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Kunstbulletin Juli/August 2024

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

Unsere Juli/August Ausgabe für 2024 mit Beiträgen zu Esther Mathis, Kunstvolle Lesetipps, Dunja Herzog, Dineo Seshee Raisibe Bopape, Ana Mendieta, u.v.m.

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<strong>Juli</strong>/Aug. <strong>2024</strong> Fr. 12.– / € 10.–


FOKUS<br />

26 Esther Mathis — Die unendliche Leichtigkeit des Aluminiums. Feli Schindler<br />

36 Kunstvolle Lesetipps — Abtauchen zwischen Fakt und Fiktion. Diverse Autor:innen<br />

46 Dunja Herzog — Von Geschichten zur grösseren Erzählung. Marc Munter<br />

56 Dineo Seshee Raisibe Bopape — Erinnerung als Akt der Rebellion. Michel Rebosura<br />

66 Ana Mendieta — La magie des silhouettes. Nadia El Beblawi<br />

70 Biennale Bregaglia — Parla la montagna. Chiara Ottavi<br />

HINWEISE<br />

72 Animation — T’as vendu mes rollers? / Appenzell — Allianzen — Arp / Taeuber-Arp / Bill<br />

73 Basel — Momentum — 20 Jahre Helvetia Kunstpreis<br />

74 Basel — Toyin Ojih Odutola / Laufenburg — Schimelrych bis Chrottehalde<br />

76 Lausanne — Alfredo Aceto / Lausanne — Gina Proenza<br />

78 Luzern — Nils Nova / Martigny — Jorge Raka / Patricio Gil Flood<br />

80 Offenburg — Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller / Onex / Saint-<strong>Juli</strong>en-en-Genevois — Éphémère et durable<br />

82 Samstagern — Halt — Alles fliesst<br />

83 Schaffhausen — Who Cares?! Aktuelle Perspektiven auf Sorgearbeit<br />

84 Vaduz — Barry Le Va<br />

85 Vevey — La main (et) le gant / Oskar Kokoschka / Wädenswil — The Last Artwork Vol.2<br />

86 Winterthur — Angela Anzi / Winterthur — Maillol und Sintenis<br />

88 Zug — Kiesler heute — Werkdialoge mit Zeitgenoss:innen<br />

89 Zürich — There I lost myself, I lost myself<br />

90 Zürich — Markus Weggenmann / Zürich — Not Vital / Zürich — Hanns Kunitzberger<br />

BESPRECHUNGEN<br />

92 Basel — Sommerschau Fondation Beyeler — Aus dem Vollen geschöpft<br />

94 Bregenz — Anne Imhof — Kurz vor dem Schuss<br />

96 Chur — Kunstsammlung der Post im Dialog — Assoziative Punktlandung<br />

98 Fribourg — Sid Iandovka / Anya Tsyrlina — Bilder wie Kometen<br />

100 Genf — Elmgreen & Dragset — Eine poetische Reise zum Spekulativen<br />

102 Lugano — Monika Emmanuelle Kazi — Koloniale Bilder zurückgespiegelt<br />

104 Paris — Matthew Barney — Volkstümliche Oper<br />

106 Rapperswil-Jona — Karin Schwarzbek — Im Spannungsfeld<br />

108 St. Gallen — Reto Pulfer — Wachstum und Wandel<br />

110 Winterthur — Silvia Bächli — Musikalische Partituren<br />

112 Winterthur — Bernard Voïta — Abgründige Konstruktionen<br />

114 Zürich — Olaf Holzapfel — Von Räumen, die uns ummanteln<br />

NOTIERT<br />

116 KUNSTRÄUME / GROSSANLÄSSE / AUSSENPROJEKTE<br />

124 NAMEN / PREISE / AUSSCHREIBUNGEN / DIES UND DAS<br />

136 AGENDA<br />

175 IMPRESSUM, MEDIADATEN<br />

EN PASSANT<br />

176 Winterthur — Katja Schenker, KVA, Scheideggstrasse 50 — Tautogramm am Tartarus<br />

1


Pieter de Molijn, Waldlandschaft mit einem Überfall, Ankauf mit Mitteln des Jakob Briner-Fonds, 2019<br />

22.6.– 22.9.<strong>2024</strong>


Editorial — Der Zauber des Lichts und das Flüstern der Erde<br />

Der Lichtverlauf eines Tages ist ein natürliches Spektakel, dem wir<br />

allerdings nur selten unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Im<br />

Spazi Spescha in Trun macht die Zürcher Künstlerin Esther Mathis<br />

dieses bühnenreife Phänomen für uns derzeit ein Stück weit greifbar,<br />

etwa mit Objekten aus Aluminium: Streifen des zweckmässigen<br />

Materials hat sie so zu einem Raster verkeilt, dass kleine,<br />

prekär ausbalancierte «Architekturen» entstehen, in deren unzähligen<br />

Kammern sich das changierende Licht verfängt, reflektiert<br />

und vervielfacht. Es ist ein bezaubernder Effekt, der zugleich physikalische<br />

Gesetzmässigkeiten spiegelt, welche die Erscheinung<br />

der Welt bedingen. So ist das oft bei Mathis, wie unsere Autorin<br />

verdeutlicht: Ästhetische Formen, wissenschaftliches Denken und<br />

philosophische Fragen gehen bei ihr Hand in Hand.<br />

Während sich Mathis ganz dem Licht verschrieben hat, wendet<br />

sich die Südafrikanerin Dineo Seshee Raisibe Bopape dem Boden<br />

zu. Im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich ist aktuell<br />

zu erfahren, wie sie aus der verwundeten Erde Afrikas Traumata,<br />

aber auch vom Verschwinden bedrohte Traditionen zutage fördert<br />

und die Heilkraft von Natur und Gemeinschaft beschwört. Auch die<br />

Baslerin Dunja Herzog lenkt im Kunstmuseum Solothurn den Blick<br />

auf den afrikanischen Kontinent, genauer auf die wirtschaftlichen<br />

Verflechtungen zwischen Globalem Norden und Süden. Sie spürt<br />

denkwürdige Geschichten aus der Welt des Handels auf und verwebt<br />

sie, so unser Autor, zu einer grösseren Erzählung, in der wir<br />

alle irgendwie mit drinhängen. Und apropos Erzählung: Pünktlich<br />

zum Sommerurlaub haben wir für Sie ein paar Buchtipps zusammengestellt,<br />

in denen die Kunst von Narration und Fiktion vereinnahmt<br />

wird. Lassen Sie sich verführen ... Deborah Keller<br />

TITELBILD · Esther Mathis, ‹Shifting Structures #5›, <strong>2024</strong> (Detail), Aluminium, 80 x 500 x 20 cm.<br />

Foto: Esther Mathis<br />

3


Zum 90. Geburtstag<br />

von Schang Hutter<br />

(1934 – 2021)<br />

Kunsthaus Grenchen<br />

23. Juni –<br />

15. September<br />

<strong>2024</strong><br />

kunsthausgrenchen.ch<br />

Schang Hutter, Ohne Titel, 1997, Linolschnitt auf Papier, 35 × 25 cm, 35/98, Sammlung<br />

Kunsthaus Grenchen, Schenkung Christoph Lichtin, 2014, Foto: Kunsthaus Grenchen<br />

Kunst<br />

und Krieg<br />

Malerei und<br />

Zeichnung von<br />

Gergana Mantscheva<br />

Kunsthaus Grenchen<br />

23. Juni –<br />

15. September<br />

<strong>2024</strong><br />

kunsthausgrenchen.ch<br />

Gergana Mantscheva, Block 139, 2022, Acryl und Öl auf Leinwand, 100 × 140 cm,<br />

Courtesy die Künstlerin, Foto: Gergana Mantscheva<br />

ALL<br />

OVER


Kunst<br />

Kunst<br />

Kunst<br />

Kunst<br />

im Thurgau<br />

<strong>Juli</strong> – Dezember <strong>2024</strong><br />

Haus zur Glocke Steckborn<br />

Modelle erkunden 21.9. – 26.10.<br />

Wahrnehmung und Irritation 23.11. – 25.1.25<br />

Shed im Eisenwerk Frauenfeld<br />

Körper bewegt, geschichtet, geträumt 23.8. – 21.9.<br />

Basia Feninsky, Linda Meli, Ernestyna Orlowska, Mirjam Wanner<br />

What a Journey 19.10. – 9.11.<br />

Ausstellung von VideOst and friends curated by Hotel Tiger<br />

Kunsthalle Arbon<br />

Edit Oderbolz 9.6. – 21.7.<br />

Max Leiß 18.8. – 29.9.<br />

Kunstraum Kreuzlingen & Tiefparterre<br />

Katja Schenker bis 1.9.<br />

Die Augen der Hand<br />

Les Concerts de Noëlle<br />

und vieles mehr auf www.kunstraum-kreuzlingen.ch


¢ ¥ marvin &<br />

christopher prinz ¦ B E Y O N D<br />

caroline brühlmann<br />

§ T H E ª ª edith flückiger « »<br />

ø π ∞ ⁄ Æ F O N T À Á Â<br />

È Ê Ë Ì Í Î Ï Ð 14.06. —<br />

18.08.<strong>2024</strong> Ñ<br />

Õ K U N S T - Ŏ Ù Ú Þ ß<br />

anouk koch<br />

• ñ matthias moos ò ô H A L L E<br />

÷ ø L U Z E R N Ħ ħ ī ij<br />

rené gisler<br />

Ř ś Ť Ŧ ŭ ž Ω fabienne immoos ≈<br />

23.03.<strong>2024</strong> – 01.09.<strong>2024</strong><br />

KARIN KNEFFEL<br />

FACE OF A WOMAN,<br />

HEAD OF A CHILD<br />

FRANZ GERTSCH<br />

RÜSCHEGGER ERDE<br />

08.06.<strong>2024</strong> – 01.09.<strong>2024</strong><br />

SCHNITT & DRUCK<br />

IN VARIATION<br />

80 JAHRE XYLON SCHWEIZ<br />

Karin Kneffel, «Ohne Titel / Untitled»<br />

[Ausschnitt / Detail], 2023, Diptychon / Diptych,<br />

Öl auf Leinwand / Oil on canvas, Je / each 120 ×100 cm<br />

Droege Art Collection © 2023, ProLitteris, Zurich<br />

Foto / Photo: Achim Kukulies, Düsseldorf<br />

www. museum-franzgertsch.ch


Von Grösse<br />

und<br />

Grazie<br />

Sammlung<br />

Oskar Reinhart<br />

«Am Römerholz»<br />

Winterthur<br />

18. Mai bis<br />

15. September<br />

<strong>2024</strong><br />

Maillol<br />

und<br />

Sintenis


Ana Jotta<br />

08.06.–15.09.<strong>2024</strong><br />

Kunsthalle kunsthalle<br />

Zürich zurich.ch<br />

La Kunsthalle<br />

Mulhouse<br />

Kunsthallemulhouse.com<br />

Entrée libre du mercredi au dimanche


AKTIONSTAG<br />

24<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

31.08.<strong>2024</strong><br />

Ahoi, Akku Kunstplattform,<br />

APROPOS, B74 Raum für Kunst,<br />

Benzeholz – Raum für<br />

zeitge nössische Kunst Meggen,<br />

Edizioni Galleria Periferia,<br />

Galerie Kriens, Galerie Müller,<br />

Galerie Urs Meile, Galerie<br />

Vitrine, Hans Erni Museum,<br />

Impulse Gallery, KALI Gallery,<br />

Kunsthalle Luzern, Kunstmuseum<br />

Luzern, Kunst und Vermittlung<br />

(K++V), marytwo, Museum im<br />

Bellpark, (ort), Peterskapelle,<br />

Raum K, Redaktion,<br />

sic! Elephanthouse, SSBL<br />

Das detaillierte Programm und die<br />

Begleitveranstaltungen der<br />

einzelnen Kunsträume findest du hier:<br />

www.kunsthoch-luzern.ch


MICHAELA ALLEMANN<br />

CHRISTINE BÄNNINGER<br />

KATHRIN BÄNZIGER<br />

MARILIN BRUN<br />

BRIGITT BÜRGI<br />

PAUL EGLI<br />

DANIELA EGLI-PETERMANN<br />

ULRICH ELSENER<br />

URSULA ANNA ENGLER<br />

KLODIN ERB<br />

VENUS<br />

VON<br />

EINE SPURENSUCHE<br />

MURI<br />

LARISSA-KATHARINA FREI-HUTTER<br />

PEARLIE FRISCH<br />

MONIKA & PIA GASSER&GISLER<br />

SEDA HEPSEV<br />

DIETER HOLLIGER<br />

KAROLA KEUSCH<br />

MAKSIM KLOPFSTEIN<br />

DENISE KOBLER<br />

CAROLA LANTERMANN<br />

MARIA JOSEFA LICHTSTEINER<br />

SARA MASÜGER<br />

BEATRIX MOTSCH<br />

VICTORINE MÜLLER<br />

VERONIKA MÜLLER<br />

MARLÈNE PICHLER<br />

NEDA RAZAVIPOUR<br />

RARE SEAMS (ROSEMARY RAUBER<br />

SINGLETON & SHAUN DZIEDZIC)<br />

VERENA ROMANENS<br />

MONIKA ROSA ROSSI<br />

UELI SAGER<br />

MARGRIT ROSA SCHMID<br />

VERENA A. SCHÜTZ<br />

ISABELL STERNER<br />

«STICKEN FÜR VENUS»<br />

(IRENE BRÜHWILER, CHRISTINE<br />

LÄUBLI, BARBARA WÄLCHLI KELLER,<br />

MARIANNA GOSTNER, RITA STEINER,<br />

JOHANNA ALBRECHT)<br />

BARBARA TRESCH-STUPPAN<br />

ANA VUJIĆ<br />

SINGISEN FORUM<br />

MUSEEN MURIKULTUR<br />

KLOSTERANLAGE MURI<br />

AUSSTELLUNG STAFFEL 2<br />

10. AUGUST ― 3. NOVEMBER <strong>2024</strong><br />

www.murikultur.ch<br />

www.venusvonmuri.ch<br />

rz_MK_<strong>Kunstbulletin</strong>_Venus_Staffel2_155x102_<strong>2024</strong>.indd 1 12.06.24 07:42<br />

collection mbal<br />

collection fondazione monte verità<br />

tonatiuh ambrosetti<br />

riccardo arena<br />

marco cordero<br />

oppy de bernardo<br />

fabrizio dusi<br />

fattucchiere<br />

filippo filliger & dorothée thébert<br />

olga fröbe-kapteyn<br />

francesca gagliardi<br />

johanna gschwend & moritz hossli<br />

maria guta & lauren huret<br />

maya hottarek<br />

lisa lurati<br />

ingeborg lüscher<br />

giaime meloni<br />

luca mengoni<br />

stéphane mercier<br />

pascal murer<br />

elena muresu<br />

una szeemann<br />

sophie taeuber & jean arp<br />

the cool couple<br />

marco useli<br />

marianne werefkin<br />

mary wigman<br />

mbal.ch<br />

mbalelocle


06.07. 20.10. <strong>2024</strong><br />

UGO RONDINONE<br />

CRY ME A RIVER<br />

Ugo Rondinone, sechstermaizweitausendundvierundzwanzig, <strong>2024</strong>, Wasserfarbe auf Leinwand, 66 × 51 cm, Courtesy the artist, Galerie Eva<br />

Presenhuber, Mennour, Esther Schipper, Gladstone Gallery, Kukje Gallery, und Sadie Coles HQ, Foto: Studio Rondinone


MATIAS<br />

ESTHER<br />

SPESCHA<br />

MATHIS<br />

ESPACES IMAGINAIRES<br />

11-05 – 27-10-<strong>2024</strong><br />

SPAZI SPESCHA TRUN – www.spazispescha.ch<br />

SST_Inserat KUBU-1/2S_DEF.indd 1 14.03.24 15:21<br />

VEBIKUS KUNSTHALLE SCHAFFHAUSEN<br />

2. JUNI−21. JULI <strong>2024</strong><br />

WHO<br />

CARES?!<br />

VEBIKUS.CH<br />

AKTUELLE PERSPEKTIVEN<br />

AUF SORGEARBEIT


Kunstmuseum / Kunsthalle<br />

Appenzell<br />

Die Ausstellung Allianzen wird freundlich unterstützt<br />

von:<br />

Susanne und Martin Knechtli-Kradolfer-Stiftung, Steinegg Stiftung, Hans und Wilma Stutz Stiftung, Dr. Fred Styger Stiftung,


1. JUNI –<br />

8. SEP 24<br />

BURNING DOWN<br />

THE HOUSE<br />

RETHINKING<br />

FAMILY<br />

6. APRIL –<br />

24. NOV 24<br />

EXPERIMENTAL<br />

ECOLOGY<br />

Museumstrasse 32<br />

9000 St.Gallen<br />

kunstmuseumsg.ch


Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger<br />

Der Eilige Geist<br />

kommt<br />

zur Ruhe<br />

www.eiligergeist.ch<br />

28. April bis<br />

3. November <strong>2024</strong><br />

✺✺✺ im Pilgerort<br />

Kloster Schönthal ✺<br />

✺✺


23. Juni bis 19. Dezember <strong>2024</strong><br />

Eva Wipf –<br />

Seismograf in Nacht<br />

und Licht<br />

Kunstmuseum Thurgau<br />

Ittinger Museum<br />

Kartause Ittingen<br />

www.kunstmuseum.tg.ch<br />

Detail aus Ohne Titel, Collage, Museum Eva Wipf, RC 544


SCHWEIZER MUSEUMSPASS<br />

ENTDECKEN SIE ÜBER<br />

500 SCHWEIZER MUSEEN<br />

365 TAGE KULTUR FÜR NUR 177.- CHF<br />

www.museumspass.ch


pendulum<br />

shift<br />

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L e Musée d e Bagne s<br />

Joan<br />

Ayrton<br />

au barrage de Mauvoisin<br />

30.06 – 06.10.<strong>2024</strong>


29.6.–<br />

31.10.<strong>2024</strong><br />

KRIS<br />

MARTIN & OLA<br />

KOLEHMAINEN<br />

AUS<br />

ÜBER-<br />

ZEUGUNG<br />

Kulturhaus Obere Stube<br />

Oberstadt 7<br />

CH-8260 Stein am Rhein<br />

kulturhaus-oberestube.ch<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

MÄRZ BIS OKTOBER<br />

Di–So: 10–17 Uhr<br />

Montag geschlossen<br />

240528_KulturhausObereStube_AusUeberzeugung_<strong>Kunstbulletin</strong>_128x187cm_RZ.indd 2 28.05.24 11:49


Abb.: Álvaro Siza. Self-portrait sketching, 1980 (aus: Notizbuch 51) ©Drawing Matter Collections<br />

Begin Again. Fail Better<br />

preliminary drawings in architecture (and art)<br />

gemeinsam mit Manuel Montenegro, Helen Thomas und<br />

Marco Bakker, mit Werken aus den Archiven von<br />

Drawing Matter (GB), ETHZ, EPFL, USI Mendrisio und<br />

von über 50 Schweizer Architekturbüros<br />

bis 25. <strong>August</strong> <strong>2024</strong><br />

Arbeit – und was es sonst noch<br />

zu tun gibt<br />

Schatzkammer Sammlung #8<br />

partizipatives Ausstellungsprojekt,<br />

kuratiert vom Wärchlade Olten<br />

bis 25. <strong>August</strong> <strong>2024</strong><br />

Kunstmuseum Olten<br />

www.kunstmuseumolten.ch


Ihr Engagement<br />

für die Kunst<br />

Gönnerbeitrag: CHF 250<br />

zzgl. Abonnement-Preis<br />

Unser Dankeschön:<br />

Gönneredition von Roman Signer<br />

↗ kunstbulletin.ch/goennerkreis<br />

Roman Signer · Flussaufwärts, 2008, Kunstdruck auf Premium-Hochglanzfotopapier,<br />

27 × 18 cm, Edition 220 + 20 AP. Foto: Aleksandra Signer


FOKUS<br />

Esther Mathis — Die unendliche<br />

Leichtigkeit des Aluminiums<br />

Esther Mathis. Foto: Gabriel Flückiger / Studio Antwerpen<br />

Das Licht ist ihr Pinsel, der Raum ihre Leinwand. Die Zürcher<br />

Künstlerin Esther Mathis zaubert mit reflektierenden Installationen<br />

und Objekten Stimmungsbilder in Ausstellungsräume. Dabei<br />

setzt der spielerische Umgang mit Aluminium, Spiegeln und<br />

Glas einen Kontrapunkt zu den klar strukturierten Formen ihres<br />

Denkens und der Materie. Zunehmend bewegt sich die Lichtmagierin<br />

auch im öffentlichen Raum. Der Vorteil: «Kunst und Bau<br />

ist für alle da und kostet keinen Eintritt», sagt sie. Feli Schindler<br />

26 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Esther Mathis, ‹Shifting Structures #2 / #3›, <strong>2024</strong>, Aluminium, 150 x 90 x 20 cm (vorne), 90 x 210 x 20 cm,<br />

Ausstellungsansicht Spazi Spescha, Trun. Foto: Esther Mathis<br />

FOKUS // ESTHER MATHIS<br />

27


Esther Mathis, ‹Blinds›, 2021/<strong>2024</strong>, programmierte, vertikale Spiegellamellen, 450 x 200 cm,<br />

Matias Spescha, ‹o.T.›, 1981 (hinten), Ausstellungsansicht Spazi Spescha, Trun. Foto: Lucia Degonda<br />

28 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


FOKUS // ESTHER MATHIS<br />

29


Esther Mathis, ‹To Disappear›, <strong>2024</strong>, Sprühfarbe auf Aluminiumwabe, 80 x 45 x 25 cm. Foto: E. Mathis<br />

30 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Dort, wo das rhätische Bähnchen und gelbe Postautos Kurven ziehen und wo sich der<br />

Vorderrhein durch grüne Matten schlängelt, befindet sich das Ziel: Trun, das Surselver<br />

Bergdorf, das einst über eine Tuchwarenfabrik verfügte, zeigt seit letztem Sommer<br />

in den Hallen des ehemaligen Industriebaus Kunst. Nicht irgendwelche Kunst,<br />

sondern die Gemälde und Installationen seines berühmtesten Sohnes, des Kunstmalers<br />

und Bildhauers Matias Spescha (1925–2008). In diesem zweiten Betriebsjahr<br />

gesellen sich nun Skulpturen und Objekte der Zürcherin Esther Mathis (*1985) zu<br />

den raumbezogenen Arbeiten des Bündners.<br />

Weiss auf Rot wie auf einem Pamphlet prangen die Lettern «Spazi Spescha» von<br />

den Glasbausteinen der alten Fabrik herab. Und beim Betreten der Hallen wird man<br />

als Erstes eines leisen Ratterns gewahr. Seltsam, als ob die Näherinnen oder Spescha<br />

selbst – er absolvierte seine Schneiderlehre just in diesen Räumen – an der Arbeit<br />

wären. Fehlanzeige. Esther Mathis’ Lamellenvorhang ‹Blinds›, der die Fensterfronten<br />

mit den Schneebergen im Hintergrund reflektiert, wird durch eine digitale, leise<br />

surrende Steuerung an der Decke in Bewegung gehalten. Mal zeigt sich draussen die<br />

Sonne, und warmes Licht erfüllt das Umfeld, mal verschwindet sie hinter den Wolken,<br />

und Schatten verdunkeln den Raum. Täuscht es nur, oder huschen da plötzlich Geister<br />

über die Lamellen? Video aus dem Stegreif, denkt man. Grossartig. «Ich liebe das<br />

Unvorhersehbare, das immer auch Teil meiner Kunst ist», sagt Esther Mathis. Dass<br />

das Lichtspiel den Raum immer wieder verändert, passt zu dem von Speschas Werk<br />

inspirierten Ausstellungstitel ‹Espaces imaginaires›: imaginäre Räume.<br />

In der Nacht sind nicht alle Katzen grau<br />

Die Nachtschattenbilder ‹Nightshades›, andernorts auch schon lose in den Raum<br />

gehängt, präsentieren sich in Trun wie eine Gemäldegalerie an den Wänden. Eine kluge<br />

Entscheidung, die das Dreierkuratorium Seraina Peer, Venice Spescha und Markus<br />

Hilfiker traf. «Zu viel Raumgreifendes bringt Unruhe», bestätigt Esther Mathis. Die<br />

Tafeln erzielen auch so wunderliche Effekte: samtschwarz von verblüffender Tiefenwirkung<br />

das eine, abweisend und kaltgrau das andere. Man denkt an analoge und<br />

digitale Fotografien. Es erstaunt deshalb kaum, bedient sich die als Fotografin ausgebildete<br />

Künstlerin hier eines Materials, das in der Studiofotografie dem Bündeln<br />

des Lichts dient: Aluminiumwaben. «Sie sind unglaublich stabil, gleichzeitig flexibel,<br />

leicht und feuerfest», schwärmt sie. Den schönsten Beweis dieser Materialisierung<br />

liefert die wie eine filigrane Weste an der Wand hängende Arbeit ‹To Disappear›, die<br />

über die Kunstwerke wacht und in ihrer Fragilität an die Zerbrechlichkeit des Menschen<br />

gemahnt.<br />

Zurück zu den ‹Nightshades›: Auf der Suche nach Darstellungsmöglichkeiten von<br />

Lichttemperaturen wählte Mathis seinerzeit Farben auf der RAL-Tabelle aus, die das<br />

Nachtlicht benennen, und liess anschliessend Wabenplatten damit besprühen. Liebt<br />

die Städterin die Nacht? «Das auch, aber es ist nicht der Grund, weshalb ich diese<br />

Arbeiten geschaffen habe. Mich interessiert die Lichtsituation im White Cube»,<br />

antwortet sie. «Das Licht im Ausstellungsraum hat im Laufe des Tages und in der<br />

FOKUS // ESTHER MATHIS<br />

31


Esther Mathis, ‹Fundamente›, 2022, 15 Betonelemente, Masse variabel, Oberstufenschulhaus Looren<br />

(Dahinden Heim Partner Architekten), Gemeinde Maur. Foto: Ursula Litschi<br />

32 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


FOKUS // ESTHER MATHIS<br />

33


Dämmerung unendlich viele Facetten und beeinflusst die Stimmung. Das möchte ich<br />

wiedergeben.» Fazit nach der Begegnung mit der Werkserie in Trun: In der Nacht ist<br />

nicht jedes Büsi grau und die Kunst sowieso nicht.<br />

Auf der Südseite des Spazi Spescha bilden schliesslich die fünf aus Folie gebauten<br />

Objekte ‹Shifting Structures› wortwörtlich das «High-light» der Ausstellung.<br />

Mehrfach geschichtet greifen Alubänder in gerasteter Anordnung ineinander, sodass<br />

dreidimensionale Skulpturen entstehen. Sind es abstrahierte Schiffe, Hochhäuser<br />

gar – alle im unfertigen Zustand, einfach ein bisschen schief? «Die Charakteristik<br />

des Materials entscheidet am Schluss, wie das Objekt aussieht», sagt Esther Mathis.<br />

Und in der Tat, wundersam schief halten sich die Gebilde im Gleichgewicht.<br />

Erdbebenarchitektur<br />

Handgezeichnete Skizzen von Rastern oder von vorhandenen Architekturen bilden<br />

nebst minutiöser Recherche die Basis zu den Arbeiten der Baumeisterin, die sich<br />

klar der Minimal Art etwa eines Walter De Maria verbunden fühlt. Ist Esther Mathis<br />

auch privat ein strukturierter Mensch? «Sagen wir so: Es hilft, wenn ich strukturiert<br />

bin. Wenn ich Sicherheiten habe. Umgekehrt hat mich die Erfahrung gelehrt, dass es<br />

im Leben ebenso hilfreich ist, flexibel zu bleiben und die Balance zu wahren. Erdbebenarchitektur<br />

sozusagen», lacht sie. Dass das Aluminium Falze und kleine Dellen<br />

aufweist und das einfallende Licht erneut bricht und reflektiert, setzt gerade im<br />

Zusammenspiel mit den Glasbausteinen der Fabrikfenster wunderbare Akzente. Die<br />

Objekte glitzern und schimmern nach allen Seiten.<br />

Grund zum Strahlen hat im Übrigen auch die Künstlerin: Bereits konnte sie mehrere<br />

Projekte im öffentlichen Raum realisieren, etwa die ‹Fundamente› fürs Schulhaus<br />

Looren in Maur. Die Idee dahinter: Anstatt Zement in den Boden zu versenken,<br />

Esther Mathis (*1985) lebt in Zürich<br />

2007 School of Visual Arts, New York<br />

2008 Bachelor Fotografie, Istituto Europeo di Design IED, Mailand<br />

2015 Master Fine Arts, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, Zürich<br />

Einzelausstellungen (Auswahl)<br />

2023 ‹Fenster›, Livie Gallery, Zürich<br />

2021 ‹Nightshades›, Livie Gallery, Zürich; ‹Luminaire›, Stiftung Binz39, Zürich<br />

2017 ‹Angles of Coincidence›, Kunsthalle Arbon<br />

2016 ‹Esther Mathis / Andreas Marti – Towards Tomorrow›, Trudelhaus, Baden<br />

2014 ‹Era fluido›, Galleria Metronom, Modena<br />

Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />

2022 ‹Dezemberausstellung – Fokus›, Kunst Museum Winterthur<br />

2020 ‹Vetro›, Galleria Studio la Città, Verona<br />

2019 Werkschau Kanton Zürich, Haus Konstruktiv Zürich; ‹Paradise Lost›, Biennale Weiertal, Winterthur<br />

2016 Photo Biennale, Shenzhen<br />

2015 ‹The Never Ending Story – DOings & KNOTs›, Tallinn Art Hall<br />

34 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


platzierte Mathis Betonplattformen in den Schulhof, auf denen die Heranwachsenden<br />

– Nemo gleich – ihre Balance austesten können. «Bei Kunst am Bau geht es um<br />

Menschen, die damit leben: täglich. Das ist entscheidend.»<br />

Nun hat die 39-jährige Zürcherin gleich drei weitere solche Projekte in der Pipeline:<br />

Kurz vor Abschluss befindet sich das Polizeigebäude in der Telli Aarau. Grundlage<br />

für die gemusterten, chrombedampften Fenster ist ein mathematisch dynamisches<br />

System – ein Programm, das der US-amerikanische Wissenschaftler Stephen<br />

Wolfram (*1959) entwickelt hat und das in der Mathematik und Physik zur Anwendung<br />

kommt. Salopp ausgedrückt generiert es laufend Bilder aus kleinen Quadraten,<br />

die sich aneinanderreihen oder plötzlich wieder auseinanderfallen. Ordnung und<br />

Chaos im Polizeialltag sozusagen, künstlerisch umgesetzt in geometrischen Mustern<br />

auf Glas. Das klingt kompliziert, sieht am Ende aber sehr schlicht und – je nach Lichteinfall<br />

– gleichzeitig dynamisch verspielt aus.<br />

Rückgrat der Gesellschaft<br />

Besonders filigran mutet auch das aus Alustiften in Wabenform gefertigte Modell<br />

an, das im Atelier der Künstlerin wie eine Schlange von der Decke baumelt. ‹Spine›,<br />

die zwanzig Meter lange, ultraleichte Wirbelsäule, wird in Zukunft über mehrere<br />

Stockwerke hinweg den Innenhof der Berufsfachschule für Detailhandel und soziale<br />

Berufe in Winterthur schmücken. «Keine Frage, diese Leute sind das Rückgrat unserer<br />

Gesellschaft», so Mathis zum symbolischen Gehalt der Arbeit. Und last, but not<br />

least wird die Künstlerin bei der Schulanlage Stöckacker in Bern den unter Denkmal<br />

stehenden Verbindungsgang zwischen den Gebäuden mit irisierendem Glas wiederbeleben.<br />

Weshalb die Sicht durch die bunten Fenster nach aussen eine andere ist<br />

als jene nach innen und sicher zur Aufheiterung im Schullalltag beiträgt, erfährt man<br />

frühestens 2025, wenn die Renovationsarbeiten abgeschlossen sind. Keine Frage,<br />

Esther Mathis ist auf dem Weg in den öffentlichen Raum kaum mehr zu bremsen.<br />

Aus serdem ist sie künstlerische Mitarbeiterin an der ZHdK, Mama eines kleinen Jungen<br />

und Anwärterin eines PhD: In dieser Frau steckt viel Energie.<br />

Die Zitate stammen aus einem Gespräch mit der Künstlerin in ihrem Zürcher Atelier am 22.5.<strong>2024</strong>.<br />

Feli Schindler ist Kunst- und Kulturjournalistin. feli.schindler@bluewin.ch<br />

→ ‹Matias Spescha / Esther Mathis – Espaces Imaginaires›, Spazi Spescha, Trun, bis 27.10.<br />

↗ spazispescha.ch ↗ trun-cultura.ch<br />

FOKUS // ESTHER MATHIS<br />

35


Kunstvolle Lesetipps — Abtauchen<br />

zwischen Fakt und Fiktion<br />

Literatur und bildende Kunst haben sich schon immer gegenseitig<br />

befruchtet. Genauso wie Geschichten und Gedichte bis<br />

heute Gemälde, Objekte oder Filme inspirieren, führt umgekehrt<br />

die Kunst zu spannenden Plots – zur grossen Freude von uns<br />

Kunstliebhaber:innen. Denn wenn im Sommerurlaub am Strand<br />

oder auf dem Berggipfel das Museum nicht in unmittelbarer<br />

Nähe liegt und Ausstellungskataloge meist kein reisetaugliches<br />

Format haben, so können wir die Kunst im Roman problemlos im<br />

Gepäck mitführen. Die <strong>Kunstbulletin</strong>-Redaktion hat darum gemeinsam<br />

mit einigen Autor:innen Lesetipps für Sie zusammengestellt.<br />

Die ausgewählten Titel bilden ein breites Spektrum von<br />

der tatsachenbasierten Erzählung bis zum gänzlich frei erfundenen<br />

Kunstkrimi ab, sodass für jede:n etwas dabei ist. Und mit<br />

etwas Glück können Sie den vorgestellten Titel Ihrer Wahl gewinnen.<br />

Den Hinweis zur Verlosung finden Sie am Ende des Beitrags.<br />

Wir wünschen eine anregende Lektüre! Fotos: Yves Roth<br />

36 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


María Gainza, ‹Schwarzlicht›, dt. Erstausgabe, Verlag Klaus Wagenbach, 2023<br />

Ist eine gute Fälschung nicht besser als ein schlechtes Original?<br />

Die Kunstkritikerin María Lydis mietet sich in einem luxuriösen Hotel ein. Sie hat gerade<br />

ihre Stelle verloren und lässt zwischen Marmorbad und Louis-seize-Schreibtisch<br />

ihr Leben Revue passieren. María Lydis ist nicht ihr wahrer Name. Das erzählt<br />

sie freimütig auf der ersten Seite. Aber, was ist schon Wahrheit? Ein fragiles Pflänzchen,<br />

das in diesem faszinierenden Roman von schillernden Blüten umwuchert wird.<br />

Lydis verdankt ihre Ausbildung Enriqueta Macedo, der angesehensten Kunstexpertin<br />

des Landes. Sie weihte Lydis in die Kunst ein, Kunstfälschungen mit blossem Auge<br />

zu erkennen. Für den Schützling bleibt die Grande Dame immer ein wenig mysteriös.<br />

Über Macedos Arbeitszimmer schreibt sie einmal: «Es hätte ohne weiteres sein können,<br />

dass eins der Bücherregale nur die Tarnung einer Geheimtür war.»<br />

Macedo deklarierte oft Fälschungen als Originale. Sie hatte also tatsächlich ein<br />

Geheimnis – und einen Kreis von Mitwissenden. In dessen Zentrum stand La Negra,<br />

eine geradezu mystische Figur. Sie verstand sich perfekt darauf, Gemälde im Stil<br />

berühmter Porträtmalerinnen zu fertigen. Lydis macht sich auf die Suche nach der<br />

verschwundenen Meisterfälscherin und befragt dabei die Bedeutung der Originalität<br />

in der Kunst. Ist nicht eine echt gute Fälschung besser als ein schlechtes Original?<br />

Zum Lesevergnügen wird diese Recherche durch María Gainzas eigenwillige Sprache,<br />

lässig und hier und da mit überraschenden Metaphern angereichert. Alice Henkes<br />

FOKUS // KUNSTVOLLE LESETIPPS<br />

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Martina Clavadetscher, ‹Vor aller Augen›, Unionsverlag, 2022<br />

Den Blick erwidern<br />

Die Körper von 19 Frauen liegen zwischen den kurzen Texten auf Papier gedruckt. Als<br />

Leser:in betrachten wir Porträts, Studien und Selbstbildnisse, bevor wir in die Geschichten<br />

der Dargestellten, die hier selbst zu Wort kommen, eintauchen: von Cecilia<br />

Gallerani, Leonardo da Vincis ‹Dame mit Hermelin› (1489/90), über Marie-Guillemine<br />

Benoists ‹Portrait de Madeleine› (1800) bis zum Bildnis der US-amerikanischen<br />

Schauspielerin und Schriftstellerin Alice Childress (1950). «Dieser Seelensammlerin<br />

Alice Neel konnte ich sowieso nichts vorspielen. Die gierige Beobachterin sah alles,<br />

was ich ihr darbot (…) Nur meinen Blick, den schenkte ich ihr nicht», widersetzt sich<br />

Letztere ihrer Malerin.<br />

Die Schweizer Autorin Martina Clavadetscher schaut in ‹Vor aller Augen› genauer<br />

auf die Blickhierarchien zwischen Modell und Künstler:in, Muse und Betrachter:in.<br />

Sie geht mit Lösungsmittel und Tupfer hinter die getrockneten Farbschichten und<br />

legt Identitäten und Geschichten frei, die spekulative Vermutungen und einen Perspektivwechsel<br />

ermöglichen. Die Autorin will den Frauen der Kunst eine Stimme<br />

geben, deren Körper zum allgemeinen Kulturgut zählen, die bislang aber oft stumm<br />

blieben, überhört oder vergessen wurden. In stets eigenwilliger Sprache, auch mal im<br />

Dialog oder als Gedicht, nimmt Clavadetscher die Leser:innen auf eine Zeitreise mit,<br />

die Lücken füllt. Gianna Rovere<br />

38 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Kristof Magnusson, ‹Ein Mann der Kunst›, Verlag Antje Kunstmann, 2020<br />

Polternder Kunststreit mit Rheinpanorama<br />

Ein fiktiver Förderverein möchte dem ebenfalls fiktiven Künstler KD Pratz ein Museum<br />

errichten. Um die Werkauswahl dafür zu besprechen, besucht der Vereinsvorstand<br />

Pratz in seinem Atelier. Die Reise beginnt wie eine Vergnügungstour mit einer<br />

fidelen Schifffahrt, doch die Stimmung kippt sehr bald und vor allem: sehr gründlich.<br />

KD Pratz, mit seiner Malerei international erfolgreich, lebt seit vielen Jahren schon<br />

zurückgezogen auf einer Burg hoch über dem Rhein. Er inszeniert sich als Mix aus<br />

enervierter Diva und markigem Kraftgenie. Von den Zinnen seiner Burg herab wettert<br />

er gegen die Oberflächlichkeit und Eitelkeit des Kunstmarkts. Eigene Fehler und<br />

Schwächen übersieht er dabei grosszügig. Die Damen und Herren des Fördervereins<br />

reagieren betupft, heimlich-fasziniert oder offen verärgert. Aus dem Atelierbesuch<br />

beim bewunderten Star wird eine verbale Saalschlacht rund um Fragen der Kunst.<br />

Den Zusammenprall zwischen kunstfrommen Fans, die in der Kultur das Höhere<br />

suchen (oder vielleicht auch nur den Zeitvertreib), und marktmüdem Künstler erzählt<br />

Kristof Magnusson in heiterem, ja fast naivem Ton, der geschickt überspielt, wie genau<br />

der Autor der Realität auf die Finger schaut. Pratz ist zwar fiktiv, ganz aus der<br />

Luft gegriffen ist er nicht. Es steckt in seinen missmutigen Monologen so manche<br />

scharfsinnige Gegenwartskritik. Eine launige Satire auf den Kunstbetrieb, die sich<br />

sehr vergnüglich liest: leicht, aber nicht seicht. Alice Henkes<br />

FOKUS // KUNSTVOLLE LESETIPPS<br />

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Anita Siegfried, ‹Die Prinzen der urbanen Wüste – Auf den Spuren von Mario Comensoli›, bilgerverlag, 2023<br />

Leben und malen mit Blick auf die Ränder<br />

Dieses Buch hat Fahrtwind. Gleich der erste Satz schwingt uns auf den Sattel von<br />

Mario Comensolis «bici», und schon gleiten wir mit ihm durch Zürich in sein Atelier.<br />

Das Velo bedeutete dem Künstler Freiheit, Antikultur, gar ein Stück Anarchie. Mit<br />

diesem Fahrgefühl lenkt uns Anita Siegfried durch Leben und Werk des Malers und<br />

lässt dabei viel Zeitgeschichte Revue passieren – von der italienischen Emigration in<br />

die Schweiz über die Jugendbewegung und den künstlerischen Aufbruch der späten<br />

