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XtraBlatt Ausgabe 01-2024

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1<br />

<strong>2024</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong><br />

Biogas am Scheideweg<br />

Titelthema<br />

Familie Wiesemann<br />

100 % Rundballensilage<br />

Niederlande<br />

Ziegenhaltung XXL<br />

Krone Logistikzentrum<br />

Am laufenden Band


In Kooperation mit JCB ist<br />

Krone in diesem Jahr bundesweit<br />

mit einer Vorführtour unterwegs,<br />

um die Schlagkraft und Wirtschaftlichkeit<br />

der Press-Wickel-Kombination<br />

Comprima Plus zu demonstrieren.<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser!<br />

D<br />

iese <strong>Ausgabe</strong> erscheint wenige<br />

Wochen nach der Europawahl. Bei<br />

den deutschen Wahlergebnissen<br />

zeigte sich eine deutliche Stärkung<br />

der äußeren Ränder des politischen Spektrums.<br />

In einigen unserer Nachbarländer fiel diese<br />

Entwicklung sogar noch stärker aus. Und obwohl<br />

es auch EU-Mitgliedsstaaten mit gegenläufigen<br />

Tendenzen gab, treibt mich die Sorge um, dass<br />

die europa- und demokratieskeptischen Kräfte<br />

weiter an Raum gewinnen. Das wäre fatal! Die EU<br />

ist für uns alle von großer Bedeutung – als größter<br />

demokratischer Wirtschaftsraum der Welt und<br />

als Hort des Friedens. Besonders Deutschland<br />

profitiert immens von dieser Gemeinschaft,<br />

und jeder Euro des oft gescholtenen deutschen<br />

EU-Beitrags von rund 25 Mrd. „rentiert“ sich um<br />

das Zwölffache (!) in einem Mehr an Wirtschaftsleistung<br />

und Wohlstand. Damit möchte ich die<br />

unbestreitbaren Webfehler der gegenwärtigen EU<br />

nicht schönreden. Aber die Hälfte des deutschen<br />

Außenhandels wird mit EU-Mitgliedsstaaten<br />

erzielt. Laut einer Studie der Initiative Neue<br />

Soziale Marktwirtschaft (INSM) aus dem Mai <strong>2024</strong><br />

würden Wirtschaftskraft und Einkommen eines<br />

jeden Bundesbürgers ohne deutsche EU-Mitgliedschaft<br />

im Schnitt pro Jahr um rund 2.400 €<br />

sinken. Und wir hätten sehr hohe Mehrkosten,<br />

gäbe es die alten Zollgrenzen noch. Das erleben<br />

wir seitens Krone z. B. jeden Tag beim Versand<br />

unserer Produkte.<br />

Apropos Versand: Mit dem Bericht über unser<br />

Logistikzentrum erhalten Sie in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

einen – wie ich finde – sehr interessanten Blick<br />

„hinter die Kulissen“, der sich Außenstehenden<br />

sonst so nicht bietet. Noch mehr möchte ich Sie<br />

jedoch für das Titelthema Biogas sensibilisieren.<br />

„Schon wieder? War das nicht auch schon in der<br />

vorherigen <strong>Ausgabe</strong> Titelthema?“ mögen Sie<br />

sich ggf. fragen. Ja, das stimmt – aber es hat für<br />

die gesamte Landwirtschaft einen hohen Stellenwert.<br />

Und leider gestalten sich die politischen<br />

Rahmenbedingungen hier in Deutschland bei<br />

diesem Thema derzeit so negativ, dass Tausende<br />

von Biogasanlagen mangels wirtschaftlicher<br />

Perspektive vor dem „Aus“ stehen. Dabei sind die<br />

Vorgaben der EU für den Ausbau regenerativer<br />

Gase – neben Wasserstoff ausdrücklich auch<br />

Biomethan – bis 2030 bzw. 2045 sehr eindeutig.<br />

Dogmatische Scheuklappen einzelner Ministerien<br />

sorgen dafür, dass nicht nur ein Wirtschaftszweig<br />

mit dem Rücken zur Wand steht, sondern<br />

eine große einheimische, verlässliche und noch<br />

dazu kostengünstige Energiequelle wissentlich<br />

ausgebremst und somit gegen EU-Vorgaben<br />

verstoßen wird. Deshalb sehen wir seitens<br />

Krone uns auch in der Verpflichtung, über<br />

unsere Netzwerke zu einer positiven Wendung<br />

beizutragen und Politik sowie die Öffentlichkeit<br />

zu sensibilisieren. Ich möchte Sie bitten, dies<br />

in Ihrem Umfeld ebenfalls zu tun, im privaten<br />

Kreis bis hin zu den Bundestagsabgeordneten<br />

Ihres Wahlkreises. Deutschland braucht Biogas,<br />

ebenso wie eine starke Landwirtschaft. Sich<br />

dafür einzusetzen, haben wir alle ein Stück weit<br />

selbst in der Hand.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und<br />

Ihren Familien eine gute Ernte und ein<br />

erfolgreiches zweites Halbjahr <strong>2024</strong>!<br />

Ihr Bernard Krone<br />

Bernard Krone ist<br />

Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der<br />

Krone-Gruppe.<br />

2 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

3


AUSGABE 1/<strong>2024</strong><br />

Inhalt<br />

Mehr<br />

Über diesen<br />

QR-Code bzw. unter<br />

krone-magazines.com<br />

können Sie alle<br />

bisherigen <strong>Ausgabe</strong>n<br />

des <strong>XtraBlatt</strong> aufrufen.<br />

16<br />

6<br />

Titelthema<br />

Interview:<br />

Immenses Potenzial für Biogas<br />

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas, erläutert die volkswirtschaftlichen<br />

Vorteile von Biogas und die negati-<br />

ven Folgen der aktuellen politischen<br />

Rahmenbedingungen in Deutschland.<br />

11<br />

Übersicht: Europa will Biogas!<br />

12<br />

Umfrage: Alternativen finden<br />

Viele Betreiber von Biogasanlagen<br />

suchend händeringend nach Möglichkei-<br />

ten der wirtschaftlichen Biogasnutzung<br />

bzw. -vermarktung. <strong>XtraBlatt</strong> hat zwei<br />

Praktiker nach ihrem Ansatz gefragt.<br />

Familie Weigl, Tirschenreuth:<br />

Am besten gemeinsam<br />

Gute Ideen sowie eine konsequente Umsetzung<br />

mit gemeinsamen Partnern – das ist das Konzept<br />

auf dem Walerhof. <strong>XtraBlatt</strong> war vor Ort.<br />

20<br />

Logistikzentrum: Tor zur Welt<br />

Sind Landmaschinen in der Fabrik fertig<br />

produziert, steht als nächster Schritt der Versand<br />

in alle Welt an. Ein Blick hinter die Kulissen des<br />

Krone-Logistikzentrums.<br />

24<br />

Recalm: Ruhe am Ohr<br />

Störende Geräusche im Kopfbereich des<br />

Fahrers zu messen und durch Gegenwellen zu<br />

neutralisieren – dafür testet Krone derzeit eine<br />

spannende Techniklösung und plant, sie 2025<br />

für den BiG X auf den Markt zu bringen.<br />

28<br />

Familie Wiesemann, Radevormwald:<br />

Auf dem Futtertisch geht’s rund<br />

Landwirt Ludwig Wiesemann hat sich vor<br />

sechs Jahren für den Umstieg vom Fahrsilo<br />

zur Rundballensilage entschieden und diese<br />

Entscheidung nie bereut.<br />

32<br />

Philip Freiherr von dem Bussche:<br />

Ein Gestalter der Branche<br />

Der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrats<br />

sowie des Beirats der Krone-Gruppe verstarb im<br />

April. Eine Würdigung.<br />

34<br />

Familie Olislagers, Esch (NL):<br />

Ziegenhaltung im großen Stil<br />

Vor 30 Jahren hat die Familie ihren Betrieb von<br />

Milchkuh- auf Ziegenhaltung umgestellt. Heute<br />

hält der Betrieb rund 6.200 Milchziegen plus<br />

Nachzucht und Lämmermast.<br />

38<br />

Vertriebsleitung Süddeutschland: „Der per-<br />

sönliche Kontakt ist das wichtigste Gut.“<br />

Darüber sind sich Hans-Dieter Heet, Vertriebs-<br />

leiter Süd bei Krone, und sein Nachfolger Stefan<br />

Seifert einig. Im Interview erläutern beide ihren<br />

Werdegang bei Krone und die Vertriebsanforde-<br />

rungen der Zukunft.<br />

44<br />

Lankhorst Nord:<br />

Service konsequent weiterentwickelt<br />

Die Anforderungen insbesondere an den<br />

Werkstattservice sind in der Land- und Nutzfahr-<br />

zeugtechnik kontinuierlich gewachsen. Wie sich<br />

der Vertriebs- und Servicepartner Lankhorst Nord<br />

darauf einstellt, hat <strong>XtraBlatt</strong> in Aurich erfahren.<br />

47<br />

Igl Agrartechnik:<br />

Erstes Krone Competence Center<br />

Als erster Fachhandelspartner bundesweit<br />

hat Igl Agrartechnik ein Kompetenzzentrum<br />

ausschließlich für Krone-Produkte eröffnet.<br />

48<br />

Familie Bürli, Alberswil (CH):<br />

Premium-Futter<br />

Familie Bürli betreibt im Kanton Luzern eine<br />

Trocknungsanlage. Produziert werden sowohl<br />

Futtermittel als auch Holzpellets.<br />

16<br />

28<br />

12<br />

34<br />

38<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

Heinrich-Krone-Straße 10<br />

48480 Spelle<br />

Tel.: +49(0)5977/935-0<br />

info.ldm@krone.de<br />

www.krone.de<br />

Verantwortlich i.S.d.P.:<br />

Markus Steinwendner<br />

Redaktion:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Layout:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Druck:<br />

Bonifatius Druckerei<br />

Karl-Schurz-Straße 26<br />

33100 Paderborn<br />

Foto- und Grafikmaterial:<br />

Falls nicht anders angegeben:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

bzw. Redaktion<br />

S. 6: Fachverband Biogas<br />

S. 12–15: Königs (3), Plorien (3)<br />

S. 16–19: Weigl (3)<br />

S. 24–25: Recalm (2)<br />

S. 30: Wiesemann (2)<br />

S. 36, 37: Depositphotos (1), Olislagers<br />

S. 48–51: Bürli (9)<br />

Auflage:<br />

48.000 Exemplare<br />

<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />

in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

des Herausgebers. Dies gilt auch für die<br />

Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und Vervielfältigung auf Datenträger.<br />

Wir versenden das Krone-<strong>XtraBlatt</strong> zweimal<br />

im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr<br />

von uns wünschen, geben Sie uns bitte<br />

Bescheid, am besten per E-Mail an<br />

info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in<br />

diesem Fall selbstverständlich sofort aus<br />

unserem Verteiler. Alle Daten, die wir<br />

von Ihnen erhalten, werden vertraulich<br />

behandelt und ausschließlich dafür<br />

verwendet, Ihre Anfragen und Rückmeldungen<br />

bearbeiten zu können. Wir geben<br />

keine Daten an Dritte weiter.<br />

3 Editorial 26, 27 Poster 33 Neuheiten 42 News-Ticker<br />

4 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

5


<strong>XtraBlatt</strong>: Mit dem Auslaufen der „alten“<br />

EEG-Förderung stehen viele Biogasanlagenbetreiber<br />

vor der Frage, wie es weitergehen kann.<br />

Wie schätzen Sie als Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas die Situation ein?<br />

Horst Seide: 90 % der Biogasanlagen, kurz<br />

BGA, produzieren Strom, und in diesem Bereich<br />

sieht es derzeit am schwierigsten aus. Das muss<br />

man leider so sagen. Denn die Anlagen, deren<br />

EEG-Vergütung auslaufen, brauchen Anschlusssicherheit.<br />

Dafür müssen sie an den entsprechenden<br />

Stromausschreibungsverfahren teilnehmen,<br />

über die man sich Verlängerung „erbieten“ kann.<br />

Allerdings sind die ausgeschriebenen Volumina<br />

viel zu klein. Das ist derzeit das allergrößte Problem,<br />

wie anhand der letzten Ausschreibung im<br />

Herbst 2023 sehr deutlich wurde. Wir hätten über<br />

900 MW Volumen gebraucht, es wurden aber<br />

nur 300 MW Stromproduktion ausgeschrieben.<br />

Die Bereitschaft weiter Biogas zu produzieren,<br />

ist bei so gut wie allen Betreibern gegeben. Aber<br />

die Bundesregierung hat mit diesem Ausschreibungsvolumen<br />

ganz klar signalisiert, dass sie<br />

Biogasstrom nicht so will.<br />

Die EU möchte explizit Biomethan<br />

nach vorne bringen. Aber derzeit<br />

steht die Bundesregierung in einer<br />

eindeutigen Verweigerungshaltung.<br />

Horst Seide, Präsident Fachverband Biogas<br />

BIOGAS<br />

Immenses<br />

Potenzial<br />

Tausende deutscher Biogasanlagen stehen vor dem Aus, weil die<br />

Bundesregierung gezielt und systematisch die Rahmenbedingungen<br />

verschlechtert – sagt Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas.<br />

Im Interview erklärt er, welches Potenzial Biogas für die Energieversorgung<br />

bietet und wie sinnvolle Optionen aussehen können.*<br />

*Das Interview fand auf Basis der Faktenlage bis Mai statt.<br />

Eventuelle seitdem erfolgte politische Beschlüsse, etwa zum neuen Biomassegesetz,<br />

konnten hierfür nicht berücksichtigt werden.<br />

Kurzum: Wir bräuchten eine Verdreifachung des<br />

Ausschreibungsvolumens, um überhaupt die bestehenden<br />

Anlagen weiter betreiben zu können.<br />

Und der erste Fehler, der bei vielen Entscheidern<br />

in der Politik jetzt auftritt, ist die Annahme, dass<br />

bei einer Verdreifachung auch eine entsprechende<br />

Anbaufläche nötig wäre. Dem ist aber nicht<br />

so! Wir würden dann dreimal so viel Leistung<br />

bereitstellen, wie jetzt ausgeschrieben ist, aber wir<br />

machen die gleiche Arbeit und nicht dreimal so<br />

viel. Sprich: Die Strom- und Substratmenge bleibt<br />

identisch. Vielen Abgeordneten und Behördenvertretern<br />

ist das nicht klar – bis hin zu Bundesministern.<br />

Dieses Missverständnis muss als erstes<br />

korrigiert und den politischen Entscheidern<br />

erläutert werden.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ein anderer Knackpunkt dürfte der<br />

sogenannte Maisdeckel sein, der bei Ausschreibungen<br />

künftig auf dann 30 % gesenkt<br />

werden soll …<br />

Seide: So ist es. Wenn man sich die Zahlen<br />

anschaut, geht die Maisfläche für die BGA jetzt<br />

schon zurück. Aber was mir noch wichtiger<br />

erscheint, ist die Anpassung des sogenannten<br />

Flexzuschlages. Wir als Anlagenbetreiber<br />

müssen jetzt investieren in eine bedarfsgerechte<br />

Strombereitstellung wie es die Ausschreibungen<br />

vorgeben. Dafür braucht man viel mehr BHKW-<br />

Leistung, größere Gas- und auch Wärmespeicher<br />

– jeder weiß, dass die Kosten der Technikinvestitionen<br />

deutlich gestiegen sind. Der Flexzuschlag<br />

liegt nach wie vor bei 65 € pro Kilowatt Anlagenleistung.<br />

Aber die gestiegenen Kosten führen zu<br />

einem Wert von 120 €/kW. Auch diese Komponente<br />

müsste angepasst werden.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das viel oder wenig in Relation<br />

zu anderen Energieproduzenten?<br />

Seide: Derzeit wird seitens der Politik bezüglich<br />

der nationalen Kraftwerkstrategie diskutiert,<br />

„H2-ready-Gaskraftwerke“ aufzubauen. Wasserstoff-ready<br />

bedeutet Nutzung fossilen Erdgases,<br />

mindestens bis 2035. Dann will die Regierung<br />

schauen, ob genügend Wasserstoff da ist. Wenn<br />

nicht, fahren die Kraftwerke mit Erdgas weiter.<br />

Nach gegenwärtigem Stand der Diskussion<br />

sollen 10 GW Kraftwerksleistung ausgeschrieben<br />

werden, für die die Betreiber von der Bundesregierung<br />

rund 16 Mrd. € Bereitstellungsbonus erhalten<br />

sollen. Das wären umgerechnet 160 €/kW.<br />

Darum sind die von der Biogasbranche ermittelten<br />

120 €/kW ein Schnäppchen.<br />

Horst Seide produziert<br />

mit seinen beiden BGA<br />

Strom, speist Biomethan<br />

ins Gasnetz<br />

ein und vermarktet es<br />

u. a. über ein eigenes<br />

Tankstellennetz.<br />

6 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

7


Wenn wir<br />

die Biogasanlagen<br />

jetzt nicht<br />

fördern,<br />

sind sie<br />

weg – das<br />

ist das<br />

Problem.<br />

Horst Seide,<br />

Präsident Fachverband<br />

Biogas<br />

Potenzial von Gülle<br />

170 Mio t<br />

Pro Jahr fallen rund<br />

170 Mio. t Gülle und Mist an<br />

(Stand 2<strong>01</strong>8)<br />

52 Mio t<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Also wäre Biogas umweltfreundlicher<br />

und auch noch günstiger …<br />

Seide: So ist es. Laut Aussage des Bundeswirtschaftsministers<br />

sei das Biogaspotenzial begrenzt<br />

und zudem „für andere Bereiche“ als der Stromerzeugung<br />

vorgesehen. Detailliertere Infos dazu<br />

gab es meines Wissens offiziell nicht. Eines dieser<br />

Einsatzfelder wäre nach meiner Schätzung die<br />

„heiße Flamme“, also Nutzung in Anwendungen<br />

mit hohen Wärmetemperaturen wie z. B. in Stahlschmelzen.<br />

Dazu gibt es auch eine staatliche Förderung,<br />

die jedoch aussagt, dass diese nur erfolgt,<br />

wenn die hohen Temperaturen nicht elektrisch<br />

sichergestellt werden können. Da das aber immer<br />

möglich ist, kommt Biogasnutzung nicht in<br />

Frage. Ein anderer Bereich, der für Biogasnutzung<br />

diskutiert wurde, ist die chemische Industrie.<br />

Aber dort gibt es momentan gar keinen Markt für<br />

Biomethan. Die potenziellen Abnehmer klopfen<br />

nicht bei den Biogasanlagen an, denn Biogas ist<br />

ihnen in Relation zu fossilem Erdgas zu teuer.<br />

9 TWh<br />

118 Mio. t oder 2/3 der anfallenden tierischen Exkremente werden momentan nicht genutzt.<br />

Daraus ließen sich zusätzlich 21 TWh Strom erzeugen.<br />

© 2023 Fachverband Biogas e.V.<br />

greifen, braucht es rasche Beschlüsse. Für diverse<br />

Anlagen endet die EEG-Förderung <strong>2024</strong>, und<br />

um sie weiterlaufen lassen zu können, wird eine<br />

Genehmigung und ein Ausschreibungsergebnis<br />

benötigt – und das haben viele nicht.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie viel ist viel – 10 % der Anlagen,<br />

also rund 900?<br />

Seide: Das halte ich kurzfristig für durchaus<br />

realistisch. Was in dem Zusammenhang übrigens<br />

auch zu berücksichtigen ist: Zahlreiche BGA betreiben<br />

zusätzlich Wärmenetze. Entweder finden<br />

diese in Zukunft andere Wärmequellen oder sie<br />

werden den Betrieb einstellen müssen – wenn<br />

sich beim Strom nichts tut. Das bringt sehr viel<br />

Unruhe in den Regionen. Denn jetzt sind durch<br />

diese Politik auch ganz normale Bürger betroffen,<br />

die mit Nahwärmenetzen aus Biogas eine<br />

preiswerte erneuerbare Lösung hatten. Und die<br />

ist plötzlich nicht mehr da. Das ist die schwierige<br />

Situation im Strombereich.<br />

durfte man mit bereits bestehenden BHKW in die<br />

Ausschreibung gehen. Heute muss man nagelneue<br />

nehmen. Neue BHKW muss man aber erst<br />

installieren, was einen zeitlichen Vorlauf hat und<br />

teurer wird.<br />

Zweitens wurden die Laufzeiten eines solchen<br />

BHKW in den Ausschreibungen auf 10 % der<br />

Jahresstunden eingeschränkt. Darum beteiligen<br />

sich BGA nicht an dieser Ausschreibung. Denn<br />

mit nur 10 % der Jahresstunden hat man Schwierigkeiten,<br />

eine Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten.<br />

Auch die neuen BHKW, die bis 2030 oder<br />

2035 laufen, tun dies immer noch mit 2.500 bis<br />

3.000 h pro Jahr, also 30–35 % der Jahresstunden.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wäre es nicht eine Möglichkeit,<br />

dass z. B. Privathaushalte mit Gasheizung<br />

Kunden einer BGA werden?<br />

Seide: Ja, das geht und wird auch schon so gemacht.<br />

Etwa 0,4 % der deutschen Biogasproduktion<br />

wird derzeit so genutzt. Und dieser Bereich<br />

wächst. Aber wir müssen die Dimension sehen:<br />

90 TWh gehen in die Verstromung, 0,5 TWh<br />

gehen in die Wärme. Auch wenn der Wärmemarkt<br />

wächst, kann er das, was im Strombereich<br />

wegzufallen droht, nicht auffangen.<br />

Dass es im Gebäudeenergiegesetz diese Option<br />

der Biogas- und Wasserstoffnutzung gibt, war<br />

anfangs nicht vorgesehen. Aber erfreulicherweise<br />

wurde diese anfängliche Diskriminierung einiger<br />

Energieoptionen beseitigt. Wer also eine andere<br />

„grüne Heizung“ als eine Wärmepumpe einbauen<br />

will, darf das nun. Trotzdem wollen große Teile<br />

der Bundesregierung dieses nicht. Der neueste<br />

Hebel dazu ist die Idee, einfach die regionalen<br />

Gasnetze abzubauen bzw. stillzulegen. Dann<br />

können da kein Biomethan und kein Wasserstoff<br />

hinfließen, und so erreichen sie ihr Ziel. Doch diese<br />

Gaseinspeisung ist für die BGA-Betreiber eine<br />

gute Option, sich neue Märkte zu erschließen.<br />

Allerdings muss man die politische Situation sehen,<br />

wie sie ist: Wasserstoff und Biomethan sollen<br />

nicht in die Wärmeproduktion.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was ist mit Biomethan als<br />

