02.07.2024 Aufrufe

KEM Konstruktion 07-08.2024

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Ausgabe <strong>07</strong>-08 | 2024<br />

www.kem.de<br />

<strong>Konstruktion</strong><br />

Automation<br />

WIS-<br />

Ideenaustausch für<br />

mehr Nachhaltigkeit<br />

Engineering-Konferenz<br />

» Seite 9<br />

Treiber sind 3D-Druck,<br />

KI und Digitalisierung<br />

Produktentwicklung<br />

» Seite 38<br />

„Für Sicherheitsbremsen<br />

gilt das Prinzip der<br />

Energie-Trennung“<br />

Bernd Kees,<br />

mayr Antriebstechnik<br />

» Seite 48<br />

Engineering-Tipps für Produkt- und Produktionsentwicklung<br />

» IM FOKUS<br />

Zur Zukunft<br />

des Engineerings<br />

» ab Seite 15<br />

TITELSTORY<br />

Nachhaltige,<br />

innovative und<br />

maßgeschneiderte<br />

Antriebslösungen<br />

» Seite 52


Industrie<br />

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» EDITORIAL<br />

Spannende und fordernde<br />

Zeiten für das Engineering<br />

KI, Generative KI, Nachhaltigkeit, Agilität – die Produktentwicklung<br />

kann gleichermaßen neue Tools wie etwa die Künstliche Intelligenz (KI)<br />

nutzen, muss gleichzeitig aber immer schneller (agiler) agieren und nicht<br />

zuletzt nachhaltigere Lösungen finden, die mehr leisten bei gleichzeitig<br />

geringerem Ressourcenverbrauch und weniger Umweltbelastung. Gerade<br />

die letztgenannten Aspekte stehen immer häufiger auch in Lastenheften.<br />

Die Redaktion hat sich deshalb umgehört und gefragt, wie sich die Arbeit<br />

im Engineering ändern wird und wie die genannten Herausforderungen<br />

bewältigt werden können. Einmal mehr wird dabei deutlich, dass Nachhaltigkeit<br />

zuvorderst eine Aufgabe für die Produktentwicklung ist –<br />

und wie bei der Einbeziehung der Fertigungstechnik gilt: Je früher alle Aspekte<br />

bereits bei der Werkstoffwahl oder der CO 2-Footprint auch während<br />

des Betriebs einer Maschine berücksichtigt werden, desto leichter<br />

lassen sich bessere – und damit nachhaltigere – Lösungen finden.<br />

Neben diesem Ausblick zur Zukunft des Engineerings (ab S. 15) ist die<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation auch Organisator der Ende November<br />

diesen Jahres in der Arena2036 in Stuttgart stattfindenden Konferenz<br />

Engineering 2036 (siehe Detailinfos ab S. 9). Diese will gezielt den Ideenaustausch<br />

zum Thema Nachhaltigkeit fördern und dazu die Verantwortlichen<br />

aus <strong>Konstruktion</strong> und Fertigung zusammenbringen. Mit an Bord sind<br />

auch vier Fachbereiche des Fraunhofer IPA in Stuttgart, mit denen zusammen<br />

das Konferenzprogramm erstellt wurde (siehe S. 12/13).<br />

Übrigens: Das Thema KI und speziell Generative KI entwickelt sich so dynamisch,<br />

dass wir darauf vertieft in der Dezember-Ausgabe eingehen werden,<br />

die im Vorfeld der Engineering 2036 erscheint. Und bereits in der<br />

März-Ausgabe (ab S. 16ff) haben Roman Dumitrescu, Tommy Falkowski,<br />

Aschot Hovemann und Rik Rasor vom Fraunhofer IEM einen lesenswerten<br />

Ausblick darauf gegeben, wie ChatGPT & Co. die Produktentwicklung<br />

revolutionieren. Online ist der Artikel hier zu finden: koninfo.de/OyIgd<br />

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» INHALT <strong>07</strong>-08 | 2024 61. JAHRGANG<br />

Mit WEGmotion Drives<br />

erhalten Maschinen -<br />

bauer ein ganzheitliches<br />

Konzept für den Antriebs -<br />

strang – vom Elektromotor<br />

über den Frequenz umrichter<br />

bis zur digitalen Lösung.<br />

TITELSTORY<br />

Nachhaltige,<br />

innovative und<br />

maßgeschneiderte<br />

Antriebslösungen<br />

» Seite 52<br />

Titelbild: WEG/Konradin Mediengruppe<br />

KONFERENZ-TIPP<br />

» EINLADUNG<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com<br />

Engineering 2036: Konferenz zur Zukunft im Engineering<br />

Nachhaltigkeit –<br />

mehr als ein Buzzword?<br />

Know-how von Ingenieur:innen aus Forschung und Praxis<br />

für eine lebenswerte Umwelt<br />

27. + 28. November 2024<br />

ARENA2036, Stuttgart<br />

ARENA2036<br />

ARENA2036<br />

DER FORSCHUNGS-CAMPUS<br />

DER Die FORSCHUNGS-CAMPUS<br />

Innovationsplattform<br />

für Mobilität<br />

Die Innovationsplattform<br />

und Produktion<br />

für Mobilität<br />

der Zukunft<br />

und Produktion<br />

der Stuttgart<br />

Zukunft<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » 04 | 2024 3<br />

Engineering 2036: Im Fokus der Konferenz steht<br />

das Thema Nachhaltigkeit in Produktentwicklung<br />

und Produktion. Sie findet Ende November 2024<br />

in der Arena 2036 in Stuttgart statt.<br />

» ab Seite 9<br />

IM FOKUS<br />

Veranstalter<br />

sponsored by<br />

Gast-Impulsvortrag<br />

»Leben im Weltraum –<br />

Treiber innovativer<br />

Kreislaufwirtschaft«<br />

Prof. Ulrich Walter, Diplom-Physiker<br />

und Wissenschafts-Astronaut<br />

Kooperationspartner<br />

Die Zukunft des Engineerings: Generative KI,<br />

Nachhaltigkeit und vieles mehr – wir werfen<br />

einen Blick auf Chancen und Herausforderungen<br />

in der Produktentwicklung.<br />

» ab Seite 15<br />

Bild: NASA<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com/Konradin Mediengruppe<br />

Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

» MAGAZIN<br />

Branchennews<br />

Stellungnahme des Forschungsbeirats und der<br />

Plattform Industrie 4.0 zum Begriff „Industrie 5.0“ 6<br />

3D-Druck profitiert von KI und Werkstoffvielfalt 7<br />

KONFERENZ-TIPP<br />

Engineering 2036<br />

Konferenz zur Zukunft im Engineering<br />

nimmt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus 9<br />

» TRENDS<br />

Die Zukunft des Engineerings<br />

<strong>KEM</strong> PERSPEKTIVEN<br />

Produktentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit 15<br />

SEW-Eurodrive setzt auf „Neuwertreparatur“<br />

im Sinne der Kreislaufwirtschaft 24<br />

Lösungsansätze für eine nachhaltige<br />

Produktentwicklung und IT 27<br />

On-Demand-Fertigungsplattformen unterstützen<br />

Konstrukteure im Produktentwicklungsprozess 30<br />

KI in Engineering und Produktion bei Schaeffler 32<br />

Prof. Markus Glück zum Thema Nachhaltigkeit<br />

und Engineering aus Sicht der Hochschule Aalen 35<br />

Wie verändert die nächste Dekade die<br />

Produkt- und Produktionsentwicklung? 38<br />

Software für die virtuelle Inbetriebnahme und Avatare 42<br />

Industrial Metaverse und KI beschleunigen Engineering 44<br />

Herausforderung Gewicht sparen und nachhaltiger<br />

werden am Beispiel von Leichtbaukupplungen 46<br />

4 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Bild: Konradin Mediengruppe<br />

Know-how: Zusammen mit Bernd Kees, Produktmanager<br />

Sicherheitsbremsen bei mayr Antriebstechnik, werfen wir<br />

einen Blick auf die grundlegenden <strong>Konstruktion</strong>sprinzipien<br />

von Sicherheitsbremsen und geben Tipps für ihren Einsatz.<br />

» Seite 48<br />

» ANTRIEBSTECHNIK<br />

<strong>KEM</strong> PORTRÄT<br />

Bernd Kees, Produktmanager Sicherheitsbremsen<br />

bei mayr Antriebstechnik, Mauerstetten:<br />

„Sicherheitsbremsen sind bei uns<br />

immer als Federdruckbremsen ausgeführt“ 48<br />

TITELSTORY<br />

Elektrische Antriebe<br />

Nachhaltige, innovative und<br />

maßgeschneiderte Antriebslösungen 52<br />

Effiziente Antriebslösungen durch Eco-Service 56<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Wir berichten über 8<br />

Vorschau 58<br />

Impressum 58<br />

Inserentenverzeichnis 58<br />

Für harmonische<br />

Bewegungsabläufe<br />

Profitieren Sie von unserer Kompetenz bei Steuerungslösungen<br />

für modernste Antriebstechnik in Geräten,<br />

Maschinen und Anlagen. Mit unseren Produkten werden<br />

komplexe Herausforderungen wie hochdynamische<br />

mehrachsige Positionierung oder Synchronisation<br />

kostengünstig und effizient gelöst.<br />

industrieautomation.maxongroup.de<br />

<strong>Konstruktion</strong><br />

Automation<br />

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Precision Drive Systems<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 5


MAGAZIN » Branchen-News<br />

Gemeinsame Stellungnahme des Forschungsbeirats und der Plattform Industrie 4.0<br />

Der Begriff „Industrie 5.0“<br />

ist weder notwendig noch hilfreich<br />

Die Plattform Industrie 4.0 und der Forschungsbeirat Industrie 4.0 kritisieren die leichtfertige Nutzung des<br />

Begriffs „Industrie 5.0“. Dieser sei weder notwendig noch hilfreich, da er keine neuen Inhalte umfasse,<br />

aber suggeriere, dass die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) abgeschlossen sei. Das sei nicht der<br />

Fall und speziell die „Menschzentriertheit“ sei von Beginn an eines der wichtigsten Ziele von Industrie 4.0.<br />

Henrik Schunk,<br />

Vorsitzender des<br />

Lenkungskreises der<br />

Plattform Industrie 4.0<br />

und Vorsitzender des<br />

Verwaltungsrats der<br />

Schunk SE & Co. KG<br />

Bild: Schunk<br />

Der Gedanke liegt zwar nah: Nach Industrie<br />

4.0 kommt Industrie 5.0. Allerdings<br />

stellt sich die Frage, worin sich<br />

Industrie 5.0 von Industrie 4.0 unterscheidet<br />

und vor allem, welche inhaltlichen<br />

Aspekte sich ändern beziehungsweise<br />

hinzukommen. Dazu schreiben Plattform<br />

Industrie 4.0 und Forschungsbeirat<br />

Industrie 4.0:<br />

Als Kern des Begriffes „Industrie 5.0“ wird<br />

neben einigen Inhalten aus dem KI-Bereich<br />

gern die „Menschzentriertheit“ definiert,<br />

letztlich also der Wunsch, eine<br />

möglichst für den Menschen optimale<br />

Gestaltung von Arbeitsprozessen einhergehend<br />

mit einer bestmöglichen Unterstützung<br />

in den neuen Produktionsprozessen<br />

der Industrie 4.0 zu erreichen. Diese<br />

Inhalte sind nicht zu kritisieren, aber<br />

den neuen Begriff „Industrie 5.0“ benötigt<br />

man zu deren Beschreibung nicht, denn<br />

»Die Diskussion ist nicht nur irreführend, sondern riskiert<br />

auch die essenzielle Akzeptanz und Teilnahme speziell des<br />

Mittelstands. Die Kernthemen wie Arbeitsgestaltung,<br />

menschzentrierte Ansätze sowie die Entwicklung und<br />

Integration von KI und generativer KI werden bereits intensiv<br />

in den Arbeitsgruppen von Industrie 4.0 adressiert.«<br />

Menschzentriertheit und der Nutzen für<br />

die Gesellschaft sind von Beginn an die<br />

wichtigsten Ziele von Industrie 4.0.<br />

Industrie 4.0 erfordert Zeit<br />

Industrie 4.0 ist heute ein Begriff, der für<br />

eine Veränderung steht, die potentiell alle<br />

gesellschaftlichen Bereiche betrifft, denn<br />

er steht für die vierte industrielle Revolution.<br />

Es ist davon auszugehen, dass diese<br />

– so wie die vorangegangenen drei industriellen<br />

Revolutionen – einerseits weitreichende<br />

Veränderungen bewirken wird,<br />

andererseits aber zu ihrer vollständigen<br />

Umsetzung auch eine ähnlich lange Zeitspanne<br />

benötigt. Wie jede industrielle Revolution<br />

erfordert auch die vierte industrielle<br />

Revolution aufeinander aufbauende<br />

Maßnahmen. Das bedeutet, dass zu Beginn<br />

einer Entwicklung zunächst technische<br />

Grundlagen und internationale Standards<br />

geschaffen werden müssen, die die<br />

Basis für darauf aufbauende Fähigkeiten<br />

und die Unterstützung der Menschen in<br />

der Produktion bilden. Eine aktive Beteiligung<br />

der Beschäftigten ist essenziell.<br />

Die Inhalte von Industrie 4.0 auf technologische<br />

Inhalte zu reduzieren, wäre völlig<br />

falsch. Und es wäre ebenso falsch, unterwegs<br />

auf einem langen, aber wichtigen<br />

und richtigen Weg, das Kürzel „4.0“ wie<br />

eine Versionszählung zu behandeln und<br />

durch „5.0“ zu ersetzen. Es ist vielmehr zu<br />

erwarten, dass diese unnötigen Begrifflichkeiten<br />

zu Verunsicherungen bei Unternehmen<br />

und eingespielten internationalen<br />

Kooperationen führen können, die<br />

sich aktuell mit der Umsetzung der vierten<br />

industriellen Revolution befassen. (co)<br />

www.plattform-i40.de<br />

6 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Trendreport 3D-Druck: KI und Werkstoffvielfalt lassen Branche wachsen<br />

Weg vom Prototyping hin zur Serie<br />

Was die Frühjahrsumfrage der Arbeitsgemeinschaft<br />

Additive Fertigung des VDMA Anfang Mai zeigte, belegt<br />

nun auch der Trendreport des 3D-Druck-Spezialisten<br />

Protolabs: Es herrscht eine erkennbar positive<br />

Stimmung innerhalb des Marktes. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Technologie gingen mittlerweile mehr<br />

und mehr über das Prototyping hinaus. Insbesondere<br />

durch besonders klein- und großformatige<br />

3D-Druck-Anwendungen<br />

sowie durch das wachsende<br />

Potenzial für die additive<br />

Fertigung auf Produktionsebene<br />

werde der Markt gestärkt,<br />

so die Studie.<br />

Zu den wichtigsten Ergebnissen<br />

gehören:<br />

• Der Markt für 3D-Druck<br />

wächst um 10,5 %<br />

schneller als bislang angenommen<br />

• Das gesamte Volumen<br />

dieses Marktes wird für<br />

das Jahr 2024 auf<br />

25,89 Milliarden Euro<br />

geschätzt<br />

• Bis Ende 2028 wird der<br />

Markt für additive Fertigung<br />

ein Volumen von<br />

52,7 Milliarden US-Dollar<br />

erreichen<br />

• 70 % der Unternehmen<br />

haben im Jahr 2023<br />

mehr Teile gedruckt als<br />

im Jahr 2022<br />

• 77 % der Befragten gaben<br />

an, dass die Medizinbranche<br />

das größte Potenzial<br />

für die Nutzung<br />

von 3D-Drucktechnologien<br />

aufweist<br />

Die Ergebnisse der Studie<br />

von Protolabs zeigen unter<br />

anderem klar auf, dass sich<br />

die zentralen Anwendungsfelder<br />

der additiven Fertigung<br />

zunehmend vom Prototyping<br />

zu einer Vielzahl<br />

an Fertigungsanwendungen<br />

weiterentwickeln. So lässt<br />

sich feststellen, dass ein<br />

stetiges Produktionsvolu-<br />

men mittels 3D-Druck bedient<br />

wird. Fast ein Drittel der Befragten<br />

gab an, dass der Mul-<br />

Die Ergebnisse des Trendreports von Protolabs zeigen:<br />

Der 3D-Druck entwickelt sich weg vom alleinigen<br />

Prototyping hin zur Serienproduktion.<br />

timaterialdruck den größten<br />

Einfluss auf den 3D-Druck haben wird, gefolgt von<br />

der Hybridfertigung, bei der die additive Fertigung<br />

mit traditionellen Fertigungs- und Herstellungsverfahren<br />

kombiniert wird.<br />

(eve)<br />

WENIGER STECKER<br />

MEHR VERBINDUNG<br />

DURCH AS-INTERFACE<br />

MEHR-VERBINDUNG.DE<br />

Bild: Protolabs<br />

28.<strong>08.2024</strong> - 29.<strong>08.2024</strong><br />

Messe Zürich<br />

Stand B30<br />

18.09.2024 - 19.09.2024<br />

Messe Chemnitz<br />

Stand 1-253<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 7


MAGAZIN » Branchen-News<br />

simus systems unterstützt Forschungsprojekt<br />

Weniger Varianz bei gleichbleibender Produktvielfalt<br />

Bild: simus systems GmbH<br />

Geometrische Vergleiche von CAD Daten führen zu geringerem Suchaufwand und höherer<br />

Wiederverwendung von Bauteilen.<br />

Das Projekt PrEvelOp zielt darauf, KMU die Identifikation<br />

von Potenzialen und Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der Fertigungsprogrammvarianz bei gleichbleibender<br />

Produktvielfalt zu ermöglichen. Denn: Eine<br />

geringere Varianz erhöht die Profitabilität. Der<br />

gemeinnützige Verein Forschung. Innovation (FIR)<br />

am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen<br />

hat das Projekt initiiert, das unter anderem simus<br />

systems mit seiner Software classmate CAD unterstützt.<br />

Als bewährte Mittel gelten, neben Abkündigungen,<br />

Maßnahmen zur Standardisierung des Fertigungs-<br />

programms. Darum geht es in dem FIR-Forschungsprogramm<br />

an der RWTH Aachen: „Im Rahmen des<br />

Projekts werden Funktionen entwickelt, die in Artikel-<br />

sowie Fertigungsprozessdaten Ähnlichkeiten<br />

mithilfe von Methoden des unüberwachten Lernens<br />

(unsupervised learning) erkennen“, sagt Hendrik Eisbein<br />

M.Sc., Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung<br />

Produktionsmanagement am WZL. „Über Gruppierungen<br />

von Aufträgen nach artikel- und prozessspezifischen<br />

Merkmalen werden Maßnahmen zur<br />

Reduzierung der Fertigungsprogrammvarianz zur<br />

Entscheidung vorgeschlagen.“<br />

Als Ergebnis wird eine Open-Source-Bibliothek angestrebt<br />

– mit Funktionen zur ML-basierten Reduzierung<br />

der Varianz im Fertigungsprogramm, die KMU<br />

über eine permissive Lizenz sowie auch zu Test- und<br />

Übungszwecken in Form einer Demo-Applikation bereitgestellt<br />

wird.<br />

Die von simus systems bereitgestellte, patentierte<br />

Software classmate CAD analysiert 3D CAD-Modelle<br />

vollautomatisch. Dabei werden Formelemente wie<br />

Außen- oder Innenkonturen, Bohrungen, Bohrungsanordnung,<br />

Fasen, Rundungen und Ausklinkungen<br />

berücksichtigt. So entsteht ein „geometrischer Fingerabdruck“<br />

mit Schemazeichnungen, 2D-Vorschaubildern<br />

und 3D- Viewerformaten, die eine zielführende<br />

Suche nach Modellen und Bauteilen ermöglichen.<br />

Im Alltag profitieren Konstrukteure von geringerem<br />

Suchaufwand bei höherer Trefferquote direkt in ihrem<br />

CAD-System.<br />

(eve)<br />

Dassault Systèmes und Pepperl+Fuchs kooperieren<br />

Digitale Geschäftsmodelle<br />

Wir berichten über<br />

Dassault Systèmes und Pepperl+Fuchs haben eine enge Zusammenarbeit<br />

bekanntgegeben, um Lösungsansätze für die<br />

Herausforderungen in der Automatisierungsbranche zu entwickeln.<br />

Pepperl+Fuchs wird hierfür die 3DExperience-Plattform<br />

von Dassault Systèmes einsetzen und in engem Austausch<br />

mit der R&D-Abteilung von Dassault Systèmes stehen.<br />

Adressiert werden vor allem Geschäftsmodelle für die<br />

digitale Wirtschaft. Pepperl+Fuchs leistet zudem einen Beitrag<br />

zur internationalen Initiative Manufacturing-X. Digital<br />

vernetzt soll die deutsche Industrie so nachhaltiger, resilienter<br />

und wettbewerbsstärker werden. Die 3DExperience-<br />

Plattform in der Cloud kann hier intelligente Neuentwicklungen<br />

fördern und helfen, KI-basierte Anwendungen künftig<br />

schnell und unkompliziert einzuführen.<br />

(eve)<br />

Dassault Systèmes ....................... 8<br />

FIR ...................................................... 8<br />

Forschungsbeirat<br />

Industrie 4.0 ................................... 6<br />

H+B technics ............................... 44<br />

Hochschule Aalen ...................... 35<br />

igus .................................................. 44<br />

Inneo Solutions .......................... 26<br />

ISG ................................................... 42<br />

mayr Antriebstechnik .............. 48<br />

Misumi ........................................... 30<br />

Nord ................................................ 56<br />

Pepperl+Fuchs ............................... 8<br />

Phoenix Contact ........................ 38<br />

Plattform Industrie 4.0 .............. 6<br />

Protolabs ......................................... 7<br />

R+W Antriebselemente ........... 46<br />

Schaeffler ..................................... 32<br />

SEW-Eurodrive ........................... 24<br />

Siemens ......................................... 15<br />

simus systems ............................... 8<br />

WEG ................................................ 52<br />

WZL .................................................... 8<br />

8 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Engineering<br />

2036<br />

supported by<br />

» EINLADUNG<br />

Engineering 2036: Konferenz zur Zukunft im Engineering<br />

Nachhaltigkeit –<br />

mehr als ein Buzzword?<br />

Know-how von Ingenieur:innen aus Forschung und Praxis<br />

für eine lebenswerte Umwelt<br />

27. + 28. November 2024<br />

ARENA2036, Stuttgart<br />

Gast-Impulsvortrag<br />

Bild: NASA<br />

»Leben im Weltraum –<br />

Treiber innovativer<br />

Kreislaufwirtschaft«<br />

Prof. Ulrich Walter, Diplom-Physiker<br />

und Wissenschafts-Astronaut<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com<br />

ARENA2036<br />

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DER FORSCHUNGS-CAMPUS<br />

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Innovationsplattform<br />

für Mobilität<br />

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und Produktion<br />

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der Zukunft<br />

und Produktion<br />

der Stuttgart Zukunft<br />

Veranstalter<br />

<strong>Konstruktion</strong><br />

Automation<br />

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Kooperationspartner<br />

<strong>KEM</strong> <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 » 04 | 2024 93


» KONFERENZ<br />

Fragestellungen der Nachhaltigkeit verlangen<br />

eine unternehmensweite Zusammenarbeit vom<br />

Design bis in die Fertigung hinein – denn es<br />

geht um mehr als nur den CO 2 -Fußabdruck.<br />

Echte Nachhaltigkeit bedeutet auch, die ersten<br />

Schritte hin zu einer Kreislaufwirtschaft<br />

(Circular Economy) zu machen. Als Konferenz<br />

für die Zukunft im Engineering nimmt die<br />

Engineering 2036 deswegen das Thema Nachhaltigkeit<br />

in den Fokus und lädt dazu ein,<br />

Ideen vorzustellen und zu diskutieren.<br />

Sie verstehen unter Nachhaltigkeit mehr als nur einen<br />

geringen CO 2 -Fußabdruck? Und Sie blicken nicht nur<br />

auf die Herstellung Ihrer Produkte, sondern haben auch<br />

deren Nutzung im Blick? Dann bietet Ihnen die Konferenz<br />

Engineering 2036 die Chance, sich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen und mehr aus Praxis und Forschung<br />

zu erfahren über:<br />

• methodische Ansätze für mehr Nachhaltigkeit<br />

• Ideen für den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft<br />

• den effizienten Einsatz von Ressourcen durch<br />

personalisierte Produkte (Mass Personalization)<br />

• Chancen und Support durch künstliche Intelligenz<br />

(KI) in der Produkt- und Produktionsentwicklung<br />

• (Best-Practice-)Ansätze zur Bewältigung der<br />

umfangreichen Regularien (ESG)<br />

• eine synergetisch verlustfreie Produktion<br />

in der Ultraeffizienzfabrik<br />

• den effizienten Umgang<br />

mit Energie –<br />

und hier insbesondere<br />

die Chancen<br />

ANMELDUNG<br />

Hier geht es zur Anmeldung:<br />

der Gleichstrom -<br />

hier.pro/4YH45<br />

versorgung<br />

(DC-Industrie)<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,<br />

Leiter des Fraunhofer IPA<br />

ENGINEERING 2036<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper,<br />

Projektgruppe Prozessinnovation<br />

Konferenz zur Zukunft<br />

im Engineering<br />

27. + 28. November 2024<br />

ARENA2036, Stuttgart<br />

Bild: Fraunhofer IPA/Rainer Bez<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: Skinmade<br />

Dr.-Ing. Walter Koch,<br />

Vorsitzender der GfSE e.V.<br />

Julian Große-Erdmann,<br />

Projektgruppe Prozessinnovation<br />

Bild: GfSE<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: Fraunhofer IBP<br />

»Der Weltraum ist<br />

Triebfeder für regenerative<br />

Lebenserhaltungs-<br />

und Versorgungssysteme,<br />

deren<br />

Technik inzwischen auch<br />

auf der Erde eingesetzt<br />

wird. Hier zeigt sich mehr denn<br />

je: Eine extreme Herausforderung ist der<br />

Vater aller disruptiven Innovationen.«<br />

Bild: Eib Eibelshäuser<br />

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Walter, Diplom-Physiker und<br />

Wissenschafts- Astronaut, hält den Gast-Impulsvortrag.<br />

Viktor Balzer,<br />

Geschäftsführer, Skinmade<br />

Isabella Bianchini,<br />

Industrielle Mikronetze<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Ann-Kathrin Briem,<br />

Projektleiterin, Fraunhofer IBP<br />

Christoph Steinherr,<br />

Controls Engineer, Kuka Systems<br />

Bild: Kuka<br />

10 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Ingenieur:innen stellen Ideen vor – und zur Diskussion<br />

Networking zu Wegen und Chancen<br />

für mehr Nachhaltigkeit<br />

Bild: Fraunhofer IAO<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: COGD<br />

Bild: COGD<br />

Bild: Fraunhofer IEM<br />

Bild: talsen team<br />

Bild: Scheer<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu,<br />

Direktor am Fraunhofer IEM<br />

Dr.-Ing. Hans Egermeier,<br />

Geschäftsführer talsen team<br />

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer,<br />

Innovationsmotor der Scheer Group<br />

Dr.-Ing. Timm Kuhlmann, Leitung<br />

Industrielle Energiesysteme<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Bild: Fraunhofer IAO<br />

Joachim Tosberg, Stellvertretender<br />

Vorsitzender COGD e.V./RAFI<br />

Dr. Wolfgang Heinbach,<br />

Vorstand COGD e.V./Syliom<br />

Dr.-Ing. Erwin Groß, Leistungs -<br />

zentrum für Mass Personalization<br />

Dr.-Ing. Manfred Dangelmaier,<br />

Institutsdirektor, Fraunhofer IAO<br />

Bild: Fraunhofer IEM<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Fabian Edel, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter, Fraunhofer IAO<br />

Anne-Kathrin Nuffer,<br />

Sustainability and Material Compl.<br />

Dr.-Ing. Stefan Pfeifer, Systems<br />

Engineering, Fraunhofer IEM<br />

David Koch,<br />

Projektleiter Ultraeffizienzfabrik<br />

Die Zukunft im Team meistern –<br />

mit <strong>Konstruktion</strong>s- und Fertigungs-Know-how<br />

Christian Schneider,<br />

Datengetr. Energiesystemoptimierung<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Konferenz mit Fachausstellung – in Kooperation mit<br />

dem Fraunhofer IPA und dem Industrieanzeiger<br />

27./28. November 2024, ARENA2036, Stuttgart<br />

Veranstalter<br />

<strong>Konstruktion</strong><br />

Automation<br />

Industriepartner<br />

<strong>KEM</strong> <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 » 04 | | 2024 115


