LE-3-2024 - HANDEL & DISTANZHANDEL
LOGISTIK express Journal 3/2024: Titel: Leiden(schaft) im Handel Themen & Inhalte: eCommerce-Studie 2024 // Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen // Omni-Channel: es führt kein Weg dran vorbei // Handelsflächen: Lage weiterhin herausfordernd // Wer sich wissentlich betrügen lasst, ist selbst schuld // Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA) // Retouren im Einzelhandel // eCommerce Day: Der wichtigste Online-Handelskongress // Austrian Trustmark Awards 2024 // Der Tag, an dem es an der Kassa erstmals piepte // Deloitte KI-Report // Generative KI-Tools für Amazon Verkaufspartner // Die Post – schafft alles // 25 Jahre Hermes Paket-Shops // Mit Amazon ist die Tafel gedeckt
LOGISTIK express Journal 3/2024: Titel: Leiden(schaft) im Handel
Themen & Inhalte: eCommerce-Studie 2024 // Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen // Omni-Channel: es führt kein Weg dran vorbei // Handelsflächen: Lage weiterhin herausfordernd // Wer sich wissentlich betrügen lasst, ist selbst schuld // Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA) // Retouren im Einzelhandel // eCommerce Day: Der wichtigste Online-Handelskongress // Austrian Trustmark Awards 2024 // Der Tag, an dem es an der Kassa erstmals piepte // Deloitte KI-Report // Generative KI-Tools für Amazon Verkaufspartner // Die Post – schafft alles // 25 Jahre Hermes Paket-Shops // Mit Amazon ist die Tafel gedeckt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>HANDEL</strong> & DISTANZ<strong>HANDEL</strong> <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong><br />
<strong>LE</strong>IDEN(SCHAFT) IM <strong>HANDEL</strong><br />
Norbert Scheele, C&A Head of European<br />
Expansion & Handelsverband Vize Präsident<br />
zu Herausforderungen der Branche.<br />
LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S2<br />
LOGISTIK express<br />
<strong>HANDEL</strong> &<br />
DISTANZ<strong>HANDEL</strong><br />
Auf einen Blick:<br />
02 Inhalt / Impresum<br />
04 eCommerce-Studie <strong>2024</strong><br />
08 Aufruf für faire<br />
Wettbewerbsbedingungen<br />
10 Omni-Channel<br />
14 Handelsflächen: Lage herausfordernd<br />
16 Wer sich betrügen lasst ...<br />
18 Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA)<br />
20 Retouren im Einzelhandel<br />
22 eCommerce Day <strong>2024</strong><br />
28 Austrian Trustmark Awards <strong>2024</strong><br />
30 Der Tag, an dem es an der Kassa<br />
erstmals piepte<br />
32 Deloitte KI-Report<br />
34 Generative KI-Tools für Amazon<br />
Verkaufspartner<br />
36 Die Post – schafft alles<br />
38 25 Jahre Hermes Paket-Shops<br />
40 Mit Amazon ist die Tafel gedeckt
<strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber, Herausgeber:<br />
Markus Jaklitsch<br />
Fotos: istockphoto.com<br />
LOGISTIK express / MJR MEDIA WORLD<br />
Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />
+43 676 7035206 / info@logistik-express.at<br />
www.logistik-express.com
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S4<br />
Handel & Distanzhandel<br />
eCommerce-Studie<br />
<strong>2024</strong>: Ausgaben im<br />
Onlinehandel steigen<br />
um 5% auf 10,6 Mrd.<br />
Euro<br />
Die renommierteste Studie des österreichischen<br />
Onlinehandels liefert erstmals einen<br />
10-Jahres-Vergleich. Das Umweltbewusstsein<br />
der Österreicher leidet unter der Inflation. Die<br />
Retourenquote klettert auf 42%.<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
Zuwachs von 36 Prozent. Mobile Kauftransaktionen<br />
nehmen damit rapide zu. Für 2025 erwarten<br />
wir eine anhaltend positive Umsatzentwicklung",<br />
kommentiert Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des freien, überparteilichen Handelsverbandes,<br />
die zentralen Ergebnisse der Studie.<br />
Im gesamten Distanzhandel (Versandhandel,<br />
Interneteinzelhandel, Mobile Commerce) beläuft<br />
sich das Plus heuer ebenfalls auf 5%, die<br />
Ausgaben belaufen sich damit auf 11 Milliarden<br />
Euro. Die Zahl der aktiven heimischen Webshops<br />
steigt auf über 12.000.<br />
Top-Warengruppen im Distanzhandel <strong>2024</strong>:<br />
Bekleidung, Elektro & Möbel<br />
"<strong>2024</strong> kaufen rund 6 Millionen Österreicher im<br />
Distanzhandel. Die Top-Warengruppen sind<br />
heuer Bekleidung mit 2,4 Milliarden Euro<br />
Umsatz, Elektrogeräte mit 1,3 Milliarden und<br />
Möbel mit 0,9 Milliarden Euro Umsatz", erklärt<br />
Studienleiter Wolfgang Ziniel, Senior Researcher<br />
bei der KMU Forschung Austria.<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
Die brandneue 15. Ausgabe der bundesweiten<br />
"eCommerce-Studie Österreich"<br />
des Handelsverbandes in<br />
Kooperation mit der KMU Forschung<br />
Austria belegt das wirtschaftliche Comeback<br />
des Onlinehandels sowie ein massives Wachstum<br />
von +36% im Mobile Shopping. Deutliche<br />
Steigerungen der Käuferzahlen treffen heuer<br />
auf moderat steigende Pro-Kopf-Ausgaben.<br />
Voice Commerce (Alexa & Co.) bleibt weiterhin<br />
ein Nischenprogramm.<br />
Mehr Umsatz, mehr Kundschaft, gute Aussichten:<br />
eCommerce-Ausgaben bei 10,6<br />
Milliarden Euro<br />
"Der Onlinehandel ist wieder auf der wirtschaftlichen<br />
Überholspur, allerdings fließt ein Gutteil<br />
der Umsätze ins Ausland. Bis Ende April <strong>2024</strong><br />
sind die eCommerce-Ausgaben der Österreicherinnen<br />
und Österreicher im Vorjahresvergleich<br />
um 5 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro<br />
angestiegen. Der Überflieger ist heuer das<br />
Smartphone-Shopping mit einem gewaltigen<br />
Den höchsten prozentuellen Online-Anteil an<br />
den gesamten einzelhandelsrelevanten Konsumausgaben<br />
kann im Branchenvergleich der<br />
Spielwarenhandel (35%) verbuchen. Auf den<br />
Plätzen folgt der Handel mit Sportartikeln (34%),<br />
Bekleidung (30%) und Elektrogeräten (29%).<br />
Dramatisch: Kaufkraftabfluss der heimischen<br />
Shopper ins Ausland steigt auf 54%<br />
Der tatsächliche Sitz der Handelsunternehmen<br />
spielt für die Käufer:innen im Internet und Versandhandel<br />
keine maßgebliche Rolle. Dennoch<br />
greifen 17% nur auf Anbieter aus Österreich<br />
zurück. Ein Fünftel (19%) bestellt die gewünschten<br />
Produkte ausschließlich im ausländischen<br />
Distanzhandel.<br />
"Der Kaufkraftabfluss der heimischen Shopper<br />
ins Ausland steigt auf 54 Prozent. Die Gesamtausgaben<br />
der heimischen Konsumentinnen<br />
und Konsumenten im ausländischen Distanzhandel<br />
liegen <strong>2024</strong> bereits deutlich über jenen<br />
im inländischen Online- und Versandhandel.<br />
Mittlerweile fließen fast 6 Milliarden Euro, deutlich<br />
mehr als die Hälfte der Umsätze, an ausländische<br />
Webshops. Die Österreicherinnen und<br />
Österreicher finanzieren damit rund 150.000
Jobs im Ausland, auch aufgrund unfairer<br />
gesetzlicher Rahmenbedingungen und<br />
mangelhafter Zollkontrollen", moniert<br />
Handelssprecher Rainer Will.<br />
"Jüngere Zielgruppen kaufen deutlich häufiger<br />
bei ausländischen Anbietern ein als ältere.<br />
Der Ausgabenanteil beim ausländischen<br />
Distanzhandel liegt bei der jungen Generation<br />
zwischen 15 und 29 Jahren bei 58 Prozent und<br />
sinkt kontinuierlich mit dem Alter.<br />
Von der Generation 50+ kauft nur mehr die<br />
Hälfte bei ausländischen Anbietern ein", ergänzt<br />
Harald Gutschi, Geschäftsführer der Otto Austria<br />
Group sowie Vizepräsident des Handelsverbandes<br />
und Leiter der Plattform "eCommerce,<br />
Marktplätze & Versandhandel".<br />
Retourenquote steigt von 38% auf 42% –<br />
befeuert durch Inflation & Boom bei Fernost-Plattformen<br />
"Rund 13% der gesamten Einzelhandelsausgaben<br />
der österreichischen Privathaushalte<br />
fließen in den Distanz- und Onlinehandel.<br />
Im Schnitt gibt jede Kundin und jeder Kunde<br />
1.840 Euro pro Jahr über diesen Vertriebskanal<br />
aus. Der Einkauf im klassischen Versandhandel<br />
– also das Bestellen von Waren per<br />
Telefon, Post oder Fax – hat sich seit dem Jahr<br />
2015 auf 10 Prozent halbiert", sagt Gutschi.<br />
Einen doch überraschend starken Anstieg<br />
verzeichnet heuer die Retourenquote. 2023<br />
retournierten noch 38% der Distanzhandelskäufer:innen<br />
zumindest einen Teil der bestellen<br />
Produkte, <strong>2024</strong> sind es allerdings 42%. In<br />
absoluten Zahlen bedeutet dies, dass von den<br />
6 Millionen Österreicher:innen, die im Distanzhandel<br />
einkaufen, rund 2,5 Millionen bestellte<br />
Einzelhandelsware(n) zumindest einmal im<br />
Kalenderjahr wieder retournieren.<br />
Paradox: Nachhaltigkeitsaffine GenZ mit<br />
höchster Retourenquote<br />
"Nach dem Tiefststand 2023 mit 38% ist die<br />
Retourenquote heuer wieder auf das durchschnittliche<br />
Niveau der Vorjahre gestiegen.<br />
42% der Distanzhandelsshopper senden bestellte<br />
Einzelhandelswaren zumindest einmal<br />
pro Jahr zurück. Hauptgrund dafür könnte das<br />
gestiegene Bestellvolumen bei QuickCommerce-Plattformen<br />
aus Asien sein, verbunden<br />
mit einer oft schlechteren Produktqualität und<br />
dementsprechend unzufriedenen Kundinnen<br />
und Kunden", ist Harald Gutschi überzeugt.
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S6<br />
Paradox: Die Retourenquote fällt just bei den<br />
– vorgeblich nachhaltigkeitsaffinen – jungen<br />
Konsument:innen (zwischen 15 und 29 Jahren)<br />
am höchsten aus: 59% dieser Alterskohorte<br />
senden zumindest einen Teil der bestellten Waren<br />
zurück. "Gerade bei der jungen Generation<br />
hat sich die Rücksendetendenz im Vergleich<br />
zum Vorjahr erheblich erhöht. Obwohl der GenZ<br />
der Faktor Nachhaltigkeit laut Eigenauskunft<br />
sehr wichtig ist, zeigt die Realität hier ein<br />
anderes Bild", stellt Rainer Will klar.<br />
Voice Commerce: Sprachassistenten bleiben<br />
im eCommerce ein Nischenprogramm<br />
Der in den letzten 10 Jahren medial gehypte<br />
Voice Commerce hat in Österreich weiterhin<br />
mit Schwierigkeiten zu kämpfen: "Zwar verfügen<br />
16% bzw. 1,4 Millionen Konsument:innen<br />
in ihrem Haushalt über eine digitale Assistenz<br />
wie Amazon Echo, Google Home, etc. Allerdings<br />
verwenden nur 60.000 Menschen ihre persönlichen<br />
digitalen Assistenten für Bestellungen<br />
im Onlinehandel. Immerhin 200.000 Personen<br />
nutzen diese Tools zur Verwaltung ihrer Einkaufslisten",<br />
so Wolfgang Ziniel.<br />
Die Sprachassistenten bleiben beim Kaufabschluss<br />
zwar ein Nischenprogramm, jedoch darf<br />
der Grad der Beeinflussung vor der Kaufentscheidung<br />
durch personalisierte Werbung und<br />
technisch immer versiertere Sprachassistenten<br />
im höchstpersönlichen Umfeld nicht unterschätzt<br />
werden.<br />
Umweltbewusstsein: Geringerer finanzieller<br />
Spielraum dämpft Öko-Kaufverhalten<br />
Die Teuerung der vergangenen beiden Jahre<br />
schlägt sich mittlerweile in einem gesunkenen<br />
Umweltbewusstsein der österreichischen<br />
Konsument:innen nieder: Die Inkaufnahme von<br />
Nachteilen, wenn man von gewohnten Produkten<br />
auf umweltfreundlichere wechseln würde,<br />
hat sich <strong>2024</strong> um 18 Prozentpunkte reduziert,<br />
der Anteil jener Personen, die dies tun, liegt nun<br />
bei 47% (Vorjahr: 65%). "Es zeigt sich generell<br />
bei Fragen zum umweltbewussten Kaufverhalten<br />
im Internet, dass die Österreicher:innen aufgrund<br />
des engeren finanziellen Spielraums in<br />
den letzten 12 Monaten Abstriche beim eigenen<br />
Umweltbewusstsein gemacht haben", ist Ziniel<br />
überzeugt.<br />
Unterschiede im umweltfreundlichen Verhalten<br />
zeigen sich sowohl beim Geschlecht – Frauen<br />
weisen höhere Werte auf als Männer – als auch<br />
hinsichtlich des Alters: Personen im Alter von 60<br />
Jahren oder älter gewichten einkaufsrelevante<br />
Umweltaspekte überraschenderweise meist<br />
höher als die Altersklasse der 15-29-Jährigen.<br />
"Da umweltrelevante Aspekte mit fortschreitendem<br />
Alter immer wichtiger erscheinen, besteht<br />
also nach wie vor Potenzial, den österreichischen<br />
eCommerce zukünftig noch umweltfreundlicher<br />
zu gestalten", hofft Harald Gutschi.<br />
"Man sieht, die Österreicherinnen und Österreicher<br />
geben heuer mehr online aus, allerdings<br />
für billigere Waren aus dem Ausland. Daher<br />
setzt sich der Handelsverband vehement für<br />
mehr FairCommerce im europäischen Handel<br />
ein. Die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen<br />
sowie die Abschaffung der 150<br />
Euro-Zollfreigrenze bis spätestens 2026 sind<br />
alternativlos", so das Fazit von HV-Geschäftsführer<br />
Rainer Will.<br />
Über die Studie<br />
Die "eCommerce-Studie Österreich -<br />
Konsumentenverhalten im Distanzhandel"<br />
wird jährlich von der Plattform "eCommerce,<br />
Marktplätze & Versandhandel" des Handelsverbands<br />
bei der KMU Forschung Austria in Auftrag<br />
gegeben. Im Mittelpunkt der Studie stehen<br />
Fragestellung zu Ausgaben im österreichischen<br />
eCommerce, Verteilung nach Bestellkanälen,<br />
Warengruppen, Bezahlformen, Retouren etc.<br />