Treibstoff?<br />

Seide: Der Treibstoffbereich macht in der Biogasnutzung<br />

derzeit etwa 2 TWh aus, mit deutlich<br />

steigender Tendenz. Da wird auch investiert.<br />

Wir haben in Deutschland momentan fast alle<br />

CNG-Autos schon „grün“, also auf Bio-CNG umgestellt,<br />

da es so gut wie keine Gastankstelle mehr<br />

gibt, die fossiles Erdgas verkauft. Und es laufen<br />

Bestrebungen, auch das LNG für Lkw binnen<br />

zwei Jahren „grün“ umzustellen. Das wird nach<br />

unserer Einschätzung als Verband in zwei Jahren<br />

geschehen sein. Der Markt der grünen Mobilität<br />

mit CNG und LNG wächst also – aber wir können<br />

nur so stark wachsen, wie CNG- und LNG-Verbrennungsmotoren<br />

da sind bzw. hinzukommen.<br />

Doch bei Pkw ist das Verbrenner-Aus beschlossen,<br />

und bei den Lkw wird nochmal geschaut, welche<br />

Alternativen es zum Verbrenner gibt. Aber wenn<br />

diese Autos in Zukunft tatsächlich nicht mehr gebaut<br />

werden sollten, ist dieser Kraftstoff ein zeitlich<br />

begrenzter Markt. Immerhin zeigt die Politik<br />

auch, dass ein „Aus vom Aus“ möglich ist – siehe<br />

Roundup. Und auf europäischer Ebene wird jetzt<br />

schon das Aus vom Verbrenner-Aus diskutiert.<br />

Also ist die politische Diskussion noch nicht zu<br />

Ende – aber kurzfristig gibt es keine reale Perspektive.<br />

Und die brauchen wir. Denn derzeit steht die<br />

Branche mit dem Rücken an der Wand.<br />

Einen anderen Aspekt dürfen wir nicht vergessen:<br />

Jeder neue Kraftstoff benötigt eine Infrastruktur,<br />

etwa in Form von Tankstellen. Und ich sehe es als<br />

sehr fragwürdig an, dass es diese Infrastruktur<br />

noch geben würde, wenn eines Tages auch Lkw<br />

nicht mehr mit Verbrennern fahren dürfen. <br />

Mögliche Optionen nach der EEG-Förderung<br />

Für die Biogas-Nutzung<br />

stehen vielfältige<br />

Nutzungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung<br />

– wenn die Politik die<br />

notwendigen Rahmenbedingungen<br />

schaffen<br />

würde.<br />

Quelle: Fachverband Biogas<br />

Darum würde ich auf die Argumentation des Ministeriums<br />

antworten: Lasst uns die Biogasanlagen<br />

doch erst mal in der Stromproduktion halten,<br />

und wir schauen gemeinsam, wo sich realistische<br />

Nutzungsalternativen auftun. Denn wenn wir<br />

die Biogasanlagen jetzt nicht fördern, sind sie<br />

weg – das ist das Problem. Glücklicherweise gibt<br />

es auch Befürworter dessen in der Politik, etwa<br />

im Bundesrat. Klar ist: So geht es nicht weiter mit<br />

den Ausschreibungen für Strom aus Biogas, wir<br />

brauchen das Volumen. Sollen entsprechende<br />

Anpassungen noch zur Herbstausschreibung<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Noch einmal zurück zu derzeit<br />

realistischen Optionen: Wie sieht es mit<br />

anderen Nutzungsoptionen aus – zum Beispiel<br />

Biomethan?<br />

Seide: Diese Option ist da und wird auch bereits<br />

zunehmend genutzt. So gibt es u. a. BGA, die ihr<br />

Biomethan ins Gasnetz einspeisen, und andere<br />

Blockheizkraftwerke (BHKW), die ihr Gas aus<br />

der gelben Leitung herausholen. Die Bundesregierung<br />

möchte offiziell, dass die BGA da mehr<br />

machen, aber die Bedingungen der Stromausschreibungen<br />

hat sie de facto verschärft. Früher<br />

Sonstige<br />

Stromdirektvermarktung<br />

Anschlussförderung<br />

Gülleanlage<br />

Teilnahme an<br />

EEG-Ausschreibungen<br />

Direktlieferung<br />

und<br />

Eigenverbrauch<br />

Optionen nach<br />

Vergütungsende<br />

Direktlieferung<br />

und<br />

Eigenverbrauch<br />

Gas, Strom,<br />

Wärme<br />

Spotmarkt<br />

Terminmarkt<br />

Stromdirektvermarktung<br />

Biomethanproduktion<br />

8 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

9


Es gibt für die Landwirtschaft also nicht die eine<br />

und einfache Lösung. Meine eigenen Maschinen<br />

– also Pkw, Traktor, Rad- und Teleskoplader sowie<br />

Beregnungsaggregate – habe ich umrüsten lassen,<br />

sodass sie hybrid funktionieren, also sowohl<br />

mit Diesel als auch mit CNG. Für CNG gibt es in<br />

Lüchow-Dannenberg die Infrastruktur, weil ich<br />

selbst dort drei Tankstellen aufgebaut habe, die<br />

auch ganz normal von anderen Kunden nutzbar<br />

sind. Diese eigenen CNG-Tankstellen errichten<br />

jetzt zunehmend auch Landwirte, sei es mit oder<br />

ohne BGA. Es gibt Landwirte und auch Lohnunternehmer,<br />

die bei mir Biomethan kaufen, etwa<br />

für ihre Lkw-Flotte. Das ist nun ein Bereich, wo es<br />

interessant wird. Denn die Dieselkosten werden<br />

weiter steigen, auch über die weggefallene Rückvergütung<br />

hinaus. Ein CNG-Lkw fährt mit einer<br />

Tankfüllung 400 km weit, ein LNG-Lkw schafft<br />

rund 800 km. Für CNG ist es allerdings preiswerter,<br />

eine Tankstelle aufzubauen als für LNG. Aber<br />

viele Landwirte und Lohnunternehmer fahren ja<br />

i. d. R. mit Lkw nicht mehr als 400 km/Tag. Das<br />

lässt sich preiswert bereitstellen, etwa zur Hälfte<br />

des Dieselpreises. Man kann also zu den halben<br />

Treibstoffkosten heute schon fahren.<br />

Wir bräuchten eine Verdreifachung<br />

des Ausschreibungsvolumens, um überhaupt<br />

die bestehenden Anlagen weiter<br />

betreiben zu können.<br />

Horst Seide, Präsident Fachverband Biogas<br />

Horst Seide schätzt,<br />

dass in Deutschland<br />

derzeit 250 Biomethananlagen<br />

Biomethan ins Gasnetz<br />

einspeisen und derzeit<br />

500 weitere BGA<br />

Einspeiseanträge<br />

gestellt haben.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Kurzum: Kraftstoffproduktion ist<br />

für BGA eine sinnvolle Perspektive …<br />

Seide: Von den eingangs erwähnten 90 % der<br />

Anlagenbetreiber, die bisher Strom produzieren,<br />

denken nach unserer Schätzung etwa 30–50 %<br />

darüber nach, Biomethan zu produzieren und<br />

einzuspeisen. Die gehen auf die Netzbetreiber<br />

zu, und die wissen gar nicht, wie sie das alles<br />

abarbeiten sollen. Wir haben in Deutschland<br />

derzeit 250 Biomethananlagen, die am Gasnetz<br />

sind. Aktuell liegen 500 Einspeiseanträge vor.<br />

Die 250 haben zehn Jahre gebraucht, um an das<br />

Gasnetz angeschlossen zu werden. Das macht die<br />

Dimension deutlich.<br />

Hoffnung macht mir eine bestehende Vorgabe<br />

der EU mit ihrem Programm namens „Re-Power“,<br />

das klare Vorgaben macht, wie hoch der<br />

Einsatz „grüner Gase“ bis 2030 bzw. 2045 zu<br />

sein hat. EU-weit sind demzufolge 150 TWh<br />

aus Biomethan verpflichtend vorgeschrieben,<br />

außerdem rund 140 TWh aus Wasserstoff. Diese<br />

Mengen werden auf die einzelnen Länder umgerechnet<br />

und als verpflichtende Ziele vorgegeben.<br />

In vielen Ländern hat dies große Investitionen in<br />

Biogas ausgelöst – aber Deutschland kümmert<br />

sich nicht darum. Derzeit steht die Bundesregierung<br />

in einer eindeutigen Verweigerungshaltung.<br />

Die EU möchte explizit Biomethan nach<br />

vorne bringen. Wenn Deutschland endlich gezwungen<br />

würde, dies umzusetzen, läge in Biogas<br />

eine Riesenoption. Aber leider nicht kurzfristig<br />

– was aus den eingangs genannten Gründen pro<br />

Stromproduktion zum Erhalt der Anlagen notwendig<br />

wäre.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie groß ist denn die Anzahl der<br />

Anlagen, die aufhören werden?<br />

Seide: Eine Umfrage seitens „C.A.R.M.E.N.“ in<br />

Bayern ergab im Frühjahr, dass etwa ein Drittel<br />

der Anlagenbetreiber weiter auf Strom setzen<br />

wird, ein Drittel Biomethan produzieren will und<br />

ein Drittel aufhören wird. Das halte ich auch bei<br />

einer bundesweiten Betrachtung für realistisch<br />

– was mittelfristig konkret das Aus von rund<br />

3.000 Anlagen bedeuten würde. Und dieser<br />

Prozess läuft schon.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Das hieße, in drei bis fünf Jahren<br />

sind 3.000 weg, und in zehn Jahren müssten<br />

neue gebaut werden, um die EU-Vorgaben zu<br />

erfüllen?<br />

Seide: Ja, vor diesem Paradoxon stehen wir derzeit.<br />

Aber die politisch Verantwortlichen haben<br />

ja auch kein Problem damit, jetzt 16 Mrd. € für<br />

fossile Gaskraftwerke auszugeben. Es liegt also<br />

nicht am fehlenden Geld, sondern am politischen<br />

Willen dieser handelnden Akteure. <br />

REPowerEU<br />

Europa will Biogas!<br />

Im Rahmen des 2022 beschlossenen Programms „REPowerEU“<br />

hat die Kommission auch klare Vorgaben bezüglich der<br />

Produk tionssteigerung von Biomethan vorgegeben. Während<br />

Deutschland derzeit scheinbar den Rückwärtsgang einschaltet,<br />

drücken andere EU-Länder aufs (Bio-)Gaspedal.<br />

D<br />

er durch die EU-Kommission 2022 erarbeitete<br />

Plan namens „REPowerEU“<br />

sieht ein breites Maßnahmenbündel<br />

vor, um die Abhängigkeit von russischem<br />

Erdgas rasch zu verringern und zudem<br />

die Energieversorgung bis zur Klimaneutralität<br />

voranzutreiben. Zwei wichtige Zeitmarken sind<br />

dabei die Jahre 2030 und 2045. Ein wesentlicher<br />

Bestandteil dieses Maßnahmenbündels ist u. a.<br />

die Förderung der Produktion sowohl von Wasserstoff<br />

als auch von Biomethan. Hierfür gibt es klar<br />

definierte Mengenvorgaben, die dem Vernehmen<br />

nach von den Mitgliedstaaten anteilig umgesetzt<br />

werden sollen. Dazu hieß es in einem Positionspapier<br />

der EU-Kommission im Mai 2022 u. a.:<br />

„Die Steigerung der nachhaltigen Erzeugung von<br />

Biomethan auf 35 Mrd. m³ bis 2030 ist ein kosteneffizienter<br />

Weg, um unser Ziel zu erreichen, die<br />

Einfuhr von Erdgas aus Russland zu verringern. Um<br />

die Kapazitäten zur Erzeugung von Biogas in der EU<br />

zu erhöhen und seine Umwandlung in Biomethan<br />

zu fördern, sind in diesem Zeitraum Investitionen<br />

von schätzungsweise 37 Mrd. € erforderlich.“<br />

Der jüngste Schritt in der Beschlussfassung stammt<br />

vom 11. April <strong>2024</strong>, indem laut einer Pressemitteilung<br />

die Abgeordneten des Europaparlaments<br />

die Pläne zur verstärkten Nutzung erneuerbarer<br />

und CO₂-armer Gase, einschließlich Wasserstoff,<br />

auf dem EU-Gasmarkt gebilligt haben. „Die neue<br />

Richtlinie und die Verordnung über den Gas- und<br />

Wasserstoffmarkt zielen darauf ab, den Energiesektor<br />

der EU zu dekarbonisieren und die Produktion<br />

und Integration von erneuerbaren Gasen und<br />

Wasserstoff zu fördern“, so der Wortlaut.<br />

Brüssel<br />

1 www.kurzelinks.de/10-Punkte-Plan-Biogas<br />

2 www.kurzelinks.de/Biogas_RePower_EU<br />

3 www.kurzelinks.de/Biogas_Biomethan_EU<br />

4 www.kurzelinks.de/Biogas_Austria<br />

5 www.kurzelinks.de/Biogas_Italien<br />

6 www.kurzelinks.de/Biogas_Daenemark<br />

Noch nicht in allen, aber mittlerweile schon in<br />

diversen EU-Staaten werden seit 2022 deutliche<br />

Anstrengungen unternommen, um die Produktion<br />

von Biomethan und dessen Einspeisung in die Gasnetze<br />

zu fördern. Einige Beispiele und Infoquellen<br />

haben wir für Sie zusammengestellt. Über die Links<br />

bzw. QR-Codes können Sie die jeweiligen Internetseiten<br />

öffnen. <br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

10 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

11


BIOGAS-VERMARKTUNG<br />

Alternativen<br />

finden<br />

Substratalternativen zu Mais finden und neue Vermarktungswege<br />

erschließen – damit ist es möglich, erfolgreich im Biogasgeschäft<br />

zu bestehen, meinen Daniel Königs, der eine Anlage in Neuss<br />

betreibt, und Sven Plorin, der als Geschäftsführer eine Biogasanlage<br />

in Aspensen betreut. Ein Problem sind jedoch die<br />

wechselnden politischen Rahmenbedingungen.<br />

Biogas mit dem Schlepper tanken<br />

und dann die eigenen Flächen damit<br />

bearbeiten – für Biogasanlagenbetreiber<br />

Daniel Königs ist dies keine<br />

Zukunftsmusik mehr.<br />

Neuss<br />

Aspensen<br />

Die Biogasanlage der Königs<br />

Pflanzenenergie GmbH wird mit<br />

70–75 % Pferdemist, 10–15 %<br />

Hähnchenmist sowie Gülle und<br />

Silomais betrieben. Der Pferdemist<br />

kommt von Betrieben aus<br />

der Region, für die ein Containerservice<br />

angeboten wird.<br />

D<br />

aniel Königs ist Landwirt und betreibt<br />

gemeinsam mit seinem Vater eine<br />

Biogasanlage vor den Toren der nordrhein-westfälischen<br />

Stadt Neuss. Die<br />

Anlage wurde bereits 2006 als reine EEG-Anlage<br />

auf NaWaRo-Basis in Betrieb genommen. „Damals<br />

wurde sie als eine privilegierte Anlage für Landwirte<br />

im Außenbereich mit 500 kW elektrischer<br />

Leistung mitten im Feld angrenzend an unseren<br />

landwirtschaftlichen Betrieb gebaut“, blickt er<br />

zurück. 2<strong>01</strong>0 kam die Überlegung ins Spiel, das<br />

Biogas aufzubereiten und in das Erdgasnetz<br />

einzuspeisen. „Unsere Anlage war eigentlich zu<br />

klein, als dass sich die Investitionskosten für eine<br />

Aufbereitungsanlage wirtschaftlich darstellen<br />

ließen. Damals wurde diese Technik gefördert<br />

und die Nachfrage nach Biomethan zur Wärmeproduktion<br />

stieg. Außerdem konnten wir mit den<br />

Stadtwerken Neuss einen Liefervertrag über zehn<br />

Jahre abschließen. Im Hafen sollte eine Getreidetrocknungsanlage<br />

mit unserem Gas betrieben<br />

werden.“ 2021 lief der Vertrag aus und die Frage<br />

stand im Raum, wie es mit der Anlage weitergehen<br />

solle.<br />

Biogas aus Pferdemist<br />

„Der Biomethanpreis war seinerzeit im Keller. Ich<br />

hatte mich während meines Bachelor-Studiums,<br />

das ich 2<strong>01</strong>8 abgeschlossen habe, bereits intensiv<br />

mit den Fragen beschäftigt, welche weiteren Nutzungsmöglichkeiten<br />

es für das Biomethan gibt und<br />

welche Substratalternativen zu Mais wir in unserer<br />

Region haben“, schaut Daniel Königs zurück. Dabei<br />

stieß ihm eine Zahl besonders ins Auge: Allein im<br />

Kreis Neuss stehen über 6.000 Pferde auf mehr<br />

oder weniger großen Betrieben.<br />

„Hier war mir recht schnell klar, dass das für unsere<br />

Biogasanlage interessant sein könnte, denn in der<br />

Regel haben die Pferdebetriebe keine Verwendung<br />

für den Mist. Also haben wir diese Betriebe in unserem<br />

Umkreis angesprochen. Wir bieten nun einen<br />

Hakenlift-Containerservice an und holen den Mist<br />

von den Betrieben gegen Bezahlung ab“, fügt er<br />

hinzu und meint weiter: „In dieser Zeit wurden<br />

von der EU neue Richtlinien vorgestellt, die uns<br />

wiederum neue Möglichkeiten der Vermarktung<br />

unseres Methans eröffnet haben. Unsere Idee<br />

war, zukünftig für das Methan als Kraftstoff für<br />

die Mobilität einen anderen Absatzweg zu finden.“<br />

Um Kraftstoff produzieren zu dürfen, musste die<br />

Biogasanlage zertifiziert werden. Dies geschah<br />

bereits Ende 2<strong>01</strong>9. „Wir hatten somit ab diesem<br />

Zeitpunkt die Möglichkeit, Tankstellen, die an<br />

das Gasnetz angeschlossen sind, zu beliefern“, ergänzt<br />

er. Gleichzeitig stand die Idee im Raum, die<br />

Wertigkeit des Biomethans zu steigern, indem das<br />

CO2-Einsparungspotenzial verbessert wird. „Statt<br />

Mais zu ernten, wofür viel Energie eingesetzt wird,<br />

wollten wir hin zu Stoffen, die sowieso vorhanden<br />

sind und die, wie z. B. bei Mist und Gülle, bereits<br />

bei der Lagerung CO2 abgeben. Dadurch, dass wir<br />

diese Stoffe einsetzen, können wir die Einsparung<br />

der CO2-Emissionen bei der Lagerung auf unser<br />

Methan anrechnen lassen. Somit hatten wir 2021,<br />

als unser alter Liefervertrag mit den Stadtwerken<br />

auslief, eine Technik im Einsatz, mit der wir den<br />

Pferdemist für den Einsatz in unserer Biogasanlage<br />

aufbereiten konnten.“<br />

Aktuell wird die Biogasanlage mit 70–75 %<br />

Pferdemist, 10–15 % Hähnchenmist sowie Gülle<br />

und Silomais betrieben. „Wir optimieren die Anlage<br />

ständig weiter, um höhere TS-Gehalte sicher<br />

fahren zu können. Wir haben die Rohrleitungen,<br />

Pumpen und Heizungen entsprechend angepasst,<br />

denn das Substrat wird immer dickflüssiger.“<br />

Wir optimieren die Anlage<br />

ständig weiter, um höhere<br />

TS-Gehalte sicher fahren<br />

zu können.<br />

Daniel Königs, Geschäftsführer<br />

Königs Pflanzenenergie GmbH<br />

12 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

13


Derzeit wird die Biogasanlage der<br />

Bioenergie Geest GmbH & Co. KG<br />

um eine CO2-Verflüssigungsanlage<br />

ergänzt. Damit können ca. 5.000 t CO2<br />

pro Jahr während der Gasaufbereitung<br />

verflüssigt werden.<br />

Die Biogasanlage<br />

der Bioenergie Geest<br />

GmbH & Co. KG wird<br />

von 27 Landwirten aus<br />

der Region betrieben.<br />

Was ist die THG-Quote?<br />

Eigene Tankstelle<br />

Als nächster Abschnitt stand dann der Bau einer<br />

eigenen, sehr leistungsfähigen Biomethan-Tankstelle<br />

an, Luftlinie ca. 200 m von der Biogasanlage<br />

entfernt. „Wir wollen unser Gas direkt über<br />

unsere Tankstelle verkaufen, die auch für den<br />

Schwerlastverkehr geeignet ist. Häufig sind CNG-<br />

Tankstellen nicht dafür ausgelegt. Das Tanken<br />

dauert viel zu lange und frustriert Fahrer und<br />

auch die Spediteure“, weiß er zu berichten und<br />

fügt hinzu: „Unser Standort ist allerdings auch<br />

sehr gut gelegen, denn wir befinden uns genau<br />

zwischen der größten Aluhütte und dem größten<br />

Aluwalzwerk Europas. Hier fährt 24 h an sieben<br />

Tagen in der Woche ein Lkw-Werksverkehr. Wir<br />

haben mit den Verantwortlichen gesprochen, ob<br />

sie sich vorstellen können, Teile der Lkw-Flotte auf<br />

Biomethan-Antrieb umzustellen. Die Gespräche<br />

haben uns positiv gestimmt, sodass wir den Mut<br />

gefasst haben, in die Tankstelle zu investieren.“<br />

Inzwischen fahren mehrere Lkw der Aluverarbeitung<br />

mit Biomethan aus Königs Gasproduktion.<br />

„Bis die gesamte Flotte umgestellt wird, kann es<br />

aber noch dauern. Deshalb haben wir weitere<br />

regionale Speditionen gesucht, die bei uns tanken<br />

wollen und konnten einige gewinnen.“ Heute<br />

tankt auch Daniel Königs selbst mit zwei seiner<br />

Die Treibhausgasminderungsquote (auch THG-Quote) ist ein seit dem Jahr<br />

2<strong>01</strong>5 in Deutschland gesetzlich normiertes marktbasiertes Klimaschutz-<br />

