XtraBlatt Ausgabe 01-2024
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1<br />
<strong>2024</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong><br />
Biogas am Scheideweg<br />
Titelthema<br />
Familie Wiesemann<br />
100 % Rundballensilage<br />
Niederlande<br />
Ziegenhaltung XXL<br />
Krone Logistikzentrum<br />
Am laufenden Band
In Kooperation mit JCB ist<br />
Krone in diesem Jahr bundesweit<br />
mit einer Vorführtour unterwegs,<br />
um die Schlagkraft und Wirtschaftlichkeit<br />
der Press-Wickel-Kombination<br />
Comprima Plus zu demonstrieren.<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
D<br />
iese <strong>Ausgabe</strong> erscheint wenige<br />
Wochen nach der Europawahl. Bei<br />
den deutschen Wahlergebnissen<br />
zeigte sich eine deutliche Stärkung<br />
der äußeren Ränder des politischen Spektrums.<br />
In einigen unserer Nachbarländer fiel diese<br />
Entwicklung sogar noch stärker aus. Und obwohl<br />
es auch EU-Mitgliedsstaaten mit gegenläufigen<br />
Tendenzen gab, treibt mich die Sorge um, dass<br />
die europa- und demokratieskeptischen Kräfte<br />
weiter an Raum gewinnen. Das wäre fatal! Die EU<br />
ist für uns alle von großer Bedeutung – als größter<br />
demokratischer Wirtschaftsraum der Welt und<br />
als Hort des Friedens. Besonders Deutschland<br />
profitiert immens von dieser Gemeinschaft,<br />
und jeder Euro des oft gescholtenen deutschen<br />
EU-Beitrags von rund 25 Mrd. „rentiert“ sich um<br />
das Zwölffache (!) in einem Mehr an Wirtschaftsleistung<br />
und Wohlstand. Damit möchte ich die<br />
unbestreitbaren Webfehler der gegenwärtigen EU<br />
nicht schönreden. Aber die Hälfte des deutschen<br />
Außenhandels wird mit EU-Mitgliedsstaaten<br />
erzielt. Laut einer Studie der Initiative Neue<br />
Soziale Marktwirtschaft (INSM) aus dem Mai <strong>2024</strong><br />
würden Wirtschaftskraft und Einkommen eines<br />
jeden Bundesbürgers ohne deutsche EU-Mitgliedschaft<br />
im Schnitt pro Jahr um rund 2.400 €<br />
sinken. Und wir hätten sehr hohe Mehrkosten,<br />
gäbe es die alten Zollgrenzen noch. Das erleben<br />
wir seitens Krone z. B. jeden Tag beim Versand<br />
unserer Produkte.<br />
Apropos Versand: Mit dem Bericht über unser<br />
Logistikzentrum erhalten Sie in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
einen – wie ich finde – sehr interessanten Blick<br />
„hinter die Kulissen“, der sich Außenstehenden<br />
sonst so nicht bietet. Noch mehr möchte ich Sie<br />
jedoch für das Titelthema Biogas sensibilisieren.<br />
„Schon wieder? War das nicht auch schon in der<br />
vorherigen <strong>Ausgabe</strong> Titelthema?“ mögen Sie<br />
sich ggf. fragen. Ja, das stimmt – aber es hat für<br />
die gesamte Landwirtschaft einen hohen Stellenwert.<br />
Und leider gestalten sich die politischen<br />
Rahmenbedingungen hier in Deutschland bei<br />
diesem Thema derzeit so negativ, dass Tausende<br />
von Biogasanlagen mangels wirtschaftlicher<br />
Perspektive vor dem „Aus“ stehen. Dabei sind die<br />
Vorgaben der EU für den Ausbau regenerativer<br />
Gase – neben Wasserstoff ausdrücklich auch<br />
Biomethan – bis 2030 bzw. 2045 sehr eindeutig.<br />
Dogmatische Scheuklappen einzelner Ministerien<br />
sorgen dafür, dass nicht nur ein Wirtschaftszweig<br />
mit dem Rücken zur Wand steht, sondern<br />
eine große einheimische, verlässliche und noch<br />
dazu kostengünstige Energiequelle wissentlich<br />
ausgebremst und somit gegen EU-Vorgaben<br />
verstoßen wird. Deshalb sehen wir seitens<br />
Krone uns auch in der Verpflichtung, über<br />
unsere Netzwerke zu einer positiven Wendung<br />
beizutragen und Politik sowie die Öffentlichkeit<br />
zu sensibilisieren. Ich möchte Sie bitten, dies<br />
in Ihrem Umfeld ebenfalls zu tun, im privaten<br />
Kreis bis hin zu den Bundestagsabgeordneten<br />
Ihres Wahlkreises. Deutschland braucht Biogas,<br />
ebenso wie eine starke Landwirtschaft. Sich<br />
dafür einzusetzen, haben wir alle ein Stück weit<br />
selbst in der Hand.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und<br />
Ihren Familien eine gute Ernte und ein<br />
erfolgreiches zweites Halbjahr <strong>2024</strong>!<br />
Ihr Bernard Krone<br />
Bernard Krone ist<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der<br />
Krone-Gruppe.<br />
2 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
3
AUSGABE 1/<strong>2024</strong><br />
Inhalt<br />
Mehr<br />
Über diesen<br />
QR-Code bzw. unter<br />
krone-magazines.com<br />
können Sie alle<br />
bisherigen <strong>Ausgabe</strong>n<br />
des <strong>XtraBlatt</strong> aufrufen.<br />
16<br />
6<br />
Titelthema<br />
Interview:<br />
Immenses Potenzial für Biogas<br />
Horst Seide, Präsident des Fachverbandes<br />
Biogas, erläutert die volkswirtschaftlichen<br />
Vorteile von Biogas und die negati-<br />
ven Folgen der aktuellen politischen<br />
Rahmenbedingungen in Deutschland.<br />
11<br />
Übersicht: Europa will Biogas!<br />
12<br />
Umfrage: Alternativen finden<br />
Viele Betreiber von Biogasanlagen<br />
suchend händeringend nach Möglichkei-<br />
ten der wirtschaftlichen Biogasnutzung<br />
bzw. -vermarktung. <strong>XtraBlatt</strong> hat zwei<br />
Praktiker nach ihrem Ansatz gefragt.<br />
Familie Weigl, Tirschenreuth:<br />
Am besten gemeinsam<br />
Gute Ideen sowie eine konsequente Umsetzung<br />
mit gemeinsamen Partnern – das ist das Konzept<br />
auf dem Walerhof. <strong>XtraBlatt</strong> war vor Ort.<br />
20<br />
Logistikzentrum: Tor zur Welt<br />
Sind Landmaschinen in der Fabrik fertig<br />
produziert, steht als nächster Schritt der Versand<br />
in alle Welt an. Ein Blick hinter die Kulissen des<br />
Krone-Logistikzentrums.<br />
24<br />
Recalm: Ruhe am Ohr<br />
Störende Geräusche im Kopfbereich des<br />
Fahrers zu messen und durch Gegenwellen zu<br />
neutralisieren – dafür testet Krone derzeit eine<br />
spannende Techniklösung und plant, sie 2025<br />
für den BiG X auf den Markt zu bringen.<br />
28<br />
Familie Wiesemann, Radevormwald:<br />
Auf dem Futtertisch geht’s rund<br />
Landwirt Ludwig Wiesemann hat sich vor<br />
sechs Jahren für den Umstieg vom Fahrsilo<br />
zur Rundballensilage entschieden und diese<br />
Entscheidung nie bereut.<br />
32<br />
Philip Freiherr von dem Bussche:<br />
Ein Gestalter der Branche<br />
Der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrats<br />
sowie des Beirats der Krone-Gruppe verstarb im<br />
April. Eine Würdigung.<br />
34<br />
Familie Olislagers, Esch (NL):<br />
Ziegenhaltung im großen Stil<br />
Vor 30 Jahren hat die Familie ihren Betrieb von<br />
Milchkuh- auf Ziegenhaltung umgestellt. Heute<br />
hält der Betrieb rund 6.200 Milchziegen plus<br />
Nachzucht und Lämmermast.<br />
38<br />
Vertriebsleitung Süddeutschland: „Der per-<br />
sönliche Kontakt ist das wichtigste Gut.“<br />
Darüber sind sich Hans-Dieter Heet, Vertriebs-<br />
leiter Süd bei Krone, und sein Nachfolger Stefan<br />
Seifert einig. Im Interview erläutern beide ihren<br />
Werdegang bei Krone und die Vertriebsanforde-<br />
rungen der Zukunft.<br />
44<br />
Lankhorst Nord:<br />
Service konsequent weiterentwickelt<br />
Die Anforderungen insbesondere an den<br />
Werkstattservice sind in der Land- und Nutzfahr-<br />
zeugtechnik kontinuierlich gewachsen. Wie sich<br />
der Vertriebs- und Servicepartner Lankhorst Nord<br />
darauf einstellt, hat <strong>XtraBlatt</strong> in Aurich erfahren.<br />
47<br />
Igl Agrartechnik:<br />
Erstes Krone Competence Center<br />
Als erster Fachhandelspartner bundesweit<br />
hat Igl Agrartechnik ein Kompetenzzentrum<br />
ausschließlich für Krone-Produkte eröffnet.<br />
48<br />
Familie Bürli, Alberswil (CH):<br />
Premium-Futter<br />
Familie Bürli betreibt im Kanton Luzern eine<br />
Trocknungsanlage. Produziert werden sowohl<br />
Futtermittel als auch Holzpellets.<br />
16<br />
28<br />
12<br />
34<br />
38<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Maschinenfabrik<br />
Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />
Heinrich-Krone-Straße 10<br />
48480 Spelle<br />
Tel.: +49(0)5977/935-0<br />
info.ldm@krone.de<br />
www.krone.de<br />
Verantwortlich i.S.d.P.:<br />
Markus Steinwendner<br />
Redaktion:<br />
Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />
Rudolf-Petzold-Ring 9<br />
31275 Lehrte<br />
www.beckmann-verlag.de<br />
Layout:<br />
Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />
Rudolf-Petzold-Ring 9<br />
31275 Lehrte<br />
www.beckmann-verlag.de<br />
Druck:<br />
Bonifatius Druckerei<br />
Karl-Schurz-Straße 26<br />
33100 Paderborn<br />
Foto- und Grafikmaterial:<br />
Falls nicht anders angegeben:<br />
Maschinenfabrik<br />
Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />
bzw. Redaktion<br />
S. 6: Fachverband Biogas<br />
S. 12–15: Königs (3), Plorien (3)<br />
S. 16–19: Weigl (3)<br />
S. 24–25: Recalm (2)<br />
S. 30: Wiesemann (2)<br />
S. 36, 37: Depositphotos (1), Olislagers<br />
S. 48–51: Bürli (9)<br />
Auflage:<br />
48.000 Exemplare<br />
<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />
in Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung<br />
des Herausgebers. Dies gilt auch für die<br />
Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />
und Vervielfältigung auf Datenträger.<br />
Wir versenden das Krone-<strong>XtraBlatt</strong> zweimal<br />
im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr<br />
von uns wünschen, geben Sie uns bitte<br />
Bescheid, am besten per E-Mail an<br />
info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in<br />
diesem Fall selbstverständlich sofort aus<br />
unserem Verteiler. Alle Daten, die wir<br />
von Ihnen erhalten, werden vertraulich<br />
behandelt und ausschließlich dafür<br />
verwendet, Ihre Anfragen und Rückmeldungen<br />
bearbeiten zu können. Wir geben<br />
keine Daten an Dritte weiter.<br />
3 Editorial 26, 27 Poster 33 Neuheiten 42 News-Ticker<br />
4 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
5
<strong>XtraBlatt</strong>: Mit dem Auslaufen der „alten“<br />
EEG-Förderung stehen viele Biogasanlagenbetreiber<br />
vor der Frage, wie es weitergehen kann.<br />
Wie schätzen Sie als Präsident des Fachverbandes<br />
Biogas die Situation ein?<br />
Horst Seide: 90 % der Biogasanlagen, kurz<br />
BGA, produzieren Strom, und in diesem Bereich<br />
sieht es derzeit am schwierigsten aus. Das muss<br />
man leider so sagen. Denn die Anlagen, deren<br />
EEG-Vergütung auslaufen, brauchen Anschlusssicherheit.<br />
Dafür müssen sie an den entsprechenden<br />
Stromausschreibungsverfahren teilnehmen,<br />
über die man sich Verlängerung „erbieten“ kann.<br />
Allerdings sind die ausgeschriebenen Volumina<br />
viel zu klein. Das ist derzeit das allergrößte Problem,<br />
wie anhand der letzten Ausschreibung im<br />
Herbst 2023 sehr deutlich wurde. Wir hätten über<br />
900 MW Volumen gebraucht, es wurden aber<br />
nur 300 MW Stromproduktion ausgeschrieben.<br />
Die Bereitschaft weiter Biogas zu produzieren,<br />
ist bei so gut wie allen Betreibern gegeben. Aber<br />
die Bundesregierung hat mit diesem Ausschreibungsvolumen<br />
ganz klar signalisiert, dass sie<br />
Biogasstrom nicht so will.<br />
Die EU möchte explizit Biomethan<br />
nach vorne bringen. Aber derzeit<br />
steht die Bundesregierung in einer<br />
eindeutigen Verweigerungshaltung.<br />
Horst Seide, Präsident Fachverband Biogas<br />
BIOGAS<br />
Immenses<br />
Potenzial<br />
Tausende deutscher Biogasanlagen stehen vor dem Aus, weil die<br />
Bundesregierung gezielt und systematisch die Rahmenbedingungen<br />
verschlechtert – sagt Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas.<br />
Im Interview erklärt er, welches Potenzial Biogas für die Energieversorgung<br />
bietet und wie sinnvolle Optionen aussehen können.*<br />
*Das Interview fand auf Basis der Faktenlage bis Mai statt.<br />
Eventuelle seitdem erfolgte politische Beschlüsse, etwa zum neuen Biomassegesetz,<br />
konnten hierfür nicht berücksichtigt werden.<br />
Kurzum: Wir bräuchten eine Verdreifachung des<br />
Ausschreibungsvolumens, um überhaupt die bestehenden<br />
Anlagen weiter betreiben zu können.<br />
Und der erste Fehler, der bei vielen Entscheidern<br />
in der Politik jetzt auftritt, ist die Annahme, dass<br />
bei einer Verdreifachung auch eine entsprechende<br />
Anbaufläche nötig wäre. Dem ist aber nicht<br />
so! Wir würden dann dreimal so viel Leistung<br />
bereitstellen, wie jetzt ausgeschrieben ist, aber wir<br />
machen die gleiche Arbeit und nicht dreimal so<br />
viel. Sprich: Die Strom- und Substratmenge bleibt<br />
identisch. Vielen Abgeordneten und Behördenvertretern<br />
ist das nicht klar – bis hin zu Bundesministern.<br />
Dieses Missverständnis muss als erstes<br />
korrigiert und den politischen Entscheidern<br />
erläutert werden.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ein anderer Knackpunkt dürfte der<br />
sogenannte Maisdeckel sein, der bei Ausschreibungen<br />
künftig auf dann 30 % gesenkt<br />
werden soll …<br />
Seide: So ist es. Wenn man sich die Zahlen<br />
anschaut, geht die Maisfläche für die BGA jetzt<br />
schon zurück. Aber was mir noch wichtiger<br />
erscheint, ist die Anpassung des sogenannten<br />
Flexzuschlages. Wir als Anlagenbetreiber<br />
müssen jetzt investieren in eine bedarfsgerechte<br />
Strombereitstellung wie es die Ausschreibungen<br />
vorgeben. Dafür braucht man viel mehr BHKW-<br />
Leistung, größere Gas- und auch Wärmespeicher<br />
– jeder weiß, dass die Kosten der Technikinvestitionen<br />
deutlich gestiegen sind. Der Flexzuschlag<br />
liegt nach wie vor bei 65 € pro Kilowatt Anlagenleistung.<br />
Aber die gestiegenen Kosten führen zu<br />
einem Wert von 120 €/kW. Auch diese Komponente<br />
müsste angepasst werden.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das viel oder wenig in Relation<br />
zu anderen Energieproduzenten?<br />
Seide: Derzeit wird seitens der Politik bezüglich<br />
der nationalen Kraftwerkstrategie diskutiert,<br />
„H2-ready-Gaskraftwerke“ aufzubauen. Wasserstoff-ready<br />
bedeutet Nutzung fossilen Erdgases,<br />
mindestens bis 2035. Dann will die Regierung<br />
schauen, ob genügend Wasserstoff da ist. Wenn<br />
nicht, fahren die Kraftwerke mit Erdgas weiter.<br />
Nach gegenwärtigem Stand der Diskussion<br />
sollen 10 GW Kraftwerksleistung ausgeschrieben<br />
werden, für die die Betreiber von der Bundesregierung<br />
rund 16 Mrd. € Bereitstellungsbonus erhalten<br />
sollen. Das wären umgerechnet 160 €/kW.<br />
Darum sind die von der Biogasbranche ermittelten<br />
120 €/kW ein Schnäppchen.<br />
Horst Seide produziert<br />
mit seinen beiden BGA<br />
Strom, speist Biomethan<br />
ins Gasnetz<br />
ein und vermarktet es<br />
u. a. über ein eigenes<br />
Tankstellennetz.<br />
6 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
7
Wenn wir<br />
die Biogasanlagen<br />
jetzt nicht<br />
fördern,<br />
sind sie<br />
weg – das<br />
ist das<br />
Problem.<br />
Horst Seide,<br />
Präsident Fachverband<br />
Biogas<br />
Potenzial von Gülle<br />
170 Mio t<br />
Pro Jahr fallen rund<br />
170 Mio. t Gülle und Mist an<br />
(Stand 2<strong>01</strong>8)<br />
52 Mio t<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Also wäre Biogas umweltfreundlicher<br />
und auch noch günstiger …<br />
Seide: So ist es. Laut Aussage des Bundeswirtschaftsministers<br />
sei das Biogaspotenzial begrenzt<br />
und zudem „für andere Bereiche“ als der Stromerzeugung<br />
vorgesehen. Detailliertere Infos dazu<br />
gab es meines Wissens offiziell nicht. Eines dieser<br />
Einsatzfelder wäre nach meiner Schätzung die<br />
„heiße Flamme“, also Nutzung in Anwendungen<br />
mit hohen Wärmetemperaturen wie z. B. in Stahlschmelzen.<br />
Dazu gibt es auch eine staatliche Förderung,<br />
die jedoch aussagt, dass diese nur erfolgt,<br />
wenn die hohen Temperaturen nicht elektrisch<br />
sichergestellt werden können. Da das aber immer<br />
möglich ist, kommt Biogasnutzung nicht in<br />
Frage. Ein anderer Bereich, der für Biogasnutzung<br />
diskutiert wurde, ist die chemische Industrie.<br />
Aber dort gibt es momentan gar keinen Markt für<br />
Biomethan. Die potenziellen Abnehmer klopfen<br />
nicht bei den Biogasanlagen an, denn Biogas ist<br />
ihnen in Relation zu fossilem Erdgas zu teuer.<br />
9 TWh<br />
118 Mio. t oder 2/3 der anfallenden tierischen Exkremente werden momentan nicht genutzt.<br />
Daraus ließen sich zusätzlich 21 TWh Strom erzeugen.<br />
© 2023 Fachverband Biogas e.V.<br />
greifen, braucht es rasche Beschlüsse. Für diverse<br />
Anlagen endet die EEG-Förderung <strong>2024</strong>, und<br />
um sie weiterlaufen lassen zu können, wird eine<br />
Genehmigung und ein Ausschreibungsergebnis<br />
benötigt – und das haben viele nicht.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wie viel ist viel – 10 % der Anlagen,<br />
also rund 900?<br />
Seide: Das halte ich kurzfristig für durchaus<br />
realistisch. Was in dem Zusammenhang übrigens<br />
auch zu berücksichtigen ist: Zahlreiche BGA betreiben<br />
zusätzlich Wärmenetze. Entweder finden<br />
diese in Zukunft andere Wärmequellen oder sie<br />
werden den Betrieb einstellen müssen – wenn<br />
sich beim Strom nichts tut. Das bringt sehr viel<br />
Unruhe in den Regionen. Denn jetzt sind durch<br />
diese Politik auch ganz normale Bürger betroffen,<br />
die mit Nahwärmenetzen aus Biogas eine<br />
preiswerte erneuerbare Lösung hatten. Und die<br />
ist plötzlich nicht mehr da. Das ist die schwierige<br />
Situation im Strombereich.<br />
durfte man mit bereits bestehenden BHKW in die<br />
Ausschreibung gehen. Heute muss man nagelneue<br />