Methode: Die Ergebnisse der Studie basieren<br />
für jeden Analysezeitraum auf einer umfangreichen,<br />
telefonischen Befragung von 950 Österreicher<br />
(ab 15 Jahren), auf Basis eines standardisierten<br />
Fragebogens mit geschlossenen Fragen.<br />
Die Stichprobenziehung erfolgt im Quotenverfahren<br />
nach Geschlecht, Alter, Bundesland –<br />
repräsentativ für die österreichische Bevölkerung<br />
ab 15 Jahre. Die Daten werden einer<br />
Plausibilitätsprüfung unterzogen und statistisch<br />
ausgewertet. Die Feldphase dauerte von Mai<br />
2023 bis April <strong>2024</strong>.<br />
Sie haben die Möglichkeit, die Studie zu bestellen.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie direkt<br />
vom Handelsverband Österreichs. (RED)
#ECOMLOG24<br />
ECOM-<br />
LOG24<br />
9. ECOMMERCE<br />
LOGISTIK- DAY<br />
WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />
logistik-express.com
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S8<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Europäische Verbände<br />
starten dringenden<br />
Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen<br />
und<br />
effektive Durchsetzung<br />
der EU-Vorschriften im<br />
E-Commerce<br />
In einem offenen Brief fordert der Handelsverband<br />
gemeinsam mit dem europäischen<br />
Dachverband Ecommerce Europe und seinen<br />
Schwesterverbänden gleiche Bedingungen für<br />
alle E-Commerce-Akteure, die in der EU tätig<br />
sind. MANUEL FRIEDL<br />
MANUEL FRIEDL<br />
Heute haben der europäische E-Commerce-Dachverband<br />
Ecommerce<br />
Europe und viele seiner nationalen<br />
Mitgliedsverbände, darunter auch<br />
der österreichische Handelsverband, einen<br />
offenen Brief an Entscheidungsträger, Behörden<br />
und Interessenvertreter sowohl auf EU- als<br />
auch auf nationaler Ebene veröffentlicht, in dem<br />
sie die dringende Notwendigkeit betonen, faire<br />
Wettbewerbsbedingungen für alle E-Commerce-Akteure<br />
im EU-Binnenmarkt zu gewährleisten<br />
und für eine effektive Durchsetzung des<br />
EU-Rechts zu sorgen.<br />
„In jüngster Zeit sind neue E-Commerce-<br />
Akteure von außerhalb der EU in die Union<br />
eingetreten, die großen Druck auf den Binnenmarkt<br />
und auf jene Unternehmen ausüben, die<br />
bereits in der EU ansässig sind. Wir haben uns<br />
immer für einen offenen und wettbewerbsfähigen<br />
Markt eingesetzt und werden dies<br />
auch weiterhin tun, denn der E-Commerce ist<br />
ein globaler Wirtschaftszweig. Die politischen<br />
Entscheidungsträger und die zuständigen<br />
Behörden müssen jedoch sicherstellen, dass<br />
dieser Wettbewerb fair ist“, erklärt Luca Cassetti,<br />
Generalsekretär von Ecommerce Europe.<br />
Viele Fragen hinsichtlich der Einhaltung der<br />
EU-Rechtsvorschriften<br />
Unternehmen, die bereits in der EU ansässig<br />
sind, unterliegen zahlreichen Vorschriften, und<br />
die Kosten für deren Einhaltung sind in der<br />
Regel hoch, da die Vorschriften komplex und<br />
oft nicht vollständig auf EU-Ebene harmonisiert<br />
sind. Daher ist es für in der EU ansässige<br />
Akteure schwierig geworden, mit den neuen<br />
Akteuren von außerhalb der EU auf gleicher<br />
Augenhöhe zu konkurrieren. „Die Geschäftspraktiken<br />
dieser neuen Marktteilnehmer werfen<br />
viele Fragen hinsichtlich der Einhaltung der<br />
EU-Rechtsvorschriften auf, insbesondere in den<br />
Bereichen Verbraucherschutz, Produktsicherheit,<br />
Produktfälschung, Datenschutz, Schutz der<br />
Privatsphäre, Umwelt und Steuern. Die Nichteinhaltung<br />
dieser Vorschriften kann nicht nur zu<br />
unlauterem Wettbewerb führen, sondern auch<br />
dazu, dass potenziell gefährliche Produkte auf<br />
den EU-Markt gelangen“, kritisiert Rainer Will,<br />
Geschäftsführer des freien, überparteilichen<br />
Handelsverbandes.<br />
Wenn Unternehmen, die in der EU ansässig sind,<br />
Regeln verletzen, hat dies Konsequenzen und<br />
die Behörden können Zwangsmaßnahmen gegen<br />
sie ergreifen. Die EU hat bereits Vorschriften<br />
eingeführt, die für mehr Gerechtigkeit sorgen<br />
sollen. „Das Problem liegt in der unzureichenden<br />
Durchsetzung dieser EU-Regeln gegenüber<br />
Akteuren, die außerhalb der EU ansässig sind“,<br />
präzisiert Handelssprecher Rainer Will. Die<br />
nationalen Behörden sind oft unterfinanziert,<br />
unterbesetzt und unkoordiniert. Dies verschafft<br />
Akteuren mit Sitz außerhalb der EU, die sich<br />
nicht an die Regeln halten, einen unfairen<br />
Wettbewerbsvorteil. „Monat für Monat fließen<br />
Milliarden Euros an Kaufkraft aus der EU ab –<br />
mit entsprechenden Folgen für unsere<br />
Volkswirtschaften. Zuerst verlieren wir die<br />
Wettbewerbsfähigkeit, danach den Wohlstand.<br />
Daher machen wir gemeinsam mit 16 anderen<br />
Verbänden klar, dass entschlossen gegengesteuert<br />
werden muss.“
Drei Kernforderungen<br />
Angesichts des sehr schnellen Wachstums<br />
einiger dieser neuen Akteure fordern die Mitunterzeichner<br />
des offenen Briefes die Entscheidungsträger<br />
auf EU- und nationaler Ebene auf,<br />
so schnell wie möglich zu handeln, um<br />
• alle notwendigen Mittel bereitzustellen, um<br />
die Aktivitäten von Akteuren mit Sitz außer<br />
halb der EU ebenso gründlich zu prüfen wie<br />
die von Unternehmen, die bereits in der EU<br />
ansässig sind.<br />
• diese Akteure im Falle von Problemen mit der<br />
gleichen Entschlossenheit zu sanktionieren<br />
wie bei Verstößen von Akteuren mit Sitz in<br />
der EU.<br />
• eine engere Zusammenarbeit und<br />
Koordnierung zwischen den EU-Mitgliedstaaten<br />
und deren Behörden zu fördern<br />
und zu erleichtern.<br />
„Wir sind der Ansicht, dass die EU-Gesetzgebung<br />
bereits alle notwendigen Instrumente<br />
bereitstellt, um ein hohes Verbraucherschutzniveau<br />
in Europa zu gewährleisten, und dass<br />
keine zusätzlichen Verpflichtungen für Händler<br />
eingeführt werden sollten, solange die bestehenden<br />
Vorschriften nicht in der gesamten EU<br />
und gegenüber Akteuren mit Sitz außerhalb<br />
der EU wirksam und effizient durchgesetzt<br />
werden“, erklärt Luca Cassetti, Generalsekretär<br />
von Ecommerce Europe „Wenn jedoch neue<br />
Gesetze in Betracht gezogen werden, sollten<br />
deren Auswirkungen auf gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
und die Voraussetzungen für eine<br />
erfolgreiche Durchsetzung gründlich geprüft<br />
werden, bevor neue Gesetzgebungsvorschläge<br />
vorgelegt werden.“<br />
Offene Brief<br />
Neben dem Handelsverband für Österreich<br />
haben den offenen Brief auch Partnerverbände<br />
aus Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland,<br />
Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, den<br />
Niederlanden, Norwegen, Polen, Rumänien,<br />
Schweden, der Schweiz und Tschechien sowie<br />
der europäische Dachverband Ecommerce Europe<br />
unterzeichnet. Link https://bit.ly/3RGukAk<br />
Auf nationaler Ebene hat der Handelsverband<br />
bereits im April einen Acht-Punkte-Aktionsplan<br />
für Fairness im digitalen Handel vorgelegt. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S10<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Omni-Channel: es führt<br />
kein Weg dran vorbei<br />
Der Mode-Handel ist im Umbruch: war früher<br />
Amazon die Bedrohung, sind es nun Shein,<br />
Temu & Co. Kann der stationäre Handel da<br />
überhaupt noch bestehen? Mit welchen<br />
Strategien kann man zukünftig Erfolg haben,<br />
und wohin geht die Reise? Logistik express im<br />
Gespräch mit Norbert Scheele, Head of<br />
European Expansion, C&A und Vizepräsident<br />
des Österreichischen Handelsverbands.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
Durch die Covid-Pandemie hat sich<br />
vieles geändert. Früher war das<br />
Rezept einfach: möglichst große Filialen<br />
in jedem Einkaufszentrum, dazu<br />
vielleicht ein Flagship-Store an prominenter<br />
Adresse in der Wiener Innenstadt. Dann kam der<br />
Lockdown und wenig später der Ukraine-Krieg,<br />
mit drastischen Folgen für die Energiepreise<br />
und damit die überhöhte Inflation. Alles in allem<br />
schlechte Karten für eine so schnelllebige Branche<br />
wie Fashion und Textil. Denn auch wenn die<br />
Läger voll sind – wer kauft schon eine Skijacke<br />
im Mai? Angesichts gestiegener Mieten ist die<br />
Standortfrage ein immer wichtigeres Kriterium.<br />
Scheele: „Man muss sich als Unternehmen die<br />
Frage stellen: sind wir überall richtig vertreten?<br />
Gerade bei Einkaufszentren hat sich einiges getan.<br />
Es gibt immer weniger Geschäfte, die noch<br />
größer als 4.000 m2 sind. Auf dem Land haben<br />
Filialen in Einkaufszentren und Fachmarktzentren<br />
aber durchaus noch ihre Berechtigung.“<br />
Zwischen 2019 und 2023 sind die Kosten bei<br />
Personal und Mieten um mehr als 20 Prozent<br />
gestiegen, gleichzeitig galt es, einen Umsatzrückgang,<br />
etwa durch Lieferunterbrechungen<br />
und damit geringere Warenverfügbarkeit, zu<br />
verkraften. In diesem Zeitraum hat laut Studie<br />
des Handelsverbands der gesamte stationäre<br />
Handel 6,2 Prozent an Haushaltsausgaben<br />
eingebüßt, wohingegen der Onlinehandel um<br />
beinahe +23 Prozent zulegen konnte. „Die große<br />
Herausforderung war und ist, die Kostenstruktur<br />
entsprechend anzupassen. Ein großes Problem,<br />
das mit politischem Willen aber einfach zu<br />
lösen wäre, ist beispielsweise die Mietvertragsgebühr,<br />
die Neueröffnungen erschwert“, meint<br />
Scheele.<br />
NORBERT SCHEE<strong>LE</strong><br />
Ein weiteres Problemfeld: die Suche nach<br />
geeignetem Personal. „Es ist heute noch viel<br />
schwieriger als vor der Pandemie, Mitarbeiter<br />
für Vollzeitstellen zu finden. Viele wären bereit,<br />
mehr Stunden zu arbeiten, wenn es sich
auszahlen würde“, seufzt Scheele. So würde<br />
man beispielsweise in Ungarn bei 30 Prozent<br />
mehr Arbeitszeit auch 30 Prozent mehr Gehalt<br />
bekommen. In Österreich hingegen fressen<br />
die Lohnnebenkosten einen Teil davon wieder<br />
auf, und den Leuten sei ihre Freizeit mehr wert<br />
geworden.<br />
Scheele: „Nach Frankreich hat Österreich die<br />
größte Regulierungswut. Der Handelsverband<br />
hat ein Maßnahmenpaket vorgestellt, wie man<br />
der Wirtschaft helfen und Bürokratie abbauen<br />
kann, indem man beispielsweise bestehende<br />
Rahmenrechtsprobleme löst – es fehlt allerdings<br />
an der Umsetzung.“ Bei C&A versucht<br />
man, durch flexible Arbeitszeitmodelle als<br />
Arbeitgeber attraktiv zu sein, so dürfen Verwaltungsmitarbeiter<br />
im Homeoffice arbeiten<br />
und bei Teilzeitkräften werden die Stunden auf<br />
möglichst wenige Tage aufgeteilt, damit die<br />
Mitarbeiter nicht nur für wenige Stunden<br />
kommen müssen.<br />
Fertigung: Asien vs. Europa<br />
Der überwiegende Teil der Kleidung, Textilien<br />
kommt aus Ländern wie China, Bangladesch<br />
und Taiwan und von dort via Schiffscontainer<br />
nach Europa. „Diese langen Transportwege bedeuten<br />
natürlich gewisse Unsicherheiten. Wie<br />
fährt der Container? Ist meine Ware wirklich<br />
auf dem Schiff? Das Modegeschäft ist saisonal<br />
geprägt, beispielsweise zu Ostern wird viel<br />
Kindermode gekauft und auch Weihnachten ist<br />
besonders umsatzstark. Kommt die Ware nun zu<br />
früh, fallen Lagerkosten an. Kommt sie jedoch<br />
zu spät, ist die Saison vorbei und das Geschäft<br />
verloren. Deshalb sind zuverlässige Partnerschaften<br />
so wichtig“, erläutert Scheele. Die<br />
Alternative wäre die Produktion in Europa –<br />
und geht es nach Scheele, wird das in Zukunft<br />
auch vermehrt zur Realität werden: „Schon<br />
heute werden für C&A in Mönchengladbach<br />
900.000 Jeans unter Einhaltung sämtlicher<br />
Umweltauflagen gefertigt, und die kosten nicht<br />
mehr als die anderen. Meiner Meinung nach<br />
wird die Textilindustrie wieder nach Europa<br />
zurückkehren, das Transportrisiko ist einfach<br />
viel geringer.“<br />
Temu, Shein & Co als rotes Tuch<br />
Vor exakt 30 Jahren wurde Amazon gegründet,<br />
vor 25 Jahren startete die österreichische<br />
Website. Der Siegeszug war rasant und Amazon<br />
wurde schnell als Bedrohung des heimischen<br />
Handels betrachtet.<br />
Heute ist Amazon der führende Online-Händler<br />
in Österreich, gefolgt von Zalando, Otto-<br />
Group und Shop-Apotheke. Doch während<br />
Amazon inzwischen nach einigen rechtlichen<br />
Streitereien Steuern zahlt und die Verantwortung<br />
für die auf der Plattform verkauften<br />
Waren übernommen hat, überfluten nun die<br />
Onlineplattformen Temu und Shein den<br />
europäischen Markt. „Temu kommt mit 15 bis<br />
20 Flugzeugen voller Waren täglich. Die Waren<br />
haben keine CE-Zertifikate und das Unternehmen<br />
umgeht den Zoll, indem Pakete falsch<br />
ANGELIKA GABOR
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S12<br />
OMNI-CHANNEL: ES FÜHRT KEIN<br />
WEG DRAN VORBEI<br />
deklariert werden. Bei der Produktion werden<br />
keinerlei europäische Standards eingehalten<br />
– weder was die Punkte wie Kinderarbeit und<br />
Umweltschutz, noch den Einsatz von Chemikalien<br />
anbelangt. Von den Abgaben für die<br />
