missio magazin Ausgabe 5/2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gut aufgehoben - Katia Sioufis Eltern (unten) sind froh über die Don-Bosco-Angebote. Der Alltag fordert alle genug heraus.<br />
her- und wieder nach Hause bringen zu<br />
können, hat die Ordensgemeinschaft<br />
Busse angemietet.<br />
Aus einem dieser bunten Busse steigt<br />
Katia Sioufi am Abend in Jaramana aus. In<br />
den staubigen Straßen ist viel los. Links<br />
und rechts der engen Gassen ziehen sich<br />
illegale Rohbauten in den Himmel, die<br />
sich gefährlich schräg zur Mitte neigen.<br />
Früher, als Jaramana noch eine eigene<br />
kleine Stadt war, lebten hier überwiegend<br />
Christen und Drusen, eine eigenständige<br />
arabische Religionsgemeinschaft.<br />
Am Stadtrand beginnen die Slums<br />
Heute ist Jaramana Zufluchtsort unzähliger<br />
palästinensischer Familien und irakischer<br />
Geflüchteter. Am Stadtrand beginnen<br />
die Slums, wo Kinder die Müllberge<br />
am Straßenrand durchforsten. Katia ist<br />
auf dem Nachhauseweg. „In Jaramana<br />
kann ich mich nicht so frei kleiden“, sagt<br />
sie. Anders als in Babtouma, dem historischen<br />
Stadtkern, wo sie geboren wurde.<br />
Aber die Mieten dort sind unbezahlbar geworden<br />
für eine Familie wie die Sioufis.<br />
Im obersten Geschoss eines Rohbaus warten<br />
Katias Eltern. Drei Zimmer, eine Küche,<br />
eine Toilette. Der Beistelltisch wird<br />
verräumt, hinter dem Schrank der Klapp-<br />
Esstisch hervorgezogen. Mutter Violet serviert<br />
Reis – heute mit ein wenig Hühnchenfleisch,<br />
für das sie viel Geld bezahlen<br />
musste. Eine besondere Geste für den Besuch<br />
aus Deutschland und eine Essenseinladung,<br />
die Mut erfordert in einem Land,<br />
in dem man besser nicht alles offen bespricht.<br />
Die 51-Jährige erzählt: „Was wir<br />
verdienen reicht kaum mehr zum Leben.<br />
Vor dem Krieg konnten wir Katia auf eine<br />
private Schule schicken. Wir können unsere<br />
Kinder nicht mehr so unterstützen,<br />
wie wir das eigentlich möchten.“ Später<br />
kommt der 19-jährige Georges nach Hause.<br />
Er hat Arbeit gefunden in einem kleinen<br />
Schmuckladen. Zum Studieren würde das<br />
Geld kaum reichen. Auf dem Sofa bereitet<br />
er sich sein Bett, wie jeden Abend.<br />
Katia will an ihrem Studium festhalten.<br />
Das schafft sie auch mit Hilfe der Salesianer,<br />
die inzwischen mit finanzieller Unterstützung<br />
aus dem Ausland ein kleines<br />
Haus in Jaramana angemietet haben. In<br />
den Räumen dieses Don-Bosco-Außen -<br />
<strong>missio</strong> 5/<strong>2023</strong> |<br />
35