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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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entsteht, während in Valentina Stiegers ‹Made<br />

To Measure (Method)› (2022) sich ein simples<br />

IKEA-Regal seiner Rückseite entledigt.<br />

«Erwarten Sie nicht zu viel vom Ende der Welt»<br />

steht im Ausstellungstext über dem Glossar: In<br />

diesem Sinne befragt diese Schau sicher alles<br />

andere als umfassend, aber dafür unterhaltsam<br />

das sagenumwobene Wesen des «letzten<br />

Kunstwerks»! AD<br />

‹The Last Artwork Vol.2›, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthalle 8000, Wädenswil, mit Werken<br />

von Mitchell Anderson, Lori Hersberger und<br />

Adam Cruces<br />

Angela Anzi<br />

Winterthur — Medusa lacht. Ein breites, schiefes<br />

Grinsen zieht sich über ihr fratzenhaftes Gesicht.<br />

Sie kennt die alte Geschichte, aber kann<br />

sie die Muster umschreiben, die den Frauen in<br />

einer patriarchalen Welt angedichtet werden?<br />

Mit den Fingern hat Angela Anzi Medusas Antlitz<br />

in eine flache Tonscheibe gezeichnet. Es ist<br />

kaum mehr als eine Andeutung aus schwungvoll<br />

gezogenen Furchen im weichen und schliesslich<br />

glasierten und gebrannten Material. Es<br />

führt weiblich gelesenes Begehren ebenso ad<br />

absurdum wie den männlichen Blick darauf. Die<br />

Keramik hängt als erstes Werk Anzis Ausstellung<br />

‹Chanted Water› im Kunstraum oxyd.<br />

Und sie stimmt ein auf die Welt mystischer<br />

Wesen, denen die in Basel lebende Künstlerin<br />

ihre Recherchen widmet. Sie lässt Sirenen<br />

singen, Nereiden locken, Hexen flüstern. Den<br />

jahrhundertelang von Künstlern idealisierten<br />

oder dämonisierten Gestalten antwortet sie<br />

mit Fratzen und Fragmenten: Ein Fischschwanz<br />

muss reichen, oder ein paar Vogelkrallen.<br />

Sprachfetzen dringen ans Ohr. Aus glänzenden<br />

Brüsten ergiesst sich Wasser schwallweise und<br />

anspielungsreich. Es glänzt und plätschert.<br />

Zwischen den Keramiken liegen Kabel, stehen<br />

Verstärker. Alles ist gleichberechtigt, die<br />

Technik, die Objekte, der Sound – aber auch die<br />

neuen Inhalte. Überholte Stereotypien werden<br />

nicht weitergeschrieben, stattdessen werden<br />

neue Bezugssysteme möglich. KS<br />

‹The Last Artwork Vol.2›, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthalle 8000, Wädenswil, mit Werken<br />

von Charlie Stein, Bob Gramsma und Christoph<br />

Draeger © ProLitteris<br />

→ Kunsthalle 8000, bis 31.8.<br />

↗ kunsthalle8000.ch<br />

‹Angela Anzi – Chanted Water›, Ausstellungsansicht<br />

oxyd – Kunsträume, Winterthur<br />

© ProLitteris. Foto: Sarah Hablützel<br />

→ oxyd – Kunsträume, bis 28.7. ↗ oxydart.ch<br />

86 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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