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LE-3-2024 - HANDEL & DISTANZHANDEL

LOGISTIK express Journal 3/2024: Titel: Leiden(schaft) im Handel Themen & Inhalte: eCommerce-Studie 2024 // Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen // Omni-Channel: es führt kein Weg dran vorbei // Handelsflächen: Lage weiterhin herausfordernd // Wer sich wissentlich betrügen lasst, ist selbst schuld // Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA) // Retouren im Einzelhandel // eCommerce Day: Der wichtigste Online-Handelskongress // Austrian Trustmark Awards 2024 // Der Tag, an dem es an der Kassa erstmals piepte // Deloitte KI-Report // Generative KI-Tools für Amazon Verkaufspartner // Die Post – schafft alles // 25 Jahre Hermes Paket-Shops // Mit Amazon ist die Tafel gedeckt

LOGISTIK express Journal 3/2024: Titel: Leiden(schaft) im Handel

Themen & Inhalte: eCommerce-Studie 2024 // Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen // Omni-Channel: es führt kein Weg dran vorbei // Handelsflächen: Lage weiterhin herausfordernd // Wer sich wissentlich betrügen lasst, ist selbst schuld // Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA) // Retouren im Einzelhandel // eCommerce Day: Der wichtigste Online-Handelskongress // Austrian Trustmark Awards 2024 // Der Tag, an dem es an der Kassa erstmals piepte // Deloitte KI-Report // Generative KI-Tools für Amazon Verkaufspartner // Die Post – schafft alles // 25 Jahre Hermes Paket-Shops // Mit Amazon ist die Tafel gedeckt

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<strong>HANDEL</strong> & DISTANZ<strong>HANDEL</strong> <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong><br />

<strong>LE</strong>IDEN(SCHAFT) IM <strong>HANDEL</strong><br />

Norbert Scheele, C&A Head of European<br />

Expansion & Handelsverband Vize Präsident<br />

zu Herausforderungen der Branche.<br />

LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S2<br />

LOGISTIK express<br />

<strong>HANDEL</strong> &<br />

DISTANZ<strong>HANDEL</strong><br />

Auf einen Blick:<br />

02 Inhalt / Impresum<br />

04 eCommerce-Studie <strong>2024</strong><br />

08 Aufruf für faire<br />

Wettbewerbsbedingungen<br />

10 Omni-Channel<br />

14 Handelsflächen: Lage herausfordernd<br />

16 Wer sich betrügen lasst ...<br />

18 Haus-Paket-Fach-Anlagen (HPFA)<br />

20 Retouren im Einzelhandel<br />

22 eCommerce Day <strong>2024</strong><br />

28 Austrian Trustmark Awards <strong>2024</strong><br />

30 Der Tag, an dem es an der Kassa<br />

erstmals piepte<br />

32 Deloitte KI-Report<br />

34 Generative KI-Tools für Amazon<br />

Verkaufspartner<br />

36 Die Post – schafft alles<br />

38 25 Jahre Hermes Paket-Shops<br />

40 Mit Amazon ist die Tafel gedeckt


<strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber, Herausgeber:<br />

Markus Jaklitsch<br />

Fotos: istockphoto.com<br />

LOGISTIK express / MJR MEDIA WORLD<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

+43 676 7035206 / info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S4<br />

Handel & Distanzhandel<br />

eCommerce-Studie<br />

<strong>2024</strong>: Ausgaben im<br />

Onlinehandel steigen<br />

um 5% auf 10,6 Mrd.<br />

Euro<br />

Die renommierteste Studie des österreichischen<br />

Onlinehandels liefert erstmals einen<br />

10-Jahres-Vergleich. Das Umweltbewusstsein<br />

der Österreicher leidet unter der Inflation. Die<br />

Retourenquote klettert auf 42%.<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

Zuwachs von 36 Prozent. Mobile Kauftransaktionen<br />

nehmen damit rapide zu. Für 2025 erwarten<br />

wir eine anhaltend positive Umsatzentwicklung",<br />

kommentiert Rainer Will, Geschäftsführer<br />

des freien, überparteilichen Handelsverbandes,<br />

die zentralen Ergebnisse der Studie.<br />

Im gesamten Distanzhandel (Versandhandel,<br />

Interneteinzelhandel, Mobile Commerce) beläuft<br />

sich das Plus heuer ebenfalls auf 5%, die<br />

Ausgaben belaufen sich damit auf 11 Milliarden<br />

Euro. Die Zahl der aktiven heimischen Webshops<br />

steigt auf über 12.000.<br />

Top-Warengruppen im Distanzhandel <strong>2024</strong>:<br />

Bekleidung, Elektro & Möbel<br />

"<strong>2024</strong> kaufen rund 6 Millionen Österreicher im<br />

Distanzhandel. Die Top-Warengruppen sind<br />

heuer Bekleidung mit 2,4 Milliarden Euro<br />

Umsatz, Elektrogeräte mit 1,3 Milliarden und<br />

Möbel mit 0,9 Milliarden Euro Umsatz", erklärt<br />

Studienleiter Wolfgang Ziniel, Senior Researcher<br />

bei der KMU Forschung Austria.<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

Die brandneue 15. Ausgabe der bundesweiten<br />

"eCommerce-Studie Österreich"<br />

des Handelsverbandes in<br />

Kooperation mit der KMU Forschung<br />

Austria belegt das wirtschaftliche Comeback<br />

des Onlinehandels sowie ein massives Wachstum<br />

von +36% im Mobile Shopping. Deutliche<br />

Steigerungen der Käuferzahlen treffen heuer<br />

auf moderat steigende Pro-Kopf-Ausgaben.<br />

Voice Commerce (Alexa & Co.) bleibt weiterhin<br />

ein Nischenprogramm.<br />

Mehr Umsatz, mehr Kundschaft, gute Aussichten:<br />

eCommerce-Ausgaben bei 10,6<br />

Milliarden Euro<br />

"Der Onlinehandel ist wieder auf der wirtschaftlichen<br />

Überholspur, allerdings fließt ein Gutteil<br />

der Umsätze ins Ausland. Bis Ende April <strong>2024</strong><br />

sind die eCommerce-Ausgaben der Österreicherinnen<br />

und Österreicher im Vorjahresvergleich<br />

um 5 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro<br />

angestiegen. Der Überflieger ist heuer das<br />

Smartphone-Shopping mit einem gewaltigen<br />

Den höchsten prozentuellen Online-Anteil an<br />

den gesamten einzelhandelsrelevanten Konsumausgaben<br />

kann im Branchenvergleich der<br />

Spielwarenhandel (35%) verbuchen. Auf den<br />

Plätzen folgt der Handel mit Sportartikeln (34%),<br />

Bekleidung (30%) und Elektrogeräten (29%).<br />

Dramatisch: Kaufkraftabfluss der heimischen<br />

Shopper ins Ausland steigt auf 54%<br />

Der tatsächliche Sitz der Handelsunternehmen<br />

spielt für die Käufer:innen im Internet und Versandhandel<br />

keine maßgebliche Rolle. Dennoch<br />

greifen 17% nur auf Anbieter aus Österreich<br />

zurück. Ein Fünftel (19%) bestellt die gewünschten<br />

Produkte ausschließlich im ausländischen<br />

Distanzhandel.<br />

"Der Kaufkraftabfluss der heimischen Shopper<br />

ins Ausland steigt auf 54 Prozent. Die Gesamtausgaben<br />

der heimischen Konsumentinnen<br />

und Konsumenten im ausländischen Distanzhandel<br />

liegen <strong>2024</strong> bereits deutlich über jenen<br />

im inländischen Online- und Versandhandel.<br />

Mittlerweile fließen fast 6 Milliarden Euro, deutlich<br />

mehr als die Hälfte der Umsätze, an ausländische<br />

Webshops. Die Österreicherinnen und<br />

Österreicher finanzieren damit rund 150.000


Jobs im Ausland, auch aufgrund unfairer<br />

gesetzlicher Rahmenbedingungen und<br />

mangelhafter Zollkontrollen", moniert<br />

Handelssprecher Rainer Will.<br />

"Jüngere Zielgruppen kaufen deutlich häufiger<br />

bei ausländischen Anbietern ein als ältere.<br />

Der Ausgabenanteil beim ausländischen<br />

Distanzhandel liegt bei der jungen Generation<br />

zwischen 15 und 29 Jahren bei 58 Prozent und<br />

sinkt kontinuierlich mit dem Alter.<br />

Von der Generation 50+ kauft nur mehr die<br />

Hälfte bei ausländischen Anbietern ein", ergänzt<br />

Harald Gutschi, Geschäftsführer der Otto Austria<br />

Group sowie Vizepräsident des Handelsverbandes<br />

und Leiter der Plattform "eCommerce,<br />

Marktplätze & Versandhandel".<br />

Retourenquote steigt von 38% auf 42% –<br />

befeuert durch Inflation & Boom bei Fernost-Plattformen<br />

"Rund 13% der gesamten Einzelhandelsausgaben<br />

der österreichischen Privathaushalte<br />

fließen in den Distanz- und Onlinehandel.<br />

Im Schnitt gibt jede Kundin und jeder Kunde<br />

1.840 Euro pro Jahr über diesen Vertriebskanal<br />

aus. Der Einkauf im klassischen Versandhandel<br />

– also das Bestellen von Waren per<br />

Telefon, Post oder Fax – hat sich seit dem Jahr<br />

2015 auf 10 Prozent halbiert", sagt Gutschi.<br />

Einen doch überraschend starken Anstieg<br />

verzeichnet heuer die Retourenquote. 2023<br />

retournierten noch 38% der Distanzhandelskäufer:innen<br />

zumindest einen Teil der bestellen<br />

Produkte, <strong>2024</strong> sind es allerdings 42%. In<br />

absoluten Zahlen bedeutet dies, dass von den<br />

6 Millionen Österreicher:innen, die im Distanzhandel<br />

einkaufen, rund 2,5 Millionen bestellte<br />

Einzelhandelsware(n) zumindest einmal im<br />

Kalenderjahr wieder retournieren.<br />

Paradox: Nachhaltigkeitsaffine GenZ mit<br />

höchster Retourenquote<br />

"Nach dem Tiefststand 2023 mit 38% ist die<br />

Retourenquote heuer wieder auf das durchschnittliche<br />

Niveau der Vorjahre gestiegen.<br />

42% der Distanzhandelsshopper senden bestellte<br />

Einzelhandelswaren zumindest einmal<br />

pro Jahr zurück. Hauptgrund dafür könnte das<br />

gestiegene Bestellvolumen bei QuickCommerce-Plattformen<br />

aus Asien sein, verbunden<br />

mit einer oft schlechteren Produktqualität und<br />

dementsprechend unzufriedenen Kundinnen<br />

und Kunden", ist Harald Gutschi überzeugt.


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S6<br />

Paradox: Die Retourenquote fällt just bei den<br />

– vorgeblich nachhaltigkeitsaffinen – jungen<br />

Konsument:innen (zwischen 15 und 29 Jahren)<br />

am höchsten aus: 59% dieser Alterskohorte<br />

senden zumindest einen Teil der bestellten Waren<br />

zurück. "Gerade bei der jungen Generation<br />

hat sich die Rücksendetendenz im Vergleich<br />

zum Vorjahr erheblich erhöht. Obwohl der GenZ<br />

der Faktor Nachhaltigkeit laut Eigenauskunft<br />

sehr wichtig ist, zeigt die Realität hier ein<br />

anderes Bild", stellt Rainer Will klar.<br />

Voice Commerce: Sprachassistenten bleiben<br />

im eCommerce ein Nischenprogramm<br />

Der in den letzten 10 Jahren medial gehypte<br />

Voice Commerce hat in Österreich weiterhin<br />

mit Schwierigkeiten zu kämpfen: "Zwar verfügen<br />

16% bzw. 1,4 Millionen Konsument:innen<br />

in ihrem Haushalt über eine digitale Assistenz<br />

wie Amazon Echo, Google Home, etc. Allerdings<br />

verwenden nur 60.000 Menschen ihre persönlichen<br />

digitalen Assistenten für Bestellungen<br />

im Onlinehandel. Immerhin 200.000 Personen<br />

nutzen diese Tools zur Verwaltung ihrer Einkaufslisten",<br />

so Wolfgang Ziniel.<br />

Die Sprachassistenten bleiben beim Kaufabschluss<br />

zwar ein Nischenprogramm, jedoch darf<br />

der Grad der Beeinflussung vor der Kaufentscheidung<br />

durch personalisierte Werbung und<br />

technisch immer versiertere Sprachassistenten<br />

im höchstpersönlichen Umfeld nicht unterschätzt<br />

werden.<br />

Umweltbewusstsein: Geringerer finanzieller<br />

Spielraum dämpft Öko-Kaufverhalten<br />

Die Teuerung der vergangenen beiden Jahre<br />

schlägt sich mittlerweile in einem gesunkenen<br />

Umweltbewusstsein der österreichischen<br />

Konsument:innen nieder: Die Inkaufnahme von<br />

Nachteilen, wenn man von gewohnten Produkten<br />

auf umweltfreundlichere wechseln würde,<br />

hat sich <strong>2024</strong> um 18 Prozentpunkte reduziert,<br />

der Anteil jener Personen, die dies tun, liegt nun<br />

bei 47% (Vorjahr: 65%). "Es zeigt sich generell<br />

bei Fragen zum umweltbewussten Kaufverhalten<br />

im Internet, dass die Österreicher:innen aufgrund<br />

des engeren finanziellen Spielraums in<br />

den letzten 12 Monaten Abstriche beim eigenen<br />

Umweltbewusstsein gemacht haben", ist Ziniel<br />

überzeugt.<br />

Unterschiede im umweltfreundlichen Verhalten<br />

zeigen sich sowohl beim Geschlecht – Frauen<br />

weisen höhere Werte auf als Männer – als auch<br />

hinsichtlich des Alters: Personen im Alter von 60<br />

Jahren oder älter gewichten einkaufsrelevante<br />

Umweltaspekte überraschenderweise meist<br />

höher als die Altersklasse der 15-29-Jährigen.<br />

"Da umweltrelevante Aspekte mit fortschreitendem<br />

Alter immer wichtiger erscheinen, besteht<br />

also nach wie vor Potenzial, den österreichischen<br />

eCommerce zukünftig noch umweltfreundlicher<br />

zu gestalten", hofft Harald Gutschi.<br />

"Man sieht, die Österreicherinnen und Österreicher<br />

geben heuer mehr online aus, allerdings<br />

für billigere Waren aus dem Ausland. Daher<br />

setzt sich der Handelsverband vehement für<br />

mehr FairCommerce im europäischen Handel<br />

ein. Die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen<br />

sowie die Abschaffung der 150<br />

Euro-Zollfreigrenze bis spätestens 2026 sind<br />

alternativlos", so das Fazit von HV-Geschäftsführer<br />

Rainer Will.<br />

Über die Studie<br />

Die "eCommerce-Studie Österreich -<br />

Konsumentenverhalten im Distanzhandel"<br />

wird jährlich von der Plattform "eCommerce,<br />

Marktplätze & Versandhandel" des Handelsverbands<br />

bei der KMU Forschung Austria in Auftrag<br />

gegeben. Im Mittelpunkt der Studie stehen<br />

Fragestellung zu Ausgaben im österreichischen<br />

eCommerce, Verteilung nach Bestellkanälen,<br />

Warengruppen, Bezahlformen, Retouren etc.<br />

Methode: Die Ergebnisse der Studie basieren<br />

für jeden Analysezeitraum auf einer umfangreichen,<br />

telefonischen Befragung von 950 Österreicher<br />

(ab 15 Jahren), auf Basis eines standardisierten<br />

Fragebogens mit geschlossenen Fragen.<br />

Die Stichprobenziehung erfolgt im Quotenverfahren<br />

nach Geschlecht, Alter, Bundesland –<br />

repräsentativ für die österreichische Bevölkerung<br />

ab 15 Jahre. Die Daten werden einer<br />

Plausibilitätsprüfung unterzogen und statistisch<br />

ausgewertet. Die Feldphase dauerte von Mai<br />

2023 bis April <strong>2024</strong>.<br />

Sie haben die Möglichkeit, die Studie zu bestellen.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie direkt<br />

vom Handelsverband Österreichs. (RED)