Verpackungsentsorgung ganz zu schweigen.<br />
Diese Praxis kann und wird den europäischen<br />
Markt nachhaltig schaden, wenn die EU hier<br />
nicht rasch handelt“, ist Scheele überzeugt. Persönlich<br />
hat er nichts gegen neue Wettbewerber,<br />
aber „der Wettbewerb muss fair sein – und das<br />
ist er aktuell nicht.“<br />
Auch die „Gamification“, die Shein und Temu<br />
nutzen, sieht er als Problem: „Der Kunde wird<br />
durch spielerische Angebote und damit einhergehende<br />
extreme Rabatte dazu gebracht,<br />
immer mehr Zeit in der App zu verbringen und<br />
immer neue Waren auszuprobieren. Je aktiver<br />
man ist, desto mehr Bonusse erhält man“,<br />
erläutert Scheele. Das kann beispielsweise ein<br />
Glücksrad sein (bei dem man zufällig immer den<br />
höchsten Rabatt erdreht), oder Angebote, die<br />
(scheinbar) in wenigen Minuten ablaufen, um<br />
den Kaufanreiz zu erhöhen. Und das mit Erfolg:<br />
Temu, kapitalstarke Tochter der chinesischen<br />
Pinduduo Holding, hat 2023 weltweit mehr als<br />
30 Milliarden Dollar umgesetzt und ist in weniger<br />
als einem Jahr Platz vier der Online-Marktplätze<br />
in Deutschland vorgerückt.<br />
Das Konzept dahinter ist clever: die Produkte<br />
kommen direkt aus der Fabrik, der Zwischenhändler<br />
wird umgangen. Die EU möchte bis<br />
2027 eine entsprechende Regelung finden –<br />
bis dahin könnte es für viele Händler aber<br />
schon zu spät sein.<br />
Ist der stationäre Handel nun verloren?<br />
„Nein“, ist Scheele überzeugt, „der stationäre<br />
Handel wird immer seine Berechtigung haben,<br />
aber als Unternehmen muss man heute mehr<br />
bieten.“ Das Zauberwort lautet „Omni-Channel“,<br />
man muss die Kunden auf allen Kanälen erreichen<br />
– stationär, online, mit Mobile-Apps<br />
und auch mit Mischformen wie Click & Collect.<br />
Je besser das Online-Angebot, desto erfolgreicher<br />
ist auch das Unternehmen. Dazu zählt<br />
etwa eine Warenverfügbarkeitsanzeige, damit<br />
man sieht, in welchen Filialen etwas vorrätig ist.<br />
Ganz wichtig ist auch ein breites Angebot an<br />
Bezahlmöglichkeiten, damit es für die Kunden<br />
möglichst bequem ist. Aber klar sei auch, dass<br />
die Rentabilität der einzelnen Standorte auf<br />
dem Prüfstand stehen wird. Als Folge kann es<br />
durchaus sein, dass Filialen schließen müssen,<br />
oder übersiedeln.<br />
Das Problem mit dem Lieferkettengesetz<br />
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – kurz<br />
Lieferkettengesetz – ist an und für sich eine<br />
gute Idee, es hat nur einen entscheidenden<br />
Haken: es gilt nur für Unternehmen in der EU.<br />
Asiatische Unternehmer bekommen vermutlich<br />
einen Lach-Flash wenn sie sehen, mit welch<br />
zusätzlichem bürokratischem Aufwand sich<br />
die Unternehmen nun herumschlagen müssen.<br />
Bislang nur die großen, aber schrittweise wird<br />
es irgendwann jedes Unternehmen treffen.<br />
„Es ist äußerst schwierig, sämtliche Teile der<br />
Kette bis hinunter zum Baumwollpflücker zu<br />
prüfen“, gibt Scheele zu bedenken, „insbesondere<br />
für kleinere Betriebe ist das aus praktischen<br />
und finanziellen Gründen extrem mühselig.“<br />
Auch sei es schwierig, den Lieferanten all<br />
die nötigen Schritte und Formulare zu erklären,<br />
denn „für den amerikanischen Kunden muss er<br />
das alles nicht ausfüllen“. Seiner Meinung nach<br />
wäre es besser, wenn jeder nur jeweils ein bis<br />
zwei Schritte zurück in seiner Lieferkette prüfen<br />
müsste, um zu sehen, ob Standards eingehalten<br />
würden.<br />
Wie sagte schon der berühmte Dramatiker<br />
Johann Nestroy? „Zu Tode gefürchtet ist auch<br />
gestorben.“ Natürlich wird es in Zukunft einige<br />
Konkurse bei Modeunternehmen geben, aber<br />
das ist nichts Neues, die gab es auch vor der<br />
Pandemie und bevor der E-Commerce Einzug<br />
hielt. Wer seine Kostenstruktur im Griff hat,<br />
sich gut um seine Mitarbeiter kümmert (damit<br />
sie bleiben) und seinen Kunden verschiedene<br />
Bezugskanäle und möglichst viel Service (zB<br />
einfache Retouren) bietet, der hat durchaus gute<br />
Chancen, auch in den nächsten Jahrzehnten<br />
noch erfolgreich Geschäfte zu machen. (RED)
#austrianretailsummit<br />
Austrian Summit<br />
for Retail &<br />
Branded Goods<br />
ZUM WARENKORB<br />
tagdeshandels.at<br />
TAG DES<br />
<strong>HANDEL</strong>S<br />
GMUNDEN, (OÖ)<br />
10. & 11. OKTOBER<br />
<strong>2024</strong>
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S14<br />
Auch Online-Handel schrumpft<br />
Im Jahr 2023 hat sich der Rückgang im Bereich<br />
„eCommerce“ deutlich beschleunigt und ist um<br />
-7,5 % im Vergleich zu 2022 zurückgegangen.<br />
Vorkrisenniveau bei Pleiten<br />
führt zu Schließungen<br />
944 Handelsunternehmen schlitterten 2023<br />
in die Insolvenz (+14 %). Die Zahl der Pleiten<br />
insgesamt für Q1/<strong>2024</strong> stieg im Vergleich zum<br />
Vorjahresquartal um +27 % auf 1.688 an.<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Handelsflächen:<br />
Lage weiterhin<br />
herausfordernd<br />
Situation im Handel nach wie vor sehr<br />
herausfordernd. Umsätze schrumpfen<br />
stationär und online. Das Stimmungsbild<br />
im Handel bleibt pessimistisch. REDAKTION<br />
Die schwache Konjunktur hat<br />
sich auch auf die privaten Konsumausgaben<br />
in Österreich ausgewirkt,<br />
die im Vergleich zum<br />
Vorjahr um -1,1 % zurückgegangen sind.<br />
Die Reduktion der gesamten Konsumausgaben<br />
hat sich auch auf die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze<br />
negativ ausgewirkt.<br />
„Die anhaltende Teuerung, sinkende Konsumausgaben,<br />
steigende Betriebskosten (Energie<br />
etc.) stellen den stationären Handel nach wie<br />
vor auf eine harte Probe“, stellt Mag. Stefan<br />
Krejci von RE/MAX Commercial Austria fest.<br />
Expansive Diskonter<br />
Diskont-Konzepte wie KIK, TEDI, Action, Thomas<br />
Philipps und die deutsche Warenhauskette<br />
Woolworth suchen nach wie vor neuen Filialstandorten.<br />
Im Bekleidungsbereich konnten<br />
Unternehmen wie TK Maxx oder Only im<br />
abgelaufenen Jahr ihre Filialanzahl<br />
weiter steigern. Die Firma Deichmann,<br />
hat angekündigt, sein<br />
Konzept MyShoes aufzugeben<br />
und dadurch 29 Filialen zu<br />
schließen.<br />
Weiterhin expansiv unterwegs<br />
sind Shops mit Luxuslabels.<br />
Hermès, Dior oder Longines<br />
haben neue Standorte an Topadressen<br />
in Wien eröffnet oder nach<br />
Umbauten wiedereröffnet. Gleichzeitig ist<br />
auch eine Flächennachfrage in innerstädtische<br />
Toplagen und Einkaufszentren bei E-Auto-<br />
Anbietern (BYD) zu erkennen.<br />
Herausforderung: Handel nach wie vor<br />
eher pessimistisch eingestellt<br />
Nach einer Umfrage von Standort + Markt im<br />
Frühjahr <strong>2024</strong> gehen nur rund 15 % der befragten<br />
Unternehmer davon aus, das Jahr <strong>2024</strong> mit<br />
Gewinn abzuschließen, aber 42% mit Verlust.<br />
Kürzere Öffnungszeiten<br />
gegen Betriebskosten<br />
Die hohen Energiepreise treffen Händler je<br />
nach Branche ebenfalls an unterschiedlichen<br />
Fronten, unter anderem im Bereich des eigenen<br />
Transports. Aber auch Einkaufszentren spüren<br />
den Druck steigender Betriebskosten, weshalb<br />
erste Standorte bereits eine Reduktion der<br />
Öffnungszeiten umgesetzt haben.
Konsumausgaben gefallen –<br />
Erholung könnte <strong>2024</strong> hilfreich sein<br />
Der private Konsum ist im Jahr 2023 leicht<br />
gesunken. Aufgrund der neuerlich hoch<br />
ausgefallenen Lohnabschlüsse rechnen die<br />
Wirtschaftsforscher <strong>2024</strong> und 2025 jedoch mit<br />
einer höheren Konsumnachfrage. Diese werden<br />
sich positiv auf die Einzelhandelsumsätze, aber<br />
negativ auf die Kostenstruktur auswirken.<br />
Auch in Toplagen neue Konzepte möglich<br />
Neueinstiege kommen aus der reinen „Marken-Welt“<br />
zwecks klassischen Branding oder<br />
aus Trendbereichen wie der E-Mobilität. Auch<br />
im Bereich der Gastro- und Freizeitindustrie ist<br />
steigendes Interesse zu verzeichnen, vor allem<br />
aus der Systemgastronomie (KFC, McDonalds,<br />
LeBurger). Allein im Mode- und Schuhhandel<br />
sind im letzten Jahrzehnt rund -18 % der<br />
Verkaufsfläche verschwunden. Das nützen viele<br />
Händler, die Verträge entsprechend nachzuverhandeln.<br />
„Deckelungen von Betriebskosten oder<br />
Einschleifregelungen sind bereits gang und<br />
gäbe“, so Krejci.<br />
Handelsflächenreduktion geht weiter<br />
Der Standort + Markt City-Retail Studie <strong>2024</strong><br />
zufolge sind rund 9.000 m2 erkaufsfläche<br />
verschwunden. Dennoch hat sich die Leerstandsrate<br />
in den heimischen Städten nur<br />
unwesentlich auf 6,7 % reduziert, weil in den<br />
letzten Jahren Verkaufsflächen in Summe<br />
zurückgegangen sind und anderwertig genutzt<br />
werden. „Gastronomie, Sport- und Wellnessangebote<br />
wie Fitnessstudios, sowie öffentliche<br />
Einrichtungen und Dienstleistungen können<br />
eine wichtige Rolle bei möglichen Umnutzungen<br />
spielen“, meint Raimund Baumgarten, MBA,<br />
RE/MAX Commercial, Experte für Hotel und<br />
Gastronomie.<br />
Branchenmix entscheidet<br />
Sowohl bei Mietern als auch Investoren weiterhin<br />
hoch im Kurs stehen Fachmarktagglomerationen,<br />
die ein großes Angebot an krisenfesten<br />
Gütern des täglichen Bedarfs (Lebensmittelhandel,<br />
Drogerien, Apotheken, Tierbedarf etc.) aufweisen.<br />
2023 kaum Veränderungen zum Vorjahr<br />
– Prognosen für <strong>2024</strong> gehen aber von teilweise<br />
rückläufigen Spitzenmieten aus.<br />
(RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S16<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Wer sich wissentlich<br />
betrügen lässt, ist selbst<br />
schuld<br />
Paketflut aus Süd-Ost Asien führt angeblich<br />
zu Abgabenhinterziehung und Zollbetrug.<br />
Auch sollen die importierten Waren nicht den<br />
europäischen Produktrichtlinien entsprechen,<br />
oder auch Markenrechte verletzten.<br />
WALTER TREZEK<br />
Wie gedenkt die Finanzaufsicht<br />
dem Treiben entgegen zu wirken<br />
und damit wieder Wettbewerbsneutralität<br />
herzustellen?<br />
Was kann der österr. Zoll tun?<br />
Die österreichische Aufsichtbehörde steht vor<br />
der Herausforderung, dass der überwiegende<br />
Teil der Importsendungen gar nicht in Österreich<br />
verzollt wird. Importiert wird die Masse der<br />
Sendungen als Warensendungen mit geringem<br />
Wert über andere EU-Staaten, wie etwa Be-Ne-<br />
Lux oder Ungarn.<br />
Die Warensendungen werden bereits verzollt<br />
(von der Einfuhrumsatzsteuer befreit, nach<br />
dem IOSS System, als weil Warensendungen<br />
unter einem Warenwert von 150 EUR), und zu<br />
individuell vereinbarten Tarifen an die österreichischen<br />
Paketdienste übergeben. Derzeit vor<br />
allem Österreichische Post und DPD, zunehmend<br />
auch AMAZON.<br />
Es gibt, wohl auch teilweise zu Recht, daran<br />
Kritik, da der Zoll in Be-Ne-Lux mit der gesamteuropäischen<br />
Einfuhrverzollung überfordert<br />
zu sein scheint. Die Herausforderungen (Abgabenhinterziehung<br />
wegen missbräuchlicher<br />
IOSS MwSt. ID Nummer Nutzung, fehlerhafter<br />
Deklarationen, Produktfälschungen, mangelnder<br />
Zertifikate, etc.) können bei dem extrem<br />
hohen Warensendungsaufkommen täglich aus<br />
Süd-Ost Asien, wenn überhaupt nur mangelhaft<br />
gelöst werden. Das liegt wohl an mangelnden<br />
Ressourcen, insbesondere aber an den digitalen<br />
Rahmenbedingungen. Der Datenzugriff auf die<br />
vorab, den Fiskalbehörden im EU-Mitgliedsstaat<br />
in dem der Abgabenpflichtige registriert ist,<br />
elektronisch zu übersenden Einfuhrdokumente<br />
funktioniert nicht. Trotz Abmahnungen und<br />
Aufforderungen zwischen den Fiskalbehörden,
die notwendigen Daten für eine rechtskonforme<br />
Zollprüfung und Risikomanagement zugänglich<br />
zu machen scheint es am politischen Willen zu<br />
mangeln.<br />
Abgabenhinterziehung, Produktfälschung<br />
und Sicherheitsprobleme auf Grundlage der<br />
bestehenden Möglichkeiten entschlossen<br />
anzugehen“.<br />
Hat der österr. Zoll wirklich nichts mit<br />
Sendungen aus Drittstaaten zu tun?<br />
Der Großteil der Warensendungen aus Fernost<br />
geht derzeit am österreichischen Zoll vorbei. Sie<br />
werden von der zuständigen Aufsichtsbehörde<br />
in Österreich nicht beachtet. Es wird auf Brüssel<br />
und die großen Import-Länder (Be-Ne-Lux)<br />
gezeigt. Behauptet wird: „Österreich hätte keine<br />
Möglichkeit hier aktiv zu werden“.<br />
Fiskalpolizeiliche Maßnahmen<br />
werden nicht genutzt<br />
Es gibt Behörden (Zollamt etc.), die in Österreich<br />
jederzeit mobile Kontrollen durchführen<br />
könnten, mit dem Fokus Betrugsbekämpfung.<br />
[1] Auch sind die Zugangsorte der potentiell<br />
überprüfungswürdigen Warensendungen nach<br />
Österreich bekannt -> (Übergabe- und Verteilzentren<br />
der großen Logistiker). Damit könnten<br />
alle Importpaketsendungen nach Österreich,<br />
unabhängig von einer Verzollung in Österreich,<br />
ohne wesentlich erhöhten Aufwand überprüft<br />
