Kunstbulletin Juli/August 2024

Twingi 24
Binn — Auch dieses Jahr lädt die Ausstellung
Twingi ins Oberwallis. Im Landschaftspark
Binntal sind entlang der historischen
Fahrstras se Installationen und Skulpturen von
zwölf Kunstschaffenden zu entdecken. Sie sind
auf die spezifische Umgebung abgestimmt,
hinterfragen unsere Beziehung zur Natur, indem
sie etwa Bäume als Servicepersonal antreten
lassen, nutzen Tunnels für Übergänge und
Verwandlungen, führen uns zurück ins Urmeer.
Auch «Osterhasen» können gesucht werden,
obwohl nicht Saison – ein wenig wie Erdbeeren
im Winter, aber absolut nachhaltig produziert.
Seit der letzten Ausgabe bespielt die Twingi
zusätzlich einen wechselnden Aussenstandort,
der einem spezifischen Thema gewidmet ist.
Dieses Jahr lenkt im Weiler Fäld oberhalb von
Binn der Künstler Leander Locher mit einem
grossen hölzernen Auge unseren Fokus auf den
Mässerbach, der zu den letzten natürlichen
Gewässersystemen der Schweiz gehört. Aktuell
versucht ihn der Landschaftspark als «Gewässerperle»
zu zertifizieren und damit zu schützen.
Die Ausstellung kann auf einer einfachen,
rund einstündigen Wanderung entlang der alten
Fahrstrasse zwischen Steinmatten und dem
Weiler Ze Binne besucht werden.
Augustin Rebetez — Maison Totale
Bôle — Der Künstler Augustin Rebetez und
sein Team eröffnen das ‹Maison Totale›. In der
Gemeinde Bôle bei Neuenburg in unmittelbarer
Nähe zum Bahnhof haben sie in den letzten
Jahren das ehemalige Haus eines Trödlers und
den umliegenden Park in eine grosse begehbare
Skulptur umgestaltet. So absolut wie der Titel ist
auch der Anspruch des Projekts: Nichts anderes
als ein Gesamtkunstwerk für die Kunst und die
Poesie soll es sein. Der ‹Tarot-Garten› von Niki de
Saint Phalle oder das ‹Palais Idéal› von Ferdinand
Cheval sind willkommene Assoziationen.
Das ‹Maison Totale› sei ein imaginärer Ort, aber
mit echten Türen und Fenstern. Die Besuchenden
sind eingeladen, einzutreten und sich über
die verschiedenen Pfade, vorbei an Wald-
Gesichtern oder Vögeln mit stacheligen Flügeln,
in eine künstlerische Traumwelt zu begeben. In
Zukunft soll das ‹Maison Totale› jeden Sommer
für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Auch sind
Residenzen für Kunstschaffende geplant. Es ist
ein Kunstwerk in konstanter Weiterentwicklung.
Vieles ist möglich und denkbar, wenn es mit dem
Geist des Ortes übereinstimmt, der sich kompromisslos
der Kunst verschrieben hat.
Augustin Rebetez, ‹Maison Totale›, 2024,
Skulpturenpark, Bôle
Laura A. Kingsley, ‹At the Time of the
First Flowers Warm Salt Water Would have
Drowned you Where you Stand›, 2024.
Foto: Matthias Luggen
→ Twingischlucht, bis 13.10., öffentliche
Führung: 18.8., 12.15 Uhr
↗ twingi.ch
→ Chemin de la Bourdonnette 26, bis 21.9.,
geöffnet Sa / So, 10–17 Uhr, Fest zum Saisonende:
21.9., 10–20 Uhr ↗ maisontotale.ch
Kunst im Fluss
Emmen — Nach der letztjährigen Ausstellung
‹im fluss I›, die Kunst unter der Autobahnbrü-
NOTIERT // GROSSANLÄSSE / AUSSENPROJEKTE 121