» PROGRAMM<br />

Tag 1 der Konferenz Engineering 2036<br />

(Änderungen vorbehalten)<br />

Mittwoch, 27. November 2024<br />

13:00<br />

13:15<br />

13:45<br />

14:15<br />

14:45<br />

15:15<br />

15:45<br />

16:15<br />

16:45<br />

17:30<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

bis etwa<br />

21:00<br />

22:30<br />

Begrüßung und Ausblick<br />

Nachhaltigkeit – und wie mehr als ein Buzzword daraus wird<br />

Keynote<br />

Die Hebel für eine nachhaltigere Produktgestaltung und -nutzung:<br />

Chancen und Möglichkeiten zu mehr Nachhaltigkeit in Engineering und Fertigung<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,<br />

Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart<br />

Impulsvortrag<br />

INCOSE SE-Vision 2035:<br />

Ein Beitrag der weltweit größten Systems-Engineering-Community für eine bessere Welt<br />

Dr.-Ing. Walter Koch, Vorsitzender der Gesellschaft für Systems Engineering – GfSE e.V.<br />

Pause<br />

Themenblock 1 (Hauptbühne):<br />

Kreislaufwirtschaft (Circular Economy)<br />

Kreislaufwirtschaft 1:<br />

Die Batterie als zentrales Element der Elektromobilität<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper,<br />

Projektgruppe Prozessinnovation,<br />

Fraunhofer IPA, Bayreuth<br />

Kreislaufwirtschaft 2:<br />

Remanufacturing von Elektromotoren<br />

für die Elektromobilität<br />

Julian Große-Erdmann, Projektgruppe Prozessinnovation,<br />

Fraunhofer IPA, Bayreuth<br />

Kreislaufwirtschaft 3:<br />

Nachhaltigkeit durch proaktives Obsoleszenzmanagement<br />

für elektronische Bauelemente<br />

Joachim Tosberg, Stellvertretender Vorsitzender<br />

und Dr. Wolfgang Heinbach, Vorstand, COGD e.V.<br />

Pause<br />

Pitches zu<br />

10 Produkt- und Lösungsansätzen für mehr Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung und Fertigung<br />

Kurzvorstellung von Industrielösungen, anschließend besteht die Möglichkeit zum individuellen Austausch mit den Unternehmen<br />

Individuelle Gespräche mit den beteiligten Unternehmen<br />

und Besuch der Fachausstellung<br />

Führung durch die ARENA2036<br />

Beginn der Abendveranstaltung mit Abendessen in der ARENA2036<br />

Gast-Impulsvortrag zur Abendveranstaltung<br />

Leben im Weltraum – Treiber innovativer Kreislaufwirtschaft<br />

Extreme Herausforderungen treiben disruptive Innovationen<br />

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Walter,<br />

Diplom-Physiker und Wissenschafts-Astronaut<br />

Ende der Abendveranstaltung<br />

Themenblock 2 (Raum 2):<br />

Auf Kundenwünsche eingehen (Mass Personalization)<br />

Mass Personalization 1:<br />

Herausforderungen und Nutzen der Personalisierung<br />

– Ergebnisse einer Expertenbefragung<br />

Dr.-Ing. Erwin Groß, Leistungszentrum für Mass Personaliza -<br />

tion|Smart Factory und Industrie 4.0, Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Dr.-Ing. Manfred Dangelmaier, Institutsdirektor für<br />

Engineering-Systeme am Fraunhofer IAO, Stuttgart<br />

Mass Personalization 2:<br />

Personalisierte Hautpflege – eine Success Story<br />

zur Losgröße-1-Produktion aus der Praxis<br />

Viktor Balzer, Geschäftsführer, Skinmade GmbH,<br />

eine Ausgründung des Fraunhofer IPA<br />

Mass Personalization 3:<br />

Chancen der Mass Personalization<br />

für eine nachhaltige Produktentwicklung<br />

Ann-Kathrin Briem, Projektleiterin, Fraunhofer IBP<br />

Fabian Edel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraunhofer IAO<br />

Aufgrund der begrenzten Platzzahl in der ARENA2036 bitten wir um Anmeldung bis zum 08.11.2024 unter:<br />

kem.industrie.de/engineering-2036<br />

Ein Tag: 495,- € (zzgl. MwSt.), zwei Tage: 649,- € (zzgl. MwSt.)<br />

Bucher bis zum 08. Oktober 2024 bezahlen nur 396,- €/519,- € (zzgl. MwSt.)<br />

Frühbucher bis einschließlich 08. August 2024 sogar nur 297,- €/389,- € (zzgl. MwSt.)<br />

12 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Tag 2 der Konferenz Engineering 2036<br />

(Änderungen vorbehalten)<br />

Engineering<br />

2036<br />

supported by<br />

Donnerstag, 28. November 2024<br />

09:00<br />

10:00<br />

10:25<br />

10:30<br />

11:00<br />

11:30<br />

12:00<br />

12:30<br />

13:00<br />

13:30<br />

14:30<br />

15:00<br />

16:00<br />

Rundgang Fraunhofer IPA mit Kurzvorstellung ausgewählter Projekte<br />

(mit separater Anmeldung zur Organisation, Treffpunkt: Eingangsbereich ARENA2036)<br />

Ankunft ARENA2036<br />

Begrüßung und Ausblick<br />

Tipps für die Realisierung von mehr Nachhaltigkeit und neue Tools in der Praxis<br />

Keynote<br />

Komplexität managen:<br />

Advanced Systems Engineering und Künstliche Intelligenz (KI)<br />

Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Direktor am Fraunhofer IEM und Geschäftsführer it‘s OWL<br />

Impulsvortrag<br />

Produktentwicklung im Maschinen- und Anlagenbau:<br />

Lastenheft vs. Scrum – zielorientiert agil entwickeln, aber wie?<br />

Dr.-Ing. Hans Egermeier, Geschäftsführer, talsen team GmbH<br />

Pause<br />

Themenblock 3 (Hauptbühne):<br />

Nachhaltigkeit in der Praxis<br />

Wege zu mehr Nachhaltigkeit 1:<br />

ESG und Material Compliance<br />

– Zunehmende Heraus- und Anforderung für Unternehmen<br />

Anne-Kathrin Nuffer,<br />

Gruppenleiterin Sustainability and<br />

Material Compliance Management,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Wege zu mehr Nachhaltigkeit 2:<br />

Modellbasierte Entscheidungsunterstützung<br />

für nachhaltige Systementwicklung<br />

Dr.-Ing. Stefan Pfeifer, Abteilungsleiter Systems Engineering,<br />

Fraunhofer IEM, Paderborn<br />

Wege zu mehr Nachhaltigkeit 3:<br />

Digitales Nachhaltigkeitsmanagement<br />

in der Ultraeffizienzfabrik<br />

David Koch,<br />

Projektleiter Ultraeffizienzfabrik,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Mittagspause<br />

Impulsvortrag<br />

Software als Schlüsseldisziplin:<br />

Alles im Blick und im Griff mit dem Composable Enterprise<br />

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Gründer und Innovationsmotor der Scheer Group, Scheer PAS<br />

Abschlussvortrag<br />

Das Energiesystem klimafreundlich gedacht<br />

Neue Ansätze zur Sektorkopplung, zur Wasserstoffnutzung und Flexibilisierung der industriellen Energieversorgung<br />

Dr.-Ing. Timm Kuhlmann, Leitung Industrielle Energiesysteme, Fraunhofer IPA<br />

Ende<br />

Themenblock 4 (Raum 2):<br />

Energie im Griff<br />

Energie im Griff 1:<br />

Die Gleichstromfabrik – Effizienz und Flexibilität<br />

der elektrischen Energieversorgung in der Fabrik<br />

auf einem neuen Level mittels DC-Netzen<br />

Isabella Bianchini,<br />

Gruppenleiterin „Industrielle Mikronetze“,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Energie im Griff 2:<br />

Praxis Know-how DC-Industrie – Energieeffizienz und<br />

Lastspitzenmanagement am Beispiel einer Roboterzelle<br />

Christoph Steinherr, Controls Engineer, R&D Systems EMEA,<br />

Kuka Systems GmbH, Augsburg<br />

Energie im Griff 3:<br />

Digitalisierung trifft Energie –<br />

Klug das Energiesystem digitalisieren und so<br />

von intelligenten Services profitieren<br />

Christian Schneider, Gruppenleiter<br />

„Datengetriebene Energiesystemoptimierung“,<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

ANMELDUNG<br />

Hier geht es zur Anmeldung:<br />

hier.pro/4YH45<br />

<strong>KEM</strong> <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 » 04 | | 2024 137<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com


Die passende Location für den Ideenaustausch<br />

Engineering<br />

2036<br />

supported by<br />

ARENA2036<br />

Pfaffenwaldring 19,<br />

70569 Stuttgart<br />

Anreise mit der Bahn<br />

bis S-Bahnhaltestelle<br />

„Universität“.<br />

arena2036.de<br />

Bild: ARENA2036<br />

ARENA2036<br />

Innovationsplattform für Mobilität und Produktion der Zukunft<br />

Bild: Ilya/stock.adobe.com<br />

Die Engineering 2036 findet auf dem Forschungscampus<br />

ARENA2036 statt. Basierend auf interdisziplinärer Grund -<br />

lagen- und Anwendungsforschung sollen hier vor allem<br />

disruptive und Sprunginnovationen hervorgebracht und in<br />

die Industrie transferiert werden. Schlüssel dazu sind die<br />

Mitglieder der ARENA2036 und deren co-kreative Arbeit an<br />

unterschiedlichsten Projekten. Der Engineering 2036 bietet<br />

sich damit ein hochspannender Veranstaltungsort, der die<br />

Vernetzung aller Beteiligten fördert und Anregungen gibt.<br />

ARENA2036 steht für „Active Research Environment for the Next generation of Automobiles” und die Forschungshalle ist einer von neun Forschungscampi der Förderinitiative<br />

„Forschungs campus – öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen“ in Deutschland. Die ARENA2036 wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.<br />

14 8 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation »» 04<strong>07</strong>-08 | 2024| 2024<br />

Übrigens: Die Jahresangabe 2036 ist bewusst gewählt –<br />

denn mit dem Standort Stuttgart ist im Jahr 2036 das dann<br />

150-jährige Jubiläum des Automobils eng verbunden. Am<br />

29. Januar 1886 meldete Carl Benz sein „Fahrzeug mit<br />

Gasmotorenbetrieb“ zum Patent an – die Patentschrift gilt<br />

als Geburtsurkunde des Automobils.


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings » Perspektiven<br />

Produktentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

Schlüsselrolle bei der<br />

Nachhaltigkeit von Produkten<br />

Um Umwelteinwirkungen von Produkten ganzheitlich verbessern zu können, bedarf es eines<br />

ganzheitlichen Verständnisses wechselwirkender Abhängigkeiten der Entwicklungsparameter<br />

und ihrer Ursache- und Wirkungsketten über alle Produktlebensphasen hinweg. Richtete sich<br />

die Produktentwicklung lange Zeit auf die Zielkriterien Zeit, Kosten und Qualität aus, rücken<br />

heute besonders Nachhaltigkeitsaspekte und Regularien mit in den Fokus.<br />

Dr. Chantal Sinnwell, Domain Lead Systems Engineering und Pina Schlombs, Sustainability Lead,<br />

Siemens Digital Industries Software<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Die Produktentwicklung<br />

nimmt eine Schlüsselrolle<br />

ein, wenn es um<br />

Nachhaltigkeit geht. Das<br />

Engineering verändert sich<br />

grundlegend.<br />

Bild: stock.adobe.com/Naiyana<br />

Unterschiedliche<br />

Aspekte der<br />

Nachhaltigkeit – und<br />

entsprechende Regularien<br />

dazu – sind heute<br />

zusätzlicher Teil und<br />

Fokus der Produkt -<br />

entwicklung.<br />

Produzierende Unternehmen haben ihre Produkte<br />

jahrelang nach festgeschriebenen, bei allen Mitarbeitern<br />

tief verinnerlichten Zielkriterien entwickelt:<br />

dem sogenannten „magischen Dreieck“ aus<br />

Zeit, Kosten und Qualität. Diese drei Parameter in<br />

Einklang zu bringen, gilt als die hohe Kunst der<br />

Unternehmensführung und ist als Optimierungsziel<br />

eine stetige Herausforderung. Darauf, diese Herausforderung<br />

mit allen dazugehörigen Aufwänden zu<br />

meistern, basiert nicht zuletzt der gesellschaftliche<br />

Wohlstand Deutschlands. Doch diese Parameter<br />

ändern sich zusehends.<br />

Zu beobachten ist eine Entwicklung von magischen<br />

Dreieck zum Fünfeck. Dabei treten insbesondere<br />

Aspekte wie Nachhaltigkeit und Einhaltung einer<br />

Vielzahl von Regularien zusehends in den Fokus von<br />

Unternehmen und werden zu weiteren Komplexitätstreibern,<br />

die Geschäftsprozesse verlangsamen, signifikante<br />

Aufwände generieren und Unsicherheit in der<br />

Wirtschaft schaffen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 15


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings » Perspektiven<br />

Die Produktkomplexität<br />

steigt angesichts<br />

angepasster Ausprägungen<br />

für Organisation,<br />

Methode & Prozess,<br />

Daten, Applikation<br />

(IT & OT) und so<br />

fort.<br />

Bild: Siemens<br />

Schlüsselrolle der<br />

Produkt entwicklung bei Nachhaltigkeit<br />

Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen in Hinblick<br />

auf die beiden Aspekte der Nachhaltigkeit und der<br />

stark ausgeweiteten Regulatorik. Beiden Aspekten ist<br />

dabei gemein, dass sie einerseits hochgradig mit den<br />

anderen Zielkriterien wechselwirken und andererseits,<br />

dass sie sich nicht trennscharf auf eine spezifische<br />

Lebenszyklusphase reduzieren lassen, sondern<br />

den gesamten Produktlebenszyklus in unterschiedlicher<br />

Intensität beeinflussen.<br />

Der Produktentwicklung kommt eine Schlüsselrolle<br />

bei der Optimierung von Produkten in Hinblick auf<br />

deren Nachhaltigkeit zu, denn in dieser Phase des<br />

Produktlebenszyklus werden 80% der Umwelteinwirkungen<br />

eines Produktes festgelegt, wobei sich diese<br />

Umwelteinwirkungen allerdings weitgehend erst in<br />

den darauffolgenden Produktlebensphasen materialisieren<br />

[Quelle: EU Science Hub].<br />

Um eine ganzheitliche Verbesserung der Umwelteinwirkungen<br />

von Produkten zu realisieren und eine reine<br />

Verschiebung von negativen Effekten, sogenannte<br />

„shifts of burden“, zu vermeiden, ist ein ganzheitliches<br />

Verständnis der wechselwirkenden Abhängigkeiten<br />

der Entwicklungsparameter und ihrer Ursache-<br />

und Wirkungsketten über alle Produktlebensphasen<br />

hinweg notwendig. Einerseits bedeutet dies,<br />

dass Unternehmen viel intensiver als bisher über<br />

Unternehmensgrenzen hinweg Kollaboration betreiben<br />

müssen, da die tatsächliche Nachhaltigkeit von<br />

Handlungen eines Unternehmens nicht nur von diesem<br />

selbst beeinflusst wird, sondern von seinem<br />

kompletten Ökosystem bestehend aus der gesamten<br />

Lieferkette, Partnern, Kunden und gegebenenfalls<br />

weiteren Stakeholdern. Andererseits ist für eine<br />

Betrachtung der Nachhaltigkeitsauswirkungen spezifisch<br />

in der Entwicklung von Produkten erforderlich,<br />

dass Entwickler in die Lage versetzt werden<br />

müssen, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen im<br />

Designprozess in Hinblick auf deren Effekt auf die<br />

Nachhaltigkeit von Produkten zu bewerten und<br />

anderen vier Parametern abwägen zu können, um ein<br />

Optimum in Gesamtgefüge aller Parameter zu erreichen.<br />

Dazu gibt es heute allerdings noch keine<br />

durchgängigen Ansätze, sodass auch hier Unsicherheiten<br />

entstehen und Fehlentscheidungen vorprogrammiert<br />

sind.<br />

Systems Thinking nutzen<br />

Ein vielversprechender Ansatz, um dieser Problemstellung<br />

zu begegnen, sind die Methoden des System<br />

Thinking sowie deren Manifestation in den Methoden<br />

des (modellbasierten) Systems Engineerings.<br />

System Thinking strebt ultimativ danach, ein ganzheitliches<br />

systemisches Verständnis von Zusammenhängen<br />

innerhalb eines abgegrenzten Systems zu<br />

schaffen, wobei auch hier die Systemgrenze das<br />

betrachtete System von seiner Umwelt abgrenzt, die<br />

von außen auf das System einwirkt und es sowohl<br />

positiv als auch negativ beeinflusst. Wird in der Produktentwicklung<br />

die Systemgrenze durch die methodische<br />

Anwendung von Systems Engineering groß<br />

genug gewählt, sodass sie den gesamten Produktlebenszyklus<br />

inklusive etwaiger zweiter oder dritter<br />

Produktleben bis zur endgültigen Stilllegung und<br />

dem abschließenden Recycling in den Betrachtungsraum<br />

einschließt, so kann das sich dadurch ausprägende<br />

ganzheitliche Systemverständnisses dazu beitragen,<br />

Entscheidungen gezielt an der Optimierung<br />

der ganzheitlichen Produktnachhaltigkeit sowie den<br />

anderen Zielkriterien auszurichten.<br />

Herausfordernd an der Betrachtung von Nachhaltigkeitseinflüssen<br />

aus der Produktentwicklung ist vor<br />

allem die Vielfältigkeit der Angriffspunkte und das<br />

16 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


weite Geflecht an Kausalzusammenhängen zwischen<br />

Entscheidungen und deren Auswirkungen. Jeder<br />

Aspekt, der die Nachhaltigkeit eines Produktes<br />

bedingt, unterliegt neben dem komplexen Geflecht<br />

an wechselwirkenden Abhängigkeiten dazu einer<br />

hohen Dynamik aufgrund einer zeitabhängigen Komponente.<br />

Darüber hinaus ist das Feld der Nachhaltigkeitsbetrachtung<br />

in der Produktentwicklung keineswegs<br />

abschließend erforscht. Es gibt beispielsweise<br />

keine klare Definition dafür, was ein Produkt als<br />

nachhaltig charakterisiert, da das Thema in der Vergangenheit<br />

eher eine Nischenrolle eingenommen<br />

hat. Beispielsweise befassen sich aktuelle öffentlich<br />

geförderte Forschungsvorhaben aktuell mit den Fragestellungen<br />

der Zusammenführung etablierter Entwicklungsmethodiken<br />

und den Konzepten der Nachhaltigkeit<br />

– unter anderem SLE, Sustainable Lifecycle<br />

Engineering, mit Siemens-Beteiligung. Ähnliche<br />

Defizite bestehen auch in der Verfügbarkeit, Durchgängigkeit<br />

und der Anwendbarkeit in der industriellen<br />

Praxis von Methodiken zur Quantifizierung von<br />

Umwelteinwirkungen. Standards befinden sich noch<br />

in der Entstehung, beispielsweise für dedizierte Produktklassen<br />

im Nachhaltigkeitskontext. Und die auf<br />

die Nachhaltigkeit von Produkten bezogene Regulatorik<br />

befindet sich aktuell in stetigem Wandel.<br />

Fragen der Produktentwicklung<br />

werden deutlich komplexer<br />

In Summe führen alle voran beschriebenen Entwicklungen<br />

zu einer Potenzierung der Komplexität der<br />

Produktentwicklung, die gerade für den Menschen,<br />

der auch heute noch das Zentrum innovativer Entwicklungen<br />

in Deutschland ist, zunehmend schwerer<br />

greifbar und damit auch schwerer handhabbar wird.<br />

Es ist folglich eine neue oder zumindest adaptierte<br />

Herangehensweise erforderlich, um Produktentwicklung<br />

auch in Zukunft erfolgreich, mit sich verringernden<br />

Ressourcen – angesichts des demographischen<br />

Wandels und Fachkräftemangels – und gesteigerter<br />

Effizienz betreiben zu können. Eine mögliche Herangehensweise<br />

ist die konsequente Etablierung von<br />

Methoden des Systems Engineering (SE) in Unternehmen<br />

weit über die Grenzen der Entwicklungsabteilung<br />

hinweg, verbunden mit einer konsequenten<br />

Digitalen Transformation von Unternehmensprozessen,<br />

sodass auch ein modellbasiertes Systems Engineering<br />

(MBSE) als Kollaborationsmechanismus auf<br />

Basis digitaler Modelle seine vollen Potenziale heben<br />

kann und nicht nur die Produktdokumentation in den<br />

virtuellen Raum verlagert.<br />

Dem gegenüber stehen in Unternehmen jedoch über<br />

Jahrzehnte gewachsene, etablierte Arbeitsweisen<br />

und silo-artige Abteilungsstrukturen, die sich nicht<br />

„über Nacht“ ändern lassen. Nicht umsonst heißt es<br />

von Peter Drucker „Culture eats strategy for breakfast“.<br />

Experten sind tief in ihren methodischen, prozessualen<br />

und tool-zentrierten Domänen verhaftet<br />

und blicken lediglich auf ihr Wissensgebiet wie<br />

Prozesse und Technologien<br />

ermöglichen<br />

eine kontinuierliche<br />

Verbesserung der<br />

Produkte mithilfe von<br />

Erkenntnissen zur<br />

Produktnutzung.<br />

Bild: Siemens<br />

Ganzheitliches<br />

Verständnis und die<br />

Abbildung im Systemmodell<br />

des Produktund<br />

Portfoliosystems<br />

als Grundlage gezielter<br />

Optimierungsmaßnahmen<br />

Bild: Siemens<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 17


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings » Perspektiven<br />

Nachhaltigkeit durch<br />

Produktentwicklung<br />

und Design am Beispiel<br />

eines Robotergreifers –<br />

Optimierungen im<br />

Überblick dargestellt<br />

Bild: Siemens<br />

Mechanik, Elektrik/Elektronik, Software und die<br />

Lebenszyklusphase von Produkten, für die sie selbst<br />

verantwortlich sind, anstatt auch die beschriebenen<br />

lebenszyklusüberspannenden Auswirkungsketten im<br />

Blick zu haben. Demzufolge erfordern Transformationsprozesse<br />

in Unternehmen eine ganzheitliche<br />

Betrachtung, die neben der Implementierung technologischer<br />

Applikationen (IT & OT) und Daten insbesondere<br />

auch die Organisation, Prozess & Methoden<br />

sowie die Menschen und deren Enablement und Teilhabe<br />

im Unternehmen miteinschließen. Für das Engineering<br />

konkret bedeutet dies eine Methodik zu<br />

etablieren, die sogar noch weiter geht als das klassische<br />

Systems Engineering und sich recht gut mit<br />

dem Begriff „System Lifecycle Engineering“ zusammenfassen<br />

lässt.<br />

Nachhaltigkeitsfragen<br />

im Systemverbund: Systems of Systems<br />

System Lifecycle Engineering vereint verschiedene<br />

der voran beschriebenen Aspekte in einer gemeinsamen<br />

Betrachtungsweise und fördert dadurch sowohl<br />

das gemeinsame Verständnis fachlicher Experten für<br />

ihren Individuellen Einfluss auf die zuvor genannten<br />

Zielkriterien Zeit, Kosten, Qualität, Regulatorik und<br />

Nachhaltigkeit als auch schafft es ein interdisziplinäres<br />

Kollaborationsmodell, das fachliche Silos aufbricht<br />

und sie in cross-funktionalen Teams zusammenführt.<br />

Dabei begünstigen einige Rahmenbedingungen<br />

bezüglich der zu entwickelnden Produkte die<br />

Notwendigkeit für die Einführung von System Lifecycle<br />

Engineering.<br />

Ein wesentlicher Aspekt ist die Evolution, die Produkte<br />

als Kernergebnis der unternehmerischen Wertschöpfung<br />

in der Vergangenheit durchlaufen haben.<br />

Vormals rein physikalische Produkte haben sich<br />

durch den Zuwachs von Elektrik, Elektronik und Software<br />

zu intelligenten und letztendlich auch kommunikativen,<br />

netzwerkfähigen Produkten entwickelt.<br />

Diese Produkte haben die Fähigkeit erlangt, Teil<br />

sogenannter Produkt-Systeme oder Systems of Systems<br />

zu werden und innerhalb dieser mit anderen<br />

Systemen zu kollaborieren um Mehrwerte zu schaffen,<br />

die jedes Systemelement alleine nicht hätte<br />

schaffen können. Folglich besitzen Produkte heute<br />

intrinsisch viel elaboriertere Fähigkeiten beziehungsweise<br />

Potenziale, um nicht nur individuell, sondern<br />

auch im Systemverbund Antworten auf Fragen der<br />

Nachhaltigkeit geben zu können, wenn sie den Systemverbund<br />

adäquat orchestrieren. Diese Fähigkeit<br />

zur Orchestrierung muss allerdings in der Produktentwicklung<br />

zu einem bestimmten Grad bereits vorgedacht<br />

werden, um sie in Systems of Systems<br />

anwenden zu können.<br />

„Software-defined Everything“<br />

Dabei unterstützen kann das aktuell weit verbreitete<br />

Paradigma des „Software-defined Everything“, welches<br />

darauf abzielt, ein deutlich breiteres Spektrum<br />

an Produktfähigkeiten mithilfe von Software anstatt<br />

Hardware und einer stärkeren Plattform- und Baukastenorientierung<br />

zu gewährleisten. Dieses Paradigma<br />

setzt auf weniger Varianz in der Ausprägung von<br />

Produkthardware und einer Ausprägung von Produktfähigkeiten<br />

– as a Service – mithilfe von Software.<br />

Mit der Fokussierung auf „Software-defined<br />

Everything“ gehen auch neue Möglichkeiten zur<br />

Adressierung von Nachhaltigkeitsanforderungen an<br />

Produkte einher, gleichzeitig erfordert die Realisierung<br />

dieses Paradigmas aber geänderte Kollaborationsmodelle,<br />

Mitarbeiterfähigkeiten, Entwicklungsmethoden,<br />

Infrastruktur und insbesondere architektonische<br />

Anpassungen am Produkt mit einer deutlich<br />

stärkeren Verwebung der beteiligten Einzeldiszipli-<br />

18 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


nen. Gerade die Kollaboration über Unternehmensgrenzen<br />

gewinnt hier an enormer Relevanz, da Produktfähigkeiten<br />

so verwoben sind, dass sie gemeinsam<br />

mit Partnern und Zulieferern entwickelt werden<br />

müssen, wo zuvor das Prinzip der Arbeitsteilung<br />

stringent angewendet werden konnte. Dies wiederum<br />

begünstigt die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten,<br />

die ebenfalls Unternehmensgrenzenübergreifend<br />

thematisiert werden müssen.<br />

Softwarebasierte Produkt fähigkeiten –<br />

as a Service<br />

Aufgrund der beschriebenen<br />

Änderungen der Produktfähigkeiten<br />

ist es recht<br />

naheliegend, dass solche<br />

Produkte nicht mehr<br />

zwangsläufig erfolgreich<br />

mit den Methoden konzipiert,<br />

entwickelt, hergestellt,<br />

betrieben, instandgehalten<br />

und außer Betrieb<br />

genommen werden können,<br />

als dies bei den rein physikalischen<br />

Produkten der<br />

Fall war. Vielmehr braucht<br />

es einen ganzheitlichen<br />

Ansatz, der wie ein Schalenmodell<br />

verschiedene<br />

Aspekte verknüpft, die sich<br />

sowohl auf das Produkt<br />

selbst als auch die Fähigkeiten<br />

eines Unternehmens<br />

beziehen und die erforderlich<br />

sind, um entsprechende<br />

Produkte realisieren,<br />

betreiben und während des<br />

gesamten Produktlebens<br />

betreuen zu können. Dieser<br />

Ansatz stellt die Produkte<br />

eines Unternehmens – als<br />

Basis des unternehmerischen<br />

Erfolgs – in das Zentrum<br />

aller Betrachtungen<br />

und erfordert eine konsequente<br />

Ausrichtung aller<br />

unternehmerischen Anstrengungen<br />

an diesen Produkten.<br />

Das letztendliche<br />

Ziel dahinter ist es, Produkte<br />

durch eine robuste Produktarchitektur<br />

resilient<br />

sowie anpassungsfähig und<br />

damit auch nachhaltiger zu<br />

machen, was eine dementsprechend gestaltete Kombination<br />

von geeigneter IT und OT erfordert. Aus<br />

Sicht der Unternehmensfähigkeiten bedeutet dies<br />

der Produktkomplexität angepasste Ausprägungen<br />

für die Fähigkeitsdimensionen Organisation, Methode<br />

& Prozess, Daten, Applikation (IT & OT), Menschen<br />

& Enablement auszugestalten, sodass diese ihre Wirkung<br />

während des gesamten zu gestaltenden Produktlebenszyklus<br />

in geeigneter Weise für die Produkte<br />

entfalten können. Dabei sind ebenfalls Fähigkeiten<br />

zu etablieren, die explizit auf die Berücksichtigung<br />

und den adäquaten Umgang mit Einflüssen aus dem<br />

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TRENDS » Die Zukunft des Engineerings » Perspektiven<br />