Instrument, das darauf abzielt, mehr erneuerbare Energien in den Verkehrssektor<br />

einzubringen und dadurch klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen<br />

zu reduzieren. <br />

(Quelle: Wikipedia)<br />

Traktoren an seiner Biomethan-Tankstelle. Stillstand<br />

ist Rückschritt – das meint Daniel Königs<br />

und sagt abschließend: „Wir durchdenken schon<br />

wieder den nächsten Schritt und planen, unsere<br />

Biogasanlage um eine CO2-Verflüssigungsanlage<br />

zu erweitern. Der Markt und die politischen<br />

Rahmenbedingungen ändern sich schnell. Wir<br />

wollen immer schon einen Schritt weiterdenken<br />

und unsere Anlage der Situation anpassen.“<br />

CNG und LNG<br />

Ortswechsel – Aspensen ca. 30 km südwestlich<br />

von Hamburg: Hier steht die Biogasanlage der<br />

Bioenergie Geest GmbH & Co. KG, die von 27 Landwirten<br />

aus der Region betrieben wird. Geschäftsführer<br />

der Anlage ist Sven Plorin. „Unsere Anlage<br />

ist 2<strong>01</strong>1 sowohl als Verstromungs- als auch als<br />

Gaseinspeiseanlage an das Netz gegangen“, blickt<br />

er zurück auf die Anfänge der Biogasproduktion.<br />

Damals sei der Betrieb der Anlage auf 100 % Silomaiseinsatz<br />

geplant gewesen. „Aufgrund unserer<br />

Gesellschafterstruktur war dies auch gar kein<br />

Problem, da wir über genügend Fläche verfügen<br />

und so ausreichend Maisfläche in einer passenden<br />

Fruchtfolge anbauen können“, ergänzt der<br />

Geschäftsführer.<br />

Pro Stunde werden heute ca. 1.200 m3 Rohgas produziert.<br />

Ein großer Teil davon wurde aufbereitet<br />

und in das Erdgasnetz eingespeist. Der andere<br />

Teil wurde verstromt, wobei vor allem die Wärmeenergie<br />

des BHKW benötigt wurde für den Prozess<br />

der Aufbereitung des Rohgases. „Das war unser<br />

Ursprungskonzept. Davon ist aber nichts mehr<br />

übriggeblieben, denn wir haben die Anlage komplett<br />

umgebaut“, führt er weiter aus. Inzwischen<br />

wird als Gärsubstrat auf der Gasproduktionsseite<br />

zu 85 % Gülle eingesetzt. „Wir verkaufen das aufbereitete<br />

Gas im Kraftstoffsektor als LNG oder CNG.<br />

Der große Hebel in diesem Bereich sind für uns als<br />

Biomethanlieferant die THG-Quoten. Je höher der<br />

Einsatz von organischen Reststoffen in der Rohgasproduktion,<br />

desto größer die THG-Ergebnisse.“<br />

Das Biomethan wird in das Erdgasnetz eingespeist<br />

und über Händler an entsprechende Tankstellen<br />

vermarktet. Je nachdem, wo das Methan zum<br />

Einsatz kommt, gibt es unterschiedliche Vergütungen.<br />

„Unser Anliegen ist es natürlich, so<br />

viel Gas wie möglich in den Kraftstoffsektor zu<br />

vermarkten, weil es dort die THG-Quoten gibt“,<br />

beschreibt er die Vermarktung und ergänzt:<br />

„Gemeinsam mit Hitachi Zosen Inova, einem<br />

der größten Maschinenbauunternehmen im<br />

Bereich der Aufbereitungstechniken, sind wir<br />

derzeit dabei, die Biogasanlage um eine CO2-Verflüssigungsanlage<br />

zu ergänzen. Damit sind wir<br />

dann in der Lage, 5.000 t CO2 pro Jahr während<br />

der Gasaufbereitung zu verflüssigen. Dieses<br />

wird gereinigt und aufbereitet. Dann können<br />

wir lebensmittelechtes CO2 vermarkten.“ Als<br />

weiterer Ausbauschritt ist nun noch eine Anlage<br />

zur Verflüssigung des Biomethans geplant.<br />

„Somit können wir LiquidBioGas – sprich LBG<br />

– produzieren und vermarkten. Vor allem für den<br />

Schwerlastverkehr ist dieser Kraftstoff erprobt<br />

und sehr gefragt“, berichtet er weiter.<br />

Investrisiko Politik<br />

Das Konzept der Anlage wurde also vom ursprünglichen<br />

Gedanken bis heute immer wieder<br />

weiterentwickelt und dieser Prozess ist auch noch<br />

nicht abgeschlossen. „Wir hatten vor dem Bau der<br />

Biogasanlage mit einer Laufzeit von 20 Jahren<br />

Wir müssen gegensteuern,<br />

um weiterhin<br />

am Markt bestehen zu<br />

können.<br />

Sven Plorien, Geschäftsführer<br />

Bioenergie Geest GmbH & Co. KG<br />

kalkuliert, wobei wir nach zwölf Jahren in die<br />

Gewinnphase eintreten wollten. Durch die Gesetzesveränderungen<br />

der letzten zehn Jahre wurde allerdings<br />

ziemlich schnell ersichtlich, dass wir mit<br />

den Input-Stoffen, die wir ursprünglich einsetzen<br />

wollten, das Biomethan nicht wettbewerbsfähig<br />

produzieren können. Wir wurden gezwungen,<br />

umzusteuern, das heißt weiter zu investieren, um<br />

weiterhin eine Aussicht zu haben, irgendwann mit<br />

der Anlage Geld zu verdienen“, hebt der Geschäftsführer<br />

hervor und meint abschließend:<br />

„Somit verschiebt sich der Return of Invest immer<br />

weiter nach hinten. Ein weiteres Beispiel ist hier<br />

die Entwicklung der Preise im THG-System. Diese<br />

sind innerhalb eines halben Jahres um 75 % gefallen,<br />

da Deutschland massiv sogenannte Bio-<br />

Kraftstoffe aus dem Ausland importiert hat. Ich<br />

frage mich da schon, wo kommen diese Mengen<br />

so plötzlich her und wer zieht hier das Geld aus<br />

unserem THG-System? Fakt ist: Auch hier hat<br />

sich eines unserer Geschäftsmodelle innerhalb<br />

kürzester Zeit leider sehr zum Negativen verändert<br />

und wir müssen gegensteuern, um weiterhin am<br />

Markt bestehen zu können.“<br />

14 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

15


B<br />

etriebliches Wachstum heißt in der<br />

Landwirtschaft meist: mehr Fläche<br />

und/oder mehr Tiere. Als klar war, dass<br />

Alexander Weigls Sohn Kevin in den<br />

Betrieb einsteigen will, stand schnell fest, dass<br />

dies für die Familie nicht der richtige Weg für eine<br />

erfolgreiche Zukunft ist.<br />

gefeiert. Wir arbeiten mittlerweile mit drei Krone<br />

BiG M und haben fünf Vier-Kreisel-Schwader,<br />

ebenfalls von Krone. Dazu kommt ein RumboJet<br />

für die Bekämpfung von Ampfer. Die Fahrer für die<br />

Selbstfahrmäher stellen zum Teil die Betriebe, für<br />

die Schwader sowieso. Es gibt aber auch Aushilfen,<br />

die für uns fahren.“<br />

FAMILIE WEIGL, TIRSCHENREUTH<br />

Am besten<br />

gemeinsam<br />

Weigls sind Milchviehhalter auf dem Walerhof<br />

im bayerischen Tirschenreuth. Alexander Weigl<br />

hat den Hof von seinem Vater übernommen und<br />

systematisch entwickelt. Eine seiner größten<br />

Investitionen war ein neuer Stall mit Roboter<br />

für 80 Kühe, den er vor zehn Jahren gebaut hat.<br />

„Ich selbst kenne bei uns keine angebundenen<br />

Kühe. Um- und angebaut haben wir schon immer<br />

viel. Bereits seit dem Jahr 1971 halten wir unsere<br />

Kühe im Laufstall. Ursprünglich hatten wir eine<br />

reine Fleckvieherde. Als ich jünger war, habe ich<br />

aber viele Auktionen und Schauen besucht. So<br />

sind auch einige Schwarzbunttiere auf den Hof<br />

gekommen“, so der Landwirt. „Im Hinblick auf<br />

den Melkroboter habe ich auch beim Fleckvieh<br />

sehr stark auf die Euter geachtet und teilweise<br />

auch Rotbunt eingekreuzt. Die gemischte Herde<br />

funktioniert gut.“<br />

Gefüttert wird eine TMR mit den Komponenten<br />

Gras- und Maissilage, Stroh, Zuckerrübenschnitzel,<br />

Biertreber und Rapsschrot. Die Ration ist auf<br />

29 kg ausgelegt. „Durchschnittlich melken wir<br />

34 kg pro Kuh und Tag. Der restliche Bedarf kommt<br />

aus dem Kraftfutter im Roboter. Wir wollen keine<br />

extremen Hochleistungskühe, sondern legen<br />

Wert auf Lebensleistung. Im Stall ist gelenkter<br />

Kuhverkehr, im Sommer können unsere Tiere<br />

auf die Weide direkt am Hof“, erklärt Alexander<br />

Weigl. Sorgen um die Futtergrundlage muss sich<br />

die Familie nicht machen: 1,5 GV/ha sind komfortabel.<br />

Das reicht auch in trockenen Sommern. Von<br />

den rund 100 ha Fläche ist das meiste Grünland<br />

und Ackerfutter. Außerdem werden noch etwas<br />

Getreide und Erbsen als Futter angebaut.<br />

Aber klappt es denn mit dem richtigen Schnittzeitpunkt,<br />

wenn 35 Mitglieder gleichzeitig mähen<br />

wollen? „Das ist kein Problem“, sagt der Landwirt.<br />

„Unsere Technik ist schlagkräftig und effizient.<br />

Und durch die gute Betreuung durch Hersteller<br />

sowie unseren Fachhändler können wir die<br />

Service- und Reparaturzeiten minimieren.“ Die<br />

Betriebsgrößen reichen von 25 bis 400 Kühe. Auf<br />

den größeren Höfen sind dann mitunter zwei<br />

BiG M und drei Schwader gleichzeitig im Einsatz.<br />

„Außerdem bin ich sehr froh, dass wir die Diskussion<br />

um Schmetterlings-Mähwerke inzwischen<br />

beendet haben. Denn in der Saison müssen unsere<br />

Maschinen laufen. Da haben wir keine Zeit, umzubauen.<br />

Die Selbstfahrer sind da genau die richtige<br />

Lösung. Vorerst abgeschlossen haben wir auch<br />

die Überlegungen zu einem Bandschwader. Ich<br />

finde diese Technik einfach zu teuer. Wir werden<br />

das aber neu bewerten, sollte der Luzerneanbau<br />

bei unseren Mitgliedern zunehmen. Bei diesem<br />

Projekt arbeiten wir gut und intensiv mit unserem<br />

Maschinenring zusammen. Er hat uns dabei von<br />

Anfang an begleitet und übernimmt Einteilung<br />

sowie Abrechnung.“<br />

Das Häckseln erledigen Lohnunternehmer. Teilweise<br />

sind auch Ladewagen Bestandteil der Futtererntekette,<br />

die aber auch Lohnunternehmern bzw.<br />

Landwirten gehören. Gemäht und geschwadet<br />

wird übrigens gegen Abrechnung auch für Nichtmitglieder.<br />

Wo immer<br />

es geht,<br />

arbeiten wir<br />

mit Berufskollegen<br />

zusammen.<br />

Alexander Weigl,<br />

Landwirt<br />

Familie Weigl hält<br />

eine gemischte Herde<br />

aus Fleckvieh- und<br />

Schwarzbunt-Tieren.<br />

Gute Ideen sowie eine konsequente Umsetzung<br />

mit gemeinsamen Partnern – das ist das Konzept<br />

auf dem Walerhof der Familie Weigl. <strong>XtraBlatt</strong> war<br />

vor Ort.<br />

Mähen im großen Stil<br />

Die Maschinenausstattung des Betriebs ist überschaubar.<br />

Im Großen und Ganzen sind das nur<br />

drei Traktoren, Kipper und ein Futtermischwagen,<br />

der per Frontlader beschickt wird. „Wo immer<br />

es geht, arbeiten wir mit Berufskollegen zusammen“,<br />

sagt Alexander Weigl. „Das gilt für einzelne<br />

Maschinen wie zum Beispiel unsere angehängte<br />

30-m-Feldspritze, die wir zu dritt nutzen. Oder<br />

für komplette Arbeitsketten wie das Ausbringen<br />

von Gülle. Unsere Gemeinschaft besitzt einen<br />

Selbstfahrer samt Zubringfässern, hat 30 Mitglieder<br />

und besteht schon seit 30 Jahren. Noch nicht<br />

ganz so lange gibt es unsere Mähgemeinschaft.<br />

Da haben wir kürzlich das 25-jährige Bestehen<br />

16 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

17


Das Team vom<br />

Walerhof mit einigen<br />

der Produkte aus dem<br />

Hofladen (v.l.): Tobias,<br />

Michaela, Alexander,<br />

Kevin und Judith.<br />

Kürzlich konnte das<br />

25-jährige Bestehen<br />

der Mähgemeinschaft<br />

gefeiert werden.<br />

Mit fünf weiteren<br />

Landwirten hat sich<br />

die Familie Weigl zur<br />

Grenzland-Käserei<br />

zusammengetan.<br />

Mehr Wertschöpfung<br />

In Sachen Produktion läuft also alles auf dem<br />

Walerhof. Warum Familie Weigl in der reinen<br />

Milcherzeugung aber kein betriebliches Wachstumspotenzial<br />

sieht, hat einen einfachen Grund.<br />

„Wir hatten gerade den Laufstall fertig gebaut, da<br />

ging der Milchpreis in den Keller“, berichtet Alexander<br />

Weigl. „Das war für uns glücklicherweise<br />

nicht existenziell, für andere dagegen schon. Aber<br />

Investitionen in dieser Größenordnung – zusätzlich<br />

haben wir im Laufe der Jahre viel Geld für<br />

Quote ausgegeben – binden uns für einen sehr<br />

langen Zeitraum. Deshalb wollten wir, als unser<br />

Sohn einstieg, in Form von Selbstvermarktung<br />

mehr Wertschöpfung aus unserer Milch ziehen“,<br />

erläutert er.<br />

Den Anfang bildeten Milchautomaten in Supermärkten<br />

in der Region. „Am Anfang lief das super.<br />

Aber die Ernüchterung kam schnell. Die Kunden<br />

sind zunächst euphorisch, aber schnell wird ihnen<br />

das ganze Prozedere mit Flaschen und Reinigung<br />

zu umständlich. Wir haben zwar immer noch einige<br />

Milchspender, aber ein Hauptstandbein ist das<br />

nicht. Der nächste Schritt war die Vermarktung<br />

von Fleisch und Wurst. Wir arbeiten dabei mit<br />

einem Metzger zusammen, geschlachtet wird nur<br />

ein paar Kilometer entfernt. Hier ist die Resonanz<br />

sehr gut. Wir verkaufen hauptsächlich Mischpakete,<br />

die wir unvakuumiert in Pfandboxen bereitstellen.<br />

So können sich die Kunden individuell ihre<br />

Portionen vor dem Einfrieren zusammenstellen.<br />

Die Edelteile können separat bestellt werden. Geschlachtet<br />

wird auch beinahe unsere komplette<br />

männliche schwarzbunte Nachzucht. Mast- und<br />

Schlachtleistung sind natürlich schlechter als<br />

beim Fleckvieh, dafür ist die Fleischqualität sehr<br />

gut. Generell setzen wir die letzten drei Monate<br />

auf eine Endmast, in der wir nur Heu und Getreide<br />

und Rapsschrot füttern. Beim Metzger hängt das<br />

Fleisch Minimum zwei bis zweieinhalb Wochen<br />

ab. Zusätzlich lassen wir aus 100 % Rindfleisch<br />

Salami und als Vesperportion kleinere Wurzn<br />

herstellen. Meine Cousine, die eigentlich einen<br />

Partyservice betreibt, macht für uns Hamburger-<br />

Patties, Bolognese und Leberknödel und hat sich<br />

dafür extra einen Schockfroster angeschafft.“<br />

Milch verarbeiten<br />

Doch auch die Milch ist bei der Direktvermarktung<br />

wieder in den Fokus gerückt. Zum einen in Form<br />

von Speiseeis, das Familie Weigl zusammen mit<br />

zwei lokalen italienischen Produzenten herstellt.<br />

Mit Zutaten aus der Tüte, wie das etwa bei manchen<br />

Franchise-Konzepten üblich ist, wollte Alexander<br />

Weigl das nicht. Und auch an den Geschmack<br />

hatte er hohe Ansprüche.<br />

Wir wollen keine extremen<br />

Hochleistungskühe,<br />

sondern legen Wert auf<br />

Lebensleistung.<br />

Alexander Weigl, Landwirt<br />

Der größte Coup ist allerdings die Produktion von<br />

eigenem Käse. Wie so oft setzen die Weigls dabei<br />

auf Kooperation. Gemeinsam mit fünf anderen<br />

Landwirten haben sie eine mobile Käserei gegründet.<br />

Sie befindet sich auf einem Lkw-Aufbau und<br />

ist seit Frühjahr 2023 auf den Mitgliedsbetrieben<br />

unterwegs. Zum Reifen, Lagern, Verpacken und<br />

Etikettieren hat die Gemeinschaft Räumlichkeiten<br />

angemietet. Zusätzlich wurde eigens ein Käser<br />

