Urlaubsmagazin 2021
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40 faMilie<br />
Spazieren über den Wipfeln<br />
der 1000-jährigen Eichen<br />
Wer ineinem Land (fast) ohne Berge hoch hinaus will, dem ist der<br />
Baumkronenpfad zu empfehlen –allen anderen natürlich auch.<br />
Der Baumkronenpfad ist stabiler als er<br />
aussehen mag.<br />
©(2) Hartmut Nieswandt<br />
Das ist die mächtigste der Ivenacker<br />
Eichen: 35,5 Meter hoch, 180 Festmeter<br />
Holz –die stärkste lebende Eiche<br />
Europas.<br />
Ivenack. Wie winzig sich der kleine<br />
Mensch vorkommt: Er steht unten am<br />
gewaltigen Stamm der Eiche, der im<br />
Umfang mehr als elf Meter misst. Der<br />
kleine Menschlegt den Kopf in den Nacken<br />
und blickt nach oben. 30, 35 Meter<br />
hoch ist der mächtige Baum. Wie<br />
mag es wohl dort oben aussehen? Nie<br />
wird der kleine Mensch sohoch nach<br />
oben klettern können, um zu sehen<br />
und zu spüren, wie die Welt dort oben<br />
beschaffen ist ... Wersosehnsuchtsvoll<br />
in die Welt dort oben blickte,kann diese<br />
bisher unzugängliche Sphäre jetzt<br />
besuchen. In den 1000-jährigen Ivenacker<br />
Eichen mitten in Mecklenburg<br />
gibt es jetzt einen Baumkronenpfad,<br />
auf dem man im gemütlichen Gang<br />
bis in eine Höhe von 40 Metern gelangt<br />
und so den uralten Eichen sogar<br />
von oben auf die Krone blicken kann.<br />
Auf diesem Pfad können die Besucher<br />
auf einem 620 Meter langen hölzernen<br />
Weg den Wald also wie noch nie erleben.<br />
Die 40 Meter hohe Aussichtsplattform<br />
bietet einen Rundumblick über<br />
die Baumkronen und den Ivenacker<br />
See mit dem romantischen Schloss an<br />
seinem Ufer. Die Baumkronenpfad-<br />
Bezwinger haben die Möglichkeit, auf<br />
14 Stationen viel über den Wald zu erfahren.<br />
Und sie steigen langsam vom<br />
Stamm bis zur Krone empor.Der Pfad<br />
ist natürlich sehr stabil und so sachte<br />
ansteigend angelegt, dass den Aufstieg<br />
jeder schafft.<br />
Diese Eichen haben schon ein paar<br />
Jahrhunderte auf der Baumkrone<br />
Die 1000-jährigen Ivenacker Eichen<br />
sind übrigens das erste „Nationales<br />
Naturmonument“. Dieses Prädikat<br />
wurde dem Ivenacker Tiergarten verliehen,<br />
weil die Ivenacker Eichen eine<br />
kultur- und naturhistorische Besonderheit<br />
sind, die ihresgleichen sucht.<br />
Sie gehören zu den ältesten Bäumen<br />
Deutschlands und haben eine ganz<br />
besondere Ausstrahlung und Symbolkraft.<br />
Die mächtigste der alten Eichen<br />
gilt mit 180 Festmetern Holzmasse<br />
als volumenreichste noch lebende Eiche<br />
inEuropa. Das genaue Alter der<br />
Eiche kann nicht ermittelt werden,<br />
aber aus Jahresringmessungen kann<br />
geschlussfolgert werden, dass 1000<br />
Jahre gut möglich sind.<br />
Am Ende des ersten Jahrtausends<br />
unserer Zeitrechnung,als diese Eichen<br />
keimten, lebten hier Manschen des slawischen<br />
Stammes der Wilzen. Waldweide<br />
war damals schon üblich. Man<br />
trieb Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen<br />
und Pferde zur Futtersuche in die Wälder.<br />
Die ehemals geschlossenen Wälder<br />
wurden durchden Verbiss der Weidetiere<br />
licht, nur wenige breitkronige<br />
Buchen und Eichen konnten sich halten<br />
und entwickeln, es entstand der<br />
sogenannte Hudewald. Das Weidevieh<br />
blieb dem Wald lange erhalten. Waren<br />
es zuerst slawische Siedler, so trieben<br />
vor 750 Jahren Hirten des Zisterzienserklosters<br />
aus Ivenack ihr Vieh hier<br />
in den Wald. Nach der Reformation<br />
(Ende des 16. Jahrhunderts) wurden<br />
die Ivenacker Eichen Eigentum des<br />
herzoglichen Amtes Ivenack. Im Jahre<br />
1709 wurde das Amt Rittergut. Kurze<br />
Zeit danach wurde der „Thiergarten“<br />
angelegt, er bestand bis zur Weltwirtschaftskrise<br />
im Jahr 1929. Die Rolle<br />
des Weideviehs wurde vom eingegatterten<br />
Damwild übernommen. Damwild<br />
wird in Ivenack seit Ende des<br />
17. Jahrhunderts gehalten. Nachdem<br />
das Tiergehege 1929 aufgelöst worden<br />
war, konnten plötzlich junge Bäume<br />
aufwachsen und der Charakter des<br />
Hudewaldes ging allmählich verloren.<br />
Im Jahr 1972 ließ man den Tiergarten<br />
in einem kleineren mit Damwild besetzten<br />
Gatter,neu entstehen. Den uralten<br />
Eichen wurde durch sorgsames<br />
Beseitigen des Jungwuchses wieder<br />
Raum zum Wachsen gegeben.<br />
Hartmut Nieswandt<br />
Der Tiergarten Ivenacker Eichen ist<br />
täglich geöffnet.