Leseprobe_4_2024
Ausgabe 4_2024 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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INTERNATIONAL<br />
BIOGAS JOURNAL | 4_<strong>2024</strong><br />
Mittels Membrantechnologie produziert das Unternehmen<br />
aus dem übrigen Biogas jährlich 5<br />
Millionen Kubikmeter und speist sie in das Netz.<br />
Dafür erhält es 100 Euro pro MWh, was sich im<br />
Jahr auf einen Umsatz von rund 5,5 Millionen Euro<br />
summiert. Die Förderung funktioniert so, dass die<br />
Regierung in Namur einen Zuschlag zahlt, dessen<br />
Höhe abhängig vom Marktpreis ist. Unter dem<br />
Strich sind das stets 100 Euro.<br />
Wallonie sieht großes Potenzial<br />
Die Regierung der Wallonie sieht großes Potenzial für<br />
das Biomethan in der französischsprachigen Region:<br />
8 Terawattstunden (TWh) seien möglich. Das wären<br />
20 Prozent des Gasbedarfs der Region. Um einen<br />
Anteil von 10 Prozent Biomethan (4 TWh) bis 2030<br />
zu erreichen, rechnet Gasnetzbetreiber Ores mit einem<br />
Investment von bis zu 250 Millionen Euro. Zwar<br />
plant auch Cinergie, die Gasproduktion zu erhöhen,<br />
doch der Preis von 100 Euro sei aktuell zu niedrig,<br />
damit jemand neu in die Biomethanaufbereitung investiere,<br />
sagt Corbiau.<br />
Das sieht Jerome Breton ganz ähnlich. Er ist Geschäftsführer<br />
von Bois d’Arnelle, der zweiten von<br />
drei Biomethananlagen in der Wallonie. Sie arbeitet<br />
nur wenige Kilometer vom Cinergie-Projekt entfernt<br />
in Les Bons Villiers. Breton hatte 2020 angefangen,<br />
Biomethan aus Agrarabfällen zu erzeugen und in das<br />
Netz von Ores einzuspeisen. Heute klingt er fast resigniert:<br />
„Der Biomethanmarkt in Belgien ist sehr<br />
komplex, die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen<br />
sehr vielschichtig und im Bereich der Regulierung<br />
gibt es wenig Handlungsspielräume. Das<br />
macht die Entwicklung von Biomethan-Projekten<br />
fast unmöglich.“<br />
Namur liegt an der Maas und ist die Hauptstadt der Wallonie.<br />
Die Region sieht ein großes Potenzial für Biomethan.<br />
Herkunftsnachweise in Flandern<br />
Auch in Flandern läuft es nicht gerade zügig und simpel.<br />
Dort funktioniert die Förderung von Biomethan<br />
über Herkunftsnachweise (Garanties of Origin). Diese<br />
Papiere bietet Gasnetzbetreiber Fluxys bei der<br />
Einspeisung an und zahlt für die grüne Eigenschaft<br />
20 Euro pro MWh. Die Zertifikate berechtigen allerdings<br />
nicht zur Teilnahme am EU-Emissionshandel.<br />
Haushalte, Unternehmen und Organisationen können<br />
sie in Flandern als Ausdruck freiwilliger Klimaschutzaktivitäten<br />
erwerben. Daneben zahlt die Regionalregierung<br />
einen von verschiedenen Parametern<br />
abhängigen Investitionskostenzuschuss.<br />
Netzbetreiber Fluxys erwägt derweil, selbst in den<br />
Biomethanbereich einzusteigen. „Wir prüfen derzeit<br />
den Bau einer Biomethananlage im Hafen Zeebrugge“,<br />
teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Bisher bietet<br />
das Unternehmen aus Brüssel Importeuren an,<br />
Bio-LNG im Hafen anzulanden und über entsprechende<br />
Infrastrukturen zu verteilen.<br />
Ob Biomethan in Belgien einen Schub erhält, dürfte<br />
nicht zuletzt von den Wahlen Anfang Juni abhängen.<br />
„Es wird einige Monate dauern, bis sich eine Regierung<br />
etabliert und ihre Prioritäten und Ziele, insbesondere<br />
im Bereich Biomethan, festgelegt hat“,<br />
sagt Produzent Jerome Breton. „Anschließend wird<br />
es Aufgabe aller beteiligter Parteien sein, eine für<br />
Biomethan günstige Regelung zu beschließen, damit<br />
die Entwicklung von neuen Projekten möglich wird.“<br />
Vor 2025 oder 2026 werde man in dieser Frage<br />
kaum klarer sehen, fürchtet er.<br />
Autor<br />
Dipl.-Pol. Oliver Ristau<br />
Redaktion und Kommunikation<br />
Sternstr. 106 · 20357 Hamburg<br />
040/38 61 58 22<br />
ristau@publiconsult.de<br />
www.oliver-ristau.de<br />
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