missio magazin Ausgabe 4/2024

Ein wichtiges Anliegen der Ausgabe 4/2024 ist es, mit der Reportage "Geflohen, gestrandet und gefährdet" von Christian Selbherr an eine fast völlig vergessene humanitäre Krise zu erinnern: Im Südsudan kommen TÄGLICH bis zu 2000 Geflüchtete in der Grenzstadt Renk an. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus dem Nachbarland Sudan, wo seit April 2023 grausame Kämpfe toben. Außerdem findet Ihr in dieser Ausgabe noch eine Reportage aus Papua-Neuguinea, ein Interview mit Prinz Ludwig von Bayern, eine Glosse von Christoph Sieber und viele spannende Hintergrundinformationen aus unseren Projektländern. Ein wichtiges Anliegen der Ausgabe 4/2024 ist es, mit der Reportage "Geflohen, gestrandet und gefährdet" von Christian Selbherr an eine fast völlig vergessene humanitäre Krise zu erinnern: Im Südsudan kommen TÄGLICH bis zu 2000 Geflüchtete in der Grenzstadt Renk an. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus dem Nachbarland Sudan, wo seit April 2023 grausame Kämpfe toben. Außerdem findet Ihr in dieser Ausgabe noch eine Reportage aus Papua-Neuguinea, ein Interview mit Prinz Ludwig von Bayern, eine Glosse von Christoph Sieber und viele spannende Hintergrundinformationen aus unseren Projektländern.

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02.07.2024 Aufrufe

Die Kirche sorgt für gute Bildung, aber Staat und Schulen fordern ihren finanziellen Anteil.Nur wenigen ist der Weg bis zu einem Abschluss an der besten Universität des Landes möglich.KARDINALJOHN RIBAT:„Frauenkönnen eineGemeinschaftvoranbringen.“36 | missio 4/2024rausgehen!“ Gleich ist Meeting mit demTeam der kircheneigenen Radiostation.„Vielleicht haben nicht alle Internet – aberRadiogeräte findet man überall“, sagt Sr.Daisy nach dem Gespräch mit der Programmkoordinatorin.Es gibt neue Ideenbeim Sender. In Zukunft sollen mehr Gästeins Studio eingeladen werden, um Themenvon der Basis ans Mikro zu holen. Anschließendein Treffen mit der Redaktionder ökumenischen Wochenzeitung „Wantok“,zu deren Austrägerkreis Sr. Daisy einstselbst gehörte. Bis heute informiert dasBlatt – das als einziges landesweit in der gemeinsamenSprache Tok Pisin erscheint –die Menschen noch im entlegensten Dorf.Piloten des christlichen Flugdienstes MAF(Missionary Aviation Fellowship) nehmendie „Wantok“ bei ihren Einsätzen mit.Praktischerweise laufen auf dem Geländeder Bischofskonferenz die Fäden der Medienschaffendenzusammen.Ein weiteres Medium der Kirche in Papua-Neuguineaist seit vielen Jahren derProtest an der Seite der Ethnien. Die gemeinsameSorge um die Umwelt, die in dermelanesischen Tradition mehr ist, als bloßeLebensgrundlage. Sie ist Identität. So standenin der Vergangenheit Kirchenvertreterneben Aktivisten bei Demonstrationengegen den Raubbau in Minen oder den geplantenTiefseebergbau. Im Pazifik einEinsatzfeld der Kirche lange bevor PapstFranziskus 2015 seine Umwelt-Enzyklikaveröffentlichte. Gemeinden werden dabeiun terstützt, erodierende Küstenstreifen zubefestigen oder Mangroven zu pflanzen.Über allem steht jedoch derzeit die Bewusstseinsbildungdurch Kommunikation.„Um eine Stimme zu haben, müssen allegut informiert sein“, sagt Sr. Daisy. „Insofernist Kommunikation für mich Nächstenliebe!Ich hoffe sehr, dass Papua-Neuguineavorankommt und dass wir erkennen,welche Rolle wir in diesem ganzen Gefügeeinnehmen.“ Die Ordensfrau ist vonder Idee überzeugt, dass eine starke melanesischeKultur gut daran täte, auf starkenFrauen zu gründen. „Ich wünsche mir, dassmehr Frauen Führungsrollen übernehmen.Dass mehr Frauen als nur zwei im Parlamentvertreten sind. Dass Männer erkennen,wieviel Frauen bewegen können!“Einer, der das sehr wohl wahrnimmt,ist der oberste Kirchenmann der Katholikenin Papua-Neuguinea, Kardinal JohnRibat. Für ihn ist Sr. Daisy Lisania ein Vorbild:„Jemand wie sie ermutigt die Menschen.Es ist offensichtlich, dass Fraueneine Gemeinschaft voranbringen und Einheitund Frieden schaffen können.“Sr. Daisys Einsatz hat sich inzwischenbis nach Rom herumgesprochen. Dazubrauchte es nicht einmal die Männer inschwarzen Anzügen. Als zuletzt alle Bischöfeaus Papua-Neuguinea zum Austauschbei Papst Franziskus antraten,nahmen die pazifischen Kirchenoberenkurzerhand ihre erste Sprecherin mit. EinNovum und ein klares Statement ausOzeanien an den Rest der Welt. Der Papstsagte, er freue sich, „Lady Bishop“ kennen -zulernen. ASr. Daisy Lisania wird zumWeltmissionsmonat im Oktoberin Deutschland unterwegssein und von ihrerArbeit berichten. Mehr erfahren Sie hier.

