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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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La main (et) le gant / Oskar<br />

Kokoschka<br />

Vevey — Das Musée Jenisch Vevey beweist<br />

einmal mehr eine glückliche Hand mit einer<br />

Ausstellung, die sich aus der eigenen Druckgrafik-Sammlung<br />

wie auch aus Leihgaben von<br />

Werken unterschiedlicher Medien speist. Eine<br />

Ausstellung über die Hand in der Kunst wäre<br />

vielleicht pathetisch geraten. Die Verknüpfung<br />

der Hand mit dem Handschuh sorgt aber für<br />

das Eindringen des Sozialen und nicht selten<br />

auch für eine ungemeine Laszivität. So etwa in<br />

dem Aquarell von Ulla von Brandenburg, das<br />

auch den schönen Katalog ziert: Lang gezogene<br />

Pinselstriche suggerieren bis über die Ellbogen<br />

gezogene Handschuhe, wovon der eine humorvoll<br />

den Zeigefinger hebt. Der Handschuh<br />

ist eines von sieben Kapiteln der Ausstellung,<br />

die spontane, taktile, kommunikative, spielende,<br />

das Gesicht schützende und stützende<br />

und arbeitende Hände zeigt, nicht zuletzt der<br />

Kunstschaffenden selbst! Zu dieser von Philippe<br />

Piguet gastkuratierten Ausstellung gesellt<br />

sich die aktuelle Hängung der Werke aus der<br />

von Aglaja Kemp geleiteten Fondation Oskar<br />

Kokoschka im Haus. Fehlen die allzu berühmten<br />

Hände von Dürer in der Ausstellung ‹La<br />

main (et) le gant›, kommen die betenden Hände<br />

in der Schau ‹Kokoschka à portée de main› als<br />

zusätzliche Variante zum Tragen. KHO<br />

Ulla von Brandenburg, ‹Sans titre›, 2006,<br />

Wasserfarbe auf Seidenpapier, 75 x 55 cm,<br />

Musée Jenisch Vevey. Foto: <strong>Juli</strong>en Gremaud<br />

→ Musée Jenisch Vevey, bis 18.8. bzw. 25.8.<br />

↗ museejenisch.ch<br />

The Last Artwork Vol.2<br />

Wädenswil — «Ende der Ausstellung» steht<br />

auf dem Foto, das Christoph Draeger gleich<br />

zu Beginn der Schau in der Kunsthalle 8000<br />

platziert hat – dort, wo die Besuchenden die<br />

Industriehalle via Treppe eben erst betreten.<br />

Indem Draeger dieses, dem lokalen Publikum<br />

bekannte, immer etwas verloren wirkende<br />

Hinweisschild aus der Kunsthalle Zürich am<br />

Anfang der Schau ‹The Last Artwork› zeigt,<br />

beleuchtet er eine Möglichkeit, auf das im Titel<br />

angedeutete Ende zu reagieren. Der (schwarze)<br />

Humor ist einer von vier Strategien, die diese<br />

Gruppenausstellung mit 16 Schweizer und ausgesuchten<br />

internationalen Positionen zu dem<br />

Thema durchspielt.<br />

Der zweite Komplex umfasst Werke, die in<br />

«Resignation» verfallen. Etwa Lorenza Longhis<br />

‹The Sun is Sold›: Graue Malerei kombiniert<br />

Fonts aus Life-Magazinen der 1950er-Jahre.<br />

Noch drastischer ist Mitchell Andersons blutige<br />

Hand, wenn er das Symbol des Schweizerischen<br />

Roten Kreuzes SRK in eine wandfüllende<br />

Anklage verkehrt. Es folgt die künstlerische<br />

Selbstausbeutung als dritter «Endpunkt»,<br />

etwa in Nicole Zachmanns Fotografie ‹Susann<br />

Walder›, welche die im Zürich der 1990er-Jahre<br />

bekannte Performerin und Musikerin als eine<br />

Art Cheerleaderin mit Stiefeln und Kindergewehr<br />

inszeniert. Charlie Steins Porträt einer<br />

gesichtslosen, in Latex gehüllten Figur mit rosa<br />

Haar oszilliert ebenfalls zwischen Anziehung<br />

und Abstossung, oberflächlicher Schönheit und<br />

latenter Gefahr.<br />

Die vierte und letzte Strategie postuliert das<br />

Ende des Marktes: Ai Weiweis Installation<br />

‹Safety Jackets Zipped the Other Way› (2020),<br />

in Zusammenarbeit mit einem deutschen<br />

Baumarkt entstanden, gibt quasi allen die Möglichkeit,<br />

sich aus orangen Sicherheitsjacken ein<br />

Readymade des Kunst-Stars zusammenzustellen.<br />

Ein Manual validiert das Werk per Interview<br />

mit Hans Ulrich Obrist und schlägt gleichzeitig<br />

verschiedene Knüpfarten vor. Ghost R.s liegender<br />

Ronald McDonald im selben Raum geht in<br />

eine ähnliche Richtung, wobei hier die Unsicherheit<br />

durch die doppelte Natur des Clowns<br />

HINWEISE // VADUZ / VEVEY / WÄDENSWIL<br />

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