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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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BESPRECHUNGEN<br />

Sommerschau Fondation Beyeler — Aus dem Vollen geschöpft<br />

«This is so contemporary» hallt es durch die Fondation Beyeler,<br />

gesungen in der Melodie von Beethovens ‹Ode an die Freude›. In<br />

Tino Sehgals Performance klingt das Konzept der Ausstellung<br />

an: Altbekanntes mit Zeitgenössischem zu verbinden und verschiedene<br />

Disziplinen in experimentellen Dialog zu bringen.<br />

Basel — Beethoven liefert die musikalische Kraft für Tino Sehgals Performance –<br />

und den Grundtenor für die ganze Schau: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Das<br />

siebenköpfige Kurator:innen-Team hat rund 25 Künstler:innen eingeladen, Projekte<br />

für die Fondation Beyeler zu entwerfen oder eine bereits existierende Arbeit auf den<br />

Ausstellungsort hin anzupassen. Einige Werke befinden sich im Park, etwa Fujiko Nakayas<br />

‹Untitled› (<strong>2024</strong>): Aus dem Teich produzierte Nebelschwaden empfangen die<br />

Besuchenden. Betörend strömt zudem der Duft aus Precious Okoyomons ‹the sun<br />

eats her children› (<strong>2024</strong>). Die Künstlerin bepflanzte ein auf tropisches Klima aufgeheiztes<br />

Gewächshaus voll mit blühenden Giftpflanzen. Exotische Schmetterlinge<br />

fliegen darin herum und durchlaufen während der Ausstellungsdauer einen ganzen<br />

Lebenszyklus: Leben und Tod, Schönheit und Grausamkeit liegen eng beieinander.<br />

Die Ausstellung der Superlative funktioniert dabei, wie betont wird, experimentell:<br />

Nicht nur wird der Titel immer wieder angepasst, auch die Werke aus der Sammlung,<br />

die dem Zeitgenössischen als Dialogpartner dienen, werden regelmässig ausgetauscht.<br />

Dies passiert während der Öffnungszeiten – die ganze Schau wird als<br />

Prozess verstanden, ständig in Umgestaltung. Einige Arbeiten gehen dabei fruchtbare<br />

Beziehungen zum Ausstellungsort ein. So wird etwa Arthur Jafas beeindruckende<br />

Videoarbeit ‹LOML› (2022), ein schwarz-weisses Bildrauschen voller Abstraktion,<br />

Subjektivität und vermeintlicher Gegenständlichkeit, zu einem subtilen Kommentar<br />

auf die Highlights der klassischen Moderne in der Sammlung. Aber auch zwischen<br />

den Leihwerken selbst ergeben sich mannigfaltige Bezüge. So kann man sich in Rirkrit<br />

Tiravanijas ‹Untitled (Old smokey lounge)› (<strong>2024</strong>) mit schmackhaftem Essen und<br />

Getränken verpflegen, während einem Carsten Höller in ‹Pill Clock› (2015) nur eine<br />

rot-weisse Pille anbietet, mit dem suggestiven Versprechen auf eine bewusstseinserweiternde<br />

Erfahrung – die wiederum mit grösserer Wahrscheinlichkeit durch Cyprien<br />

Gaillards stereoskopischen 3D-Film ‹Retinal Rivalry› (<strong>2024</strong>) eingelöst wird.<br />

So zahlreich wie die Anknüpfungspunkte zwischen den Werken, so umfassend ist<br />

auch der Anspruch dieser Sommerausstellung – zugleich Sonderschau, Sammlungspräsentation<br />

und Experimentierfeld. Und wenn durch die Vielfalt einiges nur an der<br />

Oberfläche bleibt: Umso mehr gibt es dafür zu entdecken. Martina Venanzoni<br />

→ Sommerausstellung Fondation Beyeler, Koop. mit der Luma Stiftung, bis 11.8. ↗ fondationbeyeler.ch<br />

92 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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