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DEUTSCHE OPTISCHE MONATSSCHRIFT<br />
11. Jahrgang<br />
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25. Februar <strong>1956</strong><br />
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6/ugenq,Ji/{(11 Heft 2/<strong>1956</strong>
DEUTSCHE OPTISCHE MONATSSCHRIFT<br />
AMTLICHES ORGAN DES ZENTRALVERBANDES DER AUGENOPTIKER ( BIV )<br />
Mifteilungsblatt der Wissenschaftlichen Vereinigung der <strong>Augenoptiker</strong>, der Deutschen<br />
Gesellschaft für Optometrie und des Bundesverbandes Nichtselbständiger <strong>Augenoptiker</strong><br />
Die Brillenglasbestimmung durch den <strong>Augenoptiker</strong><br />
Verfaßt auf Veranlassung des Zentralverbandes der <strong>Augenoptiker</strong><br />
von Dr.Josef Reiner, stellv. Direktor der Fachschule für <strong>Augenoptiker</strong> in :Köln<br />
Die Brillenglasbestimmung stellt ebenso wie die Anfertigung<br />
und Anpassung der Brille einen integrierenden Bestandteil der<br />
Tätigkeit des <strong>Augenoptiker</strong>s dar. Ihrer Bedeutung entsprechend<br />
wird sie bei der Ausbildung de.s <strong>Augenoptiker</strong>s berücksichtigt.<br />
Sie ist in dem Lehrplan der augenoptischen Fachschulen enthalten<br />
und wird im Hinblick auf die selbständige Ausübung durch<br />
den <strong>Augenoptiker</strong> gelehrt und geprüft. Voraussetzung für die<br />
Zulassung zu diesen Lehranstalten ist eine abgeschlossene fachtechnische<br />
Ausbildung.<br />
Von augenärztlicher Seite werden gegenwärtig Versuche unternommen,<br />
durch Anwendung des bereits vor 16 Jahren in Kraft<br />
getretenen Heilpraktikergesetzes die selbständige . Brillenglasbestimmung<br />
(Refraktionsbestimmung) durch den <strong>Augenoptiker</strong><br />
zu unterbinden. Man versucht, den § 1 Absatz 2 des Gesetzes<br />
1lber die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung<br />
(Heilpraktlkergesetz) vom 17. Februar 1939 anzuwenden. Dieser<br />
Paragraph hat folgenden Wortlaut:<br />
.Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes ist jede<br />
berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung,<br />
Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden<br />
oder Körperschäden bei Menschen, auch wenn sie im Dienste<br />
von anderen ausgeübt wird."<br />
Die Anwendung dieses Paragraphen auf die Tätigkeit des<br />
<strong>Augenoptiker</strong>s ist jedoch aus folgenden Gründen nicht möglich:<br />
1. Die Fehlsichtigkeiten (auch Ametropien, Refraktionsanomalien,<br />
Brechungsanomalien genannt) des menschlichen Auges sind<br />
keine Krankheiten, Leiden oder Körperschäden.<br />
2. Die Refraktionsbestimmung (Bestimmung der Fehlsichtigkeit,<br />
Brillenglasbestimmung) stellt keine Feststellung (Diagnose)<br />
einer Krankheit, eines Leidens oder Körpers
Ist die Achsenlänge des Auges gegenüber dem Idealfall nur<br />
um 1 mm länger, · so liegt bereits eine Kurzsichtigkeit von<br />
ca. 2,5 Dioptrien vor. Wenn die Achsenlänge um denselben<br />
Betrag zu kurz ist, so erhält man eine Ubersichtigkeit von<br />
ca. 2,5 Dioptrien.<br />
In noch stärkerem Maße ist die Refraktion des Auges von der<br />
Größe der Krümmungsradien der optischen Flächen des dioptrischen<br />
Apparates abhängig. Ist der Radius der Hornhaut gegenüber<br />
dem Idealfall 1 mm kürzer, so liegt bereits eine Kurzsichtigkeit<br />
von etwa 7 Dioptrien vor.<br />
Neben der Kurzsichtigkeit und Ubersichtigkeit kennt man als<br />
eine weitere Fehlsichtigkeit den Astigmatismus des Auges.<br />
Astigmatismus liegt vor, wenn die Krümmungsradien der<br />
brechenden Flächen, insbesondere die der Hornhaut, nicht in<br />
allen Meridianen den gleichen Wert besitzen. Das astigmatische<br />
Auge kann weder ferne noch nahe Gegenstände deuUich sehen.<br />
Kurzsichtigkeit, Ubersichtigkeit und Astigmatismus können nur<br />
optisch berichtigt werden und sind keineswegs als Krmkheiten<br />
anzu!.ehen. Ebenso wie die Körperlänge, der Kopfumfang oder der<br />
Augenabstand, das Körpergewicht und andere geometrische Abmessungen<br />
des menschlichen Körpers verschieden sein können,<br />
sind auch die Abmessungen des menschlichen Auges - seine<br />
Achsenlänge und die Größe der Krümmungsradien der optischen<br />
Flächen - biologischen Schwankungen unterworfen. Während<br />
die Schwankungen der übrigen geometrischen Abmessungen für<br />
den Menschen weitgehend ohne Belang sind, verursachen sie,<br />
wenn ,sie das Auge betreffen, Refraktionsanomalien (Fehlsichtigkeiten).<br />
Ermittelt man z. B. den Augenabstand bei einer großen Anzahl<br />
Menschen männlichen Geschlechts, so wird man feststellen, daß<br />
die am häufigsten auftretende Abmessung etwa 65 mm beträgt.<br />
Weniger häufig findet man einen Augen4ostand von 58 mm,<br />
ebenso ist der Augenabstand von 72 mm nur selten anzutreffen.<br />
Tut man dasselbe mit dem Kopfumfang, so wird man die Größe<br />
von ca. 56 cm am häufigsten messen. 52 cm Kopfumfang und<br />
ebenso 60 cm Kopfumfang wird man seltener antreffen.<br />
Jene Abmessung, die am häufigsten vorkommt, wird als normal<br />
angesehen. Von dieser abweichende Abmessungen werden<br />
als anomal be"Zeichnet. Deswegen sind jedoch jene Menschen,<br />
die einen anomalen Kopfumfang oder anomalen Augenabstand<br />
bzw. anomalen Brechungszustand der Augen besitz-~n, keineswegs<br />
krank und können höchste geistige und körperliche<br />
Leistungen hervorbringen. Statistische Untersuchungen über die<br />
Refraktion des menschlichen Auges- haben ergeben, . daß der am<br />
häufigsten vorkommende Zustand nicht unbedingt der der<br />
Rechtsichtigen ist. Die überwiegende Zahl der Menschen ist um<br />
einen geringen ·Betrag übersichtig.<br />
Die Verteilung der Schwankungen in der Größe bestimmter<br />
Körperteile bzw. die Schwankungen der Refraktion des Auges<br />
folgen einem bestimmten biologischen Gesetz. Sie entsprechen<br />
der sogen. Gauß'schen Fehlerverteilung.<br />
Den Beweis dafür, daß es sich bei den Refraktionsanomalien<br />
keinesfalls um Krankheiten handelt, erbringt Prof. De'. Engelking,<br />
ein bedeutender Ophthalmologe der Gegenwart, der in seinem<br />
im Jahre 1955 erschienenen Buch "Grundriß der Augenheilkundeu,<br />
12. Auflage, Springer-Verlag 1955, folgendes schreibt:<br />
.Die Refraktion des menschlichen Auges (sein Brechungszustand)<br />
ist ein Ausdruck für seine Gestalt als optischer<br />
Apparat. ·<br />
Die durchschnittliche Achsenlänge des normalen Auges beträgt<br />
24 mm. Aber auch wenn das Auge den pkysikalischen<br />
Ansprüchen nicht genau entspricht, kann es klinisch völlig<br />
gesund sein. Ein großer Teil der Refraktionsanomalien, vor<br />
allem die geringeren Grade der Myopie und Hypermetropie<br />
können noch als ,normale Zustände' anerkannt werden, wenn<br />
sie auch für bestimmte Zwecke das Tragen von Brillen bedingen.<br />
Kurven, die die Häufigkeitsverteilung dieser beiden<br />
Brechungszustände wiedergeben, lassen das ohne weiteres erkennen<br />
(Abb. 33). Man sieht nämlich, daß die Fälle von<br />
Hypermetropie und Myopie ohne sonstige organische Veränderungen<br />
sich symmetrisch um den idealen Brechungszustand<br />
einer Hypermetropie VO\l 0,5 D gruppieren und also<br />
gleich häufig vorkommen. Sie stellen vererbbare Abweichungen<br />
vom Idealzustand dar, .Anomalien, aber keine Krankheiten."<br />
Im "Leh rbuch und Atlas der Augenheilkunde" von Axenfeld<br />
wird ebenfalls darauf hingewiesen, daß die Fehlsichtigkeit nicht<br />
krankheitsbedingt ist, sondern lediglich durch die biologischen<br />
Schwankungen in den Abmessungen des menschlichen Auges<br />
hervorgerufen wird. Wörtlich heißt es auf Seite 210 (Lehrbuch<br />
und Atlas der Augen:heilkunde, von Axenfeld, 9. Auflage, Gustav<br />
Fischer Verlag, Jena 1949) :·<br />
,.Wie bei allen normalen und quantitativ erfaßbaren Merkmalen<br />
(z. B. die Körpergröße) zeigt sich auch bei den einzelnen<br />
optischen Maßen eine physiologische Schwankungsbreite<br />
um einen Mittelwert. Das gleiche gilt für die Statistik<br />
der verschiedenen Brechungszustände, deren Variationskurve<br />
sich der Binomialkurve nähert."<br />
Ähnlich wie die Fehlsichtigkeiten wird auch die Alterssichtigkeit<br />
oder Presbyopie mit Brillengläsern korrigiert. Das jugendliche<br />
Auge ist in der Lage, sich auf ferne und nahe Gegenstände<br />
einzustellen und diese scharf und deutlich zu sehen. Diese<br />
Fähigkeit wird herbeigeführt durch die Augenlinse, die bei der<br />
Einstellung auf nahe Gegenstände eine andere Gestalt annimmt<br />
als beim Sehen in die Feme.<br />
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Auges, sich<br />
auf nahe Gegenstände einstellen zu können, ab. Vom 45. Lebensjahr<br />
an müssen daher sogen, Nahbrillen oder Altersbrillen getragen<br />
werden, um die fehlende Akkommodation des Auges zu<br />
ergänzen.<br />
Uber die Ursache der Alterssichtigkeit schreibt Prof. Rein in<br />
seinem Buch "Physiologie des Menschenu (11. Auflage, Springer<br />
Verlag 1953) folgendes:<br />
„Die mangelnde Akkommodationsfähigkeit kann man durch<br />
Vorsatz von Sammellinsen entsprechender Brennweite<br />
(Altersbrille) ausgleichen. Als Ursache der Presbyopie spricht<br />
man die - als allgemeines Symptom des Alters bekannte -<br />
Veränderung der elastischen Gewebe an.•<br />
Die gleicbe Auffassung vertritt auch Prof. Dr. Jaensch in<br />
seinem Bucq "Einführung in die Augenheilkundeu (Thieme<br />
Verlag 1953):<br />
.Mit zunehmender Sklerisierung der Linse wird der Nahpunkt<br />
vom Auge abrücken, das Akkommodationsgebiet sich<br />
entsprechend verkleinern, bis schließlich im 60. bis 65. Lebensjahr<br />
die Linse jede Elastizität verloren hat und Fern- und<br />
Nahpunkt zusammenfallen. Dieser Prozeß ist ein physiologischer<br />
Vorgang und bedingt die Alters- oder Weitsichtigkeit,<br />
die Presbyopie. u<br />
Es geht hieraus hervor, daß es sich bei der Alterssichtigkeit<br />
ebenfalls keineswegs um· eine Krankheit, ein Leiden oder einen<br />
Körperschaden handelt, sondern um eine ganz natürliche, altersbedingte<br />
physiologische Erscheinung.<br />
Auch die Alterssichtigkeit, wie alle übrigen Fehlsichtigkeiten<br />
des Auges, läßt sich durch Brillengläser geeigneter Brechkraft<br />
ausgleichen.<br />
Prof. Dr. Hans Hartinger, der .über 20 Jahre als wissenschaftlicher<br />
Leiter der Abteilungen für Sehhilfsmittel und ~edizinischoptische<br />
Instrumente der Zeiss-Werke in Jena tätig war und an<br />
der Medizinischen Fakultät der Universität Jena das Fachgebiet<br />
„Optik der Medizin" vertrat, schreibt über die Fehlsichtig-keiten<br />
folgendes:<br />
.,Alle Arten von Fehlsichtigkeiten (Ubersichtigkeit, Kurz.<br />
Sichtigkeit und Astigmatismus) sind durch eine Wachstumsanomalie<br />
des Bulbus bedingt. Die Längen- und Krümmungsabmessungen<br />
des Augapfels weichen - meist geringfügig -<br />
von den Werten ab, die das optische Brechungsgesetz erfordern<br />
würde. Es ist deshalb völlig abwegig, fehlsichtige<br />
Augen als krank zu bezeichnen. Es ist noch keinem Augenarzt<br />
gelungen, ein fehlsichtiges Auge wieder rechtsichtig zu<br />
machen, also zu "heilen". Ebensowenig kann die Alterssichtigkeit<br />
(Weitsichtigkeit) als eine Krankheit bezeichnet<br />
werden. Sie ist lediglich durch die alternde und damit sich<br />
erhärtende Kristallinse des Auges bedingt. Auch eine Rückgängigmachung<br />
oder „Heilung" der Alterssichtigkeit ist - hls<br />
heute jedenfalls - unmöglich."<br />
Wohl aber ist man imstande, diese Fehlsichtigkeiten ebenso<br />
wie die Alterssichtigkeit durch Sehhilfsmittei (Brillen) auszugleichen.<br />
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang dürfte noch die<br />
Tatsache sein, daß die Fehlsichtigkeiten des Auges, also Kurzsichtigkeit,<br />
Ubersichtigkeit, Astigmatismus und Alterssichtigkeit,<br />
auch in der physikalischen Fachliteratur behandelt. werden.<br />
Besonders begrüßenswert ist es, daß auch die Schulphysik sich<br />
dieser Probleme annimmt. Dadurch werden junge Menschen<br />
rechtzeitig über die Eigenschaften des Auges aufgeklärt; das<br />
dürfte wesentlich dazu beitragen, daß fehlsichtige Kinder ihre<br />
Minderwertigkeitskomplexe verlieren, wenn sie erfahren, daß<br />
es sich hierbei nicht um eine Krankheit oder eine Mißbildung<br />
handelt, deren sie sich zu schämen brauchen. Würde es sich<br />
bei den Fehlsichtigkeiten um Krankheiten, Leiden oder Körperschäden<br />
handeln, so würde man unmöglich dieses Problem in die<br />
physikalischen Betrach_tungen-einfüiziehen.<br />
Refraktion und Körperschäden<br />
Nachdem der eindeutige Beweis dafür erbracht sein dürfte, daß<br />
es sich bei den Fehlsichtigkeiten des Auges nicht generell um<br />
Krankheiten handelt, erscheint es wichtig zu beweisen, daß<br />
diese auch nicht als Körperschäden angesehen werden dürfen.<br />
Körperschäden können z. B. durch eine Verletzung als Folge<br />
einer überstandenen Krankheit oder aus anderen Gründen auftreten.<br />
Es gibt Körperschäden, die bereits bei der Geburt vorhanden<br />
sind und während des ganzen Lebens erhalten bleiben.<br />
Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß die Körperschäden, im Gegensatz<br />
z.u den sogen. Erbkrankheiten, nicht erblich sind. Beinamputierte,<br />
Einäugige usw. werden normal entwickelte Kinder<br />
haben. Ebenso ist es wissenschaftlich erwiesen, daß die Fehl-<br />
6 ~ Heft 2/<strong>1956</strong>
ZEISS<br />
Frühjahrsvorbereitungen stehen bei einer schönen<br />
Frau unter dem Motto: was ziehe ich ao?<br />
Schneidert sie selbst und aus Passion, so finden<br />
wir sie täglich an der Nähmaschine. Gut sehen,<br />
das ist dabei wichtig - aber heutzutage denkt ·<br />
sie zugleich an gutes Aussehen, an eine neue,<br />
kleidsame Brille. Die Brille soll ein Schmuckstück<br />
sein, das ihr die Vorteile des guten Sehens<br />
und des Schönseins gleichermaßen bringt. <strong>Der</strong><br />
<strong>Augenoptiker</strong>, dem sie ihre Brillensorgen anvertraut,<br />
wird für sie die schönste Brille bereit<br />
haben. In diese Brille aber gehören Z E I S S -<br />
Gläser wie z. B. P U N KT AL oder noch besser<br />
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reizvollen Akzent verleihen und die das Auge<br />
länger munter halten; empfehlen Sie UROPA L.
sidJ.tigkeit im Gegenstatz zu den KörpersdJ.äden erblidJ. ist,<br />
HiErrüber findet man im nLebrbuch und Atlas der Augenheilkunde"<br />
von Axenield folgende Ausfiihl"ungen:<br />
.Es kann beute nidJ.t mehr zweifelhaft sein, daß die versdJ.iedenen<br />
BredJ.ungszustände des Auges und ihre Entwidclung<br />
erblidJ.en . Einflüssen unterliegen. Da aber die Gesamtr-efr.aktion<br />
aus mehreren Komponenten, wie Hornhautluümmung,<br />
LinsenbredJ.ung, AdJ.senlänge u. a. resulti~rt, kommen<br />
audJ. genetisch mehrere Erbfaktoren in Betracht. Diese<br />
einzelnen sogen. optischen Konstanten dürften ihrerseits<br />
wieder polygen bedingt sein und ohne feste Korrelation<br />
vererbt werden. Angesichts dieser komplizierten Verhältnisse<br />
kann man bei der Kreuzung keine einfache Spaltung, sondern<br />
nur kaleidoskopartige Kombinationen erwarten. Die schwächeren<br />
Formen der Uber- und Kurzsichtigkeit scheinen aber mehr<br />
dem dominanten, die hohen Grade hingegen dem rezessiven<br />
Erbmodus zuzuneigen."<br />
Aus diesen Darlegungen geht hervor, daß die Fehlsichtigkeiten<br />
erblich sind im Gegensatz zu den Körperschäden, die nicht vererbt<br />
werden können. Somit können die Fehlsichtigkeiten unmöglidJ.<br />
als Körperschäden angesehen werden.<br />
Bemerkenswert dürfte die TatsadJ.e sein, daß die Fehlsichtigkeiten<br />
im Rahmen der medizinischen Ausbildung auch in der<br />
Anatomie behandelt werden. Die Anatomfe (normale Anatomie,<br />
nicht pathologisdJ.e Anatomie) befaßt sidJ. ausschließlich mit dem<br />
Aufbau des gesunden menschlichen Körpers. Würde es sidJ. bei<br />
den Fehlsichtigkeiten um Krankheiten, Leiden oder KörpersdJ.äden<br />
handeln, so würde man die Fehlsichtigkeiten im Rahmen<br />
der Anatomie-Vorlesungen und in den anatomisdJ.en LehrbüdJ.ern<br />
nicht behandeln.<br />
Leiden<br />
Wenn eine Krankheit sidJ. zu einem Dauerzustand entwidcelt,<br />
spricht man von einem Leiden.<br />
Da es sich bei den Fehlsichtigkeiten nicht um Krankheiten<br />
handelt, können diese sinngemäß auch nicht als Leiden angesehen<br />
werden.<br />
Brillenglasbestimmung (Refraktionsbestimmung)<br />
Das wichtigste Verfahren der Brillenglasbestimmung erfolgt<br />
durch Aus,wahl geeigneter Brillengläser. Diese selektive Methode<br />
wird als subjektives Verfai\ren der Brillenglasbestimmung oder<br />
Refraktionsbestimmung bezeichnet.<br />
Die subjektive Brillenglasbestimmung wurde bereits zur Zeit<br />
der umherfahrenden Brillenhändler praktiziert. Dabei erfolgte<br />
die Auswahl der Gläser so, daß der Brillenbedürftige fertige<br />
Brillen verschiedener Stärke so lange ausprobierte, pis er jene<br />
Brille gefunden hatte, die ein einigermaßen gutes Sehen ermöglichte.<br />
Da aber beide Augen verschieden fehlsichtig sein<br />
können, hat man im Laufe der Zeit bessere und vollkommenere<br />
Verfahren der subjektiven Refraktionsbestimmung entwidcelt.<br />
Die gebräuchlidJ.sten Verfahren beruhen auf der Sehschärfenprüfung.<br />
Dabei werden so lange systematisch Brillenglä_ser verschiedener<br />
Stärke in ein geeignetes provisorisdJ.es Brillengestell<br />
(Probierbrille) eingesetzt, bis die beste vom Prüfling festgestellte<br />
Sehschärfe erreidJ.t ist. Dabei trifft die Auswahl nicht der Optiker,<br />
sondern der Prüfling selbst, indem er sich für ein bestimmtes<br />
Glas entscheidet, mit dem er am besten sehen kann.<br />
<strong>Der</strong> Prüfende hat lediglich die Aufgabe, den Weg zum besten<br />
Glas möglichst abzukürzen, um durch Anwendung geeigneter<br />
Auswahl-Verfahren dem Prüfling die Entscheidung zu erleichtern.<br />
Etwas ÄhnlidJ.es findet man bei der Verabfolgung eines Medikamentes<br />
(Heilmittel) nicht. Die Entscheidung für das zur Korrektion<br />
einer Fehlsichtigkeit erforderliche Glas wird dadurch<br />
erleichtert, daß die Sehleistung bereits bei +0,5 Dioptrien Abweichung<br />
um etwa 500/o verschlechtert wird. Auch der nicht korrigierte<br />
Astigmatismus von 1,0 Dioptrien vermindert die zu<br />
-erreichende hödJ.ste Sehleistung um etwa 50 0/o.<br />
Neben der subjektiven Refraktionsbestimmung sind die objektiven<br />
Verfahren bekannt. Diese gestatten unter Anwendung mehr<br />
oder weniger komplizierter optischer Geräte die Bestimmung<br />
der Fehlsichtigkeit jeweils an einem Auge mit der Genauigkeit,<br />
die die objektiven Verfahren zu erreichen gestatten.<br />
<strong>Der</strong> Zwedc der objektiven Refr~ktionsbestimmung besteht<br />
darin, Anhaltspunkte für eine vorhandene FehlsidJ.tigkeit, deren<br />
Cröße und Art zu geben. Entscheidend für die zu verabfolgende<br />
Brille ist schon im Hinblidc auf das beidäugige Sehen stets das<br />
Ergebnis der subjektiven B~illenglasbestimmung.<br />
Man kann darüber hinaus verschiedener Auffassung sein, ob<br />
es sich bei der Brillenglasbestimmung um eine optisch-physikalische,<br />
physiologisdl-optischie oder biophysik.alisch.e .Messung<br />
handelt. Entscheidend ist die TatsadJ.e, daß die Messung selbst<br />
nicht vom Augenarzt oder Optiker, sondern vom Prüfling selbst<br />
·vorgenommen wird. Augenarzt und Optiker geben lediglidJ. die<br />
Anleitung zur Durchführung -dieser Messung.<br />
Zur· Ausübung der Refraktionsbestimmung (Brillenglasbestimmung)<br />
nadJ. der subjektiven oder objektiven Methode sind<br />
wissensdJ.aftlidJ.e Kenntnisse nidJ.t unbedingt erforder!idJ., da es<br />
sic:h hierbei nidJ.t um eine wissensdJ.aftlidJ.e Tätigkeit handelt.<br />
Die Methoden der Brillenglasbestimmung sind seit etwa<br />
50 Jahren bekannt und können wissenschaftlidJ. als abgeschlossen<br />
angesehen werden. Dies besagt jedoc:h nicht, daß die technische<br />
Entwidclung ebenfalls abgesdJ.lossen sei. Es werden immer<br />
wieder neue technische Hilfsmittel, · die eine bequemere und<br />
genauere Durc:hführung der Refraktionsbestimmung ermöglidJ.en,<br />
entwidcelt. Sie beruhen jedoch alle auf Erkenntni~en, die schon<br />
lange bekannt sind.<br />
Da es sidJ. • bei den Fehlsichtigkeiten in der Regel · nic:ht um<br />
Krankheiten, Leiden oder Körperschäden handelt, kann die Bestimmung<br />
der optischen Korrektur nicht als eine medizinische<br />
Handlung (Diagnose) angesehen werden. Ein Meßverfahren, bei<br />
dem die Entsc:heidung stets vom Prüfling selbst getroffen und<br />
mit rein tedJ.nischen Mitteln durchgeführt wird, kann nidJ.t als<br />
Feststellung einer Krankheit, f,!ines Leidens oder eines Körpersc:hadens<br />
angesehen werden.<br />
Prof. Dr, Hartinger schreibt über die Refraktionsbestimmung<br />
folgendes:<br />
.Die subjektive Refraktionsbestimmung ist nichts anderes als<br />
ein physikalisch-optisches Abstimmungsverfahren zur Ermittlung<br />
der günstigsten Abbildungsbedingungen. Daran kann die<br />
Tatsache nichts ändern, daß infolge des Lesevorganges physiologisch-optische<br />
Faktoren mitsprechen. Diese Methode nun,<br />
nachdem sie jahrhundertelang von NidJ.tmedizinern geübt<br />
wurde, als medizinische Tätigkeit ·ansprechen zu wollen,<br />
kann nidJ.t ernst genommen werden.•<br />
Die Brille ,<br />
Unter Sehhilfen versteht man optische Vorkehrungen, die den<br />
optisc:hen Fehler des Auges auszugleichen und seine Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern imstande sind.<br />
Zu den Sehhilfen gehören neben Lupe, Fernrohr und Mikroskop<br />
auch die Brillen. Den optischen Teil der Brille bildet das<br />
Brillenglas. Dieses befindet sich in der Regel in 12 mm Entfernung<br />
vor dem Auge und hat lediglich die Aufgabe, die Richtung<br />
der einf.allenden Lichtstrahlen so zu beeinflussen, daß nach<br />
dem Durchgang des LidJ.tes durdJ. tlas optisdJ.e Augensystem ein<br />
sdJ.arfes Netzhautbild entsteht. Das fehlsidJ.tige Auge bleibt<br />
dabei vollkommen unverändert; die FehlsidJ.tigkeit wird nidJ.t<br />
geheilt und auch nidJ.t gelindert. Auch besitzt die Brille keinen<br />
Einfluß auf den Gesundheitszustand des Auges.<br />
Prof. Dr. phil. Dr. med. Herbert SdJ.ober, ein bedeutender Physiologe,<br />
schreibt über die Brille folgendes:<br />
.Die Brille ist mit SidJ.erheit nidJ.t imstande, eine vorhandene<br />
Krankheit zu heilen."<br />
Somit kann die Brille unmöglidJ. als ein Heilmittel angesehen·<br />
werden.<br />
Prof. Dr. Hartinger sc:hreibt über den Einfluß de~ Brillenglases<br />
auf das Auge folgendes:<br />
.Die Korrektion der FehlsidJ.tigkeit mittels eines Brillenglases<br />
oder allgemein mittels eines Sehhilfsmittels ist demnach<br />
ein rein optisdJ.er Vorgang. Die FehlsidJ.tigkeit wird vor<br />
dem Auge ,optisch beridJ.tigt', aber keinesfalls ,medizinisdJ.<br />
geheilt'. Die Brille hat nidJ.t den geringsten Einfluß auf die<br />
Änderung der FehlsidJ.tigkeit, die wohl möglidJ. und dann<br />
immer nur auf eine W-achstumsänderung des Augapfels bzw.<br />
seiner Teile zurüdczuführen ist.<br />
<strong>Der</strong> AusgleidJ. der AlterssidJ.tigkeit ist o~isdJ. von der<br />
gleidJ.en Art. Die mangelnde Akkommodationsleistung der<br />
alternden Kristallinse wird durdJ. eine entspredJ.end starke<br />
Sammellinse, das sogen. Leseglas, ersetzt.<br />
Die beridJ.tigenden Brillengläser, ob es nun Fern- oder Lesegläser<br />
sind, können somit den vorhandenen Sehfehler weder<br />
vergrößern nodJ. verkleinern; sie bringen lediglidJ. eine rein<br />
physikalisdJ.-optisdJ.e Veränderung des in das Auge eintretenden<br />
Strahlenbündels hervor.<br />
Es ist demnadJ. geradezu widersinnig' und irreführend, Brillengläser<br />
als ,Heilmittel' zu bezeidJ.nen. •<br />
Die Brille als Sehhilfe, als Gebrauc:hsgegenstand und neuerdings<br />
als modisc:her Faktor, wird fälschlidJ.erweise oft mit medizinisdJ.-tedJ.nisdJ.en<br />
Geräten, wie Prothesen, Krüdcen, SdJ.ienen<br />
und dgl., verg:lidJ.en. Einern KörperbesdJ.ädigten, einem Bein- oder<br />
Armamputierten, kann mittels einer Prothese geholfen werden.<br />
