aus auf die Hauptstadt des<br />
Libanon hat.<br />
Juliana Sfeir ist Programmleiterin des<br />
Bildungskanals. Als Dokumentarfilmerin<br />
nimmt sie sehr genau wahr, in welchem<br />
Zustand sich der krisengebeutelte Staat<br />
befindet – inmitten der schlimmsten<br />
Wirtschaftskrise in der Geschichte des<br />
Landes, heruntergewirtschaftet durch<br />
korrupte Eliten und darüber hinaus seit<br />
Monaten ohne politische Führung. Und<br />
sie findet deutliche Worte für diesen Zustand,<br />
dafür ist sie bekannt. Aber sie wäre<br />
wohl nicht Chefin der „SAT-7-<br />
Academy“, wenn sie es beim Anklagen beließe,<br />
im Gegenteil: Für sie und ihr Team<br />
Fotos: Fritz Stark