Zwischen Tradition und Moderne (v.l.): Kathedrale in Port Moresby, Warten auf einem der vielenkleinen Flughäfen, und mehr Natur als Infrastruktur beim Blick von oben.WECHSELVOLLE BEZIEHUNGENBismarck-Archipel und Finschhafen – bis heute erzählen geographischeNamen von der kurzen gemeinsamen Geschichte Papua-Neuguineas mitdem damals Deutschen Kaiserreich. Im kolonialen Wettlauf der europäischenLänder Ende des 19. Jahrhunderts teilten Deutsche und Briten denöstlichen Teil der Insel unter sich auf. So wurde der Norden mit einigen Inselnvon 1884 bis zum ersten Weltkrieg 1914 zum Kaiser-Wilhelms-Land.Die Geschichte deutscher Missionarinnen und Missionare in der Regionist länger und wirkt bis heute. 1852 kamen die ersten katholischen Missionarean, vornehmlich Herz-Jesu und Steyler, 1886 nahmen die protestantischenNeuendettelsauer ihre Missionauf. Nicht nur die Verkehrssprache TokPisin zeugt mit ihren deutschsprachigenElementen davon. Es sind die Schulenund Krankenstationen, Kindergärtenoder Frauenhäuser, die bis heute von kirchlichen Trägern geführt werden. Rund 60 Prozent derPapua zählen sich zu den verschiedenen protestantischen Kirchen, 30 Prozent sind katholisch.Papua-Neuguinea, das 1975 von Australien unabhängig wurde, ist heute Teil des Commonwealthund bekennt sich in seiner Verfassung sowohl zur Religionsfreiheit als auch zu einem Christentum, dassich die Papua über die Jahrzehnte zueigen gemacht und inkulturiert haben. Die Flagge des Inselstaatswurde an einer katholischen Schule entworfen.Schwierig ist bis heute die Debatte um die Verantwortung für die Folgen des Wandels in der melanesischenGesellschaft wie auch für die vielen Fälle von Landraub. Nicht nur Kolonialisten, auch dieKirchen – wie später die Regierung und ausländische Unternehmen – nahmen und nehmen sich zu unrechtenBedingungen Land, das Ethnien gehört. Unterschiedlich diskutiert wird auch die Rückgabe vonenteigneten Kulturgütern. In ethnologischen Sammlungen in Deutschland finden sich viele Exponateaus Ozeanien, darunter das Luf-Boot. Gleichzeitig vertiefte Deutschland zuletzt sein Engagement inOzeanien. Erst 2023 eröffnete eine Botschaft in Fidschi. Obder Fokus auf wirtschaftlichen und geostrategischenInteressen liegt oderauf einer klimapolitischen Zusammenarbeitist nicht eindeutig.Nach dem Erdrutsch in Papua-Neuguinea:missio München unterstütztdie Nothilfe vor Ort. www.missio.comHELFEN AUCH SIE!missio 4/2024 |37

Die Kirche sorgt für gute Bildung, aber Staat und Schulen fordern ihren finanziellen Anteil.