werden.<br />
Naturgemäß benötigt der Zoll hier ergänzende<br />
Ressourcen und vor allem technische / digitale<br />
Lösungen (mit nur mehr Zöllnern, die manuell<br />
kontrollieren, ist das definitiv nicht zu lösen).<br />
Was hier für Österreich beschrieben wurde gilt<br />
auch in ähnlicher Form für Deutschland. Hier<br />
sieht das Bild aktuell vergleichbar aus.<br />
Die logistic-natives mit Ihrem internationalen<br />
Netzwerk stellen ihre tiefe Expertise zur<br />
Verfügung und arbeiten partnerschaftlich an<br />
praxistauglichen Lösungsvorschlägen.<br />
Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich<br />
gerne im logistic-natives e.V. engagieren.<br />
E-Mail: Florian.Seikel@logistic-natives.com<br />
WALTER TREZEK<br />
Mangelnden Ressourcen?<br />
Technische Lösungen und Automaten gibt es<br />
Natürlich müssten diese Überprüfungen automatisiert/digital<br />
unterstützt werden. Manuelle<br />
Stichproben (sind zwar besser als keine Kontrollen,<br />
aber höchst ineffizient) wären aufgrund<br />
der Masse ineffizient und nicht zielführend.<br />
In der EU gibt es digitale und technische Lösungen<br />
die das ermöglichen. Das Argument des<br />
Zolls: „Keine Ressourcen, keine Daten, keinen<br />
Zugang“, ist wohl eine Schutzbehauptung.<br />
Aktive Fiskalpolizeiliche Aufsicht:<br />
Schutz des Handels vor<br />
wettbewerbswidrigen Praktiken<br />
Der Zoll möge laufende, flächendeckende<br />
Schwerpunktkontrollen an den Eingangspunkten<br />
für chinesische Warensendungen<br />
nach Österreich, die nicht in Österreich verzollt<br />
werden, durchzuführen. Allein „mit dem Finger<br />
ins EU-Ausland zu zeigen“, ist zu wenig. Besser<br />
ist es die bestehenden Werkzeuge des Zoll zu<br />
nutzen und „aktiv zu werden und die Themen
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S18<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Haus-Paket-Fach-<br />
Anlagen (HPFA) – Paketfachinfrastruktur<br />
wird<br />
Teil der notwendigen<br />
Zustellinfrastruktur<br />
Unbeaufsichtigte Zustellung in Paketfachanlagen:<br />
Wandel in der Rechts- &<br />
Regulierungslandschaft hin zu offenem<br />
Zugang für registrierte Zusteller zum Nutzen<br />
der Endempfänger. FLORIAN SEIKEL<br />
Das Fach in der unbeaufsichtigten Zustellinfrastruktur<br />
wird dem identifizierten Empfänger<br />
(Identifikation des Empfängers erforderlich) pro<br />
Zeit/pro Platz vermietet. Das Zahlungskonto ist<br />
mit dem elektronischen Endgerät des<br />
Empfängers verknüpft.<br />
2. Hardware ist genormt: Hardware kann überall<br />
und von Dritten hergestellt werden. Entspricht<br />
den vorgegebenen Spezifikationen, die vom<br />
Gesamtsystemvermittler (der das datenzentrierte<br />
Netzwerk betreibt) festgelegt wird. Harmonisierte<br />
Standards für den technischen und<br />
digitalen Zugang sind entscheidend und<br />
werden in Europa und weltweit überarbeitet.<br />
3. Offener Netzwerkansatz: Das Netzwerk der<br />
unbeaufsichtigten Zustellinfrastruktur steht<br />
allen Zustelldiensten auf gleichberechtigter/<br />
neutraler Basis offen. Dies umfasst auch den<br />
Zugang für den lokalen Einzelhandel oder weiteren<br />
identifizierten Dritten, die Warensendungen<br />
an registrierte Endempfänger senden.<br />
Die weltweit größten Anbieter unbeaufsichtigter<br />
Zustelllösungen<br />
bündeln ihre Kräfte.<br />
Als Mitglieder im<br />
beratenden Gremium der<br />
Weltpostverein (UPU<br />
Consultative Committee)<br />
arbeiten auch<br />
die logistic-natives<br />
an der weltweiten<br />
Neuausrichtung<br />
des Marktes nach<br />
den Bedürfnissen der<br />
Empfänger von Warensendungen.<br />
Nachhaltige<br />
und solide Grundlagen für die<br />
bevorstehende Neuausrichtung orientieren sich<br />
an 5 Prinzipien:<br />
1. Empfängergesteuert: Das digitale Verwaltungssystem<br />
einer allen Zustelldiensten<br />
offenstehenden Fachinfrastruktur steht im<br />
Zentrum der Entwicklung. Entscheidend ist die<br />
elektronische Kommunikationsschnittsteller<br />
zu Empfängern und privaten Absendern<br />
von Warensendungen (inkl. Retouren). Der<br />
Empfänger ist über sein persönliches digitales<br />
Endgerät (PDA, Smartphone) verbunden.<br />
4. Europäischer Normungsausschuss: Ziel von<br />
CEN/TC331 WG5 ist die Festlegung vollständig<br />
harmonisierter, offen zugänglicher technischer<br />
und Datenaustauschstandards. Bestehende<br />
technische Spezifikationen werden<br />
im CEN überarbeitet. Internationale<br />
Weltpost-Standards müssen an die<br />
CEN-Standards angepasst werden.<br />
Der datenzentrierte Ansatz ist am<br />
globale Postmodell vom Weltpostverein<br />
(UPU) und dem Zolldatenmodell<br />
der Weltzollorganisation<br />
(WCO) und der EU angepasst.<br />
5. Vorab auf Artikelebene ausgetauschte<br />
Daten: Vollständige digitale<br />
Transparenz pro Sendung (eingehend/ausgehend)<br />
ist ein MUSS. Daten zu den Waren/Handelsgütern<br />
in Sendungen, die für die unbeaufsichtigte<br />
Zustellung bestimmt sind, müssen<br />
vollständig vorab vorliegen und mit den<br />
Wirtschaftsbeteiligten und auch zuständigen<br />
Behörden ausgetauscht werden, oder auch zu<br />
Prüf- und Auditzwecken archiviert werden.<br />
Wer Interesse hat, aktiv an der Gestaltung<br />
mitzuwirken, ist herzlich eingeladen, dem<br />
Netzwerk des logistic-natives e.V. beizutreten<br />
(Florian.Seikel@logistic.natvives.com).
Wählen Sie Ihre Zeitschrift und platzieren Sie<br />
zielgenau - crossmedial und prominent Ihre<br />
Werbebotschaft | www.logistik-express.com<br />
<strong>LE</strong>-1-<strong>2024</strong><br />
<strong>LE</strong>-2-<strong>2024</strong>
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S20<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Retouren im<br />
Einzelhandel:<br />
Reaktion auf die<br />
steigenden Kosten<br />
Die Lieferkette im Einzelhandel wird durch<br />
die Zunahme des Online-Shoppings immer<br />
stärker belastet. Die weltweiten Umsätze<br />
sollen bis 2026 auf 7,6 Billionen US-Dollar<br />
ansteigen. JENNA SLAG<strong>LE</strong><br />
Im Vergleich lag der globale Umsatz 2022<br />
bei 5,4 Billionen USD. Dadurch, dass Online-<br />
Bestellungen so zunehmen, gerät die<br />
Infrastruktur der Lieferkette immer weiter<br />
unter Druck. Auch die Transportarten werden<br />
immer individueller und komplexer: vom<br />
kleinen Päckchen bis hin zu großen Sperrgutlieferungen.<br />
Als gäbe es bei der sich ständig<br />
verändernden Welt der globalen Supply Chain<br />
nicht schon genug Herausforderungen, gibt es<br />
vor allem ein immer größer werdendes Problem:<br />
die Retouren. Durch zunehmende Online-<br />
Bestellungen nehmen auch die Waren zu, die<br />
zurückgesendet werden.<br />
Laut Bitkom geht jede zehnte Online-Bestellung<br />
wieder zurück. Einzelhändler gehen deshalb<br />
vermehrt zu anspruchsvolleren und kosteneffizienteren<br />
Ansätzen über. Fokussiert wird<br />
vor allem der Liefernachweis, während sich der<br />
Trend weg von automatisch generierten Rücksendeetiketten<br />
hin zur genauen Prüfung der<br />
Retourenanfrage bewegt.<br />
Bislang ist die Verfolgung von Rücksendungen<br />
über die gesamte Lieferkette mit Verzögerungen<br />
und Bestandverlusten verbunden. Das führt zu<br />
erheblichen Umsatzeinbußen. Der prozentuale<br />
Anteil an den Transportkosten im Verhältnis<br />
zu dem Wert der retournierten Produkte ist oft<br />
höher als in vielen anderen Branchen.<br />
Es wird für Einzelhändler daher immer attraktiver<br />
auf kostenpflichtige Retouren oder<br />
Abomodelle umzusteigen. Die Kosten auf<br />
die Kunden abzuwälzen ist jedoch nicht der<br />
smarteste Ansatz – gerade, weil es sich große<br />
Player nach wie vor leisten werden, kostenlose
Retouren anzubieten. Einzelhändler müssen<br />
sich Modelle überlegen, die die komplexen<br />
Kosten decken und gleichzeitig das Vertrauen<br />
der Kunden durch einen zuverlässigen Rückgabeprozess<br />
wahren.<br />
Hochsaisons wie die Sommermonate oder<br />
Weihnachten verstärken die Herausforderungen.<br />
Nachfragemengen schwanken und können<br />
schnell in die Höhe schießen. Um sich auf diese<br />
Peaks und die damit einhergehende Retrourenflut<br />
vorzubereiten, kann die End-to-End Supply<br />
Chain Visibility von Vorteil sein.<br />
Die erlangte Transparenz hilft bei fundierter<br />
Entscheidungsfindung. Entsprechende Technologien,<br />
die diese Transparenz ermöglichen,<br />
gibt es bereits heute. Wenn Unternehmen solche<br />
Technologien einsetzten, wird nicht nur die<br />
Sichtbarkeit von ein- und ausgehenden Sendungen<br />
verbessert, sondern die gesamte Lieferkette<br />
bis hin zur einzelnen Kundenbestellung<br />
sichtbar gemacht. KI bietet zudem Einblicke, die<br />
sonst nicht so schnell verfügbar wären.<br />
Mit KI-gestützten Analysen können Einzelhändler<br />
Rückgabemuster vorhersehen,<br />
die Bestandverwaltung optimieren und den<br />
Prozess der Retouren optimieren und rationalisieren.<br />
Menschliche Fehler werden vermieden,<br />
Bearbeitungszeiten verkürzt und die<br />
betriebliche Flexibilität und Effizienz verbessert.<br />
Damit werden Kosten gespart und die<br />
Kundenzufriedenheit erhöht. Kurzum wird der<br />
gesamte Retourenprozess durch integrierte<br />
Softwarelösungen – ob nun mit oder ohne KI –<br />
effizienter gestaltet, sodass alle Parteien etwas<br />
davon haben. (RED)<br />
From Austria<br />
to überall.<br />
Let’s go global:<br />
mit den Export-Experten von DB Schenker in Österreich.<br />
Kontaktieren Sie uns:<br />
info.at@dbschenker.com | +43 (0) 5 7686-210900<br />
www.dbschenker.com/at<br />
Scan me
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S22<br />
Handel & Distanzhandel<br />
eCommerce Day: Der<br />
wichtigste Online-<br />
Handelskongress des<br />
Landes versammelte<br />
350 Gamechanger in<br />
der Seestadt Aspern<br />
Besucherrekord beim Gipfeltreffen der<br />
heimischen eCommerce-Branche.<br />
Fair Commerce in Europa und Künstliche<br />
Intelligenz im Onlinehandel als zentrale<br />
Themen.<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
Der diesjährige eCommerce Day des<br />
Handelsverbandes fand am 13. Juni<br />
<strong>2024</strong> in der Ariana Wien (Seestadt<br />
Aspern) statt und bot einmal<br />
mehr eine große Plattform für Unternehmen,<br />
Expert:innen und eCommerce-Player, um die<br />
neuesten Trends und Entwicklungen der<br />
Branche zu erkunden. Mit mehr als 350 Gästen<br />
und einer Vielzahl an hochkarätigen Speaker<br />
war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Geboten<br />
wurde ein umfassender Einblick in die Gegenwart<br />
und Zukunft des Onlinehandels.<br />
HV-Präsident Stephan Mayer-Heinisch und<br />
HV-Geschäftsführer Rainer Will eröffneten<br />
die 24. Ausgabe des wichtigsten österreichischen<br />
Onlinehandelskongresses, Puls4-Anchor<br />
Werner Sejka moderierte charmant durch das<br />
Tagesprogramm. Die Themenpalette reichte<br />
heuer von QuickCommerce-Plattformen über<br />
Payment-Innovationen, Conversion-Optimierung<br />
und Cybersecurity bis hin zu Retail KI.<br />
eCommerce wird noch schneller<br />
Eines der vielen Highlights der Veranstaltung<br />
war die Keynote von Stefan Wenzel, Co-CEO von<br />
onQuality, einer auf Online-Marktplätze<br />
spezialisierten Softwaregruppe. Er widmete<br />
seinen Vortrag der Frage, was wir von den<br />
exponentiell wachsenden Fernost-Webshops<br />
lernen können. „Vergesst Perfektion, Schnelligkeit<br />
ist entscheidend“, so das Fazit des<br />
Retail-Experten.
https://youtu.be/wV6nmJD8mWQ<br />
Im Anschluss stellte Harald Gutschi, OTTO<br />
Austria-Geschäftsführer sowie Vizepräsident<br />
des Handelsverbandes und Leiter der Plattform<br />
"eCommerce, Marktplätze & Versandhandel",<br />
gemeinsam mit Wolfgang Ziniel, Senior<br />
Researcher bei der KMU Forschung Austria, die<br />
Kernergebnisse der brandneuen eCommerce<br />
Studie Österreich <strong>2024</strong> vor.<br />
Conversion ist Alles<br />
Stefan Heuberger präsentierte die Marktplatz-<br />
Strategie der Lusini Group – Europas größter<br />
B2B-eCommerce-Plattform für die Gastronomie<br />
und Hotellerie. In seiner Rolle als Head of Marketplace<br />
zeichnete er für die Implementierung<br />
von Mirakl als Marktplatzlösung verantwortlich,<br />
die nach dem Go Live in 2023 nun EU-weit ausgerollt<br />
wird. Wie erfolgreiche Conversion-<br />
Optimierung – also alle Maßnahmen, die versuchen<br />
Webseitenbesucher zu Käufer zu machen<br />
– im Social Media-Zeitalter funktioniert, darüber<br />
sprach Gerald Eder, eCommerce-Leiter von CRIF<br />
Austria, mit Peter Gehringer (PSA), Clarissa<br />
Lehner (ACL advanced commerce labs),<br />
Johannes Luger (SEOschmiede), Rainer Schwarz<br />
(DPD Austria) und Damir Leko, Country General<br />
Manager Austria der NEXI Group. Kund:innen<br />
erwarten ein maßgeschneidertes Einkaufserlebnis,<br />
auch beim Checkout. Die erfolgreichsten<br />
Shops bieten unterschiedlichste Bezahlmöglichkeiten<br />
für jeden Geschmack, im Internet<br />
spielt vor allem der Kauf auf Rechnung nach wie<br />
vor eine überragende Rolle.
