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Der_Augenoptiker_1958_11

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daran interessie rt ist, dem Augenoptike r das Recht de r 8 1<br />

. _<br />

B<br />

·<strong>11</strong> b s >eh • R d· c~ ,m<br />

mung von n cn ~- zu pre en, cm c <strong>11</strong>, das vo m O ptiker se il<br />

Jahrzehnten ausgeubt wird, wobei e r seil 50 J ahren audi d iP<br />

Möglid1ke1l hat, _durd1 emen Fad1sd1U(besud1 sich v ie lseitHJC;<br />

Fadiwisscn anzueignen, ohne dadurch cmen linanzielle n Vorieil<br />

zu genießen:. K?llege Abel dankte _allen Kollegen des In - und<br />

Auslandes !ur 1hr Kommen und wunschte ihnen in ladiwissens~alllimer<br />

u_nd _gesellschallhcher ~insid1l gute Aulgesdi lossenheit,<br />

damit die laghche Berufsarbeit wieder mit größere r Freude<br />

aufgenommen werden kann.<br />

Anschließend ergriff der Regierende Bürgermeister von Berlin ,<br />

Herr Willy ~ra~dl, das W?rt _und _dankte der D Go im Namen<br />

des Senats !ur d_1e Treue, die s1_e ~e1gte, indem sie den jährlichen<br />

Fachkongre_ß seil 1948 regelmaßig in Berlin durchführt. Er bekundete<br />

semen Respekt vor dem _<strong>Augenoptiker</strong>, der seine so wichtige<br />

Arbeit auf emem Grenzgeb1_et zwischen Handwerk, Wissensmail<br />

und Kunst le1slel. <strong>Der</strong> Burgerme isle r ging dann aul d'<br />

Entwicklung der Stadt _Berlin in den letzten 10 Jahren ein u~~<br />

wünschte der Tagung emen guten Verlauf zum Wohl des Berulsstandes<br />

und der lehls1chllgen Me_nschen. Weiler sprach er die<br />

Hollnung_ aus, daß auch d_1e poht1sd1 Fehlsid1tigen sich zu der<br />

Erkenntms durchrmgen mogen, daß es keine belriedigle Weil<br />

geben kann, :,venn man mdlt das wieder zusammenlügt, was man<br />

sinnlos ausemanderge nssen hat. Herzlicher Beifall folgte den<br />

Worten des Regierenden Bürgermeisters.<br />

Es sprachen ansdlließend heri:hdle persönlich gehaltene Begrüßungsworte:<br />

Mr. Baxter, der Pras1dent der britischen Gesellschaft<br />

für Oplomelri_e, Mr. Flick als yerlreler der Bezirksgruppe London<br />

der amenkamschen Gruppe fur Optometrie und der Schollisdien<br />

Vereinigung, Mons. Huber für die französische Delegation, Herr<br />

de Bruyne ~nd Herr Blessels für die ~olländischen <strong>Augenoptiker</strong>,<br />

Herr W. Fnang, Kopenhagen, Herr Leon Hauck als Präsident des<br />

Zentralverbandes der <strong>Augenoptiker</strong> und Herr Hans Sauerborn<br />

als 1. Vorsitzender der WV A . Kollege Abel dankte allen für<br />

ihre Glückwünsche und aum für die schriftlichen Gratulationen.<br />

Ansdtließend folgte der Festvortrag von Herrn Dr. W. Thiele,<br />

Direktor der Fachschule für Optik, Fototechnik und Filmtechnik,<br />

Berlin: .<strong>Der</strong> <strong>Augenoptiker</strong> als Kulturträger·. <strong>Der</strong> Vortrag wurde<br />

mit großem Interesse und Beifall aufgenommen.<br />

Bei besonde ren Gelegenheiten, wie zum Beis piel der Feierstunde anläßlich<br />

des Zehnten Kongresses de r DGO, is t es gut, aufschlußreid,<br />

und förderlich die Stellung des Augenoplikerbe rufes innerhalb unsere r<br />

heutigen Kultur eine r einge hende n Betrachtun9 zu unte rzie hen. Versteht<br />

man unte r Kultur die Gesamtheit de r ge istigen und korperlichen<br />

Leistungen d e r Menschheit, so hat jede Be rufsgruppe ihren bestimmte n,<br />

mehr oder weniger große n Anteil an de r Erhaltung und Mehrung des<br />

gesamte n Kulturgutes aus ihre m Aufgabengebiet he raus zu leis ten.<br />

Zweifellos gehört dabei d e r <strong>Augenoptiker</strong> mit zu den Berufsgruppen,<br />