Die Aufgabe der Prothese besteht darin, das fehlende Glied<br />
weitgehendst zu ersetzen. 1Jie Fehlsic:htigkeit ist kein Körpersdl..aden,<br />
und das fehlsidJ.tige Auge ist anatornisdt genau so aufgebaut<br />
wie das rec:htsidJ.tige. Auch die Funktionen des gesunden<br />
fehlsic:htigen Auges sind durdJ.aus normal, bis- auf die verminderte<br />
Sehleistung infolge des unsdJ.arfen Netzhautbildes. DurdJ.<br />
· Beeinflussung der einfallenden LidJ.tstrahlen, die an den Flädlen<br />
des Brillenglases gebrodJ.en werden, entsteht auf der Netzhaut<br />
des fehlsidJ.tigen Auges ein scharfes Bild, und das mit der Brille<br />
bewaffnete fehlsichtige Auge erhält die gleidJ.e Leistungsfähigkeit<br />
wie das redJ.tsidJ.tige Auge. Da am fehlsidJ.tigen Auge keines<br />
der anatomisdJ.en Teile durdJ. die Brille ersetzt wird, kann diese<br />
mit einer Prothese nidJ.t verglidJ.en werden.<br />
Die Auffassung, daß die Tätigkeit des <strong>Augenoptiker</strong>s gegen<br />
das Heilpraktikergesetz verstößt, wird keineswegs von allen<br />
ß ~ Heft 2/<strong>1956</strong>
W 14038<br />
Atrio-Sonnenbrillen wurden vor Jahresfrist erstmalig<br />
vorgestellt; sie fanden eine ausgezeichnete<br />
Beurteilung. Das Programm <strong>1956</strong> bringt neben<br />
vielen Verfeinerungen das neue Modell Pamela.<br />
odücheSonnenbriUen<br />
Ein Zeitalter der Farbe hat begonnen! <strong>Der</strong> moderne Mensch ist<br />
in besonderem Maße farbbewußt geworden (-wird er doch von<br />
der Umwelt zum Farbbewußtsein erzogen). Auch die Brille hat<br />
sich der Farbe bemächtigt - und über das Medium der Farbe ist<br />
sie, wie auch der auf Eigenwirkung abgestimmte Schmuck, zu<br />
einem begehrten modischen Attribut geworden.<br />
Die zum Sommer <strong>1956</strong> vorgelegten Atrio-Sonnenbrillen überraschen<br />
durch ihre bestechend schöne Farbigkeit. Jede Atrio- ·<br />
Machung ist modisch gültig! Die unter dem Begriff »triple«<br />
gebrachten Mehrfach-Kaschierungen - im Bild der jüngsten internationalen<br />
Mode sehr aktuell-ergeben besonders markante Effekte.<br />
Das Programm der modischen Sonnenbrillen<br />
bringt für <strong>1956</strong> folgende Formen:<br />
Das Modell CAMILLA stellt sich als die<br />
meistgekaufte Atrio-Sonnenbrille vor; sie<br />
wird in reicher Farbskala hergestellt (Modell<br />
Abbildung oben).<br />
Das Modell PAMELA als neueste Atrio<br />
Schöpfung, ausgewogen und markant in<br />
überlegener Linienführung, sehr profiliert<br />
durch die Facetten-Technik der Konturen!<br />
{Modell-Abbildung unten).<br />
DieModelleJASMINE undMARGUERITA<br />
gelten auch für <strong>1956</strong> als streng modische<br />
Formen. Das Modell Jasmine kann auf<br />
Wunsch mit Elfenbeinschmuck geliefert werden;<br />
die auf den zurückgezogenen Backen<br />
des Modells Marguerita befindlichen Zierfenster<br />
werden standardmäßig mit elfenbeinfarbigem<br />
Gitter ausgestattet.<br />
Das Modell MARCELLO, die Sonnenbrille<br />
für den Herrn, in der Form betont männlich<br />
profiliert, sehr eigen~illig und- elegant.<br />
dt,io<br />
MODELL<br />
ATR IO OPTISCHE GES. M.B.H. SOLINGEN
Augenärzten vertreten. An vielen Orten Deutschlands herrscht<br />
zwischeri Augenarzt und <strong>Augenoptiker</strong> ein harmonisches Verhältnis,<br />
das auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruht.<br />
Ein bekannter Augenarzt, Dr. med. habil. S., nimmt zu der<br />
Frage der selbständigen Brillenglasbestimmung durch den <strong>Augenoptiker</strong><br />
wie folgt Stellung:<br />
„Ich persönlich vertrete den Standpunkt, daß die Tätigkeit<br />
des <strong>Augenoptiker</strong>s nicht unter den Begriff ,Ausübung der<br />
Heilkunde' fällt. Die Fehlsichtigkeit (Kurzsichtigkeit, Ubersichtigkeit,<br />
Alterssichtigkeit und Astigmatismus) ist im allgemeinen<br />
kein krankhafter Zustand, sondern eine anlagemäßig<br />
bedingte Abweichung von der Rechtslchtigkeit des<br />
Auges. Diese Abweichung kann aber durch eine Brille, also<br />
ein rein technisches Hilfsmittel, ausgeglichen werden. Durch<br />
die Brille wird eine Veränderung weder des Auges noch<br />
innerhalb des K-örpers hervorgerufen, wie das etwa durch<br />
den Arzt bei Verordnung von ,Heilmitteln' geschieht."<br />
Einern Körperbeschädigten, der beispielsweise ein steifes,<br />
leistungsunfähiges Bein besitzt, hilft man mittels einer Krücke.<br />
Die Unterstützung, die dem Gehbehinderten durch eine Krücke<br />
zuteil wird, geschieht durch zusätzliche Kraftanstrengungen des<br />
Armes oder der Hand, womit die Krücke festgehalten wird. Die<br />
fehlende Kraft des leistungsunfähigen Beines wird durch zusätzliche<br />
Belasfung eines anderen Gliedes mittels der Krücke<br />
ersetzt. Bei der Fehlsichtigkeit werden durch das Brillenglas<br />
lediglich die einfallenden Lidltstrahlen beeinflußt und keine<br />
anderen Organe oder Körperteile zusätzlich belastet. Deswegen<br />
kann die Brille auch nicht mit einer Krücke verglichen werden.<br />
Ebenfalls kann die Brille nicht mit einer Stü.tz- oder Führungsschiene<br />
für lahme oder geschwächte Glieder oder ähnlichen Hilfen<br />
verglichen werden. Auch bei diesen Hilfen handelt es sich<br />
um den Ausgleich anatomisch schwach ausgebildeter Körperteile,<br />
während. das fehlsichtige Auge anatomisch dem rechtsichtigen<br />
in allen Teilen gleich ist.<br />
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, daß es sich<br />
bei der Brille um kein Heilmittel, keine medizinisch-technische<br />
Hilfe oder dgl. handelt. Die Brille stellt einen Sonderfall dar<br />
und besitzt kein Analogon.<br />
Die Brillenbestimmung durch den <strong>Augenoptiker</strong><br />
Die Fähigkeit der <strong>Augenoptiker</strong>, Brillenbestimmungen fachgemäß<br />
durchzuführen, wird auch seitens der Augenärzte nicht<br />
angezweifelt. Auch wird man sich darüber einig sein, daß es<br />
sich bei den Fehlsichtigkeiten im allgemeinen nicht um Krankheiten,<br />
Körperschäden oder Leiden handelt, und. daß die Refraktionsbestimmung<br />
eine augenoptische Messung darstellt.<br />
Einwände gegen die selbständige Brillenbestimmung dur.ch den<br />
<strong>Augenoptiker</strong> werden aus anderen Gründen erhoben. Man glaubt<br />
und man möchte es nachweisen, daß der: <strong>Augenoptiker</strong> bei der<br />
Brillenbestimmung eine evtl. vorhandene Augenkrankheit übersehen<br />
könnte.<br />
Fehlsichtige Augen kpnnen ebenso wie rechtsichtige von einer<br />
Augenkrankheit befallen werden. Die überwiegende Zahl der<br />
Augenkrankheiten ist mit subjektiven Beschwerden wie Schmerzen,<br />
Brennen der Augen, Jucken oder mit Verminderung der<br />
Sehlef.stung, die sich nich't mit einem Brillenglas ·verbessern läßt,<br />
verbunden. Wer von einer solchen Krankheit befallen ist, wird<br />
mit Sicherheit 1,1mgehend einen Arzt; wahrscheinlich sogar einen<br />
Augenarzt aufsuchen.<br />
Zu dem <strong>Augenoptiker</strong> können nur ' solche an einer Augenkrankheit<br />
erkrankte Fehlsichtige gelangen, die keine Schmerzen<br />
oder andere Merkmale einer Krankheit empfinden. <strong>Der</strong> fachlich<br />
qualifizierte <strong>Augenoptiker</strong> ist in der Lage, Symptome, die durch<br />
Fehlsichtigkeiten bedingt sind, von solchen zu unterscheiden, die<br />
durch andere Ursachen, gegebenenfalls durch eine Krankheit<br />
bedingt, auftreten. Sobald der Kunde Beschwerden äußert oder<br />
während der Brillenglasbestimmung Angaben macht, die bei<br />
normaler Fehlsichtigkeit nicht auftreten, lehnt der <strong>Augenoptiker</strong><br />
im Bewußtsein seiner Verantwortung die Abgabe einer Brille<br />
ab und empfiehlt seinem Kunden, einen Augenarzt zu konsultieren.<br />
Auch wird der <strong>Augenoptiker</strong> seinem Kunden den gleichen<br />
Rat erteilen, wenn er m:it der bestmöglichen optischen Korrektion<br />
nicht eine ausreichende Sehleistung erreicht.<br />
An Kindern führen <strong>Augenoptiker</strong> bekanntlich keine Brillenglasbestimmung<br />
durch.<br />
Etwaige Bedenken im Zusammenhang mit der Brillengl1:fS·<br />
bestimmung durch den <strong>Augenoptiker</strong> an kranken Augen können<br />
aus folgenden Gründen zerstreut werden:<br />
1. Ein Teil der Brillenbedürftigen, die den <strong>Augenoptiker</strong> wegen<br />
einer Brille aufsuchen, werden von praktischen Ärzten, vo;ni<br />
Werks- oder Hausarzt zugewiesen. Die Ärzte haben festgestellt,<br />
daß der Betreffende eine Brille benötigt und überlassen<br />
die rein physikalisch-te.chnische Ermittlung der notwendigen<br />
Stärke der Brillengläser dem <strong>Augenoptiker</strong>. Den<br />
Gesundheitszustand des Brillenbedürftigen haben sie selbst<br />
überprüft und tragen dafür die Verantwortung.<br />
2. Ein anderer Teil ,der Brillenbedürftigen kommt ohne ärztliche<br />
Anweisung zum <strong>Augenoptiker</strong>. Dieser hat hier die Aufgabe,<br />
dem Betreffenden eine richtige Sehhilfe zu verabfolgen. Es<br />
liegt dem <strong>Augenoptiker</strong> fern, irgendwelche Störungen, die<br />
nicht durch eine Fehlsichtigkeit bedingt sind, festzustellen<br />
oder eine Brille zu verabfolgen, wenn Augenkrankheiten vermutet<br />
werden.<br />
Es steht außerdem jedermann frei, . bei Bedarf einer Brille<br />
einen Augenarzt oder einel'I <strong>Augenoptiker</strong> zwecks Bestimmung<br />
der Gläserstärke aufzusuchen. Wenn sich jemand für den <strong>Augenoptiker</strong><br />
entscheidet, so ist er sich sicher der Tatsache bewußt,<br />
daß der <strong>Augenoptiker</strong> ihm wohl eine Brille bestimmen und<br />
anpassen kann, daß er aber als Nichtmediziner nicht in der Lage<br />
ist, eine evtl. vorhandene Augenkrankheit festzustellen.<br />
Brillen sind, wie Lupen oder Feldstecher, optische Instrumente.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Augenoptiker</strong> könnte ohne weiteres fertig verglaste Brillen<br />
verschiedener Stärke zur Auswahl anbieten. <strong>Der</strong> Kunde würde<br />
dann, wie· das in früheren Zeiten auch geschah, die bestmögliche<br />
fertige Brille aussuchen, womit er die beste Sehleistung erreicht.<br />
Ähnlich wie beim Kauf der Schuhe oder Hüte würde man die<br />
passende Brille durch Anprobieren bzw. Ausprobieren aussuchen.<br />
Dieses primitive Verfahren ist jedoch für die heutige<br />
Zeit unzulänglich. Deswegen wird beim Kauf einer Brille mittels<br />
eines provisorischen Brillengestells die Stärke der Gläser, zunächst<br />
monokular (für beide Augen getrennt) und dann binokular<br />
ermittelt. Die Auswahl trifft, wie bereits erwähnt, der<br />
Fehlsichtige bzw. der Alterssichtige.<br />
Sollte deshalb dem <strong>Augenoptiker</strong>, der sich bemüht, mit dem<br />
technisch vollkommensten Verfahren die Anpassung der Brille<br />
vorzunehmen, diese Tätigkeit verboten werden?<br />
Prof. Dr. Hartinger nimmt zu der selbständig,en Brillenglasbestimmung<br />
durch den <strong>Augenoptiker</strong> wie folgt Stellung:<br />
.Natürlich wird niemand bestreiten wollen, daß eine Sehschärfenminderung<br />
die Folge einer Augenerkrankung sein<br />
kann. Meist werden sich in solchen Fällen aber noch weitere<br />
Symptome einstellen, die den Patienten ohne weiteres veranlassen,<br />
einen Augenarzt und nicht den Optiker aufzusuchen.<br />
Glücklicherweise aber • ist die Zahl solcher Augenkrankheiten,<br />
die mit gewöhnlichen Fehlsichtigkeiten verwechselt<br />
werden können, gegenüber der Zahl der gesunden,<br />
fehlsichtigen Augen verschwindend gering. Uberdies würde<br />
der <strong>Augenoptiker</strong> bei angeblich Fehlsichtigen, deren Sehschärfenminderung<br />
nur oder z. T, auf einer Augenerkrankung<br />
beruht, mit der Brille fast nie eine ausreichende Sehschärfensteigerung<br />
erzielen können. .<br />
In Erkenntnis dieser Tatsachen haben sich viele verantwortungsbewußte<br />
<strong>Augenoptiker</strong> schon seit Jahrzehnten freiwillig<br />
verpflichtet, alle Kunden dem Augenarzt zuzuweisen, bei<br />
denen sie mit der Brille keine ausreichende Steigerung der<br />
Sehleistung erzielen oder bei deIIJen sie eine Augenerkrankung<br />
erkennen oder nur vermuten. Ebenso verweisen diese Optiker<br />
. alle Kinder und alle. Schielenden ohne weiteres an den<br />
Augenarzt.<br />
Die Jenaer Zeiss-Werke ließen die Brillenverordnungen für<br />
ihre eigenen Angehörigen durch geprüfte <strong>Augenoptiker</strong> durchführen.<br />
Im Zeitraum von 1925 bis 1945 dürften schätzungsweise<br />
mindestens 20 000 Refraktionen durchgeführt worden<br />
sein. Es ist in diesen 20 Jahren nicht ein einziger Fall bekannt<br />
geworden, daß ein krankes Auge versehentlich mit<br />
einer Brille ausgestattet worden wäre."<br />
,In Anbetracht dieser Tatsache kann man zuversichtlich behaupten:<br />
• .Die selbständige Ausübung der Brillenglasbestimmung durch<br />
einen verantwortungsbewußten <strong>Augenoptiker</strong>, der über eine<br />
abgeschlossene Fachausbildung verfügt, bedeutet keine ,Gefährdung<br />
der öffentlichen Gesundheit'. Wenn er Kinder,<br />
Schielende und Krankheitsverdächtige dem Augenarzt zuweist,<br />
so entspricht eine derartige- Handlung einer ,Förderung der<br />
öffentlichen Gesundheit.'<br />
Es müßte dann aen Apothekern und Drogisten unbedingt<br />
· untersagt werden, Mittel gegen Kopfschmerzen oder gegen<br />
Verstopfung ohne ärztliches Rezept abzugeben - und hier<br />
handelt es sich nämlich um wirkliche Medikamente oder Heilmittel<br />
-; denn die Kopfschmerzen könnten z. B. von einem<br />
Gehirntumor und die Stuhlgangbeschwerden von einer Darmgeschwulst<br />
-herrühren. Wahrscheinlich ist die Zahl dieser<br />
Möglichkeiten größer als die der unerkannten Augenkrankheiten,<br />
und trotzdem wird wohl kaum jemand eine entsprechende<br />
Regelung in diesen Fällen anstreben.<br />
Es gibt sogar Augenärzte, die auf dem Standpunkt stehen,<br />
der <strong>Augenoptiker</strong> habe nicht nur keine Brillenbestimmung<br />
vorzunehmen, sondern auch die augenärztlichen Brillenverordnungen<br />
in keiner Weise zu verändern. Es ist klar, daß<br />
die Vertreter dieses Standpunktes damit nur ihre völlige<br />
Unzulänglichkeit in optischen Fragen dokumentieren. Da nämlich<br />
der Augenarzt z. B. den Abstand Auge bis Probierglas<br />
und die Art der verwendeten Probiergläser häufig auf seiner<br />
Verordnung nicht vermerkt, ist der Optiker gezwun,gen, eine<br />
Refraktionsnachprüfung durchzuführen und dann den Brechwert<br />
des Brillenglases umzurechnen, wenn der erwähnte Ab-<br />
10 €,{~ Hell 2/<strong>1956</strong>
stand in der endgültigen Brille aus verschiedenen Gründen<br />
mit dem in der Probierbrille des Arztes nicht übereinstimmen<br />
kann."<br />
Die Frage, ob der <strong>Augenoptiker</strong> refraktionieren darf, scheint<br />
letztenendes keine wissenschaftliche oder juristische Frage zu<br />
sein, sondern lediglich ein wirtschaftliches Problem. Es hat in<br />
den letzten 50 Jahren vereinzelt immer Ärzte gegeben, die dem<br />
<strong>Augenoptiker</strong> dieses Gebiet streitig machen wollten. Die Ausbildung,<br />
der Augenärzte is,t chirurgisch-internistischer Art, also rein<br />
medizinisch. Es fällt dem Fachmediziner in der Regel schwer, sich<br />
mit der Gedankenwelt der physikalischen Optik vertraut zu<br />
machen. Die Refraktionsbestimmung, der. Ausgleich der Fehlsichtigkeiten<br />
durch Brillengläser usw. sind physikalisch-optische<br />
Probleme, uµd es gehören gewisse mathematisch-physikalische<br />
Kenntnisse dazu, wenn. man sich mit diesen Vorgängen vertraut<br />
machen will. Viele Augenärzte geben sich gar nicht erst die<br />
Mühe, sich mit den physikalischen Problemen der Refraktionsbestimmung<br />
eingehend vertraut zu machen. Sie bestimmen die<br />
Fehlsichtigkeit oft rein schematisch; die Folge ist, daß die Fehlsid1tigen<br />
mit den vom Augenarzt verordneten Brillen nicht<br />
immer zufrieden sind.<br />
Durch die Eigenart der deutschen Sozialversicherung sind die<br />
Fachärzte, darunter auch die Augenärzte, überaus stark in Anspruch<br />
genommen. Selbst der tüchtigste Augenarzt, der täglich<br />
60 bis 80 Patienten zu betreuen hat, ist einem solchen Ansturm<br />
auf die Dauer nicht gewachsen und kann sich nicht immer die<br />
notwendige Zeit nehmen, die Brillenglasbestimmung mit der<br />
nötigen Sorgf.alt durchzuführen. Die Fehlsichtigen haben manchmal<br />
das Empfinden einer mangelnden Sorgfalt und begeben sich deshalb<br />
bei Bedarf einer Brille direkt zum <strong>Augenoptiker</strong>. Das Abwandern<br />
der Fehlsich.tigen vom Augenarzt zum <strong>Augenoptiker</strong><br />
mag auf dem privaten Sektor mit gewissen wirtsmaftlichen Verlusten<br />
für die Augenärzte verbunden sein. Es ist daher bedingt<br />
verständlich, daß der Berufsverband der Augenärzte (Wirtschaftsverband)<br />
mit allen Mitteln versucht, den <strong>Augenoptiker</strong>n<br />
das Recht zur Refraktionsbestimmung zu nehmen und damit die<br />
Fehlsichtigen zu zwing,en, in jedem Fall den Augenarzt aufzusuchen.<br />
Es ist jedoch mit der persönlichen Freiheit nicht zu vereinbaren,<br />
den Fehlsichtigen zu zwingen, bei Bedarf einer Brille<br />
unbedingt den Augenarzt zu konsultieren. <strong>Der</strong> Zwang für eine<br />
Heilbehandlung kann nur ausgeübt werden, wenn eine anstekkende<br />
Krankheit vorliegt, durch welche die Gefährdung der<br />
öffentlichen Gesundheit gegeben ist. D_ie Fehlsichtigkeit ist aber<br />
vorwiegend weder eine Krankheit noch ein Leiden oder Körperschaden;<br />
es muß daher jedem freigestellt werden, von wem er<br />
sich die Brille bestimmen lassen will.<br />
Die geprüften Al\genoptiker haben sich seit dem Bestehen<br />
dieses Berufsstandes die größte Mühe gegeben, sich mit allen<br />
optischen und physiologischen Problemen, die z.ur Ausübung der<br />
Refraktionsbestimmung erforderlich sind, eingehend vertraut zu<br />
machen. Ein beredtes Zeugnis stellen die zahlreichen Veröffentlichungen<br />
in den augenoptischen Fach;zeitschriften in den letzten<br />
30 Jahren dar. Von Optikern sind Fachbücher über Refraktionsbestimmung<br />
und Brillenanpassung verfaßt worden, die auch in<br />
der augenärztlichen Fachliteratur besprochen und angeführt werden.<br />
Zahlreiche <strong>Augenoptiker</strong> haben sich durch Erfindungen und<br />
technische Verbesserungen auf dem Gebiete der Refraktionsbestimmung<br />
Verdienste erworben, die auch den Augenärzten<br />
zugute kommen.<br />
Um ihrem Nachwuchs di,e notwendigen Ausbildungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen, haben die <strong>Augenoptiker</strong> des Bundesgebietes<br />
im Jahre 1952 aus eigener Initiative und aus eigenen finanziellen<br />
Opfern eine weitere Fachschule (Fachschule für <strong>Augenoptiker</strong> in<br />
Köln) erstellt, deren Absolventen, wie auch die der anderen<br />
Fachschulen für <strong>Augenoptiker</strong>, berechtigt sind, sich „staatlich<br />
geprüfte <strong>Augenoptiker</strong>" zu nennen. Diese sind befähigt, die<br />
Brillenglasbestimmung auszuführen. Es wäre außerordentlich ungerecht<br />
und mit den Grundsätzen unserer Demokratie unvereinbar,<br />
wenn man einem tüchtigen und strebsamen Berufsstand<br />
etwas nehmen würde, was seit Jahrzehnten ein integrierender<br />
Bestandteil dieses Berufes ist, lediglich aus finanziellen Erwägungen<br />
heraus und zum Nutzen eines anderen Berufstandes. Bei<br />
dem de,rzeitigen Ausbildungsniveau des deutschen <strong>Augenoptiker</strong>s<br />
kann kein begründeter Beweis erbrri.cht werden, daß seine Tätigkeit<br />
hinsichtlich der selbständigen Brillenglasbestimmung eine<br />
Gefährdung der öffentlichen Gesundheit darstellt.<br />
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12 6/ugenq,likel Heft 2/<strong>1956</strong>
Geo. F. Käpemick (Frankfurt/Main):<br />
Neue Erkenntnisse über Nah-Ferngläser<br />
Vor etwas mehr als drei Jahren schrieb ich für die Fachpresse<br />
einen Artikel, betitelt: .,Doppelfokusgläser - wie und wann!"<br />
Seitdem sind erhebliche Veränderungen und Verbesserungen auf<br />
diesem Gebiet der Brillenoptik entstanden. - Ich spreche nicht<br />
mehr von Doppelfokusgläsern, .weil die Nah-Ferngläser ·.,nahe"<br />
Gläser darstellen, die für die Fernsicht nicht unbedingt einen<br />
.Fokus" besitzen müssen, also ohne optische Werte sind. Wieviele<br />
Menschen greifen doch zur Selbsthilfe, indem sie ihre volle<br />
Nahe-Brille aus Verzweiflung von der Nase herunterziehen, um<br />
von ihren „vollen" Lesegläsern beim Aufblicken nicht belästigt<br />
zu werden.<br />
Es sind meine eigenen Erfahrungen und die meiner Mitarbeiter,<br />
die den nachs\ehenden Ausführungen zugrunde liegen.<br />
In der Fachzeitschrift „<strong>Der</strong> Augenspiegel" vom 15. Oktober i.955<br />
befaßt sich Dr. Sachtleben mit 16 verschiedenen Mehrfokusgläsern<br />
recht ausgiebig, und es ist interessant, die Gegenüberstellungen<br />
der Formen und Wirkungen dieser Sehhilfen zu prüfen und .zu<br />
vergleichen. (Im übrigen kann man. von dem Verlag dieser Zeitschrift<br />
gegen geringes Entgelt eine solche Tabelle als Sonderdruck<br />
erhalten.)<br />
Die Quellen, aus denen die Angaben über' die Vorteile der<br />
einzelnen Gläserarten Aufschluß geben, stammen von den Herstellerfirmen<br />
selbst und sind deshalb wohl mehr oder weniger<br />
schön gefärbt. Dem in der Praxis stehenden <strong>Augenoptiker</strong> bietet<br />
die Zusammenstellung der Vielseitigkeit dieser Augengläser aber<br />
doch ein recht interessantes Mosaik.<br />
Die Vereinigten Staaten sind uns in der Entwicklung von Mehrstärkengläsern<br />
durch die Unzerstörtheit ihrer Betriebe im Kriege<br />
ein weites Stück voraus gekommen, und ich besitze, nicht nur<br />
durch die amerikanische Fachpresse unterrichtet, Listen und<br />
Tabellen, die an die hundert verschiedene Ausführungen enthalten.<br />
Hierbei handelt es sich nicht nur um Zwei- und Dreistärkengläser<br />
der gewöhnlichen Art', sondern auch um solche für<br />
die Korrektion von aphakischen Augen nach der Operation von<br />
Katarakte.<br />
Es würde natürlich viel zu weit führen, im Rahmen eines<br />
Artikels für die Fachpresse alle diese Arten und Formen hier<br />
aufzuzählen. Ich betrachte es sogar als ein Labyrinth mit vielen<br />
Tücken und Irrwegen, wenn man dieses Material an dem einen ·<br />
oder anderen unserer Sehhilfebedürftigen ausprobieren würde,<br />
denn man müßte damit rechnen, sehr viele Fehlresultate einzustecken,<br />
die ärgerliche Differenzen zwischen <strong>Augenoptiker</strong> und<br />
Brillenträger auslösen. Um dem nun vorzubeugen, habe ich · mich<br />
mit meinen Mitarbeitern daran gemacht, zu studieren, welche<br />
Grundeigenschaften ein Doppelglas aufweisen muß, um mit<br />
Komfort benutzt zu werden.<br />
Grundsätzlich stehe ich auf dem Standpunkt, daß sofort als<br />
erste Brille, die für die Nahsicht bestimmt ist, also in a11en Fällen,<br />
wo es sich darum handelt, die nicht ausreichende Akkommodation<br />
für die Nähe auszugleichen, eine „Nah-Fern-Brille" gegeben werden<br />
sollte. - Es ist nämlich wesentlich leichter, sich an eine<br />
solche gleich v o n An fang an zu gewöhnen, als wenn man<br />
erst eine Presbyopen-Brille verabfolgt, die in der Feme s t.e t s<br />
ein unscharfes, das Auge belästigendes Bild vermittelt und dazu<br />
die Alters-Hyperopie fördert.<br />
Ist mal jemand mit einer „vollen" Presbyopen-Brille ausgestattet<br />
worden, und er hat die Untugend des ständigen Gläserabnehmens<br />
den damit einherlaufenden sich ins nervöse steigernden<br />
„Auf- und Ab-Effekt" angenommen, dann ist es später bei<br />
der Verabreichung einer Nah-Fern-Brille oft sehr schwer, die<br />
angewöhnte „Untugend" wieder abzustellen. Man könnte hier<br />
den Vergleich ziehen zwisch.en dem Erlernen einer fremden Sprache,<br />
die man in der Schule mit bestimmten Aussprachediefekten<br />
angenommen hat, die dann später abgestellt werden müssen<br />
beim Besuch des Auslandes ocfer--ipi Verkehr mit den Mens,chen,<br />
die aus dem bewußten Lande kommen.<br />
Es sei mir gestattet, an dieser Stelle aus dem Englischen die<br />
.Worte „work" und „but" anzuführen. 'Das Schulenglisch unterrichtet<br />