#ECOMLOG24<br />

ECOM-<br />

LOG24<br />

9. ECOMMERCE<br />

LOGISTIK- DAY<br />

WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />

logistik-express.com


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S8<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Europäische Verbände<br />

starten dringenden<br />

Aufruf für faire Wettbewerbsbedingungen<br />

und<br />

effektive Durchsetzung<br />

der EU-Vorschriften im<br />

E-Commerce<br />

In einem offenen Brief fordert der Handelsverband<br />

gemeinsam mit dem europäischen<br />

Dachverband Ecommerce Europe und seinen<br />

Schwesterverbänden gleiche Bedingungen für<br />

alle E-Commerce-Akteure, die in der EU tätig<br />

sind. MANUEL FRIEDL<br />

MANUEL FRIEDL<br />

Heute haben der europäische E-Commerce-Dachverband<br />

Ecommerce<br />

Europe und viele seiner nationalen<br />

Mitgliedsverbände, darunter auch<br />

der österreichische Handelsverband, einen<br />

offenen Brief an Entscheidungsträger, Behörden<br />

und Interessenvertreter sowohl auf EU- als<br />

auch auf nationaler Ebene veröffentlicht, in dem<br />

sie die dringende Notwendigkeit betonen, faire<br />

Wettbewerbsbedingungen für alle E-Commerce-Akteure<br />

im EU-Binnenmarkt zu gewährleisten<br />

und für eine effektive Durchsetzung des<br />

EU-Rechts zu sorgen.<br />

„In jüngster Zeit sind neue E-Commerce-<br />

Akteure von außerhalb der EU in die Union<br />

eingetreten, die großen Druck auf den Binnenmarkt<br />

und auf jene Unternehmen ausüben, die<br />

bereits in der EU ansässig sind. Wir haben uns<br />

immer für einen offenen und wettbewerbsfähigen<br />

Markt eingesetzt und werden dies<br />

auch weiterhin tun, denn der E-Commerce ist<br />

ein globaler Wirtschaftszweig. Die politischen<br />

Entscheidungsträger und die zuständigen<br />

Behörden müssen jedoch sicherstellen, dass<br />

dieser Wettbewerb fair ist“, erklärt Luca Cassetti,<br />

Generalsekretär von Ecommerce Europe.<br />

Viele Fragen hinsichtlich der Einhaltung der<br />

EU-Rechtsvorschriften<br />

Unternehmen, die bereits in der EU ansässig<br />

sind, unterliegen zahlreichen Vorschriften, und<br />

die Kosten für deren Einhaltung sind in der<br />

Regel hoch, da die Vorschriften komplex und<br />

oft nicht vollständig auf EU-Ebene harmonisiert<br />

sind. Daher ist es für in der EU ansässige<br />

Akteure schwierig geworden, mit den neuen<br />

Akteuren von außerhalb der EU auf gleicher<br />

Augenhöhe zu konkurrieren. „Die Geschäftspraktiken<br />

dieser neuen Marktteilnehmer werfen<br />

viele Fragen hinsichtlich der Einhaltung der<br />

EU-Rechtsvorschriften auf, insbesondere in den<br />

Bereichen Verbraucherschutz, Produktsicherheit,<br />

Produktfälschung, Datenschutz, Schutz der<br />

Privatsphäre, Umwelt und Steuern. Die Nichteinhaltung<br />

dieser Vorschriften kann nicht nur zu<br />

unlauterem Wettbewerb führen, sondern auch<br />

dazu, dass potenziell gefährliche Produkte auf<br />

den EU-Markt gelangen“, kritisiert Rainer Will,<br />

Geschäftsführer des freien, überparteilichen<br />

Handelsverbandes.<br />

Wenn Unternehmen, die in der EU ansässig sind,<br />

Regeln verletzen, hat dies Konsequenzen und<br />

die Behörden können Zwangsmaßnahmen gegen<br />

sie ergreifen. Die EU hat bereits Vorschriften<br />

eingeführt, die für mehr Gerechtigkeit sorgen<br />

sollen. „Das Problem liegt in der unzureichenden<br />

Durchsetzung dieser EU-Regeln gegenüber<br />

Akteuren, die außerhalb der EU ansässig sind“,<br />

präzisiert Handelssprecher Rainer Will. Die<br />

nationalen Behörden sind oft unterfinanziert,<br />

unterbesetzt und unkoordiniert. Dies verschafft<br />

Akteuren mit Sitz außerhalb der EU, die sich<br />

nicht an die Regeln halten, einen unfairen<br />

Wettbewerbsvorteil. „Monat für Monat fließen<br />

Milliarden Euros an Kaufkraft aus der EU ab –<br />

mit entsprechenden Folgen für unsere<br />

Volkswirtschaften. Zuerst verlieren wir die<br />

Wettbewerbsfähigkeit, danach den Wohlstand.<br />

Daher machen wir gemeinsam mit 16 anderen<br />

Verbänden klar, dass entschlossen gegengesteuert<br />

werden muss.“


Drei Kernforderungen<br />

Angesichts des sehr schnellen Wachstums<br />

einiger dieser neuen Akteure fordern die Mitunterzeichner<br />

des offenen Briefes die Entscheidungsträger<br />

auf EU- und nationaler Ebene auf,<br />

so schnell wie möglich zu handeln, um<br />

• alle notwendigen Mittel bereitzustellen, um<br />

die Aktivitäten von Akteuren mit Sitz außer<br />

halb der EU ebenso gründlich zu prüfen wie<br />

die von Unternehmen, die bereits in der EU<br />

ansässig sind.<br />

• diese Akteure im Falle von Problemen mit der<br />

gleichen Entschlossenheit zu sanktionieren<br />

wie bei Verstößen von Akteuren mit Sitz in<br />

der EU.<br />

• eine engere Zusammenarbeit und<br />

Koordnierung zwischen den EU-Mitgliedstaaten<br />

und deren Behörden zu fördern<br />

und zu erleichtern.<br />

„Wir sind der Ansicht, dass die EU-Gesetzgebung<br />

bereits alle notwendigen Instrumente<br />

bereitstellt, um ein hohes Verbraucherschutzniveau<br />

in Europa zu gewährleisten, und dass<br />

keine zusätzlichen Verpflichtungen für Händler<br />

eingeführt werden sollten, solange die bestehenden<br />

Vorschriften nicht in der gesamten EU<br />

und gegenüber Akteuren mit Sitz außerhalb<br />

der EU wirksam und effizient durchgesetzt<br />

werden“, erklärt Luca Cassetti, Generalsekretär<br />

von Ecommerce Europe „Wenn jedoch neue<br />

Gesetze in Betracht gezogen werden, sollten<br />

deren Auswirkungen auf gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

und die Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche Durchsetzung gründlich geprüft<br />

werden, bevor neue Gesetzgebungsvorschläge<br />

vorgelegt werden.“<br />

Offene Brief<br />

Neben dem Handelsverband für Österreich<br />

haben den offenen Brief auch Partnerverbände<br />

aus Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland,<br />

Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, den<br />

Niederlanden, Norwegen, Polen, Rumänien,<br />

Schweden, der Schweiz und Tschechien sowie<br />

der europäische Dachverband Ecommerce Europe<br />

unterzeichnet. Link https://bit.ly/3RGukAk<br />

Auf nationaler Ebene hat der Handelsverband<br />

bereits im April einen Acht-Punkte-Aktionsplan<br />

für Fairness im digitalen Handel vorgelegt. (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S10<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Omni-Channel: es führt<br />