nehmen. Neue BHKW muss man aber erst<br />
installieren, was einen zeitlichen Vorlauf hat und<br />
teurer wird.<br />
Zweitens wurden die Laufzeiten eines solchen<br />
BHKW in den Ausschreibungen auf 10 % der<br />
Jahresstunden eingeschränkt. Darum beteiligen<br />
sich BGA nicht an dieser Ausschreibung. Denn<br />
mit nur 10 % der Jahresstunden hat man Schwierigkeiten,<br />
eine Wärmeversorgung aufrecht zu erhalten.<br />
Auch die neuen BHKW, die bis 2030 oder<br />
2035 laufen, tun dies immer noch mit 2.500 bis<br />
3.000 h pro Jahr, also 30–35 % der Jahresstunden.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wäre es nicht eine Möglichkeit,<br />
dass z. B. Privathaushalte mit Gasheizung<br />
Kunden einer BGA werden?<br />
Seide: Ja, das geht und wird auch schon so gemacht.<br />
Etwa 0,4 % der deutschen Biogasproduktion<br />
wird derzeit so genutzt. Und dieser Bereich<br />
wächst. Aber wir müssen die Dimension sehen:<br />
90 TWh gehen in die Verstromung, 0,5 TWh<br />
gehen in die Wärme. Auch wenn der Wärmemarkt<br />
wächst, kann er das, was im Strombereich<br />
wegzufallen droht, nicht auffangen.<br />
Dass es im Gebäudeenergiegesetz diese Option<br />
der Biogas- und Wasserstoffnutzung gibt, war<br />
anfangs nicht vorgesehen. Aber erfreulicherweise<br />
wurde diese anfängliche Diskriminierung einiger<br />
Energieoptionen beseitigt. Wer also eine andere<br />
„grüne Heizung“ als eine Wärmepumpe einbauen<br />
will, darf das nun. Trotzdem wollen große Teile<br />
der Bundesregierung dieses nicht. Der neueste<br />
Hebel dazu ist die Idee, einfach die regionalen<br />
Gasnetze abzubauen bzw. stillzulegen. Dann<br />
können da kein Biomethan und kein Wasserstoff<br />
hinfließen, und so erreichen sie ihr Ziel. Doch diese<br />
Gaseinspeisung ist für die BGA-Betreiber eine<br />
gute Option, sich neue Märkte zu erschließen.<br />
Allerdings muss man die politische Situation sehen,<br />
wie sie ist: Wasserstoff und Biomethan sollen<br />
nicht in die Wärmeproduktion.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was ist mit Biomethan als<br />
Treibstoff?<br />
Seide: Der Treibstoffbereich macht in der Biogasnutzung<br />
derzeit etwa 2 TWh aus, mit deutlich<br />
steigender Tendenz. Da wird auch investiert.<br />
Wir haben in Deutschland momentan fast alle<br />
CNG-Autos schon „grün“, also auf Bio-CNG umgestellt,<br />
da es so gut wie keine Gastankstelle mehr<br />
gibt, die fossiles Erdgas verkauft. Und es laufen<br />
Bestrebungen, auch das LNG für Lkw binnen<br />
zwei Jahren „grün“ umzustellen. Das wird nach<br />
unserer Einschätzung als Verband in zwei Jahren<br />
geschehen sein. Der Markt der grünen Mobilität<br />
mit CNG und LNG wächst also – aber wir können<br />
nur so stark wachsen, wie CNG- und LNG-Verbrennungsmotoren<br />
da sind bzw. hinzukommen.<br />
Doch bei Pkw ist das Verbrenner-Aus beschlossen,<br />
und bei den Lkw wird nochmal geschaut, welche<br />
Alternativen es zum Verbrenner gibt. Aber wenn<br />
diese Autos in Zukunft tatsächlich nicht mehr gebaut<br />
werden sollten, ist dieser Kraftstoff ein zeitlich<br />
begrenzter Markt. Immerhin zeigt die Politik<br />
auch, dass ein „Aus vom Aus“ möglich ist – siehe<br />
Roundup. Und auf europäischer Ebene wird jetzt<br />
schon das Aus vom Verbrenner-Aus diskutiert.<br />
Also ist die politische Diskussion noch nicht zu<br />
Ende – aber kurzfristig gibt es keine reale Perspektive.<br />
Und die brauchen wir. Denn derzeit steht die<br />
Branche mit dem Rücken an der Wand.<br />
Einen anderen Aspekt dürfen wir nicht vergessen:<br />
Jeder neue Kraftstoff benötigt eine Infrastruktur,<br />
etwa in Form von Tankstellen. Und ich sehe es als<br />
sehr fragwürdig an, dass es diese Infrastruktur<br />
noch geben würde, wenn eines Tages auch Lkw<br />
nicht mehr mit Verbrennern fahren dürfen. <br />
Mögliche Optionen nach der EEG-Förderung<br />
Für die Biogas-Nutzung<br />
stehen vielfältige<br />
Nutzungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung<br />
– wenn die Politik die<br />
notwendigen Rahmenbedingungen<br />
schaffen<br />
würde.<br />
Quelle: Fachverband Biogas<br />
Darum würde ich auf die Argumentation des Ministeriums<br />
antworten: Lasst uns die Biogasanlagen<br />
doch erst mal in der Stromproduktion halten,<br />
und wir schauen gemeinsam, wo sich realistische<br />
Nutzungsalternativen auftun. Denn wenn wir<br />
die Biogasanlagen jetzt nicht fördern, sind sie<br />
weg – das ist das Problem. Glücklicherweise gibt<br />
es auch Befürworter dessen in der Politik, etwa<br />
im Bundesrat. Klar ist: So geht es nicht weiter mit<br />
den Ausschreibungen für Strom aus Biogas, wir<br />
brauchen das Volumen. Sollen entsprechende<br />
Anpassungen noch zur Herbstausschreibung<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Noch einmal zurück zu derzeit<br />
realistischen Optionen: Wie sieht es mit<br />
anderen Nutzungsoptionen aus – zum Beispiel<br />
Biomethan?<br />
Seide: Diese Option ist da und wird auch bereits<br />
zunehmend genutzt. So gibt es u. a. BGA, die ihr<br />
Biomethan ins Gasnetz einspeisen, und andere<br />
Blockheizkraftwerke (BHKW), die ihr Gas aus<br />
der gelben Leitung herausholen. Die Bundesregierung<br />
möchte offiziell, dass die BGA da mehr<br />
machen, aber die Bedingungen der Stromausschreibungen<br />
hat sie de facto verschärft. Früher<br />
Sonstige<br />
Stromdirektvermarktung<br />
Anschlussförderung<br />
Gülleanlage<br />
Teilnahme an<br />
EEG-Ausschreibungen<br />
Direktlieferung<br />
und<br />
Eigenverbrauch<br />
Optionen nach<br />
Vergütungsende<br />
Direktlieferung<br />
und<br />
Eigenverbrauch<br />
Gas, Strom,<br />
Wärme<br />
Spotmarkt<br />
Terminmarkt<br />
Stromdirektvermarktung<br />
Biomethanproduktion<br />
8 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
9
Es gibt für die Landwirtschaft also nicht die eine<br />
und einfache Lösung. Meine eigenen Maschinen<br />
– also Pkw, Traktor, Rad- und Teleskoplader sowie<br />
Beregnungsaggregate – habe ich umrüsten lassen,<br />
sodass sie hybrid funktionieren, also sowohl<br />
mit Diesel als auch mit CNG. Für CNG gibt es in<br />
Lüchow-Dannenberg die Infrastruktur, weil ich<br />
selbst dort drei Tankstellen aufgebaut habe, die<br />
auch ganz normal von anderen Kunden nutzbar<br />
sind. Diese eigenen CNG-Tankstellen errichten<br />
jetzt zunehmend auch Landwirte, sei es mit oder<br />
ohne BGA. Es gibt Landwirte und auch Lohnunternehmer,<br />
die bei mir Biomethan kaufen, etwa<br />
für ihre Lkw-Flotte. Das ist nun ein Bereich, wo es<br />
interessant wird. Denn die Dieselkosten werden<br />
weiter steigen, auch über die weggefallene Rückvergütung<br />
hinaus. Ein CNG-Lkw fährt mit einer<br />
Tankfüllung 400 km weit, ein LNG-Lkw schafft<br />
rund 800 km. Für CNG ist es allerdings preiswerter,<br />
eine Tankstelle aufzubauen als für LNG. Aber<br />
viele Landwirte und Lohnunternehmer fahren ja<br />
i. d. R. mit Lkw nicht mehr als 400 km/Tag. Das<br />
lässt sich preiswert bereitstellen, etwa zur Hälfte<br />
des Dieselpreises. Man kann also zu den halben<br />
Treibstoffkosten heute schon fahren.<br />
Wir bräuchten eine Verdreifachung<br />
des Ausschreibungsvolumens, um überhaupt<br />
die bestehenden Anlagen weiter<br />
betreiben zu können.<br />
Horst Seide, Präsident Fachverband Biogas<br />
Horst Seide schätzt,<br />
dass in Deutschland<br />
derzeit 250 Biomethananlagen<br />
Biomethan ins Gasnetz<br />
einspeisen und derzeit<br />
500 weitere BGA<br />
Einspeiseanträge<br />
gestellt haben.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Kurzum: Kraftstoffproduktion ist<br />
für BGA eine sinnvolle Perspektive …<br />
Seide: Von den eingangs erwähnten 90 % der<br />
Anlagenbetreiber, die bisher Strom produzieren,<br />
denken nach unserer Schätzung etwa 30–50 %<br />
darüber nach, Biomethan zu produzieren und<br />
einzuspeisen. Die gehen auf die Netzbetreiber<br />
zu, und die wissen gar nicht, wie sie das alles<br />
abarbeiten sollen. Wir haben in Deutschland<br />
derzeit 250 Biomethananlagen, die am Gasnetz<br />
sind. Aktuell liegen 500 Einspeiseanträge vor.<br />
Die 250 haben zehn Jahre gebraucht, um an das<br />
Gasnetz angeschlossen zu werden. Das macht die<br />
Dimension deutlich.<br />
Hoffnung macht mir eine bestehende Vorgabe<br />
der EU mit ihrem Programm namens „Re-Power“,<br />
das klare Vorgaben macht, wie hoch der<br />
Einsatz „grüner Gase“ bis 2030 bzw. 2045 zu<br />
sein hat. EU-weit sind demzufolge 150 TWh<br />
aus Biomethan verpflichtend vorgeschrieben,<br />
außerdem rund 140 TWh aus Wasserstoff. Diese<br />
Mengen werden auf die einzelnen Länder umgerechnet<br />
und als verpflichtende Ziele vorgegeben.<br />
In vielen Ländern hat dies große Investitionen in<br />
Biogas ausgelöst – aber Deutschland kümmert<br />
sich nicht darum. Derzeit steht die Bundesregierung<br />
in einer eindeutigen Verweigerungshaltung.<br />
Die EU möchte explizit Biomethan nach<br />
vorne bringen. Wenn Deutschland endlich gezwungen<br />
würde, dies umzusetzen, läge in Biogas<br />
eine Riesenoption. Aber leider nicht kurzfristig<br />
– was aus den eingangs genannten Gründen pro<br />
Stromproduktion zum Erhalt der Anlagen notwendig<br />
wäre.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wie groß ist denn die Anzahl der<br />
Anlagen, die aufhören werden?<br />
Seide: Eine Umfrage seitens „C.A.R.M.E.N.“ in<br />
Bayern ergab im Frühjahr, dass etwa ein Drittel<br />
der Anlagenbetreiber weiter auf Strom setzen<br />
wird, ein Drittel Biomethan produzieren will und<br />
ein Drittel aufhören wird. Das halte ich auch bei<br />
einer bundesweiten Betrachtung für realistisch<br />
– was mittelfristig konkret das Aus von rund<br />
3.000 Anlagen bedeuten würde. Und dieser<br />
Prozess läuft schon.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Das hieße, in drei bis fünf Jahren<br />
sind 3.000 weg, und in zehn Jahren müssten<br />
neue gebaut werden, um die EU-Vorgaben zu<br />
erfüllen?<br />
Seide: Ja, vor diesem Paradoxon stehen wir derzeit.<br />
Aber die politisch Verantwortlichen haben<br />
ja auch kein Problem damit, jetzt 16 Mrd. € für<br />
fossile Gaskraftwerke auszugeben. Es liegt also<br />
nicht am fehlenden Geld, sondern am politischen<br />
Willen dieser handelnden Akteure. <br />
REPowerEU<br />
Europa will Biogas!<br />
Im Rahmen des 2022 beschlossenen Programms „REPowerEU“<br />
hat die Kommission auch klare Vorgaben bezüglich der<br />
Produk tionssteigerung von Biomethan vorgegeben. Während<br />
Deutschland derzeit scheinbar den Rückwärtsgang einschaltet,<br />
drücken andere EU-Länder aufs (Bio-)Gaspedal.<br />
D<br />
er durch die EU-Kommission 2022 erarbeitete<br />
Plan namens „REPowerEU“<br />
sieht ein breites Maßnahmenbündel<br />
vor, um die Abhängigkeit von russischem<br />
Erdgas rasch zu verringern und zudem<br />
die Energieversorgung bis zur Klimaneutralität<br />
voranzutreiben. Zwei wichtige Zeitmarken sind<br />
dabei die Jahre 2030 und 2045. Ein wesentlicher<br />
Bestandteil dieses Maßnahmenbündels ist u. a.<br />
die Förderung der Produktion sowohl von Wasserstoff<br />
als auch von Biomethan. Hierfür gibt es klar<br />
definierte Mengenvorgaben, die dem Vernehmen<br />
nach von den Mitgliedstaaten anteilig umgesetzt<br />
werden sollen. Dazu hieß es in einem Positionspapier<br />
der EU-Kommission im Mai 2022 u. a.:<br />
„Die Steigerung der nachhaltigen Erzeugung von<br />
Biomethan auf 35 Mrd. m³ bis 2030 ist ein kosteneffizienter<br />
Weg, um unser Ziel zu erreichen, die<br />
Einfuhr von Erdgas aus Russland zu verringern. Um<br />
die Kapazitäten zur Erzeugung von Biogas in der EU<br />
zu erhöhen und seine Umwandlung in Biomethan<br />
zu fördern, sind in diesem Zeitraum Investitionen<br />
von schätzungsweise 37 Mrd. € erforderlich.“<br />
Der jüngste Schritt in der Beschlussfassung stammt<br />
vom 11. April <strong>2024</strong>, indem laut einer Pressemitteilung<br />
die Abgeordneten des Europaparlaments<br />
die Pläne zur verstärkten Nutzung erneuerbarer<br />
und CO₂-armer Gase, einschließlich Wasserstoff,<br />
auf dem EU-Gasmarkt gebilligt haben. „Die neue<br />
Richtlinie und die Verordnung über den Gas- und<br />
Wasserstoffmarkt zielen darauf ab, den Energiesektor<br />
der EU zu dekarbonisieren und die Produktion<br />
und Integration von erneuerbaren Gasen und<br />
Wasserstoff zu fördern“, so der Wortlaut.<br />
Brüssel<br />
1 www.kurzelinks.de/10-Punkte-Plan-Biogas<br />
2 www.kurzelinks.de/Biogas_RePower_EU<br />
3 www.kurzelinks.de/Biogas_Biomethan_EU<br />
4 www.kurzelinks.de/Biogas_Austria<br />
5 www.kurzelinks.de/Biogas_Italien<br />
6 www.kurzelinks.de/Biogas_Daenemark<br />
Noch nicht in allen, aber mittlerweile schon in<br />
diversen EU-Staaten werden seit 2022 deutliche<br />
Anstrengungen unternommen, um die Produktion<br />
von Biomethan und dessen Einspeisung in die Gasnetze<br />
zu fördern. Einige Beispiele und Infoquellen<br />
haben wir für Sie zusammengestellt. Über die Links<br />
bzw. QR-Codes können Sie die jeweiligen Internetseiten<br />
öffnen. <br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
10 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
11
BIOGAS-VERMARKTUNG<br />
Alternativen<br />
finden<br />
Substratalternativen zu Mais finden und neue Vermarktungswege<br />
erschließen – damit ist es möglich, erfolgreich im Biogasgeschäft<br />
zu bestehen, meinen Daniel Königs, der eine Anlage in Neuss<br />
betreibt, und Sven Plorin, der als Geschäftsführer eine Biogasanlage<br />
in Aspensen betreut. Ein Problem sind jedoch die<br />
wechselnden politischen Rahmenbedingungen.<br />
Biogas mit dem Schlepper tanken<br />
und dann die eigenen Flächen damit<br />
bearbeiten – für Biogasanlagenbetreiber<br />
Daniel Königs ist dies keine<br />
Zukunftsmusik mehr.<br />
Neuss<br />
Aspensen<br />
Die Biogasanlage der Königs<br />
Pflanzenenergie GmbH wird mit<br />
70–75 % Pferdemist, 10–15 %<br />
Hähnchenmist sowie Gülle und<br />
Silomais betrieben. Der Pferdemist<br />
kommt von Betrieben aus<br />
der Region, für die ein Containerservice<br />
angeboten wird.<br />
D<br />
aniel Königs ist Landwirt und betreibt<br />
gemeinsam mit seinem Vater eine<br />
Biogasanlage vor den Toren der nordrhein-westfälischen<br />
Stadt Neuss. Die<br />
Anlage wurde bereits 2006 als reine EEG-Anlage<br />
auf NaWaRo-Basis in Betrieb genommen. „Damals<br />
wurde sie als eine privilegierte Anlage für Landwirte<br />
im Außenbereich mit 500 kW elektrischer<br />
Leistung mitten im Feld angrenzend an unseren<br />
landwirtschaftlichen Betrieb gebaut“, blickt er<br />
zurück. 2<strong>01</strong>0 kam die Überlegung ins Spiel, das<br />
Biogas aufzubereiten und in das Erdgasnetz<br />
einzuspeisen. „Unsere Anlage war eigentlich zu<br />
klein, als dass sich die Investitionskosten für eine<br />
Aufbereitungsanlage wirtschaftlich darstellen<br />
ließen. Damals wurde diese Technik gefördert<br />
und die Nachfrage nach Biomethan zur Wärmeproduktion<br />
stieg. Außerdem konnten wir mit den<br />
Stadtwerken Neuss einen Liefervertrag über zehn<br />
Jahre abschließen. Im Hafen sollte eine Getreidetrocknungsanlage<br />
mit unserem Gas betrieben<br />
werden.“ 2021 lief der Vertrag aus und die Frage<br />
stand im Raum, wie es mit der Anlage weitergehen<br />
solle.<br />
Biogas aus Pferdemist<br />
„Der Biomethanpreis war seinerzeit im Keller. Ich<br />
hatte mich während meines Bachelor-Studiums,<br />
das ich 2<strong>01</strong>8 abgeschlossen habe, bereits intensiv<br />
mit den Fragen beschäftigt, welche weiteren Nutzungsmöglichkeiten<br />
es für das Biomethan gibt und<br />
welche Substratalternativen zu Mais wir in unserer<br />
Region haben“, schaut Daniel Königs zurück. Dabei<br />
stieß ihm eine Zahl besonders ins Auge: Allein im<br />
Kreis Neuss stehen über 6.000 Pferde auf mehr<br />
oder weniger großen Betrieben.<br />
„Hier war mir recht schnell klar, dass das für unsere<br />
Biogasanlage interessant sein könnte, denn in der<br />
Regel haben die Pferdebetriebe keine Verwendung<br />
für den Mist. Also haben wir diese Betriebe in unserem<br />
Umkreis angesprochen. Wir bieten nun einen<br />
Hakenlift-Containerservice an und holen den Mist<br />
von den Betrieben gegen Bezahlung ab“, fügt er<br />
hinzu und meint weiter: „In dieser Zeit wurden<br />
von der EU neue Richtlinien vorgestellt, die uns<br />
wiederum neue Möglichkeiten der Vermarktung<br />
unseres Methans eröffnet haben. Unsere Idee<br />
war, zukünftig für das Methan als Kraftstoff für<br />
die Mobilität einen anderen Absatzweg zu finden.“<br />
Um Kraftstoff produzieren zu dürfen, musste die<br />
Biogasanlage zertifiziert werden. Dies geschah<br />
bereits Ende 2<strong>01</strong>9. „Wir hatten somit ab diesem<br />
Zeitpunkt die Möglichkeit, Tankstellen, die an<br />
das Gasnetz angeschlossen sind, zu beliefern“, ergänzt<br />
er. Gleichzeitig stand die Idee im Raum, die<br />
Wertigkeit des Biomethans zu steigern, indem das<br />
CO2-Einsparungspotenzial verbessert wird. „Statt<br />
Mais zu ernten, wofür viel Energie eingesetzt wird,<br />
wollten wir hin zu Stoffen, die sowieso vorhanden<br />
sind und die, wie z. B. bei Mist und Gülle, bereits<br />
bei der Lagerung CO2 abgeben. Dadurch, dass wir<br />
diese Stoffe einsetzen, können wir die Einsparung<br />
der CO2-Emissionen bei der Lagerung auf unser<br />
Methan anrechnen lassen. Somit hatten wir 2021,<br />
als unser alter Liefervertrag mit den Stadtwerken<br />
auslief, eine Technik im Einsatz, mit der wir den<br />
Pferdemist für den Einsatz in unserer Biogasanlage<br />