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S24<br />
Cybercrime auf dem Vormarsch: fast 66.000<br />
Fälle im Vorjahr<br />
Den Startschuss in einen intensiven Nachmittag<br />
bildete der Pecha Kucha Vortrag von<br />
Susanne Floss, Key Account Managerin beim<br />
Payment-Dienstleister Unzer. Sie referierte über<br />
jene Faktoren, welche die Kaufbereitschaft von<br />
Onlineshoppern beeinflussen. Matthias Kluth,<br />
Teamlead National Sales bei Kaufland Global<br />
Marketplace, präsentierte neue Möglichkeiten,<br />
mit dem Händler mehr Cross-Border-Wachstum<br />
erzielen können.<br />
Apropos Wachstum: Ein solches verzeichneten<br />
in den letzten Jahren auch Cyberbedrohungen.<br />
65.864 Cybercrime-Fälle wurden laut Kriminalstatistik<br />
2023 zur Anzeige gebracht – Rekord!<br />
Das zweite Podium des eCommerce Day stand<br />
daher ganz im Zeichen der Cybersicherheit.<br />
Philipp Amann, Chief Information Security<br />
Officer der Österreichischen Post, diskutierte<br />
mit Nicole Bäck-Knapp, Geschäftsführerin von<br />
Ecker & Partner, Bernhard Schafrath, Leiter des<br />
Büros für Kriminalprävention und Opferhilfe im<br />
Bundeskriminalamt und Andreas Schütz, CEE<br />
Head of Data Protection und Partner im Wiener<br />
IP/IT-Team der internationalen Anwaltskanzlei<br />
Taylor Wessing.<br />
Big Reset im europäischen Handel<br />
Welche dramatischen Auswirkungen das neue<br />
„Direct-eCommerce“-Geschäftsmodell aus<br />
China auf den europäischen Handel hat und<br />
wie das EU-Zollrecht reformiert werden müsste,<br />
darüber sprach Walter Trezek, Gründer und Eigentümer<br />
des Logistikberaters CLS (Commerce<br />
Logistics Specialists). „Nicht die rechtlichen und<br />
regulatorischen Rahmenbedingungen, wie sie<br />
das Mehrwertsteuer-eCommerce-Paket der EU<br />
vorgegeben hat, sind schlecht. Es ist die mangelnde<br />
Umsetzung in einzelnen EU-Mitgliedsstaaten,<br />
die zu Herausforderungen führen“, so<br />
der Logistik-Experte.<br />
Natürlich durfte auch das Thema der Stunde –<br />
generative Künstliche Intelligenz – nicht fehlen.<br />
Als Best Practice Beispiel diente Hartlauer<br />
mit seiner löwenstarken Retail KI powered by<br />
Salesforce. Auf der Bühne standen hierzu Nino<br />
Bergfeld, Director Retail Advisory bei Salesforce,<br />
Data Scientist Michael Kollegger, Head of<br />
Artificial Intelligence bei Evol.X, sowie Johannes<br />
Weinzierl, der bei Hartlauer für den gesamten
Marken- und Kommunikationsauftritt wie für<br />
die Strategieentwicklung, den Mediaeinkauf,<br />
PR und das Eventmanagement verantwortlich<br />
ist. Für das zweite Best Practice Beispiel zum<br />
Thema „Webshop Profit Boost“ teilte sich Gerald<br />
Pachler von Leder und Schuh (HUMANIC bzw.<br />
Shoe4You) die Stage mit Accelate-CEO<br />
Christian Fischer und Karsten Schneidereit,<br />
Leiter Filialoptimierung und Toolentwicklung bei<br />
Accelate. In der traditionellen Startup Session,<br />
die von Markus Kuntke (REWE) humorvoll und<br />
mit gewohnt viel Know-how moderiert wurde,<br />
durften die Vertreter:innen von Salesboat<br />
Performance Marketing, Moqsta, Systempilot<br />
und Supaso pitchen, was das Zeug hält.<br />
Trustmark Awards für IKEA, gans.at, RS Group<br />
Ein Höhepunkt des eCommerce Day <strong>2024</strong> war<br />
die Verleihung der Austrian Trustmark Awards<br />
an die besten österreichischen Webshops.<br />
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />
und Patrick Schabhüttl von Hermes Logistik<br />
– Schirmherr der TMA Awards – verliehen<br />
die Auszeichnungen an gans.at ("Best KMU<br />
Online-Shop"), IKEA ("Best B2C Online-Shop")<br />
und die RS Group ("Best B2B Online-Shop").<br />
Der Handelsverband, Hermes Logistik und die<br />
Jurymitglieder Gerald Mair (Pendl Mair Rechtsanwälte),<br />
Jessica Hettich (Hettich E-Commerce<br />
Consulting) und Simon Eder (Verbraucherschlichtung<br />
Austria) gratulieren den Gewinnern.
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S26<br />
Moderator Werner Sejka (Puls4) mit Andreas Minnich (ÖVP), Philip Kucher (SPÖ), Elisabeth Götze (Die Grünen),<br />
Axel Kassegger (FPÖ), Michael Bernhard (NEOS) und Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />
Polit-Podium mit Visionen für den Handel mit<br />
Vertretern von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grünen & NEOS<br />
Den krönenden Abschluss des Events bildete<br />
das Polit-Podium mit Vertreter:innen aller Parlamentsfraktionen.<br />
Michael Bernhard, Nationalratsabgeordneter<br />
der NEOS, Elisabeth Götze,<br />
Nationalratsabgeordnete und Wirtschaftssprecherin<br />
der Grünen, FPÖ-Wirtschaftssprecher<br />
Axel Kassegger, Philip Kucher, Nationalratsabgeordneter<br />
und Klubobmann der SPÖ, und<br />
Andreas Minnich, Nationalratsabgeordneter der<br />
ÖVP, stellten sich den Fragen des Publikums.<br />
„Der Handel ist mit rund 700.000 Beschäftigten<br />
ein wesentlicher Teil der Volkswirtschaft.<br />
Bürokratieentlastung, die Bereitstellung von<br />
verlässlicher, günstiger Energie sowie bessere<br />
Rahmenbedingungen zur Erhöhung der Produktivität<br />
sind daher entscheidend“, lautete das<br />
Fazit von Axel Kassegger.<br />
„Wir wollen Bürokratie abbauen und die Lohnnebenkosten<br />
um 0,5 Prozent reduzieren.<br />
Darüber hinaus braucht es eine steuerliche<br />
Entlastung für den Mittelstand“, stellte Andreas<br />
Minnich klar. „Die Mission der NEOS heißt<br />
Mission 40 Prozent. Wir wollen die Steuer- und<br />
Abgabenlast um 4 bis 5 Prozent senken und<br />
die Bürokratie abbauen“, sagte auch Michael<br />
Bernhard.<br />
„Der Handel in Österreich ist nicht nur größter<br />
Arbeitgeber, sondern auch zentrale Stütze des<br />
Wohlstandes im Land. Daher müssen wir mehr<br />
Fairness schaffen zwischen den ganz großen<br />
internationalen Playern und den stationären<br />
Händlern vor Ort“, unterstrich Philip Kucher das<br />
Thema Steuerfairness.<br />
„Die Abschaffung der Mietvertragsgebühr wäre<br />
ein ganz wichtiger Schritt für mehr Fairness<br />
zwischen dem stationären und dem Onlinehandel.<br />
Das haben wir Finanzminister Brunner<br />
bereits vorgeschlagen im Abgabenänderungsgesetz“,<br />
betonte Elisabeth Götze.
Einig waren sich alle Politiker:innen auch bei der<br />
Forderung nach einer ehestmöglichen Abschaffung<br />
der 150-Euro-Zollfreigrenze auf EU-Ebene.<br />
Unterschiedliche Ansichten gab es u.a. puncto<br />
Arbeitszeitverkürzung und Lieferkettengesetz.<br />
RAINER WILL<br />
eCommerce Afterparty powered<br />
by Österreichische Post<br />
Der eCommerce Day wurde großzügig unterstützt<br />
von zahlreichen Sponsoren. Besonderer<br />
Dank gilt den beiden Platin-Sponsoren Österreichische<br />
Post und NEXI Group. Die Österreichische<br />
Post war auch Gastgeberin der ersten<br />
Ausgabe der eCommerce Afterparty, bei der<br />
auch zahlreiche heimische KMU-Webshops<br />
vertreten waren.<br />
„Der heimische Handel liegt uns am Herzen,<br />
daher wollen wir österreichische Unternehmen<br />
mit unserer Expertise und unseren Lösungen<br />
dabei unterstützen, aktiv vom eCommerce zu<br />
profitieren. Mit unserer Initiative ermöglichen<br />
wir gemeinsam mit dem Handelsverband eine<br />
Stärkung jener Händler, die begrenzte Personalressourcen<br />
und wenig bis keine Erfahrung<br />
mit eCommerce haben. Auch im Sinne der<br />
Online-Shopper wollen wir das Online-Angebot<br />
an regionalen, nachhaltigen Produkten aus<br />
Österreich forcieren. Vom Webshop gelangen<br />
die Pakete mit einem Klick schnell und sicher an<br />
ihr Ziel“, so Sonja Aboulez, Geschäftsfeldleitung<br />
Paket Österreich, Österreichische Post AG. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S28<br />
Patrick Schabhüttl, Rudolf<br />
Koch, Silvia Gütl, Lisa<br />
Marie Samwald, Daniel<br />
Fürnsinn, Rainer Will<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Austrian Trustmark<br />
Awards <strong>2024</strong>: Ikea,<br />
Gans und RS Group<br />
ausgezeichnet!<br />
Verleihung der begehrten Austrian Trustmark<br />
Awards für die besten Online-Shops<br />
Österreichs in drei Kategorien im Rahmen des<br />
eCommerce Day in Wien. Als Schirmherr<br />
fungierte Hermes Logistik. MANUEL FRIEDL<br />
Als eines der Highlights des wichtigsten<br />
heimischen Onlinehandelsevents<br />
hat der Handelsverband im<br />
Rahmen des gestrigen eCommerce<br />
Day in der Ariana Seestadt in Wien die Austrian<br />
Trustmark Awards <strong>2024</strong> vergeben. Die Trustmark<br />
Awards zeichnen in Österreich tätige<br />
Handelsunternehmen für den Einsatz herausragender,<br />
innovativer eCommerce- und<br />
Omnichannel-Lösungen in drei Kategorien aus.<br />
Sie wurden von Handelsverband Geschäftsführer<br />
Rainer Will gemeinsam mit Patrick<br />
Schabhüttl von Hermes Logistik verliehen.<br />
Hermes Logistik trat zum zweiten Mal als<br />
Schirmherr der Awards auf.<br />
Gewinner Kategorie „B2B“: at.rs-online.com<br />
Den Titel als bester Online-Shop im B2B-Bereich<br />
(Business to Business) holte heuer zum<br />
zweiten Mal in Folge at.rs-online.com. Der<br />
Gewinner überzeugte mit einer übersichtlichen<br />
und schön designten Website sowie vielen<br />
serviceorientierten Lösungsansätzen. Zudem<br />
befindet sich auf der Seite ein eigenes Wissensportal,<br />
und Nutzer:innen werden auch umfassend<br />
zu Nachhaltigkeits-Aspekten und über<br />
den firmeneigenen ESG-Aktionsplan informiert.<br />
„Es ist eine besondere Ehre, diesen Preis zum<br />
zweiten Mal in Folge zu gewinnen, damit habe<br />
ich nicht gerechnet“, freute sich Rudolf Koch,<br />
Country Manager von RS für Österreich, die<br />
Schweiz und Slowenien. „Wir haben im Vergleich<br />
zum Vorjahr auch nochmals etwas draufgelegt.<br />
Man muss sich im Dienste der Customer<br />
Experience permanent verbessern. Stillstand<br />
bedeutet im eCommerce Rückschritt. Dahinter<br />
steckt viel Arbeit, viele Menschen – und auch<br />
Künstliche Intelligenz.“<br />
Gewinner Kategorie „KMU“: gans.at<br />
Als bester Online-Shop in der Kategorie „KMU“<br />
wurde der Wiener Bettwaren- und Heimtextilspezialist<br />
Gans ausgezeichnet. Gans.at punktet<br />
unter anderem mit hochwertigen Produktbildern<br />
und einer informativen Seite, auf der man<br />
sich schnell einen Überblick über die Produkte<br />
verschaffen kann. Zudem ist auf der Website<br />
eine Farbtabelle, mit welcher man sich selbst<br />
Produkte zusammenstellen kann.<br />
„Wir waren bereits zweimal für den Trustmark<br />
Award nominiert, und jetzt beim dritten Mal hat<br />
es geklappt“, zeigte sich Geschäftsführerin Silvia<br />
Gütl erfreut. „Unser neuer Webshop ist erst vor
wenigen Wochen online gegangen – und<br />
offensichtlich hat sich die Arbeit ausgezahlt.<br />
Wir sind ein sehr kleines Team und<br />
machen fast alles selbst, neben unseren<br />
stationären Geschäften in Wien. Umso<br />
mehr freut mich, dass wir diese schöne<br />
Auszeichnung bekommen!“<br />
Gewinner Kategorie „B2C“: ikea.at<br />
Die Kategorie „B2C“ entschied Ikea für<br />
sich. Der Online-Shop ikea.at überzeugte<br />
die Jury mit leicht zugänglichen Informationen,<br />
Benutzerfreundlichkeit, Tipps<br />
für richtiges Ausmessen mit Videos, sehr<br />
ansprechenden Produktfotos und einem<br />
Online-3D-Planer.<br />
„Wir sind stets darum bemüht, nahtlose,<br />
homogene und kundenzentrierte<br />
Kundenerlebnisse zu schaffen“, erklärten<br />
Lisa Marie Samwald und Daniel Fürnsinn,<br />
die die Auszeichnung für Ikea entgegennahmen.<br />
„Inzwischen kann man sogar<br />
Köttbullar online vorreservieren und dann<br />
in unseren Geschäften abholen.“<br />
Handelsverband & Hermes Logistik<br />
gratulieren herzlich<br />
„Das eCommerce-Gütesiegel ‚Trustmark<br />
Austria‘ des Handelsverbandes steht für<br />
Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit.<br />
Es stellt für die Konsument:innen eine<br />
Orientierungshilfe dar, um auf einen Blick<br />
vertrauenswürdige Anbieter im Web erkennen<br />
zu können. Das Gütesiegel trägt<br />
somit zu mehr Transparenz, Sicherheit<br />
und Fairness im digitalen Shopping bei“,<br />
erklärt Handelsverband-Geschäftsführer<br />
Rainer Will. „Die drei Sieger wurden unter<br />
allen Trägern eines gültigen Trustmark-Austria-eCommerce-Gütesiegels<br />
auf Basis von acht objektiven Kriterien<br />
von einer hochkarätigen Jury ausgewählt.<br />
Wir gratulieren herzlich.“<br />
Über die Trustmark Austria Awards<br />
Der Handelsverband verleiht jährlich im<br />
Rahmen des eCommerce Day die Austrian<br />
Trustmark Awards für ausgezeichnete<br />
Leistungen hinsichtlich Konsumentenfreundlichkeit.<br />
Bewertet werden u. a.<br />
der Aufbau und das Design der Website,<br />
die Qualität der Produktbilder sowie die<br />
Innovativität der Shops. Vergeben wird<br />
Ihr Value Chain<br />
Tech Partner für<br />
effiziente Sortierung<br />
und Handhabung<br />
Taschensorter für Warenabgabe<br />
bei voller Geschwindigkeit an<br />
jeder Stelle im Lager.<br />
der Award in den drei Kategorien Best<br />
B2B-Online-Shop, Best KMU-Online-<br />
Shop und Best B2C-Online-Shop. EIn besonderer<br />
Dank gilt den Jurymitgliedern Dr.<br />
Gerald Mair (Pendl Mair Rechtsanwälte),<br />
Jessica Hettich (Hettich E-Commerce<br />
Consulting) und Dr. Simon Eder<br />
(Verbraucherschlichtung Austria).<br />
(RED)<br />
„Die Auszeichnung des Handelsverbandes<br />
geht an jene Trustmark-Austria-Träger,<br />
die in puncto Qualität, Transparenz,<br />
Professionalität und Sicherheit bereit<br />
sind, die Extrameile zu gehen. Diese<br />
Anstrengungen für die österreichischen<br />
Konsument:innen unterstützt Hermes<br />
Logistik sehr gerne. Herzliche Gratulation<br />
den drei Gewinnern“, so Patrick Schabhüttl<br />
abschließend.<br />
MEHR ERFAHREN
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S30<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Der Tag, an dem es an<br />
der Kassa erstmals<br />
piepte<br />
Nach dem 50. Geburtstag des Barcodes im<br />
vergangenen Jahr feiert die Standardisierungsorganisation<br />
GS1 heuer erneut ein<br />
besonderes Jubiläum: Der weltweit erste<br />
Scan eines Barcodes jährt sich am 26. Juni<br />
<strong>2024</strong> zum 50. Mal. REDAKTION<br />
(UPC) zur Identifikation von Lebensmittelprodukten<br />
geeinigt hatten – die Geburtsstunde<br />
des Barcodes. Damit wurde eine technologische<br />
Revolution eingeleitet: Heute tragen<br />
über 1 Milliarde Produkte einen GS1 Barcode,<br />
der weltweit täglich über 10 Milliarden Mal<br />
gescannt wird. Nicht umsonst bezeichnete<br />
die BBC vor einigen Jahren den Barcode als<br />
„eines der 50 wichtigsten Dinge, die unsere<br />
Weltwirtschaft verändert haben“.<br />
Am 26. Juni 1974 – also vor genau<br />
50 Jahren – wurde in einem<br />
Marsh-Supermarkt im amerikanischen<br />
Ohio weltweit der erste<br />
Barcode auf einer Kaugummipackung<br />
gescannt. Konkret handelte es sich dabei<br />
um den – vielen Kindern der 80er-Jahre<br />
noch bekannten – gelben und süßlichfruchtig<br />
schmeckenden „Juicy Fruit“ der<br />
Marke Wrigley´s. Dies ereignete sich etwas<br />
mehr als ein Jahr später, nachdem sich<br />
Branchenführer aus Handel und Industrie<br />
1973 auf den Einsatz eines einheitlichen<br />
Symbols für den Universal Product Code<br />
Zum historischen Ereignis Warum die Wahl für<br />
den Ort des ersten Barcode-Scans ausgerechnet<br />
auf diesen bestimmten Marsh-Supermarkt<br />
fiel, lag laut dem damaligen Marsh-CEO Tom<br />
O´Boyle schlicht und einfach daran, „dass dieser<br />
Supermarkt in der Nähe der Einrichtungen für<br />
die Scannerstudien lag.“ Die Zehnerpackung<br />
Wrigley´s, die dabei zum Einsatz kam, kann<br />
übrigens heute noch in einer Vitrine des Smithsonian<br />
Insitution´s National Museum of American<br />
History in Washington bestaunt werden. In<br />
Österreich wurden die ersten Scannerkassen<br />
schließlich 1983 in Wien im Commissary-Shop<br />
der Vereinten Nationen und in einem Supermarkt<br />
der Firma Zumtobel eingeführt.