Bild: Siemens<br />

Eco-System von Unternehmen ausgerichtet sind und<br />

demnach einen systemischen Blickwinkel auf ein Unternehmen<br />

mit seinen Produkten, Fähigkeiten im Enabling<br />

System und seinem Systemumfeld einnimmt.<br />

Nachhaltigkeit im Engineering<br />

ganzheitlich betrachten<br />

Bezogen auf die Engineering-Disziplinen in Unternehmen<br />

– wie Entwicklung und Produktion – bedeutet<br />

dies die Notwendigkeit einer Transformation, die<br />

in einem ganzheitlichen Ansatz auf alle fünf Fähigkeitsdimensionen<br />

einzahlt. Damit Unternehmen in<br />

der Lage sind die Komplexität der Produkte von heute<br />

und morgen handzuhaben und sie effizient zu entwickeln,<br />

braucht es eine Verschiebung des Fokus weg<br />

von den reinen Managementfähigkeiten und wieder<br />

hin zur Engineering Excellence mithilfe von Systemdenken<br />

und methodischem Systems Engineering für<br />

ganze Produktlebenszyklen, die sich als Enabler auf<br />

ein geeignetes Prozess- und Datenmanagement<br />

stützten. Dies erfordert deutlich mehr Kollaboration<br />

zwischen allen an der Entwicklung beteiligten Disziplinen<br />

und vormals getrennten Unternehmensbereichen.<br />

Damit dies gelingen und die damit verbundene<br />

Komplexität beherrscht werden kann, sind<br />

geeignete digitale Werkzeuge erforderlich, um die<br />

genannte Kollaboration zu unterstützen und die<br />

zugehörigen Kollaborationsprozesse zu verschlanken.<br />

Ein gemeinsames, digitales Systemmodell bildet hier<br />

die Grundlage für die cross-funktionale Zusammenarbeit<br />

über Funktionsbereiche, fachliche Domänen<br />

und Unternehmensgrenzen hinweg. Und nur im Kontext<br />

der Existenz eines solchen Systemmodells ist es<br />

realistisch, Aspekte der Nachhaltigkeit in ihrer<br />

Gesamtheit – anstatt als Stückwerk – erfassen,<br />

bewerten und gestalten zu können. Demnach ist die<br />

interdisziplinäre Kollaboration auf Grundlage von<br />

modellbasiertem Systems Engineering die notwen -<br />

Mit Tecnomatix Process Simulate konnte das Zusammenspiel des generativ konstruierten<br />

Robotergreifers und dem kleineren Roboter simuliert und auf die Zykluszeiten sowie eine<br />

Verringerung der Energiespitzen optimiert werden.<br />

dige Bedingung für eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbetrachtung.<br />

Es stellt sich die Frage, wie Unternehmen diese<br />

Fähigkeiten erreichen können? Basierend auf einem<br />

Mindset, das eine ganzheitliche Sicht auf das Engineering<br />

für Produkt, Produktion und Service unter<br />

Einsatz von System Thinking und Systems Engineering<br />

etabliert, ist die Organisation dahingehend<br />

umzugestalten, dass sie effiziente Kollaboration<br />

befördert und einfordert, anstatt in Solis zu verbleiben.<br />

Engineering-Prozesse sind so zu gestalten, dass<br />

sie explizit eine ganzheitliche Sicht auf dem Lebenszyklus<br />

einschließen. Hierbei ist eine systemische<br />

Betrachtung essentiell, um zu verstehen, wie die einzelnen<br />

Phasen grundsätzlich voneinander abhängen.<br />

Diese systemische Betrachtung schließt explizit auch<br />

die Betrachtung des Eco-Systems eines Unternehmens<br />

ein, sodass die Produktgestaltung konsequent<br />

am Kundennutzen beziehungsweise Marktwert des<br />

Produkts ausgerichtet und externe Einflussfaktoren<br />

berücksichtigt werden können. Auf dieser Grundlage<br />

können dann auch ganzheitliche Nachhaltigkeitsbetrachtungen<br />

in die Engineeringprozesse und -methoden<br />

einfließen und als zusätzliches Entscheidungskriterium<br />

berücksichtigt werden. Ebenso zu etablieren<br />

sind Prozesse in Verbindung mit entsprechenden<br />

Technologien, die eine kontinuierliche Verbesserung<br />

der Produkte aus den Erkenntnissen der Produktnutzungsphase<br />

im Produktleben ermöglichen. Diese<br />

können ebenfalls dazu genutzt werden, um die Erreichung<br />

der zuvor gesetzten Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

in der Realität zu validieren.<br />

System Lifecycle Engineering<br />

Die hierzu erforderlichen Anpassungen an den individuellen<br />

Unternehmensfähigkeiten im Kontext einer<br />

digitalen Transformation sind zielgerichtet, bedarfsgerecht<br />

und nutzenzentriert zu gestalten (nicht digitalisieren,<br />

um der Digitalisierung Willen), um Unternehmen<br />

schlussendlich in Digital Enterprises zu<br />

transformieren. Diese Transformation bedarf starker<br />

Partner, die Erfahrungen und Know-how bezüglich<br />

verschiedener Fähigkeitsdimensionen in entsprechende<br />

Transformationsprogramme einbringen und<br />

diese im Verbund zum Erfolg führen.<br />

Zusammenfassend lassen sich für das Konzept des<br />

System Lifecycle Engineering zwei konstituierende<br />

Merkmale benennen, die zur Neugestaltung der<br />

Zusammenarbeit zwischen allen Engineering-Disziplinen<br />

in Unternehmen beitragen. Bezüglich des<br />

Datenmanagements ist eine Transition vom PLM<br />

(Product Lifecycle Management) zum SysLM (System<br />

Lifecycle Management) erforderlich, um datenseitig<br />

den systemischen Blickwinkel auf den gesamten<br />

20 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Lebenszyklus des Produkts zu etablieren, der neben<br />

dem Blickwinkel auf das Product & Service Engineering<br />

auch alle anderen Lebenszyklusphasen wie die<br />

Herstellung, Nutzung, Instandhaltung und Außerbetriebnahme<br />

miteinschließt und somit auch die<br />

Zusammenhänge zum Enabling System mit abbildet.<br />

Begrifflich liegt der Fokus jedoch im „Engineering“,<br />

nicht nur im „Management“ von Entwicklungsprozessen,<br />

sodass übergreifend statt SysLM explizit der<br />

Begriff SLE (System Lifecycle Engineering) verwendet<br />

wird. Die Unterscheidung liegt hier in der gestalterischen<br />

Tiefe des Ansatzes. Während SysLM ein reaktiver<br />

Ansatz ist, um entsprechende, produktbezogene<br />

Aspekte lebenszyklusübergreifend abzubilden, ist SLE<br />

proaktiv. Es stützt sich auf die Abbildung des SysLM<br />

und gestaltet den gesamten Systemlebenszyklus.<br />

Und ebendiese gestalterische Komponente kommt im<br />

SLE auch den Nachhaltigkeitsaspekten von Produkten<br />

zu. Es ist nicht das endgültige Ziel diese nur<br />

abbilden und verstehen zu können, sondern sie aktiv<br />

in die gestalterische Produktentwicklung einbeziehen<br />

und damit positiv für den gesamten Lebenszyklus<br />

beeinflussen zu können.<br />

Möglichkeiten der <strong>Konstruktion</strong> zur<br />

nachhaltigen Produktentwicklung<br />

In der nachhaltigen Produktentwicklung spielt die<br />

<strong>Konstruktion</strong> als Teil des Engineerings eine entscheidende<br />

Rolle, da sie die Weichen für den gesamten<br />

Lebenszyklus eines Produkts stellt. Der große Hebel,<br />

den diese Phase des Produktlebenszyklus zur Optimierung<br />

der Nachhaltigkeit bringt, birgt jedoch zeitgleich<br />

auch große Herausforderungen. Hier besteht<br />

gleichzeitig die größte Einflussmöglichkeit Nachhaltigkeit<br />

zu bestimmen, aber auch die geringste Verfügbarkeit<br />

an Informationen, wie sich die Umwelteinwirkungen<br />

eines Produktes tatsächlich realisieren<br />

werden. Um das „window of opportunity“ in der frühen<br />

Phase bestmöglich nutzen zu können, ist daher<br />

ein ganzheitlicher systemischer Ansatz zentral. Mithilfe<br />

des vorangehend beschriebenen Ansatzes des<br />

System Lifecycle Engineerings können die Einflüsse<br />

von Designentscheidungen auf den gesamten Lebenzyklus<br />

eines Produktes bereits im frühen Stadium des<br />

Produktentwicklungsprozesses evaluiert werden. Ein<br />

ganzheitliches Systemmodell bietet hier die Grundlage<br />

die Ursache- und Wirkungsketten abzubilden und<br />

so bewertbar zu machen.<br />

Um die größtmögliche Wirkung von Optimierungsmaßnahmen<br />

für nachhaltige Produkte in der <strong>Konstruktion</strong><br />

zu realisieren, sind vier Faktoren wesentlich:<br />

• ein ganzheitliches Systemverständnis<br />

• ein früher und iterativer Ansatz zur Optimierung<br />

• eine gezielte Nutzung der Hebel eines nachhaltigen<br />

Produktdesigns<br />

• eine effektive Nutzung von Softwarelösungen zur<br />

Beschleunigung und Skalierung.<br />

Das ganzheitliche Systemverständnis liefert die<br />

Transparenz darüber, welche Einflussfaktoren entlang<br />

des Produktlebenszyklus welchen Anteil am<br />

Gesamtumweltfußabdruck eines Produktes haben. So<br />

kann identifiziert werden, wo die größten Hebel für<br />

eine gezielt Optimierung liegen. Neben Nachhaltigkeitsaspekten<br />

ist der Kontext mit weiteren Anforderungsbereichen<br />

zu Betrachten. Anforderungen an die<br />

<strong>Konstruktion</strong> kommen, wie eingangs beschrieben,<br />

ebenso aus den Unternehmenszielen, regulatorischen<br />

Vorgaben, Kundenanforderungen und Kriterien wie<br />

Zeit, Qualität und Kosten. Hier ist stets zu evaluieren,<br />

wie sich die unterschiedlichen Anforderungen<br />

gegenseitig bedingen und keine isolierte Perspektive<br />

einzunehmen. Nur so können Trade-Off Effekte<br />

erkannt und Synergien effektiv genutzt werden.<br />

Da die Möglichkeiten, um die Nachhaltigkeit von<br />

Produkten zu beeinflussen, mit zunehmendem<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 21


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings » Perspektiven<br />

Fortschritt im Produktlebenszyklus abnehmen, ist ein<br />

früher Ansatz essenziell. Er beginnt mit einer klaren<br />

Definition der Anforderungen an die Nachhaltigkeit<br />

des Produktes über den gesamten Produktlebenszyklus.<br />

Die Anforderungen bieten zugleich die Eingangsdaten<br />

und den Rahmen für die Systemarchitektur.<br />

Das mithilfe von System Lifecycle Engineerings<br />

sukzessive entstehende und kontinuierlich mit Informationen<br />

angereicherte Systemmodell ermöglicht es<br />

dabei nicht nur, Optimierungsmaßnahmen an einem<br />

Produkt bezüglich der Nachhaltigkeit zu identifizieren<br />

und zu evaluieren, sondern auch mögliche Synergie-<br />

und Skalierungseffekte über das Produktportfolio<br />

durch spezifische Sichten zu erkennen.<br />

Das ganzheitliche Verständnis und die Abbildung im<br />

Systemmodell des Produkt- und Portfoliosystems<br />

bietet die Grundlage gezielte Optimierungsmaßnahmen<br />

mithilfe der vielfältigen Hebel für nachhaltiges<br />

Produktdesign zu evaluieren. Im Zusammenspiel der<br />

interdisziplinären Systemmodellierung, des mechanischen,<br />

elektrisch/elektronischen und Software-<br />

Designs sowie der Simulation lassen sich die verschiedenen<br />

Hebel zur Optimierung der Produktnachhaltigkeit<br />

iterativ und kontinuierlich erkennen, evaluieren,<br />

simulieren und validieren in ihrem Einfluss<br />

auf den Gesamtumweltfußabdruck des Produktes.<br />

Die kontinuierliche datengestützte Evaluierung von<br />

Optimierungsmaßnahmen ist wichtig, um bewusste<br />

Designentscheidungen mit einer hohen Zuversicht in<br />

ihre Effektivität treffen können. Hierbei die gewinnbringendste<br />

Kombination der möglichen Designhebel,<br />

in Abhängigkeit der weiteren Optimierungskriterien<br />

(Zeit, Qualität, Kosten und Regulatorik) über den<br />

kompletten Produktlebenszyklus und dem Kontext<br />

des Portfolios zu finden, ist eine hoch komplexe Aufgabe.<br />

Hier kann künstliche Intelligenz genutzt werden,<br />

um effektiv Optima zu identifizieren. Künstliche<br />

Intelligenz kann bereits in dem Design der Systemarchitektur<br />

zur Optimierung genutzt werden, aber auch<br />

in der 3D-Modellierung mit den Ansätzen des Generativen<br />

Designs. Mithilfe von KI können deutlich größere<br />

Möglichkeitsräume für Produktdesign genutzt<br />

und Zeit- und Ressourcen-intensive Trial-and-Error-<br />

Vorgehensweisen vermieden werden. Außerdem<br />

ermöglicht KI-unterstütztes Generatives Design es<br />

über die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft<br />

und Erfahrungsschatz hinweg Lösungen zu finden.<br />

Siemens befasst sich damit, dass Nachhaltigkeit als weiteres Optimierungskriterium in der<br />

<strong>Konstruktion</strong> von Produkten integriert werden kann.<br />

Bild: Siemens<br />

Multiphysik-Systemsimulation,<br />

KI-Einsatz und Digital Twins<br />

Zuversicht nicht nur in die positiven Effekte der<br />

Umwelteinwirkungen, sondern genauso in die Leistungsfähigkeit<br />

der Produktdesignoptionen wird<br />

durch Multiphysik-Systemsimulation erzielt. So kann<br />

validiert werden, dass nicht nur die Nachhaltigkeitsanforderungen,<br />

sondern auch die Leistungsanforderungen<br />

an das Produkt erfüllt werden. Um Technologien<br />

wie KI gewinnbringend nutzen zu können, ist<br />

eine durchgängige Datengrundlage erforderlich. Diese<br />

kann auch genutzt werden um zweckspezifische,<br />

umfassende Digital Twins entlang von Digital Threads<br />

gezielt zu generieren. Die datenseitige Grundlage<br />

für jeden Digital Thread und Digital Twin ist dabei die<br />

Traceability, da sie die semantischen Zusammenhänge<br />

von Daten initial herstellt und diese erst verständlich<br />

macht. Mit ihrer Hilfe entsteht aus Daten Wissen<br />

und damit auch eine Nachvollziehbarkeit von informatorischen<br />

Zusammenhängen in verschiedenen<br />

Kontexten. Erst mit dem Kontext der Zusammenhänge<br />

und ihrem Verständnis können Daten für vielfältige<br />

Zwecke sinnvoll genutzt werden.<br />

Tool-Landschaft aus IT & OT<br />

Wie vorangehend beschrieben ist die IT- beziehungsweise<br />

datenseitige Grundlage des SLE das System<br />

Lifecycle Management als Weiterführung des PLM, in<br />

Verbindung mit einer geeigneten IT-OT-Architektur<br />

als Schnittstelle zur Produktion und Produktnutzung<br />

und den dabei entstehenden Datenflüssen. In diesem<br />

Kontext bietet Siemens eine ganzheitliche Tool-<br />

Landschaft aus IT (Informationstechnologie) und OT<br />

(Operationstechnologie), die bedarfs- und nutzengerecht<br />

auf die individuellen Bedürfnisse von Unternehmen<br />

für deren digitale Transformation zugeschnitten<br />

werden kann. Kernstück dieser Tool-Landschaft<br />

auf der IT-Seite ist Siemens Teamcenter, das<br />

22 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


die relationale Datenbasis für alle Zusammenhänge<br />

und Wechselwirkungen eines Produktes während des<br />

gesamten Lebenszyklus als Traceability-Netz abzubilden<br />

vermag. Das Traceability-Netz als Single Source<br />

of Truth für alle Engineering-Disziplinen im System<br />

Lifecycle Engineering kann aus sehr unterschiedlichen<br />

und spezifischen Autorenwerkzeugen<br />

gespeist werden, wobei die interdisziplinär relevanten<br />

Zusammenhänge allesamt in Teamcenter zusammengeführt<br />

und in ihrem Lebenszyklus durch Revisionierung<br />

und Change Management gesteuert werden.<br />

Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft, wie<br />

so eine exemplarische Lösungsarchitektur im Wissensgebiet<br />

Systems Engineering mit Siemens Tools<br />

ausgestaltet sein kann. Aufgrund der von Siemens<br />

selbst gesteckten Kriterien der Offenheit und Interoperabilität<br />

im Kontext der Siemens Xcelerator Businessplattform<br />

lässt solch eine Architektur auch Komponenten<br />

von Marktbegleitern zu, die durch geeignete<br />

Schnittstellen und abgestimmte Konzepte in der<br />

Datenarchitektur in die Gesamtarchitektur eingebunden<br />

werden können.<br />

Neben den reinen Softwarelösungen (IT) und Bausteinen<br />

für die OT bietet Siemens verschiedene Beratungsansätze,<br />

um die digitale Transformation von<br />

Unternehmen in einem offenen Ökosystem ganzheitlich<br />

gestalten und begleiten zu können – von der initialen<br />

Bedarfsaufnahme über die Definition ganzer<br />

Transformationsprogramme bis zur Breitenetablierung.<br />

Diese Ansätze referenzieren auf den zuvor<br />

erläuterten Fünfklang von Fähigkeitsdimensionen,<br />

die erforderlich sind um Unternehmensfähigkeiten<br />

ganzheitlich zu transformieren. Dazu operiert Siemens<br />

in einem starken Partnernetzwerk im Kontext<br />

der Siemens Xcelerator Businessplattform, um all<br />

diejenigen Aspekte der Digitalen und der Nachhaltigkeits<br />

Transformation für unsere Kunden abdecken zu<br />

können, für die es bei Siemens keine eigenständige<br />

Expertise gibt.<br />

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Details zum Aspekt „Nachaltiges<br />

Produkt design am Beispiel<br />

eines Robotergreifers“,<br />

im Online-Artikel, unter:<br />

koninfo.de/GPpIi<br />

2020/1<br />

sos-kinderdoerfer.de


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Zum Einfluss des Themas Nachhaltigkeit auf die Produktentwicklung<br />

„Wir versetzen das gebrauchte Produkt<br />

in einen annähernden Neuzustand“<br />

Nachhaltigkeit benötigt eine unternehmensweite Zusammenarbeit vom Design bis in die Fertigung.<br />

Denn es geht um mehr als nur den CO 2 -Fußabdruck. Diesbezüglich gewinnt auch das Thema Kreislaufwirtschaft<br />

an Bedeutung. SEW-Eurodrive setzt Kreislaufwirtschaft schon lange unter der Bezeichnung<br />

„Neuwertreparatur“ um. Das gebrauchte Produkt wird in einen annähernden Neuzustand versetzt und<br />

Kunden erhalten darauf wieder eine Gewährleistung.<br />

Fragen: Johannes Gillar und Michael Corban, Chefredaktion <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie<br />

geht SEW-Eurodrive die Herausforderung<br />

zur Realisierung einer Kreislaufwirtschaft<br />

an, um langfristig nachhaltig<br />

zu agieren?<br />

Gregor Dietz (SEW-Eurodrive): Nachdem<br />

das Thema Energieeffizienz der elektrischen<br />

Komponenten und Verbraucher<br />

in den letzten 20 Jahren eine große Bedeutung<br />

erlangte, hat sich der Fokus nun<br />

auf weitere Felder ausgedehnt. Eines der<br />

neuen Themen ist die Kreislaufwirtschaft.<br />

In mehr als 90 Jahren, die SEW-Eurodrive<br />

jetzt am Markt tätig ist, wurden<br />

die Produkte am Ende des<br />

Produktlebenszyklus niemals<br />

verbrannt oder deponiert.<br />

Wenn sie nicht mehr gebrauchsfähig<br />

waren und auch<br />

nicht mehr repariert werden<br />

konnten, wurden sie an einen<br />

Altmetallhändler verkauft, das<br />

heißt, verschrottet. Im Sinne<br />

der Kreislaufwirtschaft wäre damit der<br />

äußere Kreis der stofflichen Wiederverwendung<br />

abgedeckt.<br />

Aber die heutigen Definitionen der Kreisläufe<br />

gehen weiter. Das, was früher Instandsetzung<br />

hieß, ist heute stellenweise<br />

ein Re-Use, eine Re-Paratur oder ein<br />

Re-Furbishment, das heißt, ein Aufarbeiten<br />

am Produkt. Das praktiziert SEW-<br />

Eurodrive schon sehr lange unter der Bezeichnung<br />

„Neuwertreparatur“. Wir versetzen<br />

das gebrauchte Produkt in einen<br />

Gregor Dietz ist Marktmanager Motoren<br />

bei SEW-Eurodrive in Bruchsal.<br />

»Für den kreativen Prozess in unserer<br />

Produktentwicklung ist das Mitdenken<br />

einer Kreislaufbefähigung ‚nur‘ ein<br />

weiteres Element – und damit<br />

kein Störfaktor.«<br />

Bild: SEW-Eurodrive<br />

annähernden Neuzustand und geben darauf<br />

wieder eine Gewährleistung. Neue<br />

Prozesse der Kreislaufwirtschaft sind nun<br />

die Rücknahme eines kompletten Produkts<br />

sowie die Zerlegung mit anschließender<br />

Bewertung der Teilequalität. Die<br />

Aufbereitung der wirtschaftlichen Elemente<br />

und Rückführung ins Teilelager<br />

schließen dann das Product Mining ab.<br />

Man erkennt dann nicht mehr, ob es ein<br />

völlig neu produziertes Bauteil ist oder<br />

ein aus dem Rücknahmeprozess gewonnenes.<br />

Wir stehen für die gleiche, hohe<br />

Qualität ein. Unklar – auch seitens des<br />

Gesetzgebers – ist nur, ob wir eine Informationspflicht<br />

an den neuen Kunden haben,<br />

dass Teile seines Produkts auch aus<br />

einem Kreislauf stammen könnten, und<br />

wie detailliert sie erfolgen soll.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Vor<br />

welche Herausforderungen stellt ein<br />

Cradle-to-cradle-Ansatz insbesondere<br />

die Produktentwickler bei Ihnen?<br />

Dietz: Für den kreativen Prozess in unserer<br />

Produktentwicklung ist das Mitdenken<br />

einer Kreislaufbefähigung<br />

„nur“ ein weiteres Element –<br />

und damit kein Störfaktor. Ein<br />

erheblicher Zusatzaufwand<br />

entsteht jedoch durch die Anforderungen<br />

zu neuen und anderen<br />

Dokumentationsprozessen.<br />

Dadurch werden zeitliche<br />

Ressourcen gebunden. Der<br />

Ausbau einer entsprechenden<br />

Tool-Landschaft wird diesen zeitlichen<br />

Nachteil jedoch wieder ausgleichen. Es<br />

reicht zum Beispiel nicht mehr aus, eine<br />

Legierung auszusuchen, die die Anforderungen<br />

der Anwendung erfüllt und dazu<br />

die produktionstechnischen Optimierungen<br />

einer großtechnischen, industriellen<br />

Fertigung ermöglicht. Die Wahl der Legierung<br />

muss nun mit den Aspekten des Rezyklatanteils<br />

gewählt werden, um die<br />

prozentualen Kreislaufvorgaben im Detail<br />

zu erfüllen. Da genügt es nicht mehr, das<br />

technische Datenblatt zu kennen. Son-<br />

24 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Das Complete-Drive-Management CDM entlastet den Wiederbeschaffungsprozess.<br />

dern wir müssen auch gleich die potenziellen<br />

Lieferanten ins Boot zu holen, um<br />

von ihnen ihre Kreislaufdaten zu erhalten.<br />

Deren Scope-3-Angaben fließen in unsere<br />

Scope-1- und -2-Werte und -Betrachtungen<br />

ein.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Können<br />

Sie Ihren Anwendern Tipps geben,<br />

wie diese selbst mit dem Einsatz Ihrer<br />

Produkte nachhaltiger werden können?<br />

Dietz: Der wichtigste Baustein in der<br />

Nachhaltigkeit ist der sorgsame Umgang<br />

mit dem Einsatz der Energie. Hier reicht<br />

es nicht mehr nur aus, hocheffiziente<br />

Komponenten zu kaufen, sondern die Anlage<br />

oder Maschine muss bedarfs- und<br />

zeitorientiert verwendet werden. Wenn<br />

wir als Hersteller durch einen hohen konstruktiven<br />

Aufwand und einem deutlichen<br />

Mehr an Material den Wirkungsgrad um<br />

ein Prozent verbessern, so kann durch eine<br />

vorausschauende Planung, was die Anlage<br />

beziehungsweise Maschine in den<br />

nächsten fünf bis zehn Stunden tun muss,<br />

eine Einsparung von 20 % und mehr erreicht<br />

werden, wenn eine Drehzahlregelung<br />

umfangreich zum Einsatz kommt.<br />

Der nächst-wichtigste Baustein ist die<br />

TIPP<br />

SEW-Eurodrive ist<br />

Aussteller unserer Konferenz<br />

Engineering 2036, die den<br />

Ideenaustausch zum Thema<br />

Nachhaltigkeit fördern will.<br />

(siehe S. 9ff)<br />

Pflege und Wartung der Investition in die<br />

Anlage oder Maschine. Das triviale Einhalten<br />

und Durchführen von Inspektionszyklen<br />

verlängert die Nutzbarkeit und damit<br />

den Produktlebenszyklus. Funktionierende<br />

Maschinen müssen nicht erneuert<br />

oder verschrottet werden. Man spart so<br />

Rohstoffe bei der Neuproduktion ein.<br />

SEW-Eurodrive als Hersteller von Antriebskomponenten<br />

trägt seinen Teil dazu<br />

Bild: SEW-Eurodrive<br />

Mikro-Schlauchverbinder für<br />

die Analytik und Labortechnik<br />

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und Verschraubungen<br />

• Viele Ausführungen und Verbindungsmöglichkeiten<br />

Luer-Lock-Adapter, Schlauchtüllen, Schlauchverschraubungen,<br />

Tri-Clamp-Verbinder, Kapillar-Verbinder, Steckverbinder<br />

• Gefertigt aus hochwertigen Werkstoffen<br />

Fluorkunststoffe, Edelstähle, Polyolefine, Polyamide u.v.m.<br />

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<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 25


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Bild: SEW-Eurodrive<br />

Das Variantenmanagement hilft, den Überblick über die installierten Antriebe zu behalten.<br />

bei und verlängert durch gezielte Optionen<br />

die Intervalle zwischen den Inspektionen.<br />

Je nach Nutzung kann das bis zur<br />

Verdoppelung des zeitlichen Abstandes<br />

führen. Und wenn bei der Inspektion dann<br />

doch mal ein Verschleiß entdeckt wird,<br />

muss der Aufwand zum Bestellen der Ersatz-<br />

und Einzelteile so gering wie möglich<br />

ausfallen. Mit einem QR-Code auf<br />

dem Antrieb gelangt man online in die<br />

Ersatzteilwelt von SEW-Eurodrive. Mit<br />

wenigen Klicks ist das Bauteil auf dem<br />

Weg, kann eingebaut werden und den Lebenszyklus<br />

aufrechterhalten. Das Recht<br />

auf Reparatur bietet SEW-Eurodrive seinen<br />

Kunden schon immer an. Man bekommt<br />

immer noch Ersatzteile, auch<br />

wenn es das Produkt schon zehn Jahre<br />

nicht mehr neu zu kaufen gibt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche<br />