aufbereiten konnten.“<br />
Aktuell wird die Biogasanlage mit 70–75 %<br />
Pferdemist, 10–15 % Hähnchenmist sowie Gülle<br />
und Silomais betrieben. „Wir optimieren die Anlage<br />
ständig weiter, um höhere TS-Gehalte sicher<br />
fahren zu können. Wir haben die Rohrleitungen,<br />
Pumpen und Heizungen entsprechend angepasst,<br />
denn das Substrat wird immer dickflüssiger.“<br />
Wir optimieren die Anlage<br />
ständig weiter, um höhere<br />
TS-Gehalte sicher fahren<br />
zu können.<br />
Daniel Königs, Geschäftsführer<br />
Königs Pflanzenenergie GmbH<br />
12 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
13
Derzeit wird die Biogasanlage der<br />
Bioenergie Geest GmbH & Co. KG<br />
um eine CO2-Verflüssigungsanlage<br />
ergänzt. Damit können ca. 5.000 t CO2<br />
pro Jahr während der Gasaufbereitung<br />
verflüssigt werden.<br />
Die Biogasanlage<br />
der Bioenergie Geest<br />
GmbH & Co. KG wird<br />
von 27 Landwirten aus<br />
der Region betrieben.<br />
Was ist die THG-Quote?<br />
Eigene Tankstelle<br />
Als nächster Abschnitt stand dann der Bau einer<br />
eigenen, sehr leistungsfähigen Biomethan-Tankstelle<br />
an, Luftlinie ca. 200 m von der Biogasanlage<br />
entfernt. „Wir wollen unser Gas direkt über<br />
unsere Tankstelle verkaufen, die auch für den<br />
Schwerlastverkehr geeignet ist. Häufig sind CNG-<br />
Tankstellen nicht dafür ausgelegt. Das Tanken<br />
dauert viel zu lange und frustriert Fahrer und<br />
auch die Spediteure“, weiß er zu berichten und<br />
fügt hinzu: „Unser Standort ist allerdings auch<br />
sehr gut gelegen, denn wir befinden uns genau<br />
zwischen der größten Aluhütte und dem größten<br />
Aluwalzwerk Europas. Hier fährt 24 h an sieben<br />
Tagen in der Woche ein Lkw-Werksverkehr. Wir<br />
haben mit den Verantwortlichen gesprochen, ob<br />
sie sich vorstellen können, Teile der Lkw-Flotte auf<br />
Biomethan-Antrieb umzustellen. Die Gespräche<br />
haben uns positiv gestimmt, sodass wir den Mut<br />
gefasst haben, in die Tankstelle zu investieren.“<br />
Inzwischen fahren mehrere Lkw der Aluverarbeitung<br />
mit Biomethan aus Königs Gasproduktion.<br />
„Bis die gesamte Flotte umgestellt wird, kann es<br />
aber noch dauern. Deshalb haben wir weitere<br />
regionale Speditionen gesucht, die bei uns tanken<br />
wollen und konnten einige gewinnen.“ Heute<br />
tankt auch Daniel Königs selbst mit zwei seiner<br />
Die Treibhausgasminderungsquote (auch THG-Quote) ist ein seit dem Jahr<br />
2<strong>01</strong>5 in Deutschland gesetzlich normiertes marktbasiertes Klimaschutz-<br />
Instrument, das darauf abzielt, mehr erneuerbare Energien in den Verkehrssektor<br />
einzubringen und dadurch klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen<br />
zu reduzieren. <br />
(Quelle: Wikipedia)<br />
Traktoren an seiner Biomethan-Tankstelle. Stillstand<br />
ist Rückschritt – das meint Daniel Königs<br />
und sagt abschließend: „Wir durchdenken schon<br />
wieder den nächsten Schritt und planen, unsere<br />
Biogasanlage um eine CO2-Verflüssigungsanlage<br />
zu erweitern. Der Markt und die politischen<br />
Rahmenbedingungen ändern sich schnell. Wir<br />
wollen immer schon einen Schritt weiterdenken<br />
und unsere Anlage der Situation anpassen.“<br />
CNG und LNG<br />
Ortswechsel – Aspensen ca. 30 km südwestlich<br />
von Hamburg: Hier steht die Biogasanlage der<br />
Bioenergie Geest GmbH & Co. KG, die von 27 Landwirten<br />
aus der Region betrieben wird. Geschäftsführer<br />
der Anlage ist Sven Plorin. „Unsere Anlage<br />
ist 2<strong>01</strong>1 sowohl als Verstromungs- als auch als<br />
Gaseinspeiseanlage an das Netz gegangen“, blickt<br />
er zurück auf die Anfänge der Biogasproduktion.<br />
Damals sei der Betrieb der Anlage auf 100 % Silomaiseinsatz<br />
geplant gewesen. „Aufgrund unserer<br />
Gesellschafterstruktur war dies auch gar kein<br />
Problem, da wir über genügend Fläche verfügen<br />
und so ausreichend Maisfläche in einer passenden<br />
Fruchtfolge anbauen können“, ergänzt der<br />
Geschäftsführer.<br />
Pro Stunde werden heute ca. 1.200 m3 Rohgas produziert.<br />
Ein großer Teil davon wurde aufbereitet<br />
und in das Erdgasnetz eingespeist. Der andere<br />
Teil wurde verstromt, wobei vor allem die Wärmeenergie<br />
des BHKW benötigt wurde für den Prozess<br />
der Aufbereitung des Rohgases. „Das war unser<br />
Ursprungskonzept. Davon ist aber nichts mehr<br />
übriggeblieben, denn wir haben die Anlage komplett<br />
umgebaut“, führt er weiter aus. Inzwischen<br />
wird als Gärsubstrat auf der Gasproduktionsseite<br />
zu 85 % Gülle eingesetzt. „Wir verkaufen das aufbereitete<br />
Gas im Kraftstoffsektor als LNG oder CNG.<br />
Der große Hebel in diesem Bereich sind für uns als<br />
Biomethanlieferant die THG-Quoten. Je höher der<br />
Einsatz von organischen Reststoffen in der Rohgasproduktion,<br />
desto größer die THG-Ergebnisse.“<br />
Das Biomethan wird in das Erdgasnetz eingespeist<br />
und über Händler an entsprechende Tankstellen<br />
vermarktet. Je nachdem, wo das Methan zum<br />
Einsatz kommt, gibt es unterschiedliche Vergütungen.<br />
„Unser Anliegen ist es natürlich, so<br />
viel Gas wie möglich in den Kraftstoffsektor zu<br />
vermarkten, weil es dort die THG-Quoten gibt“,<br />
beschreibt er die Vermarktung und ergänzt:<br />
„Gemeinsam mit Hitachi Zosen Inova, einem<br />
der größten Maschinenbauunternehmen im<br />
Bereich der Aufbereitungstechniken, sind wir<br />
derzeit dabei, die Biogasanlage um eine CO2-Verflüssigungsanlage<br />
zu ergänzen. Damit sind wir<br />
dann in der Lage, 5.000 t CO2 pro Jahr während<br />
der Gasaufbereitung zu verflüssigen. Dieses<br />
wird gereinigt und aufbereitet. Dann können<br />
wir lebensmittelechtes CO2 vermarkten.“ Als<br />
weiterer Ausbauschritt ist nun noch eine Anlage<br />
zur Verflüssigung des Biomethans geplant.<br />
„Somit können wir LiquidBioGas – sprich LBG<br />
– produzieren und vermarkten. Vor allem für den<br />
Schwerlastverkehr ist dieser Kraftstoff erprobt<br />
und sehr gefragt“, berichtet er weiter.<br />
Investrisiko Politik<br />
Das Konzept der Anlage wurde also vom ursprünglichen<br />
Gedanken bis heute immer wieder<br />
weiterentwickelt und dieser Prozess ist auch noch<br />
nicht abgeschlossen. „Wir hatten vor dem Bau der<br />
Biogasanlage mit einer Laufzeit von 20 Jahren<br />
Wir müssen gegensteuern,<br />
um weiterhin<br />
am Markt bestehen zu<br />
können.<br />
Sven Plorien, Geschäftsführer<br />
Bioenergie Geest GmbH & Co. KG<br />
kalkuliert, wobei wir nach zwölf Jahren in die<br />
Gewinnphase eintreten wollten. Durch die Gesetzesveränderungen<br />
der letzten zehn Jahre wurde allerdings<br />
ziemlich schnell ersichtlich, dass wir mit<br />
den Input-Stoffen, die wir ursprünglich einsetzen<br />
wollten, das Biomethan nicht wettbewerbsfähig<br />
produzieren können. Wir wurden gezwungen,<br />
umzusteuern, das heißt weiter zu investieren, um<br />
weiterhin eine Aussicht zu haben, irgendwann mit<br />
der Anlage Geld zu verdienen“, hebt der Geschäftsführer<br />
hervor und meint abschließend:<br />
„Somit verschiebt sich der Return of Invest immer<br />
weiter nach hinten. Ein weiteres Beispiel ist hier<br />
die Entwicklung der Preise im THG-System. Diese<br />
sind innerhalb eines halben Jahres um 75 % gefallen,<br />
da Deutschland massiv sogenannte Bio-<br />
Kraftstoffe aus dem Ausland importiert hat. Ich<br />
frage mich da schon, wo kommen diese Mengen<br />
so plötzlich her und wer zieht hier das Geld aus<br />
unserem THG-System? Fakt ist: Auch hier hat<br />
sich eines unserer Geschäftsmodelle innerhalb<br />
kürzester Zeit leider sehr zum Negativen verändert<br />
und wir müssen gegensteuern, um weiterhin am<br />
Markt bestehen zu können.“<br />
14 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
15
B<br />
etriebliches Wachstum heißt in der<br />
Landwirtschaft meist: mehr Fläche<br />
und/oder mehr Tiere. Als klar war, dass<br />
Alexander Weigls Sohn Kevin in den<br />
Betrieb einsteigen will, stand schnell fest, dass<br />
dies für die Familie nicht der richtige Weg für eine<br />
erfolgreiche Zukunft ist.<br />
gefeiert. Wir arbeiten mittlerweile mit drei Krone<br />
BiG M und haben fünf Vier-Kreisel-Schwader,<br />
ebenfalls von Krone. Dazu kommt ein RumboJet<br />
für die Bekämpfung von Ampfer. Die Fahrer für die<br />
Selbstfahrmäher stellen zum Teil die Betriebe, für<br />
die Schwader sowieso. Es gibt aber auch Aushilfen,<br />
die für uns fahren.“<br />
FAMILIE WEIGL, TIRSCHENREUTH<br />
Am besten<br />
gemeinsam<br />
Weigls sind Milchviehhalter auf dem Walerhof<br />
im bayerischen Tirschenreuth. Alexander Weigl<br />
hat den Hof von seinem Vater übernommen und<br />
systematisch entwickelt. Eine seiner größten<br />
Investitionen war ein neuer Stall mit Roboter<br />
für 80 Kühe, den er vor zehn Jahren gebaut hat.<br />
„Ich selbst kenne bei uns keine angebundenen<br />
Kühe. Um- und angebaut haben wir schon immer<br />
viel. Bereits seit dem Jahr 1971 halten wir unsere<br />
Kühe im Laufstall. Ursprünglich hatten wir eine<br />
reine Fleckvieherde. Als ich jünger war, habe ich<br />
aber viele Auktionen und Schauen besucht. So<br />
sind auch einige Schwarzbunttiere auf den Hof<br />
gekommen“, so der Landwirt. „Im Hinblick auf<br />
den Melkroboter habe ich auch beim Fleckvieh<br />
sehr stark auf die Euter geachtet und teilweise<br />
auch Rotbunt eingekreuzt. Die gemischte Herde<br />
funktioniert gut.“<br />
Gefüttert wird eine TMR mit den Komponenten<br />
Gras- und Maissilage, Stroh, Zuckerrübenschnitzel,<br />
Biertreber und Rapsschrot. Die Ration ist auf<br />
29 kg ausgelegt. „Durchschnittlich melken wir<br />
34 kg pro Kuh und Tag. Der restliche Bedarf kommt<br />
aus dem Kraftfutter im Roboter. Wir wollen keine<br />
extremen Hochleistungskühe, sondern legen<br />
Wert auf Lebensleistung. Im Stall ist gelenkter<br />
Kuhverkehr, im Sommer können unsere Tiere<br />
auf die Weide direkt am Hof“, erklärt Alexander<br />
Weigl. Sorgen um die Futtergrundlage muss sich<br />
die Familie nicht machen: 1,5 GV/ha sind komfortabel.<br />
Das reicht auch in trockenen Sommern. Von<br />
den rund 100 ha Fläche ist das meiste Grünland<br />
und Ackerfutter. Außerdem werden noch etwas<br />
Getreide und Erbsen als Futter angebaut.<br />
Aber klappt es denn mit dem richtigen Schnittzeitpunkt,<br />
wenn 35 Mitglieder gleichzeitig mähen<br />
wollen? „Das ist kein Problem“, sagt der Landwirt.<br />
„Unsere Technik ist schlagkräftig und effizient.<br />
Und durch die gute Betreuung durch Hersteller<br />
sowie unseren Fachhändler können wir die<br />
Service- und Reparaturzeiten minimieren.“ Die<br />
Betriebsgrößen reichen von 25 bis 400 Kühe. Auf<br />
den größeren Höfen sind dann mitunter zwei<br />
BiG M und drei Schwader gleichzeitig im Einsatz.<br />
„Außerdem bin ich sehr froh, dass wir die Diskussion<br />
um Schmetterlings-Mähwerke inzwischen<br />
beendet haben. Denn in der Saison müssen unsere<br />
Maschinen laufen. Da haben wir keine Zeit, umzubauen.<br />
Die Selbstfahrer sind da genau die richtige<br />
Lösung. Vorerst abgeschlossen haben wir auch<br />
die Überlegungen zu einem Bandschwader. Ich<br />
finde diese Technik einfach zu teuer. Wir werden<br />
das aber neu bewerten, sollte der Luzerneanbau<br />
bei unseren Mitgliedern zunehmen. Bei diesem<br />
Projekt arbeiten wir gut und intensiv mit unserem<br />
Maschinenring zusammen. Er hat uns dabei von<br />
Anfang an begleitet und übernimmt Einteilung<br />
sowie Abrechnung.“<br />
Das Häckseln erledigen Lohnunternehmer. Teilweise<br />
sind auch Ladewagen Bestandteil der Futtererntekette,<br />
die aber auch Lohnunternehmern bzw.<br />
Landwirten gehören. Gemäht und geschwadet<br />
wird übrigens gegen Abrechnung auch für Nichtmitglieder.<br />
Wo immer<br />
es geht,<br />
arbeiten wir<br />
mit Berufskollegen<br />
zusammen.<br />
Alexander Weigl,<br />
Landwirt<br />
Familie Weigl hält<br />
eine gemischte Herde<br />
aus Fleckvieh- und<br />
Schwarzbunt-Tieren.<br />
Gute Ideen sowie eine konsequente Umsetzung<br />
mit gemeinsamen Partnern – das ist das Konzept<br />
auf dem Walerhof der Familie Weigl. <strong>XtraBlatt</strong> war<br />
vor Ort.<br />
Mähen im großen Stil<br />
Die Maschinenausstattung des Betriebs ist überschaubar.<br />
Im Großen und Ganzen sind das nur<br />
drei Traktoren, Kipper und ein Futtermischwagen,<br />
der per Frontlader beschickt wird. „Wo immer<br />
es geht, arbeiten wir mit Berufskollegen zusammen“,<br />
sagt Alexander Weigl. „Das gilt für einzelne<br />
Maschinen wie zum Beispiel unsere angehängte<br />
30-m-Feldspritze, die wir zu dritt nutzen. Oder<br />
für komplette Arbeitsketten wie das Ausbringen<br />
von Gülle. Unsere Gemeinschaft besitzt einen<br />
Selbstfahrer samt Zubringfässern, hat 30 Mitglieder<br />
und besteht schon seit 30 Jahren. Noch nicht<br />
ganz so lange gibt es unsere Mähgemeinschaft.<br />
Da haben wir kürzlich das 25-jährige Bestehen<br />
16 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
17
Das Team vom<br />
Walerhof mit einigen<br />
der Produkte aus dem<br />
Hofladen (v.l.): Tobias,<br />
Michaela, Alexander,<br />
Kevin und Judith.<br />
Kürzlich konnte das<br />
25-jährige Bestehen<br />
der Mähgemeinschaft<br />
gefeiert werden.<br />
Mit fünf weiteren<br />
Landwirten hat sich<br />
die Familie Weigl zur<br />
Grenzland-Käserei<br />
zusammengetan.<br />
Mehr Wertschöpfung<br />
In Sachen Produktion läuft also alles auf dem<br />
Walerhof. Warum Familie Weigl in der reinen<br />
Milcherzeugung aber kein betriebliches Wachstumspotenzial<br />
sieht, hat einen einfachen Grund.<br />
„Wir hatten gerade den Laufstall fertig gebaut, da<br />
ging der Milchpreis in den Keller“, berichtet Alexander<br />
Weigl. „Das war für uns glücklicherweise<br />
nicht existenziell, für andere dagegen schon. Aber<br />
Investitionen in dieser Größenordnung – zusätzlich<br />
haben wir im Laufe der Jahre viel Geld für<br />
Quote ausgegeben – binden uns für einen sehr<br />
langen Zeitraum. Deshalb wollten wir, als unser<br />
Sohn einstieg, in Form von Selbstvermarktung<br />
mehr Wertschöpfung aus unserer Milch ziehen“,<br />
erläutert er.<br />
Den Anfang bildeten Milchautomaten in Supermärkten<br />
in der Region. „Am Anfang lief das super.<br />
Aber die Ernüchterung kam schnell. Die Kunden<br />
sind zunächst euphorisch, aber schnell wird ihnen<br />
das ganze Prozedere mit Flaschen und Reinigung<br />
zu umständlich. Wir haben zwar immer noch einige<br />
Milchspender, aber ein Hauptstandbein ist das<br />
nicht. Der nächste Schritt war die Vermarktung<br />
von Fleisch und Wurst. Wir arbeiten dabei mit<br />
einem Metzger zusammen, geschlachtet wird nur<br />
ein paar Kilometer entfernt. Hier ist die Resonanz<br />
sehr gut. Wir verkaufen hauptsächlich Mischpakete,<br />
die wir unvakuumiert in Pfandboxen bereitstellen.<br />
So können sich die Kunden individuell ihre<br />
Portionen vor dem Einfrieren zusammenstellen.<br />
Die Edelteile können separat bestellt werden. Geschlachtet<br />
wird auch beinahe unsere komplette<br />
männliche schwarzbunte Nachzucht. Mast- und<br />
Schlachtleistung sind natürlich schlechter als<br />
beim Fleckvieh, dafür ist die Fleischqualität sehr<br />
gut. Generell setzen wir die letzten drei Monate<br />
auf eine Endmast, in der wir nur Heu und Getreide<br />
und Rapsschrot füttern. Beim Metzger hängt das<br />
Fleisch Minimum zwei bis zweieinhalb Wochen<br />
ab. Zusätzlich lassen wir aus 100 % Rindfleisch<br />
Salami und als Vesperportion kleinere Wurzn<br />
herstellen. Meine Cousine, die eigentlich einen<br />
Partyservice betreibt, macht für uns Hamburger-<br />
Patties, Bolognese und Leberknödel und hat sich<br />
dafür extra einen Schockfroster angeschafft.“<br />
Milch verarbeiten<br />
Doch auch die Milch ist bei der Direktvermarktung<br />
wieder in den Fokus gerückt. Zum einen in Form<br />
von Speiseeis, das Familie Weigl zusammen mit<br />
zwei lokalen italienischen Produzenten herstellt.<br />
Mit Zutaten aus der Tüte, wie das etwa bei manchen<br />
Franchise-Konzepten üblich ist, wollte Alexander<br />
Weigl das nicht. Und auch an den Geschmack<br />
hatte er hohe Ansprüche.<br />
Wir wollen keine extremen<br />
Hochleistungskühe,<br />
sondern legen Wert auf<br />
Lebensleistung.<br />
Alexander Weigl, Landwirt<br />
Der größte Coup ist allerdings die Produktion von<br />
eigenem Käse. Wie so oft setzen die Weigls dabei<br />
auf Kooperation. Gemeinsam mit fünf anderen<br />
Landwirten haben sie eine mobile Käserei gegründet.<br />
Sie befindet sich auf einem Lkw-Aufbau und<br />
ist seit Frühjahr 2023 auf den Mitgliedsbetrieben<br />
unterwegs. Zum Reifen, Lagern, Verpacken und<br />
Etikettieren hat die Gemeinschaft Räumlichkeiten<br />
angemietet. Zusätzlich wurde eigens ein Käser<br />
angestellt, der das nötige Know-how besitzt, um<br />
diese aufwendige Arbeit fachgerecht durchzuführen.<br />
Die Milch wird direkt vor Ort auf dem<br />
Hof verarbeitet, eine Vermischung mit fremder<br />
Milch ist ausgeschlossen. Molke, die ansonsten<br />
wie Sondermüll behandelt werden muss, bleibt<br />
direkt am Hof und kann zum Beispiel als Tränke<br />
eingesetzt werden.<br />
Mobile Käserei<br />
Bei unserem Besuch auf dem Walerhof steht die<br />
Käserei gerade vor der Milchkammer. Die Frischmilch<br />
wird direkt aus dem Tank zum Lkw übergeben.<br />
Weigels käsen alle drei Wochen aus 1.700 l,<br />
was etwa einer Tagesmilchmenge entspricht. Die<br />
Milch wird im Lkw in zwei Kesseln à 700 l und<br />
einer Weichkäsewanne für den Camembert mit<br />