1970er bis hin zur offenen Drogenszene. Der in Lugano geborene Mario Comensoli,<br />

der sich selbst als Aussenseiter betrachtete, fand in den Menschen abseits des Establishments<br />

die Motive seiner Malerei. Wie ein Film befördern uns die einzelnen<br />

Kapitel hinein in lebendig beschriebene Szenen, die durch ihre visuelle Kraft in uns<br />

haften bleiben. Die Episoden reichert die Autorin mit zahlreichen O-Tönen an, die<br />

sie im Archiv der Mario und Hélène Comensoli-Stiftung aufgespürt hat. Sie erzählen<br />

vom Künstler:innen-Dasein, das immer prekär ist und abhängig von einzelnen<br />

Fürsprecher:innen, die einem Türen öffnen; dem Kreuzfeuer der Öffentlichkeit ausgesetzt,<br />

die Kunstwerke auch wieder zum Verschwinden bringen kann. Erst als wir<br />

mit Mario Comensoli im Atelier ankommen, stoppt die Fahrt, endgültig. Die Räder<br />

spulten uns sein Leben in Rückblenden ab – dies nur eine der literarischen Finessen,<br />

die dieses Buch hors catégorie so spannend lesen lassen. Meret Arnold<br />

40 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Lion Feuchtwanger, ‹Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis›, dt. 14. Aufl., Aufbau Verlag, 2019<br />

Malen im Bann von Prunk und Schrecken<br />

‹Goya› erhielt ich als Geschenk, und mit etwas Verzug begann ich zu lesen: «Gegen<br />

Ende des achtzehnten Jahrhunderts war fast überall in Westeuropa das Mittelalter<br />

ausgetilgt. Auf der Iberischen Halbinsel, die auf drei Seiten vom Meer, auf der vierten<br />

von Bergen abgeschlossen ist, dauert es fort.» Und schon war ich mittendrin in einem<br />

Roman über eine epochale Künstlerpersönlichkeit, deren vielschichtig schillernde<br />

Malerei alles einschliesst, was das Leben damals und heute ausmacht: Liebe, Verrat,<br />

politisches Kalkül und den Mut, Ambivalenzen auszuhalten.<br />

Goya lebte gefährlich, mehrmals nahm ihn die Inquisition ins Fadenkreuz, im Alter<br />

wurde er taub. Wie es ihm gelang, seinen königlichen Auftraggebern ein glorios-groteskes<br />

Familienporträt unterzujubeln, ohne deren Gunst zu verscherzen, wie er der<br />

Inquisition entwischte, obwohl er den Klerus wie auch den Adel in seinen ‹Caprichos›<br />

schrill karikierte und dämonisierte, das bleibt auch nach sechshundert Seiten ein<br />

Rätsel. Deutlich wird aber, dass seine Kunst geprägt war von einem zwischen Rittertum,<br />

Königshäusern, Inquisition und Aufklärung zerrissenen Jahrhundert. Diese<br />

Komplexität literarisch zu fassen forderte detaillierte Recherchen und Empathie. Die<br />

Differenziertheit, mit welcher uns der von den Nazis ins amerikanische Exil getriebene<br />

Autor Lion Feuchtwanger (1884–1958) den Maler Goya vor Augen führt, ist wie alle<br />

guten Dinge im Leben ein Geschenk. Claudia Jolles<br />

FOKUS // KUNSTVOLLE LESETIPPS<br />

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Siri Hustvedt, ‹Mütter, Väter und Täter›, dt. Erstausgabe, Rowohlt Verlag, 2023<br />

Schreiben, Lesen, Sehen<br />

Es ist ein Buch für Autorinnen und Autoren. Es ist ein Plädoyer fürs Lesen. Und das<br />

Zeugnis einer Denkerin, die Fragen der Gegenwart mit grosser Ehrlichkeit zu durchleuchten<br />

weiss. Psychoanalyse und Neurowissenschaft sind Schwerpunkte in ihrer<br />

Nachdenklichkeit, Feminismus, bildende Kunst sowie das Schreiben als eine Disziplin,<br />

die ihre Vorbilder achtet und ihre Stoffe immer wieder im eigenen Erleben findet.<br />

Essays aus zehn Jahren hat die «intellektuelle Vagabundin» Siri Hustvedt unter<br />

dem Titel ‹Mütter, Väter und Täter› zusammengefasst. Das Narrativ der Grenze, die<br />

unser Selbst- und Fremdbild in scheinbar klare Konturen fasst, zieht sich aus verschiedenen<br />

Richtungen durch das über vierhundert Seiten umfassende Buch. Im Bild<br />

der territorialen Abgrenzung entlarvt Hustvedt eine kollektive Illusion, die bis in die<br />

Schilderung unserer Körper vorgedrungen ist und dem politischen Willen zu Trennung,<br />

Ordnung und Reinheit ein wissenschaftlich beglaubigtes Vokabular zur Hand<br />

gibt. Dass sich jedes Leben im Ursprung einer Durchmischung verdankt und einem<br />

Erbe, in dem Verschiedenheit regiert, dafür steht Siri Hustvedt selbst. Wie eine rote<br />

Spur zieht sich ihr Lebenslauf durch die Texte. Wir begegnen der Enkelin, der Tochter<br />

und Studentin, dem Mentee, der Mutter und Partnerin – und immer einer Intellektuellen,<br />

die auch ihre Lektüre von Kunst in der langen Geschichte gesellschaftlich<br />

determinierter Blicke verankert. Isabel Zürcher<br />

42 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Rachel Cusk, ‹Der andere Ort›, dt. Erstausgabe, Suhrkamp Verlag, 2021<br />

Die langen Schatten der Künstlermythen<br />

Die Landschaft ist weit, das Beziehungsgefüge beklemmend und die gehörige Portion<br />

Androzentrismus, die uns Rachel Cusk auftischt, schwer verdaulich. Wie ihre früheren<br />

Bücher beleuchtet ‹Der andere Ort› die Bindungen und Lossagungen eines Frauenlebens<br />

– doch diesmal mischt sich die Kunst ins zwischenmenschliche Geflecht.<br />

Die Protagonistin wurde einst durch Gemälde aus einer Existenzkrise gehievt, nun<br />

lädt sie deren alternden Schöpfer ins Gästehaus ihres abgelegenen Grundstücks ein:<br />

Es wird zur Bühne eines Dramas, in dem auch eine frivole Gefährtin, ein bodenständiger<br />

Ehemann und eine herangewachsene Tochter mitsamt neuer Liebschaft auftreten.<br />

Inmitten dieser Staffage trifft die Frau auf einen Künstler, der ihre Unterwürfigkeit<br />

auskostet, während sie ihn weiterhin als Heilsbringer und Genie mythologisiert.<br />

Lieber sähe man dieses althergebrachte Figurenverhältnis überwunden als reproduziert.<br />

Doch der Roman beruht auf dem fast hundert Jahre alten Bericht von Mabel<br />

Dodge Luhan über den Aufenthalt des Schriftstellers D.H. Lawrence in ihrer Künstlerkolonie.<br />

Derart historisch grundiert, lässt uns Cusks zeitgenössisches Kammerspiel<br />

darüber nachdenken, ob sich die langen Schatten der Künstlermythen noch heute in<br />

unser Kunsterleben einschleichen. Und ihr jüngster Roman, ‹Parade›, verspricht, die<br />

Gedanken über Verheissung und Verhängnis der Kunst nahtlos weiterzuspinnen – er<br />

erscheint dieser Tage auf Deutsch. <strong>Juli</strong>a Schmidt<br />

FOKUS // KUNSTVOLLE LESETIPPS<br />

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Theresia Enzensberger, ‹Blaupause›, Carl Hanser Verlag, 2017<br />

Von Aufbruch und Widerspruch am Bauhaus<br />

Für ihren ersten architektonischen Entwurf, der filigran und schwebend wirken sollte,<br />

stösst die junge Studentin Luise Schilling am Weimarer Bauhaus auf Kritik. Statt<br />

in die Architekturabteilung wird sie in die Textilwerkstatt eingeteilt. Dabei hatte sie<br />

andere Pläne. Schrittweise erarbeitet sie sich ihre Freiräume, bis sie auf Druck ihrer<br />

Eltern die Schule verlassen muss. Nach dem Bruch mit der Familie kehrt sie 1927 an<br />

das neu gegründete Bauhaus in Dessau zurück und beendet ihr Studium mit einem<br />

Architekturdiplom, aber auch mit Ernüchterung. Ein Ort der Gleichberechtigung, wie<br />

ihn Walter Gropius 1919 propagiert hatte, ist das Bauhaus nie gewesen.<br />

Die Gleichstellung der Künste galt nicht für die Gemeinschaft: Zwar stellten Frauen<br />

anfangs die Mehrheit der Studierenden, doch wurden sie systematisch aus Werkstätten,<br />

Wirtschaft und Geschichtsbüchern verdrängt. Auch Luise Schilling emigriert<br />

schliesslich in die USA, wo sie sich für eine Stadtplanung einsetzt, die nicht nur ästhetische<br />

Funktionalität, sondern auch die darin lebenden Menschen berücksichtigt.<br />

Vor dem Hintergrund der politisch instabilen Weimarer Republik führt uns Theresia<br />

Enzensberger in ihrem Debüt ‹Blaupause› an einen spannungsgeladenen Ort voller<br />

Visionen und Widersprüche. Sie macht Intrigen der Moderne ebenso sichtbar wie<br />

Emanzipation und persönliche Neuorientierung – darin liegt die Stärke und Faszination<br />

des Romans. Valentina Bischof<br />

44 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Daniel Kehlmann, ‹F›, Rowohlt Verlag, 2013<br />

Gott, Geld, die Kunst und das Scheitern<br />

Ausgerechnet dem Kunstliebhaber geht’s an den Kragen in diesem spannungsgeladenen<br />

Psychogramm einer Familie, das ganz nebenbei die grossen Fragen der menschlichen<br />

Existenz, nach Schicksal und Zufall, Schein und Sein stellt. Drei Halbbrüder<br />

stehen im Zentrum von Daniel Kehlmanns ‹F›: ein Pfarrer mit Hang zur Völlerei, der<br />

nicht an Gott glaubt. Ein hochverschuldeter Vermögensverwalter mit schizophrenen<br />

Anwandlungen. Dessen Zwilling, ein gescheiterter Künstler, aber heute angesehener<br />

Kunstexperte, als der er sich und seinem verstorbenen, malenden Liebhaber mit unlauteren<br />

Mitteln zum Ruhm verhalf. Er ist der sympathischste von drei eher unbequemen<br />

Figuren, denen man dennoch gebannt folgt, wenn sie uns nacheinander als<br />

Ich-Erzähler an ihrem prekären Alltag teilhaben lassen. Und an der Beziehung zum<br />

gemeinsamen Vater, der sich früh aus dem Staub machte und danach erfolgreiche,<br />

kryptische Prosa veröffentlichte, die Botschaften an die Söhne zu enthalten scheint.<br />

Der unheilsame Höhepunkt des Romans lässt sich trotzdem nicht aufhalten. Ist das<br />

alles tatsächlich einem zwielichtigen, gefeierten Hypnotiseur geschuldet, dessen<br />

Show die drei Protagonisten in ihrer Jugend mit dem Vater besuchten? Das bleibt,<br />

wie so vieles in diesem Page-Turner, ein «Geheimnis des Glaubens». Deborah Keller<br />

→ Wettbewerb: Je ein Exemplar der hier vorgestellten Bücher wird verlost. Mailen Sie uns Ihren<br />

Wunschtitel und Ihre Adresse bis 31.7. ↗ redaktion@kunstbulletin.ch<br />

FOKUS // KUNSTVOLLE LESETIPPS<br />

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Dunja Herzog — Von Geschichten zur gr<br />

Dunja Herzog, ‹Blue Gold – Soft Spheres›, 2020, Indigo auf Baumwollchiffon aus Oshogbo, Färbewaid auf<br />

Leinen aus Erfurt; ‹Army of Frogs›, 2018–2020 (unten), Ansicht Kunstmuseum Solothurn. Foto: David Aebi<br />

46 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


össeren Erzählung<br />

FOKUS // DUNJA HERZOG<br />

47


Dunja Herzog, ‹Sea Sheets (Logic of Connectivity›, <strong>2024</strong>, Vorhänge aus Nori-Algenblättern, Eisenstange;<br />

‹She / They›, 2017 (links), diverse Materialien, Ansicht Kunstmuseum Solothurn. Foto: David Aebi<br />

48 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Von den Verflechtungen der westlichen Welt mit dem Globalen<br />

Süden kündet Dunja Herzogs Soloschau im Kunstmuseum Solothurn.<br />

Die Künstlerin selbst ist massgeblich mit dem afrikanischen<br />

Kontinent vertraut. Sie kooperiert dort mit diversen Akteur:innen,<br />

schreibt mittels Kunst Erzählungen fort und versetzt sie in eine<br />

kritische wie sinnlich erfahrbare Gegenwart. Marc Munter<br />

Die Objekte und Installationen von Dunja Herzog (*1976) erscheinen so konkret, wie<br />

umgekehrt die Geschichten dahinter verschlungen und komplex sind. Kraft ihrer<br />

Gestalt und Präsenz nehmen sie uns beim Gang durch die Ausstellung aber immer<br />

wieder ein, sie machen Zusammenhänge sichtbar und öffnen verschiedenste Assoziationsräume.<br />

Die von der Künstlerin mit der Gastkuratorin Marianne Burki eingerichtete<br />

Schau im Kunstmuseum Solothurn zeugt von einem feinen Gespür für die<br />

Kunst in den Räumen, worin sich die Werke zu einzelnen Geschichten verdichten und<br />

im Rundgang teilweise fortsetzen. Für den Aufbau weilte die Basler Künstlerin in der<br />

Schweiz, lebt sonst aber in Pretoria. Seit 2003 hält sie sich regelmässig für längere<br />

Zeit in Afrika auf, teilweise finanziert mit Stipendien: neben Südafrika etwa in Sambia<br />

oder Nigeria. Bereits als Kind verbrachte sie zwei Jahre mit den Eltern in Kamerun,<br />

und ihre Verbindung zum Kontinent riss seither nie ganz ab. Beim Projekt ‹Exit<br />

Tour› (2006), einer Busreise mit mehreren Kunstschaffenden und Stationen von Lagos<br />

bis Dakar, wirkte sie auch aktiv beim Aufbau eines Netzwerks westafrikanischer<br />

Künstler:innen mit. Ihre Werke wurden schon vielerorts gezeigt: im MAXXI in Rom, an<br />

der Lagos Biennale oder im Kölnischen Kunstverein. 2019 kam sie gar auf die Shortlist<br />

für den Schweizer Pavillon an der Biennale Venedig. Zur Ausstellung erscheint<br />

nun auch ein Katalog zu ihrem Schaffen der letzten zwanzig Jahre.<br />

Gegenüberstellungen und Verflechtungen<br />

Bereits beim Betreten des Museums sind aus den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss<br />

Klänge und Melodien zu vernehmen, mal mit, mal ohne Gesang. Im Pressetext<br />

wird der Klang auch als «verbindendes Element und roter Faden» angeführt,<br />

der die «einzelnen Säle unterschiedlich prägt». Indes gibt im ersten Raum zunächst<br />

ein eher spür- als hörbares Wummern den Ton an. Tatsächlich entstammt es dem<br />

Erdinnern von Lagos in Nigeria, wo Dunja Herzog den Soundartisten Leke «CHiFY»<br />

Awoyayinka mit der Tonspur zu ihrem Video ‹Unter Tage› (2020) beauftragte. Dieses<br />

zeigt Aufnahmen aus dem Innern einer ehemaligen Kupfermine in Sachsen-Anhalt.<br />

Gekonnt gefilmt, entschwindet das bei der Kamerafahrt aus dem Bergwerk hinaus<br />

aufschimmernde Erzgestein immer wieder im Dunkel.<br />

«Mir ist sehr wichtig, dass wir mit dem Körper und seinen vielen Sensoren einen<br />

Raum betreten und so wahrnehmen können, was das Material, die Kunst, mit uns<br />

macht; auf einer sinnlichen, somatischen Ebene.» Dunja Herzog, Solothurn, 31.5.<strong>2024</strong><br />

FOKUS // DUNJA HERZOG<br />

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Dunja Herzog, ‹A Personal Affair. Digging to Remember Forward. Part 3›, 2017–<strong>2024</strong>, u. a. Möbel von<br />

UTC Nigeria Ltd., Klebefolie, Poster, Buch, Sound, Ansicht Kunstmuseum Solothurn. Foto: David Aebi<br />

50 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


FOKUS // DUNJA HERZOG<br />

51


Obwohl die beiden Standorte in Nigeria und Deutschland auf den ersten Blick<br />

nichts miteinander zu tun haben, ist ihre Verbindung exemplarisch für die Herangehensweise<br />

und die Intentionen der Künstlerin: Durch Gegenüberstellungen wie diese<br />

macht sie Zusammenhänge zwischen den zwar weit entfernten, doch wirtschaftlich<br />

und politisch eng verknüpften Regionen sichtbar. In afrikanischen Ländern betreiben<br />

westliche Firmen bis heute Raubbau zur Gewinnung des gefragten Kupfers, während<br />

heimische Mienen wie jene in Deutschland schon länger stillgelegt sind. Mit<br />

ihren Rohstoffunternehmen ist die Schweiz weltmarktführend in der Branche, und<br />

die Steuern aus dem profitablen Geschäft fliessen nicht zuletzt in den öffentlichen<br />

Kulturetat und die Fördergelder. Hier schliesst sich der Kreis zur Künstlerin, weshalb<br />

ihr umso mehr daran liegt, die ausbeuterischen und ökologisch wie sozial problematischen<br />

Verstrickungen zu hinterfragen, ohne sich selber aus der Verantwortung<br />

zu ziehen. Sie zeigt aber auch Alternativen zur Ausbeutungswirtschaft und sinnliche<br />

Facetten des Metalls auf: Seit 2016 stellt sie zusammen mit dem Lagos Space Programme<br />

fair produzierten Schmuck aus einer Kupferlegierung her, wie sie besonders<br />

in Westafrika verbreitet ist – zur Zierde und als Material, dem positive Energien zugeschrieben<br />

werden. Über eine Website und an der Museumskasse steht der Schmuck<br />

auch zum Verkauf.<br />

Weiter erinnert eine ‹Army of Frogs› (2018–2020) an die über sechzig Tonnen metallhaltigen<br />

Elektroschrott, der jährlich weltweit anfällt und unter anderem in Nigeria<br />

entsorgt wird. Sinngemäss kriecht uns eine Schar Frösche aus recyceltem Messing<br />

am Boden entgegen. Die fein gearbeiteten und goldig glänzenden Amphibienattrappen<br />

wirken abschreckend und schön zugleich; für die Medizin in Nigeria haben die<br />

reellen Tiere gar heilende Kräfte.<br />

Rohstoffvorkommen und zwiespältige Handelsbeziehungen<br />

Einen Blickfang im ersten Ausstellungsraum bieten zwei grosse, ineinanderlaufende<br />

Stoffbahnen, eine aus Baumwolle, eine aus Leinen. Sie sind zylinderförmig von<br />

der Decke abgehängt und führen uns einem Kreislauf gleich in ihr Inneres, wo auch<br />

die erwähnte Videoarbeit zu sehen ist. Erstere Stoffbahn ist mit Indigo aus Lagos,<br />

zweitere mit blauem Färbewaid aus Erfurt eingefärbt. Gemeinsam bringen sie wiederum<br />

die wirtschaftliche Bedeutung der Rohstoffvorkommen und die Verbindung<br />

ihrer Ursprungsorte zum Ausdruck: Durch den Kolonialhandel wurde das deutsche<br />

Färbemittel ab dem 16. Jahrhundert vom nigerianischen Indigo verdrängt. In jüngerer<br />

Zeit traten an dessen Stelle jedoch chemische Farbstoffe, vor allem von der Basler<br />

Pharmafirma CIBA. Den Vertrieb in Nigeria übernahm die Union Trading Company<br />

«In der Installation ‹Under a Glass Bell› liegen Schellen unter Wasser, symbolisch<br />

für den Hofnarren, der früher immer alles sagen durfte; hier nun aber wirken<br />

sie wie ertrunken, verstummt. Dies ist etwa in Bezug auf die Meinungsfreiheit sehr<br />

aktuell, im Sinne von ‹wer wird gehört?› oder ‹wer darf was sagen?›». Dunja Herzog,<br />

Solothurn, 31.5.<strong>2024</strong><br />

52 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Asante-Uhr, Datierung unbekannt, Gold (17 g), Leihgabe Museum der Kulturen Basel.<br />

Foto: Hanspeter Bärtschi<br />

FOKUS // DUNJA HERZOG<br />

53


UTC, ein Handelsunternehmen, das der christlichen Basler Mission nahestand. Solche<br />

Hintergründe recherchiert die Künstlerin jeweils aufwendig, und bezeichnenderweise<br />

münden die Geschichten der Metalle und Farbstoffe in jene von mächtigen<br />

Schweizer Firmen und missionarischen Unternehmungen.<br />

Daneben symbolisiert ein goldenes Artefakt der westafrikanischen Asante-Kultur<br />

in der Form einer Taschenuhr die Verhältnisse zur Kolonialzeit. So ist die Uhr aus<br />

dem 17. Jahrhundert heute im Besitz des Basler Museum der Kulturen. Auch findet<br />

der Bezug zur UTC in der Ausstellung eine sichtbare Fortsetzung: in der Installation<br />

‹A Personal Affair. Digging to Remember Forward. Part 3› (2017–<strong>2024</strong>) mit ausrangierten<br />

Möbeln und allerlei Inventar des ehemaligen Sitzes der Firma in Nigeria, wo diese<br />

ab 1932 jahrzehntelang aktiv war. Passend zum Ausstellungsraum mit Terrazzoboden,<br />

grauen Fussleisten und heruntergelassenen Jalousien ist die Installation als<br />

Dunja Herzog (*1976, Basel) lebt in Pretoria<br />

2001–2004 Bachelor of Arts, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW<br />

2010–2012 Master of Fine Art, Glasgow School of Art<br />

Einzelausstellungen (Auswahl)<br />

2022 ‹Hum›, Victoria Yards, Johannesburg<br />

2020 ‹Meanwhile›, Kölnischer Kunstverein<br />

2018 ‹Shift and Drift› (mit Ayami Awazuhara), Kunstverein Göttingen<br />

2016 ‹The Word for World is Forest›, 1646, Den Haag<br />

2015 ‹A bigger page than usual allows writing beyond an end›, New Bretagne Belle Air, Essen<br />

2014 ‹I know it’s a zebra when I see stripes›, Piano Nobile, Genf<br />

2013 ‹Laughter is usually the end of the conversation›, Istituto Svizzero, Mailand<br />

2006 ‹Tu Vas Où – Compte Rendu›, Espace Createurs, Douala<br />

Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />

2022 ‹Cat’s Cradle›, Ausstellung Kunstkredit Basel, Kunsthalle Basel<br />

2017 Lagos Biennale<br />

2016 ‹There was a world, once, you punk›, Blok art space, Istanbul<br />

2015 ‹The Independent›, MAXXI, Rom<br />

Dunja Herzog. Foto: Flavio Karrer<br />

54 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Geschäftsfoyer inszeniert, mit grossem Logo an der Stirnwand und gefälliger Jazzmusik<br />

aus dem firmeneigenen Aufnahmestudio. In einer Auslage tauchen auch Uhren<br />

auf. Allerdings sind es Fälschungen aus Lagos, welche die kapitalistische Warenproduktion<br />

und die fraglichen Handelsbeziehungen gewissermassen unterwandern.<br />

Ursprünglich von der UTC in Afrika vermarktet, werden die «originalen» Luxusarmbanduhren<br />

heute noch von der Basler Firma Oris hergestellt. Deren Erfolg wiederum<br />

verdankt sich dem Urgrossvater der Künstlerin, der das Unternehmen gegründet<br />

hatte. Erneut schliesst sich der Wirtschaftskreislauf, in den wir ebenso direkt oder<br />

indirekt involviert sind.<br />

Kooperationen und Erzählungen<br />

Im inszenierten Foyer, etwas versteckt hinter einem Paravent, sind mehrere aus<br />

Palmhölzern geflochtene Körbe aufeinandergestapelt. Bedeutsam als Gegenstände<br />

des täglichen Gebrauchs, zeugt das nachwachsende organische Material auch von<br />

einer Nähe zur körperlichen und sinnlichen Erfahrung. Eine Wahrnehmungsebene,<br />

die schon im Ausstellungsraum davor in einer Art Unterwasserszenario zum Tragen<br />

kommt, allerdings nicht ohne kritische Anspielungen: Für ihre ‹Sea Sheets (Logics of<br />

Connectivity)› (<strong>2024</strong>) verklebte die Künstlerin Nori-Algenblätter zu grossen Vorhängen,<br />

die den Saal in ein dunkelgrün-rötliches Licht tauchen. Die Stimmung steht für<br />

die von der Soziologin Maria Mies formulierte Unterwasserwirtschaft: Mit der Metapher<br />

prangert sie die wenigen Privilegierten auf der «Spitze des Eisbergs» an, welche<br />

zahlreiche Menschen ausnutzen und Rohstoffe aus den Tiefen der Erde schonungslos<br />

ausbeuten.<br />

Für ihre Werke, die ähnlich einem Readymade manchmal Kunst und Gebrauchsgegenstand<br />

zugleich sind, geht Herzog häufig Kooperationen ein: Die Bienenstöcke<br />

aus der Serie ‹Hum› (2022) etwa entwickelte sie mit Imker:innen und platzierte, wie<br />

schon bei anderen Ausstellungen, ein Bienenvolk im Aussenraum des Museums. Zu<br />

den irdenen ‹Hums› im letzten Saal liess sie von befreundeten Musiker:innen Sounds<br />

komponieren mit Klängen, die wiederum von ihr selber mit eigens gefertigten Instrumenten<br />

eingespielt wurden. Feine Linien sind entlang der Wand appliziert. Sie<br />

bestehen aus Bienenwachs, das Herzog schon zum Giessen ihrer Schmuckreihe verwendete.<br />

Immer wieder sind es sinnliche Materialien und ihre Transformationsmöglichkeiten,<br />

welche die Geschichten in der Ausstellung miteinander verweben: hin zu<br />

einer grösseren Erzählung, die auch scheinbar Unterschiedliches zusammenführt<br />

und mittels Kunst wahrnehmbar, ja erlebbar macht.<br />

Die Zitate von Dunja Herzog stammen von der Medien-Preview im Kunstmuseum Solothurn am 31.5.<strong>2024</strong>.<br />

Marc Munter ist Kunsthistoriker, lebt und arbeitet in Bern. m_munter@hotmail.com<br />

→ ‹Dunja Herzog›, Kunstmuseum Solothurn, bis 6.10. ↗ kunstmuseum-so.ch<br />

FOKUS // DUNJA HERZOG<br />

55


Dineo Seshee Raisibe Bopape —<br />

Erinnerung als Akt der Rebellion<br />

Dineo Seshee Raisibe Bopape. Foto: Frantsila / Miki Tokairin / Anna Karhu-Cormier<br />

Welche Erinnerungen tragen die Schichten der Erde, die Ströme<br />

der Meere und die Winde des Himmels? Welche Träume? Und<br />

welche Traumata? Die südafrikanische Künstlerin Dineo Seshee<br />

Raisibe Bopape versammelt in ihren multisensoriellen Installationen<br />

lebhafte Materie und biografische Fragmente. Der Beginn<br />

einer Heilung. Michel Rebosura<br />

56 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Dineo Seshee Raisibe Bopape, ‹(Ka) pheko ye … (lamekie ela …) (generations drawing)›, 2023,<br />

Gobo-Projektion, Ausstellungsansicht Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich, Courtesy für<br />

alle gezeigten Werke: Sfeir-Semler Galerie, Beirut / Hamburg. Foto: Studio Stucky<br />

FOKUS // DINEO SESHEE RAISIBE BOPAPE<br />

57


Dineo Seshee Raisibe Bopape, ‹(eye of Horus) (Ka) pheko ye …›, 2023, Installation mit diversen<br />

Materialien, Ausstellungsansicht Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich. Foto: Studio Stucky<br />

58 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


FOKUS // DINEO SESHEE RAISIBE BOPAPE<br />

59


Dineo Seshee Raisibe Bopape, ‹(Kgoro ya ditoro) (Ka) pheko ye …›, 2023, Installation mit diversen<br />

Materialien, Ausstellungsansicht Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich. Foto: Studio Stucky<br />

60 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Es riecht nach Regen. Noch bevor man den grossen Saal betritt, wird man von der<br />

Atmosphä re der Ausstellung ‹(ka) pheko ye – wo der Traum beginnt› eingehüllt. Dineo<br />

Seshee Raisibe Bopape (*1981) entwickelte den Duft, während sie sich für Ausstellungen<br />

2022/23 in Finnland aufhielt, mit der Kräuterfarm und Kosmetikfirma Frantsila.<br />

‹Raisibe Dreaming Scent› (2023) erinnere an den Geruch von Regen auf der trockenen<br />

Erde Afrikas und rege das Träumen an.<br />

Farben der Erde bestimmen nun auch die ansonsten grau-weisse Halle des Migros<br />

Museum für Gegenwartskunst in Zürich, das in Kooperation mit dem Kiasma-<br />

Museum für zeitgenössische Kunst in Helsinki und unter der Kuration von Michael<br />

Birchall die multimediale Schau realisierte. In deren Zentrum lädt ein Halbkreis aus<br />

Lehm zum gemeinsamen Tee ein. ‹Raisibe Dreaming Herbal Tea› wurde ebenfalls mit<br />

Frantsila zum erholsamen und klaren Träumen kreiert. Man sitzt und trinkt inmitten<br />

der Werke, während von Zeit zu Zeit aus allen Himmelsrichtungen Geräusche eines<br />

Regenmachers, einer röhrenförmigen Rassel, erklingen. Sowohl der Duft als auch<br />

die Teemischung enthalten das Wort «Raisibe» aus Bopapes Namen, was so viel wie<br />

«mutige und starke Frau» bedeutet.<br />

Raisibes Reise<br />

Bopape stammt aus Polokwane, einer Stadt im Nordosten Südafrikas. Nach ihrem<br />

BA-Abschluss in Durban 2004 setzte sie sich in einer zweijährigen Residency<br />

in Amsterdam mit dem Erbe der Apartheid und ihrer eigenen Identität auseinander.<br />

Um nicht nur als «Schwarze Künstlerin aus Südafrika» gelesen zu werden, befasste<br />

sie sich stärker mit dem Persönlichen. Etwa mit der Rolle, die Gegenstände im Leben<br />

der Menschen spielen, und wie diese als anthropomorphisierte Erweiterungen ihrer<br />

Emotionen dienen. 2010 schloss sie den Master of Fine Arts an der Columbia University<br />

in New York ab und wurde spätestens 2019, als sie mit Tracey Rose und Mawande<br />

Ka Zenzile an der 58. Biennale von Venedig Südafrika vertrat, einem globalen Publikum<br />

bekannt. Ihre Installation ‹Marapo a yona Dinaledi (Its bones the stars), Sketch<br />

no 22› (2019) deutete nicht nur auf ihre Rückwendung zur Identität Südafrikas hin,<br />

sondern auch auf die Metapher des Universums als Organismus. Dieser holistische<br />

Weltzugang verleiht Bopapes Werk eine zugleich individuelle wie auch allgemeingültige,<br />

politische wie auch spirituelle Dimension.<br />

Fragen der Erinnerung, die sich wie ein roter Faden durch Bopapes Werk ziehen,<br />

haben auch mit der Zeit nach der Apartheid zu tun, als Südafrika auf das Vergeben<br />

und Vergessen fokussiert gewesen sei, so die Künstlerin. «Erinnern ist ein Akt der spirituellen<br />

und politischen Rebellion; nicht zu vergessen, was man vergessen soll», steht<br />

demgegenüber als Motto am Beginn der Ausstellung. Gegen das Vergessen hilft nur<br />

«Durch die Arbeit mit dem Boden begann ich, mich mehr für all die Menschen zu<br />

interessieren, die vor mir da waren … Was ist das Ergebnis all dieser Erinnerungen<br />

in meinem Körper und meiner Zeit auf dieser Erde?» Dineo Seshee Raisibe Bobape,<br />

Zürich, 8.6.<strong>2024</strong><br />

FOKUS // DINEO SESHEE RAISIBE BOPAPE<br />

61


ein Wiedererinnern, das auch ein Wiederaneignen ist. Rekollektion als Versammeln<br />

dissoziierter Fragmente unseres Selbst. So erinnert Bopape an die Vertreibung südafrikanischer<br />

Gemeinschaften von ihrem Land durch die Portugiesen, Buren und Briten.<br />

‹palo / soil landscapes› (2023) skizziert in minimalistischer Manier mit einfachsten<br />

Materialien eine «Landschaft» urbarer Böden aus der Vogelperspektive, die nach einer<br />

bestimmten Anzahl (palo) Quadratmeter aufgeteilt und eingehegt worden sind.<br />

Auf dem enteigneten Land errichteten die Kolonisatoren ihre Plantagen und Städte.<br />

Den Vertriebenen blieben nur die Reservate und die Arbeit unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen auf diesen Plantagen oder in Diamantminen wie dem «Big Hole»,<br />

das Tourist:innen heute als «grösstes je von Menschenhand gegrabenes Loch» angepriesen<br />

wird. Während der globale (neo-)koloniale Extraktivismus der Gegenwart<br />

die Existenzgrundlagen nachkommender Generationen bedroht, stellt Bopape Verbindungen<br />

zur Erde her, aber auch zu unseren gemeinsamen Urahn:innen, zur «Wiege<br />

der Menschheit», die unter anderem in Südafrika verortet wird.<br />

Mutter Erde und das Erinnern<br />

Petrichor ist die Bezeichnung für den Geruch von Regen auf trockenem Boden<br />

und bedeutet wörtlich: «das auf den Felsboden (altgr. pétrā) gefallene Blut der Götter<br />

(īchōr)». Prometheus mischte aus Asche und Spucke Lehm und knetete daraus<br />

den Menschen. Der Gott der Bibel befahl: «Macht euch die Erde untertan!» Die Trennung<br />

des Menschen von der Erde war in der westlichen Zivilisation von Anfang an<br />

angelegt. Selten denken wir an die acht Milliarden Lebewesen, die in einer Handvoll<br />

Dreck stecken, oder an die 12’742 Kilometer Erde unter unseren Füssen. Doch für<br />

Bopape ist die Erde als Ganzes und jedes Stück Materie ein Aufbewahrungsort für<br />

Geschichten, Erinnerungen und Träume, die eingelagert, transformiert, ausgegraben<br />

und gelebt werden.<br />

‹(Ka) pheko ye … [earth to dreamy stick soup]› (2023) besteht aus einem eingekerbten<br />

Stein. Die Mulde ist gefüllt mit Wasser, in dem ‹Raisibe Dreaming Herbal Tea›<br />

zieht, während ein abstraktes Videobild darüber projiziert wird. Materia prima als<br />

schöpferische Gebärmutter (lat. matrix). In Bopapes multimedialen Installationen<br />

kommen immer wieder ovale Formen vor, die mit Weiblichkeit und Geborgenheit assoziiert<br />

werden – Gefässe, Schalen, aber auch (Halb-)Kreise, Höfe und andere Versammlungsorte.<br />

Die Muttersprache Bopapes ist Sepedi, das vom Bantu-Volk der Pedi gesprochen<br />

wird. Die traditionelle Sozialeinheit der Pedi ist das «Kgoro», eine halbkreisförmige<br />

Ansammlung von Behausungen. Sie wurden um einen zentralen Bereich herum gebaut,<br />

der gleichzeitig Versammlungsort, Friedhof und Ahnenschrein war. Jede Frau<br />

der von Männern geführten Grossfamilie hatte ihr eigenes rundes, strohgedecktes<br />

Haus, das mit den anderen durch eine Reihe von Höfen, den «Lelapa», verbunden war,<br />

die von Lehmwänden umgeben waren. Eine Form des Wohnens und Zusammenlebens,<br />

die aufgrund der Kolonialisierung, Zwangsumsiedlung und Zonenplanung heute<br />

im Verschwinden begriffen ist.<br />

62 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Dineo Seshee Raisibe Bopape, ‹(Raisibe dreaming): flowers and light, flowers and light›, 2023, farbige<br />

LEDs, Ausstellungsansicht Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich. Foto: Studio Stucky<br />

FOKUS // DINEO SESHEE RAISIBE BOPAPE<br />

63


Als Reminiszenz an die traditionelle Siedlungsform hat Bopape in der Ausstellung<br />

eine eingefasste, runde Lehmhütte errichtet sowie hohe halbrunde oder spiralförmige<br />

Lehmmauern, die ein wenig an Skulpturen von Richard Serra erinnern und das<br />

Wort «Kgoro» im Titel tragen. Das «Kgoro» schafft, wie die griechische Chôra, die bei<br />

Homer als fruchtbare schwarze Erde und bei Platon als Amme des Werdens übersetzt<br />

wird, einen Ort – zum Versammeln, Erzählen, Erinnern, Träumen und Wachsen.<br />

Das «Lelapa» bildet ein verbindendes Geviert, in dem sich trotz (meta-)physischer<br />

Heimatlosigkeit wohnen lässt. Im Zeithof von Bopapes Bauten greifen ekstatisch<br />

Wiedererinnerungen, Erwartungen und Träume ineinander.<br />

Heilende Träume<br />

Es gibt Wahrheiten, die wir nicht wahrhaben wollen. Die wir zensieren, verdrängen<br />

und unterdrücken. Verschwiegene Wahrheiten werden giftig, klaffende Wunden können<br />

nicht heilen. Eine Kluft des Vergessens, die uns trennt – von uns Selbst, den Anderen,<br />

der Erde. Träume verraten unsere Traumata. Und helfen uns, sie zu heilen. Uns<br />

wieder mit uns selbst zu verbinden, uns ganz zu machen. Etwas, das Schaman:innen,<br />

Mantiker:innen und Traumdeuter:innen aller Zeiten und Orte wussten.<br />

Bopapes runde Hütte ‹(eye of the Horus) (Ka) pheko ye …› (2023) bietet Raum für<br />

Gespräche über Träume. Der Name der Arbeit gibt auch einen kleinen Hinweis auf<br />

den doppelten Sinn des fast gleichnamigen Ausstellungstitels: Das Horusauge ist<br />

ein altägyptisches Amulett- und Schutzzeichen gegen den «bösen Blick», das in der<br />

Dineo Seshee Raisibe Bopape (*1981, Polokwane) lebt in Johannesburg<br />

2004 Bachelor of Technology in Fine Art, Durban Institute of Technology<br />

2005–2007 Residency, De Ateliers, Amsterdam<br />

2010 Master of Fine Arts, Columbia University, New York<br />

Einzelausstellungen (Auswahl)<br />

2023 ‹Projects – Dineo Seshee Bopape›, The Samuel and Ronnie Heyman Lobby, MoMA, New York;<br />

‹(ka) pheko ye – the dream to come›, Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki<br />

2022 ‹Born in the first light of the morning [moswara’marapo]›, Pirelli HangarBicocca, Mailand;<br />

‹The Soul Expanding Ocean #3›, Ocean Space, Venedig; ‹Lerato le le golo (… la go hloka bo kantle)›,<br />

Secession Wien<br />

2017 ‹Lerole – footnotes (The struggle of memory against forgetting)›, Witte de With Center for<br />

Contemporary Art, Rotterdam<br />

2011 ‹the eclipse will not be visible to the naked eye›, Stevenson Gallery, Kapstadt<br />

Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />

2023 Helsinki Biennial<br />

2022 23. Biennale of Sydney, Art Gallery of New South Wales<br />

2021 Artes Mundi 9, National Museum of Cardiff, Wales<br />

2019 ‹The Stronger We Become› (mit Tracey Rose und Mawande Ka Zenzile), Südafrikanischer<br />

Pavillon, Biennale di Venezia<br />

2018 ‹We Don’t Need Another Hero›, 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst<br />

64 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Medizin bei der Rezeptur von Heilmitteln verwendet wurde. «(Ka) pheko ye» kann<br />

einerseits «(mit) diesem Heilmittel», andererseits «(mit) diesem Zauber, Talisman,<br />

Amulett» bedeuten.<br />

Assoziativ und intuitiv versammelt und verbindet Bopape lebhafte Materialien,<br />

Fundsachen und banale Alltagsgegenstände. Ihre «Traumlogik» ist weniger analytisch<br />

und technisch als synthetisch und therapeutisch. Ein wichtiges Prinzip dabei<br />

ist die Analogie und Entsprechung von Mikro- und Makrokosmos: «Wie oben, so auch<br />

unten», heisst es in der Hermetik und der Alchemie.<br />

Bei ‹(Ka) pheko ye …› (2023), einem Wandgemälde aus Lehm, bilden «Dipalesa»,<br />

also (Vergissmeinnicht-)Blumen und «Dinaledi» (Sterne), eine Art Milchstrasse. Andernorts<br />

werden Sternanisse durch Projektion in ‹diNaledi› (2023/24) zu Sternen an<br />

der Wand. Und die projizierte Zeichnung ‹(Ka) pheko ye (lamekie ela …) (generations<br />

drawing)› (2023) zeigt metaphorisch, wie alles mit allem über unzählige Verästelungen<br />

verbunden ist. Dieses ganzheitliche Denken, das Spiritualismus ebenso einschliesst<br />

wie essenzialistischen Feminismus, widerspricht vielleicht der Logik der<br />

evidenzbasierten Wissenschaft. Doch ist der exklusive Anspruch auf Wahrheit und<br />

