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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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Raum miteinander verknüpft. Werk um Werk<br />

gibt uns der White Cube Kostproben aktueller<br />

künstlerischer Arbeiten – und Werk um<br />

Werk auch Denkimpulse, die das vermeintlich<br />

Sichere, Alltägliche aus dem Lot bringen. Unter<br />

dem Fuss eines schlichten Schemels ist auch<br />

Kathrin Affentrangers Senkblei dazu da, sich<br />

seiner eigenen Funktion zu entfremden. Und im<br />

Gebiss aus Pyrit verkuppelt Jonas van Holanda<br />

ein anatomisches Modell mit autobiografischem<br />

Tiefgang und individuellen Erinnerungen<br />

an eine Geisterbahn. IZ<br />

‹Momentum›, Ausstellungsansichten Helvetia<br />

Art Foyer, Basel. Fotos: Viktor Kolibàl<br />

→ Helvetia Art Foyer, bis 29.8., offen<br />

donnerstags, 16–20 Uhr (1.8. geschlossen)<br />

↗ helvetia.com<br />

Toyin Ojih Odutola<br />

Basel — Toyin Ojih Odutola (*1985) ist in der<br />

grossen Überblicksausstellung zu panafrikanischer<br />

Malerei im Kunstmuseum Basel<br />

vertreten. Als eine von acht Kunstschaffenden<br />

bringt sie zudem ihre Stimme in die Frage nach<br />

‹Nigeria Imaginary›, dem Thema des Nigerianischen<br />

Pavillons auf der Biennale in Venedig,<br />

ein. Diese Präsentation neuer Arbeiten in einem<br />

Saal des Palazzo Canal, in der sie biografische<br />

und kulturelle Bezugsebenen aufspannt,<br />

erscheinen wie ein Trailer zu ihrer Schau in der<br />

Kunsthalle Basel, ihrer ersten Einzelausstellung<br />

in der Schweiz. Darin verwandelt sie die<br />

Erdgeschossräume in ein imaginäres Habitat.<br />

Der Titel ‹Ilé Oriaku› verweist auf ihre Grossmutter<br />

und das «Mbari-Haus» als Tradition und<br />

heiligen Ort der nigerianischen Igbo-Gemeinschaft,<br />

die in den Anfängen des Biafra-Kriegs<br />

ausgelöscht wurde. Ein Porträt und ein Text<br />

der Grossmutter links des Eingangs sowie<br />

schwarze Umrisse an den Ausstellungswänden<br />

vermitteln, wie Odutola sich der Frage<br />

von Amnesie und Lücken in der kulturellen<br />

Überlieferung stellt und Zugänge auslotet, in<br />

die das Phänomen des kurz bestehenden Mbari<br />

Club hineinragt: «Mbari war ein Fest der Welt<br />

durch die Kunst und das Leben, das in ihm<br />

gelebt wird», so der nigerianische Autor Chinua<br />

Achebe. Die Werke auf Papier und Leinwand<br />

zeigen ein Repertoire menschlicher Figuren<br />

mit facettierten Körperoberflächen, anteilig<br />

begleitet von Schatten, die mit Spiegeln und<br />

Spiegelungen interagieren. Rundumlaufende<br />

Rahmen verleihen den Zeichnungen den Charakter<br />

von Screens.<br />

Auf vielfältige Weise, visuell, gestisch, akustisch,<br />

wird das Momentum von Schwellensituationen,<br />

Prozessen der Trauer, Ablösung und<br />

Neukreation nicht nur aufgegriffen, sondern<br />

als irritierende, schmerzliche und befreiende<br />

Qualität von Begegnungen mit dem eigenen<br />

Selbst in die Ausstellungsräume geholt. Exemplarisch<br />

dafür ist eins von zwei Diptychen im<br />

zweiten Raum, das wie ein leicht aufgeklapptes<br />

Buch auf Augenhöhe an die Wand montiert ist.<br />

Auf der linken Tafel die Grossmutter als Kind,<br />

74 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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