Engineering-Unterstützung kann<br />

SEW-Eurodrive hier anbieten?<br />

Dietz: Die Toolwelt von SEW-Eurodrive<br />

bietet in allen Phasen des Lebenszyklus<br />

entsprechende Hilfe zur Unterstützung<br />

an. Das beginnt bei der Auswahl mit der<br />

Bestimmung und Berechnung der Antriebskomponenten.<br />

Hierbei zeigt der<br />

Energiereport die Einsparungen unterschiedlicher<br />

Lösungen an. Das Bestellwesen<br />

und Liefermanagement wird umfangreich<br />

durch Online-Tools auf der Webseite<br />

von SEW-Eurodrive begleitet. Dort finden<br />

sich auch die Dienstleistungsangebote,<br />

die sich nicht allein auf den Lebenszyklus<br />

nach der Lieferung beziehen. Ein Variantenmanagement<br />

hilft, den Überblick zu<br />

behalten und das Complete-Drive-<br />

Management CDM entlastet den Wiederbeschaffungsprozess.<br />

Inspektionsangebote<br />

wie Thermografie und Endoskopie vermeiden<br />

die Anschaffung teurer Geräte<br />

und nutzen die Erfahrung der SEW-Fachleute<br />

bei Diagnose und Therapie. Doch<br />

zuvor kann mit dem Kurzcheck eine erste<br />

Bestandssichtung vorgenommen werden.<br />

Falls erforderlich, holt der SEW-Service<br />

mit eigenen Fahrzeugen die defekten Antriebe<br />

bei den Kunden ab.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie<br />

lässt sich sowohl bei Ihnen als auch<br />

Ihren Anwendern Nachhaltigkeit „messen“?<br />

Welche Rolle spielen dabei die<br />

Scope-1-, -2- und 3-Emissionen beziehungsweise<br />

wie vollständig und verlässlich<br />

können aus Ihrer Sicht solche<br />

Angaben sein?<br />

Dietz: Messungen setzen einen vereinbarten<br />

Vergleichsvorgang voraus. Diese<br />

Vereinbarungen sind europäische oder internationale<br />

Normen und Standards. Aus<br />

konstruktiver und werkstofflicher Sicht ist<br />

die Normenwelt nahezu vollständig abgebildet<br />

beziehungsweise wird durch die<br />

Fortschreibung beständig auf der Höhe<br />

gehalten. Damit können wir als Hersteller<br />

die Emissionen im Scope 1 und 2 ermitteln<br />

– nicht aufwandsarm, aber verlässlich<br />

und reproduzierbar. Beim Scope 3<br />

wird das schon komplexer. Hier lassen<br />

sich die Vielzahl und die Unterschiede in<br />

der Nutzung von Antriebskomponenten<br />

nicht normativ korrekt und genau beschreiben.<br />

Dadurch kommt es zu Vereinfachungen<br />

und Zusammenfassungen, die<br />

zunächst nur eine Annäherung an den<br />

tatsächlichen Einsatzfall darstellen. Diese<br />

sogenannten Lastprofile bilden die Nutzungsphase<br />

mit Zeitscheiben der Belastung<br />

ab. Aus heutigen, wenigen Profilen<br />

in Normen wird es dann künftig etwa ein<br />

Dutzend voll vereinbarter Profile geben.<br />

Bei der Berechnung und Auslegung des<br />

Antriebes wird dann das Scope-3-Profil<br />

ausgewählt, das der tatsächlichen Verwendung<br />

am nächsten ist. Je nach Vereinbarung<br />

wird der Scope 3 dann für die<br />

gesamte Lebensdauer errechnet (zum<br />

Beispiel für 15 Jahre mit 5.000 h/a) oder<br />

als eine relative Größe in kg CO 2 /100 h<br />

angegeben. Diese Scope-3-Werte werden<br />

aber nur im Verkaufsprozess zur Ansicht<br />

kommen, denn in Fortsetzung der Lieferkette<br />

sind unsere Scope-3-Angaben letztlich<br />

die Scope-1- oder -2-Werte beim<br />

Maschinen- und Anlagenhersteller. Der<br />

Betreiber wird sich für seinen Nachhaltigkeitsbericht<br />

nicht auf die theoretischen<br />

Angaben aus der Lieferkette stützen wollen,<br />

sondern dort werden die Echtwerte<br />

und -verbräuche erfasst und ausgewiesen.<br />

Somit sind die zwischenzeitlichen<br />

Vereinfachungen zur Scope-3-Ermittlung<br />

zulässig und angebracht.<br />

www.sew-eurodrive.de<br />

INFO<br />

Mehr Informationen zum<br />

Complete Drive Management<br />

von SEW-Eurodrive:<br />

koninfo.de/sROgK<br />

26 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Bild: Kannapat/stock.adobe.com<br />

Eine Kreislaufwirtschaft lässt sich anstoßen, in dem Produkte modular aufgebaut und sauber nachverfolgt werden,<br />

um in jedem Fall eine Aufarbeitung oder Weiterverwendung am Produktlebensende zu erreichen.<br />

Nachhaltige Produktentwicklung und IT<br />

Herausforderungen und innovative<br />

Lösungsansätze für die Industrie<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Mittelständler können<br />

(wie Inneo selbst) nach -<br />

haltigere Produkte – ohne<br />

Greenwashing – mit eigener<br />

Innovationsstärke und<br />

bewährten Methoden<br />

entwickeln.<br />

Um der wachsenden Bedeutung der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, streben Unternehmen nachhaltige Produkte<br />

und eine effizientere Pro duktion an. Die drängendsten Gründe werden für viele in den nächsten Jahren<br />

steigende Energiepreise und Berichtslegungspflichten sein. Doch selbst wenn sie nicht von diesen Veränderungen<br />

betroffen sind, gibt es immer noch viele gute Gründe, sich schon heute dem Thema zu widmen und den<br />

neuen Herausforderungen zu stellen. Beruhigend dabei ist, dass durch konsequente Digitalisierung – dem digitalen<br />

roten Faden folgend – und unter Einsatz der richtigen Tools bereits heute nachhaltige Wege beschritten<br />

und PLM-Ansätze genutzt werden können.<br />

Dr. Martin Hennig, Solution Architect IIoT, Inneo Solutions GmbH, Ellwangen<br />

Die EU hat sich verpflichtet, dass bis<br />

2050 alle Unternehmen CO2-neutral<br />

zu sein haben. Deutschland will dieses<br />

Vorhaben bereits 2045 erreicht haben.<br />

Darüber hinaus sollen bis 2030 die Emissionen<br />

gegenüber dem Referenz-Level<br />

von 1990 um 65 % reduziert worden sein.<br />

Für die meisten Unternehmen bedeutet<br />

dies, dass zunächst Transparenz geschaffen<br />

werden muss, um die Referenzwerte<br />

zu erhalten. In der Regel kann man das<br />

mit Nachforschungen in der Buchhaltung<br />

und dem Beschaffungswesen bewerkstelligen.<br />

Verbesserungen der Gesamtemissionen<br />

im kurzen Zeithorizont der nächsten<br />

Jahre lassen sich meist noch recht<br />

simpel erreichen, indem man auf einen<br />

grünen Strommix wechselt und in den<br />

Overhead-Emissionen des Unternehmens<br />

Verbesserungen erzielt. Das bedeutet beispielsweise<br />

die Firmenwagen-Flotte zu<br />

elektrifizieren, eine Solaranlage auf die<br />

Werkshalle zu bauen und allgemein die<br />

Gebäudetechnik zu modernisieren.<br />

Die nächsten Verbesserungen sind jedoch<br />

deutlich herausfordernder, weil wir<br />

uns nun mit den sogenannten Scope-<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 27


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Nachhaltigere<br />

Pro dukte erfordern<br />

modulare Bauweisen,<br />

Simulationen von aufgearbeiteten<br />

Produktkonfigurationen<br />

sowie<br />

eine lückenlose Nachverfolgung<br />

aller Produkte<br />

im Feld – unter<br />

Nutzung digitaler<br />

Tools.<br />

Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

3-Emissionen auseinandersetzen müssen.<br />

Das sind die Emissionen, die durch<br />

die Lieferkette entstehen, also durch externe<br />

Dienstleistungen und gekaufte Teile,<br />

die in den eigenen CO 2 -Fußabdruck<br />

einfließen.<br />

Produktsysteme neu denken<br />

In diesen Emissionen signifikante Verbesserungen<br />

zu erzielen, ist ein Engineering-<br />

Thema, welches die heutige<br />

Produktentwicklung vor enorme<br />

Herausforderungen stellt –<br />

da Produktsysteme völlig neu<br />

gedacht werden müssen. Hier<br />

reicht es nicht aus, bei den<br />

verwendeten Materialien Einsparungen<br />

vorzunehmen oder<br />

Recyclingquoten zu verbessern,<br />

sondern es müssen<br />

grundlegende Änderungen im<br />

Umgang mit Produkten überdacht<br />

werden.<br />

So könnten beispielsweise Aspekte einer<br />

Kreislaufwirtschaft angestoßen werden,<br />

in denen Produkte modular aufgebaut<br />

und sauber nachverfolgt werden, um in<br />

jedem Fall eine Aufarbeitung oder Weiterverwendung<br />

am Produktlebensende einer<br />

stofflichen Verwertung (Recycling)<br />

vorziehen zu können. Dies erfordert radikal<br />

modulare Bauweisen, Simulationen<br />

von aufgearbeiteten Produktkonfigurationen<br />

sowie eine lückenlose Nachverfolgung<br />

aller Produkte im Feld. Letzteres ist<br />

mit dem europäischen „Digital Product<br />

Passport“ ohnehin in den nächsten Jahren<br />

für viele Kategorien von in der EU in<br />

Verkehr gebrachten Produkten verpflichtend<br />

vorgesehen.<br />

Neue Geschäftsmöglichkeiten<br />

»Für den Umgang mit steigender<br />

technischer Komplexität ist ein sauberer<br />

und durchgehender digitaler roter Faden<br />

von der Produktkonzeption bis zum<br />

Einsatz beim Kunden und danach<br />

entscheidend.«<br />

Obwohl dies für viele Hersteller organisatorische<br />

Herausforderungen mit sich<br />

bringt, eröffnet es auch neue Möglichkeiten<br />

für eine aktive Kundenbindung und<br />

zusätzliche Umsatzströme durch erweiterte<br />

Serviceleistungen mit hohen Margen.<br />

Leider gibt es für diese Vorhaben keine<br />

Lösung mit Allgemeingültigkeit, da die<br />

Wege, welche dort einzuschlagen sind,<br />

hochindividuell sein können.<br />

• Produzenten mit geringem Eigenfertigungsanteil<br />

müssen sich zum Beispiel<br />

auf eine bessere Kontrolle und Restrukturierung<br />

ihrer Lieferketten konzentrieren,<br />

während Zulieferfirmen, die<br />

viele Teile selbst herstellen, ihre Fertigungs-<br />

und Maschineneffizienz verbessern<br />

müssen.<br />

• Unternehmen, deren Endprodukte eine<br />

hohe Umweltbelastung haben, müssen<br />

Wege finden, diese Belastung durch<br />

Recycling oder Wiederverwendung<br />

nach dem Gebrauch zu minimieren.<br />

• Wiederum anders müssen Unternehmen<br />

vorgehen, die Produkte herstellen,<br />

die selbst viel Energie im<br />

Betrieb benötigen. Hier ist<br />

auf eine verstärkte Vernetzung<br />

der Maschinendaten<br />

zu achten, um mit vorausschauender<br />

Wartung und<br />

beispielsweise automatisierter<br />

Anomalie-Detektion<br />

Ineffizienzen zu vermeiden<br />

oder den Einsatz von Servicekräften<br />

und Ersatzteilen<br />

zielgerichteter aussteuern<br />

zu können.<br />

Nachhaltigkeit als Dimension<br />

Es wird deutlich, dass Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

in viele Richtungen gedacht<br />

werden können. Für das Engineering<br />

oder Geschäftsprozesse eröffnet sich<br />

durch diese Herausforderungen unserer<br />

Zeit eine weitere Dimension, die bei allen<br />

Entscheidungen zu Buche schlägt.<br />

Nachhaltigkeit wird neben Kosten, Qualität<br />

und Schnelligkeit zukünftig immer<br />

häufiger eine Rolle spielen, wenn es um<br />

28 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


unternehmerischen Erfolg, Zusagen bei<br />

Vergabeprozessen oder technische Innovation<br />

geht.<br />

Herausforderung Komplexität<br />

Ingenieure und Ingenieurinnen stehen<br />

damit heute vor einer wachsenden Komplexität,<br />

sei es bei täglichen technischen<br />

Entscheidungen oder langfristigen Unternehmensstrategien.<br />

Um die technische<br />

Komplexität zu bewältigen, können sie jedoch<br />

auf bewährte Erfahrungen und Konzepte<br />

zurückgreifen. Wie schon seit Jahrzehnten<br />

ist die Antwort auf die Frage<br />

nach dem Umgang mit steigender technischer<br />

Komplexität ein sauberer und<br />

durchgehender digitaler roter Faden von<br />

der Produktkonzeption bis zum Einsatz<br />

beim Kunden und danach. Mit Methoden<br />

und Technologien aus den Bereichen Digitalisierung,<br />

PLM, IIoT, Simulation und<br />

Datenerfassung über Lieferketten hinweg<br />

können viele innovative Konzepte umgesetzt<br />

werden. Daher ist es nicht überraschend,<br />

dass Technologie- und Lösungsanbieter<br />

nicht überstürzt in Richtung<br />

Nachhaltigkeit drängen, sondern zeigen,<br />

wie vorhandene Technologien für neue<br />

Zwecke genutzt werden können – ohne<br />

bestehende Anforderungen außer Acht zu<br />

lassen.<br />

Natürlich braucht es auch neue Kompetenzen<br />

und Tools, um beispielsweise eine<br />

auditierbare CO 2 -Bilanz oder einen stichhaltigen<br />

CSRD-Report (entsprechend der<br />

Corporate Sustainability Reporting Directive)<br />

zu erstellen. Um aber die Produkte,<br />

Produktionsprozesse oder unternehmerisches<br />

Handeln nachhaltiger gestalten<br />

zu können, ist man mit einer durchgehenden<br />

Digitalisierung und innovationsfreundlichen<br />

Unternehmenskultur bereits<br />

bestens für die Zukunft gewappnet. (co)<br />

www.inneo.de<br />

ultrawendig<br />

360°<br />

Webinare zur Nachhaltigkeit<br />

Als Lösungsanbieter für Digitalisierung im deutschen Mittelstand hat Inneo<br />

bereits eine Webinar-Reihe zum Thema Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung<br />

und IT angeboten. Darin werden die unterschiedlichen Aktionsbereiche<br />

von Digitalisierung in der Produktentwicklung durchleuchtet und Fach -<br />

experten der einzelnen Sparten diskutieren, wie man die bekannten Tools auf<br />

neue Art und Weise einsetzen kann, um Nachhaltigkeitsziele zu adressieren.<br />

Behandelt werden naheliegende Themen wie<br />

• der frühzeitige Einsatz von Simulationen, um bereits in der Konzeptphase<br />

Material einzusparen, oder<br />

• die Vernetzung von Produktionsmaschinen durch automatisierte Daten -<br />

analyse zur Steigerung der Anlageneffizienz.<br />

Vorgestellt werden aber auch Themen, die viele nicht direkt im Themenkomplex<br />

„Nachhaltigkeit“ verorten würden. Mit einem durchgehend digitalen Anforderungsmanagement<br />

lassen sich etwa Nachhaltigkeitsziele im Produktentwurf sicherstellen.<br />

Diskutiert wird zudem, welche Vor- aber auch Nachteile die Verlagerung<br />

der eigenen IT-Kapazitäten und Workstations in die Cloud mit sich bringen.<br />

Die Webinar-Reihe wird durch Beiträge abgerundet, die zeigen, wie sich die<br />

Produktplanung für mehr Nachhaltigkeit verändern muss, und welche Verpflichtungen<br />

sowie Chancen sich für den deutschen Mittelstand durch die CSRD-<br />

Berichtspflicht und die Förderung von Nachhaltigkeitsinitiativen ergeben.<br />

Hier kommen Sie direkt zu den Aufzeichnungen:<br />

cube<br />

Neuer, ultrawendiger Ultraschallsensor:<br />

in 5 Abstrahlrichtungen montierbar<br />

dank drehbarem Sensorkopf und<br />

QuickLock-Montagehalterung!<br />

› 3 Tastweiten: von 65 mm bis 5 m<br />

› Komfortable QuickLock-<br />

Montagehalterung<br />

› IO-Link-Schnittstelle<br />

› Ausgangsstufen:<br />

› 1 Push-Pull-Schaltausgang<br />

› 1 Analogausgang + 2 Push-Pull-<br />

Schaltausgänge (umschaltbar)<br />

koninfo.de/wZUBo<br />

microsonic.de/cube<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 29


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

meviy von Misumi unterstützt Konstrukteure im Produktentwicklungsprozess<br />

On-Demand-Fertigungsplattformen<br />

dienen mehr als nur der Beschaffung<br />

Qualitativ hochwertige On-Demand-Fertigungsplattformen helfen nicht nur, den Beschaffungsprozess zu<br />

optimieren. Auch Konstrukteure können von der intelligenten Unterstützung im Entwicklungsprozess profitieren.<br />

Der Automobilzulieferer Denso und der Elektronikkonzern Panasonic beispielsweise arbeiten mit der<br />

On-Demand-Fertigungsplattform meviy von Misumi.<br />

Stephan Stammberger, Geschäftsführer, Misumi Europa<br />

Im Produktionszentrum von Panasonic,<br />

Japan, wird seit einigen Jahren<br />

mit der On-Demand-Fertigungsplattform<br />

meviy von Misumi gearbeitet.<br />

Wenn die Konstrukteure von Panasonic<br />

die 3D-CAD-Dateien ihrer Bauteile auf<br />

die kostenfreie Online-Plattform hochladen,<br />

erhalten sie innerhalb von Sekunden<br />

ein Angebot inklusive Lieferzeiten.<br />

Dies führt nach Angaben der Verantwortlichen<br />

von Panasonic dazu, dass die<br />

Fehlerquote gesunken ist und sich sowohl<br />

die Genauigkeit als auch die Geschwindigkeit<br />

der Fertigung verbessert<br />

haben.<br />

Zuvor erfolgte die Bestellung maßgefertigter<br />

Bauteile auf Basis der Übertragung<br />

von 3D- auf 2D-Fertigungszeichnungen.<br />

Im Zuge dessen war es durchaus<br />

nicht ungewöhnlich, dass Zeichnungen<br />

überarbeitet werden mussten.<br />

Grund waren meist manuelle Fehler, wie<br />

zum Beispiel fehlende Maßangaben.<br />

Dies verursachte mitunter einen erheblichen<br />

Zeitaufwand, denn selbst kleinere<br />

Baugruppen können aus bis zu 50 Einzelteilen<br />

bestehen. Im Schnitt dauerte es<br />

etwa zwei Tage, bis sämtliche Bauteilzeichnungen<br />

eines solchen Projekts nach<br />

Abschluss der 3D-<strong>Konstruktion</strong> endgültig<br />

fertiggestellt waren.<br />

Mithilfe der On-Demand-Fertigungsplattform<br />

geht es deutlich schneller: Obwohl<br />

Panasonic lediglich die Hälfte seiner<br />

Komponenten mittels der Plattform<br />

meviy produziert, ließ sich das Arbeitsaufkommen<br />

um einen ganzen Tag reduzieren.<br />

Maßgebliche Unterstützung<br />

des Entwicklungsprozesses<br />

Ein effizienterer Beschaffungsprozess<br />

und mehr Flexibilität bei der Auswahl<br />

von Materialien – die Vorteile einer Lösung<br />

wie meviy liegen auf der Hand und<br />

sind vielfältig. Seit etwa zehn Jahren<br />

nimmt daher die Zahl an Fertigungsportalen<br />

entsprechend zu, obgleich die<br />

meisten Anbieter reine Plattformunternehmen<br />

sind – im Gegensatz zum japanischen<br />

Unternehmen Misumi, das<br />

selbst auch Hersteller und Lieferant von<br />

Industriekomponenten ist.<br />

Schade ist aber, dass die digitalen On-<br />

Demand-Lösungen in Deutschland in der<br />

Regel nur als „Beschaffungsplattform“<br />

bekannt sind. Somit steht nämlich ein<br />

wichtiger Effekt – anders als in Japan –<br />

weniger im Fokus der öffentlichen<br />

Wahrnehmung: On-Demand-Fertigungsplattformen<br />

wie meviy können<br />

Konstrukteure der Fertigungsindustrie<br />

maßgeblich im <strong>Konstruktion</strong>sprozess<br />

unterstützen.<br />

Mehr Zeit für<br />

Innovation und Kreativität<br />

Dabei deckt die automatisierte Unterstützung<br />

den gesamten Fertigungsprozess<br />

ab – vom Entwurf über die Beschaffung<br />

bis hin zur Lieferung. Und die intelligenten<br />

Features von meviy haben<br />

durchaus das Potential, den kreativen<br />

Prozess des Entwurfs auf verschiedene<br />

Weise zu begleiten:<br />

• Zum einen aufgrund des erheblichen<br />

Arbeitsaufwandes, den die Konstrukteure<br />

sparen. So bleibt mehr Zeit für<br />

Innovation und Kreativität.<br />

• Zum anderen kann der Konstrukteur<br />

die 3D-Zeichnungen nicht nur einfach<br />

auf die meviy-Plattform hochladen, er<br />

kann auch einige Spezifikationen<br />

direkt dort bearbeiten.<br />

Sprich: Er kann in der 3D-Ansicht weitere<br />

Anpassungen vornehmen, zum Beispiel<br />

Toleranzen und Gravuren hinzufügen<br />

oder den Bohrungstyp ändern. Die<br />

KI-basierte Software errechnet dann jeweils<br />

in Sekundenschnelle die neuen<br />

Produktionskosten und Lieferzeiten.<br />

Daneben signalisiert die On-Demand-<br />

Fertigungsplattform, wenn ein hochgeladenes<br />

Bauteil technisch nicht über die<br />

Plattform hergestellt werden kann. Sie<br />

informiert, dass es einen Fehler gibt, erläutert,<br />

was genau nicht funktioniert<br />

und in einigen Fällen sogar, wie sich der<br />

Fehler beheben lässt. meviy wird deshalb<br />

gerne zu Schulungszwecken eingesetzt.<br />

Verbesserungsvorschläge per<br />

künstlicher Intelligenz (KI)<br />

Auch bei Panasonic werden genau diese<br />

Eigenschaften geschätzt. Weil jetzt<br />

mehr Zeit für Kreativität bleibt, hat sich<br />

die Qualität der Entwürfe deutlich verbessert.<br />

Die Tatsache, dass meviy über<br />

verbesserungswürdige Bereiche von<br />

Zeichnungen informiert, hat ein Stück<br />

weit das Know-how der Konstrukteure<br />

erweitert. Daneben befanden die dortigen<br />

Entscheider, dass die Benutzeroberfläche<br />

der Plattform gut durchdacht und<br />

intuitiv zu bedienen ist.<br />

30 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Misumi hat kürzlich das Angebot der 3D-Fertigungsplattform meviy erweitert und bietet<br />

nun auch Drehteile on demand an. Hier zu sehen ist eine Welle für den Maschinenbau<br />

mit fünf unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen.<br />

Zeit gespart beim<br />

Entwurf von Prototypen<br />

Die Erfahrungen des japanischen Automobilzulieferers<br />

Denso sind ähnlich positiv:<br />

meviy wird vor allem für Entwürfe<br />

von Prototypen genutzt. Vor dem Einsatz<br />

der On-Demand-Beschaffungsplattform<br />

war es üblich, dass der Konstrukteur zunächst<br />

eine 2D-Zeichnung erstellte. Dazu<br />

benötigte er schon bei einfachen Formen<br />

zirka eine bis zwei Stunden. Bei<br />

komplexen Aufgaben erstreckte sich die<br />

Arbeitszeit auf zwei bis drei Tage. Dann<br />

erst erfolgte die Angebotsanfrage direkt<br />

beim Zulieferer.<br />

Nicht selten mussten die Konstrukteure<br />

jedoch nach ein bis zwei Wochen Wartezeit<br />

erfahren, dass sich der Entwurf<br />

technisch nicht umsetzen ließ. Es mussten<br />

Änderungen vorgenommen und eine<br />

weitere Abstimmung eingeleitet werden.<br />

Weitere wertvolle Zeit ging verloren. Um<br />

eine kleine Vorrichtung zu produzieren,<br />

dauerte es auf diese Weise etwa zwei,<br />

bei größeren Vorrichtungen bis zu drei<br />

Monate.<br />

Mit meviy dagegen lässt sich eine kleine<br />

Vorrichtung in etwa drei Wochen, eine<br />

größere in etwa anderthalb Monaten<br />

herstellen. Weil sich der Entwicklungszyklus<br />

erheblich beschleunigt hat, gibt<br />

es mehr Freiraum für detaillierte Arbeiten<br />

während der Entwurfsphase.<br />

Fazit<br />

Bild: Misumi<br />

Noch setzen viele Industrieunternehmen<br />

überwiegend auf den traditionellen Entwicklungs-<br />

und Beschaffungsprozess inklusive<br />

der Beauftragung von Zulieferern<br />

und den dazugehörigen Schritten: Es<br />

werden Zeichnungen angefertigt, danach<br />

wird sich per E-Mail und Telefon<br />

ausgetauscht, was sich – wenn Anpassungen<br />

vorgenommen werden müssen –<br />

über Tage oder sogar Wochen hinziehen<br />

kann.<br />

Doch in den vergangenen Jahren und<br />

mit dem wachsenden Angebot an On-<br />

Demand-Fertigungsplattformen findet<br />

ein Umdenken statt. Höhere Effizienz<br />

sowie Zeit- und Kostenersparnis sind<br />

hier ausschlaggebend. Gleichzeitig<br />

wächst das Bewusstsein dafür, dass sich<br />

mit Online-Plattformen nicht nur Geld<br />

sparen, sondern auch die Innovationskraft<br />

stärken lässt – indem Konstrukteure<br />

mehr Zeit für Kreativität erhalten. Das<br />

wirkt sich auch positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen aus,<br />

die meviy nutzen.<br />

(eve)<br />

www.misumi-europe.com<br />

INFO<br />

Direkt zur Beschaffungs -<br />

plattform meviy:<br />

koninfo.de/fPBPn<br />

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• Kompakte Safety-Drehgeber für Positions -<br />

und Geschwindigkeitsmessung<br />

• Dynamische Neigungssensoren zur<br />

Winkel- und Neigungserfassung<br />

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<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 31


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

KI im Engineering und der Produktion<br />

„KI im R&D-Prozess bis hin<br />

zu Smart Products as a Service nutzen“<br />

Schaeffler nutzt KI im eigenen Engineering und bietet auch kundenseitig Engineering Tools<br />

beziehungsweise Simulationstools an, die auf künstliche Intelligenz basieren. Die Details, gerade zum<br />

Nutzen, erläutern Patrick Mirring, Vice President R&D Analysis Tools & Methods bei Schaeffler sowie<br />

Daniel Merk, Senior Expert Validation Bearings & Industrial Solutions bei Schaeffler.<br />

Nico Schröder, Korrespondent <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation, Augsburg<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche<br />

