Urlaubsmagazin 2021
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freizeit 19<br />
flügel folgen. Der Schlossgarten<br />
zählt zu den größten und<br />
schönsten Landschaftsparks<br />
Norddeutschlands. Gespeist<br />
vom Ludwigsluster Kanal<br />
plätschern Bächlein und Teiche<br />
durch die Anlage.<br />
Wer sich sattgesehen hat<br />
am Kleinstadt-Idyll, verlässt<br />
Lulu in Richtung Neustadt-<br />
Glewe. Zunächst verläuft<br />
ein Radweg neben der Landstraße<br />
73, die kurz hinterm<br />
Ortsausgang die Autobahn<br />
A 14 überquert. Ab 2023<br />
soll sie Wismar mit Magdeburg<br />
verbinden. Noch hat<br />
sie etliche Lücken, sodass<br />
der Verkehr eher tröpfelt als<br />
fließt. An der Ampel bei Groß<br />
Laasch biegt die Radtour<br />
links ab. Nach 600 Metern<br />
taucht voraus die A14wieder<br />
auf. Vorher geht‘s rechts<br />
ab. Das nächste Stück verläuft<br />
parallel zur Autobahn.<br />
Vom Verkehr ist im Fahrtwind<br />
nichts zu hören.<br />
Auf den Weiden der Lewitz<br />
grasen Tausende Pferde<br />
Stattdessen gibt es viel zu sehen.<br />
Auf ausgedehnten Weiden<br />
grasen Pferdeherden.<br />
Der Unternehmer Paul Schockemöhle,<br />
einst Europameister<br />
im Springreiten, hat die<br />
Lewitz auserkoren, um ein<br />
Zuchtzentrum aufzubauen.<br />
Auf ca. 3000 Hektar Land<br />
werden an die 4000 Pferde<br />
gehalten. Nach eigenen Angaben<br />
zieht das Gestüt jährlichbis<br />
zu 700 Fohlen auf und<br />
zählt zu den erfolgreichsten<br />
Zuchtbetrieben bundesweit.<br />
Der Weg führt weiter gen<br />
Norden über Tuckhude<br />
nach Friedrichsmoor. Das<br />
100-Seelen-Dörfchen liegt<br />
am Ende der Straße und hat<br />
keinen Handy-Empfang, wie<br />
ein Schild am Ortseingang<br />
warnt. Dort, auf halber Strecke,<br />
ist das nächste Schloss<br />
zu finden. Im 18. Jahrhundert<br />
erbaut, wiederum von<br />
einem Herzog mit Leidenschaft<br />
für die Jagd. Seinerzeit<br />
war die Lewitz reich an<br />
Wald und Wild. Ihr Name soll<br />
aufs slawische Wort „lowit“<br />
zurückgehen, das jagen und<br />
sammeln bedeutet. Heute<br />
steht das Gebiet unter Landschaftsschutz.<br />
Ein Großteil<br />
des Waldes ist der Landwirtschaft<br />
gewichen.<br />
Das Jagdschloss, das aus<br />
mehreren Fachwerkbauten<br />
besteht, beherbergt Hotel<br />
und Restaurant, verheißt<br />
Ruhe und Wildbraten und<br />
bietet sich zur Rast an. Im<br />
benachbarten Wald sind<br />
Märchenfiguren zu Hause.<br />
Am Ufer eines Bächleins<br />
etwa beklagen Brüderchen<br />
Die Schweriner Schlosskirche war<br />
der erste protestantische Kirchenbau<br />
in Mecklenburg.<br />
und Schwesterchen ihr Los.<br />
Wer mehr sehen will, kann<br />
an einem Rundweg entlang<br />
geschnitzte Skulpturen aus<br />
Lewitz-Eichen entdecken<br />
und erfährt Sagenhaftes aus<br />
längst vergangenen Tagen.<br />
Beim Aufbruch in Friedrichsmoor<br />
muss sich der<br />
Radler entscheiden: Folgt<br />
er der Landstraße 92 ein<br />
Stück westwärts in Richtung<br />
Raduhn, kann er einen<br />
Blick auf die Lewitzer Karpfenteiche<br />
werfen. Oder er<br />
schlängelt sich rund zehn<br />
Kilometer auf dem ausgeschilderten<br />
Weg gen Banzkow<br />
durch den Wald. So<br />
oder so: Ist der Störkanal<br />
erreicht, geht’s auf dem bisweilen<br />
leider etwas holprigen<br />
östlichen Uferweg geradewegs<br />
bis nach Banzkow<br />
und weiter nach Plate. Die<br />
Dörfer zählen zum Speckgürtel<br />
der Landeshauptstadt<br />
Schwerin, dem Ziel der Tour.<br />
Auch auf der letzten Etappe<br />
folgt der Radler dem Wasserlauf.<br />
Noch einmal kreuzt er<br />
die A14, dann ist Schwerin<br />
erreicht. Im Ortsteil Mueß<br />
trifft der Störkanal auf den<br />
Schweriner See. Dort gibt<br />
es eine beliebte Eisdiele, erkennbar<br />
am Besucherzulauf,<br />
und das Freilichtmuseum,<br />
das an die Lebenswelt der<br />
Altvorderen erinnert.<br />
Weiter den Wegweisern<br />
Richtung Schloss und Stadtzentrum<br />
nach! Wo sich der<br />
Uferwald lichtet, sollten<br />
Kuchenfans die Augen offen<br />
halten: Am Rande des<br />
Strandbads Zippendorf liegt<br />
direkt am Wasser „Gundels<br />
Garten“. Die Chefin backt<br />
mit regionalen Zutaten und<br />
ganz ohne Chemie. Zudem<br />
weiß sie abenteuerliche Geschichten<br />
aus der Wendezeit<br />
zu erzählen, als sie ihr Haus<br />
samt Seegrundstück gegen<br />
allerlei Begehrlichkeiten<br />
verteidigen musste.<br />
Von Zippendorf verläuft ein<br />
Asphaltweg vorbei an Stadtvillen,<br />
Kletterwald, Zoo und<br />
Lokalen bis zu Schlossgarten<br />
und Schloss, seit 1990 Sitz<br />
des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Bei Interesse<br />
an der Historie des<br />
Mecklenburger Herzogshauses<br />
und seiner Schweriner<br />
Residenz lohnt der Besuch<br />
im Schlossmuseum. Vom<br />
Bahnhof, dem Endpunkt der<br />
Tour, trennt den Radfahrer<br />
nun bloß noch ein Zick-Zack-<br />
Kurs durch die Innenstadt.<br />
Eine City wie gemacht, dort<br />
länger zu verweilen. Züge<br />
nach Ludwigslust fahren<br />
im Stundentakt, der letzte<br />
gegen 22 Uhr. Marlis Tautz<br />
In Plate bei Schwerin führt<br />
eine Hubbrücke über den Störkanal.<br />
Früheres herzogliches<br />
Jagdschloss Friedrichsmoor