Wissen nicht eine Form der (kolonialen) epistemischen Gewalt? Mittlerweile entdeckt<br />

die Epigenetik, dass Gene ein Gedächtnis haben, Traumata also vererbbar sind,<br />

und die Neurowissenschaft, dass Träume den Schmerz solcher Erinnerungen lindern.<br />

Ein anderer Anfang<br />

Manche mögen auf den ersten Blick kritisch einwenden, dass die Ausstellung,<br />

ähnlich wie (selbst-)exotisierende Inszenierungen für Tourist:innen, einen Primitivismus<br />

reproduziere, der ein Fremdes / Anderes gegenüber der Moderne, dem Westen,<br />

der Zivilisation und der Wissenschaft konstruiert. Doch vielleicht ist dieser kritische<br />

Blick selbst noch ein «white/imperial gaze». Denn anti-koloniale Künstler:innen aus<br />

dem Globalen Süden streben womöglich etwas ganz Anderes an. Bopape vereint in<br />

ihrer erdbasierten (post-)konzeptuellen Kunst die konkrete und die abstrakte Ebene,<br />

die trotz oder gerade wegen ihrer therapeutischen Absicht kritisch bleibt. Gegenüber<br />

dem reduktionistischen Denken fragt ihr vitaler Materialismus: Wissen wir, was Materie<br />

vermag? Der Duft bringt uns nicht zurück in einen idealen Urzustand, sondern<br />

zu unseren materiellen Wurzeln – und damit vorwärts, zu einem anderen Anfang.<br />

Michel Rebosura, Philosoph, Kulturjournalist, Kunstkritiker und Kurator, lebt in Luzern.<br />

michel.rebosura@gmail.com<br />

→ ‹Dineo Seshee Raisibe Bopape – (ka) pheko ye – wo der Traum beginnt›, Migros Museum für<br />

Gegenwartskunst, Zürich, bis 8.9. ↗ migrosmuseum.ch<br />

FOKUS // DINEO SESHEE RAISIBE BOPAPE<br />

65


Ana Mendieta — La magie des<br />

silhouettes<br />

Ana Mendieta, ‹Imágen de Yágul›, 1973, photographie couleur, 50,8 x 40,6 cm, courtoisie de Galerie<br />

Lelong & Co. © The Estate of Ana Mendieta Collection, LLC / ProLitteris<br />

66 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


La carrière brève et fulgurante d’Ana Mendieta est mise à l’honneur<br />

à La Chaux-de-Fonds. Évitant l’écueil de la réduire à sa<br />

biographie et au scandale de sa mort, cette exposition monographique<br />

lève le voile sur un langage plastique à la sensibilité<br />

particulière. Un travail sur les origines qui s’inscrit dans le secret<br />

des rivières, des forêts et des bords de mer. Nadia El Beblawi<br />

‹Ana Mendieta – Aux commencements› est une occasion rare de voir un ensemble<br />

d’œuvres important de l’artiste américaine née à Cuba en 1948. Vidéos, photographies,<br />

dont certaines n’ont été découvertes qu’en septembre 2022, installations,<br />

ainsi que quatre peintures de ses débuts, se déploient dans six salles du Musée des<br />

beaux-arts de La Chaux-de-Fonds. Le parcours met l’accent sur la série des ‹Siluetas›,<br />

ces transformations multiformes de la silhouette féminine qui couvrent la production<br />

de Mendieta de 1968 à son décès en 1985. Dans ces œuvres, elle se met en<br />

scène ou invente des corps dont l’archaïsme tente d’énoncer un langage des origines,<br />

une obsession qui a inspiré le titre de l’exposition. C’est un art de la métamorphose<br />

qu’elle pratique de manière éphémère, le plus souvent en pleine nature. Ces interventions<br />

forment des dialogues et sont habitées autant par sa croyance en une énergie<br />

vitale qui traverse l’univers tout entier, que chargées de son expérience de l’exil.<br />

Hantée par son déracinement<br />

Ana Mendieta fait partie de ces enfants cubains exfiltrés de Cuba et emmenés<br />

aux États-Unis dans le cadre de la fameuse «Operation Peter Pan» : une campagne<br />

anticommuniste menée par les États-Unis et l’Eglise catholique avait persuadé des<br />

milliers de parents que Fidel Castro allait leur arracher leurs enfants. À 12 ans, accompagnée<br />

de sa sœur à peine plus âgée, elle abandonne La Havane pour être placée<br />

dans l’Iowa où sa mère et son jeune frère les rejoignent cinq ans plus tard. Un<br />

déracinement forcé qui hante son travail artistique et lui a donné une conscience<br />

aiguë des actes de violence et de racisme. Elle développe très tôt une personnalité<br />

entière, prête à s’engager par des gestes artistiques, comme lorsqu’elle crée une<br />

performance en réaction au viol et à l’assassinat d’une étudiante de son campus. Ses<br />

camarades d’études invités découvrent l’artiste immobile pendant près d’une heure,<br />

dénudée, couverte de sang, dans la position de la victime. Une performance choc,<br />

reprise en 2022 par l’américaine Puppies Puppies à Art Basel.<br />

À son arrivée à New York, à la fin des années 1970, elle intègre la A.I.R. Gallery qui<br />

promeut les artistes féminines, participe à l’élaboration d’une exposition consacrée<br />

aux femmes artistes américaines du tiers monde, mais sans pour autant adhérer au<br />

mouvement féministe qu’elle considère essentiellement comme un mouvement de<br />

blancs de classe moyenne. Elle ne sera jamais politisée. S’ajoute le drame de sa mort<br />

brutale : un destin tragique qui a bien souvent occulté la pertinence de son œuvre.<br />

Après une dispute avec son mari, l’artiste minimaliste Carl Andre, elle bascule du<br />

FOKUS // ANA MENDIETA<br />

67


34 e étage d’un immeuble à Greenwich Village. Ce féminicide présumé a suscité, et<br />

suscite encore, des interrogations. Pourtant, Ana Mendieta ne saurait être réduite à<br />

un symbole des violences faites aux femmes.<br />

Diplômée de plusieurs cursus en arts plastiques, elle expose dans les espaces<br />

universitaires américains où elle est notamment remarquée par l’historienne de l’art<br />

Lucy Lippard qui la cite en 1972 dans un magazine à portée nationale. Reconnue très<br />

tôt, elle obtient plusieurs bourses et une résidence à Rome en 1983. Sa notoriété<br />

reste néanmoins discrète, elle pratique son art en marge des mouvements reconnus<br />

de l’époque. Elle s’écarte du land art par des actions qui se font dans une intimité<br />

partagée avec la nature, des interventions qui disparaissent sans perturber le cadre<br />

et sans laisser de traces. Seules des photographies et des vidéos en sont les témoins.<br />

C’est au cours d’un voyage au Mexique, en visitant le site archéologique du Yagul,<br />

qu’elle crée la toute première ‹Silueta›. Elle s’allonge dans une ancienne tombe, se<br />

couvre de bouquets de fleurs blanches et se photographie. Son corps nu sous le man-<br />

Ana Mendieta (*1948, La Havane, †1985, New York)<br />

Expositions personnelles (sélection)<br />

<strong>2024</strong> ‹En búsqueda del origen›, Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León<br />

2023 ‹Aux commencements›, MO.CO., Montpellier<br />

2020 ‹Blood Inside Outside›, Baltimore Museum of Art ; ‹Ochú›, The Cleveland Museum of Art<br />

2019 ‹Le temps et l’histoire me recouvrent›, Galerie Nationale du Jeu de Paume, Paris ;<br />

‹Earthbound›, Middelheim Museum, Anvers ; ‹Source›, Galleria Raffaella Cortese, Milan<br />

2018 ‹Covered in Time & History – The Films of Ana Mendieta›, Gropius Bau, Berlin ;<br />

‹Cuba & Miami 1981–1983›, Galerie Lelong & Co., Paris<br />

Ana Mendieta, ‹Guanaroca (Esculturas Rupestres)›, 1981, photographie noir et blanc, 135,9 x 99,7 cm,<br />

courtoisie de Galerie Lelong & Co. © The Estate of Ana Mendieta Collection, LLC / ProLitteris<br />

68 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


teau floral semble avoir fusionné avec son environnement. Ce geste a évidemment<br />

une valeur rituelle et symbolique très forte. Une approche qu’elle expérimente de façon<br />

explicite dans sa fameuse série ‹Tree of Life› (1976) qu’elle aborde par la vidéo et<br />

la photographie. Sur le support magnétique, elle manipule l’image avec l’apparition<br />

d’une figure spectrale. Tandis que sur le cliché photographique, elle lève les bras en<br />

signe de fusion de la terre et du ciel, son corps enduit de boue et d’herbe se confondant<br />

avec le tronc d’un arbre immense au point de ne faire qu’un avec le végétal.<br />

Comme elle l’écrit dans ses notes : « Mon art est fondé sur la croyance en une seule<br />

énergie universelle qui traverse toutes choses, des insectes à l’homme, de l’homme<br />

aux fantômes, du fantôme à la plante, de la plante à la galaxie ».<br />

Des sculptures rupestres<br />

La série des ‹Siluetas› s’articule autour des éléments que sont la terre, l’eau, l’air<br />

et le feu. Les évocations sont belles, apaisées, très juste dans ce rapport non-hiérarchisé,<br />

non-dominant à la nature, mais portant aussi parfois de la violence. L’artiste<br />

évoque des volcans, des destructions, et utilise même de la poudre à canon. Une<br />

sémantique qui se retrouve dans ses installations comme cette silhouette formée de<br />

bougies rituelles qui brûlent lors des périodes de pleine lune ou celle, tout en douceur,<br />

constituée de sable et de coquillages.<br />

Les deux grandes salles du musée distinguent deux temps : d’un côté les œuvres<br />

dessinées dans la nature – où elle se met en scène le plus souvent dans la forêt en<br />

Iowa – et de l’autre ce qu’elle a nommé des sculptures rupestres. Dans le sable ou<br />

dans la roche, elle forme des archétypes qui s’inscrivent dans une très longue histoire<br />

de la représentation du corps féminin, en insistant sur la rondeur des formes<br />

et ses attributs de la maternité. Elle évoque le lait, le sang, des moments du corps<br />

féminin que l’art contemporain de cette époque-là n’avait pas encore osé aborder.<br />

Ce développement plastique est marqué par son premier retour à Cuba, puis son<br />

séjour d’un an à Rome. Elle sculpte pour la première fois des bas-reliefs monumentaux<br />

dans l’une des grottes du parc naturel Escaleras de Jaruco, berceau légendaire<br />

de l’humanité cubaine. La réconciliation de son destin, de cette séparation et ce retour<br />

tant espéré, s’exprime de façon magique dans sa dernière vidéo tournée sur une plage<br />

de Miami. Dans ‹Ochún› (1981), la silhouette de sable est traversée par l’eau. Placée en<br />

direction de Cuba, la figure lavée par les vagues disparaît progressivement. Un effacement<br />

des œuvres qui a préservé sa liberté de création. Pour le directeur du musée,<br />

David Lemaire, le fait qu’Ana Mendieta soit en marge de la « grande histoire de l’art »,<br />

telle qu’elle est racontée au tournant des années 1970 et 1980 avec une succession<br />

d’avant-gardes essentiellement masculines, occidentales, blanches, etc. permet la<br />

découverte de son indépendance qui aujourd’hui nous semble tout à fait vivifiant.<br />

Nadia El Beblawi, critique d’art, web éditrice, vit à Bâle. nadia.elbeblawi@gmail.com<br />

→ ‹Ana Mendieta – Aux commencements›, Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds, jusqu’au 27.10. ;<br />

exposition coproduite par le MO.CO, Montpellier, le MUSAC, Museo de Arte Contemporáneo de Castilla<br />

y León, et le Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds ↗ mbac.ch<br />

FOKUS // ANA MENDIETA<br />

69


Biennale Bregaglia — Parla la<br />

montagna<br />

Piero Maspoli, ‹Granito›, <strong>2024</strong>, gneiss del Piz Cengalo, 5 parti, dimensioni variabili. Foto: Michel Gilgen<br />

70 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


‹Architettura e giardini› è il tema principale della terza edizione<br />

della Biennale Bregaglia, curata da Misia Bernasconi a Bondo.<br />

Dieci sguardi da tutto il mondo riflettono sulla tematica molto<br />

cara al paese, che nel 2017 è stato in parte distrutto da una frana<br />

e da allora in continua trasformazione. Chiara Ottavi<br />

Fondata nel 2012, l’associazione Progetti d’arte in Val Bregaglia propone quest’anno<br />

una nuova edizione della Biennale Bregaglia. Il tema ‹Architettura e giardini› è<br />

approfondito puntualmente nel cuore della valle, a Bondo, paese dall’identità mutevole<br />

data dalla presenza al suo interno di svariate tipologie di architetture, tecniche<br />

decorative ed edifici – alcuni rurali, altri in costruzione o appena ricostruiti.<br />

Sono dieci le artiste e gli artisti che grazie a un’open call hanno preso parte al progetto,<br />

iniziato con una residenza di una settimana in Val Bregaglia durante la quale<br />

hanno potuto incontrarsi, esplorare i luoghi e tessere relazioni. Studiando i concetti<br />

principali della mostra hanno toccato tematiche legate all’umanità, a tutte le forme<br />

di vita, alla storia e all’archivio, creando opere poi collocate in diversi angoli di Bondo.<br />

Così, con la sua installazione sonora, Ines Marita Schärer (*1987) riesce a dare voce<br />

alla montagna e lenire con la dolcezza delle parole le ultime ferite del paese; le sette<br />

stazioni della sua opera si celano in diversi luoghi – in un grotto, una stalla, una casa<br />

abitata – e sprigionano suoni, frasi sussurrate, recitate e cantate. La pietra dura di<br />

questi edifici, rigida e immobile, si scontra con la capacità di adattamento e cambiamento<br />

della voce fluida e flessibile, portando a riflettere sulla condizione odierna<br />

del paese. Le parole di Schärer riecheggiano così nel vento, che prende forma grazie<br />

all’installazione di Kotoaki Asano (*1972), costituita da tre padiglioni eolici di forme<br />

e colori diversi in dialogo con la natura e l’architettura del posto. ‹Nachtwache ich› di<br />

Athene Galiciadis (*1978) è invece una scultura-riparo incentrata sulla cura dei terreni<br />

e la coltivazione, mentre <strong>Juli</strong>ana Rios Martinez (*1988) unisce con la sua arte popoli<br />

e culture, materializzando l’incontro tra la tecnica pittorica murale colombiana e<br />

lo «sgraffito» alpino. Dalle sculture in gneiss del Piz Cengalo di Piero Maspoli (*1949)<br />

agli scan architettonici applicati alla flora locale di Lisa Collomb (*1984), le e i partecipanti,<br />

non da ultimi Georg Gatsas (*1978), Marcel Herbst (*1938), Lea Schaffner<br />

(*1989) e Jonathan Steiger (*1997) hanno ascoltato racconti, studiato il paesaggio e<br />

la storia della valle per tradurla in opere, abbracciando esistenze diverse e singolari.<br />

Una serie di eventi collaterali lungo tutta la valle fonderà realtà svizzere e italiane,<br />

andando a completare il discorso di intrecci presentato nella Biennale.<br />

Viaggando, arrivare a destinazione il più presto possibile sembra essenziale – a<br />

scapito delle scoperte lungo il percorso. La Biennale Bregaglia invece è motivo perfetto<br />

per fermarsi e concedersi l’opportunità di scoprire una realtà fatta di varie storie.<br />

Chiara Ottavi, curatrice indipendente e storica dell’arte, vive a Zurigo. chiara.ottavi@bluewin.ch<br />

→ Biennale Bregaglia <strong>2024</strong>, Bondo, fino al 28.9. ↗ biennale-bregaglia.ch<br />

FOKUS // BIENNALE BREGAGLIA<br />

71


HINWEISE<br />

T’as vendu mes rollers?<br />

Animation — ‹T’as vendu mes rollers?› von<br />

Jeanne Hammel, Margaux Cazal, Louis Holmes,<br />

Sandy Lachkar, Agathe Leroux und Léa Rey-<br />

Mauzaize erzählt die Geschichte eines kleinen<br />

Jungens namens Lou. Eines Tages beobachtet<br />

er auf dem Flohmarkt, wie seine Mutter seine<br />

heiss geliebten Rollschuhe verkauft. Lou ist<br />

zunächst verwirrt und versteht nicht, warum.<br />

Enttäuscht von seiner Mutter und traurig über<br />

den Verlust fasst er den Entschluss, sich auf<br />

die Suche nach seinen Rollschuhen zu machen.<br />

Diese führt ihn durch die Menschenmenge in<br />

alle Ecken des Flohmarkts. Dabei trifft er auf<br />

verschiedene Personen und durchlebt ganz<br />

unterschiedliche Emotionen.<br />

In liebevoller Erzählweise, die an den klassischen<br />

Comicbuchstil erinnert, verbildlicht<br />

der Kurzfilm die Gefühlswelt des Jungen. Die<br />

Autor:innen setzen in dem 2D-animierten,<br />

handgezeichneten Film geschickt Farben ein,<br />

um die unterschiedlichen Stimmungen von Lou<br />

zu untermalen. Positive Gefühle und Assoziationen<br />

sind in warmen, die traurigeren und nachdenklichen<br />

Momente in kühleren Farbtönen<br />

gehalten. ‹T’as vendu mes rollers?› thematisiert<br />

so behutsam die emotionale Bindung an alltägliche<br />

Gegenstände aus der Sichtweise eines<br />

Kindes. Dominique Marconi<br />

Jeanne Hammel, Margaux Cazal, Louis Holmes,<br />

Sandy Lachkar, Agathe Leroux, Léa Rey-<br />

Mauzaize, ‹T’as vendu mes rollers?›, 2020, 6’03’’<br />

↗ youtube.com/watch?v=QKGG-l9mNBE&t=11s<br />

Allianzen — Arp / Taeuber-<br />

Arp / Bill<br />

Appenzell — ‹Plastique Plastic 6› war 1939<br />

in Vorbereitung. Doch die sechste Nummer<br />

der Avantgarde-Zeitschrift erschien nie. Zu<br />

einschneidend war der Kriegsausbruch, war<br />

Sophie Taeuber-Arps Unfalltod 1943 und waren<br />

die Umbrüche in Europa nach dem Kriegsende.<br />

Bis 1960 gab es immer wieder vereinzelte<br />

Anläufe, an dem Heft zu arbeiten, dann war<br />

Schluss. Die Ausstellung ‹Allianzen› im Kunstmuseum<br />

Appenzell dokumentiert diesen Verlauf<br />

anhand von Briefen, grafischen Entwürfen<br />

und Texten. Sie sind teilweise zum allerersten<br />

Mal öffentlich zu sehen.<br />

Im Zentrum der Arbeit an ‹Plastique Plastic›<br />

stehen Sophie Taeuber-Arp, Hans Arp und Max<br />

Bill. Die Künstlerin und ihre beiden Künstlerkollegen<br />

gehören zu den zentralen Figuren<br />

der europäischen Avantgarde. Sie standen in<br />

engem Austausch miteinander und pflegten<br />

darüber hinaus ein breites Netzwerk. Die Zeitschrift<br />

war ein Instrument dafür: Sie ermöglichte<br />

Kooperation und Zusammenarbeit innerhalb<br />

der konstruktiven und konkreten Kunst, richtete<br />

sich aber auch an weitere Interessierte. Die<br />

Ausstellung vereint über die Briefe und Skizzen<br />

hinaus Plakate, gemeinsame Mappenwerke<br />

und Reliefs, Malerei, Plastiken. Möglich wurde<br />

diese breit gefächerte Werkschau durch die Kooperation<br />

des Kunstmuseum Appenzell mit der<br />

Fondazione Marguerite Arp und der Sammlung<br />

von Chantal und Jakob Bill.<br />

Die Qualität der gezeigten Materialien und die<br />

sorgfältige Hängung verhindern, dass die Gemälde,<br />

Plastiken und Reliefs die naturgemäss<br />

weniger auf eine Ausstellung hin entwickelten<br />

Medien in den Schatten stellen. Dicht gehängte<br />

Grafiken und gut bestückte Vitrinen wechseln<br />

sich ab mit markant in Szene gesetzten Einzelwerken.<br />

Die künstlerischen Positionen sind nie<br />

isoliert voneinander zu sehen, jederzeit wird die<br />

Durchdringung der Werke mit der gemeinsamen<br />

Idee, die Vision einer universellen, alle Lebensbereiche<br />

umfassenden Gestaltung, deutlich.<br />

Nur einmal hebt eine gelbe Wandfläche zwei<br />

72 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Bilder von Sophie Taeuber-Arp besonders hervor.<br />

Die Künstlerin bringt darin geometrische<br />

Elemente in eine farblich und kompositorisch<br />

rhythmisierte Ordnung. Taeuber-Arp war hier<br />

wie in anderen Werken von ihrer früheren Arbeit<br />

als Textilentwerferin und den dazugehörigen<br />

Studien inspiriert und fand auf dieser Basis<br />

mitunter zu einer formal klareren und radikaleren<br />

Bildsprache als andere Konkrete. Nichtsdestotrotz:<br />

‹Allianzen› porträtiert das produktive<br />

Miteinander, den Gedankenaustausch und<br />

die fruchtbare Arbeit in Netzwerken. KS<br />

Div. Künstler:innen, ‹abstraction création art<br />

non figuratif›, 1932–1936, 1973, Portfolio mit<br />

30 Druckgrafiken auf Papier, je 85 x 66 cm,<br />

Ausstellungsansicht Kunstmuseum Appenzell<br />

© ProLitteris. Foto: Ueli Alder<br />

‹Allianzen – Arp / Taeuber-Arp / Bill›, Ausstellungsansicht<br />

Kunstmuseum Appenzell<br />

© ProLitteris. Fotos: Ueli Alder<br />

→ Kunstmuseum Appenzell, bis 6.10.<br />

↗ kunstmuseum-kunsthalle.ch<br />

→ Fondazione Marguerite Arp,<br />

Locarno- Solduno, bis 3.11.<br />

↗ fondazionearp.ch<br />

Momentum — 20 Jahre<br />

Helvetia Kunstpreis<br />

Basel — An ihren neuen Hauptsitz nahm die<br />

Helvetia Versicherungsgesellschaft auch ihren<br />

Kunstraum mit. Das Helvetia Art Foyer an der<br />

St. Alban-Anlage in Basel ist jetzt ein lang<br />

gestreckter Saal mit hellem Parkett, wandhohen<br />

Fenstern und weissen Leuchtröhren,<br />

wie wir sie aus anderen Kunsträumen der<br />

Marke Herzog & de Meuron kennen. Nathalie<br />

Loch, Leiterin der Fachstelle Kunst, und Co-<br />

Kuratorin Marlene Bürgi nehmen die Eröffnung<br />

zum Anlass für einen Rückblick: Seit zwanzig<br />

Jahren vergibt Helvetia einen mit CHF 15’000<br />

dotierten Förderpreis an jeweils eine:n<br />

Abgänger:in einer Schweizer Kunsthochschule<br />

und offeriert dem Nachwuchs im Rahmen der<br />

Liste Art Fair gleichzeitig einen international<br />

beachteten Schauplatz. Die Ausstellung ‹Momentum›<br />

blickt mit Werken aus den Beständen<br />

der Firmensammlung, ergänzt um wenige<br />

Leihgaben, zurück auf das langjährige Engagement<br />

und lenkt den Spot auf die geförderten<br />

künstlerischen Wege, die jetzt miteinander den<br />

Dialog aufnehmen.<br />

Drei überdimensionierte Kaulquappen, schwarz<br />

glasiert, scheinen wie Schwimmerinnen von<br />

der einen Stirnwand in die Längsachse der<br />

Ausstellung zu springen. Die unheimlichen<br />

‹Eggseeds› (2023) von Anita Muçolli haben<br />

ein fernes Gegenüber in Andriu Deplazes’<br />

nächtlicher Trilogie: Eine Familie, nackt, lernt<br />

zwischen fahlen Blumen hier erst das Gehen.<br />

Die Sitzgelegenheit in der Mitte des Raums,<br />

geschaffen von Gina Proenza, schaukelt einen<br />

Schriftzug aus Perlenketten, bis die Worte<br />

«solitaire» und «solidaire» nicht mehr zu entziffern<br />

sind. Tiphanie Kim Mall hat während des<br />

pandemiebedingten Lockdowns ihrer Hauskatze<br />

eine Kamera anvertraut und sich selbst,<br />

ihre Wohnung, ihr Atelier vom Tier bespitzeln<br />

lassen. Dazu passt, dass Kaspar Ludwigs<br />

getöpferte Behälter Ohren haben oder dass uns<br />

Luc Mattenberger im sprechenden Spiegelbild<br />

an uns selbst verweist. Zuletzt bleibt’s unser<br />

Kopf, der die einzelnen Narrative im grossen<br />

HINWEISE // ANIMATION / APPENZELL / BASEL<br />

73


Raum miteinander verknüpft. Werk um Werk<br />

gibt uns der White Cube Kostproben aktueller<br />

künstlerischer Arbeiten – und Werk um<br />

Werk auch Denkimpulse, die das vermeintlich<br />

Sichere, Alltägliche aus dem Lot bringen. Unter<br />

dem Fuss eines schlichten Schemels ist auch<br />

Kathrin Affentrangers Senkblei dazu da, sich<br />

seiner eigenen Funktion zu entfremden. Und im<br />

Gebiss aus Pyrit verkuppelt Jonas van Holanda<br />

ein anatomisches Modell mit autobiografischem<br />

Tiefgang und individuellen Erinnerungen<br />

an eine Geisterbahn. IZ<br />

‹Momentum›, Ausstellungsansichten Helvetia<br />

Art Foyer, Basel. Fotos: Viktor Kolibàl<br />

→ Helvetia Art Foyer, bis 29.8., offen<br />

donnerstags, 16–20 Uhr (1.8. geschlossen)<br />

↗ helvetia.com<br />

Toyin Ojih Odutola<br />

Basel — Toyin Ojih Odutola (*1985) ist in der<br />

grossen Überblicksausstellung zu panafrikanischer<br />

Malerei im Kunstmuseum Basel<br />

vertreten. Als eine von acht Kunstschaffenden<br />

bringt sie zudem ihre Stimme in die Frage nach<br />

‹Nigeria Imaginary›, dem Thema des Nigerianischen<br />

Pavillons auf der Biennale in Venedig,<br />

ein. Diese Präsentation neuer Arbeiten in einem<br />

Saal des Palazzo Canal, in der sie biografische<br />

und kulturelle Bezugsebenen aufspannt,<br />

erscheinen wie ein Trailer zu ihrer Schau in der<br />

Kunsthalle Basel, ihrer ersten Einzelausstellung<br />

in der Schweiz. Darin verwandelt sie die<br />

Erdgeschossräume in ein imaginäres Habitat.<br />

Der Titel ‹Ilé Oriaku› verweist auf ihre Grossmutter<br />

und das «Mbari-Haus» als Tradition und<br />

heiligen Ort der nigerianischen Igbo-Gemeinschaft,<br />

die in den Anfängen des Biafra-Kriegs<br />

ausgelöscht wurde. Ein Porträt und ein Text<br />

der Grossmutter links des Eingangs sowie<br />

schwarze Umrisse an den Ausstellungswänden<br />

vermitteln, wie Odutola sich der Frage<br />

von Amnesie und Lücken in der kulturellen<br />

Überlieferung stellt und Zugänge auslotet, in<br />

die das Phänomen des kurz bestehenden Mbari<br />

Club hineinragt: «Mbari war ein Fest der Welt<br />

durch die Kunst und das Leben, das in ihm<br />

gelebt wird», so der nigerianische Autor Chinua<br />

Achebe. Die Werke auf Papier und Leinwand<br />

zeigen ein Repertoire menschlicher Figuren<br />

mit facettierten Körperoberflächen, anteilig<br />

begleitet von Schatten, die mit Spiegeln und<br />

Spiegelungen interagieren. Rundumlaufende<br />

Rahmen verleihen den Zeichnungen den Charakter<br />

von Screens.<br />

Auf vielfältige Weise, visuell, gestisch, akustisch,<br />

wird das Momentum von Schwellensituationen,<br />

Prozessen der Trauer, Ablösung und<br />

Neukreation nicht nur aufgegriffen, sondern<br />

als irritierende, schmerzliche und befreiende<br />

Qualität von Begegnungen mit dem eigenen<br />

Selbst in die Ausstellungsräume geholt. Exemplarisch<br />

dafür ist eins von zwei Diptychen im<br />

zweiten Raum, das wie ein leicht aufgeklapptes<br />

Buch auf Augenhöhe an die Wand montiert ist.<br />

Auf der linken Tafel die Grossmutter als Kind,<br />

74 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


welches das Wort «Mother» in American Sign<br />

Language formt, auf der rechten Tafel das erwachsene<br />

Selbst der Künstlerin mit der Geste<br />

für «Warrior». Ein Buch ist in Vorbereitung und<br />

wird voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen.<br />

Es wird alle bildnerischen und textlichen<br />

Ausdrucksformen enthalten, mit denen Odutola<br />

künstlerisch agiert, ihr Schaffen weiterentwickelt<br />

und die Öffentlichkeiten so adressiert,<br />

dass die Gegenwart als Stellgrösse für eine<br />

andere Zukunft eine Chance hat. SM<br />

‹Toyin Ojih Odutola – Ilé Oriaku›, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthalle Basel. Foto: Philipp Hänger<br />

Toyin Ojih Odutola, ‹Don’t Be Afraid; Use What<br />

I Gave You›, 2023, Pastellkreide und Kohle auf<br />

Papier, 152,4 x 203,2 cm, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthalle Basel. Foto: Philipp Hänger<br />

→ Kunsthalle Basel, bis 1.9.<br />

↗ kunsthallebasel.ch<br />

Schimelrych bis Chrottehalde<br />

Laufenburg — Ein malerischer Rundgang<br />

entlang des Waldrands lässt den Blick über das<br />

pittoreske Städtchen und den Rhein bis in den<br />

Schwarzwald schweifen – doch dann, plötzlich,<br />

erscheint ein mit Holzschindeln verkleideter<br />

Sarg am Wegrand, und gewickelte, stachelige<br />

Kokons hängen bedrohlich in den Bäumen und<br />

schrecken die Spaziergänger:innen zurück.<br />

Die ‹Menschenscheuchen› von Isabelle Krieg<br />

und Marianne Engel geben auf die Frage zum<br />

Verhältnis von Mensch und Natur der Ausstellung<br />

des Rehmann-Museum eine eindeutige<br />

Antwort, aber ist es die einzig mögliche?<br />

Kurator Michael Hiltbrunner befragt in ‹Schimelrych<br />

bis Chrottehalde – Kunst und Natur in<br />

Laufenburg› die Idee einer «mutualistischen»<br />

Kunst, was in der Ökologie eine Wechselbeziehung<br />

zweier Arten bezeichnet, aus der<br />

beide einen Nutzen ziehen. So erstreckt sich<br />

die Schau über den Standort des Museums<br />

im Schimelrych hinaus und führt auf dem<br />

anderthalbstündigen Rundweg zur Chrottehalde,<br />

der schattigen Heimat von Amphibien. Von<br />

16 Kunstschaffenden sind Werke im Museum<br />

zu sehen und von zehn solche in die Natur<br />

integriert. Es sind in dieser Kooperation mit<br />

dem Jurapark Aargau vor allem Arbeiten, die<br />

mit der Natur interagieren, zerfallen oder subtil<br />

Beziehungen ausloten.<br />

Neben lokalen und nationalen ergänzen ausgesuchte<br />

internationale Positionen die Breite<br />

der Ansätze: Die ökofeministische Pionierin<br />

Agnes Barmettler präsentiert im Innenraum<br />

ihre symbolhaften Gemälde, zum Beispiel einen<br />

‹Baumgeist›. Im Aussenraum kultiviert sie mit<br />

Schulklassen in einem ihrer typischen Pflanzenlabyrinthe<br />

essbare Pflanzen. Die Vergänglichkeit<br />

von Naturphänomenen hält Cameron<br />

Robbins mit kreativ-kuriosen Maschinen fest.<br />

In der Arbeit ‹Anemograph› zeichnet sie den<br />

Wind mit Lichtquellen als wirre Linienwolken<br />

auf Fotos nach. Der Plan von Stefan Strumbel,<br />

mit der Installation ‹Bäume selbst pflanzen› einen<br />

Abhang aufzuforsten, entwickelt sich aufgrund<br />

von Zollproblemen zur Realsatire, sodass<br />

die deutschen (!) Bäume im Ausstellungsraum<br />

HINWEISE // BASEL / LAUFENBURG<br />

75


in ihren Töpfen ein unsicheres Dasein fristen:<br />

Natur, das zeigt sich, ist ungemein reglementiert.<br />

Hannah Weinbergers Intervention ‹Flower<br />

Power› lässt auf einem Bänkli mit Aussicht<br />

Lieder ertönen, welche die Natur verklären. Die<br />

Arbeit, die einen nochmals neuen Kommentar<br />

zum Thema abgibt, liest sich fast als Gegenstück<br />

zur ‹Menschenscheuche›, doch resümiert<br />

stellvertretend für die Mehrheit der gezeigten<br />

Werke den (leider) fast utopischen Wunsch<br />

einer Symbiose. AD<br />

Isabelle Krieg und Marianne Engel, ‹Menschenscheuche›,<br />

<strong>2024</strong> (Teilansicht), Naturmaterialien,<br />

Naturfarben, Ansicht Aussenraum,<br />

Laufenburg © ProLitteris. Foto: Gina Folly<br />

Stefan Strumbel, ‹Bäume selbst pflanzen›,<br />

<strong>2024</strong>, 50 Tannen, bedrucktes Banner, Zeitung,<br />

Ausstellungsansicht Rehmann-Museum,<br />

Laufenburg © ProLitteris. Foto: Gina Folly<br />

→ Rehmann-Museum, bis 27.9.; Sommerpause<br />

Museum bis 11.8., Freilichtausstellung durchgehend<br />

geöffnet<br />

↗ rehmann-museum.ch<br />

↗ schimelrych.ch<br />

Alfredo Aceto<br />

Lausanne — Duchamp’sche Appropriationsstragien<br />

sind definierend für das System<br />

zeitgenössischer Kunst geworden. Was Alfredo<br />

Aceto (*1991) darin auszeichnet, ist die Wiederbelebung<br />

der obsessiven, erotischen Seite des<br />

Vaters der Konzeptkunst. Dies erlaubt dem<br />

ehemaligen ECAL-Studenten, der heute an der<br />

HEAD lehrt, aktualisierte Verbindungen zwischen<br />

Intimem und Politischem. Seine frühen<br />

Arbeiten drehten sich um die Erzeugung einer<br />

künstlerischen Identität. In seiner von Matthias<br />

Sohr kuratierten Soloschau im Circuit steht<br />

nun die Auseinandersetzung mit der in seiner<br />

Geburtsstadt Turin krass erlebten Deindustrialisierung<br />

im Zentrum.<br />

Ähnlich wie bei einem frühen Werkstrang, der<br />

sich Sophie Calle (*1953) intim annäherte, ist<br />

auch die Schau ‹Full Moon Sergio› das Ergebnis<br />

jahrelanger Beschäftigung mit einer emblematischen<br />

Figur. Sergio Marchionne (1952–2018)<br />

war ein Manager, der 2014 Fiat und Chrysler<br />

fusionierte und die Produktion in Entwicklungsländer<br />

verlagerte – ohne Rücksicht auf<br />

die wirtschaftlichen Folgen für die Lombardei<br />

und Michigan. Alfredo Aceto kaufte an allen<br />

von Marchionne frequentierten Orten schwarze<br />

Sweatshirts, wie sie dieser als Markenzeichen<br />

trug. Deren Raglanärmel erinnerten ihn an<br />

steinzeitliche Statuen von Frauen, die meist<br />

ohne Arme dargestellt und um eine Matriarchin<br />

herum gruppiert wurden, welche die<br />

damalige Ökonomie (von gr. «oikos» Haus und<br />

«nomos» Gesetz) im etymologischen Sinne von<br />

«Hauswirtschaft» beherrschten. Am Eingang<br />

des Circuit hängt nun ein Flickenteppich aus<br />

Sweatshirt-Rümpfen; gegenüber formen die<br />

Ärmel als blasses Wand-Aquarell einen geisterhaften<br />

Kreis.<br />

Der Zenit, den die finanzgetriebene Ökonomie<br />

erreicht hat, wird auch in Gelatinedrucken von<br />

aufgebrochenen Spinden thematisiert. Darauf<br />

sind teils Abgüsse von Zungen zu erkennen.<br />

Zusammen mit einem Arrangement aus Auberginen<br />

im offenen Lagerraum verweisen sie<br />

kritisch auf die beinahe erotische Ausstrahlung<br />

bilanzsteigernder Wirtschaftskapitäne. Abge-<br />

76 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


trennt symbolisiert die Zunge aber auch das bis<br />

zum neueren «activist turn» ungeschriebene<br />

Gesetz für Kunstschaffende besonders der<br />

Genfer Schule, in ihrem Werk keine eindeutige<br />

Aussage zu treffen. Dies empfindet Aceto, für<br />

den der Spracherwerb schwierig war, manchmal<br />

wie ein neues Handicap, das in ‹Full Moon<br />

Sergio› der Ökonom Michael Blanga-Gubbay<br />

essayistisch kompensiert. Schliesslich fragt<br />

Aceto mit vier hinter Kunsttransportkisten verborgenen<br />

Mannequins, die mit je einem lokalen<br />

Attribut seine Galerien darstellen, inwieweit<br />

nicht auch im globalen Kunstmarkt mehr primitive<br />

Verführungskraft denn Sinn und Bedeutung<br />

zählt. KHO<br />

Alfredo Aceto, ‹Sleeves›, <strong>2024</strong> (rechts),<br />

Wasserfarbe auf Wand, ø 220 cm,<br />

Ausstellungs ansicht Circuit, Lausanne.<br />

Foto: <strong>Juli</strong>en Gremaud<br />

Alfredo Aceto, ‹Coulisses›, <strong>2024</strong>, Mischtechnik,<br />

Mannequins, Masse variabel, Ausstellungsansicht<br />

Circuit, Lausanne. Foto: <strong>Juli</strong>en Gremaud<br />

→ Circuit, bis 27.7.; mit einem Essay des<br />

Ökonomen Michael Blanga-Gubbay<br />

↗ circuit.li<br />

Gina Proenza<br />

Lausanne — ‹Toi et ta bande› (Du und deine<br />

Clique): So heisst die Ausstellung von Gina<br />

Proenza, Gewinnerin des diesjährigen Manor-<br />

Kunstpreises des Kanton Waadt, im Espace<br />

Projet des MCBA in Lausanne – und so begann<br />

die Anklageschrift eines Prozesses gegen<br />

Insektenlarven an einem Kirchengericht des<br />

Kantons Waadt im 15. und 16. Jahrhundert. Den<br />

sogenannten Engerlingen (Larven bestimmter<br />

Käferarten) wurde vorgeworfen, die Ernte zu<br />

zerstören, und man forderte sie auf, den Ort<br />

zu verlassen. Diese im Mittelalter üblichen<br />

Gerichtsverfahren signalisierten einen Kampf<br />

um Land und Ressourcen. Im Ausstellungsprojekt<br />

von Gina Proenza (*1994, Bogotá) sind<br />

die Insektenlarven gleichsam unsichtbar wie<br />

allgegenwärtig. Die Künstlerin tauchte in diese<br />

absurde und seltsame Geschichte aus der Welt<br />

der Justiz ein und spielt das Gerichtsverfahren<br />

nach. Die Stimmen, die im Saal zu hören<br />

sind, gehören drei Strafverteidiger:innen, die<br />

für den Freispruch der Larven plädieren. Das<br />

Ganze erinnert an einen Gerichtshof oder einen<br />

Wartesaal, in dem man auf einfachen Stühlen<br />

sitzen und zuhören kann.<br />

Die Ausstellung funktioniert als eine Art<br />

Bilderrätsel, aber letztendlich geht es um die<br />

problematische Beziehung der Menschen zu<br />

den Tieren und die Welt, die sie miteinander<br />

teilen – ein Thema, das aktuell bleibt. Mithilfe<br />

von Vorhängen, die sich sanft bewegen, um<br />

Räume zu öffnen oder zu schliessen, materialisiert<br />

Proenza die Grenzen zwischen Territorien<br />

und lebenden Arten.<br />

Man trifft auf einzigartige motorisierte Wesen<br />

mit heraushängenden Zungen, die an die<br />

Wasserspeier erinnern, welche die gotischen<br />

Kathedralen schmücken. Die gesichtslosen Figuren<br />

zeigen uns respektlos ihre Zungen – ihre<br />

«langues de bois», ein Ausdruck, der auf Französisch<br />

«leere Rede» bedeutet: Ob allegorisch<br />

oder organisch, die Sprache steht im Mittelpunkt<br />

von Gina Proenzas Arbeit. Ihre Faszination<br />

dafür lässt sich an den alten Werbetafeln<br />

ablesen, die sie sammelt und umgestaltet: Sie<br />

entfernt einige Buchstaben und schafft neue<br />

HINWEISE // LAUFENBURG / LAUSANNE<br />

77


edeutungsvolle Wörter, etwa «Patron» oder<br />

«Partner». An den Wänden erscheinen in perlenreichen<br />

Rechenbrettern aus Holz einzelne<br />

rätselhafte Buchstaben, die sich zu Wörtern<br />

verbinden: «Troupe», «Colonie», «Parlement»,<br />

Begriffe, die etwa in der Naturwissenschaft<br />

Verwendung finden zur Beschreibung von bestimmten<br />

Gruppen von Tieren – aber auch von<br />

Menschen. John Steinbeck schrieb 1937 das<br />

Buch ‹Of Mice and Men›. Bei Gina Proenza geht<br />

es <strong>2024</strong> um Insekten und Menschen. IDL<br />

‹Gina Proenza – Toi et ta bande›, Manor Kunstpreis<br />

Kanton Waadt <strong>2024</strong>, Ausstellungsansicht<br />

MCBA Lausanne. Foto: Jonas Hängg<br />

Nils Nova<br />

Luzern — Schon beim Betreten der Kali Gallery<br />

in Luzern fühlt man sich desorientiert. Der Boden<br />

unter den Füssen beginnt zu schwanken,<br />

scheinbar. Ein leichter Schwindel stellt sich ein.<br />

Denn der intime, glasgedeckte Hinterhof, der<br />

in die Galerie geleitet, wird durch eine massstabsgerechte<br />

Fotoreproduktion seiner selbst<br />

verdoppelt. So entsteht ein Tromp l’Œil, ein<br />

Tiefenraum, wo eigentlich eine flächige Wand<br />

verläuft. Und in diesen Tiefenraum platziert<br />

Nils Nova (*1968) perspektivverzerrend ein<br />

reales Gemälde, das erst auf den zweiten Blick<br />

als solches dingfest gemacht werden kann,<br />

nämlich bei genügender Annäherung. Zu sehen<br />

ist eine quadratische schwarze Leinwand, eine<br />

ikonische Malerei, die zunächst an Malewitsch<br />

erinnert, aus der Nähe aber einen Flusslauf,<br />

Ton in Ton gemalt, erkennen lässt: ‹Black River›<br />

lautet der Titel, der bewusst auch umweltpolitische<br />

Assoziationen wecken soll.<br />

Im Innenraum der Galerie setzt sich das<br />

gekonnte Spiel mit der Illusion fort. Auch hier<br />

wird der Raum fotografisch verdoppelt und<br />

damit scheinbar erweitert. Und auch hier<br />

werden Gemälde, diesmal in kräftigen Farben,<br />

in die räumliche Fotokulisse platziert und<br />

die Perspektiven so durcheinandergebracht.<br />

Eine Ausstellung, die in vielfacher Hinsicht<br />

bezaubert! MH<br />

Gina Proenza, ‹L’ami naturel VIII›, <strong>2024</strong>,<br />

Metall, Keramik, Textil, Motor, hölzerne Zunge,<br />

90 x 50 x 80 cm. Foto: Jonas Hängg<br />

→ MCBA, Espace Projet, bis 1.9.<br />

↗ mcba.ch<br />

Nils Nova, ‹Dunkler Fluss›, <strong>2024</strong>, Acryl auf<br />

Leinwand, 50 x 50 cm, gehängt auf Fototapete,<br />

Ausstellungsansicht Kali Gallery, Luzern<br />

→ Kali Gallery, bis 25.7.<br />

↗ kaligallery.com<br />

78 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Jorge Raka / Patricio Gil Flood<br />