Rolle spielt KI/AI im Engineering<br />

bei Schaeffler?<br />

Patrick Mirring: Bei uns werden<br />

beispielsweise physikalische<br />

Methoden entwickelt. Diese<br />

Berechnungen sind teilweise<br />

sehr zeitintensiv. Deshalb geht<br />

man unter anderem dazu über,<br />

Tausende oder Zehntausende Rechnungen<br />

basierend auf physikalischen<br />

Methoden durchzuführen und daraus<br />

mithilfe von Machine-Learning Ersatzmodelle<br />

zu entwickeln, die dann deutlich<br />

performanter bezüglich der Geschwindigkeit<br />

sind. Das wird in Engineering Tools<br />

implementiert.<br />

Daniel Merk: Letztendlich unterstützt<br />

dies unser Closed Loop Engineering. Von<br />

der chronologischen Abfolge her kann<br />

man sich die Zusammenhänge so vorstellen,<br />

dass sich aus der Validierung – also<br />

Vordergründig aus physikalischen Versuchen<br />

mit Wälzlagern und Systemen – jene<br />

Vielfalt an unterschiedlichen Daten, beispielsweise<br />

in Form von Prüfstandsmessdaten<br />

oder geometrischen Oberflächenmessungen,<br />

ergeben. Diese stellen wiederum<br />

wertvollen Input für die Simulationstools<br />

dar und optimieren sie nachhaltig.<br />

Weitergedacht nimmt die in der R&D entstehende<br />

digitale Plattform die gesamte<br />

Thematik „KI in der Produktion“ mit – zum<br />

Beispiel insofern, als die Wälzlager, die wir<br />

auf den Prüfstand nehmen, bereits als di-<br />

gitaler Zwilling dort „ankommen”. Der Anwender<br />

der Simulationstools ist wahlweise<br />

der Anwendungsingenieur oder auch<br />

der Endkunde, womit wir wieder beim<br />

Thema sind, KI mehr und mehr ganzheitlich<br />

im gesamten R&D-Prozess bis hin zu<br />

Smart Products as a Service zu nutzen.<br />

Hier sehen wir fließende Übergänge.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie ist<br />

der Workflow? Wie nutzen Sie Kundendaten?<br />

Wie geschlossen ist das Ganze<br />

und wie sicher ist das für die Kunden?<br />

Bild: Schaeffler<br />

»Worauf KI und Machine<br />

Learning einzahlen,<br />

sind gerade Aspekte<br />

der Effizienz -<br />

steigerung und des<br />

Time-to-Market.«<br />

Patrick Mirring, Vice President<br />

R&D Analysis Tools & Methods bei Schaeffler<br />

Mirring: Es gibt Bereiche, wo wir sehr<br />

weit sind. Das angesprochene Closed<br />

Loop Engineering ist im Windbereich<br />

stark verbreitet. Wir stellen beispielsweise<br />

unsere physikalischen Methoden und<br />

unser Knowhow in der Cloud zur Verfügung.<br />

Der Kunde hat dann die Möglichkeit,<br />

diese zu nutzen. Der Kunde bekommt<br />

aber die volle Funktionalität, den vollen<br />

Leistungsumfang – und kann unser Angebot<br />

unabhängig von uns nutzen. Das finale<br />

Freigabe-Review wird wieder seitens<br />

Schaeffler realisiert. Unseren Kunden<br />

stellen wir eine Plattform zur Verfügung,<br />

innerhalb derer das Knowhow von Schaeffler<br />

nutzbar ist, ohne aber, dass<br />

Knowhow abfließen fließen kann. Bei uns<br />

läuft das unter dem Begriff High Volume<br />

Computation (HVC). In der Vergangenheit<br />

war es so, dass Anfragen an unsere<br />

Anwendungstechniker gerichtet worden<br />

sind, diese die Berechnung durchführten<br />

und das Ergebnis zurücklieferten. Jetzt ist<br />

es so, dass der Kunde ein Modell hochladen<br />

kann – und zwar entweder mit unserer<br />

bestehenden Software oder über entsprechende<br />

Schnittstellen mit seiner<br />

alternativen Software. Damit haben Kun-<br />

32 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


den eine Funktionalität und vollen<br />

Zugriff, um Berechnungen eigeninitiativ<br />

durchzuführen. Der Kunde bekommt vorläufige<br />

Berichte, sogenannte Preliminary<br />

Reports, in geforderter Menge. Wir wissen<br />

gleichzeitig, was der Kunde tut, und stellen<br />

sicher, dass es mit unserem Knowhow<br />

stattfindet, sodass wir die erzielten<br />

Ergebnisse einschätzen beziehungsweise<br />

bewerten können und auch sicher sind,<br />

dass sie validiert und verifiziert sind. Dies<br />

können wir mit der notwendigen Sicherheit<br />

tun, da die Kunden schließlich die<br />

gleichen Engineering Tools nutzen, die<br />

auch Schaeffler intern verwendet.<br />

Merk: Unsere Engineering Tools sind wiederum<br />

mit validen Daten untermauert. An<br />

der Stelle hilft uns KI in einer weiteren<br />

Variante, nämlich dahingehend, dass wir<br />

diese extreme Vielfalt an verschiedenen<br />

Datei-Formaten, die weltweit in unseren<br />

Testfeldern tagtäglich erzeugt werden,<br />

KI-gestützt so harmonisieren, dass diese<br />

sowohl lesbar als auch vergleichbar sind<br />

und wieder gut von den Simulationstools,<br />

die wir intern und extern anbieten, eingelesen<br />

und verarbeitet werden können.<br />

Vereinfacht ausgedrückt, stellen wir<br />

somit sicher, dass unsere Engineering<br />

Tools die benötigten Daten stets in der<br />

geforderten Menge, Schnelligkeit und<br />

Qualität erhalten.<br />

Umfangreiche Wälzlagervalidierung<br />

– wie<br />

hier an FE8-Prüfständen<br />

– ist das Rückgrat<br />

für performante Simulationsmodelle.<br />

Jahrzehntelang<br />

generiertes<br />

Wissen wird nun mittels<br />

KI und ML vollumfänglich<br />

nutzbar.<br />

Bild: Schaeffler<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche<br />

datenbasierten Services und Produktvorteile<br />

ergeben sich?<br />

Mirring: Mit Data as a Service werden<br />

dem Kunden tatsächlich Produktdaten,<br />

die über die klassischen Katalogdaten<br />

hinausgehen, für seine weitere Nutzung<br />

zugänglich gemacht. Teilweise ist eben<br />

der Wunsch vorhanden, eine mikroskopische<br />

Beschreibung der Produkte wie<br />

Oberflächenrauheit oder Laufbahnrundheit<br />

zu bekommen. Von Fall zu Fall wird<br />

natürlich entschieden, welche Daten weitergegeben<br />

werden. Für ein besseres Systemverständnis<br />

ist es jedenfalls notwendig,<br />

derartige Daten zu haben. Und diese<br />

Daten stellen wir je nach Fall entgeltlich<br />

oder unentgeltlich zur Verfügung.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie<br />

kommen Sie von KI im Engineering auch<br />

zu Smart Products?<br />

Merk: Unsere Entwicklung und das Angebot<br />

smarter Produkte und Services wird<br />

im Unternehmensbereich der Lifetime Solutions<br />

verantwortet. Das umfasst beispielsweise<br />

innovative Sensoren wie<br />

Schaeffler Optime, die dahingehend<br />

smart agieren, dass sie einfach von unseren<br />

Kunden adaptiert, bei Bedarf mit<br />

intelligenten Nachschmiersystemen verknüpft<br />

und in einer gemeinsamen App in<br />

einer User Experience gesteuert werden<br />

können. Die Algorithmen, die hinter diesen<br />

Sensoren stecken, werden durch valide<br />

Daten und durch KI-gestützte Auswertungen<br />

on the Fly, also während des laufenden<br />

Prüfstandsbetriebs, immer intelligenter.<br />

Die in der Validierung verbauten<br />

Optime-Sensoren nutzen dabei ein sehr<br />

breites Spektrum an perfekt dokumentierten<br />

Maschinendaten, um deren Algorithmen<br />

immer weiter zu verfeinern.<br />

Damit haben wir ein verkaufsfähiges Produkt<br />

aus dem Engineering-Prozess heraus<br />

unterstützt und gestaltet.<br />

Bild: Schaeffler<br />

Machine-Learning-gestützte Datenklassifizierung und -harmonisierung eröffnet gänzlich neue<br />

Möglichkeiten bezüglich Geschwindigkeit und Qualität der Simulations-Modellbildung.<br />

Mirring: Als Software-Programm hat<br />

Schaeffler Bearinx zur Berechnung von<br />

Wälzlagern in Wellensystemen und von<br />

Linearführungssystemen geschaffen. Mit<br />

dem Programm ermöglichen wir die<br />

detaillierte Analyse von Wälzlagern an<br />

Ort und Stelle im Wellensystem. Die<br />

gesamte Berechnung erfolgt dabei in<br />

einem durchgängigen Berechnungsmodell<br />

– vom gesamten System bis hin zum<br />

einzelnen Wälzkontakt. Die Bearinx<br />

Simulation Suite gibt es in verschiedenen<br />

Abstufungen – und zwar als Bearinxonline<br />

Module für Kunden, Vertriebspartner<br />

& Hochschulen mit Nutzungsvertrag,<br />

als Bearinx-online Easy-Module für<br />

Jedermann und frei verfügbar sowie als<br />

Bearinx VIP, das in erster Linie für Entwicklungspartner<br />

gedacht ist.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 33


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche<br />

Marktvorteile können sich Anwender<br />

verschaffen?<br />

Mirring: Worauf KI und Machine<br />

Learning einzahlen, sind gerade Aspekte<br />

der Effizienzsteigerung und des<br />

Time-to-Market. Es macht einfach den<br />

Unterschied, in der Lage zu sein, innerhalb<br />

von zwei Wochen eine komplette<br />

Auslegung durchzuführen , während ein<br />

Wettbewerber vielleicht ein bis zwei Monate<br />

braucht. Es geht uns eben<br />

darum, Entwicklungszyklen im<br />

Engineering bestmöglich zu unterstützen.<br />

Mit unseren Engineering<br />

Tools wollen wir uns<br />

zudem in den Entwicklungsprozess<br />

unserer Kunden integrieren.<br />

Das heißt, der Kunde kann<br />

am Ende des Tages Entwicklungsprozesse<br />

mit deutlich weniger<br />

Personal unterstützen,<br />

wenn er mit Schaeffler<br />

zusammenarbeitet. Das ist ein<br />

deutlicher Marktvorteil, unabhängig vom<br />

Produkt selbst. Im Windbereich wird das<br />

extensiv praktiziert und stellt tatsächlich<br />

ein Alleinstellungsmerkmal dar.<br />

Bild: Schaeffler<br />

»Das reine System verständnis wird<br />

nun um eine ganzheitlich verknüpfte,<br />

digitale Systemlandschaft ergänzt:<br />

Das nächste Level des Closed Loop<br />

Engineerings.«<br />

Daniel Merk, Senior Expert Valididation Bearings<br />

& Industrial Solutions bei Schaeffler<br />

Merk: Wir machen den Unterschied in der<br />

Engineering-Power, die wir haben. Durch<br />

langjährige Erfahrung und umfangreiche<br />

Produktvalidierung haben wir bereits ein<br />

tiefes Produkt- und Systemverständnis<br />

erlangt. Mittels KI und über unser digitales<br />

Plattformdenken heben wir das Ganze<br />

jetzt auf die nächste Ebene. Das reine<br />

Systemverständnis wird nun um eine<br />

ganzheitlich verknüpfte digitale Systemlandschaft<br />

ergänzt, die nicht nur eine<br />

vollumfängliche Datenbereitstellung,<br />

sondern auch eine KI-gestützte Datenanalyse<br />

bis hin zu Designoptimierungen<br />

ermöglicht. Diese Kombination ist unser<br />

klares Differenzierungsmerkmal, das wir<br />

gegenüber Wettbewerbern haben. Wir<br />

schöpfen all das Wissen der Vergangenheit,<br />

sowie des tagtäglich Erzeugten,<br />

unter anderem mittels KI aus und machen<br />

es intern sowie für Kunden zugänglich,<br />

um den Wertbeitrag signifikant zu steigern.<br />

Anders gesagt: Wir schöpfen all das<br />

Wissen aus Berechnungen und Versuchen<br />

voll aus, unabhängig vom originären Versuchsziel<br />

eines Einzelversuchs. Konkret<br />

bedeutet das, dass in der Vergangenheit<br />

ein Kunde A einen Versuch mit einem<br />

spezifischen Thema beauftragt hatte,<br />

wobei eine entsprechend spezifische<br />

Antwort dabei herauskam. Durch den<br />

datenbasierten Ansatz heute, der mit<br />

dem Wissen kombiniert werden kann,<br />

kann aus diesem Versuch praktisch alles<br />

extrahiert werden, was dieser Versuch<br />

aus Sicht der erhobenen Messdaten<br />

hergibt. Somit kann auch Kunde B,C,D<br />

oder E vom Versuch mit teils<br />

abweichenden Fragestellungen<br />

profitieren, wo früher nur Kunde<br />

A profitiert hat. Das ist das<br />

Entscheidende, was dafür<br />

sorgt, dass wir nicht nur in die<br />

Zukunft gerichtet Wissen generieren,<br />

was perfekt zugänglich<br />

ist, sondern auf einmal besonders<br />

von unserem historischen<br />

Wissensschatz profitieren<br />

können. Das heißt, auch<br />

dieses historische Wissen können<br />

wir nun zugänglich machen. Das wiederum<br />

stellt ein maßgebliches Alleinstellungsmerkmal<br />

dar, weil wir stets auf<br />

umfangreiche Versuchs- und Validierungsaktivitäten<br />

gesetzt haben. Dieses<br />

Investment zahlt sich nun durch zunehmendes,<br />

digitales Plattformdenken und<br />

der sinnvollen Nutzung von KI aus.<br />

Dadurch ergibt sich nun das Potential, die<br />

Qualität in der Entwicklung deutlich zu<br />

verbessern, Aufwände deutlich zu verringern,<br />

und unseren Kunden somit in allen<br />

Facetten einen Mehrwert zu liefern.<br />

www.schaeffler.de<br />

Der Einsatz von KI und<br />

ML im Rahmen der<br />

Entwicklung sorgt<br />

auch für immer präzisere<br />

Algorithmen in<br />

Smart Products von<br />

Schaeffler Lifetime<br />

Solutions, wie hier am<br />

Beispiel der Optime-<br />

Sensoren.<br />

INFO<br />

Details zum Industrie-<br />

Produktportfolio von<br />

Schaeffler<br />

Bild: Schaeffler<br />

koninfo.de/nUmFK<br />

34 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Nachhaltigkeit und Engineeringaufgaben<br />

„In besonderer<br />

Gestaltungsverantwortung“<br />

IM INTERVIEW<br />

Prof. Dr. Markus Glück vertritt<br />

das Lehrgebiet „Automatisierung<br />

und Robotik“ an der Hochschule<br />

Aalen. Bis 2021 war er<br />

Chief Innovation Officer<br />

bei Schunk.<br />

Über Nachhaltigkeit und über den Erfolg von Produkten und Entwicklungen<br />

entscheiden heutige Ingenieur*innen innerhalb ihrer herausfordernden Engineeringaufgaben.<br />

Diese können zu mehr Klimaschutz beitragen, indem unter anderem der<br />

CO 2-Fußabdruck eines Produktes verringert wird. Details und die damit verbundenen „höchstattraktiven<br />

Aufgabenstellungen“ von Ingenieur*innen erläutert Prof. Markus Glück von der Hochschule Aalen.<br />

Bild: HS Aalen<br />

Prof. Markus Glück im<br />

Dialog mit Studierenden<br />

des Lehrgebiets<br />

„Automatisierung und<br />

Robotik“ an der Hochschule<br />

Aalen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Herr<br />

Prof. Glück, Sie vertreten das Lehrgebiet<br />

Robotik und Automation im Studienbereich<br />

Mechatronik der Hochschule<br />

Aalen. Was treibt Sie dabei gerade um?<br />

Glück: Zunächst bewegt mich der sich<br />

beschleunigende und bedrohliche Temperaturanstieg<br />

sowie die damit einhergehende<br />

Veränderung des Weltklimas. Die<br />

Auswirkungen sind schon spürbar und sie<br />

sind nicht mehr nur auf entfernte Lebensräume<br />

in Wüstenzonen oder im Umfeld<br />

»Nachhaltigkeit<br />

entscheidet heute bereits<br />

über den Erfolg von<br />

Produkten und<br />

Entwicklungsvorhaben.«<br />

der Regenwälder beschränkt. Es beschäftigen<br />

mich aber auch die digitale Transformation,<br />

digitale Zwillinge, Roboter und<br />

die Weiterentwicklung der künstlichen<br />

Intelligenz (KI). Generell ermöglicht uns<br />

der rasante technologische Wandel aktuell<br />

besondere Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

die wir bisher nicht oder nur in begrenztem<br />

Leistungsvermögen hatten. Wir müssen<br />

diese nur beherrschen und einsetzen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welchen<br />

Einfluss haben Ingenieurinnen und<br />

Ingenieure?<br />

Glück: Ingenieurinnen und Ingenieure<br />

entwickeln heute smarte Produkte und<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 35


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Dienstleistungen sowie leistungsfähige<br />

Produktionsanlagen und neue Technologien.<br />

Sie setzen zum Beispiel Roboter ein,<br />

um die Menschen zu entlasten. Sie entwickeln<br />

Elektroautos, die autonom und klimaschonend<br />

fahren. Sie beeinflussen<br />

durch ihre <strong>Konstruktion</strong>en und ihre Materialauswahl<br />

unmittelbar den Energie- und<br />

Ressourceneinsatz sowie den ökologischen<br />

Fußabdruck ihrer Produkte. Sie<br />

eröffnen Recyclingmöglichkeiten und<br />

ermöglichen mit kreislauffähigen Produkten<br />

den Schutz der Umwelt. Und sie leisten<br />

einen wichtigen Beitrag zur Kundenzufriedenheit,<br />

zur Wettbewerbsstärke und<br />

damit zum dauerhaften Erfolg von Unternehmen.<br />

Auch die ökonomische Seite der<br />

Medaille dürfen wir keineswegs vergessen.<br />

Schließlich gilt es auch, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unserer Unternehmen in<br />

einem global herausfordernden Umfeld zu<br />

sichern.<br />

Wir sind fest davon überzeugt, dass die<br />

Generation von morgen das Recht auf<br />

eine lebenswerte Welt besitzt – auf ein<br />

stabiles Klima, eine nachhaltige Ressourcennutzung,<br />

gesunde Lebensbedingungen,<br />

sichere Arbeitsplätze, ein faires Miteinander<br />

und soziale Stabilität. Diese<br />

lebenswerte Welt muss heute aktiv und<br />

sinnvoll gestaltet werden. Wir müssen<br />

jetzt Gestaltungsverantwortung übernehmen.<br />

Nachhaltigkeit entscheidet heute<br />

bereits über den Erfolg von Produkten<br />

und Entwicklungsvorhaben. Nicht mehr<br />

der günstigste Preis und die schnellsten<br />

Taktzeiten zählen in der Automatisierungstechnik<br />

und sind für Kunden kaufentscheidend,<br />

sondern der ökologische<br />

Fußabdruck und eine möglichst klimaneutrale<br />

Fertigung, die Ökobilanz.<br />

Bild: HS Aalen<br />

Prof. Markus Glück koordiniert das neue Studienangebot<br />

„Robotik“ der Hochschule Aalen.<br />

und den Maschineneinsatz steuert, wie<br />

man Traglasten optimiert und Überspezifikation<br />

vermeidet. Schon beim Design<br />

eines Produkts muss es das Ziel sein, Rohstoffe<br />

einzusparen. Beispielsweise sollten<br />

Maschinen, Anlagen und Geräte modular<br />

aufgebaut sein, sodass man Einzelteile<br />

herausnehmen und sie ersetzen kann.<br />

Eine klassische Ingenieuraufgabe, für die<br />

wir in der Mechatronik und im Systems<br />

Engineering geradezu prädestiniert sind!<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Müssen<br />

Ingenieur*innen umdenken, wenn man<br />

Ihr Plädoyer für ein ganzheitliches und<br />

nachhaltig ausgerichtetes Systems<br />

Engineering korrekt interpretiert?<br />

Glück: Ja, sicher. Ingenieurinnen und<br />

Ingenieure sind sogar in der Pflicht, ganz<br />

neu über Systeme, Produkte, unseren Ressourceneinsatz<br />

und die nötigen Fertigungsverfahren<br />

nachzudenken. Über<br />

Zusammenhänge, Ursachen und deren<br />

Wirkung, insbesondere während frühen<br />

Phasen der Produktentwicklung. Auch das<br />

Produktdesign muss revolutioniert werden,<br />

schließlich entscheiden Ingenieure<br />

und Ingenieurinnen im Rahmen ihrer<br />

<strong>Konstruktion</strong>s- und Entwicklungsarbeiten<br />

über den Materialverbrauch, Transportwege<br />

und die Ökobilanz der Produkte, die<br />

sie entwerfen. Ein bewusster Ressourceneinsatz<br />

und das ambitionierte Vorantreiben<br />

der Kreislaufwirtschaft über ein<br />

„Design for Circularity“ dulden auch keinen<br />

Aufschub mehr. Diese Kompetenz<br />

muss pionierhaft erobert, beherrscht und<br />

schnellstmöglich ausgestaltet werden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Und<br />

was bedeutet das für Ihre Tätigkeit?<br />

Glück: Wir fördern Kreativität, Interna-<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Worauf<br />

kommt es an? Was sind die spannenden<br />

oder „höchstattraktiven Aufgabenstellungen“<br />

– wie Sie es nennen?<br />

Glück: Klimaschutz und Klimaneutralität<br />

sind stark verknüpft mit Prozessverständnis:<br />

wie zum Beispiel thermische Prozesse<br />

ressourceneffizient geführt werden, welche<br />

Materialien eingesetzt werden und<br />

wie man das Gewicht der Komponenten<br />

reduziert, wie man Bewegungsabläufe<br />

Aktuelle Aufgabenstellungen von Ingenieur*innen liegen unter anderem im Bereich der Mensch-<br />

Roboter-Kooperation.<br />

Bild: HS Aalen<br />

36 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


tionalität und die Entfaltung persönlicher<br />

Potentiale im Rahmen der projektbasierten<br />

Lehre und der anwendungsorientierten<br />

Forschung.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie<br />

sieht das Studienangebot aus?<br />

Glück: Auf dem Lehrplan unserer neuen<br />

Studienangebote Nachhaltigkeitstechnologien,<br />

Robotik und Medizintechnik sowie<br />

im weiterhin angebotenen Mechatronik-<br />

Curriculum stehen ganz bewusst neben<br />

einer durchgängigen, neu gestalteten<br />

Themenachse zur digitalen Transformation<br />

zum Beispiel neue Themen der Energiegewinnung<br />

aus erneuerbaren Energien,<br />

der Energieumwandlung und -speicherung,<br />

eine Auseinandersetzung mit kreislauffähigen<br />

Werkstoffen und nachhaltiger<br />

Produktentwicklungstechnik, aber<br />

auch die Beherrschung ökonomischer<br />

Zusammenhänge rund um das Thema<br />

Ökobilanzierung.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Ist also<br />

ein nachhaltig ausgerichtetes Systems<br />

Engineering, das Sie propagieren, eine<br />

Schlüsselkompetenz, die es in sich hat?<br />

Glück: Gewiss. Ein modernes, ganzheitliches<br />

und nachhaltig ausgerichtetes Systems<br />

Engineering ist eine am Arbeitsmarkt<br />

äußerst gefragte Schlüsselkompetenz<br />

und ein wesentlicher Erfolgsfaktor<br />

für unseren künftigen unternehmerischen<br />

Erfolg. In unserem industrialisierten Land<br />

mit hoher technischer Innovationskraft<br />

müssen wir dafür Sorge tragen, dass<br />

unser CO 2-Fußabdruck gering ausfällt.<br />

Nur dies wird die Auswirkungen des Klimawandels<br />

beschränken und uns eine<br />

Marktführerschaft in einer unabdingbaren<br />

grünen Transformation hin zu mehr<br />

Nachhaltigkeit eröffnen. Um unsere weltweite<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu stärken,<br />

sind vor allem Ingenieure und Ingenieurinnen<br />

gefragt, die in der Gestaltungsverantwortung<br />

für mehr Umwelt- und Klimaschutz<br />

sowie für die Weiterentwicklung<br />

unserer Geschäftsmodelle und den<br />

Erhalt ihrer Profitabilität ihren Auftrag,<br />

Zukunft und den Sinn ihrer Arbeit sehen<br />

und leben.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie<br />

sehen Sie das Thema disruptive Innovation?<br />

Und haben Sie einige Tipps dazu?<br />

Glück: Disruptive Innovationen, so sehr<br />

man sich diese wünscht, lassen sich selten<br />

über Regelprozesse erarbeiten. Für<br />

außerordentlich gute Einfälle braucht es<br />

Denkpausen, kreative Freiräume und das<br />

Glück des Tüchtigen. Selbstverständlich<br />

aber dürfen in unternehmerischer Verantwortung<br />

Handelnde die Suche nach disruptiven<br />

Ansätzen nicht komplett dem<br />

Zufall überlassen. Ein paar Tipps:<br />

• Führen Sie Ihre erfahrensten und unsere<br />

kreativsten Mitarbeiter ganz gezielt<br />

in Innovationsworkshops zusammen.<br />

• Wagen Sie ganz neue Dinge in einem<br />

eigens hierfür abgetrennten Unternehmensbereich.<br />

Das bietet ihnen die einzigartige<br />

Chance, in einem guten Mix<br />

die Vorteile einer Start-up-Kultur mit<br />

den Erfahrungen ihrer Mitarbeiter<br />

zusammenzuführen.<br />

• Binden Sie außerdem Ihre relevanten<br />

Kunden, Technologiepartner, Lieferanten,<br />

renommierte Forschungsinstitute<br />

und Partnerunternehmen in Ihre Innovationsarbeit<br />

ein.<br />

• Ermuntern Sie ganz gezielt zum Querdenken,<br />

ohne dabei die Bodenhaftung<br />

zu verlieren. Werkstatt- und Technologiegespräche<br />

über Firmengrenzen hinweg<br />

helfen dabei, Markttrends zu verstehen<br />

und daraus die Bedürfnisse der<br />

Kunden abzuleiten. In solchen Dialogrunden<br />

lässt sich das Innovationsgeschehen<br />

wunderbar themenbezogen<br />

stimulieren.<br />

(sc)<br />

www.hs-aalen.de<br />

INFO<br />

Das vollständige Interview<br />

lesen Sie online, unter:<br />

koninfo.de/IifzE<br />

KLEINER, SCHNELLER,<br />

SMARTER<br />

Ethernet Connectivity für die<br />

industrielle Transformation<br />

Ethernet übernimmt in immer mehr<br />

Bereichen den Job des universellen<br />

Kommunikationsprotokolls. Damit<br />

wird die Vision eines einheitlichen<br />

Protokollstandards für die Kommunikation<br />

von der Cloud bis an jeden<br />

Sensor möglich – damit wird das IIoT<br />

immer mehr Realität. Doch keine<br />

industrielle Transformation mit Ethernet<br />

ohne die passende Infrastruktur.<br />

www.HARTING.com/industrial-ethernet


Bild: NicoElNino/stock.adobe.com<br />

Die Zukunft der Produkt- und Produktionsentwicklung wird von einer Kombination aus Technologie, Nachhaltigkeit und Agilität geprägt sein. Unternehmen,<br />

die diese Trends nutzen, bleiben wettbewerbsfähig und schaffen innovative Lösungen für die Welt von morgen.<br />

Wie verändert die nächste Dekade die Produkt- und Produktionsentwicklung?<br />

Technologie, Nachhaltigkeit und Agilität<br />

als entscheidende Faktoren<br />

In der dynamischen Welt der Produkt- und Produktionsentwicklung ist kein Tag wie der andere.<br />

Die ständige Suche nach Innovation und Effizienz treibt Ingenieure und Entwickler dazu an, die<br />

Grenzen des Möglichen immer weiter zu verschieben. Mit einem visionären Blick in die Zukunft<br />

soll gezeigt werden, wie sich die Produkt- und Produktionsentwicklung in den kommenden zehn<br />

Jahren entwickeln wird und welche Innovationen diese (R)evolution maßgeblich voranbringen.<br />

Dr. Tobias Frank, Leiter Business Unit Automation Systems, und Sascha Klose, Leiter Operational Excellence,<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />

Die Produkt- und Produktionsentwicklung wird<br />

sich in der nächsten Dekade erheblich verändern.<br />

Die folgenden Trends könnten die Art und Weise,<br />

wie sich diese Bereiche gestalten, revolutionieren:<br />

• Die additive Fertigung, auch als 3D-Druck bekannt,<br />

ermöglicht es, komplexe Strukturen zu erstellen,<br />

die mit herkömmlichen Methoden nicht<br />

umsetzbar wären. Sie trägt dazu bei, die Herstellungskosten<br />

zu senken und die Produktionszeiten<br />

zu verkürzen. Darüber hinaus lassen sich Produkte<br />

zunehmend auf die individuellen Bedürfnisse und<br />

Vorlieben der Kunden zuschneiden.<br />

• Unternehmen werden die digitale Transformation<br />

nutzen, um die reale und die digitale Welt zu<br />

kombinieren. Zur schnellen Reaktion auf Marktanforderungen<br />

sowie zur Entwicklung innovativer<br />

38 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Die Zukunft des Engineerings « TRENDS<br />