GREGOR HERZOG<br />
Barcode vor neuerlicher Revolution Der erste<br />
Scan des Barcodes 1974 hat die Art und Weise,<br />
wie wir Produkte kaufen und verkaufen für<br />
immer verändert, was im Handel damals eine<br />
Revolution auslöste. 50 Jahre später steht der<br />
Barcode mit seiner Transformation in die neue<br />
Generation der 2D-Codes erneut vor einer<br />
Revolution.<br />
„Das ist ein wichtiger Schritt, um den Anforderungen<br />
der digitalen Wirtschaft und dem steigenden<br />
Wunsch nach Transparenz und damit<br />
nach mehr Informationen gerecht zu werden“,<br />
erklärt Gregor Herzog, der als Geschäftsführer<br />
von GS1 Austria und Co-Chairman von GS1<br />
in Europe und damit Teil des internationalen<br />
GS1 Netzwerks die Weiterentwicklung der<br />
2D-Codes vorantreibt.<br />
„2D-Codes bieten eben genau dieses ,Mehr´ an<br />
Information, indem sie mit rund 3.000 Zeichen<br />
wesentlich mehr Inhalte verschlüsseln können<br />
und obendrein robuster sowie leichter lesbar<br />
sind“, erklärt Herzog.<br />
Von der Industrie wird die neue Technologie<br />
weltweit mit großem Erfolg eingesetzt: So werden<br />
2D-Codes bereits in 48 Ländern getestet,<br />
was 88,5% des weltweiten BIP entspricht. Einige<br />
der größten Unternehmen der Welt – darunter<br />
L'Oréal, PepsiCo, Carrefour oder Procter & Gamble<br />
arbeiten eng mit GS1 zusammen. Obwohl<br />
die Vorteile des 2D-Codes bereits klar erkennbar<br />
sind, wird es eine Übergangszeit geben, in<br />
der künftig immer mehr Produkte sowohl den<br />
ursprünglichen eindimensionalen Barcode als<br />
auch einen 2D-Code tragen werden. (RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S32<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Deloitte KI-Report:<br />
Unternehmen stehen<br />
bei KI-Einsatz noch am<br />
Anfang – aber die<br />
Richtung stimmt<br />
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)<br />
durchdringt immer mehr Lebensbereiche –<br />
gerade für die Wirtschaft birgt die<br />
Technologie enormes Potenzial.<br />
REDAKTION<br />
EVRIM BAKIR<br />
Laut einer neuen Deloitte Studie haben<br />
die österreichischen Unternehmen das<br />
in der Theorie bereits erkannt, immer<br />
mehr haben die Technologie auch bereits<br />
im Einsatz. Um aber die flächendeckende<br />
Implementierung voranzutreiben, braucht es<br />
in den kommenden Jahren neben personellen<br />
Ressourcen und regulatorischen Rahmenbedingungen<br />
vor allem Investitionen seitens<br />
Unternehmen und Politik. Noch vor einem Jahr<br />
spielte das Thema KI bei der Mehrheit der<br />
Unternehmen eine untergeordnete Rolle.<br />
Mittlerweile ist das anders: „Ein großer Teil<br />
der Betriebe ist bereits mit KI-Anwendungen<br />
vertraut. Allerdings beschränkt sich der Einsatz<br />
meist noch auf erste Anwendungsfälle“, erklärt<br />
Evrim Bakir, Managing Partnerin bei Deloitte<br />
Österreich. „Rund ein Fünftel nutzt die Technologie<br />
aktuell zur Automatisierung von Routineaufgaben,<br />
weitere 13 % zur Optimierung der<br />
Kundeninteraktion.“ Anwendungen mit echtem<br />
wirtschaftlichem Potenzial – wie etwa die<br />
erweiterte Analytik für Prognosen und Risikobewertungen<br />
oder die Unterstützung bei der Entscheidungsfindung<br />
– sind noch die Ausnahme.<br />
Nur rund 10 % nutzen KI derzeit dafür.<br />
„Der Grund liegt auf der Hand: Diese Tools benötigen<br />
eine fundierte Datenbasis – bei dieser<br />
gibt es in Unternehmen noch viel Aufholbedarf“,<br />
so Evrim Bakir.<br />
Hohe Investitionen notwendig<br />
Damit KI ihre volle Wirksamkeit entfalten kann,<br />
sind entsprechende Investitionen unabdingbar.<br />
Mit den aktuellen Investitionsvorhaben der<br />
Unternehmen, die vielfach zwischen EUR<br />
50.000,- und EUR 250.000,- je Unternehmensbereich<br />
liegen, sind erste Implementierungsschritte<br />
bereits abgedeckt. Für einen langfristig<br />
erfolgreichen Einsatz wird es laut Deloitte<br />
Berechnungen aber etwa das 5- bis 20-fache<br />
benötigen – das sind zwischen EUR 250.000,-<br />
und fünf Millionen Euro.<br />
„Ähnlich wie die KI-Anwendungen stehen auch<br />
die Investitionsvorhaben in diesem Zusammenhang<br />
noch am Anfang. Im kommenden Jahr<br />
müssen die Volumina aber dringend erhöht<br />
werden. Denn fest steht: Wer jetzt nicht entsprechende<br />
Investitionen in KI tätigt, droht<br />
angesichts der rasant fortschreitenden Entwicklung<br />
im nationalen und internationalen<br />
Wettbewerb abgehängt zu werden“, ist Josef<br />
El-Rayes, Partner und KI-Experte bei Deloitte<br />
Österreich, überzeugt.
Ohne Skills kein Mehrwert<br />
Die hohen monetären Aufwendungen im<br />
Zusammenhang mit der KI-Implementierung<br />
sind nicht die einzige Herausforderung für die<br />
Unternehmen. Auch der noch unklare Return<br />
of Investment (47 %), offene Fragen betreffend<br />
Datenschutz (31 %) und Schwierigkeiten bei der<br />
Integration von KI in bestehende Systeme und<br />
Prozesse (20 %) stehen bei vielen ganz oben auf<br />
der Sorgenliste. Hinzu kommt, dass es vielen<br />
Unternehmen an qualifizierten Fachkräften zur<br />
Verwaltung und Wartung von KI-Systemen fehlt.<br />
Doch ohne die entsprechenden Skills bringen<br />
auch die ausgereiftesten KI-Systeme keinen<br />
Mehrwert.<br />
JOSEF EL-RAYES<br />
„Durch den Einsatz neuer Technologien verändern<br />
sich die benötigten Skills. Vor allem<br />
kritisches Hinterfragen, analytisches Denken<br />
und Problemlösefähigkeit gewinnen laut etwa<br />
der Hälfte der Befragten zunehmend an Bedeutung“,<br />
hält Josef El-Rayes fest. „Künftig müssen<br />
Unternehmen eine Balance zwischen menschlicher<br />
Kreativität und technologischem Fortschritt<br />
schaffen – und das in einem Umfeld, das<br />
ständiges Lernen und Ausprobieren von neuen<br />
KI-Werkzeugen ermöglicht. Nur so kann eine<br />
von KI geprägte Arbeitswelt auch ihren vollen<br />
Nutzen entfalten.“<br />
Link zum KI-Report: https://bit.ly/3L0m7Dk
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S34<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Generative KI-Tools<br />
werden für Amazon<br />
Verkaufspartner in ganz<br />
Europa ausgeweitet<br />
Amazon nutzt maschinelles Lernen (ML) und<br />
künstliche Intelligenz (KI) bereits seit mehr als<br />
25 Jahren, beide sind in jedem unserer<br />
Geschäftsbereiche tief verankert. ML und<br />
generative KI verändern aktuell jede Branche,<br />
auch den Einzelhandel – vom Einkaufserlebnis<br />
über den Versand und die Logistik bis<br />
hin zu den Tools, die wir Verkaufspartnern zur<br />
Verfügung stellen, um in unserem Store<br />
erfolgreich zu sein. REDAKTION<br />
Umso mehr freuen wir uns, dass<br />
Verkaufspartner in Deutschland,<br />
Frankreich, Italien, Spanien und dem<br />
Vereinigten Königreich ab sofort von<br />
Innovationen profitieren können, die auf der<br />
Leistungsfähigkeit generativer KI beruhen.<br />
Diese Innovationen tragen dazu bei, den<br />
Prozess zur Erstellung von Produktangeboten<br />
erheblich zu vereinfachen und bestehende<br />
Produktangebote anzureichern, damit sie bei<br />
Kund:innen besser ankommen und so dabei<br />
unterstützen können, den Umsatz zu steigern.<br />
Wir setzen KI schon seit langem zur Unterstützung<br />
unserer Verkaufspartner ein. Zum Beispiel<br />
haben wir Pionierarbeit bei der Nutzung von KI<br />
für personalisierte Produktempfehlungen auf<br />
der Grundlage von Daten zum Kundenverhalten<br />
geleistet. Diese ermöglichen es Verkäufern,<br />
interessierten Kund:innen hochrelevante Produktangebote<br />
zu präsentieren. Darüber hinaus<br />
nutzen wir hochentwickelte ML-Modelle, um<br />
die Nachfrage zu prognostizieren und das Bestandsmanagement<br />
zu automatisieren.<br />
So können unsere Verkaufspartner ihren<br />
Bestand besser planen und sicherstellen, dass<br />
beliebte Produkte immer auf Lager sind.<br />
Mit KI-gestützten Preisgestaltungstools erhalten<br />
Verkäufer Einblicke in dynamische Preisstrategien<br />
auf der Grundlage von Echtzeitdaten,<br />
die ihnen helfen, ihre Preisstrategie zu optimieren.<br />
Zu den jüngsten Innovationen gehören die<br />
Erstellung von Premium A+ Inhalten für Markenprodukte,<br />
einschließlich umfangreicher<br />
Texte und Bilder, sowie die Erstellung von<br />
Augmented-Reality-Visualisierungen, z. B. die<br />
Platzierung von Möbeln in einem Raum.<br />
In unseren Logistikzentren auf der ganzen Welt<br />
arbeiten wir daran, dass mehr der von den<br />
Kund:innen gewünschten Produkte vor Ort und<br />
in den richtigen Lagern in jeder Region vorrätig<br />
sind. Mithilfe von KI können wir die Auswahl<br />
an Produkten, die wir so nah wie möglich bei<br />
den Kund:innen vorhalten, erweitern und mehr<br />
Produkte des täglichen Bedarfs bevorraten, die<br />
Kund:innen regelmäßig bestellen und nachbestellen,<br />
was auch zu einer schnelleren Lieferung<br />
beiträgt. In Europa haben wir die durchschnittliche<br />
Entfernung, die jedes Paket innerhalb<br />
unseres Mittlere-Meile-Netzes zurücklegt, im<br />
Jahr 2023 um 25 Kilometer im Vergleich zu<br />
2022 verkürzt, um die Produkte schneller zu<br />
den Kund:innen zu bringen und zur Nachhaltigkeit<br />
beizutragen.<br />
Mit Blick auf das transformative Potenzial<br />
insbesondere generativer KI, entwickelt und<br />
implementiert Amazon aktiv eine Reihe von<br />
KI-gestützten Tools, die kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (KMU) zugutekommen. Vor<br />
einigen Wochen haben wir die Möglichkeit<br />
eingeführt, dass Verkaufspartner in der EU und<br />
im Vereinigten Königreich von generativer KI<br />
profitieren können, wenn sie ein neues Produkt<br />
zum Verkauf anbieten. Diese generativen,<br />
KI-gestützten Tools vereinfachen den Prozess<br />
der Angebotserstellung und ermöglichen es<br />
Verkäufern, überzeugende Produkttitel,<br />
Beschreibungen und andere Details zu erstellen,<br />
indem sie einfach einige beschreibende<br />
Wörter eingeben oder ein Produktbild<br />
hochladen. Wir schlagen Produktangebote
vor, die qualitativ hochwertig und so gestaltet<br />
sind, dass sie die Kund:innen in unserem Store<br />
ansprechen. Dies vereinfacht die Abläufe und<br />
ermöglicht es Verkaufspartnern, sich auf andere<br />
Aspekte ihres Geschäfts zu konzentrieren.<br />
Obwohl es sich hierbei noch um eine relativ<br />
neue Funktion handelt, haben bereits mehr als<br />
30.000 EU-Verkaufspartner von Amazon eines<br />
oder mehrere unserer generativen KI-Listing-<br />
Tools genutzt.<br />
Wir nutzen die generativen KI-Funktionen auch,<br />
um bestehende Produktangebote zu analysieren<br />
und anzureichern, indem wir fehlende<br />
Informationen automatisch ergänzen und die<br />
Qualität des Inhalts insgesamt verbessern. Dies<br />
spart Verkäufern nicht nur wertvolle Zeit, sondern<br />
verbessert auch das Kundenerlebnis durch<br />
die Bereitstellung umfangreicher und umfassender<br />
Produktinformationen. Amazon nutzt<br />
generative KI auch, um Produktrezensionen<br />
zusammenzufassen, was Kunden hilft, bessere<br />
Kaufentscheidungen zu treffen. Davon profitieren<br />
auch unsere Verkaufspartner – durch mehr<br />
Umsatz und weniger Retouren. Dies sind nur<br />
einige Beispiele für die vielen Innovationen, an<br />
denen wir arbeiten, um Verkäufern zu helfen,<br />
mit KI neue Potenziale zu erschließen.<br />
Deutsche KMUs schätzen den Wert von KI für<br />
ihr Geschäft<br />
In einer Umfrage unter 500 in Deutschland<br />
ansässigen KMUs im Mai <strong>2024</strong> haben wir herausgefunden,<br />
dass die frühzeitigen Anwender<br />
unter den Befragten bestätigten, dass KI ihrem<br />
Unternehmen durch Zeitersparnis/Effizienzsteigerung<br />
(78 %), Verbesserung von Inhalten<br />
(74 %), Verbesserung der Rentabilität (69 %),<br />
Verbesserung des Kundendienstes (69 %) und<br />
die Möglichkeit, mehr internationale Kunden zu<br />
erreichen (67 %), zugutekommen könnte oder<br />
bereits zugutegekommen ist. Das entspricht<br />
den Rückmeldungen von Amazon Verkaufspartnern,<br />
die begeistert berichten, wie generative KI<br />
ihre Geschäftsabläufe verbessert, den Umsatz<br />
steigert und die Rentabilität erhöht.<br />
Die Studie ergab auch, dass die Inhaber:innen<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland<br />
der Meinung sind, dass sie durch den<br />
Einsatz von KI den Zeitaufwand für das Verfassen<br />
von Produktbeschreibungen von durchschnittlich<br />