Martigny — Unter dem Titel ‹Paraísos inseguros›<br />

vereint Le Manoir die Arbeiten der<br />

südamerikanischen Künstler Jorge Raka<br />

(*1980) und Patricio Gil Flood (*1977), die<br />

beide übers Kunststudium in die Westschweiz<br />

gelangt sind und an der Kunsthochschule<br />

im Wallis studiert haben. Ihre Werke zeigen<br />

ein geteiltes Interesse daran, die durch die<br />

Migration abhandengekommenen Sicherheiten<br />

und ihre Erfahrungen im europäischen Kontext<br />

zu untersuchen. Beide Künstler nehmen den<br />

Kontinent Südamerika als Ausgangspunkt ihrer<br />

visuellen Explorationen, um die neuzeitlichen<br />

ökonomisch-kapitalistischen und sozialenkolonialen<br />

Verflechtungen aufzuzeigen. Das<br />

Thema des exotischen und umkämpften Territoriums<br />

beschäftigt vor allem Patricio Gil Flood,<br />

während Jorge Raka sich für den Körper und<br />

dessen Inszenierung durch Symbole, Klischees<br />

und Marken interessiert.<br />

So untersucht Raka auf direkte, oft vom<br />

Rennsport inspirierte Weise die Begriffe<br />

Geschwindigkeit, Erfolg und Fortschritt im<br />

Zusammenhang mit Migration und Gewalt. Er<br />

präsentiert Objekte der Konsum- und Sportwelt<br />

– etwa Kostüme oder Sicherheitsarmbänder.<br />

Deren rohe Ästhetik wird von Verweisen auf<br />

die Populärkultur, Pop Art und den medialen<br />

Star-Kult genährt. Rakas eigener Körper wird<br />

in der Performance ‹Raka’n’Roll› (2021) in der<br />

Verschmelzung mit einem Laufrad in diese<br />

Geschichte involviert.<br />

Patricio Gil Flood hat sich schon immer mit<br />

Kartografie, Poesie und Kleinpublikationen<br />

beschäftigt. Er imaginiert mit Postkartenausschnitten,<br />

einem paradiesischen Diorama oder<br />

Miniaturinseln aus Karton eine Umschreibung<br />

der Mythen und Geschichten, die mit der Exotik<br />

von Südamerika verbunden sind. Dabei vermisst<br />

der Künstler auf spekulative und poetische<br />

Weise auch die Produktions- und Konsummuster<br />

der sogenannten ‹Bananenrepublik› (<strong>2024</strong>)<br />

ebenso wie unseres Welthandelssystems.<br />

Beide Kunstschaffende lesen auf je eigene<br />

Weise das Narrativ von Südamerika – Eroberung,<br />

Ausbeutungen durch Handel und koloniale<br />

Besetzung – und erzählen das von ihnen<br />

Erlebte im Kontext der heutigen zeitgeschichtlichen<br />

Prämissen auf ihre persönliche Art. Das<br />

Paradies ist für jeden Künstler ein heterotopes<br />

System unserer Sehnsüchte, das wir entweder<br />

als Tourist:innen konsumieren oder als<br />

Migrant:innen im Kontrollsystem der Bevölkerungspolitik<br />

neu erobern müssen. SO<br />

Jorge Raka, ‹The authentic soul of the pilots<br />

(Sponsors Wishlist)›, <strong>2024</strong> (Detail), Overall mit<br />

Aufnähern, ca. 150 x 60 x 15 cm<br />

Patricio Gil Flood, ‹Souvenirs›, 2022,<br />

zerschnittene Postkarte, 10 x 15 cm<br />

→ Le Manoir, bis 8.9.<br />

↗ manoir-martigny.ch<br />

HINWEISE // LAUSANNE / LUZERN / MARTIGNY<br />

79


Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller<br />

Offenburg — In Offenburg, einer mittelgrossen<br />

Stadt zwischen Basel und Karlsruhe, ist<br />

es aktuell möglich, sich auf grosszügige und<br />

anregende Weise damit vertraut zu machen,<br />

wie Claudia und <strong>Juli</strong>a Müller seit Beginn der<br />

1990er-Jahre künstlerisch arbeiten. Der Anlass<br />

dazu ist festlich: Dem Duo wurde der Oberrheinische<br />

Kunstpreis <strong>2024</strong> verliehen, das<br />

trinationale Äquivalent zum Prix Meret Oppenheim,<br />

den sie 2010 erhalten haben. Mit Woodie<br />

Guthries Folksong ‹All You Fascists Bound<br />

to Loose›, live gesungen von Sophie Jung &<br />

Friends, endete die Preisverleihung.<br />

In ihrer Ausstellung in der Städtischen Galerie<br />

machten sich Claudia und <strong>Juli</strong>a Müller die<br />

Eigenheit des Grundrisses aus acht weiss<br />

gestrichenen Räumen mit seitlichen Fenstern<br />

zum dramaturgischen Konzept. Sie unterlaufen<br />

die Erwartung an einen vorgespurten Rundgang<br />

und bieten stattdessen ein mögliches immersives<br />

Habitat für Kunst mit zwei Eingängen<br />

an. Die Szenografie entstand aus der Frage,<br />

wie sie «die Räume erzählerisch beleben oder<br />

herausfordern könnten». Jeweils vier Räume<br />

verlaufen entlang einer Enfilade und bilden<br />

eine Einheit. Dazwischen liegt eine Wand,<br />

sodass einer der beiden Teile der Ausstellung<br />

sich faktisch immer ‹Behind the Wall› befindet,<br />

so der mehrdeutige Titel der Schau. Für die<br />

Umsetzung blieb den Künstlerinnen rund ein<br />

Jahr Vorlaufzeit. Während des Aufbaus und<br />

vor dem Einrichten behandelten sie die Wände<br />

der ersten vier Räume mit schwarzer Farbe.<br />

In Spraytechnik schufen sie ein Gradient von<br />

Schwarz zu Weiss, der in jedem Raum höher<br />

ansetzt, bis zu dem Punkt, an dem alle Wandflächen<br />

schwarz sind; auf den darauffolgenden<br />

vier Wänden verläuft die Bewegung rückwärts<br />

zurück bis zum weissen Nullpunkt.<br />

Zu Beginn und zum Schluss paaren die «Müller<br />

Sisters» die grosse Geste mit dem Spiel aus<br />

Illusion und Desillusion. In leichtem Kurvenverlauf<br />

sind liegende Frauenakte als Digitaldrucke<br />

auf Stoff im Panoramaformat von der<br />

Decke abgehängt: «Vorhangschönheiten», die<br />

in Anverwandlung von Personifikationen für<br />

den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang<br />

den Blick in den Raum richten oder sich wie<br />

vor dem abendlichen Einschlafen wegdrehen.<br />

In den Settings der beiden «Halbtage» treffen<br />

Besuchende auf Listen, Zeichen, Bilderrätsel<br />

und überzeitliche Figuren wie den Heiligen<br />

Antonius; kraftvolle Werke von Anfang 2000 aus<br />

privaten und öffentlichen Sammlungen werden<br />

der Bewährungsprobe ausgesetzt und mit<br />

neuen Arbeiten wie ‹Social Batteries› kombiniert.<br />

SM<br />

Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller, ‹It ends where it<br />

begins (Sunset)›, <strong>2024</strong>, Ausstellungsansicht<br />

Städtische Galerie Offenburg<br />

Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller, ‹Rebus (Lehrling ohne<br />

Meister)›, 2009, Scherenschnitt, Türe, Zylinder,<br />

Stadtplan, Ausstellungsansicht Städtische<br />

Galerie Offenburg<br />

→ Städtische Galerie Offenburg, bis 6.10.<br />

↗ galerie-offenburg.de<br />

80 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Éphémère et durable<br />

Onex / Saint-<strong>Juli</strong>en-en-Genevois — Seit mehr<br />

als zwanzig Jahren arbeitet der Architekt<br />

Georges Descombes gemeinsam mit verschiedensten<br />

Fachleuten und der Bevölkerung an<br />

der Renaturierung der Aire. Sie entspringt<br />

unter dem Bergrücken Salève in Frankreich<br />

und ergiesst sich elf Kilometer weiter unten in<br />

der Schweiz in die Arve. Zum zweiten Mal seit<br />

2021 findet nun unter der Leitung der freien<br />

Kuratorin Hélène Maréthioz in der erstaunlichen,<br />

zugleich spektakulär strukturierten,<br />

wie von kraftvoller Natur durchdrungenen<br />

Landschaft ein echt tiefenökologischer<br />

Kunstspaziergang statt, getragen von den fünf<br />

Gemeinden hüben und drüben der Grenze.<br />

Die zwölf via Wettbewerb aus beiden Ländern<br />

ausgewählten Kunstschaffenden machen uns<br />

einerseits die vielschichtigen Entwicklungen<br />

der Landschaft bewusst und lassen uns andererseits<br />

oft erst die Worte für deren Schönheit<br />

und Bedeutung finden.<br />

Die künstlerischen Setzungen sind diskret<br />

und leicht reversibel, wie etwa das Paar von<br />

«Papierschiffchen» aus lokalem Kalkstein<br />

von Luzia Hürzeler (*1976), von denen man<br />

das erste beim Herannahen an eine Brücke<br />

entdeckt und das zweite beim Blick von ihr auf<br />

die andere Seite. Sie lassen sofort Kindheitserinnerungen<br />

aufleben und können zugleich<br />

zu philosophischen Reflexionen über Zeit,<br />

Raum und Erkenntnis verleiten. Das Iglu aus<br />

Ästen und Schlamm von Elvia Toetski (*1993),<br />

bei dessen schierem Anblick man bereits eine<br />

Form von Geborgenheit erfährt, ist so angelegt,<br />

dass es Biber beziehen und ausbauen<br />

können. Die Arbeit von Pauline Cordier (*1992)<br />

& Charlotte Schaer (*1991) wiederum hat als<br />

Ausgangspunkt eine der Rauten, die um den<br />

alten Kanal herum in den Boden geschnitten<br />

worden waren, um dem Fluss wieder das freie<br />

Mäandrieren zu erlauben. Die Künstlerinnen<br />

haben eine dieser geometrischen Einkerbungen<br />

aufgeschichtet und mit Steinen belegt,<br />

wodurch sich diese innert kürzester Zeit in ein<br />

Mekka für sonnenfreudige Pflanzen, Insekten<br />

und Reptilien verwandelt hat.<br />

Viele der Arbeiten sind ähnlich minimalistisch<br />

gehalten, doch es gibt auch Surrealistisches<br />

wie die unheimlichen Totems aus verkohlten<br />

Stammrümpfen und Asthaaren von Aurélie Menaldo<br />

(*1983). Eine die Imagination besonders<br />

anregende Arbeit stammt von Rudy Decelière:<br />

Auf den Mauern links und rechts einer Schleuse<br />

ist durch die punktuelle Entfernung des<br />

dunklen Mooses das illusionistische Bild eines<br />

Meeres entstanden. Das Fliessen und Rauschen<br />

des Wassers wird an dieser Stelle wie<br />

sonst nirgends plötzlich zu einem essenziellen<br />

Teil der Wahrnehmung, und gleichzeitig tritt der<br />

ganze Zyklus des lebensspendenden Nasses in<br />

weiteren, stupenden Naturbildern von Wolken<br />

und Bergen vor das innere Auge. KHO<br />

Pauline Cordier & Charlotte Schaer,<br />

‹(ré)organisées›, <strong>2024</strong>, Erde, Steine, Kokosmatte,<br />

ca. 11,5 x 17,7 m. Foto: Emmanuelle Bayart<br />

Aurélie Menaldo, ‹Litha, Ostara, Mabon›,<br />

<strong>2024</strong>, verkohltes Holz, h: ca. 3–4 m.<br />

Foto: Emmanuelle Bayart<br />

→ Öffentlicher Raum entlang der Aire,<br />

bis 13.10.<br />

↗ ephemere-et-durable.ch<br />

HINWEISE // OFFENBURG / ONEX / SAINT-JULIEN-EN-GENEVOIS<br />

81


Halt — Alles fliesst<br />

Samstagern — Finden die Füsse keinen Halt,<br />

rutscht der ganze Mensch. Gibt der Boden<br />

nach, so verliert die Welt ihren Halt. Oder weist<br />

der vieldeutig einsetzbare Titel ‹Halt›<br />

der Ausstellung auf dem Biohof Froh Ussicht<br />

von Martin Blum auf eine Pause hin, um sich<br />

zu (be-)sammeln?<br />

Das Kollektiv Lithic Alliance von Daniel V. Keller<br />

(*1987) spielt mit dieser Doppeldeutigkeit und<br />

weist mit einer intensiv grün leuchtenden LED-<br />

Laufschrift darauf hin, dass auch Steine reden<br />

können: ‹Steine lesen um die Zeit zu begreifen›<br />

heisst das Werk, und wir müssen innehalten,<br />

um die ganze Nachricht lesen zu können.<br />

Wobei das Wort «lesen» hier doppelt besetzt<br />

ist, denn es wird nicht nur als intellektuelle,<br />

sondern auch als manuelle Tätigkeit verstanden:<br />

Die Installation ist bewusst bei den «Lesesteinen»<br />

platziert, also jenen Steinen, die in<br />

mühsamer Handarbeit von Wiesen und Äckern<br />

aufgelesen werden.<br />

Zwei Installationen von Una Szeemann (*1975)<br />

befassen sich mit der flüchtigen Materie des<br />

Blitzes (‹Opposite Affinity›, Leuchtröhre an der<br />

Scheunenwand) und mit der Bedeutung mittelalterlicher<br />

Literatur zu Hexenpflanzen (‹Incantarsi<br />

«Hedera helix»›, Bronzeguss im Hofladen).<br />

Letztere ist eine Kombination aus Efeu und der<br />

Chinesischen Hanfpalme, welche unter dem<br />

Namen ‹Tessinerpalme› als invasiver Neophyt<br />

auf der Schwarzen Liste steht. Man will ihr<br />

so Einhalt gebieten. Kein Halten gibt es aber<br />

bei Kindern, wenn sie Marshmallows grillen<br />

können. Mickry3 haben mit ‹Meltingpoint› eine<br />

Feuerstelle ganz darauf eingerichtet, diesem<br />

Vergnügen keinen Einhalt zu gebieten.<br />

Die Performance ‹Querbeet – Im Testfeld der<br />

Wünsche›, ein Projekt von Tim Zulauf, wurde am<br />

Eröffnungswochenende aufgeführt und ist als<br />

Video per QR-Code vor Ort abrufbar. Ab nächstem<br />

Jahr werden Carole Kambli und Sabine<br />

Rusterholz mit Vorbereitung und Kuratorium<br />

massgeblich an den Ausstellungen auf der Froh<br />

Ussicht beteiligt sein.<br />

Einzelne ältere Werke sind dem Zahn der Zeit<br />

ausgesetzt und müssen manchmal versetzt<br />

oder erneuert werden, wie die leuchtend roten<br />

Wollkugeln von Marion Strunk. Die ‹wollen›<br />

betitelte Installation fand ihre neue Heimat an<br />

einer ‹Baumruine› in der Nähe des imposanten,<br />

fast ganz mit Efeu geschmückten Birnbaums,<br />

über dessen Halt bietendes Wurzelwerk man<br />

nur mutmassen kann. Hofkatze Düsi hat sich<br />

derweil ganz hinten im kleinen Treibhaus im<br />

Stroh eine tiefe Schlafkuhle gebaut und überführt<br />

den ‹Long Nap› von Pedro Wirz in einen<br />

«Cat Nap». TS<br />

Mickry3, ‹Meltingpoint›, <strong>2024</strong>, Ausstellungsansicht<br />

Froh Ussicht, Samstagern<br />

Lithic Alliance, ‹Steine lesen um die Zeit<br />

zu begreifen›, <strong>2024</strong>, LED-Laufschrift, Ausstellungsansicht<br />

Froh Ussicht, Samstagern<br />

→ Froh Ussicht, Hof Blum, bis 27.10.<br />

↗ frohussicht.ch<br />

82 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Who Cares?! Aktuelle Perspektiven<br />

auf Sorgearbeit<br />

Schaffhausen — Der Nordraum der Vebikus<br />

Kunsthalle fühlt sich an wie ein Schulzimmer<br />

während der Pause: Acht eigentümliche Stühle<br />

stehen um je drei Flachbildschirme im Kreis.<br />

Es handelt sich um die 3-Kanal-Videoinstallationen<br />

‹Liberty, Love and Loneliness I & II›<br />

(2021 / <strong>2024</strong>) von Philip Ortelli sowie um die<br />

vom Künstler mit Studierenden gefertigten<br />

‹Norm Chairs› (<strong>2024</strong>). Die aus seriell produzierten<br />

Möbelteilen zusammengesetzten<br />

Stühle sind wider Erwarten bequem; die Videos<br />

hingegen veranschaulichen die unbequemen<br />

Lebensrealitäten queerer Menschen, die<br />

mit Gewalt und Diskriminierung konfrontiert<br />

sind, sowie Strategien der Self-Care innerhalb<br />

ihrer Communitys.<br />

Wesentlich unscheinbarer, aber umso poetischer<br />

wirkt die Arbeit ‹Sieben Tage die Woche›<br />

(2022) von Alain Jenzer, für die der Künstler<br />

sieben Papierblätter zerknüllt und wieder glatt<br />

gestrichen hat. Das Papier wird zu einer vom<br />

Leben gezeichneten Haut und weckt Assoziationen<br />

an die Pflege von älteren Personen.<br />

Den Balanceakt zwischen (Sorge-)Arbeit, Administration,<br />

Kinderbetreuung und Kunstschaffen<br />

thematisiert die grossflächige Wandzeichnung<br />

‹Priorities› (<strong>2024</strong>) von Ana Vujić. Das Porträt<br />

der Künstlerin zwischen Papierstapeln und<br />

Kinderspielzeug entwickelt gerade bei näherer<br />

Betrachtung der Kohlestriche an der Wand<br />

eine gewisse Dringlichkeit und verweist darauf,<br />

dass Kunstschaffen selbst eine körperliche<br />

und durchaus prekäre Arbeit sein kann, die von<br />

Sorgfalt und Empathie getragen wird.<br />

Nachdenklich stimmt auch das Video ‹Arbeit<br />

als Liebe. Liebe als Arbeit.› (2018), das Brigitte<br />

Dätwyler & Lena Maria Thüring in Zusammenarbeit<br />

mit fünf Klientinnen der FIZ (Fachstelle<br />

Frauenhandel und Frauenmigration) erstellt<br />

haben. Die zu einer Sound- und Bildcollage<br />

zusammengefügten Geschichten erzählen von<br />

(un-)bezahlter Pflegearbeit und emotionalen<br />

Belastungen, welche die Protagonistinnen an<br />

den Rand der Erschöpfung bringen.<br />

Insgesamt zehn künstlerische Positionen hat<br />

die Gastkuratorin Sarah Merten für die Ausstellung<br />

‹Who Cares?! Aktuelle Perspektiven auf<br />

Sorgearbeit› versammelt. Sie werden ergänzt<br />

durch einen Audio-Walk, ein Begleitheft, einen<br />

Care-Space und eine Water-Station, die von<br />

den Studierenden der F+F Schule für Kunst<br />

und Design im Rahmen des Projekts ‹Politics of<br />

Care – Kulturarbeit als Sorgearbeit› erarbeitet<br />

wurde. Dieser Titel hätte besser gepasst, denn<br />

die breit angesetzte Thematik lässt so Perspektiven<br />

etwa aus Pflegeberufen, Sozialforschung<br />

oder Naturschutz vermissen. AU<br />

‹Who Cares?! Aktuelle Perspektiven auf<br />

Sorgearbeit›, Ausstellungsansicht Vebikus<br />

Kunsthalle, Schaffhausen. Foto: Marvin Jumo<br />

‹Who Cares?! Aktuelle Perspektiven auf Sorgearbeit›,<br />

Ausstellungsansicht Vebikus Kunsthalle,<br />

Schaffhausen, mit einer Installation von<br />

Azad Colemêrg (vorne) und Fotografien von<br />

Marvin Jumo. Foto: Marvin Jumo<br />

→ Vebikus Kunsthalle, bis 21.7.<br />

↗ vebikus-kunsthalle-schaffhausen.ch<br />

HINWEISE // SAMSTAGERN / SCHAFFHAUSEN<br />

83


Barry Le Va<br />

Vaduz — «Einen Eindruck von Ganzheit ausschliessen<br />

und sich auf Einzelteile, Fragmente,<br />

unvollständige Handlungen und Strukturen<br />

konzentrieren.» Diese Notiz von Barry Le Va<br />

(1941–2021) aus dem Jahr 1989 charakterisiert<br />

fast alle seiner dreidimensionalen Arbeiten,<br />

die derzeit im Kunstmuseum Liechtenstein<br />

zu sehen sind. ‹In a State of Flux› ist die erste<br />

Retrospektive nach dem Tod des US-amerikanischen<br />

Künstlers. Sie richtet das Augenmerk<br />

nicht nur auf den radikalen Bildhauer, sondern<br />

ebenso sehr auf den aufmerksamen Denker<br />

und Planer.<br />

Der Ausstellungsparcours beginnt mit Werken<br />

von herausfordernder Präsenz: ‹Cleaved Wall›<br />

(1969/70) besteht aus zwölf in die Wand gehauenen<br />

Metzgerbeilen. Für ‹Shots from the End<br />

of a Glass Line› (1969/70) gibt eine Schlangenlinie<br />

aus zerbrochenem Glas die Distanz<br />

vor, von der aus fünf Revolverschüsse auf ein<br />

Stahlrohr abgegeben werden. Aus der Serie<br />

der ‹Scatter Pieces›, zersplitterten Scheiben,<br />

sind drei Beispiele vertreten. Barry Le Va hat<br />

mit diesen Werken die Bildhauerei an ihre<br />

Grenzen geführt; er hat destruktive Momente<br />

in eine konstruktive Form übersetzt. Aus der<br />

Zerstörung und Streuung resultieren neue<br />

Ordnungssysteme wie Stapel, Reihen oder die<br />

variabel angeordneten ‹Distribution Pieces›<br />

aus Filzstücken und Metallkugeln. Und er hat<br />

Prozesse initiiert, die für jede Installation neu<br />

umgesetzt werden müssen – dies führte für die<br />

erste Ausstellung nach seinem Tod zu vielen<br />

Fragestellungen und intensiven Recherchen in<br />

unterschiedlichen Archiven. Briefe, Notizen und<br />

Zeichnungen des Künstlers lieferten Hinweise<br />

für die Ausführung und mehr noch: Dank der<br />

Forschungsarbeit kann bisher unentdecktes<br />

Material gezeigt werden, beispielsweise ein<br />

Filmfragment des Videopioniers Gerry Schum<br />

mit Anweisungen von Le Va.<br />

Der Präsentation gelingt die enge Verbindung<br />

zwischen dem Physischen und dem Konzeptuellen<br />

in Barry Le Vas Schaffen. Jedem skulpturalen<br />

Werk gehen zahlreiche Studien voraus.<br />

Der Künstler skizziert Varianten, Vorüberlegungen,<br />

räumliche Situationen. Diese Notationen<br />

werden in Liechtenstein in Nachbarschaft zu<br />

den Installationen gezeigt, jedoch ohne deren<br />

Präsenz zu beeinträchtigen: Raumgreifende<br />

Werke und Zeichnungskonvolute folgen einander<br />

in schlüssiger Inszenierung. Zur Ausstellung<br />

ist eine dreibändige Publikation in Arbeit,<br />

unter anderem mit erst- und wiederveröffentlichten<br />

Interviews mit dem Künstler. KS<br />

Barry Le Va, ‹Equal Quantities: Placed or<br />

Dropped In, Out, and On in Relation to Specific<br />

Boundaries›, 1967, Slg. Michalke, Ausstellungsansicht<br />

Kunstmuseum Liechtenstein,<br />

Vaduz. Foto: Sandra Maier © Estate of Barry<br />

Le Va, David Nolan Gallery, New York<br />

‹Barry Le Va – In a State of Flux›, Ausstellungsansicht<br />

Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz.<br />

Foto: Sandra Maier © Estate of Barry Le Va,<br />

David Nolan Gallery, New York<br />

→ Kunstmuseum Liechtenstein, bis 29.9.,<br />

danach Fruitmarket, Edinburgh (ab 26.10.), und<br />

Museum Kurhaus Kleve (ab Frühjahr 2025)<br />

↗ kunstmuseum.li<br />

84 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


La main (et) le gant / Oskar<br />

Kokoschka<br />

Vevey — Das Musée Jenisch Vevey beweist<br />

einmal mehr eine glückliche Hand mit einer<br />

Ausstellung, die sich aus der eigenen Druckgrafik-Sammlung<br />

wie auch aus Leihgaben von<br />

Werken unterschiedlicher Medien speist. Eine<br />

Ausstellung über die Hand in der Kunst wäre<br />

vielleicht pathetisch geraten. Die Verknüpfung<br />

der Hand mit dem Handschuh sorgt aber für<br />

das Eindringen des Sozialen und nicht selten<br />

auch für eine ungemeine Laszivität. So etwa in<br />

dem Aquarell von Ulla von Brandenburg, das<br />

auch den schönen Katalog ziert: Lang gezogene<br />

Pinselstriche suggerieren bis über die Ellbogen<br />

gezogene Handschuhe, wovon der eine humorvoll<br />

den Zeigefinger hebt. Der Handschuh<br />

ist eines von sieben Kapiteln der Ausstellung,<br />

die spontane, taktile, kommunikative, spielende,<br />

das Gesicht schützende und stützende<br />

und arbeitende Hände zeigt, nicht zuletzt der<br />

Kunstschaffenden selbst! Zu dieser von Philippe<br />

Piguet gastkuratierten Ausstellung gesellt<br />

sich die aktuelle Hängung der Werke aus der<br />

von Aglaja Kemp geleiteten Fondation Oskar<br />

Kokoschka im Haus. Fehlen die allzu berühmten<br />

Hände von Dürer in der Ausstellung ‹La<br />

main (et) le gant›, kommen die betenden Hände<br />

in der Schau ‹Kokoschka à portée de main› als<br />

zusätzliche Variante zum Tragen. KHO<br />

Ulla von Brandenburg, ‹Sans titre›, 2006,<br />

Wasserfarbe auf Seidenpapier, 75 x 55 cm,<br />

Musée Jenisch Vevey. Foto: <strong>Juli</strong>en Gremaud<br />

→ Musée Jenisch Vevey, bis 18.8. bzw. 25.8.<br />

↗ museejenisch.ch<br />

The Last Artwork Vol.2<br />

Wädenswil — «Ende der Ausstellung» steht<br />

auf dem Foto, das Christoph Draeger gleich<br />

zu Beginn der Schau in der Kunsthalle 8000<br />

platziert hat – dort, wo die Besuchenden die<br />

Industriehalle via Treppe eben erst betreten.<br />

Indem Draeger dieses, dem lokalen Publikum<br />

bekannte, immer etwas verloren wirkende<br />

Hinweisschild aus der Kunsthalle Zürich am<br />

Anfang der Schau ‹The Last Artwork› zeigt,<br />

beleuchtet er eine Möglichkeit, auf das im Titel<br />

angedeutete Ende zu reagieren. Der (schwarze)<br />

Humor ist einer von vier Strategien, die diese<br />

Gruppenausstellung mit 16 Schweizer und ausgesuchten<br />

internationalen Positionen zu dem<br />

Thema durchspielt.<br />

Der zweite Komplex umfasst Werke, die in<br />

«Resignation» verfallen. Etwa Lorenza Longhis<br />

‹The Sun is Sold›: Graue Malerei kombiniert<br />

Fonts aus Life-Magazinen der 1950er-Jahre.<br />

Noch drastischer ist Mitchell Andersons blutige<br />

Hand, wenn er das Symbol des Schweizerischen<br />

Roten Kreuzes SRK in eine wandfüllende<br />

Anklage verkehrt. Es folgt die künstlerische<br />

Selbstausbeutung als dritter «Endpunkt»,<br />

etwa in Nicole Zachmanns Fotografie ‹Susann<br />

Walder›, welche die im Zürich der 1990er-Jahre<br />

bekannte Performerin und Musikerin als eine<br />

Art Cheerleaderin mit Stiefeln und Kindergewehr<br />

inszeniert. Charlie Steins Porträt einer<br />

gesichtslosen, in Latex gehüllten Figur mit rosa<br />

Haar oszilliert ebenfalls zwischen Anziehung<br />

und Abstossung, oberflächlicher Schönheit und<br />

latenter Gefahr.<br />

Die vierte und letzte Strategie postuliert das<br />

Ende des Marktes: Ai Weiweis Installation<br />

‹Safety Jackets Zipped the Other Way› (2020),<br />

in Zusammenarbeit mit einem deutschen<br />

Baumarkt entstanden, gibt quasi allen die Möglichkeit,<br />

sich aus orangen Sicherheitsjacken ein<br />

Readymade des Kunst-Stars zusammenzustellen.<br />

Ein Manual validiert das Werk per Interview<br />

mit Hans Ulrich Obrist und schlägt gleichzeitig<br />

verschiedene Knüpfarten vor. Ghost R.s liegender<br />

Ronald McDonald im selben Raum geht in<br />

eine ähnliche Richtung, wobei hier die Unsicherheit<br />

durch die doppelte Natur des Clowns<br />

HINWEISE // VADUZ / VEVEY / WÄDENSWIL<br />

85


entsteht, während in Valentina Stiegers ‹Made<br />

To Measure (Method)› (2022) sich ein simples<br />

IKEA-Regal seiner Rückseite entledigt.<br />

«Erwarten Sie nicht zu viel vom Ende der Welt»<br />

steht im Ausstellungstext über dem Glossar: In<br />

diesem Sinne befragt diese Schau sicher alles<br />

andere als umfassend, aber dafür unterhaltsam<br />

das sagenumwobene Wesen des «letzten<br />

Kunstwerks»! AD<br />

‹The Last Artwork Vol.2›, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthalle 8000, Wädenswil, mit Werken<br />

von Mitchell Anderson, Lori Hersberger und<br />

Adam Cruces<br />

Angela Anzi<br />

Winterthur — Medusa lacht. Ein breites, schiefes<br />

Grinsen zieht sich über ihr fratzenhaftes Gesicht.<br />

Sie kennt die alte Geschichte, aber kann<br />

sie die Muster umschreiben, die den Frauen in<br />

einer patriarchalen Welt angedichtet werden?<br />

Mit den Fingern hat Angela Anzi Medusas Antlitz<br />

in eine flache Tonscheibe gezeichnet. Es ist<br />

kaum mehr als eine Andeutung aus schwungvoll<br />

gezogenen Furchen im weichen und schliesslich<br />

glasierten und gebrannten Material. Es<br />

führt weiblich gelesenes Begehren ebenso ad<br />

absurdum wie den männlichen Blick darauf. Die<br />

Keramik hängt als erstes Werk Anzis Ausstellung<br />

‹Chanted Water› im Kunstraum oxyd.<br />

Und sie stimmt ein auf die Welt mystischer<br />

Wesen, denen die in Basel lebende Künstlerin<br />

ihre Recherchen widmet. Sie lässt Sirenen<br />

singen, Nereiden locken, Hexen flüstern. Den<br />

jahrhundertelang von Künstlern idealisierten<br />

oder dämonisierten Gestalten antwortet sie<br />

mit Fratzen und Fragmenten: Ein Fischschwanz<br />

muss reichen, oder ein paar Vogelkrallen.<br />

Sprachfetzen dringen ans Ohr. Aus glänzenden<br />

Brüsten ergiesst sich Wasser schwallweise und<br />

anspielungsreich. Es glänzt und plätschert.<br />

Zwischen den Keramiken liegen Kabel, stehen<br />

Verstärker. Alles ist gleichberechtigt, die<br />

Technik, die Objekte, der Sound – aber auch die<br />

neuen Inhalte. Überholte Stereotypien werden<br />

nicht weitergeschrieben, stattdessen werden<br />

neue Bezugssysteme möglich. KS<br />

‹The Last Artwork Vol.2›, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthalle 8000, Wädenswil, mit Werken<br />

von Charlie Stein, Bob Gramsma und Christoph<br />

Draeger © ProLitteris<br />

→ Kunsthalle 8000, bis 31.8.<br />

↗ kunsthalle8000.ch<br />

‹Angela Anzi – Chanted Water›, Ausstellungsansicht<br />

oxyd – Kunsträume, Winterthur<br />

© ProLitteris. Foto: Sarah Hablützel<br />

→ oxyd – Kunsträume, bis 28.7. ↗ oxydart.ch<br />

86 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Maillol und Sintenis<br />

Winterthur — Natürlich ist es das Material<br />

und die bald mehr, bald weniger vorhandene<br />

Anmut, die sich in den drei Gestalten zeigt. Und<br />

natürlich ist es auch das, was man als gelebtes<br />

Leben bezeichnen könnte, was den Charme<br />

jener ‹Méditerranée› ausmacht, die 1931 in<br />

Oskar Reinharts Sammlung gelangte. Der grosse<br />

Kunstförderer Harry Graf Kessler hatte die<br />

um 1905 bis 1907 für ihn geschaffene Skulptur<br />

infolge der Weltwirtschaftskrise veräussern<br />

müssen; Reinhart gab ihr, zunächst im Garten<br />

seines Anwesens «Am Römerholz», ein neues<br />

Zuhause. Die Witterung hat Spuren auf dem<br />

feinkörnigen Kalkstein hinterlassen, und Erinnerungen<br />

hängen an ihr, wie die von 1926, als<br />

sie noch in Kesslers Wohnung stand und Josephine<br />

Baker bei einer Einladung für sie tanzte.<br />

Doch was lässt sie im Vergleich zu den beiden<br />

anderen, dem Zwischenprodukt aus Gips und<br />

der späteren Marmorfassung, die im grossen<br />

Galeriesaal der Sammlung Oskar Reinhart<br />

«Am Römerholz» zusammengefunden haben,<br />

so schön und lebendig erscheinen? Von vorne<br />

gesehen sind alle drei Figuren von geschlossener<br />

Kompaktheit. Doch von der Seite her gibt<br />

es vier Durchblicke. Und da erkennt man bei ihr<br />

die leichte Abwärtsneigung des linken Oberarms,<br />

die zur Vollkommenheit der Kauernden<br />

beiträgt. Bei den andern zwei, schwerfälliger<br />

die eine, kühl-distanzierter die andere, bleibt<br />

der Oberarm in der Waagerechten.<br />

Solche Beobachtungen lassen sich in der von<br />

Kerstin Richter und Katja Baumhoff kennerisch<br />

und feinfühlig gestalteten Ausstellung ‹Von<br />

Grösse und Grazie – Maillol und Sintenis› immer<br />

wieder machen. Zum ersten Mal überhaupt<br />

stehen Skulpturen im Zentrum einer Römerholz-Schau,<br />

die mit gut sechzig Werken fast<br />

alle Räume bespielt. Die Gegenüberstellung<br />

des Meisters von Profil und Kontur mit der eine<br />

Generation jüngeren Renée Sintenis (1888–<br />

1965), die sich seit Mitte der 1920er-Jahre im<br />

Berliner Kunstbetrieb etablierte und vor allem<br />

der kleinen Form verschrieb, schärft den Blick<br />

für das jeweilige Schaffen. Beide kannten und<br />

schätzten sich. Natürlich spielt Maillol mit gut<br />

zwei Dritteln der Exponate die Hauptrolle in der<br />

Ausstellung, dafür dürfte Sintenis, an der das<br />

Interesse gerade wieder wächst, für viele eine<br />

Entdeckung sein. Ihre bewegten Figuren wie<br />

die ‹Kleine Daphne› und die springlebendigen<br />

Fohlen möchte man am liebsten in die Hand<br />

nehmen. So wie es Ambroise Vollard auf dem<br />

Renoir-Bild von 1908 mit Maillols ‹Jeune fille<br />

accroupie› tut, einer frühen Kleinplastik, die<br />

gleich neben dem Gemälde zu sehen ist. Die<br />

Schau wird von einem sehr informativen Katalog<br />

begleitet. AM<br />

Aristide Maillol, ‹Étude pour La Méditerranée›,<br />

1904, Kohle auf Papier, 22,5 x 22,5 cm, Kunst<br />

Museum Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart<br />

Renée Sintenis, ‹Rückblickendes Fohlen›, 1919,<br />

Bronze, 9,5 x 11,5 x 3,5 cm<br />

→ Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz»,<br />

bis 15.9.<br />

↗ roemerholz.ch<br />

HINWEISE // WÄDENSWIL / WINTERTHUR<br />

87


Kiesler heute — Werkdialoge<br />

mit Zeitgenoss:innen<br />

Zug — Friedrich Kiesler (1890–1965) hat Zug<br />

fest im Griff: Nachdem das örtliche Kunsthaus<br />

den österreichisch-US-amerikanischen Architekten,<br />

Bühnenbildner und Ausstellungsmacher<br />

in der ersten Jahreshälfte als bildenden<br />

Künstler präsentiert hat, folgt nun der zweite<br />

Teil seiner Würdigung. In ‹Kiesler heute – Werkdialoge<br />

mit Zeitgenoss:innen› stehen seinen<br />

Arbeiten 16 zeitgenössische Positionen aus<br />

Deutschland, Österreich, der Schweiz und den<br />

USA gegenüber. Aus der Einzelausstellung<br />

wird eine kollektive Schau, die gleichermassen<br />

vielschichtig wie herausfordernd ist.<br />

Denn allein schon Kieslers avantgardistisches<br />

Œuvre in seiner Vielgestaltigkeit zu erfassen ist<br />

keine leichte Aufgabe. Da finden sich abstrakte,<br />

mehrteilige Gemälde, raumfüllende Skulpturen,<br />

Architekturmodelle und multifunktionale<br />

Sessel – von Genres und Konventionen liess<br />

sich Kiesler nie einschränken. Der Dialog mit<br />

zeitgenössischen Arbeiten, von denen einige<br />

eigens für die Ausstellung entstanden sind,<br />

macht das Feld noch weiter auf und zeigt, wie<br />

Kiesler bis heute inspiriert. Die Skulpturen des<br />

Österreichers Heimo Zobernig (*1958) etwa<br />

fügen sich mit ihren Schalen und Schichten<br />

nahtlos ins Kiesler-Universum ein, während der<br />

Däne Olafur Eliasson (*1967) in der Videoarbeit<br />

‹Moving Museum› (2009) wie einst Kiesler<br />

Architektur und Skulptur zusammendenkt.<br />

Und die Schweizer Bildhauerin Sara Masüger<br />

(*1978) hat mit ‹Inside Out› (<strong>2024</strong>) eine riesige,<br />

grottenähnliche Skulptur geschaffen, die nicht<br />

zuletzt durch ihre Dimensionen und ihr begehbares<br />

Inneres an Kiesler gemahnt.<br />

So entfaltet sich im Kunsthaus Zug ein dichtes<br />

Netz aus thematischen und formalen Verbindungen.<br />

Diesen nachzuspüren bereitet<br />

geradezu detektivische Freude – auch wenn<br />

dabei die Werke als solche zuweilen ein wenig<br />

in den Hintergrund geraten. Und trotz starker<br />

Einzelpositionen: Kiesler bleibt das Zentrum,<br />

um das sich alles dreht. So passt es, dass<br />

einen als Höhepunkt am Ende der Ausstellung<br />

Kieslers monumentale Plastik ‹Bucephalus›<br />

(1962–1965) erwartet, ein am Boden liegendes,<br />

raumfüllendes Pferd. Die Besucher:innen können<br />

in dessen Bauchhöhle kriechen und sich<br />

auf eine Decke legen. Man fühlt sich behütet in<br />

diesem Gewölbe, dessen Wände mit steinzeitlich<br />

anmutenden Zeichnungen versehen sind.<br />

Und man muss den anfänglichen Eindruck revidieren:<br />

Ja, der Ausstellungsbesuch ist zuweilen<br />

kopflastig und Kieslers Werk oft konzeptuell –<br />

und doch hat beides eine sinnliche, körperliche<br />

Facette, die zu erfahren sich lohnt. TSO<br />

Sara Masüger, ‹Inside Out›, <strong>2024</strong>, Acrystal,<br />

Holz, PU-Schaum, Styropor, Gips, Farbe,<br />

Masse variabel, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthaus Zug. Foto: Jorit Aust<br />