300 l Fassungsvermögen verteilt. Nach dem Erwärmen<br />
auf gute 20° C kommen die jeweiligen Käsekulturen<br />
hinzu. Dann wird auf 33° C erhitzt und<br />
eingelabt. Nach dem Eindicken und Schneiden des<br />
Bruchs mit der Käseharfe kann der Käse abgefüllt<br />
und gepresst werden. Anschließend wird der<br />
Käserei-Aufbau gereinigt, der Lkw nimmt den Käse<br />
dann in den Lagerraum. Zum Abtropfen bleibt er<br />
eine Nacht in den Formen. Tags darauf kommt er<br />
in ein Salzbad und wird auf Holzbretter gelegt. Auf<br />
den Brettern werden die Laibe zwei Wochen lang<br />
täglich gewendet und geschmiert, die folgenden<br />
Tage dann nur noch zweitägig, bis sie eine schöne<br />
Rinde ausgebildet haben. Der Camembert reift<br />
zwei Wochen, größere Laibe zwischen vier und<br />
sechs Wochen.<br />
Verkauft werden die Erzeugnisse des Walerhofes<br />
über Supermärkte in der Region. Oder direkt ab<br />
Hof in einem eigenen Laden, der dank Automaten<br />
und Selbstbedienung kundenfreundlich „24/7“<br />
geöffnet ist. <br />
Die Mähgemeinschaft<br />
besitzt drei<br />
Krone BiG M und fünf<br />
Vier-Kreisel-Schwader.<br />
18 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
19
LOGISTIKZENTRUM<br />
Tor zur Welt<br />
Es ist sehr wichtig, den<br />
verfügbaren Laderaum so<br />
optimal wie möglich zu<br />
nutzen.<br />
Sind Landmaschinen in der Fabrik fertig produziert, steht als<br />
nächster Schritt der Versand in alle Welt an. Ein Blick hinter die<br />
Kulissen des Krone-Logistikzentrums in Spelle zeigt den auch in<br />
diesem Bereich hohen Qualitäts- und Effizienzstandard.<br />
P<br />
ro Tag ein Druckvolumen von 55.000 Seiten<br />
– der geneigte Leser fühlt sich angesichts<br />
dieser Zahl an eine Zeitungsdruckerei<br />
erinnert. Aber weit gefehlt – in diesem<br />
Fall ist das Krone-Versandzentrum in Spelle der<br />
Ort dieser Papierflut. Und dort dient sie – natürlich<br />
– keiner Zeitungsproduktion, sondern mündet<br />
in Betriebsanleitungen für die zu verschickende<br />
Technik. „Wir drucken für jede Maschine eine<br />
individuelle Bedienungsanleitung aus, natürlich<br />
in der jeweiligen Sprache des Bestimmungslandes,<br />
die auch alle kundenspezifischen Ausrüstungsoptionen<br />
berücksichtigt“, berichtet Ludger Focks,<br />
Leiter des Versands und damit Chef eines Teams<br />
aus 41 Mitarbeitenden.<br />
Ludger Focks, Leiter Logistikzentrum<br />
Das Individuelle beinhaltet dabei nicht nur die<br />
Konfiguration der Maschine, wie sie vom Montageband<br />
kommt, sondern enthält in der Dokumentation<br />
zusätzlich jeweils eigene Anbauanleitungen<br />
zu diversen „Beipackteilen“, wie z. B. zusätzliche<br />
Beleuchtungen oder verschiedene Bedienterminals<br />
für Pressen, diverse zusätzliche Achsen<br />
für Schwader oder auch Siliermittelanlagen bei<br />
BiG Pack oder Ladewagen, die Kunden je nach<br />
Maschinentyp bestellen können. „Die analogen<br />
Dokumentationen bzw. Anleitungen sind nach wie<br />
vor gesetzlich vorgeschrieben und durchaus auch<br />
im Sinne der Händler und Endkunden. Denn vermutlich<br />
stellt sich niemand, der nach Anleitung<br />
Teile montieren will, einen Laptop daneben. Dazu<br />
ist die gedruckte Form nach wie vor das Mittel der<br />
Wahl“, erklärt Ludger Focks.<br />
Passend konfektionieren<br />
Stichwort Montage: Viele Maschinen können nicht<br />
so auf einen Lkw verladen werden, wie sie vom<br />
Montageband rollen. Gründe dafür sind entweder<br />
die laut StVZO maximal zulässigen Breiten und<br />
Längen der zu beladenden Transportfahrzeuge<br />
oder die unter dem Kostengesichtspunkt<br />
erforderliche Ladeeffizienz, wie der Versandleiter<br />
weiter ausführt. „Transportraum ist teuer.<br />
Außerdem spüren auch die Speditionen den<br />
Fachkräftemangel in Form einer immer größeren<br />
Knappheit an Lkw-Fahrern. Deshalb ist es sehr<br />
wichtig, den verfügbaren Laderaum so optimal wie<br />
möglich zu nutzen“, so der Versandchef.<br />
Bei Ludger Focks<br />
(r., Leiter Logistikzentrum)<br />
und Klaus<br />
Wilmes (Lademeister)<br />
laufen alle Fäden der<br />
Versand- und Transportlogistik<br />
für fertige<br />
Maschinen zusammen.<br />
Was dies bedeutet, zeigt sich gleich zu Beginn<br />
des Rundgangs durch das Logistikzentrum. An<br />
insgesamt fünf Ladeplätzen stehen Maschinen<br />
und Geräte, die auf Verladung warten. Einer<br />
dieser Plätze ist für die Containerverschickung<br />
vorgesehen, und vor einem offenen Container<br />
steht eine Rundballenpresse, die nach Übersee<br />
verschifft werden soll. Herausforderung dabei:<br />
Im vollständig montierten Zustand passt sie<br />
garantiert nicht in den Container. Daher bleibt<br />
nur die teilweise Demontage. „Letztlich gilt das<br />
natürlich nicht nur für die Container, sondern<br />
ebenso für die sogenannten Planensattelauflieger<br />
oder Tieflader: Die zulässigen Außenmaße müssen<br />
penibel eingehalten werden, und was bei den<br />
Maschinen nicht passt, wird passend gemacht –<br />
sprich bedarfs- und fachgerecht zurückgebaut“,<br />
ergänzt Klaus Wilmes, der als Verlademeister in<br />
der Halle die Regie hat. „So weit es irgend möglich<br />
ist, wird der Aspekt der Transportmaße schon bei<br />
der Maschinenkonstruktion berücksichtigt. Dort<br />
fließen dann auch regelmäßig unsere Erfahrungen<br />
aus dem Versand ein“, fügt sein Chef hinzu.<br />
20 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
21
Ein Teil der Logistikhalle dient der Versandvorbereitung<br />
der Maschinen und der<br />
Ergänzung von „Beipackteilen“, wie z. B.<br />
zusätzliche Achsen für Schwader oder<br />
auch Siliermittelanlagen bei Big Pack oder<br />
Ladewagen.<br />
In der Versand-Hauptsaison<br />
von Januar bis<br />
Juli kann es vorkommen,<br />
dass bis zu<br />
6.000 Maschinen und<br />
Geräte fertig auf den<br />
Abtransport warten.<br />
Das sichere Verladen<br />
großer Maschinen<br />
unter Einhaltung<br />
der StVZO erfordert<br />
viel Erfahrung und<br />
Geschick.<br />
Bis zu 30.000 Maschinen<br />
Das Sorgfaltsgrundprinzip gilt nicht nur bei abgebauten<br />
Teilen wie etwa den Rädern, sondern<br />
generell im gesamten Verladeprozess – und<br />
beginnt z. T. schon Tage oder gar Wochen vor dem<br />
eigentlichen Versand. Der erste Schritt besteht<br />
darin, entsprechend dem Versandauftrag mit<br />
der jeweiligen Spedition die Verfügbarkeit der<br />
passenden Transportkapazität zum gewünschten<br />
Zeitpunkt zu planen. Dies klingt aus der Sicht des<br />
Außenstehenden einfacher, als es in der Realität<br />
ist. Denn erstens wurden bei Krone im Geschäftsjahr<br />
2022/2023 fast 30.000 Landmaschinen verladen<br />
– allein dieses Volumen zeigt die Dimension<br />
der logistischen Herausforderung. Und zweitens<br />
ist nur der kleinere Teil für den Inlandstransport<br />
geplant, das Gros geht in den Export – und da in<br />
erheblicher Stückzahl auch außerhalb der EU.<br />
Soll z. B. ein Häcksler nach Australien verschifft<br />
werden, ist die gesamte Logistikkette von Spelle<br />
inklusive aller Zollformalitäten und länderspezifischen<br />
Besonderheiten bis zum Bestimmungsort<br />
zu planen. Und ist ein Lkw zur Deutschlandreise<br />
mit verschiedenen Empfängern vorgesehen, wollen<br />
auch hier die Nutzung des Laderaums sowie<br />
das Timing gut geplant sein.<br />
Apropos Besonderheiten: Diese können manchmal<br />
sehr speziell ausfallen, wie Ludger Focks<br />
weiter berichtet. So bestehen die Zollbehörden<br />
einiger Überseebestimmungsländer, wie z. B. die<br />
USA, Südamerika, Neuseeland oder Australien, auf<br />
der Nutzung gemäß ISPM 15 zertifizierter Hölzer,<br />
um sicherzustellen, dass Schädlinge, Pilzbefall o. ä.<br />
nicht importiert werden. Dies betrifft nicht nur die<br />
Verpackungsrahmen für Wender oder Schwader,<br />
sondern ebenso schlichte Holzbohlen oder -keile,<br />
die zum sicheren Verstauen der Technik genutzt<br />
werden. Daher könne es z. B. passieren, dass der<br />
US-Zoll einen Container allein deshalb zurückweist,<br />
weil nicht schon beim Öffnen der Türen der<br />
Zertifizierungsstempel der vordersten Unterlegebohle<br />
auf Anhieb zu sehen war ... Diese Liste der<br />
Besonderheiten aller Bestimmungsländer sei lang,<br />
versichert der Versandleiter und müsse bei jeder<br />
einzelnen Sendung zu 100 % eingehalten werden.<br />
Und auf die Frage nach der kuriosesten Begebenheit<br />
beim Verladen antwortet Ludger Focks: „Das<br />
war eindeutig ein großes Bienennest, das wir im<br />
Rollenkasten einer Big Pack fanden, die im Zuge<br />
der Vorfertigung eine gewisse Zeit auf einem der<br />
Zwischenparkplätze gestanden hatte. Mithilfe des<br />
örtlichen Imkers konnten die Bienen jedoch sicher<br />
umziehen und wir die Maschine weiter verladen“,<br />
berichtet er schmunzelnd.<br />
Letzte Qualitätskontrolle<br />
Doch zurück zur „normalen“ Logistik. Im Vorfeld<br />
des Verladens beginnen neben der reinen Transportplanung<br />
diverse weitere Vorbereitungen, um<br />
zum Stichtag alles erforderliche Material zum<br />
Auftrag beieinanderzuhaben. Hierzu gehört u. a.<br />
die Planung für eventuell ergänzende Ersatzteillieferungen,<br />
die mit der Maschine auf die Reise gehen<br />
sollen. Weiterhin ist die Maschine von einem der<br />
drei großen Krone-Abstellplätze in Spelle – in<br />
Summe rund 18 ha – zum Logistikzentrum zu<br />
holen und dort sorgfältig zu waschen. „In der<br />
Versand-Hauptsaison von Januar bis Juli kann es<br />
vorkommen, dass bis zu 6.000 Maschinen und<br />
Geräte fertig auf den Abtransport warten. Daher<br />
ist es wichtig, dass jede an ihrem Standort per GPS<br />
registriert wird und somit sofort wieder auffindbar<br />
ist“, berichtet Klaus Wilmes.<br />
In der Logistikhalle laufen dann alle Vorbereitungen<br />
quasi an der jeweiligen Verladerampe<br />
zusammen. Der Arbeitstag beginnt morgens um<br />
6.00 Uhr. In der ersten Stunde gilt es, die ersten<br />
Aufträge des Tages am Verladeplatz zusammenzustellen.<br />
Ab 7.00 Uhr öffnen sich die Tore für<br />
die Lkw und das Verladen beginnt. In diesem<br />
Zusammenhang hebt der Versandchef den sogenannten<br />
„Drivers Point“ im Obergeschoss der<br />
Versandhalle hervor. Dabei handelt es sich um<br />
Sozialräume für die Lkw-Fahrer mit Duschen,<br />
einer Sitzecke, Fernseher sowie einer Küche.<br />
Sehr häufig komme es vor, dass die Lkw abends<br />
schon in Spelle ankommen und die Fahrer dort<br />
in ihren Fahrzeugen übernachten. Krone nimmt<br />
dazu auch an der „Kravag Truck-Parking“ teil,<br />
einer App, über die sich Fahrer u. a. Parkplätze<br />
reservieren können – wie z. B. auf dem Betriebsgelände<br />
an der Verladehalle. „Indem sie sich bei<br />
uns in einem ansprechenden und guten Rahmen<br />
frisch machen und sich etwas zu Essen zubereiten<br />
können, starten sie am nächsten Tag bestens<br />
ausgeruht und versorgt. Dieser Service kommt<br />
gut an – was wir auch an den vielen positiven<br />
Kommentaren in Social Media ablesen können“,<br />
so Ludger Focks.<br />
Während des Verladens fühlt sich der Beobachter<br />
durchaus an einen Bienenstock erinnert angesichts<br />
der durch die Halle fahrenden Gabelstapler<br />
und Zugmaschinen. Je nach Saisonstand beginnt<br />
das Logistikteam den Arbeitstag zeitversetzt, um<br />
die maximale Ladezeit dennoch in einer Schicht zu<br />
bewältigen. Dies habe bisher stets ausgereicht, um<br />
den Wechsel auf ein 2-Schicht-System zu verhindern.<br />
„Allerdings sind wir 2023 erstmals an unsere<br />
Kapazitätsgrenze gekommen“, so Ludger Focks.<br />
Auch die Coronazeit habe aus sehr verschiedenen<br />
Gründen das ganze Team bis ans Limit gefordert.<br />
„Aber wir haben alles bestmöglich bewältigt – da<br />
bin ich schon sehr stolz auf die Leistung meines<br />
Teams“, ergänzt er.<br />
Wir sorgen dafür, dass die Reise der<br />
Maschinen einwandfrei beginnen kann.<br />
Klaus Wilmes, Lademeister<br />
Jede Maschine wird nach dem Säubern und unmittelbar<br />
vor der Verladung noch einmal von einem<br />
Mitarbeiter aus der Qualitätssicherung gecheckt.<br />
Dies ist dann die letzte Sichtkontrolle, die sicherstellt,<br />
dass die zu verladende Maschine dem sehr<br />
hohen Krone-Qualitätsanspruch entspricht. Wenn<br />
dann eine Maschine reisefertig und sicher auf dem<br />
Lkw bzw. im Container verstaut ist und auch die<br />
eingangs erwähnten Dokumentationsunterlagen<br />
alle ergänzt sind, wird jede Ladung detailliert fotografiert<br />
– auch als Nachweis, alle Sorgfaltspflichten<br />
erfüllt zu haben. Somit verlässt jede Maschine die<br />
Verladehalle in einem tadellosen Zustand, sagt<br />
Klaus Wilmes. Doch nicht nur das: „Im Grunde<br />
genommen sind wir hier das Tor zur Welt für die<br />
Maschinen, die in Spelle vom Band laufen. Und<br />
wir sorgen dafür, dass deren Reise einwandfrei<br />
beginnen kann.“ <br />
Für Transporte nach<br />
Übersee werden viele<br />
Maschinen, soweit<br />
irgendwie möglich, in<br />
Containern verstaut.<br />
22 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
23
Mit der Recalm-Technologie<br />
lassen sich Umgebungsgeräusche<br />
in der Häckslerkabine<br />
um bis zu 3 dB(A)<br />
reduzieren.<br />
AKTIVE GERÄUSCHREDUZIERUNG<br />
Ruhe am Ohr<br />
Schallwellen störender Geräusche im Kopfbereich des Fahrers<br />
messen und durch Gegenwellen neutralisieren – dafür testet Krone<br />
derzeit eine spannende Techniklösung, die bei den Selbstfahrern<br />
BiG X und BiG M Anwendung finden soll. <strong>XtraBlatt</strong> hat schon<br />
jetzt nachgefragt.<br />
D<br />
er Fachbegriff „destruktive<br />
Interferenz“ klingt nicht nur<br />
trocken-theoretisch – er ist<br />
es auch. Im Ergebnis bietet<br />
dieses Prinzip in Bezug auf Schallwellen<br />
jedoch eine auch für Landtechnik<br />
ebenso spannende wie praktische<br />
Lösung: Sie reduziert die für die Fahrer<br />
in den Fahrzeugkabinen nach wie vor<br />
allgegenwärtige Geräuschbelastung. „Die<br />
modernen Kabinen von heute leisten<br />
bezüglich der Geräuschreduzierung<br />
schon enorm viel. Und trotzdem gibt es<br />
hier noch ein erkennbares Potenzial zur<br />
Verbesserung“, meint Guido Ringling,<br />
in der Krone-Gruppe zuständig für die<br />
strategische Konzernentwicklung mit<br />
Fokus Landtechnik, sowie einer der drei<br />
Verantwortlichen der Geschäftseinheit<br />
Silver Crown Capital.<br />
Bis zu 3 dB(A) weniger<br />
Die Lösung für dieses Problem lautet<br />
„Active Noise Cancelling“, kurz ANC.<br />
Entwickelt wurde sie von dem auf Akustiklösungen<br />
spezialisierten Hamburger<br />
Start-up-Unternehmen recalm, an dem<br />
sich Krone beteiligt hat. Das nachrüstbare<br />
recalm-System „Ancor“ wird an<br />
der Kopfstütze verbaut und arbeitet<br />
mit mehreren Mikrofonen und Lautsprechern.<br />
Die Mikrofone nehmen die<br />
vorhandenen Umgebungsgeräusche auf,<br />
während die Lautsprecher die von einer<br />
Software ermittelten, gegenphasigen<br />
Schallsignale abgeben. Hierdurch heben<br />
sich die Schallwellen gegenseitig auf und<br />
niederfrequente, störende Töne werden<br />
unterdrückt. Etwa 20–30 cm um den Kopf<br />
des Fahrers herum entsteht somit ein<br />
Bereich geringerer Geräuschbelastung,<br />
die um etwa 2–3 dB(A) niedriger liegt.<br />
„Das klingt nicht viel, doch wer sich etwas<br />
mit Lärmmaßeinheiten auskennt, weiß<br />
um das Ausmaß dieser Veränderung.<br />
Aber spätestens, wenn man einige Minuten<br />
mit Ancor gearbeitet hat und das<br />
Modul dann ausschaltet, wird man sehr<br />
überrascht über den Unterschied sein.<br />
Das ist ein echter Wow-Effekt“, so Guido<br />
Ringling weiter. Wichtig ist ihm dabei der<br />
Hinweis, dass es nicht um die völlige Geräuscheliminierung<br />
geht, sondern allein<br />
um eine Reduzierung. Schließlich sei es<br />
für den Fahrer eines Häckslers wichtig,<br />
die für die Beurteilung der relevanten<br />
Maschinenfunktionen wichtigen Geräuschkulissen<br />
weiter wahrnehmen zu<br />
Komfort und Qualität werden dem entsprechen,<br />
was in hochwertigen Pkw<br />
Standard ist.<br />
Guido Ringling, Geschäftsführer Silver Crown Capital<br />
können, etwa des Motors, des Antriebs<br />
und des Gutflusses.<br />
Mehr Fahrerkomfort<br />
Für den Fahrer hat diese Geräuschreduzierung<br />
ein deutlich entspannteres<br />
Arbeiten zur Folge, ist Guido Ringling<br />
überzeugt, und bedeute zudem ein<br />
Mehr an Konzentrationsfähigkeit sowie<br />
Arbeitssicherheit. Insofern sei der Ancor<br />
keine technische Spielerei, sondern ein<br />
wichtiger Beitrag zu Arbeitssicherheit<br />
und Nachhaltigkeit. „Und zwar auch<br />
nachhaltig im Sinne der Mitarbeiterzufriedenheit.<br />
Dieser Aspekt wird in Zeiten<br />
des Fachkräftemangels immer wichtiger.<br />
Und indem wir seitens Krone eine solche<br />
Lösung anbieten, sehen wir uns im Wettbewerbsvergleich<br />
erneut ganz vorn“, hebt<br />
er hervor.<br />
Das Anbieten beschränkt sich dabei<br />
allerdings nicht auf die Nachrüstlösung<br />
des Ancor, die auch für ältere BiG X und<br />
BiG M nutzbar sein soll. Derzeit ist es<br />
vorgesehen, das diese Technik in alle<br />
Entwicklungsprojekte im Bereich Kabine<br />
einfließen soll. Hierbei sind die Funktionen<br />
freies Sprechen beim Telefonieren<br />
sowie bei Funknutzung und natürlich<br />
die Radionutzung von großer Bedeutung.<br />
„Komfort und Qualität werden dem<br />
entsprechen, was in hochwertigen Pkw<br />
Standard ist“, kündigt Guido Ringling<br />
an. „Derzeit laufen noch intensive Testreihen<br />
in der Gras- und im Herbst in der<br />
