missio magazin Ausgabe 4/2024
Ein wichtiges Anliegen der Ausgabe 4/2024 ist es, mit der Reportage "Geflohen, gestrandet und gefährdet" von Christian Selbherr an eine fast völlig vergessene humanitäre Krise zu erinnern: Im Südsudan kommen TÄGLICH bis zu 2000 Geflüchtete in der Grenzstadt Renk an. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus dem Nachbarland Sudan, wo seit April 2023 grausame Kämpfe toben. Außerdem findet Ihr in dieser Ausgabe noch eine Reportage aus Papua-Neuguinea, ein Interview mit Prinz Ludwig von Bayern, eine Glosse von Christoph Sieber und viele spannende Hintergrundinformationen aus unseren Projektländern.
Ein wichtiges Anliegen der Ausgabe 4/2024 ist es, mit der Reportage "Geflohen, gestrandet und gefährdet" von Christian Selbherr an eine fast völlig vergessene humanitäre Krise zu erinnern: Im Südsudan kommen TÄGLICH bis zu 2000 Geflüchtete in der Grenzstadt Renk an. Es sind Männer, Frauen und Kinder aus dem Nachbarland Sudan, wo seit April 2023 grausame Kämpfe toben. Außerdem findet Ihr in dieser Ausgabe noch eine Reportage aus Papua-Neuguinea, ein Interview mit Prinz Ludwig von Bayern, eine Glosse von Christoph Sieber und viele spannende Hintergrundinformationen aus unseren Projektländern.
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FACETTEN INTERNATIONAL
Die Not ist größer
als die Angst
Krieg in Israel: Landarbeiter aus
Ostafrika ersetzen paläs tinen -
sische, thailändische und
einheimische Arbeitskräfte
SEIT DEM ANGRIFF der Hamas
am 7. Oktober 2023 haben tausende Arbeitsmigranten,
vor allem aus Thailand,
Israel verlassen. Gleichzeitig wurde palästinensischen
Arbeitskräften, die bis
dahin fast 20 Prozent der Angestellten
in Israels hochindustrialisiertem Agrarsektor
ausgemacht haben, die Lizenz entzogen.
Einheimische Reservisten wurden
zum Kriegsdienst einberufen. Die dadurch
entstandene Lücke von zehntausenden
Arbeitskräften versucht Israel
insbesondere durch Anwerbeabkommen
mit afrikanischen Staaten
zu schließen.
Zu den ersten Unterzeichnern
zählten die Staatschefs von Malawi
und Kenia. Der israelische Botschafter
in Kenia, Michael Lotem, geht
davon aus, weitere afrikanische Arbeitskräfte,
etwa aus Tansania und Uganda,
nach Israel holen zu können. „Wir
schauen nach Ostafrika, um die Lücke
bei den Arbeitskräften zu schließen, da
wir seit vielen Jahren Praktikantenprogramme
für Studenten aus diesen Ländern
anbieten und gute Erfahrungen damit
gemacht haben.“
Geheimniskrämerei um das Anwerbeabkommen
Er versicherte, dass die Arbeiter nicht in
Konfliktgebieten wie dem Gazastreifen
eingesetzt würden und in demselben
Maß von Sicherheitsvorkehrungen profitierten
wie israelische Bürger. Das Arbeitsabkommen,
das rund 100 000 ausländische
Arbeitskräfte in Israel beschäftigen
soll, hat in den Herkunftsländern
gemischte Reaktionen ausgelöst. Menschenrechtsorganisationen
warnen vor
Sicherheitsrisiken. Kritisiert wird auch
die Geheimniskrämerei rund um das Abkommen.
Manche sprechen davon, dass
die Regierung ihre Bürger „verheize“. Das
Resümee einer Erkundungsmission der
malawischen Regierung fiel jedoch –
trotz einiger Probleme mit ungleicher
Bezahlung, Überstundenvergütung und
Mängeln bei den sanitären Einrichtungen
– positiv aus. In Kenia befürworteten
viele vor dem Hintergrund der aktuellen
Beschäftigungskrise und der steigenden
Lebenshaltungskosten das Abkommen,
trotz aller Bedenken.
Die Afrika-Strategie Israels
In afrikanischen Ländern finden insbesondere
gut ausgebildete Universitätsabsolventinnen
und -absolventen häufig
keinen adäquaten Job. Staatschefs schließen
deshalb seit einigen Jahren immer
neue Deals mit Ländern des Globalen
Nordens, um Fachkräfte zu exportieren.
Einem Bericht von BBC Africa zufolge
bekommen kenianische Arbeiter, die
nach Israel gehen, einen verlängerbaren
Dreijahresvertrag mit garantiertem monatlichem
Nettoverdienst von 1550 Euro.
In den letzten Jahrzehnten haben sich
die Beziehungen zwischen den Ländern
Kurze Pause: Afrikanische Arbeiter in Israel
Ostafrikas und Israel intensiviert. Mit
Tansania gibt es etwa eine Kooperation,
bei der angehende Agrarwissenschaftler
Praktika in israelischen Betrieben absolvieren
und dafür eine Vergütung erhalten.
Israel hingegen profitiert von günstigen
Arbeitskräften. Kenia hat in verschiedenen
Bereichen Unterstützung angenommen:
in der Landwirtschaft, im
„Wir schauen nach Ostafrika, um die Lücke bei den Arbeitskräften
zu schließen, da wir seit vielen Jahren Praktikantenprogramme
für Studenten aus diesen Ländern anbieten.“
MICHAEL LOTEM, ISRAELISCHER BOTSCHAFTER IN KENIA
Gesundheitswesen, in Fragen der Sicherheit
sowie in vielen weiteren Sektoren.
Israel stellt offiziell keine Bedingungen
für die Zusammenarbeit, geht jedoch
durchaus offen damit um, dass man
Handel, Technologie und Investitionen
nutzt, um afrikanische Staaten dazu zu
bewegen, auf internationaler Ebene im
Sinne Israels zu stimmen. Auch setzt
man darauf, dass stabile Staaten weniger
empfänglich für arabische und iranische
Einflussnahme sind. Die eigene Sicherheit
ist ein wesentlicher Beweggrund für
die Allianz in Ostafrika, die Israel bereits
seit Mitte der 1970er Jahre bemüht ist zu
schmieden.
Als Mittel zur Terrorbekämpfung
nutzt Israel unter anderem die Rekrutierung
von Agenten, die Beobachtung von
fundamentalistischen Organisationen
und die Einflussnahme auf die lokale Politik.
A BETTINE KUHNERT
Fotos: imago, dpa, missio
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