Friedrich Kiesler, ‹Bucephalus›, 1962–1965,<br />

Aluminium, Blattgold, Multimedia, Sound,<br />

8,23 x 2,74 x 4,27 m, Ansicht Kunsthaus Zug<br />

© Österreichische Friedrich und Lillian<br />

Kiesler-Privatstiftung, Wien. Foto: Jorit Aust<br />

→ Kunsthaus Zug, bis 6.10.<br />

↗ kunsthauszug.ch<br />

88 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


There I lost myself, I lost myself<br />

Zürich — Eine grosse Fensterfront, noch mit<br />

den floralen Goldornamenten des Vormieters<br />

– einem Pub – gerahmt, prägt den neuen<br />

Standort von Blue Velvet Projects in Zürich<br />

Wiedikon. Die bewusst belassene nostalgische<br />

Verzierung trägt nun atmosphärisch zur<br />

zweiten Ausstellung an diesem Ort bei: ‹There I<br />

lost myself, I lost myself› kreist um persönliche<br />

und politische Krisen und Dystopien. Die Schau<br />

geht von einem zentralen Diptychon von Louisa<br />

Gagliardi zum Thema der individuellen Verlorenheit<br />

aus. Gemalt in der für die Künstlerin<br />

typischen, leicht milchigen Farbigkeit, sitzen<br />

in ‹Visitors› (<strong>2024</strong>) zwei unbeteiligte Figuren,<br />

die eine im Morgenmantel, die andere nackt, in<br />

einer kalten Architektur. Der Hintergrund gibt<br />

den Blick in die Natur frei, im Vordergrund hält<br />

eine illusionistische gigantische Türkette die<br />

beiden Szenen zusammen.<br />

Ist hier die Bedrohung latent, offenbart sich<br />

diese in den Zeichnungen von Sibylle Ruppert<br />

aus den frühen 1970ern mit grotesken kopulierenden<br />

Körperhybriden drastisch. Anklänge an<br />

H. R. Giger liegen bei den eindringlichen, surrealistischen<br />

Szenen nahe, wobei das Publikum<br />

bei Ruppert nicht umhinkommt, dramatische<br />

Traumata zu vermuten.<br />

Von den persönlicheren Ansätzen zu Werken<br />

mit gesellschaftlicher Dimension: In Thomas<br />

Hirschhorns aktueller Serie ‹Karma› bezieht<br />

sich das titelgebende Thema auf die Standbilder<br />

von Diktatoren und politischen Führern,<br />

die von den Sockeln geholt werden. Hirschhorn<br />

arbeitete mit Fotos von Posts aus den Sozialen<br />

Medien, die er auf seinen unverwechselbaren<br />

billigen Braunkarton klebt, darum herum<br />

schreibt und zeichnet. Im Gegensatz dazu<br />

wirken Mitchell Andersons Leinwände in intensivem<br />

Rot und Orange prächtig. Der Künstler<br />

nutzt zusätzlich zur Gouache Pigmente von<br />

Sicherheitsfarben, mit denen er riesige Hände<br />

in den Farbwolken erscheinen lässt, die sich linienhaft<br />

abzeichnen und als Geste des Redens<br />

oder Betens interpretiert werden können.<br />

In der Arbeit von price schliesslich verschmilzt<br />

die persönliche mit der politischen Dimension.<br />

Verteilt am Boden finden sich kupferne<br />

Parfumflakons, die wie ruinenhafte Fragmente<br />

wirken: Sie erfüllen den Raum dieser nuancenreichen<br />

Schau mit der Erinnerung an die verlorene<br />

Hoffnung auf eine bessere Zeit, welche<br />

mit der ikonischen Flasche von «Fracas» um<br />

1948 verbunden war. AD<br />

‹There I lost myself, I lost myself›, Ausstellungsansicht<br />

Blue Velvet Projects, Zürich, mit<br />

Werken von Louisa Gagliardi (links) und<br />

Thomas Hirschhorn (rechts) © ProLitteris.<br />

Foto: Jonathan Dirlewanger<br />

price, ‹Untitled (Flacon) I / II›, <strong>2024</strong>, Kupfer,<br />

je ca. 35 x 25 x 15 cm, Ausstellungsansicht<br />

Blue Velvet Projects, Zürich. Foto: Jonathan<br />

Dirlewanger<br />

→ Blue Velvet Projects, bis 27.7.<br />

↗ bluevelvetprojects.com<br />

HINWEISE // ZUG / ZÜRICH<br />

89


Markus Weggenmann<br />

Zürich — Das ist schön, aussergewöhnlich<br />

schön! Erstens das, was wir neu in der Galerie<br />

Mark Müller zu sehen bekommen, neue Bilder<br />

des Malers Markus Weggenmann. Zweitens,<br />

die Geschichte dahinter, die Geschichte einer<br />

fruchtbaren Produktions- und Geschäftsbeziehung<br />

einerseits und die einer Freundschaft<br />

zwischen einem bedachtsam-klugen Künstler<br />

und einem sorgenden Galeristen andererseits.<br />

In nahezu dreissig Jahren war Markus Weggenmann<br />

mit über zwanzig Einzelausstellungen<br />

in der Galerie präsent. Eine lange gemeinsame<br />

Reise. Doch nichts deutet in der neuesten Ausstellung<br />

‹Gasping for Breath› auf Erschöpfung<br />

hin, auch wenn der Titel kurz daran denken<br />

liesse: Er bedeutet ins Deutsche übersetzt «Um<br />

Luft ringen».<br />

Ja, die Luft kann einem bei Markus Weggenmann<br />

wegbleiben. Jedoch nicht, weil sie den<br />

Betrachtenden genommen wird, sondern vor<br />

Erstaunen und Begeisterung. Namensgebend<br />

für die Präsentation 13 aktueller Arbeiten, die<br />

aus hochpigmentierten und darum farbintensiv<br />

leuchtenden Leimfarben auf Baumwolle<br />

bestehen, war das gewaltige Querformat von<br />

fast drei Metern Höhe und sechs Metern Breite,<br />

das die Besucher:innen bereits durch die<br />

grosse Scheibe neben dem Eingang der Galerie<br />

als Teaser sehen können. Das ist, zunächst den<br />

räumlichen Gegebenheiten geschuldet, dramaturgisch<br />

geschickt. Denn insgeheim scheint<br />

es, als liefen alle gezeigten Arbeiten auf dieses<br />

Werk zu. Es firmiert auch rezeptionsästhetisch<br />

als Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung und<br />

zugleich, mit dem Blick durchs Fenster, als<br />

deren Anfangs- und Endpunkt.<br />

Markus Weggenmann war, begonnen mit<br />

seinen legendären Streifenbildern anfangs der<br />

1990er-Jahre, die an die Zürcher Tradition Konkreter<br />

Künstler gemahnten, radikaler Reduktionist<br />

der Form, als könnte nur so die Schönheit<br />

und Opulenz der Farbe zur Geltung gebracht<br />

werden. Dabei entwickelte er seine Bildsprache<br />

konsequent weiter. Ruhig und vielleicht auch<br />

atemlos. Bei ‹Gasping for Breath› konkurrenzieren<br />

zwei monumentale blaue Bildflächen<br />

um den erhabenen Bildraum. Die tief-preussischblaue<br />

scheint sich gegen die hellere<br />

zurückzuziehen, die in einem Vorstoss von links<br />

nach rechts ihre Macht behauptet. Die weissen<br />

Flächen scheinen Energiefelder zwischen den<br />

Rivalen freizusetzen. Die Betrachtenden mögen<br />

sich aber auch, wie oft in Weggenmanns Arbeiten,<br />

in eine alpine Landschaft einfühlen, hier<br />

zum Beispiel das kleine Hochformat ‹LW 500›<br />

(<strong>2024</strong>). Dann ist man nicht mehr in der USamerikanischen<br />

Farbfeldmalerei unterwegs,<br />

sondern tief in der deutschen Romantik eines<br />

Caspar David Friedrich. Auch das ist schön.<br />

Diese Reise sollte niemand versäumen. MG<br />

Markus Weggenmann, ‹LW 500›, <strong>2024</strong>,<br />

hochpigmentierte Leimfarbe auf Baumwolle,<br />

160 x 130 cm<br />

‹Markus Weggenmann – Gasping for Breath›,<br />

Ausstellungsansicht Galerie Mark Müller,<br />

Zürich<br />

→ Galerie Mark Müller, bis 27.7.<br />

↗ markmueller.ch<br />

90 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Not Vital<br />

Zürich — Wir dachten, der Kraft strotzende,<br />

von Mannesstolz gesättigte Künstlertyp sei<br />

ausgestorben. Aber weit gefehlt! Er hat überlebt.<br />

In engen Schweizer Bergtälern. Die Galerie<br />

Tschudi zeigt in der Schau ‹Not Vital – Silence›<br />

den Senter Installationskünstler, Bildhauer und<br />

nun auch Maler. Und wir reiben uns die Augen.<br />

Eine beeindruckende Bildserie treibt mit<br />

unserem Blick Schabernack. Zwei tiefblaue Öl-<br />

Malereien, ‹Self-portraits› (<strong>2024</strong>), lassen hinter<br />

gewichtigen Glasscheiben zwei Hoffnungslichter<br />

strahlen. Darob ist der blasse Schriftzug<br />

«NOT» kaum zu erkennen, ein Menetekel, das<br />

uns weniger an den Künstler als an Gustav<br />

Mahlers Chorsatz der 2. Symphonie erinnert:<br />

«Der Mensch liegt in grösster Not.»<br />

Not Vital ist im Zwielichtigen, Mehrdeutigen<br />

unterwegs, auch mit Humor, der allerdings an<br />

Altherrenwitze erinnert, wenn der Künstler zum<br />

Beispiel Klebmasse auf den Bildern appliziert<br />

und mit der Assoziation rechnet, es sei Mannessaft.<br />

Zumindest bietet er dadurch einen niederschwelligen<br />

Einstieg in die Kunst wie in dem<br />

Blatt ‹Verschiebung›. Das titelgebende Wort ist<br />

mit Bleistift ins Bild gesetzt. Dazu ein ausgerissenes<br />

Dreieck, zwei Millimeter nach links<br />

verschoben und mit Klebstreifen fixiert. Damit<br />

verdoppelt der Künstler die ästhetische Pointe.<br />

Sie verpufft. Und mit ihr eine Spezies, die wir<br />

hier vor ihrem endgültigen Verschwinden noch<br />

einmal eindrücklich beobachten können. MG<br />

Hanns Kunitzberger<br />

Zürich — Anstatt seine Bilder vorne auf der<br />

aufgespannten Leinwand zu grundieren, setzt<br />

der Österreicher Hanns Kunitzberger (*1955)<br />

rückwärts an und zeichnet die Grundierung<br />

hinter das Tuch. Mit unzähligen Schichten von<br />

Farbpigmenten überzieht er danach die Vorderseite<br />

und erschafft so eine fragile Durchsichtigkeit<br />

und Tiefe: Das Gemälde wird zu einem<br />

beinahe körperlichen Objekt. Betrachtet man<br />

die anfänglich farblos erscheinende Leinwand,<br />

beginnt sie allmählich in zarten Farbtönen<br />

zwischen Grün und Orange zu oszillieren. Dabei<br />

endet der Blick nicht im farbigen Weiss der<br />

Oberfläche, sondern verliert sich in der Ferne,<br />

und man findet sich wieder in der eigenen<br />

Gedankenwelt. Der Bildtitel ‹Mitte 2015 später›<br />

lässt erahnen, dass der Künstler sehr langsam<br />

am Gemälde gearbeitet hat.<br />

Beim Schauen der sehr sinnlichen Ausstellung<br />

bei Dierking entsteht die Erkenntnis, dass hier<br />

ein zutiefst romantisches Werk geschaffen<br />

wurde. Es geht um die Verdichtung von Zuständen<br />

zu farbigen Bildnissen, die eine emotionale<br />

Welt entstehen lassen. Die schillernde Aura der<br />

Leinwände scheint die Gefühle des Künstlers<br />

zu übertragen und lässt so Erinnerungen an eigene<br />

Emotionen und Gedanken aufsteigen. JEN<br />

‹Not Vital – Silence›, Ausstellungsansicht<br />

Galerie Tschudi, Zürich. Foto: Cedric Mussano<br />

→ Galerie Tschudi, bis 3.8.<br />

↗ galerie-tschudi.ch<br />

Hanns Kunitzberger, ‹Anfang 2022 später›,<br />

2022, Öl auf Leinen, 170 x 170 x 4 cm<br />

→ Dierking – Galerie am Paradeplatz, bis 23.8.<br />

↗ dierking.ch<br />

HINWEISE // ZÜRICH<br />

91


BESPRECHUNGEN<br />

Sommerschau Fondation Beyeler — Aus dem Vollen geschöpft<br />

«This is so contemporary» hallt es durch die Fondation Beyeler,<br />

gesungen in der Melodie von Beethovens ‹Ode an die Freude›. In<br />

Tino Sehgals Performance klingt das Konzept der Ausstellung<br />

an: Altbekanntes mit Zeitgenössischem zu verbinden und verschiedene<br />

Disziplinen in experimentellen Dialog zu bringen.<br />

Basel — Beethoven liefert die musikalische Kraft für Tino Sehgals Performance –<br />

und den Grundtenor für die ganze Schau: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Das<br />

siebenköpfige Kurator:innen-Team hat rund 25 Künstler:innen eingeladen, Projekte<br />

für die Fondation Beyeler zu entwerfen oder eine bereits existierende Arbeit auf den<br />

Ausstellungsort hin anzupassen. Einige Werke befinden sich im Park, etwa Fujiko Nakayas<br />

‹Untitled› (<strong>2024</strong>): Aus dem Teich produzierte Nebelschwaden empfangen die<br />

Besuchenden. Betörend strömt zudem der Duft aus Precious Okoyomons ‹the sun<br />

eats her children› (<strong>2024</strong>). Die Künstlerin bepflanzte ein auf tropisches Klima aufgeheiztes<br />

Gewächshaus voll mit blühenden Giftpflanzen. Exotische Schmetterlinge<br />

fliegen darin herum und durchlaufen während der Ausstellungsdauer einen ganzen<br />

Lebenszyklus: Leben und Tod, Schönheit und Grausamkeit liegen eng beieinander.<br />

Die Ausstellung der Superlative funktioniert dabei, wie betont wird, experimentell:<br />

Nicht nur wird der Titel immer wieder angepasst, auch die Werke aus der Sammlung,<br />

die dem Zeitgenössischen als Dialogpartner dienen, werden regelmässig ausgetauscht.<br />

Dies passiert während der Öffnungszeiten – die ganze Schau wird als<br />

Prozess verstanden, ständig in Umgestaltung. Einige Arbeiten gehen dabei fruchtbare<br />

Beziehungen zum Ausstellungsort ein. So wird etwa Arthur Jafas beeindruckende<br />

Videoarbeit ‹LOML› (2022), ein schwarz-weisses Bildrauschen voller Abstraktion,<br />

Subjektivität und vermeintlicher Gegenständlichkeit, zu einem subtilen Kommentar<br />

auf die Highlights der klassischen Moderne in der Sammlung. Aber auch zwischen<br />

den Leihwerken selbst ergeben sich mannigfaltige Bezüge. So kann man sich in Rirkrit<br />

Tiravanijas ‹Untitled (Old smokey lounge)› (<strong>2024</strong>) mit schmackhaftem Essen und<br />

Getränken verpflegen, während einem Carsten Höller in ‹Pill Clock› (2015) nur eine<br />

rot-weisse Pille anbietet, mit dem suggestiven Versprechen auf eine bewusstseinserweiternde<br />

Erfahrung – die wiederum mit grösserer Wahrscheinlichkeit durch Cyprien<br />

Gaillards stereoskopischen 3D-Film ‹Retinal Rivalry› (<strong>2024</strong>) eingelöst wird.<br />

So zahlreich wie die Anknüpfungspunkte zwischen den Werken, so umfassend ist<br />

auch der Anspruch dieser Sommerausstellung – zugleich Sonderschau, Sammlungspräsentation<br />

und Experimentierfeld. Und wenn durch die Vielfalt einiges nur an der<br />

Oberfläche bleibt: Umso mehr gibt es dafür zu entdecken. Martina Venanzoni<br />

→ Sommerausstellung Fondation Beyeler, Koop. mit der Luma Stiftung, bis 11.8. ↗ fondationbeyeler.ch<br />

92 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Precious Okoyomon, ‹the sun eats her children›, <strong>2024</strong>, Blumen, Schmetterlinge, Sound, Ausstellungsansicht<br />

Fondation Beyeler, Riehen / Basel. Foto: Mark Niedermann<br />

Sommerschau Fondation Beyeler, Riehen / Basel, Ansicht mit Werken von Louise Bourgeois, Pawel<br />

Althamer, Picasso, Alberto Giacometti © bei den Nachlassstiftungen / ProLitteris. Foto: Stefan Bohrer<br />

BESPRECHUNGEN // BASEL<br />

93


Anne Imhof — Kurz vor dem Schuss<br />

Anne Imhof stellt in den Metropolen Europas und Nordamerikas<br />

aus, nun ist sie im Kunsthaus Bregenz zu Gast. Die deutsche<br />

Künstlerin steht für Coolness, Härte und Kollaborationen. Ihre<br />

aktuelle Schau hält jedoch auch fragile und intime Momente<br />

bereit, die in der grossen Geste aufscheinen.<br />

Bregenz — Ein ungefähr Zwanzigjähriger räkelt sich auf der Matratze eines Metallbettes.<br />

Selbstbewusst und befangen zugleich agiert er vor der Kamera. Schliesslich<br />

wird ihm eine Handfeuerwaffe gereicht, er hält sie sich an die Schläfe – er drückt<br />

nicht ab. Später richtet er die Pistole auf die Umrisslinien seines Körpers auf der<br />

Matratze und drückt ebenfalls nicht ab. Er kokettiert mit dem Tod, aber das Leben gewinnt.<br />

Die Szene stammt aus einem mehr als zwanzig Jahre alten Video von Anne Imhof<br />

(*1978). Im Kunsthaus Bregenz ist es gemeinsam mit fünf weiteren frühen Videos<br />

der deutschen Künstlerin zum ersten Mal in musealem Kontext präsentiert. Imhof<br />

tritt auch selbst in diesen Filmen auf; aufgenommen wurden sie in ihrer damaligen<br />

Wohnung, die gleichzeitig Studio, Proberaum und Gym war. Arbeit, Leben, Liebe – alles<br />

fliesst in den Videos zusammen. Allen gemein ist der Charakter des Unfertigen,<br />

Brüchigen, Unvollkommenen. Nichts ist auf Perfektion getrimmt. Damit verleihen die<br />

Filme der Bregenzer Ausstellung sehr persönliche Momente. Mit der Verletzlichkeit<br />

der gezeigten Körper, den improvisierten Szenen können sie sich in der souverän gestalteten<br />

Schau behaupten.<br />

Anne Imhof versteht die Architektur Zumthors, arbeitet mit ihr und gegen sie. Die<br />

Zwischenebenen, die natürliches Licht in alle drei Obergeschosse führen, sind verschlossen.<br />

Stattdessen brennt Kunstlicht. In der ersten und zweiten Etage taucht<br />

es den Saal in Signalrot, zuoberst hingegen in kaltes Weiss. Wo Zumthor trennende<br />

Wände oder Türen vermieden hat, platziert Imhof sogenannte «crowd control barriers»:<br />

Absperrungen, die an Konzerten oder auf Festivals die Menschenmassen kanalisieren<br />

und stoppen. Die Barrieren reichen bis über Kopfhöhe und erlauben nur<br />

wenige Durchblicke. Ihre Aufstellung variiert leicht von Raum zu Raum und lässt im<br />

zweiten Obergeschoss Platz für die abgesenkte Decke: Imhof legt das Skelett der<br />

Lichtdecke frei. Die räumlichen Eingriffe und Barrieren bilden die Bühne für Imhofs<br />

Gemälde: hyperrealistische Bilder von Explosionen und verfremdete Darstellungen<br />

des eingangs geschilderten Selbstmordmotivs. Das davor auf einen Sockel gehobene<br />

Motorrad lässt sich ebenfalls als Verweis auf das Kokettieren mit dem Tod lesen. Mit<br />

dem Titel ‹My Own Private Idaho› bezieht sich das Werk jedoch auf den gleichnamigen<br />

Kult-Streifen von 1991 und steht wie der Ausstellungstitel ‹Wish You Were Gay›<br />

für Imhofs Beschäftigung mit Queerness. Kristin Schmidt<br />

→ ‹Anne Imhof – Wish You Were Gay›, Kunsthaus Bregenz, bis 22.9. ↗ kunsthaus-bregenz.at<br />

94 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Anne Imhof, ‹My Own Private Idaho (Ducati)›, <strong>2024</strong> (hinten), Stahl, Glas, Ducati-Motorrad, Courtesy<br />

Galerie Buchholz, Sprüth Magers, Ausstellungsansicht Kunsthaus Bregenz. Foto: Markus Tretter<br />

BESPRECHUNGEN // BREGENZ<br />

95


Kunstsammlung der Post im Dialog — Assoziative Punktlandung<br />

Geburtstage laden zum Feiern ein, stimmen aber auch nachdenklich.<br />

Wenn die Post ihr hundertjähriges Kunstengagement<br />

mit einem Ausstellungsreigen in Szene setzt, spielt die Frage<br />

mit, was die Post war, heute ist, sein wird. Mit ‹Fragile› im Bündner<br />

Kunstmuseum ist der Auftakt gelungen.<br />

Chur — Es blühten schon die Primeln, als Roman Signer (*1938) den Restschnee des<br />

Winters zusammenkratzte und in ein gelbes Postpaket füllte. «Diese Schachtel trug<br />

ich unter dem Arm und legte sie unter eine Tür», kommentiert er lakonisch die 2009<br />

entstandene Arbeit ‹Letzter Schnee›. Zurück blieb die dreiteilige Fotoserie und die<br />

damit geweckte Neugierde über den weiteren Verlauf. Auch die Freude an absurden<br />

Handlungen kommt nicht zu kurz, genauso wenig wie virulente Fragen, etwa nach<br />

den Folgen der Klimaerwärmung. Oder dem Service publique. In Kombination mit<br />

einer Gruppe von ‹Mailed Paintings› von Karin Sander (*1957) und ‹Postal Machine<br />

Decision› der !Mediengruppe Bitnik gibt das einen fulminanten und doppelbödigen<br />

Auftakt zur Sammlungsschau der Schweizerischen Post: Sanders Leinwände werden<br />

per Post ohne Schutzumschlag durch die Welt spediert und berichten in der Austellung<br />

als Kunstwerke mit Klebe- und Schleifspuren oder Zollformularen von diesen<br />

Reisen. Das Bitnik-Duo Carmen Weisskopf und Domagoj Smoljo überliess doppelseitig<br />

unterschiedlich adressierte Pakethüllen dem automatisierten Versandsystem,<br />

das die Pakete weltweit hin und her spedierte, bis ein Mensch es stoppte – eine amüsante<br />

Entlarvung von Schwachstellen der Digitalisierung.<br />

Aus der über 450 Werke umfassenden Kunstsammlung der Post wurden für ‹Fragile›<br />

in Chur rund fünfzig Arbeiten ausgewählt. Zusammen mit Werken des Bündner<br />

Kunstmuseum und externen Leihgaben stecken sie ein thematisches Feld rund um<br />

Fragen von Kommunikation in einer prekären Welt ab und reflektieren gesellschaftsrelevante<br />

Herausforderungen aus künstlerischer Sicht. Das geht von H.R. Frickers<br />

Briefmarkenbogen ‹Nur Sender kann man orten› (1999) bis zum gut gealterten ‹Fernsehabend›<br />

(1981/1985) von Guido Nussbaum voller Einsamkeit trotz Zweisamkeit<br />

oder Jules Spinatschs Foto-Diptychon ‹Asynchron I, Rote Mirage S (1958)› (2014) zu<br />

den Nuklearambitionen der Schweiz im Kalten Krieg – erschütternd aktuell. Etwas<br />

hinter dem Treppenaufgang verborgen zieht der ‹Prophet› mit dem Feldstecherblick<br />

von Ana Roldán (*1977) die Aufmerksamkeit auf sich und steckt ein Assoziationsfeld<br />

zwischen Kontaktaufnahme, Überwachen und Machthierarchie ab. Nicht nur Postsendungen<br />

sind fragil, die Welt als Ganzes ist zerbrechlich. Umso erfreulicher, dass<br />

das ‹Trari tra ra Die Post ist da!› (1997) von Hannes und Petruschka Vogel als Kunst<br />

im öffentlichen Raum am Postbahnhof Chur wieder heiter leuchtet. Ursula Badrutt<br />

→ ‹Fragile – Die Kunstsammlung der Post im Dialog›, Bündner Kunstmuseum Chur, bis 25.8.<br />

↗ buendner-kunstmuseum.ch<br />

96 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Karin Sander, ‹Mailed Paintings›, 2005–2021, Leinen auf Keilrahmen in Standardgrösse, weisse<br />

Universalgrundierung, div. Masse, Courtesy Esther Schipper, Berlin / Paris / Seoul, Ausstellungs ansicht<br />

Bündner Kunstmuseum Chur © ProLitteris. Foto: Yanik Bürkli<br />

BESPRECHUNGEN // CHUR<br />

97


Sid Iandovka / Anya Tsyrlina — Bilder wie Kometen<br />

Friart präsentiert mit Lumiar Cité in Lissabon das sibirische<br />

Experimentalfilmduo Sid Iandovka und Anya Tsyrlina in ihrer<br />

ersten Soloschau. Angereist ist das mysteriöse Paar aus seiner<br />

Wahlheimat New York gemeinsam mit seinen amerikanischen<br />

Geistesverwandten Thomas Zummer und Leslie Thornton.<br />

Fribourg — Wenig Biografisches ist bekannt über Sid Iandovka und Anya Tsyrlina,<br />

ausser dass sie sich in ihrer Geburtsstadt Novosibirsk in einer Noise Band kennengelernt<br />

haben. Sie verweigern damit ihren seit zwanzig Jahren in einem permanenten<br />

Dialog geschaffenen Filmobjekten eine identitäre Lesart, auch wenn sie nicht selten<br />

Footage aus futuristischen Fernsehserien der ehemaligen Sowjetunion verwenden.<br />

Ähnlich wie der Philosoph, Maler und Zeichner Thomas Zummer (*1954, Cherokee)<br />

und die Experimentalfilmerin Leslie Thornton (*1951, Knoxville), die sie für ihre Ausstellung<br />

mit eingeladen haben, beschäftigen sich Iandovka / Tsyrlina mit technisch<br />

produzierten und reproduzierten omnipräsenten Bildern, Kurven und Signalen, die<br />

von etwas scheinbar Existentem erzählen, das wir mit unseren Sinnen kaum in dieser<br />

Art und Weise oder gar nicht wahrnehmen würden. Natürlich aber erinnert die Ost-<br />

West-Konstellation der Schau auch daran, dass unser aller Versinken in Apparaten<br />

und den von ihnen erzeugten Aufnahmen vom Mikro- bis zum Makrokosmos nicht<br />

zuletzt durch den Kalten Krieg zwischen Amerika und Russland angeheizt worden<br />

war. Die heutige Weltlage scheint solches erneut zu begünstigen und einen Befund<br />

von Karl Marx aus dem Jahre 1852 zu bekräftigen: «Hegel bemerkt irgendwo, dass<br />

alle grossen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal<br />

ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als grosse Tragödie, das andre<br />

Mal als lumpige Farce.»<br />

Die Schau in der Kunsthalle Friart lässt uns in eine nächtliche Atmosphäre abtauchen.<br />

Aus dem Erscheinenden und Verschwindenden in den Filmprojektionen und<br />

Videos von Iandovka / Tsyrlina und Thornton geht keine Geschichte hervor. Vielmehr<br />

manifestiert sich die Ahnung einer dystopischen Welt, von Verschmutzung und Zerstörung<br />

der Natur. Wenn man sich von der Suche nach einer inhaltlichen Schlüssigkeit<br />

verabschiedet und sich auf die teils auch von grossartiger Elektro-Akustik begleiteten<br />

Rhythmen des visuellen Materials einlässt, erwacht man aus der Starre wie<br />

zu neuem Leben. Auch bei den Malereien und Zeichnungen von Zummer, in denen vieles<br />

zusammenkommt, aber alles in der Schwebe bleibt, gleitet man in ein ähnliches<br />

Sehen. Das ist wohltuend. Zwar können wir uns den technologischen Versuchen,<br />

Kontrolle über Zeit und Raum zu gewinnen, wohl nicht mehr vollständig entziehen,<br />

aber sie kreativ auf unsere Frequenz zurückholen und uns weiter vom Unbekannten<br />

verzaubern lassen. Katharina Holderegger<br />

→ ‹Sid Iandovka / Anya Tsyrlina – once in a hundred years›, Kunsthalle Friart, bis 28.7. ↗ friart.ch<br />

98 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


‹Sid Iandovka / Anya Tsyrlina – once in a hundred years›, Ausstellungsansicht Kunsthalle Friart,<br />

Fribourg. Foto: Guillaume Python<br />

‹Sid Iandovka / Anya Tsyrlina – once in a hundred years›, Ausstellungsansicht Kunsthalle Friart,<br />

Fribourg, mit Zeichnungen von Sid Iandovka. Foto: Guillaume Python<br />

BESPRECHUNGEN // FRIBOURG<br />

99


Elmgreen & Dragset — Eine poetische Reise zum Spekulativen<br />

Die Ausstellung der Dänen Elmgreen & Dragset bei Pace in<br />

Genf macht einem nicht nur die performative Rolle, in die man<br />

in Kunsträumen unvermeidlich gleitet, bewusst. Sie führt uns<br />

auch dorthin, wohin vielleicht alles, was wir als Kunst bezeichnen,<br />

tendiert: an die magische Grenze zum Unbekannten.<br />

Genf — Der Poet Michael Elmgreen (*1961) und der Theatermann Ingar Dragset<br />

(*1969) begeistern seit den späten 1990ern mit Arbeiten, die zwischen Minimalismus<br />

und Hyperrealismus pendeln. Diese ästhetischen Pole setzen sie auch stets als Kritik<br />

am puritanischen Geschmack unter anderem ihres dänischen Heimatlandes ein. Vor<br />

allem aber erinnern sie mit ihrer Kunst an unsere Sehnsucht nach Imaginärem.<br />

Erstmals präsentiert nun die Pace Gallery, die Elmgreen & Dragset seit 2020 vertritt,<br />

am Genfer Standort eine Ausstellung, in der dieses, für das Duo charakteristische<br />

Axiom eine eindrückliche Zuspitzung erfährt. Fast unmerklich gleitet man von<br />

der Avant-Scène in eine Scène, während das Bewusstsein wächst, dass man in einer<br />

Ausstellung bildender Kunst, anders als bei den meisten anderen Künsten, nie nur im<br />

Publikum sitzt, sondern auch selbst eine Bühne betritt. Bereits vor der Tür findet sich<br />

ein Paar bronzener Stiefel, durchsetzt mit Löchern. Sie fordern uns dazu auf, diese<br />

Leerstellen gedanklich zu füllen und uns auch mit der Dialektik von Innen und Aussen,<br />

Sichtbarem und Verborgenem auseinanderzusetzen – vielleicht sogar mit allem, was<br />

ausserhalb unserer Erfahrung liegt. Ist dies am Ende der Gegenstand der Kunst, den<br />

sie immer nur andeutet, aber nie erfasst, und neben dem Wandel des Zeitlichen, den<br />

sie zugleich reflektiert und prägt, der Grund dafür, weshalb sie nie versiegt?<br />

Die täuschend echt anmutende Figur eines Kindes, das auf dem Boden im<br />

Eingangsbereich mit einem Puzzle verweilt, führt auf die gleiche Spur: Teilchen<br />

mit lauter Schäfchenwolken darauf will es zu einem Bild fügen. Im grossen<br />

Raum werden wir selbst zu Spieler:innen. Durch einen Wald von Signaltafeln,<br />

die nicht Verbote oder Befehle, sondern verspiegelte und wiederum mit Schäfchenwolken<br />

bedeckte Flächen aufweisen, gelangen wir zu einer wandfüllenden<br />

Fotografie. Sie zeigt eine Wüste, über deren Horizont ein feiner, weisser Schriftzug<br />

hängt. Es ist ein ins Französische übertragener Vers von Ingmar Christianson:<br />

«Un désert peut être si désolé que personne ne croit qu’il existe». Die verlockende<br />

Melodie des Unbekannten umhüllt uns wie ein unsichtbares Band.<br />

Weitere Objekte von ähnlichem Pathos sind in den Salons und Büros hinter dem grossen<br />

Raum und beim Hinausgehen zu entdecken. Besonders berührend: ein Kinderhändepaar,<br />

das einen auf dem Rücken liegenden Vogel umgreift. Erst auf den zweiten<br />

Blick sieht man so erleichtert wie besorgt: Das Tier atmet noch. Vielleicht ist doch<br />

das Leben hier und jetzt das grösste Geheimnis. Katharina Holderegger<br />

→ ‹Elmgreen & Dragset – Landscapes›, Pace Gallery, bis 10.8. ↗ pacegallery.com<br />

100 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


‹Elmgreen & Dragset – Landscapes›, Ausstellungsansichten Pace Gallery, Genf © ProLitteris.<br />

Fotos: Annick Wetter<br />

BESPRECHUNGEN // GENF 101


Monika Emmanuelle Kazi — Koloniale Bilder zurückgespiegelt<br />

Die Gewinnerin des diesjährigen Bally Artist Award, die francokongolesische<br />

Künstlerin Monika Emmanuelle Kazi, stellt durch<br />

ihre Rauminszenierungen Bilder und Narrative der kolonialen<br />

Vergangenheit infrage und nimmt uns durch spiegelnde Silbernitratmalereien<br />

auf Gläsern und Scheiben in die Verantwortung.<br />

Lugano — Wie manifestiert sich der Kolonialismus in den Alltagsgegenständen der<br />

ehemaligen Kolonien? Welche immer wiederkehrenden Bilder, Narrative und Archive<br />

beherrschen das kollektive Bewusstsein der früher fremddominierten Kulturen und<br />

ihrer Angehörigen? Wie drückt sich die koloniale Macht aus in der Innenarchitektur<br />

und ihrer Ästhetik? Wie kann der eurozentrische und koloniale Blick in der Kunst<br />

sichtbar gemacht werden? Um solche Fragen kreisen die Installationen, Videos und<br />

Tonarbeiten von Monika Emmanuelle Kazi (*1991), diesjährige Gewinnerin des Bally<br />

Artist Award. Das MASI Lugano zeigt aus diesem Anlass im Palazzo Reali mehrere<br />

ihrer Installationen unter dem Titel ‹Mimesis of Domesticity›.<br />

Auf den ersten Blick erscheint die Sala Mattoni eher spärlich bespielt, fast etwas<br />

leer. Angedeutet ist ein bürgerliches Interieur: Ein antiker Holztisch, ein Regal<br />

bestückt mit Gläsern und Glasschüsseln und eine an die Wand gelehnte Vitrinentüre<br />

befinden sich im Raum. Eine Lampe hängt von der Decke. An zwei Stellen ist auf den<br />

schwarzen Steinfliesen eine weisse Flüssigkeit ausgeleert. In einer Ecke hängt eine<br />

Soundbar, aus der hörbar Wasser plätschert. Auf den zweiten, vertieften Blick entpuppen<br />

sich die spiegelartig wirkenden, gläsernen Oberflächen der verschiedenen<br />

Objekte als Malereien aus flüssigem Silbernitrat. Scherenschnittartige, silbern gemalte<br />

und durchscheinend ausgelassene Partien lassen Darstellungen von Körpern,<br />

Figuren, Landschaften oder Gebäuden erahnen. Die Bilder bleiben mehrdeutig und<br />

vor allem auf den traditionell westlichen Glasschüsseln und Gläsern schwer lesbar.<br />

Doch die Betrachtenden, also wir, spiegeln uns in diesen Silbernitratmalereien. Unser<br />

Blick, der eurozentrische Blick, wird auf uns selbst zurückgeworfen, wir werden<br />

durch die Installation der franco-kongolesischen Künstlerin auf unser koloniales Erbe<br />

verwiesen und somit in die Verantwortung genommen. Und die Welt scheint aus<br />

dem Lot: Die Lampe, welche uns erleuchten könnte, befindet sich am Boden statt an<br />

der Decke. Das unbefleckte Tischtuch, auf dem die bemalten Gläser und Schüsseln<br />

stehen, ist fast hinabgerutscht. Das mit einem weissen Pulver vermischte Wasser ist<br />

ausgelaufen. Auf subtile Art präsentiert Monika Emmanuelle Kazi eine prekäre und<br />

fragile Realität in steter Veränderung: Instabilität als postkoloniales Erbe. Das Rad<br />

der Zeit kann nicht zurückgedreht werden, aber vielleicht können Transparenz und<br />

Dialog das Bewusstsein schärfen. Barbara Fässler<br />

→ ‹Monika Emmanuelle Kazi – Mimesis of Domesticity› MASI Lugano, bis 11.8. ↗ masilugano.ch<br />

102 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


‹Monika Emmanuelle Kazi – Mimesis of Domesticity›, Ausstellungsansicht MASI Lugano<br />

BESPRECHUNGEN // LUGANO 103


Matthew Barney — Volkstümliche Oper<br />

28 Jahre nach der Retrospektive im CAPC Bordeaux tritt Matthew<br />

Barney in Paris auf. Als maskuliner «Senioren-Künstler» liefert<br />

er in der Videoarbeit ‹Secondary› einen Abgesang auf Körperkult<br />

und überzeugt mit einer selbstreferenziellen Raum-Installation,<br />

die Besuchende zu Leistungssportlern macht.<br />

Paris — Zwischen üppig wuchernden Pflanzen leuchten mannshohe Ziffern auf einem<br />

grossen schwarzen Block vor der Fondation Cartier am Boulevard Raspail. Ein<br />

Zähler, wie bei Football-Spielen. Für die grosse Sommerschau vor dem Umzug der<br />

Ausstellungsräume in die Arkaden gegenüber dem Louvre setzt der künstlerische<br />

Leiter Chris Dercon auf die sportliche Geste – historisch. Barney, das ist Neunziger.<br />

Bildmächtige hybride Körper, Geschlecht, Gewalt, Mythos holte er damals mit dem<br />

siebenstündigen Film-Epos ‹Cremaster Cycle› hollywoodesk in die Kunst. Dem queeren<br />

Formen- und Bildrepertoire stellt der 57-jährige US-Amerikaner mit ‹Secondary›<br />

nun ein unzeitgemäss maskulines Figurentheater zur Seite. Über sieben Bildschirme<br />

biegen, tanzen, keuchen, quietschen oder pfiffeln alternde Mannesmänner durch<br />

des Künstlers Atelier in der New Yorker East Side. Ihm selbst, schütteres Haar, gepflegter<br />

Vollbart, «slim, in good shape», giesst jemand flüssiges Aluminium auf den<br />

Kopf. Einem Performer läuft Vaseline von der Hand, ein anderer liegt an einer Leine,<br />

mit der er bisweilen kämpft, vollzieht spektakuläre Moves.<br />

Im Saal gegenüber könnte ein Hantelgestell aus Ton an Marie-Jo Lafontaine<br />

(*1950) und ihr Video ‹Les larmes d’acier› erinnern – 1987 wegen angeblich faschistischer<br />

Körperkult-Konnotation ein Skandal. Gestählte Männer-Bodys 2.0? Die Lektüre<br />

des aufwendigen Booklets klärt auf: Breakdancer Raphael Xavier verkörpert Jack<br />

Tatum, Verteidiger im Football-Team der Oakland Raiders. Der brachte 1978 Darryl<br />

