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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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din Sophie Volland den Eingangssatz schrieb,<br />

befand sich die Enzyklopädie, welche die «auf<br />

der Erdoberfläche verstreuten Kenntnisse»<br />

sammeln sollte, schon elf Jahre im Entstehen.<br />

Sie sei, sagt Peter Fischli im Interview der Fondation<br />

Pinault, das Modell für ‹Plötzlich diese<br />

Übersicht› gewesen. 250 kleine und grössere<br />

Objekte aus ungebranntem Ton stellen teils<br />

Szenen nach, die den Moment vor oder nach<br />

einem denk- und merkwürdigen Ereignis festhalten,<br />

das irgendwo auf der Welt passiert sein<br />

mag. Erstmals Ende 1981 in der Zürcher Galerie<br />

Pablo Stähli ausgestellt, verstreut dieses<br />

Theatrum mundi voll putziger kleiner Figuren<br />

und humoriger Titel mit Leichtigkeit das Wissen<br />

über die Erde und entbindet seine emanzipatorische<br />

Kraft neu. Bis 2012 wuchs das Konvolut,<br />

dann starb David Weiss. Nun ist es als Teil von<br />

Pinaults Sammlungsschau ‹Le monde comme il<br />

va› in der Bourse de Commerce zu sehen. In den<br />

Wertkammern eines der reichsten Menschen<br />

der Erde wirkt die auf Sockelinseln installierte<br />

Enzyklopädie fast wie Papas Modelleisenbahn<br />

im Partykeller. Während ein letzter Schauer<br />

darüberläuft, macht die Übersicht plötzlich<br />

erkennbar, was zählt, in Kunst und Leben. JES<br />

Eingang zur Ausstellung ‹Arbeitende Kinder im<br />

19. und 20. Jahrhundert› im Forum Schweizer<br />

Geschichte. Je weiter man vordringt, desto<br />

dunkler werden die Räume, bis man schliesslich<br />

im Bauch einer schwarzen Fabrik steht.<br />

Da bestimmen Stechuhr und Sirene den Tag,<br />

und Kinder müssen unter ratternde Maschinen<br />

kriechen, um sie zu ölen. Oft genug waren<br />

diese armen Geschöpfe im Heim unter der<br />

Rute barmherziger Schwestern oder Opfer<br />

der Behörden, die ihre Mütter «administrativ<br />

versorgt» hatten. Die Ausstellung richtet auch<br />

einen Blick auf das lokale Umfeld und spannt<br />

so den Bogen zwischen landwirtschaftlicher<br />

Beschäftigung, stundenlanger Mithilfe bei<br />

der Heimarbeit und Ausbeutung in der Fabrik.<br />

Erst mit der Einführung des obligatorischen<br />

Schulunterrichts und dem Eidgenössischen Fabrikgesetz<br />

verbesserte sich die Situation, was<br />

im letzten Raum beschrieben wird, wo auch die<br />

Wände wieder in froheren Farben leuchten. TS<br />

‹Arbeitende Kinder im 19. und 20. Jahr hundert›,<br />

Ansicht Forum Schweizer Geschichte, Schwyz<br />

Peter Fischli & David Weiss, ‹Plötzlich diese<br />

Übersicht›, 1981–2012, 76 Tonskulpturen,<br />

Ausstellungsansicht Bourse de Commerce –<br />

Pinault Collection, Paris. Foto: Nicolas Brasseur<br />

→ Pinault Collection, Bourse de Commerce,<br />

Galerie 3, bis 2.9. ↗ pinaultcollection.com<br />

Arbeitende Kinder<br />

Schwyz — Man lasse sich nicht täuschen<br />

von den lachenden Buben auf dem Bild am<br />

→ Forum Schweizer Geschichte, bis 27.10.<br />

↗ forumschwyz.ch<br />

Textilmuseum St. Gallen — All You Cannot Eat<br />

St. Gallen — Das Textilmuseum St. Gallen<br />

widmet sich aktuell dem Essen. ‹All You Cannot<br />

Eat – Fake Food auf Stoff› ist jedoch keine<br />

klassische Präsentation von Tischwäsche im<br />

Wandel der Zeiten, von Küchentüchern, Schürzen<br />

oder Kochmützen. Das Museum geht einen<br />

neuen Weg: Im Ausstellungssaal sind 13 Tische<br />

gedeckt. Jeder wurde von unterschiedlichen<br />

134 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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