allgemein, daß man das erste Wort mit „wörk" und das<br />
zweite mit „böt" ausspricht, wohingegen man diese Wo~ p.icht<br />
nur in England, sondern auch in Amerika als .woark" und „bat"<br />
kennt. Dies sind nur ein paar kleine Beispiele aus einer langen<br />
Reihe von Worten, die das Umlernen in späteren Jahren zur<br />
Quälerei werden lassen.<br />
Nah-Fern-Gläser sind als Dauerbrille nur dann u n g e e i g -<br />
n e t , wenn große Flächen bei mittlerer Entfernung (0,50 bis<br />
2,00 m) überblickt werden müssen, z. B. bei der Tätigkeit eines<br />
Tapezierers, eines Metzgers beim Ausschlachten und einer Schneiderin<br />
bei der Anprobe. In solchen Fällen gebe man eine V o 11 -<br />
b r i 11 e mit dem Mittelwert der Nah-Fern-Brille etwa die Zwischenwirkung<br />
des Trifocal-Glases - eher weniger als mehr. -<br />
<strong>Der</strong> <strong>Augenoptiker</strong> sollte keine Minderwertigkeitskomplexe bekommen,<br />
wenn er eine Nah-Fern-Brille p I u s einer Zwischenbrille<br />
empfiehlt. Zur Zeit werden von den Gut-Verdienern viele<br />
Paar Schuhe, Kleider und Luxusgegenstände angeschafft, warum<br />
nicht für das „Gesicht", den wervollsten Bestand des „homo<br />
sapiens"! ·<br />
Wir müssen von den Nah-Fern-Gläsern folgende Eigenschaften<br />
verlangen: .,frei von Bi I d s p r u n g und frei von Fa r -<br />
bensäumen".<br />
Die Firma Optiva (Mainz) brachte bei der Währungsreform die<br />
ersten Gläser dieser Art heraus. Es waren aus dem Ausland bec<br />
zogene Rohblanks, die die Firma weiter bearbeitete und die Bezeichnung<br />
„Optagal" führte. - Danach erschienen von der Firma<br />
Emil Busch (Göttingen) Glaukar-Gläser in gleicher Ausführung,<br />
wobei diese Firma ihre Blanks (Rohlinge) selbst herstellte. Diese<br />
Gläser wiesen wohl keinen Bildsprung auf, hatten jedoch nach<br />
unten, also nach dem Rande zu, besonders bei hohen Zusatzwirkungen,<br />
störende Farbsäume, die die Deutlichkeit und Erkennbarkeit<br />
kleiner Schriften und Objekte herabsetzte.<br />
Die Firma G. Rodenstock (München) hat sich diese Feh:erquellen<br />
bei ihren Rodasin-Gläsern zu Nutzen gemacht und durch besondere<br />
Glasschmelzen die Chromasis (Farbsäume) derart herabgemindert,<br />
daß man sie als ganz beseitigt bezeichnen kann.<br />
Leider hat nun dabei das Grundglas einen Härtegrad erhalten,<br />
. daß der Optiker genötigt ist, sich für diese Gläser einen .schäderen"<br />
Stein zuzulegen (derselbe wird von der Firma R. geliefert).<br />
Es ist eine Korundum-Komposition, die auch dazu geeignet ist,<br />
extra dicke Konkav-Gläser schnell zu bearbeiten.<br />
Vor kurzem tauchte eine absolute Neuschöpfung auf, die von<br />
der Firma Emil Busch (Göttingen) stammt und meine ganze Aufmerksamkeit<br />
fand. Das Glas ist inzwischen durch die Fachpresse<br />
weitgehendst bekannt geworden, und dieses sogenannte „Neostar-Glas"<br />
enthält die erwünschten Eigenschaften so vollkommen,<br />
daß weder ein Bildsprung noch Farbensäume feststellbar sind.<br />
Darüber hinaus hat das Nahteil eine Panto-Form, wie sie nicht<br />
idealer gefunden werden konnte. Die menschliche Pupille findet<br />
in den Abrundungen dieser Pantoform oben links und rechts ihre<br />
eigene natürliche Begrenzung im Gesichtsfeld und wirkt für das<br />
Auge bei der Nahsicht völlig störungsfrei.<br />
Sehfeld-Vergleich<br />
Freier Fern-u. Nahblick<br />
Bei den heutigen relativ schweren Metall-Cell-kombinierten<br />
Fassungen kommt bei den Neostar-Gläse!n noch ein günstiger<br />
Faktor hinzu. Diese Gläser lassen sich dadurch dünn und leicht<br />
gestalten, daß sie keine eingeschmolzene Linse besitzen, was ganz<br />
besonders bei Minusgrundgläsern augenfällig ist.<br />
Nun noch etwas Grundsätzliches: Alle runden Nahteile bis hinauf<br />
zum Kreiszweieck haben im oberen Teil des Segments keinen<br />
geraden Verlauf, wie ihn die zumeist betrachteten Nahobjekte<br />
verlangen. Erst fünf und mehr Millimeter unterhalb des oberen<br />
Nahteilscheitels entsteht ein genügend breiter Raum, der dem<br />
Auge das horizontale Ablesen oder Abtasten von Schrift, Noten<br />
oder anderem auf rechteckig geformtem Papier voll ermöglicht.<br />
Gestörter Fernblick<br />
Eingeeng+es Nahfeld<br />
Andererseits ragt bei diesen runden oder Kreiszweieck-Nahteilen<br />
der obere Scheitelteil beim Sehen in die Feme in das Blickfeld<br />
hinein, wo es höchst unzweckmäßg ist. Außerdem ist stets der<br />
st_örende Bildsprung vorhanden. - Diese Fehlerquellen behebt<br />
die oben angeführte Gläserart, die deshalb ausschließlich in An-<br />
6/ugenqdikel Heft 2/<strong>1956</strong> 13
wendung kommen sollte, zumal die Preisdifferenz erträglich ist.<br />
Bedenkt man, daß Nah-Fern-Gläser die Fortentwicklung der<br />
Presbyopie stark hinauszögern und solche Gläser bis zu 8 und<br />
10 Jahre ohne Änderung der Stärke getragen wurden, dann steht<br />
der effektive Wert weit über den materiellen Kosten.<br />
Bezüglich des Anpassens dieser Nah-Fern-Gläser möchte idJ<br />
noch aus meinem früheren Artikel wiederholen, daß es höchst<br />
erforderlich ist, die Nahteile gen au an diejenige Stelle zu<br />
setzen, wohin die Sehachsen der Augen gerichtet sind, wenn sie<br />
konvergierend in die Nähe schauen. Es sind heute bei den großscheibigen<br />
Brillen, die in ihrem Ausmaß bald den Sonnenschutzbrillen<br />
nahekommen, keine Angabemöglichkeiten, wie: ,,rechts<br />
und links je 2 mm nasal dezentrieren" verwendbar. Es muß vielmehr<br />
die richtige Nah-PD und Fern-PD angegeben werden, um<br />
unseren Werkstattassistenten genau zu erläutern, wo sich die<br />
Nahteile in der Fassung befinden sopen.<br />
Aber damit ist es bei der Bearbeitung und Anpassung von Nah<br />
Fern-Gläsern noch nicht getan. Die Höhenlage des Nahteils<br />
spielt eine ausschlaggebende Rolle. Früher sagte man: .2 mm<br />
unter Mitte". Das· ist natürlich heute Nonsens, denn die Kopfhaltung<br />
und ~lick.richtung des Benutzers, sowie die Stelle des<br />
Betrachtungsobjektes sind allein ausschlaggebend dafür, daß ein<br />
Nah-Fern-Glas sofort angenommen wird.<br />
Bild 6<br />
25<br />
Die wertvollste Hilfe bei der Höhenbestimmung<br />
für die Nahteile sind kleine<br />
Cellhornreiter, die man in die vorgesehene<br />
unverglaste Brillenfassung einstecken<br />
kann, und an Hand einer Skala,<br />
die sich darauf befindet, läßt sich einwandfrei<br />
festlegen, wie hoch das Nahteil<br />
hinaufragen darf, wenn uns auf Befragen<br />
der Brillenkandidat seine Tätigkeit detailliert<br />
beschreibt.<br />
Ich habe schon früher vielfach dazu<br />
Stellung genommen, daß mindestens 80<br />
Prozent aller Brillen zu t i e f s i t z e n<br />
und hierdurch nicht nur einen häßlichen<br />
großväterlichen Eindruck. auslösen, sondern<br />
auch die optischen Werte verzerrt<br />
Die.., lnllrument liefert di.e werden. · Will man diesen zu tiefen Sitz<br />
Firma Breitfeld & Sr:hliekert der Brille beheben, so ist es zumeist nur<br />
Frankfurt/Main, Po,t,traß• 42 erforderlich, eine 2 oder 4 mm schmalere<br />
Stegweite anzuwenden. Die so ausgewählte<br />
Fassung sollte stets bei der Festlegung der Nahteilhöhe<br />
aufgesetzt werden, um an Hand des Sitzes die Maße bei der<br />
gegebenen Blickrichtung abzulesen, was nur möglich ist, wenn<br />
man eines seiner Augen an die Stelle der BetrachJlmg bringt. .<br />
Ist man sich dennoch nicht hundertprozentig sicher, ob das so<br />
gefundene Ergebnis die gewünschte Erwartung erfüllt, dann tut<br />
man gut daran, Brillenfassungen aus Metall mit Cellhorn kombiniert<br />
zu wählen, deren Stutzen nicht zu kurz und nicht zu hart<br />
sind, um die Stegplättchen bei Bedarf nach unten, oben und ent-<br />
Fachschule für <strong>Augenoptiker</strong> in Köln<br />
<strong>Der</strong> nächste<br />
Wiederholungs-und Ergänzungslehrgang<br />
für <strong>Augenoptiker</strong>meister<br />
unter Mitwirkung von Herrn Prof. Dr. Dr. H. Schober<br />
findet in der Zeit<br />
statt.<br />
vom 23. bis 28„April <strong>1956</strong><br />
<strong>Der</strong> Lehrgang beginnt am Montag, dem 23. April,<br />
morgens 9 Uhr.<br />
Die Teilnehmergebühr beträgt 100, -<br />
DM<br />
Wir bitten, der Anmeldung den Nachweis über die abgelegte<br />
Meisterprüfung beizufügen.<br />
'<br />
Auf Wunsch werden Zimmer durch das Sekretariat der<br />
Fachschule für <strong>Augenoptiker</strong> in Köln, Claudiusstraße 1<br />
(Alte Universität), vermittelt.<br />
sprechend nach innen und außen zu verlagern, damit der Ubergang·vom<br />
Grund- zum Nahglas noch nach der Vetglasung richtig<br />
eingestellt werden kann, also an die störungsfreie Stelle gebracht<br />
wird.<br />
Früher glaubte ich, der ich seit mehr als· 20 Jahren Nah-Fern<br />
Gläser ständig trage, daß es zweckmäßig sei, beim Nachuntenschauen<br />
und im besonderen beim Treppensteigen durch Schräghaltung<br />
des Kopfes an dem Nahteil vorbeisehen zu müssen, um<br />
Stufen, die ich begehen wollte, scharf erkennen zu können. Es<br />
hat sich erwiesen, daß man mit den neuartigen Nah-Fern-Gläsern,<br />
die einen h o.r i z o n t a l e n respektive flachen oberen Nahteilverlauf<br />
haben, bequem den Tritt erkennen kann, wenn man<br />
den Kopf nur ein wenig neigt. Andererseits habe ich aber festgestellt,<br />
daß die Nahwirkung, wenn sie nfcht für eine besonders<br />
kurze Entfernung benötigt wird, also zwischen 20 und 25 cm<br />
etwa, ihre Korrektur besser zwischen 33 1 /a und 50 cm aufweisen<br />
sollte. Zum Beispiel ein Glas von +2,0 sph und eine nur nodJ<br />
vorhandene Akkommodationsfähigkeit von 1,0 dptr ergibt diese<br />
angenehm empfundene Tiefenschärfe von 16 2 /a cm im Gegensatz<br />
von 5 cm beim erst zitierten Fall. Es handelt sich hierbei sogar<br />
um ältere Personen, wie man bemerkt haben wird, die nur nodJ<br />
über eine geringe Akkommodationstiefe von etwa 1,0 dptr verfügen,<br />
.aber dennoch bei Schreibtischarbeiten, Zeitungslesen oder<br />
dergleichen glänzend zurechtkommen; und nun, und das möchte<br />
ich besonders betonen, in der Lage sind, beim Treppengehen<br />
d u r c h d a s N a h t e i l ein nur wenig verschwommenes Sehen<br />
in etwa 1,50 m empfinden. Diese Leute haben damit nicht nötig,<br />
beim Gehen den Kopf zu neigen. Das schwächst mögliche Nahglas<br />
hat sich immer als das geeignetste erwiesen.<br />
Habe ich weiter oben die z u t i e f sitzenden Brillen gerügt,<br />
dann wird erkennbar, daß hierbei ein schon zu hohes Nahteil<br />
durch das weitere H_öhersetzen der Fassung noch mehr Störungen<br />
beim Fernsehen hervorruft. Es ist somit erwiesen, daß die Nahteile<br />
so niedrig wie möglich eingearbeitet werden müssen, und<br />
meine Mitarbeiter und ich geben nicht selten Nahteile mit nur<br />
13 bis 15 mm Höhe, auch bei großen Fassungsscheiben. <strong>Der</strong> Benutzer<br />
solch niedriger Nahteile ist viel eher geneigt, beim Lesen<br />
seinen Kopf etwas anzuheben, um die zu betrachtende Fläche<br />
überblicken zu können, als daß er es in Kauf nimmt, beim Gehen<br />
durch das in das. Grundglas hinaufragende Nahteil gestört zu<br />
werden.<br />
Es erscheint mir fast unwichtig, noch zu erwähnen, daß durdJ<br />
die relative Kleinheit des Nahteils die untere Partie des Brillenglases<br />
möglichst dicht ans Auge gesetzt werden muß (starke<br />
Leseneigung), weil hierdurch das Gesichtsfeld beträchtlich erweitert<br />
wird. Obgleich beim Lesen nicht nur die Augen eine<br />
horizontale Bewegung beschreiben, sondern auch der Kopf mitbewegt<br />
wird, erweitert das nah ans Auge gebrachte Leseteil das<br />
Sehfeld beachtlich, was dem Träger angenehm erscheint.<br />
Grundbedingung für die Anpaßbarkeit dieser wertvollen Nah<br />
Fern-Gläser ist und bleibt die B i e g - u n d F o r m b a r k e i t<br />
a 11 er Te i l e der Fassung, die nun mal den Rahmen und Träger<br />
der von uns zu vermittelnden Optik darstellt. (Ich· lehne für<br />
meine Praxis grundsätzlich alle Fassungen ab, bei denen die<br />
Bügel im Mittelteilscharnier mit geeigneten Zangen nicht leicht<br />
gewinkelt werden können.)<br />
Bei der Gläserwahl hilft nur eins; es muß die verordnete Nahkorrektur<br />
als „Vollglas" und als „Nah-Fern-Glas" in Probierbrillenform<br />
oder als Musterbrille mit den gewünschten oder ähnlichsten<br />
Werten dem Klienten ad oculi demonstriert werden, um<br />
ihm an Hand der besten Seheffekte die Entscheidung selbst treffen<br />
zu lassen.<br />
Zu diesem Zweck stehen uns für die genau anpaßbaren 3Zellenprobierbrillen<br />
runde 38 mm große v o 11 e sphärische und zylindrische<br />
Gläser (ohne Mattstreifen in den Achsenlagen) zur Verfügung.<br />
Ferner haben wir mehrere verglaste ßrillen mittlerer PD mit<br />
etwa nachstehenden Werten zur Hand:<br />
Ferne .· .. . 0,0 0,0<br />
Nähe .. . . . +1~- +i,ö<br />
+o,5<br />
+2,0<br />
+o,5 +o,5<br />
+2,5 +3,0<br />
+ 1,0<br />
+3,0<br />
+ 1,0 sph<br />
+3,5 sph<br />
Mit diesem Rüstzeug läßt sich fast immer die große Annehmlichkeit<br />
einer Nah-Fern-Brille beweisen. Ganz besonders ist dies<br />
der Fall, wenn für die Feme auch eine Ametropie vodieg.t, besonders<br />
wenn astigmatische Korrekturen vorhanden sind (ganz<br />
zu schweigen vom Ausgleich des Strabismus). Solche Personen<br />
emlfinden den Brillen w e c h s e l doppelt unangenehm, weil sie<br />
dqrch das • Weglassen" der Fernbrille eine okulare Umstellung<br />
vornehmen, _dann _bei~. Wieder.?ufsetzen d~r Nahgläser eine ?opp~lte<br />
Adaption durchfuhren mussen, was immer zu Klagen tiber<br />
die verabfolgten „getrennten" Brillenwerte, führt. Sind die Fassungen_<br />
dann noch durch das dauernde Wechseln verbogen oder<br />
wackelig geworden und jede der beiden Brillen weist hierdurch<br />
e in e n an de r e n falschen Sitz auf, dann ist das Maß des<br />
Brillenträgers voll, um den · Augenarzt oder/und den <strong>Augenoptiker</strong>,<br />
die ihm zu solchen .Augenkrücken" verhalfen, zu verwünschen.<br />
14 6/ugencpJil{el Heft 2/<strong>1956</strong>
Wenn es heute noch Augenärzte und <strong>Augenoptiker</strong> gibt, die<br />
zum Teil negativ auf die Verabfolgung von Nah-Fern-Brillen<br />
reagieren, so wohl nur, weil sie unangenehme Erfahrungen mit<br />
Doppelgläsern gemac:ht haben. Es ist an der Zeit, daß diese ablehnende<br />
Einstellung auf Grund der neuartigen Brillenglasschöpfungen<br />
abgelegt wird. Denn seit dem Erscheinen derselben<br />
ist erwiesen, daß eine Nur - Nahebrillen-Verordnung mit<br />
frei e m F e r n b 1 i c k (0,0 Wirkung) heute von allen Brillenbedürftigen<br />
begeistert angenommen wird.<br />
Wohl kommt es vor, daß ein Brillen-Neuling die Empfehlung<br />
einer Nah-Fern-Korrektur ablehnt. Dahinter steckt aber stets ein<br />
Freund oder Verwandter, der bereits eine Doppelbrllle tragen<br />
wollte, mit dieser aber der ihr anhaftenden Mängel wegen nicht<br />
zurecht kam.<br />
Aus diesen Erwägungen heraus schätze ich Emmetropen, die<br />
keine Augengläser tragen, als Mitarbeiter weniger als Ametropen,<br />
die einen oder mehrere Sehfehlerkombinationen besitzen.<br />
Erstens lernen sie durch den dauernden Gebrauch verschiedener<br />
Brillenfassungen deren Tücken und Unbequemlichkeiten am<br />
e i g e n e n I c h kennen und sind laufend bemüht, auftretende<br />
technische Mängel abzustellen. Zweitens sfad· sie bestrebt, ihre<br />
optischen Sehfehl,er so zu korrigieren, daß sie dem Sehvermögen<br />
Redttsich-tiger -ebenbürtig werd'en. - Sie merken es, wann eine<br />
Uberkorrektur störend wirkt und eine Unterkorrektur ungenügende<br />
Sehleistungen vermittelt. I>adurm bekommen sie bei der<br />
Zuteilung von Augengläsern ein Fin:gerspit7lengefühl, das bei de:r<br />
endgültigen subjektivan Brillenbestimmung gar nicht hoch genug<br />
eingeschätzt werden kann. ·<br />
Ich habe „leider" unter meinen Mitarbeitern bis dato niemanden,<br />
der eine unzureichende Akkommodation besitzt (diese Leute<br />
wurden mir durch den Krieg genommen), und deshalb muß ich<br />
persönlich in vielen Fällen eine Art Presbyopen-Mannequin<br />
spielen, wenn es gilt, dem Nah-Fern-Brillenanwärter meine Erfahrungen<br />
zu diesem Thema zu vermitteln, und da sie positiv<br />
sind, wird auch die Ansc:haffung fast immer positiv quittiert und<br />
das Produkt vom Benutzer als b es t e S eh h i 1 f e bestätigt.<br />
Den Wert und die Wic:htigkeit einer Brille kann meines Erachtens<br />
n u r der ermessen, der selbst Augengläser benutzt und<br />
bei der Korrektur kleinster Sehfehler deren wohltuende, das<br />
Sehen erleichternde Wirkung verspürt. - Die, die berufen sind,<br />
Gläser zu bestimmen, aber emmetrope Augen besitzen, sollten<br />
sich auf Stunden oder Tage mit kleinen optischen Werten (unter<br />
1,0 dptr genügt) zu leichten Myopen durch Plus-Gläser, oder<br />
Hyperopen durch Minus-Gläser den Zustand "vor Augen" halten,<br />
wie der „echte" Fehlsichtige mft und ohne Korrektur reagiert.<br />
Bei astigmatischen Fällen würde der mit zylindrisc:hen Gläsern<br />
„Umgeschaltete" sein blaues Wunder erleben und schnellstens<br />
zu der Erkenntnis kommen, welch große Bedeutung im heutigen<br />
turbulenten Verkehr und Kräfteverbrauch selbst kleinste Sehfehler-Korrekturen<br />
haben.<br />
Hat jemand bei vorhandener Ametropie zusätzlich eine Presbyopie<br />
und dieser benutzt zum Beispiel nur eine Nahbrille, so<br />
wird die ausgekuppelte natürliche Funktion .Akkommodation<br />
Konvergenz" beim oftmaligen Gläserwechsel störende Empfindungen<br />
auslösen, die mit einem genau angepaßten und optisch<br />
bestens gewählten Nah - F e r n - G 1 a s der oben besc:hriebenen<br />
Art leicht behoben werden können.<br />
Nr. 4479<br />
eine ausgesprochen anmutige, sehr kleidsam~<br />
Damenbrille mit stark persönlicher Note.<br />
(20/000 Dbl. kombi niert mit Zellhorn)<br />
lieferbar in den Farben:<br />
Und in den Abmessungen:<br />
4479 tr-wr = triple-weinrot<br />
4479 tr-pb = triple-perlblau<br />
4479 sbl = schieferblau<br />
62/42 64/44 66/44 64/46 66/46 68/46<br />
NITSCHE & GUNTHER<br />
Optische W erke K.G. - Düsseldorf<br />
Mr. Max Wisemann gestorben<br />
Am 4. Januar starb im Alter von· 77 Jahren der Gründer der<br />
Firma M. Wiseman & Co. Ltd., London, Max Wiseman.<br />
Er war es, der im Jahre 1926 eine umfangreiche Fabrikation '<br />
augenoptischer Erzeugnisse in England schuf. Zu dieser Zeit ·entstand<br />
die erste Fabrik für optische Linsen, welche die Massenproduktion<br />
aufnehmen konnte. Es folgten Spezialfabriken für<br />
Metall- und Plastik-Brillen-Gestelle, Brillenbehälter, und später,<br />
nach dem zweiten Weltkrieg, der Vertrieb von Fassungen im<br />
Export und die Herstellung von Brilengläsern jeder Art einschließlich<br />
Doppelfokus.<br />
•<br />
Die Gründung der Firma, die heute eine Kommanditgesellschaft<br />
ist, erfolgte 1897. Vorher arbeitete Mr. Wiseman als Vertreter<br />
namhafter Fabriken für Amerika und Deutschland. Auch später<br />
reiste der Verstorbene häufig und ausgiebig, so daß er in Fachkreisen<br />
international bestens bekannt war.<br />
Das Ziel, was er vor Augen hatte, war, den Export englischer<br />
Erzeugnisse weitgehendst auszubreiten. Zu diesem Zweck errichtete<br />
er Filialen in Australien, Südafrika, Süd-Rhodesien, Dänemark<br />
und Holland.<br />
Mr. Wiseman hinterließ seine Gattin, drei Söhne - alle in<br />
eigener Firma in leitender Stellung - und zwei Töchter.<br />
Den Hinterbliebenen möchten wir auf diesem Wege aufrichtiges<br />
Beileid übermitteln.<br />
Nr. 161<br />
"' ,, e.halunaine''<br />
eine Schmuckbrille für höchste Ansprüche, eine<br />
neue Spit_zenleistung in bekannter iW- Qualität<br />
lieferbar In<br />
zehn sd,önen Farben<br />
Muster stehen<br />
zu Ihrer VerfOgung<br />
PHILIPP M.WINTER<br />
0 P T I S C H E F A B R I K . F Ü R T H / B A Y.<br />
e,,/ugmq,/J/M. Heft 2/<strong>1956</strong> 15
Bericht über den VII. Kongreß .<br />
der Deutschen Gesellschaft für Optometrie in· Berlin (4. Teil)<br />
Die Vortragsreihe des<br />
letzten Kongreßtages beg.ann<br />
der Kollege C. S.<br />
Flick, B.Sc., F.S.M.C.,<br />
F.B.O.A., F.S.A.0., London<br />
mit dem Thema "Umris,se<br />
der NachkrLegsentwicklung<br />
der <strong>Augenoptiker</strong>", das er,<br />
anerkennenswert ges
Ist dagegen in solchen Fällen der ACA-Quotient ·<br />
3. an o m a I groß , so müßte, sowe~t die akkommodaUven<br />
Rese:rven das zuJ1a1S1Sen, die Konvexwirkung veningert werden,<br />
um den akkommoda.tiven Anteil der KonveTge•nz zu<br />
vergrößern, der ja bei großen ACA-Quotienten schon bei<br />
geringen Erhöhungen der Akkommodationsleist'!ng relativ<br />
stark ans,teigt.<br />
Um Mißverständn,is,sen vorzubeugen, sei hier da,t'auf hingewiesen,<br />
daß selbs·tverständlich bei vorliegende!l' fusionaler Konvergenzschwäche<br />
nur rein refraktive Ursachen zum Ausgleich<br />
durch Prismen oder zur Durchführung von Sehübungen berechti·<br />
gen, während schon die Vermutung der Mitbeteiligung patholo•<br />
gi.sdrer Faktoren zunächst kausade medizinische Maßnahmen<br />
erfordedic:h macht.<br />
In Fällen, in. denen nach dieser Regel Prismen mit nasaler<br />
Basislage verordnet werden, sollen sie auf beide Augen verteiilt<br />
werden und in ihrer Stärke der Differenz .ACA•Quotient minus<br />
Normalwert (3-5 prdptr)" entsprechen.<br />
<strong>Der</strong> Vortragende überprüfte diese Rege•ln, indem er die Verträglichkeit<br />
der nach ihnen ermittelten Korrektionen erprobte und<br />
in Fällen der Unverträglichkei-t empirisch komfo-rtable.re Korrektionen<br />
ermittelte. ·<br />
Den ACA-Quotienten ermittelte er, indem er im Graef-eschen<br />
Gleichgewichtsversuch (am Na.hp:rüfgerät nadl. Abel) und mit dem<br />
Maddox-Nahphorometer die Stellungsdiffernnz in prdptr feststellte,<br />
die sich nach dem Zufügen von bds. sph + 1,0 dptr 7111r<br />
ursprüng-lidren Nahkorrektion ergab. Dabei zeigten sich, wie der<br />
Referent betonte, in beiden Messungen durchweg gleiche ACA·<br />
Quotienten, auch, wenn die absoluten Meßwerte deutlich verschieden<br />
waren.<br />
Auf KoI11Verg.en"2lSchwäch.e im Sinne der ACA-Regeln schloß er,<br />
wenn im Graefesch,en GleidlgeWlichtsveI'SIUch die Nah·e~ophorie<br />
größer als 6 prdp_tr war.<br />
Die Verträglidlkeitsproben hätten ergeben, so führle Koll.<br />
GI,aser aus, daß man sich in reichlich 70 °/o aHer Fälle auf die<br />
ACA-Regeln verlassen könne, daß aber Unsicherheiiten vorhanden<br />
s,eien., wenn folgen.des gemessen werde:<br />
1. be•i niedriger Na.hexophorre ein zu hoher ACA-Quofümt.<br />
Nach den Regeln sollten dann abduzierende Prismen oder<br />
Sehübungen nur nötig sejn, wenn stärkere Na.hzusätze erfordlerlidl.<br />
seien, aber es seien in 11-12 Fällen ohne stärkere<br />
Nahzusätze von insgesamt 27 Fällen dieser Art Prismen<br />
unumgänglich gewesen.<br />
2. bei hoher Na.hexophorie ein zu niedriger ACA•Quotient. Nach<br />
den Regeln sollten dann Prismen angebrad.lit sein, aber in<br />
57 FäJ.len von insgesamt 98 Fällen dieser Art seien Prismen<br />
nicht angenommen worden.<br />
3. bei hoher Na.hexophor.ile ein normaler ACA-Quotient. Nach<br />
den Regeln sollten dann Pl"Lsmen nidl.t nötig sein, aber 12<br />
Fälle von insgesamt 141 Fällen dieser Art hät:ren Prismen<br />
benötigt.<br />
<strong>Der</strong> Referent gl,a,ubt diese VeTsager z.T. darauf zurückführen<br />
zu können, dJa.ß das Maß der im Graefeschen Gleichgewichtsversuch<br />
nachweisbaren Na!hexophorie nich-t immer zuverlässig auch das<br />
Maß der fusionalen Konvergenz im Sinne der ACA-Regeln an•<br />
gebe, so daß es zweckmäßig sein werdie, nach anderen einfach<br />
durchführbaren Methoden zur Bestimmung der fusrionalen Kon•<br />
vergenztüchtigkeit zu suchen. Im übrigen sdl.erine es ihm, als<br />
ob die ACA-Regeln durch·aus· für die Praxis der Refraktionsbestimmung<br />
brauchbar und geeignet seien, d:ie Unsicherheiten der<br />
Nahkorrektionsbestimmung zu verringern. ·<br />
In der Diskussion wurde dem Vortragenden von mehreren<br />
Zuhörern für seine aus eigener Initiative unte.mommene und<br />
vorbiJdJ.i,ch korrekt und sachlich durchgeführte Arbeit gedankt.<br />
<strong>Der</strong> Kollege E. Scholz, Zittau betonte, daß auch Ve:rsuche in<br />
