Kunstbulletin Juli/August 2024

Kristof Magnusson, ‹Ein Mann der Kunst›, Verlag Antje Kunstmann, 2020
Polternder Kunststreit mit Rheinpanorama
Ein fiktiver Förderverein möchte dem ebenfalls fiktiven Künstler KD Pratz ein Museum
errichten. Um die Werkauswahl dafür zu besprechen, besucht der Vereinsvorstand
Pratz in seinem Atelier. Die Reise beginnt wie eine Vergnügungstour mit einer
fidelen Schifffahrt, doch die Stimmung kippt sehr bald und vor allem: sehr gründlich.
KD Pratz, mit seiner Malerei international erfolgreich, lebt seit vielen Jahren schon
zurückgezogen auf einer Burg hoch über dem Rhein. Er inszeniert sich als Mix aus
enervierter Diva und markigem Kraftgenie. Von den Zinnen seiner Burg herab wettert
er gegen die Oberflächlichkeit und Eitelkeit des Kunstmarkts. Eigene Fehler und
Schwächen übersieht er dabei grosszügig. Die Damen und Herren des Fördervereins
reagieren betupft, heimlich-fasziniert oder offen verärgert. Aus dem Atelierbesuch
beim bewunderten Star wird eine verbale Saalschlacht rund um Fragen der Kunst.
Den Zusammenprall zwischen kunstfrommen Fans, die in der Kultur das Höhere
suchen (oder vielleicht auch nur den Zeitvertreib), und marktmüdem Künstler erzählt
Kristof Magnusson in heiterem, ja fast naivem Ton, der geschickt überspielt, wie genau
der Autor der Realität auf die Finger schaut. Pratz ist zwar fiktiv, ganz aus der
Luft gegriffen ist er nicht. Es steckt in seinen missmutigen Monologen so manche
scharfsinnige Gegenwartskritik. Eine launige Satire auf den Kunstbetrieb, die sich
sehr vergnüglich liest: leicht, aber nicht seicht. Alice Henkes
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