die einen besonde rs hohe n Ante il habe n.<br />

Kulturfähigkeit ist e in Begriff , so führte de r Redner weite r aus, den<br />

wir im Bereich des Lebe ndige n nur de m Menschen zuerkenne n können,<br />

weil diese Fähigkeit le tzten Endes an eine bestimmte Zellorganisation,<br />

nämlich das Großhirn, gebunden ist. Es is t bekannt, daß im Gegens atz<br />

dazu, das Allhirn und zum Teil auch das Kleinhirn Träger primitive r<br />

Lebens - und Organfunktionen s ind. Am Großhirn hat der Me nsch den<br />

höchsten Anteil, re lativ zu seine m Körpergewicht. Es ist enlwidclungsgeschichUich<br />

auch am spä teste n e ntstande n. Die Ganglienzellen - die<br />

wesentlichen Bausteine d es Hirnes - führe n mit mehre re n Verästelungen<br />

bis in das unie re Ende des Rüdcenmarkes als sogenannte r Neurit<br />

oder Nervenfaser. Diese führen auch zu den Sinnesorgane n. Interessant<br />

ist dabei die Feststellung, daß zu den Augen allein 38 Proze nt a ller<br />

vom u nd zum Gehirn führende n Hirnfasern führen, d . h. beinahe 50 Prozent<br />

de r Nervenfasern sind de m Sehorgan zugeteilt. Im Großhirn haben<br />

die Prozes se des logischen Denkens ihre n Silz und di e de r fünf<br />

F:mpfarig bei Senator Her/:<br />

Von linL nach · redrt, : Peter Ab,l, Sen. Dir,ktor ßu<strong>11</strong>adc, Senator Dr. llut:,<br />

C. II. Nituclikl<br />

e,/~ He II <strong>11</strong> / 1 9 5 8<br />

ll'ährend der J'ortragsreih,<br />

Sinnesorgane. Dadurch kommt es zu den W echselbeziehungen zw1sch_e n<br />

Empfinden und De n ken. Wären diese W echselbeziehungen im (:;roßh1rn<br />

nicht, könnte der Me nsch seine Umwelt n1d1t beurteilen und ware nicht<br />

kulturfähig.<br />

Als funktionelle Leis tunge n des me nschlichen Sehorgans falle n neb~n<br />

der Farbuntersche idung am stärks ten die Fähigkeit auf, auf die verschiedenen<br />

Entfernungen zu akkommodiere n und konvergieren. So e rstaunlich<br />

die Leistungen des menschl ich en Auges in bezug auf Auflösung<br />

kleine re r Dinge sind, so bedeute t dies doch wiederum nichts, we nn _der<br />

sd1öpfe risd1e Me nsch die G re nze seine r Leistungsfäh igkeit in der N a he<br />

nidtl mit Hilfe d es Mikroskopes überwunden hätte. Wenn man sich<br />

die große Zahl de r Brillenträge r ode r gar der Bri llenbedürflige n vorstellt,<br />

so fa ll t es auf, daß das Sehorgan offenbar sehr s töranfällig<br />

sein muß, was durch seine Kompliziertheit seines Baues und seiner<br />

Funktion gegeben ist. Oft werden heule noch die daraus entstehende n<br />

Fe hlsichtlgkc iten und die Alterssichtigkeilen sowie die binokulare n<br />

Stcirungen v erkannt. Diese Stö ranfälligkeit ist im Tierreich nich t vorhande<br />

n. So s ind die Facettenaugen der Insekten unbe weglich und habe n<br />

keine optische Anpassung. Die Sehschärfe beträgt nur ein Bruchteil de r<br />

des me nschl iche n Sehorganes. Mil eine m derart schlechten Auflösungsve<br />

rmögen wären auch bei entsprechender Großhirnanlage namhafte kulture<br />

lle Leistunge n kaum vors tellbar. Zwar gibt es im Tierreich Beispiele<br />

(Bussard und Rabe) als Gegenstüdc mit etwa 6mal so großem Auflosungsvermöge<br />

n gegenübe r dem menschlichen Auge. Trotzdem ermöglidien<br />

di ese Augen wegen de r Unlerenlwidclung des G roßhirns nalürlid,<br />

keine kulturellen Leistungen.<br />

Die Mensd1 en der kulturgeschichtliche n Frühzeit mögen es als Grausamkeit<br />

der Natur empfunde n habe n, daß mit Beginn des fünfte n Lebensjahrzehntes<br />

die Anpaßfä higkeit für die Nä he nachzulassen beginnt<br />

und s chließlich ein de utliches Se he n im Naharbeitsgebiel nicht mehr<br />

möglich ist. Bis zum 14. J ahrhundert gab es k eine Möglichkeit d e r Hilfe .<br />