Maisernte, um die letzten Messungen<br />
und Feineinstellungen bezüglich der<br />
relevanten Geräuschkulissen vorzunehmen.<br />
Das werten wir dann aus und lassen<br />
diese Erkenntnisse in die Entwicklung<br />
eines serienreifen Produktes münden“,<br />
fügt er abschließend hinzu. <br />
Das Modul „Ancor“<br />
ist zur Montage am<br />
Fahrersitz nachrüstbar.<br />
24 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
25
FAMILIE WIESEMANN, RADEVORMWALD<br />
Auf dem Futter -<br />
tisch geht’s rund<br />
Fahrsilo oder Ballen? Wenn es ums Grünfutter geht, gibt es<br />
verschiedene Philosophien. Landwirt Ludwig Wiesemann hat sich<br />
vor sechs Jahren für den Umstieg vom Fahrsilo zur Rundballensilage<br />
entschieden und diese Entscheidung nie bereut. Produziert wird mit<br />
Grünfuttertechnik von Krone.<br />
Grünfutter, das Begehrlichkeiten<br />
weckt:<br />
Die Milchkühe der<br />
Wiesemanns schätzen<br />
das in Rundballen<br />
silierte Futter.<br />
Basis für hochwertiges<br />
Grünfutter: Ludwig<br />
und David Wiesemann<br />
nutzen eine Krone<br />
Comprima CF 155 XC<br />
für die Grünfutter -<br />
produktion.<br />
A<br />
ufmerksam lässt Ludwig Wiesemann<br />
seinen Blick über eine seiner Flächen<br />
schweifen. Rund 120 ha bewirtschaftet<br />
er gemeinsam mit seinem Bruder<br />
David Wiesemann im Bergischen Land bei<br />
Radevormwald. Etwa 100 ha sind Grünland,<br />
auf 20 ha wird Mais angebaut.<br />
Beides bildet die Futterbasis für<br />
die 150 Milchkühe sowie weitere<br />
300 Kopf Nachzucht und Bullen<br />
für die Fleischproduktion. Bei<br />
den Kühen handelt es sich um<br />
bayerisches Fleckvieh, das als<br />
besonders robust gilt.<br />
Obwohl es noch früh im Jahr<br />
ist, blüht hier in den Höhenlagen<br />
des Bergischen Landes bereits der<br />
Löwenzahn im üppig gewachsenen Weidegras,<br />
das bereits beginnt, Rispen zu schieben.<br />
„Der perfekte Zeitpunkt für den ersten Schnitt“,<br />
sagt Agrarbetriebswirt Ludwig Wiesemann, der<br />
den Betrieb von seinem Vater nach dem erfolgreichen<br />
Abschluss seiner Ausbildung übernommen<br />
hat. Einige hundert Meter weiter, am Nordhang<br />
einer rund 200 m höher gelegenen Fläche, sieht<br />
es komplett anders aus. Hier will das Gras noch<br />
nicht so richtig in Gang kommen, blühenden<br />
Löwenzahn sieht man nur sehr vereinzelt.<br />
Künftig mit Mantelfolie<br />
Trotzdem bereiten sich die beiden Wiesemann-<br />
Brüder in diesen Tagen auf den ersten Schnitt des<br />
Jahres <strong>2024</strong> vor. Das Mähwerk EasyCut B 970 wird<br />
gründlich durchgecheckt und abgeschmiert, der<br />
2-Kreisel-Schwader wird ebenfalls schon mal aus<br />
der Scheune geholt, und auch die Rundballenpresse<br />
ist startklar, soll aber eigentlich nicht mehr<br />
zum Einsatz kommen. „Die Presse ist inzwischen<br />
sechs Jahre bei uns im Einsatz und hat in dieser<br />
Zeit rund 15.000 Ballen gepresst und einsiliert“,<br />
erklärt Ludwig Wiesemann. Obwohl die vorbildlich<br />
gepflegte und gewartete Comprima CF 155 XC<br />
sicher auch eine weitere Saison ohne größere<br />
Probleme absolvieren würde, hat der Betrieb in<br />
eine neue Presse investiert. Im Zulauf befindet<br />
sich aufgrund der guten Erfahrungen wieder<br />
Die Qualität des Futters hat für<br />
uns oberste Priorität.<br />
Ludwig Wiesemann, Landwirt<br />
eine Press-Wickel-Kombination der Comprima-<br />
Baureihe, diesmal allerdings in der Plus-Version.<br />
Ludwig Wiesemann erwartet, dass die Maschine<br />
in einigen Tagen zum Start des ersten Schnitts von<br />
seinem Krone-Händler Rademacher Land- und<br />
Industrietechnik in Halver ausgeliefert wird.<br />
Die Comprima CF 155 XC Plus besitzt eine semivariable<br />
Presskammer und kann Rundballen der<br />
Dimension 1.25–1.50 m × 1.20 m pressen. Sie wird<br />
mit 26 Messern ausgestattet sein, was eine theoretische<br />
Schnittlänge von 42 mm ermöglicht. Zum<br />
Betrieb ist eine Schlepperleistung von mindesten<br />
120 PS erforderlich. Die Arbeitsbreite von 2,15 m<br />
passt optimal zum entsprechend eingestellten<br />
2-Kreiselschwader. Im Unterschied zur bislang<br />
verwendeten Presse kann der Milchbetrieb künftig<br />
auch mit Mantelfolie arbeiten. „Das wird beim<br />
Auspacken des Futters einiges an Zeit sparen, da<br />
das Trennen von Netz und Folie für die Entsorgung<br />
entfällt“, ist sich Ludwig Wiesemann sicher. Ein<br />
weiteres wichtiges Feature der Plus-Variante ist für<br />
ihn die Zentralschmierung, die den Wartungsaufwand<br />
für ihn deutlich erleichtern wird. <br />
28 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
29
Optimaler Schnittzeitpunkt:<br />
Beim<br />
Mähen setzt Familie<br />
Wiesemann auf ein<br />
EasyCut B 970.<br />
Eingespieltes Team:<br />
Für die Grünfutterproduktion<br />
nutzt der<br />
Milchviehbetrieb<br />
Erntetechnik von<br />
Krone.<br />
Für die beiden Landwirte, die bei der Bewirtschaftung<br />
des Betriebes von ihrem Vater sowie ihrem<br />
Onkel unterstützt werden, sind die Comprima<br />
sowie das EasyCut-Mähwerk die zentralen Schlüsselmaschinen.<br />
„Das Grundfutter ist für uns die<br />
Basis für den wirtschaftlichen Erfolg. Die Qualität<br />
des Futters hat daher für uns oberste Priorität“,<br />
betont Ludwig Wiesemann. Um<br />
die bestmögliche Futterqualität<br />
der jährlich benötigten rund<br />
2.500 Rundballen zu gewährleisten,<br />
ziehen er<br />
und sein Bruder bei der<br />
Grünfutterproduktion<br />
alle Register.<br />
Umstieg auf Rundballen<br />
Zu besagten Registern gehören die Pflege und<br />
Düngung des Grünlandes, die die beiden Landwirte<br />
in Eigenregie durchführen. Das gilt auch für die<br />
Ernte. Wichtig ist dabei ein TMS-Gehalt von 30 bis<br />
35 %. Ist das Futter zu trocken, fressen es die Kühe<br />
nicht. Ist es zu feucht, kann kein formstabiler Ballen<br />
produziert werden. Kompromisse zugunsten<br />
eines effizienteren Ernteprozesses gehen die Brüder<br />
nicht ein: „Wir orientieren uns aus Gründen<br />
der Futterqualität konsequent an dem optimalen<br />
Schnittzeitpunkt auf den jeweiligen Flächen“, erläutert<br />
Agrar-Betriebswirt Ludwig Wiesemann.<br />
Aufgrund der sehr heterogenen Flächenstrukturen<br />
des Milchviehbetriebes wurde die Technik<br />
punktgenau auf diese Strukturen abgestimmt.<br />
So können die beiden Brüder in der Ernte flexibel<br />
auf die jeweiligen Gegebenheiten reagieren.<br />
Sollte es in der kommenden Woche noch einige<br />
sonnige Tage geben, die den Zucker- und damit<br />
den Energiegehalt im Weidegras ansteigen lassen,<br />
wird sich David Wiesemann daraufhin mit dem<br />
Schmetterlingsmähwerk an die Arbeit machen<br />
und die ersten schnittreifen rund 20 ha Grünland<br />
mähen. Je nach Wetterbedingungen wird wenig<br />
später gewendet, geschwadet und anschließend<br />
in Rundballen gepresst und einsiliert.<br />
Als Ludwig Wiesemann vor sechs Jahren vom<br />
Fahrsilo auf Rundballen umstieg, war er in der<br />
Region der Einzige, der sich über alle Schnitte<br />
hinweg für dieses Verfahren entschieden hat. „Vor<br />
allem aufgrund der Kosten pro Ballen haben einige<br />
Berufskollegen dieses Verfahren eher kritisch gesehen“,<br />
erinnert sich der Milchviehhalter. Neben<br />
den reinen Maschinenkosten, die sich zwischen<br />
2 € bis 3 € pro Ballen belaufen, müssen natürlich<br />
auch die Betriebskosten für den Schlepper sowie<br />
die Folie in die Rechnung mit einbezogen werden.<br />
Gerade Netze sowie die 6- bis 8-fach gewickelte Folie<br />
seien ein signifikanter Kostenfaktor. Trotzdem<br />
sieht sich Ludwig Wiesemann im Vergleich zur<br />
„Fahrsilo-Fraktion“ betriebswirtschaftlich nicht<br />
im Nachteil. Das sehen mittlerweile auch andere<br />
Landwirte in der Region ähnlich und haben auf<br />
Rundballensilage umgestellt.<br />
„Das Einsilieren des Grundfutters<br />
in Rundballen bringt<br />
speziell für unseren Betrieb<br />
einige Vorteile, die die höheren<br />
Produktionskosten<br />
rechtfertigen“, betont er.<br />
Da sei neben dem bereits<br />
erwähnten flexiblen<br />
Erntezeitpunkt vor allem<br />
die bessere Verteilung des<br />
Futters über das Jahr. „Wir<br />
mischen das Grünfutter der verschiedenen<br />
Schnitte, was zu einer gleichmäßigeren<br />
Milchleistung und Milchqualität führt“, erklärt<br />
Ludwig Wiesemann. Gerade der so nährstoffreiche<br />
erste Schnitt werde auf diese Weise über das ganze<br />
Jahr an die Kühe verteilt. Um dabei den Überblick<br />
nicht zu verlieren, erhält jeder der meist fünf<br />
Schnitte im Jahr eine andere Folienfarbe. „Darüber<br />
hinaus können wir den Kühen täglich frisches<br />
Futter geben, was bei Grünfutter aus dem Fahrsilo<br />
in dieser Konsequenz nicht möglich ist“, so Ludwig<br />
Wiesemann weiter. Pro Tag benötigt der Betrieb<br />
sechs bis sieben Ballen, die durch Maissilage,<br />
Biertreber und Pressschnitzel ergänzt werden.<br />
Das Gras wird nach dem Entfernen von Folie und<br />
Netz mithilfe eines Radladers in den Futtermischwagen<br />
gegeben, mit den anderen Komponenten<br />
gründlich vermischt und anschließend im Stall<br />
verteilt.<br />
Vermeidung von Futterverlusten<br />
Ein weiteres Argument für die Rundballensilage<br />
ist für ihn die Vermeidung von Futterverlusten<br />
durch Nacherwärmungen und Schimmelbildung.<br />
„Wir hatten teilweise erhebliche Verluste durch<br />
ungenießbar gewordenes Futter“, erinnert sich<br />
der Landwirt. Bei aufmerksam gepressten und<br />
einsilierten Rundballen seien Verluste dagegen<br />
die absolute Ausnahme.<br />
Ludwig und David Wiesemann sind sich sicher,<br />
dass die Erhöhung der Milchleistung in ihrem<br />
Betrieb in den vergangenen Jahren um knapp<br />
10 % unter anderem auf die Umstellung auf<br />
Rundballensilage zurückzuführen ist. Aber auch<br />
andere Prozesse der Milchproduktion hat der Betrieb<br />
weiter optimiert. So wurde im vergangenen<br />
Herbst in drei Melkroboter investiert. Schon nach<br />
wenigen Monaten zeichnet sich hier ein weiterer<br />
Produktivitätsschub ab. Diese Steigerung setzt<br />
natürlich ein hochwertiges Qualitäts-Grünfutter<br />
voraus. Die Stellschrauben dafür haben die beiden<br />
Landwirte weiterhin in den eigenen Händen – u. a.<br />
mit der neuen Comprima CF 155 XC Plus. <br />
Einfaches Handling:<br />
Die Vorbereitungen<br />
für den ersten Schnitt<br />
des Jahres laufen auf<br />
Hochtouren.<br />
Grünfutter in<br />
optimaler Qualität:<br />
Das bayerische Fleckvieh<br />
des Milchviehbetriebes<br />
der Brüder<br />
Wiesemann erhält<br />
nur hochwertiges<br />
Grünfutter.<br />
Das Einsilieren des Grundfutters in<br />
Rundballen bringt für unseren Betrieb<br />
einige Vorteile.<br />
Ludwig Wiesemann, Landwirt<br />
30 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
31
KRONE-GRUPPE<br />
Ein Gestalter<br />
der Branche<br />
Philip Freiherr von dem<br />
Bussche verstarb im April<br />
nach schwerer Krankheit.<br />
I<br />
n tiefer Trauer teilt Krone mit, dass<br />
der langjährige Vorsitzende des<br />
Aufsichtsrats sowie des Beirats der<br />
Krone-Gruppe, Philip Freiherr von<br />
dem Bussche, am 8. April im Alter von<br />
74 Jahren nach schwerer Krankheit im<br />
heimischen Bad Essen verstorben ist. Mit<br />
der Familie und allen Angehörigen trauern<br />
auch zahlreiche Institutionen und<br />
Betriebe der Landwirtschaft sowie der<br />
Landtechnik- und Lebensmittelbranche,<br />
die der besonnene Unternehmer durch<br />
sein langjähriges Wirken in verschiedensten<br />
Führungsgremien entscheidend<br />
geprägt hat.<br />
Generationswechsel<br />
begleitet<br />
Bereits 2<strong>01</strong>5 wurde er in das höchste<br />
Gremium des Unternehmens berufen<br />
und folgte direkt als Vorsitzender auf<br />
Dr.-Ing. E.h. Bernard Krone, der als Ehrenvorsitzender<br />
verblieb. Die wertvollen<br />
Einsichten und das fundierte Fachwissen<br />
Philip Freiherr von dem Bussches<br />
erwiesen sich für die Krone-Gruppe als<br />
essenziell. Besonders hervorzuheben<br />
ist sein Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung<br />
des Generationswechsels. Im<br />
Zuge dessen übergab er den Vorsitz an<br />
Bernard Krone und wirkte im Aufsichtsrat<br />
sowie dem zugehörigen Präsidial- und<br />
Prüfungsausschuss aktiv weiter.<br />
Zudem hatte er einen wesentlichen<br />
Anteil an der heutigen globalen Ausrichtung,<br />
indem er maßgeblich zur<br />
aktuellen Organisationsstruktur beitrug.<br />
Darüber hinaus war Philip Freiherr von<br />
dem Bussche ein treibender Faktor für<br />
den Wachstumskurs von Krone. Sein<br />
strategisches Gespür kombinierte er<br />
mit einem standhaften Optimismus<br />
bezüglich der Zukunftsperspektiven des<br />
Unternehmens, ohne dabei kritische<br />
Aspekte außer Acht zu lassen.<br />
Mit Kompetenz und<br />
Engagement<br />
Der passionierte Landwirt bewirtschaftete<br />
leidenschaftlich das Gut Ippenburg. Es<br />
ist seit dem 14. Jahrhundert in Familienbesitz<br />
und wurde im Jahr 2<strong>01</strong>3 bereits<br />
an die 22. Generation vererbt. Seit 1990<br />
baute von dem Bussche gemeinsam mit<br />
einem Partner einen weiteren großen<br />
Landwirtschaftsbetrieb in Krostitz<br />
(Sachsen) auf.<br />
Darüber hinaus engagierte er sich in den<br />
Gremien der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft<br />
(DLG), deren Präsident er<br />
zwischen 1997 und 2005 war. In den Jahren<br />
2000 bis 2005 war er zudem Mitglied<br />
des Aufsichtsrats und von 2005 bis 2<strong>01</strong>4<br />
des Vorstands der KWS in Einbeck. Ende<br />
2022 kehrte er als Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />
der KWS SAAT SE & Co. KGaA<br />
sowie der KWS SE zurück. Philip Freiherr<br />
von dem Bussche war außerdem<br />
von 2<strong>01</strong>5 bis 2021 Beiratsvorsitzender<br />
der Grimme-Gruppe, von 2<strong>01</strong>5 bis 2023<br />
Mitglied des Aufsichtsrats der K+S Aktiengesellschaft<br />
und gehörte seit März<br />
2<strong>01</strong>5 dem Beirat der Fuchs-Gruppe an.<br />
Zwei Jahre war Philip Freiherr von dem<br />
Bussche außerdem kooptiertes Mitglied<br />
des Gesellschafterausschusses der Pfeifer<br />
& Langen Industrie- und Handels KG,<br />
dessen Vorsitz er im Jahr 2<strong>01</strong>8 führte.<br />
Familie Krone, der Aufsichtsrat, Vorstand<br />
und Geschäftsführung sowie alle Mitarbeitenden<br />
der Krone Gruppe werden<br />
sein Wirken in würdiger Erinnerung<br />
bewahren. <br />
EasyCut R 450<br />
Mähen mit mehr Balance<br />
Krone ergänzt seine Scheibenmähwerke<br />
der R-Baureihe um ein neues Spitzenmodell:<br />
das EasyCut R 450 mit 4,5 m Arbeitsbreite,<br />
einer Transportbreite unter 2,50 m<br />
sowie einem Eigengewicht von 1.250 kg.<br />
Zu den besonderen Features gehört u.a.<br />
ein Kontergewicht, dessen hydraulisch<br />
teleskopierbarer Mechanismus optional<br />
mit bis zu zehn Platten à 50 kg bestückt<br />
werden kann. Damit verbessern sich die<br />
Fahreigenschaften im Feld enorm. Das<br />
bis zu 500 kg schwere Gewicht fährt vollautomatisch<br />
folgegesteuert um 60 cm<br />
nach außen. Dadurch lässt sich die Ballastierung<br />
der Maschine optimieren und<br />
die Unterlenker des Schleppers werden<br />
gleichmäßiger beansprucht. Folglich<br />
liegt der Leistungsbedarf nur bei etwa<br />
74 kW bzw. 100 PS.<br />
Für eine herausragende Bodenanpassung<br />
über die gesamte Arbeitsbreite sorgt<br />
selbst unter schwierigsten Bedingungen<br />
die patentierte DuoGrip-Aufhängung. Ein<br />
integrierter Pendelstopp-Zylinder zieht<br />
Vendro C 1340<br />
die Mäheinheit in Vorgewendeposition<br />
an den Auslegearm und sorgt so für ein<br />
ruhiges Fahrverhalten auch bei größeren<br />
Bodenunebenheiten und rasanten Wendmanövern.<br />
Zur Serienausstattung gehört<br />
ebenfalls der hydraulisch einstellbare<br />
und von einem Manometer gut ablesbare<br />
Auflagedruck. Dieser kann optional von<br />
Kompromisslos effizient<br />
Mit einer Arbeitsbreite von 13,34 m avanciert der neue 12-Kreisel-<br />
Zettwender Vendro C 1340 zum aktuellen Top-Modell der mit<br />
dem OptiTurn-Kreiselkonzept ausgestatteten Vendro-Baureihe.<br />
Serienmäßig ist der Vendro C 1340 mit Wendedeichsel und<br />
Zugöse (40 mm) für die Oben- und Untenanhängung oder<br />
optional mit K80-Kugelkopfkupplung oder Zugpendel ausgestattet.<br />
Eine Zwei-Punkt-Anhängung inklusive Zugfeder ist<br />
standardmäßig vorhanden. Über die Feder findet beim Anfahren<br />
der Vorgewendestellung ein Lastausgleich statt, sodass man<br />
selbst mit kleinen Traktoren sicher unterwegs ist.<br />
Zwölf Kreisel mit einem Durchmesser von 1,50 m und jeweils<br />
sechs Zinkenarmen ermöglichen bei großzügiger Überlappung<br />
ein sehr effizientes Zetten und Wenden. Dabei sorgt das Opti-<br />
Turn-Kreiselkonzept vor allem in stark kupiertem Gelände für<br />
eine vorbildliche Bodenanpassung. Je nach Einsatzzweck der<br />
Maschine lässt sich der Streuwinkel in vier Stufen im Bereich<br />
von 13 bis 19° variabel verstellen. Die gewünschte Arbeitshöhe<br />
kann der Schlepperfahrer zentral über eine Handkurbel an<br />
der Maschine oder über die optional erhältliche hydraulische<br />
Verstellung aus der Schlepperkabine einstellen. Ein absolutes<br />
der Schlepperkabine aus angepasst werden,<br />
wofür aber ein doppelt wirkendes<br />
Steuergerät vorhanden sein muss. Für<br />
den Transport wird das EasyCut R 450<br />
hydraulisch horizontal nach hinten geschwenkt.<br />
Dabei fährt das Kontergewicht<br />
automatisch ein, sodass die Transportbreite<br />
unterhalb von 2,5 m liegt.<br />
