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Leseprobe_4_2024

Ausgabe 4_2024 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.

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BIOGAS JOURNAL | 4_<strong>2024</strong><br />

AKTUELLES<br />

standarisierte Testmethoden für deren<br />

Abbau in der Vergärung mit aufgestellt<br />

werden. In Deutschland sei die Biotonne<br />

generell keine Verpackungstonne,<br />

sondern der Sammelbehälter für reine,<br />

native Bioabfälle.<br />

Die Abstimmung zwischen Kommission,<br />

Rat und Parlament laufe gerade – Stand<br />

Ende Februar – und man erwarte die<br />

Absegnung des Gesetzeswerkes zum<br />

Ende der Plenarwoche im April. „Wir sind<br />

gespannt, was am Ende für Regelungen<br />

zu biologisch abbaubaren Materialien<br />

– wie Aufklebern, Stickern, Kaffee-/<br />

Teebeutel, sehr leichten Plastiktüten –<br />

herauskommt“, so Leifert. [Anmerkung<br />

der Redaktion: Der Entwurf der EU-<br />

VerpackV ist Ende April verabschiedet<br />

worden.]<br />

Und auch auf Bundesebene tut sich etwas:<br />

Mit der Novelle der Bioabfallverordnung<br />

(BioabfallV, 2022) sei man einen<br />

großen Schritt zur Minimierung von<br />

Fremdstoffen – insbesondere von<br />

Kunststoffen – vorangekommen, um<br />

künftig solche Störstoffe von den<br />

Biotonnen fernzuhalten. Verbrauchern<br />

könne man künftig besser klarmachen,<br />

was wirklich vergärbar beziehungsweise<br />

kompostierbar ist, und dass nur Material<br />

in die Biotonnen darf, das letztlich<br />

gute Qualitäten der Kompost- und<br />

Gärprodukte garantiert. Man müsse<br />

Dr. Irmgard Leifert von der Reterra Service GmbH<br />

aus Erftstadt informierte, dass geändertes EU-<br />

Recht zu Verpackungen und Verpackungsabfällen<br />

auch Anpassungen in der Bioabfall-Verordnung<br />

(BioAbfV) bedingen könnte.<br />

hierfür auch nicht bis zur großen Novelle<br />

der BioabfallVO warten, zumal ein<br />

Referentenentwurf dafür vermutlich erst<br />

in der nächsten Legislaturperiode zu<br />

erwarten sei.<br />

Mit Beweisfotos<br />

gegen (Bio)-Müllsünder<br />

Dass Biotonnen missbraucht werden,<br />

um darin den Hausmüll zu entsorgen,<br />

ist vielerorts ein massives Problem.<br />

Entsorgungsbetriebe können künftig<br />

besser aktiv dagegen vorgehen: Das<br />

Unternehmen C-Trace GmbH aus<br />

Bielefeld hat das KI-basierte Störstoff-<br />

Detektionssystem C-Detect entwickelt,<br />

das den Müllsündern konsequent auf die<br />

Schliche kommt. Hierfür sind Kameras<br />

am und im Entsorgungsfahrzeug<br />

montiert, und die Störstoffe im Biomüll<br />

werden automatisiert fotografiert.<br />

Damit das System Alarm schlagen kann,<br />

wenn etwa Kunststoffbeutel in der Tonne<br />

liegen, bedarf es des Trainings der Software<br />

mit Tausenden von Bildern, berichtete<br />

Andreas Holler von dem Entwickler.<br />

„Wir lernen die Systeme<br />

derzeit an. Je mehr Bilder wir<br />

haben, desto besser werden die<br />

Detektionsergebnisse“<br />

Andreas Holler<br />

Am oberen Heck des Entsorgungsfahrzeugs<br />

angebrachte Kameras erfassen<br />

die Oberfläche des Abfalls. Schlägt das<br />

System Alarm, wird die Tonne gleich<br />

wieder abgesenkt. Das Personal kann<br />

sie dann mit einer Banderole versehen.<br />

Der Kunde muss anschließend nachsortieren<br />

oder einmal eine Hausmüllleerung<br />

zusätzlich bezahlen. Das Ganze<br />

habe einen „immensen erzieherischen<br />

Effekt“, meinte Holler. Wenn die Tonnen<br />

mit Chips ausgestattet sind, kann<br />

über diesen Chip die einzelne Tonne<br />

den Bürger zugeordnet werden. Dies<br />

ermöglicht ein Bürgeranschreiben mit<br />

Beweisfoto – ähnlich wie bei zu schnellem<br />

Fahren im Straßenverkehr.<br />

Während die Außenkameras des neuen<br />

Systems nur die Oberfläche des Bioabfalls<br />

abbilden, ermöglichen es Innenkameras,<br />

das Material beim Hineinfallen<br />

Müllsündern konsequent auf die Schliche<br />

zu kommen, ermöglicht ein Störstoff-<br />

Detektionssystem des Unternehmens C-Trace<br />

GmbH, das Andreas Holler vorstellte.<br />

komplett zu beurteilen. Das habe nur<br />

den Nachteil, dass die Störstoffe dann<br />

bereits im Fahrzeug drin sind – doch die<br />

Zuordnung zur jeweiligen Tonne bleibt<br />

auf der Habenseite. Bei allem punktet<br />

das System damit, dass es den Entleerungsvorgang<br />

bei der Vielzahl an „sauberen<br />

Tonnen“ nicht verlangsamt.<br />

Die ausgeklügelte Technik ermögliche<br />

zudem die Erstellung von geographischen<br />

Schwerpunktkarten der Fehlwürfe.<br />

„Das macht es erheblich einfacher,<br />

politische Diskussionen zu führen und<br />

Satzungen anzupassen“, erklärte Holler.<br />

Vage Aussagen wie: „In der Nordstadt<br />

ist es am schlimmsten“ könnten so mit<br />

konkreten Zahlen hinterlegt werden.<br />

Aus Datenschutzgründen würden die<br />

angefertigten Aufnahmen nur anlassbezogen<br />

gespeichert.<br />

Die Auswertung ermögliche zudem festzulegen,<br />

wie streng der Detektionslevel<br />

einzustellen ist. Schließlich dürften<br />

schon aus politischen Erwägungen die<br />

Kontrollen nicht dazu führen, dass ganze<br />

Straßenzüge nicht mehr geleert würden.<br />

Die Ausstattung eines Fahrzeuges schlage<br />

mit etwa 30.000 Euro zu Buche, dazu<br />

kämen geringe laufende Kosten. Vor allem<br />

brauche man nicht den gesamten<br />

Fuhrpark damit ausstatten. Es genüge<br />

vielleicht ein Drittel der Fahrzeuge. Diese<br />

könnten dann rotieren – das würde schon<br />

ausreichend sensibilisieren.<br />

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