kein Weg dran vorbei<br />

Der Mode-Handel ist im Umbruch: war früher<br />

Amazon die Bedrohung, sind es nun Shein,<br />

Temu & Co. Kann der stationäre Handel da<br />

überhaupt noch bestehen? Mit welchen<br />

Strategien kann man zukünftig Erfolg haben,<br />

und wohin geht die Reise? Logistik express im<br />

Gespräch mit Norbert Scheele, Head of<br />

European Expansion, C&A und Vizepräsident<br />

des Österreichischen Handelsverbands.<br />

ANGELIKA GABOR<br />

Durch die Covid-Pandemie hat sich<br />

vieles geändert. Früher war das<br />

Rezept einfach: möglichst große Filialen<br />

in jedem Einkaufszentrum, dazu<br />

vielleicht ein Flagship-Store an prominenter<br />

Adresse in der Wiener Innenstadt. Dann kam der<br />

Lockdown und wenig später der Ukraine-Krieg,<br />

mit drastischen Folgen für die Energiepreise<br />

und damit die überhöhte Inflation. Alles in allem<br />

schlechte Karten für eine so schnelllebige Branche<br />

wie Fashion und Textil. Denn auch wenn die<br />

Läger voll sind – wer kauft schon eine Skijacke<br />

im Mai? Angesichts gestiegener Mieten ist die<br />

Standortfrage ein immer wichtigeres Kriterium.<br />

Scheele: „Man muss sich als Unternehmen die<br />

Frage stellen: sind wir überall richtig vertreten?<br />

Gerade bei Einkaufszentren hat sich einiges getan.<br />

Es gibt immer weniger Geschäfte, die noch<br />

größer als 4.000 m2 sind. Auf dem Land haben<br />

Filialen in Einkaufszentren und Fachmarktzentren<br />

aber durchaus noch ihre Berechtigung.“<br />

Zwischen 2019 und 2023 sind die Kosten bei<br />

Personal und Mieten um mehr als 20 Prozent<br />

gestiegen, gleichzeitig galt es, einen Umsatzrückgang,<br />

etwa durch Lieferunterbrechungen<br />

und damit geringere Warenverfügbarkeit, zu<br />

verkraften. In diesem Zeitraum hat laut Studie<br />

des Handelsverbands der gesamte stationäre<br />

Handel 6,2 Prozent an Haushaltsausgaben<br />

eingebüßt, wohingegen der Onlinehandel um<br />

beinahe +23 Prozent zulegen konnte. „Die große<br />

Herausforderung war und ist, die Kostenstruktur<br />

entsprechend anzupassen. Ein großes Problem,<br />

das mit politischem Willen aber einfach zu<br />

lösen wäre, ist beispielsweise die Mietvertragsgebühr,<br />

die Neueröffnungen erschwert“, meint<br />

Scheele.<br />

NORBERT SCHEE<strong>LE</strong><br />

Ein weiteres Problemfeld: die Suche nach<br />

geeignetem Personal. „Es ist heute noch viel<br />

schwieriger als vor der Pandemie, Mitarbeiter<br />

für Vollzeitstellen zu finden. Viele wären bereit,<br />

mehr Stunden zu arbeiten, wenn es sich


auszahlen würde“, seufzt Scheele. So würde<br />

man beispielsweise in Ungarn bei 30 Prozent<br />

mehr Arbeitszeit auch 30 Prozent mehr Gehalt<br />

bekommen. In Österreich hingegen fressen<br />

die Lohnnebenkosten einen Teil davon wieder<br />

auf, und den Leuten sei ihre Freizeit mehr wert<br />

geworden.<br />

Scheele: „Nach Frankreich hat Österreich die<br />

größte Regulierungswut. Der Handelsverband<br />

hat ein Maßnahmenpaket vorgestellt, wie man<br />

der Wirtschaft helfen und Bürokratie abbauen<br />

kann, indem man beispielsweise bestehende<br />

Rahmenrechtsprobleme löst – es fehlt allerdings<br />

an der Umsetzung.“ Bei C&A versucht<br />

man, durch flexible Arbeitszeitmodelle als<br />

Arbeitgeber attraktiv zu sein, so dürfen Verwaltungsmitarbeiter<br />

im Homeoffice arbeiten<br />

und bei Teilzeitkräften werden die Stunden auf<br />

möglichst wenige Tage aufgeteilt, damit die<br />

Mitarbeiter nicht nur für wenige Stunden<br />

kommen müssen.<br />

Fertigung: Asien vs. Europa<br />

Der überwiegende Teil der Kleidung, Textilien<br />

kommt aus Ländern wie China, Bangladesch<br />

und Taiwan und von dort via Schiffscontainer<br />

nach Europa. „Diese langen Transportwege bedeuten<br />

natürlich gewisse Unsicherheiten. Wie<br />

fährt der Container? Ist meine Ware wirklich<br />

auf dem Schiff? Das Modegeschäft ist saisonal<br />

geprägt, beispielsweise zu Ostern wird viel<br />

Kindermode gekauft und auch Weihnachten ist<br />

besonders umsatzstark. Kommt die Ware nun zu<br />

früh, fallen Lagerkosten an. Kommt sie jedoch<br />

zu spät, ist die Saison vorbei und das Geschäft<br />

verloren. Deshalb sind zuverlässige Partnerschaften<br />

so wichtig“, erläutert Scheele. Die<br />

Alternative wäre die Produktion in Europa –<br />

und geht es nach Scheele, wird das in Zukunft<br />

auch vermehrt zur Realität werden: „Schon<br />

heute werden für C&A in Mönchengladbach<br />

900.000 Jeans unter Einhaltung sämtlicher<br />

Umweltauflagen gefertigt, und die kosten nicht<br />

mehr als die anderen. Meiner Meinung nach<br />

wird die Textilindustrie wieder nach Europa<br />

zurückkehren, das Transportrisiko ist einfach<br />

viel geringer.“<br />

Temu, Shein & Co als rotes Tuch<br />

Vor exakt 30 Jahren wurde Amazon gegründet,<br />

vor 25 Jahren startete die österreichische<br />

Website. Der Siegeszug war rasant und Amazon<br />

wurde schnell als Bedrohung des heimischen<br />

Handels betrachtet.<br />

Heute ist Amazon der führende Online-Händler<br />

in Österreich, gefolgt von Zalando, Otto-<br />

Group und Shop-Apotheke. Doch während<br />

Amazon inzwischen nach einigen rechtlichen<br />

Streitereien Steuern zahlt und die Verantwortung<br />

für die auf der Plattform verkauften<br />

Waren übernommen hat, überfluten nun die<br />

Onlineplattformen Temu und Shein den<br />

europäischen Markt. „Temu kommt mit 15 bis<br />

20 Flugzeugen voller Waren täglich. Die Waren<br />

haben keine CE-Zertifikate und das Unternehmen<br />

umgeht den Zoll, indem Pakete falsch<br />

ANGELIKA GABOR


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S12<br />

OMNI-CHANNEL: ES FÜHRT KEIN<br />

WEG DRAN VORBEI<br />

deklariert werden. Bei der Produktion werden<br />

keinerlei europäische Standards eingehalten<br />

– weder was die Punkte wie Kinderarbeit und<br />

Umweltschutz, noch den Einsatz von Chemikalien<br />

anbelangt. Von den Abgaben für die<br />

Verpackungsentsorgung ganz zu schweigen.<br />

Diese Praxis kann und wird den europäischen<br />

Markt nachhaltig schaden, wenn die EU hier<br />

nicht rasch handelt“, ist Scheele überzeugt. Persönlich<br />

hat er nichts gegen neue Wettbewerber,<br />

aber „der Wettbewerb muss fair sein – und das<br />

ist er aktuell nicht.“<br />

Auch die „Gamification“, die Shein und Temu<br />

nutzen, sieht er als Problem: „Der Kunde wird<br />

durch spielerische Angebote und damit einhergehende<br />

extreme Rabatte dazu gebracht,<br />

immer mehr Zeit in der App zu verbringen und<br />

immer neue Waren auszuprobieren. Je aktiver<br />

man ist, desto mehr Bonusse erhält man“,<br />

erläutert Scheele. Das kann beispielsweise ein<br />

Glücksrad sein (bei dem man zufällig immer den<br />

höchsten Rabatt erdreht), oder Angebote, die<br />

(scheinbar) in wenigen Minuten ablaufen, um<br />

den Kaufanreiz zu erhöhen. Und das mit Erfolg:<br />

Temu, kapitalstarke Tochter der chinesischen<br />

Pinduduo Holding, hat 2023 weltweit mehr als<br />

30 Milliarden Dollar umgesetzt und ist in weniger<br />

als einem Jahr Platz vier der Online-Marktplätze<br />

in Deutschland vorgerückt.<br />

Das Konzept dahinter ist clever: die Produkte<br />

kommen direkt aus der Fabrik, der Zwischenhändler<br />

wird umgangen. Die EU möchte bis<br />

2027 eine entsprechende Regelung finden –<br />

bis dahin könnte es für viele Händler aber<br />

schon zu spät sein.<br />

Ist der stationäre Handel nun verloren?<br />

„Nein“, ist Scheele überzeugt, „der stationäre<br />

Handel wird immer seine Berechtigung haben,<br />

aber als Unternehmen muss man heute mehr<br />

bieten.“ Das Zauberwort lautet „Omni-Channel“,<br />

man muss die Kunden auf allen Kanälen erreichen<br />

– stationär, online, mit Mobile-Apps<br />

und auch mit Mischformen wie Click & Collect.<br />

Je besser das Online-Angebot, desto erfolgreicher<br />

ist auch das Unternehmen. Dazu zählt<br />

etwa eine Warenverfügbarkeitsanzeige, damit<br />

man sieht, in welchen Filialen etwas vorrätig ist.<br />

Ganz wichtig ist auch ein breites Angebot an<br />

Bezahlmöglichkeiten, damit es für die Kunden<br />

möglichst bequem ist. Aber klar sei auch, dass<br />

die Rentabilität der einzelnen Standorte auf<br />

dem Prüfstand stehen wird. Als Folge kann es<br />

durchaus sein, dass Filialen schließen müssen,<br />

oder übersiedeln.<br />

Das Problem mit dem Lieferkettengesetz<br />

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – kurz<br />

Lieferkettengesetz – ist an und für sich eine<br />

gute Idee, es hat nur einen entscheidenden<br />

Haken: es gilt nur für Unternehmen in der EU.<br />

Asiatische Unternehmer bekommen vermutlich<br />

einen Lach-Flash wenn sie sehen, mit welch<br />

zusätzlichem bürokratischem Aufwand sich<br />

die Unternehmen nun herumschlagen müssen.<br />

Bislang nur die großen, aber schrittweise wird<br />

es irgendwann jedes Unternehmen treffen.<br />

„Es ist äußerst schwierig, sämtliche Teile der<br />

Kette bis hinunter zum Baumwollpflücker zu<br />

prüfen“, gibt Scheele zu bedenken, „insbesondere<br />

für kleinere Betriebe ist das aus praktischen<br />

und finanziellen Gründen extrem mühselig.“<br />

Auch sei es schwierig, den Lieferanten all<br />

die nötigen Schritte und Formulare zu erklären,<br />

denn „für den amerikanischen Kunden muss er<br />

das alles nicht ausfüllen“. Seiner Meinung nach<br />

wäre es besser, wenn jeder nur jeweils ein bis<br />

zwei Schritte zurück in seiner Lieferkette prüfen<br />

müsste, um zu sehen, ob Standards eingehalten<br />

würden.<br />

Wie sagte schon der berühmte Dramatiker<br />

Johann Nestroy? „Zu Tode gefürchtet ist auch<br />

gestorben.“ Natürlich wird es in Zukunft einige<br />

Konkurse bei Modeunternehmen geben, aber<br />

das ist nichts Neues, die gab es auch vor der<br />

Pandemie und bevor der E-Commerce Einzug<br />

hielt. Wer seine Kostenstruktur im Griff hat,<br />

sich gut um seine Mitarbeiter kümmert (damit<br />

sie bleiben) und seinen Kunden verschiedene<br />

Bezugskanäle und möglichst viel Service (zB<br />

einfache Retouren) bietet, der hat durchaus gute<br />

Chancen, auch in den nächsten Jahrzehnten<br />

noch erfolgreich Geschäfte zu machen. (RED)


#austrianretailsummit<br />

Austrian Summit<br />

for Retail &<br />

Branded Goods<br />

ZUM WARENKORB<br />

tagdeshandels.at<br />

TAG DES<br />

<strong>HANDEL</strong>S<br />

GMUNDEN, (OÖ)<br />

10. & 11. OKTOBER<br />

<strong>2024</strong>


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S14<br />

Auch Online-Handel schrumpft<br />

Im Jahr 2023 hat sich der Rückgang im Bereich<br />

„eCommerce“ deutlich beschleunigt und ist um<br />

-7,5 % im Vergleich zu 2022 zurückgegangen.<br />

Vorkrisenniveau bei Pleiten<br />

führt zu Schließungen<br />

944 Handelsunternehmen schlitterten 2023<br />

in die Insolvenz (+14 %). Die Zahl der Pleiten<br />

insgesamt für Q1/<strong>2024</strong> stieg im Vergleich zum<br />

Vorjahresquartal um +27 % auf 1.688 an.<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Handelsflächen:<br />

Lage weiterhin<br />

herausfordernd<br />

Situation im Handel nach wie vor sehr<br />

herausfordernd. Umsätze schrumpfen<br />

stationär und online. Das Stimmungsbild<br />

im Handel bleibt pessimistisch. REDAKTION<br />

Die schwache Konjunktur hat<br />

sich auch auf die privaten Konsumausgaben<br />

in Österreich ausgewirkt,<br />

die im Vergleich zum<br />

Vorjahr um -1,1 % zurückgegangen sind.<br />

Die Reduktion der gesamten Konsumausgaben<br />

hat sich auch auf die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze<br />

negativ ausgewirkt.<br />

„Die anhaltende Teuerung, sinkende Konsumausgaben,<br />

steigende Betriebskosten (Energie<br />

etc.) stellen den stationären Handel nach wie<br />

vor auf eine harte Probe“, stellt Mag. Stefan<br />

Krejci von RE/MAX Commercial Austria fest.<br />

Expansive Diskonter<br />

Diskont-Konzepte wie KIK, TEDI, Action, Thomas<br />

Philipps und die deutsche Warenhauskette<br />

Woolworth suchen nach wie vor neuen Filialstandorten.<br />

Im Bekleidungsbereich konnten<br />

Unternehmen wie TK Maxx oder Only im<br />

abgelaufenen Jahr ihre Filialanzahl<br />

weiter steigern. Die Firma Deichmann,<br />

hat angekündigt, sein<br />

Konzept MyShoes aufzugeben<br />

und dadurch 29 Filialen zu<br />

schließen.<br />

Weiterhin expansiv unterwegs<br />

sind Shops mit Luxuslabels.<br />

Hermès, Dior oder Longines<br />

haben neue Standorte an Topadressen<br />

in Wien eröffnet oder nach<br />

Umbauten wiedereröffnet. Gleichzeitig ist<br />

auch eine Flächennachfrage in innerstädtische<br />

Toplagen und Einkaufszentren bei E-Auto-<br />

Anbietern (BYD) zu erkennen.<br />

Herausforderung: Handel nach wie vor<br />

eher pessimistisch eingestellt<br />

Nach einer Umfrage von Standort + Markt im<br />

Frühjahr <strong>2024</strong> gehen nur rund 15 % der befragten<br />

Unternehmer davon aus, das Jahr <strong>2024</strong> mit<br />

Gewinn abzuschließen, aber 42% mit Verlust.<br />

Kürzere Öffnungszeiten<br />

gegen Betriebskosten<br />

Die hohen Energiepreise treffen Händler je<br />

nach Branche ebenfalls an unterschiedlichen<br />

Fronten, unter anderem im Bereich des eigenen<br />

Transports. Aber auch Einkaufszentren spüren<br />

den Druck steigender Betriebskosten, weshalb<br />

erste Standorte bereits eine Reduktion der<br />

Öffnungszeiten umgesetzt haben.


Konsumausgaben gefallen –<br />

Erholung könnte <strong>2024</strong> hilfreich sein<br />

Der private Konsum ist im Jahr 2023 leicht<br />

gesunken. Aufgrund der neuerlich hoch<br />

ausgefallenen Lohnabschlüsse rechnen die<br />

Wirtschaftsforscher <strong>2024</strong> und 2025 jedoch mit<br />

einer höheren Konsumnachfrage. Diese werden<br />

sich positiv auf die Einzelhandelsumsätze, aber<br />

negativ auf die Kostenstruktur auswirken.<br />

Auch in Toplagen neue Konzepte möglich<br />

Neueinstiege kommen aus der reinen „Marken-Welt“<br />

zwecks klassischen Branding oder<br />

aus Trendbereichen wie der E-Mobilität. Auch<br />

im Bereich der Gastro- und Freizeitindustrie ist<br />

steigendes Interesse zu verzeichnen, vor allem<br />

aus der Systemgastronomie (KFC, McDonalds,<br />

LeBurger). Allein im Mode- und Schuhhandel<br />

sind im letzten Jahrzehnt rund -18 % der<br />

Verkaufsfläche verschwunden. Das nützen viele<br />

Händler, die Verträge entsprechend nachzuverhandeln.<br />

„Deckelungen von Betriebskosten oder<br />

Einschleifregelungen sind bereits gang und<br />

gäbe“, so Krejci.<br />

Handelsflächenreduktion geht weiter<br />

Der Standort + Markt City-Retail Studie <strong>2024</strong><br />

zufolge sind rund 9.000 m2 erkaufsfläche<br />

verschwunden. Dennoch hat sich die Leerstandsrate<br />

in den heimischen Städten nur<br />

unwesentlich auf 6,7 % reduziert, weil in den<br />

letzten Jahren Verkaufsflächen in Summe<br />

zurückgegangen sind und anderwertig genutzt<br />

werden. „Gastronomie, Sport- und Wellnessangebote<br />

wie Fitnessstudios, sowie öffentliche<br />

Einrichtungen und Dienstleistungen können<br />

eine wichtige Rolle bei möglichen Umnutzungen<br />

spielen“, meint Raimund Baumgarten, MBA,<br />

RE/MAX Commercial, Experte für Hotel und<br />

Gastronomie.<br />

Branchenmix entscheidet<br />

Sowohl bei Mietern als auch Investoren weiterhin<br />

hoch im Kurs stehen Fachmarktagglomerationen,<br />

die ein großes Angebot an krisenfesten<br />

Gütern des täglichen Bedarfs (Lebensmittelhandel,<br />

Drogerien, Apotheken, Tierbedarf etc.) aufweisen.<br />

2023 kaum Veränderungen zum Vorjahr<br />

– Prognosen für <strong>2024</strong> gehen aber von teilweise<br />

rückläufigen Spitzenmieten aus.<br />

(RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S16<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Wer sich wissentlich<br />

betrügen lässt, ist selbst<br />

schuld<br />

Paketflut aus Süd-Ost Asien führt angeblich<br />

zu Abgabenhinterziehung und Zollbetrug.<br />

Auch sollen die importierten Waren nicht den<br />

europäischen Produktrichtlinien entsprechen,<br />

oder auch Markenrechte verletzten.<br />

WALTER TREZEK<br />

Wie gedenkt die Finanzaufsicht<br />

dem Treiben entgegen zu wirken<br />

und damit wieder Wettbewerbsneutralität<br />

herzustellen?<br />

Was kann der österr. Zoll tun?<br />

Die österreichische Aufsichtbehörde steht vor<br />

der Herausforderung, dass der überwiegende<br />

Teil der Importsendungen gar nicht in Österreich<br />

verzollt wird. Importiert wird die Masse der<br />

Sendungen als Warensendungen mit geringem<br />

Wert über andere EU-Staaten, wie etwa Be-Ne-<br />

Lux oder Ungarn.<br />

Die Warensendungen werden bereits verzollt<br />

(von der Einfuhrumsatzsteuer befreit, nach<br />

dem IOSS System, als weil Warensendungen<br />

unter einem Warenwert von 150 EUR), und zu<br />

individuell vereinbarten Tarifen an die österreichischen<br />

Paketdienste übergeben. Derzeit vor<br />

allem Österreichische Post und DPD, zunehmend<br />

auch AMAZON.<br />

Es gibt, wohl auch teilweise zu Recht, daran<br />

Kritik, da der Zoll in Be-Ne-Lux mit der gesamteuropäischen<br />

Einfuhrverzollung überfordert<br />

zu sein scheint. Die Herausforderungen (Abgabenhinterziehung<br />

wegen missbräuchlicher<br />

IOSS MwSt. ID Nummer Nutzung, fehlerhafter<br />

Deklarationen, Produktfälschungen, mangelnder<br />

Zertifikate, etc.) können bei dem extrem<br />

hohen Warensendungsaufkommen täglich aus<br />

Süd-Ost Asien, wenn überhaupt nur mangelhaft<br />

gelöst werden. Das liegt wohl an mangelnden<br />

Ressourcen, insbesondere aber an den digitalen<br />

Rahmenbedingungen. Der Datenzugriff auf die<br />

vorab, den Fiskalbehörden im EU-Mitgliedsstaat<br />

in dem der Abgabenpflichtige registriert ist,<br />

elektronisch zu übersenden Einfuhrdokumente<br />

funktioniert nicht. Trotz Abmahnungen und<br />

Aufforderungen zwischen den Fiskalbehörden,


die notwendigen Daten für eine rechtskonforme<br />

Zollprüfung und Risikomanagement zugänglich<br />

zu machen scheint es am politischen Willen zu<br />

mangeln.<br />

Abgabenhinterziehung, Produktfälschung<br />

und Sicherheitsprobleme auf Grundlage der<br />

bestehenden Möglichkeiten entschlossen<br />

anzugehen“.<br />

Hat der österr. Zoll wirklich nichts mit<br />

Sendungen aus Drittstaaten zu tun?<br />

Der Großteil der Warensendungen aus Fernost<br />

geht derzeit am österreichischen Zoll vorbei. Sie<br />

werden von der zuständigen Aufsichtsbehörde<br />

in Österreich nicht beachtet. Es wird auf Brüssel<br />

und die großen Import-Länder (Be-Ne-Lux)<br />

gezeigt. Behauptet wird: „Österreich hätte keine<br />

Möglichkeit hier aktiv zu werden“.<br />

Fiskalpolizeiliche Maßnahmen<br />

werden nicht genutzt<br />

Es gibt Behörden (Zollamt etc.), die in Österreich<br />

jederzeit mobile Kontrollen durchführen<br />

könnten, mit dem Fokus Betrugsbekämpfung.<br />

[1] Auch sind die Zugangsorte der potentiell<br />

überprüfungswürdigen Warensendungen nach<br />

Österreich bekannt -> (Übergabe- und Verteilzentren<br />

der großen Logistiker). Damit könnten<br />

alle Importpaketsendungen nach Österreich,<br />

unabhängig von einer Verzollung in Österreich,<br />

ohne wesentlich erhöhten Aufwand überprüft<br />

werden.<br />

Naturgemäß benötigt der Zoll hier ergänzende<br />

Ressourcen und vor allem technische / digitale<br />

Lösungen (mit nur mehr Zöllnern, die manuell<br />

kontrollieren, ist das definitiv nicht zu lösen).<br />

Was hier für Österreich beschrieben wurde gilt<br />

auch in ähnlicher Form für Deutschland. Hier<br />

sieht das Bild aktuell vergleichbar aus.<br />

Die logistic-natives mit Ihrem internationalen<br />

Netzwerk stellen ihre tiefe Expertise zur<br />

Verfügung und arbeiten partnerschaftlich an<br />

praxistauglichen Lösungsvorschlägen.<br />

Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich<br />

gerne im logistic-natives e.V. engagieren.<br />

E-Mail: Florian.Seikel@logistic-natives.com<br />

WALTER TREZEK<br />

Mangelnden Ressourcen?<br />

Technische Lösungen und Automaten gibt es<br />

Natürlich müssten diese Überprüfungen automatisiert/digital<br />

unterstützt werden. Manuelle<br />

Stichproben (sind zwar besser als keine Kontrollen,<br />

aber höchst ineffizient) wären aufgrund<br />

der Masse ineffizient und nicht zielführend.<br />

In der EU gibt es digitale und technische Lösungen<br />

die das ermöglichen. Das Argument des<br />

Zolls: „Keine Ressourcen, keine Daten, keinen<br />

Zugang“, ist wohl eine Schutzbehauptung.<br />

Aktive Fiskalpolizeiliche Aufsicht:<br />

Schutz des Handels vor<br />

wettbewerbswidrigen Praktiken<br />

Der Zoll möge laufende, flächendeckende<br />

Schwerpunktkontrollen an den Eingangspunkten<br />

für chinesische Warensendungen<br />

nach Österreich, die nicht in Österreich verzollt<br />

werden, durchzuführen. Allein „mit dem Finger<br />

ins EU-Ausland zu zeigen“, ist zu wenig. Besser<br />

ist es die bestehenden Werkzeuge des Zoll zu<br />

nutzen und „aktiv zu werden und die Themen


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S18<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Haus-Paket-Fach-<br />