Highlight des Vendro C 1340 ist die auf Wunsch erhältliche<br />
hydraulische Entlastung der Transportachse – bei der Plus-<br />
Variante ist diese sogar serienmäßig vorhanden. Der positive<br />
Effekt: Die Grasnarbe bleibt intakt, der Bodenkontakt und damit<br />
die Funktion als vorderes Tastrad für die Zinken bleibt erhalten.<br />
Dies sichert die Futterqualität auch für die folgenden Schnitte.<br />
32 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
33
FAMILIE OLISLAGERS, ESCH (NL)<br />
Ziegenhaltung<br />
im großen Stil<br />
Da Milchkühe für den Hof der Familie Olislagers nicht genügend<br />
Wachstums- und Einkommensperspektiven boten, folgte<br />
schon vor fast 30 Jahren der Wechsel auf Milchziegen. Heute<br />
hält der Betrieb rund 6.200 Milchziegen plus Nachzucht und<br />
Lämmermast. <strong>XtraBlatt</strong> war vor Ort.<br />
P<br />
rodukte aus Ziegenmilch liegen hoch in<br />
der Verbrauchergunst. In Deutschland<br />
widmen sich diesem Betriebszweig vielfach<br />
Direktvermarktungsbetriebe mit<br />
vergleichsweise überschaubaren Tierbeständen,<br />
die ihre Milch häufig selbst verarbeiten. Daher<br />
macht die Aussicht darauf, einen Betrieb mit Ziegenhaltung<br />
im XXL-Format zu besuchen, auf jeden<br />
Fall neugierig. Genauer gesagt handelt es sich um<br />
den Hof der Familie von Arno Olislagers in Esch,<br />
etwa 30 km nordwestlich der niederländischen<br />
Stadt Eindhoven in der Provinz Noord-Brabant.<br />
Und XXL ist gleichbedeutend mit 6.200 Milchziegen<br />
plus Nachzucht und Mastlämmern – in<br />
Summe 9.500 Tiere der Rasse Saanen. Sie sind<br />
auf insgesamt vier Ställe im Umkreis von etwa<br />
50 km verteilt, zwei für die Milchziegen und zwei<br />
für Nachzucht sowie Masttiere.<br />
Ruhe im Stall<br />
Am Standort Esch stehen etwa 4.200 Milchziegen.<br />
Dafür wurde der ehemalige Milchviehstall<br />
auf Strohhaltung im Tiefbett umgebaut und im<br />
Laufe der Jahre mehrfach erweitert. Durch die<br />
volle Länge des Stalls ziehen sich entlang der drei<br />
Futtergänge insgesamt sechs Buchten, in denen<br />
jeweils Gruppen von bis zu 700 Tieren stehen. Täglich<br />
verteilt ein an die Schwinge eines Radladers<br />
angebauter Strohverteiler sechs Quaderballen,<br />
wobei die frische Strohlage nicht nur der Sauberkeit<br />
und trockenen Liegefläche, sondern ebenso<br />
der Beschäftigung der Tiere dient. Zusätzlich<br />
stehen in jeder Bucht mehrere große Körbe, in<br />
die jeweils ein Quaderballen Stroh passt – ebenfalls<br />
beliebter Beschäftigungspunkt und Chance zur<br />
Raufutteraufnahme. Pro Tier und Jahr benötigt<br />
der Betrieb im Durchschnitt etwa 200 kg Stroh,<br />
was allein für den Standort Esch auf etwa 840 t<br />
hinausläuft. Für alle vier Standorte zusammen<br />
sind es in Summe also rund 1.700 t.<br />
Das Füttern übernimmt – nach dem gleichen<br />
Prinzip wie in einem Kuhstall – ein Traktor mit Futtermischwagen.<br />
Einmal täglich legt das Gespann<br />
Futter vor. Dabei erhalten nicht alle Gruppen auf<br />
einmal ihre Mahlzeit, sondern zeitlich versetzt,<br />
orientiert an den Melkzeiten, wie der Landwirt<br />
weiter erklärt. Und ein Blick in den Stall während<br />
des Fütterns zeigt: In derjenigen Gruppe, die gerade<br />
versorgt wird, herrscht natürlich freudige Aufgeregtheit,<br />
während die Nachbargruppe entspannt<br />
weiter Stroh mümmelt, wiederkäut, umherwandert<br />
oder einfach nur „chillt“. Überhaupt fällt im<br />
Stall die große Ruhe auf: Bei 4.200 Ziegen sind es<br />
außerhalb der Futterzeiten nur ganz wenige Tiere,<br />
die mal einen Laut von sich geben. Offensichtlich<br />
also nichts zu meckern, kann man konstatieren.<br />
Und auch das Vorurteil der „stinkenden Ziege“<br />
verflüchtigt sich unmittelbar: In diesem Stall ist<br />
Das Unternehmen<br />
6.200 Milchziegen, inkl. Nachzucht und Masttieren insgesamt rund<br />
9.500 Tiere<br />
Haltung in Tiefstreuställen, Strohbedarf insgesamt ca. 1.700 t/Jahr, komplett<br />
zugekauft<br />
220 ha bewirtschaftete Fläche, davon 120 ha Grünland<br />
Milchleistung im Schnitt pro Tier rund 1.110 l/Jahr<br />
6 Festangestellte, bis zu 10 Saisonhelfer<br />
Ergänzend zum landwirtschaftlichen Betrieb zusätzlich eigenes<br />
Lohnunternehmen<br />
die Duftwolke erkennbar unaufdringlicher als in<br />
einem 500er Kuhstall, der qua Größe ein Äquivalent<br />
zu einer solchen Ziegenherde wäre.<br />
1A-Futterqualität ist ein Muss<br />
Die Futtermischung besteht zu 40 % aus Maisund<br />
zu 35 % aus Grassilage. Hinzu kommen<br />
gut 15 % einsilierte Zuckerrübenpressschnitzel<br />
sowie Kraftfutter. Pro Tier und Tag rechnet der<br />
Landwirt bei den ausgewachsenen Ziegen etwa<br />
5,6 kg Futtermischung. Als Futtergrundlage<br />
dienen 100 ha Acker sowie 120 ha Grünland. Alle<br />
anderen Futterbestandteile und das Stroh kauft<br />
Arno Olislagers zu.<br />
Bezüglich der Futterqualität liegt die Messlatte<br />
im Hause Olislagers keinesfalls niedriger als bei<br />
Kühen. Ein TS-Gehalt von 35–38 % bei Mais und<br />
40–45 % bei Gras. Dessen Körner sollten ebenfalls<br />
gut gecrackt sein, allerdings müsse dies nicht ganz<br />
so fein wie bei Kühen geschehen, so der Landwirt:<br />
„Ziegen kauen besser“, lautet seine Begründung<br />
mit einem Augenzwinkern. <br />
Genau den<br />
richtigen<br />
Schnittund<br />
Silierzeitpunkt<br />
zu nutzen,<br />
ist eine der<br />
wesentlichsten<br />
Voraussetzung<br />
für<br />
1A-Futterqualität.<br />
Arno Olislagers,<br />
Landwirt<br />
Arno Olislagers<br />
möchte den Bestand<br />
noch um weitere 1.000<br />
Tiere ausbauen.<br />
34 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
35
Am Standort Esch wird<br />
ein 2×42er Side-by-Side-Melkstand<br />
genutzt,<br />
im zweiten Milchziegenstall<br />
in Zevenbergen<br />
dagegen ein<br />
72er Melkkarussell.<br />
Größten Wert legt der Landwirt auf die eigentliche<br />
Futtergewinnung. Hier bevorzugt er die Eigenmechanisierung<br />
mit Krone-Technik, genauer<br />
gesagt, einem gebraucht gekauften BiG X 700,<br />
einem EasyCut B1000 CV Collect, einem Swadro<br />
1400 Plus und zwei Transportwagen TX 460.<br />
Überzeugend an der Technik findet er deren<br />
Qualität und Leistungsfähigkeit. „Auch da gibt<br />
es nichts zu meckern“, wie er mit einem Augenzwinkern<br />
hinzufügt. Auf den ersten Blick<br />
erscheint das selbst für einen Betrieb dieser<br />
Größe übermechanisiert. Und doch geht<br />
die Rechnung auf, wie Arno Olislagers<br />
erläutert: „Genau den richtigen Schnittund<br />
Silierzeitpunkt zu nutzen, ist eine<br />
der wesentlichsten Voraussetzungen für<br />
1A-Futterqualität. Dabei geht es manchmal nur<br />
um wenige Stunden – das können die Lohnunternehmer<br />
bei unserer Flächengröße zumindest hier<br />
in der Region nicht so schaffen, wie es mir wichtig<br />
ist.“ Außerdem spiele dabei die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
eine wichtige Rolle, wie er ergänzt:<br />
„Melken und Füttern sind verantwortungsvolle<br />
Aufgaben – aber wenn meine Mitarbeiter mit<br />
der Technik unterwegs sein können, glänzen<br />
die Augen. Erntetage sind stressig, aber echte<br />
Motivationsbooster für mein Team.“<br />
Zweiter Qualitätsaspekt ist für ihn die Schnittlänge.<br />
Bei Mais sind es 4–4,5 mm, bei Gras etwa<br />
20 mm. Dadurch sei das spätere Mischen einfacher,<br />
und die Tiere selektieren so gut wie gar<br />
nicht. Im Mittel sind sechs Grasschnitte pro Jahr<br />
möglich. Der erste des Jahres <strong>2024</strong> kam übrigens<br />
schon Ende März ins Silo, nachdem der Winter<br />
quasi ausgefallen und das Gras von ziemlich guter<br />
Qualität war. Nur die Nässe des Bodens war eine<br />
echte Herausforderung.<br />
1.100 l pro Tier und Jahr<br />
Stichwort Laktation: Der Stalldurchschnitt liegt<br />
pro Ziege und Jahr bei rund 1.100 l. Bezüglich<br />
der für den Milchauszahlungspreis relevanten<br />
Inhaltsstoffe liegt der Betrieb derzeit bei 4,3 % Fett<br />
und 3,47 % Eiweiß. Der Durchschnitt lag 2023 bei<br />
4,02 % Fett und 3,61 % Eiweiß. „Vergangenes Jahr<br />
hatten wir einen etwas höheren Anteil Grassilage<br />
in der Ration, das machte sich unmittelbar bei<br />
den Inhaltsstoffen bemerkbar“, so Arno Olislagers.<br />
Insgesamt ist er mit den Werten durchaus<br />
zufrieden, nicht jedoch mit dem Auszahlungspreis<br />
seiner Molkerei. Derzeit schwanke dieser zwischen<br />
72 und 80 ct/l, was im Wettbewerbsvergleich nicht<br />
optimal sei. Daher wird er im Laufe dieses Jahres<br />
zu einem anderen Verarbeiter wechseln.<br />
Zum Melken setzt der Landwirt auf zwei Systeme:<br />
In Esch steht ein 2×42er Side-by-Side-Melkstand<br />
Zum Melken werden die Ziegen buchtenweise<br />
geholt – und müssen nicht lange gerufen werden,<br />
sondern eilen mit großem Eifer selbst dorthin.<br />
zur Verfügung, am Standort Zevenbergen ein<br />
72er Melkkarussel. Pro Stunde werden zwischen<br />
400 und 550 Tiere gemolken – jeweils von nur<br />
einem Melker. Allein in der „Anlernphase“ junger<br />
Ziegen wird zu zweit gemolken. Trotzdem dauert<br />
jeder Melkdurchgang in Esch bis zu 8 h. In Zevenbergen<br />
sind es „nur“ 4 h. Wer in Sachen Laktation<br />
aus der Denkrichtung Kuh kommt, muss sich<br />
bei Ziegen allerdings umorientieren. Denn im<br />
Gegensatz zu den großen Wiederkäuern reicht es<br />
nach Aussage des Landwirts, wenn die Ziegen im<br />
Schnitt alle 1,5 bis zwei Jahre lammen. Das 1. Mal<br />
lammen die Tiere mit 13 Monaten, bei Olislagers<br />
liegt der Durchschnitt der geborenen Lämmer bei<br />
1,8 pro jungem Muttertier und 2,4 bei den älteren<br />
Tieren. Mehr als zweimal lammen die Ziegen<br />
bei Olislagers in der Regel also nicht. Im Schnitt<br />
werden die Milchziegen im Alter von fünf Jahren<br />
geschlachtet.<br />
Der Nachzuchtanteil liegt je nach Jahrgang<br />
zwischen 20 und 27 %. Gedeckt wird im Natursprung.<br />
Hierzu wählt Arno Olislagers aus jedem<br />
Jahrgang 50 Jungböcke, die später in den Herden<br />
für Nachwuchs sorgen. Um Inzucht zu vermeiden,<br />
kauft er außerdem Böcke zu. Dies ist jedoch nicht<br />
mit unkontrollierter Vermehrung gleichzusetzen,<br />
vielmehr ist das Deckmanagement schon<br />
ausgeklügelt. 50 % der Lämmer sollen im Januar<br />
und Februar zur Welt kommen, dann jeweils 25 %<br />
im Mai und im September. „Anders wäre diese<br />
Lämmerwelle gar nicht zu bewältigen“, meint er<br />
schmunzelnd mit Blick auf diese Arbeitsspitzen.<br />
Zu bewältigen sind diese Phasen natürlich nicht<br />
allein mit der Stammbesatzung aus Chef und sechs<br />
Festangestellten. Während der Lammphasen<br />
kommen weitere zehn Saisonhelfer aus Polen<br />
Die Futterration besteht für die Milchziegen<br />
aus 40 % Mais, 35 % Grassilage, 15 % einsilierte<br />
Zuckerrübenpressschnitzel sowie Kraftfutter.<br />
zur Unterstützung. Zum Lammen kommen die<br />
werdenden Mütter übrigens nicht in gesonderte<br />
Ställe, sondern bleiben in ihrer Gruppe.<br />
Logistik in eigener Regie<br />
Angesichts der großen Futter- und auch Mistmengen<br />
verwundert es nicht, dass Arno Olislagers<br />
auch die Logistik mit eigenen Lkw durchführt.<br />
Um die wirtschaftliche Auslastung der Technik<br />
sicherzustellen, hat er ein kleines Lohnunternehmen<br />
gegründet. So fahren seine Mitarbeiter<br />
den Ziegenmist etwa 50 km Richtung Süden in<br />
die Ackerbauregionen Belgiens. Aus den angrenzenden<br />
Schweinehaltungshochburgen laden sie<br />
deren Mist und transportieren ihn nach Nordfrankreich.<br />
Nach entsprechender Säuberung der<br />
Schubbodenauflieger wird Stroh geladen und<br />
wieder mit zurück zum eigenen Betrieb oder<br />
anderen Abnehmern gebracht. „Die Niederlande<br />
sind ein absolutes Stroh-Importland“, betont er.<br />
Auch Gülle, Heu und Grundfutter gehören zu den<br />
Transportgütern. Und die Frage, ob er sich wegen<br />
der seitens der Regierung angestrebten Reduzierung<br />
der Tierbestände um 50 % Sorgen macht,<br />
verneint er. Im Gegenteil, schon jetzt laufen die<br />
Vorbereitungen, um den Bestand der Milchziegen<br />
um weitere 1.000 Tiere aufzustocken.<br />
Im Mittel erntet<br />
Landwirt Olislagers<br />
sechs Grasschnitte pro<br />
Jahr. Um jeweils den<br />
optimalen Zeitpunkt<br />
sicherzustellen,<br />
setzt er komplett auf<br />
Eigenmechanisierung.<br />
Gefüttert wird einmal<br />
pro Tag – bei den<br />
Milchziegen im Schnitt<br />
pro Tier und Tag rund<br />
5,6 kg.<br />
36 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
37
VERTRIEBSLEITUNG SÜDDEUTSCHLAND<br />
„Der persönliche<br />
Kontakt ist<br />
das wichtigste Gut.“<br />
Darüber sind sich Hans-Dieter Heet, Vertriebsleiter Süd bei Krone,<br />
und sein Nachfolger Stefan Seifert einig. Während Hans-Dieter<br />
Heet einen persönlichen Blick zurück auf 48 Jahre im Dienst bei<br />
Krone wirft, möchte Stefan Seifert mit zusätzlichen Vertriebswerkzeugen<br />
nahtlos an das bisher im Markt Erreichte anknüpfen.<br />
Zum 31.7.<strong>2024</strong><br />
übergibt Hans-<br />
Dieter Heet (l.)<br />
seine Aufgaben<br />
als Vertriebsleiter<br />
Süddeutschland an<br />
Stefan Seifert.<br />
Immer dicht am Kunden – mit dieser Devise agierte Hans-Dieter<br />
Heet (r.) jahrzehntelang sehr erfolgreich im Vertrieb. Maschinenübergaben<br />
waren dabei stets Höhepunkte für ihn, wie hier 2006<br />
einen BiG M an das Lohnunternehmen Trimborn in Eurasburg.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Heet, nach Ihrer Ausbildung<br />
als Industriekaufmann bei Krone begann<br />
1980 Ihre Tätigkeit im Vertrieb – in welchem<br />
Aufgabengebiet?<br />
Heet: Anfangs wurde ich im Innendienst<br />
eingesetzt, bekam dann aber nach kurzer Zeit<br />
die Verantwortung für unsere Außenlager in<br />
Süddeutschland übertragen. Wir hatten damals<br />
mehrere Standorte, an denen wir Ersatzteile<br />
und Maschinen lagerten, aus denen die Händler<br />
und Kunden bedient wurden. Vieles hat sich seit<br />
dieser Zeit organisatorisch geändert. Es gibt immer<br />
Menschen, die behaupten: Früher war alles<br />
besser. Aus meiner Vertriebssicht ist das Quatsch.<br />
Verkaufen war nie einfach und Krisen gab es auch<br />
schon in der Vergangenheit. Unsere persönlichen<br />
Freiheiten im geschäftlichen Gebaren sind über<br />
die Jahre immer besser geworden.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Woran machen Sie das fest?<br />
Heet: Wir waren früher in der Organisation<br />
deutlich schmaler und hierarchischer aufgestellt.<br />
Wesentlich verändert hat sich dies durch<br />
Wilhelm Voss, den Krone als Geschäftsführer für<br />
den Vertrieb im Jahr 1994 gewinnen konnte. Mit<br />
ihm stand jemand an der Spitze im Vertrieb, der<br />
mit einer Mischung aus guter Datengrundlage,<br />
immenser Erfahrung und exzellentem Gespür<br />
die Marktlage sehr gut einschätzen konnte. Das<br />
hat dem Unternehmen einen großen Schub nach<br />
vorn gegeben.<br />
Von der Pike auf gelernt: Schon als Industriemechatroniker im<br />
3. Lehrjahr bei Krone war Stefan Seifert international unterwegs,<br />
wie hier 2006 für einen Umbau mehrerer BiG M in den USA.<br />
Die Aufgaben werden sich für<br />
den Vertrieb in den nächsten Jahren<br />
stark verändern.<br />
Hans-Dieter Heet,<br />
bisheriger Krone-Vertriebsleiter Süddeutschland<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was waren besondere Highlights<br />
in Ihrer Zeit bei Krone?<br />
Heet: Dazu zählt mit Sicherheit die Stab-Übergabe<br />
von Dr. Bernard Krone an seinen Sohn im Jahr<br />
2<strong>01</strong>0 im Zirkus Krone. Das war ein sehr besonderes<br />
Ereignis und eine einmalige Veranstaltung.<br />
Die Stimmung war sehr feierlich und alle Gäste<br />
begeistert. Sehr gern erinnere ich mich auch daran<br />
zurück, als unser Selbstfahrmäher BiG M vorgestellt<br />
wurde. Zwei namhafte Lohnunternehmer<br />
aus Norddeutschland hatten sich bei Dr. Krone<br />
zu Besuch angemeldet, um über den Kauf von je<br />
einem BiG M zu verhandeln. Da lief der Chef zur<br />
Hochform auf. Bis auf den roten Teppich wurden<br />
alle Register gezogen, um die beiden Lohnunternehmer<br />
gebührlich zu empfangen. Aus dem<br />
Geschäft ist eine lange und freundschaftliche<br />
Kundenbeziehung entstanden.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Highlights gab es noch?<br />
Heet: Für mich waren die Messen immer extrem<br />
wichtig. Die Agritechnica in Hannover zählt dazu,<br />
aber im Rahmen des Oktoberfests alle vier Jahre<br />
auch das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest,<br />
kurz ZLF, das es nun ja leider nicht mehr gibt. Andere<br />
Veranstaltungen wachsen und ziehen mehr<br />
und mehr Landwirte sowie Lohnunternehmer an.<br />
Ein Beispiel dafür ist die DeLuTa, also die Deutsche<br />
Lohnunternehmer Tagung. Der verdichtete<br />
Kontakt zu den Kunden auf diesen Veranstaltungen<br />
war für mich immer ein Highlight – wenn ich<br />
die ganzen Geschichten und Anekdoten, die sich<br />
dort zugetragen haben, zusammenfassen wollte,<br />
könnte ich ein Buch füllen. <br />
38 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
39
Auch global unterwegs:<br />
Im Rahmen<br />
einer Händlerreise<br />
besuchte Hans-Dieter<br />
Heet (r., hier mit<br />
seinem Chef Hermann<br />
Brüggemann,<br />
Vertriebsleiter<br />
Deutschland) 2<strong>01</strong>6 u.a.<br />
Kalifornien.<br />
Genauso spannend war es für mich, dass ich<br />
mich bei Krone im Vertrieb um die Verbindungen<br />
zu den Verbänden, wie dem Bundesverband<br />
Lohnunternehmen und den Maschinenringen,<br />
kümmern durfte. Der Charme dabei ist, dass man<br />