Nur wenigen ist der Weg bis zu einem Abschluss an der besten Universität des Landes möglich.

KARDINAL

JOHN RIBAT:

„Frauen

können eine

Gemeinschaft

voranbringen.“

36 | missio 4/2024

rausgehen!“ Gleich ist Meeting mit dem

Team der kircheneigenen Radiostation.

„Vielleicht haben nicht alle Internet – aber

Radiogeräte findet man überall“, sagt Sr.

Daisy nach dem Gespräch mit der Programmkoordinatorin.

Es gibt neue Ideen

beim Sender. In Zukunft sollen mehr Gäste

ins Studio eingeladen werden, um Themen

von der Basis ans Mikro zu holen. Anschließend

ein Treffen mit der Redaktion

der ökumenischen Wochenzeitung „Wantok“,

zu deren Austrägerkreis Sr. Daisy einst

selbst gehörte. Bis heute informiert das

Blatt – das als einziges landesweit in der gemeinsamen

Sprache Tok Pisin erscheint –

die Menschen noch im entlegensten Dorf.

Piloten des christlichen Flugdienstes MAF

(Missionary Aviation Fellowship) nehmen

die „Wantok“ bei ihren Einsätzen mit.

Praktischerweise laufen auf dem Gelände

der Bischofskonferenz die Fäden der Medienschaffenden

zusammen.

Ein weiteres Medium der Kirche in Papua-Neuguinea

ist seit vielen Jahren der

Protest an der Seite der Ethnien. Die gemeinsame

Sorge um die Umwelt, die in der

melanesischen Tradition mehr ist, als bloße

Lebensgrundlage. Sie ist Identität. So standen

in der Vergangenheit Kirchenvertreter

neben Aktivisten bei Demonstrationen

gegen den Raubbau in Minen oder den geplanten

Tiefseebergbau. Im Pazifik ein

Einsatzfeld der Kirche lange bevor Papst

Franziskus 2015 seine Umwelt-Enzyklika

veröffentlichte. Gemeinden werden dabei

un terstützt, erodierende Küstenstreifen zu

befestigen oder Mangroven zu pflanzen.

Über allem steht jedoch derzeit die Bewusstseinsbildung

durch Kommunikation.

„Um eine Stimme zu haben, müssen alle

gut informiert sein“, sagt Sr. Daisy. „Insofern

ist Kommunikation für mich Nächstenliebe!

Ich hoffe sehr, dass Papua-Neuguinea

vorankommt und dass wir erkennen,

welche Rolle wir in diesem ganzen Gefüge

einnehmen.“ Die Ordensfrau ist von

der Idee überzeugt, dass eine starke melanesische

Kultur gut daran täte, auf starken

Frauen zu gründen. „Ich wünsche mir, dass

mehr Frauen Führungsrollen übernehmen.

Dass mehr Frauen als nur zwei im Parlament

vertreten sind. Dass Männer erkennen,

wieviel Frauen bewegen können!“

Einer, der das sehr wohl wahrnimmt,

ist der oberste Kirchenmann der Katholiken

in Papua-Neuguinea, Kardinal John

Ribat. Für ihn ist Sr. Daisy Lisania ein Vorbild:

„Jemand wie sie ermutigt die Menschen.

Es ist offensichtlich, dass Frauen

eine Gemeinschaft voranbringen und Einheit

und Frieden schaffen können.“

Sr. Daisys Einsatz hat sich inzwischen

bis nach Rom herumgesprochen. Dazu

brauchte es nicht einmal die Männer in

schwarzen Anzügen. Als zuletzt alle Bischöfe

aus Papua-Neuguinea zum Austausch

bei Papst Franziskus antraten,

nahmen die pazifischen Kirchenoberen

kurzerhand ihre erste Sprecherin mit. Ein

Novum und ein klares Statement aus

Ozeanien an den Rest der Welt. Der Papst

sagte, er freue sich, „Lady Bishop“ kennen -

zulernen. A

Sr. Daisy Lisania wird zum

Weltmissionsmonat im Oktober

in Deutschland unterwegs

sein und von ihrer

Arbeit berichten. Mehr erfahren Sie hier.

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