Anlagen (HPFA) – Paketfachinfrastruktur<br />

wird<br />

Teil der notwendigen<br />

Zustellinfrastruktur<br />

Unbeaufsichtigte Zustellung in Paketfachanlagen:<br />

Wandel in der Rechts- &<br />

Regulierungslandschaft hin zu offenem<br />

Zugang für registrierte Zusteller zum Nutzen<br />

der Endempfänger. FLORIAN SEIKEL<br />

Das Fach in der unbeaufsichtigten Zustellinfrastruktur<br />

wird dem identifizierten Empfänger<br />

(Identifikation des Empfängers erforderlich) pro<br />

Zeit/pro Platz vermietet. Das Zahlungskonto ist<br />

mit dem elektronischen Endgerät des<br />

Empfängers verknüpft.<br />

2. Hardware ist genormt: Hardware kann überall<br />

und von Dritten hergestellt werden. Entspricht<br />

den vorgegebenen Spezifikationen, die vom<br />

Gesamtsystemvermittler (der das datenzentrierte<br />

Netzwerk betreibt) festgelegt wird. Harmonisierte<br />

Standards für den technischen und<br />

digitalen Zugang sind entscheidend und<br />

werden in Europa und weltweit überarbeitet.<br />

3. Offener Netzwerkansatz: Das Netzwerk der<br />

unbeaufsichtigten Zustellinfrastruktur steht<br />

allen Zustelldiensten auf gleichberechtigter/<br />

neutraler Basis offen. Dies umfasst auch den<br />

Zugang für den lokalen Einzelhandel oder weiteren<br />

identifizierten Dritten, die Warensendungen<br />

an registrierte Endempfänger senden.<br />

Die weltweit größten Anbieter unbeaufsichtigter<br />

Zustelllösungen<br />

bündeln ihre Kräfte.<br />

Als Mitglieder im<br />

beratenden Gremium der<br />

Weltpostverein (UPU<br />

Consultative Committee)<br />

arbeiten auch<br />

die logistic-natives<br />

an der weltweiten<br />

Neuausrichtung<br />

des Marktes nach<br />

den Bedürfnissen der<br />

Empfänger von Warensendungen.<br />

Nachhaltige<br />

und solide Grundlagen für die<br />

bevorstehende Neuausrichtung orientieren sich<br />

an 5 Prinzipien:<br />

1. Empfängergesteuert: Das digitale Verwaltungssystem<br />

einer allen Zustelldiensten<br />

offenstehenden Fachinfrastruktur steht im<br />

Zentrum der Entwicklung. Entscheidend ist die<br />

elektronische Kommunikationsschnittsteller<br />

zu Empfängern und privaten Absendern<br />

von Warensendungen (inkl. Retouren). Der<br />

Empfänger ist über sein persönliches digitales<br />

Endgerät (PDA, Smartphone) verbunden.<br />

4. Europäischer Normungsausschuss: Ziel von<br />

CEN/TC331 WG5 ist die Festlegung vollständig<br />

harmonisierter, offen zugänglicher technischer<br />

und Datenaustauschstandards. Bestehende<br />

technische Spezifikationen werden<br />

im CEN überarbeitet. Internationale<br />

Weltpost-Standards müssen an die<br />

CEN-Standards angepasst werden.<br />

Der datenzentrierte Ansatz ist am<br />

globale Postmodell vom Weltpostverein<br />

(UPU) und dem Zolldatenmodell<br />

der Weltzollorganisation<br />

(WCO) und der EU angepasst.<br />

5. Vorab auf Artikelebene ausgetauschte<br />

Daten: Vollständige digitale<br />

Transparenz pro Sendung (eingehend/ausgehend)<br />

ist ein MUSS. Daten zu den Waren/Handelsgütern<br />

in Sendungen, die für die unbeaufsichtigte<br />

Zustellung bestimmt sind, müssen<br />

vollständig vorab vorliegen und mit den<br />

Wirtschaftsbeteiligten und auch zuständigen<br />

Behörden ausgetauscht werden, oder auch zu<br />

Prüf- und Auditzwecken archiviert werden.<br />

Wer Interesse hat, aktiv an der Gestaltung<br />

mitzuwirken, ist herzlich eingeladen, dem<br />

Netzwerk des logistic-natives e.V. beizutreten<br />

(Florian.Seikel@logistic.natvives.com).


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<strong>LE</strong>-1-<strong>2024</strong><br />

<strong>LE</strong>-2-<strong>2024</strong>


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S20<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Retouren im<br />

Einzelhandel:<br />

Reaktion auf die<br />

steigenden Kosten<br />

Die Lieferkette im Einzelhandel wird durch<br />

die Zunahme des Online-Shoppings immer<br />

stärker belastet. Die weltweiten Umsätze<br />

sollen bis 2026 auf 7,6 Billionen US-Dollar<br />

ansteigen. JENNA SLAG<strong>LE</strong><br />

Im Vergleich lag der globale Umsatz 2022<br />

bei 5,4 Billionen USD. Dadurch, dass Online-<br />

Bestellungen so zunehmen, gerät die<br />

Infrastruktur der Lieferkette immer weiter<br />

unter Druck. Auch die Transportarten werden<br />

immer individueller und komplexer: vom<br />

kleinen Päckchen bis hin zu großen Sperrgutlieferungen.<br />

Als gäbe es bei der sich ständig<br />

verändernden Welt der globalen Supply Chain<br />

nicht schon genug Herausforderungen, gibt es<br />

vor allem ein immer größer werdendes Problem:<br />

die Retouren. Durch zunehmende Online-<br />

Bestellungen nehmen auch die Waren zu, die<br />

zurückgesendet werden.<br />

Laut Bitkom geht jede zehnte Online-Bestellung<br />

wieder zurück. Einzelhändler gehen deshalb<br />

vermehrt zu anspruchsvolleren und kosteneffizienteren<br />

Ansätzen über. Fokussiert wird<br />

vor allem der Liefernachweis, während sich der<br />

Trend weg von automatisch generierten Rücksendeetiketten<br />

hin zur genauen Prüfung der<br />

Retourenanfrage bewegt.<br />

Bislang ist die Verfolgung von Rücksendungen<br />

über die gesamte Lieferkette mit Verzögerungen<br />

und Bestandverlusten verbunden. Das führt zu<br />

erheblichen Umsatzeinbußen. Der prozentuale<br />

Anteil an den Transportkosten im Verhältnis<br />

zu dem Wert der retournierten Produkte ist oft<br />

höher als in vielen anderen Branchen.<br />

Es wird für Einzelhändler daher immer attraktiver<br />

auf kostenpflichtige Retouren oder<br />

Abomodelle umzusteigen. Die Kosten auf<br />

die Kunden abzuwälzen ist jedoch nicht der<br />

smarteste Ansatz – gerade, weil es sich große<br />

Player nach wie vor leisten werden, kostenlose


Retouren anzubieten. Einzelhändler müssen<br />

sich Modelle überlegen, die die komplexen<br />

Kosten decken und gleichzeitig das Vertrauen<br />

der Kunden durch einen zuverlässigen Rückgabeprozess<br />

wahren.<br />

Hochsaisons wie die Sommermonate oder<br />

Weihnachten verstärken die Herausforderungen.<br />

Nachfragemengen schwanken und können<br />

schnell in die Höhe schießen. Um sich auf diese<br />

Peaks und die damit einhergehende Retrourenflut<br />

vorzubereiten, kann die End-to-End Supply<br />

Chain Visibility von Vorteil sein.<br />

Die erlangte Transparenz hilft bei fundierter<br />

Entscheidungsfindung. Entsprechende Technologien,<br />

die diese Transparenz ermöglichen,<br />

gibt es bereits heute. Wenn Unternehmen solche<br />

Technologien einsetzten, wird nicht nur die<br />

Sichtbarkeit von ein- und ausgehenden Sendungen<br />

verbessert, sondern die gesamte Lieferkette<br />

bis hin zur einzelnen Kundenbestellung<br />

sichtbar gemacht. KI bietet zudem Einblicke, die<br />

sonst nicht so schnell verfügbar wären.<br />

Mit KI-gestützten Analysen können Einzelhändler<br />

Rückgabemuster vorhersehen,<br />

die Bestandverwaltung optimieren und den<br />

Prozess der Retouren optimieren und rationalisieren.<br />

Menschliche Fehler werden vermieden,<br />

Bearbeitungszeiten verkürzt und die<br />

betriebliche Flexibilität und Effizienz verbessert.<br />

Damit werden Kosten gespart und die<br />

Kundenzufriedenheit erhöht. Kurzum wird der<br />

gesamte Retourenprozess durch integrierte<br />

Softwarelösungen – ob nun mit oder ohne KI –<br />

effizienter gestaltet, sodass alle Parteien etwas<br />

davon haben. (RED)<br />

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LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S22<br />

Handel & Distanzhandel<br />

eCommerce Day: Der<br />

wichtigste Online-<br />

Handelskongress des<br />

Landes versammelte<br />

350 Gamechanger in<br />

der Seestadt Aspern<br />

Besucherrekord beim Gipfeltreffen der<br />

heimischen eCommerce-Branche.<br />

Fair Commerce in Europa und Künstliche<br />

Intelligenz im Onlinehandel als zentrale<br />

Themen.<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

Der diesjährige eCommerce Day des<br />

Handelsverbandes fand am 13. Juni<br />

<strong>2024</strong> in der Ariana Wien (Seestadt<br />

Aspern) statt und bot einmal<br />

mehr eine große Plattform für Unternehmen,<br />

Expert:innen und eCommerce-Player, um die<br />

neuesten Trends und Entwicklungen der<br />

Branche zu erkunden. Mit mehr als 350 Gästen<br />

und einer Vielzahl an hochkarätigen Speaker<br />

war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Geboten<br />

wurde ein umfassender Einblick in die Gegenwart<br />

und Zukunft des Onlinehandels.<br />

HV-Präsident Stephan Mayer-Heinisch und<br />

HV-Geschäftsführer Rainer Will eröffneten<br />

die 24. Ausgabe des wichtigsten österreichischen<br />

Onlinehandelskongresses, Puls4-Anchor<br />

Werner Sejka moderierte charmant durch das<br />

Tagesprogramm. Die Themenpalette reichte<br />

heuer von QuickCommerce-Plattformen über<br />

Payment-Innovationen, Conversion-Optimierung<br />

und Cybersecurity bis hin zu Retail KI.<br />

eCommerce wird noch schneller<br />

Eines der vielen Highlights der Veranstaltung<br />

war die Keynote von Stefan Wenzel, Co-CEO von<br />

onQuality, einer auf Online-Marktplätze<br />

spezialisierten Softwaregruppe. Er widmete<br />

seinen Vortrag der Frage, was wir von den<br />

exponentiell wachsenden Fernost-Webshops<br />

lernen können. „Vergesst Perfektion, Schnelligkeit<br />

ist entscheidend“, so das Fazit des<br />

Retail-Experten.


https://youtu.be/wV6nmJD8mWQ<br />

Im Anschluss stellte Harald Gutschi, OTTO<br />

Austria-Geschäftsführer sowie Vizepräsident<br />

des Handelsverbandes und Leiter der Plattform<br />

"eCommerce, Marktplätze & Versandhandel",<br />

gemeinsam mit Wolfgang Ziniel, Senior<br />

Researcher bei der KMU Forschung Austria, die<br />

Kernergebnisse der brandneuen eCommerce<br />

Studie Österreich <strong>2024</strong> vor.<br />

Conversion ist Alles<br />

Stefan Heuberger präsentierte die Marktplatz-<br />

Strategie der Lusini Group – Europas größter<br />

B2B-eCommerce-Plattform für die Gastronomie<br />

und Hotellerie. In seiner Rolle als Head of Marketplace<br />

zeichnete er für die Implementierung<br />

von Mirakl als Marktplatzlösung verantwortlich,<br />

die nach dem Go Live in 2023 nun EU-weit ausgerollt<br />

wird. Wie erfolgreiche Conversion-<br />

Optimierung – also alle Maßnahmen, die versuchen<br />

Webseitenbesucher zu Käufer zu machen<br />

– im Social Media-Zeitalter funktioniert, darüber<br />

sprach Gerald Eder, eCommerce-Leiter von CRIF<br />

Austria, mit Peter Gehringer (PSA), Clarissa<br />

Lehner (ACL advanced commerce labs),<br />

Johannes Luger (SEOschmiede), Rainer Schwarz<br />

(DPD Austria) und Damir Leko, Country General<br />

Manager Austria der NEXI Group. Kund:innen<br />

erwarten ein maßgeschneidertes Einkaufserlebnis,<br />

auch beim Checkout. Die erfolgreichsten<br />

Shops bieten unterschiedlichste Bezahlmöglichkeiten<br />

für jeden Geschmack, im Internet<br />

spielt vor allem der Kauf auf Rechnung nach wie<br />

vor eine überragende Rolle.


