CASINO - Das Magazin der Spielbanken in Bayern

AUSFLUG nach Ansbach
DIE MYSTERIÖSE GESCHICHTE VON
KASPAR HAUSER IST ENG MIT
DER STADT ANSBACH VERKNÜPFT
Am Anfang waren die Ansbacher so gar nicht
begeistert. „Allmächd!“, mag der eine oder die
andere beim Anblick der Pferdeplastik „Anscavallo“
auf gut Fränkisch ausgerufen haben. In
den Leserbriefspalten und an den Wirtshaustischen hagelte
es Kritik an der ebenso dynamischen wie eigenwilligen
Bronzeskulptur, die Künstler Jürgen Goertz 1993 auf
dem Schlossplatz aufstellen ließ. Das ist jetzt mehr als
30 Jahre her. Längst haben die Ansbacher ihren Anscavallo
ins Herz geschlossen, auf Tausenden von Selfies blickt er
Besuchern keck über die Schulter.
SKULPTUREN-SPAZIERGANG
Mit den Jahren kamen weitere Werke an prominenten
Plätzen der Stadt hinzu. Sie sind auf einem Spaziergang
entlang der Ansbacher Skulpturenmeile zu erkunden,
vom eleganten „Flötenspieler“ im barocken Zumach-Gärtchen
bis zum drei Meter hohen „Großen Spargel“ nahe
dem achteckigen Herrieder Tor, an dem täglich um 11 und
17 Uhr ein für Ansbach komponierter Militärmarsch erklingt.
Älteren Datums, nämlich von 1981, ist das Kaspar-
Hauser-Denkmal in der Platenstraße. Ein weiteres, 2007
von dem aus Barcelona stammenden Künstler Jaume
Plensa geschaffenes Werk zeigt eine menschliche Figur,
die einen Baum umschlingt. Beide erinnern an eine der
mysteriösesten Episoden der Stadtgeschichte.
EIN JAHRHUNDERT-GEHEIMNIS
Jedes Kind in Franken kennt die Geschichte von Kaspar
Hauser. Am Pfingstmontag 1828 wurde er orientierungslos
in Nürnberg aufgegriffen. Bald schon kursierten Gerüchte,
er sei der Erbprinz aus dem Hause Baden und aus
dynastischen Gründen beiseitegeschafft worden. Ein seltsamer
englischer Lord gab sich als Gönner und veranlasste
im Herbst 1831 Kaspar Hausers Umzug nach Ansbach.
Mittlerweile nahm halb Europa am Schicksal des prominenten
Findelkinds teil. Am 14. Dezember 1833 lockte das
Versprechen, etwas über seine Herkunft zu erfahren, den
nun Anfang Zwanzigjährigen in den Ansbacher Hofgarten,
wo sein unbekannter Mörder ihn mit einem Stich ins
Herz tötete. Hochstapler, Prinz, Unglückswurm? Das
Rätsel ist bis heute nicht gelöst. Im zwanglosen, überwiegend
vegetarisch-veganen Restaurant „Kaspar Hauser“
(Pfarrstraße 10) kann man trefflich darüber sinnieren.
FOTOS: THOMAS LINKEL / LAIF
32