Produkte werden Daten im gesamten Unternehmen<br />

gesammelt, verstanden und eingesetzt. Das<br />

geschieht zunächst als virtuelle Replik oder digitaler<br />

Zwilling, damit sich potentielle Probleme<br />

identifizieren lassen, bevor sie in physischer Form<br />

in der Anwendung auftreten.<br />

• Die künstliche Intelligenz (KI) wird eine stetig<br />

wichtigere Rolle in der Produktentwicklung spielen.<br />

Denn KI unterstützt Ingenieure und Entwickler<br />

dabei, Produkte schneller und effizienter zu<br />

entwickeln, indem sie beispielsweise Entwurfsprozesse<br />

automatisiert oder Vorhersagen über die<br />

Leistung eines Produkts trifft.<br />

Generative KI führt zu<br />

intelligenteren Fabriken<br />

Die Entwicklung der generativen KI hat bedeutende<br />

Errungenschaften gebracht, darunter die generative<br />

Bilderzeugung und große Sprachmodelle. Generative<br />

KI erlaubt es, visuelle Inhalte und Texte automatisch<br />

zu generieren. Dies demokratisiert den Zugang zur<br />

Technologie und fördert Innovation. Als Beispiel soll<br />

die Verwendung der generativen KI für die Softwareentwicklung<br />

beleuchtet werden. Sie wird nicht dazu<br />

genutzt, Entwickler zu ersetzen, sondern um deren<br />

Fähigkeiten zu erweitern und repetitive Aufgaben zu<br />

rationalisieren. Generative KI kann helfen, Software<br />

effizienter zu programmieren und bereitzustellen,<br />

weil sie beispielsweise bei der Codeerstellung, der<br />

Verbesserung der Dokumentation und der Erhöhung<br />

der Sicherheit unterstützt. Die Technologie ermöglicht<br />

zudem, dass Nicht-Informatiker ohne tiefgehende<br />

Programmierkenntnisse Entwicklungs- und<br />

Testaufgaben übernehmen können.<br />

Entwickler müssen jedoch lernen, mit der KI zu inter -<br />

agieren und sie so zu steuern, dass sie die gewünschten<br />

Ergebnisse liefert. Eine gute Dokumentation, regelmäßiges<br />

Feedback und Codereview sind entscheidend,<br />

um die KI effektiv einzusetzen und potentielle<br />

Risiken wie Sicherheitslücken oder ineffektive Prozesse<br />

zu vermeiden.<br />

Trends der vergangenen Dekade(n) – zum Beispiel die<br />

konsequente Integration der Produktionsentwicklung<br />

in die Entwicklungsabläufe der zugehörigen Produkte<br />

sowie die wachsende Digitalisierung der Fertigungsabläufe<br />

– setzen sich weiter fort. Hierzu haben digitale<br />

Tools, wie die virtuelle Planung von Montageabläufen<br />

und Materialflüssen, längst Einzug in den Arbeitsalltag<br />

der Produktionsentwickler gehalten.<br />

Schon heute wird künstliche Intelligenz auf vielfältige<br />

Weise in der Fertigung mit dem Ziel verwendet,<br />

Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern.<br />

KI automatisiert Herstellungsabläufe, damit sich<br />

Fehler minimieren und die Wirtschaftlichkeit erhöht.<br />

Sie trägt zur vorausschauenden Wartung<br />

von Maschinen bei, indem sie Anomalien<br />

erkennt und Ausfallzeiten verringert.<br />

Künstliche Intelligenz unterstützt innovative<br />

Designs und optimiert Bauteile für<br />

bessere Leistung und geringeren Mate -<br />

rialeinsatz. KI-basierte Modelle analysieren<br />

Produktionsdaten in Echtzeit, sodass<br />

sich Qualitätsmängel erkennen und verhindern<br />

lassen. Im Logistik- und Ressourcenmanagement<br />

werden die Lieferkette,<br />

Lagerhaltung und Ressourcenallokation<br />

durch generierte Algorithmen verbessert.<br />

Insgesamt wird KI die Fertigung grundlegend<br />

verändern und zu intelligenteren Fabriken<br />

führen.<br />

Konsequente Bewertung<br />

von Nachhaltigkeitsdimensionen<br />

Diese Trends flankieren nun sukzessive weitere Entwicklungen:<br />

Aus der globalen Notwendigkeit,<br />

CO 2 -Emmissionen in allen drei Perspektiven (Scope<br />

1–3) zu reduzieren, entstehen mehrere Anforderun-<br />

Zukunft. Gestalten.<br />

Per 3D-Druck lassen<br />

sich unter anderem individualisierte<br />

Produkte<br />

kurzfristig fertigen.<br />

Hier gibt es das<br />

Upgrade für<br />

dein Engineering<br />

Know-how!<br />

Vom kompakten Seminar bis zum umfangreichen<br />

Zertifikatslehrgang oder -kurs,<br />

vor Ort und online, bei uns findest du die<br />

Weiterbildung, die zu dir passt!<br />

Finde deine VDI-Weiterbildung<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

www.vdi-wissensforum.de/<br />

maschinenbau-zukunft-gestalten<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 39


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Der digitale Zwilling unterstützt bereits in der Entwicklungsphase bei der<br />

Identifizierung potentieller Probleme.<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Durchgängige Datenverfügbarkeit erschließt neue Optimierungspotentiale<br />

im Produktionsumfeld.<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

gen an die Entwicklung von Produktionsabläufen.<br />

Zum einen besteht der Bedarf, nachhaltiges Produktdesign<br />

durch geeignete Fertigungsabläufe zu<br />

unterstützen. Hier entstehen durch die Nutzung neuartiger<br />

Materialien Herausforderungen etwa in formgebenden<br />

Prozessen. Zum anderen erfordert die<br />

Transformation hin zu einer zirkulären Wertschöpfungskette<br />

bereits in der frühen Entwicklung die Betrachtung<br />

des kompletten Produktlebenszyklus. An<br />

dieser Stelle sind insbesondere Strategien zur Wiederverwendung,<br />

Reparatur oder Verwertung der Produkte<br />

respektive Komponenten zu implementieren.<br />

Konzepte<br />

quantitativ vergleichen<br />

Herstellkosten lassen sich senken, wenn sie<br />

bereits ab der frühen Entwicklungsphase konsequent<br />

mitgedacht werden. Der Ansatz der<br />

Value-Balancing-Analyse liefert hier eine Methodik,<br />

die entstehenden Konzepte quantitativ<br />

zu vergleichen. Ziel der internationalen<br />

Initiative namhafter Industrieunternehmen ist<br />

die monetäre Bewertung von Nachhaltigkeitsdimensionen<br />

entsprechend des ESG-Ansatzes<br />

sowie deren Abbildung in der Unternehmensbilanz.<br />

Anhand ihrer Auswirkungen auf die Bilanz<br />

lassen sich somit Produktionskonzepte quantitativ<br />

einander gegenüberstellen.<br />

koninfo.de/swjlJ<br />

Zur Umsetzung dieser Anforderungen greift prinzipiell<br />

der gleiche Mechanismus, der auch für die Optimierung<br />

der Herstellkosten gilt: ein konsequentes<br />

Mitdenken der Produktionsprozesse ab der frühen<br />

Entwicklungsphase. Was fehlt, ist in vielen Fällen eine<br />

Methodik zur quantitativen Vergleichbarkeit der<br />

entstehenden Fertigungskonzepte beziehungsweise<br />

der damit verbundenen Investitionsentscheidungen.<br />

Hier kann die Value-Balancing-Analyse (siehe Infokasten)<br />

ein Ansatz sein. Ziel der internationalen Initiative<br />

namhafter Industrieunternehmen ist die monetäre<br />

Bewertung von Nachhaltigkeitsdimensionen<br />

entsprechend des ESG-Ansatzes sowie deren Abbildung<br />

in der Unternehmensbilanz. Anhand ihrer Auswirkungen<br />

auf die Bilanz lassen sich somit Produk -<br />

tionskonzepte quantitativ gegenüberstellen.<br />

Neue Bedrohungsszenarien<br />

im Umfeld der Cybersecurity<br />

Neben neuen Anforderungen aus dem Bereich der<br />

Nachhaltigkeit wird das Arbeitsumfeld der Produk -<br />

tionsentwicklung in den nächsten Jahren von zusätzlichen<br />

weitreichenden Einflüssen geprägt. Die voranschreitende<br />

Digitalisierung im Fertigungsumfeld<br />

bringt Chancen ebenso wie Risiken für produzierende<br />

Unternehmen mit sich:<br />

• Auf der einen Seite werden sowohl digitale Produkt-<br />

als auch Prozessdaten essenzielle Begleiter<br />

in der Wertschöpfungskette und erlauben eine zunehmende<br />

Dynamisierung der Herstellungsabläufe.<br />

Beispiele hierfür sind die Auslastungsoptimierung<br />

von Prozessen oder die Dynamisierung von<br />

Prüfungen mittels Lebenszyklus- und Prozessdaten<br />

der Produkte. Beide stellen wichtige Bausteine<br />

zur weiteren Effizienzsteigerung im Fertigungsumfeld<br />

dar und werden aufgrund der durchgängigen<br />

Datenverfügbarkeit sukzessive möglich.<br />

40 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


• Auf der Kehrseite ergeben sich durch die fortschreitende<br />

Vernetzung der Systeme neue Bedrohungsszenarien<br />

im Umfeld der Cybersecurity<br />

(siehe hierzu: BSI-Lagebericht zur IT-Sicherheit<br />

2023). Um diesen zu begegnen, sind zum Beispiel<br />

Anforderungen aus dem europäischen Cyber Resilience<br />

Act (CRA) im Produktionsumfeld zu implementieren.<br />

Speziell im Bereich der Elektronikfertigung<br />

führt dies zu einer zusätzlichen Dynamisierung<br />

der Prozesse, damit beispielsweise kurzfristig<br />

auf auftretende Sicherheitslücken in der Gerätesoftware<br />

reagiert werden kann. Im Kontext der<br />

Produktionsentwicklung bedeutet dies zunächst,<br />

die digitalen Abläufe als elementaren Bestandteil<br />

der Prozesskette mitzudenken und zu gestalten.<br />

Dazu bedarf es Hilfsmitteln zur Visualisierung der<br />

Datenströme entlang der Prozesse. Eine Einbindung<br />

in vorhandene VR/AR-Tools zur Fertigungsplanung<br />

wäre denkbar.<br />

Kontinuierliche Weiterbildung<br />

Viel entscheidender wird aber sein, bereits bei der<br />

Ausprägung derart dynamischer Abläufe die Menschen<br />

in der Produktion nicht aus dem Blick zu verlieren.<br />

Aufgrund der Dynamik erweist es sich zunehmend<br />

als Herausforderung, Prozesse und Entscheidungen<br />

auf dem Shopfloor zu verstehen und im<br />

Zweifelsfall eingreifen zu können. Oberste Prämisse<br />

muss es daher sein, Abläufe und (KI-gestützte) Entscheidungen<br />

transparent zu gestalten. Hierbei kann<br />

der gezielte Einsatz psychologischer Ansätze wie<br />

Nudging entscheidende Vorteile bringen, indem Informationen<br />

für Mitarbeitende entscheidungsorientiert<br />

aufbereitet werden.<br />

Die Produktionsentwicklung befindet sich in einem<br />

tiefgreifenden Veränderungsprozess, da sich Schwerpunkte<br />

nicht mehr vorrangig in der Auslegung physischer<br />

Systeme befinden, sondern immer mehr eben-<br />

Gezieltes Nudging unterstützt Mitarbeiter bei Entscheidungen in einer zunehmend komplexen<br />

Umgebung.<br />

falls im digitalen Umfeld. Arbeitnehmende werden<br />

stärker mit intelligenten Systemen, Maschinen und<br />

KI-Technologien zusammenarbeiten. Die Kommunikation<br />

zwischen Mensch und Technologie wird nahtloser<br />

und effizienter. Arbeitnehmer agieren dann weniger<br />

als reine Maschinenbediener. Stattdessen werden<br />

ihre Erfahrung und ihr Fachwissen wichtiger.<br />

Selbststeuerung und Entscheidungsfindung kommt<br />

ein größerer Stellenwert zu.<br />

Sowohl für die Fertigung als auch die Entwicklung<br />

gilt, sich kontinuierlich weiterzubilden, um mit den<br />

technologischen Veränderungen Schritt zu halten.<br />

Zeitliche Flexibilität und lebenslanges Lernen werden<br />

zur betrieblichen Realität. Arbeitnehmende fokussieren<br />

sich nicht nur auf ihre eigenen Aufgaben, sondern<br />

blicken ebenfalls über den Tellerrand hinaus. Sie<br />

werden in der Fabrik der Zukunft eine aktivere, flexiblere<br />

und wissensbasierte Rolle einnehmen. Die Integration<br />

von Daten aus Kunden- und Zuliefererquellen<br />

spielt dabei eine große Rolle. (co)<br />

www.phoenixcontact.com<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Sicherheit im Elektrofahrzeug<br />

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Telefon +49 (0) 69 950 961 29<br />

Mail CX-DACH@panduit.com<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 41


IM ÜBERBLICK<br />

Anlagenverkauf noch bevor ein<br />

Prototyp steht: ISG-Software<br />

kann dank valide simulierter<br />

Taktzahlen und VR-Anbindung<br />

bereits frühzeitig Kunden<br />

überzeugen.<br />

Bild: ISG<br />

Die virtuelle Inbetriebnahme wird zunehmend aktiv von Auftraggebern gefordert,<br />

da so etwa das Retrofit bestehender Anlagen schneller erfolgen kann.<br />

Zunehmend gefragt: Software für die virtuelle Inbetriebnahme<br />

Simulation reagiert in VR auf Avatar<br />

Im digitalen Engineering Prozess wird die virtuelle Inbetriebnahme (VIBN) von immer mehr Firmen aus<br />

dem Bereich der Automatisierungs- und Fertigungstechnik bewusst gefordert. Zudem können die Tools auch<br />

für Retrofit, Verkauf und Marketing genutzt werden, wie die Erfahrung von Softwareanbieter ISG zeigt.<br />

Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation<br />

Aktuell entstehen teils noch hohe Aufwände<br />

entlang der Engineering-Kette,<br />

da digitale Zwillinge einer Anlage für unterschiedliche<br />

Zwecke meist mehrfach erstellt<br />

werden müssen. „Dieses Problem<br />

lässt sich mit ISG-Virtuos mittlerweile sehr<br />

gut lösen, da wir damit eine durchgängige<br />

Lösung für alle Lebensphasen einer Anlage<br />

anbieten können“, sagt Florian Eger, Head<br />

of Technology and Partnership Management<br />

bei ISG Industrielle Steuerungstechnik.<br />

„Weiterhin ist es toll zu sehen, wie<br />

sich im Automobilbereich die VIBN fest<br />

etabliert hat und ein Simulationsmodell<br />

der Anlagen als Voraussetzung gilt. Im<br />

Sondermaschinenbau hingegen wird der<br />

Aufwand oft noch dem direkten Nutzen<br />

gegenübergestellt. Unterm Strich zeichnet<br />

sich für mich aber ab, dass die Mehrwerte<br />

mittlerweile in allen Branchen angekommen<br />

sind und der Trend klar in Richtung<br />

einer hundertprozentigen VIBN geht.“<br />

Die Ansprüche an den Detailgrad sind dabei<br />

unterschiedlich und wachsen typischerweise<br />

mit steigender Erfahrung: Hat<br />

der erstmal etwas rudimentär angelegte<br />

digitale Zwilling gut funktioniert, sollen<br />

beim nächsten Mal meist komplexere Materialflüsse<br />

simuliert werden – einige Anwender<br />

gehen da sogar noch einen Schritt<br />

weiter und legen Antriebe aus oder hinterlegen<br />

Verschleißmodelle für Mechanik-<br />

Komponenten. „Hier muss natürlich immer<br />

zwischen Kosten und Nutzen abgewogen<br />

werden, möglich ist aber prinzipiell fast alles“,<br />

so Eger weiter. Dafür wurden nun<br />

auch die Physik-Engines von Nvidia und<br />

Algoryx eingebunden.<br />

Virtuelle Inbetriebnahme<br />

ermöglicht Taktzeitanalysen<br />

Mehrere seiner Kunden nutzen die Software<br />

auch für das Retrofiting von Anlagen<br />

und bilden dafür den Brownfield-Zustand<br />

komplett virtuell nach – falls noch<br />

kein entsprechender digitaler Zwilling<br />

vorhanden ist. Denn als Zeitfenster für<br />

den Eingriff in die reale Produktionstechnik<br />

werden den Firmen oft lediglich Sonnund<br />

Feiertage gewährt, da nur dann Stillstand<br />

herrscht. Damit das zeitlich realisierbar<br />

ist, muss im Vorfeld die vollständige<br />

Funktionsfähigkeit des Retrofits abgesichert<br />

sein. Der digitale Zwilling ermöglicht<br />

das.<br />

Die Integration des ISG-Kernel in die Simulationsplattform<br />

war 2023 ein großer<br />

Meilenstein für die ISG. Um schnell Bewegung<br />

in den digitalen Zwilling zu bekommen<br />

ist nun keine SiL- oder HiL-Simulation<br />

mehr notwendig – da hier die<br />

INFO<br />

ISG hat im Juli eine neue<br />

Version des TwinStore live<br />

geschaltet:<br />

koninfo.de/iAKFe<br />

42 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Die Zukunft des Engineerings « TRENDS<br />

Bild: ISG<br />

Model-in-the-Loop-Simulation unter<br />

Verwendung des ISG-Kernel zum Einsatz<br />

kommt. „Taktzeitanalysen oder Machbarkeitsstudien<br />

sind mit kinematisierten<br />

CAD-Daten direkt möglich, ohne dabei eine<br />

Steuerung programmieren zu müssen.<br />

Anwender können diesen aussagekräftigen<br />

digitalen Zwilling ihrer Anlage damit<br />

bereits für Marketing und Sales einsetzen,<br />

um beispielsweise auf Messen die Kunden<br />

zu begeistern“, erzählt Eger. „Denn statt<br />

einer groben Schätzung des Verkäufers<br />

hinsichtlich möglicher Taktzeiten können<br />

unsere Nutzer direkt vor Ort handfeste<br />

Zahlen nennen, direkt auf das Produkt ihrer<br />

Kunden zugeschnitten. Im gerade genannten<br />

Fall übertrafen diese dabei sogar<br />

die Wünsche des Kunden – weshalb der<br />

direkt eine Maschine bestellte.“<br />

Avatar wird erkannt<br />

und kann agieren<br />

Die Möglichkeit, innerhalb weniger Minuten<br />

auch eine VR-Brille anzubinden, ist<br />

für Sales- und Marketing-Zwecke ebenfalls<br />

vorteilhaft. Dabei werden die notwendigen<br />

Daten immer direkt aus ISG-<br />

Virtuos gestreamed, egal ob Software-,<br />

Hardware- oder Model-in-the-loop. „Damit<br />

kann der Kunde seine künftige Anlage<br />

noch immersiver erleben. Hierdurch erschließen<br />

sich Zusammenhänge schneller<br />

und im Vergleich zu reinen CAD-Modellen<br />

oder Zeichnungen bleiben sie auch langfristiger<br />

im Gedächtnis“, versichert Eger.<br />

Zudem möchte ISG bald auch einen eigenen<br />

Avatar vollständig in VR integrieren.<br />

Der VDMA-Leitfaden zur virtuellen Inbetriebnahme (2020)<br />

prognostiziert ein hohes Einsparpotential bei Zeit und Aufwand.<br />

Die Simulationssoftware erkennt dann<br />

den in der virtuellen Anlage agierenden<br />

Nutzer wie in der realen Welt und reagiert<br />

auf ihn. „Unsere Strategie ist bei solchen<br />

Konzepten immer, den Kunden mit<br />

ins Boot zu holen und auf Basis seiner<br />

Anwendungsfälle die Toolfunktionen zu<br />

entwickeln.“ Dabei stößt vor allem das<br />

Testen von Safety-Funktionen auf großes<br />

Interesse: Der Nutzer kann beispielsweise<br />

in der VR mit der Hand in eine laufende<br />

Maschine greifen und prüfen, ob die Sensorik<br />

korrekt funktionieren würde. Interessant<br />

ist hier, dass ISG-Virtuos Safety-<br />

Funktionen echtzeitfähig abbilden kann,<br />

ohne zwingend die reale Technik per<br />

Hardware-in-the-loop einbinden zu müssen.<br />

Die VR-Brille verursacht jedoch eine<br />

Die Anbindung einer VR-Brille an ISG-Virtuos ist problemlos machbar und eröffnet auch für Verkauf<br />

und Marketing neue Möglichkeiten.<br />

Bild: ISG<br />

höhere Latenz. „Eine grundlegende Funktionskontrolle<br />

der Sicherheitseinrichtungen<br />

wollen wir aber bald in der 3D-Umgebung<br />

ermöglichen“, so Eger.<br />

Ebenso häufig nachgefragt wird die VR-<br />

Anwendung bei der ISG für Ergonomie-<br />

Analysen, etwa von Handarbeitsplätzen.<br />

Dabei soll auch die Augmented Reality<br />

stärker zum Einsatz kommen: Entsprechende<br />

Sensorik-Handschuhe würden<br />

dann ermöglichen, die später verwendeten<br />

realen Montage-Komponenten zu<br />

nutzen. Der Arbeiter kann mit diesen<br />

samt deren echtem Gewicht und Form an<br />

einem virtuell eingeblendeten Arbeitsplatz<br />

arbeiten und durch die Erkenntnisse<br />

dessen Planung optimieren. „Handarbeitsplätze<br />

können auf diese Weise künftig<br />

nicht mehr nur validiert, sondern komplett<br />

konzipiert werden“, ist sich Eger sicher.<br />

Somit kann jeder in die Rolle des Arbeiters<br />

schlüpfen und hautnah nachempfinden,<br />

was ein höherer Takt von beispielsweise<br />

10 % in der Praxis bedeuten<br />

würde. Schulungen an der virtuellen Anlage,<br />

noch bevor diese existiert oder für<br />

neue, noch unerfahrene Mitarbeiter sind<br />

so ebenfalls möglich. Bis vor einigen Jahren<br />

stand Eger der VR-Brille übrigens<br />

noch etwas skeptisch gegenüber: „Inzwischen<br />

aber bin ich völlig überzeugt davon,<br />

dass diese Technik bei gezieltem Einsatz<br />

einen riesigen Mehrwert bringen kann.“<br />

www.isg-stuttgart.de<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 43


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Produktpräsentation und Entwicklung im B2B-Umfeld profitieren gleichermaßen<br />

Transformation durch Metaverse und KI<br />

Bis 2030 könnte das Metaverse einen Marktwert von bis zu fünf Billionen US-Dollar erreichen,<br />

schätzt die Unternehmensberatung McKinsey. Tech-Giganten wie Meta und Microsoft investieren<br />

bereits Milliarden. Und immer mehr Unternehmen folgen dem Trend und machen Kunden ihre Produkte<br />

mittels Virtueller Realität (VR) zugänglich. So auch H+B technics mit seinen individuell anpassbaren<br />

Liftanlagen für die Boot- und Yachtindustrie, zum Einsatz kommt das iguverse von igus.<br />

Der motion-plastics-Spezialist zeigt mit seinem Industrial Metaverse und der igusGo App, wie VR<br />

und KI Vertrieb, Engineering und Service in der Industrie revolutionieren.<br />

Marco Thull, Senior Marketing Activist bei igus<br />

Bild: igus<br />

Über ein einfaches Foto einer Anwendung kann<br />

die KI-basierte igusGO App dem Nutzer zeigen,<br />

wo Potential für Verbesserung steckt und damit<br />

helfen, Kosten zu sparen.<br />

Bild: igus<br />

Mit Hilfe in VR nachgebauter, digitaler Zwillinge kann H+B technics seine Produkte für Boote und<br />

Schiffe jederzeit einfach und flexibel im iguverse präsentieren.<br />

Um Kunden und interessierten Messebesuchern<br />

die eigenen Produkte<br />

noch einfacher und flexibler präsentieren<br />

zu können, hat H+B technics einige Produkte<br />

als digitale Zwillinge in VR nachbauen<br />

lassen. „Viele unserer Lösungen lassen<br />

sich auf einem Messestand gar nicht<br />

als reales Produkt zeigen, sondern nur als<br />

Messemodell“, erklärt Marketingleiter Jan<br />

Olfenbüttel. „Mit dem iguverse können<br />

wir unsere Produkte nun jederzeit und<br />

überall hautnah erlebbar machen und<br />

auch im Betrieb zeigen – das ist im realen<br />

Alltag kaum möglich.“ H+B technics<br />

musste dafür lediglich 3D-Daten seiner<br />

Produkte nach Köln schicken – igus übernahm<br />

den Bau der digitalen Zwillinge.<br />

Besucher der METS Trade 2023 sowie der<br />

boot Düsseldorf 2024 konnten das Ergebnis<br />

bereits per VR-Brille bestaunen. Als<br />

Avatar fanden sie sich in einem maritimen<br />

Showroom wieder. Mittendrin die digitalen<br />

Zwillinge von Schiffsmodellen mit<br />

Produkten von H+B technics.<br />

„Dank des iguverse sind wir viel flexibler<br />

und sparen sogar Kosten“, erklärt Jan Olfenbüttel.<br />

„Statt in teure Messemodelle zu<br />

investieren, können wir in VR für jede<br />

Messe einfach neue 3D-Modelle integrieren<br />

und so ohne große Standfläche viel<br />

mehr zeigen.“ Der Einsatz von VR macht<br />

aus der reinen Produktpräsentation ein<br />

eindrucksvolles, interaktives Erlebnis.<br />

Auf dem Weg zur<br />

offenen B2B-Plattform<br />

Auch andere Unternehmen haben bereits<br />

ihre Maschinen und Anlagen im iguverse<br />

nachbauen lassen: Von der Laseranlage<br />

für die Oberflächenbearbeitung über<br />

Schweißtechnik für Fahrzeuge bis hin zur<br />

wohnzimmergroßen Fräsmaschine. Dabei<br />

können Betriebe perspektivisch sogar den<br />

Engineering-Prozess in die virtuelle Realität<br />

verlagern. Kunden erhalten von igus<br />

einen full-managed Service – von der<br />

Step-Datei bis zum begehbaren VR-Modell<br />

inklusive Onboarding. Unternehmen<br />

können so von der Zukunftstechnologie<br />

VR profitieren, ohne in eigene Metaverse-<br />

Entwicklungen investieren zu müssen.<br />

44 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Bild: igus<br />

Schnelle Analyse und Tipps von KI-basierter App<br />

Auf einen Blick erkennt der Anwender, an<br />

welchen Stellen sich schmierstofffreie<br />

Komponenten einsetzen lassen.<br />

Die Vision ist, das iguverse zu einer offenen<br />

B2B-Plattform auszubauen. Menschen<br />

aus aller Welt kommen in VR zusammen,<br />

um gemeinsam ganze Engineering-Projekte<br />

durchzuführen – ohne CO 2 –<br />

und zeitintensive Anreisen. Zudem werden<br />

Vorhaben vom ersten Tag an anschaulicher<br />

und greifbarer. Abstrakte Datenblätter<br />

und <strong>Konstruktion</strong>szeichnungen werden<br />

überflüssig. Stattdessen können sie<br />

3D-Modelle von Maschinen und Anlagen<br />

im 1:1-Maßstab erstellen und so schneller<br />

eine Vorstellung von Größe, Funktionsweise<br />

und eine mögliche Einbindung in eine<br />

Fertigungsstraße gewinnen. Auch Machbarkeitsanalysen,<br />

Montage- und Einbau -<br />

Per Foto, Sprachsteuerung oder Text<br />

identifiziert die igusGO App mittels KI<br />

die eigene Anwendung und macht Vorschläge,<br />

an welchen Stellen schmierfreie<br />

Produkte von igus die Nachhaltigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit verbessern<br />

können. Die App lässt sich hier direkt<br />

ausprobieren:<br />

koninfo.de/VvTUO<br />

simulationen sind möglich, um <strong>Konstruktion</strong>sschwächen<br />

frühzeitig aufzuzeigen<br />

und Planungsfehler zu vermeiden.<br />

Am Ende ist die Entwicklung im Metaverse<br />

nicht nur kostengünstiger und nachhaltiger,<br />

sondern auch schneller. Das Beispiel<br />

eines Helikopters des US-Luftfahrzeugherstellers<br />

Bell zeigt, dass sich Projekte<br />

in VR ganze 10-mal schneller umsetzen<br />

lassen. Der virtuelle Erfahrungsraum<br />

kann dabei den gesamten Produktlebenszyklus<br />

umfassen. Vom Design über das Engineering,<br />

die Produktion und den Betrieb<br />

bis hin zum Recycling.<br />

Auch die Suche nach den passenden Komponenten<br />

für die eigene Maschine oder<br />

Anlage kann im Rahmen der <strong>Konstruktion</strong><br />

ein richtiger Zeitfresser sein, vor allem<br />

wenn das Angebot am Markt groß ist. Damit<br />

Kunden schnell und spielerisch einfach<br />

die richtigen Bauteile für ihre Anwendung<br />

finden können, hat igus die KIbasierte<br />

igusGO App entwickelt. Sie nutzt<br />

Daten aus Millionen Anwendungen mit<br />

Produkten der Kölner. Zudem stellt sie<br />

Funktionen zur Verfügung, um die Lebensdauer<br />

im jeweiligen Kundenszenario zu<br />

berechnen – auf Basis von hunderttausenden<br />

Testwerten aus dem hauseigenen Labor.<br />

Ganz neu ist die Berechnung der<br />

Schmierstoff-Ersparnis in der App, die bei<br />

der Auswahl eines Gleitlagers oder Zahnrads<br />

mitgeliefert wird.<br />

Und: Mit solchen digitalen Services können<br />

Unternehmen mit dem Druck durch<br />

steigende Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

sowie Fachkräftemangel umgehen. (co)<br />

www.igus.de<br />

INFO<br />

Mehr zum iguverse, dem<br />

Industrial Metaverse von igus:<br />

koninfo.de/zgPYI<br />

We Make Quality Champions<br />

Quality and Engineering Software Solutions<br />

PeakAvenue Conference | 17.-18.09.2024 | Böblingen<br />

Konferenz zu Qualitäts- & Engineering-Themen<br />

Keynote: Die vier Portale in die Zukunft – Worauf müssen<br />

Unternehmen achten, um morgen erfolgreich zu sein?<br />

Vorstellung der neuen Plattform von PeakAvenue durch<br />

Ulrich Mangold (CEO) & Sebastian Leopold (CTO).<br />

Best Practices & branchenübergreifendes Networking.<br />

– Neues Mitglied bei PeakAvenue<br />

Reliability, Availability, Maintainability und Safety (RAMS).<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 45