angestellt, der das nötige Know-how besitzt, um<br />

diese aufwendige Arbeit fachgerecht durchzuführen.<br />

Die Milch wird direkt vor Ort auf dem<br />

Hof verarbeitet, eine Vermischung mit fremder<br />

Milch ist ausgeschlossen. Molke, die ansonsten<br />

wie Sondermüll behandelt werden muss, bleibt<br />

direkt am Hof und kann zum Beispiel als Tränke<br />

eingesetzt werden.<br />

Mobile Käserei<br />

Bei unserem Besuch auf dem Walerhof steht die<br />

Käserei gerade vor der Milchkammer. Die Frischmilch<br />

wird direkt aus dem Tank zum Lkw übergeben.<br />

Weigels käsen alle drei Wochen aus 1.700 l,<br />

was etwa einer Tagesmilchmenge entspricht. Die<br />

Milch wird im Lkw in zwei Kesseln à 700 l und<br />

einer Weichkäsewanne für den Camembert mit<br />

300 l Fassungsvermögen verteilt. Nach dem Erwärmen<br />

auf gute 20° C kommen die jeweiligen Käsekulturen<br />

hinzu. Dann wird auf 33° C erhitzt und<br />

eingelabt. Nach dem Eindicken und Schneiden des<br />

Bruchs mit der Käseharfe kann der Käse abgefüllt<br />

und gepresst werden. Anschließend wird der<br />

Käserei-Aufbau gereinigt, der Lkw nimmt den Käse<br />

dann in den Lagerraum. Zum Abtropfen bleibt er<br />

eine Nacht in den Formen. Tags darauf kommt er<br />

in ein Salzbad und wird auf Holzbretter gelegt. Auf<br />

den Brettern werden die Laibe zwei Wochen lang<br />

täglich gewendet und geschmiert, die folgenden<br />

Tage dann nur noch zweitägig, bis sie eine schöne<br />

Rinde ausgebildet haben. Der Camembert reift<br />

zwei Wochen, größere Laibe zwischen vier und<br />

sechs Wochen.<br />

Verkauft werden die Erzeugnisse des Walerhofes<br />

über Supermärkte in der Region. Oder direkt ab<br />

Hof in einem eigenen Laden, der dank Automaten<br />

und Selbstbedienung kundenfreundlich „24/7“<br />

geöffnet ist. <br />

Die Mähgemeinschaft<br />

besitzt drei<br />

Krone BiG M und fünf<br />

Vier-Kreisel-Schwader.<br />

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19


LOGISTIKZENTRUM<br />

Tor zur Welt<br />

Es ist sehr wichtig, den<br />

verfügbaren Laderaum so<br />

optimal wie möglich zu<br />

nutzen.<br />

Sind Landmaschinen in der Fabrik fertig produziert, steht als<br />

nächster Schritt der Versand in alle Welt an. Ein Blick hinter die<br />

Kulissen des Krone-Logistikzentrums in Spelle zeigt den auch in<br />

diesem Bereich hohen Qualitäts- und Effizienzstandard.<br />

P<br />

ro Tag ein Druckvolumen von 55.000 Seiten<br />

– der geneigte Leser fühlt sich angesichts<br />

dieser Zahl an eine Zeitungsdruckerei<br />

erinnert. Aber weit gefehlt – in diesem<br />

Fall ist das Krone-Versandzentrum in Spelle der<br />

Ort dieser Papierflut. Und dort dient sie – natürlich<br />

– keiner Zeitungsproduktion, sondern mündet<br />

in Betriebsanleitungen für die zu verschickende<br />

Technik. „Wir drucken für jede Maschine eine<br />

individuelle Bedienungsanleitung aus, natürlich<br />

in der jeweiligen Sprache des Bestimmungslandes,<br />

die auch alle kundenspezifischen Ausrüstungsoptionen<br />

berücksichtigt“, berichtet Ludger Focks,<br />

Leiter des Versands und damit Chef eines Teams<br />

aus 41 Mitarbeitenden.<br />

Ludger Focks, Leiter Logistikzentrum<br />

Das Individuelle beinhaltet dabei nicht nur die<br />

Konfiguration der Maschine, wie sie vom Montageband<br />

kommt, sondern enthält in der Dokumentation<br />

zusätzlich jeweils eigene Anbauanleitungen<br />

zu diversen „Beipackteilen“, wie z. B. zusätzliche<br />

Beleuchtungen oder verschiedene Bedienterminals<br />

für Pressen, diverse zusätzliche Achsen<br />

für Schwader oder auch Siliermittelanlagen bei<br />

BiG Pack oder Ladewagen, die Kunden je nach<br />

Maschinentyp bestellen können. „Die analogen<br />

Dokumentationen bzw. Anleitungen sind nach wie<br />

vor gesetzlich vorgeschrieben und durchaus auch<br />

im Sinne der Händler und Endkunden. Denn vermutlich<br />

stellt sich niemand, der nach Anleitung<br />

Teile montieren will, einen Laptop daneben. Dazu<br />

ist die gedruckte Form nach wie vor das Mittel der<br />

Wahl“, erklärt Ludger Focks.<br />

Passend konfektionieren<br />

Stichwort Montage: Viele Maschinen können nicht<br />

so auf einen Lkw verladen werden, wie sie vom<br />

Montageband rollen. Gründe dafür sind entweder<br />

die laut StVZO maximal zulässigen Breiten und<br />

Längen der zu beladenden Transportfahrzeuge<br />

oder die unter dem Kostengesichtspunkt<br />

erforderliche Ladeeffizienz, wie der Versandleiter<br />

weiter ausführt. „Transportraum ist teuer.<br />

Außerdem spüren auch die Speditionen den<br />

Fachkräftemangel in Form einer immer größeren<br />

Knappheit an Lkw-Fahrern. Deshalb ist es sehr<br />

wichtig, den verfügbaren Laderaum so optimal wie<br />

möglich zu nutzen“, so der Versandchef.<br />

Bei Ludger Focks<br />

(r., Leiter Logistikzentrum)<br />

und Klaus<br />

Wilmes (Lademeister)<br />

laufen alle Fäden der<br />

Versand- und Transportlogistik<br />

für fertige<br />

Maschinen zusammen.<br />

Was dies bedeutet, zeigt sich gleich zu Beginn<br />

des Rundgangs durch das Logistikzentrum. An<br />

insgesamt fünf Ladeplätzen stehen Maschinen<br />

und Geräte, die auf Verladung warten. Einer<br />

dieser Plätze ist für die Containerverschickung<br />

vorgesehen, und vor einem offenen Container<br />

steht eine Rundballenpresse, die nach Übersee<br />

verschifft werden soll. Herausforderung dabei:<br />

Im vollständig montierten Zustand passt sie<br />

garantiert nicht in den Container. Daher bleibt<br />

nur die teilweise Demontage. „Letztlich gilt das<br />

natürlich nicht nur für die Container, sondern<br />

ebenso für die sogenannten Planensattelauflieger<br />

oder Tieflader: Die zulässigen Außenmaße müssen<br />

penibel eingehalten werden, und was bei den<br />

Maschinen nicht passt, wird passend gemacht –<br />

sprich bedarfs- und fachgerecht zurückgebaut“,<br />

ergänzt Klaus Wilmes, der als Verlademeister in<br />

der Halle die Regie hat. „So weit es irgend möglich<br />

ist, wird der Aspekt der Transportmaße schon bei<br />

der Maschinenkonstruktion berücksichtigt. Dort<br />

fließen dann auch regelmäßig unsere Erfahrungen<br />

aus dem Versand ein“, fügt sein Chef hinzu.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

21


Ein Teil der Logistikhalle dient der Versandvorbereitung<br />

der Maschinen und der<br />

Ergänzung von „Beipackteilen“, wie z. B.<br />

zusätzliche Achsen für Schwader oder<br />

auch Siliermittelanlagen bei Big Pack oder<br />

Ladewagen.<br />

In der Versand-Hauptsaison<br />

von Januar bis<br />

Juli kann es vorkommen,<br />

dass bis zu<br />

6.000 Maschinen und<br />

Geräte fertig auf den<br />

Abtransport warten.<br />

Das sichere Verladen<br />

großer Maschinen<br />

unter Einhaltung<br />

der StVZO erfordert<br />

viel Erfahrung und<br />

Geschick.<br />

Bis zu 30.000 Maschinen<br />

Das Sorgfaltsgrundprinzip gilt nicht nur bei abgebauten<br />

Teilen wie etwa den Rädern, sondern<br />

generell im gesamten Verladeprozess – und<br />

beginnt z. T. schon Tage oder gar Wochen vor dem<br />

eigentlichen Versand. Der erste Schritt besteht<br />

darin, entsprechend dem Versandauftrag mit<br />

der jeweiligen Spedition die Verfügbarkeit der<br />

passenden Transportkapazität zum gewünschten<br />

Zeitpunkt zu planen. Dies klingt aus der Sicht des<br />

Außenstehenden einfacher, als es in der Realität<br />

ist. Denn erstens wurden bei Krone im Geschäftsjahr<br />

2022/2023 fast 30.000 Landmaschinen verladen<br />

– allein dieses Volumen zeigt die Dimension<br />

der logistischen Herausforderung. Und zweitens<br />

ist nur der kleinere Teil für den Inlandstransport<br />

geplant, das Gros geht in den Export – und da in<br />

erheblicher Stückzahl auch außerhalb der EU.<br />

Soll z. B. ein Häcksler nach Australien verschifft<br />

werden, ist die gesamte Logistikkette von Spelle<br />

inklusive aller Zollformalitäten und länderspezifischen<br />

Besonderheiten bis zum Bestimmungsort<br />

zu planen. Und ist ein Lkw zur Deutschlandreise<br />

mit verschiedenen Empfängern vorgesehen, wollen<br />

auch hier die Nutzung des Laderaums sowie<br />

das Timing gut geplant sein.<br />

Apropos Besonderheiten: Diese können manchmal<br />

sehr speziell ausfallen, wie Ludger Focks<br />

weiter berichtet. So bestehen die Zollbehörden<br />

einiger Überseebestimmungsländer, wie z. B. die<br />

USA, Südamerika, Neuseeland oder Australien, auf<br />

der Nutzung gemäß ISPM 15 zertifizierter Hölzer,<br />

um sicherzustellen, dass Schädlinge, Pilzbefall o. ä.<br />

nicht importiert werden. Dies betrifft nicht nur die<br />

Verpackungsrahmen für Wender oder Schwader,<br />

sondern ebenso schlichte Holzbohlen oder -keile,<br />

die zum sicheren Verstauen der Technik genutzt<br />

werden. Daher könne es z. B. passieren, dass der<br />

US-Zoll einen Container allein deshalb zurückweist,<br />

weil nicht schon beim Öffnen der Türen der<br />

Zertifizierungsstempel der vordersten Unterlegebohle<br />

auf Anhieb zu sehen war ... Diese Liste der<br />

Besonderheiten aller Bestimmungsländer sei lang,<br />

versichert der Versandleiter und müsse bei jeder<br />

einzelnen Sendung zu 100 % eingehalten werden.<br />

Und auf die Frage nach der kuriosesten Begebenheit<br />

beim Verladen antwortet Ludger Focks: „Das<br />

war eindeutig ein großes Bienennest, das wir im<br />

Rollenkasten einer Big Pack fanden, die im Zuge<br />

der Vorfertigung eine gewisse Zeit auf einem der<br />

Zwischenparkplätze gestanden hatte. Mithilfe des<br />

örtlichen Imkers konnten die Bienen jedoch sicher<br />

umziehen und wir die Maschine weiter verladen“,<br />

berichtet er schmunzelnd.<br />

Letzte Qualitätskontrolle<br />

Doch zurück zur „normalen“ Logistik. Im Vorfeld<br />

des Verladens beginnen neben der reinen Transportplanung<br />

diverse weitere Vorbereitungen, um<br />

zum Stichtag alles erforderliche Material zum<br />

Auftrag beieinanderzuhaben. Hierzu gehört u. a.<br />

die Planung für eventuell ergänzende Ersatzteillieferungen,<br />

die mit der Maschine auf die Reise gehen<br />

sollen. Weiterhin ist die Maschine von einem der<br />

drei großen Krone-Abstellplätze in Spelle – in<br />

Summe rund 18 ha – zum Logistikzentrum zu<br />

holen und dort sorgfältig zu waschen. „In der<br />

Versand-Hauptsaison von Januar bis Juli kann es<br />

vorkommen, dass bis zu 6.000 Maschinen und<br />

Geräte fertig auf den Abtransport warten. Daher<br />

ist es wichtig, dass jede an ihrem Standort per GPS<br />

registriert wird und somit sofort wieder auffindbar<br />

ist“, berichtet Klaus Wilmes.<br />

In der Logistikhalle laufen dann alle Vorbereitungen<br />

quasi an der jeweiligen Verladerampe<br />

zusammen. Der Arbeitstag beginnt morgens um<br />

6.00 Uhr. In der ersten Stunde gilt es, die ersten<br />

Aufträge des Tages am Verladeplatz zusammenzustellen.<br />

Ab 7.00 Uhr öffnen sich die Tore für<br />

die Lkw und das Verladen beginnt. In diesem<br />

Zusammenhang hebt der Versandchef den sogenannten<br />

„Drivers Point“ im Obergeschoss der<br />

Versandhalle hervor. Dabei handelt es sich um<br />

Sozialräume für die Lkw-Fahrer mit Duschen,<br />

einer Sitzecke, Fernseher sowie einer Küche.<br />

Sehr häufig komme es vor, dass die Lkw abends<br />

schon in Spelle ankommen und die Fahrer dort<br />

in ihren Fahrzeugen übernachten. Krone nimmt<br />

dazu auch an der „Kravag Truck-Parking“ teil,<br />

einer App, über die sich Fahrer u. a. Parkplätze<br />

reservieren können – wie z. B. auf dem Betriebsgelände<br />

an der Verladehalle. „Indem sie sich bei<br />

uns in einem ansprechenden und guten Rahmen<br />

frisch machen und sich etwas zu Essen zubereiten<br />

können, starten sie am nächsten Tag bestens<br />

ausgeruht und versorgt. Dieser Service kommt<br />

gut an – was wir auch an den vielen positiven<br />

Kommentaren in Social Media ablesen können“,<br />

so Ludger Focks.<br />

Während des Verladens fühlt sich der Beobachter<br />

durchaus an einen Bienenstock erinnert angesichts<br />

der durch die Halle fahrenden Gabelstapler<br />

und Zugmaschinen. Je nach Saisonstand beginnt<br />

das Logistikteam den Arbeitstag zeitversetzt, um<br />

die maximale Ladezeit dennoch in einer Schicht zu<br />

bewältigen. Dies habe bisher stets ausgereicht, um<br />

den Wechsel auf ein 2-Schicht-System zu verhindern.<br />

„Allerdings sind wir 2023 erstmals an unsere<br />

Kapazitätsgrenze gekommen“, so Ludger Focks.<br />

Auch die Coronazeit habe aus sehr verschiedenen<br />

Gründen das ganze Team bis ans Limit gefordert.<br />

„Aber wir haben alles bestmöglich bewältigt – da<br />

bin ich schon sehr stolz auf die Leistung meines<br />

Teams“, ergänzt er.<br />

Wir sorgen dafür, dass die Reise der<br />

Maschinen einwandfrei beginnen kann.<br />

Klaus Wilmes, Lademeister<br />

Jede Maschine wird nach dem Säubern und unmittelbar<br />

vor der Verladung noch einmal von einem<br />

Mitarbeiter aus der Qualitätssicherung gecheckt.<br />

Dies ist dann die letzte Sichtkontrolle, die sicherstellt,<br />

dass die zu verladende Maschine dem sehr<br />

hohen Krone-Qualitätsanspruch entspricht. Wenn<br />

dann eine Maschine reisefertig und sicher auf dem<br />

Lkw bzw. im Container verstaut ist und auch die<br />

eingangs erwähnten Dokumentationsunterlagen<br />

alle ergänzt sind, wird jede Ladung detailliert fotografiert<br />

– auch als Nachweis, alle Sorgfaltspflichten<br />

erfüllt zu haben. Somit verlässt jede Maschine die<br />

Verladehalle in einem tadellosen Zustand, sagt<br />

Klaus Wilmes. Doch nicht nur das: „Im Grunde<br />

genommen sind wir hier das Tor zur Welt für die<br />

Maschinen, die in Spelle vom Band laufen. Und<br />

wir sorgen dafür, dass deren Reise einwandfrei<br />

beginnen kann.“ <br />

Für Transporte nach<br />

Übersee werden viele<br />

Maschinen, soweit<br />

irgendwie möglich, in<br />

Containern verstaut.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

23


Mit der Recalm-Technologie<br />

lassen sich Umgebungsgeräusche<br />

in der Häckslerkabine<br />

um bis zu 3 dB(A)<br />

reduzieren.<br />

AKTIVE GERÄUSCHREDUZIERUNG<br />

Ruhe am Ohr<br />

Schallwellen störender Geräusche im Kopfbereich des Fahrers<br />

messen und durch Gegenwellen neutralisieren – dafür testet Krone<br />

derzeit eine spannende Techniklösung, die bei den Selbstfahrern<br />

BiG X und BiG M Anwendung finden soll. <strong>XtraBlatt</strong> hat schon<br />