Stingley der New England Patriots in den Rollstuhl. Barney verkörpert Ken Stabler,<br />

Ende der 1970er Quaterback der Oakland Raiders. Als einem der ersten Sportler wurde<br />

ihm eine chronische traumatische Hirnerkrankung attestiert (ETC). Es geht um<br />

die Entzauberung amerikanischen Sports, ums Altern, um Traumata. ‹Secondary› ist<br />

vor allem Publikums-Herausforderung. Auf dem bunten Teppich im Hauptsaal müssen<br />

wir zu den Bildschirmen aufblicken, bis es schmerzt. Im Keller, wo auch Teile<br />

der bereits 1987 begonnenen athletischen Zeichen-Performance-Serie ‹Drawing Restraint›<br />

zu sehen sind, zeigt ein unter der Decke befestigter Röhrenbildschirm die von<br />

Raphael Xavier ausgeführte Performance. Wir können sie sitzend auf Bänken an der<br />

Wand ansehen. Dann ist das Bild etwas klein. Oder wir stellen uns in die Mitte des<br />

Raumes. Dann sind wir exponiert – und haben Nackenschmerzen. Matthew Barney<br />

macht die Ausstellung zu einer bildhauerisch durchgestalteten Raum-Performance<br />

und bezieht das Publikum selbstreflexiv ein. J. Emil Sennewald<br />

→ ‹Matthew Barney – Secondary›, Fondation Cartier, bis 8.9. ↗ fondation.cartier.com<br />

104 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Matthew Barney, ‹Secondary›, 2023, Installation mit 5 4-Kanal-Farbvideos, Ton, 60’, Courtesy<br />

Gladstone Gallery, Sadie Coles HQ, Regen Projects und Galerie Max Hetzler, Ausstellungsansicht<br />

Fondation Cartier, Paris. Foto: Eva Herzog<br />

‹Matthew Barney – Secondary›, Ausstellungsansicht Fondation Cartier, Paris, u. a. mit ‹Drawing<br />

Restraint›, 1988 (Videos). Foto: Eva Herzog<br />

BESPRECHUNGEN // PARIS 105


Karin Schwarzbek — Im Spannungsfeld<br />

Körper und Raum interessieren Karin Schwarzbek schon lange.<br />

Angefangen hat sie mit ordentlicher, figurativer Tafelbildmalerei,<br />

die sie konsequent weiterentwickelt hat. Ihre Ausstellung im<br />

Kunst(Zeug)Haus nun ist intensiv ortsspezifisch und zeigt einen<br />

souveränen Umgang mit gesellschaftspolitischen Fragen.<br />

Rapperswil-Jona — Minimal und zugleich skurril hängen sie über Kleiderbügeln am<br />

Ständer: Die Gewichtsmanschetten an schwarzen Auto-Sicherheitsgurten sind für<br />

den physischen Einsatz parat. Als Sportartikel werden sie bei Kraftübungen für mehr<br />

Effizienz, bessere Ausdauer, gesteigerten Kalorienverbrauch eingesetzt; aus diesem<br />

Kontext verschoben, schärfen sie den Blick für Zusammenhänge und Selbstreflexion.<br />

‹Heavy Healthy›, so der in Klammern zur fortlaufenden Nummerierung ihrer Werke<br />

beigefügte Titel, gewichtet Sichtweisen neu. Karin Schwarzbek (*1969) ist eine aufmerksame<br />

Menschen-Beobachterin. Hautdarstellungen in der Renaissance-Malerei<br />

interessieren sie genauso wie obsessiv ausgeführte Freizeitaktivitäten oder heutige<br />

Vorstellungen von Schönheit und Körperoptimierung. Wie im Circuit-Training leiten<br />

die einzelnen Werke den Gang durch die Ausstellung ‹Hilo Glow›. Diese sei wie ein<br />

massgeschneidertes Kleid für den Ort, sagt die Künstlerin. Das Tafelbild ist in den<br />

Raum getreten, malerische Entscheide und abwesende Körper bleiben präsent. Das<br />

ehemalige Zeughaus, in dem einst Militärisches von der Socke bis zum Sturmgewehr<br />

lagerte, hat Akzente in Rosa bekommen – eine Anlehnung an die psychologisch beruhigende<br />

Wirkung der Farbe, aber auch an die Cool-down- und Glow-up-Kosmetik.<br />

Statt auf Keilrahmen spannt Karin Schwarzbek heute Stoff auf Zeltstangen und<br />

lässt diese beispielsweise runde Räume bilden mit Wänden aus unterschiedlich<br />

hautfarbenen Futterstoffen. Wie unzugängliche Umkleidekabinen hängen sie an einem<br />

Balancesystem, das als Zeichnung die Dachkonstruktion kommentiert. Die ineinandergeschobene<br />

Verdoppelung der Stoffkörper findet ein Echo in zwei mit Badekostümen<br />

bespannten Keilrahmen. Andernorts sind aufgetrennte und neu in die<br />

Fläche zusammengenähte Vorderteile von Warnwesten auf Kniehöhe wie ein ausgebreitetes<br />

Sprungtuch im Raum verspannt. Die Westen für Sicherheit und Rettung<br />

werden zur latenten Gefahrenzone. So auch der rosa Sicherheitsgurt, der auf der Höhe<br />

von Schwebebalken wie eine Slackline zwischen zwei Pfeiler gespannt ist. Der<br />

Balanceakt im Kopf kann nicht gelingen, aufgefangen würden wir im Falle eines Falls<br />

nicht vom weichen Sprungtuch, sondern vom Mockup der Sicherheitsmatten, die<br />

ihrerseits an ein riesiges Himmel-und-Hölle-Spiel erinnern. Der Boden der Realität,<br />

des Ausstellungsraums ist hart. Doch dessen ungeachtet und Gewichtsmanschetten<br />

zum Trotz aktiviert Karin Schwarzbek den Körper als Kapital umwerfend behände,<br />

leichtfüssig und verspielt. Ursula Badrutt<br />

→ ‹Karin Schwarzbek – Hilo Glow›, Kunst(Zeug)Haus, bis 4.8. ↗ kunstzeughaus.ch<br />

106 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Karin Schwarzbek, ‹191-<strong>2024</strong>›, <strong>2024</strong>, Wirkfutter, Badeanzugfutterstoff, Bescherungsband, Zeltstangen,<br />

Hohlringe, Karabiner, Schnur, Masse variabel, Ansicht Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil-Jona. Foto: A. Stadler<br />

Karin Schwarzbek, ‹182-2023 (Tense/Tension)›, <strong>2024</strong> (vorne), Warnbekleidungsstoff EN20471,<br />

Trassierschnur, Masse variabel, Ansicht Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil-Jona. Foto: Andri Stadler<br />

BESPRECHUNGEN // RAPPERSWIL-JONA 107


Reto Pulfer — Wachstum und Wandel<br />

Reto Pulfers Schaffen gleicht einem Rhizom: Es ist ein dicht geflochtenes<br />

System aus Materialien, Motiven und Geschichten.<br />

Mit jeder Ausstellung wächst es, transformiert sich in neue Räume<br />

und enthält immer auch frühere Zustände. Aktuell zeigt die<br />

Kunst Halle Sankt Gallen eine Einzelausstellung des Künstlers.<br />

St. Gallen — Brennnesseln sind Alleskönner. Sie dienen als Medizin, Färbemittel,<br />

Dünger, sie sind der Lebensraum vieler Arten, sie schmecken als Suppe oder Salat,<br />

sie lassen sich verarbeiten zu Textilien: Früher war Nessel das Leinen der armen<br />

Leute, und in einem Märchen Hans Christian Andersens strickt ein Mädchen sechs<br />

Brennnesselhemden, um ihre in Schwäne verwandelten Brüder zu erlösen. Bei Reto<br />

Pulfer (*1981) ist die Brennnessel selbst eine Heldin. Er hat ihr einen Roman gewidmet<br />

und lässt sie auch in seinen textilen Arbeiten als Protagonistin auftreten. Sie<br />

lächelt, sie verliebt sich und erschrickt: «Ich bin ausserhalb eines Musters!», ruft sie<br />

aus, wenn sie aus der Reihe eines wohlgeordneten Frieses tanzt, das mit feinen Linien<br />

auf ein grosses, rechteckiges Stück Stoff gezeichnet ist. Es hängt im dritten Raum<br />

der Kunst Halle Sankt Gallen und ist sowohl Einzelwerk als auch Teil einer alle Räume<br />

umfassenden Installation. Selten fügen sich Werke aus über zehn Jahren künstlerischer<br />

Arbeit mit neuen und eigens vor Ort entwickelten Installationen so organisch<br />

zusammen wie in der Ausstellung ‹Fachzustand›.<br />

Grossflächige Tücher – zusammengenäht aus vielen einzelnen Laken, Hemden,<br />

Pyjamas, Reststücken, oder vollständig aus Gardinenstoff oder aus Käseleinen bestehend<br />

– hängen von der Decke und an den Wänden der Kunsthalle. Wie Zelte und<br />

Baldachine spannen sie sich durch die ehemaligen Lagerhallen, lassen den architektonischen<br />

Rahmen verschwinden und neue, intimere Räume entstehen. Die Textilien<br />

sind fleckig, weil Pulfer sie mit Walnuss, Holunder oder Brennnessel färbt. Sie sind<br />

akkurat gestreift, monochrom oder weiss, wenn sie industriell gefärbt oder gebleicht<br />

sind. Nicht nur die unterschiedliche Oberflächengestaltung, die Texturen und Muster<br />

sorgen für ein lebendiges Bild, sondern auch die Nähte und Flicken, die Schnüre und<br />

Bänder der Aufhängung und vor allem die Notizen und Zeichnungen des Künstlers<br />

auf dem Stoff. Der gebürtige Berner hat sein reiches Werk als Autodidakt entwickelt.<br />

Er näht und webt nicht nur, sondern arbeitet mit Wort, Sound und Bildmotiv. Er lässt<br />

Pflanzen und Insekten erzählen, er zeichnet die Fauna und Flora seines Gartens als<br />

‹Erfassung der Spezien durch Individuen›, wie eine seit 2023 entstehende Arbeit<br />

heisst. Sie wird weiter wachsen wie der Garten des Künstlers und wie jener, den er<br />

vor den Fenstern der Kunsthalle angelegt hat: Alles gedeiht und wandelt sich und<br />

schreibt die Geschichte fort. Kristin Schmidt<br />

→ ‹Reto Pulfer – Fachzustand›, Kunst Halle Sankt Gallen, bis 18.8. ↗ k9000.ch<br />

108 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Reto Pulfer, ‹Tunnel›, <strong>2024</strong>, Käseleinen, Masse variabel, Ausstellungsansicht Kunst Halle Sankt Gallen,<br />

Courtesy Hollybush Gardens, London. Foto: E. Sommer<br />

BESPRECHUNGEN // ST. GALLEN 109


Silvia Bächli — Musikalische Partituren<br />

Seit Ende der 1970er entwickelt Silvia Bächli mit Beharrlichkeit<br />

und Konsequenz ein vielschichtiges zeichnerisches Werk, das<br />

die Möglichkeiten der Linie erkundet. Ein Zitat aus einem Gedicht<br />

der Lyrikerin Elizabeth Bishop gibt der umfassenden Ausstellung<br />

im Kunst Museum Winterthur Titel und Takt.<br />

Winterthur — Linien. Überall nichts als Linien. Sie schmiegen sich an Körper, tasten<br />

Empfindungen nach, deuten Dinge an, umreissen Architekturen, so als wollten<br />

sie in der alltäglichen Welt Halt suchen, damit sie nicht ins Bodenlose des weissen<br />

Blattes fallen und die Ungewissheit nicht aushalten müssen, die sie auf ihrer Expedition<br />

führt. Das war so in den späten 1970er-Jahren, als Silvia Bächli zu zeichnen begann.<br />

Ausgerechnet als die neoexpressive Malerei in Gefühls- und Farbexplosionen<br />

schwelgte, entschied sie sich, behutsam zu erforschen, was mit der Linie auf einem<br />

Blatt Papier möglich wäre. Von diesen Anfängen zeugt der Herzraum der fulminanten<br />

Ausstellung, die die Künstlerin im Kunst Museum Winterthur eingerichtet hat. Aus<br />

dem Konvolut an Blättern, die sie zwischen 1983 und 2003 beiseite gelegt hat, hat sie<br />

für jedes Jahr eins ausgewählt, ein Kondensat ihrer ersten zwanzig Jahre.<br />

In den Sälen um diesen Raum herum darf man erleben, wie sich die Linie emanzipiert.<br />

Die Striche und Bänder bilden Gewebe, öffnen Räume über das Blatt hinaus<br />

und finden zu ihrer eigenen Freiheit. Linie darf nun einfach Linie sein, da sein, wie die<br />

Natur da ist. Sie ist vertikal oder horizontal mit der freien Hand mit Stift, bald auch<br />

mit Pinsel gezogen. Linien legen sich nebeneinander, entfernen sich, lassen Lücken<br />

von Papierweiss, werden leicht wie Bänder im Wind, halten inne und holen Luft, um<br />

bei mehrteiligen Arbeiten auf dem nächsten Blatt neu anzusetzen. Zunehmend verbinden<br />

sie sich zu Flächen. Immer wieder werden die Blätter zu Ensembles gruppiert.<br />

Sie sind wie musikalische Partituren. Der Körper spielt dabei eine zentrale Rolle.<br />

Ob die Künstlerin am Zeichentisch sitzt oder sich über das Papier auf dem Boden<br />

beugt, ob sie den Atem anhält oder fliessen lässt, ob die Schulter gespannt ist oder<br />

die Linie aus der Hand kommt, alles spielt eine Rolle. Was als Zeichnung sichtbar<br />

wird, ist auch ein Notat dieser Bewegung. Was sie auszeichnet, ist, dass ihr eine<br />

Stille eingeschrieben ist, die aufmerksam werden lässt auf Zwischenräume und<br />

Rhythmuswechsel, auf den riesigen Raum, der nicht zu sehen ist, weil er die Fantasie<br />

besetzt. Dass er sich gelegentlich auch in Materie verdichten muss, sozusagen als<br />

mentale Hygiene, zeigt sich in den Gipsbrocken, die Silvia Bächli zu figurativen Andeutungen<br />

montiert, mit Farbakzenten versehen und auf Augenhöhe präsentiert hat.<br />

Ein Stolperstein, den wir amüsiert betrachten. Gerhard Mack<br />

→ ‹Silvia Bächli – Dass eins zum andern wurde. Welches welches ist?›, Kunst Museum Winterthur |<br />

Beim Stadthaus, bis 18.8. ↗ kmw.ch<br />

→ ‹Silvia Bächli – Partitura (Score)›, Centro Botín, Santander, bis 20.10. ↗ centrobotin.org<br />

110 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


‹Silvia Bächli – Dass eins zum andern wurde. Welches welches ist?›, Ausstellungsansichten<br />

Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus. Fotos: Reto Kaufmann<br />

BESPRECHUNGEN // WINTERTHUR 111


Bernard Voïta — Abgründige Konstruktionen<br />

Was für ein Zauberer! Wer sich nur ein wenig vom entdeckungslustigen<br />

Blick des Kindes bewahrt hat, kommt aus dem Staunen<br />

nicht mehr heraus. Mit ‹Melencolia›, einer Folge paradoxer Bildwirklichkeiten,<br />

hat der in Belgien lebende Schweizer Bernard<br />

Voïta einen faszinierenden Auftritt in der Fotostiftung.<br />

Winterthur — Der Ausstellungsraum in seiner ganzen Grösse, keine Stellwand, keine<br />

Vitrine, die Wände noch mit Spuren der vergangenen Schau. Die Weite des Raumes ist<br />

nur in der Längsachse von einigen Objekten besetzt. Sie sehen aus wie Transportkisten<br />

für Bilder, Skulpturen, dazu eine Riesenrolle als Behältnis für Fotografien. Mit ihnen<br />

setzt der Bricoleur Bernard Voïta (*1960, Cully) einen listig-ironischen Akzent in<br />

die Präsentation seiner erstmals so umfassend gezeigten Serie ‹Melencolia› (2014–<br />

2017), die nicht nur auf den Titel von Dürers fünfhundert Jahre früher geschaffenen<br />

Kupferstich anspielt. 15 grosse Hochformate an den Wänden: Nur geduldigen Augen<br />

erschliesst sich das Ungeheure, das in den ebenso attraktiven wie abgründigen<br />

Schwarz-Weiss-Aufnahmen aufscheint, die bodenlose Heiterkeit, das labyrinthische<br />

Verwirrspiel. Wie macht der Künstler Voïta das? Wie gelingt es ihm, uns in paradoxe<br />

Räume zu entführen, sodass wir erkennen: Alles ist Fiktion. Realität ist immer eine<br />

Perspektive der Wahrnehmung.<br />

«Donner corps au sans-corps de la photographie», sagt Voïta inmitten seiner Werke.<br />

Was auf den ersten Blick wie eine Collage aussieht, ist de facto eine für das Auge<br />

der Kamera komponierte Wirklichkeit, die in wochenlangem, aufwendigem Prozess<br />

im Atelier des Künstlers entsteht. Die daran beteiligten Objekte sind fast immer dieselben:<br />

Stuhl, Werk- oder Rolltisch, Wand und Boden, Handtuch und Decke, Klammer<br />

und Klemmspot, Leiter, Trinkglas und Bonbonschachtel, allerlei Kabel, Kisten und<br />

Kartons, ganz oder beschädigt. Dank Licht und Schatten fügen sie sich selbstvergessen<br />

zu abstrusen, verunklärenden Raumsituationen voller spielerischer und geometrischer<br />

Überraschungen. Jedes der so geschaffenen, in die Fläche geholten Bilder<br />

besitzt seine eigene Dynamik und Ereignishaftigkeit. Was für ein Illusionist ist dieser<br />

Künstler, wie sinnlich sind seine abstrakten gebauten Welten! Und wie lustvoll dabei<br />

die Erfahrung, die Voïta so benennt: «On est des analphabètes devant les images.»<br />

Mit dieser Ausstellung beendet Peter Pfrunder nach 26 Jahren seine Zeit als Direktor<br />

der Fotostiftung Schweiz – und mit der als Gegensatz dazu konzipierten üppigen<br />

Schau ‹Paare / Couples›, die er mit dem Filmemacher Iwan Schumacher kuratiert<br />

hat. So verschieden die Präsentationen, so sehr spricht aus beiden «die imaginative<br />

Kraft fotografischer Bilder» (Pfrunder). Und beide belegen: Pfrunder war und ist ein<br />

Glücksfall für die Fotografie und alle, die mit ihr, von ihr, für sie leben. Angelika Maass<br />

→ ‹Bernard Voïta – Melencolia›, ‹Paare / Couples›, Fotostiftung Schweiz, bis 6.10.; Bildbände zu beiden<br />

Ausstellungen ↗ fotostiftung.ch<br />

112 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Bernard Voïta, ‹Melencolia VII (Macha B.)›, 2014, Inkjet-Print, 180 x 130 cm<br />

BESPRECHUNGEN // WINTERTHUR 113


Olaf Holzapfel — Von Räumen, die uns ummanteln<br />

Früh beschäftigen ihn urbane Systeme und digitale Welten, seit<br />

einigen Jahren wendet sich Olaf Holzapfel aber ruralem Handwerk<br />

und pflanzlichem Material zu. Dabei bleibt das Interesse<br />

an Raster- und Raumbildung eine Konstante seines Werks, das<br />

zurzeit im Museum Haus Konstruktiv gastiert.<br />

Zürich — Sie stehen im Raum wie Möglichkeiten der Behausung: Zylinderförmige<br />

Weidengeflechte erinnern an hohle Baumstämme, Holzbalken verkeilen sich zu<br />

geometrischen Ansätzen eines Fachwerkgerüsts, und getrocknetes Schilf türmt sich<br />

in rechteckigen Bündeln zu einem Wandelement, das inmitten der grossen Halle im<br />

Haus Konstruktiv eine halbrunde Nische formt. Olaf Holzapfel (*1967, Dresden) lädt<br />

hier zum Gang durch architektonische Skulpturen ein, die mit organisch gewachsenem<br />

Material, traditionellem Handwerk und minimalistischer Formgebung an Urtypen<br />

der Baukonstruktion denken lassen. Sie führen an ein Werk heran, dem stets<br />

etwas Zeitentrücktes anhaftet. Während in den oberen Etagen des Museums eine<br />

Gruppenausstellung die Geschichte des Zurich Art Prize seit der Gründung 2007 ausrollt,<br />

zeigt Holzapfel als diesjähriger Preisträger in den unteren Räumen eine Einzelschau,<br />

die scheinbar disparate Strukturen, Prozesse und Epochen in eine eigentümliche<br />

Balance bringt. Hier vermengt sich Natürliches und Gebautes, vielleicht auch<br />

Tradition und Moderne und sicherlich Handwerk und Kunst: Denn die Praxis Holzapfels<br />

vollzieht sich immer wieder ausserhalb seines Berliner Ateliers. In sein Schaffen<br />

bindet er Regionen und ihre vernakulären Techniken ein, mit denen Rohstoffe der jeweils<br />

umliegenden Wälder und Felder verarbeitet werden.<br />

Für seine Fachwerkskulpturen spannt der Künstler mit Zimmerleuten aus dem<br />

Harzgebiet zusammen, die Stroh- und Heubilder im zweiten Ausstellungsraum entstehen<br />

hingegen in Kollaborationen mit brandenburgischen und Lausitzer Höfen.<br />

Ihnen entstammen nicht nur die in den Arbeiten verwendeten Getreide- und Grashalme,<br />

sondern auch ein althergebrachtes Ritual, bei dem getrocknete Pflanzen von<br />

Hand zu Seilen gewunden werden. Wo das Stroh Stängel für Stängel auf Sperrholzplatten<br />

zu schraffurartigen Flächen von illusionistischer Bildtiefe geklebt ist, sind<br />

diese Seile aus dürren Gräsern, Kräutern und Wildblumen als voluminöse Gewebe auf<br />

Holzrahmen gespannt und vermitteln Landschaftsräume durch deren präsentes Material.<br />

Nicht zuletzt ihr intensiver Geruch setzt sie in direkte Beziehung mit unseren<br />

Körpern, auf die bereits durch die architektonischen Skulpturen verwiesen wird. Da<br />

schreiten wir über Holzschwellen und werden von einer Schilfnische eingehüllt, die<br />

den Titel ‹Mantel› (<strong>2024</strong>) trägt – ebenso heisst Holzapfels gesamte Schau, die in Zeiten<br />

der Schnelllebigkeit und der Virtualität von Räumen erzählt, die uns fortwährend<br />

physisch umgeben. <strong>Juli</strong>a Schmidt<br />

→ ‹Olaf Holzapfel – Der Mantel›, Museum Haus Konstruktiv, bis 8.9. ↗ hauskonstruktiv.ch<br />

114 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Olaf Holzapfel, ‹Der Mantel›, <strong>2024</strong> (Mitte), Reet, Sperrholz, Draht, Metall, 325 x 359 x 250 cm, Ansicht,<br />

Museum Haus Konstruktiv, Zürich, Courtesy Knust Kunz Gallery und Xippas. Foto: Stefan Altenburger<br />

BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 115


NOTIERT // KUNSTRÄUME<br />

Kunstraum Baden im Merker-Areal<br />

Baden — Anfang Jahr ist der Kunstraum Baden<br />

ins Merker-Areal gezogen, doch noch ist nicht<br />

«eingeräumt». Soll auch nicht, zumindest nicht<br />

für die erste Ausstellung am neuen Ort. Patrizia<br />

Keller nutzt das noch unbeschriebene Terrain<br />

für die Eröffnungsschau, die zugleich ihre<br />

erste Ausstellung als Leiterin des städtischen<br />

Kunstraums ist. ‹einziehen umräumen› lautet<br />

der furchtlose Titel, mit dem sie Kunstschaffende<br />

eingeladen hat, den Raum zu erforschen,<br />

auszuloten, zu bespielen. Das Experiment<br />

wird nicht gescheut, und vielleicht ist das<br />

der erste Pflock, der bei dieser Erkundung<br />

eingeschlagen wird. Was ist das neue Umfeld?<br />

Welche Geschichte besitzt der Ort? In welche<br />

Richtung entwickelt sich die Institution? Den<br />

Fragen der Ausstellung folgen Taten: Relax<br />

(chiarenza & hauser & co) tapeziert die Wände,<br />

Leila Peacock zeichnet aufs Fenster, Christoph<br />

Brünggel lässt Töne und Geräusche los, und<br />

Lucia Gugerli, Pierre Piton und Declan Whitaker<br />

von The Field verhandeln tanzend die Dynamiken,<br />

die im Kollektiv entstehen. Die Ausstellung<br />

lässt verschiedene Disziplinen einziehen, zeigt<br />

sie als Work in process.<br />

alps — Alpines Museum der Schweiz<br />

Bern — Das Alpine Museum der Schweiz<br />

heisst jetzt alps. Mit dem bereits im Umlauf<br />

gewesenen Kürzel will sich das Museum von<br />

klischierten Bergbildern lösen und sich einer<br />

zeitgenössischen diskursiven Kultur öffnen.<br />

Dabei führt es den Mix von Formaten, darunter<br />

auch solche mit künstlerischem oder partizipativem<br />

Charakter, fort. Die Institution sieht<br />

ihre Rolle immer stärker als Plattform, um sich<br />

mit Menschen und Organisationen zu vernetzen<br />

und sich aus gesellschaftlich relevanter<br />

Perspektive dem Thema Berg anzunähern. Dazu<br />

gehört beispielsweise die Kooperation mit der<br />

Alpenschutzorganisation NGO Mountain Wilderness<br />

Schweiz, mit dessen «Alpen-Flohmi»<br />

alps lanciert wurde. Die nächste Hauptausstellung,<br />

welche exemplarisch für die Ausrichtung<br />

von alps steht, dreht sich um Grönland im<br />

Spannungsfeld von Klimawandel, Wirtschaftsinteressen<br />

und Abwanderung – Themen, die<br />

auch hiesigen Bergregionen nicht fremd sind.<br />

alps – Alpines Museum Schweiz, Aussenansicht.<br />

Foto: Georg Aerni<br />

↗ alps.museum<br />

Centre Albert Anker<br />

Das Merker-Areal, neuer Standort des<br />

Kunstraum Baden. Foto: Fanny Frey<br />

→ ‹einziehen umräumen›, bis 1.12.<br />

↗ kunstraum.baden.ch<br />

Ins — In Heinz Bütlers Dokumentarfilm ‹Albert<br />

Anker – Malstunden bei Raffael› (2022) konnten<br />

wir uns bereits im Atelier von Albert Anker<br />

(1831–1910) umschauen, welches zu den wenigen<br />

im Originalzustand erhaltenen Künstlerateliers<br />

aus dem 19. Jahrhundert zählt. Nun<br />

lädt das von der Stiftung Albert Anker-Haus<br />

neu eröffnete Centre Albert Anker zum Besuch<br />

116 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


vor Ort im Berner Seenland. Mit Führung erhält<br />

man ganzjährig Zugang zum Atelier und dem<br />

historischen Bauernhaus, in dem eine Dauerausstellung<br />

zum Leben und Wirken des Künstlers<br />

eingerichtet ist. Für den Garten hat der<br />

Bieler Architekt Marcel Hegg einen Holzpavillon<br />

entworfen, der das Archiv und die Restauration<br />

beherbergt. Im Sommer wird darin jeweils eine<br />

Wechselausstellung präsentiert. Dieses Jahr<br />

heisst sie ‹Licht des Südens› und widmet sich<br />

mit Skizzen, Aquarellen und Objekten Ankers<br />

Reisen. Das Kunstmuseum Bern hat die Eröffnung<br />

des Centre Albert Anker zum Anlass genommen,<br />

in seiner Sammlung den Blick auf die<br />

«Lesenden Mädchen» zu richten. Mit der Schau<br />

soll Ankers Arbeit als Politiker und Künstler als<br />

Beitrag zur Gleichberechtigung der Frauen in<br />

der Schweiz verstanden und gewürdigt werden.<br />

werden. Die Initiantin dieses neuen Kunstorts<br />

ist die ThalwilerHofkunst. Sie hat den Raum<br />

bereits zuvor für Ausstellungen genutzt, unter<br />

anderem während der Kulturtage der Gemeinde.<br />

Nun soll die Kunst fester Bestandteil<br />

werden, mit Installationen, die durchs Fenster<br />

betrachtet oder gehört werden können, sowie<br />

mit Anlässen auf dem Vorplatz. ‹frisch gewaschen›<br />

heisst das Projekt zur Einweihung, das<br />

mit Kleidern aus verschiedenen Epochen einen<br />

historischen Blick auf die Wäsche von 1900<br />

bis heute wirft. Ein QR-Code führt zu weiteren<br />

Informationen. Im <strong>August</strong> folgt eine ortsspezifische<br />

Installation von Seda Hepsev, einer<br />

Künstlerin aus Istanbul, die in Zürich lebt und<br />

arbeitet. Die umtriebige ThalwilerHofkunst, die<br />

sich aus Kunst- und Kulturschaffenden zusammensetzt,<br />

schafft mit dem Waschhaus neben<br />

der ArtBox auf den Perrons des Bahnhofs einen<br />

weiteren Ort, der das kulturelle Leben und den<br />

öffentlichen Raum der Gemeinde belebt.<br />

Centre Albert Anker, Aussenansicht Pavillon.<br />

Foto: Alexander Jaquemet<br />

→ ‹Licht des Südens›, bis 29.9.; Dauerausstellung<br />

ganzjährig, Tickets online buchen<br />

↗ centrealbertanker.ch<br />

→ ‹Albert Anker – Lesende Mädchen›,<br />

Kunst museum Bern, bis 21.7.<br />

↗ kunstmuseumbern.ch<br />

Das Waschhaus in Thalwil, Aussenansicht<br />

→ ‹frisch gewaschen›, bis 24.8.<br />

→ ‹Seda Hepsev›, 30.8.–26.10.<br />

↗ waschhaus.ch<br />

Waschhaus<br />

Thalwil — Geschniegelt und gestriegelt präsentiert<br />

sich das ehemalige kleine Waschhaus.<br />

Für seine neue Aufgabe als «Tiny Museum<br />

Thalwil» wurde es mit frischem Anstrich<br />

und elektrischen Anschlüssen versehen, für<br />

die Beleuchtung und vielleicht auch für die<br />

Kunstwerke, die fortan hier ein- und ausziehen<br />

GROSSANLÄSSE<br />

Kunsttage Basel<br />

Basel — Die fünfte Ausgabe der Kunsttage<br />

Basel wartet einmal mehr mit einem dichten<br />

vielfältigen Programm auf. Drei Tage lang ist<br />

NOTIERT // KUNSTRÄUME / GROSSANLÄSSE 117


an sechzig Orten – in Museen, Ausstellungsräumen,<br />

Galerien und Ateliers – Kunst von<br />

über hundert regionalen und internationalen<br />

Kunstschaffenden zu erleben. Die teilnehmenden<br />

Institutionen laden in neu eröffnete<br />

Ausstellungen, zu Sonderveranstaltungen und<br />

Rundgängen ein. Zum ersten Mal dabei sind<br />

unter anderem die Cristina Spoerri-Stiftung,<br />

die Offspaces Courtney Jaeger und spot sowie<br />

die Galerien Hauser & Wirth und see you next<br />

Tuesday. Ziel der Kunsttage Basel ist es, ein<br />

möglichst schwellenloses Erleben von Kunst<br />

an teils wenig bekannten Orten zu ermöglichen.<br />

Das Rahmenprogramm, das über den ganzen<br />

Sommer hinweg erweitert wird, bietet von einer<br />

Artists Bar über einen Plasticology Workshop<br />

bis zu einem Disco-Punk-Konzert alles<br />

Erdenkliche. Zahlreiche Künstler:innen sind in<br />

den Ausstellungen und Ateliers anwesend und<br />

geben Auskunft über ihre Werke.<br />

berühmt ist. Doch Locarno, so ein Credo, ist<br />

nicht für die Stars und VIPs, sondern für alle<br />

Filmliebhaber:innen, die auf der grossen Piazza<br />

und den Sälen der Stadt dem Kino huldigen. Es<br />

ist die erste Ausgabe unter der neuen Präsidentin<br />

Maja Hoffmann. Wie immer laufen drei<br />

internationale Wettbewerbe, weitere Sektionen<br />

zeigen Filme ‹Fuori Concorso›, Retrospektiven<br />

oder Kurzfilme. Von der neuseeländischen Regisseurin<br />

Jane Campion, die den Pardo d’onore<br />

für ihr Lebenswerk erhält, läuft ‹The Piano›<br />

(1993) in restaurierter Fassung. Der Schweizer<br />

Animationsfilmer Claude Barras, der mit ‹Ma<br />

vie de Courgette› (2016) bekannt wurde, erhält<br />

den gemeinsam mit der Mobiliar vergebenen<br />

Locarno Kids Award.<br />

Die Piazza Grande tagsüber am Locarno Film<br />

Festival 2023. Foto: Ti-Press<br />

Performanceprogramm im neuen Kunsthaus<br />

Baselland mit Studierenden des Institut<br />

Kunst Gender Natur HGK Basel FHNW, im<br />

Bild: Virginie Sistek, ‹Church Parties; Purry<br />

Footage›, Installation und Performance,<br />

2023. Foto: Christoph Bühler<br />

→ Diverse Orte, 30.8.–1.9.<br />

↗ kunsttagebasel.ch<br />

Locarno Film Festival<br />

Locarno — Der majestätische Leopard vor<br />

Tessiner See- und Bergkulisse kündigt es an:<br />

die 77. Ausgabe des Locarno Film Festival. Das<br />

Plakat wurde von Annie Leibovitz gestaltet,<br />

die für ihre Porträts prominenter Personen<br />

→ Diverse Orte, 7.–17.8.<br />

↗ locarnofestival.ch<br />

far° — Festival des arts vivants<br />

Nyon — far° Nyon ist bekannt für sein Festival,<br />

das jedes Jahr mit einem nationalen und<br />

internationalen Programm die darstellenden<br />

Künste feiert. Als «fabrique des arts vivants»<br />

unterstützt es das ganze Jahr über Kunstschaffende<br />

unter anderem mit Residenzen<br />

oder Vermittlungsarbeit. Die 40. Ausgabe des<br />

far° – Festival des arts vivants steht unter dem<br />

Titel ‹bivouacs› (Biwak), ein Begriff der sich<br />

etymologisch von Bewachung ableitet. Für das<br />

Festival wird anhand der ephemeren Behausung<br />

über Sorgfalt, Wachsamkeit, Schutzräume<br />

118 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


und Widerstand nachgedacht. Was damit gemeint<br />

ist, zeigt etwa der in Tunesien geborene<br />

Tänzer und Choreograf Mohamed Toukabri:<br />

Aufgrund restriktiver Grenzregimes konnte er<br />

seine Mutter jahrelang nicht sehen; in Nyon<br />

tanzt er mit ihr auf der Bühne. ‹Ten Ways to<br />

put up a Tent› von Tejus Menon verspricht eine<br />

fröhliche Choreografie über das Campen und<br />

was es in der Schweiz respektive in Indien bedeutet.<br />

Dreissig Projekte sind zugegen, davon<br />

auch zahlreiche, die sich mit ökologischen<br />

Themen auseinandersetzen. Und nicht zuletzt<br />

gibt es auch Darbietungen für die Kleinen, etwa<br />

‹Die Flüstertüten› von Yasmine Hugonnet oder<br />

Zirkus-Performances in den Strassen von Nyon.<br />

auseinandersetzte. Bernard Fibicher entwickelte<br />

daraus das dezentrale Format für die<br />

schweizweite Ausstellung ‹Schau, wie der Gletscher<br />

schwindet›, die über das Jahr verteilt an<br />

über dreissig Orten, von Genf bis ins Graubünden<br />

und vom Wallis bis nach Zürich, stattfindet.<br />

Institutionen zeigen Ausstellungen aus ihren<br />

Sammlungsbeständen, geben Werke in Auftrag,<br />

die in freier Landschaft installiert werden, oder<br />

organisieren Veranstaltungen zu dem Thema. In<br />

Gletsch wurde der Reigen offiziell eröffnet: Im<br />

Hotel Glacier du Rhône sind Perrins Untersuchungen<br />

in einem Journal und einem Film zu<br />

sehen; der Bündner Ingenieur Jürg Conzett hat<br />

mit dem Genfer Architekt Georges Descombes<br />

einen schwebenden Laufsteg gebaut, der zu<br />

den Spuren des verschwundenen Gletschers<br />

führt. Alle Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

sind auf der Website aufgeführt.<br />

Mohamed Toukabri, ‹The Power (of) The<br />

Fragile – A duo between mother and son›,<br />

<strong>2024</strong>. Foto: Christian Tandberg<br />

→ Diverse Orte, 8.–18.8.<br />

↗ far-nyon.ch<br />

Schau, wie der Gletscher schwindet<br />

Schweiz — Aux arts les glaciers! Der Name des<br />

Vereins mobilisiert die Kunst für die Gletscher.<br />

Diese schmelzen mit unermesslichen Folgen<br />

für Ökologie, Ökonomie und Kultur. Der Verein<br />

wurde gegründet, um mittels Kunst die Realität<br />

dieses Wandels sichtbar zu machen. Die Idee<br />

entstand aus einer Residenz der Genfer Künstlerin<br />

Carmen Perrin auf dem Furkapass, wo sie<br />

sich mit dem Schmelzen des Rhonegletschers<br />

Douglas Mandry, ‹Gravity Flow›, 2022,<br />

rezykliertes Glas<br />

→ Diverse Orte, bis 29.9.<br />

↗ artforglaciers.ch<br />

Zürcher Theater Spektakel<br />

Zürich — Im Spätsommer zieht das internationale<br />

Zürcher Theater Spektakel die Menschen<br />

in Scharen auf das Festivalgelände am<br />

See. Auch dieses Jahr enthält das Programm<br />

Darbietungen an der Schnittstelle zur visuellen<br />

Kunst. So schaffen in ‹uproar› die Choregrafin<br />

Simone Aughterlony und der Künstler Michael<br />

Günzburger eine immersive Performance zur<br />

Figur der Chimäre. Dimitri de Perrot lädt uns<br />

mit seiner Klanginstallation ‹Into the Dirt› ein,<br />

NOTIERT // GROSSANLÄSSE 119


uns auf einen klingenden Boden zu legen und<br />

den Geräuschen auf Fusshöhe zu lauschen. In<br />

Kooperation mit dem Theater Spektakel entstanden<br />

ist auch die Ausstellung ‹Cotton under<br />

my Feet: The Zurich Chapter› von Walid Raad im<br />

Kunsthaus Zürich: In einer Performance sowie<br />

einem Parcours durch die Sammlungsräume<br />

befragt der libanesisch-US-amerikanische<br />

Künstler die Narrative von (Privat-)Sammlungen.<br />

Das NEST Collective aus Nairobi gastiert<br />

mit seiner an der documenta fifteen gezeigten<br />

Multimedia-Installation ‹Return to Sender›,<br />

deren dystopische Mülllandschaft die negativen<br />

Folgen der Urbanisierung Kenias thematisiert.<br />

Zu erwähnen ist nicht zuletzt Artist at<br />

Risk, eine internationale Organisation, die sich<br />

für Schutzresidenzen für Kulturschaffende<br />

einsetzt. Die Zürcher Künstlerin Teresa Chen<br />

diskutiert mit Adi Blum von ICORN (International<br />

Cities of Refuge Network) über Schutzmöglichkeiten<br />

in der Schweiz.<br />

Lernenden und Mitarbeitenden einstellen,<br />

die das grösste Schweizer Streetart-Projekt<br />

malen. 2700 m 2 umfasst seine Fläche, ein Y<br />

aus Rümelinsplatz, Schnabel- und Münzgasse<br />

in der Fussgängerzone der Basler Altstadt.<br />

Initiiert wurde das Projekt ‹Asphaltkunst›<br />

vom Verein Instandbelebung Rümelinsplatz<br />

VIBR, der das Zeitfenster bis zum Totalumbau<br />

nutzen wollte, um den Platz zu gestalten und<br />

zu beleben. In Zusammenarbeit mit der Schule<br />

für Gestaltung Basel fand ein Wettbewerb<br />

statt, woraus ‹Welliges Flanieren› von Sarah<br />

Dietrich zum Sieger gekürt wurde. Ausgeführt<br />

wird das Werk gemeinsam mit angehenden<br />

jungen Berufsleuten aus Gewerbe und Kunst.<br />

Fotografien und ein Livestream begleiten und<br />

dokumentieren die einen Monat dauernden<br />

Malarbeiten. Der Entwurf ist eine Reverenz an<br />

den Rümelinbach und die ehemalige Mühle,<br />

die einst hier stand. Die zahlreichen geschwungenen<br />

Farbsegmente zeugen von Wellen<br />

und Rädern. Gut möglich, dass dabei das<br />

Malen und später das Flanieren zum Surfen<br />

auf Farbe wird. Angesichts der Buntheit und<br />

Verspieltheit mögen wohl einige Basler:innen<br />

aber auch an die Fasnacht denken – der Platz<br />

ist Treffpunkt während des Morgenstreichs.<br />

Bis zur nächsten Fasnacht, wenn die Baumaschinen<br />

auffahren, bleibt das «Asphaltkunstwerk»<br />

denn auch erhalten.<br />

Walid Raad, ‹Epilogue II: The Constables›, 2021,<br />

Museo Nacional Thyssen-Bornemisza,Madrid,<br />

Courtesy Sfeir-Semler Gallery.<br />

→ Landiwiese, 15.8.–1.9.<br />

↗ theaterspektakel.ch<br />

→ Walid Raad im Kunsthaus Zürich, 16.8.–3.11.<br />

↗ kunsthaus.ch<br />

AUSSENPROJEKTE<br />

Sarah Dietrich — Welliges Flanieren<br />

Basel — Wie fühlt sich wohl «Farbsurfen» an?<br />

Dieses Gefühl soll sich bei den zahlreichen<br />

Sarah Dietrich, ‹Welliges Flanieren›, 2700 m 2 ,<br />

Dokumentation des Malprozesses, Rümelinsplatz,<br />

Basel. Foto: Bossart-Films<br />

→ Rümelinsplatz, bis zur Fasnacht 2025<br />

↗ vibr.ch<br />

120 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Twingi 24<br />

Binn — Auch dieses Jahr lädt die Ausstellung<br />

Twingi ins Oberwallis. Im Landschaftspark<br />

Binntal sind entlang der historischen<br />

Fahrstras se Installationen und Skulpturen von<br />

zwölf Kunstschaffenden zu entdecken. Sie sind<br />

auf die spezifische Umgebung abgestimmt,<br />

hinterfragen unsere Beziehung zur Natur, indem<br />

sie etwa Bäume als Servicepersonal antreten<br />

lassen, nutzen Tunnels für Übergänge und<br />

Verwandlungen, führen uns zurück ins Urmeer.<br />

Auch «Osterhasen» können gesucht werden,<br />

obwohl nicht Saison – ein wenig wie Erdbeeren<br />

im Winter, aber absolut nachhaltig produziert.<br />

Seit der letzten Ausgabe bespielt die Twingi<br />

zusätzlich einen wechselnden Aussenstandort,<br />

der einem spezifischen Thema gewidmet ist.<br />

Dieses Jahr lenkt im Weiler Fäld oberhalb von<br />

Binn der Künstler Leander Locher mit einem<br />

grossen hölzernen Auge unseren Fokus auf den<br />

Mässerbach, der zu den letzten natürlichen<br />

Gewässersystemen der Schweiz gehört. Aktuell<br />

versucht ihn der Landschaftspark als «Gewässerperle»<br />

zu zertifizieren und damit zu schützen.<br />

Die Ausstellung kann auf einer einfachen,<br />

rund einstündigen Wanderung entlang der alten<br />

Fahrstrasse zwischen Steinmatten und dem<br />

Weiler Ze Binne besucht werden.<br />

<strong>August</strong>in Rebetez — Maison Totale<br />

Bôle — Der Künstler <strong>August</strong>in Rebetez und<br />

sein Team eröffnen das ‹Maison Totale›. In der<br />

Gemeinde Bôle bei Neuenburg in unmittelbarer<br />

Nähe zum Bahnhof haben sie in den letzten<br />

Jahren das ehemalige Haus eines Trödlers und<br />

den umliegenden Park in eine grosse begehbare<br />

Skulptur umgestaltet. So absolut wie der Titel ist<br />

auch der Anspruch des Projekts: Nichts anderes<br />

als ein Gesamtkunstwerk für die Kunst und die<br />

Poesie soll es sein. Der ‹Tarot-Garten› von Niki de<br />

Saint Phalle oder das ‹Palais Idéal› von Ferdinand<br />

Cheval sind willkommene Assoziationen.<br />

Das ‹Maison Totale› sei ein imaginärer Ort, aber<br />

mit echten Türen und Fenstern. Die Besuchenden<br />

sind eingeladen, einzutreten und sich über<br />

die verschiedenen Pfade, vorbei an Wald-<br />

Gesichtern oder Vögeln mit stacheligen Flügeln,<br />

in eine künstlerische Traumwelt zu begeben. In<br />

Zukunft soll das ‹Maison Totale› jeden Sommer<br />

für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Auch sind<br />

Residenzen für Kunstschaffende geplant. Es ist<br />

ein Kunstwerk in konstanter Weiterentwicklung.<br />

Vieles ist möglich und denkbar, wenn es mit dem<br />

Geist des Ortes übereinstimmt, der sich kompromisslos<br />

der Kunst verschrieben hat.<br />

<strong>August</strong>in Rebetez, ‹Maison Totale›, <strong>2024</strong>,<br />

Skulpturenpark, Bôle<br />

Laura A. Kingsley, ‹At the Time of the<br />

First Flowers Warm Salt Water Would have<br />

Drowned you Where you Stand›, <strong>2024</strong>.<br />

Foto: Matthias Luggen<br />

→ Twingischlucht, bis 13.10., öffentliche<br />

Führung: 18.8., 12.15 Uhr<br />

↗ twingi.ch<br />

→ Chemin de la Bourdonnette 26, bis 21.9.,<br />

geöffnet Sa / So, 10–17 Uhr, Fest zum Saisonende:<br />

21.9., 10–20 Uhr ↗ maisontotale.ch<br />

Kunst im Fluss<br />

Emmen — Nach der letztjährigen Ausstellung<br />

‹im fluss I›, die Kunst unter der Autobahnbrü-<br />

NOTIERT // GROSSANLÄSSE / AUSSENPROJEKTE 121


cke Rüssegg präsentierte, führt die visarte<br />

zentralschweiz mit Barbara Hennig Marques<br />

dieses Jahr das Projekt fort. Für ‹im fluss II›<br />

haben Studierende der HSLU – Design Film<br />

Kunst unter der Leitung von Sebastian Utzni<br />

und Susanne Hefti Werke erarbeitet, die sich<br />

mit dem Flussraum der Kleinen Emme vor dem<br />

Gelände der Hochschule Luzern auseinandersetzen.<br />

Der Park steht Besuchenden rund um<br />

die Uhr offen.<br />

Die Kunstwerke, von denen einige extra für<br />

die Ausstellung entwickelt wurden, bespielen<br />

etwa ein ehemaliges Schuhmacherhäuschen,<br />

eine nicht mehr genutzte Kegelbahn im Hotel<br />

Engelberg oder den historischen Eiskeller des<br />

Hotels Bänklialp. Aber auch alte Scheunen<br />

und Ställe, die Bergstation der historischen<br />

Standseilbahn, öffentliche Plätze und das Tal<br />

Museum stehen auf der langen Liste von Orten,<br />

die für die Ausstellung aktiviert wurden. Sie<br />

zeugen von der Geschichte dieser Tourismusdestination,<br />

aber auch von ihrem Wandel, und<br />

machen Lust, auf Erkundungstour zu gehen.<br />

Carmen Kaufmann und Regina Schwegler,<br />

‹TagNacht Fenster›, <strong>2024</strong>. Foto: Hans Stricker<br />

→ Emmenpark, bis 22.9.<br />

↗ kunstimfluss.ch<br />

Francis Alÿs, ‹Children’s Game #33: Schneespiele,<br />

Engelberg, Switzerland›, 2022, Video,<br />

5’26’’, in Koop. mit <strong>Juli</strong>en Devaux und Félix<br />

Blume, zu sehen im Hotel Hoheneck, Engelberg<br />

→ Diverse Orte, bis 18.8.<br />

↗ backstageengelberg.ch<br />

Backstage Engelberg<br />

Engelberg — Der Name ist Programm: Die<br />

Ausstellung ‹Backstage Engelberg› führt die<br />

Besucher:innen an Orte, die nicht zu den offiziellen<br />

Highlights zählen: private, leer stehende<br />

oder umgenutzte Räume, die man normalerweise<br />

nicht zu Gesicht bekommt. Initiiert<br />

vom Zürcher Galeristen Peter Kilchmann, der<br />

mit der alpinen Klostergemeinde persönlich<br />

verbunden ist, und kuratiert von Dorothea<br />

Strauss, sind 53 bekannte nationale und<br />

internationale Kunstschaffende in der Schau<br />

vertreten. Namen wie Francis Alÿs, Leiko Ikemura,<br />

Zilla Leutenegger oder Shirana Shabazi<br />

stammen von der Galerie, viele weitere, sowohl<br />

ältere als auch jüngere, sind dazu gekommen.<br />

MoorArt <strong>2024</strong><br />

Rifferswil — Gehört der Frühling den Rhododendren,<br />

die das Hochmoor im Knonauer Amt<br />

aufblühen lassen, folgt im Sommer die Kunst:<br />

Zum zweiten Mal findet im Park Seleger Moor<br />

die Ausstellung MoorArt statt. Aus einer Ausschreibung<br />

wurden von einer Jury, in der auch<br />

die <strong>Kunstbulletin</strong>-Redakteurin Meret Arnold<br />

einsass, 17 Projekte von Kunstschaffenden<br />

aus dem In- und Ausland ausgewählt, die sich<br />

auf den Ort beziehen. Über skulpturale Werke,<br />

Video-, Foto- und Klangarbeiten sind zahlreiche<br />

Medien vertreten. Trotz der Gefährdung des<br />

Planeten durch den Menschen, die in Arbeiten<br />

explizit thematisiert wird oder unterschwellig<br />

mitschwingt, wecken viele Beiträge die Neugier,<br />

122 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


die Umwelt besser zu verstehen. So wird das<br />

Moor auch zum Forschungsfeld, indem etwa<br />

mittels Sensoren seine klanglichen Tiefen<br />

erkundet oder nachts seine biolumineszenten<br />

Lebewesen aufgespürt werden. Ein Spaziergang<br />

mit geschlossenen Augen lädt zu einer<br />

anderen Sinneserfahrung ein. Im Unterholz<br />

sitzen biomorphe Gebilde wie Schutzgeister,<br />

eine miniaturisierte Moränenlandschaft hat<br />

schützende Mützen erhalten. Der Leidenschaft,<br />

durch die auch der Park entstanden<br />

ist, wird Tribut gezollt. Die Kunst, so vielleicht<br />

die Aussage in diesem gleichsam künstlichen<br />

wie natürlichen Habitat, rettet uns doch. Die<br />

Ausstellung, die in Runde zwei der dreijährigen<br />

Pilotphase geht, wird begleitet von Artist Talks,<br />

Führungen und Workshops.<br />

entwickelte Werke zu entdecken. So lässt Flora<br />

Frommelt auf dem Wasser des Weihers riesige<br />

Seifenblasen schwimmen, Sylvia Geel bittet<br />

grüne Rasenroboter zum Tanz, und in Sabina<br />

Gnädingers Spiegelobjekten verschwimmt die<br />

Landschaft im Grün. Der Hortus conclusus war<br />

schon immer ein Schutzraum, in dem Pflanzen,<br />

Sehnsüchte und Vorstellungen gediehen – oder<br />

auch Kunst, mit der man sich hier spazierend<br />

oder genüsslich zurücklehnend verweilen kann.<br />

Sabina Gnädinger, ‹hidden tree›, <strong>2024</strong>,<br />

Metall, Motor, Spiegel, Ausstellungsansicht<br />

Kulturort Galerie Weiertal<br />

→ Kulturort Galerie Weiertal, bis 8.9.,<br />

jeweils Do–So geöffnet<br />

↗ galerieweiertal.ch<br />

Brigitta Gabban, ‹Chapeau!›, <strong>2024</strong>, Erde,<br />

glasierter Ton, Ausstellungsansicht<br />

MoorArt, Park Seleger Moor, Rifferswil.<br />

Foto: Ayla Feridun-Dziedzic<br />

→ Park Seleger Moor, bis 31.10., Spaziergang<br />

‹Moorgang augenblind›: 25.8. / 8.9., 15 Uhr<br />

↗ moorart.ch<br />

Hortus Conclusus — Im Garten der Sinne<br />

Winterthur — Das idyllische Weiertal lockt<br />

auch in nicht Biennale-Jahren zum Besuch. Für<br />

diesen Sommer haben Maja und Rick von Meiss<br />

17 Kunstschaffende in ihren Garten eingeladen.<br />

Unter dem Titel ‹Hortus Conclusus – Garten<br />

der Sinne› sind ortsbezogene, teils neu<br />

Trilogie Südtrottoir<br />

Zürich — Die Hardturmstrasse im einstigen<br />

Züricher Industriequartier ist kein Charmebolzen:<br />

Durchgangsverkehr prägt den Autobahnzubringer,<br />

der eigentlich Quartierraum sein<br />

sollte. Die Stadt Zürich plant deshalb eine neue<br />

grüne Stadtachse, klimafreundlich und multifunktional.<br />

Die Umsetzung der Sanierung, die<br />

Quartierflair bringen soll, ist für 2027 geplant.<br />

Doch bereits jetzt nehmen lokale Akteur:innen<br />

die Strasse in Beschlag. Der Kunstraum Hartdurm<br />

mit dem Künstlerduo Ballotti und Imbach<br />

startet diesen Sommer gemeinsam mit dem<br />

Kurator Mischa Camenzind vom Offspace 6 ½<br />

die ‹Trilogie Südtrottoir›, um den öffentlichen<br />

Raum aufzuwerten. Eine Gruppe von zwanzig<br />

bis dreissig Kunstschaffenden unternimmt<br />

NOTIERT // AUSSENPROJEKTE 123


mit Installationen, Skulpturen und Urban Art<br />

künstlerische Eingriffe vor Ort, die diesen<br />

selbst zum Thema machen. So bringen etwa<br />

Michael Meier & Christoph Franz Zürich-West<br />

mit dem Londoner Stadtteil Islington in Verbindung,<br />

dem Geburtsort des Begriffs Gentrifizierung.<br />

iooke benutzt Heutrockner, sogenannte<br />

Heinzen, um auf die Diskrepanz zwischen<br />

asphaltiertem Businesspark und fehlendem<br />

Lebensraum aufmerksam zu machen, und ein<br />

Windsack von John Trashkowsky regt zur kritischen<br />

Reflexion der eigenen Meinung an.<br />

Kuratorin wirkte; später, von 2018 bis 2023,<br />

war sie Direktorin des Kölnischen Kunstvereins.<br />

Zurzeit kuratiert sie die Ausstellung<br />

‹Köln Skulptur #11› im Skulpturenpark Köln.<br />

Dietrichs Aufgabe wird es sein, für die Qualität<br />

der Liste Art Fair zu sorgen, den Standort Basel<br />

zu stärken und neue Fördermodelle für junge<br />

Galerien und Kunstschaffende zu entwickeln.<br />

Die Messe wird auch in Zukunft nicht gewinnorientiert<br />

ausgerichtet sein und internationalen<br />

Galerien eine Messepräsenz zu günstigen<br />

Konditionen ermöglichen.<br />

Nikola Dietrich. Foto: Mareike Tocha<br />

Axel Wieder<br />

One truth, ‹The Artist›, <strong>2024</strong>, Sprühfarbe<br />

auf Metallfassade, 20 m 2 , Ansicht Trilogie<br />

Südtrottoir, Zürich<br />

→ Hardturmstrasse, bis 14.9.; Aktionstag mit<br />

Performance-Programm: 31.8., 13–19 Uhr<br />

↗ hartdurm.ch/südtrottoir<br />

NAMEN<br />

Nikola Dietrich<br />

Basel — Nikola Dietrich ist neue künstlerische<br />

Direktorin der Liste Basel. Die Stiftung Liste<br />

Basel hat sie auf Empfehlung einer Findungskommission<br />

ernannt. Damit kehrt sie nach<br />

zehn Jahren nach Basel zurück, wo sie von<br />

2008 bis 2014 das Museum für Gegenwartskunst<br />

am Kunstmuseum Basel leitete. Sie kam<br />

damals vom Portikus in Frankfurt, wo sie als<br />

Berlin — Axel Wieder wird neuer Direktor der<br />

Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Das<br />

hat die Auswahlkommission unter dem Vorsitz<br />

von Katharina Grosse bestimmt. Axel Wieder<br />

studierte Kunstgeschichte und Kulturwissenschaft<br />

in Berlin und Köln. Seit 2018 ist er<br />

Direktor der Bergen Kunsthall, wo er zusammen<br />

mit seinem Team ein weithin beachtetes<br />

interdisziplinäres Programm mit internationaler<br />

Ausrichtung und lokaler Verankerung realisiert.<br />

Die Ausstellung des samischen norwegischen<br />

Konzeptkünstlers Joar Nango 2020 war die<br />

meistbesuchte Schau in der Geschichte der<br />

Institution und wurde als beste Ausstellung des<br />

Jahres in Norwegen ausgezeichnet. Vor seinem<br />

Engagement in Bergen war Wieder von 2014 bis<br />

2018 Direktor von Index – The Swedish Contemporary<br />

Art Foundation in Stockholm und von<br />

2012 bis 2014 Programmleiter des Arnolfini in<br />

Bristol. Weiter verantwortete er das Programm<br />

des Kunstraums Ludlow 38 am Goethe-Institut<br />

in New York und war künstlerischer Leiter des<br />

Künstlerhaus Stuttgart. 1999 war er Mitbegründer<br />

der Buchhandlung und Diskursplattform<br />

Pro qm in Berlin. Axel Wieder übernimmt das<br />

124 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Amt im <strong>August</strong> und steuert die Geschäfte in Vorbereitung<br />

auf die 13. Berlin Biennale im Sommer<br />

2025, die von Zasha Colah kuratiert wird.<br />

Axel Wieder. Foto: Victoria Tomaschko<br />

Eva-Maria Knüsel<br />

Bern — Eva-Maria Knüsel ist neue Leiterin der<br />

Stadtgalerie Bern. Die Kunstvermittlerin ist in<br />

Luzern aufgewachsen, wo sie von 2013 bis 2020<br />

den unabhängigen Ausstellungsraum sic! Raum<br />

für Kunst in Co-Leitung betrieb. In Basel, wo<br />

sie heute noch lebt, führte sie ihr Engagement<br />

im Kunstraum Mayday weiter, bei dem sie von<br />

2021 bis <strong>2024</strong> in der Co-Leitung war. Mit Bern<br />

ist sie durch ihre Ausbildung verbunden. So<br />

studierte sie hier an der Hochschule der Künste<br />

Art Education und Kunstgeschichte an der Universität.<br />

Seit 2018 ist sie als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Kunsthaus Langenthal tätig<br />

sowie seit 2021 im Fotomuseum Winterthur als<br />

Vermittlerin von Bild- und Medienkompetenz.<br />

Aktuell führt sie ausserdem die Geschäftsstelle<br />

des Performancepreis Schweiz. Eva-Maria<br />

Knüsel tritt ihre Stelle im <strong>August</strong> an. Sie folgt<br />

auf Luca Beeler, der die Stadtgalerie im Kulturzentrum<br />

Progr pandemiebedingt fünf anstatt<br />

der regulären vier Jahre leitete. Im städtisch<br />

finanzierten Ausstellungsraum werden Ausstellungen,<br />

Veranstaltungen und Publikationen<br />

zeitgenössischer Kunst realisiert, häufig in<br />

Kooperation mit der lokalen Szene. In Knüsels<br />

Amtszeit soll sich das Profil mit neuen Vermittlungsformaten<br />

weiterentwickeln.<br />

Eva-Maria Knüsel. Foto: Karin Salathé<br />

Katharina Epprecht<br />

St. Gallen — Katharina Epprecht, scheidende<br />

Direktorin des Museum zu Allerheiligen in<br />

Schaffhausen, wurde in den Stiftungsrat Textilmuseum<br />

gewählt. Das Textilmuseum St. Gallen,<br />

das sich in einem Backsteingebäude von 1886<br />

befindet, plant eine Sanierung, die das Museum<br />

bezüglich Sicherheit und Besucherfreundlichkeit<br />

à jour bringen soll. Im Zuge dessen<br />

verfolgt die Institution auch eine strategische<br />

Neuausrichtung. Katharina Epprecht stand seit<br />

2015 dem Museum zu Allerheiligen vor. Zuvor<br />

war sie seit 2007 stellvertretende Direktorin am<br />

Museum Rietberg in Zürich, wo sie als Kuratorin<br />

für japanische Kunst seit 1998 Ausstellungen<br />

realisierte sowie seit 2001 die Kommunikation<br />

und die Vermittlung leitete. Sie wird ihre<br />

Expertise ehrenamtlich in die Erneuerung des<br />

Textilmuseum St. Gallen einbringen.<br />

Katharina Epprecht. Foto: Melanie Duchene<br />

PREISE<br />

Schweizer Musikpreise <strong>2024</strong><br />

Bern — Zimoun erhält einen der insgesamt<br />

sieben mit je CHF 40’000 dotierten Schweizer<br />

Musikpreise, mit denen das Bundesamt für<br />

Kultur BAK das breit gefächerte Schweizer<br />

Musikschaffen ehrt. Der Berner Künstler<br />

bewegt sich seit den frühen Nullerjahren<br />

zwischen bildender Kunst und Musik. In seinen<br />

minimalistischen Installationen schafft er<br />

Interaktionen zwischen visuellen, auditiven<br />

und räumlichen Elementen. Er benutzt meist<br />

recycelte Alltagsmaterialien, wie beispielsweise<br />

Karton, die er mit einer Vielzahl an Motoren<br />

in Bewegung versetzt. Erhielt Zimoun zu<br />

Beginn in der Berner Altstadt im Tonus-Music<br />

Labor (heute Orbital Garden) des Musikers<br />

NOTIERT // AUSSENPROJEKTE / NAMEN / PREISE 125


Don Li eine Bühne, stellt er heute weltweit aus.<br />

In der Schweiz widmete ihm das Museum Haus<br />

Konstruktiv in Zürich 2021 eine grosse Einzelausstellung.<br />

Neben seinen Installationen, die<br />

er als musikalische Kompositionen begreift,<br />

arbeitet Zimoun auch rein akustisch: Mittels<br />

Mehrkanal-Kompositionen macht er Räume<br />

erfahrbar, so zum Beispiel in der Reihe ‹Dark<br />

Matter›, die er in den vergangenen vier Jahren<br />

im Kino Rex in Bern präsentierte. Zusätzlich zu<br />

den Schweizer Musikpreisen vergibt das BAK<br />

erneut drei Spezialpreise Musik à CHF 25’000,<br />

mit der es Vermittler wie Festivals, Archive<br />

oder Clubs ehrt, die einen Beitrag zur lebendigen<br />

Musikszene leisten. Der mit CHF 100’000<br />

dotierte Schweizer Grand Prix Musik geht an<br />

die Cellistin Sol Gabetta.<br />

Zimoun<br />

Paul Ege Kunstpreis<br />

Freiburg i.Br. — Kelly Tissot (*1995) erhält<br />

den Paul Ege Kunstpreis. Die in Frankreich<br />

geborene Künstlerin hat an der École Cantonale<br />

d’Art in Lausanne ihren Bachelor und an der<br />

Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel,<br />

wo sie derzeit lebt, ihren Master absolviert. Die<br />

Jury lobte Tissots Einsatz von Fotografie, mit<br />

dem sie einen intimen, aber unsentimentalen<br />

Blick auf das landwirtschaftliche und ländliche<br />

Leben vermittle. Die Künstlerin arbeite auf der<br />

Grundlage von analoger Fotografie und ergänzt<br />

die Abzüge mit architektonischen Elementen,<br />

die als Skulpturen und Ausstellungsarchitekturen<br />

die Betrachtenden geschickt umschliessen.<br />

2022 zeigte das Kunsthaus Baselland die erste<br />

Solo-Schau der Künstlerin. Der mit € 10’000<br />

dotierte Preis wird alle drei Jahre von der Ege<br />

Kunst- und Kulturstiftung in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kulturamt Freiburg verliehen und<br />

richtet sich an junge Kunstschaffende aus<br />

dem Dreiländereck. Kelly Tissot ist die bisher<br />

siebte Preisträgerin. Ihr Schaffen wird parallel<br />

zur Sammlungsausstellung anlässlich des<br />

zwanzigjährigen Jubiläums des PEAC Museum<br />

(→ KB 5/<strong>2024</strong>, S. 66) präsentiert.<br />

Kelly Tissot. Foto: Damien Juillard<br />

Werner-Fenz-Stipendium<br />

Graz — Der steirische herbst und die Stadt<br />

Graz vergeben erstmals gemeinsam das<br />

Werner-Fenz-Stipendium für Kunst im<br />

öffentlichen Raum. Aus 142 Einreichungen<br />

überzeugte die brasilianische Künstlerin Clara<br />

Ianni (*1987) die Jury mit ihrem Konzept einer<br />

Performance im Grazer Stadtraum. In ‹Resurrection›<br />

wird sie ausrangierte Bühnenelemente<br />

und Requisiten aus dem Fundus des Grazer<br />

Theaters – Bäume, Steine, Wolken oder Blumen<br />

– im öffentlichen Raum wiederbeleben,<br />

um «ein Leben nach der Erschöpfung, nach<br />

dem Ende» zu imaginieren. Das mit € 17’000<br />

dotierte Stipendium umfasst die Umsetzung<br />

der Arbeit während des diesjährigen steirischen<br />

herbst. Es wurde auf Initiative von über<br />

zweihundert Künster:innen, Kurator:innen<br />

und Journalist:innen zur Würdigung des<br />

Kunsthistorikers und Kurators Werner Fenz<br />

(1944–2016) eingerichtet, der mit dem Festival<br />

in Graz eng verbunden war. Mit dem Stipendium<br />

startet auch der Aufbau einer Sammlung.<br />

So kauft der steirische herbst Originale von<br />

zehn ausgewählten Künstler:innen, die an der<br />

Ausschreibung teilgenommen haben.<br />

Clara Ianni. Foto: Ana Ferreira<br />

126 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Landis & Gyr Stiftung — Atelier-, Reiseund<br />

Werkstipendien<br />

Zug — Die Landis & Gyr Stiftung hat ihre<br />

Stipendien vergeben. Zehn Kulturschaffende<br />

haben ein Werkstipendium von je CHF 30’000<br />

erhalten. Im Bereich Visuelle Kunst gehören<br />

Elena Montesinos, Kilian Rüthemann, Vanessa<br />

Safavi und das Duo Dorota Gaewęda und Eglė<br />

Kulbokaitė zu den Gewinner:innen. Ein Reisestipendium<br />

nach Ostmittel- und Südosteuropa<br />

in der Höhe von CHF 5000 bis 25’000 wurde<br />

in der Visuellen Kunst Sofía Durrieu, Tatjana<br />

Erpen und Beat Streuli zugesprochen. Weiter<br />

wurden 26 Atelierstipendien in den Sparten<br />

Komposition, Kulturkritik / Kurator:innen,<br />

Literatur / Übersetzung, Tanz, Theater und<br />

Visuelle Kunst vergeben. Die auserwählten<br />

Künstler:innen reisen nach Budapest, Bukarest,<br />

London, Sofia und Zug.<br />

Vor der Eröffnung der Ausstellung bewertet die<br />

Jury die Originalwerke und entscheidet über<br />

die Vergabe der Werk- und Förderbeiträge.<br />

→ Eingabeschluss: 16.8.<br />

↗ aargauerkuratorium.ch<br />

Exile Visual Arts Award<br />

Berlin — Die Körber-Stiftung, unterstützt von<br />

der Stiftung Exilmuseum Berlin, schreibt den<br />

mit € 10’000 dotierten Exile Visual Arts Award<br />

aus. Kunstschaffende mit Exilerfahrung (keine<br />

Kollektive) können sich mit ihren Arbeiten zu<br />

den Themen Flucht, Heimat und Leben im Exil<br />

bewerben. Teilnahmeberechtigt sind Personen,<br />

die mindestens 18 Jahre alt sind, sich schwerpunktmässig<br />

in deutschsprachigen Exilländern<br />

aufhalten und die ein Studium der visuellen<br />

Künste, eine Ausbildung an einer nicht-staatlichen<br />

Hochschule oder eine professionelle<br />

künstlerische Praxis aufweisen können.<br />

→ Eingabeschluss: 15.8.<br />

↗ koerber-stiftung.de<br />

Albert Koechlin Stiftung Recherchestipendium<br />

Dorota Gaewęda und Eglė Kulbokaitė<br />

Kilian Rüthemann. Foto: Judith Kakon<br />

Vanessa Safavi<br />

AUSSCHREIBUNGEN<br />

Auswahl 24<br />

Aarau — Aargauer Kunstschaffende können<br />

sich ab sofort für die Teilnahme an der<br />

Ausstellung und für Werk- und Förderbeiträge<br />

bewerben. Eine gemeinsam vom Aargauer<br />

Kunsthaus und dem Aargauer Kuratorium<br />

eingesetzte Jury entscheidet, welche Werke in<br />

die Jahresausstellung aufgenommen werden.<br />

Luzern — Die Albert Koechlin Stiftung bietet<br />

das Recherchestipendium Atelier X für innerschweizer<br />

Kulturschaffende aller Sparten an.<br />

Das Atelier X ist nicht an ein existierendes<br />

Atelier gebunden. Möglich ist eine längere<br />

Auszeit an einem frei wählbaren Ort oder eine<br />

längere Reise mit mehreren Stationen. Das<br />

Stipendium soll vorrangig der künstlerischen<br />

Weiterentwicklung dienen und eine Schaffenszeit<br />

ausserhalb des Alltags bieten.<br />

→ Eingabeschluss: 16.10.<br />

↗ aks-stiftung.ch/AtelierX<br />

Regional Luzern<br />

Luzern Region — ‹Regional Luzern› präsentiert<br />

alle zwei Jahre in Kulturinstitutionen jenseits<br />

der städtischen Zentren Einblick in das kantonale<br />

Luzerner Kunstschaffen. Künstler:innen,<br />

NOTIERT // PREISE / AUSSCHREIBUNGEN 127


die ihren Wohnsitz oder Arbeitsort seit mindestens<br />

einem Jahr im Kanton Luzern haben, während<br />

mindestens zehn Jahren ohne Unterbruch<br />

im Kanton Luzern gelebt haben oder eine aktive<br />

Teilnahme an der Luzerner Kunstszene ausweisen,<br />

können sich für eine Teilnahme an der<br />

Ausstellung und dem mit CHF 5000 dotierten<br />

Jurypreis bewerben. Die eingegebenen Werke<br />

dürfen nicht älter als drei Jahre sein.<br />

→ Eingabeschluss: 30.9.<br />

↗ kunstbulletin.ch (Ausschreibungen)<br />

PfeiferMobil 2025<br />

Luzern — Die Stiftung Otto Pfeifer zur Förderung<br />

von Kunst, Kultur und Wissenschaft stellt<br />

schöpferisch tätigen Personen für die Dauer<br />

von zwei Monaten ein Wohnmobil kostenlos zur<br />

Verfügung, mit einem Zuschuss an die Fahrtund<br />

Lebenskosten. Die Ausschreibung richtet<br />

sich an Kulturschaffende mit Wohnsitz in der<br />

Zentralschweiz oder Bezug zur Region, die ein<br />

konkretes Projekt realisieren wollen, für das<br />

Mobilität notwendig ist.<br />

→ Eingabeschluss: 31.8.<br />

↗ pfeifermobil.ch<br />

Ernte <strong>2024</strong><br />

Schaffhausen — Das Bewerbungsportal für<br />

die jurierte Ausstellung ‹Ernte› zum Kunstschaffen<br />

in der Region Schaffhausen ist<br />

eröffnet. Zugelassen sind Künstler:innen, die<br />

im Kanton Schaffhausen sowie den südlich<br />

angrenzenden Gemeinden ihren Wohnsitz<br />

haben, dort ihren hauptsächlichen Betätigungsort<br />

haben oder früher lange hatten,<br />

heimatberechtigt sind oder einen starken<br />

Bezug nachweisen können. An der Eröffnung<br />

im Museum zu Allerheiligen wird basierend<br />

auf der Ausstellung der mit CHF 10’000 dotierte<br />

Ernte-Kunstpreis der Schweizerischen<br />

Mobiliar Versicherungen vergeben.<br />

→ Eingabeschluss: 4.8.<br />

↗ allerheiligen.ch<br />

TaDA Residency 2025<br />

St. Gallen — Die Textile und Design Alliance<br />

TaDA bietet Kunstschaffenden und Kreativen<br />

aus allen Disziplinen die Möglichkeit, im Rahmen<br />

einer Residency mit renommierten Textilunternehmen<br />

und Forschungsinstitutionen in<br />

der Ostschweiz zusammenzuarbeiten. Vorausgesetzt<br />

werden ein ausgewiesenes Interesse<br />

an der Textilindustrie, Textilkultur sowie an<br />

Nachhaltigkeit. Technische Grundkenntnisse<br />

der Textilproduktion sind von Vorteil. Besonders<br />

willkommen sind Projekte mit einer ausgeprägten<br />

experimentellen Ausrichtung.<br />

→ Eingabeschluss: 2.9.<br />

↗ tada-residency.ch<br />

Internationale Kurzfilmtage Winterthur<br />

Winterthur — Für die Internationalen Kurzfilmtage<br />

Winterthur können Filme eingereicht<br />

werden. Teilnahmeberechtigt sind Filme aller<br />

Genres mit Produktionsjahr 2023 und <strong>2024</strong>.<br />

Im Internationalen Wettbewerb beträgt die<br />

Maximallänge dreissig Minuten, im Schweizer<br />

Wettbewerb vierzig Minuten. Zugelassen<br />

für den Schweizer Wettbewerb sind Werke<br />

von Schweizer:innen sowie in der Schweiz<br />

an sässigen ausländischen Filmschaffenden.<br />

Insgesamt gibt es Preise im Wert von<br />

CHF 54’000 zu gewinnen.<br />

→ Eingabeschluss: 14.7.<br />

↗ kurzfilmtage.ch<br />

Walter Haymann Preis<br />

Zürich — Zum ersten Mal wird in diesem Jahr<br />

der Walter Haymann Preis verliehen. Der mit<br />

CHF 10’000 dotierte Preis würdigt herausragende<br />

Kunstschaffende, die sich in den Sparten<br />

Malerei und Skulptur bewegen. Teilnahmeberechtigt<br />

sind professionelle Schweizer<br />

Kunstschaffende sowie seit mindestens fünf<br />

Jahren in der Schweiz lebende Personen. Sie<br />

können sich frühestens nach Abschluss des<br />

Bachelor of Fine Arts und bis zehn Jahre nach<br />

128 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


dem Erwerb des Master of Fine Arts bewerben.<br />

Kunstschaffende, die über keine Hochschulausbildung<br />

verfügen, aber eine Ausstellungsbiografie<br />

mit überregionaler Ausstrahlung<br />

vorweisen können und sich in den ersten zehn<br />

Jahren ihrer künstlerischen Karriere befinden,<br />

sind ebenfalls zugelassen.<br />

→ Eingabeschluss: 11.8.<br />

↗ walterhaymann-stiftung.ch<br />

Kunstbiennale Venedig 2026 — Schweizer<br />

Pavillon<br />

Zürich — Die Schweizer Kulturstiftung<br />

Pro Helvetia bestimmt den Beitrag im Schweizer<br />

Pavillon erstmals im Rahmen einer<br />

offenen Ausschreibung. Für die 61. Biennale<br />

von Venedig können sich Künstler:innen und<br />

Kurator:innen mit Schweizbezug bewerben.<br />

Zugelassen sind alle in der Gegenwartskunst<br />

praktizierten Formate, wie etwa Einzel- und<br />

Gruppenausstellungen, performative oder<br />

installative Projekte. Ausgeschlossen sind Retrospektiven.<br />

Die Eingabe muss ein neu zu entwickelndes<br />

Projekt umfassen, das spezifisch<br />

auf den Schweizer Pavillon zugeschnitten ist.<br />

→ Eingabeschluss: 30.9.<br />

↗ prohelvetia.ch<br />

DIES UND DAS<br />

Stiftung Kunstdepot Göschenen<br />

Altdorf / Göschenen — Vor zehn Jahren rief<br />

der Kunstsammler Christoph Hürlimann das<br />

Kunstdepot Göschenen ins Leben. Die Stiftung<br />

erwarb ein ehemaliges Zeughaus und liess es<br />

von Burkhalter Sumi Architekten mit wenigen<br />

Eingriffen umbauen. Seither befinden sich im<br />

Dachgeschoss drei Ateliers, Schlafräume und<br />

eine Gemeinschaftsküche, die Stipendiat:innen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Auch ein Teil<br />