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S24<br />

Cybercrime auf dem Vormarsch: fast 66.000<br />

Fälle im Vorjahr<br />

Den Startschuss in einen intensiven Nachmittag<br />

bildete der Pecha Kucha Vortrag von<br />

Susanne Floss, Key Account Managerin beim<br />

Payment-Dienstleister Unzer. Sie referierte über<br />

jene Faktoren, welche die Kaufbereitschaft von<br />

Onlineshoppern beeinflussen. Matthias Kluth,<br />

Teamlead National Sales bei Kaufland Global<br />

Marketplace, präsentierte neue Möglichkeiten,<br />

mit dem Händler mehr Cross-Border-Wachstum<br />

erzielen können.<br />

Apropos Wachstum: Ein solches verzeichneten<br />

in den letzten Jahren auch Cyberbedrohungen.<br />

65.864 Cybercrime-Fälle wurden laut Kriminalstatistik<br />

2023 zur Anzeige gebracht – Rekord!<br />

Das zweite Podium des eCommerce Day stand<br />

daher ganz im Zeichen der Cybersicherheit.<br />

Philipp Amann, Chief Information Security<br />

Officer der Österreichischen Post, diskutierte<br />

mit Nicole Bäck-Knapp, Geschäftsführerin von<br />

Ecker & Partner, Bernhard Schafrath, Leiter des<br />

Büros für Kriminalprävention und Opferhilfe im<br />

Bundeskriminalamt und Andreas Schütz, CEE<br />

Head of Data Protection und Partner im Wiener<br />

IP/IT-Team der internationalen Anwaltskanzlei<br />

Taylor Wessing.<br />

Big Reset im europäischen Handel<br />

Welche dramatischen Auswirkungen das neue<br />

„Direct-eCommerce“-Geschäftsmodell aus<br />

China auf den europäischen Handel hat und<br />

wie das EU-Zollrecht reformiert werden müsste,<br />

darüber sprach Walter Trezek, Gründer und Eigentümer<br />

des Logistikberaters CLS (Commerce<br />

Logistics Specialists). „Nicht die rechtlichen und<br />

regulatorischen Rahmenbedingungen, wie sie<br />

das Mehrwertsteuer-eCommerce-Paket der EU<br />

vorgegeben hat, sind schlecht. Es ist die mangelnde<br />

Umsetzung in einzelnen EU-Mitgliedsstaaten,<br />

die zu Herausforderungen führen“, so<br />

der Logistik-Experte.<br />

Natürlich durfte auch das Thema der Stunde –<br />

generative Künstliche Intelligenz – nicht fehlen.<br />

Als Best Practice Beispiel diente Hartlauer<br />

mit seiner löwenstarken Retail KI powered by<br />

Salesforce. Auf der Bühne standen hierzu Nino<br />

Bergfeld, Director Retail Advisory bei Salesforce,<br />

Data Scientist Michael Kollegger, Head of<br />

Artificial Intelligence bei Evol.X, sowie Johannes<br />

Weinzierl, der bei Hartlauer für den gesamten


Marken- und Kommunikationsauftritt wie für<br />

die Strategieentwicklung, den Mediaeinkauf,<br />

PR und das Eventmanagement verantwortlich<br />

ist. Für das zweite Best Practice Beispiel zum<br />

Thema „Webshop Profit Boost“ teilte sich Gerald<br />

Pachler von Leder und Schuh (HUMANIC bzw.<br />

Shoe4You) die Stage mit Accelate-CEO<br />

Christian Fischer und Karsten Schneidereit,<br />

Leiter Filialoptimierung und Toolentwicklung bei<br />

Accelate. In der traditionellen Startup Session,<br />

die von Markus Kuntke (REWE) humorvoll und<br />

mit gewohnt viel Know-how moderiert wurde,<br />

durften die Vertreter:innen von Salesboat<br />

Performance Marketing, Moqsta, Systempilot<br />

und Supaso pitchen, was das Zeug hält.<br />

Trustmark Awards für IKEA, gans.at, RS Group<br />

Ein Höhepunkt des eCommerce Day <strong>2024</strong> war<br />

die Verleihung der Austrian Trustmark Awards<br />

an die besten österreichischen Webshops.<br />

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />

und Patrick Schabhüttl von Hermes Logistik<br />

– Schirmherr der TMA Awards – verliehen<br />

die Auszeichnungen an gans.at ("Best KMU<br />

Online-Shop"), IKEA ("Best B2C Online-Shop")<br />

und die RS Group ("Best B2B Online-Shop").<br />

Der Handelsverband, Hermes Logistik und die<br />

Jurymitglieder Gerald Mair (Pendl Mair Rechtsanwälte),<br />

Jessica Hettich (Hettich E-Commerce<br />

Consulting) und Simon Eder (Verbraucherschlichtung<br />

Austria) gratulieren den Gewinnern.


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S26<br />

Moderator Werner Sejka (Puls4) mit Andreas Minnich (ÖVP), Philip Kucher (SPÖ), Elisabeth Götze (Die Grünen),<br />

Axel Kassegger (FPÖ), Michael Bernhard (NEOS) und Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />

Polit-Podium mit Visionen für den Handel mit<br />

Vertretern von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grünen & NEOS<br />

Den krönenden Abschluss des Events bildete<br />

das Polit-Podium mit Vertreter:innen aller Parlamentsfraktionen.<br />

Michael Bernhard, Nationalratsabgeordneter<br />

der NEOS, Elisabeth Götze,<br />

Nationalratsabgeordnete und Wirtschaftssprecherin<br />

der Grünen, FPÖ-Wirtschaftssprecher<br />

Axel Kassegger, Philip Kucher, Nationalratsabgeordneter<br />

und Klubobmann der SPÖ, und<br />

Andreas Minnich, Nationalratsabgeordneter der<br />

ÖVP, stellten sich den Fragen des Publikums.<br />

„Der Handel ist mit rund 700.000 Beschäftigten<br />

ein wesentlicher Teil der Volkswirtschaft.<br />

Bürokratieentlastung, die Bereitstellung von<br />

verlässlicher, günstiger Energie sowie bessere<br />

Rahmenbedingungen zur Erhöhung der Produktivität<br />

sind daher entscheidend“, lautete das<br />

Fazit von Axel Kassegger.<br />

„Wir wollen Bürokratie abbauen und die Lohnnebenkosten<br />

um 0,5 Prozent reduzieren.<br />

Darüber hinaus braucht es eine steuerliche<br />

Entlastung für den Mittelstand“, stellte Andreas<br />

Minnich klar. „Die Mission der NEOS heißt<br />

Mission 40 Prozent. Wir wollen die Steuer- und<br />

Abgabenlast um 4 bis 5 Prozent senken und<br />

die Bürokratie abbauen“, sagte auch Michael<br />

Bernhard.<br />

„Der Handel in Österreich ist nicht nur größter<br />

Arbeitgeber, sondern auch zentrale Stütze des<br />

Wohlstandes im Land. Daher müssen wir mehr<br />

Fairness schaffen zwischen den ganz großen<br />

internationalen Playern und den stationären<br />

Händlern vor Ort“, unterstrich Philip Kucher das<br />

Thema Steuerfairness.<br />

„Die Abschaffung der Mietvertragsgebühr wäre<br />

ein ganz wichtiger Schritt für mehr Fairness<br />

zwischen dem stationären und dem Onlinehandel.<br />

Das haben wir Finanzminister Brunner<br />

bereits vorgeschlagen im Abgabenänderungsgesetz“,<br />

betonte Elisabeth Götze.


Einig waren sich alle Politiker:innen auch bei der<br />

Forderung nach einer ehestmöglichen Abschaffung<br />

der 150-Euro-Zollfreigrenze auf EU-Ebene.<br />

Unterschiedliche Ansichten gab es u.a. puncto<br />

Arbeitszeitverkürzung und Lieferkettengesetz.<br />

RAINER WILL<br />

eCommerce Afterparty powered<br />

by Österreichische Post<br />

Der eCommerce Day wurde großzügig unterstützt<br />

von zahlreichen Sponsoren. Besonderer<br />

Dank gilt den beiden Platin-Sponsoren Österreichische<br />

Post und NEXI Group. Die Österreichische<br />

Post war auch Gastgeberin der ersten<br />

Ausgabe der eCommerce Afterparty, bei der<br />

auch zahlreiche heimische KMU-Webshops<br />

vertreten waren.<br />

„Der heimische Handel liegt uns am Herzen,<br />

daher wollen wir österreichische Unternehmen<br />

mit unserer Expertise und unseren Lösungen<br />

dabei unterstützen, aktiv vom eCommerce zu<br />

profitieren. Mit unserer Initiative ermöglichen<br />

wir gemeinsam mit dem Handelsverband eine<br />

Stärkung jener Händler, die begrenzte Personalressourcen<br />

und wenig bis keine Erfahrung<br />

mit eCommerce haben. Auch im Sinne der<br />

Online-Shopper wollen wir das Online-Angebot<br />

an regionalen, nachhaltigen Produkten aus<br />

Österreich forcieren. Vom Webshop gelangen<br />

die Pakete mit einem Klick schnell und sicher an<br />

ihr Ziel“, so Sonja Aboulez, Geschäftsfeldleitung<br />

Paket Österreich, Österreichische Post AG. (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S28<br />

Patrick Schabhüttl, Rudolf<br />

Koch, Silvia Gütl, Lisa<br />

Marie Samwald, Daniel<br />

Fürnsinn, Rainer Will<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Austrian Trustmark<br />

Awards <strong>2024</strong>: Ikea,<br />

Gans und RS Group<br />

ausgezeichnet!<br />

Verleihung der begehrten Austrian Trustmark<br />

Awards für die besten Online-Shops<br />

Österreichs in drei Kategorien im Rahmen des<br />

eCommerce Day in Wien. Als Schirmherr<br />

fungierte Hermes Logistik. MANUEL FRIEDL<br />

Als eines der Highlights des wichtigsten<br />

heimischen Onlinehandelsevents<br />

hat der Handelsverband im<br />

Rahmen des gestrigen eCommerce<br />

Day in der Ariana Seestadt in Wien die Austrian<br />

Trustmark Awards <strong>2024</strong> vergeben. Die Trustmark<br />

Awards zeichnen in Österreich tätige<br />

Handelsunternehmen für den Einsatz herausragender,<br />

innovativer eCommerce- und<br />

Omnichannel-Lösungen in drei Kategorien aus.<br />

Sie wurden von Handelsverband Geschäftsführer<br />

Rainer Will gemeinsam mit Patrick<br />

Schabhüttl von Hermes Logistik verliehen.<br />

Hermes Logistik trat zum zweiten Mal als<br />

Schirmherr der Awards auf.<br />

Gewinner Kategorie „B2B“: at.rs-online.com<br />

Den Titel als bester Online-Shop im B2B-Bereich<br />

(Business to Business) holte heuer zum<br />

zweiten Mal in Folge at.rs-online.com. Der<br />

Gewinner überzeugte mit einer übersichtlichen<br />

und schön designten Website sowie vielen<br />

serviceorientierten Lösungsansätzen. Zudem<br />

befindet sich auf der Seite ein eigenes Wissensportal,<br />

und Nutzer:innen werden auch umfassend<br />

zu Nachhaltigkeits-Aspekten und über<br />

den firmeneigenen ESG-Aktionsplan informiert.<br />

„Es ist eine besondere Ehre, diesen Preis zum<br />

zweiten Mal in Folge zu gewinnen, damit habe<br />

ich nicht gerechnet“, freute sich Rudolf Koch,<br />

Country Manager von RS für Österreich, die<br />

Schweiz und Slowenien. „Wir haben im Vergleich<br />

zum Vorjahr auch nochmals etwas draufgelegt.<br />

Man muss sich im Dienste der Customer<br />

Experience permanent verbessern. Stillstand<br />

bedeutet im eCommerce Rückschritt. Dahinter<br />

steckt viel Arbeit, viele Menschen – und auch<br />

Künstliche Intelligenz.“<br />

Gewinner Kategorie „KMU“: gans.at<br />

Als bester Online-Shop in der Kategorie „KMU“<br />

wurde der Wiener Bettwaren- und Heimtextilspezialist<br />

Gans ausgezeichnet. Gans.at punktet<br />

unter anderem mit hochwertigen Produktbildern<br />

und einer informativen Seite, auf der man<br />

sich schnell einen Überblick über die Produkte<br />

verschaffen kann. Zudem ist auf der Website<br />

eine Farbtabelle, mit welcher man sich selbst<br />

Produkte zusammenstellen kann.<br />

„Wir waren bereits zweimal für den Trustmark<br />

Award nominiert, und jetzt beim dritten Mal hat<br />

es geklappt“, zeigte sich Geschäftsführerin Silvia<br />

Gütl erfreut. „Unser neuer Webshop ist erst vor


wenigen Wochen online gegangen – und<br />

offensichtlich hat sich die Arbeit ausgezahlt.<br />

Wir sind ein sehr kleines Team und<br />

machen fast alles selbst, neben unseren<br />

stationären Geschäften in Wien. Umso<br />

mehr freut mich, dass wir diese schöne<br />

Auszeichnung bekommen!“<br />

Gewinner Kategorie „B2C“: ikea.at<br />

Die Kategorie „B2C“ entschied Ikea für<br />

sich. Der Online-Shop ikea.at überzeugte<br />

die Jury mit leicht zugänglichen Informationen,<br />

Benutzerfreundlichkeit, Tipps<br />

für richtiges Ausmessen mit Videos, sehr<br />

ansprechenden Produktfotos und einem<br />

Online-3D-Planer.<br />

„Wir sind stets darum bemüht, nahtlose,<br />

homogene und kundenzentrierte<br />

Kundenerlebnisse zu schaffen“, erklärten<br />

Lisa Marie Samwald und Daniel Fürnsinn,<br />

die die Auszeichnung für Ikea entgegennahmen.<br />

„Inzwischen kann man sogar<br />

Köttbullar online vorreservieren und dann<br />

in unseren Geschäften abholen.“<br />

Handelsverband & Hermes Logistik<br />

gratulieren herzlich<br />

„Das eCommerce-Gütesiegel ‚Trustmark<br />

Austria‘ des Handelsverbandes steht für<br />

Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit.<br />

Es stellt für die Konsument:innen eine<br />

Orientierungshilfe dar, um auf einen Blick<br />

vertrauenswürdige Anbieter im Web erkennen<br />

zu können. Das Gütesiegel trägt<br />

somit zu mehr Transparenz, Sicherheit<br />

und Fairness im digitalen Shopping bei“,<br />

erklärt Handelsverband-Geschäftsführer<br />

Rainer Will. „Die drei Sieger wurden unter<br />

allen Trägern eines gültigen Trustmark-Austria-eCommerce-Gütesiegels<br />

auf Basis von acht objektiven Kriterien<br />

von einer hochkarätigen Jury ausgewählt.<br />

Wir gratulieren herzlich.“<br />

Über die Trustmark Austria Awards<br />

Der Handelsverband verleiht jährlich im<br />

Rahmen des eCommerce Day die Austrian<br />

Trustmark Awards für ausgezeichnete<br />

Leistungen hinsichtlich Konsumentenfreundlichkeit.<br />

Bewertet werden u. a.<br />

der Aufbau und das Design der Website,<br />

die Qualität der Produktbilder sowie die<br />

Innovativität der Shops. Vergeben wird<br />

Ihr Value Chain<br />

Tech Partner für<br />

effiziente Sortierung<br />

und Handhabung<br />

Taschensorter für Warenabgabe<br />

bei voller Geschwindigkeit an<br />

jeder Stelle im Lager.<br />

der Award in den drei Kategorien Best<br />

B2B-Online-Shop, Best KMU-Online-<br />

Shop und Best B2C-Online-Shop. EIn besonderer<br />

Dank gilt den Jurymitgliedern Dr.<br />

Gerald Mair (Pendl Mair Rechtsanwälte),<br />

Jessica Hettich (Hettich E-Commerce<br />

Consulting) und Dr. Simon Eder<br />

(Verbraucherschlichtung Austria).<br />

(RED)<br />

„Die Auszeichnung des Handelsverbandes<br />

geht an jene Trustmark-Austria-Träger,<br />

die in puncto Qualität, Transparenz,<br />

Professionalität und Sicherheit bereit<br />

sind, die Extrameile zu gehen. Diese<br />

Anstrengungen für die österreichischen<br />

Konsument:innen unterstützt Hermes<br />

Logistik sehr gerne. Herzliche Gratulation<br />

den drei Gewinnern“, so Patrick Schabhüttl<br />

abschließend.<br />

MEHR ERFAHREN


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S30<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Der Tag, an dem es an<br />

