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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller<br />

Offenburg — In Offenburg, einer mittelgrossen<br />

Stadt zwischen Basel und Karlsruhe, ist<br />

es aktuell möglich, sich auf grosszügige und<br />

anregende Weise damit vertraut zu machen,<br />

wie Claudia und <strong>Juli</strong>a Müller seit Beginn der<br />

1990er-Jahre künstlerisch arbeiten. Der Anlass<br />

dazu ist festlich: Dem Duo wurde der Oberrheinische<br />

Kunstpreis <strong>2024</strong> verliehen, das<br />

trinationale Äquivalent zum Prix Meret Oppenheim,<br />

den sie 2010 erhalten haben. Mit Woodie<br />

Guthries Folksong ‹All You Fascists Bound<br />

to Loose›, live gesungen von Sophie Jung &<br />

Friends, endete die Preisverleihung.<br />

In ihrer Ausstellung in der Städtischen Galerie<br />

machten sich Claudia und <strong>Juli</strong>a Müller die<br />

Eigenheit des Grundrisses aus acht weiss<br />

gestrichenen Räumen mit seitlichen Fenstern<br />

zum dramaturgischen Konzept. Sie unterlaufen<br />

die Erwartung an einen vorgespurten Rundgang<br />

und bieten stattdessen ein mögliches immersives<br />

Habitat für Kunst mit zwei Eingängen<br />

an. Die Szenografie entstand aus der Frage,<br />

wie sie «die Räume erzählerisch beleben oder<br />

herausfordern könnten». Jeweils vier Räume<br />

verlaufen entlang einer Enfilade und bilden<br />

eine Einheit. Dazwischen liegt eine Wand,<br />

sodass einer der beiden Teile der Ausstellung<br />

sich faktisch immer ‹Behind the Wall› befindet,<br />

so der mehrdeutige Titel der Schau. Für die<br />

Umsetzung blieb den Künstlerinnen rund ein<br />

Jahr Vorlaufzeit. Während des Aufbaus und<br />

vor dem Einrichten behandelten sie die Wände<br />

der ersten vier Räume mit schwarzer Farbe.<br />

In Spraytechnik schufen sie ein Gradient von<br />

Schwarz zu Weiss, der in jedem Raum höher<br />

ansetzt, bis zu dem Punkt, an dem alle Wandflächen<br />

schwarz sind; auf den darauffolgenden<br />

vier Wänden verläuft die Bewegung rückwärts<br />

zurück bis zum weissen Nullpunkt.<br />

Zu Beginn und zum Schluss paaren die «Müller<br />

Sisters» die grosse Geste mit dem Spiel aus<br />

Illusion und Desillusion. In leichtem Kurvenverlauf<br />

sind liegende Frauenakte als Digitaldrucke<br />

auf Stoff im Panoramaformat von der<br />

Decke abgehängt: «Vorhangschönheiten», die<br />

in Anverwandlung von Personifikationen für<br />

den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang<br />

den Blick in den Raum richten oder sich wie<br />

vor dem abendlichen Einschlafen wegdrehen.<br />

In den Settings der beiden «Halbtage» treffen<br />

Besuchende auf Listen, Zeichen, Bilderrätsel<br />

und überzeitliche Figuren wie den Heiligen<br />

Antonius; kraftvolle Werke von Anfang 2000 aus<br />

privaten und öffentlichen Sammlungen werden<br />

der Bewährungsprobe ausgesetzt und mit<br />

neuen Arbeiten wie ‹Social Batteries› kombiniert.<br />

SM<br />

Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller, ‹It ends where it<br />

begins (Sunset)›, <strong>2024</strong>, Ausstellungsansicht<br />

Städtische Galerie Offenburg<br />

Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller, ‹Rebus (Lehrling ohne<br />

Meister)›, 2009, Scherenschnitt, Türe, Zylinder,<br />

Stadtplan, Ausstellungsansicht Städtische<br />

Galerie Offenburg<br />

→ Städtische Galerie Offenburg, bis 6.10.<br />

↗ galerie-offenburg.de<br />

80 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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