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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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platzierte Mathis Betonplattformen in den Schulhof, auf denen die Heranwachsenden<br />

– Nemo gleich – ihre Balance austesten können. «Bei Kunst am Bau geht es um<br />

Menschen, die damit leben: täglich. Das ist entscheidend.»<br />

Nun hat die 39-jährige Zürcherin gleich drei weitere solche Projekte in der Pipeline:<br />

Kurz vor Abschluss befindet sich das Polizeigebäude in der Telli Aarau. Grundlage<br />

für die gemusterten, chrombedampften Fenster ist ein mathematisch dynamisches<br />

System – ein Programm, das der US-amerikanische Wissenschaftler Stephen<br />

Wolfram (*1959) entwickelt hat und das in der Mathematik und Physik zur Anwendung<br />

kommt. Salopp ausgedrückt generiert es laufend Bilder aus kleinen Quadraten,<br />

die sich aneinanderreihen oder plötzlich wieder auseinanderfallen. Ordnung und<br />

Chaos im Polizeialltag sozusagen, künstlerisch umgesetzt in geometrischen Mustern<br />

auf Glas. Das klingt kompliziert, sieht am Ende aber sehr schlicht und – je nach Lichteinfall<br />

– gleichzeitig dynamisch verspielt aus.<br />

Rückgrat der Gesellschaft<br />

Besonders filigran mutet auch das aus Alustiften in Wabenform gefertigte Modell<br />

an, das im Atelier der Künstlerin wie eine Schlange von der Decke baumelt. ‹Spine›,<br />

die zwanzig Meter lange, ultraleichte Wirbelsäule, wird in Zukunft über mehrere<br />

Stockwerke hinweg den Innenhof der Berufsfachschule für Detailhandel und soziale<br />

Berufe in Winterthur schmücken. «Keine Frage, diese Leute sind das Rückgrat unserer<br />

Gesellschaft», so Mathis zum symbolischen Gehalt der Arbeit. Und last, but not<br />

least wird die Künstlerin bei der Schulanlage Stöckacker in Bern den unter Denkmal<br />

stehenden Verbindungsgang zwischen den Gebäuden mit irisierendem Glas wiederbeleben.<br />

Weshalb die Sicht durch die bunten Fenster nach aussen eine andere ist<br />

als jene nach innen und sicher zur Aufheiterung im Schullalltag beiträgt, erfährt man<br />

frühestens 2025, wenn die Renovationsarbeiten abgeschlossen sind. Keine Frage,<br />

Esther Mathis ist auf dem Weg in den öffentlichen Raum kaum mehr zu bremsen.<br />

Aus serdem ist sie künstlerische Mitarbeiterin an der ZHdK, Mama eines kleinen Jungen<br />

und Anwärterin eines PhD: In dieser Frau steckt viel Energie.<br />

Die Zitate stammen aus einem Gespräch mit der Künstlerin in ihrem Zürcher Atelier am 22.5.<strong>2024</strong>.<br />

Feli Schindler ist Kunst- und Kulturjournalistin. feli.schindler@bluewin.ch<br />

→ ‹Matias Spescha / Esther Mathis – Espaces Imaginaires›, Spazi Spescha, Trun, bis 27.10.<br />

↗ spazispescha.ch ↗ trun-cultura.ch<br />

FOKUS // ESTHER MATHIS<br />

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