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BRPHIL Orchestermagazin #12

BRPHIL Orchestermagazin #12 - August - November 2024

BRPHIL Orchestermagazin #12 - August - November 2024

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30<br />

.DER ZAUBERMOMENTENSAMMLER<br />

Ein idealer Sommertag könnte für Jani Leban so<br />

aussehen: Nach einer klaren Nacht geht über Salzburgs<br />

Gaisberg langsam die Sonne auf. Morgens<br />

um fünf ist die Luft noch angenehm kühl. Jani sitzt<br />

schon auf dem Fahrrad, den Bergrucksack auf dem<br />

Rücken. Er fährt von Bad Reichenhall stadtauswärts<br />

Richtung Urwies, auf die Nordseite des Hochstaufens.<br />

Neben ihm radelt sein Bergspetzl und Orchesterkollege<br />

Bruno Fleschhut. Beim Wanderparkplatz<br />

biegen sie auf die Forststraße Richtung Steiner Alm<br />

ab. Auf einer Lichtung sperren sie ihre Mountainbikes<br />

ab und gehen zu Fuß weiter. Sie folgen dem<br />

Schild „Pidinger Klettersteig“. Am Einstieg schlüpfen<br />

Sie in ihren Klettergurt, klicken das Klettersteigset<br />

ein, setzen die Helme auf. Sie grinsen sich an, los<br />

geht’s, anspruchsvolle 750 Höhenmeter über einen<br />

der schwierigsten Klettersteige Deutschlands. Hinauf<br />

zum Hochstaufen. Circa drei Stunden werden sie<br />

brauchen und sich dann am Reichenhaller Haus ein<br />

kühles Getränk gönnen, bevor sie wieder absteigen,<br />

zurückradeln nach Bad Reichenhall, um Punkt 15.30<br />

Uhr wieder auf der Konzertbühne der Rotunde zu<br />

stehen. „Ja, so einen Tag hatten wir letzten Sommer<br />

tatsächlich. Beim Rauffahren zur Steineralm dachte<br />

ich, ich muss absteigen und schieben, sonst schaffe<br />

ich das nicht. Die Tour ist lang und zum Schluss werden<br />

einem die Arme müde. Als wir auf der Terrasse<br />

des Reichenhaller Hauses saßen, ist der Hubschrauber<br />

vorbeigeflogen, um jemanden aus dem Steig zu<br />

holen. Das ist das Gefährliche an einem Klettersteig:<br />

Wenn man nicht mehr kann, ist es fast unmöglich<br />

einfach umzudrehen, man hängt in der Wand fest“,<br />

erzählt Jani Leban.<br />

Er ist seit Februar 2021 Solo-Pauker und Schlagzeuger<br />

bei den Bad Reichenhaller Philharmonikern und<br />

stammt aus dem Westen Sloweniens, nahe der kroatischen<br />

und italienischen Grenze, etwa eine halbe<br />

Autostunde von der Hafenstadt Triest entfernt. Die<br />

Region heißt Kras und ist bekannt für ihren Terrano-<br />

Wein, der so rot ist wie die Erde, in der er wächst.<br />

Jani Lebans Eltern haben dort einen Weinberg und<br />

eine Buschenschenke und vermieten auch Zimmer.<br />

„Ich war früher oft mit meinen Eltern und meiner<br />

Schwester in den Bergen unterwegs, wir waren alle<br />

im Alpenverein. Mit sechs Jahren hat mein Vater uns<br />

auf den Triglav mitgenommen. Er ist 2.864 Meter<br />

hoch und der höchste Berg Sloweniens. Und als ich<br />

vier Jahre alt war, durfte ich mit auf den Kanin, 2.587<br />

Meter. Als ich vor dem Gipfel müde wurde, hat mich<br />

der Freund meines Vaters, ein Bergführer, in seinen<br />

Rucksack gesetzt und raufgetragen.“<br />

Nervenprobe<br />

Jani Leban hat in Wien Schlaginstrumente studiert.<br />

„Das erste Jahr bei den Bad Reichenhaller Philharmonikern<br />

war Probejahr, ich musste sehr viel vorbereiten,<br />

so dass keine Zeit fürs Wandern blieb. 2022 habe<br />

ich dann noch meinen Master abgeschlossen und<br />

hatte ebenfalls überhaupt keine Freizeit. Erst letztes<br />

Jahr habe ich angefangen, die Berge in der Gegend zu<br />

erkunden. Mit unserem Posaunisten Bruno Fleschhut<br />

habe ich viele Touren gemacht. Einmal waren wir<br />

auf dem Grünstein in Berchtesgaden und kamen am<br />

Einstieg zum Klettersteig vorbei.<br />

SIE GRINSEN SICH AN,<br />

LOS GEHT’S, ANSPRUCHS-<br />

VOLLE 750 HÖHENMETER<br />

ÜBER EINEN DER SCHWIE-<br />

RIGSTEN KLETTERSTEIGE<br />

DEUTSCHLANDS.<br />

<strong>BRPHIL</strong>

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