seiner eigenen Praxu., die er auf Anregung des Referenten unternommen<br />
habe, die ACA-Regeln zum mindesten als wertvolle<br />
zus ätz I ich e Möglichkeif in . der Nahkorrektionsbestimmung<br />
bestätigt hätten.<br />
In einem weiteren Kuirzref,erat berichitete danach der Kollege<br />
Ha e dick e , Leipzig, über seine füfahrungen mit dem Rot•<br />
Grün-Verfahren. fä habe zwar gelegentliche Abweidl.ungen bis<br />
zur Größenordlllllllg von 0,5 dlptr von cle•r im subjektiven Schwarz<br />
Weiß-Verfahren ermittelten Refraktion festgestellt - ein Diag,ramm<br />
der Verteilung der Abweichungen legte der Referent<br />
vori - empfindle aber trotzdem dla.s Roit:-Grun-Verfahren alsi eine<br />
begrüßenswert-e Bereicherung der Mög.Ji'chkeiten zur ~eschleunagung<br />
der subjektiven Bestimmung und besonders zur einwandfre,ien<br />
Beurteiilung dies Sehgleimg-ewidrtes.<br />
D.i.e .spektriale Abstimmung der FHte,rfarben scheine ihm nicht<br />
allzu kritisch zu sein, wichrt'i.ger sei! es nach seiner Ansicht, nicht<br />
zu dunkle Hlter zu wählen, um nicht als Folge zu geringer<br />
Leuchtdichten Dämmerung,smyopie auszulösen.<br />
In der Dmkussion wurde von e:inigen Seiten angezweifelt, ob<br />
das Rot-Grün-Verfahren wirklich entsche1idende VorteHe biete,<br />
wenn seine Ergebnisse wegen de·r gelegentlidlen FehlmesS1UI1gen<br />
doch noch überprüft werden müßten, und wenn die Beurteilung<br />
des Sehgleichgewichtes mit dem neuen, Polarisa.tioruitest der Berliner<br />
Fachschule schon mit einer Geina,uigkeit von 0,12 dptr möglich<br />
sei. Herr Dr. Thiele wies, wie auch schon bei anderen Ge·<br />
Iegenheiten, darauf hin, daß der spektralen Abstimmung und der<br />
gegenseitigen Gesamtdurchlässigkeitsabstimmtlll9 der Filter doch<br />
eine recht große Bedeutung zukomme, und dia:ß zur wirklich befriedigenden<br />
theoretischen und praktischen Lösung dieses Problems<br />
noch einiges getan werden müsse.<br />
.,Gl·aukoJil - eme Herzerkrankung•<br />
hieß dlas Thema<br />
des Her,m Dr. med. Carl<br />
F I o er e n , Facharzt für<br />
innere Krankheiten, Berlin,<br />
die-r als nächst·e,r sprach.<br />
Durch diiesen Vortrag er•<br />
1<br />
fuhr das Kongreßprogramm<br />
eine unvorhergesehene,<br />
aber besond1ers wertvolle<br />
Erwei·terung, da der Referenrt<br />
über eigene Forschung-s,arbeiten<br />
zum Glaukomproblem<br />
berichtete, deren<br />
Ergebnisse neu, viel·<br />
versprechend und noch<br />
weithin unbekannt sind.<br />
Einleitend führte Herr<br />
Dr. Floeren aus, daß der<br />
Begriff .Glaukom" vorläu•<br />
fig noc:h ein Sammelbegriff<br />
für alle d~·ejen,igim Erkrian·<br />
kungen des Auges darstelle,<br />
deren Hauptsyro•<br />
ptom eine Erhöhung des intraokularen Druckes sei.<br />
Die nach den bisherigen Vermutungen an der Druckerhöhung<br />
beteiligten Faktoren seien S-O zahlreidl, daß auf e,ine befriedigende<br />
Lösung des Problems einer kausalen Glaukomfüerapie<br />
kaum zu hoffen sei, wenn alle diese Faktoren stets mehr oder<br />
wenig-ex gemeinsam wirkten. Gelinge es aber, durch therapeutische<br />
Einwirkung auf einen be6!1.immten dieser vielen Fak~<br />
toren a I I e behandelten Fälle -entscheidend zu bessern, so sei<br />
d:i,eser e i n e Faktor als entscheidend! für die DruckS'leigerungen<br />
anzunehmen, und es werde der Weg zu einer echten kausalen<br />
Therapie foei.<br />
Daß es sich beim Glaukom um eine Ai I gemein erkrankung<br />
handelt, sei sc:hon oft gesagt worden. Allgemein therapeutisch-e<br />
Maßnahmen - allerdings bis jetzt ausschließlich hygienisc:her und<br />
diätischer Art - hätten aber im ganzen bedeutend geringere<br />
Erfolge gehabt als d,ie örtliche medikamentöse und chirurgische<br />
Behandlµng des erkrankten Organs.<br />
Dem Intemisten falle bei der kritischen Untersuchung von<br />
Glaukom-Kranken auf, d~ß bei ihnen stets auch Symptome auftreten,<br />
die zu den verschiedensten HeTZkrank.heiten gehörig<br />
angesehen werden. <strong>Der</strong> Referent führte eine Reiihe von Feststellungen<br />
and:ere.r Forscher an, die auf den -eng,en Zusammenhang<br />
glaukoma,tö,se1r Drucksteigerungen mit dem Kreislaufgeschehen hinweils·en.<br />
Auffallend, sei auch die von J a e n s c h nachgewiesene.<br />
Zunahme von Durchblutung,sstörungen im Gebiet dies Sehnerven<br />
und d:er Netzhaut und iihren Folgen in Deutsch1and sei,t 1945, die<br />
mit der allg,emeinen Zunahme der Herzerkrankungen gleichlaufe.<br />
Im Rahmen der z. T. seit 1950 laufenden Forschungen des<br />
Vortragend:en seien fünfzehn Patienten milt insgesamt 23 gla.ukomkranken<br />
Augen behandelt und beobadltet worden (6 absolute<br />
Glaukome, 2 sekundäre und 15 primärdlJl'londsch!e, von denen drei<br />
bereits ,elliot-operiJert wa•ren). Bei aUen seien m.ehr oder weniger<br />
starke Heninsuffiz-ienzen feststellbar ·gewesen, drie a:Herdmgs<br />
den Patienten selbst oft gar nimt bewußt gewesen seien.<br />
Man habe durchweg mit dem Herzmittel Strophantin in versc:hiedener<br />
Darreichungsform behande.J.t. Da-d11.u:dl sei der Au.gen•<br />
kreislauf imme-r, manchmal schon sehr bald, S-O weit reguliert<br />
worden, da.ß ein Teil der angestauten Flüssigkeitsmengen in<br />
Form von Tränenflüssiigkeit abgeflossen sei. Solc:he Erscheinungen<br />
könnten an kreislaufbehinderten Augen auch ohne Therapie<br />
manchmal in Ruhepausen auftreten., in denen sich der Kreislauf<br />
vorübergehend normalisiere, und auch morgens gleic:h nach dem<br />
Aufstehen, weTh!l clli.e Herztätigkeit und gleichzeitig, unterstüt.7Jt<br />
dTU.rch die einsetzende Jätig,ked.t der inneren Augenmuskulatur,<br />
der Auge.n.kreislauf in Gang komme. Wenn im Laufe einer Herz•<br />
behandlung der Kreislauf normal werde, verlöre sich diese oft<br />
störende Erscheinung allmählich.<br />
Im einzelnen gab Herr D. Floeren folgende Beobachtungen an<br />
den behandelten Fällen bekannt:<br />
Von den sechs behand'el.ten Augen mit ab so I u t e m Glaukom<br />
seilen drei wegen hochgredliger Schmerzen und eines wegen der<br />
Gefaihr einer Miterkrankung des anderen Auges (sympathische<br />
6/ugenq,Jiket Heft 2/<strong>1956</strong> 17
MODELL ,<br />
JULIUS FABER . OPTISCHE WERKE . FELLBACH / STUTTGART<br />
Ophthalmie) zur Enu~leaktion vorgesehen gewesen. Alle drei<br />
Operationen hätten bisher unterbleiben können, weil durch die<br />
Strophantinbehandlung die Beseitigung der Schmerzen und eines<br />
wesentlichen Teiles d~r objektiven Symptome er.reitht worden<br />
s,ei. <strong>Der</strong> i11Jtraokulare Druck sei in einem FaHe innerhalb 24 Stunden<br />
nach Verabfolgung von ¼ mg Strophantin um 60 mm Hg<br />
gefallen, aber es sei offenbar bei absoJ.u,tem Glaukom, das meistens<br />
mit besonders massiven Schädigungen cl'es örtlidl.en Augenkr·eisla:uf.es<br />
verbunden zu sein scheine, nur sehr selten möglich,<br />
den Druck bis auf physiologische W•erte zu senken. Zwei Augen<br />
mH absolutem Glaukom, die seit Jahren total erblindet gewesen<br />
seien., hätten im Laufe de•r Behandlung wieder Lichtempfindungen<br />
bekommen.<br />
Bei aUen behandelten Augen mit primärchronischem und mit<br />
sekundärem Glaukom sei der vorher eindeutig erhöht gewesene<br />
intraokuLare Druck ,auf physiologische Werte gesunken und das<br />
Sehvermögen wesentlich gebes-sert worden, in zwei Primärglaukomfällen<br />
sogar durch nur perorale Strophantingaben, deren<br />
Wirksamkeit oft grundsätzlich bestritten werde.<br />
Besonders eindrucksvoll und bewei-skräftig für die Aussichten<br />
einer The,r.apie auf dieser Basis scheinen außerdem folgende vom<br />
Vortiragenden mit Einzelangaben belegte Fälle:<br />
a) Patient mit Primärg1aukom und starker Herabsetzung der Sehsdl.ärfe<br />
seit 10 Monaten (Geld in der Hand konnte n-icht mehr<br />
erkannt we:rden) war bei wöchentHch einer Injektion nach<br />
eine,r Woche im Druck ruormal, nadl der fünften Injektion beschwerdefrei<br />
und liest heute mühelos stundenlang Zeitung.<br />
Die stufenwei,sen Verbesserungen des Sehvermögens standen<br />
im deutlichen Zus.ammenhang mit den Injektionen.<br />
~ P.atientin mit primärglaukomatösem Augenpaar, von dem ein<br />
Auge elliot-operiert ist, ist auf dem n'ichtoperj,erten Auge seit<br />
dr1ei Jahr-en sympt,om- und beschwerdefrei bei durdJ:schnittlich<br />
wöchentich einer Injektion, und ihr Visu,s i1St !J•ebessert.<br />
c). Sekundär,glaukom nadJ. GranaitsplitterverJietzun,g, Linsenextraktion<br />
und NadJ:s,Ntr-Opera:tion April 1945 - April 1952. Wegen<br />
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MUNCHEN 5
3. Fachtagung der <strong>Augenoptiker</strong> des Fachausschusses „Augenoptik" der Kammer der Technik<br />
vom 11. bis 13. November 1955 in Leipzig<br />
(Fortsetzung und Schluß aus Heft 1 <strong>1956</strong>)<br />
Es folgte der Vortrag des Herrn Kollegen F i e d 1 er, Gera:<br />
,.Stereoskopische Ubungen zum Studium der Gesetze des beidäugigen<br />
Sehens.~ In dem Bestreben, die Dinge naturgemäßer<br />
abbilden und die Abbildungen· dem Vorbild ähnlicher sehen zu<br />
können, entwickeln sich Raumbildfotografie und Raumfilm mehr<br />
und mehr. Damit werden auch mehr und mehr Menschen- zum<br />
räumlichen Sehen gezwungen, die diese höchste Stufe des binokularen<br />
Sehens nicht besitzen, ihren Fehler aber bisher nicht<br />
bemerkten. Diese Menschen werden zum <strong>Augenoptiker</strong> kommen<br />
und eine Begründung und Abhilfe suchen. Auch deshalb ist es<br />
notwendig, daß der <strong>Augenoptiker</strong> sich mit dieser Materie etwas<br />
näher befaßt. Zuerst wurden die Formate der heute verwendeten<br />
Stereo-Betrachter im Lichtbild gezeigt, dabei auch der Stereo<br />
Aufsatz und -Betrachter für die . Exakte". Eines der bei uns<br />
bekanntesten Stereoskope ist das von Zeiss, ein Linsen-Stereoskop,<br />
dessen Teilbilder verschiebbar sind, wobei die Verschiebung<br />
auf einer Millimeterskala abgelesen werden kann; infolge<br />
der verwendeten 10-dptr-Linsen entspricht eine Bildverschiebung<br />
um 1 mm einer prismatischen Abweichung um 1 prdptr. Es bestehen<br />
drei Möglichkeiten der Gestaltung der beiden Teilbilder:<br />
1. <strong>Der</strong> Inhalt der beiden Teilbilder ist gleich, so daß bei<br />
Orthophorie das binokulare Summenbild gleich dem monokularen<br />
Einzelbild erscheint, Abb. 6; dabei ist die Helligkeit des<br />
Abb. 6<br />
Vortrag einen so weitgehenden Einblick in die Forschungsarbeit<br />
der Berliner Schule gegeben hatte, sah sich Herr Dipl.-Ing. Mütze<br />
veranlaßt, auch seinerseits von den diesbezüglichen Forschungen<br />
der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu berichten; er<br />
sprach deshalb nicht über das in der Vortragsfolge angegebene<br />
Thema, das er in der Fatb.presse veröffentlichen will. Die Arbeiten<br />
des Labora..toriums für physiologische Optik und Augenoptik<br />
im Institut für Optik und Feinmechanik der Deutschen Akademie<br />
der Wissenschaften führten zur Entwicklung der bekannten, nun<br />
vom VEB Rathenower Optische Werke gebauten Prüfeinrichtung,<br />
die im wesentlichen zur Prüfung des Refraktions-Gleichgewichtes<br />
gedacht ist. Die bisherigen Verfahren zur Prüfung des Muskelgleichgewichts<br />
weisen alle noch beträchtliche Mängel auf. Die<br />
älteren Verfahren nach Maddox, Gräfe und mittels des Phorometers<br />
geben wohl Abweich-, aber keine Korrektionswerte. Das<br />
bisherige Turville-Verfahren gibt wohl Aufschluß über die Verträglichkeit<br />
prismatistb.er Korrektionen, aber nitb.t über ihre<br />
Notwendigkeit. Bei der Polarisation treten nach Ansicht des<br />
Vortragenden der Wettstreit beider Augen und der stereoskopische<br />
Glanz störend in Erscheinung. Es wurde deshalb ein<br />
anderer Weg beschritten, um dem Ziele näherzukommen. Ein<br />
Testzeichen, der sogenannte Fixationstest, wird beidäugig fixiert,<br />
es regt also die Fusion beider Augen zentral an; gleitb.zeitig<br />
00 0<br />
Abb. 7 Abb. 8<br />
Summenbildes gleich der des Einzelbildes, nur bei herabgesetzter<br />
Umfeldleuchtdichte wird das Summenbild heller als das Teilbild.<br />
2. Die beiden Teilbilder sind inhaltlich verschieden, Abb. 7; als<br />
Summenbild erscheint hier bei Orthophorie das Kreuz zentrisch<br />
im Kreis, wobei im Wettstreit der beiden Augen das eine Bild<br />
deutlich, das andere undeutlich erscheint, oder die Deutlitb.keit<br />
der beiden Bilder wechselt, oder das eine Bild ganz unterdrückt<br />
wird. 3. <strong>Der</strong> Inhalt der beiden Teilbilder ist gleich, aber unter<br />
verschiedener Perspektive gesehen, Abb. 8, was einer Querdisparation<br />
der getroffenen Netzhautstellen entspricht. Unter<br />
Querdisparation versteht man, daß die Bilder auf den beiden<br />
Netzhäuten nicht auf genau sich deckenden Stellen - den Deckstellen<br />
- liegen, sondern innerhalb eines gewissen Bereiches -<br />
des Panumbereiches - etwas ausei_nander liegen, wobei es dem<br />
Gehirn noch möglich ist, die einzelnen Netzhautbilder zu einer<br />
einzigen Gesamtwahrnehmung mit Tiefenwirkung zu verschmelzen.<br />
Besitzen die Teilbilder einige markante, führende Linien,<br />
so werden sie trotz sonstiger Verstb.iedenheit ihres Inhalts leicht<br />
verschmolzen; dazu wurden zwei Teilbilder aus mehreren konzentrischen<br />
Kreisen gezeigt, bei denen die einzelnen Kreise teilweise<br />
unterbrotb.en waren; dazu gehört auch der Pyramidenstumpf,<br />
der auf Grund seiner markanten Linien trotz irreführender<br />
Schattierung gut zu einem richtigen Gesamtbild verschmolzen<br />
wird. <strong>Der</strong> Vortragende ging auch auf den Anreiz ein, der<br />
bei dem bekannten Turvilleschen FL-Test durch die Größe des<br />
die Buchstaben einstb.ließenden Rahmens ausgelöst wird. Weiter<br />
wurden Teste gezeigt, bei deren Verschmelzung ein psychologischer<br />
Einfluß vorliegt. Kreisteste mit verschieden geritb.teter<br />
Schraffierung rufen einen Wettstreit der beiden Augen hervor,<br />
ebenfalls farbige Testbilder, denn diese verschmelzen nur bei<br />
einigen bestimmten Farben auf Grund additiver Farbmischung.<br />
Abschließend wurden einige Motive gezeigt, die sich in qesonderer<br />
Weise zu Stereo-Aufnahmen eignen, neben Nahaufnahmen<br />
mit kleiner Basis sind das besonders Architekturen, bei denen<br />
ma.n allerdings darauf achten sollte, keine Menstb.en in Bewegung<br />
mit in das Bild zu nehmen, da diese Bewegung in der<br />
stereoskopistb.en Betrachtung wie gefroren wirkt (Panoptikumswirkung).<br />
<strong>Der</strong> Vortrag von Herrn Dipl.-Ing. Mütze, Deutsche Akademie<br />
der Wissenschaften, Berlin, wurde verschoben. An seine Stelle<br />
traten am Sonntagvormittag eine Reihe von interessanten Kurzvorträgen.<br />
Auf Grund dessen, daß Herr Dr. Thiele in seinem<br />
00 0<br />
Abb. 9 Abb. 10<br />
wird jedem Auge für sich ein Testzeichen dargeboten, der sogenannte<br />
Anzeigetest. Das Prinzip eines solchen Testes wurde<br />
bereits vor 35 Jahren von Herrn Prof. Lau bei Versutb.en über<br />
den Horopter und den Kernebeneneindruck mit Hilfe des<br />
Heringschen Haploskops entwickelt. In Abb. 9 ist der von Lau<br />
benutzte Test gezeigt. Die horizontalen Doppellinien der Teilbilder,<br />
die jeweils durch zwei kleine senkrechte Linien verbunden<br />
sind, liegen in den beiden Teilbildern etwas in der Höhe<br />
gegeneinander verschoben. Bei beidäugigei: Betrachtung der Teilbilder<br />
werden bei Orthophorie und bei Einstellung der Haploskoparme<br />
entsprechend der aufgebratb.ten Akkommodation die<br />
Teilbilder in der in Abb. 10 gezeigten Weise verstb.molzen. Bei<br />
Vorliegen einer Heterophorie geringeren Grades werden zuerst<br />
die kleinen senkrechten Striche gegeneinander verstb.oben werden,<br />
während die Kreise noch verschmolzen bleiben, und erst bei<br />
stärkerer Heterophorie werden auch die Kreise nicht mehr zusammenfallen.<br />
(Die länger anhaltende Verschmelzung der Kreise<br />
ist durch die Existenz des Panumbereiches erklärbar.) Durch eine<br />
Erweiterung der haploskopischen Anordnung ist es möglich gematb.t<br />
worden, den monokular gesehenen Anzeigetest zu verschieben,<br />
während der beidäugig gesehene Fixationstest unverändert<br />
bleibt. Die Größe der Verschiebung des Anzeigetestes wird von<br />
mehreren Faktoren, auf jeden Fall von der Heterophorie, dem<br />
Fusionsvermögen und dem Fusionsanreiz durch den Fixationstest<br />
abhängen. Zwistb.en diesen drei Faktoren werden Beziehungen<br />
insofern bestehen, als bei gleich hoher Heteroph6rie die<br />
Fusionsanregung wird um so größer sein müssen, je geringer<br />
das Fusionsvermögen ist, und als die Verschiebung des Anzeigetestes<br />
wird um so größer sein müssen, je größer die<br />
Heterophorie, je kleiner das Fusionsvermögen oder je kleiner<br />
der Fusionsanreiz ist. Die Fusionsanregung läßt sitb. auf verschiedene<br />
Weise verändern: 1. durch Änderung der Strichstärke<br />
des beidäugig gesehenen Fixationstestes. 2. Durch Änderung der<br />
Leuchtditb.te des Fixationstestes oder seines Umfeldes, die allerdings<br />
nicht so weit herabgesetzt werden darf, daß das Auge in<br />
seine Akkommodationsruhelage geht, deren Wert von verschiedenen<br />
Autoren verschieden hoch angegeben wird, der auch vom<br />
Alter abhängig zu sein scheint, und bei deren Einnahmen eine<br />
Veränderung in den Beziehungen zwistb.en Akkommodation<br />
und Konvergenz wohl stattfinden wird. '3. Durch Änderung<br />
des Kontrastes zwischen Test und Umfeld. 4. Durch Änderung<br />
der Lage des Testzeichens. Zusammenfassend: Bei dem<br />
neu entwickelten Prüfverfahren auf Muskelgleichgewicht wird<br />
22 &fllgl!lll!/llike Hell 2/<strong>1956</strong>
dem Augenpaar beidäugig ein Fixationstest, jedem Auge für<br />
sich ein Anzeigetest dargeboten, dessen Verschieb_ung ein M_aß<br />
einer eventuellen Heterophorie darstellt. Vortellhaft schemt<br />
dabei die Festlegung der Fixation sowie die zen~rale I?arbietu?-g<br />
des Fixationstestes, das heißt, der zentrale Fus1onsre1z zu sem,<br />
was den Bedingungen des natürlichen Sehens besser als andere<br />
Verfahren entspricht.<br />
In der Diskussion führte Herr Kollege Haase, Berlin, aus,<br />
daß die Forderung nach Fusion wohl sekundär sei, wenn die<br />
Fusion auch den Korrektionswert beeinflusse. Maßgeblicher<br />
sei der Hell-Dunkel-Effekt, dessen Einfluß bei Hell- und<br />
Dunkel-Maddoxwerten festzustellen sei. Bei Helligkeitsminderung<br />
ergebe sich auch eine Annäherung des Turvillean<br />
den Maddoxwert. Das Umfeld beeinflusse ebenfalls die<br />
Anzeigegenauigkeit: bei zu kleinem Umfeld erfolgt eine<br />
• Verriegelung• der Testzeichen.<br />
Als weiterer Kurzvortrag folgte der des verdienten Erfinders,<br />
Herrn Prof. Dr. Lau , Deutsche Akademie der Wissenschaften,<br />
Berlin: .Weiterentwicklung in der Brillenoptik." Bekanntlich<br />
zwingt das Nicht-mehr-Funktionieren der Akkommodation zum<br />
Tragen verschieden starker Brillengläser für Feme und Nähe.<br />
Bereits am Anfang des Jahrhunderts, als mit den auf Anregung<br />
Gullstrands durchgeführten Arbeiten M. v. Rohrs die Entwicklung<br />
des Brillenglases zu einem optischen Präzisionsinstrument<br />
begann, tauchte der Gedanke auf, durch kontinuierliche Änderung<br />
der Wirkung des Brillenglases dasselbe zum Fern- und<br />
Nahsehen durch entsprechende Blickrichtung benutzbar machen<br />
zu können, also ein sogenanntes Multifokalglas zu schleifen.<br />
Orford wollte die Hinterfläche parabolisch gestalten, doch kam<br />
dieser Gedanke nicht zum Tragen, da der bei einer asphärischen<br />
Fläche unvermeidlich entstehende Astigmatismus nicht ausgeschaltet<br />
werden konnte. An dem gleichen Hindernis scheiterte<br />
später C. Evans und dann Fritz, der ein Verfahren in Paris<br />
patentieren ließ, dem aber überhaupt die mathematische Untermauerung<br />
gefehlt zu haben scheint. Wenn auch der Astigmatismus<br />
sich bei einer asphärischen Fläche auf keinen Fall vermeiden<br />
läßt, so kann man ihn doch auf ein Mindestmaß herabdrücken,<br />
indem man besonders geeignete asphärische Flächen<br />
aussucht und die Brillenglasachse von der Achse der asphärischen<br />
Fläche weg verlegt. Unter diesem Gesichtspunkt wurden<br />
einige Versuchstypen geschliffen, und man erreichte bereits eine<br />
Herabsetzung d'es astigmatischen Fehlers bis auf 0,5 dptr. Nach<br />
eigener Feststellung von Herrn Prof. Lau &ind diese Gläser gut<br />
verträglich, wobei seine Gläser allerdings in der Fernwirkung<br />
um 1 dptr zu schwach sind, so daß sie kein scharfes Fernsehen,<br />
im Raume aber genügend Sehschärfe ergeben, also im Zimmer<br />
das Gefühl des Brillentragens überhaupt wegfällt. Stärend macht<br />
sich die kontinuierliche Wirkungsänderung beim Betrachten<br />
großer Bilder bemerkbar: die unteren Teile erscheinen unscharf.<br />
Die Verträglichkeit hängt von der Anpassungsfähigkeit des<br />
Brillenträgers ab, da das Auge sich für die verschiedenen Entfernungen<br />
die passende Durchblickstelle aussuchen muß. <strong>Der</strong><br />
Typus des Blickens wird für die Verträglichkeit maßgebend sein,<br />
indem notorisch träge Menschen mit überwiegend geradeaus gerichtetem<br />
Blick sich schlecht an solche Multifokalgläser werden<br />
gewöhnen können. Eine Einschränkung kommt hinzu: das Multifokalglas<br />
muß im vorderen Brennpunkt des Auges angebracht<br />
werden, um Vergrößerungsdifferenzen in den verschiedenen<br />
Blickrichtungen zu vermeiden; für Menschen mit tiefliegenden<br />
Augen wird es also eher geeignet sein.<br />
In der Diskussion erklärte Herr Prof. Lau noch, daß das<br />
Verfahren bis jetzt rein laboratoriumsmäßig entwickelt sei.<br />
Es folgte der Vortrag des weit über Deutschlands Grenzen<br />
bekannten Kollegen Marz o c k ·, Berlin: .Unsichtbare Augengläser,<br />
insbesondere Kornealschalen." Bekanntlich erzeugen die<br />
sogenannten Skleralschalen - das sind Haftschalen, bei denen<br />
ein der Form der Lederhaut angepaßter Haftteil auf der Lederhaut<br />
haftet, während der mittlere, stärker gewölbte Teil zwischen<br />
Hornhaut und Schale eine Flüssigkeitslinse entstehen läßt -<br />
Reizzustände, als deren eine wesentliche Ursache man das Abgeschlossensein<br />
des Auges von der Luft ansieht, wodurch eine<br />
Ansammlung von Kohlensäure und Stoffwechselprodukten unter<br />
der Haftschale eintritt. Bei Verwendung von Kornealschalen, bei<br />
denen der der Lederhaut anhaftende 'Teil ganz (ehlt, die also<br />
nur aus einer kleinen, die Hornhaut bedeckenden Schale bestehen,<br />
wird der Zutritt von Frischluft an das Auge nicht verhindert,<br />
die Ansammlung von Kohlensäure und Stoffwechsel<br />
.produkten unter der Schale wird vermieden. Ein weiterer<br />
Störungsgrund beim Tragen von Skleralschalen liegt darin, daß<br />
diese infolge der Bewegung der Augenlider die Bindehaut, die<br />
am Oberlid und in den nasalen und schläfenseitigen Abschnitten<br />
druckempfindlicher als in der · Mitte ist, oft stark mechanis.ch<br />
reizen.<br />
Auch in dieser Beziehung ist die Kornealschale günstiger, da<br />
sie ja nur im zentralen Teil aufliegt. Infolge ihrer Dünne und<br />
Leichtigkeit ist die Druckempfindlichkeit bei ihr fast gleich Null.<br />
Auch wird bei Verwendung von Kornealschalen folgender Nachteil<br />
der Skleralschalen vermieden: bei letzterem findet man oft,<br />
daß der Hornhautteil nach einigen Stunden Tragezeit der Hornhaut<br />
fest anhaftet und damit natürlich einen unerträglichen<br />
Druck mit weiteren unangenehmen Folgen erzeugt, obwohl die<br />
Haftschale vorher beim Anpassen einen druckfreien Sitz gehabt<br />
hatte. Das rührt von der Veränderlichkeit des Augeninnendrucks<br />
her durch dessen Zunahme die Flüssigl5.eitslinse zwischen Hornha~t<br />
und Hornhautteil der Skleralschale weggedrückt wird und<br />
so die Schale sich fest an die Hornhaut ansaugt; die KorneaIschale<br />
dagegen .schwimmt" ja gleichsam auf der Hornhaut und<br />
gibt somit den Veränderungen des Augeninnendruckes nach. Als<br />
Material verwendet Marzock einen Kunststoff in der Art von<br />
Plexiglas, der gegenüber Glas folgende Vorteile hat: er ist unzerbrechlich<br />
(obwohl auch die gläserne Haftschale im Aug~ ohne<br />