der Kassa erstmals<br />

piepte<br />

Nach dem 50. Geburtstag des Barcodes im<br />

vergangenen Jahr feiert die Standardisierungsorganisation<br />

GS1 heuer erneut ein<br />

besonderes Jubiläum: Der weltweit erste<br />

Scan eines Barcodes jährt sich am 26. Juni<br />

<strong>2024</strong> zum 50. Mal. REDAKTION<br />

(UPC) zur Identifikation von Lebensmittelprodukten<br />

geeinigt hatten – die Geburtsstunde<br />

des Barcodes. Damit wurde eine technologische<br />

Revolution eingeleitet: Heute tragen<br />

über 1 Milliarde Produkte einen GS1 Barcode,<br />

der weltweit täglich über 10 Milliarden Mal<br />

gescannt wird. Nicht umsonst bezeichnete<br />

die BBC vor einigen Jahren den Barcode als<br />

„eines der 50 wichtigsten Dinge, die unsere<br />

Weltwirtschaft verändert haben“.<br />

Am 26. Juni 1974 – also vor genau<br />

50 Jahren – wurde in einem<br />

Marsh-Supermarkt im amerikanischen<br />

Ohio weltweit der erste<br />

Barcode auf einer Kaugummipackung<br />

gescannt. Konkret handelte es sich dabei<br />

um den – vielen Kindern der 80er-Jahre<br />

noch bekannten – gelben und süßlichfruchtig<br />

schmeckenden „Juicy Fruit“ der<br />

Marke Wrigley´s. Dies ereignete sich etwas<br />

mehr als ein Jahr später, nachdem sich<br />

Branchenführer aus Handel und Industrie<br />

1973 auf den Einsatz eines einheitlichen<br />

Symbols für den Universal Product Code<br />

Zum historischen Ereignis Warum die Wahl für<br />

den Ort des ersten Barcode-Scans ausgerechnet<br />

auf diesen bestimmten Marsh-Supermarkt<br />

fiel, lag laut dem damaligen Marsh-CEO Tom<br />

O´Boyle schlicht und einfach daran, „dass dieser<br />

Supermarkt in der Nähe der Einrichtungen für<br />

die Scannerstudien lag.“ Die Zehnerpackung<br />

Wrigley´s, die dabei zum Einsatz kam, kann<br />

übrigens heute noch in einer Vitrine des Smithsonian<br />

Insitution´s National Museum of American<br />

History in Washington bestaunt werden. In<br />

Österreich wurden die ersten Scannerkassen<br />

schließlich 1983 in Wien im Commissary-Shop<br />

der Vereinten Nationen und in einem Supermarkt<br />

der Firma Zumtobel eingeführt.


GREGOR HERZOG<br />

Barcode vor neuerlicher Revolution Der erste<br />

Scan des Barcodes 1974 hat die Art und Weise,<br />

wie wir Produkte kaufen und verkaufen für<br />

immer verändert, was im Handel damals eine<br />

Revolution auslöste. 50 Jahre später steht der<br />

Barcode mit seiner Transformation in die neue<br />

Generation der 2D-Codes erneut vor einer<br />

Revolution.<br />

„Das ist ein wichtiger Schritt, um den Anforderungen<br />

der digitalen Wirtschaft und dem steigenden<br />

Wunsch nach Transparenz und damit<br />

nach mehr Informationen gerecht zu werden“,<br />

erklärt Gregor Herzog, der als Geschäftsführer<br />

von GS1 Austria und Co-Chairman von GS1<br />

in Europe und damit Teil des internationalen<br />

GS1 Netzwerks die Weiterentwicklung der<br />

2D-Codes vorantreibt.<br />

„2D-Codes bieten eben genau dieses ,Mehr´ an<br />

Information, indem sie mit rund 3.000 Zeichen<br />

wesentlich mehr Inhalte verschlüsseln können<br />

und obendrein robuster sowie leichter lesbar<br />

sind“, erklärt Herzog.<br />

Von der Industrie wird die neue Technologie<br />

weltweit mit großem Erfolg eingesetzt: So werden<br />

2D-Codes bereits in 48 Ländern getestet,<br />

was 88,5% des weltweiten BIP entspricht. Einige<br />

der größten Unternehmen der Welt – darunter<br />

L'Oréal, PepsiCo, Carrefour oder Procter & Gamble<br />

arbeiten eng mit GS1 zusammen. Obwohl<br />

die Vorteile des 2D-Codes bereits klar erkennbar<br />

sind, wird es eine Übergangszeit geben, in<br />

der künftig immer mehr Produkte sowohl den<br />

ursprünglichen eindimensionalen Barcode als<br />

auch einen 2D-Code tragen werden. (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S32<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Deloitte KI-Report:<br />

Unternehmen stehen<br />

bei KI-Einsatz noch am<br />

Anfang – aber die<br />

Richtung stimmt<br />

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)<br />

durchdringt immer mehr Lebensbereiche –<br />

gerade für die Wirtschaft birgt die<br />

Technologie enormes Potenzial.<br />

REDAKTION<br />

EVRIM BAKIR<br />

Laut einer neuen Deloitte Studie haben<br />

die österreichischen Unternehmen das<br />

in der Theorie bereits erkannt, immer<br />

mehr haben die Technologie auch bereits<br />

im Einsatz. Um aber die flächendeckende<br />

Implementierung voranzutreiben, braucht es<br />

in den kommenden Jahren neben personellen<br />

Ressourcen und regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

vor allem Investitionen seitens<br />

Unternehmen und Politik. Noch vor einem Jahr<br />

spielte das Thema KI bei der Mehrheit der<br />

Unternehmen eine untergeordnete Rolle.<br />

Mittlerweile ist das anders: „Ein großer Teil<br />

der Betriebe ist bereits mit KI-Anwendungen<br />

vertraut. Allerdings beschränkt sich der Einsatz<br />

meist noch auf erste Anwendungsfälle“, erklärt<br />

Evrim Bakir, Managing Partnerin bei Deloitte<br />

Österreich. „Rund ein Fünftel nutzt die Technologie<br />

aktuell zur Automatisierung von Routineaufgaben,<br />

weitere 13 % zur Optimierung der<br />

Kundeninteraktion.“ Anwendungen mit echtem<br />

wirtschaftlichem Potenzial – wie etwa die<br />

erweiterte Analytik für Prognosen und Risikobewertungen<br />

oder die Unterstützung bei der Entscheidungsfindung<br />

– sind noch die Ausnahme.<br />

Nur rund 10 % nutzen KI derzeit dafür.<br />

„Der Grund liegt auf der Hand: Diese Tools benötigen<br />

eine fundierte Datenbasis – bei dieser<br />

gibt es in Unternehmen noch viel Aufholbedarf“,<br />

so Evrim Bakir.<br />

Hohe Investitionen notwendig<br />

Damit KI ihre volle Wirksamkeit entfalten kann,<br />

sind entsprechende Investitionen unabdingbar.<br />

Mit den aktuellen Investitionsvorhaben der<br />

Unternehmen, die vielfach zwischen EUR<br />

50.000,- und EUR 250.000,- je Unternehmensbereich<br />

liegen, sind erste Implementierungsschritte<br />

bereits abgedeckt. Für einen langfristig<br />

erfolgreichen Einsatz wird es laut Deloitte<br />

Berechnungen aber etwa das 5- bis 20-fache<br />

benötigen – das sind zwischen EUR 250.000,-<br />

und fünf Millionen Euro.<br />

„Ähnlich wie die KI-Anwendungen stehen auch<br />

die Investitionsvorhaben in diesem Zusammenhang<br />

noch am Anfang. Im kommenden Jahr<br />

müssen die Volumina aber dringend erhöht<br />

werden. Denn fest steht: Wer jetzt nicht entsprechende<br />

Investitionen in KI tätigt, droht<br />

angesichts der rasant fortschreitenden Entwicklung<br />

im nationalen und internationalen<br />

Wettbewerb abgehängt zu werden“, ist Josef<br />

El-Rayes, Partner und KI-Experte bei Deloitte<br />

Österreich, überzeugt.


Ohne Skills kein Mehrwert<br />

Die hohen monetären Aufwendungen im<br />

Zusammenhang mit der KI-Implementierung<br />

sind nicht die einzige Herausforderung für die<br />

Unternehmen. Auch der noch unklare Return<br />

of Investment (47 %), offene Fragen betreffend<br />

Datenschutz (31 %) und Schwierigkeiten bei der<br />

Integration von KI in bestehende Systeme und<br />

Prozesse (20 %) stehen bei vielen ganz oben auf<br />

der Sorgenliste. Hinzu kommt, dass es vielen<br />

Unternehmen an qualifizierten Fachkräften zur<br />

Verwaltung und Wartung von KI-Systemen fehlt.<br />

Doch ohne die entsprechenden Skills bringen<br />

auch die ausgereiftesten KI-Systeme keinen<br />

Mehrwert.<br />

JOSEF EL-RAYES<br />

„Durch den Einsatz neuer Technologien verändern<br />

sich die benötigten Skills. Vor allem<br />

kritisches Hinterfragen, analytisches Denken<br />

und Problemlösefähigkeit gewinnen laut etwa<br />

der Hälfte der Befragten zunehmend an Bedeutung“,<br />

hält Josef El-Rayes fest. „Künftig müssen<br />

Unternehmen eine Balance zwischen menschlicher<br />

Kreativität und technologischem Fortschritt<br />

schaffen – und das in einem Umfeld, das<br />

ständiges Lernen und Ausprobieren von neuen<br />

KI-Werkzeugen ermöglicht. Nur so kann eine<br />

von KI geprägte Arbeitswelt auch ihren vollen<br />

Nutzen entfalten.“<br />

Link zum KI-Report: https://bit.ly/3L0m7Dk


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S34<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Generative KI-Tools<br />

werden für Amazon<br />

Verkaufspartner in ganz<br />

Europa ausgeweitet<br />

Amazon nutzt maschinelles Lernen (ML) und<br />

künstliche Intelligenz (KI) bereits seit mehr als<br />

25 Jahren, beide sind in jedem unserer<br />

Geschäftsbereiche tief verankert. ML und<br />

generative KI verändern aktuell jede Branche,<br />

auch den Einzelhandel – vom Einkaufserlebnis<br />

über den Versand und die Logistik bis<br />

hin zu den Tools, die wir Verkaufspartnern zur<br />

Verfügung stellen, um in unserem Store<br />

erfolgreich zu sein. REDAKTION<br />

Umso mehr freuen wir uns, dass<br />

Verkaufspartner in Deutschland,<br />

Frankreich, Italien, Spanien und dem<br />

Vereinigten Königreich ab sofort von<br />

Innovationen profitieren können, die auf der<br />

Leistungsfähigkeit generativer KI beruhen.<br />

Diese Innovationen tragen dazu bei, den<br />

Prozess zur Erstellung von Produktangeboten<br />

erheblich zu vereinfachen und bestehende<br />

Produktangebote anzureichern, damit sie bei<br />

Kund:innen besser ankommen und so dabei<br />

unterstützen können, den Umsatz zu steigern.<br />

Wir setzen KI schon seit langem zur Unterstützung<br />

unserer Verkaufspartner ein. Zum Beispiel<br />

haben wir Pionierarbeit bei der Nutzung von KI<br />

für personalisierte Produktempfehlungen auf<br />

der Grundlage von Daten zum Kundenverhalten<br />

geleistet. Diese ermöglichen es Verkäufern,<br />

interessierten Kund:innen hochrelevante Produktangebote<br />

zu präsentieren. Darüber hinaus<br />

nutzen wir hochentwickelte ML-Modelle, um<br />

die Nachfrage zu prognostizieren und das Bestandsmanagement<br />

zu automatisieren.<br />

So können unsere Verkaufspartner ihren<br />

Bestand besser planen und sicherstellen, dass<br />

beliebte Produkte immer auf Lager sind.<br />

Mit KI-gestützten Preisgestaltungstools erhalten<br />

Verkäufer Einblicke in dynamische Preisstrategien<br />

auf der Grundlage von Echtzeitdaten,<br />

die ihnen helfen, ihre Preisstrategie zu optimieren.<br />

Zu den jüngsten Innovationen gehören die<br />

Erstellung von Premium A+ Inhalten für Markenprodukte,<br />

einschließlich umfangreicher<br />

Texte und Bilder, sowie die Erstellung von<br />

Augmented-Reality-Visualisierungen, z. B. die<br />

Platzierung von Möbeln in einem Raum.<br />

In unseren Logistikzentren auf der ganzen Welt<br />

arbeiten wir daran, dass mehr der von den<br />

Kund:innen gewünschten Produkte vor Ort und<br />

in den richtigen Lagern in jeder Region vorrätig<br />

sind. Mithilfe von KI können wir die Auswahl<br />

an Produkten, die wir so nah wie möglich bei<br />

den Kund:innen vorhalten, erweitern und mehr<br />

Produkte des täglichen Bedarfs bevorraten, die<br />

Kund:innen regelmäßig bestellen und nachbestellen,<br />

was auch zu einer schnelleren Lieferung<br />

beiträgt. In Europa haben wir die durchschnittliche<br />

Entfernung, die jedes Paket innerhalb<br />

unseres Mittlere-Meile-Netzes zurücklegt, im<br />

Jahr 2023 um 25 Kilometer im Vergleich zu<br />

2022 verkürzt, um die Produkte schneller zu<br />

den Kund:innen zu bringen und zur Nachhaltigkeit<br />

beizutragen.<br />

Mit Blick auf das transformative Potenzial<br />

insbesondere generativer KI, entwickelt und<br />

implementiert Amazon aktiv eine Reihe von<br />

KI-gestützten Tools, die kleinen und mittleren<br />

Unternehmen (KMU) zugutekommen. Vor<br />

einigen Wochen haben wir die Möglichkeit<br />

eingeführt, dass Verkaufspartner in der EU und<br />

im Vereinigten Königreich von generativer KI<br />

profitieren können, wenn sie ein neues Produkt<br />

zum Verkauf anbieten. Diese generativen,<br />

KI-gestützten Tools vereinfachen den Prozess<br />

der Angebotserstellung und ermöglichen es<br />

Verkäufern, überzeugende Produkttitel,<br />

Beschreibungen und andere Details zu erstellen,<br />

indem sie einfach einige beschreibende<br />

Wörter eingeben oder ein Produktbild<br />

hochladen. Wir schlagen Produktangebote


vor, die qualitativ hochwertig und so gestaltet<br />

sind, dass sie die Kund:innen in unserem Store<br />

ansprechen. Dies vereinfacht die Abläufe und<br />

ermöglicht es Verkaufspartnern, sich auf andere<br />

Aspekte ihres Geschäfts zu konzentrieren.<br />

Obwohl es sich hierbei noch um eine relativ<br />

neue Funktion handelt, haben bereits mehr als<br />

30.000 EU-Verkaufspartner von Amazon eines<br />

oder mehrere unserer generativen KI-Listing-<br />

Tools genutzt.<br />

Wir nutzen die generativen KI-Funktionen auch,<br />

um bestehende Produktangebote zu analysieren<br />

und anzureichern, indem wir fehlende<br />

Informationen automatisch ergänzen und die<br />

Qualität des Inhalts insgesamt verbessern. Dies<br />

spart Verkäufern nicht nur wertvolle Zeit, sondern<br />

verbessert auch das Kundenerlebnis durch<br />

die Bereitstellung umfangreicher und umfassender<br />

Produktinformationen. Amazon nutzt<br />

generative KI auch, um Produktrezensionen<br />

zusammenzufassen, was Kunden hilft, bessere<br />

Kaufentscheidungen zu treffen. Davon profitieren<br />

auch unsere Verkaufspartner – durch mehr<br />

Umsatz und weniger Retouren. Dies sind nur<br />

einige Beispiele für die vielen Innovationen, an<br />

denen wir arbeiten, um Verkäufern zu helfen,<br />

mit KI neue Potenziale zu erschließen.<br />

Deutsche KMUs schätzen den Wert von KI für<br />

ihr Geschäft<br />

In einer Umfrage unter 500 in Deutschland<br />

ansässigen KMUs im Mai <strong>2024</strong> haben wir herausgefunden,<br />

dass die frühzeitigen Anwender<br />

unter den Befragten bestätigten, dass KI ihrem<br />

Unternehmen durch Zeitersparnis/Effizienzsteigerung<br />

(78 %), Verbesserung von Inhalten<br />

(74 %), Verbesserung der Rentabilität (69 %),<br />

Verbesserung des Kundendienstes (69 %) und<br />

die Möglichkeit, mehr internationale Kunden zu<br />

erreichen (67 %), zugutekommen könnte oder<br />

bereits zugutegekommen ist. Das entspricht<br />

den Rückmeldungen von Amazon Verkaufspartnern,<br />

die begeistert berichten, wie generative KI<br />

ihre Geschäftsabläufe verbessert, den Umsatz<br />

steigert und die Rentabilität erhöht.<br />

Die Studie ergab auch, dass die Inhaber:innen<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland<br />