jetzt nachgefragt.<br />

D<br />

er Fachbegriff „destruktive<br />

Interferenz“ klingt nicht nur<br />

trocken-theoretisch – er ist<br />

es auch. Im Ergebnis bietet<br />

dieses Prinzip in Bezug auf Schallwellen<br />

jedoch eine auch für Landtechnik<br />

ebenso spannende wie praktische<br />

Lösung: Sie reduziert die für die Fahrer<br />

in den Fahrzeugkabinen nach wie vor<br />

allgegenwärtige Geräuschbelastung. „Die<br />

modernen Kabinen von heute leisten<br />

bezüglich der Geräuschreduzierung<br />

schon enorm viel. Und trotzdem gibt es<br />

hier noch ein erkennbares Potenzial zur<br />

Verbesserung“, meint Guido Ringling,<br />

in der Krone-Gruppe zuständig für die<br />

strategische Konzernentwicklung mit<br />

Fokus Landtechnik, sowie einer der drei<br />

Verantwortlichen der Geschäftseinheit<br />

Silver Crown Capital.<br />

Bis zu 3 dB(A) weniger<br />

Die Lösung für dieses Problem lautet<br />

„Active Noise Cancelling“, kurz ANC.<br />

Entwickelt wurde sie von dem auf Akustiklösungen<br />

spezialisierten Hamburger<br />

Start-up-Unternehmen recalm, an dem<br />

sich Krone beteiligt hat. Das nachrüstbare<br />

recalm-System „Ancor“ wird an<br />

der Kopfstütze verbaut und arbeitet<br />

mit mehreren Mikrofonen und Lautsprechern.<br />

Die Mikrofone nehmen die<br />

vorhandenen Umgebungsgeräusche auf,<br />

während die Lautsprecher die von einer<br />

Software ermittelten, gegenphasigen<br />

Schallsignale abgeben. Hierdurch heben<br />

sich die Schallwellen gegenseitig auf und<br />

niederfrequente, störende Töne werden<br />

unterdrückt. Etwa 20–30 cm um den Kopf<br />

des Fahrers herum entsteht somit ein<br />

Bereich geringerer Geräuschbelastung,<br />

die um etwa 2–3 dB(A) niedriger liegt.<br />

„Das klingt nicht viel, doch wer sich etwas<br />

mit Lärmmaßeinheiten auskennt, weiß<br />

um das Ausmaß dieser Veränderung.<br />

Aber spätestens, wenn man einige Minuten<br />

mit Ancor gearbeitet hat und das<br />

Modul dann ausschaltet, wird man sehr<br />

überrascht über den Unterschied sein.<br />

Das ist ein echter Wow-Effekt“, so Guido<br />

Ringling weiter. Wichtig ist ihm dabei der<br />

Hinweis, dass es nicht um die völlige Geräuscheliminierung<br />

geht, sondern allein<br />

um eine Reduzierung. Schließlich sei es<br />

für den Fahrer eines Häckslers wichtig,<br />

die für die Beurteilung der relevanten<br />

Maschinenfunktionen wichtigen Geräuschkulissen<br />

weiter wahrnehmen zu<br />

Komfort und Qualität werden dem entsprechen,<br />

was in hochwertigen Pkw<br />

Standard ist.<br />

Guido Ringling, Geschäftsführer Silver Crown Capital<br />

können, etwa des Motors, des Antriebs<br />

und des Gutflusses.<br />

Mehr Fahrerkomfort<br />

Für den Fahrer hat diese Geräuschreduzierung<br />

ein deutlich entspannteres<br />

Arbeiten zur Folge, ist Guido Ringling<br />

überzeugt, und bedeute zudem ein<br />

Mehr an Konzentrationsfähigkeit sowie<br />

Arbeitssicherheit. Insofern sei der Ancor<br />

keine technische Spielerei, sondern ein<br />

wichtiger Beitrag zu Arbeitssicherheit<br />

und Nachhaltigkeit. „Und zwar auch<br />

nachhaltig im Sinne der Mitarbeiterzufriedenheit.<br />

Dieser Aspekt wird in Zeiten<br />

des Fachkräftemangels immer wichtiger.<br />

Und indem wir seitens Krone eine solche<br />

Lösung anbieten, sehen wir uns im Wettbewerbsvergleich<br />

erneut ganz vorn“, hebt<br />

er hervor.<br />

Das Anbieten beschränkt sich dabei<br />

allerdings nicht auf die Nachrüstlösung<br />

des Ancor, die auch für ältere BiG X und<br />

BiG M nutzbar sein soll. Derzeit ist es<br />

vorgesehen, das diese Technik in alle<br />

Entwicklungsprojekte im Bereich Kabine<br />

einfließen soll. Hierbei sind die Funktionen<br />

freies Sprechen beim Telefonieren<br />

sowie bei Funknutzung und natürlich<br />

die Radionutzung von großer Bedeutung.<br />

„Komfort und Qualität werden dem<br />

entsprechen, was in hochwertigen Pkw<br />

Standard ist“, kündigt Guido Ringling<br />

an. „Derzeit laufen noch intensive Testreihen<br />

in der Gras- und im Herbst in der<br />

Maisernte, um die letzten Messungen<br />

und Feineinstellungen bezüglich der<br />

relevanten Geräuschkulissen vorzunehmen.<br />

Das werten wir dann aus und lassen<br />

diese Erkenntnisse in die Entwicklung<br />

eines serienreifen Produktes münden“,<br />

fügt er abschließend hinzu. <br />

Das Modul „Ancor“<br />

ist zur Montage am<br />

Fahrersitz nachrüstbar.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

25


FAMILIE WIESEMANN, RADEVORMWALD<br />

Auf dem Futter -<br />

tisch geht’s rund<br />

Fahrsilo oder Ballen? Wenn es ums Grünfutter geht, gibt es<br />

verschiedene Philosophien. Landwirt Ludwig Wiesemann hat sich<br />

vor sechs Jahren für den Umstieg vom Fahrsilo zur Rundballensilage<br />

entschieden und diese Entscheidung nie bereut. Produziert wird mit<br />

Grünfuttertechnik von Krone.<br />

Grünfutter, das Begehrlichkeiten<br />

weckt:<br />

Die Milchkühe der<br />

Wiesemanns schätzen<br />

das in Rundballen<br />

silierte Futter.<br />

Basis für hochwertiges<br />

Grünfutter: Ludwig<br />

und David Wiesemann<br />

nutzen eine Krone<br />

Comprima CF 155 XC<br />

für die Grünfutter -<br />

produktion.<br />

A<br />

ufmerksam lässt Ludwig Wiesemann<br />

seinen Blick über eine seiner Flächen<br />

schweifen. Rund 120 ha bewirtschaftet<br />

er gemeinsam mit seinem Bruder<br />

David Wiesemann im Bergischen Land bei<br />

Radevormwald. Etwa 100 ha sind Grünland,<br />

auf 20 ha wird Mais angebaut.<br />

Beides bildet die Futterbasis für<br />

die 150 Milchkühe sowie weitere<br />

300 Kopf Nachzucht und Bullen<br />

für die Fleischproduktion. Bei<br />

den Kühen handelt es sich um<br />

bayerisches Fleckvieh, das als<br />

besonders robust gilt.<br />

Obwohl es noch früh im Jahr<br />

ist, blüht hier in den Höhenlagen<br />

des Bergischen Landes bereits der<br />

Löwenzahn im üppig gewachsenen Weidegras,<br />

das bereits beginnt, Rispen zu schieben.<br />

„Der perfekte Zeitpunkt für den ersten Schnitt“,<br />

sagt Agrarbetriebswirt Ludwig Wiesemann, der<br />

den Betrieb von seinem Vater nach dem erfolgreichen<br />

Abschluss seiner Ausbildung übernommen<br />

hat. Einige hundert Meter weiter, am Nordhang<br />

einer rund 200 m höher gelegenen Fläche, sieht<br />

es komplett anders aus. Hier will das Gras noch<br />

nicht so richtig in Gang kommen, blühenden<br />

Löwenzahn sieht man nur sehr vereinzelt.<br />

Künftig mit Mantelfolie<br />

Trotzdem bereiten sich die beiden Wiesemann-<br />

Brüder in diesen Tagen auf den ersten Schnitt des<br />

Jahres <strong>2024</strong> vor. Das Mähwerk EasyCut B 970 wird<br />

gründlich durchgecheckt und abgeschmiert, der<br />

2-Kreisel-Schwader wird ebenfalls schon mal aus<br />

der Scheune geholt, und auch die Rundballenpresse<br />

ist startklar, soll aber eigentlich nicht mehr<br />

zum Einsatz kommen. „Die Presse ist inzwischen<br />

sechs Jahre bei uns im Einsatz und hat in dieser<br />

Zeit rund 15.000 Ballen gepresst und einsiliert“,<br />

erklärt Ludwig Wiesemann. Obwohl die vorbildlich<br />

gepflegte und gewartete Comprima CF 155 XC<br />

sicher auch eine weitere Saison ohne größere<br />

Probleme absolvieren würde, hat der Betrieb in<br />

eine neue Presse investiert. Im Zulauf befindet<br />

sich aufgrund der guten Erfahrungen wieder<br />

Die Qualität des Futters hat für<br />

uns oberste Priorität.<br />

Ludwig Wiesemann, Landwirt<br />

eine Press-Wickel-Kombination der Comprima-<br />

Baureihe, diesmal allerdings in der Plus-Version.<br />

Ludwig Wiesemann erwartet, dass die Maschine<br />

in einigen Tagen zum Start des ersten Schnitts von<br />

seinem Krone-Händler Rademacher Land- und<br />

Industrietechnik in Halver ausgeliefert wird.<br />

Die Comprima CF 155 XC Plus besitzt eine semivariable<br />

Presskammer und kann Rundballen der<br />

Dimension 1.25–1.50 m × 1.20 m pressen. Sie wird<br />

mit 26 Messern ausgestattet sein, was eine theoretische<br />

Schnittlänge von 42 mm ermöglicht. Zum<br />

Betrieb ist eine Schlepperleistung von mindesten<br />

120 PS erforderlich. Die Arbeitsbreite von 2,15 m<br />

passt optimal zum entsprechend eingestellten<br />

2-Kreiselschwader. Im Unterschied zur bislang<br />

verwendeten Presse kann der Milchbetrieb künftig<br />

auch mit Mantelfolie arbeiten. „Das wird beim<br />

Auspacken des Futters einiges an Zeit sparen, da<br />

das Trennen von Netz und Folie für die Entsorgung<br />

entfällt“, ist sich Ludwig Wiesemann sicher. Ein<br />

weiteres wichtiges Feature der Plus-Variante ist für<br />

ihn die Zentralschmierung, die den Wartungsaufwand<br />

für ihn deutlich erleichtern wird. <br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

29


Optimaler Schnittzeitpunkt:<br />

Beim<br />

Mähen setzt Familie<br />

Wiesemann auf ein<br />

EasyCut B 970.<br />

Eingespieltes Team:<br />

Für die Grünfutterproduktion<br />

nutzt der<br />

Milchviehbetrieb<br />

Erntetechnik von<br />

Krone.<br />

Für die beiden Landwirte, die bei der Bewirtschaftung<br />

des Betriebes von ihrem Vater sowie ihrem<br />

Onkel unterstützt werden, sind die Comprima<br />

sowie das EasyCut-Mähwerk die zentralen Schlüsselmaschinen.<br />

„Das Grundfutter ist für uns die<br />

Basis für den wirtschaftlichen Erfolg. Die Qualität<br />

des Futters hat daher für uns oberste Priorität“,<br />

betont Ludwig Wiesemann. Um<br />

die bestmögliche Futterqualität<br />

der jährlich benötigten rund<br />

2.500 Rundballen zu gewährleisten,<br />

ziehen er<br />

und sein Bruder bei der<br />

Grünfutterproduktion<br />

alle Register.<br />

Umstieg auf Rundballen<br />

Zu besagten Registern gehören die Pflege und<br />

Düngung des Grünlandes, die die beiden Landwirte<br />

in Eigenregie durchführen. Das gilt auch für die<br />

Ernte. Wichtig ist dabei ein TMS-Gehalt von 30 bis<br />

35 %. Ist das Futter zu trocken, fressen es die Kühe<br />

nicht. Ist es zu feucht, kann kein formstabiler Ballen<br />

produziert werden. Kompromisse zugunsten<br />

eines effizienteren Ernteprozesses gehen die Brüder<br />

nicht ein: „Wir orientieren uns aus Gründen<br />

der Futterqualität konsequent an dem optimalen<br />

Schnittzeitpunkt auf den jeweiligen Flächen“, erläutert<br />

Agrar-Betriebswirt Ludwig Wiesemann.<br />

Aufgrund der sehr heterogenen Flächenstrukturen<br />

des Milchviehbetriebes wurde die Technik<br />

punktgenau auf diese Strukturen abgestimmt.<br />

So können die beiden Brüder in der Ernte flexibel<br />

auf die jeweiligen Gegebenheiten reagieren.<br />

Sollte es in der kommenden Woche noch einige<br />

sonnige Tage geben, die den Zucker- und damit<br />

den Energiegehalt im Weidegras ansteigen lassen,<br />

wird sich David Wiesemann daraufhin mit dem<br />

Schmetterlingsmähwerk an die Arbeit machen<br />

und die ersten schnittreifen rund 20 ha Grünland<br />

mähen. Je nach Wetterbedingungen wird wenig<br />

später gewendet, geschwadet und anschließend<br />

in Rundballen gepresst und einsiliert.<br />

Als Ludwig Wiesemann vor sechs Jahren vom<br />

Fahrsilo auf Rundballen umstieg, war er in der<br />

Region der Einzige, der sich über alle Schnitte<br />

hinweg für dieses Verfahren entschieden hat. „Vor<br />

allem aufgrund der Kosten pro Ballen haben einige<br />

Berufskollegen dieses Verfahren eher kritisch gesehen“,<br />

erinnert sich der Milchviehhalter. Neben<br />

den reinen Maschinenkosten, die sich zwischen<br />

2 € bis 3 € pro Ballen belaufen, müssen natürlich<br />

auch die Betriebskosten für den Schlepper sowie<br />

die Folie in die Rechnung mit einbezogen werden.<br />

Gerade Netze sowie die 6- bis 8-fach gewickelte Folie<br />

seien ein signifikanter Kostenfaktor. Trotzdem<br />

sieht sich Ludwig Wiesemann im Vergleich zur<br />

„Fahrsilo-Fraktion“ betriebswirtschaftlich nicht<br />

im Nachteil. Das sehen mittlerweile auch andere<br />

Landwirte in der Region ähnlich und haben auf<br />

Rundballensilage umgestellt.<br />

„Das Einsilieren des Grundfutters<br />

in Rundballen bringt<br />

speziell für unseren Betrieb<br />

einige Vorteile, die die höheren<br />

Produktionskosten<br />

rechtfertigen“, betont er.<br />

Da sei neben dem bereits<br />

erwähnten flexiblen<br />

Erntezeitpunkt vor allem<br />

die bessere Verteilung des<br />

Futters über das Jahr. „Wir<br />

mischen das Grünfutter der verschiedenen<br />

Schnitte, was zu einer gleichmäßigeren<br />

Milchleistung und Milchqualität führt“, erklärt<br />

Ludwig Wiesemann. Gerade der so nährstoffreiche<br />

erste Schnitt werde auf diese Weise über das ganze<br />

Jahr an die Kühe verteilt. Um dabei den Überblick<br />

nicht zu verlieren, erhält jeder der meist fünf<br />

Schnitte im Jahr eine andere Folienfarbe. „Darüber<br />

hinaus können wir den Kühen täglich frisches<br />

Futter geben, was bei Grünfutter aus dem Fahrsilo<br />

in dieser Konsequenz nicht möglich ist“, so Ludwig<br />

Wiesemann weiter. Pro Tag benötigt der Betrieb<br />

sechs bis sieben Ballen, die durch Maissilage,<br />

Biertreber und Pressschnitzel ergänzt werden.<br />

Das Gras wird nach dem Entfernen von Folie und<br />

Netz mithilfe eines Radladers in den Futtermischwagen<br />

gegeben, mit den anderen Komponenten<br />

gründlich vermischt und anschließend im Stall<br />

verteilt.<br />

Vermeidung von Futterverlusten<br />

Ein weiteres Argument für die Rundballensilage<br />

ist für ihn die Vermeidung von Futterverlusten<br />

durch Nacherwärmungen und Schimmelbildung.<br />

„Wir hatten teilweise erhebliche Verluste durch<br />

ungenießbar gewordenes Futter“, erinnert sich<br />

der Landwirt. Bei aufmerksam gepressten und<br />

einsilierten Rundballen seien Verluste dagegen<br />

die absolute Ausnahme.<br />

Ludwig und David Wiesemann sind sich sicher,<br />

dass die Erhöhung der Milchleistung in ihrem<br />

Betrieb in den vergangenen Jahren um knapp<br />

10 % unter anderem auf die Umstellung auf<br />

Rundballensilage zurückzuführen ist. Aber auch<br />

andere Prozesse der Milchproduktion hat der Betrieb<br />

weiter optimiert. So wurde im vergangenen<br />

Herbst in drei Melkroboter investiert. Schon nach<br />

wenigen Monaten zeichnet sich hier ein weiterer<br />

Produktivitätsschub ab. Diese Steigerung setzt<br />

natürlich ein hochwertiges Qualitäts-Grünfutter<br />

voraus. Die Stellschrauben dafür haben die beiden<br />

Landwirte weiterhin in den eigenen Händen – u. a.<br />

mit der neuen Comprima CF 155 XC Plus. <br />

Einfaches Handling:<br />

Die Vorbereitungen<br />

für den ersten Schnitt<br />

des Jahres laufen auf<br />

Hochtouren.<br />

Grünfutter in<br />

optimaler Qualität:<br />

Das bayerische Fleckvieh<br />

des Milchviehbetriebes<br />

der Brüder<br />

Wiesemann erhält<br />

nur hochwertiges<br />

Grünfutter.<br />

Das Einsilieren des Grundfutters in<br />

Rundballen bringt für unseren Betrieb<br />

einige Vorteile.<br />

Ludwig Wiesemann, Landwirt<br />

30 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

31


KRONE-GRUPPE<br />

Ein Gestalter<br />

der Branche<br />

Philip Freiherr von dem<br />

Bussche verstarb im April<br />

nach schwerer Krankheit.<br />

I<br />

n tiefer Trauer teilt Krone mit, dass<br />

der langjährige Vorsitzende des<br />

Aufsichtsrats sowie des Beirats der<br />

Krone-Gruppe, Philip Freiherr von<br />

dem Bussche, am 8. April im Alter von<br />

74 Jahren nach schwerer Krankheit im<br />

heimischen Bad Essen verstorben ist. Mit<br />

der Familie und allen Angehörigen trauern<br />

auch zahlreiche Institutionen und<br />

Betriebe der Landwirtschaft sowie der<br />

Landtechnik- und Lebensmittelbranche,<br />

die der besonnene Unternehmer durch<br />

sein langjähriges Wirken in verschiedensten<br />

Führungsgremien entscheidend<br />

geprägt hat.<br />

Generationswechsel<br />

begleitet<br />

Bereits 2<strong>01</strong>5 wurde er in das höchste<br />

Gremium des Unternehmens berufen<br />

und folgte direkt als Vorsitzender auf<br />

Dr.-Ing. E.h. Bernard Krone, der als Ehrenvorsitzender<br />

verblieb. Die wertvollen<br />

Einsichten und das fundierte Fachwissen<br />

Philip Freiherr von dem Bussches<br />

erwiesen sich für die Krone-Gruppe als<br />

essenziell. Besonders hervorzuheben<br />

ist sein Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung<br />

des Generationswechsels. Im<br />

Zuge dessen übergab er den Vorsitz an<br />

Bernard Krone und wirkte im Aufsichtsrat<br />

sowie dem zugehörigen Präsidial- und<br />

Prüfungsausschuss aktiv weiter.<br />

Zudem hatte er einen wesentlichen<br />

Anteil an der heutigen globalen Ausrichtung,<br />

indem er maßgeblich zur<br />

aktuellen Organisationsstruktur beitrug.<br />

Darüber hinaus war Philip Freiherr von<br />

dem Bussche ein treibender Faktor für<br />

den Wachstumskurs von Krone. Sein<br />

strategisches Gespür kombinierte er<br />

mit einem standhaften Optimismus<br />

bezüglich der Zukunftsperspektiven des<br />

Unternehmens, ohne dabei kritische<br />

Aspekte außer Acht zu lassen.<br />

Mit Kompetenz und<br />

Engagement<br />

Der passionierte Landwirt bewirtschaftete<br />

leidenschaftlich das Gut Ippenburg. Es<br />

ist seit dem 14. Jahrhundert in Familienbesitz<br />

und wurde im Jahr 2<strong>01</strong>3 bereits<br />

an die 22. Generation vererbt. Seit 1990<br />

baute von dem Bussche gemeinsam mit<br />

einem Partner einen weiteren großen<br />

Landwirtschaftsbetrieb in Krostitz<br />

(Sachsen) auf.<br />

Darüber hinaus engagierte er sich in den<br />

Gremien der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft<br />

(DLG), deren Präsident er<br />

zwischen 1997 und 2005 war. In den Jahren<br />

2000 bis 2005 war er zudem Mitglied<br />

des Aufsichtsrats und von 2005 bis 2<strong>01</strong>4<br />

des Vorstands der KWS in Einbeck. Ende<br />

2022 kehrte er als Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />

der KWS SAAT SE & Co. KGaA<br />

sowie der KWS SE zurück. Philip Freiherr<br />

von dem Bussche war außerdem<br />

von 2<strong>01</strong>5 bis 2021 Beiratsvorsitzender<br />

der Grimme-Gruppe, von 2<strong>01</strong>5 bis 2023<br />

Mitglied des Aufsichtsrats der K+S Aktiengesellschaft<br />

und gehörte seit März<br />

2<strong>01</strong>5 dem Beirat der Fuchs-Gruppe an.<br />

Zwei Jahre war Philip Freiherr von dem<br />

Bussche außerdem kooptiertes Mitglied<br />

des Gesellschafterausschusses der Pfeifer<br />

& Langen Industrie- und Handels KG,<br />

dessen Vorsitz er im Jahr 2<strong>01</strong>8 führte.<br />

Familie Krone, der Aufsichtsrat, Vorstand<br />

und Geschäftsführung sowie alle Mitarbeitenden<br />

der Krone Gruppe werden<br />

sein Wirken in würdiger Erinnerung<br />

bewahren. <br />

EasyCut R 450<br />

Mähen mit mehr Balance<br />

Krone ergänzt seine Scheibenmähwerke<br />

der R-Baureihe um ein neues Spitzenmodell:<br />

das EasyCut R 450 mit 4,5 m Arbeitsbreite,<br />

einer Transportbreite unter 2,50 m<br />

sowie einem Eigengewicht von 1.250 kg.<br />

Zu den besonderen Features gehört u.a.<br />

ein Kontergewicht, dessen hydraulisch<br />

teleskopierbarer Mechanismus optional<br />

mit bis zu zehn Platten à 50 kg bestückt<br />

werden kann. Damit verbessern sich die<br />

Fahreigenschaften im Feld enorm. Das<br />

bis zu 500 kg schwere Gewicht fährt vollautomatisch<br />

folgegesteuert um 60 cm<br />

nach außen. Dadurch lässt sich die Ballastierung<br />

der Maschine optimieren und<br />

die Unterlenker des Schleppers werden<br />

gleichmäßiger beansprucht. Folglich<br />

liegt der Leistungsbedarf nur bei etwa<br />

74 kW bzw. 100 PS.<br />

Für eine herausragende Bodenanpassung<br />

über die gesamte Arbeitsbreite sorgt<br />

selbst unter schwierigsten Bedingungen<br />

die patentierte DuoGrip-Aufhängung. Ein<br />

integrierter Pendelstopp-Zylinder zieht<br />

Vendro C 1340<br />

die Mäheinheit in Vorgewendeposition<br />

an den Auslegearm und sorgt so für ein<br />

ruhiges Fahrverhalten auch bei größeren<br />

Bodenunebenheiten und rasanten Wendmanövern.<br />

Zur Serienausstattung gehört<br />

ebenfalls der hydraulisch einstellbare<br />

und von einem Manometer gut ablesbare<br />

Auflagedruck. Dieser kann optional von<br />

Kompromisslos effizient<br />

Mit einer Arbeitsbreite von 13,34 m avanciert der neue 12-Kreisel-<br />

Zettwender Vendro C 1340 zum aktuellen Top-Modell der mit<br />

dem OptiTurn-Kreiselkonzept ausgestatteten Vendro-Baureihe.<br />

Serienmäßig ist der Vendro C 1340 mit Wendedeichsel und<br />

Zugöse (40 mm) für die Oben- und Untenanhängung oder<br />

optional mit K80-Kugelkopfkupplung oder Zugpendel ausgestattet.<br />

Eine Zwei-Punkt-Anhängung inklusive Zugfeder ist<br />

standardmäßig vorhanden. Über die Feder findet beim Anfahren<br />

der Vorgewendestellung ein Lastausgleich statt, sodass man<br />

selbst mit kleinen Traktoren sicher unterwegs ist.<br />

Zwölf Kreisel mit einem Durchmesser von 1,50 m und jeweils<br />

sechs Zinkenarmen ermöglichen bei großzügiger Überlappung<br />

ein sehr effizientes Zetten und Wenden. Dabei sorgt das Opti-<br />

Turn-Kreiselkonzept vor allem in stark kupiertem Gelände für<br />

eine vorbildliche Bodenanpassung. Je nach Einsatzzweck der<br />

Maschine lässt sich der Streuwinkel in vier Stufen im Bereich<br />

von 13 bis 19° variabel verstellen. Die gewünschte Arbeitshöhe<br />

kann der Schlepperfahrer zentral über eine Handkurbel an<br />

der Maschine oder über die optional erhältliche hydraulische<br />

Verstellung aus der Schlepperkabine einstellen. Ein absolutes<br />

der Schlepperkabine aus angepasst werden,<br />

wofür aber ein doppelt wirkendes<br />

Steuergerät vorhanden sein muss. Für<br />

den Transport wird das EasyCut R 450<br />

hydraulisch horizontal nach hinten geschwenkt.<br />

Dabei fährt das Kontergewicht<br />

automatisch ein, sodass die Transportbreite<br />

unterhalb von 2,5 m liegt.<br />

Highlight des Vendro C 1340 ist die auf Wunsch erhältliche<br />

hydraulische Entlastung der Transportachse – bei der Plus-<br />

Variante ist diese sogar serienmäßig vorhanden. Der positive<br />

Effekt: Die Grasnarbe bleibt intakt, der Bodenkontakt und damit<br />

die Funktion als vorderes Tastrad für die Zinken bleibt erhalten.<br />

Dies sichert die Futterqualität auch für die folgenden Schnitte.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

