missio magazin Ausgabe 5/2023

Missio.Muenchen
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04.07.2024 Aufrufe

VOR ORT ÄGYPTEN Kilometerlang erstecken sich die vielen Gefängnisse am Rande der Wüste. GEZITTERT HABEN SIE, alle bei - de. Und er selbst wahrscheinlich auch. Es war ja das erste Mal, dass Abouna Bakhoum mit zwei Gefangenen zusammenkam, die zum Tode verurteilt waren. „Da habe ich gemerkt, welche schwierige Situ - ation das für einen Menschen ist.“ Abouna Bakhoum ist koptisch-katholischer Priester in Ägypten. Als einer der wenigen Menschen, die nicht zur Polizei oder zur Regierung gehören, hat er Zugang zu einigen von Ägyptens großen Gefängnissen. Als Gefängnisseelsorger steht er christlichen Häftlingen und ihren Familien bei. Zwar wird Ägypten international kritisiert, weil rechtsstaatliche Prinzipien kaum eingehalten werden – worauf jedoch geachtet wird: Dass alle Gefangenen geistlichen Beistand bekommen können und Räume zum Gebet vorhanden sind – für Muslime und für Christen. „Wir können zwei Mal im Monat hinein“, berichtet Abouna Bakhoum. Zusammen mit einigen Freiwilligen leistet er auch ganz praktische Hilfe: Sie überbringen Nachrichten von Ehefrauen, Eltern, Kindern – und bringen Lebenszeichen nach draußen. Sie organisieren Medikamente und andere wichtige Dinge. Im schlimmsten Fall müssen sie manchmal sogar die traurige Neuigkeit „Wir halten Kontakt zu den Familien der Inhaftierten.“ Gefängnisseelsorger Abouna Bakhoum. 16 | missio 5/2023

Christliches Leben vom Anfang bis zum Ende: Der koptische Friedhof liegt neben der muslimischen Totenstadt. übermitteln, dass eine Hinrichtung vollstreckt worden ist. Die Familien erfahren meist erst hinterher davon, sie können sich nicht verabschieden, erhalten nur die Mitteilung der Behörden: „Sie können sich den Leichnam abholen und ihn bestatten lassen.“ Diese kirchliche Arbeit bewegt sich auf schwierigem Terrain. Ägypten zählt weltweit zu den Staaten mit den meisten vollstreckten Todesurteilen. Terroristen und Schwerkriminelle gehören zu den Verurteilten. Doch für eine Inhaftierung genügt es oft schon, zur falschen Zeit bei einer Kundgebung der politischen Opposition zu sein, oder sich irgendwo kritisch gegen die Regierung zu äußern. Entsprechend hält sich auch ein Priester wie Abouna Bakhoum genau an alle Vorgaben. Keine Bewertung der politischen Lage. Keine Auskünfte zu Haftbedingungen oder sonstigen Umständen innerhalb der Gefängnisse. Manche Anlagen, wie Wadi Natroun, sind neu entstanden, sie heißen jetzt „Besserungsanstalt“ und sind – wohl wegen des internationalen Scheinwerferlichtes – besser ausgestattet als ältere Einrichtungen. Von denen gibt es allerdings noch immer genug, manche liegen irgendwo in der Wüste, und was dort geschieht, bleibt weitgehend im Verborgenen. Der Dienst für Gefangene und ihre Familien ist ein Teil der sozialen Arbeit, die die koptisch-katholische Kirche in Ägypten leistet. Mit einigen Hunderttausend Gläubigen ist sie eine Minderheit im mehrheitlich muslimischen Land. Auch die koptisch-orthodoxen Christengemeinden sind im Vergleich zu den Katholiken deutlich größer. Pious Farag, Priester der Diözese Gizeh sagt: „Wir leben unseren Glauben nicht nur in der Kirche, sondern auch draußen, also dort, wo die Menschen sind.“ Er ist Leiter der Entwicklungspro- missio 5/2023 | 17

Christliches Leben vom Anfang bis zum Ende: Der koptische Friedhof liegt neben der muslimischen Totenstadt.<br />

übermitteln, dass eine Hinrichtung vollstreckt<br />

worden ist. Die Familien erfahren<br />

meist erst hinterher davon, sie können sich<br />

nicht verabschieden, erhalten nur die Mitteilung<br />

der Behörden: „Sie können sich<br />

den Leichnam abholen und ihn bestatten<br />

lassen.“<br />

Diese kirchliche Arbeit bewegt sich auf<br />

schwierigem Terrain. Ägypten zählt weltweit<br />

zu den Staaten mit den meisten vollstreckten<br />

Todesurteilen. Terroristen und<br />

Schwerkriminelle gehören zu den Verurteilten.<br />

Doch für eine Inhaftierung genügt<br />

es oft schon, zur falschen Zeit bei einer<br />

Kundgebung der politischen Opposition<br />

zu sein, oder sich irgendwo kritisch gegen<br />

die Regierung zu äußern. Entsprechend<br />

hält sich auch ein Priester wie Abouna<br />

Bakhoum genau an alle Vorgaben. Keine<br />

Bewertung der politischen Lage. Keine<br />

Auskünfte zu Haftbedingungen oder sonstigen<br />

Umständen innerhalb der Gefängnisse.<br />

Manche Anlagen, wie Wadi Natroun,<br />

sind neu entstanden, sie heißen jetzt „Besserungsanstalt“<br />

und sind – wohl wegen des<br />

internationalen Scheinwerferlichtes – besser<br />

ausgestattet als ältere Einrichtungen.<br />

Von denen gibt es allerdings noch immer<br />

genug, manche liegen irgendwo in der<br />

Wüste, und was dort geschieht, bleibt<br />

weitgehend im Verborgenen.<br />

Der Dienst für Gefangene und ihre<br />

Familien ist ein Teil der sozialen Arbeit,<br />

die die koptisch-katholische Kirche in<br />

Ägypten leistet. Mit einigen Hunderttausend<br />

Gläubigen ist sie eine Minderheit im<br />

mehrheitlich muslimischen Land. Auch<br />

die koptisch-orthodoxen Christengemeinden<br />

sind im Vergleich zu den Katholiken<br />

deutlich größer. Pious Farag, Priester der<br />

Diözese Gizeh sagt: „Wir leben unseren<br />

Glauben nicht nur in der Kirche, sondern<br />

auch draußen, also dort, wo die Menschen<br />

sind.“ Er ist Leiter der Entwicklungspro-<br />

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