der Meinung sind, dass sie durch den<br />

Einsatz von KI den Zeitaufwand für das Verfassen<br />

von Produktbeschreibungen von durchschnittlich<br />

achteinhalb Stunden auf eineinhalb<br />

Stunden reduzieren können sowie die Zeit für<br />

die Aktualisierung von Produktbeschreibungen<br />

von insgesamt acht Stunden auf bis zu zwei<br />

Stunden verringern können.<br />

Die Studie hat außerdem ergeben, dass KIgenerierte<br />

Inhalte die Erstellung ansprechender<br />

Produktbeschreibungen erheblich verbessern<br />

können. Mehr als ein Drittel (37 %) der deutschen<br />

KMUs sind der Meinung, dass KIgenerierte<br />

Inhalte die Auffindbarkeit eines Produkts<br />

bei der Kundensuche erhöhen können.<br />

Die Gewinnung neuer Kund:innen steht an erster<br />

Stelle (33 %) der wichtigsten geschäftlichen<br />

Herausforderungen, denen sich deutsche KMUs<br />

gegenübersehen, und die bessere Auffindbarkeit<br />

ihrer Produkte durch KI-generierte Inhalte<br />

adressiert diese geschäftliche Herausforderung<br />

direkt.<br />

Schließlich berichten regelmäßige KI-Nutzer<br />

über mehr Vorteile als diejenigen, die nur mit<br />

Gen AI experimentieren, was darauf hindeutet,<br />

dass der Einsatz von KI größere Vorteile bietet<br />

als erwartet. So sind beispielsweise 88 % der<br />

Befragten, die KI regelmäßig in ihrem Unternehmen<br />

einsetzen, der Meinung, dass KI ihr<br />

Geschäft erheblich verbessert, insbesondere<br />

durch Zeiteinsparungen und Effizienzsteigerungen<br />

sowie die Verbesserung der Qualität von<br />

Inhalten. Die generativen KI-Tools von Amazon<br />

lernen ständig dazu und entwickeln sich weiter.<br />

(RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S36<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Die Post – schafft alles,<br />