33


FAMILIE OLISLAGERS, ESCH (NL)<br />

Ziegenhaltung<br />

im großen Stil<br />

Da Milchkühe für den Hof der Familie Olislagers nicht genügend<br />

Wachstums- und Einkommensperspektiven boten, folgte<br />

schon vor fast 30 Jahren der Wechsel auf Milchziegen. Heute<br />

hält der Betrieb rund 6.200 Milchziegen plus Nachzucht und<br />

Lämmermast. <strong>XtraBlatt</strong> war vor Ort.<br />

P<br />

rodukte aus Ziegenmilch liegen hoch in<br />

der Verbrauchergunst. In Deutschland<br />

widmen sich diesem Betriebszweig vielfach<br />

Direktvermarktungsbetriebe mit<br />

vergleichsweise überschaubaren Tierbeständen,<br />

die ihre Milch häufig selbst verarbeiten. Daher<br />

macht die Aussicht darauf, einen Betrieb mit Ziegenhaltung<br />

im XXL-Format zu besuchen, auf jeden<br />

Fall neugierig. Genauer gesagt handelt es sich um<br />

den Hof der Familie von Arno Olislagers in Esch,<br />

etwa 30 km nordwestlich der niederländischen<br />

Stadt Eindhoven in der Provinz Noord-Brabant.<br />

Und XXL ist gleichbedeutend mit 6.200 Milchziegen<br />

plus Nachzucht und Mastlämmern – in<br />

Summe 9.500 Tiere der Rasse Saanen. Sie sind<br />

auf insgesamt vier Ställe im Umkreis von etwa<br />

50 km verteilt, zwei für die Milchziegen und zwei<br />

für Nachzucht sowie Masttiere.<br />

Ruhe im Stall<br />

Am Standort Esch stehen etwa 4.200 Milchziegen.<br />

Dafür wurde der ehemalige Milchviehstall<br />

auf Strohhaltung im Tiefbett umgebaut und im<br />

Laufe der Jahre mehrfach erweitert. Durch die<br />

volle Länge des Stalls ziehen sich entlang der drei<br />

Futtergänge insgesamt sechs Buchten, in denen<br />

jeweils Gruppen von bis zu 700 Tieren stehen. Täglich<br />

verteilt ein an die Schwinge eines Radladers<br />

angebauter Strohverteiler sechs Quaderballen,<br />

wobei die frische Strohlage nicht nur der Sauberkeit<br />

und trockenen Liegefläche, sondern ebenso<br />

der Beschäftigung der Tiere dient. Zusätzlich<br />

stehen in jeder Bucht mehrere große Körbe, in<br />

die jeweils ein Quaderballen Stroh passt – ebenfalls<br />

beliebter Beschäftigungspunkt und Chance zur<br />

Raufutteraufnahme. Pro Tier und Jahr benötigt<br />

der Betrieb im Durchschnitt etwa 200 kg Stroh,<br />

was allein für den Standort Esch auf etwa 840 t<br />

hinausläuft. Für alle vier Standorte zusammen<br />

sind es in Summe also rund 1.700 t.<br />

Das Füttern übernimmt – nach dem gleichen<br />

Prinzip wie in einem Kuhstall – ein Traktor mit Futtermischwagen.<br />

Einmal täglich legt das Gespann<br />

Futter vor. Dabei erhalten nicht alle Gruppen auf<br />

einmal ihre Mahlzeit, sondern zeitlich versetzt,<br />

orientiert an den Melkzeiten, wie der Landwirt<br />

weiter erklärt. Und ein Blick in den Stall während<br />

des Fütterns zeigt: In derjenigen Gruppe, die gerade<br />

versorgt wird, herrscht natürlich freudige Aufgeregtheit,<br />

während die Nachbargruppe entspannt<br />

weiter Stroh mümmelt, wiederkäut, umherwandert<br />

oder einfach nur „chillt“. Überhaupt fällt im<br />

Stall die große Ruhe auf: Bei 4.200 Ziegen sind es<br />

außerhalb der Futterzeiten nur ganz wenige Tiere,<br />

die mal einen Laut von sich geben. Offensichtlich<br />

also nichts zu meckern, kann man konstatieren.<br />

Und auch das Vorurteil der „stinkenden Ziege“<br />

verflüchtigt sich unmittelbar: In diesem Stall ist<br />

Das Unternehmen<br />

6.200 Milchziegen, inkl. Nachzucht und Masttieren insgesamt rund<br />

9.500 Tiere<br />

Haltung in Tiefstreuställen, Strohbedarf insgesamt ca. 1.700 t/Jahr, komplett<br />

zugekauft<br />

220 ha bewirtschaftete Fläche, davon 120 ha Grünland<br />

Milchleistung im Schnitt pro Tier rund 1.110 l/Jahr<br />

6 Festangestellte, bis zu 10 Saisonhelfer<br />

Ergänzend zum landwirtschaftlichen Betrieb zusätzlich eigenes<br />

Lohnunternehmen<br />

die Duftwolke erkennbar unaufdringlicher als in<br />

einem 500er Kuhstall, der qua Größe ein Äquivalent<br />

zu einer solchen Ziegenherde wäre.<br />

1A-Futterqualität ist ein Muss<br />

Die Futtermischung besteht zu 40 % aus Maisund<br />

zu 35 % aus Grassilage. Hinzu kommen<br />

gut 15 % einsilierte Zuckerrübenpressschnitzel<br />

sowie Kraftfutter. Pro Tier und Tag rechnet der<br />

Landwirt bei den ausgewachsenen Ziegen etwa<br />

5,6 kg Futtermischung. Als Futtergrundlage<br />

dienen 100 ha Acker sowie 120 ha Grünland. Alle<br />

anderen Futterbestandteile und das Stroh kauft<br />

Arno Olislagers zu.<br />

Bezüglich der Futterqualität liegt die Messlatte<br />

im Hause Olislagers keinesfalls niedriger als bei<br />

Kühen. Ein TS-Gehalt von 35–38 % bei Mais und<br />

40–45 % bei Gras. Dessen Körner sollten ebenfalls<br />

gut gecrackt sein, allerdings müsse dies nicht ganz<br />

so fein wie bei Kühen geschehen, so der Landwirt:<br />

„Ziegen kauen besser“, lautet seine Begründung<br />

mit einem Augenzwinkern. <br />

Genau den<br />

richtigen<br />

Schnittund<br />

Silierzeitpunkt<br />

zu nutzen,<br />

ist eine der<br />

wesentlichsten<br />

Voraussetzung<br />

für<br />

1A-Futterqualität.<br />

Arno Olislagers,<br />

Landwirt<br />

Arno Olislagers<br />

möchte den Bestand<br />

noch um weitere 1.000<br />

Tiere ausbauen.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

35


Am Standort Esch wird<br />

ein 2×42er Side-by-Side-Melkstand<br />

genutzt,<br />

im zweiten Milchziegenstall<br />

in Zevenbergen<br />

dagegen ein<br />

72er Melkkarussell.<br />

Größten Wert legt der Landwirt auf die eigentliche<br />

Futtergewinnung. Hier bevorzugt er die Eigenmechanisierung<br />

mit Krone-Technik, genauer<br />

gesagt, einem gebraucht gekauften BiG X 700,<br />

einem EasyCut B1000 CV Collect, einem Swadro<br />

1400 Plus und zwei Transportwagen TX 460.<br />

Überzeugend an der Technik findet er deren<br />

Qualität und Leistungsfähigkeit. „Auch da gibt<br />

es nichts zu meckern“, wie er mit einem Augenzwinkern<br />

hinzufügt. Auf den ersten Blick<br />

erscheint das selbst für einen Betrieb dieser<br />

Größe übermechanisiert. Und doch geht<br />

die Rechnung auf, wie Arno Olislagers<br />

erläutert: „Genau den richtigen Schnittund<br />

Silierzeitpunkt zu nutzen, ist eine<br />

der wesentlichsten Voraussetzungen für<br />

1A-Futterqualität. Dabei geht es manchmal nur<br />

um wenige Stunden – das können die Lohnunternehmer<br />

bei unserer Flächengröße zumindest hier<br />

in der Region nicht so schaffen, wie es mir wichtig<br />

ist.“ Außerdem spiele dabei die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

eine wichtige Rolle, wie er ergänzt:<br />

„Melken und Füttern sind verantwortungsvolle<br />

Aufgaben – aber wenn meine Mitarbeiter mit<br />

der Technik unterwegs sein können, glänzen<br />

die Augen. Erntetage sind stressig, aber echte<br />

Motivationsbooster für mein Team.“<br />

Zweiter Qualitätsaspekt ist für ihn die Schnittlänge.<br />

Bei Mais sind es 4–4,5 mm, bei Gras etwa<br />

20 mm. Dadurch sei das spätere Mischen einfacher,<br />

und die Tiere selektieren so gut wie gar<br />

nicht. Im Mittel sind sechs Grasschnitte pro Jahr<br />

möglich. Der erste des Jahres <strong>2024</strong> kam übrigens<br />

schon Ende März ins Silo, nachdem der Winter<br />

quasi ausgefallen und das Gras von ziemlich guter<br />

Qualität war. Nur die Nässe des Bodens war eine<br />

echte Herausforderung.<br />

1.100 l pro Tier und Jahr<br />

Stichwort Laktation: Der Stalldurchschnitt liegt<br />

pro Ziege und Jahr bei rund 1.100 l. Bezüglich<br />

der für den Milchauszahlungspreis relevanten<br />

Inhaltsstoffe liegt der Betrieb derzeit bei 4,3 % Fett<br />

und 3,47 % Eiweiß. Der Durchschnitt lag 2023 bei<br />

4,02 % Fett und 3,61 % Eiweiß. „Vergangenes Jahr<br />

hatten wir einen etwas höheren Anteil Grassilage<br />

in der Ration, das machte sich unmittelbar bei<br />

den Inhaltsstoffen bemerkbar“, so Arno Olislagers.<br />

Insgesamt ist er mit den Werten durchaus<br />

zufrieden, nicht jedoch mit dem Auszahlungspreis<br />

seiner Molkerei. Derzeit schwanke dieser zwischen<br />

72 und 80 ct/l, was im Wettbewerbsvergleich nicht<br />

optimal sei. Daher wird er im Laufe dieses Jahres<br />

zu einem anderen Verarbeiter wechseln.<br />

Zum Melken setzt der Landwirt auf zwei Systeme:<br />

In Esch steht ein 2×42er Side-by-Side-Melkstand<br />

Zum Melken werden die Ziegen buchtenweise<br />

geholt – und müssen nicht lange gerufen werden,<br />

sondern eilen mit großem Eifer selbst dorthin.<br />

zur Verfügung, am Standort Zevenbergen ein<br />

72er Melkkarussel. Pro Stunde werden zwischen<br />

400 und 550 Tiere gemolken – jeweils von nur<br />

einem Melker. Allein in der „Anlernphase“ junger<br />

Ziegen wird zu zweit gemolken. Trotzdem dauert<br />

jeder Melkdurchgang in Esch bis zu 8 h. In Zevenbergen<br />

sind es „nur“ 4 h. Wer in Sachen Laktation<br />

aus der Denkrichtung Kuh kommt, muss sich<br />

bei Ziegen allerdings umorientieren. Denn im<br />

Gegensatz zu den großen Wiederkäuern reicht es<br />

nach Aussage des Landwirts, wenn die Ziegen im<br />

Schnitt alle 1,5 bis zwei Jahre lammen. Das 1. Mal<br />

lammen die Tiere mit 13 Monaten, bei Olislagers<br />

liegt der Durchschnitt der geborenen Lämmer bei<br />

1,8 pro jungem Muttertier und 2,4 bei den älteren<br />

Tieren. Mehr als zweimal lammen die Ziegen<br />

bei Olislagers in der Regel also nicht. Im Schnitt<br />

werden die Milchziegen im Alter von fünf Jahren<br />

geschlachtet.<br />

Der Nachzuchtanteil liegt je nach Jahrgang<br />

zwischen 20 und 27 %. Gedeckt wird im Natursprung.<br />

Hierzu wählt Arno Olislagers aus jedem<br />

Jahrgang 50 Jungböcke, die später in den Herden<br />

für Nachwuchs sorgen. Um Inzucht zu vermeiden,<br />

kauft er außerdem Böcke zu. Dies ist jedoch nicht<br />

mit unkontrollierter Vermehrung gleichzusetzen,<br />

vielmehr ist das Deckmanagement schon<br />

ausgeklügelt. 50 % der Lämmer sollen im Januar<br />

und Februar zur Welt kommen, dann jeweils 25 %<br />

im Mai und im September. „Anders wäre diese<br />

Lämmerwelle gar nicht zu bewältigen“, meint er<br />

schmunzelnd mit Blick auf diese Arbeitsspitzen.<br />

Zu bewältigen sind diese Phasen natürlich nicht<br />

allein mit der Stammbesatzung aus Chef und sechs<br />

Festangestellten. Während der Lammphasen<br />

kommen weitere zehn Saisonhelfer aus Polen<br />

Die Futterration besteht für die Milchziegen<br />

aus 40 % Mais, 35 % Grassilage, 15 % einsilierte<br />

Zuckerrübenpressschnitzel sowie Kraftfutter.<br />

zur Unterstützung. Zum Lammen kommen die<br />

werdenden Mütter übrigens nicht in gesonderte<br />

Ställe, sondern bleiben in ihrer Gruppe.<br />

Logistik in eigener Regie<br />

Angesichts der großen Futter- und auch Mistmengen<br />

verwundert es nicht, dass Arno Olislagers<br />

auch die Logistik mit eigenen Lkw durchführt.<br />

Um die wirtschaftliche Auslastung der Technik<br />

sicherzustellen, hat er ein kleines Lohnunternehmen<br />

gegründet. So fahren seine Mitarbeiter<br />

den Ziegenmist etwa 50 km Richtung Süden in<br />

die Ackerbauregionen Belgiens. Aus den angrenzenden<br />

Schweinehaltungshochburgen laden sie<br />

deren Mist und transportieren ihn nach Nordfrankreich.<br />

Nach entsprechender Säuberung der<br />

Schubbodenauflieger wird Stroh geladen und<br />

wieder mit zurück zum eigenen Betrieb oder<br />

anderen Abnehmern gebracht. „Die Niederlande<br />

sind ein absolutes Stroh-Importland“, betont er.<br />

Auch Gülle, Heu und Grundfutter gehören zu den<br />

Transportgütern. Und die Frage, ob er sich wegen<br />

der seitens der Regierung angestrebten Reduzierung<br />

der Tierbestände um 50 % Sorgen macht,<br />

verneint er. Im Gegenteil, schon jetzt laufen die<br />

Vorbereitungen, um den Bestand der Milchziegen<br />

um weitere 1.000 Tiere aufzustocken.<br />

Im Mittel erntet<br />

Landwirt Olislagers<br />

sechs Grasschnitte pro<br />

Jahr. Um jeweils den<br />

optimalen Zeitpunkt<br />

sicherzustellen,<br />

setzt er komplett auf<br />

Eigenmechanisierung.<br />

Gefüttert wird einmal<br />

pro Tag – bei den<br />

Milchziegen im Schnitt<br />

pro Tier und Tag rund<br />

5,6 kg.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

37


VERTRIEBSLEITUNG SÜDDEUTSCHLAND<br />

„Der persönliche<br />

Kontakt ist<br />

das wichtigste Gut.“<br />

Darüber sind sich Hans-Dieter Heet, Vertriebsleiter Süd bei Krone,<br />

und sein Nachfolger Stefan Seifert einig. Während Hans-Dieter<br />

Heet einen persönlichen Blick zurück auf 48 Jahre im Dienst bei<br />

Krone wirft, möchte Stefan Seifert mit zusätzlichen Vertriebswerkzeugen<br />

nahtlos an das bisher im Markt Erreichte anknüpfen.<br />

Zum 31.7.<strong>2024</strong><br />

übergibt Hans-<br />

Dieter Heet (l.)<br />

seine Aufgaben<br />

als Vertriebsleiter<br />

Süddeutschland an<br />

Stefan Seifert.<br />

Immer dicht am Kunden – mit dieser Devise agierte Hans-Dieter<br />

Heet (r.) jahrzehntelang sehr erfolgreich im Vertrieb. Maschinenübergaben<br />

waren dabei stets Höhepunkte für ihn, wie hier 2006<br />

einen BiG M an das Lohnunternehmen Trimborn in Eurasburg.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Heet, nach Ihrer Ausbildung<br />

als Industriekaufmann bei Krone begann<br />

1980 Ihre Tätigkeit im Vertrieb – in welchem<br />

Aufgabengebiet?<br />

Heet: Anfangs wurde ich im Innendienst<br />

eingesetzt, bekam dann aber nach kurzer Zeit<br />

die Verantwortung für unsere Außenlager in<br />

Süddeutschland übertragen. Wir hatten damals<br />

mehrere Standorte, an denen wir Ersatzteile<br />

und Maschinen lagerten, aus denen die Händler<br />

und Kunden bedient wurden. Vieles hat sich seit<br />

dieser Zeit organisatorisch geändert. Es gibt immer<br />

Menschen, die behaupten: Früher war alles<br />

besser. Aus meiner Vertriebssicht ist das Quatsch.<br />

Verkaufen war nie einfach und Krisen gab es auch<br />

schon in der Vergangenheit. Unsere persönlichen<br />

Freiheiten im geschäftlichen Gebaren sind über<br />

die Jahre immer besser geworden.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Woran machen Sie das fest?<br />

Heet: Wir waren früher in der Organisation<br />

deutlich schmaler und hierarchischer aufgestellt.<br />

Wesentlich verändert hat sich dies durch<br />

Wilhelm Voss, den Krone als Geschäftsführer für<br />

den Vertrieb im Jahr 1994 gewinnen konnte. Mit<br />

ihm stand jemand an der Spitze im Vertrieb, der<br />

mit einer Mischung aus guter Datengrundlage,<br />

immenser Erfahrung und exzellentem Gespür<br />

die Marktlage sehr gut einschätzen konnte. Das<br />

hat dem Unternehmen einen großen Schub nach<br />

vorn gegeben.<br />

Von der Pike auf gelernt: Schon als Industriemechatroniker im<br />

3. Lehrjahr bei Krone war Stefan Seifert international unterwegs,<br />

wie hier 2006 für einen Umbau mehrerer BiG M in den USA.<br />

Die Aufgaben werden sich für<br />

den Vertrieb in den nächsten Jahren<br />

stark verändern.<br />

Hans-Dieter Heet,<br />

bisheriger Krone-Vertriebsleiter Süddeutschland<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was waren besondere Highlights<br />

in Ihrer Zeit bei Krone?<br />

Heet: Dazu zählt mit Sicherheit die Stab-Übergabe<br />

von Dr. Bernard Krone an seinen Sohn im Jahr<br />

2<strong>01</strong>0 im Zirkus Krone. Das war ein sehr besonderes<br />

Ereignis und eine einmalige Veranstaltung.<br />

Die Stimmung war sehr feierlich und alle Gäste<br />

begeistert. Sehr gern erinnere ich mich auch daran<br />

zurück, als unser Selbstfahrmäher BiG M vorgestellt<br />

wurde. Zwei namhafte Lohnunternehmer<br />

aus Norddeutschland hatten sich bei Dr. Krone<br />

zu Besuch angemeldet, um über den Kauf von je<br />

einem BiG M zu verhandeln. Da lief der Chef zur<br />

Hochform auf. Bis auf den roten Teppich wurden<br />

alle Register gezogen, um die beiden Lohnunternehmer<br />

gebührlich zu empfangen. Aus dem<br />

Geschäft ist eine lange und freundschaftliche<br />

Kundenbeziehung entstanden.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Highlights gab es noch?<br />

Heet: Für mich waren die Messen immer extrem<br />

wichtig. Die Agritechnica in Hannover zählt dazu,<br />

aber im Rahmen des Oktoberfests alle vier Jahre<br />

auch das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest,<br />

kurz ZLF, das es nun ja leider nicht mehr gibt. Andere<br />

Veranstaltungen wachsen und ziehen mehr<br />

und mehr Landwirte sowie Lohnunternehmer an.<br />

Ein Beispiel dafür ist die DeLuTa, also die Deutsche<br />

Lohnunternehmer Tagung. Der verdichtete<br />

Kontakt zu den Kunden auf diesen Veranstaltungen<br />

war für mich immer ein Highlight – wenn ich<br />

die ganzen Geschichten und Anekdoten, die sich<br />

dort zugetragen haben, zusammenfassen wollte,<br />

könnte ich ein Buch füllen. <br />

38 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

39


Auch global unterwegs:<br />

Im Rahmen<br />

einer Händlerreise<br />

besuchte Hans-Dieter<br />

Heet (r., hier mit<br />

seinem Chef Hermann<br />

Brüggemann,<br />

Vertriebsleiter<br />

Deutschland) 2<strong>01</strong>6 u.a.<br />

Kalifornien.<br />

Genauso spannend war es für mich, dass ich<br />

mich bei Krone im Vertrieb um die Verbindungen<br />

zu den Verbänden, wie dem Bundesverband<br />

Lohnunternehmen und den Maschinenringen,<br />

kümmern durfte. Der Charme dabei ist, dass man<br />

durch dieses Netzwerken eine Menge Leute kennenlernt<br />

und so viele Kontakte knüpfen konnte.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was waren die im Markt maßgeblichen<br />