dessen Zerstörung nicht zerbrechen kann, ist das doch immer<br />
die erste Besorgnis des Haftglasträgers); er ist leichter; er ist<br />
anpassungsfähiger in bezug auf die Temperatur, er fühlt sich<br />
nicht „kalt" an; er läßt sich besser bearbeiten und erlaubt damit<br />
ganz geringe Stärken der Schalen, die, je dünner, um so bes~er<br />
verträglich sind. Die von Marzock hergestellten Schalen smd<br />
nicht gepreßt, sondern aus dem Vollen herausgearbeitet, wodurch<br />
die Schale formbeständig bleibt, während die gepreßte<br />
Schale bei Temperaturveränderungen das Bestreben hat, ihre<br />
vorherige Form wieder einzunehmen. Marzocks Schalen dagegen<br />
können gekocht und im weichen Zustand deformiert werden, sie<br />
werden elastisch ihre Schalenform behalten. Wesentlich ist, daß<br />
die Innenfläche der Kornealschale nicht sphärisch sein darf. Angezeigt<br />
erscheint die Verwendung von Kornealschalen bei<br />
Keratokonus, bei Staroperierten und bei hochgradig Myopen;<br />
aber sie läßt sich selbstverständlich auch mit Vorteil in allen<br />
anderen Fällen anwenden, bei denen der Wunsch des Sehhilfebedürftigen<br />
nach einer unauffälligen Sehhilfe besteht. Bei<br />
Keratokonus übt die Kornealschale, wie jedes Haftglas, trotz<br />
ihrer Leichtigkeit einen gewissen, sanften Druck auf die Vorwölbung<br />
der Hornhaut aus, und es sind Fälle beobachtet worden,<br />
bei denen die Vorwölbung durch Tragen von Schalen vermindert<br />
wurde; sie stellen damit das einzige therapeutische Mittel gegen<br />
diese Erkrankung dar. Den Staroperierten, denen bei einseitiger<br />
Aphakie aus bekannten Gründen das beidäugige, räumliche<br />
Sehen genommen ist, die aber auch nach beidseitiger Operation<br />
mit der Starbrille viele Nachteile hinnehmen müssen, wird mit<br />
Haftschalen das natürliche, beidäugige Sehen wieder ermöglicht,<br />
da durch die Haftschale keine Veränderungen in den Bildgrößen<br />
hervorgerufen werden, und der durch die Operation verursachte<br />
Astigmatismus durch die Flüssigkeitslinse aufgehoben wird. <strong>Der</strong><br />
gleiche Vorteil, nämlich keine oder nur geringe Bildgrößenveränderung,<br />
kommt auch dem hochgradig Kurzsichtigen zugute:<br />
Marzock hat einige Fälle beobachtet, bei denen die Progressivität<br />
der Myopie durch Tragen von Haftschalen aufgehalten wurde.<br />
Vielleicht eröffnen sich damit neue Perspektiven in der Behandlung<br />
der progressiven Myopie. _Die Tragedauer der Kornealschale<br />
beträgt im Durchschnitt 10 bis 12 Stunden, ist _also ini.<br />
allgemeinen wesentlich höher als die der Skleralschalen; doch<br />
hat Marzock Versuche laufen, bei denen Kornealschalen bereits<br />
seit Wochen beschwerdefrei getragen. werden. Die Frage, welche<br />
Schalenart besser sei, will der Vortragende zur Zeit noch nicht<br />
abschließend beantworten. Beide Arten haben ihre Existenzberechtigung,<br />
doch scheinen 'ihm die Kornealschalen die vorteilhafteren<br />
zu sein. Ergänzend berichtete Marzock über seine Herstellung<br />
von sogenannten Vorderkammerschalen und Hornhauttransplantaten<br />
aus Kunststoff. Erstere sind hauchdünne Schalen,<br />
die nach Linsenextraktionen in die Vorderkammer eingesetzt<br />
werden (während die Metakrylatlinse nach Ridley direkt an<br />
Stelle der extrahierten Augenlinse gesetzt wird; hierbei treten<br />
Lageveränderungen der Kunststofflinse leicht ein). Die Vorderkammerschale<br />
hat zwei Trageansätze, die sie stützen, und ist<br />
außerdem so leicht, daß sie im Kammerwasser schwebt, also<br />
nicht das Bestreben hat, nach unten abzusinken.<br />
In der Diskussion führte Kollege Marzock auf eine Frage<br />
Kollegen Hädickes, ob Marzock seine überragenden Kenntnisse<br />
weitergeben werde, aus, daß er dies bestimmt tun<br />
werde. Doch müsse erst die Entwicklung abgeschlossen sein,<br />
außerdem müsse man bedenken, daß jede Schale kreisrund<br />
geliefert werde und einer genauen Anpassung bedarf, die<br />
handwerkliches Geschick und viel Fingerspitzengefühl erforder\.<br />
Dann sprach der sowjetische Augenarzt, Herr B e 1 o s t o z k i ,<br />
Kandidat der medizinischen Wissenschaften, Leiter der Abteilung<br />
für Kindersehschutz im Institut für Augenheilkunde .H. v . Helmholtz",<br />
Moskau, über: ,,Einige prinzipielle Fragen der Untersuchungsmethoden<br />
des Binokularsehens im Zusammenhang mit<br />
der Behandlungsmöglichkeit des Sddelens ohne Operation."<br />
Nach van der Hoeve gibt es 120 Millionen Schieler und etwa<br />
20 Millionen Amblyope, Zahlen, die die in allen Ländern laufenden<br />
Bestrebungen zur Behandlung dieser Fe):ller rechtfertigen.<br />
Zahlreich ist cfie vorhandene Literatur, doch überall wird das<br />
Studium der Frage_ fortgesetzt. Besonders der konservativen Behandlung<br />
mit dem Ziele der Behebung des Schielwinkels und der<br />
Herstellung des binokularen Sehens wird große Aufmerksam•<br />
keit gewidmet,· so auch am Helmholtz-Institut in Moskau. Die<br />
Therapie der Amblyopie ist die gleiche wie die am Vortage von<br />
Herrn Dr. Müller vorgetragene, wobei die I
nach zehntägiger Atropinisierung - voll auskorrigiert werden.<br />
Nach Behebung der Amblyopie wird mit Ubungen des Binokularsehens<br />
begonnen, wozu ein Spiegelkampimeter, das dem Meitingersd1en<br />
Orthoskop ähnelt, sowie ein Separator nach Remy,<br />
das Stereoskop nach 1 Pigeon-Cantonnet, das Diploskop, Synoptophor<br />
und das Javalsche Gitter verwendet werden. Auch werden<br />
die Schielkinder teilweise mit Bifokal- oder Halbbrillen ausgestattet,<br />
doch sollen dabei keine befriedigenden Ergebnisse erzielt<br />
worden sein. Die Ergebnisse der orthoptischen Schulung<br />
sind bei permanentem Schielen gut, bei 36,4 °/o der behandelten<br />
Kinder wurde eine vollkommene Geradestellung des Schielauges<br />
erzielt, bei 71 0/o nahm die Sehschärfe des Schielauges zu.<br />
Die Herstellung des Binokularsehens ist Voraussetzung dafür,<br />
daß die gehobene Sehsc:härfe des vorher amblyopen Auges<br />
konstant gut bleibt. Nadl operativer Geradstellung des schielenden<br />
Auges wurde die Herstellung des Binokularsehens durc:h<br />
Sc:hulung in 90 0/o aller Fälle beobachtet und zwar meist in<br />
verhältnismäßig kurzer Zeit. Wenn bei vorliegender Ametropie<br />
keine Korrektionsbrillen getragen wurden, hatten orthoptische<br />
Ubungen keinen Erfolg. Zur Untersuchung . des binokularen<br />
Sehens werden .das Diploskop nach Remy und zwar in einer<br />
großen - für 6 m Entfernung - und der ursprünglichen kleinen<br />
Ausführung - für die Nähe -, weiterhin die Fehlschlagprobe,<br />
der Sparator nach Remy und das Synoptophor verwendet. Vergleichsmessungen<br />
ergaben, daß die Resultate je nach dem verwendeten<br />
Instrument verschieden sind; auch die Ergebnisse am<br />
großen und kleinen Diploskop sind verschieden, obwohl beide<br />
Instrumente gleiQJ. gebaut sind und sich nur durch die Entfernung<br />
des Testobjektes voneinander unterscheiden. In der<br />
Sowjetunion wird das große Diploskop im Gegensatz zu anderen<br />
Ländern als wertvoll angesehen, und es ist durch Polarisationsfilter<br />
verbessert worden, so daß keine Begrenzung des Gesichtsfeldes<br />
wie beim ursprünglichen Diploskop mehr vorhanden ist.<br />
Um die Prüfbedingungen denen des täglichen Lebens noch mehr<br />
anzupassen, ging man am Helmholtz-Institut zur Verwendung<br />
statischer und dynamisc:her stereoskopischer Projektions-Ver•<br />
fahren über. Dabei zeigte sich, daß Kinder, bei denen mit den<br />
üblichen Prüfmethoden nur monokulares Sehen festgestellt worden<br />
war, schon bei Verwendung statischer Stereoprojektion<br />
räumlich sahen, bei Verwendung dynamischer Stereoprojektion<br />
erhöhte sich die Zahl dieser Kinder, sogar bei offensidltlich<br />
Schielenden wurde nun räumlic:hes Sehen konstatiert. Man muß<br />
also annehmen, daß auch bei Schielern eine binokulare Komponente<br />
der Wahrnehmung besteht. Daraus geht hervor, welche<br />
große Rolle die Objektbewegung für die Bildung räumlicher<br />
Wahrnehmung bei Störungen des binokularen Sehens spielt.<br />
Ebenso interessant waren die Vergleichsmessungen mit der<br />
Maddoxskala und dem Phorometer nach Stock, die sowohl für<br />
die Feme als auch für die Nähe durchgeführt wurden: z. B.<br />
zeigten für die Feme nac:h der Maddoxmessung 64 0/o der Prüflinge<br />
Orthophorie, nach der Phorometermessung nur etwa 15 0/o.<br />
Also auch hier zeigt sich, wie die Diagnose des Muskelgleichzustandes<br />
von der zur Prüfung verwendeten Methode abhängt.<br />
Die Maddoxwerte _werden von Belostozki als zuverlässiger bezeichnet,<br />
da die Optik des Phorometers eine künstliche, von der<br />
wirklichen abweichende Entfernung schafft, was auf physiologischem<br />
Wege zu Fehlern Anlaß gibt. Auch die Form der<br />
Untersuc:hungsteste wirkt auf die Untersuchungsergebpisse ein:<br />
bei Messungen der Fusionsbreite zweier im stereoskopischen<br />
Sehen geübter Leute unter Verwendung des Syoptophors ergaben<br />
sich nur geringe Werte der Fusionsbreite, wenn rein geometrische<br />
Figuren verschmolzen werden sollten, sie nahm aber<br />
zu bei Verwendung von Teilbildern, deren ·Verschmelzung zu<br />
einem sinnvollen Bild führte. Diese Beobachtung wurde später<br />
durch Prüfungen an anderen Personen bestätigt. Man kann<br />
daraus schließen, daß auch die Fusionsbreite keine absolute<br />
Größe ist, sondern von Form und Inhalt des Objektes abhängt<br />
und mit den Lebenserfahrungen verbunden ist. Aus allen dieseµ<br />
Beobachtungen wird die Forderung . abgeleitet, die Prüf- und<br />
Behandlungsbedingungen denen des natürlichen, täglichen<br />
Sehens soweit wie möglich anzupassen. Dazu müßte in den<br />
Geräten die Objektbewegung ausgenutzt, die Sehfeldverengung<br />
vermieden, wahre Objektentfernungen angewendet und der<br />
Wirklichkeit näherliegende Testformen gewählt werden, -was<br />
zum Teil manche Forscher schon vervlirklic:ht haben. Absc:hließend<br />
stellte der Vortragende zwei Wünsche auf: 1. Bei der Konstruktion<br />
von Geräten zur Untersuchung und Behandlung des Binokularsehens<br />
sollte die Ausnutzung der alltäglichen Sehbedingungen<br />
berücksichtigt werden. 2. Es sollte eine Klassifizierung<br />
der verschiedenen Schielarten und -formen ausgearbeitet und<br />
allgemein besprochen werden.<br />
In der Diskussion fragte Herr Kollege Abel, Berlin, ausgehend<br />
von der Angabe des Vortragenden, daß mit Zweistärkengläsern<br />
keine befriedigenden Erfolge erzielt worden<br />
seien, in welchen Fällen Zweistärkengläser und welche<br />
Arten angewendet worden seien. Herr Belostozki sagte dazu,<br />
daß man Zweistärkengläser der Dufo-Art meist bei Emmetropie,<br />
aber auch bei Hypermetropie angewendet habe, und<br />
zwar im Nahteil mit 2 dptr Zusatz. Abel erwiderte, daß besonders<br />
Hypermetrope auf Zweistärkengläser ansprächen,<br />
während er bei Emmetropie einen Erfolg für zweifelhaft hält.<br />
Die verwendeten Gläser sollten einen möglichst geringen<br />
Bildsprung haben. Er habe meist als Folge des Tragens von<br />
Zweistärkengläsern eine Steigerung der Sehschärfe festgestellt,<br />
gleichlaufend läßt er Ubungen am Synoptophor machen.<br />
Er fragte weiter, ob das Uben mit immer den gleichen_ Stereofilmen<br />
die Kinder nicht langweile, die Herstellung emer genügend<br />
großen Zahl verschiedener Filme sei doch se.hr kostspielig.<br />
W eiter fragte er, ob im Helmholtz-Institut auch Versuche<br />
mit dem sogenannten Gradometer, einem Instrument<br />
mit springenden Prismen, gemacht worden seien. Herr Belostozki<br />
antwortete, daß sie auc:h bei Ubersichtigen viel Zweistärkengläser<br />
verwendeten. Das Uben mit immer den gleichen<br />
Stereofilmen sei wohl langweilig, es würden aber nach und<br />
nach mehr Filme entstehen, jedenfalls habe man mit der<br />
Fusionsentwicklung mit Hilfe von Stereofilmen gute Resultate<br />
erzielt. Auch mit springenden Prismen habe man gute Erfolge<br />
gehabt, doch hätten die Fehler sic:h oft nach einiger Zeit<br />
wieder ausgebildet, außerdem hätte sich eine Verschlechterung<br />
des Tiefensehens entwickelt. In einem wei_teren Diskussionsbeitrag<br />
dankte Herr Kollege Burkhardt, Potsdam,<br />
dem Vortragenden für die teilweise Beseitigung unserer Unkenntnis<br />
über die Verhältnisse in unserem Beruf in der<br />
Sowjetunion. Er bat um Aufklärung darüber, in welcher<br />
Weise die Brillenversorgung in der Sowjetunion geregelt ist.<br />
Wenn andere Berufe Studienreisen in die Sowjetunion unternähmen,<br />
so sollten auch wir das einmal tun. Dazu sagte Herr<br />
Belostozki, daß die augenoptischen Erzeugnisse in der SU in<br />
großen Betrieben hergesteJlt und in staatlichen Spezialgeschäften<br />
und Apotheken dem Brillenbedürftigen ausgeliefert<br />
würden. Er dankte für die gute Aufnahme, die hoffentlich<br />
bei seiner weiteren Reise überall glei~ gut sein werde, und<br />
er werde in Moskau über den Willen zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen berichten.<br />
Es folgte der . Ultra-Kurz"-Vortrag von Herrn Kollegen<br />
Se y de 1 , Zeitz: "Neue Einheits-Karteikarten". , Darin wurde<br />
über die Arbeit des Unterausschusses „Statistik" beric:htet, der<br />
eine Karteikarte für die Lagerhaltung von Fassungen und eine<br />
Kalkulationskarte für Fassungen, auf deren Rückseite das Lagersoll<br />
der verschiedenen Abmessungen eingetragen weFden kann,<br />
entwickelt hat. Diese Karten sind für eine geregelte Lager~<br />
haltung sehr vorteilhaft und können dur~ Panse & Börner,<br />
Weimar, bezogen werden.<br />
Nach dem Mittagessen wurde die Vortragsreihe fortgesetzt<br />
mit dem Vortrage von Herrn Prof. Dr. Dr. Schober , Hamburg:<br />
"Sdlutzgläser gegen sichtbare und unsldltbare Strahlung. u<br />
Das Thema sieht sehr einfach aus, da die meisten damit zusammenhängenden<br />
Probleme bekannt sind. Da es aber neuerdings<br />
in der Fachliteratur immer wieder aufgegriffen wird, und<br />
da auch entsprechende Normenblätter in Bearbeitung sind, dürfte<br />
eine Behahdluhg wohl angebracht sein. <strong>Der</strong> Begriff .Schutzgläser"<br />
findet eine dreifache Anwendung: man bezeichnet damit<br />
1. die sogenannten Berufsschutzbrillen für Schweißer, Hochofenarbeiter<br />
und andere augengefährdete Berufe: 2. die Blendschutzbrillen:<br />
in diese Gruppe muß auch die neu aufgetauchte<br />
.Nebelbrille" eingereiht werden, die angeblich eine Sehverbesserung<br />
im Nebel und Dunst bringen soll; 3. die nicht oder<br />
fast nicht getönten Gläser. Wichtig für · die Beurteilung des<br />
Wertes einer Schutzbrille ist die Beantwortung der Frage:<br />
.Kann die Schutzbrille unsere Seheigenschaften verbessern?"<br />
Um sie beantworten zu können, muß man. selbstverständlich erst<br />
wissen, welche unsere wichtigsten Seheigenschaften sind. Es<br />
sind das 1. die Wahrnehmungsfähigkeit von Kontrasten: die<br />
Kontraste müssen ein bestimmtes Maß erreichen, ehe überhaupt<br />
gesehen werden kann, 2. die Sehschärfe, 3. die Sehgeschwindigkeit:<br />
je rascher ein Ding gesehen und erkannt wird, um so<br />
besser ist das für den· betreffenden Menschen. Im normalen<br />
täglichen Leben werden an diese drei Seheigenschaften keine<br />
besonders hohen Anforderungen gestellt. Im Arbeitsprozeß ·<br />
mancher Berufe dagegen werden größere und schwierigere Aufgaben<br />
an das Sehen gestellt, so daß dort die Sehbedingungen<br />
in optimaler Weise ·ausgenutzt werden müssen. In den letzten<br />
Jahren sind die Anforderungen an die Sehleistung immer mehr<br />
gestiegen, besonders im stark angewachsenen Straßenverkehr<br />
mit seinen erhöhten Geschwindigkeiten. Wenn man bedenkt,<br />
daß ein gut sichtbares Objekt erst nach 0,<strong>02</strong> bis 0,03 sek wahrgenommen<br />
.:wird, ein weniger gut sichtbares aber gar erst nach<br />
0,1 sek, so daß bei einer Fahrgeschwindigkeit von 60 km/h<br />
bereits 2 m Weg zurückgelegt sind, ehe ein Gefahrenmoment<br />
überhaupt wahrgenommen wird, und daß weitere Meter zurückgelegt<br />
werden, ehe eine Reaktion erfolgt, so erkennt man die<br />
Notwendigkeit einer guten Sehleistung. Auch feinere Arbeiten<br />
mit infolge der Verwendung hochtouriger Maschinen höheren<br />
Arbeitsgeschwindigkeiten verlangen gutes Sehe·n. Dadurch besteht<br />
ein starkes Interesse an besten Sehbedingungen in weiten<br />
Kreisen. An grafischen Darstellungen zeigte der Vortragende<br />
den Zusammenhang zwischen Größe und Wahrnehmbarkeit<br />
eines Objektes, zwischen Größe und Kontrast eines Objektes<br />
und zwischen Kontrastwirkung und Beleuchtung. Nach dem<br />
Weber-Fechnerschen Gesetz erreicht die Kontrastwahrnehmung<br />
24 6/ugenq,JillOt Hell 2/<strong>1956</strong>
nur innerhalb eines bestimmten Bereiches, nämlich zwischen<br />
200 bis 10 000 asb Feldleuchtdichte (Schober: .Das Sehen", Bd. II,<br />
S. 268) ihr Maximum, während bei höheren Leuchtdichten die<br />
Kontrastwahrnehmung wieder steil absinkt. Es ist deshalb Aufgabe<br />
einer Blendschutzbrille, Leuchtdichten über 10 000 asb zu<br />
absorbieren, und die Leuchtdichte bis in den Bereich der günstigsten<br />
Kontrastwahrnehmung herabzusetzen. Außer diesem Blendschutz<br />
hat das Schutzglas die Aufgabe, das Auge vor eventuellen<br />
schädlichen Strahlen zu schützen. Eine Strahlung übt bekanntlich<br />
nur dann e'ine Wirkung auf ein Organ aus, wenn sie von ihm<br />
absorbiert wird .. Eine Betrachtung der Wirkung der verschiedenen<br />
Strahlungen auf das Auge ist deshalb vorerst notwendig.<br />
Die kosmische oder atmosphärische Strahlung tritt in so geringen<br />
Mengen ihs Auge ein, daß ein Schutz gegen sie nicht nötig ist.<br />
Gegen die Röntgenstrahlen dagegen muß das Auge geschützt<br />
werden, da diese von der Linse absorbiert werden und somit in<br />
dieser eine schädigende Wirkung haben: sie führen zum Röntgenstar.<br />
Hierbei sei erwähnt, daß die Fernsehstrahlen vollkommen<br />
unschädlich sind. Die Ultraviolett-Strahlung muß in zwei<br />
Gebiete geteilt werden: kurzwellige UV-Strahlen mit einer<br />
Wellenlänge bis 214 µµ sind im Sonnenlicht wohl vorhanden,<br />
werden jedoch schon von der Luftschicht weitgehend absorbiert;<br />
im Schweißbogen und im Quarzlampenlicht sind sie ebenfalls<br />
enthalten. Sie werden von der Bindehaut absorbiert, rufen also<br />
in dieser eine Entzündung hervor, dringen aber durch diese<br />
oberste Schicht nicht tiefer ins Auge ein, so daß sie eine nachhaltige<br />
Schädigung des Auges nicht hervorrufen können; außerdem<br />
werden sie von jedem Glas absorbiert, treten also kaum<br />
jemals schädigend in Erscheinung. Die langwelligere UV-Strahlung<br />
über 214 µµ erregt die Augenlinse zur Fluoreszenz, was<br />
bei starker Strahlung. einen unangenehmen Nebeleindruck her-·<br />
vorruft. Sie können durch Hygal- und Ultrasingläser unschädlich<br />
gemacht werden. Die Infrarotstrahlung muß ebenfalls in zwei<br />
Gruppen geteilt werden: das kurzwellige Infrarot bis etwa<br />
1500 µµ ist für das Auge unsdi.ädlich, da es in dessen vorderen<br />
Teilen absorbiert wird. Das längerwellige Infrarot, dem besonders<br />
am offenen Feuer Arbeitende, wie Glasbläser, Hochofenarbeiter,<br />
Schmiede u. a. ausgesetzt sind, durchdringt die vorderen<br />
Teile des Auges, wird in der Linse absorbiert und soll<br />
nach Voigt, Zürich, die Ursache für den sogenannten Feuerstar<br />
bilden. Voigt begründete seine Ansicht von der sfarerzeugenden<br />
Wirkung der längerwelligen Infrarotstrahlung mit Versuchen,<br />
bei denen er in Kaninchenaugen durch Infrarotbestrahlung künst-.<br />
lieh den Star erzeugte. Man zweifelte jedoch an seinen Folgerungen,<br />
da er die eingeworfenen Infrarotstrahlen durch eine<br />
Quarzlinse fokussiert, also eine Sammelwirkung hervorgebracht<br />
hatte. Goldmann stellte fest, daß die Infrarotstrahlung wenigstens<br />
2 ca! stark sein muß, ehe sie schädigend auf die Linse<br />
wirkt. Diese Dosis ist fast in keiner Lichtquelle enthalten. Man<br />
sieht dementsprechend heute die Industriestare nicht mehr als<br />
durch Wärmeeinwirkung hervorgerufen an. Jedenfalls kennt<br />
man in der Praxis keine Fälle von sogenanntem Feuerstar. Wohl<br />
kann man wie Voigt den Star durch Infrarotbestrahlung künstlich<br />
erzeugen, doch sind die· dazu benötigten Mengen an Infrarotstrahlung<br />
im· normalen Licht nicht vorhanden. Ein Schutz gegen<br />
Infrarotstrahlung ist also normalerweise nicht erforderlich. Im<br />
Bereich der sichtbaren Strahlung handelt es sich, wie schon erwähnt,<br />
um die Absorption übermäßiger Lichtmengen. Da eine<br />
vom Sonnenlicht beschienene Asphaltstraße bis 50 000 asb Feldleuchtdichte<br />
haben kann, muß für diesen Zweck eine Absorption<br />
von 7-5 0/o gefordert werden. Die befürchtete Verdunklungswirkung<br />
wird nach kurzer Zeit durch die Adaptation wieder aufgehoben,<br />
Man sollte auch zwischen einer einfachen Blendschutzbrille,<br />
für die ein einfaches Schutzglas genügt, und einer solchen<br />
Schutzbrille unterscheiden, durch die die Sehgeschwindigkeit<br />
nicht gemindert werden darf und durch die die besten Sehbedingungen<br />
gegeben werden sollen; zu letzterer gehören<br />
geschliffene Gläser, genaue Anpassung, im ganzen also die<br />
Qualität des guten Sehhilfsmittels. Man unterscheidet in der<br />
Ausführung der Gläser die in der Glasmasse gefärbten, die sogenannten<br />
Uberfanggläser, und die vergüteten Gläser, die wohl<br />
am vorteilhaftesten sind. Die verspiegelten Gläser bieten keinen<br />
besonderen optischen Vorteil. Die Farbe der Gläser ist nicht von<br />
großer Bedeutung, da das Auge sich leicht auf die Farbe umstimmt,<br />
am vorteilhaftesten allerdings• sind_ solche Gläser, die<br />
alle Wellenlängen gleichmäßig absorbieren und somit einen<br />
wirklichkeitsgetreuen, nur in der Helligkeit verminderten Seheindruck<br />
vermitteln. Die Neophangläser sind _für besondere Zwecke<br />
vorteilhaft (Beurteilen von Verkehrssignalen), sie steigern das<br />
Rot, schwächen das Blau. Bei Farbenfehlsichtigen kann das<br />
Tragen von Schutzgläsern manchmal zur Gefahr werden: das<br />
Bewußtsein der durch die Anomalie bedingten Gefährdung wird<br />
ausgeschaltet, die Aufmerksamkeit auf eine Gefahr, die der<br />
Farbenfehlsichtige sonst vielleicht durch Wahrnehmung von<br />
Graudifferenzen bemerken würde, wird vermindert. Vorteile<br />
bringt ein leicht getöntes Schutzglas dem Staroperierten, der infolge<br />
der Herausnahme der gelblichen Linse nach de.r Operation<br />
alles etwas blau sieht:<br />
In der Diskussion fragte Herr Kollege Thoma, Cottbus, ob<br />
Kinder Schutzbrillen tragen sollten. Herr Kollege Hädicke<br />
fragte, ob es richtig sei, recht dunkle Schutzgläser zu geben.<br />
<strong>Der</strong> Vortragende beantwortete die erste Frage dahingehend,<br />
daß das Tragen von Schutzbrillen sich zu einer Art PsydJ.ose<br />
entwickelt habe. Die wenigen Menschen·, die sie wirklich<br />
benötigen und die wirklich einen Nutzen davon haben, propagieren<br />
ihre Vorteile, •und jeder andere glaubt, diese Vorteile<br />
auch genießen zu müssen. Bei Kindern solle man Ubertreibung<br />
vermeiden. Zur 2. Frage sagte er, daß man bedenken<br />
müsse, daß auf heller Straße bis zu 50 000 Lux Beleuchtung<br />
herrschen könnten, die bei 7-5 0/o Absorption noch nicht auf<br />
das Optimalmaß gemindert würden.<br />
Anschließend wurde ein Vortrag von Herrn Koliegen<br />
Pr e u s s n er, Mannheim, eingesd10ben: nDas Verantwortungs•<br />
gefühl als zwingende Vora11ssetzung · im Menschen . unseres<br />
Berufes.u Das Verantwortungsgefühl, das man als eine direkte<br />
Funktion des Persönlichkeitswertes ansprechen kann, ist von<br />
ganz besonderer Bedeutung für unseren Beruf. Die Fortschritte<br />
der modernen Zivilisation, in der wir eine zunehmende Erfassung<br />
aller Dinge durch Technisierung und Mechanisierung erleben, ·<br />
bedeuten nicht auf jeden Fall ein Vorwärts; die seelisch-geistigen<br />
Werte erleiden in immer zunehmendem Maße Einbußen. Jede<br />
Tätigkeit setzt aber eine bestimmte Persönlichkeit voraus. Das<br />
