BRPHIL Orchestermagazin #12

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50 .FÜR ALLE FÄLLE FÜR ALLE FÄLLE Ein Konzertsaal, der alles kann. In dem die Akustik flexibel an unterschiedliche Veranstaltungen und musikalische Genres angepasst werden kann. Einen solchen Ort hat der ungarische Architekt Gábor Zoboki mit dem Müpa Budapest, dem „Palast der Künste“ geschaffen. Wie entstand dieses Gebäude und was macht es so einzigartig? <strong>BRPHIL</strong>
51 Das Müpa: Eine einfache, klare Linienführung und eine mächtige, zusammenhängende Glasfront. Sie verbindet die drei Hauptflügel des Bauwerks: das Festival Theater im östlichen Teil, Ausstellungsräume und Veranstaltungssaal im westlichen, der „Nationale Béla Bartók Konzertsaal“ im Zentrum. Die Gebäudehülle ist absolut schlicht, errichtet aus Wellblech - einem für Ungarn traditionellem Baumaterial. Es verleiht dem Bauwerk eine industrielle Ästhetik. So fügt es sich perfekt in die Umgebung des Stadtteils ein, der vor dem Bau des „Palasts der Künste“ ziemlich heruntergekommen war: der einst lebhafte Südbahnhof aufgelassen, die Straßen verwaist, verfallene Lagerhallen und Fabriken. Die Entscheidung genau an diesem trostlosen Ort ein neues Kulturzentrum für Budapest zu schaffen, war bewusst. Sie war Teil eines umfassenden städtebaulichen Entwicklungsplans. oder verstärkter Musik nicht vertragen, werden in den oberen Reihen dreilagige schwarze Samtvorhänge eingesetzt. Sie verkürzen den Nachhall. Über dem Orchester sind außerdem auf drei Ebenen reflektierende Flächen angebracht. Sie sorgen dafür, dass die Musiker und Musikerinnen einander besser hören und der Klang eines Instrumentalisten das übrige Orchester schnell erreicht. Denn aufgrund der breiten Bühnenöffnung kann die Entfernung zwischen dem Kontrabass ganz links und der ersten Violine ganz rechts bis zu 24 Metern betragen. Die Bühnendecke ist mit 24 Metern ebenfalls sehr hoch. Das Müpa Budapest wurde 2005 eröffnet. Aufgrund seiner ausgezeichneten Akustik hat es sich in kurzer Zeit zu einem führenden Aufführungsort in Europa etabliert. Bild: MÜPA Budapest, Hungary © Studio CAPN Exakter Nachhall Das Müpa trägt die Handschrift des ungarischen Architekten Gábor Zoboki. Seine Idee: Architektur, Innenausstattung und Akustik des 19. Jahrhunderts ins 21. Jahrhundert zu transformieren. Mit dem „Palast der Künste“ wollte er nicht einfach nur ein schönes Gebäude entwerfen. Er wollte einen symphonietauglichen Saal erschaffen. Einen, der in der Lage ist, viele verschiedene Musikrichtungen zu bedienen, ein Klavierrezital von Grigory Sokolov genauso wie Die Walküre von Wagner. Zoboki befragte viele Musiker, was für sie einen Saal von Weltklasse ausmacht. Er besuchte verschiedene Spielorte und tüftelte drei Jahre mit dem berühmten Akustikexperten Russell Johnson. Schließlich entwarf er einen Konzertsaal, den Béla Bartóksaal, im Schuhschachtelprinzip, also einen rechteckigen Saal, der sich zwischen Bühne und Loge erstreckt. Auffallend ist dessen schiere Größe im Vergleich zu seiner Kapazität. Bei 25.000 Quadratmeter für 1.656 Sitzplätze ergibt das 15 Quadratmeter pro Zuhörer. In der Berliner Philharmonie sind es nur halb so viel. Mit drei zentralen Elementen hat Gábor Zoboki erreicht, dass sich der Konzertsaal im Müpa akustisch an jede Situation anpassen lässt: Echokammern, Vorhängen und Bühnendecke. Mit den Kammern an den Wänden kann die Nachhalldauer des Saals – das ist die Zeit, die vergeht, bis der Ton verklungen ist – bei verschiedenen Frequenzen gesteuert werden. Größere Öffnungen bedeuten eine längere Nachhallzeit bei höherer Frequenz, kleine Öffnungen bringen Glanz in tieferen Frequenzen. Bei Veranstaltungen, die einen langen Nachhall aufgrund eines hohen Sprechanteils Luca Luderschmid, Solotrompeterin bei den Bad Reichenhaller Philharmonikern 2005 besuchte ich gerade das Szent István Király Musikinternat in Budapest. Die Schule hat drei Orchester und wir haben nach der Eröffnung regelmäßig im Müpa gespielt. Ich war 16 Jahre alt und jedes Mal unglaublich nervös vor den Auftritten - vor allem wenn meine Großeltern links oben auf dem Balkon saßen. Wenn sie da waren, bedeutete das, dass nach dem Konzert ein richtiges Wochenende war und man ausnahmsweise nach Hause fahren durfte. Der „Nationale Béla Bartók Konzertsaal“ ist beeindruckend und einladend zugleich und seine Akustik wirklich einmalig. Als ich das erste Mal in dem Gebäude war, war ich sicher, nie wieder von der Bühne zurückzufinden, so verschachtelt sind die Wege. Ich würde gerne mal wieder dort spielen. SPOTIFY Tipp von Luca Luderschmid: Emil.Rulez! - Hello Turist ORCHESTERMAGAZIN 12_2024
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