achteinhalb Stunden auf eineinhalb<br />
Stunden reduzieren können sowie die Zeit für<br />
die Aktualisierung von Produktbeschreibungen<br />
von insgesamt acht Stunden auf bis zu zwei<br />
Stunden verringern können.<br />
Die Studie hat außerdem ergeben, dass KIgenerierte<br />
Inhalte die Erstellung ansprechender<br />
Produktbeschreibungen erheblich verbessern<br />
können. Mehr als ein Drittel (37 %) der deutschen<br />
KMUs sind der Meinung, dass KIgenerierte<br />
Inhalte die Auffindbarkeit eines Produkts<br />
bei der Kundensuche erhöhen können.<br />
Die Gewinnung neuer Kund:innen steht an erster<br />
Stelle (33 %) der wichtigsten geschäftlichen<br />
Herausforderungen, denen sich deutsche KMUs<br />
gegenübersehen, und die bessere Auffindbarkeit<br />
ihrer Produkte durch KI-generierte Inhalte<br />
adressiert diese geschäftliche Herausforderung<br />
direkt.<br />
Schließlich berichten regelmäßige KI-Nutzer<br />
über mehr Vorteile als diejenigen, die nur mit<br />
Gen AI experimentieren, was darauf hindeutet,<br />
dass der Einsatz von KI größere Vorteile bietet<br />
als erwartet. So sind beispielsweise 88 % der<br />
Befragten, die KI regelmäßig in ihrem Unternehmen<br />
einsetzen, der Meinung, dass KI ihr<br />
Geschäft erheblich verbessert, insbesondere<br />
durch Zeiteinsparungen und Effizienzsteigerungen<br />
sowie die Verbesserung der Qualität von<br />
Inhalten. Die generativen KI-Tools von Amazon<br />
lernen ständig dazu und entwickeln sich weiter.<br />
(RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S36<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Die Post – schafft alles,<br />
was das Herz begehrt<br />
Als einziger Anbieter in Österreich bespielt<br />
die Post die gesamte Kette: mit dem Digital<br />
Competence Center ACL gemeinsam<br />
entstehen E-Commerce Komplettlösungen,<br />
die weit über den reinen Paketversand hinausgehen.<br />
Fulfillment par excellence.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
Traditionell denkt man beim Stichwort<br />
„Post“ an den freundlichen Postboten,<br />
der einem Briefe und Pakete überreicht.<br />
Natürlich gibt es das auch weiterhin<br />
– aber die Dienstleistungen gehen längst<br />
darüber hinaus, wie Wolfgang Einer, Executice<br />
Vice President Logistics Solutions der Österreichischen<br />
Post AG, bestätigt: „Seit 2016 sind<br />
wir Miteigentümer der ACL advanced commerce<br />
labs. Gemeinsam steuern wir für unsere<br />
Kunden Warenmanagementsysteme, Produktinformationen,<br />
Bestell- und Bezahlsysteme,<br />
Retourenmanagement und mehr – die komplette<br />
Palette.“<br />
WOLFGANG EINER<br />
Als Digital Competence Center unterstützt ACL<br />
große Handelshäuser und Markenhersteller in<br />
Österreich, Deutschland und CEE beim Aufbau,<br />
ReDesign und der Weiterentwicklung digitaler<br />
Commerce-System-Landschaften. „Das erklärte<br />
Ziel ist, den E-Commerce besser zu machen<br />
und Service excellence zu bieten“, so Einer. Als<br />
Beispiel nennt er DM Europa, für den ACL den<br />
gesamten Onlinehandel steuert.<br />
Post Systemlogistik<br />
Das Full-Service Angebot umfasst die Bereiche<br />
E-Commerce, Transport sowie Lagerung der<br />
Waren. „Wir haben als erster AutoStore® als<br />
Multiuser eingeführt“, erklärt Einer stolz. Dank<br />
dieses intelligenten, automatisierten Kleinteilelager-<br />
und Kommissioniersystems kann eine<br />
Vielzahl an Aufträgen parallel verarbeitet<br />
werden. Am Standort Enzersdorf an der Fischa<br />
sind die Kapazitäten inzwischen wieder ausgeschöpft,<br />
ein Ausbau steht an – und weitere<br />
Automatisierung.<br />
„Momentan arbeiten wir daran, das Picking<br />
mit Hilfe eines Roboters zu automatisieren,<br />
der direkt an den AutoStore® angeschlossen<br />
wird. Dabei geht es aber nicht etwa nur um die<br />
Effizienz, sondern auch darum, dem Personalmangel<br />
entgegenzuwirken“, verrät Einer. Parallel<br />
dazu laufen Gespräche, angrenzende Grundstücke<br />
zwecks Erweiterung zu erwerben. Die<br />
Post Systemlogistik bietet ein breites Spektrum<br />
an logistischen Kern- und Mehr-wertleistungen<br />
zur nahtlosen Optimierung der Logistik-
prozesse. „Die Post hat das größte und beste<br />
Netz zur Paketzustellung in Österreich und bietet<br />
auch Value-added-Services an, beispielsweise<br />
Same-day-delivery und Retourenaufbereitung“,<br />
so Einer. So gebe es etwa Kunden<br />
aus der Bekleidungsindustrie, für die retournierte<br />
Waren gesichtet, gewaschen, gebügelt und<br />
gegebenenfalls sogar repariert werden, indem<br />
zum Beispiel fehlende Knöpfe wieder angenäht<br />
werden. Schließlich werden sie wieder eingelagert,<br />
bis sie erneut bestellt und zum nächsten<br />
Kunden versendet werden – ohne jemals direkt<br />
zum Kunden zurückzukehren. Einer: „Das Ziel ist<br />
eine gesamtheitliche Kreislaufwirtschaft, und<br />
wir sind ein Teil davon.“<br />
Post Loop<br />
Anfang 2022 war das Pilotprojekt von dm,<br />
INTERSPORT; Tchibo, Thalia und Post für wiederverwendbare<br />
und nachhaltige Versandverpackungen<br />
für den Online-Handel in aller Munde.<br />
Inzwischen ist es still geworden, ist das Projekt<br />
gescheitert? „Nein“, antwortet Einer.<br />
„Mit Post Loop bieten wir weiterhin wiederverwendbare<br />
Paketverpackungen an. Diese<br />
werden gesondert abgewickelt, da die Endkunden<br />
eine Art Pfand bezahlen müssen und<br />
dieses Geld vom Versender zurückerhalten,<br />
sobald sie die Verpackung retournieren.“<br />
Natürlich müssen diese auch separat gelagert<br />
werden. „Meiner Meinung nach wird das Thema<br />
Versandverpackungs-Wiederverwendung<br />
noch stark an Bedeutung gewinnen, da auch<br />
die Kunden immer mehr Umweltbewusstsein<br />
zeigen“, glaubt Einer.<br />
Erfolgsfaktor ACL<br />
„Für unsere Kunden ist die ACL ein elementarer<br />
Bestandteil unserer Dienstleistung, sie ist der<br />
optimale Begleiter und Enabler für den Weg<br />
in den Onlinehandel. ACL ermöglicht es, die<br />
gesamte Wertschöpfungskette abzudecken<br />
und zu steuern“, schildert Einer. Durch die<br />
wertstiftende Tätigkeit machen den Kunden im<br />
Endeffekt mehr Geschäft. Somit professionalisieren<br />
wir das E-Commerce Geschäft unserer<br />
Kunden. E-Commerce würde in vielen großen<br />
Unternehmen wie eine eigene Filiale behandelt,<br />
wobei auf die gesamten Bestände zugegriffen<br />
und je nach Kundenwunsch ausgesteuert<br />
würde. Einer: „Das geht so weit, dass beispielsweise<br />
die Preise mehrmals am Tag adaptiert<br />
werden könnten, wenn etwa in einer Region<br />
anhaltender Starkregen erwartet wird, werden<br />
gezielt Regenschirmkontingente über das<br />
Logistikmanagement dorthin geleitet und die<br />
Preise entsprechend angepasst.“ Noch würden<br />
nicht viele Kunden diese Preispolitik nutzen,<br />
aber Einer geht davon aus, dass die KI-gesteuerte<br />
Preisgestaltung schon bald weitläufig<br />
üblich sein wird.<br />
Wachstumsmarkt Osteuropa<br />
Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung<br />
der Post findet Einer klare Worte: „In einigen<br />
Branchen werden vermehrt Teile des Fulfillments<br />
nach Osteuropa verlegt. Für uns bedeutet<br />
das, dass wir diesen Weg mitgehen und in<br />
diesen Ländern sowohl organisch, als auch<br />
anorganisch zu wachsen versuchen – sowohl<br />
mit der Systemlogistik, als auch mit ACL.“<br />
Länder wie Rumänien und Bulgarien würden<br />
einen echten Kostenvorteil bieten, obwohl sie<br />
EU-Mitgliedsländer sind – zudem wäre es dort<br />
auch noch leichter, Personal zu bekommen.<br />
Auch die Türkei ist nach wie vor ein interessanter<br />
Wachstumsmarkt, weiß Einer: „Gemeinsam<br />
mit dem türkischen Paketdienstleister Aras<br />
Kargo a.s. (die Post ist mit 80 % Mehrheitseigentümer)<br />
sind wir dort Marktführer.“ Generell<br />
ist die Österreichische Post im internationalen<br />
Vergleich hervorragend aufgestellt, sie nimmt<br />
aktuell den zweiten Platz unter allen Postgesellschaften<br />
weltweit ein.<br />
Angesichts des boomenden Onlinehandels<br />
stehen der Post wohl rosige Zeiten bevor. Ein<br />
Paradebeispiel dafür ist auch die innovative<br />
Vorzimmerzustellung, über die kürzlich medial<br />
berichtet wurde. Aktuell sieht man kaum Werbung<br />
dafür – doch warum? Das ist leicht erklärt:<br />
„Wir haben in den der ersten 24 Stunden über<br />
2.000 Bestellungen für diesen Service erhalten,<br />
der Run ist enorm“, so Einer. Werbung ist also<br />
gar nicht mehr nötig. Kein Wunder, denn die<br />
Post bringt (auch heute noch) allen was.<br />
(RED)<br />
ANGELIKA GABOR
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S38<br />
Handel & Distanzhandel<br />
25 Jahre Hermes Paket-<br />
Shops: Wichtiger<br />
Kundentouchpoint feiert<br />
Jubiläum<br />
Pakete empfangen, verschicken oder retournieren<br />
und nebenbei noch Besorgungen erledigen<br />
– das lässt sich in den bundesweit<br />
rund 17.000 Hermes PaketShops unkompliziert<br />
kombinieren. Schon seit 25 Jahren bietet<br />
Hermes Germany eine flexible Anlaufstelle für<br />
den Paketempfang und -versand.<br />
REDAKTION<br />
Im Jahr 1999 eröffneten die ersten Hermes<br />
PaketShops in Deutschland, zur damaligen<br />
Zeit ein neuartiges Konzept. Seither<br />
erweiterte der Paketlogistiker sein Netzwerk<br />
stetig und zählt heute deutschlandweit<br />
rund 17.000 Annahmestellen. „Die Hermes<br />
PaketShops bilden das Herzstück unseres<br />
Logistik-Netzwerks und sind ein wichtiger<br />
Touchpoint für unsere Kunden“, erzählt David<br />
Venticinque, seit fünf Jahren Head of POS-<br />
Management bei Hermes Germany.<br />
Mit seinem Team betreut er die PaketShops,<br />
sorgt für die Optimierung von Services und Prozessen<br />
sowie den kontinuierlichen Ausbau des<br />
Netzwerks. Letzteres wirkt sich auch positiv auf<br />
die Umwelt aus, denn die konsolidierte Zustellung<br />
an einen Hermes PaketShop verursacht<br />
durchschnittlich 25 Prozent weniger CO2 als<br />
die Zustellung an die private Haustür – vorausgesetzt<br />
den Fall, dass die Abholung durch die<br />
Kund*innen zu Fuß, per Fahrrad oder entlang<br />
ohnehin getätigter Wege stattfindet.<br />
DAVID VENTICINQUE<br />
Einführung und stetiger Ausbau<br />
des Netzwerks<br />
Als Teil der Otto Group integrierte Hermes Germany<br />
im Jahr 1999 die ersten PaketShops in das<br />
damalige Netz der Bestellcenter des Versandhändlers<br />
Otto. Zusätzlich gab es Kooperationen<br />
mit Betreiber verschiedener Geschäfte. Etwa<br />
1.000 Shops sind so im ersten Jahr gestartet.<br />
„Fünf PaketShop-Partner der ersten Stunde<br />
sind auch heute noch Teil unseres Netzwerks“,<br />
berichtet Venticinque und ist dankbar für diese<br />
langen und vertrauensvollen Partnerschaften.<br />
In welchen Geschäften PaketShops integriert<br />
sind, ist ganz unterschiedlich: „Rund ein Viertel<br />
aller PaketShops sind in Tankstellen integriert.<br />
Danach folgen Kioske und Lottoannahmestellen<br />
sowie Tabakwarengeschäfte. Diese Geschäftsarten<br />
bieten durch ihre schnelle Erreichbarkeit<br />
und langen Öffnungszeiten für Hermes<br />
Kund*innen bequeme Anlaufstellen“, erklärt<br />
Venticinque.<br />
Beim Ausbau des PaketShop-Netzwerks stehen<br />
in erster Linie die Bedürfnisse der Kunden im<br />
Fokus: „Eine gute Erreichbarkeit, entweder zu<br />
Fuß, durch hinreichende Parkmöglichkeiten
oder öffentliche Verkehrsmittel, ist für uns bei<br />
der Auswahl neuer PaketShops besonders<br />
wichtig“, betont Venticinque. „Wir wollen es unseren<br />
Kund*innen hier so bequem wie möglich<br />
machen. Am praktischsten ist es, wenn Shops<br />
entlang alltäglicher Wege liegen. In der Stadt<br />
wollen Kund*innen idealerweise innerhalb von<br />
sechs Minuten beim nächsten PaketShop sein.“<br />
Laufende Erweiterung des Serviceangebots<br />
In den letzten 25 Jahren ist nicht nur die Anzahl<br />
an Shops gewachsen, auch sind neue Services<br />
dazugekommen: Im Jahr 2003 konnten Kunden<br />
erstmalig private Sendungen über die Paket-<br />
Shops verschicken. 2019 folgte die Möglichkeit<br />
des Empfangs privat verschickter Pakete direkt<br />
an den Shops. „Wir bauen unseren Service<br />
stetig weiter aus, um den Paketversand und<br />
-empfang für unsere Kund*innen so flexibel,<br />
passgenau und unkompliziert wie möglich zu<br />
machen. Am beliebtesten ist die Abgabe von<br />
Retouren“, sagt Venticinque. Um die Rücksendung<br />