Veränderungen für Sie?<br />

Heet: Eine der größten Herausforderungen, die<br />

wir in den letzten Jahren erleben, ist die Suche<br />

nach Händlern, die unser komplettes Produktprogramm<br />

exklusiv verkaufen wollen bzw. können.<br />

Gerade die großen Landtechnikkonzerne halten<br />

ihre Händler an, ihre Produkte zu verkaufen. Das<br />

führt mehr und mehr zu Konflikten. Wir haben<br />

unsere Vertriebsstrategie in einigen Regionen<br />

anpassen müssen, da wir dort keine passenden<br />

Händler mehr fanden und haben entsprechend<br />

eigene Vertriebszentren aufgebaut. Wir bekamen<br />

aber auch die Möglichkeit, neu zu denken und etwas<br />

auszuprobieren. Das ist, denke ich, ein großer<br />

Vorteil eines familiengeführten Unternehmens<br />

mit kurzen Entscheidungswegen.<br />

Zur Person: Hans-Dieter Heet<br />

– 1976 Beginn der Lehre zum Industriekaufmann bei<br />

Krone, anschließend Ausbildung in der Abendschule<br />

zum Bilanzbuchhalter<br />

– 1980 Beginn der Vertriebstätigkeit bei Krone in<br />

verschiedenen Aufgabengebieten<br />

– 1998 Ernennung zum Vertriebsleiter<br />

Süddeutschland<br />

– In dieser Zeit auch Netzwerker zu Verbänden im<br />

landwirtschaftlichen Umfeld<br />

– 31.7.<strong>2024</strong> Nach 48 Jahren Tätigkeit bei Krone<br />

Wechsel in den Ruhestand<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Seifert, Sie übernehmen<br />

die Stelle von Herrn Heet. Wie ist Ihre<br />

Krone-Vorgeschichte?<br />

Stefan Seifert: Auch ich bin schon relativ lange<br />

dabei. Mit 18 habe ich meine Ausbildung bei Krone<br />

begonnen. Das war im Jahr 2003. Eine gewisse<br />

„Vorbelastung“ ist schon da, denn ich kannte Krone-Technik<br />

schon davor. Meine Eltern betreiben<br />

ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen und<br />

setzen Krone-Maschinen ein.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Ausbildung haben Sie bei<br />

Krone abgeschlossen?<br />

Seifert: Ich habe damals die Ausbildung zum Industriemechatroniker<br />

gemacht, bin also von der<br />

technischen Seite in das Unternehmen hineingewachsen.<br />

Durch meine Vorkenntnisse aus dem<br />

Lohnunternehmen wurde ich viel im Prototypentest<br />

eingesetzt. Im Anschluss an die Ausbildung<br />

bin ich dann im Prototypenbau geblieben und<br />

durfte mich dort mit um die Selbstfahrtechnik<br />

kümmern.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie kommt man, überspitzt gesagt,<br />

vom Schrauben zum Verkaufen?<br />

Seifert: Nach zwei Jahren als Geselle bin ich<br />

von Dr. Horstmann, dem ehemaligen Geschäftsführer<br />

der Entwicklung, angesprochen worden,<br />

ob ich nicht der Richtige für ein Maschinenbaustudium<br />

wäre. Mit dem Rückenwind habe ich<br />

das Abitur nachgeholt, bin dann zur Bundeswehr<br />

und konnte danach das Maschinenbaustudium<br />

absolvieren.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Gut, aber wie sind Sie dann in den<br />

Vertrieb gekommen?<br />

Seifert: Ich habe für mich festgestellt, dass ich<br />

letztlich doch nicht der Büromensch bin, der als<br />

Ingenieur tagtäglich am CAD-Rechner arbeitet. In<br />

dieser Zeit wurde bei Krone das Produktmanagement<br />

neu unter der Leitung von Heiner Brüning<br />

aufgebaut. Da habe ich gesehen, dass die sehr<br />

viel bei den Kunden draußen unterwegs sind,<br />

um herauszufinden, welche Anforderungen sie<br />

an unsere Technik haben. Ich dachte mir, dass<br />

das für mich genau das Richtige sein könnte.<br />

Um mich dafür zu qualifizieren, habe ich vier<br />

Semester Landwirtschaft studiert und meinen<br />

Master absolviert. So konnte ich nach dem<br />

zweiten Studium in das Produktmanagement für<br />

Feldhäcksler einsteigen.<br />

Irgendwann kam dann der Vertrieb auf mich zu,<br />

denn wir als Produktmanager waren auch immer<br />

greifbar, wenn Kunden ins Haus kamen und Maschinen<br />

vorgestellt wurden. Das hat mir gefallen<br />

und ich habe gemerkt, dass ich Vertriebsgene im<br />

Blut habe. Dadurch, dass im Vertrieb bei Krone zu<br />

dieser Zeit eine neue Business-Development-Abteilung<br />

mit drei Personen aufgebaut wurde, hatte<br />

ich 2021 die Chance, zu wechseln. Ein Ergebnis<br />

daraus ist die Gründung unserer Mietgesellschaft<br />

– Krone Fleet Green, über die wir Endkunden Maschinen<br />

zur Vermietung anbieten können. Und<br />

dann wurde ich letztes Jahr gefragt, ob ich mir<br />

vorstellen könnte, noch einen weiteren Schritt zu<br />

gehen und die Nachfolge von Hans-Dieter Heet<br />

anzutreten.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Und das in einer sehr spannenden<br />

Zeit der weiteren Globalisierung des Vertriebs …<br />

Heet: … und auch die Verkaufskanäle verändern<br />

sich rasant. Wir sehen es im Pkw-Geschäft, wo<br />

heute schon direkt über das Internet verkauft<br />

wird. Gibt es das zukünftig auch in der Landtechnik?<br />

Die Aufgaben werden sich für den Vertrieb in<br />

den nächsten Jahren stark verändern – auch wenn<br />

ich mir das Portfolio von Krone ansehe. Wir sind<br />

mittlerweile sehr breit aufgestellt, was die Technik<br />

angeht. Hinzu kommen digitale Produkte.<br />

Mir ist enorm wichtig,<br />

dass wir die Nähe zum<br />

Endkunden behalten.<br />

Stefan Seifert, künftiger Krone-Vertriebsleiter<br />

Süddeutschland<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was passiert, wenn ein Kunde<br />

eine Maschine über Krone Fleet Green mieten<br />

möchte und direkt vor seiner Tür ist ein<br />

Krone-Händler?<br />

Seifert: Die Händler sind zu 100 % in das Mietgeschäft<br />

eingebunden. Der Kunde kann also zum<br />

Händler gehen und dort über Krone Fleet Green<br />

eine Maschine von uns mieten. Das Mietgeschäft<br />

ist für den Händler gerade bei sehr teuren<br />

Maschinen nicht unbedingt attraktiv. Er muss die<br />

Maschine zwischenfinanzieren und hoffen, dass<br />

der Kunde sie dann nach einer gewissen Zeit auch<br />

übernimmt. Wir bieten mit Krone Fleet Green ein<br />

Instrument, das dem Händler und dem Endkunden<br />

das Risiko herausnimmt, inklusive Full-Service<br />

und Maschinenbruchversicherung.<br />

Heet: Wir benötigen diese Modelle der Händlerunterstützung,<br />

denn diese sind sehr heterogen<br />

aufgestellt. Größere Händler sind darauf weniger<br />

angewiesen, weil dort eigene Strukturen für das<br />

Mietgeschäft vorhanden sind. Bei süddeutschen<br />

Händlerstrukturen ist das vielleicht nicht unbedingt<br />

der Fall. Die Kunden wünschen sich aber<br />

diese Modelle mittlerweile, und da unterstützen<br />

wir mit unserem Werkzeugkasten aus dem<br />

Vertrieb.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wenn Sie nach vorne blicken – was<br />

sind aus Ihrer Sicht die nächsten größeren<br />

Schritte, die anstehen?<br />

Seifert: Natürlich ist es so, dass ich erst einmal<br />

in der neuen Position ankommen muss. Zum<br />

Glück kenne ich schon sehr viele Kollegen und<br />

Werksbeauftragte durch meine lange Tätigkeit im<br />

Unternehmen. Aber ich gucke nun als Vertriebsleiter<br />

Süd anders auf die Zusammenhänge, als<br />

ich es vorher als Maschinenbauingenieur und<br />

Produktmanager getan habe. Wenn ich in die Zukunft<br />

blicke, denke ich, dass wir uns im Vertrieb<br />

noch breiter aufstellen müssen, denn mit der Einführung<br />

der Transporttechnik für die Agrarlogistik,<br />

der Premos oder der VTE werden wir zukünftig<br />

auch andere Kundengruppen ansprechen.<br />

Mir ist enorm wichtig, dass wir die Nähe zum<br />

Endkunden behalten. Der persönliche Kontakt<br />

zum Kunden ist und bleibt für uns das wichtigste<br />

Gut. Bei uns kann der Lohnunternehmer noch<br />

unseren Werkskundendienst direkt ansprechen.<br />

Die Nummern unserer Werksbeauftragten stehen<br />

im Internet – jeder Kunde kann diese jederzeit<br />

anrufen und bekommt keine Bandansage abgespielt,<br />

sondern spricht mit einem Menschen. Dies<br />

müssen wir unbedingt beibehalten, denn das hat<br />

Krone immer ausgezeichnet.<br />

Zur Person: Stefan Seifert<br />

– 2003 Beginn der Lehre zum Industriemechatroniker<br />

bei Krone, anschließend Tätigkeit als Geselle<br />

im Prototypenbau<br />

– ab 2008 Abitur nachgeholt, dann Maschinenbaustudium,<br />

zusätzlich Master im Studiengang<br />

Landwirtschaft<br />

– 2<strong>01</strong>4 Beginn der Tätigkeit im Produktmanagement<br />

bei Krone<br />

– 2021 Wechsel in Vertriebsbereich<br />

Business-Development<br />

– ab 1.8.<strong>2024</strong> Vertriebsleitung Süddeutschland<br />

Als Produktmanager<br />

präsentierte Stefan<br />

Seifert auch Produktneuheiten<br />

im Rahmen<br />

der Krone-Pressekonferenzen,<br />

wie hier<br />

2<strong>01</strong>8 nahe Berlin.<br />

40 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

41


AUS UNSEREM UNTERNEHMEN<br />

News-Ticker<br />

Azubis gewinnen<br />

In Zusammenarbeit mit fünf Schülern<br />

des Evangelischen Gymnasiums aus<br />

Nordhorn haben Krones Auszubildende<br />

Vivien Hackmann und Hendrik<br />

Striet den 1. Platz in der Kategorie<br />

„Nachhaltigkeit“ beim internationalen<br />

Wettbewerb „Make-IT Digitaltalente“<br />

gewonnen.<br />

Kompetenzabend<br />

Unter dem Motto „Steel meets Digital“ fanden wieder insgesamt<br />

acht Kompetenzabende statt. Krone-Händler luden<br />

ca. 600 Landwirte und Lohnunternehmer ein. Der Themenschwerpunkt<br />

lag bei Schwader-, Lade- und Transporttechnik<br />

in Verbindung mit Agrarlogistik und digitalen Systemen.<br />

Letzte EasyCut 28 CV<br />

Eine Ära ging am 19. Februar in der Speller Maschinenfabrik<br />

zu Ende: An diesem Tag wurde das letzte<br />

Krone-Frontmähwerk EasyCut 28 CV produziert. Seit<br />

dessen Einführung im Jahr 2002 wurden mehrere<br />

hundert dieser Maschinen mit Aufbereiter hergestellt.<br />

Mehr News<br />

Aktuelle Krone-Pressemeldungen<br />

finden Sie<br />

über den QR-Code<br />

oder kurzelinks.de/<br />

Pressemitteilungen.<br />

Generalsekretär<br />

zu Besuch<br />

Im Zuge der Neubesetzung der<br />

CEMA Grassland Group lud<br />

der Vorsitzende der Gruppe,<br />

Süleyman Erekdi, die neuen<br />

Amtsträger inklusive CEMA-<br />

Generalsekretär Jelte Wiersma zu<br />

Krone nach Spelle ein. Hier wurde<br />

das Fundament für die zukünftige<br />

Zusammenarbeit im Rahmen der<br />

Verbandsarbeit gelegt.<br />

Leitungswechsel<br />

Julia Kunk und Till Lauhoff<br />

haben die Leitung des<br />

Krone-Trainingszentrums<br />

übernommen. Julia Kunk (29)<br />

ist seit 2<strong>01</strong>5 dort tätig. Hier<br />

kümmert sie sich u. a. um das<br />

Service Training national und<br />

international. Till Lauhoff (28)<br />

übernimmt die Teamleitung<br />

der Produktspezialisten.<br />

Fünf Jahrzehnte<br />

Nach fast fünf Jahrzehnten im Dienst<br />

für Krone wurde Ludger Schütte-Bruns<br />

(1. Reihe, Mitte) jetzt „mit großem<br />

Bahnhof“ in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Nach seiner Arbeit in der<br />

Vertriebs- und Produktionsplanung<br />

führte er seit der Reorganisation des<br />

Werkes gemeinsam mit Anne Menken<br />

den Auftragsleitstand.<br />

Hochvolt-<br />

Schulungsstätte<br />

Das Krone-Trainingszentrum in<br />

Spelle ist nun offiziell auditierte<br />

Hochvolt-Schulungsstätte und<br />

bildet „Fachkundige Personen<br />

Hochvolt“ aus. Um Reparaturen<br />

an den HV-Systemen als<br />

autorisierter Servicepartner<br />

durchführen zu dürfen, müssen<br />

Mitarbeiter zusätzlich eine<br />

Aufbauschulung absolvieren.<br />

Promotion<br />

Alexander Grever, Teamleiter im<br />

Bereich Elektronik bei Krone, hat promoviert.<br />

„Hybride Routenoptimierung<br />

und Bewegungsplanung – am Beispiel<br />

mobiler Arbeitsroboter“ lautet das<br />

Thema der Doktorarbeit, die Alexander<br />

Grever an der TU Berlin erfolgreich<br />

verteidigt hat.<br />

Ehrenmitglied<br />

Bernard Krone ist zum neuen<br />

Ehrenmitglied der „Optimaten“,<br />

eines seit 2002 bestehenden<br />

Vereins ehemaliger Krone-<br />

Mitarbeiter, ernannt worden.<br />

Vereinssprecher Hubert<br />

Börger überreichte ihm die<br />

Ernennungsurkunde sowie die<br />

Ehrennadel. Bernard Krone<br />

folgt so in der Tradition seinem<br />

Vater, der bis zu seinem Tod<br />

ebenfalls Ehrenmitglied war.<br />

70 Jahre Krone Italia<br />

Krone Italia lud seine Händler zur diesjährigen Tagung in die<br />

Nähe von Bologna ein, wo „70 Jahre Krone in Italien“ gefeiert<br />

wurde. Krone hat seinen Umsatz in Italien in den letzten<br />

zehn Jahren verdoppelt. Darüber hinaus hat Krone hier einen<br />

Marktanteil von fast 25 % über alle Produktgruppen hinweg.<br />

Haxenessen 2023<br />

Auch in diesem Jahr fand das Haxenessen in Spelle<br />

mit insgesamt 360 Gästen statt. Zum Krone Haxenessen<br />

werden jährlich alle Mitarbeiter mit einer Betriebszugehörigkeit<br />

von mindestens 25 Jahren sowie<br />

alle Rentner eingeladen. Ein Programmpunkt war die<br />

Verabschiedung von Kollegen in den Ruhestand.<br />

42 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

43


LANKHORST NORD<br />

Konsequent<br />

weiterentwickelt<br />

Hauptsitz in Aurich:<br />

Der Standort im Herzen<br />

Ostfrieslands wird<br />

aktuell ausgebaut.<br />

In der Landtechnik sind starke Partner gefragt. Die Anforderungen<br />

insbesondere an den Werkstattservice sind mit komplexer werdender<br />

Technik kontinuierlich gewachsen. Die Kunden erwarten<br />

Kompetenz, eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit sowie eine<br />

24/7-Einsatzbereitschaft – Service, wie ihn Lankhorst Nord bietet.<br />

Der Standort in Aurich wird<br />

zum Kompetenzzentrum für<br />

Agrarlogistik ausgebaut.<br />

S<br />

einen Kunden den bestmöglichen Service<br />

zu bieten, hat sich auch der Landtechnik-<br />

Spezialist Lankhorst Nord auf die Fahne<br />

geschrieben. Das Unternehmen mit<br />

Sitz in Aurich agiert mit seinen insgesamt rund<br />

100 Mitarbeitenden erst seit wenigen Jahren auf<br />

dem anspruchsvollen Markt, konnte sich aber<br />

bereits erfolgreich etablieren. Die Werkstatt wurde<br />

von vier regionalen Raiffeisen-Genossenschaften<br />

im Verbund betrieben. Seit 2021 firmiert der<br />

Betrieb unter Lankhorst Nord. Lankhorst ist ein<br />

renommierter Name in der Region. Der im südlichen<br />

Emsland beheimatete Landtechnik-Händler<br />

gehört ebenfalls zur Krone-Gruppe.<br />

„Für uns haben die Standorte hier im Nordwesten<br />

Deutschlands eine strategische Bedeutung“, betont<br />

Rainer Weerda. Er ist als Geschäftsführer für<br />

das operative Geschäft bei Lankhorst Nord verantwortlich.<br />

Mit dem Handels- und Serviceunternehmen<br />

bleibt Krone mit seiner Futtertechnik in<br />

der Grünlandregion weiterhin stark vertreten.<br />

Zum Produktportfolio im Bereich Landtechnik gehören<br />

neben den Krone-Produkten vom Schwader<br />

über die Kombi-Transportwagen bis zum Big M<br />

und Big X auch Traktoren und Mähdrescher von<br />

Deutz Fahr, das gesamte Produktprogramm des<br />

schwedischen Landtechnikherstellers Väderstad<br />

sowie Produkte zahlreicher weiterer Hersteller wie<br />

Maschio, Gaspardo, Dammann, Meyer Lohne, Stoll<br />

oder auch Krampe.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Vertrieb und<br />