durch dieses Netzwerken eine Menge Leute kennenlernt<br />
und so viele Kontakte knüpfen konnte.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was waren die im Markt maßgeblichen<br />
Veränderungen für Sie?<br />
Heet: Eine der größten Herausforderungen, die<br />
wir in den letzten Jahren erleben, ist die Suche<br />
nach Händlern, die unser komplettes Produktprogramm<br />
exklusiv verkaufen wollen bzw. können.<br />
Gerade die großen Landtechnikkonzerne halten<br />
ihre Händler an, ihre Produkte zu verkaufen. Das<br />
führt mehr und mehr zu Konflikten. Wir haben<br />
unsere Vertriebsstrategie in einigen Regionen<br />
anpassen müssen, da wir dort keine passenden<br />
Händler mehr fanden und haben entsprechend<br />
eigene Vertriebszentren aufgebaut. Wir bekamen<br />
aber auch die Möglichkeit, neu zu denken und etwas<br />
auszuprobieren. Das ist, denke ich, ein großer<br />
Vorteil eines familiengeführten Unternehmens<br />
mit kurzen Entscheidungswegen.<br />
Zur Person: Hans-Dieter Heet<br />
– 1976 Beginn der Lehre zum Industriekaufmann bei<br />
Krone, anschließend Ausbildung in der Abendschule<br />
zum Bilanzbuchhalter<br />
– 1980 Beginn der Vertriebstätigkeit bei Krone in<br />
verschiedenen Aufgabengebieten<br />
– 1998 Ernennung zum Vertriebsleiter<br />
Süddeutschland<br />
– In dieser Zeit auch Netzwerker zu Verbänden im<br />
landwirtschaftlichen Umfeld<br />
– 31.7.<strong>2024</strong> Nach 48 Jahren Tätigkeit bei Krone<br />
Wechsel in den Ruhestand<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Seifert, Sie übernehmen<br />
die Stelle von Herrn Heet. Wie ist Ihre<br />
Krone-Vorgeschichte?<br />
Stefan Seifert: Auch ich bin schon relativ lange<br />
dabei. Mit 18 habe ich meine Ausbildung bei Krone<br />
begonnen. Das war im Jahr 2003. Eine gewisse<br />
„Vorbelastung“ ist schon da, denn ich kannte Krone-Technik<br />
schon davor. Meine Eltern betreiben<br />
ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen und<br />
setzen Krone-Maschinen ein.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Ausbildung haben Sie bei<br />
Krone abgeschlossen?<br />
Seifert: Ich habe damals die Ausbildung zum Industriemechatroniker<br />
gemacht, bin also von der<br />
technischen Seite in das Unternehmen hineingewachsen.<br />
Durch meine Vorkenntnisse aus dem<br />
Lohnunternehmen wurde ich viel im Prototypentest<br />
eingesetzt. Im Anschluss an die Ausbildung<br />
bin ich dann im Prototypenbau geblieben und<br />
durfte mich dort mit um die Selbstfahrtechnik<br />
kümmern.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wie kommt man, überspitzt gesagt,<br />
vom Schrauben zum Verkaufen?<br />
Seifert: Nach zwei Jahren als Geselle bin ich<br />
von Dr. Horstmann, dem ehemaligen Geschäftsführer<br />
der Entwicklung, angesprochen worden,<br />
ob ich nicht der Richtige für ein Maschinenbaustudium<br />
wäre. Mit dem Rückenwind habe ich<br />
das Abitur nachgeholt, bin dann zur Bundeswehr<br />
und konnte danach das Maschinenbaustudium<br />
absolvieren.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Gut, aber wie sind Sie dann in den<br />
Vertrieb gekommen?<br />
Seifert: Ich habe für mich festgestellt, dass ich<br />
letztlich doch nicht der Büromensch bin, der als<br />
Ingenieur tagtäglich am CAD-Rechner arbeitet. In<br />
dieser Zeit wurde bei Krone das Produktmanagement<br />
neu unter der Leitung von Heiner Brüning<br />
aufgebaut. Da habe ich gesehen, dass die sehr<br />
viel bei den Kunden draußen unterwegs sind,<br />
um herauszufinden, welche Anforderungen sie<br />
an unsere Technik haben. Ich dachte mir, dass<br />
das für mich genau das Richtige sein könnte.<br />
Um mich dafür zu qualifizieren, habe ich vier<br />
Semester Landwirtschaft studiert und meinen<br />
Master absolviert. So konnte ich nach dem<br />
zweiten Studium in das Produktmanagement für<br />
Feldhäcksler einsteigen.<br />
Irgendwann kam dann der Vertrieb auf mich zu,<br />
denn wir als Produktmanager waren auch immer<br />
greifbar, wenn Kunden ins Haus kamen und Maschinen<br />
vorgestellt wurden. Das hat mir gefallen<br />
und ich habe gemerkt, dass ich Vertriebsgene im<br />
Blut habe. Dadurch, dass im Vertrieb bei Krone zu<br />
dieser Zeit eine neue Business-Development-Abteilung<br />
mit drei Personen aufgebaut wurde, hatte<br />
ich 2021 die Chance, zu wechseln. Ein Ergebnis<br />
daraus ist die Gründung unserer Mietgesellschaft<br />
– Krone Fleet Green, über die wir Endkunden Maschinen<br />
zur Vermietung anbieten können. Und<br />
dann wurde ich letztes Jahr gefragt, ob ich mir<br />
vorstellen könnte, noch einen weiteren Schritt zu<br />
gehen und die Nachfolge von Hans-Dieter Heet<br />
anzutreten.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Und das in einer sehr spannenden<br />
Zeit der weiteren Globalisierung des Vertriebs …<br />
Heet: … und auch die Verkaufskanäle verändern<br />
sich rasant. Wir sehen es im Pkw-Geschäft, wo<br />
heute schon direkt über das Internet verkauft<br />
wird. Gibt es das zukünftig auch in der Landtechnik?<br />
Die Aufgaben werden sich für den Vertrieb in<br />
den nächsten Jahren stark verändern – auch wenn<br />
ich mir das Portfolio von Krone ansehe. Wir sind<br />
mittlerweile sehr breit aufgestellt, was die Technik<br />
angeht. Hinzu kommen digitale Produkte.<br />
Mir ist enorm wichtig,<br />
dass wir die Nähe zum<br />
Endkunden behalten.<br />
Stefan Seifert, künftiger Krone-Vertriebsleiter<br />
Süddeutschland<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was passiert, wenn ein Kunde<br />
eine Maschine über Krone Fleet Green mieten<br />
möchte und direkt vor seiner Tür ist ein<br />
Krone-Händler?<br />
Seifert: Die Händler sind zu 100 % in das Mietgeschäft<br />
eingebunden. Der Kunde kann also zum<br />
Händler gehen und dort über Krone Fleet Green<br />
eine Maschine von uns mieten. Das Mietgeschäft<br />
ist für den Händler gerade bei sehr teuren<br />
Maschinen nicht unbedingt attraktiv. Er muss die<br />
Maschine zwischenfinanzieren und hoffen, dass<br />
der Kunde sie dann nach einer gewissen Zeit auch<br />
übernimmt. Wir bieten mit Krone Fleet Green ein<br />
Instrument, das dem Händler und dem Endkunden<br />
das Risiko herausnimmt, inklusive Full-Service<br />
und Maschinenbruchversicherung.<br />
Heet: Wir benötigen diese Modelle der Händlerunterstützung,<br />
denn diese sind sehr heterogen<br />
aufgestellt. Größere Händler sind darauf weniger<br />
angewiesen, weil dort eigene Strukturen für das<br />
Mietgeschäft vorhanden sind. Bei süddeutschen<br />
Händlerstrukturen ist das vielleicht nicht unbedingt<br />
der Fall. Die Kunden wünschen sich aber<br />
diese Modelle mittlerweile, und da unterstützen<br />
wir mit unserem Werkzeugkasten aus dem<br />
Vertrieb.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Wenn Sie nach vorne blicken – was<br />
sind aus Ihrer Sicht die nächsten größeren<br />
Schritte, die anstehen?<br />
Seifert: Natürlich ist es so, dass ich erst einmal<br />
in der neuen Position ankommen muss. Zum<br />
Glück kenne ich schon sehr viele Kollegen und<br />
Werksbeauftragte durch meine lange Tätigkeit im<br />
Unternehmen. Aber ich gucke nun als Vertriebsleiter<br />
Süd anders auf die Zusammenhänge, als<br />
ich es vorher als Maschinenbauingenieur und<br />
Produktmanager getan habe. Wenn ich in die Zukunft<br />
blicke, denke ich, dass wir uns im Vertrieb<br />
noch breiter aufstellen müssen, denn mit der Einführung<br />
der Transporttechnik für die Agrarlogistik,<br />
der Premos oder der VTE werden wir zukünftig<br />
auch andere Kundengruppen ansprechen.<br />
Mir ist enorm wichtig, dass wir die Nähe zum<br />
Endkunden behalten. Der persönliche Kontakt<br />
zum Kunden ist und bleibt für uns das wichtigste<br />
Gut. Bei uns kann der Lohnunternehmer noch<br />
unseren Werkskundendienst direkt ansprechen.<br />
Die Nummern unserer Werksbeauftragten stehen<br />
im Internet – jeder Kunde kann diese jederzeit<br />
anrufen und bekommt keine Bandansage abgespielt,<br />
sondern spricht mit einem Menschen. Dies<br />
müssen wir unbedingt beibehalten, denn das hat<br />
Krone immer ausgezeichnet.<br />
Zur Person: Stefan Seifert<br />
– 2003 Beginn der Lehre zum Industriemechatroniker<br />
bei Krone, anschließend Tätigkeit als Geselle<br />
im Prototypenbau<br />
– ab 2008 Abitur nachgeholt, dann Maschinenbaustudium,<br />
zusätzlich Master im Studiengang<br />
Landwirtschaft<br />
– 2<strong>01</strong>4 Beginn der Tätigkeit im Produktmanagement<br />
bei Krone<br />
– 2021 Wechsel in Vertriebsbereich<br />
Business-Development<br />
– ab 1.8.<strong>2024</strong> Vertriebsleitung Süddeutschland<br />
Als Produktmanager<br />
präsentierte Stefan<br />
Seifert auch Produktneuheiten<br />
im Rahmen<br />
der Krone-Pressekonferenzen,<br />
wie hier<br />
2<strong>01</strong>8 nahe Berlin.<br />
40 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
41
AUS UNSEREM UNTERNEHMEN<br />
News-Ticker<br />
Azubis gewinnen<br />
In Zusammenarbeit mit fünf Schülern<br />
des Evangelischen Gymnasiums aus<br />
Nordhorn haben Krones Auszubildende<br />
Vivien Hackmann und Hendrik<br />
Striet den 1. Platz in der Kategorie<br />
„Nachhaltigkeit“ beim internationalen<br />
Wettbewerb „Make-IT Digitaltalente“<br />
gewonnen.<br />
Kompetenzabend<br />
Unter dem Motto „Steel meets Digital“ fanden wieder insgesamt<br />
acht Kompetenzabende statt. Krone-Händler luden<br />
ca. 600 Landwirte und Lohnunternehmer ein. Der Themenschwerpunkt<br />
lag bei Schwader-, Lade- und Transporttechnik<br />
in Verbindung mit Agrarlogistik und digitalen Systemen.<br />
Letzte EasyCut 28 CV<br />
Eine Ära ging am 19. Februar in der Speller Maschinenfabrik<br />
zu Ende: An diesem Tag wurde das letzte<br />
Krone-Frontmähwerk EasyCut 28 CV produziert. Seit<br />
dessen Einführung im Jahr 2002 wurden mehrere<br />
hundert dieser Maschinen mit Aufbereiter hergestellt.<br />
Mehr News<br />
Aktuelle Krone-Pressemeldungen<br />
finden Sie<br />
über den QR-Code<br />
oder kurzelinks.de/<br />
Pressemitteilungen.<br />
Generalsekretär<br />
zu Besuch<br />
Im Zuge der Neubesetzung der<br />
CEMA Grassland Group lud<br />
der Vorsitzende der Gruppe,<br />
Süleyman Erekdi, die neuen<br />
Amtsträger inklusive CEMA-<br />
Generalsekretär Jelte Wiersma zu<br />
Krone nach Spelle ein. Hier wurde<br />
das Fundament für die zukünftige<br />
Zusammenarbeit im Rahmen der<br />
Verbandsarbeit gelegt.<br />
Leitungswechsel<br />
Julia Kunk und Till Lauhoff<br />
haben die Leitung des<br />
Krone-Trainingszentrums<br />
übernommen. Julia Kunk (29)<br />
ist seit 2<strong>01</strong>5 dort tätig. Hier<br />
kümmert sie sich u. a. um das<br />
Service Training national und<br />
international. Till Lauhoff (28)<br />
übernimmt die Teamleitung<br />
der Produktspezialisten.<br />
Fünf Jahrzehnte<br />
Nach fast fünf Jahrzehnten im Dienst<br />
für Krone wurde Ludger Schütte-Bruns<br />
(1. Reihe, Mitte) jetzt „mit großem<br />
Bahnhof“ in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Nach seiner Arbeit in der<br />
Vertriebs- und Produktionsplanung<br />
führte er seit der Reorganisation des<br />
Werkes gemeinsam mit Anne Menken<br />
den Auftragsleitstand.<br />
Hochvolt-<br />
Schulungsstätte<br />
Das Krone-Trainingszentrum in<br />
Spelle ist nun offiziell auditierte<br />
Hochvolt-Schulungsstätte und<br />
bildet „Fachkundige Personen<br />
Hochvolt“ aus. Um Reparaturen<br />
an den HV-Systemen als<br />
autorisierter Servicepartner<br />
durchführen zu dürfen, müssen<br />
Mitarbeiter zusätzlich eine<br />
Aufbauschulung absolvieren.<br />
Promotion<br />
Alexander Grever, Teamleiter im<br />
Bereich Elektronik bei Krone, hat promoviert.<br />
„Hybride Routenoptimierung<br />
und Bewegungsplanung – am Beispiel<br />
mobiler Arbeitsroboter“ lautet das<br />
Thema der Doktorarbeit, die Alexander<br />
Grever an der TU Berlin erfolgreich<br />
verteidigt hat.<br />
Ehrenmitglied<br />
Bernard Krone ist zum neuen<br />
Ehrenmitglied der „Optimaten“,<br />
eines seit 2002 bestehenden<br />
Vereins ehemaliger Krone-<br />
Mitarbeiter, ernannt worden.<br />
Vereinssprecher Hubert<br />
Börger überreichte ihm die<br />
Ernennungsurkunde sowie die<br />
Ehrennadel. Bernard Krone<br />
folgt so in der Tradition seinem<br />
Vater, der bis zu seinem Tod<br />
ebenfalls Ehrenmitglied war.<br />
70 Jahre Krone Italia<br />
Krone Italia lud seine Händler zur diesjährigen Tagung in die<br />
Nähe von Bologna ein, wo „70 Jahre Krone in Italien“ gefeiert<br />
wurde. Krone hat seinen Umsatz in Italien in den letzten<br />
zehn Jahren verdoppelt. Darüber hinaus hat Krone hier einen<br />
Marktanteil von fast 25 % über alle Produktgruppen hinweg.<br />
Haxenessen 2023<br />
Auch in diesem Jahr fand das Haxenessen in Spelle<br />
mit insgesamt 360 Gästen statt. Zum Krone Haxenessen<br />
werden jährlich alle Mitarbeiter mit einer Betriebszugehörigkeit<br />
von mindestens 25 Jahren sowie<br />
alle Rentner eingeladen. Ein Programmpunkt war die<br />
Verabschiedung von Kollegen in den Ruhestand.<br />
42 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
43
LANKHORST NORD<br />
Konsequent<br />
weiterentwickelt<br />
Hauptsitz in Aurich:<br />
Der Standort im Herzen<br />
Ostfrieslands wird<br />
aktuell ausgebaut.<br />
In der Landtechnik sind starke Partner gefragt. Die Anforderungen<br />
insbesondere an den Werkstattservice sind mit komplexer werdender<br />
Technik kontinuierlich gewachsen. Die Kunden erwarten<br />
Kompetenz, eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit sowie eine<br />
24/7-Einsatzbereitschaft – Service, wie ihn Lankhorst Nord bietet.<br />
Der Standort in Aurich wird<br />
zum Kompetenzzentrum für<br />
Agrarlogistik ausgebaut.<br />
S<br />
einen Kunden den bestmöglichen Service<br />
zu bieten, hat sich auch der Landtechnik-<br />
Spezialist Lankhorst Nord auf die Fahne<br />
geschrieben. Das Unternehmen mit<br />
Sitz in Aurich agiert mit seinen insgesamt rund<br />
100 Mitarbeitenden erst seit wenigen Jahren auf<br />
dem anspruchsvollen Markt, konnte sich aber<br />
bereits erfolgreich etablieren. Die Werkstatt wurde<br />
von vier regionalen Raiffeisen-Genossenschaften<br />
im Verbund betrieben. Seit 2021 firmiert der<br />
Betrieb unter Lankhorst Nord. Lankhorst ist ein<br />
renommierter Name in der Region. Der im südlichen<br />
Emsland beheimatete Landtechnik-Händler<br />
gehört ebenfalls zur Krone-Gruppe.<br />
„Für uns haben die Standorte hier im Nordwesten<br />
Deutschlands eine strategische Bedeutung“, betont<br />
Rainer Weerda. Er ist als Geschäftsführer für<br />
das operative Geschäft bei Lankhorst Nord verantwortlich.<br />
Mit dem Handels- und Serviceunternehmen<br />
bleibt Krone mit seiner Futtertechnik in<br />
der Grünlandregion weiterhin stark vertreten.<br />
Zum Produktportfolio im Bereich Landtechnik gehören<br />
neben den Krone-Produkten vom Schwader<br />
über die Kombi-Transportwagen bis zum Big M<br />
und Big X auch Traktoren und Mähdrescher von<br />
Deutz Fahr, das gesamte Produktprogramm des<br />
schwedischen Landtechnikherstellers Väderstad<br />
sowie Produkte zahlreicher weiterer Hersteller wie<br />
Maschio, Gaspardo, Dammann, Meyer Lohne, Stoll<br />
oder auch Krampe.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Vertrieb und<br />
Service im Bereich Melk- und Kühltechnik. Der<br />
Nordwesten Niedersachsens ist Milchland. Die<br />
Melktechnik ist eine der Schlüsseltechnologien<br />
für die zahlreichen Milchproduzenten. Daneben<br />
ist Lankhorst Nord mit dem vollen Programm von<br />
Stihl und Premium-Händler zahlreicher Anbieter<br />
im Bereich Kommunaltechnik. „Last but not least<br />
sind wir auch Vertriebs- und Servicepartner für<br />
Unimog“, betont Rainer Weerda, dessen berufliche<br />
Laufbahn bei einem Unimog-Service-Partner begonnen<br />
hat, bevor er 2008 zur Maschinenfabrik<br />
Krone wechselte.<br />
Individuelle Transportlösungen<br />
Eine seiner Aufgaben ist neben dem normalen<br />
Tagesgeschäft auch die Weiterentwicklung der<br />
Lankhorst Nord GmbH mit ihren Niederlassungen<br />
in Jever, Spohle, Filsum und Neuenkoop. Im Fokus<br />
steht dabei insbesondere der Bereich Nutzfahrzeug-<br />
und Transporttechnik. Um die Anforderungen<br />
hier weiter zu professionalisieren, wird am<br />
Hauptstandort Aurich eine zusätzliche Halle mit<br />
Nutzfahrzeugwerkstatt entstehen. „Die neue Halle<br />
soll nicht nur für die Wartung und Reparatur von<br />
Nutzfahrzeugen genutzt werden, sondern auch für<br />
den Fahrzeugbau“, so Rainer Weerda.<br />
Die starke Fokussierung auf diesen Bereich ist<br />
auf die wachsende Bedeutung individueller<br />
Transportlösungen innerhalb der Agrarlogistik<br />
zurückzuführen. „Das Transportspektrum sowie<br />
die Anforderungen an das Transport-Equipment<br />
wachsen kontinuierlich“, betont der Geschäftsführer.<br />
Eine Antwort darauf ist ein Agrartruck,<br />
den das Unternehmen auf der Agritechnica<br />
gemeinsam mit einem Knapen-Schubbodentrailer<br />
für die Agrarlogistik vorgestellt hat und<br />
der auf ein sehr großes Interesse vor allem bei<br />
Lohnunternehmern gestoßen ist. Die Sattelzugmaschine<br />
auf Basis eines Mercedes-Benz Arocs<br />
wurde speziell für die besonderen Anforderungen<br />
in der Agrarlogistik konfiguriert. Lankhorst<br />
Nord konnte mit dem Hersteller Daimler Trucks<br />
einen Exklusiv-Vertrag zur Umrüstung zum<br />
Agrartruck vereinbaren. Die zentralen Merkmale<br />
der Sattelzugmaschine sind ein mechanischer<br />
Allradantrieb sowie eine leistungsstarke Hydraulikpumpe,<br />
die direkt an den Motor angeflanscht<br />
