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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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Kiesler heute — Werkdialoge<br />

mit Zeitgenoss:innen<br />

Zug — Friedrich Kiesler (1890–1965) hat Zug<br />

fest im Griff: Nachdem das örtliche Kunsthaus<br />

den österreichisch-US-amerikanischen Architekten,<br />

Bühnenbildner und Ausstellungsmacher<br />

in der ersten Jahreshälfte als bildenden<br />

Künstler präsentiert hat, folgt nun der zweite<br />

Teil seiner Würdigung. In ‹Kiesler heute – Werkdialoge<br />

mit Zeitgenoss:innen› stehen seinen<br />

Arbeiten 16 zeitgenössische Positionen aus<br />

Deutschland, Österreich, der Schweiz und den<br />

USA gegenüber. Aus der Einzelausstellung<br />

wird eine kollektive Schau, die gleichermassen<br />

vielschichtig wie herausfordernd ist.<br />

Denn allein schon Kieslers avantgardistisches<br />

Œuvre in seiner Vielgestaltigkeit zu erfassen ist<br />

keine leichte Aufgabe. Da finden sich abstrakte,<br />

mehrteilige Gemälde, raumfüllende Skulpturen,<br />

Architekturmodelle und multifunktionale<br />

Sessel – von Genres und Konventionen liess<br />

sich Kiesler nie einschränken. Der Dialog mit<br />

zeitgenössischen Arbeiten, von denen einige<br />

eigens für die Ausstellung entstanden sind,<br />

macht das Feld noch weiter auf und zeigt, wie<br />

Kiesler bis heute inspiriert. Die Skulpturen des<br />

Österreichers Heimo Zobernig (*1958) etwa<br />

fügen sich mit ihren Schalen und Schichten<br />

nahtlos ins Kiesler-Universum ein, während der<br />

Däne Olafur Eliasson (*1967) in der Videoarbeit<br />

‹Moving Museum› (2009) wie einst Kiesler<br />

Architektur und Skulptur zusammendenkt.<br />

Und die Schweizer Bildhauerin Sara Masüger<br />

(*1978) hat mit ‹Inside Out› (<strong>2024</strong>) eine riesige,<br />

grottenähnliche Skulptur geschaffen, die nicht<br />

zuletzt durch ihre Dimensionen und ihr begehbares<br />

Inneres an Kiesler gemahnt.<br />

So entfaltet sich im Kunsthaus Zug ein dichtes<br />

Netz aus thematischen und formalen Verbindungen.<br />

Diesen nachzuspüren bereitet<br />

geradezu detektivische Freude – auch wenn<br />

dabei die Werke als solche zuweilen ein wenig<br />

in den Hintergrund geraten. Und trotz starker<br />

Einzelpositionen: Kiesler bleibt das Zentrum,<br />

um das sich alles dreht. So passt es, dass<br />

einen als Höhepunkt am Ende der Ausstellung<br />

Kieslers monumentale Plastik ‹Bucephalus›<br />

(1962–1965) erwartet, ein am Boden liegendes,<br />

raumfüllendes Pferd. Die Besucher:innen können<br />

in dessen Bauchhöhle kriechen und sich<br />

auf eine Decke legen. Man fühlt sich behütet in<br />

diesem Gewölbe, dessen Wände mit steinzeitlich<br />

anmutenden Zeichnungen versehen sind.<br />

Und man muss den anfänglichen Eindruck revidieren:<br />

Ja, der Ausstellungsbesuch ist zuweilen<br />

kopflastig und Kieslers Werk oft konzeptuell –<br />

und doch hat beides eine sinnliche, körperliche<br />

Facette, die zu erfahren sich lohnt. TSO<br />

Sara Masüger, ‹Inside Out›, <strong>2024</strong>, Acrystal,<br />

Holz, PU-Schaum, Styropor, Gips, Farbe,<br />

Masse variabel, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthaus Zug. Foto: Jorit Aust<br />

Friedrich Kiesler, ‹Bucephalus›, 1962–1965,<br />

Aluminium, Blattgold, Multimedia, Sound,<br />

8,23 x 2,74 x 4,27 m, Ansicht Kunsthaus Zug<br />

© Österreichische Friedrich und Lillian<br />

Kiesler-Privatstiftung, Wien. Foto: Jorit Aust<br />

→ Kunsthaus Zug, bis 6.10.<br />

↗ kunsthauszug.ch<br />

88 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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