Verantwortungsgefühl ist ein Teil des menschlichen Willens. Es<br />
zerfällt in zwei Komponenten: einmal in die Vorstellung, daß<br />
unser Handeln das Geschick anderer Menschen bestimmt, und<br />
zweitens eine Stellungnahme zu dem durch unser Handeln hervorgerufenen<br />
Vorgang. Nicht jeder Mensch ist dazu fähig, eine<br />
Entscheidung über diese beiden Komponenten zu treffen. Erst<br />
das Wissen oder Intelligenz ermöglichen dem Menschen die<br />
Erkenntnis seiner Verantwortung. Die Fähigkeit zur Vorstellung<br />
möglicher Folgen liegt nicht in der freien Wahl des Menschen.<br />
So liegt die Ubernahme einer Verantwortung im Wissen um<br />
die Dinge begründet. Dazu sind aber außerdem in der Persönlichkeit<br />
begründete Gefühle mitbestimmend, nicht die Freiheit<br />
des Willens. Persönlichkeitswert und Wissen müssen wir also<br />
von den Menschen unseres Berufes in hohem Maße fordern.<br />
Die Vortragsreihe wurde beschlossen durch den Vortrag von<br />
Herrn. Kaue, München: "Farbenhannonle, Farbentypologie und<br />
Brillenanpassung.• Die Brillenanpassung setzt sich aus drei<br />
Elementen zusammen: aus dem Maß, der Form und der Farbe.<br />
Von diesen soll uns hier der dritte Punkt beschäftigen. Ausgehend<br />
von der Frage, warum eine rosafarbene Brille selten in<br />
einem Gesicht gut wirke, entwickelte der Vortragende den Begriff<br />
des Geschmacks. Wir verlassen uns auf eben diesen Geschmack,<br />
wenn wir eine Fassung erst rein gefühlsmäßig aussuchen<br />
und ihre Wirkung im Gesicht dann beurteilen. Voraussetzung<br />
für die Bildung des Geschmacks ist das innere Gesundsein<br />
des Subjekts, hier des Brillenanpassers. Man könnte Geschmack<br />
vielleicht umschreiben mit dem Wohlempfinden und der<br />
Freude über das Schöne, das wir. durch die Wirkung der Außenwelt<br />
auf unsere Sinne empfinden. Um ein Wohlempfinden in<br />
bezug auf Farben zu haben, müssen diese Farben in einer<br />
gewissen Harmonie zusammengestellt sein. Daz-u zeigte der<br />
Vortragende Lichtbilder antiker Kunstwerke als Beispiele geschmackvoller<br />
Farbenharmonie, aber auch einige Beispiele des<br />
Gegenteils. Er ging dann zum Begriff .Farbe" überhaupt über,<br />
deren Wirkung bekanntlich bestimmt wird durch den Farbton,<br />
die Sättigung und die Helligkeit. Er zeigte an zahlreichen Lichtbildern<br />
die Einteil-ung der Farben und ihre Mischung auf<br />
additivem und subtraktivem Wege, Farbskalen, -kreise, -dreiecke<br />
usw. Aus all dem wurde eine Harmonie der Farben entwickelt,<br />
deren Gesetzmäßigkeiten man auch bei der Brillenanpassung<br />
berücksichtigen muß. Es gilt dabei, eine Harmonie der Farben<br />
von Gesicht, Haarfarbe, Augenfarbe und Teint herzustellen. Auch<br />
das wurde mit Lichtbildern verdeutlicht.<br />
Wer liefert?<br />
Wer ist Lieferant von Maschinen zum Einschießen von Metallstangen<br />
in Cellhornfedern?<br />
Mitteilungen an den Verlag erbeten.<br />
Uns fehlen von der Zeitschrift .<strong>Der</strong> <strong>Augenoptiker</strong>" die Nummern<br />
3 vom Jahrgang 1950 und 10 vom Jahrgang 1951. Welcher<br />
Kollege ist in der Lage, diese Hefte an uns abzugeben?<br />
Deutsche Gesellschaft für Optometrie,<br />
Berlin N 65, Otawistraße 3.<br />
(5/ugencp/ikt!lt Heft 2/<strong>1956</strong> 25
Zentralverband der <strong>Augenoptiker</strong> (BIV)<br />
(für das Bundesgebiet und Westberlin)<br />
V o r s i t z e n d e r : Karl Dissel, Dortmund, Hansastraße 28, Ruf 3 07 96,<br />
G e s c h ä f t s s t e 11 e : Düsseldorf, Hüttenstraß,e 61 I, Fernruf 2 24 41.<br />
Zusduiften und Rückfragen erbitten wir stets an die Geschäftsstelle, um Verzögerungen<br />
· in der Bearbeitung zu vermeiden.<br />
ZVA-Vorstandssitzung am 21./22. Januar <strong>1956</strong> in Köln<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des ZVA trat am 21. / 22. Januar zu seiner ersten<br />
Arbeitssitzung in diesem Jahre zusammen. In einem Eröffnungsbericht<br />
gedachte der Vorsitzende, Herr Dissel, der wichtigen Verbandsereigniss,e<br />
des abgelaufenen Kalenderjahres und gab einen<br />
Uberblick über die bevorstehenden Aufgaben.<br />
Herr Dr. Gunkel analysierte die wirtschaftlid:ie Entwicklung<br />
in der Bundesrepublik:, unter besonderer Berücksichtig,ung des<br />
<strong>Augenoptiker</strong>handwerks. Zahlreid:ie Probleme, die dringend der<br />
Lösung bedürfen, u. a. die AO.-Fra:ge und das Problem der Selbstabgabestellen<br />
haben ihre Ursachen zweifellos in wirtschaftlichen<br />
Umständen.<br />
Einen wesentlichen Anteil an der Tagesordnung der Sitzung<br />
hatten die Berichte der Ausschußvorsitzenden. So berichtete Herr<br />
Dr. Pistor eingehend über die AO.-Frage, die durch die Beratungen<br />
zum Heilpraktikergesetz im Bundestagsausschuß für Fragen<br />
des Gesundheitswesens auf dem Kulminationspunkt steht.<br />
<strong>Der</strong> ZV A arbeitet in enger Fühlungnahme mit einigen mittelständischen<br />
Abgeordneten an einer für unseren Berufsstand tragbaren<br />
Lösung.. <strong>Der</strong> Justitiar des Verbandes, Herr Assessor<br />
Schmitz, ergänzte den Bericht auf Grund der von ihm geführten<br />
Verhiand1ung.<br />
Die Beratungen . über betriebswirtschaftlid:ie Fragen konzentrierten<br />
sich .auf die ZVA-Verhandlungen mit dem Bundes,.Yerteidigungsminis,terium<br />
über die augenoptische Betreuung der<br />
deutschen Streitkräfte, auf die Frage der Preisempfehlungen für<br />
Brillenfossung,en, den Vertrag mit der Postbeamtenkr,ankenkas,se<br />
und die allgemeine Preissituation.<br />
Es wurde einstimmig die Auffassung vertreten, daß Preisempfehlungen<br />
für Brillenfassungen, so weit sie von Herstellern<br />
ausgesprochen werden, der unternehmerischen Selbstverantwortlichkeit<br />
des <strong>Augenoptiker</strong>s entgegenstehen. Die Kalku1ation der<br />
Brille ist ureigenste Angelegenheit des <strong>Augenoptiker</strong>s. Einzelne<br />
aus dem Postbeamten-Abkommen reS1Ultierende Schwierigkeiten<br />
der Abr,echnung sollen durch neue Beratungen mit der Hauptgeschäftsstelle<br />
in Kürze geklärt werden.<br />
Die allgemeine Steig~rung der Einstandspreise im Sektor der<br />
Brillengläser fülirte zu eingehenden Uberlegungen über die Revision<br />
der Krankenkassen-Abkommen. Trotz der Erschwerung,<br />
die durch die organisatorische Umgestaltung der Sozialversicherungsträger<br />
gegeben ist, haben sich die meisten der dem ZV A<br />
angeschlossenen Landes-innungsverbände dafür ausgesprochen, in<br />
neue Verhandlungen einzutreten.<br />
Nachdem der Lohn- und Gehaltstarif im <strong>Augenoptiker</strong>-Handwerk<br />
durch die Erhöhung in den Gehaltsgruppen I - III ge,ändert<br />
wurde, beantragte der BNA eine 100/oige Steigerung für die<br />
Gruppe IV. Unter Berücksichtigung der bei § 5 des Mantelabkommens<br />
neu einzufügenden Klausel stimmten die Vertreter der<br />
Landesinnungsverbände dieser Anhebung zu. Für Schleswig<br />
Holstein gilt die Zusage mit der Maßgabe eines 100/oigen Abschlages.<br />
<strong>Der</strong> Landesinnungsverband Bayern, der dem Mantelabkommen<br />
noch nicht beiijetreten ist, wird in die neue Änderung,<br />
die .ab 1. April in: Kraft treten soll, nicht einbezogen. Die <strong>Augenoptiker</strong>-Innung<br />
Berlin trat dem Mantelabkommen bei und erhöhte<br />
die Löhne und Gehälter mit Wirkung vom 1. Februar auf die.<br />
bisher im Bundesgebiet geltenden Sätze.<br />
Gelegentlidi der betriebswirtschaftlid:ien Erörterungen diskutierten<br />
die ZVA-Vertreter mit einigen Herren des Hauses Metzler<br />
über Herstellung, Entwicklung und Vertrieb von gespritzten<br />
Brillenfassungeni. Die Ausführungen von Herrn Philipp Metzler<br />
jun. wurden dankbar aufgenommen und trugen dazu bei, die<br />
damit zusammenhängende besondere Problematik in wirtschaftlicher<br />
und fachrpolitisd1er Hinsicht zu erk•ennen.<br />
Weg,en der SchwierigkeUen bei der Bewertung im Praktischen<br />
Leistungswettbewerb der Handwerksjugend beschloß der ZVA<br />
Vorstand, sich in diese.m Jahr nidit daran zu beteiligen.<br />
Es soll nadl einer Möglichkeit gesucht werden, eirie theoretische<br />
Zusatzprüfung in das Wettbewerbsverfahren einzubauen.<br />
Sollte der .Zentralverband des Deutschen Handwerks" hiermit<br />
einverstanden sein, so wird eine Beteiligung im daFauffolgenden<br />
Jahr erwogen.<br />
Mit einer Geg,enstimme beschloß der Vorstand der Umbenennung<br />
der Internationalen Optikerliga in .Internationale Optikerund<br />
Optometristenliga • zuzustimmen. Die IOL hatte ferner um<br />
eine Stellungnahme zur Frage der Minimumgebühr für die Augenglasbestimmung<br />
gebeten. Wegen der allgemeinen Situation hielt<br />
es der ZVA-Vorstand nicht für angebrad:i•t, sich damit zu beschäftigen,<br />
Neben verschiedenen Spezialfragen wurde die Frage eines<br />
„Konjunkturtestes" im <strong>Augenoptiker</strong>-Handwerk erörtert. Es wurde<br />
beschlossen, in vierteljährlichen Abständen durch Berichtsformulare<br />
eine Absatzerhebung in Anlehnung an das Verfahren des<br />
Ho-Instituts in Münchew durchzuführen. Durd:i die Erhebung wird<br />
die Firmenneutralität völlig gewahrt. Die Berichte sollen keine<br />
konkreten Zahlenangaben enthalten, sondern nur die tendenzielle<br />
Entwicklung bekanntgeben.<br />
Einstimmig abgelehnt wurde die Einführung einer Brillengläser<br />
Bruchversid:ierung durch Herstellerbetriebe.<br />
Die Vorsitzenden der WVA und DGO sollen zukünftig, soweit<br />
sie nicht ohnehin dem ZVA-Vorstand angehören, zu dessen Sitzungen<br />
beratend hinzugezogen werden.<br />
Am Vormittag des 22. Januar hatten sich die Herren des ZVA<br />
Vorstands den auf Veranlassung der. <strong>Augenoptiker</strong>-Innung Berlin<br />
gedrehten Farbfilm über die moderne Brille .Ihr Urteil bitte"<br />
angesehen. Sie besd:ilossen daraufhin, bei der Fördergemeinschaft<br />
um den Ankauf dieses Filmes nachzusud:ien. Die Landesinnungsverbände<br />
sicherten zu, daß für hinreichende Vorführungen in den<br />
einzelnen Bezirken und Städten gesorgt wird.<br />
Im Rahmen eines kollegialen Beisammenseins am Abend des<br />
21. Januar bedankte sich der ZVA als Träger der „Fachschule<br />
für <strong>Augenoptiker</strong>" in Köln bei der Firma Metzler durch die Uberreichung<br />
von Urkunden für eine großzügige Dotation an die<br />
Schule. In einer Ansprache würdigte der Vorsitzende des Verbandes<br />
die großen Leistungen der Industrie und des Fachgroßhandels<br />
bei der Errid:itung, Unterhaltung und Fortführung unserer<br />
Fachschule. Er dankte insbesondere den verantwortlid:ien Inhabern<br />
der Firmen Metzler und Filitz für ihre großzügige Förderung<br />
des augenoptischen Nad:iwuchses.<br />
Landes-Innungsverband<br />
des Bayerischen <strong>Augenoptiker</strong>-Handwerks<br />
(Geschäftsstelle: München 15, Goethestraße 11, Fernruf 5 36 50)<br />
<strong>Der</strong> Meisterprüfungsausschuß der Handwerkskammer m<br />
München wird in der Zeit vom 1. bis 19. Mai d. J. die nächste<br />
Meisterprüfung im <strong>Augenoptiker</strong>~Handwerk durchführen. Die Bewerber<br />
zu dieser Prüfung riqiten ihren Zulassungsantrag bis zum<br />
29. Februar bei der Handwerkskammer München, Maximilianplatz<br />
8, Ref. VIII, ein.<br />
Um den Bewerbern die Möglichkeit zu bieten, ihre fachliche ·<br />
Ausbildung zu ergänzen, ist ein Vorbereitungslehrgang auf die<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Meisterprüfung vorgesehen.<br />
<strong>Der</strong> Lehrgang beginnt am 5. März d. J. und umfaßt 6 Unterrichtswochen<br />
(5. bis 23. März, 9. bis 27. April). Die Unterrichtszeit<br />
wurde festgelegt:<br />
Montag<br />
Dienstag bis Donnerstag .<br />
Freitag .... , ....<br />
9.20 bis 12.40 Uhr (Theorie)<br />
13.30 bis 15.00 Uhr (Praxis)<br />
8.20 bis 12.40 Uhr (Theorie)<br />
13.30 bis 15.00 Uhr (Praxis)<br />
8.20 bis 11.00 Uhr (Theorie)<br />
<strong>Der</strong> Unteröcht umfaßt die Lehrfächer: Technik der geistigen<br />
Arbeit (5 Unterrichtsstunden), Mathematische Grundlagen zur<br />
Augenoptik und Fad:irechnen (20), Physikalische Optik (8), Geometrische<br />
Optik (28), Optische Systeme (9), Instrumentenkunde<br />
26 6/l/ll(!IIJJp/lM Heft 2/<strong>1956</strong>
(7), Augenkunde (32), Brillenglasbestimmung (36), Werkstoffe<br />
und Werkstatt-Technik (15), Brillenanpassungen (15), Fachzeichnen<br />
(5). Änderungen vorbehalten.<br />
<strong>Der</strong> Lehrgang wird in den neu eingerichteten Unterrichtsräumen<br />
(Werkstatt, Augenprüfraum) der OpUker-Beruisschule, München,<br />
<strong>Der</strong>oystraße 1, abgehalten, die uns von der Schulleitung bereitwilligst<br />
zur Benutzung freigegeben worden sind. Als Lehrkraft<br />
konnte der Fachlehrer für Augenoptik, staatlich geprüfter <strong>Augenoptiker</strong><br />
W. Kaue gewonnen werden.<br />
Kollegen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt ihre Meisterprüfung<br />
ablegen wollen, wird gleichfalls die Teilnahme am Lehrgang<br />
empfohlen.<br />
Interessenten für den Vorbereitungslehrgang wenden sicti umgehend<br />
schriftlich an den Kollegen W . Kaue, München 9, Auerbergstraße<br />
4, da der Lehrgang nur bei ·genügender Teilnehmerzahl<br />
durchgeführt werden kann.<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Innung Hamburg<br />
"Alle unter einen Hut!"<br />
hieß das Motto, unter dem die Hamburger <strong>Augenoptiker</strong>-Innung<br />
in Gemeinschaft mit der Hamburger • Viog" am 21. Januar im<br />
Hotel Mau ein Kappenfest startete.<br />
Am Saaleingang war ein großer KappenanpaßtisdJ. aufgebaut,<br />
hinter dem zwei reizende Damen mit Hilfe einiger Ventiletten<br />
und sonstiger Gebläse bemüht waren, den vielen all'fkreuzenden<br />
Charakterköpfen den entspredJ.enden Hut druckfrei zu verpassen.<br />
<strong>Der</strong> Obermeister der Innung, Kollege Heidig, begrüßte die<br />
zahlreich erschienenen Gäste und Kollegen mit ihren Damen und<br />
wünschte allen einen recht vergnügten Abend.<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Innung für den Bezirk Essen (LIV „Nordrhein")<br />
In der am 18. Januar in Essen stattgefundenen Vorstandssitzung<br />
sah sich Herr Obermeister Mohrlnger (Essen) leider genötigt, den<br />
Vorstand zu bitten, ihn in Auswirkung seiner ernstlichen Erkrankung<br />
von dem Amt des Obermeisters freizustellen, weil er sich<br />
auf dringenden ärztlichen Rat hin die größte Schonung auferlegen<br />
müsse.<br />
Da auch Herr Otto Ernst (Essen) als derzeitiger stellvertretender<br />
Obermeister sich außerstande erklärte, weitere Pflichten zu<br />
übernehmen, mußte eine Zwischenlösung bis zur nächsten Mitgliederversamml\\ng<br />
gefunden werden, da nur diese nach den<br />
Satzungen allein berechtigt ist, die Neuwahl vorzunehmen.<br />
Herr Ewald Müller (Duisburg-Hamborn), der schon seit mehreren<br />
Jahren dem Innungsvorstand angehört, springt deshalb auf<br />
Bitten seiner Vorstandskollegen in die Bresche und wird das<br />
Amt des Obermeisters zunächst kommissarisch bis ·zur endgültigen<br />
Neuwahl übernehmen.<br />
Die Innung Essen teilte uns fernerhin mit, daß der Oberverwaltungsrat,<br />
Herr Hermann Ostermann, inzwischen als Nachfolger<br />
des verstorbenen Ludwig Berten zum neuen Geschäftsführer<br />
der AOK Essen vom Vorstand einstimmig gewählt wurde.<br />
Herr Ostermann ist 43 Jahre alt und schon viele Jahre in leitender<br />
Stellung bei der AOK Essen tätig gewesen.<br />
AUS DEM HANDWERK ]<br />
Minden/Westf.: <strong>Augenoptiker</strong>meister Günter Sdlure verlegte seinen Gesdläftsbetrieb<br />
von Kaiserstraße 4 in einen Neubau Sdlorn 6<br />
Werl/Westf.: Ab 30. Januar befindet sidl das Fadlgesdläft des staatl.<br />
gepr. <strong>Augenoptiker</strong>s Wilhelm Kellner in größeren und moderneren<br />
Räumen Stelnerstraße 37 (Stein'sdle Budlhandlung).<br />
Stift Quernhelm (Kreis Herford): Am 1. März kann Herr Wilhelm Kranz<br />
auf ein 50jähriges Bestehen seines Gesdläftes zurückblicken.<br />
Das Fest der Silbernen Hodlzeit beging am 20. Januar das Ehepaar<br />
Josef Schröder, Recklinghausen, Breite Straße 22<br />
Verlag und Sdlriftleitung spredlen ihre Glüdcwünsdle aus<br />
Unser Kollege Sanow hatte das Fest auf das Beste vorbereitet<br />
und überrasdJ.te mit einem, Eigenprogramm geballter Bonmots in<br />
seinem ureigenen Humor, das selbst allerhöchste Ansprüche<br />
restlos zufriedenstellte.<br />
In liebenswürdiger Weise hatte sich auch wieder Herr Walderoar<br />
Schwabe zur Verfügung gestellt, um mit dazu beizutragen,<br />
daß die Stimmung bei den Sssssteifen Hamburger Sehleuten<br />
sdmell Orkanstärke erreichte.<br />
Die .Dienstzeit" der schmissigen Tanzkap.eile mußte bis zum<br />
FrühsdJ.oppen verlängert werden, mancher Tanrzbeinmuskelkater<br />
wurde am Montag beklagt, neue Freundschaften wurden geschlossen,<br />
und überall war man der Meinung, .man sollte doch<br />
viel öfter mall" - In diesem Sinn Hamburg „Mau Mau".<br />
Anschriften -Verzeichnisse:<br />
Zugänge:<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Innung Hannover (LIV Nledersadlsen)<br />
Otto Dlttmann (vorm. C. Brodcmann), <strong>Augenoptiker</strong>, Bergen Krs.<br />
Celle, Harburger Straße 4<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Inunng für den Bezirk Düsseldorf (LIV Nordrhein)<br />
Willi Kaiser, <strong>Augenoptiker</strong>meister Remsdleld-Lennep, Sdlwelmer<br />
Straße 31<br />
Oster & Lange, Augenoptik und Photo, Düsseldorf, Steinstraße 15<br />
Abgänge<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Innung Hannover (LIV Nledersadlsen)<br />
Frledrldl Reidlmann, <strong>Augenoptiker</strong>, Hildesheim, Bergsteinstraße 22<br />
Ludwig Steuzlg, <strong>Augenoptiker</strong>, Hildesheim, Immengarten 33 A<br />
A ugenoptlker-Innung Koblenz-Trier-Birkenfeld (SW A V)<br />
Alb. Engelbredlt, <strong>Augenoptiker</strong>, Nlederlahnsteln<br />
Änderungen<br />
<strong>Augenoptiker</strong>-Innung Hannover (UV Nledersadlseu)<br />
Optiker Josef Meyer, Inh. Otto Klworra, <strong>Augenoptiker</strong>meister,<br />
Helmstedt,• Neumärkerstraße 12, statt bisher, Optiker Josef Meyer,<br />
Helmstedt, Neumärkerstraße 12<br />
Fachleute wissen es<br />
warum<br />
.19 5 5 die großen Optagal-Erfolge<br />
19 5 6 mit Trifo-Optagal.<br />
seit 1888 Optiva<br />
seit 1949 Optagal<br />
I<br />
ef~ Heft 2/<strong>1956</strong>
00<br />
Wissenschaftliche Vereinigung der <strong>Augenoptiker</strong> e. V.<br />
Sitz Bad Godesberg • Postscheck-Konto Köln 119<strong>02</strong>2<br />
1. Vorsitsendar 2. Vorsitzender Schriftführer Kaeeierer<br />
H. Sauerhorn, Fulda<br />
E. Brink, Wuppertal-Bannen<br />
R. Henneböhle, Siegen<br />
E. Fischer, Main•<br />
Pos1fach 292<br />
Werth 'J:l<br />
Bahnhofstraße 18<br />
Gr. Bleiche 22<br />
wv A-Stiftun H. Sasse, RemaÖheid, Alleestraße 41<br />
g Rhein-Ruhr Bank Remscheid 83101 • Postscheck-Konto der Bank, Köln 2752<br />
An der heimlichen Straße -<br />
Kasimir Edschmid<br />
Baden-Baden<br />
Es gibt etwas wie eine heimliche Straße, die aus Italien in den Norden hinaufzieht, die Straße der Südlichkeit durch Deutschland<br />
- und an ihr liegt Baden-Baden.<br />
Im Badener Kessel blühen die Blumen früher als in Lugano und wölben die Rhododendron-Büsche sich voller als in Nizza ~<br />
während doch gleichzeitig schon dicht über den Straßen der Stadt die Fichtenwälder des Schwarzwaldes mit dem ganzen<br />
Ernst der deutschen Wälderlandschoft stehen.<br />
Es ist, als hätten bereits die Römer, die an den Quellen Boden-Badens saßen, ein Stück ihres Himmels mitgebracht, um es als<br />
eine Fahne der Freudigkeit !Jber den Urwald zu hissen, der damals die Stadt umgab.<br />
Boden-Boden ist ein weltbekanntes Bad, in dem vierzigtausend Menschen wohnen und das oft viermal so viele Menschen<br />
im Jahr besuchen •- und trotzdem 'hat Boden nichts vom Charakter einer Stadt, es wirkt wie eine ewige Landschaft von<br />
Gärten, in die nur zufällig Häuser und Straßen gestellt sind, an deren Ende dann immer wieder mit einer Welle von würziger<br />
Waldluft die Täler des Gebirges beginnen. ,,Kommen Sie nach Baden-Boden", schrieb der russische Dichter Turgenjew an den<br />
französischen Dichter Flaubert, ,,hier gibt es Bäume, wie ich noch keine gesehen habe." Dieser Russe fühlte in Soden-Baden.<br />
wohl am stärksten die Herbheit der Waldnatur. Hingegen schreibt die Gattin Dostojewskis, daß Ihren Mann gerade die<br />
sanfte Natur Badens beruhigt und in selbstzufriedene Stimmung versetzt habe.<br />
In Wirklichkeit liegt aber das Wohltuende Baden-Badens in seinem Nebeneinander von südlichem Blumenklima und schönem<br />
Wälderdunkel. Denn der deutsche Boden vereint hier die Uppigkeit, deren er fähig ist, mit der Urkraft, welche er besitzt.<br />
Boden-Boden ist deshalb vielleicht die schönste deutsche Stadt. Auch von den Höhen über Boden-Boden, wo die Fichtenforste<br />
sich im Winde bewegen, wo die weißen Gießbäche rauschen, wo der Boden noch Harz und Kräutern und Moos riecht,<br />
öffnen sich immer helle Ausblicke auf das badische Land. Da liegen die Ebenen voll Korn, da schauen die Weiler nur mit<br />
den Kirchturmspitzen aus dem hohen Gros, da fließt der Rhein zwischen smaragdgrünen flachen Ufern, da funkeln abends<br />
am Rande der El;>ene die Türme von Straßburg und da geht der Mond lautlos und dunkelrot in dem Schweigen der Natur<br />
auf, die sich dem Mondglanz aufgelöst und gebannt hingibt. Die Wälder, die Burgen und die Schlösser schwimmen verzückt<br />
in dem Licht, das um sie flutet und das die Parks und die Gärten von Baden-Boden und ihre Vergangenheit lebendig macht.<br />
Baden-Baden besitzt Hunderte von Landsitzen, welche die europäische große Welt des letzten Jahrhunderts hier angelegt<br />
hat. Es besitzt Kapellen von rumönischen Fürsten, Häuser, in denen indische Fürsten wohnten, Parks, welche sich die russischen<br />
Magnaten angepflanzt hoben - Baden war damals nicht mehr als ein Vorort von Paris. Auf der Lichtentaler Allee,<br />
die zu den schönsten Garten- und Baumstraßen Deutschlands, Ja der Welt gehört, fuhren früher die Fürsten Menschikoff mit<br />
ihrer Kosakentroika und der damalige Prinz von Wales mit e_inem sechsspännigen Wogen. Die ganze herrschende Welt gab<br />
sich hier ein Stelldichein und war hier zu Hause. Baden-Baden, die schönste Stadt Deutschlands, war einmal die Hauptstadt<br />
einer internationalen. Oberschicht, deren Leben wie in einem Spiegel in Boden-Baden zurückgeblieben ist.<br />
Dieses Leben der international herrschenden Schicht wurde zum ersten Mal durch die Kanonenschüsse von 1870 und zum<br />
zweiten Mal durch die Kanonenschüsse von 1914 zerstört. Boden-Baden freilich tauchte jedesmal mit der unwiderstehlichen<br />
Harmonie und Seltsamkeit seiner Natur aus den Veränderungen des durch die Politik umgruppierten Europa hervor ... die<br />
Lichtentoler Allee behielt zwar ihre großartige Anmut bei, und die Blumen blühen natürlich in Boden-Baden immer noch<br />
früher als in Lugano, und auch die Thermen fließen wie seit 2000 Jahren heilkräftig aus der Erde - aber die Welt ist jedesmal<br />
anders geworden." ·<br />
So weit Kasimir Edschmid in seinem Buch „WESTDEUTSCHE FAHRTEN".<br />
Auch der neuen Welt hat sich Baden-Boden na•ch dem letzten Kriege angepaßt. Aus ollen Ländern der Erde empfängt es<br />
seine Besucher, darunter im Mai alles, was in Westdeutschland in der Augenoptik Nomen und Geltung hat und ebenso die<br />
Freunde und Gäste der WVA aus dem In- lind Ausland. Boden-Baden ist in der Reihe der internationalen Bode- und Kurorte<br />
dominierend geblieben - eine alte und moderne Stadt, die - ohne ihren inneren Stil und die Tradition je verlassen<br />
zu hoben - auch dem gerecht wird, der hier Aufenthalt und Erholung sucht, ohne mehr die verschwenderischen Mittel des<br />
Gastes von ehedem vergeben zu können.<br />
Baden-Badener Ran4bemerkungen<br />
Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die niemand<br />
kann. Das hat wohl schon vor Jahren der WVA-Vorstand bedacht,<br />
als er beschloß, die alljährliche Haupttagung an immer<br />
wechselnden Orten abzuhalten. Zwar gibt es nun jedes Jahr eine<br />
Anzahl Mitglieder, die an dem gerade gewählten Tagungsort<br />
etwas auszusetzen haben. Indessen wechseln wir nicht nur die<br />
