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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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Es riecht nach Regen. Noch bevor man den grossen Saal betritt, wird man von der<br />

Atmosphä re der Ausstellung ‹(ka) pheko ye – wo der Traum beginnt› eingehüllt. Dineo<br />

Seshee Raisibe Bopape (*1981) entwickelte den Duft, während sie sich für Ausstellungen<br />

2022/23 in Finnland aufhielt, mit der Kräuterfarm und Kosmetikfirma Frantsila.<br />

‹Raisibe Dreaming Scent› (2023) erinnere an den Geruch von Regen auf der trockenen<br />

Erde Afrikas und rege das Träumen an.<br />

Farben der Erde bestimmen nun auch die ansonsten grau-weisse Halle des Migros<br />

Museum für Gegenwartskunst in Zürich, das in Kooperation mit dem Kiasma-<br />

Museum für zeitgenössische Kunst in Helsinki und unter der Kuration von Michael<br />

Birchall die multimediale Schau realisierte. In deren Zentrum lädt ein Halbkreis aus<br />

Lehm zum gemeinsamen Tee ein. ‹Raisibe Dreaming Herbal Tea› wurde ebenfalls mit<br />

Frantsila zum erholsamen und klaren Träumen kreiert. Man sitzt und trinkt inmitten<br />

der Werke, während von Zeit zu Zeit aus allen Himmelsrichtungen Geräusche eines<br />

Regenmachers, einer röhrenförmigen Rassel, erklingen. Sowohl der Duft als auch<br />

die Teemischung enthalten das Wort «Raisibe» aus Bopapes Namen, was so viel wie<br />

«mutige und starke Frau» bedeutet.<br />

Raisibes Reise<br />

Bopape stammt aus Polokwane, einer Stadt im Nordosten Südafrikas. Nach ihrem<br />

BA-Abschluss in Durban 2004 setzte sie sich in einer zweijährigen Residency<br />

in Amsterdam mit dem Erbe der Apartheid und ihrer eigenen Identität auseinander.<br />

Um nicht nur als «Schwarze Künstlerin aus Südafrika» gelesen zu werden, befasste<br />

sie sich stärker mit dem Persönlichen. Etwa mit der Rolle, die Gegenstände im Leben<br />

der Menschen spielen, und wie diese als anthropomorphisierte Erweiterungen ihrer<br />

Emotionen dienen. 2010 schloss sie den Master of Fine Arts an der Columbia University<br />

in New York ab und wurde spätestens 2019, als sie mit Tracey Rose und Mawande<br />

Ka Zenzile an der 58. Biennale von Venedig Südafrika vertrat, einem globalen Publikum<br />

bekannt. Ihre Installation ‹Marapo a yona Dinaledi (Its bones the stars), Sketch<br />

no 22› (2019) deutete nicht nur auf ihre Rückwendung zur Identität Südafrikas hin,<br />

sondern auch auf die Metapher des Universums als Organismus. Dieser holistische<br />

Weltzugang verleiht Bopapes Werk eine zugleich individuelle wie auch allgemeingültige,<br />

politische wie auch spirituelle Dimension.<br />

Fragen der Erinnerung, die sich wie ein roter Faden durch Bopapes Werk ziehen,<br />

haben auch mit der Zeit nach der Apartheid zu tun, als Südafrika auf das Vergeben<br />

und Vergessen fokussiert gewesen sei, so die Künstlerin. «Erinnern ist ein Akt der spirituellen<br />

und politischen Rebellion; nicht zu vergessen, was man vergessen soll», steht<br />

demgegenüber als Motto am Beginn der Ausstellung. Gegen das Vergessen hilft nur<br />

«Durch die Arbeit mit dem Boden begann ich, mich mehr für all die Menschen zu<br />

interessieren, die vor mir da waren … Was ist das Ergebnis all dieser Erinnerungen<br />

in meinem Körper und meiner Zeit auf dieser Erde?» Dineo Seshee Raisibe Bobape,<br />

Zürich, 8.6.<strong>2024</strong><br />

FOKUS // DINEO SESHEE RAISIBE BOPAPE<br />

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