Service im Bereich Melk- und Kühltechnik. Der<br />

Nordwesten Niedersachsens ist Milchland. Die<br />

Melktechnik ist eine der Schlüsseltechnologien<br />

für die zahlreichen Milchproduzenten. Daneben<br />

ist Lankhorst Nord mit dem vollen Programm von<br />

Stihl und Premium-Händler zahlreicher Anbieter<br />

im Bereich Kommunaltechnik. „Last but not least<br />

sind wir auch Vertriebs- und Servicepartner für<br />

Unimog“, betont Rainer Weerda, dessen berufliche<br />

Laufbahn bei einem Unimog-Service-Partner begonnen<br />

hat, bevor er 2008 zur Maschinenfabrik<br />

Krone wechselte.<br />

Individuelle Transportlösungen<br />

Eine seiner Aufgaben ist neben dem normalen<br />

Tagesgeschäft auch die Weiterentwicklung der<br />

Lankhorst Nord GmbH mit ihren Niederlassungen<br />

in Jever, Spohle, Filsum und Neuenkoop. Im Fokus<br />

steht dabei insbesondere der Bereich Nutzfahrzeug-<br />

und Transporttechnik. Um die Anforderungen<br />

hier weiter zu professionalisieren, wird am<br />

Hauptstandort Aurich eine zusätzliche Halle mit<br />

Nutzfahrzeugwerkstatt entstehen. „Die neue Halle<br />

soll nicht nur für die Wartung und Reparatur von<br />

Nutzfahrzeugen genutzt werden, sondern auch für<br />

den Fahrzeugbau“, so Rainer Weerda.<br />

Die starke Fokussierung auf diesen Bereich ist<br />

auf die wachsende Bedeutung individueller<br />

Transportlösungen innerhalb der Agrarlogistik<br />

zurückzuführen. „Das Transportspektrum sowie<br />

die Anforderungen an das Transport-Equipment<br />

wachsen kontinuierlich“, betont der Geschäftsführer.<br />

Eine Antwort darauf ist ein Agrartruck,<br />

den das Unternehmen auf der Agritechnica<br />

gemeinsam mit einem Knapen-Schubbodentrailer<br />

für die Agrarlogistik vorgestellt hat und<br />

der auf ein sehr großes Interesse vor allem bei<br />

Lohnunternehmern gestoßen ist. Die Sattelzugmaschine<br />

auf Basis eines Mercedes-Benz Arocs<br />

wurde speziell für die besonderen Anforderungen<br />

in der Agrarlogistik konfiguriert. Lankhorst<br />

Nord konnte mit dem Hersteller Daimler Trucks<br />

einen Exklusiv-Vertrag zur Umrüstung zum<br />

Agrartruck vereinbaren. Die zentralen Merkmale<br />

der Sattelzugmaschine sind ein mechanischer<br />

Allradantrieb sowie eine leistungsstarke Hydraulikpumpe,<br />

die direkt an den Motor angeflanscht<br />

ist und damit in allen Betriebszuständen des<br />

Trucks genutzt werden kann. Alle Agrartrucks<br />

von Lankhorst Nord besitzen zudem die Schlüsselnummer<br />

891000 in den Fahrzeugpapieren.<br />

„Die ist Voraussetzung für eine Zulassung als<br />

Lof-Zugmaschine bzw. Traktor mit allen damit<br />

verbunden Privilegien seitens des Führerscheinsowie<br />

des Fahrpersonalrechtes. <br />

Keine Kompromisse<br />

bei der Ersatzteilversorgung:<br />

Allein das Ersatzteillager<br />

am Standort<br />

Aurich umfasst rund<br />

50.000 Positionen.<br />

44 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

45


Kundenbedürfnisse aufgegriffen<br />

Basis für den Erfolg in allen Geschäftsfeldern der<br />

Lankhorst Nord ist eine hohe Servicequalität. Die<br />

Regionen Ammerland, Friesland und Ostfriesland<br />

sind keine weißen Flecken auf der Servicelandkarte.<br />

Im Gegenteil: In der stark landwirtschaftlich<br />

geprägten Region sind zahlreiche Landtechnikhändler<br />

mit Standorten vertreten. Wer hier im<br />

Kampf um die anspruchsvollen Kunden punkten<br />

will, muss insbesondere im Service Höchstleistungen<br />

bieten.<br />

IGL AGRARTECHNIK<br />

Erstes Krone<br />

Competence Center<br />

Kompetente Mitarbeiter:<br />

Das Werkstattteam<br />

der Lankhorst<br />

Nord wird regelmäßig<br />

geschult.<br />

Verantwortlich für das<br />

operative Geschäft<br />

bei Lankhorst Nord:<br />

Geschäftsführer<br />

Rainer Weerda.<br />

Konsequent an den<br />

Bedürfnissen der<br />

Kunden ausgerichtet:<br />

Die Werkstätten der<br />

Lankhorst Nord setzen<br />

auf ein Höchstmaß an<br />

Servicequalität.<br />

Als zertifizierter Partner von Daimler Trucks darf<br />

das Unternehmen Umbauten und Reparaturen in<br />

Eigenregie durchführen. Neben den Agrartrucks<br />

werden auch Trailer und Anhänger aller Art in<br />

Aurich repariert oder an spezielle Kundenwünsche<br />

angepasst. „Es geht in der Agrarlogistik längst<br />

nicht mehr nur um den Transport von Gülle, Grünfutter<br />

oder Häckselmais. So wird im Nordwesten<br />

Deutschlands im Zuge der Energiewende aktuell<br />

an verschiedenen Pipelines gebaut. Das wiederum<br />

führt zu großen Mengen Bohrschlamm, die von<br />

den Baustellen zu den Deponien transportiert<br />

werden müssen. Und dies wiederum geht nur mit<br />

Tankfahrzeugen, die den besonderen Anforderungen<br />

dieses herausfordernden Transportgutes<br />

gerecht werden. Auch dafür bieten wir unseren<br />

Kunden entsprechende Lösungen“, so Rainer<br />

Weerda.<br />

Auch hier sieht sich Rainer Weerda mit seinen<br />

Mitarbeitenden sehr gut aufgestellt: „Mit Blick<br />

auf unsere Servicequalität haben wir uns konsequent<br />

an den Bedürfnissen unserer Kunden<br />

orientiert.“ Das beginnt bei den Öffnungszeiten.<br />

An allen Standorten der Langhorst Nord gelten<br />

lange Kernöffnungszeiten. „Aber natürlich sind<br />

wir auch außerhalb dieser Öffnungszeiten für<br />

unsere Kunden ansprechbar“, betont der Geschäftsführer.<br />

Nach Möglichkeit werden die<br />

Reparaturen vor Ort beim Kunden durchgeführt.<br />

Dafür stehen an jedem Standort drei bis vier voll<br />

ausgestattete Servicefahrzeuge zur Verfügung.<br />

Lässt sich eine Reparatur vor Ort nicht darstellen,<br />

gibt es einen Hol- und Bringservice, der auch vor<br />

Großmaschinen nicht kapituliert.<br />

Zeitnahe Reparaturen erfordern eine sehr hohe<br />

Ersatzteilverfügbarkeit. Hier werden aus Kostengründen<br />

in anderen Betrieben oft Abstriche am<br />

Lagerbestand gemacht – nicht so bei Lankhorst<br />

Nord: „Wir gehen diesbezüglich keinerlei Kompromisse<br />

ein“, betont Rainer Weerda. Allein das<br />

Ersatzteillager am Standort Aurich umfasst rund<br />

50.000 Positionen und reicht von der Zündkerze<br />

für eine Motorsäge bis hin zu den Verschleißteilen<br />

für Feldhäcksler. Natürlich sind alle Standorte mit<br />

Blick auf die IT auf dem technisch neuesten Stand<br />

miteinander vernetzt.<br />

Wichtigste Voraussetzung für eine hohe Servicequalität<br />

sind die Mitarbeitenden. „Wir investieren<br />

sehr viel in die Kompetenz unseres Personals“,<br />

erläutert Rainer Weerda. Alle Mitarbeitenden in<br />

der Werkstatt werden mindestens zwei Wochen<br />

im Jahr in den verschiedensten Technikbereichen<br />

geschult, bei den Spezialisten können es auch<br />

schon mal vier Wochen im Jahr werden. Um das<br />

hohe Kompetenzniveau möglichst dauerhaft zu<br />

halten, wird auch in die berufliche Ausbildung<br />

investiert. Aktuell lernen über die Standorte verteilt<br />

zwölf Auszubildende in gewerblichen und<br />

kaufmännischen Berufen. Für Rainer Weerda ist<br />

dies ein notwendiges Invest in die Zukunft des<br />

Unternehmens: „Am Ende gewinnt im komplexen<br />

Servicegeschäft derjenige, der das beste Gesamtpaket<br />

bietet!“<br />

Die Igl Agrartechnik hat im bayerischen Nabburg als exklusiver<br />

Krone-Händler das erste „Krone Competence Center“ eröffnet.<br />

D<br />

ieses neu gegründete Unternehmen mit<br />

Pfreimder Wurzeln hat das Betriebsgelände<br />

bereits im vergangenen August<br />

bezogen. Nach Abschluss der letzten<br />

baulichen Maßnahmen wurde das Competence<br />

Center im Rahmen der Frühjahrsausstellung von<br />

Igl Agrartechnik mit rund 6.500 Besucherinnen<br />

und Besuchern eingeweiht.<br />

Steigende Anforderungen<br />

Rund 5 Mio. € hat das von Günter Igl geführte<br />

Landtechnikunternehmen für den Kauf des ca.<br />

2,4 ha großen Geländes und die Errichtung der<br />

Gebäude mit einer Fläche von rund 2.400 m2 investiert<br />

– inklusive viel Eigenleistung der derzeit<br />

20 Mitarbeitenden. Der Gebäudekomplex umfasst<br />

eine mit allen erforderlichen Diagnosesystemen<br />

und Werkzeugen ausgestattete Werkstatt, Ausstellungs-<br />

und Waschhalle, Ersatzteillager, Schulungsräume,<br />

Büro- und Sozialräume. Darin dreht sich<br />

alles ausschließlich um Produkte von Krone.<br />

Sowohl die Maschinen als auch die Nachfrage<br />

der Kunden sind immer komplexer geworden.<br />

Während früher hauptsächlich kleinere und einfachere<br />

Maschinen zum Mähen, Wenden und<br />

Schwaden zum Verkauf angeboten wurden, geht<br />

der Trend heute zu größeren und technisch anspruchsvolleren<br />

Neuentwicklungen. Beispiele<br />

hierfür sind die Selbstfahrer BiG X und BiG M, die<br />

Pelletpresse Premos 5000 sowie die zunehmende<br />

Digitalisierung zur Steuerung der Maschinen und<br />

Automatisierung von Prozessen.<br />

Mietpark geplant<br />

Des Weiteren hat das Thema Finanzierung stark<br />

an Bedeutung gewonnen. Neben dem Verkauf von<br />

Neumaschinen werden gebrauchte Maschinen in<br />

Zahlung genommen und zum Kauf angeboten.<br />

Außerdem ist ein Fuhrpark geplant, aus dessen<br />

Bestand die Kunden Fahrzeuge und Geräte mieten<br />

können.<br />

Die steigende Komplexität im Handel unterstützt<br />

Krone mit dem Konzept „Competence Center“ aktiv.<br />

Krone bekennt sich klar zum Landmaschinenhandel<br />

und setzt dabei auf starke Partnerschaften.<br />

Gleichzeitig hat der lokale Handel innerhalb dieses<br />

Konzepts eine gute Zukunftsperspektive, wodurch<br />

auch weiterhin das klassische Händlermodell<br />

gefördert wird. Gerade kleinere Partner können<br />

von der Unterstützung eines lokalen Competence<br />

Centers profitieren, dessen Spezialisten ihnen<br />

zur Seite stehen.<br />

Zur Eröffnung des<br />

Krone Competence<br />

Centers der Igl Agrartechnik<br />

kamen rund<br />

6.500 Besucherinnen<br />

und Besucher.<br />

Strahlende Gesichter:<br />

Anlässlich der<br />

Eröffnung dankten<br />

Bernard Krone (l.)<br />

sowie Hans-Dieter<br />

Heet (2.v.r.) und Stefan<br />

Seifert (r.) seitens<br />

des Krone-Vertriebs<br />

der Familie Igl für<br />

ihr großartiges<br />

Engagement und die<br />

zukunftsweisende<br />

Investition.<br />

46 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

47


Das Futter wird lose<br />

angeliefert. Zum<br />

Großteil mit eigenen<br />

Fahrzeugen.<br />

Peter Bürli ist<br />

Geschäftsführer und<br />

Inhaber der Bürli<br />

Trocknungsanlage AG<br />

in Alberswil (CH).<br />

FAMILIE BÜRLI, ALBERSWIL (CH)<br />

Premium-<br />

Futter<br />

Familie Bürli betreibt in Alberswil, Kanton Luzern<br />

(Schweiz), eine Trocknungsanlage. Produziert<br />

werden sowohl Futtermittel als auch Holzpellets.<br />

<strong>XtraBlatt</strong> sprach mit Inhaber Peter Bürli.<br />

D<br />

ie künstliche Trocknung von Futtermitteln<br />

wurde lange Zeit aus verschiedenen<br />

Gründen unterschätzt. Dazu Peter Bürli,<br />

Geschäftsführer und Inhaber der Bürli<br />

Trocknungsanlage AG in Alberswil: „Die Futtertrocknung<br />

verursacht von allen Konservierungsverfahren<br />

die geringsten Nährstoffverluste. Ganz<br />

aktuelle Untersuchungen der Hochschule für<br />

Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in<br />

Zollikofen haben ergeben, dass künstlich getrocknetes<br />

Futter 15 % mehr Pansen-stabiles Eiweiß<br />

enthält als Futter aus Bodentrocknung. Das ist<br />

besonders bei Hochleistungskühen wichtig, bei<br />

denen die Nährstoffversorgung über den Pansen<br />

bei steigender Milchleistung nicht mehr ausreicht.<br />

Dieses Bypass-Protein steht den Tieren dagegen<br />

über den Dünndarm zur Verfügung. Dazu kommt<br />

ein hoher Gehalt an Vitaminen aus dem E-, K- und<br />

B-Komplex und vor allem an Betakarotin.“<br />

Die Etablierung der künstlichen Trocknung von<br />

Futtermitteln für die Landwirtschaft war politisch<br />

gewollt. In der Nachkriegszeit sollte in der ganzen<br />

Schweiz die Produktion von einheimischen<br />

Futtermitteln gefördert werden. Vor allem galt<br />

das für die Herstellung pflanzlicher Proteine mit<br />

dem Ziel, unabhängiger von Importen zu werden.<br />

Landesweit baute man Trocknungsanlagen, von<br />

denen heute noch 39 bestehen. Teils<br />

sind sie in genossenschaftlicher<br />

Hand, teils Privatunternehmen<br />

wie beim Betrieb Bürli.<br />

Hier übernahm Josef Bürli-Zettel<br />

1988 die Trocknungsanlage<br />

Willisau von einer privaten<br />

Gesellschaft, bei der er bereits<br />

Mitinhaber war. Verarbeitet<br />

wurden Gras, Mais und andere<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse.<br />

Bereits 1996 stieg das<br />

Das Unternehmen<br />

gehört in der Schweiz<br />

zu den größten<br />

Lieferanten von<br />

Holz-Pellets. ↓<br />

Unternehmen in die Produktion von Holzpellets<br />

ein. 2008 wurde am jetzigen Standort Alberswil<br />

der Bau einer neuen Produktion begonnen. Als<br />

diese an Kapazitätsgrenzen kam, wurde 2<strong>01</strong>3<br />

ein Bandvortrockner eingebaut, welcher eine<br />

Leistungssteigerung um 15 % ermöglichte. 2<strong>01</strong>5<br />

wurde die Firma in eine AG umgewandelt, Peter<br />

Bürli übernahm die Geschäftsleitung. Ein Jahr<br />

später erfolgte der Einbau einer zweiten Trocknungstrommel.<br />

Insgesamt können nun 17,5 t<br />

Wasser pro Stunde verdampft werden.<br />

CO 2 -neutral<br />

Die gesamte Anlage wird schon seit dem Jahr 2008<br />

komplett mit Holzhackschnitzeln CO 2 -neutral beheizt.<br />

Getrocknet werden Gras, Luzerne, Vollmais,<br />

Kolbenschrot und CCM zu Pellets, sogenannten<br />

Heucobs oder Strukturhäckselballen.<br />

Aus einem Umkreis von ca. 30 km liefern Landwirte<br />

ihr eigenes Futter an, das sie getrocknet in<br />

Form von Pellets oder Ballen zurückbekommen.<br />

Ein Großteil davon wird jedoch im Kundenauftrag<br />

mit den eigenen Rotorladewagen auf dem<br />

Feld abgeholt. Die Futtertrocknung erfolgt für<br />

die Landwirte zum Fixpreis ohne Energiekostenzuschlag.<br />

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<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />

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Peter Bürli erzeugt<br />

nicht nur Pellets,<br />

sondern auch<br />

Futterballen.<br />

Im Vertragsanbau übernimmt<br />

das Unternehmen auf Wunsch<br />

die komplette Bewirtschaftung<br />

der Flächen.<br />

Die Krone-Mähkombination ist flexibel und<br />

universell einsetzbar.<br />

Der Standort<br />

Alberswil wurde<br />

im Jahr 2008<br />

bezogen und<br />

seitdem laufend<br />

erweitert.<br />

Außerdem betreibt die Bürli AG Vertragsanbau<br />

mit Luzerne, einem Futter, das in getrockneter<br />

Form besonders von Rinderhaltern nachgefragt<br />

wird, da es eine besonders eiweißreiche Ergänzung<br />

der Ration aus heimischer Produktion<br />

ist. Gerne werden sie auch als schmackhaftes<br />

Lockfutter in Melkrobotern verwendet. Werden<br />

Luzerne und Gras von Landwirten in Vertragsproduktion<br />

angebaut, erledigt die Familie Bürli<br />

auf Wunsch auch alle Saat-, Pflege- und Erntearbeiten.<br />

Die Luzerne oder das Gras werden ab<br />

Feld abgeholt und das Trockengut dem Landwirt<br />

zu vertraglich vereinbarten Preisen abgekauft.<br />

Die Vermarktung der Trockenluzerne, des Trockengrases<br />

und der Wiesenheu-Cobs erfolgt auf<br />

eigenes Risiko, was den Landwirten Sicherheit<br />

bringt. Die Trocknung im Kundenauftrag macht<br />

ungefähr 65 % der Gesamtmenge aus, 35 % sind<br />

Handelsware.<br />

Qualitätsfutter<br />

Die Bedeutung getrockneter Futtermittel hat in<br />

der Schweiz zugenommen. „Während unseren<br />

Bauern jahrzehntelang beigebracht wurde, dass<br />

das billigste Futter das Beste sei, gibt es jetzt wieder<br />

eine Umkehr“, berichtet Peter Bürli. „Nicht nur die<br />

Konsumenten legen Wert auf regional erzeugte<br />

Lebensmittel mit einheimischem Futter, auch<br />

die Landwirte wollen auf importiertes Eiweiß vermehrt<br />

verzichten.“ Das Unternehmen erzeugt jährlich<br />

eine Gesamtmenge von 12.000 bis 14.000 t<br />

Futtermittel.<br />

Zum Unternehmen gehört ein großer, moderner<br />

Fuhrpark. Er umfasst sechs Traktoren, vier Ladewagen,<br />

einen Schwader, eine Mähkombi, einen<br />

Kipper, einen Hakenlift-Anhänger, einen Tieflader<br />

für Ballentransporte sowie neun Lkw. Der Großteil<br />

der Lkw sind Silofahrzeuge zum Ausliefern von<br />

Holzpellets. Ein Lastwagen dient zum Ausliefern<br />

von Futterpellets an Landwirte, die ihre Ware nicht<br />

selbst abholen.<br />

Eigene Erntekette<br />

Neueste Anschaffung ist ein Traktor John Deere 6R<br />

mit GPS, der meist mit der 7,5-m-Krone-Mähkombination<br />

eingesetzt wird. Aber warum keinen<br />

Selbstfahrer zum Mähen? „Ich bin eigentlich ein<br />

großer Fan des BiG M. Aber der Traktor ist für uns<br />

aus verschiedenen Gründen die bessere Lösung.<br />

Zum einen sind die Betriebe unserer Kunden<br />

relativ klein strukturiert. Da brauchen wir eine<br />

sehr wendige Maschine. Zum anderen müssen wir<br />

vor allem beim Vertragsanbau Luzerne oder bei<br />

Ackerfutter oft auf relativ frisch angesäten Flächen<br />

mähen, wo Reinigungsschnitte gemacht werden.<br />

Mit einem schwereren Selbstfahrer hätten wir da<br />

Gewichtsprobleme. Dazu kommt, dass wir Kunden<br />

in den Bergen bis zu einer Höhe von 1.000 m über<br />

NHN haben. Deren übliche Mechanisierung sind<br />

da oft ein Mähtrac und ein Hecklader. Manche<br />

rechen sogar das Gras per Hand auf einen Schwad<br />

neben der Straße, wo wir es aufnehmen. Da sind<br />

wir mit Großtechnik wie einem BiG M oder auch<br />

mit Tridem-Ladewagen eindeutig mehrere Nummern<br />

zu groß. So aber können wir alle Kunden mit<br />

universeller Technik bedienen.<br />

Immer ausgelastet<br />

Ergänzend zur Trocknung von Futtermitteln<br />

werden Holz-Pellets hergestellt. Dadurch kann<br />

die Anlage auch bei Regenwetter und im Winter<br />

durchgehend betrieben werden. „Denn wir arbeiten<br />

sieben Tage pro Woche rund um die Uhr“, sagt<br />

Peter Bürli. „So erzeugen wir mehrere Tausend<br />

Tonnen Heizmaterial im Jahr. Wir vermarkten<br />

aber ein Vielfaches davon und sind inzwischen<br />

schweizweit einer der größten Anbieter. Unsere<br />

Kunden sind sowohl Privatleute als auch größere<br />

Contracter, die mehrere Heizanlagen betreiben<br />

und mit denen wir feste Abnahmeverträge haben.“<br />

Familie Bürli beschäftigt fest 23 Arbeitskräfte. In<br />

der Saison arbeiten bis zu 45 für das Unternehmen.<br />

Man sieht sich als Vorreiter. Kreative Ideen gibt es<br />

genug. Eine der neuesten ist etwa die Vermietung<br />

von mobilen Pellet-Silos. Das Angebot richtet sich<br />

an Betreiber von Bautrocknungen oder mobilen<br />

Heizanlagen zur Überbrückung bei Sanierungen.<br />

Die Bürli AG versorgt diese komplett mit Pellets<br />

in elektronisch überwachten 22-m3-Silos. Nicht<br />

verwendete Restmengen werden sogar zurückvergütet.<br />

<br />

Graspellets sind<br />

weniger Grund-,<br />

sondern eiweißreiches<br />

Ergänzungsfutter.<br />

Vorteile der künstlichen Futtertrocknung<br />

Wirtschaftlich: Niedrigste Konservierungsverluste, geringe Kosten je Nährstoffeinheit,<br />

betriebseigenes und fütterungsfertiges Kraftfutter, schlagkräftige<br />

Ernteverfahren, einfache Lagerung und Fütterung, Rohproteinertrag: dreimal<br />

höher als Soja, Staffelung des Futterwuchses im Frühjahr (optimaler Schnittzeitpunkt<br />

für hohen Proteingehalt ist vor dem Schnittzeitpunkt für Silage).<br />

Tiergerecht: Hoher Anteil an nXP und APD, geschütztes und pansenstabiles<br />

Protein dank Schockwärmebehandlung, hoher Gehalt an Polyensäure (Linolsäure),<br />

optimales Aminosäurenmuster, Vitamine (E-, K-, B-Komplex), hoher<br />

und stabiler Gehalt an Betakarotin, wertvolle Nebeneffekte.<br />

Ökologisch: Einheimische Futtermittel, kurze Transportwege, Trockengras<br />

ersetzt importiertes Sojaprotein, GVO-frei, aus Raufutter wird Kraftfutter,<br />

Prozesswärme aus CO2-neutralen Holzhackschnitzeln.<br />

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