Nachteile, sondern auch die Vorzüge der einzelnen Orte untereinander<br />
aus. Und so werden schließlich auch einmal die besonderen<br />
Wünsche jedes einzelnen erfüllt.<br />
Als wir uns im Vorjahr in -Travemünde trafen, waren Bundesbrüder<br />
und Gäste aus den norddeutschen Bezirken besonders<br />
zahlreich erschienen. Wenn in diesem Jahre unsere repräsentativste<br />
Veranstaltung zum erstenmal nach Süddeutschland fällt,<br />
so haben eben gerade die süddeutschen <strong>Augenoptiker</strong> eine besonders<br />
günstige Gelegenheit zur Teilnahme.<br />
Die besondere Eignung Baden-Badens zum Tagungsort hat auch<br />
noch niemand in Zweifel gestellt. Aber, aber, hat schon • so<br />
mancher geseufzt - nun ja, sagen wir es offen heraus: Baden<br />
Baden ist als teuer verschrien. Da wir aber kein feudaler Club<br />
sind, bei dem das Geld keine Rolle spielt, hat sich der WV A<br />
Vorstand mit der Kostenfrage diesmal besonders befaßt. Da<br />
stellte sich dann heraus, daß man in Baden-Baden die Ubernachtung<br />
für 4,- DM und Mittagessen ab 1,50 DM haben kann.<br />
Wer über einen Wagen verfügt, hat gerade in der nahen, herrlichen<br />
Umgebung Baden-Badens reichlich Gelegenheit, gänzlich<br />
ungestört und preiswert zu wohnen. Und wer gern auf. die große<br />
Pauke schlägt, bitte sehr, der kann auch 30,- DM für die Ubernachtung<br />
loswerden und für Speisen und Getränke entsprechende<br />
Ausgaben machen. Es kann also jeder Tagungsteilnehmer gerade<br />
an einem so vielseitigen Platz wie Baden-Baden ganz in dem<br />
ihm angemessenen Stil leben. <strong>Der</strong> diesjährigen Festschrift wird<br />
übrigens noch ein Hinweis auf die Preislagen der einzelnen Lo-<br />
28 efugelll)pii/{et HeH 2/<strong>1956</strong>
kale beigefügt werden, so daß jeder schon vorher seine Ausgaben<br />
einplanen kann.<br />
Diese Festschrift stellt die offizielle Einladung zur Tagung dar.<br />
Sie geht allen Mitgliedern und geladenen Gästen wieder rechtzeitig<br />
zu. Wer als Nichtmitglied an der Tagung teilnehmen<br />
möchte, tut gut daran, sich jetzt schon bei der WV A-Geschäftsstelle<br />
Fulda, Postfach 292, anzumelden, damit er die Einladung<br />
rechtzeitig erhält. Die einzelnen Veranstaltungen haben selbst•<br />
verständlich wieder einen nicht-öffentlichen Charakter.<br />
Wider alle Vernunft geht seit Jahren die künstlic:he Grenze<br />
quer durch Deutschland. Um so erfreulicher war die zahlenmäßig<br />
starke Beteiligung der mitteldeutschen Kollegen an der Trave•<br />
münder Tagung. Die Lage des Tagungsortes an der Zonengrenze<br />
war damals besonders günstig. Allerdings konnte auch der WVA<br />
Vorstand einen Unterstützungsbetrag an die mitteldeutschen<br />
Gäste auszahlen, für den man ein ganzes Geschäft hätte ein•<br />
richten können. Neben den Spenden der Bundesbrüder war das<br />
im Vorjahr in erster Linie der großzügigen Hilfe der augen•<br />
optischen Industrie zu danken. Allerdings können wir nicht in<br />
jedem Jahr der Industrie eine so umfangreiche Spendentätigkeit<br />
zumuten. Es wird deshalb nach Baden-Baden nur ein kleinerer<br />
Kreis mitteldeutscher Kollegen eingeladen werden können. Aber<br />
die Gelder für diese Gäste aus der DDR müssen noch aufgebracht<br />
werden. Es geht daher auch diesmal wieder die herzliche Bitte an<br />
alle, die es irgend können: Zahlen Sie einen Betrag mit dem Ver•<br />
merk .für Ostgäste" auf das WVA-Postscheckkonto Köln 1190 22<br />
ein. Eine steuerlich verwertbare Spendenquittung wird Ihnen zu•<br />
gesandt werden.<br />
PB<br />
Das Kölner Jahresprogramm<br />
Die Bezirksgruppe Köln-Bonn-Aachen hat ihren WVA-Montag<br />
jeweils am letzten Montag jeden Monats. Die diesjährige Vor•<br />
tragsreihe wurde am 30. Januar durch einen Vortrag von Herrn<br />
Dr. Reiner eröffnet, welcher das Thema .Die Aberration des<br />
menschlichen Auges und ihe physiologische Korrektur" be•<br />
handelte.<br />
Am 27 .. Februar wird Herr Dr. med. Dinger sprechen über „Das<br />
Auge im Verkehr". Das an sich schon aktuelle Thema wird durch<br />
Bildprojektion noch interessanter gestaltet.<br />
Weiterhin sind in diesem Jahre vorgesehen:<br />
26. März: Diplom-Optiker Funcke (Köln) : .Die Brillenanpassung<br />
in ihrer Entwicklung".<br />
30. April: Bbr. Fick: .,<strong>Der</strong> Einfluß der Brillengläser auf die Raum•<br />
Wahrnehmung".<br />
25. Juni: Dr. J. Reiner {Köln): .Das Phasen-Kontrast-Verfahren".<br />
30. Juli: Bbr. Hermes: .Prüfverfahren für das binokulare Sehen".<br />
27. August: Dr. C. Schachtschabel (Köln): Thema steht noch nicht<br />
fest.<br />
24. September: Bbr. Heinen (Bochum) : ,.Werbung und Schau•<br />
fenstergestaltung"<br />
Im Oktober findet dann unsere WV A-Herbsttagung in Köln<br />
statt.<br />
FB<br />
Das Düsseldorfer Jahresprogramm<br />
Die erste diesjährige Zusammenkunft der Bezirksgruppe Düsseldorf<br />
war als allgemeiner Diskussionsabend aufgezogen.<br />
Fünf erfolgreiche Arbeitsjahre liegen nun hinter uns, in denen<br />
insgesamt 40 Vorträge und Kurzreferate gehalten wurden. Einige<br />
dieser Themen werden voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres,<br />
spätestens aber im nächsten, wiederholt. Darüber hinaus<br />
haben sich weitere Referenten für interessante Themen zur Ver•<br />
fügung gestellt. Vor allem hat unsere Nachbargruppe Köln uns<br />
eine Reihe von interessanten Referaten vorgeschlagen. Es läßt<br />
sich heute schon erkennen, daß wir die in Aussicht geriommenen<br />
Themen im Jahresprogramm <strong>1956</strong> gar nicht alle unterbringen<br />
können. Es sollen, dem Wunsche der Mitglieder entsprechend,<br />
Theorie und Praxis gleichmäßig zu Wort kommen. Somit be•<br />
ginnen wir im Februar unsere Vortragsreihe mit dem Thema:<br />
„Praktische Winke für die Metallbearbeitung in der<br />
Optiker-Werkstatt."<br />
Referent: Bundesbruder Heinrich Beckmann.<br />
Am 12. März referiert unser Ehrenmitglied, Bundesbruder Hau•<br />
bold sen., über das Thema:<br />
., Gläserbruch in der Werkstatt."<br />
Die übrigen sind in ihrer Reihenfolge noch nicht festgelegt,<br />
werden aber rechtzeitig in den laufenden WV A-Nachrichten bekanntgegeben.<br />
'<br />
Vorgesehen sind u. a. _einige Exkursionen, vor allem eine Fahrt<br />
nach Holland, voraussichtlich im frühen Herbst.<br />
Wir haben also wieder vielerlei vor, und die· Bundesbrüder<br />
werden gebeten, ebenso eifrig wie bisher mitzuarbeiten.<br />
H. v. d. Bussche<br />
Rhein-Mosel und Rhein-Main<br />
Die Bezirksgruppe Rhein-Mosel und Rhein-Main treffen sich<br />
am Sonntag, dem 4. März, in Mainz zu einer gemeinsamen Ver•<br />
anstaltung. Die verkehrsgünstige Lage des Tagungsortes ermög•<br />
licht sicher manchem Bundesbruder und Gast, einmal wieder an<br />
einer WV A· Tagung teilzunehmen, für den die sonstigen Treffpunkte<br />
der Gruppen zu ungünstig liegen. So dürfen wir mit einem<br />
Wiedersehen mit den Kollegen und Mitgliedern aus Rheinland<br />
Pfalz und dem Saargebiet rechnen.<br />
Herr Professor Dr. habil. Rolf Schmidt (Bad Kreuznach) hat<br />
sich liebenswürdigerweise bereitgefunden, uns zu dem Thema<br />
.Das Auge als Spiegel des gesunden und kranken Menschen" ein<br />
Referat zu halten. Das Referat wird durch farbige Lichtbilder<br />
unterstützt sein.<br />
Es wurde davon abgesehen, einen zweiten Vortrag auf die<br />
Tagesordnung zu setzen, so daß zu fachlicher Diskussion und<br />
privater Unterhaltung der Bundesbrüder genügend Zeit bleibt.<br />
Nähere Einzelheiten werden in dem Einladungsrundschreiben enthalten<br />
sein. Wer als Gast an der Veranstaltung teilnehmen<br />
möchte, wende sich zwecks Zusendung der Einladung an Curt<br />
Krieger, Wiesbaden, Langgasse 5.<br />
Auf Wiedersehen im schönen Mainz, das auch nach der Fast•<br />
nachtzeit den Rahmen zu· geselligem Beisammensein abgibt.<br />
<strong>Der</strong> nächste Frankfurter Abend findet am · Montag, dem<br />
12. März, um 19.30 Uhr, in der Schönstraße 21 , statt. FB<br />
Göttingen - Kassel - Hannover<br />
Am letzten Januar-Sonntag waren trotz starker Winterkälte<br />
30.Tagungsteilnehmer aus dem Raum Niedersachsen und Hessen<br />
Nord ,zusammengekommen, um dem Vortrag unseres Bbr. Keune<br />
(Fulda) zu folgen. Nachdem Bbr. Brüderle alle Mitglieder und<br />
Gäste, darunter unseren 1. Vorsitzenden Hans Sauerborn und<br />
Obermeister Franz (Hannover) begrüßt hatte, wurde ein kurzer<br />
Rückblick auf das Jahr 1955 mit seinen Tagungen gegeben. Unseres<br />
verstorbenen Bbr. Linderlhann wurde durch Erheben von den<br />
Plätzen gedacht.<br />
Anschließend wurde Bbr. Keune das Wort zum Thema<br />
.Heterophorie und ihre Korrektion•<br />
erteilt. In feinem Stil und flüssiger Art verstand unser Bbr. Keune<br />
alle bekannten Methoden und Geräte, unterstützt durch neue<br />
Dias, uns aufzugliedern. <strong>Der</strong> Beifall und die Teilnahme an der<br />
Diskussion bestätigten, daß der Vortrag allgemeines Interesse<br />
fand. Viele Vorgänge konnten mittels Idemvisus praktisch gezeigt<br />
werden. Dann leitete Bbr. Brüderle die Diskussion über in<br />
den allgemeinen Teil. Bbr. Sauerborn sprach über das Berufsgeschehen.<br />
Auch hierbei wurde in einer Aussprache wertvolle<br />
Anregung gegeben.<br />
Die Firma Busch wartete mit einer Erfrischung auf, und ohne<br />
lange Pause ging man in die nächst!! Runde, denn bei dem herr•<br />
sehenden Winterwetter wollte man die Heimreise nicht allzu<br />
spät antreten. Deshalb mußten die durchgeführten Ubungen leider<br />
· schon früh abgebrochen werden.<br />
Die WV A-Stiftung wurde nicht vergessen. Eine Sammlung<br />
ergab 159,30 DM. (Den anderen Gruppen zum Nacheifern<br />
empfohlen!) _<br />
Die nächsten Tagungen wurden wie folgt festgelegt:<br />
Kassel: jeden zweiten Mittwoch im Monat im Börsenkeller,<br />
Kassel, ., Kasseler Kreis" nur für WVA-Mitglieder.<br />
Hannover: am 18. März im Hotel Mußmann, Hannover, pünkt•<br />
lieh 10 Uhr, Thema: .,Mechanisc:her Kreuzzylinder zur Brillen•<br />
bestimmung". Gemeinsames Mittagessen im Hotel Mußmann.<br />
E. Brüderle<br />
Neue Bezirksgruppe Unterfranken<br />
Als jüngste WV A-Bezirksgruppe ist die Gruppe Unterfranken<br />
ins Leben getreten. Im Kollegen Bächer hat die neue Gruppe<br />
einen interessierten Wegbereiter gefunden. Die erste Zusammenkunft<br />
fand im Januar in Würzburg statt. Es wurde beschlossen,<br />
sich an jedem zweiten Mittwoc:h im Monat erneut zu Vortragsund<br />
Ausspracheabenden zu treffen. Alle an der WVA-Arbeit<br />
interessierten <strong>Augenoptiker</strong>meister des Bezirks sind zu den Veranstaltungen<br />
herzlichst eingeladen. Näheres durch Hans Bächer,<br />
in Firma M. Grieb, Würzburg, Kaiserstraße 15.<br />
FB<br />
Modische Brillen<br />
Die Bezirksgruppe Schwaben hielt im Januar ihre erste diesjährige<br />
Zusammenkunft in der alten, ehemaligen freien Reichsstadt<br />
Memmingen ab. Bbr. Hans (Kaufbeuren) begrüßte die zahlreich<br />
erschienenen Gäste und Bundesbrüder mit ihren Damen.<br />
Nach kurzen einleitenden Worten übergab Bbr. Hans das Wort<br />
an Bbr. Grün (Köln) zu seinem Referat über die modische Brille.<br />
Was wir hier zu hören bekamen, war ein Versuch, um mit den<br />
Worten des Referenten zu sprechen (aber ein ausgezeichneter<br />
Versuch!), in die Vielartigkeit der modischen Brillen in bezug<br />
auf Formen und Farben eine gewisse Ordnur;tg zu bringen zur<br />
6'(ugenq,Dkel Heft 2/<strong>1956</strong> 29
Erleichterung der Anpassung. Wie Bbr. Grün treffend bemerkte,<br />
gibt es hier keine schematische Aufgabe nach exakten Richtlinien<br />
zu lösen, sondern es sind im einzelnen Fall jeweils die dafür in<br />
Frage kommenden Komponenten aufeinander abzustimmen.<br />
<strong>Der</strong> :Vortragende unterteilte zu diesem Zweck die Brillen<br />
Anpassung in die objektive und. subjektive Brillen-Anpassung.<br />
Die objektive Brillen-Anpassung dient in bekannter Weise der<br />
Ermittlung der optischen und technischen Daten für die an:rufertigende<br />
Sehhilfe, also dem Sehen. In Ergänzung dazu vermittelt<br />
die subjektive Brillen-Anpassung die Anhaltspunkte für<br />
Fon.n, Farbe, Bügel, Material und Schmuck, also gutes Aussehen.<br />
In seinen weiteren Ausführungen vermittelte der Vortragende<br />
in leicht verständlicher Weise wertvolle Hinweise zur subjektiven<br />
Brillen-Anpassung. Er unterteilte dabei in folgende Punkte:<br />
a) ästhetischer Test<br />
b) Fassungs-Form<br />
c) Teint, Haarfarbe<br />
d) Alter, Beruf<br />
<strong>Der</strong> ästhetische Test stellt die Frage klar, ob der Gesichtsausdruck<br />
verbessert, beiassen oder abgeschwächt werden soll. Und<br />
es ergibt sich zwangsläufig, daß die Uberlegungen in den drei<br />
anderen Punkten nach dem Ergebnis des ästhetischen Testes abzustimmen<br />
sind. Bbr. Grün erläuterte dann an Hand von Beispielen<br />
und Lichtbildern, wie Form, Material, Farbe, Bügel und<br />
Schmuck richtig gemixt, eine gutaussehende, kleidsame Sehhilfe<br />
ergeben.<br />
Nach einer kurzen Pause sprach Bbr. Grün in seinem zweiten<br />
Referat über Schmuckbrillen. Daß die Schmuckbrillen, sollen sie<br />
ihre Absicht nicht ins Gegenteil verkehren, noch weitgehende und<br />
besondere individuelle Ansprüche stellen, liegt auf der Hand.<br />
<strong>Der</strong> Schmuck kommt nur zur Wirkung, wenn er mit Form und<br />
Farbe harmoniert. Und die Schmuckbrille erfüllt erst dann ihre<br />
Aufgabe, wenn sie schmückt.<br />
Den mit großem Interesse aufgenommenen Ausführung,en ·schloß<br />
sich eine Diskussion an. Nach einer kurzen internen Besprechung<br />
der Gruppe Schwaben war man sich einig, aus dem Gehörten<br />
wieder profitiert zu haben und beschloß, sich im März in Oberstdorf<br />
zu treffen.<br />
Martin Häutle<br />
Archivecke<br />
Es ist beabsichtigt, das Archiv an den Wohnort des Archivars<br />
zu verlegen, da der 1. Vorsitzende aus Platz-, Zeit- und Personalmangel<br />
auf die Dauer das Archiv nicht noch nebenher führen<br />
kann.<br />
Bis zur endgültigen Ubersiedlung wird gebeten, alle Anfragen,<br />
Sendungen usw. nach Fulda, Postfach 292, zu richten. J . D.<br />
C~ ____<br />
~~<br />
A_u_s_d_e_r_H_an_d_w_e_rk_s_o_rg_an_1_·s_a_ti_o_n ___<br />
Neue Gesetze und Verordnungen<br />
Im Bundesgesetzblatt wurden u. a. folgende Gesetze und Verordnungen<br />
verkündet, auf die wir unsere Leser hiermit aufmerksam machen<br />
mömten. Interessenten empfehlen wir gleichzeitig, sich das betr.<br />
Bundesgesetzblatt zu beschaffen, wo der genaue Wortlaut abgedruckt ist.<br />
1. Das Gesetz zur Änderung des Gesdlllftsraum-Mietengesetzes und<br />
des Mieter-Schutzgesetzes vom 25. Dezember 1955 (Verlängerung<br />
des Kündigungsschutzes bei Geschäftsräumen um ein Vierteljahr)<br />
BGB!. I Nr. 48/55, Seite 866.<br />
2. Das Gesetz zur Verlängerung der Geltungsdauer des Wlrtsdtaftsstrafgesetzes<br />
1954 vom 25. Dezember 1955 (Verlängerung bis Ende<br />
<strong>1956</strong>) BGBI. I Nr. 48/55, S. 869.<br />
3. Das Gesetz zur Änderung des Kindergeldgesetzes (Kindergeldergänzungsgesetz<br />
- KGEG) vom 23. Dezember 1955. BGBI. I<br />
Nr. 47/55, Seite 841.<br />
4. Verordnung zur Ergänzung und Änderung über den Lohnsteuer<br />
Jahresausgleldt vom 23. Dezember 1955, BGBI. I Nr. 48/55, Seite 887.<br />
5. Zweite Verordnung zur Dt1rchführung des Kindergeldgesetzes vom<br />
23. Dezember 1955. BGBI. I Nr. 47/55, Seite 861.<br />
Die Anschriften der Landes~Kredlt-Garantiegemeln~chatten des Handwerks<br />
In allen Bundesländern sind auf Veranlassung des Zentralverbandes<br />
des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Landeshandwerksvertretungen<br />
Kredlt-Garantiegemeinsmaften errichtet worden. Ihr Zweck ist, kreditwürdigen<br />
Handwerkern zu Investitionskrediten zu verhelfen, und zwar<br />
in solchen Fällen, in denen der Handwerker der Bank nicht genug bankmäßige<br />
Sicherheiten (Hypotheken usw.) stellen kann. Was hier noch an<br />
Sicherheiten fehlt, kann von der Kredit-Garantiegemeinschaft durm eine<br />
Bürgschaft ersetzt werden, so daß dann das Sicherheitsbedürfnis der<br />
Bank befriedigt ist und der Kredit . von Ihr gegeben werden kann.<br />
Allerdings wird es längere Zelt dauern, bis die Kredit-Garantiegemeinschaften<br />
einen wirklich großen Geschäftsumfang bewältigen können,<br />
denn hierfür müssen bedeutende Geldmittel zur Deckung von etwaigen<br />
Ausfällen angesammelt werden.<br />
Da beim ZDH viele Anfragen von kreditsuchenden Handwerkern einlaufen,<br />
werden Im folgenden die Anschriften der Landes-Kredit-Garantiegemeinschaften<br />
angegeben, damit sich jeder gleich an die richtige Stelle<br />
in seinem Bundesland wenden kann. ·<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des bad.-württembg. Handwerks GmbH,<br />
Stuttgart N, Hegelstraße 20<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des bayerischen Handwerks GmbH,<br />
München, Maximiliansplatz 8 •<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des bremischen Handwerks GmbH,<br />
Bremen, Ansgaritorstraße 24<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft für das Hamburger Handwerk GmbH,<br />
Hamburg 36, Holstenwall 12<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des hessischen Handwerks GmbH,<br />
Wiesbaden, Bahnhofstraße 63<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des niedersächsischen Handwerks GmbH,<br />
Hannover, Prinzenstraße 4--6<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des nordrhein-westfäl. Handwerks GmbH,<br />
Düsseldorf, Breite Straße 7<br />
Kredit-Garantiegemeinschaft des rheinland-pfälz. Handwerks GmbH,<br />
Kaiserslautern, Am Altenhof 15<br />
Landesgarantiekasse Schleswig-Holstein GmbH,<br />
Kiel, Lorentzendamm 36/37<br />
Zur Nachahmung empfohlen!<br />
Oft wird in den Innungsversammlungen die Frage diskutiert, wie man<br />
den Nachwuchs mehr für das Innungsleben interessieren kann, und wie<br />
man auch außerhalb der Arbeitszeit einen besseren Kontakt mit den<br />
Jugendlichen herstellen kann. Wie falsch die Einstellung mancher Handwerksmeister<br />
Ist, die glauben, dies alles sei eine • vergebliche Liebesmühe",<br />
denn die heutige Jugend sei ja froh, wenn sie sich in der Freizeit<br />
ausschließlidJ. ihren privaten Hobbies (Vergnügungen) hingeben<br />
könne, beweist ein Experiment, das ein Berliner Lehrlingswart mit Erfolg<br />
durchführte. Dieser stellte sich die Aufgabe, monatliche Zusammenkünfte<br />
der Lehrlinge seiner Innung zu veranstalten. Nadl.dem der erste Abend<br />
nur eine verhältnismäßig geringe Teilnehmerzahl aufwies, stieg diese<br />
bei der nächsten Veranstaltung bereits auf das Zehnfache anl Auch die<br />
später folgenden Abende zeigten, daß der überwiegende Teil der Lehrlinge<br />
von diesen kameradschaftlichen Zusammenkünften begeistert war.<br />
Bei der Gestaltung dieser Abende wurden die Wünsche und Vorschläge<br />
der Jugendlichen weitgehend berücksich.tlgt. Fachliche Filme, Vorträge<br />
von Meistern, die über ihre gemachten Erfahrungen und über ihre Ausbildungszeit<br />
sprachen, und Diskussionen über handwerkliche Probleme<br />
wechselten hierbei in bunter Folge ab. Mit großer Aufmerksamkeit<br />
waren die Lehrlinge bei der Sache, und sie ließen es auch an kritischen<br />
Bemerkungen nich.t fehlen. Besonders erfreulich war, daß ein großer Teil<br />
von ihnen eine sichere Beobachtungsgabe entwickelte und ein erstaunliches<br />
fachliches Interesse verriet. - Es wäre nur zu wünschen, daß<br />
möglichst viele Lehrllngswarte diese Anregung aufgreifen und sich auch<br />
einmal zu einem derartigen Versuch entschließen würden. Wir glauben<br />
bestimmt, daß auch ihm ein ähnlicher Erfolg nicht versagt bleiben würde.<br />
Denn hier ist eine Möglichkeit gegeben, gleich.sam auf unterhaltsame<br />
Art das Wissen unseres Nachwuchses zu vervollkommnen, auf die<br />
Leistungen und Tradition des Handwerks und seiner Innungen hinzuweisen<br />
und einen besseren persönlldlen Kontakt zu den ,Meistem von<br />
morgen• herzustellen.<br />
Schwarzarbeitsgesetz in der Ausschußberatung<br />
Sdtärfste Beklmpfung nach wie vor notwendig<br />
Nachdem alle Maßnahmen gegen die Schwarzarbeit nicht genügend<br />
gewirkt hatten, beauftragte der Bundestag am 11. September 1952 die<br />
Bundesregierung, für ein besonderes Schwarzarbeitsgesetz dem Parlament<br />
einen Entwurf . vorzulegen; dieser sollte auch Bestimmungen<br />
gegen den Auftraggeber der Schwarzarbeit enthalten.<br />
<strong>Der</strong> Bundestagsbeschluß war einstimmig. Heute dagegen kann man<br />
bei Abgeordneten Zweifel hören, ob ein solches Gesetz noch notwendig<br />
sei. Mit diesen Bedenken mußte sich in letzter Zeit auch der Bundestagsausschuß<br />
für Mittelstandsfragen auseinandersetzen, der über den<br />
Regierungsentwurf des Schwarzarbeitsgesetzes berät. <strong>Der</strong> Zentralverband<br />
des Deutschen Handwerks (ZDH) hat hierzu dem AussdJ.uß mündlidt<br />
und schriftlich seinen Standpunkt dargelegt.<br />
Trotz der' guten Beschäftigungslage ist die Schwarzarbeit von Arbeitslosen<br />
längst nicht so zurückgegangen wie die Arbeitslosenzahl. Das<br />
kann von den Arbeitsämtern und ihrer Oberbehörde, der Bundesanstalt<br />
für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, bestätigt werden.<br />
Die Schwarzarbeit der Beschäftigten wird, wenn nichts dagegen geschieht,<br />
In dem Maße zunehmen, wie die 40-Stunden-Woche mit dem freien<br />
Samstag sidJ. ausbreitet. Soll sich dieser Sonnabend zu einem . allge•<br />
meinen deutschen .Sch.warzarbeitstag• entwickeln? Gesetze werden auf<br />
weite Sicht gemadJ.t, nicht abe,r auf Grund der jeweiligen Wirtschaftskonjunktur!<br />
Das Handwerk erwartet, daß der Bundestag sobald wie<br />
möglich ein Schwarzarbeitsgesetz verabschiedet, das vor allem die Auftraggeber<br />
von Schwarzarbeit mit einer empfindlichen, abschreckenden<br />
Strafe bedroht. Ohne Auftraggeber keine Sdtwarzarbeitl<br />
Wer die Marktwirtschaft und den freien Wettbewerb bejciht, der muß<br />
auch für eine ·gerechte Ordnung des lauteren Wettbewerbs sorgen. Dazu<br />
gehört, daß der Staat die Partisanen des Wettbewerbs mit allen<br />
Mitteln bekämpft, die ihm zur Verfügung stehe_n.<br />
30 6-fugenq,JiiM Heft 2/<strong>1956</strong>
W VA-Veranstaltungs-Kalender<br />
Bezirksgruppe Zeitpunkt Ort Veranstaltungsart<br />
Köln-Bonn-Aadlen 27. Februar<br />
A. Grün 20 Uhr Köln, Zeiss-Niederlassung Referat Dr. med. Dinger:<br />
.Das Auge im Verkehr"<br />
Duisburg<br />
Neue Fruchtstr.17<br />
Hamburg<br />
28. Februar<br />
E. Sanow 20 Uhr Wedel/I·fols tein<br />
Firma Möller<br />
Hamburg 13<br />
Isestr. 33<br />
Hamburger Zirkel<br />
.,Fachsimpeleien bei den Möllers•<br />
Rhein-Main und 4. März Mainz Referat: Prof. Dr. habil. R. Schmidt, Bad Kreuznach:<br />
Rhein-Mosel<br />
.Das Auge als Spiegel des gesunden und kranken<br />
Menschen"<br />
Rhein-Main<br />
12. März<br />
C. Krieger 19.30 Uhr Frankfurt am Main, Schönstr. 21 Frankfurter Abend<br />
Gewerbeförderungsans.talt<br />
Wiesbaden<br />
Langgasse 5<br />
Düsseldorf<br />
12. März<br />
E. Straube 20 Uhr Düsseldorf, Schadowstr. 44, I. Referat: Ehrenmitglied E. Haubold sen .<br />
Solingen-Ohligs<br />
.,Gläserbruch in der Werkstatt"<br />
Düsseldorfer<br />
Straße 11<br />
Mitte-Süd<br />
14. März<br />
W. Schäfer 20 Uhr Kassel, Börsenkeller Kasseler Kreis<br />
Kassel<br />
nur für WV A-Mitglieder<br />
Obere Königstr.<br />
Unterfranken 14.März<br />
Hans Bächer Würzburg Vortrags- und Aussprache-Abend<br />
Würzburg<br />
Kaiserstr. 15<br />
Mitte 18. März .<br />
E. Brüderle 10 Uhr Hannover, Hotel Mußmann Referat . und Ubungen:<br />
gegenüber dem Hauptbahnhof .Mechanischer Kreuzzylinder zur Brillenglas-<br />
Alfeld/Leine<br />
bestimmung"<br />
Leinstraße 33<br />
Schwaben 18. März ·<br />
E. Hans<br />
Kaufbeuren<br />
10 Uhr Oberstdorf/ Allgäu Referat: Bbr. Hartz/Garmisch<br />
• Kreuzzylinder-Methode"<br />
Postfach 176<br />
Köln-Bonn-Aadlen<br />
26. März<br />
20 Uhr Köln Referat: Diplom-Optiker Funcke<br />
.Die Brillenanpassung in ihrer Entwicklung•.<br />
Gesamte WVA 6.Mai<br />
Fulda ab 18.30 Uhr Baden-Baden, Kurhaus-Terrasse Begrüßungsabend<br />
Postfach 292 7.Mai<br />
