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LE-3-2024 - HANDEL & DISTANZHANDEL

LOGISTIK express Journal 3/2024: Titel: Leiden(schaft) im Handel Themen & Inhalte: eCommerce-Studie 2024 // Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen // Omni-Channel: es führt kein Weg dran vorbei // Handelsflächen: Lage weiterhin herausfordernd // Wer sich wissentlich betrügen lasst, ist selbst schuld // Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA) // Retouren im Einzelhandel // eCommerce Day: Der wichtigste Online-Handelskongress // Austrian Trustmark Awards 2024 // Der Tag, an dem es an der Kassa erstmals piepte // Deloitte KI-Report // Generative KI-Tools für Amazon Verkaufspartner // Die Post – schafft alles // 25 Jahre Hermes Paket-Shops // Mit Amazon ist die Tafel gedeckt

LOGISTIK express Journal 3/2024: Titel: Leiden(schaft) im Handel

Themen & Inhalte: eCommerce-Studie 2024 // Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen // Omni-Channel: es führt kein Weg dran vorbei // Handelsflächen: Lage weiterhin herausfordernd // Wer sich wissentlich betrügen lasst, ist selbst schuld // Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA) // Retouren im Einzelhandel // eCommerce Day: Der wichtigste Online-Handelskongress // Austrian Trustmark Awards 2024 // Der Tag, an dem es an der Kassa erstmals piepte // Deloitte KI-Report // Generative KI-Tools für Amazon Verkaufspartner // Die Post – schafft alles // 25 Jahre Hermes Paket-Shops // Mit Amazon ist die Tafel gedeckt

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LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 3/2024 | S12

OMNI-CHANNEL: ES FÜHRT KEIN

WEG DRAN VORBEI

deklariert werden. Bei der Produktion werden

keinerlei europäische Standards eingehalten

– weder was die Punkte wie Kinderarbeit und

Umweltschutz, noch den Einsatz von Chemikalien

anbelangt. Von den Abgaben für die

Verpackungsentsorgung ganz zu schweigen.

Diese Praxis kann und wird den europäischen

Markt nachhaltig schaden, wenn die EU hier

nicht rasch handelt“, ist Scheele überzeugt. Persönlich

hat er nichts gegen neue Wettbewerber,

aber „der Wettbewerb muss fair sein – und das

ist er aktuell nicht.“

Auch die „Gamification“, die Shein und Temu

nutzen, sieht er als Problem: „Der Kunde wird

durch spielerische Angebote und damit einhergehende

extreme Rabatte dazu gebracht,

immer mehr Zeit in der App zu verbringen und

immer neue Waren auszuprobieren. Je aktiver

man ist, desto mehr Bonusse erhält man“,

erläutert Scheele. Das kann beispielsweise ein

Glücksrad sein (bei dem man zufällig immer den

höchsten Rabatt erdreht), oder Angebote, die

(scheinbar) in wenigen Minuten ablaufen, um

den Kaufanreiz zu erhöhen. Und das mit Erfolg:

Temu, kapitalstarke Tochter der chinesischen

Pinduduo Holding, hat 2023 weltweit mehr als

30 Milliarden Dollar umgesetzt und ist in weniger

als einem Jahr Platz vier der Online-Marktplätze

in Deutschland vorgerückt.

Das Konzept dahinter ist clever: die Produkte

kommen direkt aus der Fabrik, der Zwischenhändler

wird umgangen. Die EU möchte bis

2027 eine entsprechende Regelung finden –

bis dahin könnte es für viele Händler aber

schon zu spät sein.

Ist der stationäre Handel nun verloren?

„Nein“, ist Scheele überzeugt, „der stationäre

Handel wird immer seine Berechtigung haben,

aber als Unternehmen muss man heute mehr

bieten.“ Das Zauberwort lautet „Omni-Channel“,

man muss die Kunden auf allen Kanälen erreichen

– stationär, online, mit Mobile-Apps

und auch mit Mischformen wie Click & Collect.

Je besser das Online-Angebot, desto erfolgreicher

ist auch das Unternehmen. Dazu zählt

etwa eine Warenverfügbarkeitsanzeige, damit

man sieht, in welchen Filialen etwas vorrätig ist.

Ganz wichtig ist auch ein breites Angebot an

Bezahlmöglichkeiten, damit es für die Kunden

möglichst bequem ist. Aber klar sei auch, dass

die Rentabilität der einzelnen Standorte auf

dem Prüfstand stehen wird. Als Folge kann es

durchaus sein, dass Filialen schließen müssen,

oder übersiedeln.

Das Problem mit dem Lieferkettengesetz

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – kurz

Lieferkettengesetz – ist an und für sich eine

gute Idee, es hat nur einen entscheidenden

Haken: es gilt nur für Unternehmen in der EU.

Asiatische Unternehmer bekommen vermutlich

einen Lach-Flash wenn sie sehen, mit welch

zusätzlichem bürokratischem Aufwand sich

die Unternehmen nun herumschlagen müssen.

Bislang nur die großen, aber schrittweise wird

es irgendwann jedes Unternehmen treffen.

„Es ist äußerst schwierig, sämtliche Teile der

Kette bis hinunter zum Baumwollpflücker zu

prüfen“, gibt Scheele zu bedenken, „insbesondere

für kleinere Betriebe ist das aus praktischen

und finanziellen Gründen extrem mühselig.“

Auch sei es schwierig, den Lieferanten all

die nötigen Schritte und Formulare zu erklären,

denn „für den amerikanischen Kunden muss er

das alles nicht ausfüllen“. Seiner Meinung nach

wäre es besser, wenn jeder nur jeweils ein bis

zwei Schritte zurück in seiner Lieferkette prüfen

müsste, um zu sehen, ob Standards eingehalten

würden.

Wie sagte schon der berühmte Dramatiker

Johann Nestroy? „Zu Tode gefürchtet ist auch

gestorben.“ Natürlich wird es in Zukunft einige

Konkurse bei Modeunternehmen geben, aber

das ist nichts Neues, die gab es auch vor der

Pandemie und bevor der E-Commerce Einzug

hielt. Wer seine Kostenstruktur im Griff hat,

sich gut um seine Mitarbeiter kümmert (damit

sie bleiben) und seinen Kunden verschiedene

Bezugskanäle und möglichst viel Service (zB

einfache Retouren) bietet, der hat durchaus gute

Chancen, auch in den nächsten Jahrzehnten

noch erfolgreich Geschäfte zu machen. (RED)

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