BRPHIL Orchestermagazin #12

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18 .DAS KONZERT-ABO 2024 SPÄT- ROMANTISCHE KLÄNGE UND TROTZIGES AUFBEGEHREN TEXTE Konstanze Kaas <strong>BRPHIL</strong>
19 ABO 5 #NEU.NTE Bild: Maja Bogdanovic © Dusan Madic ´ Unweigerlich kommt einem bei einem Titel wie #neun.te Beethovens monumentale Neunte Sinfonie in den Sinn. Mit Schillers Ode „An die Freude“, die für das humanistische Ideal einer vereinten Welt steht, hat Beethoven dem Frieden ein glänzendes Wahrzeichen gesetzt. Ein Wahrzeichen, das heute aktuell ist, aber vor allem auch im Europa der 1940er Jahre – eine Zeit, in der Europa in Schutt und Asche lag. Auch das Musikleben war vielerorts eingeschränkt und die Komponist*innen mussten Wege finden, eine Vielzahl an Verboten zu umgehen. Grażyna Bacewicz Ouvertüre aus 1943 entstand während der Zeit der deutschen Besatzung Polens. Die polnische Musik wurde der deutschen untergeordnet und das Land somit kulturell gedemütigt. Daraufhin verschwand das polnische Musikleben in den Untergrund. Auch Bacewicz war Teil des Warschauer Untergrunds. Dort entstand ihre Ouvertüre – ein Werk voller starker, spätromantischer Klänge und wildem, trotzigen Aufbegehren. Mieczysław Weinberg wiederum musste aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach dem Einmarsch der Deutschen aus Polen fliehen. In Moskau auf Einladung Schostakowitschs angekommen, traf Weinberg ein ähnliches Schicksal wie seinen Förderer und wurde ebenso des „Formalismus“ bezichtigt. Deswegen wurde sein Cellokonzert aus 1948 erst Jahre später nach Lockerungen der Zensur uraufgeführt. Schostakowitsch konnte seinem Schützling kaum helfen, war es doch zu einem Drahtseilakt geworden Musik so zu komponieren, dass sie nicht zu schlimmeren Strafen führen würde, aber auch durch sie zu protestieren. Dem Kriegsende gewidmet ist die Neunte Sinfonie eine der leuchtendsten in Schostakowitschs Oeuvre, aber der spottende Protest ist klar. Glücklicherweise blieb dieser Stalin verborgen. MAJA BOGDANOVIĆ, VIOLONCELLO BAD REICHENHALLER PHILHARMONIKER DIRIGENT: DANIEL SPAW GRAŻYNA BACEWICZ OUVERTÜRE (1943) MIECZYSŁAW WEINBERG KONZERT FÜR VIOLONCELLO UND ORCHESTER, OP. 43 (1948, REV. 1956) DMITRI SCHOSTAKOWITSCH SINFONIE NR. 9, OP. 70, ES-DUR (1945) 27.09. – 19.30 THEATER BAD REICHENHALL ORCHESTERMAGAZIN 12_2024
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