ist und damit in allen Betriebszuständen des<br />
Trucks genutzt werden kann. Alle Agrartrucks<br />
von Lankhorst Nord besitzen zudem die Schlüsselnummer<br />
891000 in den Fahrzeugpapieren.<br />
„Die ist Voraussetzung für eine Zulassung als<br />
Lof-Zugmaschine bzw. Traktor mit allen damit<br />
verbunden Privilegien seitens des Führerscheinsowie<br />
des Fahrpersonalrechtes. <br />
Keine Kompromisse<br />
bei der Ersatzteilversorgung:<br />
Allein das Ersatzteillager<br />
am Standort<br />
Aurich umfasst rund<br />
50.000 Positionen.<br />
44 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
45
Kundenbedürfnisse aufgegriffen<br />
Basis für den Erfolg in allen Geschäftsfeldern der<br />
Lankhorst Nord ist eine hohe Servicequalität. Die<br />
Regionen Ammerland, Friesland und Ostfriesland<br />
sind keine weißen Flecken auf der Servicelandkarte.<br />
Im Gegenteil: In der stark landwirtschaftlich<br />
geprägten Region sind zahlreiche Landtechnikhändler<br />
mit Standorten vertreten. Wer hier im<br />
Kampf um die anspruchsvollen Kunden punkten<br />
will, muss insbesondere im Service Höchstleistungen<br />
bieten.<br />
IGL AGRARTECHNIK<br />
Erstes Krone<br />
Competence Center<br />
Kompetente Mitarbeiter:<br />
Das Werkstattteam<br />
der Lankhorst<br />
Nord wird regelmäßig<br />
geschult.<br />
Verantwortlich für das<br />
operative Geschäft<br />
bei Lankhorst Nord:<br />
Geschäftsführer<br />
Rainer Weerda.<br />
Konsequent an den<br />
Bedürfnissen der<br />
Kunden ausgerichtet:<br />
Die Werkstätten der<br />
Lankhorst Nord setzen<br />
auf ein Höchstmaß an<br />
Servicequalität.<br />
Als zertifizierter Partner von Daimler Trucks darf<br />
das Unternehmen Umbauten und Reparaturen in<br />
Eigenregie durchführen. Neben den Agrartrucks<br />
werden auch Trailer und Anhänger aller Art in<br />
Aurich repariert oder an spezielle Kundenwünsche<br />
angepasst. „Es geht in der Agrarlogistik längst<br />
nicht mehr nur um den Transport von Gülle, Grünfutter<br />
oder Häckselmais. So wird im Nordwesten<br />
Deutschlands im Zuge der Energiewende aktuell<br />
an verschiedenen Pipelines gebaut. Das wiederum<br />
führt zu großen Mengen Bohrschlamm, die von<br />
den Baustellen zu den Deponien transportiert<br />
werden müssen. Und dies wiederum geht nur mit<br />
Tankfahrzeugen, die den besonderen Anforderungen<br />
dieses herausfordernden Transportgutes<br />
gerecht werden. Auch dafür bieten wir unseren<br />
Kunden entsprechende Lösungen“, so Rainer<br />
Weerda.<br />
Auch hier sieht sich Rainer Weerda mit seinen<br />
Mitarbeitenden sehr gut aufgestellt: „Mit Blick<br />
auf unsere Servicequalität haben wir uns konsequent<br />
an den Bedürfnissen unserer Kunden<br />
orientiert.“ Das beginnt bei den Öffnungszeiten.<br />
An allen Standorten der Langhorst Nord gelten<br />
lange Kernöffnungszeiten. „Aber natürlich sind<br />
wir auch außerhalb dieser Öffnungszeiten für<br />
unsere Kunden ansprechbar“, betont der Geschäftsführer.<br />
Nach Möglichkeit werden die<br />
Reparaturen vor Ort beim Kunden durchgeführt.<br />
Dafür stehen an jedem Standort drei bis vier voll<br />
ausgestattete Servicefahrzeuge zur Verfügung.<br />
Lässt sich eine Reparatur vor Ort nicht darstellen,<br />
gibt es einen Hol- und Bringservice, der auch vor<br />
Großmaschinen nicht kapituliert.<br />
Zeitnahe Reparaturen erfordern eine sehr hohe<br />
Ersatzteilverfügbarkeit. Hier werden aus Kostengründen<br />
in anderen Betrieben oft Abstriche am<br />
Lagerbestand gemacht – nicht so bei Lankhorst<br />
Nord: „Wir gehen diesbezüglich keinerlei Kompromisse<br />
ein“, betont Rainer Weerda. Allein das<br />
Ersatzteillager am Standort Aurich umfasst rund<br />
50.000 Positionen und reicht von der Zündkerze<br />
für eine Motorsäge bis hin zu den Verschleißteilen<br />
für Feldhäcksler. Natürlich sind alle Standorte mit<br />
Blick auf die IT auf dem technisch neuesten Stand<br />
miteinander vernetzt.<br />
Wichtigste Voraussetzung für eine hohe Servicequalität<br />
sind die Mitarbeitenden. „Wir investieren<br />
sehr viel in die Kompetenz unseres Personals“,<br />
erläutert Rainer Weerda. Alle Mitarbeitenden in<br />
der Werkstatt werden mindestens zwei Wochen<br />
im Jahr in den verschiedensten Technikbereichen<br />
geschult, bei den Spezialisten können es auch<br />
schon mal vier Wochen im Jahr werden. Um das<br />
hohe Kompetenzniveau möglichst dauerhaft zu<br />
halten, wird auch in die berufliche Ausbildung<br />
investiert. Aktuell lernen über die Standorte verteilt<br />
zwölf Auszubildende in gewerblichen und<br />
kaufmännischen Berufen. Für Rainer Weerda ist<br />
dies ein notwendiges Invest in die Zukunft des<br />
Unternehmens: „Am Ende gewinnt im komplexen<br />
Servicegeschäft derjenige, der das beste Gesamtpaket<br />
bietet!“<br />
Die Igl Agrartechnik hat im bayerischen Nabburg als exklusiver<br />
Krone-Händler das erste „Krone Competence Center“ eröffnet.<br />
D<br />
ieses neu gegründete Unternehmen mit<br />
Pfreimder Wurzeln hat das Betriebsgelände<br />
bereits im vergangenen August<br />
bezogen. Nach Abschluss der letzten<br />
baulichen Maßnahmen wurde das Competence<br />
Center im Rahmen der Frühjahrsausstellung von<br />
Igl Agrartechnik mit rund 6.500 Besucherinnen<br />
und Besuchern eingeweiht.<br />
Steigende Anforderungen<br />
Rund 5 Mio. € hat das von Günter Igl geführte<br />
Landtechnikunternehmen für den Kauf des ca.<br />
2,4 ha großen Geländes und die Errichtung der<br />
Gebäude mit einer Fläche von rund 2.400 m2 investiert<br />
– inklusive viel Eigenleistung der derzeit<br />
20 Mitarbeitenden. Der Gebäudekomplex umfasst<br />
eine mit allen erforderlichen Diagnosesystemen<br />
und Werkzeugen ausgestattete Werkstatt, Ausstellungs-<br />
und Waschhalle, Ersatzteillager, Schulungsräume,<br />
Büro- und Sozialräume. Darin dreht sich<br />
alles ausschließlich um Produkte von Krone.<br />
Sowohl die Maschinen als auch die Nachfrage<br />
der Kunden sind immer komplexer geworden.<br />
Während früher hauptsächlich kleinere und einfachere<br />
Maschinen zum Mähen, Wenden und<br />
Schwaden zum Verkauf angeboten wurden, geht<br />
der Trend heute zu größeren und technisch anspruchsvolleren<br />
Neuentwicklungen. Beispiele<br />
hierfür sind die Selbstfahrer BiG X und BiG M, die<br />
Pelletpresse Premos 5000 sowie die zunehmende<br />
Digitalisierung zur Steuerung der Maschinen und<br />
Automatisierung von Prozessen.<br />
Mietpark geplant<br />
Des Weiteren hat das Thema Finanzierung stark<br />
an Bedeutung gewonnen. Neben dem Verkauf von<br />
Neumaschinen werden gebrauchte Maschinen in<br />
Zahlung genommen und zum Kauf angeboten.<br />
Außerdem ist ein Fuhrpark geplant, aus dessen<br />
Bestand die Kunden Fahrzeuge und Geräte mieten<br />
können.<br />
Die steigende Komplexität im Handel unterstützt<br />
Krone mit dem Konzept „Competence Center“ aktiv.<br />
Krone bekennt sich klar zum Landmaschinenhandel<br />
und setzt dabei auf starke Partnerschaften.<br />
Gleichzeitig hat der lokale Handel innerhalb dieses<br />
Konzepts eine gute Zukunftsperspektive, wodurch<br />
auch weiterhin das klassische Händlermodell<br />
gefördert wird. Gerade kleinere Partner können<br />
von der Unterstützung eines lokalen Competence<br />
Centers profitieren, dessen Spezialisten ihnen<br />
zur Seite stehen.<br />
Zur Eröffnung des<br />
Krone Competence<br />
Centers der Igl Agrartechnik<br />
kamen rund<br />
6.500 Besucherinnen<br />
und Besucher.<br />
Strahlende Gesichter:<br />
Anlässlich der<br />
Eröffnung dankten<br />
Bernard Krone (l.)<br />
sowie Hans-Dieter<br />
Heet (2.v.r.) und Stefan<br />
Seifert (r.) seitens<br />
des Krone-Vertriebs<br />
der Familie Igl für<br />
ihr großartiges<br />
Engagement und die<br />
zukunftsweisende<br />
Investition.<br />
46 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
47
Das Futter wird lose<br />
angeliefert. Zum<br />
Großteil mit eigenen<br />
Fahrzeugen.<br />
Peter Bürli ist<br />
Geschäftsführer und<br />
Inhaber der Bürli<br />
Trocknungsanlage AG<br />
in Alberswil (CH).<br />
FAMILIE BÜRLI, ALBERSWIL (CH)<br />
Premium-<br />
Futter<br />
Familie Bürli betreibt in Alberswil, Kanton Luzern<br />
(Schweiz), eine Trocknungsanlage. Produziert<br />
werden sowohl Futtermittel als auch Holzpellets.<br />
<strong>XtraBlatt</strong> sprach mit Inhaber Peter Bürli.<br />
D<br />
ie künstliche Trocknung von Futtermitteln<br />
wurde lange Zeit aus verschiedenen<br />
Gründen unterschätzt. Dazu Peter Bürli,<br />
Geschäftsführer und Inhaber der Bürli<br />
Trocknungsanlage AG in Alberswil: „Die Futtertrocknung<br />
verursacht von allen Konservierungsverfahren<br />
die geringsten Nährstoffverluste. Ganz<br />
aktuelle Untersuchungen der Hochschule für<br />
Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in<br />
Zollikofen haben ergeben, dass künstlich getrocknetes<br />
Futter 15 % mehr Pansen-stabiles Eiweiß<br />
enthält als Futter aus Bodentrocknung. Das ist<br />
besonders bei Hochleistungskühen wichtig, bei<br />
denen die Nährstoffversorgung über den Pansen<br />
bei steigender Milchleistung nicht mehr ausreicht.<br />
Dieses Bypass-Protein steht den Tieren dagegen<br />
über den Dünndarm zur Verfügung. Dazu kommt<br />
ein hoher Gehalt an Vitaminen aus dem E-, K- und<br />
B-Komplex und vor allem an Betakarotin.“<br />
Die Etablierung der künstlichen Trocknung von<br />
Futtermitteln für die Landwirtschaft war politisch<br />
gewollt. In der Nachkriegszeit sollte in der ganzen<br />
Schweiz die Produktion von einheimischen<br />
Futtermitteln gefördert werden. Vor allem galt<br />
das für die Herstellung pflanzlicher Proteine mit<br />
dem Ziel, unabhängiger von Importen zu werden.<br />
Landesweit baute man Trocknungsanlagen, von<br />
denen heute noch 39 bestehen. Teils<br />
sind sie in genossenschaftlicher<br />
Hand, teils Privatunternehmen<br />
wie beim Betrieb Bürli.<br />
Hier übernahm Josef Bürli-Zettel<br />
1988 die Trocknungsanlage<br />
Willisau von einer privaten<br />
Gesellschaft, bei der er bereits<br />
Mitinhaber war. Verarbeitet<br />
wurden Gras, Mais und andere<br />
landwirtschaftliche Erzeugnisse.<br />
Bereits 1996 stieg das<br />
Das Unternehmen<br />
gehört in der Schweiz<br />
zu den größten<br />
Lieferanten von<br />
Holz-Pellets. ↓<br />
Unternehmen in die Produktion von Holzpellets<br />
ein. 2008 wurde am jetzigen Standort Alberswil<br />
der Bau einer neuen Produktion begonnen. Als<br />
diese an Kapazitätsgrenzen kam, wurde 2<strong>01</strong>3<br />
ein Bandvortrockner eingebaut, welcher eine<br />
Leistungssteigerung um 15 % ermöglichte. 2<strong>01</strong>5<br />
wurde die Firma in eine AG umgewandelt, Peter<br />
Bürli übernahm die Geschäftsleitung. Ein Jahr<br />
später erfolgte der Einbau einer zweiten Trocknungstrommel.<br />
Insgesamt können nun 17,5 t<br />
Wasser pro Stunde verdampft werden.<br />
CO 2 -neutral<br />
Die gesamte Anlage wird schon seit dem Jahr 2008<br />
komplett mit Holzhackschnitzeln CO 2 -neutral beheizt.<br />
Getrocknet werden Gras, Luzerne, Vollmais,<br />
Kolbenschrot und CCM zu Pellets, sogenannten<br />
Heucobs oder Strukturhäckselballen.<br />
Aus einem Umkreis von ca. 30 km liefern Landwirte<br />
ihr eigenes Futter an, das sie getrocknet in<br />
Form von Pellets oder Ballen zurückbekommen.<br />
Ein Großteil davon wird jedoch im Kundenauftrag<br />
mit den eigenen Rotorladewagen auf dem<br />
Feld abgeholt. Die Futtertrocknung erfolgt für<br />
die Landwirte zum Fixpreis ohne Energiekostenzuschlag.<br />
48 1|<strong>2024</strong> <strong>XtraBlatt</strong><br />
<strong>XtraBlatt</strong> 1|<strong>2024</strong><br />
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Peter Bürli erzeugt<br />
nicht nur Pellets,<br />
sondern auch<br />
Futterballen.<br />
Im Vertragsanbau übernimmt<br />
das Unternehmen auf Wunsch<br />
die komplette Bewirtschaftung<br />
der Flächen.<br />
Die Krone-Mähkombination ist flexibel und<br />
universell einsetzbar.<br />
Der Standort<br />
Alberswil wurde<br />
im Jahr 2008<br />
bezogen und<br />
seitdem laufend<br />
erweitert.<br />
Außerdem betreibt die Bürli AG Vertragsanbau<br />
mit Luzerne, einem Futter, das in getrockneter<br />
Form besonders von Rinderhaltern nachgefragt<br />
wird, da es eine besonders eiweißreiche Ergänzung<br />
der Ration aus heimischer Produktion<br />
ist. Gerne werden sie auch als schmackhaftes<br />
Lockfutter in Melkrobotern verwendet. Werden<br />
Luzerne und Gras von Landwirten in Vertragsproduktion<br />
angebaut, erledigt die Familie Bürli<br />
auf Wunsch auch alle Saat-, Pflege- und Erntearbeiten.<br />
Die Luzerne oder das Gras werden ab<br />
Feld abgeholt und das Trockengut dem Landwirt<br />
zu vertraglich vereinbarten Preisen abgekauft.<br />
Die Vermarktung der Trockenluzerne, des Trockengrases<br />
und der Wiesenheu-Cobs erfolgt auf<br />
eigenes Risiko, was den Landwirten Sicherheit<br />
bringt. Die Trocknung im Kundenauftrag macht<br />
ungefähr 65 % der Gesamtmenge aus, 35 % sind<br />
Handelsware.<br />
Qualitätsfutter<br />
Die Bedeutung getrockneter Futtermittel hat in<br />
der Schweiz zugenommen. „Während unseren<br />
Bauern jahrzehntelang beigebracht wurde, dass<br />
das billigste Futter das Beste sei, gibt es jetzt wieder<br />
eine Umkehr“, berichtet Peter Bürli. „Nicht nur die<br />
Konsumenten legen Wert auf regional erzeugte<br />
Lebensmittel mit einheimischem Futter, auch<br />
die Landwirte wollen auf importiertes Eiweiß vermehrt<br />
verzichten.“ Das Unternehmen erzeugt jährlich<br />
eine Gesamtmenge von 12.000 bis 14.000 t<br />
Futtermittel.<br />
Zum Unternehmen gehört ein großer, moderner<br />
Fuhrpark. Er umfasst sechs Traktoren, vier Ladewagen,<br />
einen Schwader, eine Mähkombi, einen<br />
Kipper, einen Hakenlift-Anhänger, einen Tieflader<br />
für Ballentransporte sowie neun Lkw. Der Großteil<br />
der Lkw sind Silofahrzeuge zum Ausliefern von<br />
Holzpellets. Ein Lastwagen dient zum Ausliefern<br />
von Futterpellets an Landwirte, die ihre Ware nicht<br />
selbst abholen.<br />
Eigene Erntekette<br />
Neueste Anschaffung ist ein Traktor John Deere 6R<br />
mit GPS, der meist mit der 7,5-m-Krone-Mähkombination<br />
eingesetzt wird. Aber warum keinen<br />
Selbstfahrer zum Mähen? „Ich bin eigentlich ein<br />
großer Fan des BiG M. Aber der Traktor ist für uns<br />
aus verschiedenen Gründen die bessere Lösung.<br />
Zum einen sind die Betriebe unserer Kunden<br />
relativ klein strukturiert. Da brauchen wir eine<br />
sehr wendige Maschine. Zum anderen müssen wir<br />
vor allem beim Vertragsanbau Luzerne oder bei<br />
Ackerfutter oft auf relativ frisch angesäten Flächen<br />
mähen, wo Reinigungsschnitte gemacht werden.<br />
Mit einem schwereren Selbstfahrer hätten wir da<br />
Gewichtsprobleme. Dazu kommt, dass wir Kunden<br />
in den Bergen bis zu einer Höhe von 1.000 m über<br />
NHN haben. Deren übliche Mechanisierung sind<br />
da oft ein Mähtrac und ein Hecklader. Manche<br />
rechen sogar das Gras per Hand auf einen Schwad<br />
neben der Straße, wo wir es aufnehmen. Da sind<br />
wir mit Großtechnik wie einem BiG M oder auch<br />
mit Tridem-Ladewagen eindeutig mehrere Nummern<br />
zu groß. So aber können wir alle Kunden mit<br />
universeller Technik bedienen.<br />
Immer ausgelastet<br />
Ergänzend zur Trocknung von Futtermitteln<br />
werden Holz-Pellets hergestellt. Dadurch kann<br />
die Anlage auch bei Regenwetter und im Winter<br />
durchgehend betrieben werden. „Denn wir arbeiten<br />
sieben Tage pro Woche rund um die Uhr“, sagt<br />
Peter Bürli. „So erzeugen wir mehrere Tausend<br />
Tonnen Heizmaterial im Jahr. Wir vermarkten<br />
aber ein Vielfaches davon und sind inzwischen<br />
schweizweit einer der größten Anbieter. Unsere<br />
Kunden sind sowohl Privatleute als auch größere<br />
Contracter, die mehrere Heizanlagen betreiben<br />
und mit denen wir feste Abnahmeverträge haben.“<br />
Familie Bürli beschäftigt fest 23 Arbeitskräfte. In<br />
der Saison arbeiten bis zu 45 für das Unternehmen.<br />
Man sieht sich als Vorreiter. Kreative Ideen gibt es<br />
genug. Eine der neuesten ist etwa die Vermietung<br />
von mobilen Pellet-Silos. Das Angebot richtet sich<br />
an Betreiber von Bautrocknungen oder mobilen<br />
Heizanlagen zur Überbrückung bei Sanierungen.<br />
Die Bürli AG versorgt diese komplett mit Pellets<br />
in elektronisch überwachten 22-m3-Silos. Nicht<br />
verwendete Restmengen werden sogar zurückvergütet.<br />
<br />
Graspellets sind<br />
weniger Grund-,<br />
sondern eiweißreiches<br />
Ergänzungsfutter.<br />
Vorteile der künstlichen Futtertrocknung<br />
Wirtschaftlich: Niedrigste Konservierungsverluste, geringe Kosten je Nährstoffeinheit,<br />
betriebseigenes und fütterungsfertiges Kraftfutter, schlagkräftige<br />
Ernteverfahren, einfache Lagerung und Fütterung, Rohproteinertrag: dreimal<br />
höher als Soja, Staffelung des Futterwuchses im Frühjahr (optimaler Schnittzeitpunkt<br />
für hohen Proteingehalt ist vor dem Schnittzeitpunkt für Silage).<br />
Tiergerecht: Hoher Anteil an nXP und APD, geschütztes und pansenstabiles<br />
Protein dank Schockwärmebehandlung, hoher Gehalt an Polyensäure (Linolsäure),<br />
optimales Aminosäurenmuster, Vitamine (E-, K-, B-Komplex), hoher<br />
und stabiler Gehalt an Betakarotin, wertvolle Nebeneffekte.<br />
Ökologisch: Einheimische Futtermittel, kurze Transportwege, Trockengras<br />
ersetzt importiertes Sojaprotein, GVO-frei, aus Raufutter wird Kraftfutter,<br />
Prozesswärme aus CO2-neutralen Holzhackschnitzeln.<br />
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