9.00 Uhr Baden-Baden Eröffnung der Jahrestagung <strong>1956</strong> ,<br />
Großer Sac1-l des Kurhauses<br />
und Festansprache<br />
,<br />
-<br />
11.30 Uhr Kurhaus-Räume Eröffnung und Besichtigung der. Ausstellung<br />
Nachmittag<br />
ohne offizielle Veranstaltung,<br />
Ausflugsmöglichkeiten in die Umgebung<br />
19.00 Uhr Kurhaus Unterhaltungsabend<br />
8.Mai<br />
9.00 / 13.00 Uhr Großer Saal des Kurhauses Fachvorträge<br />
Nachmittag .<br />
Freie Gestaltung<br />
19.00 Uhr Kurhaus Jahreshauptversammlung der WV A<br />
Für Nichtmitglieder und Damen Sonderve~anstaltung<br />
9. Mai<br />
9.00 / 13.00 Uhr Großer Saal des Kurhauses Fachvorträge<br />
Nachmittag<br />
Freie Gestaltung<br />
19.Ö0 Uhr Kurhaus Festabend<br />
10.Mai<br />
10.00 Uhr Kurhaus-Terrasse Abschiedsschoppen<br />
Näheres zu den Veranstaltungen ist aus den jeweiligen Einladungs-Drucksachen zu ersehen. Wer als Gast (Nichtmitglied) an einer<br />
Veranstaltung teilnehmen möchte, wird um Voranmeldung bei der betr. Bezirksgruppe bzw. der WVA-Geschäftsstelle gebeten.<br />
~ Heft 2/<strong>1956</strong> 31
Aus dem Verbandsleben in .der DDR<br />
zentraler FA Au11enoptlk<br />
Die Sitzung fand am 11. November 1955 in Leipzig statt und wurde<br />
von 28 Aussdmßmitgliedern der KdT, 12 Bezirksobermeistern, Vertreter<br />
der Fachschule .Hermann Pistor•, der Zentralverwaltung der Sozialversicherung,<br />
der Handwerkskammer, des VEB Rathenower Optisdle<br />
Werke und der Fadlpresse besucht.<br />
Bevor der Vorsitzende des Zentralen Fadlaussdlusses, Kollege Werner<br />
Witze 1 , Schwerin, seinen ausführlichen Bericht gab, erhoben sidl<br />
alle Anwesenden zu Ehren des leider zu früh verstorbenen Kollegen<br />
Heinz Ho 11 s t ein, Jena.<br />
<strong>Der</strong> Vorsitzende würdigte die Verdienste des Verstorbenen in bewegten<br />
Worten. Die <strong>Augenoptiker</strong>sdlaft wird ihn nie vergessen.<br />
In seinem ausführlidlen Arbeitsberidlt betonte Kollege Witze! besonders<br />
das innere und äußere Ringen um unseren Beruf. Nadl außen<br />
hin ist es notwendig, daß wir stärker aufklärend wirken. Das gilt nidlt<br />
nur für die .Spitzen unseres Berufes•, sondern jeder Angehörige des<br />
<strong>Augenoptiker</strong>handwerks muß sidl zu jeder Zeit und an jeder Stelle für<br />
unseren Beruf einsetzen. Wieviel Unklarheiten, wieviel. Mißverständnisse<br />
sind wegzuräumen! Wieviel Unverständnis für unseren Beruf<br />
findet man z. B. auch bei Verhandlungen mit unseren Partnern. Diese<br />
Aufklärung nadl außen muß natürlidl Hand in Hand gehen mit einer<br />
intensiven beruflidlen Niveausteigerung. Die fachliche Leistung muß<br />
nidlt nur in einzelnen Spitzen- und Mittelbetrieben gehoben werden,<br />
sondern alle Kollegen müssen bestrebt sein, ihre Leistungen beträdltlidl<br />
zu verbessern. Wir müssen alle erzieherisch auf unsere Berufsange•<br />
hörigen einwirken. Sogenannte sdlwarze Sdlafe darf und soll es bei<br />
uns nidlt mehr geben.<br />
Ganz besonders wies der Redner auf die Notwendigkeit einer inten·<br />
siven Zusammenarbeit' zwisdlen den Bezirksobermeistern und den Be·<br />
zirksverwaltungen der Sozialversicherung hin. Hier ist de·r Hebel anzusetzen,<br />
um alle Unklarkeiten in der Zusammenarbeit zu beseitigen. Die<br />
Zentralverwaltung der Sozialversicherung unterstützte äiese Arbeit<br />
durch . die Entsendung des Kollegen W e r n e r von der SV:Z, die sidl<br />
nach unserer Meinurig für beide Teile nur vorteilhaft auswirken kann.<br />
Die nun folgende sehr lebhafte Diskussion wurde von der Kollegin<br />
R o d e n s t o c k , D r e s d e n , eröffnet. Sie stellt fest, daß nur die<br />
Bezirke Dresden, Leipzig, Halle durdl Beridlte glänzen. Sie empfiehlt,<br />
die säumigen KdT-Organisationen in der Fachpresse besonders bekanntzugeben.<br />
Kollege Burghardt, Potsdam - Ba b e I s b er g ,.madlte<br />
Vorschläge über die Zusammenarbeit zwischen Handwerkskammern und<br />
SVZ, Kollege W i t z e I , S c h w e r i n , sprach über Fehlleitungen bei<br />
der Vorbereitung des Kongresses und madlte dafür die zentrale Leitung<br />
der KdT Berlin verantwortlidl. Kollege S e y d e 1 , Z e i t z , sdllug vor:<br />
Es sollen belehrende Lichtbildervorträge für die Allgemeinheit zusammengestellt<br />
und die Mitarbeiter der SVK besonders eingeladen werden.<br />
, Warum tragen wir Brillen?• ist z. B. ein soldles Thema, welches der<br />
Kollege Werner Witze!, Sdl.werin, mit besonderem Erfolg zusammen-'<br />
gestellt hat.<br />
Kollege O t t o M a r z o c k , B e r I i n , gab einen kurzen Beridl.t<br />
von den Verhandlungen mit dem Staatssekretariat über die ,staatlidle<br />
Anerkennung zur Durdl.führung der Brillenbestimmung•. Leider ist das<br />
Staatssekretariat in dieser Beziehung desinteressiert, was nur auf einer<br />
vollkommen einseitigen Information beruhen kann. Die Refrakt_ion ist<br />
keine ärztliche Tätigkeit, wir stellen keine Diagnose. Ansdlließend<br />
sprach der Vertreter der Zentralverwaltung der Sozialversicherung (SVZ)<br />
Herr Werner. Er bestellte viele Grüße vom Direktor der Zentralverwaltung,<br />
Herrn G r o n er t, der leider nidl.t anwesend sein konnte.<br />
Herr Werner betrachtet sich als Vermittler zwischen den großen Organisationen.<br />
Die Aufgabe der SVZ ist es, das vorhandene und zur Verfügung<br />
gestellte öffentlidle Geld richtig zu verwalten. Aus diesem<br />
Grunde sind sogenannte ,schwarze Schafe' auszumerzen. <strong>Der</strong> Streit um<br />
die Refraktion ist eine wissensdlaftlidle Frage, über die Ausübung derselben<br />
muß aber entsdlieden werden. Die SVZ besitzt keinen großen<br />
Verwaltungsapparat, der sidl. hier einschalten kann.<br />
Es besteht z. Z. vollkommene Freiheit für den Sozialversidlerten,<br />
seine Brille vom Augenarzt oder vom <strong>Augenoptiker</strong> bestimmen zu<br />
lassen. Trotzdem will die SVZ eine klare Entscheidung über die Abgrenzung<br />
der Aufgaben der <strong>Augenoptiker</strong> zu den Augenärzten herbeiführen.<br />
Versdliedene Kollegen wollten wissen,. warum das Abredl.nungsverfahren<br />
jetzt so umständlldl ist und warum in jedem Bezirk anders<br />
abgeredlnet wird. Es wäre Aufgabe der führenden Kollegen unseres<br />
Berufes, in Zusammenarbeit mit der SVZ einheitlidl.e Richtlinien auszuarbeiten.<br />
Die nun folgende lebhafte Diskussion behandelte speziell die Probleme<br />
um die Städte Halle und Torgau, wo die Kollegen für die SVK<br />
nidl.t refraktionieren dürfen.<br />
Als Kuriosum konnte die Tatsache bezeichnet werden, daß im Orte<br />
Torgau, wo der Augenarzt im Sommer 4 Wadien verreist war, praktisch<br />
genommen einen Monat lang keine Brillen versdlrieben wurden. Das<br />
geflügelte Wort ,im Vordergrund steht •der Mensen" kann hier nidl.t<br />
Pate gestanden haben. Kollege W e r n e r von der SVZ betonte in der<br />
Diskussion, daß der Brillenlieferungsvertrag speziell von der Anpassung<br />
und Abgabe von Sehhilfen spricht.<br />
<strong>Der</strong> neue Redakteur, Kollege Hahnewald, bat alle <strong>Augenoptiker</strong>, die<br />
mit der Feder vertraut sind, geeignete Artikel oder Themenvorsdlläge<br />
einzusenden. Unsere Kollegin R o d e n s t o c k , O r e ·s d e n , bemängelte,<br />
daß wir unsere Fachpresse mit den Uhrmachern teilen müssen.<br />
Auch der Kollege B u r g h a r d t , P o t s d a m - B ab e I s b e r g , hielt<br />
die jetzige Lösung nicht für ridltig. <strong>Augenoptiker</strong> und Uhrmadl.er sind<br />
keine verwandten Berufe. <strong>Der</strong> Redakteur wies auf den Unterschied<br />
zwisdlen Wunsch und Realität hin. Erst nach einer konstanten, wesentlichen<br />
Steigerung der Auflage könne eine Teilung erwogen werden.<br />
Zum , nächsten Punkt der Tagesordnung spradl. Kollege F I e c k ,<br />
Aue , über lichtbeständiges Celluloid-Material und über die Normung<br />
der Brillen. Seine Ausführungen zeugen von großer Sadlkenntnis, dodl<br />
seine Prognose für das lichtbeständige helle Celluloidmaterial war<br />
.dunkel•.<br />
32 6/11{/eJ11Jfdi/{e Heft 2/<strong>1956</strong><br />
Bedauerlicherweise konnte Kollege Fleck nidlt als Spezialist für Normung<br />
die Fachnormentagung für Gesamtdeutschland in die~em Sommer<br />
in Stuttgart besudlen. Ihm war unbekannt, daß nidlt die Kammer der<br />
Tedl.nik, sondern das Amt für Standardisierung für diese Delegierung<br />
zuständig ist.<br />
'-<br />
Uber die Lieferung von lidltbeständig!lm Celluloid sprach audl Herr<br />
F i s c h e r vom V E B R a t h e n o w e r O p t i s c h e W e r k e. Er<br />
übermittelte die Grüße der .Direktion der ROW. Für <strong>1956</strong> sind große<br />
Mengen lichtbeständigen Materials aus Importlieferungen eingeplant,<br />
von denen weit über die Hälfte für den Inlandsbedarf vorgesehen ist.<br />
Er bat die Anwesenden, gemeinsam mit dem ROW geeignete Schritte<br />
zu unternehmen, den Plan zu realisieren.<br />
<strong>Der</strong> folgende Punkt behandelte Fachsdlulfragen. Herr Dir. Dr.<br />
F i s c her von der Fadlschul~ für Augenoptik ,Hermann Pistor" in<br />
Jena führte u. a. aus:<br />
Die Sdl.ule hat jetzt 5 Aufgaben zu lösen:<br />
1. Zweijahreskurse für ,staatlidl.e geprüfte <strong>Augenoptiker</strong>".<br />
2. Beschulung der <strong>Augenoptiker</strong>-Lehrlinge der Bezirke Gera, Erfurt<br />
und Suhl.<br />
. 3. Wiederholungskurse für Meister.<br />
4. Filmvorführer-Lehrgänge.<br />
· 5. Schulungskurse für das Verkaufspersonal des staatlidl.en und genossensdlaftlidlen<br />
Handels.<br />
Die Refraktion soll besonders gepflegt werden, Instrumentenkunde<br />
soll gekürzt werden, dagegen die Grundlagen der Optik (Mikroskop,<br />
Lupe, Fernrohr) werden den entsprechenden Raum im Lehrplan einnehmen.<br />
Die Ausbildung in Foto wird anders als bisher erfolgen. Wenn<br />
bisher Kritik an der Schule geübt wurde, so war dies oft zu sehr durch<br />
die Brille des Sdlülers gesehen.<br />
Um zu einer guten ZusammeI\artieit aller maßgebencfen Stellen zu<br />
kommen, müßte ein Kuratorium gebildet werden. In jedem Falle muß<br />
aber die ,Carl-Zeiss-Stiftung• gehört werden, die der Träger der Sdl.ule<br />
ist. Bei den Aufnahmeprüfungen wurde leider festgestellt, daß die Allgemeinbildung<br />
sehr zu wünsdl.en übrig läßt. Es ist nidlt notwendig,<br />
daß der Schüler schon große Kenntnisse über Brillenbestimmung mitbringt,<br />
sondern das Grundwissen in unserem Beruf muß besser fundiert<br />
sein. Die handwerklichen Kenntnisse, aber auch das gesellschaftlidle<br />
Wissen, die Kenntnisse in Gesdl.ichte und politischer Okonomie sind<br />
sehr untersdliedlldl. Für die Zukunft sollen die Schüler durch den zuständigen<br />
Obermeister delegiert werden. Er soll beurteilen können, ob<br />
der zukünftige Sdlüler die innere Bereitsdlaft zum Schulbesuch mitbringt.<br />
Es sollen grundsätzlich alle die ausgesdl.lossen werden, die für<br />
die Schule in vielen Beziehungen nom nicht reif sind. <strong>Der</strong> Obermeister,<br />
der den jungen Gehilfen allerdings näher kennen müßte, soll eine gewisse<br />
Mitverantwortung für den erfolgreichen Sdlulbesuch übernehmen.<br />
Herr Dir. Dr. Fischer spradl. dann nodl von Wiederholungskursen und<br />
von eventuellen Kursen zur Qualifizierung von <strong>Augenoptiker</strong>meistern<br />
zu staatlidl geprüften Optikern. Als 2. Fremdspracne· wird an der Fachschule<br />
Englisch gelehrt.<br />
Die nadlfolgende Ausspradle, die von den Kollegen Witze), Rantzsch,<br />
Mäder und Burghardt geführt wurde, brachte gewisse Bedenken, aber<br />
auch Zustimmung. Kollege Otto Marz o c k , B er I in, sprach die<br />
abschließenden Worte. Wir sind, in unserem Beruf in den letzten 10<br />
Jahren steil aufgestiegen. Nicht jeder Kollege ist gleichmäßig mitgekommen.<br />
Es ist unsere Aufgabe, a 11 e n Kollegen das Rüstzeug mitzugeben,<br />
welches sie in der Zukunft dringend gebrauchen. Die Diskussion über<br />
die neue Satzung der Kammer der Technik unterblieb, weil sie in den<br />
Bezirksta9ungen ausreichend durchgeführt wurde.<br />
Schweizer Verband der <strong>Augenoptiker</strong>meister<br />
Anläßlich der Neuwahl des bundesstädtischen Parlaments<br />
wurde Herr Ernst Li e n b er g er in den Stadtrat von B er n<br />
berufen.<br />
Wir wünschen diesem in der Bundesrepublik bestens bekannten<br />
Fachkollegen in der gesetzgebenden Behörde auch für seinen<br />
Beruf eine fruchtbringende Tätigkeit und vielen Erfolg.<br />
250. Wiederkehr des Geburtstages von Benjamin Franklin<br />
Am 17. Januar jährte sich zum 250mal der Geburtstag von<br />
Benjamin Franklin. Als Erfinder des Bifokal-Brillenglases ist<br />
Franklin der Optikerschaft in der ganzen Welt bekannt. Einen<br />
noch größeren Namen hat er )>ich überall als Staatsmann, Diplomat,<br />
Wissenschaftler und als Vorkämpfer des Europa-Gedankens<br />
verdient.<br />
In ganz Amerika gedachte man dieses Mannes in zahlreichen<br />
Gedenkschriften und Beiträgen. Eine der bekanntesten Veröffentlichungen<br />
dieser Art ist die 30bändige Herausgabe seiner Schriften<br />
von der Yale-Universität und der amerikanischen philosophischen<br />
Gesellschaft, die Franklin selbst ins Leben rief. Ein<br />
weiterer Anlaß, der Wiederkehr des 250. Geburtstages zu gedenken,<br />
war die Geschenkgabe an Sir Winston Churchill, die<br />
ihm im Benjamin-Franklin-Haus überreicht wurde. Er erhielt die<br />
Philadelphia-Franklin-Medaille und eine besonders gebundene<br />
Ausgabe von .Mr. Franklin", die aus einer illustrierten Sammlung<br />
von Franklins besten Briefen besteht.<br />
(Aus „The Optician")
1<br />
AUS DER IN DUST RIE<br />
.<strong>Der</strong> neue Stern unter den BUSCH Zweistär<br />
:k,engläsern NEOSTAR" so lautet der Titel des<br />
von der Emil Busch GmbH, Göttingen, kürzlich<br />
1rerausgebrachten Prospektes. Er behandelt die<br />
"'besonderen Vorzüge dieses Glases für Anspruchsvolle,<br />
das in Heft 7/1955 des .Augen<br />
-optiker" näher beschrieben und erläutert wurde.<br />
Obwohl wir uns noch im Winter befinden,<br />
bietet die Firma Rodenstom, München, in ihrem<br />
. ,dieser Tage versandten Rundbrief Nr. 2/56 zwei<br />
neue Zell.-Sonnensdmtzbrillen für die kommende<br />
Frühjahrs- und Sommersaison an. Es<br />
handelt sich dabei um die Damenfassung Sollsta<br />
und die Herrenfassung Golf, die mit den<br />
bekannten Perla-Color Sonnenschutzgläsern in<br />
50 oder 75 1 /o geliefert werden.<br />
Die frühzeitige Ankündigung erfolgt audl in<br />
Jhrem Interesse.<br />
Vier Millionen Foto-Objektive aus Braunschweig<br />
Im ältesten feinmechanisch-optischen Werk<br />
der Welt, den Voigtländer-Werken in Braunschweig,<br />
wurde das viermillionste Foto-Objektiv<br />
fertiggestellt. Für die Herstellung eines solchen<br />
Objektives sind 533 Arbeits- und 15_3 Kontrollvorgänge<br />
notwendig. Das Werk, das seit<br />
200 Jahren besteht, hat bisher 3,5 Millionen<br />
Kameras fabriziert. Von der Gesamtproduktion<br />
werden 60 Prozent ins Ausland geliefert. Die<br />
hauptsächlichsten Expottländer sind die Vereinigten<br />
Staalen von Amerika, Mexiko, Australien,<br />
Schweden, England, Frankreich, Italien<br />
und dfe Schweiz. Nach Mitteilung des kaufmännischen<br />
Direktors will das Werk im laufenden<br />
Jahr den Exportanteil zugunsten des<br />
Inlandmarktes verringern und nur Kleinbildkameras<br />
herstellen. Zur Zeit sind in den Voigtländer-Werken<br />
2500 Personen beschäftigt.<br />
Betr.: VEB Jena - Rechtsstreit In Dfisseldorf<br />
Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat als Berufungsinstanz<br />
mit Urteil vom 13. Januar <strong>1956</strong><br />
das Recht am Firmennamen Carl Zelss und<br />
an den streitigen Marken im Gebiete der Bundesrepublik<br />
Deutschland und Westberlins anerkannt<br />
und dem VEB Jena sowie dem DIA<br />
Ost-Berlin die Benutzung dieser Bezeichnungen<br />
verboten.<br />
Mit dieser Entscheidung ist das Urteil erster<br />
Instanz (Landgericht Düsseldorf) vom 7. 12. 1954<br />
aufgehoben worden, soweit es dem VEB ein<br />
beschränktes Mitbenutzungsrecht am Namen<br />
Carl Zelss glaubte zugestehen zu können.<br />
Im Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf<br />
wurde ferner festgestellt, das der VEB und der<br />
DIA zwri Ersatze des seit dem 15. 2. 1954 durch<br />
rechtswidrige Handlungen entstandenen und<br />
noch entstehenden Schadens verpflichtet sind.<br />
Dem Antrag, auch im Auslande die Rechte zu<br />
schützen, hat das Gericht nicht stattgegeben.<br />
Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Gegen<br />
das Urteil ist die Revision an den Bundesgerichtshof<br />
in Karlsruhe möglich.<br />
']:~ fiiJ,, d/,e ~<br />
Foruot:ung der ab1rhnittwei1en Yeröffentlirhung de, Wörterburh., (Reih•nfolg•: doutsch, englurh, franzö<br />
,i,dr, 1pani1ch), wsldre, pon dem Yerband der Deutachen Feinmerhani,chen und OptUch.en Tndwtrie e. Y.,<br />
Köln, Habsburgerring 2-12 horawgeg~ben wurde und von diesem zum Pr•i• von 9, - DM bezogen werden kann.<br />
Celluloid-Uberzug<br />
celluloid coating<br />
revetu de ..., entoure de celluloid<br />
revestimiento de celuloide<br />
chronisch<br />
chronic<br />
chronique<br />
cr6nico<br />
Deutlich scharf<br />
sharp, distinct, clear<br />
distinct, clair<br />
distinto, nitido, claro<br />
Devisenkurs<br />
rate of exchange<br />
cours des devises<br />
tipo de cambio<br />
Diamant<br />
diamond<br />
diamant<br />
diamante<br />
Dicke<br />
thickness<br />
epaisseur<br />
espesor<br />
Dingpunkt<br />
object point<br />
point objet<br />
punto de! objeto<br />
dingseitig<br />
on the object side<br />
du cöte objet<br />
de! lado del objeto<br />
Dioptrienskala<br />
range of power<br />
echelle des dioptries<br />
escala de dioptrias<br />
Divergenz<br />
divergency<br />
divergence<br />
divergencia<br />
das Auge befindet sich in Divergenz•<br />
stellung<br />
the squint is divergent<br />
l' ooil se trouve dans la position<br />
divergente<br />
el ojo se halla en posici6n de<br />
divergencia<br />
Doppelbild<br />
double image<br />
image double<br />
imagen doble<br />
DoppelsidJ.tigkelt<br />
diplopia<br />
diplopie<br />
diplopia<br />
Double<br />
rolled gold<br />
double<br />
duble<br />
Drehbank<br />
lathe<br />
tour<br />
torno<br />
drehbar<br />
tuming<br />
reversible, tournant<br />
giratorio<br />
drehen<br />
to turn<br />
toumer, tordre<br />
girar<br />
Drehpunkt<br />
center of rotation<br />
centre de rotation<br />
centro de rotaci6n<br />
Drehpunktabstand<br />
distance between the ccnters of<br />
rotation .<br />
ecartement des centres de rotation<br />
distancia entre los puiitos de<br />
rotaci6n<br />
Drehstrom<br />
three-phase-current<br />
courant triphase<br />
corriente trifasica<br />
Drehvorrichtung<br />
tuming mechanism<br />
dispositif de rotation<br />
mecanismo giratorio<br />
dringend<br />
urgent<br />
urgent<br />
urgente<br />
Drucktext<br />
printe·d text<br />
texte imprime<br />
texto impreso<br />
Dunkelanpassung<br />
dark-adaptation<br />
adaptation au noir,<br />
A l'obscurite<br />
adaptaci6n a Ja oscuridad<br />
bei f ortsch.reitender Dunkelanpassung<br />
in progressive dark-adaptation<br />
a l'adaptation progressive au noir<br />
en adaptacion progresiva a la<br />
oscuridad<br />
Durchbiegung<br />
bending, co-flexure<br />
courbure, flexion<br />
flexi6n<br />
Durchbiegungsgrad<br />
degree of bending<br />
degre de courbure<br />
grado de curvatura<br />
durchgebogene Gläser<br />
bent lenses<br />
verres courbes, bombes, A flexion<br />
lentes curvos<br />
durchleuchten = beleuchten<br />
to transilluminate, to illuminate<br />
eclairer<br />
iluminar, examinar a la luz,<br />
radioscopizar<br />
zur seitlichen Durchleuchtung des Auge,<br />
to transilluminate the eye f rom<br />
the side<br />
eclairer l' ooil a l' aide d'une source<br />
lumineuse oblique<br />
iluminacion del ojo desde un costado<br />
lateral<br />
Durchmesser<br />
diameter<br />
diametre<br />
diametro<br />
großer Durchmesser<br />
large diameter<br />
grand diametre, diametre exterieur<br />
diametro grande<br />
durchschnittlich = im Durchschnitt<br />
on an average<br />
en moyenne<br />
en termino medio<br />
dynamische Skiaskopie<br />
dynamic retinoscopy<br />
skiascopie dynamique<br />
actinometria dinamica<br />
Eckig<br />
angular<br />
angulaire, anguleux<br />
angular<br />
Einfallswinkel<br />
angle of incidence<br />
angle d'incidence<br />
angulo de incidencia<br />
einschärfen<br />
to impress upon<br />
inculquer<br />
inculcar .<br />
einschleifen (d. Optikers)<br />
glazing, fitting<br />
tailler<br />
pulir, esmerilar<br />
einstellbar<br />
adjustable<br />
reglable<br />
graduable<br />
Einstellungsebene<br />
plane of adjustment<br />
plan de reglage<br />
plano de ajuste<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
61ugenq,Jikel Heft 2/<strong>1956</strong><br />
33
Bundesverband<br />
Nichtselbständiger <strong>Augenoptiker</strong> (BNA)<br />
Bezirksgruppe Gelsenkirchen<br />
Die nächste Versammlung ist am Dienstag, dem 6. März, um<br />
20 Uhr im Kolpinghaus Gelsenkirchen, Kolpingstraße, Etite Husemannstraße.<br />
Herr <strong>Augenoptiker</strong>meister Simon, Gelsenkirchen,<br />
spricht zum Thema: .Refraktionsbestimmung". Alle Mitglieder<br />
werden hierzu eingeladen. Gäste sind herzlidlst willkommen.<br />
Die Versammlungsberichte der Bezirksgruppen Dortmund,<br />
Frankfurt und ~arlsruhe kö_nnen leider in diesem Heft nicht<br />
veröffentlidlt werden, weil diese fünf Tage nach Redaktionsschluß<br />
eingingen.<br />
Neues von der 8. Deutschen Handwerksmesse<br />
(27. April bis 10. Mai in München)<br />
Die Deutsche Handwerksmesse wird <strong>1956</strong> auf 10 Hallen mit 34 000 qm<br />
Standfläche erweitert. Außer der internationalen Musterschau, die bisher<br />
schon ein Glanzpunkt der Messe war, werden folgende Sonderschauen<br />
gezeigt:<br />
Elemente der Werkstatt - Einrichtung, Arbeitsverfahren, Beleuchtung<br />
- Helfer der Hausfrau - Spiegel der Mode - Internationale<br />
Gemeinschaftsschau .<strong>Der</strong> modische Schuh• - Gemeinschaftsschau<br />
des Deutschen Kunsthandwerks.<br />
Geplant ist ferner ein Pavillon der internationalen Fachpresse des<br />
Handwerks sowie eine Halle des Kraftfahrzeughandwerks.<br />
<strong>Der</strong> Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat erwirkt,<br />
daß die nächste Ratstagung der Internationalen Föderation des Ha_ndwerks<br />
in München während der Handwerksmesse abgehalten wud.<br />
Wahrscheinlich wird im Anschluß daran auch der Zentralvorstand der<br />
Internationalen Gewerbeunion in München tagen.<br />
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e/ll!]elllJfliikel l;left 2/<strong>1956</strong> 35
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1459<br />
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F<br />
3,5mm<br />
B F B F<br />
4.5 mm 3.5mm 4.5mm 3,5mm<br />
1460 1461<br />
F F B F B F B F<br />
4,5mm 4,0mm 4,0mm 4,0mm 4,5mm ,,5mm 4,5mm 4,5mm<br />
1466 1484/1 1432 1433 1439 1445 1446<br />
B F 6 F B F B B F<br />
4,5 mm 4,5 mm 4,5 mm 4,5 mm 6,0mm 6,0mm 6,5mm 6,5mm 6,0mm 6,0mm<br />
1454 1455<br />
B F B F B F B F B F<br />
5,0 mm 4,0 mm 5,5 mm 4,5 mm 6,0mm 4,5mm 5.0mm 5,0mm 3,6mm 3,6mm<br />
1462 1463 1464 1465 1470<br />
B<br />
„ 4,0mm<br />
::c<br />
u<br />
-3t<br />
1472<br />
F<br />
4,0mm<br />
B F B F<br />
4.0 mm 4.0 mm 3.5 mm 4,5 mm<br />
1473 1474<br />
8 F B F B F B F B F<br />
3;5mm 4,0mm 4,0mm 4,5mm 4,0mm 4,0mm 4.0 mm 4.0 mm 4,5 mm 4,5 mm<br />
1475 1476 1483 1484 1492<br />
B<br />
B B F<br />
4.0mm 4.0mm 4.0mm 4,0mm 6.0mm 6,0mm<br />
1493 1493/2 1494/5<br />
B B B B B F<br />
6,0mm 6,0mm 4,0mm 4,0mm . 4,5mm 4.5mm 4,5mm , .5mm 4,5mm 4,5mm<br />
1494/7 1495 1496 1496/2 1497
Universal-Vorhänger<br />
M.ks<br />
Schwebebalken-Sonnenbrillen<br />
(unzerbrechlich, USA-grün)<br />
Schwebebalken-Sonnenbrillen<br />
(Muschelgläser eingehängt USA-grün) Ersatzgläser werden geschliffen geliefert.<br />
Sombra-Celluloid-Sonnenbrillen<br />
Celluloid-Sonnenbrillen<br />
_l<br />
Kinderbrille<br />
Sämtliche Modelle in den neuen<br />
modischen Farben lieferbar.<br />
Hamburg 11<br />
Auswahlsendungen stehen gern<br />
zur Verfügung.