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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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Theresia Enzensberger, ‹Blaupause›, Carl Hanser Verlag, 2017<br />

Von Aufbruch und Widerspruch am Bauhaus<br />

Für ihren ersten architektonischen Entwurf, der filigran und schwebend wirken sollte,<br />

stösst die junge Studentin Luise Schilling am Weimarer Bauhaus auf Kritik. Statt<br />

in die Architekturabteilung wird sie in die Textilwerkstatt eingeteilt. Dabei hatte sie<br />

andere Pläne. Schrittweise erarbeitet sie sich ihre Freiräume, bis sie auf Druck ihrer<br />

Eltern die Schule verlassen muss. Nach dem Bruch mit der Familie kehrt sie 1927 an<br />

das neu gegründete Bauhaus in Dessau zurück und beendet ihr Studium mit einem<br />

Architekturdiplom, aber auch mit Ernüchterung. Ein Ort der Gleichberechtigung, wie<br />

ihn Walter Gropius 1919 propagiert hatte, ist das Bauhaus nie gewesen.<br />

Die Gleichstellung der Künste galt nicht für die Gemeinschaft: Zwar stellten Frauen<br />

anfangs die Mehrheit der Studierenden, doch wurden sie systematisch aus Werkstätten,<br />

Wirtschaft und Geschichtsbüchern verdrängt. Auch Luise Schilling emigriert<br />

schliesslich in die USA, wo sie sich für eine Stadtplanung einsetzt, die nicht nur ästhetische<br />

Funktionalität, sondern auch die darin lebenden Menschen berücksichtigt.<br />

Vor dem Hintergrund der politisch instabilen Weimarer Republik führt uns Theresia<br />

Enzensberger in ihrem Debüt ‹Blaupause› an einen spannungsgeladenen Ort voller<br />

Visionen und Widersprüche. Sie macht Intrigen der Moderne ebenso sichtbar wie<br />

Emanzipation und persönliche Neuorientierung – darin liegt die Stärke und Faszination<br />

des Romans. Valentina Bischof<br />

44 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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