missio magazin Ausgabe 4/2024
Ein wichtiges Anliegen der Ausgabe 4/2024 ist es, mit der Reportage "Geflohen, gestrandet und gefährdet" von Christian Selbherr an eine fast völlig vergessene humanitäre Krise zu erinnern: Im Südsudan kommen TÄGLICH bis zu 2000 Geflüchtete in der Grenzstadt Renk an. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus dem Nachbarland Sudan, wo seit April 2023 grausame Kämpfe toben. Außerdem findet Ihr in dieser Ausgabe noch eine Reportage aus Papua-Neuguinea, ein Interview mit Prinz Ludwig von Bayern, eine Glosse von Christoph Sieber und viele spannende Hintergrundinformationen aus unseren Projektländern.
Ein wichtiges Anliegen der Ausgabe 4/2024 ist es, mit der Reportage "Geflohen, gestrandet und gefährdet" von Christian Selbherr an eine fast völlig vergessene humanitäre Krise zu erinnern: Im Südsudan kommen TÄGLICH bis zu 2000 Geflüchtete in der Grenzstadt Renk an. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus dem Nachbarland Sudan, wo seit April 2023 grausame Kämpfe toben. Außerdem findet Ihr in dieser Ausgabe noch eine Reportage aus Papua-Neuguinea, ein Interview mit Prinz Ludwig von Bayern, eine Glosse von Christoph Sieber und viele spannende Hintergrundinformationen aus unseren Projektländern.
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Neues Zuhause: Wo bisher Zelte standen, entstehen jetzt stabilere Unterkünfte. Die Menschen werden wohl noch länger bleiben müssen.
Sprecher einer Gruppe von Männern mit
Behinderung geworden. Jeden Tag kommen
neue Flüchtlinge an. Ich kümmere
mich um diejenigen, die eine Körperbehinderung
haben, so wie ich, und versuche,
ihnen zu helfen.“
„Die Menschen hier leiden bittere
Not,“ sagt André Atsu Agbogan. Er ist der
Ostafrika-Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes,
hier bekannt als „JRS“ („Jesuit
Refugee Service“). Dass die Flüchtlinge
nach wenigen Tagen weiterreisen
sollen, sei völlig unrealistisch, sagt er. Der
JRS versucht, den Menschen zu helfen,
die am meisten Hilfe brauchen. Junge
Frauen mit kleinen Kindern zum Beispiel,
und Männer und Frauen mit einer körperlichen
Behinderung.
Das Gespräch einer vom JRS eingeladenen
Selbsthilfegruppe hat schon fast
eine Stunde gedauert, da spricht Silviana
Joseph an, was viele wissen und nur wenige
offen sagen: Als Frau mit körperlichem
Handicap – sie ist gehbehindert –
lebt sie auch hier in ständiger Gefahr. Gewalt
und Missbrauch lauern in den beengten
Verhältnissen, in denen die
Flüchtlinge untergebracht sind. Silviana
Joseph formuliert es so: „Wenn ein Mann
in ein Zelt kommt und uns angreift, sind
wir nicht stark genug, um wegzulaufen.“
Frauen mit Gehbehinderung müssen oft
ihre Kinder zum Wasserholen an einen
Brunnen schicken – auch das kann gefährlich
sein.
Trotz allem spürt man hier eine Atmosphäre
der Erleichterung, der vorsichtigen
Ruhe. Wer es bis hierher geschafft
hat, konnte zumindest den größeren
Schrecken hinter sich lassen. Doch
wie wird es jetzt weitergehen?
Noch haben es Vereinte Nationen, Regierung
und Hilfsorganisationen nicht
offen ausgesprochen, doch eigentlich ist
klar: Die Lage wird zum Dauerzustand
werden. Am deutlichsten zeigt sich das
beim Thema Schule. Im ersten Jahr nach
Beginn der Krise gingen die Kinder der
Flüchtlingsfamilien nicht zur Schule, sie
blieben einfach in den Auffangzentren. Es
sollte ja nur eine Durchgangsstation sein.
Doch die Realität ist längst eine andere.
Familien, die vorläufig nicht mehr weiterziehen
können, fragen in den Schulen
von Renk, ob es denn nicht einen Platz
gäbe für ihre Kinder.
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