von bestellten Artikeln noch einfacher<br />
zu machen, bietet Hermes Germany mit der<br />
Hermes Retourentasche seit September 2023<br />
eine praktische Lösung für den Fall an, sollte<br />
die ursprüngliche Versandverpackung kaputt,<br />
zu groß oder nicht mehr vorhanden sein. Die<br />
Tasche ist in allen rund 17.000 Shops kostenlos<br />
erhältlich.<br />
Auch in der Zusammenarbeit mit den Paket-<br />
Shops hat sich viel verändert. „Ein wichtiger<br />
Meilenstein war der Launch unseres Paket-<br />
Shop-Partnerportals. Hierüber erhalten die<br />
Betreiber*innen schnell und unkompliziert<br />
wichtige Informationen, können Werbemittel<br />
nachbestellen oder direkt mit uns in Kontakt<br />
treten“, erklärt Venticinque. Darüber hinaus<br />
gibt es ein festes Team, welches die Shops<br />
persönlich betreut. Immer nah dran zu sein ist<br />
folglich nicht nur der Anspruch in Richtung der<br />
Paketempfänger und -versender, sondern auch<br />
bezogen auf die Shop-Partner als wichtiges<br />
Bindeglied zu den Kunden.<br />
Prozessoptimierung und Kundennähe<br />
auch in Zukunft essenziell<br />
Mit Blick nach vorne stellt die weitere<br />
Optimierung und Digitalisierung von Prozessen<br />
eines der Kernthemen dar:<br />
„Wir haben unsere Prozesse in den letzten 25<br />
Jahren immer weiter digitalisiert und sind dabei<br />
noch lange nicht fertig“, berichtet Venticinque.<br />
So wurde der PaketShop-Scanner im Laufe der<br />
Jahre immer weiterentwickelt und zählt zu den<br />
bedienungsfreundlichsten Geräten dieser Art<br />
auf dem Markt. Derzeit wird daran gearbeitet,<br />
dass PaketShops zukünftig direkt über den<br />
Scanner Nachrichten an Hermes Germany verschicken<br />
können. Auch bei der Kundenkommunikation<br />
hat der Paketdienstleister das Ende der<br />
Fahnenstange noch nicht erreicht und will die<br />
Kommunikation mit Kunden noch individueller<br />
und digitaler gestalten. „Ganz klar wird auch das<br />
Thema KI nach vorne raus vermehrt eine Rolle<br />
spielen, etwa wenn es um die Mengenplanung<br />
und -steuerung geht“, berichtet Venticinque.<br />
Dadurch können beispielsweise Zustellung und<br />
Abholung von Sendungen an PaketShops noch<br />
effizienter geplant und unnötige Anfahrten<br />
vermieden werden.<br />
Das PaketShop-Netzwerk ist und bleibt ein<br />
zentrales Element innerhalb des Logistikapparats<br />
von Hermes Germany. „Wir wollen<br />
unser Netzwerk in allen Bereichen stärken und<br />
fortwährend weitere PaketShops erschließen,<br />
um genau da zu sein, wo uns die Kunden<br />
brauchen. Dabei achten wir stark auf unser<br />
hohes Anforderungsprofil. Denn mehr ist nur<br />
mehr, wenn die Qualität passt“, erklärt<br />
Venticinque und ergänzt: „Für mich persönlich<br />
ist es immer ein Highlight, wenn ich durch<br />
die Straßen fahre und es überall Hermes blau<br />
leuchtet.“<br />
(RED)
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S40<br />
Handel & Distanzhandel<br />
Mit Amazon ist die<br />
Tafel gedeckt<br />
Die Kooperation von Die Tafel Österreich mit<br />
Amazon hilft Bedürftigen: neben Geld- und<br />
Sachspenden sind es vor allem die kostenlosen<br />
Transportleistungen, die bei der<br />
Versorgung mit Lebensmitteln den<br />
entscheidenden Unterschied ausmachen.<br />
Ein Online-Riese und eine NGO, passt das<br />
denn überhaupt zusammen?<br />
Logistik express hat nachgefragt.<br />
REDAKTION<br />
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von<br />
57.081,05 Euro pro Kopf im Jahr<br />
2023 liegt Österreich auf Rang<br />
14 der reichsten Länder – knapp<br />
hinter San Marino. Gleichzeitig sind laut aktuellen<br />
Zahlen der Armutskonferenz unfassbare<br />
14,9 Prozent der österreichischen Bevölkerung<br />
– das sind immerhin rund 1.314.000 Menschen!<br />
- armutsgefährdet, haben also ein Einkommen<br />
unter der Armutsschwelle. Hinzu kommen etwa<br />
336.000 Menschen, die „erheblich materiell<br />
depriviert“ sind. Oder vereinfacht gesagt: die<br />
sich nicht leisten können, eine kaputte Waschmaschine<br />
zu ersetzen, geschweige denn, in<br />
Urlaub zu fahren. „Hier sehen wir einen massiven<br />
Anstieg“, erklärt Alexandra Gruber,<br />
Geschäftsführerin der Tafel Österreich.<br />
Seit bald 10 Jahren leitet sie die Geschicke der<br />
unabhängigen Non-Profit-Organisation, die<br />
täglich Lebensmittel vom Großmarkt Wien, aus<br />
Handel, Produktion, Landwirtschaft, Hotellerie<br />
und Gastronomie einsammelt und kostenfrei an<br />
soziale Einrichtungen wie die Gruft verteilt.<br />
A<strong>LE</strong>XANDRA GRUBER<br />
„Im letzten Jahr haben wir 1.038 Tonnen<br />
Lebensmittel gerettet und in 100 soziale<br />
Einrichtungen wie Notschlafstellen und Mutter-<br />
Kind-Heime gebracht. Die Anzahl der Einrichtungen<br />
bleibt stabil, aber die Zahl der Abnehmer<br />
an den einzelnen Standorten hat sich beinahe<br />
verdoppelt. Täglich holen wir mit Freiwilligen<br />
rund 4 Tonnen ab, davon allein ein bis zwei Tonnen<br />
vom Großmarkt, wo wir zwischen<br />
6 und 9 Uhr unverkauftes Obst und Gemüse<br />
direkt einsammeln“, führt Gruber aus. Gerade<br />
ärmere Menschen haben oft mit gesundheitlichen<br />
Problemen zu kämpfen, wo eine gesunde<br />
Ernährung mit frischem Obst und Gemüse umso<br />
wichtiger ist, aber gerade diese Warengruppen<br />
sind dann unleistbar. In einem Onlineshop<br />
können die Sozialeinrichtungen aus den vorhandenen<br />
Gütern – hauptsächlich gemischte<br />
Obst- oder Gemüsekisten, aber auch haltbare
Lebensmittel – auswählen und ein Mal pro<br />
Woche werden sie dann beliefert. Dahinter<br />
steckt natürlich ein immenser organisatorischer<br />
und logistischer Aufwand, und hier kommt<br />
Amazon ins Spiel.<br />
Win-win-Situation<br />
Rund zwei Jahre ist es her, dass Amazon mit der<br />
Idee der Kooperation an Die Tafel Österreich<br />
herantrat. „Wir wollen überall, wo wir tätig sind,<br />
einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.<br />
Natürlich können wir das entsprechende Knowhow<br />
bereitstellen, aber der wichtigere Aspekt ist<br />
aus meiner Sicht die Nutzung unseres Logistiknetzwerks.<br />
Im vergangenen Jahr wickelten wir<br />
den Transport von rund 20.000 Lebensmittelspenden<br />
für Die Tafel Österreich ab, insgesamt<br />
transportierten wir in diesem Zeitraum etwa<br />
165.000 Güter für gemeinnützige Organisationen<br />
in Österreich“, berichtet Sebastian Sprigade,<br />
Standortleiter des Amazon Verteilzentrums in<br />
Wien Simmering – einer von inzwischen vier<br />
Amazon Logistikstandorten in Österreich, die<br />
Eröffnung eines fünften Verteilzentrums im<br />
Herbst in der Nähe von Graz ist fix geplant.<br />
Gruber: „Wir sehen leider einen Rückgang<br />
sowohl bei den Freiwilligen, als auch bei den<br />
Spenden, was sicher daran liegt, dass immer<br />
mehr Menschen selbst unter der wirtschaftlichen<br />
Situation leiden und es sich bei ihnen<br />
nicht mehr ausgeht.“<br />
Da ist es umso wertvoller, dass im Zuge der<br />
regelmäßigen „Freiwilligen-Wochen“<br />
Amazon-Mitarbeiter von der Arbeit freigestellt<br />
werden, um zu helfen. Sprigade: „Das Feedback<br />
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />
etwa beim Sortieren der Lebensmittel helfen<br />
oder im Rahmen der vierteljährlichen „Tafel-<br />
Sammeltage“ das Abholen und Ausliefern von<br />
Lebensmittelspenden übernehmen, ist überaus<br />
positiv.“<br />
Die Kooperation hat nicht nur einseitig positive<br />
Auswirkungen, auch Amazon profitiert.<br />
„Das freiwillige Mithelfen bei der Tafel und<br />
unseren anderen sozialen Kooperationen hat<br />
deutliche Auswirkungen auf das Bewusstsein<br />
unserer Mitarbeiter, etwa für Müllvermeidung<br />
und Verschwendung.“
LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S42<br />
Zusätzlich zur Arbeitskraft und Zeit sponserte<br />
Amazon Die Tafel Österreich seit 2022 mit<br />
über 70.000 Euro, allein 25.000 Euro diesen<br />
Juni - das entspricht 170.000 Mahlzeiten für<br />
armutsbetroffene Menschen. Getreu dem<br />
Motto „Tu Gutes und rede darüber“ unterstützt<br />
Amazon auch beispielsweise den gemeinnützigen<br />
Verein „Vienna Hobby Lobby“, der an vier<br />
Standorten in Wien kostenlose Freizeitkurse<br />
und Workshops für Kinder und Jugendliche aus<br />
sozial benachteiligten Familien organisiert.<br />
„Hier durfte ich vor Ort mithelfen und war sehr<br />
beeindruckt von der Sozialarbeit, die dort<br />
geleistet wird“, verrät Sprigade. Neben Geldund<br />
Sachspenden ist auch hier die Zeit die<br />
wertvolle Ressource: Freiwillige helfen beim<br />
Aufbau und der Durchführung der Kurse.<br />
Komplexe Logistik<br />
Die Tafel Österreich verfügt aktuell über 5<br />
Lieferfahrzeuge, die pausenlos im Einsatz sind.<br />
Gruber: „Manche Einrichtungen kommen die<br />
Lebensmittel selbst abholen, das ist natürlich<br />
hilfreich. Aber die große Herausforderung ist die<br />
Zustellung, nicht alle Abgabestellen liegen so,<br />
dass man problemlos mit einem großen Fahrzeug<br />
zuliefern kann.“<br />
Mit Partnern und Transportdienstleistern erfolgt<br />
die Verteilung, auch in die Bundesländer.<br />
Manche Güter werden in Hubs zwischengelagert,<br />
etwa wenn aus einer Großspende<br />
überschüssiger Tomaten Sugo gemacht<br />
wird, um die Haltbarkeit<br />
zu verlängern.<br />
„Das können dann<br />
Hunderte Paletten sein,<br />
die kann man nicht so<br />
einfach vor die Tür stellen“,<br />
weiß Gruber. Mit der<br />
Unterstützung von Transportpartnern<br />
wie Amazon<br />
kommen die Waren dann von<br />
der Produktionsstelle in kleinen<br />
Mengen zu den Einrichtungen.<br />
„Wir tauschen uns eng mit der Tafel Österreich<br />
aus, um unsere Logistikleistungen noch<br />
zielgerichteter zur Verfügung zu stellen und die<br />
Zusammenarbeit weiter auszubauen“, ergänzt<br />
Sprigade.<br />
Gruber: „Wir suchen vermehrt Partner direkt in<br />
der Landwirtschaft, da es sich mehr auszahlt,<br />
als vielleicht einzelne Stücke oder Kisten im<br />
Einzelhandel zu holen. Hier merkt man, dass die<br />
Lebensmittelmärkte selbst durch Abverkäufe<br />
die Abfälle reduzieren.“<br />
Eine digitale Drehscheibe soll dabei helfen, die<br />
Effizienz zu steigern und beispielsweise Waren<br />
vom Landwirt direkt zur nächstgelegenen<br />
Einrichtung geliefert werden, um die Wege kurz<br />
zu halten und den ökologischen Fußabdruck<br />
zu reduzieren. Gerade angesichts der Kostensteigerungen<br />
im Energiesektor ist das doppelt<br />
sinnvoll: „Die Kosten der Tafel Österreich allein<br />
in den letzten zwei Jahren sind um 50.000<br />
Euro gestiegen – besonders betroffen sind die<br />
Bereiche Energie, Transport und Lagerung“, führt<br />
Gruber aus.<br />
Ambitionierte Pläne<br />
Stetig steigende Kosten, stagnierende Spenden<br />
und dennoch ein ehrgeiziges Ziel – durch eine<br />
Erweiterung des Angebots will Gruber zukünftig<br />
150 Sozialeinrichtungen mit kostenlosen<br />
Lebensmitteln versorgen.<br />
Das geht nicht ohne Partner. „Wir wollen gemeinsam<br />
zeigen, welch große Wirkung Partnerschaften<br />
wie die mit Amazon auch für die Nachhaltigkeitsziele<br />
der Vereinten Nationen – u. a.<br />
mit den Zielen ‚Kein Hunger‘ und ‚Halbierung der<br />
Lebensmittelverschwendung‘ – für die Gesellschaft<br />
und unseren Planeten haben können“,<br />
ergänzt Alexandra Gruber. Ohne professionelle<br />
Hilfe ist es für Betroffene so gut wie unmöglich,<br />
der Armutsfalle zu entkommen. Viele sind<br />
jedoch zu stolz, um diese Hilfe zu bitten.<br />
Gruber: „Durch die Abgabe der Lebensmittel<br />
sind die Menschen auch zugänglicher für Beratung<br />
und Sozialarbeit. Denn das ist ein Problem<br />
weniger, das sie lösen müssen – zu wissen,<br />
woher die nächste Mahlzeit kommt.“<br />
Schließlich vermittelt Die Tafel Österreich auch<br />
Wissen, etwa Aufklärung über den sinnvollen<br />
Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdaten oder<br />
Koch-Workshops und Tipps zur richtigen Lagerung.<br />
Alles auch mit dem Ziel, der Verschwendung<br />
von Lebensmitteln entgegenzuwirken.<br />
Und mit der Hoffnung, dass eines Tages kein<br />
Mensch in Österreich mehr Hunger leiden muss.<br />
(RED)
unser-lebensmittelhandel.at<br />
Eine Initiative vom
#ECOMLOG24<br />
ECOM-<br />
LOG24<br />
9. ECOMMERCE<br />
LOGISTIK- DAY<br />
WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />
logistik-express.com