missio magazin Ausgabe 1/2023

Missio.Muenchen
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04.07.2024 Aufrufe

VOR ORT KENIA Die Millionenstadt Nairobi ist ein Drehkreuz für den internationalen Menschenhandel. . WINNIE MUTEVU von der Organisation HAART kämpft in Kenia gegen Menschenhandel. NUR DER SCHULRANZEN war noch da. Ansonsten: Nichts. Keine Spur. „Haben Sie Martin gesehen?“ Der Junge war nicht nach Hause gekommen. Deshalb ging seine Mutter in die Schule und fragte dort nach ihm. „Wir wissen auch nicht, wo er ist“, sagte man ihr. „Bestimmt ist er mit ein paar Freunden zum Spielen gegangen.“ Doch das stimmte nicht. Martin war weg. Verschwunden. Esther Wanjira und ihr Mann Patrick Mirii ringen noch immer mit der Erinnerung an das, was ihnen und ihrem Sohn Martin zugestoßen ist. Sie haben heute Besuch von Cynthia Kitusa. Sie ist Psychologin und arbeitet für die Organisation HAART. Deren Mission ist der Kampf gegen Menschenhandel. Cynthia Kitusa betreut die Familie – denn inzwischen ist klar: Ihr Sohn Martin ist in die Hände von Menschenhändlern geraten. Entführt am helllichten Tag. Drei Jahre lang gab es kein Lebenszeichen von ihm. Die kenianische Millionenstadt Nairobi ist ein Drehkreuz für den Menschenhandel in Ostafrika geworden. Er findet meist im Verborgenen statt. Die Organisation HAART versucht, Opfer aufzuspüren und ihnen zu helfen. Dabei nutzen sie möglichst viele Kanäle. Programmleiterin Winnie Mutevu berichtet: „Letztes Jahr haben wir zusammen mit der Polizei bei Facebook eine Notrufnummer veröffentlicht. Darin haben wir geschrieben, dass wir in praktisch jedem Land der Welt versuchen, Menschen Hilfe anzubieten. Allein auf diesen Facebook-Eintrag sind mehr als 4000 Hilferufe bei uns eingegangen. Das alleine zeigt schon, dass das Problem viel größer ist, als viele denken.“ Ein solcher Hilferuf kam auch von Faith Murunga. Wie viele andere Landsleute ist sie auf ein Jobangebot einer Vermittlungsagentur eingegangen. Diese versprechen Arbeitsplätze, gutes Geld und sie kümmern sich um alle Formalitäten. Nach Angaben der Regierung in Nairobi arbeiten zum Beispiel in Saudi-Arabien 16 | missio 1/2023

Wo ist unser Junge? Verzweifelt suchten Mutter und Vater nach ihrem Sohn. schon rund 97 000 Männer und Frauen aus Kenia. Eine Haushaltshilfe könne dort etwa 23 000 Shilling im Monat verdienen. Umgerechnet 180 Euro, die in der Heimat einen Schulbesuch, eine Berufsausbildung oder ganz einfach ein gutes Leben ermöglichen können. Wenn alles gut geht. Bei Faith Murunga entwickelte sich der Aufenthalt schnell zu einem Albtraum. „Als ich ankam, haben sie mir den Pass abgenommen.“ So konnte sie sich nicht mehr frei bewegen, war quasi illegal im Land. Schlimmer noch: Die Arbeit im Haus einer reichen arabischen Familie missio 1/2023 | 17

VOR ORT KENIA<br />

Die Millionenstadt Nairobi ist ein Drehkreuz für den internationalen Menschenhandel. .<br />

WINNIE MUTEVU von der<br />

Organisation HAART kämpft in<br />

Kenia gegen Menschenhandel.<br />

NUR DER SCHULRANZEN war<br />

noch da. Ansonsten: Nichts. Keine Spur.<br />

„Haben Sie Martin gesehen?“ Der Junge<br />

war nicht nach Hause gekommen. Deshalb<br />

ging seine Mutter in die Schule und<br />

fragte dort nach ihm. „Wir wissen auch<br />

nicht, wo er ist“, sagte man ihr. „Bestimmt<br />

ist er mit ein paar Freunden zum Spielen<br />

gegangen.“ Doch das stimmte nicht. Martin<br />

war weg. Verschwunden.<br />

Esther Wanjira und ihr Mann Patrick<br />

Mirii ringen noch immer mit der Erinnerung<br />

an das, was ihnen und ihrem Sohn<br />

Martin zugestoßen ist. Sie haben heute<br />

Besuch von Cynthia Kitusa. Sie ist Psychologin<br />

und arbeitet für die Organisation<br />

HAART. Deren Mission ist der<br />

Kampf gegen Menschenhandel. Cynthia<br />

Kitusa betreut die Familie – denn inzwischen<br />

ist klar: Ihr Sohn Martin ist in die<br />

Hände von Menschenhändlern<br />

geraten. Entführt am<br />

helllichten Tag. Drei Jahre<br />

lang gab es kein Lebenszeichen<br />

von ihm.<br />

Die kenianische Millionenstadt Nairobi<br />

ist ein Drehkreuz für den Menschenhandel<br />

in Ostafrika geworden. Er findet<br />

meist im Verborgenen statt. Die Organisation<br />

HAART versucht, Opfer aufzuspüren<br />

und ihnen zu helfen. Dabei nutzen sie<br />

möglichst viele Kanäle. Programmleiterin<br />

Winnie Mutevu berichtet: „Letztes Jahr<br />

haben wir zusammen mit der Polizei bei<br />

Facebook eine Notrufnummer veröffentlicht.<br />

Darin haben wir geschrieben, dass<br />

wir in praktisch jedem Land der Welt versuchen,<br />

Menschen Hilfe anzubieten. Allein<br />

auf diesen Facebook-Eintrag sind<br />

mehr als 4000 Hilferufe bei uns eingegangen.<br />

Das alleine zeigt schon, dass das Problem<br />

viel größer ist, als viele denken.“<br />

Ein solcher Hilferuf kam auch von<br />

Faith Murunga. Wie viele andere Landsleute<br />

ist sie auf ein Jobangebot einer Vermittlungsagentur<br />

eingegangen. Diese versprechen<br />

Arbeitsplätze, gutes Geld und sie<br />

kümmern sich um alle Formalitäten.<br />

Nach Angaben der Regierung in Nairobi<br />

arbeiten zum Beispiel in Saudi-Arabien<br />

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