TRENDS » Die Zukunft des Engineerings<br />

Gewicht sparen und nachhaltiger werden – Herausforderungen der Luft- und Raumfahrt meistern<br />

Leichtbaukupplungen im Weltraum<br />

In der Luft- und Raumfahrt kommt es vor allem auf die Widerstandsfähigkeit der eingesetzten<br />

Komponenten an. Jedoch ebenfalls essenziell: das Gewicht. Leichtbaukomponenten<br />

sind in Fluggeräten von entscheidender Bedeutung, denn jedes zusätzliche Kilo hat<br />

negative Auswirkungen auf die Gesamteffizienz. R+W fertigt innovative Leichtbaukupplungen,<br />

die in Linienflugzeugen, aber unter anderem auch in der Raumstation<br />

ISS eingesetzt werden.<br />

Dirk Hasenstab, Customer Relations Manager, R+W Antriebselemente GmbH, Wörth am Main<br />

TIPP<br />

R+W Antriebselemente<br />

ist Hauptsponsor und<br />

Aussteller unserer Konferenz<br />

Engineering 2036, die den<br />

Ideenaustausch zum Thema<br />

Nachhaltigkeit fördern will.<br />

(siehe S. 9ff)<br />

R+W-Leichtbaukupplungen kommen in der Luft- und Raumfahrt zum Einsatz.<br />

In kaum einer Anwendung spielt das<br />

Gewicht eine so entscheidende Rolle<br />

wie im Flugzeug oder Raumfähren beziehungsweise<br />

Trägerraketen. Jedes Gramm<br />

hat einen überdurchschnittlich hohen<br />

Einfluss auf den notwendigen Treibstoff,<br />

INFO<br />

Mehr Informationen zu den<br />

Lösungen für die Luft- und<br />

Raumfahrt von R+W:<br />

koninfo.de/PGfRa<br />

um die Fluggeräte in die Lüfte zu katapultieren.<br />

Neben dem Gewicht stehen in der<br />

Luft- und Raumfahrt vor allem die Robustheit<br />

und Zuverlässigkeit der Komponenten<br />

im Fokus. Insbesondere während<br />

des Startvorgangs wirken enorme Kräfte<br />

auf die Luftfahrzeuge und ihre Komponenten.<br />

Daher braucht es an dieser Stelle<br />

extrem robuste Bauteile, die jedoch so<br />

leicht wie möglich sein sollten, um den<br />

Betrieb der Fluggeräte so wirtschaftlich<br />

wie möglich zu gestalten.<br />

Viele Gründe für kompakte<br />

Gerätekonstruktionen<br />

Bild: Artisom P/stock.adobe.com<br />

Neben der Energieeffizienz gibt es eine<br />

Vielzahl von Gründen, Maschinen- und<br />

Gerätekonstruktionen<br />

möglichst<br />

leicht und kompakt zu realisieren –<br />

auch jenseits der Luft- und Raumfahrt.<br />

Leichtere <strong>Konstruktion</strong>en lassen sich<br />

schneller beschleunigen und abbremsen,<br />

ein Plus für die Dynamik und Performance<br />

des Systems. Durch die reduzierte Menge<br />

des notwendigen Materials können die<br />

Kosten sinken. Insgesamt sind weniger<br />

Ressourcen für die Bearbeitung und Fertigung<br />

des Materials und der Komponenten<br />

nötig. In der ganzheitlichen Betrachtung<br />

des Herstellungsprozesses reduziert sich<br />

der CO 2 -Fußabdruck, was einen Bonus in<br />

Sachen Nachhaltigkeit mit sich bringt.<br />

Insbesondere wenn es sich um energieintensiv<br />

zu produzierende Komponenten<br />

aus Metall handelt.<br />

Deshalb fertigen die Kupplungsspezialisten<br />

von R+W ihre Leichtbaukupplungen<br />

aus High-Tech-Materialien und setzen<br />

dabei auf spezielle Oberflächenbehandlungen,<br />

um dennoch die nötige Verschleißfestigkeit<br />

zu gewährleisten. Dadurch<br />

kann das Unternehmen aus Wörth<br />

am Main je nach Kupplungsbaureihe bis<br />

zu 60% Gewicht gegenüber der Standardausführung<br />

einsparen. Mit der Baureihe<br />

SL hat R+W eine bereits standardmäßig<br />

gewichtreduzierte Präzisions-<br />

Sicherheitskupplung im Portfolio. Beispielsweise<br />

baut die Kupplung mit<br />

Klemmringverbindung in der kleinsten<br />

Variante lediglich 45 mm auf und wiegt<br />

gerade einmal rund 300 g. Die SL-Serie ist<br />

sowohl für indirekte als auch für direkte<br />

Antriebe verfügbar und überträgt Dreh-<br />

46 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


momente von 10 bis 700 Nm spielfrei. Für<br />

spezielle Applikationen, die über den Leistungsbereich<br />

der Standardkupplungen hinausgeht,<br />

entwickelt der Kupplungsexperte<br />

partnerschaftlich mit dem Kunden<br />

passgenaue Lösungen für die anspruchsvollsten<br />

Anwendungen – auch schon ab<br />

Losgröße 1.<br />

Kupplungskonstruktion für<br />

Auftriebshilfen von Flugzeugen<br />

Leichtbau Sicherheitskupplungen<br />

der Modellreihe<br />

SL von R+W.<br />

Bild: R+W<br />

Zu den Anwendungsbeispielen in der<br />

Luft- und Raumfahrt gehören etwa Transmissionswellen<br />

zur Ansteuerung der Auftriebshilfen<br />

von Flugzeugen. Hierbei<br />

kommt eine Kupplungskonstruktion aus<br />

einem Zwischenrohr aus Verbundwerkstoff<br />

mit einer gewichtsoptimierten Flanschanbindung<br />

zum Einsatz. Ein weiteres<br />

Beispiel aus der Luftfahrt findet sich im<br />

Passagierentertainment: Zum Komfort<br />

auf Langstreckenflügen tragen schwenkbare<br />

Infotainmentsysteme bei. Die Verstellung<br />

des Bildschirms erfolgt über einen<br />

elektrischen Antrieb. Leichtbau-Sicherheitskupplungen<br />

von R+W sorgen an<br />

dieser Stelle für die präzise Kraftübertragung<br />

und schützen die investitionsintensiven<br />

Systeme vor Schäden – beispielsweise<br />

bei unsachgemäßem Gebrauch<br />

durch den Fluggast.<br />

Sicherheitskupplung für<br />

internationale Raumstation ISS<br />

Auf der internationalen Raumstation ISS<br />

verrichtet eine individualisierte Sicher-<br />

heitskupplung ihren Dienst in einem Trainingsgerät<br />

für die Raumfahrer. Die Kupplung<br />

schützt das Gerät vor Beschädigung<br />

bei zu starkem Krafteinsatz der Astronauten.<br />

Somit tragen Leichtbaukupplungen<br />

von R+W unter anderem zu einem<br />

optimierten Startvorgang und bequemeren<br />

Reisen in Linienflugzeugen sowie der<br />

Erhaltung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit<br />

der Astronauten auf der ISS bei.<br />

(jg)<br />

www.rw-kupplungen.de<br />

Nachgefragt: Effizienz und Nachhaltigkeit steigern<br />

Bild: R+W<br />

„Wir verfolgen den<br />

Green-Engineering-Ansatz.<br />

Neben<br />

der Verwendung<br />

nachhaltiger<br />

Materialien gehört<br />

hierzu der umweltschonende<br />

Betrieb der Produktionsstätte.“<br />

Lukas Dominik, Technical Account<br />

Consultant bei R+W<br />

Herr Dominik, der Leichtbau ist einer<br />

der globalen Trends im Maschinenbau.<br />

Welche Entwicklungen sehen<br />

sie aktuell bei R+W darüber hinaus<br />

im Fokus?<br />

Dominik: Vor allem die Steigerung<br />

der Effizienz und der Nachhaltigkeit<br />

– und das über alle unser Zielbranchen<br />

und Produktgruppen hinweg.<br />

Die Vermeidung von Ausschuss, die<br />

Einsparung von Energie und Emissionen<br />

sowie der damit einhergehende reduzierte<br />

CO 2 -Footprint stehen in der gesamten<br />

Industrie auf der Agenda. Wir<br />

versuchen auf verschiedenen Ebenen als<br />

Komponentenlieferant unseren Beitrag<br />

hierzu zu leisten.<br />

Inwiefern?<br />

Dominik: Nachhaltigkeit ist seit jeher<br />

ein wichtiger Teil unserer Unternehmensstrategie.<br />

So sind wir gemäß der<br />

internationalen Umweltmanagementnorm<br />

ISO 14001 zertifiziert und beteiligen<br />

uns am Umweltpakt Bayern. Der<br />

Umweltpakt stellt eine freiwillige Initiative<br />

dar, die zeigt, dass wirtschaftliche<br />

und umweltschonende Aspekte erfolgreich<br />

in Einklang gebracht werden<br />

können. Und auch in unserer Produktion<br />

legen wir großen Wert auf die Ressourcenschonung<br />

und suchen stets<br />

nach Wegen, um die Nachhaltigkeit<br />

und Umweltfreundlichkeit unseres<br />

Standorts zu erhöhen.<br />

Wie gehen sie hierbei vor?<br />

Dominik: Wir verfolgen den Green-<br />

Engineering-Ansatz. Neben der Verwendung<br />

nachhaltiger Materialien<br />

gehört hierzu der umweltschonende<br />

Betrieb der Produktionsstätte, aber<br />

auch die Reduktion oder Substitution<br />

von Gefahrstoffen. Darüber hinaus<br />

versuchen wir durch die <strong>Konstruktion</strong><br />

und das Design unserer<br />

Kupplungen die Nutzung der Masse<br />

und Energie der Produkte im Prozess<br />

so effizient wie möglich zu gestalten<br />

und somit vor allem auch<br />

die Langlebigkeit zu optimieren.<br />

Denn nichts ist effizienter und<br />

nachhaltiger als ein Produkt, das<br />

nicht kaputt geht.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 47


ANTRIEBSTECHNIK » Kupplungen & Bremsen » <strong>KEM</strong>-Porträt<br />

Grundlegendes und Tipps zu Sicherheitsbremsen<br />

„Sicherheitsbremsen sind bei uns<br />

immer Federdruckbremsen“<br />

Sicherheitsbremsen kommen dort zum Einsatz, wo Lasten und Massen sicher gehalten und abgebremst werden<br />

müssen, um Schäden, Gefahren und Unfälle zu verhindern: Beispielsweise in Personenaufzügen, an Hebezeugen,<br />

in Windkraftanlagen oder in der Bühnentechnik. Sie sorgen für einen zuverlässigen und sicheren Halt<br />

von Maschinen und Anlagen. Unser Interview wirft einen Blick auf die grundlegenden <strong>Konstruktion</strong>s -<br />

prinzipien und gibt Tipps für den Einsatz von Sicherheitsbremsen.<br />

Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation<br />

IM INTERVIEW<br />

Bernd Kees,<br />

Produktmanager<br />

Sicherheitsbremsen,<br />

mayr Antriebstechnik,<br />

Mauerstetten<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie funktioniert<br />

eine Sicherheitsbremse?<br />

Bernd Kees (mayr Antriebstechnik): Das Wichtigste<br />

bei einer Sicherheitsbremse ist, dass sie nach<br />

dem grundlegenden Prinzip der Energie-Trennung<br />

arbeitet. Das heißt, die Bremse ist auch dann geschlossen,<br />

wenn keine Energie von außen zugeführt<br />

wird. Denn bei Stromausfall oder in einem anderen<br />

Havariefall muss die Bremse sicher schließen.<br />

Sonst könnte eine Last, zum Beispiel bei einer<br />

vertikalen Achse, abstürzen.<br />

Wir bei mayr haben uns hohe Anforderungen<br />

auferlegt, um ein solches Produkt Sicherheitsbremse<br />

nennen zu dürfen. Das heißt, wir halten<br />

weitere Kriterien ein:<br />

• Es müssen immer kurze Schaltzeiten gewährleistet<br />

sein, um kurze Anhaltewege zu realisieren,<br />

damit die Last schnell zum Stehen kommt.<br />

• Bei der Dimensionierung einer Sicherheitsbremse<br />

achten wir darauf, dass die eingesetzten Komponenten<br />

sicherheitsorientiert dimensioniert sind.<br />

Das bedeutet beispielsweise, dass die Bauteile<br />

mit ausreichender Festigkeit gefertigt sind.<br />

• Zudem ist eine sichere Federkraft wichtig, denn<br />

Sicherheitsbremsen sind bei mayr immer Federdruckbremsen,<br />

bei denen das Bremsmoment oder<br />

die Bremskraft durch Druckfedern erzeugt wird.<br />

Wir verwenden daher mehrere Federn, das heißt:<br />

Sollte wirklich eine Feder ausfallen, verbleibt die<br />

Federkraft der anderen Federn. Zudem verbauen<br />

wir die Federn so, dass selbst bei der gebrochenen<br />

Feder eine Kraft verbleiben würde.<br />

Bei uns werden Sicherheitsbremsen im Werk zusammengebaut,<br />

anschließend auf einem End-Prüfstand<br />

geprüft und dort die Daten erfasst und dokumentiert,<br />

mit denen die Bremse das Haus verlassen hat.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche Bauarten<br />

von Sicherheitsbremsen gibt es?<br />

Kees: Die Bauarten von Sicherheitsbremsen sind<br />

sehr vielfältig. Auf unserer Website erhält man<br />

einen Überblick über die vielen verschiedenen Modelle.<br />

Am häufigsten sind Sicherheitsbremsen, die<br />

rotierende Bewegungen abbremsen, aber es gibt<br />

auch Sicherheitsbremsen, die lineare Bewegungen<br />

abbremsen. Bei allen Modellen erfolgt das Schließen<br />

über Federkraft. Geöffnet werden die Bremsen nach<br />

drei verschiedenen Prinzipien: Meistens elektromagnetisch,<br />

aber es gibt auch pneumatische oder hydraulische<br />

Lösungen.<br />

Bernhard Kees erklärt im Gespräch mit der Redaktion<br />

der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation die Funktions -<br />

weise von Sicherheitsbremsen.<br />

48 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024<br />

Bild: Konradin Mediengruppe


»Das Wichtigste an einer<br />

Sicherheitsbremse ist, dass sie nach<br />

dem grundlegenden Sicherheitsprinzip<br />

der Energie-Trennung arbeitet.<br />

Das heißt, die Sicherheitsbremse ist<br />

auch dann geschlossen, wenn keine<br />

Energie von außen zugeführt wird.«<br />

Bernd Kees, Produktmanager Sicherheitsbremsen, mayr Antriebstechnik<br />

Bild: Konradin Mediengruppe<br />

Die Bremsen kommen an verschiedenen Einbaupositionen<br />

zum Einsatz; die rotierenden Bremsen zum<br />

Beispiel im Motor, hinter oder vor dem Motor, an der<br />

Spindel oder an einem freien Wellenende. Unsere<br />

Linearbremsen sind an einer separaten Kolbenstange,<br />

an einer Zahnstange oder auch direkt an der<br />

Führungsschiene angebracht.<br />

Darüber hinaus gibt es spezielle Branchenlösungen,<br />

beispielsweise für die Aufzugstechnik oder die Bühnentechnik.<br />

Bei diesen Anwendungen werden im<br />

Normalfall Doppelbremsen verwendet. Diese müssen<br />

sehr leise öffnen und schließen, weil die Schalt -<br />

geräusche im Aufzug oder in der Bühnentechnik irritieren<br />

oder stören würden. Weitere Anwendungen<br />

mit speziellen Anforderungen gibt es in anderen<br />

Branchen, wie etwa dem maritimen Bereich. Hier<br />

werden spezielle korrosionsgeschützte Ausführungen<br />

benötigt, die zudem sehr robust aufgebaut sind.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Sicherheitsbremsen<br />

sollen Bewegungen stoppen und Lasten<br />

sicher halten. Gibt es Unterschiede zwischen Sicherheitsbremsen<br />

für die Aufgaben „Bewegung<br />

stoppen“ und „Last sicher halten“?<br />

Kees: Im Feld sind inzwischen die meisten Anwendungen<br />

sogenannte Halte-Anwendungen, in denen<br />

die Bremsen im Normalbetrieb im Stillstand geschlossen<br />

werden und die stehende Last halten. Sicherheitsbremsen<br />

müssen jedoch grundsätzlich beides<br />

können. Sie stehen für einen sicheren Halt, müssen<br />

im Störfall wie beispielsweise bei Stromausfall<br />

aber auch dynamisch bremsen können. Deshalb sind<br />

unsere Bremsen für beides geeignet.<br />

Wenn Bremsen speziell für sehr hohe und/oder sehr<br />

häufig auftretende dynamische Reibarbeiten ausgelegt<br />

werden, gibt es dafür wieder eigene Lösungen<br />

mit speziellen Reibbelägen, teilweise veränderter<br />

Federkraft, um eine höhere Verschleiß-Reserve zu<br />

bekommen und gegebenenfalls werden auch die<br />

Bauteile stärker dimensioniert, um eine bessere<br />

Energieaufnahme zu ermöglichen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Was müssen<br />

Konstrukteure und Konstrukteurinnen beim Einsatz<br />

einer Sicherheitsbremse beachten?<br />

Kees: Der erste Schritt ist, die richtige Sicherheitsbremsen-Bauform<br />

auszuwählen. Die Auswahl erfolgt<br />

in Abhängigkeit von der jeweiligen Anwendung,<br />

den geltenden Vorschriften, den jeweiligen<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 49


ANTRIEBSTECHNIK » Kupplungen & Bremsen » <strong>KEM</strong>-Porträt<br />

Die Roba-linearstop-Bremsen sind Sicherheitsbremsen<br />

nach dem Fail-Safe-Prinzip.<br />

Das bedeutet, sie erzeugen die Bremskraft<br />

durch Druckfedern und sind im<br />

energielosen Zustand geschlossen.<br />

Sie eignen sich besonders für den<br />

Einsatz in schwerkraftbelasteten<br />

Achsen, da sie direkt an den Massen<br />

angebracht werden, die abgebremst<br />

beziehungsweise gehalten werden sollen.<br />

INFO<br />

Mehr Informationen zu den<br />

Sicherheitsbremsen von<br />

mayr Antriebstechnik:<br />

koninfo.de/IyOom<br />

Bild: mayr Antriebstechnik<br />

Anbaumöglichkeiten sowie den herrschenden Umgebungsbedingungen.<br />

Typenabhängig bieten wir<br />

dem Konstrukteur zur Unterstützung eine Validierungshilfe<br />

zur Bremsenbaureihe.<br />

Wenn der Konstrukteur/die Konstrukteurin so weit<br />

ist, dass er die richtige Bremse gewählt hat, ist die<br />

richtige Auslegung wichtig. Also die Frage, ob die<br />

Sicherheitsbremse beispielsweise ein ausreichendes<br />

Haltemoment für das Halten der Last hat. Wichtig<br />

ist dann aber auch, die Dynamik zu betrachten. Die<br />

Sicherheitsbremse muss die Energie, die bei einer<br />

dynamischen Bremsung – etwa einem Not-Stopp –<br />

auftritt, ‚vernichten‘ können und muss die Last entsprechend<br />

dem vorgegebenen Weg und der vorgegebenen<br />

Zeit abbremsen können.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist anschließend der<br />

Bremsen-Test. In sicherheitskritischen Anwendungen<br />

mit hohem Gefährdungspotential kann es erforderlich<br />

sein, die Bremse in der Anwendung auf ihr<br />

Bremsmoment zu testen. Auch das muss bereits in<br />

der Auslegung berücksichtigt werden. Für die Sicherheitsbetrachtung<br />

müssen dann auch Sicherheitskennwerte<br />

für die Bremse vorhanden sein.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie sollte eine<br />

Sicherheitsbremse dimensioniert sein?<br />

Kees: Zur Dimensionierung sind die<br />

erforderlichen Bremsmomente, der<br />

zur Verfügung stehende Bauraum<br />

und die Anbaumöglichkeiten wichtig.<br />

In den verfügbaren Bauraum<br />

muss eine Bremse passen, die ausreichend<br />

Bremsmoment hat. Man<br />

beginnt in der Regel mit einer Vorauswahl.<br />

Bei vertikalen Achsen bestimmt<br />

man meist ausgehend von<br />

einem Lastmoment ein Haltemoment<br />

mit entsprechender Sicherheit<br />

dazwischen. Diese<br />

Sicherheit liegt üblicherweise<br />

bei einem Faktor<br />

zwischen 1,5 und 3. Der<br />

genaue Wert hängt von<br />

der jeweiligen Anwendung<br />

ab. Es gibt zum Teil<br />

normative Vorschriften, mit<br />

welchen Sicherheiten gearbeitet<br />

werden muss. Zudem<br />

spielt der Gefährdungsgrad diesbezüglich<br />

eine Rolle. In anderen<br />

Fällen beginnt die Dimensionierung mit<br />

dem Motormoment, zum Beispiel dann, wenn ein<br />

Antriebshersteller einen Motor in verschiedenen Anwendungen<br />

einsetzt. Dieser Hersteller kann am Ende<br />

gar nicht immer sagen, ob und welche Lastmomente<br />

auftreten. Deswegen geht man hier vom Motormoment<br />

aus. Das heißt für die Vorauswahl kommen<br />

diese zwei Ansätze zum Tragen: Lastmoment und<br />

Motormoment.<br />

Wichtig ist bei der Auslegung, neben dem Halten<br />

auch die dynamische Bremsung zu betrachten. Welche<br />

Reibarbeiten werden beim Bremsen erzeugt und<br />

sind diese zulässig? Eine entscheidende Rolle spielen<br />

dabei die Schaltzeiten. Denn in vertikalen Achsen<br />

können Lasten zusätzlich beschleunigen, bevor<br />

das System zum Stillstand kommt. Auch in diesem<br />

Fall darf es eben nicht passieren, dass man die zulässigen<br />

Werte überschreitet. Das Ganze, also Totzeiten<br />

im System, Schaltzeit der Bremse und der<br />

Bremsweg, müssen berücksichtigt werden. Dazu<br />

kommen maximal zulässige Verzögerungswege und<br />

-zeiten, die für die jeweilige Anwendung eingehalten<br />

werden müssen. Letztendlich sind diese Parameter<br />

anwendungs- und branchenabhängig; die entsprechenden<br />

Angaben mit den zulässigen Werten<br />

der Bremsen finden sich in der zugehörigen Dokumentation.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche Möglichkeiten<br />

gibt es, auch redundante Systeme aufzubauen?<br />

Kees: In der Bühnentechnik wurden bisher zumeist<br />

klassische Doppelbremsen verwendet. Das sind zwei<br />

Bremsen, die gleich aufgebaut sind und hinterein -<br />

ander montiert werden. Ein Novum für die Bühnentechnik<br />

sind unsere Roba-stop-stage-Bremsen. Diese<br />

bieten mit zwei Bremskreisen die nötige Redundanz,<br />

haben aber nur das einfache Bremsmoment.<br />

Normalerweise bedeuten zwei Bremskreise auch<br />

doppeltes Bremsmoment. Die Störfallbelastung ist<br />

50 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


also hoch, wenn beide Bremskreise einfallen. Das ist<br />

bei den Roba-stop-stage-Bremsen eben nicht der<br />

Fall. Sie bremsen sanft und bauteilschonend.<br />

Daneben gibt es baumustergeprüfte Bremsen, bei<br />

denen die Redundanz anders gelöst wird und nicht<br />

alle Teile doppelt vorhanden sind. Bei diesen Lösungen<br />

handelt es sich um homogene Redundanzen.<br />

Andere Redundanz-Lösungen, bei denen zwei Bremsen<br />

unterschiedlicher Bauart an zwei verschiedenen<br />

Stellen zum Einsatz kommen, bezeichnet man als<br />

diversitäre Redundanz. Diese haben den Vorteil, dass<br />

bei Auftreten eines Fehlers mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

nur eine Bremse betroffen ist.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Wie lassen sich<br />

Sicherheitsbremsen überwachen?<br />

Kees: Es gibt verschiedene klassische Überwachungsmöglichkeiten<br />

von Mikroschaltern über Näherungsinitiatoren<br />

und Hall-Sensoren bis hin zu<br />

Temperatur-Sensoren. Daneben bietet mayr Monitoring-Lösungen<br />

mit dem Modul Roba-brake-checker<br />

an. Das Modul versorgt die Bremse einerseits<br />

mit der benötigten Gleichspannung und überwacht<br />

gleichzeitig die Bremse durch die Auswertung von<br />

Strom- und Spannungskurve. Auf diese Weise kann<br />

das Überwachungsmodul feststellen, ob die Bremse<br />

geschaltet hat, ob sie offen oder geschlossen ist.<br />

Darüber hinaus können Anomalien festgestellt werden,<br />

etwa ob die Bremse überhitzt ist. Und man<br />

sieht, wie sich die Schaltkurve über die Lebensdauer<br />

verändert und kann somit auch auf den Verschleiß<br />

der Bremse schließen. Das geht dann in Richtung<br />

Predictive Maintenance, denn dadurch kann man<br />

rechtzeitig eingreifen und eine Wartung einplanen,<br />

damit es nicht zu ungeplanten Stillständen kommt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation: Welche Tipps<br />

können Sie zum Einsatz von Sicherheitsbremsen<br />

geben?<br />

Kees: Das Wichtigste ist für uns, dass wir möglichst<br />

umfassende Informationen vom Anwender über die<br />

Anwendung erhalten. Denn mit diesen Informationen<br />

können wir in den Dialog mit dem Kunden treten<br />

und so möglichst exakt die Anforderungen an<br />

das Bremssystem definieren und gemeinsam die<br />

richtige Lösung finden. Darüber hinaus stellt mayr<br />

Validierungshilfen für die Bremssysteme bereit. Das<br />

heißt, dass auf diese Weise auch der Konstrukteur,<br />

der bewerten muss, ob er die richtige Bremse für<br />

seine Anwendung hat, schon einen Abgleich machen<br />

kann, ob dieses Bremssystem für ihn gut passt.<br />

Will heißen: Wir unterstützen ihn bei der Bewertung<br />

seiner Sicherheitsstruktur nach DIN EN 13849-2 bezüglich<br />

dem Thema Bremse. Sicherheitskennwerte<br />

sind zudem ein wichtiges Thema. Diese sind bei sicherheitskritischen<br />

Anwendungen erforderlich.<br />

Zum Schluss, wenn wir gemeinsam mit dem Kunden<br />

die Lösung ausgewählt haben und er die Bremse in<br />

sein System integriert hat, ist es wichtig, das Bremssystem<br />

in der Anwendung einer Applikationsprüfung<br />

zu unterziehen – damit in der Praxis alles funktioniert<br />

wie vorgesehen.<br />

www.mayr.com<br />

»Wichtig ist bei der Auslegung,<br />

neben dem Halten auch die<br />

dynamische Bremsung zu<br />

betrachten. Welche Reibarbeiten<br />

werden beim Bremsen erzeugt<br />

und sind diese zulässig? Eine<br />

entscheidende Rolle spielen<br />

dabei die Schaltzeiten.«<br />

Bernd Kees, Produktmanager Sicherheitsbremsen, mayr Antriebstechnik<br />

Bild: Konradin Mediengruppe<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 51


ANTRIEBSTECHNIK » Elektrische Antriebe » Titelstory<br />

IM ÜBERBLICK<br />

WEGmotion Drives ist ein<br />

integriertes Paket aus Motoren,<br />

Getriebe, Frequenzumrichter<br />

und digitalen Lösungen, das<br />

die Produktivität von Produk -<br />

tionsanlagen verbessert.<br />

Bild: WEG/Konradin Mediengruppe<br />

Mit WEGmotion Drives erhalten<br />

Maschinenbauer ein ganzheitliches<br />

Konzept für den Antriebsstrang –<br />

vom Elektromotor über Getriebe und<br />

Frequenz umrichter bis zur digitalen<br />

Lösung.<br />

Antriebslösungen von WEG für den gesamten Antriebsstrang<br />

Innovativ und<br />

maßgeschneidert<br />

Nachhaltigkeit und Effizienz sind in der heutigen Industrielandschaft nicht mehr nur<br />

erstrebenswerte Ziele, sondern unverzichtbare Anforderungen für Unternehmen. Um<br />

diesen gerecht zu werden, bedarf es innovativer, leistungsfähiger und verlässlicher<br />

