BRPHIL Orchestermagazin #12
BRPHIL Orchestermagazin #12 - August - November 2024
BRPHIL Orchestermagazin #12 - August - November 2024
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WENN ICH ERST EINMAL<br />
AUF DER BÜHNE STEHE,<br />
FÜHLE ICH MICH REIN, IN-<br />
SPIRIERT UND RUHIG, GANZ<br />
IM GEGENSATZ ZU DEM TÄG-<br />
LICHEN CHAOS MIT ZWEI<br />
KLEINEN KINDERN.<br />
brachte, schrieb viele aufregende Stücke, darunter<br />
ein Duo für Daniel Rowland - meinen Mann<br />
und Geiger - und mich.<br />
Gibt es ein Musikstück, das Sie jedes Mal zum<br />
Weinen bringt, egal wie oft Sie es hören?<br />
Ich muss sagen, dass ich normalerweise nicht<br />
weine. Aber ein Stück, das mich jedes Mal zu<br />
Tränen rührt, wenn ich es mit meinem Mann<br />
Daniel aufführe, ist „Messiaen Quatuor pour<br />
la fin du temps“, der letzte Satz „Louange à<br />
l'Immortalité de Jésus“. Ich bin vielleicht nicht<br />
ganz objektiv, aber er spielt diesen Satz wie kein<br />
anderer.<br />
Welche Rolle spielt für Sie der Humor in der<br />
Welt der klassischen Musik?<br />
Eine ganze Menge. Ich kann ihn in so vielen<br />
Stücken entdecken, vielleicht am offensichtlichsten<br />
in Mozarts, Haydns und Beethovens Musik.<br />
Es ist wichtig, bei der Arbeit an Stücken Tiefe<br />
und Ernsthaftigkeit zu bewahren, aber es ist<br />
auch so, so wichtig Spaß an dem zu haben, was<br />
wir spielen. Und manchmal ist es notwendig,<br />
den Humor einzubringen, um die Stimmung bei<br />
den Proben aufzulockern.<br />
Welche Herausforderungen haben Sie während<br />
Ihrer Ausbildung und Karriere als professionelle<br />
Cellistin gemeistert, wie haben sie<br />
Sie als Künstlerin geprägt?<br />
Ich komme aus einem Land, das viele Konflikte,<br />
Kriege, wirtschaftliche und politische Krisen<br />
erlebt hat. Ich wuchs in einer Familie von Ärzten<br />
auf, die versuchten, für meinen Bruder und<br />
mich eine kleine sichere und gesunde Blase zu<br />
schaffen, damit wir eine Art normale Kindheit<br />
haben konnten. Als ich im Alter von 16 Jahren<br />
am Pariser Konservatorium angenommen<br />
wurde, befand sich mein Land Serbien erneut<br />
im Krieg, und da es zu diesem Zeitpunkt keine<br />
Stipendien gab, beschlossen meine Eltern, ihr<br />
Haus zu verkaufen, um mir finanziell zu helfen,<br />
damit ich meinen Traum leben kann. Sie waren<br />
sich bewusst, dass zu diesem Zeitpunkt eine<br />
musikalische und künstlerische Ausbildung in<br />
Belgrad nicht möglich gewesen wäre. Ich hatte<br />
nicht einmal ein richtiges Instrument, auf dem<br />
ich spielen konnte, es war eine Art seltsames,<br />
kaputtes Cello. Mein Lehrer Michel Strauss in<br />
Paris konnte nicht glauben, dass ich die umfangreiche<br />
und bekanntlich schwierige Aufnahmeprüfung<br />
mit einem solchen Instrument bestanden<br />
hatte. Ich glaube, diese ungewöhnliche<br />
Kindheit hat mir viel Kraft gegeben und mich<br />
ORCHESTERMAGAZIN 12_2024