Erst mit de r Erfindung de r Brille ents tand in den Brillenglasschleifern<br />

und Brillenmachern die Wurzel de s Augenoptike r-Handwerks. Es w ird<br />

dabei de utlich, welchen Einnuß dieser Beruf a uf die weitere Enlwidclung<br />

gehabt haben muß. Im Laufe de r J ahrhunde rte kam aber auch bei der<br />

e infachen Be völke rung die Brille mehr und me hr in G ebrauch und<br />

heute können wir kaum erahne n, in welchem Ma ß d ie Alte rsbrille<br />

kulturfö rdernd und helfend gew irkt hat. Man bekommt jedoch e ine n<br />

gewissen Begriff von ihre r Bedeutung, we nn w ir uns vorstellen, daß<br />

allen Menschen in unserem Kulturbereich o hne Ausnahme, ihre S e h­<br />

fähigkeit normalerweise vom 45. Lebensjahr ab, durchschnittlich weitere<br />

20 J a h re und länger erhalten werden kann.<br />

Zahlreich sind die Erfindunge n, die im Lauf der Jahrhunderte von<br />

Optike rn gemacht wurden. Die Optiker waren es allei n, die sich mit<br />

de r Korrektion de r fehlsichtigen Augen befaßten und v iele n Me nsm e n<br />

die Leistungsfähigkeit ihres Sehens e rhielte n oder e rst wieder vermillellen.<br />

Dies ist eine kulturelle Tat, dere n Bedeutung nicht hoch genug<br />

ve ra nschlagt we rden kann. <strong>Der</strong> be rühmte Augenarzt Franz Cornelius<br />

Donders - er lebte vor etwa hundert J ahren - ha tte vielfach<br />

beobachtet, daß seine Kollegen ihren Patienten vom Gebra uch der von<br />

Optikern erhaltenen Brille n zum Ausgleich d er Fehlsichtigkeit a b­<br />

rieten und d adurch vielfach Angst und Verwirrung stiftete n, besonders,<br />

wenn der Patie nt ge ra de glüdclich da rüber geworde n w ar, mit der<br />

Brille wiede r sehe n zu ke nnen. Heute ist es umgeke h rt, es gibt einige<br />

Augenärzte in den Standesorganisationen, de ren Bestrebunge n da rauf<br />

hinziele n, de m Augenoptike r das Jahrhunderte a lle Recht de r selbs tä n­<br />

digen Brillenglasbestimmung zu nehmen , we il es sich um eine Tätigkeit<br />

handle, die nur von Augenärzte n ausge übt we rde n könne .<br />

<strong>Der</strong> Augenoptike r hat im Zuge der Entwidc lunq nicht nur mitge ho lfen,<br />

die Brille zu verbessern und durch sorgfällige und individuelle Auswahl<br />

und Anpassung die optischen und ästhe tischen Gesichtspunkte zu berüdc ­<br />

sichtigen, sondern auch die Me thoden der Brillenglasbestimmung verbessert<br />

und auf ein wissenschaftliches Niveau geb racht. Es waren e nglische<br />

und d eutsd ie Augenoptike r, die durch die Entwicklung de r Methoden<br />

der b eidäugigen Brillenbestimmung Abhilfe gesd,affl haben , daß<br />

a uch dem le tzte n Drittel de r durch die monokulare Prüfung alle in noch<br />

nicht zufriedengestellten Kliente n geholfe n werden ko nnte . Die Augenoptike<br />

r haben diesen Fortsc:hr_i,ll du'._d1 schöpferische T ä_tigkeil in eigener<br />

Sache he rbe igeführt und ve rfugen uber _die besten Bnllenbeslimmungsme<br />

lhoden in der ganzen _W elt. __ Ein Ausbildungswesen wurde trotz vieler<br />

Schwierigkeiten und Widerstande m d en letzte~ 50 _J a hren für den<br />

<strong>Augenoptiker</strong> aufgebaut. Es scheint. m der Tat e ine bittere Ironie des<br />

Schicksals zu sein, daß man dem1e n1gen die Anwendung de r Me thode n<br />

s lreitig zu machen such t, der zu ihre r h euti ge n Vo llkommenheit de n<br />

w esentliche n Beitrag geliefert hat.<br />

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