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BRPHIL Orchestermagazin #12

BRPHIL Orchestermagazin #12 - August - November 2024

BRPHIL Orchestermagazin #12 - August - November 2024

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ABO 5<br />

#NEU.NTE<br />

Bild: Maja Bogdanovic © Dusan Madic<br />

´<br />

Unweigerlich kommt einem bei einem<br />

Titel wie #neun.te Beethovens monumentale<br />

Neunte Sinfonie in den Sinn. Mit<br />

Schillers Ode „An die Freude“, die für das<br />

humanistische Ideal einer vereinten Welt<br />

steht, hat Beethoven dem Frieden ein glänzendes<br />

Wahrzeichen gesetzt. Ein Wahrzeichen,<br />

das heute aktuell ist, aber vor allem<br />

auch im Europa der 1940er Jahre – eine<br />

Zeit, in der Europa in Schutt und Asche<br />

lag. Auch das Musikleben war vielerorts<br />

eingeschränkt und die Komponist*innen<br />

mussten Wege finden, eine Vielzahl an<br />

Verboten zu umgehen.<br />

Grażyna Bacewicz Ouvertüre aus 1943<br />

entstand während der Zeit der deutschen<br />

Besatzung Polens. Die polnische Musik<br />

wurde der deutschen untergeordnet und<br />

das Land somit kulturell gedemütigt. Daraufhin<br />

verschwand das polnische Musikleben<br />

in den Untergrund. Auch Bacewicz war<br />

Teil des Warschauer Untergrunds. Dort<br />

entstand ihre Ouvertüre – ein Werk voller<br />

starker, spätromantischer Klänge und wildem,<br />

trotzigen Aufbegehren. Mieczysław<br />

Weinberg wiederum musste aufgrund<br />

seiner jüdischen Abstammung nach dem<br />

Einmarsch der Deutschen aus Polen fliehen.<br />

In Moskau auf Einladung Schostakowitschs<br />

angekommen, traf Weinberg ein<br />

ähnliches Schicksal wie seinen Förderer<br />

und wurde ebenso des „Formalismus“<br />

bezichtigt. Deswegen wurde sein Cellokonzert<br />

aus 1948 erst Jahre später nach Lockerungen<br />

der Zensur uraufgeführt. Schostakowitsch<br />

konnte seinem Schützling kaum<br />

helfen, war es doch zu einem Drahtseilakt<br />

geworden Musik so zu komponieren, dass<br />

sie nicht zu schlimmeren Strafen führen<br />

würde, aber auch durch sie zu protestieren.<br />

Dem Kriegsende gewidmet ist die<br />

Neunte Sinfonie eine der leuchtendsten in<br />

Schostakowitschs Oeuvre, aber der spottende<br />

Protest ist klar. Glücklicherweise<br />

blieb dieser Stalin verborgen.<br />

MAJA BOGDANOVIĆ, VIOLONCELLO<br />

BAD REICHENHALLER PHILHARMONIKER<br />

DIRIGENT: DANIEL SPAW<br />

GRAŻYNA BACEWICZ<br />

OUVERTÜRE (1943)<br />

MIECZYSŁAW WEINBERG<br />

KONZERT FÜR VIOLONCELLO UND<br />

ORCHESTER, OP. 43 (1948, REV. 1956)<br />

DMITRI SCHOSTAKOWITSCH<br />

SINFONIE NR. 9, OP. 70, ES-DUR (1945)<br />

27.09. – 19.30<br />

THEATER BAD REICHENHALL<br />

ORCHESTERMAGAZIN 12_2024

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