Partner wie WEG. Mit WEGmotion Drives liefert der Spezialist für Antriebstechnik<br />

maßgeschneiderte Lösungen, die genau auf diese Anforderungen zugeschnitten sind.<br />

Ralph Klein, General Manager Motion Drives, WEG Germany<br />

52 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


In der heutigen Zeit, die durch raschen Wandel<br />

und Unsicherheit in der Welt- und Wirtschaftslage<br />

geprägt ist, stehen Maschinenbauer vor zahlreichen<br />

Herausforderungen. Die zunehmende Komplexität<br />

von Technologien und Prozessen, der Genera -<br />

tionswechsel gepaart mit Fachkräftemangel erfordern<br />

eine Neuausrichtung. Zuverlässigkeit, Liefertreue<br />

und Innovationskraft werden zu entscheidenden<br />

Faktoren für Wettbewerbsfähigkeit. Erschwerend<br />

hinzu kommen neue gesetzliche Vorgaben wie Lieferkettengesetze<br />

oder ESG-Anforderungen (Environmental,<br />

Social and Governance). Maschinenbauer suchen<br />

daher verstärkt nach soliden, zuverlässigen und<br />

flexiblen Partnern, die ihnen helfen, ihre Prozesse zu<br />

vereinfachen, Kosten zu senken, gesetzliche Anforderungen<br />

zu erfüllen, ihren CO 2 -Fußabdruck zu reduzieren<br />

und gemeinsam neue Wege zu gehen.<br />

Globaler Partner<br />

und lokaler Verbündeter<br />

»Die Konzentration auf weniger, aber<br />

strategisch wichtige Lieferanten mit engeren<br />

und langfristigen Partnerschaften kann<br />

Vorteile wie besseren Support, gemeinsame<br />

Innovationen sowie hinsichtlich der Umsetzung<br />

gemeinsamer ESG-Ziele mit sich bringen.«<br />

In diesem komplexen Umfeld bietet WEG als Komplettanbieter<br />

mit WEGmotion Drives ein ganzheitliches<br />

Konzept für den Antriebsstrang, das weit über<br />

die einzelnen Komponenten hinausgeht. Die Systeme<br />

bestehen aus Elektromotor, Getriebe, Frequenzumrichter<br />

und digitalen Lösungen. Die Kombination der<br />

einzelnen Komponenten zu einer optimal auf die Anwendung<br />

abgestimmten Einheit ist speziell auf die<br />

Optimierung von Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit<br />

in einer Vielzahl industrieller Anwendungen ausgelegt.<br />

Dabei baut WEGmotion Drives auf dem umfangreichen<br />

Standardportfolio bewährter Produkt -<br />

linien auf:<br />

• WEG-Elektromotoren, die für ihre hohe Energie -<br />

effizienz und Zuverlässigkeit bekannt sind;<br />

• einfach zu installierende, leistungsstarke<br />

WEG-Frequenzumrichter für jede Motorgröße,<br />

unterschiedlichste Motortypen und vielfältige<br />

Anwendungen;<br />

• vielseitige, zuverlässige WEG-Getriebe oder<br />

-Getriebemotoren;<br />

• digitale Lösungen, die OEMs und Betreibern unter<br />

anderem eine cloudbasierte Überwachung ihrer<br />

Maschinenparks auch in ihrer eigenen Cloud<br />

ermöglichen.<br />

Diese werden kontinuierlich durch innovative Produkte<br />

sowie kundenspezifische Entwicklungen rund<br />

um den Antriebsstrang ergänzt und erweitert.<br />

Gleichzeitig steht Kunden mit WEG ein starker globaler<br />

Partner und lokaler Verbündeter zur Seite. Mit<br />

Vertretungen in 37 Ländern und einem Netzwerk von<br />

über 1.400 Service-Centern stellt WEG eine positive<br />

Kundenerfahrung sicher. Der Schlüssel zum Erfolg ist<br />

ein zentraler, lokaler und persönlicher Ansprechpartner<br />

vor Ort, der sicherstellt, dass die Kunden immer<br />

die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Allein<br />

in Deutschland verfügt WEG über 200 hoch qualifizierte<br />

Ingenieure. Weltweit stehen 3.900 Ingenieure<br />

bereit, um auf jede Frage eine fachkundige Antwort<br />

zu geben. Ergänzt wird dieses Netzwerk durch eines<br />

der größten Motorenlager Europas und ein leistungsstarkes<br />

Engineering Center in Kerpen, mit dem der<br />

Antriebsexperte schnell und effizient auf Kundenbedürfnisse<br />

reagieren kann. Damit sind kundenspezifische<br />

Lösungen bis hin zum kompletten Schaltschrank<br />

möglich.<br />

Grundsätzlich sind heute viele Unternehmen aus<br />

strategischen Gründen gezwungen, die Anzahl ihrer<br />

Lieferanten zu reduzieren. Dabei spielen nicht nur<br />

Kosteneinsparungen im Rahmen von Konditionsverhandlungen<br />

eine Rolle, sondern auch Themen wie<br />

Komplexitätsreduktion im Zusammenhang mit effizienterer<br />

Logistik und einfacheren Prozessabläufen<br />

sowie verbesserter Qualitätskontrolle. Die Konzentration<br />

auf weniger, aber strategisch wichtige Lieferanten<br />

mit engeren und langfristigen Partnerschaften<br />

kann Vorteile wie besseren Support, gemeinsame<br />

Innovationen sowie hinsichtlich der Umsetzung gemeinsamer<br />

ESG-Ziele mit sich bringen.<br />

Ferner wird es möglich, das Risiko von Lieferengpässen<br />

und -ausfällen zu reduzieren, da Unternehmen<br />

die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Lie-<br />

Gerade Maschinenbauer mit speziellen technischen Herausforderungen profitieren davon,<br />

dass ihnen ein zentraler und lokaler Ansprechpartner für den kompletten Antriebsstrang<br />

zur Verfügung steht.<br />

Bild: WEG<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 53


ANTRIEBSTECHNIK » Elektrische Antriebe » Titelstory<br />

Am deutschen Hauptsitz in Kerpen betreibt WEG eines der größten Motorenlager Europas.<br />

Bild: WEG<br />

feranten besser einschätzen und überwachen können.<br />

Und mit Blick auf regulatorische Anforderungen<br />

ist es für Unternehmen einfacher, mit weniger Lieferanten<br />

sicherzustellen, dass Nachhaltigkeits- und<br />

Compliance-Standards eingehalten werden.<br />

Aus technischer Sicht beseitigt WEGmotion Drives<br />

die Schnittstellenproblematik für den Maschinenbauer.<br />

Die technische Kompatibilität aller Produkte<br />

untereinander spielt dabei eine entscheidende Rolle.<br />

Der Maschinenbauer kann seine Investition optimieren<br />

und gleichzeitig seine Antriebslösung inklusive<br />

intelligentem Steuerungskonzept so effizient auslegen,<br />

dass der Endkunde von niedrigen Betriebskosten<br />

profitiert.<br />

Beispiel: Integrierte Lösung erhöht<br />

Energieeffizienz<br />

Das zeigt das folgende Beispiel: Ein Spezialist für<br />

Aufbereitungstechnik hatte sich zum Ziel gesetzt, eine<br />

Siebmaschine zu entwickeln, die nicht nur effizient<br />

und zuverlässig arbeitet, sondern auch flexibel<br />

auf unterschiedliche Materialien reagieren kann.<br />

WEG ist es gelungen, eine Lösung zu entwickeln, die<br />

dem Kunden eine Energieeinsparung von über 60%<br />

ermöglicht. Statt eines 11-kW-Motors – bisher in<br />

vergleichbaren Maschinen üblich – kommt nun ein<br />

4-kW-Motor in Kombination mit einem dezentralen<br />

Frequenzumrichter zum Einsatz. Durch die Anpassung<br />

der Motordrehzahl über den Frequenzumrichter<br />

»Aus technischer Sicht wird die Schnittstellenproblematik<br />

für den Maschinenbauer beseitigt.<br />

Dieser kann seine Investition optimieren und<br />

gleichzeitig seine Antriebslösung inklusive<br />

intelligentem Steuerungskonzept so effizient<br />

auslegen, dass der Endkunde von niedrigen<br />

Betriebskosten profitiert.«<br />

Auch in dieser Anwendung konnte der Maschinenbauer eine<br />

Lösung für den kompletten Antriebsstrang erhalten.<br />

kann die Schwingungscharakteristik der Siebmaschine<br />

einfach und präzise an die jeweilige Aufgabenstellung<br />

angepasst werden. Aufgrund des dezentralen<br />

Konzepts entfallen externe Schaltschränke und<br />

Motorzuleitungen, was die Integration in bestehende<br />

Anlagen erleichtert. Die für den weltweiten Einsatz<br />

zertifizierten WEG-Motoren ermöglichen dabei die<br />

globale Vermarktung des Systems. Die neue Siebmaschine<br />

spart bis zu 40% Gewicht im Vergleich zu bisherigen<br />

Maschinen, arbeitet energiesparend, ist einfach<br />

zu bedienen und bietet durch voreingestellte<br />

Betriebsmodi eine optimale Anpassung an individuelle<br />

Aufgabenstellungen. Damit trägt die WEG-Lösung<br />

nicht nur zur Schaffung eines maximalen Kundennutzens<br />

im klassischen Sinne bei, sondern entfaltet<br />

ihre volle Kraft auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit<br />

und Ressourcenschonung.<br />

Beispiel: Robustheit trifft auf Effizienz<br />

Ein anderes Beispiel aus der Praxis ist ein Projekt für<br />

einen Doppelwellenzerkleinerer. Für diesen suchte<br />

der Hersteller von Recyclingmaschinen ein Antriebssystem,<br />

das sowohl die geforderte Robustheit als<br />

auch eine hohe Energieeffizienz bietet. WEG entwickelte<br />

ein Konzept, das auf Getriebemotoren der<br />

Tochtermarke WEG Gear Systems basiert. Diese treiben<br />

die Shredder-/Hächslerwellen an und sind speziell<br />

für den rauen Betrieb in der Abfallzerkleinerung<br />

ausgelegt. Die Motoren verfügen über eine thermische<br />

Überwachung, die einen sicheren Betrieb auch<br />

bei hoher Belastung gewährleistet. Damit erlaubt die<br />

Bild: WEG<br />

54 <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024


Antriebslösung eine effiziente und zuverlässige Zerkleinerung<br />

unterschiedlichster Materialien – von Industrieabfällen<br />

bis hin zu Elektronikschrott. Die getrennte<br />

Ansteuerung der beiden Wellen sorgt für ein<br />

gleichmäßiges Drehmoment und optimiert so den<br />

Zerkleinerungsprozess. Dies trägt nicht nur zur Effizienz<br />

der Maschine bei, sondern erhöht auch die Lebensdauer<br />

der Komponenten.<br />

ESG-Exzellenz –<br />

ernsthaft nachhaltig, vorbildlich gut<br />

Mit seinen energieeffizienten Technologien und seiner<br />

hohen ESG-Kompetenz ist WEG bestens aufgestellt,<br />

um Unternehmen auch in Sachen ESG als vertrauenswürdiger<br />

Partner zur Seite zu stehen – mit<br />

ökologischen und ökonomischen Vorteilen für Maschinenbauer.<br />

Neben einer entsprechenden Unternehmensführung<br />

und sozialer Verantwortung sind<br />

die Themen Nachhaltigkeit und Innovation von besonderer<br />

Bedeutung. Ein Indikator für die Ernsthaftigkeit<br />

ist das Erreichen des EcoVadis Gold Ratings im<br />

Jahr 2023, das die Leistungen des Unternehmens in<br />

den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung<br />

(ESG) anerkennt. Mit über 12.000 Hektar<br />

Aufforstung leistet WEG einen wichtigen Beitrag zur<br />

Wiederherstellung und Erhaltung natürlicher Lebensräume.<br />

Die Zertifizierung von 77% der WEG-<br />

Gruppe nach ISO 14001 im Jahr 2022, gemessen an<br />

der Gesamtzahl von über 40.000 Mitarbeitern, zeigt<br />

das Engagement des Unternehmens für Umweltmanagementstandards.<br />

Bis Ende 2024 will WEG rund<br />

90% seines Stromverbrauchs am Hauptsitz in Brasilien<br />

aus erneuerbaren Energien decken.<br />

Eigene Wege in<br />

Innovation und Fertigung<br />

WEGmotion Drives kombiniert Motor,<br />

Frequenzumrichter und Getriebe zu einem<br />

integrierten Antriebspaket. Mit diesem<br />

ganzheitlichen Konzept für den Antriebsstrang,<br />

das sich auf die konkrete Anwendung<br />

abstimmen lässt, geht die Lösung weit<br />

über die einzelnen Komponenten hinaus<br />

und umfasst auch digitale Angebote.<br />

WEG zeigt auch, wie Investitionen in Forschung und<br />

Entwicklung (F&E) die Innovationskraft und das<br />

Wachstum eines Unternehmens fördern können. Mit<br />

einer Investition von 2,3% der Nettoeinnahmen in<br />

F&E zeigt WEG ein starkes Engagement für die kontinuierliche<br />

Verbesserung und Entwicklung neuer<br />

Technologien. Diese Investitionen tragen Früchte, da<br />

59% des Umsatzes von WEG mit Produkten erzielt<br />

werden, die in den letzten fünf Jahren entwickelt<br />

wurden. Dies unterstreicht die Fähigkeit des Unternehmens,<br />

sich schnell an die sich wandelnden Bedürfnisse<br />

des Marktes anzupassen. Dabei wird in<br />

gleichem Maße Wert auf die Kontinuität gelegt.<br />

Gleichzeitig erreicht WEG durch eine extrem hohe<br />

Fertigungstiefe und eine redundante Standortstrategie<br />

Flexibilität und Unabhängigkeit in der Produktion.<br />

Mit 52 Produktionsstandorten in 15 Ländern ist<br />

das Unternehmen in der Lage, eine Vielzahl von Produkten<br />

und Lösungen effizient zu produzieren und<br />

gleichzeitig ein hohes Maß an Flexibilität zu bewahren.<br />

Diese geografische Diversifizierung und die Fähigkeit,<br />

viele Komponenten selbst herzustellen,<br />

schützen vor Unterbrechungen in der Lieferkette und<br />

ermöglichen eine schnelle Anpassung an Veränderungen<br />

der Nachfrage oder der Produktionsbedingungen.<br />

Dank dieser einzigartigen Positionierung findet WEG<br />

als Komplettanbieter immer einen Weg, um Kundenanforderungen<br />

zu erfüllen. Mit WEGmotion Drives<br />

erhalten Maschinenbauer den ganzen Antriebsstrang,<br />

optimal abgestimmt auf ihre individuelle Anwendung<br />

– einfach und schnell, aus einer Hand, mit<br />

der Garantie für weltweiten Top-Support, Zuverlässigkeit<br />

und Effizienz.<br />

(jg)<br />

www.weg.net<br />

INFO<br />

Mehr Informationen zu<br />

WEGmotion Drives von WEG:<br />

koninfo.de/nhAQn<br />

Bild: WEG<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 55


ANTRIEBSTECHNIK » Elektrische Antriebe<br />

IM ÜBERBLICK<br />

In fünf Schritten führt der<br />

Eco-Service von Nord zu<br />

Energieersparnis,<br />

Kostensenkung und<br />

CO 2-Reduzierung.<br />

Bild: Nord Drivesystems<br />

Aus dem Nord-Baukasten lassen sich Getriebe,<br />

Motor und Frequenzumrichter für jede Anwendung<br />

in optimal energieeffizienter Konfiguration<br />

zusammenstellen.<br />

Effiziente Antriebslösungen durch Eco-Service von Nord<br />

Hilfe beim Energiesparen<br />

Die elektrischen Antriebe in Produktion und Logistik bergen erhebliche Einsparpotenziale.<br />

Mit dem Nord-Eco-Service unterstützt der Antriebsspezialist Nord Drivesystems seine Kunden dabei,<br />

diese Potenziale zu realisieren und die energieeffizienteste Antriebslösung zu finden.<br />

INFO<br />

Mehr Informationen zum<br />

Nord-Eco-Service:<br />

koninfo.de/gAHbV<br />

Expertenschätzungen zufolge liegt der Anteil am<br />

Gesamtenergie-Aufwand sämtlicher Industrien,<br />

der für elektrische Antriebe aufgewendet wird, bei<br />

70%. Das ist nicht nur ein erheblicher Kostenfaktor –<br />

dahinter stehen gleichzeitig große Optimierungsund<br />

Einsparpotenziale. Damit seine Kunden diese Potenziale<br />

ausschöpfen können, bietet Nord Drivesystems<br />

eine besondere Dienstleitung an: den Nord Eco-<br />

Service.<br />

Nord Drivesystems ist einer der Weltmarktführer von<br />

elektrischen Antriebskomponenten und bietet ein<br />

umfassendes Portfolio an Elektromotoren, Getrieben<br />

und elektronischer Antriebstechnik, dass an die speziellen<br />

Herausforderungen einzelner Branchen angepasst<br />

ist. „Kontinuierlich arbeiten wir daran, die Energieeffizienz<br />

unserer Komponenten weiter zu verbessern,<br />

um unseren Kunden damit leistungsstarke und<br />

gleichzeitig verbrauchsgünstige Produkte<br />

anbieten zu können“, betont Jörg<br />

Niermann, Bereichsleiter Marketing.<br />

Messung der Leistungsdaten<br />

Der Nord Eco-Service hilft, die energieeffizienteste<br />

Antriebslösung für einen<br />

konkreten Anwendungsfall zu finden.<br />

Der erste Schritt dabei besteht in der<br />

umfassenden Erhebung von Messwerten. „Um eine<br />

Antriebslösung in Bezug auf Energieeffizienz optimieren<br />

zu können, muss ich erst einmal die Daten der<br />

Anwendung kennen“, so Niermann. Dazu wird die sogenannte<br />

Nord Eco-Box, ein mobiler Schaltschrank,<br />

zwischen den Motor und die Stromversorgung geschaltet.<br />

Die Eco-Box besteht aus einem Energiemessgerät<br />

mit Datenlogger-Funktion, Stromwandler<br />

und Kabelanschlüssen. Welche Anwendung der Motor<br />

antreibt, ob ein Förderband oder das Hubwerk eines<br />

Krans, ist für die Messung unerheblich. Über einen<br />

Zeitraum von etwa zwei Wochen zeichnet die<br />

Box in Echtzeit Daten über dauerhafte Belastungen,<br />

Lastspitzen und unregelmäßige Zustände auf. „Wir<br />

brauchen diesen längeren Zeitraum und damit eine<br />

größere Datendichte, um Muster erkennen und zufällige<br />

Ausreißer eliminieren zu können“, so Niermann.<br />

Auswertung der Daten<br />

Ist die Erhebung abgeschlossen, werden die Daten in<br />

eine eigens von Nord entwickelte Software hochgeladen<br />

und automatisch ausgewertet. Der Kunde erhält<br />

die Auswertung in Form eines PDF-Dokuments,<br />

in dem die wesentlichen Eckdaten dargestellt werden.<br />

„Bei der Interpretation der Daten unterstützen<br />

wir den Kunden natürlich“, unterstreicht Niermann.<br />

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Die optimale Abstimmung von Getriebe, Motor und<br />

Frequenzumrichter beim DuoDrive von Nord ermöglicht<br />

einen Systemwirkungsgrad von bis zu 92%.<br />

Bild: Nord Drivesystems<br />

Beim Nord-Eco-Service werden die installierte Leistung und<br />

der Realverbrauch verglichen, was nicht selten zur Reduzierung<br />

der Varianten in einer Anlage führt.<br />

Bild: Nord Drivesystems<br />

In der Nord Eco-Box arbeitet ein Energiemessgerät,<br />

das Stromstärke und -spannung misst. Daraus bestimmt<br />

es die Wirk- beziehungsweise die Blindleistung,<br />

also die tatsächlich genutzte beziehungsweise<br />

nicht genutzte Energie und ermittelt als Verhältnis<br />

daraus den Leistungsfaktor. „Diese Messung im Zeitverlauf<br />

ermöglicht es, einen Lastzyklus der Anlage zu<br />

erstellen“, erklärt er. Daran ist dann abzulesen, ob eine<br />

Anlage in der Dimensionierung den Anforderungen<br />

der jeweiligen Anwendung entspricht. „Häufig<br />

finden wir Antriebssysteme vor, die für die jeweilige<br />

Anwendung deutlich überdimensioniert sind“, so<br />

Niermann, „und das ist natürlich nicht effizient.“<br />

Alternative Komponenten<br />

Ein Beispiel aus der Praxis: Nord untersucht ein Antriebssystem<br />

und stellt eine durchschnittliche Leistungsaufnahme<br />

von 1,1 kW fest, in der Spitze sind es<br />

1,9 kW. Angetrieben wird das System von einem<br />

4-kW-Motor, der damit im Schnitt um weniger als<br />

30% ausgelastet ist. „Ein typischer Fall von Überdimensionierung“,<br />

erklärt Niermann. Der Hersteller<br />

empfiehlt daraufhin einen Motor mit 2,2 kW Leistung,<br />

der im Schnitt zu knapp 50% ausgelastet ist<br />

und damit deutlich effizienter arbeitet. „Es gibt natürlich<br />

auch Fälle, in denen wir vorschlagen, einen<br />

IE3-oder IE4-Motor gegen einen hocheffizienten<br />

IE5+-Antrieb auszutauschen.“ Und wenn ein Standardantrieb<br />

die Anforderungen nicht abdeckt, bietet<br />

Nord auch eine kundenindividuelle Lösung an. Wenn<br />

Nord nach einer Messung einen anderen Antrieb vorschlägt,<br />

bietet das Unternehmen zugleich einen weiteren<br />

Service an. „Wir ermöglichen dann, die Anlage<br />

mit dem von uns empfohlenen Antrieb zu fahren und<br />

eine erneute Messung im gleichen Zeitraum durchzuführen“,<br />

sagt Niermann. Dann können die Auswertungen<br />

in einer TCO-Analyse (Total Cost of Ownership)<br />

verglichen und die kosten- und energieeffizienteste<br />

Lösung kann ermittelt werden.<br />

Reduzierung der Varianten<br />

So signifikant die Vorteile einer Nord Eco-Messung<br />

für ein einzelnes Antriebssystem sind, über eine ganze<br />

Anlage gesehen potenzieren sie sich noch. „Bei<br />

großen Anlagen mit zahlreichen Antrieben, etwa in<br />

der Intralogistik, kann der Eco-Service dazu führen,<br />

die Anzahl unterschiedlicher Antriebssysteme deutlich<br />

zu verkleinern“, so Antriebsexperte Niermann.<br />

Eine solche Variantenreduzierung hilft, über die Gesamtanlage<br />

Verwaltungskosten zu minimieren und<br />

Produktions-, Logistik-, Lager- und Serviceprozesse<br />

zu straffen. Die hocheffizienten Nord-Motoren, die<br />

ein konstantes Drehmoment über einen großen<br />

Drehzahlbereich leisten, eignen sich besonders für<br />

eine Variantenreduzierung.<br />

In zahlreichen Messungen hat der Hersteller bisher<br />

die Lastprofile von Antriebssystemen erstellt. Das<br />

Unternehmen bietet den Service sowohl für Anlagen<br />

mit eigenen als auch mit Fremdkomponenten. „Dass<br />

wir die erhobenen Kundendaten vertraulich behandeln,<br />

versteht sich von selbst“, betont Niermann.<br />

„Vielen Kunden haben wir mit dem Eco-Service<br />

schon geholfen, die Energieeffizienz ihrer Produktion<br />

zu verbessern und damit auch ihren Carbon Footprint<br />

zu verkleinern.“<br />

(jg)<br />

www.nord.com<br />

Nord Eco: In fünf<br />

Schritten führt der<br />

Service von Nord zu<br />

Energieersparnis,<br />

Kostensenkung und<br />

CO2-Reduzierung.<br />

Bild: Nord Drivesystems<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation » <strong>07</strong>-08 | 2024 57


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

ACE Stoßdämpfer GmbH, Langenfeld 19<br />

Bihl + Wiedemann GmbH, Mannheim 7<br />

HARTING Deutschland GmbH & Co. KG, Minden 37<br />

Kammerer Gewindetechnik GmbH, Hornberg 21<br />

maxon motor GmbH, München 5<br />

Metrofunkkabel-Union GmbH, Berlin 59<br />

Micro-Epsilon Messtechnik GmbH & Co. KG, Ortenburg 3<br />

microsonic GmbH, Dortmund 29<br />

Panduit GmbH, Schwalbach 41<br />

PLATO GmbH, Lübeck 45<br />

RCT Reichelt Chemietechnik GmbH + Co., Heidelberg 25<br />

SIKO GmbH, Buchenbach 31<br />

TFC Niederlassung Bochum, Bochum 23<br />

VDI Wissensforum GmbH, Düsseldorf 39<br />

VORSCHAU<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Nuh Cement und ABB haben<br />

einen bislang Diesel-getriebenen<br />

Muldenkipper auf einen<br />

vollelektrischen Antrieb umgerüstet<br />

– ein Novum für ein Fahrzeug dieser Größe<br />

und Klasse. In unserem Perspektiven-Beitrag gehen<br />

wir deshalb der Frage nach, wie der Einsatz klimaneutraler<br />

Antriebe in großen Baumaschinen voranschreitet.<br />

Durch die Umrüstung des Zementtrans -<br />

porters werden jährlich rund 100.000 l Kraftstoff<br />

gespart und 245 t CO 2 vermieden.<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

finden Sie in den<br />

Whitepapern der <strong>KEM</strong>!<br />

Kompaktes Fachwissen ganz<br />

einfach downloaden!<br />

https://kem.industrie.de/whitepaper/<br />

SCHALTSCHRANKBAU<br />

Mit individueller thermischer Schaltschrank -<br />

betrachtung zu mehr Betriebssicherheit: Im Rahmen<br />

einer empirischen Studie zu den jahreszeitenabhängigen<br />

Temperaturverhältnissen in einer<br />

Fertigungshalle konnte festgestellt werden, dass<br />

die gemessenen Temperaturen deutlich unter den<br />

initialen Annahmen des Betreibers lagen. Basierend<br />

auf diesen Daten ließ sich ein nachhaltiges<br />

und energieeffizientes Kühlkonzept ableiten.<br />

Unsere September-Ausgabe<br />

erscheint am 28. August 2024<br />

Bild: Nuh Cement<br />

<strong>Konstruktion</strong><br />

Automation<br />

ISSN 1612–7226<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

7<strong>07</strong>71 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />

Stellvertretender Chefredakteur:<br />

Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />

Korrespondent:<br />

Nico Schröder M.A. (sc), Phone +49 170 6401879<br />

Newsdesk:<br />

Frederick Rindle (Leitung, fr), Bettina Tomppert (bt),<br />

Evelin Eitelmann (eve), Dr. Ralf Beck (bec)<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Carmelina Weber<br />

Phone +49 711 7594–257, Fax: –1257<br />

carmelina.weber@konradin.de<br />

Layout:<br />

Helga Nass, Phone +49 711 7594–278<br />

Anja Carolin Graf, Phone +49 711 7594–297<br />

Gestaltungskonzept:<br />

Katrin Apel<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />

Auftragsmanagement:<br />

Andrea Haab, Phone +49 711 7594–320<br />

Leserservice:<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation,<br />

Phone +49 711 7252–209<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>|Automation erscheint monatlich und wird<br />

kostenlos nur an qualifizierte Empfänger geliefert.<br />

Bezugspreise: Inland 84,90 € inkl. Versandkosten und MwSt.;<br />

Ausland: 84,90 € / 92,70 CHF inkl. Versandkosten.<br />

Einzelverkaufspreis: 8,60 € / 16,00 CHF inkl. MwSt., zzgl.<br />

Versandkosten. Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals<br />

vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine<br />

Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info<br />

USA: TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox,<br />

5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001,<br />

Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988,<br />

detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />

<strong>Konstruktion</strong>|Automation erscheinenden Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Über -<br />

setzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich welcher<br />

Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />

Printed in Germany.<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen.<br />

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Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

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2036<br />

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<strong>Konstruktion</strong> trifft Produktion<br />

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Konferenz für mehr Nachhaltigkeit in der<br />

Produkt- und Produktionsentwicklung<br />

durch Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen<br />

hinweg.<br />

27.-28. November 2024<br />

ARENA2036, Stuttgart<br />

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kem.industrie.de/<br />

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(Frühbucher-Preis nur bis zum 8. August 2024)<br />

Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt!<br />

Unsere Partner:<br />

(Stand Mai 2024)<br />

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