was das Herz begehrt<br />

Als einziger Anbieter in Österreich bespielt<br />

die Post die gesamte Kette: mit dem Digital<br />

Competence Center ACL gemeinsam<br />

entstehen E-Commerce Komplettlösungen,<br />

die weit über den reinen Paketversand hinausgehen.<br />

Fulfillment par excellence.<br />

ANGELIKA GABOR<br />

Traditionell denkt man beim Stichwort<br />

„Post“ an den freundlichen Postboten,<br />

der einem Briefe und Pakete überreicht.<br />

Natürlich gibt es das auch weiterhin<br />

– aber die Dienstleistungen gehen längst<br />

darüber hinaus, wie Wolfgang Einer, Executice<br />

Vice President Logistics Solutions der Österreichischen<br />

Post AG, bestätigt: „Seit 2016 sind<br />

wir Miteigentümer der ACL advanced commerce<br />

labs. Gemeinsam steuern wir für unsere<br />

Kunden Warenmanagementsysteme, Produktinformationen,<br />

Bestell- und Bezahlsysteme,<br />

Retourenmanagement und mehr – die komplette<br />

Palette.“<br />

WOLFGANG EINER<br />

Als Digital Competence Center unterstützt ACL<br />

große Handelshäuser und Markenhersteller in<br />

Österreich, Deutschland und CEE beim Aufbau,<br />

ReDesign und der Weiterentwicklung digitaler<br />

Commerce-System-Landschaften. „Das erklärte<br />

Ziel ist, den E-Commerce besser zu machen<br />

und Service excellence zu bieten“, so Einer. Als<br />

Beispiel nennt er DM Europa, für den ACL den<br />

gesamten Onlinehandel steuert.<br />

Post Systemlogistik<br />

Das Full-Service Angebot umfasst die Bereiche<br />

E-Commerce, Transport sowie Lagerung der<br />

Waren. „Wir haben als erster AutoStore® als<br />

Multiuser eingeführt“, erklärt Einer stolz. Dank<br />

dieses intelligenten, automatisierten Kleinteilelager-<br />

und Kommissioniersystems kann eine<br />

Vielzahl an Aufträgen parallel verarbeitet<br />

werden. Am Standort Enzersdorf an der Fischa<br />

sind die Kapazitäten inzwischen wieder ausgeschöpft,<br />

ein Ausbau steht an – und weitere<br />

Automatisierung.<br />

„Momentan arbeiten wir daran, das Picking<br />

mit Hilfe eines Roboters zu automatisieren,<br />

der direkt an den AutoStore® angeschlossen<br />

wird. Dabei geht es aber nicht etwa nur um die<br />

Effizienz, sondern auch darum, dem Personalmangel<br />

entgegenzuwirken“, verrät Einer. Parallel<br />

dazu laufen Gespräche, angrenzende Grundstücke<br />

zwecks Erweiterung zu erwerben. Die<br />

Post Systemlogistik bietet ein breites Spektrum<br />

an logistischen Kern- und Mehr-wertleistungen<br />

zur nahtlosen Optimierung der Logistik-


prozesse. „Die Post hat das größte und beste<br />

Netz zur Paketzustellung in Österreich und bietet<br />

auch Value-added-Services an, beispielsweise<br />

Same-day-delivery und Retourenaufbereitung“,<br />

so Einer. So gebe es etwa Kunden<br />

aus der Bekleidungsindustrie, für die retournierte<br />

Waren gesichtet, gewaschen, gebügelt und<br />

gegebenenfalls sogar repariert werden, indem<br />

zum Beispiel fehlende Knöpfe wieder angenäht<br />

werden. Schließlich werden sie wieder eingelagert,<br />

bis sie erneut bestellt und zum nächsten<br />

Kunden versendet werden – ohne jemals direkt<br />

zum Kunden zurückzukehren. Einer: „Das Ziel ist<br />

eine gesamtheitliche Kreislaufwirtschaft, und<br />

wir sind ein Teil davon.“<br />

Post Loop<br />

Anfang 2022 war das Pilotprojekt von dm,<br />

INTERSPORT; Tchibo, Thalia und Post für wiederverwendbare<br />

und nachhaltige Versandverpackungen<br />

für den Online-Handel in aller Munde.<br />

Inzwischen ist es still geworden, ist das Projekt<br />

gescheitert? „Nein“, antwortet Einer.<br />

„Mit Post Loop bieten wir weiterhin wiederverwendbare<br />

Paketverpackungen an. Diese<br />

werden gesondert abgewickelt, da die Endkunden<br />

eine Art Pfand bezahlen müssen und<br />

dieses Geld vom Versender zurückerhalten,<br />

sobald sie die Verpackung retournieren.“<br />

Natürlich müssen diese auch separat gelagert<br />

werden. „Meiner Meinung nach wird das Thema<br />

Versandverpackungs-Wiederverwendung<br />

noch stark an Bedeutung gewinnen, da auch<br />

die Kunden immer mehr Umweltbewusstsein<br />

zeigen“, glaubt Einer.<br />

Erfolgsfaktor ACL<br />

„Für unsere Kunden ist die ACL ein elementarer<br />

Bestandteil unserer Dienstleistung, sie ist der<br />

optimale Begleiter und Enabler für den Weg<br />

in den Onlinehandel. ACL ermöglicht es, die<br />

gesamte Wertschöpfungskette abzudecken<br />

und zu steuern“, schildert Einer. Durch die<br />

wertstiftende Tätigkeit machen den Kunden im<br />

Endeffekt mehr Geschäft. Somit professionalisieren<br />

wir das E-Commerce Geschäft unserer<br />

Kunden. E-Commerce würde in vielen großen<br />

Unternehmen wie eine eigene Filiale behandelt,<br />

wobei auf die gesamten Bestände zugegriffen<br />

und je nach Kundenwunsch ausgesteuert<br />

würde. Einer: „Das geht so weit, dass beispielsweise<br />

die Preise mehrmals am Tag adaptiert<br />

werden könnten, wenn etwa in einer Region<br />

anhaltender Starkregen erwartet wird, werden<br />

gezielt Regenschirmkontingente über das<br />

Logistikmanagement dorthin geleitet und die<br />

Preise entsprechend angepasst.“ Noch würden<br />

nicht viele Kunden diese Preispolitik nutzen,<br />

aber Einer geht davon aus, dass die KI-gesteuerte<br />

Preisgestaltung schon bald weitläufig<br />

üblich sein wird.<br />

Wachstumsmarkt Osteuropa<br />

Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung<br />

der Post findet Einer klare Worte: „In einigen<br />

Branchen werden vermehrt Teile des Fulfillments<br />

nach Osteuropa verlegt. Für uns bedeutet<br />

das, dass wir diesen Weg mitgehen und in<br />

diesen Ländern sowohl organisch, als auch<br />

anorganisch zu wachsen versuchen – sowohl<br />

mit der Systemlogistik, als auch mit ACL.“<br />

Länder wie Rumänien und Bulgarien würden<br />

einen echten Kostenvorteil bieten, obwohl sie<br />

EU-Mitgliedsländer sind – zudem wäre es dort<br />

auch noch leichter, Personal zu bekommen.<br />

Auch die Türkei ist nach wie vor ein interessanter<br />

Wachstumsmarkt, weiß Einer: „Gemeinsam<br />

mit dem türkischen Paketdienstleister Aras<br />

Kargo a.s. (die Post ist mit 80 % Mehrheitseigentümer)<br />

sind wir dort Marktführer.“ Generell<br />

ist die Österreichische Post im internationalen<br />

Vergleich hervorragend aufgestellt, sie nimmt<br />

aktuell den zweiten Platz unter allen Postgesellschaften<br />

weltweit ein.<br />

Angesichts des boomenden Onlinehandels<br />

stehen der Post wohl rosige Zeiten bevor. Ein<br />

Paradebeispiel dafür ist auch die innovative<br />

Vorzimmerzustellung, über die kürzlich medial<br />

berichtet wurde. Aktuell sieht man kaum Werbung<br />

dafür – doch warum? Das ist leicht erklärt:<br />

„Wir haben in den der ersten 24 Stunden über<br />

2.000 Bestellungen für diesen Service erhalten,<br />

der Run ist enorm“, so Einer. Werbung ist also<br />

gar nicht mehr nötig. Kein Wunder, denn die<br />

Post bringt (auch heute noch) allen was.<br />

(RED)<br />

ANGELIKA GABOR


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S38<br />

Handel & Distanzhandel<br />

25 Jahre Hermes Paket-<br />

Shops: Wichtiger<br />

Kundentouchpoint feiert<br />

Jubiläum<br />

Pakete empfangen, verschicken oder retournieren<br />

und nebenbei noch Besorgungen erledigen<br />

– das lässt sich in den bundesweit<br />

rund 17.000 Hermes PaketShops unkompliziert<br />

kombinieren. Schon seit 25 Jahren bietet<br />

Hermes Germany eine flexible Anlaufstelle für<br />

den Paketempfang und -versand.<br />

REDAKTION<br />

Im Jahr 1999 eröffneten die ersten Hermes<br />

PaketShops in Deutschland, zur damaligen<br />

Zeit ein neuartiges Konzept. Seither<br />

erweiterte der Paketlogistiker sein Netzwerk<br />

stetig und zählt heute deutschlandweit<br />

rund 17.000 Annahmestellen. „Die Hermes<br />

PaketShops bilden das Herzstück unseres<br />

Logistik-Netzwerks und sind ein wichtiger<br />

Touchpoint für unsere Kunden“, erzählt David<br />

Venticinque, seit fünf Jahren Head of POS-<br />

Management bei Hermes Germany.<br />

Mit seinem Team betreut er die PaketShops,<br />

sorgt für die Optimierung von Services und Prozessen<br />

sowie den kontinuierlichen Ausbau des<br />

Netzwerks. Letzteres wirkt sich auch positiv auf<br />

die Umwelt aus, denn die konsolidierte Zustellung<br />

an einen Hermes PaketShop verursacht<br />

durchschnittlich 25 Prozent weniger CO2 als<br />

die Zustellung an die private Haustür – vorausgesetzt<br />

den Fall, dass die Abholung durch die<br />

Kund*innen zu Fuß, per Fahrrad oder entlang<br />

ohnehin getätigter Wege stattfindet.<br />

DAVID VENTICINQUE<br />

Einführung und stetiger Ausbau<br />

des Netzwerks<br />

Als Teil der Otto Group integrierte Hermes Germany<br />

im Jahr 1999 die ersten PaketShops in das<br />

damalige Netz der Bestellcenter des Versandhändlers<br />

Otto. Zusätzlich gab es Kooperationen<br />

mit Betreiber verschiedener Geschäfte. Etwa<br />

1.000 Shops sind so im ersten Jahr gestartet.<br />

„Fünf PaketShop-Partner der ersten Stunde<br />

sind auch heute noch Teil unseres Netzwerks“,<br />

berichtet Venticinque und ist dankbar für diese<br />

langen und vertrauensvollen Partnerschaften.<br />

In welchen Geschäften PaketShops integriert<br />

sind, ist ganz unterschiedlich: „Rund ein Viertel<br />

aller PaketShops sind in Tankstellen integriert.<br />

Danach folgen Kioske und Lottoannahmestellen<br />

sowie Tabakwarengeschäfte. Diese Geschäftsarten<br />

bieten durch ihre schnelle Erreichbarkeit<br />

und langen Öffnungszeiten für Hermes<br />

Kund*innen bequeme Anlaufstellen“, erklärt<br />

Venticinque.<br />

Beim Ausbau des PaketShop-Netzwerks stehen<br />

in erster Linie die Bedürfnisse der Kunden im<br />

Fokus: „Eine gute Erreichbarkeit, entweder zu<br />

Fuß, durch hinreichende Parkmöglichkeiten


oder öffentliche Verkehrsmittel, ist für uns bei<br />

der Auswahl neuer PaketShops besonders<br />

wichtig“, betont Venticinque. „Wir wollen es unseren<br />

Kund*innen hier so bequem wie möglich<br />

machen. Am praktischsten ist es, wenn Shops<br />

entlang alltäglicher Wege liegen. In der Stadt<br />

wollen Kund*innen idealerweise innerhalb von<br />

sechs Minuten beim nächsten PaketShop sein.“<br />

Laufende Erweiterung des Serviceangebots<br />

In den letzten 25 Jahren ist nicht nur die Anzahl<br />

an Shops gewachsen, auch sind neue Services<br />

dazugekommen: Im Jahr 2003 konnten Kunden<br />

erstmalig private Sendungen über die Paket-<br />

Shops verschicken. 2019 folgte die Möglichkeit<br />

des Empfangs privat verschickter Pakete direkt<br />

an den Shops. „Wir bauen unseren Service<br />

stetig weiter aus, um den Paketversand und<br />

-empfang für unsere Kund*innen so flexibel,<br />

passgenau und unkompliziert wie möglich zu<br />

machen. Am beliebtesten ist die Abgabe von<br />

Retouren“, sagt Venticinque. Um die Rücksendung<br />

von bestellten Artikeln noch einfacher<br />

zu machen, bietet Hermes Germany mit der<br />

Hermes Retourentasche seit September 2023<br />

eine praktische Lösung für den Fall an, sollte<br />

die ursprüngliche Versandverpackung kaputt,<br />

zu groß oder nicht mehr vorhanden sein. Die<br />

Tasche ist in allen rund 17.000 Shops kostenlos<br />

erhältlich.<br />

Auch in der Zusammenarbeit mit den Paket-<br />

Shops hat sich viel verändert. „Ein wichtiger<br />

Meilenstein war der Launch unseres Paket-<br />

Shop-Partnerportals. Hierüber erhalten die<br />

Betreiber*innen schnell und unkompliziert<br />

wichtige Informationen, können Werbemittel<br />

nachbestellen oder direkt mit uns in Kontakt<br />

treten“, erklärt Venticinque. Darüber hinaus<br />

gibt es ein festes Team, welches die Shops<br />

persönlich betreut. Immer nah dran zu sein ist<br />

folglich nicht nur der Anspruch in Richtung der<br />

Paketempfänger und -versender, sondern auch<br />

bezogen auf die Shop-Partner als wichtiges<br />

Bindeglied zu den Kunden.<br />

Prozessoptimierung und Kundennähe<br />

auch in Zukunft essenziell<br />

Mit Blick nach vorne stellt die weitere<br />

Optimierung und Digitalisierung von Prozessen<br />

eines der Kernthemen dar:<br />

„Wir haben unsere Prozesse in den letzten 25<br />

Jahren immer weiter digitalisiert und sind dabei<br />

noch lange nicht fertig“, berichtet Venticinque.<br />

So wurde der PaketShop-Scanner im Laufe der<br />

Jahre immer weiterentwickelt und zählt zu den<br />

bedienungsfreundlichsten Geräten dieser Art<br />

auf dem Markt. Derzeit wird daran gearbeitet,<br />

dass PaketShops zukünftig direkt über den<br />

Scanner Nachrichten an Hermes Germany verschicken<br />

können. Auch bei der Kundenkommunikation<br />

hat der Paketdienstleister das Ende der<br />

Fahnenstange noch nicht erreicht und will die<br />

Kommunikation mit Kunden noch individueller<br />

und digitaler gestalten. „Ganz klar wird auch das<br />

Thema KI nach vorne raus vermehrt eine Rolle<br />

spielen, etwa wenn es um die Mengenplanung<br />

und -steuerung geht“, berichtet Venticinque.<br />

Dadurch können beispielsweise Zustellung und<br />

Abholung von Sendungen an PaketShops noch<br />

effizienter geplant und unnötige Anfahrten<br />

vermieden werden.<br />

Das PaketShop-Netzwerk ist und bleibt ein<br />

zentrales Element innerhalb des Logistikapparats<br />

von Hermes Germany. „Wir wollen<br />

unser Netzwerk in allen Bereichen stärken und<br />

fortwährend weitere PaketShops erschließen,<br />

um genau da zu sein, wo uns die Kunden<br />

brauchen. Dabei achten wir stark auf unser<br />

hohes Anforderungsprofil. Denn mehr ist nur<br />

mehr, wenn die Qualität passt“, erklärt<br />

Venticinque und ergänzt: „Für mich persönlich<br />

ist es immer ein Highlight, wenn ich durch<br />

die Straßen fahre und es überall Hermes blau<br />

leuchtet.“<br />

(RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S40<br />

Handel & Distanzhandel<br />

Mit Amazon ist die<br />

Tafel gedeckt<br />

Die Kooperation von Die Tafel Österreich mit<br />

Amazon hilft Bedürftigen: neben Geld- und<br />

Sachspenden sind es vor allem die kostenlosen<br />

Transportleistungen, die bei der<br />

Versorgung mit Lebensmitteln den<br />

entscheidenden Unterschied ausmachen.<br />

Ein Online-Riese und eine NGO, passt das<br />

denn überhaupt zusammen?<br />

Logistik express hat nachgefragt.<br />

REDAKTION<br />

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von<br />

57.081,05 Euro pro Kopf im Jahr<br />

2023 liegt Österreich auf Rang<br />

14 der reichsten Länder – knapp<br />

hinter San Marino. Gleichzeitig sind laut aktuellen<br />

Zahlen der Armutskonferenz unfassbare<br />

14,9 Prozent der österreichischen Bevölkerung<br />

– das sind immerhin rund 1.314.000 Menschen!<br />

- armutsgefährdet, haben also ein Einkommen<br />

unter der Armutsschwelle. Hinzu kommen etwa<br />

336.000 Menschen, die „erheblich materiell<br />

depriviert“ sind. Oder vereinfacht gesagt: die<br />

sich nicht leisten können, eine kaputte Waschmaschine<br />

zu ersetzen, geschweige denn, in<br />

Urlaub zu fahren. „Hier sehen wir einen massiven<br />

Anstieg“, erklärt Alexandra Gruber,<br />

Geschäftsführerin der Tafel Österreich.<br />

Seit bald 10 Jahren leitet sie die Geschicke der<br />

unabhängigen Non-Profit-Organisation, die<br />

täglich Lebensmittel vom Großmarkt Wien, aus<br />

Handel, Produktion, Landwirtschaft, Hotellerie<br />

und Gastronomie einsammelt und kostenfrei an<br />

soziale Einrichtungen wie die Gruft verteilt.<br />

A<strong>LE</strong>XANDRA GRUBER<br />

„Im letzten Jahr haben wir 1.038 Tonnen<br />

Lebensmittel gerettet und in 100 soziale<br />

Einrichtungen wie Notschlafstellen und Mutter-<br />

Kind-Heime gebracht. Die Anzahl der Einrichtungen<br />

bleibt stabil, aber die Zahl der Abnehmer<br />

an den einzelnen Standorten hat sich beinahe<br />

verdoppelt. Täglich holen wir mit Freiwilligen<br />

rund 4 Tonnen ab, davon allein ein bis zwei Tonnen<br />

vom Großmarkt, wo wir zwischen<br />

6 und 9 Uhr unverkauftes Obst und Gemüse<br />

direkt einsammeln“, führt Gruber aus. Gerade<br />

ärmere Menschen haben oft mit gesundheitlichen<br />

Problemen zu kämpfen, wo eine gesunde<br />

Ernährung mit frischem Obst und Gemüse umso<br />

wichtiger ist, aber gerade diese Warengruppen<br />

sind dann unleistbar. In einem Onlineshop<br />

können die Sozialeinrichtungen aus den vorhandenen<br />

Gütern – hauptsächlich gemischte<br />

Obst- oder Gemüsekisten, aber auch haltbare


Lebensmittel – auswählen und ein Mal pro<br />

Woche werden sie dann beliefert. Dahinter<br />

steckt natürlich ein immenser organisatorischer<br />

und logistischer Aufwand, und hier kommt<br />

Amazon ins Spiel.<br />

Win-win-Situation<br />

Rund zwei Jahre ist es her, dass Amazon mit der<br />

Idee der Kooperation an Die Tafel Österreich<br />

herantrat. „Wir wollen überall, wo wir tätig sind,<br />

einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.<br />

Natürlich können wir das entsprechende Knowhow<br />

bereitstellen, aber der wichtigere Aspekt ist<br />

aus meiner Sicht die Nutzung unseres Logistiknetzwerks.<br />

Im vergangenen Jahr wickelten wir<br />

den Transport von rund 20.000 Lebensmittelspenden<br />

für Die Tafel Österreich ab, insgesamt<br />

transportierten wir in diesem Zeitraum etwa<br />

165.000 Güter für gemeinnützige Organisationen<br />

in Österreich“, berichtet Sebastian Sprigade,<br />

Standortleiter des Amazon Verteilzentrums in<br />

Wien Simmering – einer von inzwischen vier<br />

Amazon Logistikstandorten in Österreich, die<br />

Eröffnung eines fünften Verteilzentrums im<br />

Herbst in der Nähe von Graz ist fix geplant.<br />

Gruber: „Wir sehen leider einen Rückgang<br />

sowohl bei den Freiwilligen, als auch bei den<br />

Spenden, was sicher daran liegt, dass immer<br />

mehr Menschen selbst unter der wirtschaftlichen<br />

Situation leiden und es sich bei ihnen<br />

nicht mehr ausgeht.“<br />

Da ist es umso wertvoller, dass im Zuge der<br />

regelmäßigen „Freiwilligen-Wochen“<br />

Amazon-Mitarbeiter von der Arbeit freigestellt<br />

werden, um zu helfen. Sprigade: „Das Feedback<br />

unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />

etwa beim Sortieren der Lebensmittel helfen<br />

oder im Rahmen der vierteljährlichen „Tafel-<br />

Sammeltage“ das Abholen und Ausliefern von<br />

Lebensmittelspenden übernehmen, ist überaus<br />

positiv.“<br />

Die Kooperation hat nicht nur einseitig positive<br />

Auswirkungen, auch Amazon profitiert.<br />

„Das freiwillige Mithelfen bei der Tafel und<br />

unseren anderen sozialen Kooperationen hat<br />

deutliche Auswirkungen auf das Bewusstsein<br />

unserer Mitarbeiter, etwa für Müllvermeidung<br />

und Verschwendung.“


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 3/<strong>2024</strong> | S42<br />

Zusätzlich zur Arbeitskraft und Zeit sponserte<br />

Amazon Die Tafel Österreich seit 2022 mit<br />

über 70.000 Euro, allein 25.000 Euro diesen<br />

Juni - das entspricht 170.000 Mahlzeiten für<br />

armutsbetroffene Menschen. Getreu dem<br />

Motto „Tu Gutes und rede darüber“ unterstützt<br />

Amazon auch beispielsweise den gemeinnützigen<br />

Verein „Vienna Hobby Lobby“, der an vier<br />

Standorten in Wien kostenlose Freizeitkurse<br />

und Workshops für Kinder und Jugendliche aus<br />

sozial benachteiligten Familien organisiert.<br />

„Hier durfte ich vor Ort mithelfen und war sehr<br />

beeindruckt von der Sozialarbeit, die dort<br />

geleistet wird“, verrät Sprigade. Neben Geldund<br />

Sachspenden ist auch hier die Zeit die<br />

wertvolle Ressource: Freiwillige helfen beim<br />

Aufbau und der Durchführung der Kurse.<br />

Komplexe Logistik<br />

Die Tafel Österreich verfügt aktuell über 5<br />

Lieferfahrzeuge, die pausenlos im Einsatz sind.<br />

Gruber: „Manche Einrichtungen kommen die<br />

Lebensmittel selbst abholen, das ist natürlich<br />

hilfreich. Aber die große Herausforderung ist die<br />

Zustellung, nicht alle Abgabestellen liegen so,<br />

dass man problemlos mit einem großen Fahrzeug<br />

zuliefern kann.“<br />

Mit Partnern und Transportdienstleistern erfolgt<br />

die Verteilung, auch in die Bundesländer.<br />

Manche Güter werden in Hubs zwischengelagert,<br />

etwa wenn aus einer Großspende<br />

überschüssiger Tomaten Sugo gemacht<br />

wird, um die Haltbarkeit<br />

zu verlängern.<br />

„Das können dann<br />

Hunderte Paletten sein,<br />

die kann man nicht so<br />

einfach vor die Tür stellen“,<br />

weiß Gruber. Mit der<br />

Unterstützung von Transportpartnern<br />

wie Amazon<br />

kommen die Waren dann von<br />

der Produktionsstelle in kleinen<br />

Mengen zu den Einrichtungen.<br />

„Wir tauschen uns eng mit der Tafel Österreich<br />

aus, um unsere Logistikleistungen noch<br />

zielgerichteter zur Verfügung zu stellen und die<br />

Zusammenarbeit weiter auszubauen“, ergänzt<br />

Sprigade.<br />

Gruber: „Wir suchen vermehrt Partner direkt in<br />

der Landwirtschaft, da es sich mehr auszahlt,<br />

als vielleicht einzelne Stücke oder Kisten im<br />

Einzelhandel zu holen. Hier merkt man, dass die<br />

Lebensmittelmärkte selbst durch Abverkäufe<br />

die Abfälle reduzieren.“<br />

Eine digitale Drehscheibe soll dabei helfen, die<br />

Effizienz zu steigern und beispielsweise Waren<br />

vom Landwirt direkt zur nächstgelegenen<br />

Einrichtung geliefert werden, um die Wege kurz<br />

zu halten und den ökologischen Fußabdruck<br />

zu reduzieren. Gerade angesichts der Kostensteigerungen<br />

im Energiesektor ist das doppelt<br />

sinnvoll: „Die Kosten der Tafel Österreich allein<br />

in den letzten zwei Jahren sind um 50.000<br />

Euro gestiegen – besonders betroffen sind die<br />

Bereiche Energie, Transport und Lagerung“, führt<br />

Gruber aus.<br />

Ambitionierte Pläne<br />

Stetig steigende Kosten, stagnierende Spenden<br />

und dennoch ein ehrgeiziges Ziel – durch eine<br />

Erweiterung des Angebots will Gruber zukünftig<br />

150 Sozialeinrichtungen mit kostenlosen<br />

Lebensmitteln versorgen.<br />

Das geht nicht ohne Partner. „Wir wollen gemeinsam<br />

zeigen, welch große Wirkung Partnerschaften<br />

wie die mit Amazon auch für die Nachhaltigkeitsziele<br />

der Vereinten Nationen – u. a.<br />

mit den Zielen ‚Kein Hunger‘ und ‚Halbierung der<br />

Lebensmittelverschwendung‘ – für die Gesellschaft<br />

und unseren Planeten haben können“,<br />

ergänzt Alexandra Gruber. Ohne professionelle<br />

Hilfe ist es für Betroffene so gut wie unmöglich,<br />

der Armutsfalle zu entkommen. Viele sind<br />

jedoch zu stolz, um diese Hilfe zu bitten.<br />

Gruber: „Durch die Abgabe der Lebensmittel<br />

sind die Menschen auch zugänglicher für Beratung<br />

und Sozialarbeit. Denn das ist ein Problem<br />

weniger, das sie lösen müssen – zu wissen,<br />

woher die nächste Mahlzeit kommt.“<br />

Schließlich vermittelt Die Tafel Österreich auch<br />

Wissen, etwa Aufklärung über den sinnvollen<br />

Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdaten oder<br />

Koch-Workshops und Tipps zur richtigen Lagerung.<br />

Alles auch mit dem Ziel, der Verschwendung<br />

von Lebensmitteln entgegenzuwirken.<br />

Und mit der Hoffnung, dass eines Tages kein<br />

Mensch in Österreich mehr Hunger leiden muss.<br />

(RED)


unser-lebensmittelhandel.at<br />

Eine Initiative vom


#ECOMLOG24<br />

ECOM-<br />

LOG24<br />

9. ECOMMERCE<br />

LOGISTIK- DAY<br />

WIEN - 7.10. <strong>2024</strong><br />

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