der Sammlung von Christoph Hürlimann hat im<br />

Kunstdepot Göschenen einen festen Platz gefunden.<br />

Zum Jubiläum zeigt das Haus für Kunst<br />

Uri eine Ausstellung mit Werken von Martin<br />

Disler und Hans Josephson, welche die Direktorin<br />

Barbara Zürcher gemeinsam mit Christoph<br />

Hürlimann kuratiert hat. Im Kunstdepot selbst<br />

ist eine Gruppenausstellung mit Arbeiten aller<br />

Stipendiat:innen der letzten zehn Jahre zu<br />

sehen. Und bereits kündigt sich die nächste Initiative<br />

des Sammlers an: Im Herbst eröffnet in<br />

Altdorf Eyschachen die Kunsthalle Göschenen,<br />

erbaut ebenfalls von Burkhalter Sumi Architekten<br />

mit Werken der Künstler Hans Op de Beeck<br />

und Subodh Gupta.<br />

‹10 Jahre Stiftung Kunstdepot Göschenen mit<br />

Werken von Martin Disler und Hans Josephsohn›,<br />

Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri,<br />

<strong>2024</strong>. Foto: F.X. Brun<br />

→ Haus für Kunst Uri, bis 18.8.; Führung mit<br />

Christoph Hürlimann, Kunstdepot Göschenen:<br />

18.8., 11–15 Uhr,<br />

↗ hausfuerkunsturi.ch<br />

↗ kunstdepot-goeschenen.com<br />

Abbatiale Bellelay — L’Effet de serre<br />

Bellelay — Die Abteikirche in Bellelay bietet<br />

ein faszinierendes Raumerlebnis. Entleert von<br />

Mobiliar entfaltet die Architektur ihre sakrale<br />

Wirkung. In den Ausstellungen zeitgenössischer<br />

Kunst führt das immer wieder zu eindrücklichen<br />

Gesamtkunstwerken. Für die diesjährige<br />

Gruppenschau mit dem Titel ‹L’Effet de serre›<br />

(Treibhauseffekt) nutzt der Kurator Sylvain<br />

Menétrey die fast archaische spirituelle Struktur,<br />

um einen Gegenentwurf zur moralischen<br />

Erbauungsrolle der Kirche zu inszenieren.<br />

Dieser soll erdig, biologisch, fleischlich sein.<br />

NOTIERT // AUSSCHREIBUNGEN / DIES UND DAS 129


Der Künstler Jan van Oordt entwirft dazu eine<br />

Szenografie aus einem Gewächshaus, das sich<br />

durchs ganze Kirchenschiff zieht. Es bildet den<br />

sowohl tatsächlichen als auch metaphorischen<br />

Rahmen für die Werke von zwölf Kunstschaffenden<br />

aus dem In- und Ausland. Ihre Beiträge<br />

setzen sich mit Themen wie Metamorphose,<br />

Leib und Seele auseinander. Dabei sind etwa<br />

Émilie Ding & Alizée Lenox mit einer Klanginstallation,<br />

in der Stimmen eines queeren Chors<br />

Texte von Monique Wittig lesen, die bereits<br />

in den 1960er-Jahren mit der sprachlichen<br />

Überwindung von Gender experimentierte. Neu<br />

gibt es Kunstausstellungen in der Abbatiale<br />

dank zusätzlicher Mittel jeden Sommer und<br />

nicht mehr nur biennal. Auch die Konzertreihen,<br />

mit denen sich die Kunst bisher abwechselte,<br />

finden neu jedes Jahr im Herbst statt.<br />

seit den 1990er-Jahren in unterschiedlichen<br />

Ausprägungen, sei es zum Beispiel mit Fokus<br />

auf Kunst und Kultur wie Revista Traços in<br />

Brasilien oder Mi Valedor in Mexiko. Im internationalen<br />

Netzwerk der Strassenzeitungen INSP<br />

befinden sich aktuell knapp hundert Projekte<br />

im Austausch. Anlässlich seines dreissigjährigen<br />

Bestehens von INSP feiert nun das<br />

Kornhausforum die Idee der Strassenzeitung<br />

mit der Ausstellung ‹Wie Strassenzeitungen<br />

Leben verändern – How Street Papers Change<br />

Lives›. Kuratorin Rebecka Domig unternimmt<br />

eine grosse Auslegeordnung der internationalen<br />

Projekte. Spezielle Aufmerksamkeit erhält<br />

das Schweizer Magazin Surprise, das in der<br />

Deutschschweiz von über fünfhundert Menschen<br />

verkauft wird. Vermutlich kennen wir alle<br />

den einen oder die andere Surprise-Verkäuferin,<br />

halten vielleicht mal einen Schwatz oder<br />

fragen einfach, wie’s geht. Kurze Begegnungen,<br />

deren Zwischenmenschlichkeit nicht zu unterschätzen<br />

ist, für beide Seiten.<br />

Margaret Raspé, ‹Neunundfünfzig<br />

blau blühende Säulen›, 1982, Courtesy<br />

Galerie Molitor, Berlin<br />

→ ‹L’Effet de serre›, bis 18.8.; Konzertreihe<br />

‹Battements de l’Abbatiale›, 31.8.–8.9.<br />

↗ abatialebellelay.ch<br />

Strassenzeitung-Verkäufer Tinu, Bern,<br />

2022. Foto: Surprise / Marc Bachmann<br />

→ Kornhausforum, bis 3.8.<br />

↗ kornhausforum.ch<br />

Wie Strassenzeitungen Leben verändern<br />

Bern — Die Idee ist so einfach wie effektiv.<br />

Armutsbetroffene Menschen bieten auf der<br />

Strasse ein Magazin zum Verkauf und erhalten<br />

damit eine minimale Verdienstmöglichkeit,<br />

eine Tagesstruktur und soziale Kontakte.<br />

Strassenmagazine sind weltweit eine Erfolgsgeschichte.<br />

Entstanden in den USA, gibt es sie<br />

80 Jahre Xylon Schweiz<br />

Burgdorf — Franz Gertsch ist berühmt für seine<br />

faszinierenden fotorealistischen Holzschnitte.<br />

Es macht deshalb Sinn, dass die Schweizer<br />

Sektion der Internationalen Vereinigung der<br />

Holzschneider:innen Xylon ihr Jubiläum im<br />

Museum Franz Gertsch begeht. Die Vereinigung<br />

vermittelt seit 1953 in Ausstellungen die Kunst<br />

130 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


des Holzschnitts und publiziert mit der Zeitschrift<br />

Xylon Editionen von zeitgenössischen<br />

Kunstschaffenden. In der Schau ‹Schnitt &<br />

Druck in Variation – 80 Jahre Xylon Schweiz›<br />

sind Werke von knapp dreissig Künstler:innen<br />

aus den letzten zwanzig Jahren versammelt.<br />

Sie zeigen die Reichhaltigkeit an künstlerischen<br />

Möglichkeiten auf, die das Hochdruckverfahren<br />

bereithält. So finden sich Holz- und Linolschnitte<br />

in reduziertem Schwarz-Weiss oder solche,<br />

die mit der Überlagerung mehrerer Farben<br />

spielen; gröbere, silhouettenhafte Darstellungen<br />

wechseln sich ab mit detailgenauen oder<br />

sich ins Pixelig-Abstrakte auflösenden. Doch<br />

immer zeigt sich der Schnitt oder der Schwung<br />

der Hand. Darüber hinaus sind auch installative<br />

Arbeiten, Objekte und Videos zu sehen. Zum<br />

Jubiläum erscheint eine zweiteilige Publikation,<br />

die anhand von achtzig Werken die Entwicklung<br />

des Holzschnitts über die Jahre sowie das aktuelle<br />

Schaffen in dieser Technik vorstellt.<br />

entwerfen dazu Besteck, Geschirr und Textilien,<br />

die von Hand aus organischen Materialien<br />

wie Sturmholz, Flachs, Mykorrhiza, Algen<br />

oder Möhren gefertigt werden. 2016 führten<br />

Steinbeisser mit Tanja Grandit in den Merian<br />

Gärten ihr erstes Essen durch. Nun lädt das<br />

Duo anlässlich hundert Jahre biodynamische<br />

Landwirtschaft ins Goetheanum in Dornach.<br />

Elif Oskan vom türkischen Restaurant Gül in<br />

Zürich und Selassie Atadika, die als prominente<br />

Vertreterin der «Neuen afrikanischen Küche»<br />

gilt, kreieren mit den Erzeugnissen aus dem<br />

Garten des Goetheanums ein rein pflanzliches,<br />

saisonales Menü. Die künstlerischen Essgeräte,<br />

die man auch gerne als Kunstobjekte auf den<br />

Sockel stellen würde, versprechen Gaumenfreude<br />

mit performativem Charakter. Gerahmt<br />

wird der Anlass von einer Ausstellung, in der<br />

Studierende der Hochschule Luzern Objekte,<br />

die auch Essgeschirr sind, und visuelle Essays<br />

über Biodiversität präsentieren.<br />

Alice Gafner, ‹Sommer II›, 2023, Holzschnitt,<br />

Ed. 2/5, 70 x 100 cm<br />

→ Museum Franz Gertsch, bis 1.9.<br />

↗ museum-franzgertsch.ch<br />

Steinbeisser — Experimentelle Kulinarik<br />

Dornach — «Warum essen wir so, wie wir es<br />

tun, und geht es auch anders?» – Dies fragten<br />

sich Jouw Wijnsma und Martin Kullik, die<br />

unter dem Namen Steinbeisser «Experimentelle<br />

Kulinarik» anbieten. Bei ihren Anlässen<br />

bringen sie Gastronomie, Köch:innen und<br />

Künstler:innen zusammen, um neue Arten<br />

des Essens zu stimulieren. Die Künstler:innen<br />

Etienne Bailleul, Holzschalen, 2022.<br />

Foto: Kathrin Koschitzki<br />

→ Goetheanum, Foyer, 30./31.8.<br />

↗ sektion-landwirtschaft.org<br />

Fratelli Baviera<br />

Giornico — Silvio, Vincenzo, Michael und Peter:<br />

vier Brüder, und alle sind Künstler geworden.<br />

Aufgewachsen im Zürcher Kreis 4, dem damaligen<br />

Quartier der Arbeiter und Immigranten,<br />

Rotlichtviertel und später zusehends Anziehungspunkt<br />

für Künstler:innen, Offspaces und<br />

NOTIERT // DIES UND DAS 131


Galerien. Silvio R. Baviera, der älteste, eröffnete<br />

auf diesem Humus 1977 seine erste Galerie, in<br />

der er fortan «geschäften» sollte. 1966 hatte er,<br />

der Schriftsteller und Künstler werden wollte,<br />

den Verlag Um die Ecke gegründet, doch erst<br />

der Handel mit Gegenwartskunst sicherte ihm<br />

ein Einkommen. Neben Zürich unterhielt er vorübergehend<br />

auch Standorte in Biel und Cavigliano.<br />

Mit den Werken zeitgenössischer Kunst<br />

legte er gemeinsam mit seiner Frau Marietta<br />

Baviera-Montresor den Grundstein für seine<br />

weitere Tätigkeit als Museumsmacher. Bereits<br />

in Zürich unterhielt er seit Anfang der 1990er-<br />

Jahre auch ein Museum Baviera. 2018 schliesslich<br />

brach er seine Zelte in der Limmatstadt<br />

ab und zog in die nördliche Leventina nach<br />

Giornico, wo bereits La Congiunta, ein Haus<br />

für Plastiken von Hans Josephson, als kultureller<br />

Anziehungspunkt wirkte. Hier eröffnete<br />

er die Fabbrica Culturale, die Galerie, Verlag,<br />

Museum, Bibliothek, Archiv und Bar unter einem<br />

Dach vereint. Im Rahmen seines achtzigsten<br />

Geburtstages kommen nun die Werke<br />

der Fratelli Baviera, nach einer gemeinsamen<br />

Präsentation im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil<br />

2020, erneut und feierlich zusammen.<br />

von zeitgenössischer Kunst in Luzern und<br />

der nahen Umgebung aufmerksam macht. In<br />

diesem Jahr stehen 24 Ausstellungen in ganz<br />

Luzern auf dem Programm. Es gibt Führungen,<br />

Performances, Lesungen sowie Gespräche mit<br />

Künstler:innen und Kurator:innen. Auch dieses<br />

Jahr finden Rundgänge statt, in denen Persönlichkeiten<br />

aus Kunst und Kultur spezielle<br />

Einblicke in die Ausstellungen bieten. Spezielle<br />

Formate laden zu vielfältigen Erkundungen ein,<br />

etwa die Performance-Tour mit dem Kollektiv<br />

Partout Partout, eine Fahrradtour entlang der<br />

Reuss oder mit der Kuratorin Laura Breitschmid<br />

im Kleinbus hinaus in die Umgebung.<br />

Ausstellung von Shannon Zwicker im<br />

Sic! Elephanthouse, Ausstellungsansicht<br />

Kunsthoch 2023. Foto: Eveline Schumacher<br />

→ Diverse Orte, 31.8., 11–18 Uhr<br />

↗ kunsthoch-luzern.ch<br />

Kunstmuseum Olten — Begin Again. Fail Better<br />

Die Fabbrica Culturale Baviera in Giornico<br />

→ Fabbrica Culturale, 20.7. –26.1.2025,<br />

geöffnet jeweils Mi–Sa, 13–17 Uhr<br />

↗ fabbrica-culturale-baviera.ch<br />

Kunsthoch Luzern<br />

Luzern — Kunsthoch ist ein gemeinsamer<br />

Aktionstag von Kunsträumen, der bereits<br />

zum 16. Mal auf das umfangreiche Angebot<br />

Olten — «Ever tried. Ever failed. No matter.<br />

Try again. Fail again. Fail better.» Das Zitat von<br />

Samuel Beckett über das Potenzial des Scheiterns<br />

hat für das Kunstmuseum Olten wohl eine<br />

spezielle Bedeutung. Zwei Jahre ist es her, seit<br />

ein Referendum von FDP und SVP das Architekturprojekt<br />

für das sanierungsbedürftige Museum<br />

verhinderte. Doch das Museum lässt sich<br />

nicht unterkriegen: «Ensemble, c’est tout» lautet<br />

dieses Jahr sein Motto. Die aktuelle Schau<br />

‹Begin Again. Fail Better – preliminary drawings<br />

in architecture (and art)› wurde gemeinsam mit<br />

drei Architekt:innen konzipiert und widmet sich<br />

den Handzeichnungen im architektonischen<br />

132 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Entwurfsprozess. Ein historischer Teil speist<br />

sich aus Archiven mit Klassikern wie Alvaro<br />

Siza, Aldo Rossi oder Oscar Niemeyer. Für<br />

den zeitgenössischen Teil haben über fünfzig<br />

bekannte Schweizer Architekturbüros Beispiele<br />

aus ihrer Praxis beigesteuert. Die Vielfalt der<br />

Zeichnungen inspirieren durch ihre Versuche,<br />

einen Gedanken oder eine Idee zu Papier zu<br />

bringen und trotzdem noch fliegen zu lassen.<br />

Es wäre ein wünschbarer Nebeneffekt, wenn<br />

diese Schau auch zu neuen Räumen für das<br />

Museum und für die Kunst motivierte. Letztere<br />

empfängt die Besucher:innen auch bei dieser<br />

Ausstellung: Eine Tuschzeichnung des Duos<br />

Monica Germann und Daniel Lorenzi überzieht<br />

das ganze Fensterband im Erdgeschoss.<br />

von Palma di Montechiaro, unweit der Stadt Agrigento<br />

und seiner berühmten archäologischen<br />

Stätten. Der Schweizer Künstler, der für seine<br />

farbenfrohen, kritisch-ironischen Skulpturen,<br />

Installationen, Malereien und Zeichnungen aus<br />

gefundenen Gegenständen oder gewöhnlichen<br />

Materialien bekannt ist, liess sich von Umgebung,<br />

Betrieb und Lebensweise inspirieren. Das<br />

Entstandene zeigt er anschliessend vor Ort in<br />

der Ausstellung ‹rosso non c’è›. Sie richtet sich<br />

an Besucher:innen, Durchreisende, insbesondere<br />

aber auch an Gäste, die im hauseigenen<br />

Boutique-Hotel von Mandranova residieren.<br />

Monica Germann & Daniel Lorenzi, ‹Foyer<br />

der Konstruktionen›, <strong>2024</strong>, Tinte auf Glas<br />

→ Kunstmuseum Olten, bis 25.8.<br />

↗ kunstmuseumolten.ch<br />

Beat Zoderer im Atelier der Mandranova<br />

Artist Residency, Juni <strong>2024</strong> © ProLitteris.<br />

Foto: Flowcube<br />

→ ‹Beat Zoderer – rosso non c’è›, Mandranova,<br />

bis 1.9. ↗ mandranova.com<br />

Beat Zoderer — Residenza d’Artista Mandranova<br />

Palma di Montechiaro — In Sizilien, inmitten<br />

von Mandel- und Olivenbäumen, liegt Mandranova.<br />

Der landwirtschaftliche Betrieb wird in<br />

sechster Generation von der Familie Di Vicenzo<br />

geführt, die für ihr ressourcenschonend produziertes<br />

Olivenöl bereits mehrfach ausgezeichnet<br />

wurde. Seit über zehn Jahren engagiert sie<br />

sich darüber hinaus für die Kunst. Ein Artistin-Residence-Programm,<br />

das derzeit unter der<br />

künstlerischen Leitung von Rachel Schilirò neu<br />

belebt wird, lädt Kunstschaffende für jeweils<br />

zwei Wochen auf das Gut. Im Juni verlegte Beat<br />

Zoderer sein Atelier in die malerischen Hügel<br />

Fischli / Weiss — Plötzlich diese Übersicht<br />

Paris — «Dieses Werk wird sicher mit der Zeit<br />

eine Umwandlung der Geister mit sich bringen,<br />

und ich hoffe, dass die Tyrannen, die Unterdrücker,<br />

die Fanatiker und die Intoleranten dabei<br />

nicht gewinnen werden.» Das hat der Bär nicht<br />

zur Ratte gesagt, im 1980 in Hollywood gedrehten<br />

16mm-Film ‹Der geringste Widerstand›,<br />

sondern: «Wie einfach im Grunde alles ist!»<br />

Und auf Rattes Erwiderung «Keine verbreitete<br />

Ansicht»: «Die armen Verwirrten haben keine<br />

Ahnung!» Darauf die Ratte: «Die Reichen auch<br />

nicht.» Als Denis Diderot 1762 an seine Freun-<br />

NOTIERT // DIES UND DAS 133


din Sophie Volland den Eingangssatz schrieb,<br />

befand sich die Enzyklopädie, welche die «auf<br />

der Erdoberfläche verstreuten Kenntnisse»<br />

sammeln sollte, schon elf Jahre im Entstehen.<br />

Sie sei, sagt Peter Fischli im Interview der Fondation<br />

Pinault, das Modell für ‹Plötzlich diese<br />

Übersicht› gewesen. 250 kleine und grössere<br />

Objekte aus ungebranntem Ton stellen teils<br />

Szenen nach, die den Moment vor oder nach<br />

einem denk- und merkwürdigen Ereignis festhalten,<br />

das irgendwo auf der Welt passiert sein<br />

mag. Erstmals Ende 1981 in der Zürcher Galerie<br />

Pablo Stähli ausgestellt, verstreut dieses<br />

Theatrum mundi voll putziger kleiner Figuren<br />

und humoriger Titel mit Leichtigkeit das Wissen<br />

über die Erde und entbindet seine emanzipatorische<br />

Kraft neu. Bis 2012 wuchs das Konvolut,<br />

dann starb David Weiss. Nun ist es als Teil von<br />

Pinaults Sammlungsschau ‹Le monde comme il<br />

va› in der Bourse de Commerce zu sehen. In den<br />

Wertkammern eines der reichsten Menschen<br />

der Erde wirkt die auf Sockelinseln installierte<br />

Enzyklopädie fast wie Papas Modelleisenbahn<br />

im Partykeller. Während ein letzter Schauer<br />

darüberläuft, macht die Übersicht plötzlich<br />

erkennbar, was zählt, in Kunst und Leben. JES<br />

Eingang zur Ausstellung ‹Arbeitende Kinder im<br />

19. und 20. Jahrhundert› im Forum Schweizer<br />

Geschichte. Je weiter man vordringt, desto<br />

dunkler werden die Räume, bis man schliesslich<br />

im Bauch einer schwarzen Fabrik steht.<br />

Da bestimmen Stechuhr und Sirene den Tag,<br />

und Kinder müssen unter ratternde Maschinen<br />

kriechen, um sie zu ölen. Oft genug waren<br />

diese armen Geschöpfe im Heim unter der<br />

Rute barmherziger Schwestern oder Opfer<br />

der Behörden, die ihre Mütter «administrativ<br />

versorgt» hatten. Die Ausstellung richtet auch<br />

einen Blick auf das lokale Umfeld und spannt<br />

so den Bogen zwischen landwirtschaftlicher<br />

Beschäftigung, stundenlanger Mithilfe bei<br />

der Heimarbeit und Ausbeutung in der Fabrik.<br />

Erst mit der Einführung des obligatorischen<br />

Schulunterrichts und dem Eidgenössischen Fabrikgesetz<br />

verbesserte sich die Situation, was<br />

im letzten Raum beschrieben wird, wo auch die<br />

Wände wieder in froheren Farben leuchten. TS<br />

‹Arbeitende Kinder im 19. und 20. Jahr hundert›,<br />

Ansicht Forum Schweizer Geschichte, Schwyz<br />

Peter Fischli & David Weiss, ‹Plötzlich diese<br />

Übersicht›, 1981–2012, 76 Tonskulpturen,<br />

Ausstellungsansicht Bourse de Commerce –<br />

Pinault Collection, Paris. Foto: Nicolas Brasseur<br />

→ Pinault Collection, Bourse de Commerce,<br />

Galerie 3, bis 2.9. ↗ pinaultcollection.com<br />

Arbeitende Kinder<br />

Schwyz — Man lasse sich nicht täuschen<br />

von den lachenden Buben auf dem Bild am<br />

→ Forum Schweizer Geschichte, bis 27.10.<br />

↗ forumschwyz.ch<br />

Textilmuseum St. Gallen — All You Cannot Eat<br />

St. Gallen — Das Textilmuseum St. Gallen<br />

widmet sich aktuell dem Essen. ‹All You Cannot<br />

Eat – Fake Food auf Stoff› ist jedoch keine<br />

klassische Präsentation von Tischwäsche im<br />

Wandel der Zeiten, von Küchentüchern, Schürzen<br />

oder Kochmützen. Das Museum geht einen<br />

neuen Weg: Im Ausstellungssaal sind 13 Tische<br />

gedeckt. Jeder wurde von unterschiedlichen<br />

134 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Kollektiven und Profis aus den Bereichen Mode,<br />

Textil, Grafik, Keramik oder Kunst gestaltet;<br />

auch Studierende der Hochschule Luzern –<br />

Design Film Kunst aus den Studiengängen<br />

Objekt- und Textildesign sind dabei. Ein Tisch<br />

biegt sich unter der Last von Alltagskitsch<br />

in Form von Fake Food. Auf einem anderen<br />

türmen sich gestrickte Fantasiefrüchte. Beim<br />

dritten hängen Objekte der Essbegierde in<br />

der Luft, während die Tischplatte bedrohlich<br />

in Schieflage gerät. Beni Bischofs Installation<br />

‹It’s Finger Lickin’ Good› (<strong>2024</strong>) ist unter dem<br />

Tisch platziert und führt in lustvoll gruselige<br />

Fast-Food-Welten. Von eklig bis gediegen, von<br />

spartanisch bis sinnlich – die Schau spielt mit<br />

den Codes und Traditionen der Tischkultur.<br />

Von der Tapete bis zum Saalheft in Form einer<br />

Menükarte ist alles durchgestaltet und liefert<br />

Denkanstösse zur Nahrungsaufnahme unter<br />

soziologischen und kulturellen Aspekten. Die<br />

Ausstellung ist Teil von ‹Esswelten›, einem<br />

Gemeinschaftsprojekt der Stiftsbibliothek<br />

St. Gallen, des Kulturmuseum St. Gallen und<br />

des Textilmuseum St. Gallen. KS<br />

räumliche Ambiente zuständig, sondern kocht<br />

mit. <strong>Juli</strong>en Mühlebach und Maximilian Dullinger,<br />

die gemeinsam mit Alexandra Signer die<br />

Leitungscrew bilden, lassen die im Restaurant<br />

gezeigte Kunst das Menü inspirieren. Aktuell ist<br />

dort die Ausstellung des deutschen Künstlers<br />

Jonathan Meese ‹Dracula’s liebe Mutterz:<br />

Böse Leiche?!?› zu sehen, die in Kooperation<br />

mit der gleichnamigen Schau in der Wasserkirche<br />

sowie einer zweiten Präsentation in der<br />

Tichy Ocean Foundation entstanden ist. Das<br />

Überraschungsmenü, das die Köche von Ameo,<br />

dazu kreiert haben, ist denn auch ein Leichenschmaus:<br />

Es beginnt mit einer Blutpraline, die<br />

als Amuse-Bouche gereicht wird, gefolgt von<br />

einer Gazpacho aus dem Infusionsbeutel bis,<br />

ein paar Gänge später, zur Erdbeere, die aus<br />

einem süssen Sarg im Schokoladenmantel<br />

geschlagen werden muss. Das tönt abenteuerlich,<br />

doch darf man diesen erfahrenen Köchen<br />

vertrauen. Wem das Thema trotzdem sauer<br />

aufstösst, der kann bis zur nächsten Kunstintervention<br />

warten. Bereits im <strong>August</strong> wird<br />

Franziska Furters Kunst die Räume bespielen<br />

und zu Rezepten animieren, die sicher ganz<br />

anders ausfallen dürften.<br />

Madame Tricot, ‹Buffet Macabre›, <strong>2024</strong>,<br />

Ausstellungsansicht Textilmuseum St. Gallen.<br />

Foto: Laurids Jensen<br />

→ Textilmuseum St. Gallen, bis 13.10.<br />

↗ textilmuseum.ch<br />

Restaurant Ameo — Fine Dining With Arts<br />

Zürich — «Fine Dining With Arts» lautet der<br />

Slogan des Restaurants Ameo, das vor knapp<br />

einem Jahr mit einem speziellen Konzept<br />

eröffnete. Doch die Kunst ist hier nicht nur fürs<br />

‹Jonathan Meese – Dracula’s liebe Mutterz:<br />

Böse Leiche?!?›, Ausstellungsansicht<br />

Restaurant Ameo, Zürich © ProLitteris<br />

→ Jonathan Meese, bis Ende <strong>Juli</strong>; Franziska<br />

Furter, ab <strong>August</strong><br />

↗ ameo-restaurant.ch<br />

NOTIERT // DIES UND DAS 135


AGENDA<br />

Schweiz *0041<br />

Aarau Aargauer Kunsthaus, Aarau, Aargauerplatz, *62 835 2330 Hugo Suter – Sammlung im Fokus –ı 24.8.<br />

Pauline <strong>Juli</strong>er – A Single Universe –ı 26.10.<br />

Sammlung 24. Kunst aus der<br />

–ı 26.10.<br />

Schweiz vom 18. Jahrhundert bis in<br />

die Gegenwart<br />

Schau, wie der Gletscher<br />

–ı 24.8.<br />

schwindet<br />

Adliswil Galerie Kunst Zürich Süd, Zürichstrasse 1 Untergründliches – Mirjam Widmer –ı 27.7.<br />

Aeschi bei Spiez Gemeindesaal Aeschi, Mülenenstrasse 2 Zwischen Gipfeln und Horizonten 14.7.–4.8.<br />

Altdorf Haus für Kunst Uri, Herrengasse 4, *870 29 29 10 Jahre Stiftung Kunstdepot<br />

–ı 18.8.<br />

Göschenen<br />

Appenzell Kunstmuseum / Kunsthalle Appenzell, Ziegeleistr. 14, Möglichkeit Architektur –ı 6.10.<br />

*71 788 18 60<br />

Kunstmuseum Appenzell, Unterrainstrasse 5,<br />

Allianzen – Arp, Taeuber-Arp, Bill –ı 6.10.<br />

*71 788 1800<br />

Arbon Kunsthalle Arbon, Grabenstrasse 6 Edit Oderbolz – I Have No Roots<br />

–ı 21.7.<br />

in This Life<br />

Seestück – Max Leiß 18.8.–29.9.<br />

Arlesheim Forum Würth Arlesheim, Dornwydenweg 11, *61 705 95 95 Waldeslust –ı 3.8.<br />

Ascona Fondazione Rolf Gérard, Via Carrà dei Nasi 1, *91 791 1982 Rolf Gérard, Peter Brook – amicizia –ı 27.10.<br />

e creatività<br />

Museo Castello San Materno, Via Losone 10, *91 759 8160 Die Sammlung der Kulturstiftung<br />

–ı 29.9.<br />

Kurt und Barbara Alten<br />

Karl Hofer – Figuren, Stillleben,<br />

Landschaften<br />

–ı 29.9.<br />

Museo Comunale d’Arte Moderna, Via Borgo 34,<br />

*91 759 81 40<br />

Bad Ragaz Öffentlicher Raum Bad Ragartz, Grossfeldstrasse 10,<br />

*81 330 1433<br />

Marianne Werefkin<br />

–ı 5.1.<br />

Yuri Catania – Jazz off the Wall –ı 1.9.<br />

9. Triennale der Skulptur –ı 30.10.<br />

Baden Galerie 94, Bruggerstrasse 37, Merker-Areal Sandro Livio Straube – diffus 29.8.–12.10.<br />

Kunst im Trudelhaus, Obere Halde 36<br />

warum also nicht – Max Treier, 22.8.–20.10.<br />

Rolf Winnewisser<br />

Kunstraum Baden, Merker-Areal, Bruggerstrasse, 37, einziehen umräumen –ı 1.12.<br />

*56 200 84 48<br />

Basel Cartoonmuseum Basel, St. Alban-Vorstadt 28,<br />

Richard McGuire –ı 3.11.<br />

*61 226 3360<br />

Helvetia Art Foyer, St. Alban-Anlage, 26<br />

Momentum – Helvetia Kunstpreis –ı 29.8.<br />

2004–<strong>2024</strong><br />

Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G, Spitalstrasse 18, Michael Schindhelm – The End<br />

–ı 21.7.<br />

*61 262 01 66<br />

of Aging<br />

The End of Aging –ı 21.7.<br />

Kunstforum Baloise Park, Aeschengraben 33 Real Life … and how to live it –ı 25.10.<br />

Kunsthalle Basel, Steinenberg 7, *61 206 9900 Ghislaine Leung – Commitments –ı 11.8.<br />

Nolan Oswald Dennis –ı 11.8.<br />

Toyin Ojih Odutola –ı 1.9.<br />

Kunstmuseum Basel | Gegenwart, St. Alban-Rheinweg 60,<br />

*61 206 62 62<br />

When We See Us –ı 27.10.<br />

Kunstmuseum Basel | Hauptbau & Neubau, St. Alban-<br />

Graben 16 / 20, *61 206 62 62<br />

Anri Sala<br />

–ı 15.9.<br />

Von Holbein bis Trockel –ı 11.8.<br />

Dan Flavin<br />

Made in Japan<br />

–ı 18.8.<br />

–ı 21.7.<br />

136 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Altdorf — H. Josephsohn, M. Disler,<br />

Haus f. Kunst Uri. Foto: F.X. Brun<br />

Appenzell — S. Taeuber-Arp, Kunstmuseum<br />

Appenzell. Foto: Fond. M. Arp<br />

Basel /<br />

Münchenstein<br />

Museum der Kulturen Basel, Münsterplatz 20,<br />

*61 266 56 00<br />

Museum Tinguely, Paul Sacher-Anlage 1, *61 681 93 20<br />

Ausstellungsraum Klingental, Kasernenstrasse 23,<br />

*61 681 6698<br />

Basler Fasnacht –ı 31.12.<br />

Nacht – träumen oder wachen –ı 19.1.<br />

Zwölftausend Dinge – Anfänge der –ı 27.4.<br />

Sammlung Europa<br />

Alex Silber Archiv präsentiert<br />

–ı 10.11.<br />

The Bible<br />

La roue = c’est tout –ı 1.2.<br />

Mika Rottenberg –ı 3.11.<br />

Instant Rumor<br />

18.8.–22.9.<br />

Wireless 18.8.–22.9.<br />

Eleven Ten Studio, Feldbergstrasse 86, *79 171 11 10 Caitlin Werner –ı 27.7.<br />

Catherin Schöberl, Lucia Fischer 8.8.–1.9.<br />

Filiale Basel, Hammerstrasse 91, & Sperrstrasse 61,<br />

*78 609 15 88<br />

Galerie Eulenspiegel, Gerbergässlein 6, Postfach 507,<br />

*61 263 70 80<br />

Galerie Marianne Grob, Amerbachstrasse 10, *61 535 1340<br />

Anselm Stalder – As if hope<br />

12.8.–8.9.<br />

could fail<br />

Basler Künstlergesellschaft<br />

15.8.–24.8.<br />

präsentiert …<br />

Stephan Anastasia, Kevin Hill 29.8.–12.10.<br />

Valérie Balmer, Pia Gisler,<br />

–ı 13.7.<br />

Gert Handschin<br />

Gallery Ann Mazzotti, Horburgstrasse 80, *76 433 17 82 Fabio Luks 10.8.–21.9.<br />

Guillaume Daeppen | Gallery & Space for zines,<br />

Ana Vujić – Reproduction of<br />

24.8.–28.9.<br />

Müllheimerstrasse 144, *79 467 90 62<br />

the Real<br />

Without Title – a group show –ı 20.7.<br />

Hauser & Wirth Basel, Luftgässlein 4, *43 547 46 30 Vilhelm Hammershøi – Silence –ı 13.7.<br />

Hebel_121, Hebelstrasse 121, *61 321 1503 Michael Rouillard –ı 3.8.<br />

SGBK, Spalenvorstadt 18, *61 361 61 48 Evelyn Dönicke & ihre Schülerinnen 21.8.–31.8.<br />

space25, Rebgasse 25 Project 18 –ı 16.8.<br />

STAMPA, Spalenberg 2 Projects #8 – Einzel-Werke –ı 24.8.<br />

videocity, Messeplatz 21<br />

LP<strong>2024</strong> Ring & Wings – Peace<br />

–ı 12.10.<br />

Love Joy<br />

von Bartha Basel, Kannenfeldplatz 6<br />

Marina Adams — To a World Full<br />

–ı 27.7.<br />

of Others<br />

Weiss Falk Basel, Rebgasse 27<br />

Tina Braegger – Only One of Us<br />

–ı 13.7.<br />

Is Real<br />

Wilde | Basel, Angensteinerstrasse 37<br />

Kendell Geers – The Oculist<br />

Witness<br />

–ı 17.8.<br />

HEK (Haus der Elektronischen Künste), Freilager-Platz 9, Virtual Beauty –ı 18.8.<br />

*61 283 60 50<br />

Kunsthaus Baselland, Helsinki-Strasse, 5, *61 563 15 10 Rewilding –ı 18.8.<br />

Basel / Riehen Fondation Beyeler, Baselstr. 101, *61 645 9700 Sommerausstellung –ı 11.8.<br />

Künstlerhaus Claire Ochsner, Baselstr. 88, *61 641 1020 Fantasia – Claire Ochsner –ı 30.3.<br />

Galerie Lilian Andrée, Gartengasse 12, *61 641 09 09 Lagerverkauf 21.7.–18.8.<br />

AGENDA // SCHWEIZ 137


Arbon — Edit Oderbolz,<br />

Kunsthalle Arbon<br />

Basel — Richard McGuire,<br />

Cartoonmuseum<br />

Wolfgang Beltracchi – Engel –ı 14.7.<br />

Galerie Mollwo, Gartengasse 10, *61 641 1678<br />

Sommeraccrochage mit<br />

–ı 18.8.<br />

Melissa Pacheco<br />

Bellinzona Museo Villa dei Cedri, Piazza San Biagio 9, *58 203 17 31 Underground. Ecosistemi da<br />

–ı 4.8.<br />

esplorare<br />

Bern Kunstmuseum Bern, Hodlerstr. 8–12, *31 328 0944 Albert Anker – Lesende Mädchen –ı 21.7.<br />

Chaïm Soutine – Gegen den Strom 16.8.–1.12.<br />

Tracey Rose – Shooting Down<br />

–ı 11.8.<br />

Babylon<br />

Museum für Kommunikation Bern, Helvetiastr. 16,<br />

Nichts –ı 21.7.<br />

*31 357 5555<br />

Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3,<br />

Kosmos Klee – Architektur mit<br />

–ı 13.10.<br />

*31 359 0101<br />

Klee<br />

Kosmos Klee – Die Sammlung –ı 9.2.<br />

Sarah Morris – All Systems Fail –ı 4.8.<br />

artundweise kunst- und denkraum, Lorrainestrasse 16, Childhood Artifacts 15.8.–6.9.<br />

*31 312 5151<br />

casita, Schwalbenweg 6a<br />

Daniel Lüthi – Zwischenhalt<br />

24.8.–29.8.<br />

(Fotografien)<br />

Die Mobiliar – Öffentlicher Ausstellungsraum,<br />

Bundesgasse 35, *31 389 61 11<br />

Reflektionen – Patric Sandri –ı 31.7.<br />

Galerie Bernhard Bischoff & Partner, PROGR_Zentrum für<br />

Kulturproduktion, Waisenhausplatz 30, *31 312 0666<br />

Galerie da Mihi | KunstKeller, Gerechtigkeitsgasse 40,<br />

*31 332 11 90<br />

Sibel Kocakaya – Chroma of<br />

Duality›<br />

M. S. Bastian / Isabelle L. –<br />

Wonderland<br />

16.8.–21.9.<br />

16.8.–12.10.<br />

Markus Hensler – im Keller –ı 19.7.<br />

Galerie Glaab, Gerechtigkeitsgasse, 52, *79 502 01 53 Maya Minder –ı 20.7.<br />

Small Formats 26.7.–31.8.<br />

Kendra Jayne Patrick, Schanzeneckstrasse 3,<br />

Eva & Franco Mattes –ı 20.7.<br />

*76 506 48 08<br />

Kornhausforum, Kornhausplatz 18, *31 312 9110<br />

Wie Strassenzeitungen Leben<br />

–ı 3.8.<br />

verändern<br />

Kunstreich AG Bern, Gerechtigkeitsgasse 76<br />

Schang Hutter — Der<br />

10.8.–14.9.<br />

Verletzlichkeit Raum geben<br />

Videocity x REX Box, Schwanengasse 9 Simply Nature – Simply Mooi –ı 28.8.<br />

videokunst.ch, PROGR, Waisenhausplatz 30 Sibel Kocakaya – Staging #3, 2023 16.8.–21.9.<br />

volume Kunstraum, Lorrainestrasse 14 Hans Hofmann 17.8.–14.9.<br />

Bern / Wichtrach Galerie Henze und Ketterer, Kirchstrasse 26 Expressiv! –ı 20.12.<br />

Panta rhei – Alles fliesst –ı 20.12.<br />

Weltkunst für Frieden & Freiheit –ı 20.12.<br />

XXL Grossformatige Werke der<br />

–ı 20.12.<br />

Moderne und Gegenwart<br />

Bern / Zollikofen annex14 Zollikhofen, Schlossmattweg, 52 Bret Slater – Distant Witness –ı 31.7.<br />

138 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Basel — Mika Rottenberg,<br />

Museum Tinguely<br />

Dornach — Sandra Löwe,<br />

Kloster Dornach<br />

Biel / Bienne Kunsthaus Biel Centre d’art Bienne, Seevorstadt 71,<br />

*32 322 5586<br />

Jim Shaw<br />

–ı 25.8.<br />

Loretta Fahrenholz –ı 25.8.<br />

Photoforum Pasquart, Seevorstadt 71–75, *32 322 4482 ‹Oro Verde› Ritual Inhabitual –ı 25.8.<br />

‹Stammtisch› Collectif Le Salon & –ı 25.8.<br />

Guests<br />

Binn Twingi, Steinmatten, *27 971 5050 Twingi 24 –ı 13.10.<br />

Birsfelden City Salts, Hauptstrasse 12, *61 311 7375 Above A Cloud –ı 1.9.<br />

Kenneth Bergfeld, Charlotte Horn – –ı 1.9.<br />

Neuromancer<br />

Number 1 Main Casino –ı 1.9.<br />

Power Studies – Thomas Jeppe –ı 1.9.<br />

R. Sebastian Schachinger –ı 1.9.<br />

Bondo Bondo – Biennale Bregaglia <strong>2024</strong>, div. Standorte Biennale Bregaglia <strong>2024</strong> –ı 28.9.<br />

Bonstetten Wald in Bonstetten, Am Lochenweiher, Hütte des<br />

kunstWALDkunst –ı 15.10.<br />

Natur- und Vogel- Schutzvereins Specht<br />

Brunnen kunstkabinen.ch, Bahnhof Brunnen, Bahnhofstrasse Claudette Ebnöther –ı 17.8.<br />

Bruzella Rolla Foundation, Rolla.info – la Stráda Végia,<br />

Scenescape –ı 24.11.<br />

(ex via Municipio), *77 474 0549<br />

Buchillon Aarlo u Viggo, galerie d’art, 1 Rue Roger de Lessert,<br />

Dahflo – Feel it all –ı 26.7.<br />

*78 300 25 01<br />

Burgdorf Museum Franz Gertsch, Platanenstrasse 3 Franz Gertsch – Rüschegger Erde –ı 1.9.<br />

Karin Kneffel – Face of a Woman,<br />

–ı 1.9.<br />

Head of a Child<br />

Schnitt & Druck in Variation –<br />

–ı 1.9.<br />

80 Jahre Xylon Schweiz<br />

Bülach Kulturzentrum Sigristenkeller, Hans-Haller-Gasse 4 Pascal Fehr –ı 13.10.<br />

Castasegna Sala Viaggiatori, Via Principale 4 Mondi Costruiti –ı 25.8.<br />

Chiasso m.a.x. museo, Via Dante Alighieri 6, *58 122 4252 Giuliano Vangi – il disegno –ı 21.7.<br />

Chur Bündner Kunstmuseum Chur, Bahnhofstrasse 35,<br />

*81 257 28 70<br />

Wie Sprache die Welt erfindet<br />

Otto Dix und die Schweiz<br />

Fragile – Die Kunstsammlung der<br />

Post im Dialog<br />

–ı 28.7.<br />

–ı 27.10.<br />

–ı 25.8.<br />

Forum Würth Chur, Aspermontstr. 1, *81 558 0558 Vorbild – Nachbild –ı 20.10.<br />

Davos<br />

Kirchner Museum Davos, Promenade 82, Ernst Ludwig Der unbekannte Kirchner –ı 22.9.<br />

Kirchner Platz, *81 410 6300<br />

Galerie Iris Wazzau, Promenade 72, *81 413 3106 Aus dem Galerie-Programm –ı 14.9.<br />

Dornach Kloster Dornach, Amthausstr. 7, *61 705 10 80 Holy Wow! Den Klostergarten<br />

–ı 30.11.<br />

neu entdecken<br />

Objektinstallation «Die Glocke»<br />

–ı 31.12.<br />

mit kuratierten Performances<br />

Eglisau Galerie am Platz Eglisau, Obergass 23 Hans Peter Jost – Sehnsucht Alpen 14.7.–24.8.<br />

Engelberg Kurpark Engelberg, Kurpark Backstage Engelberg –ı 18.8.<br />

Erlenbach Python Gallery, Dorfstrasse 2 Bodo Korsig –ı 20.7.<br />

AGENDA // SCHWEIZ 139


Flims Dorf Das Gelbe Haus, Via Nova 60, *81 936 7414 Räumliche Solidaritäten –ı 27.10.<br />

Frauenfeld Shed im Eisenwerk, Industriestr. 23, *52 728 8982 Körper bewegt, geschichtet,<br />

23.8.–21.9.<br />

geträumt<br />

Fribourg Kunsthalle Friart Fribourg, 22, Petites-Rames,<br />

*26 323 23 51<br />

Sara Deraedt – free<br />

Sid Iandovka, Anya Tsyrlina,<br />

Leslie Thornton, Thomas Zummer<br />

–ı 28.7.<br />

–ı 28.7.<br />

–ı 22.9.<br />

Genève<br />

Musée d’Art et d’Histoire Fribourg, Rue de Morat 12,<br />

*26 305 5140<br />

Galerie J.-J. Hofstetter, 18, rue des epouses, *26 323 2403<br />

Centre d’édition contemporaine, 15, rue des Rois,<br />

*22 310 5170<br />

Centre de la Photographie Genève, 28, rue des Bains,<br />

*22 329 2835<br />

200 ans du musée / 200 Jahre<br />

des Museums<br />

David Clerc, Eric Sansonnens,<br />

–ı 13.7.<br />

Ivo Vonlanthen<br />

Denis Savary – Quiet Clubbing –ı 23.8.<br />

Léonie Rose Marion –ı 18.8.<br />

Musée Ariana, 10, av. de la Paix, *22 418 5450 Conditional Freedom –ı 2.3.<br />

Donating – An Affair of the Heart or –ı 2.3.<br />

the Mind?<br />

Nicolas Muller –ı 22.9.<br />

Musée d’Art et d’Histoire Genève, 2, rue Charles-Galland,<br />

*22 418 2600<br />

Archéologie des Fluides<br />

19.7.–27.10.<br />

De bleu, de blanc, de rouge –ı 18.8.<br />

Musée Rath, Place Neuve, *22 418 3340 Vélo –ı 22.9.<br />

galerie lange + pult Geneva, Rue des Bains 22 Summer show –ı 7.9.<br />

Skopia, Vieux-Grenadiers 9 Accrochage d’été / Summer hang –ı 31.8.<br />

Olivier Varenne, 37–39 rue des Bains, *22 810 27 27<br />

Retroviseur – Autoportraits<br />

–ı 20.7.<br />

Surréalistes<br />

Pace Gallery Geneva, Quai des Bergues 15–17 Elmgreen & Dragset –ı 10.8.<br />

Wilde | Genève, Boulevard Georges-Favon 19 Delphine Renault – Panorama –ı 24.8.<br />

Valentin Carron – déHanchement –ı 24.8.<br />

Xippas, Rue des Sablons 6 Shifts and Phases –ı 13.7.<br />

Gersau Villa-Flora-Park, Ausserdorfstrasse, 7 Kunst Gersau im Park –ı 26.10.<br />

Giornico fabbrica culturale baviera, 7 Via Cribiago Spazio 1, 2, 3 — Museo Fratelli 20.7.–26.1.<br />

Baviera<br />

Glarus Kunsthaus Glarus, Im Volksgarten, 2, *55 640 2535 Jay Chung & Q Takeki Maeda / 12.7.–23.11.<br />

John Miller<br />

Gepäckausgabe Glarus, SBB Bahnhof<br />

Show Nr. 2 _— Stirnimann-<br />

–ı 15.7.<br />

Stojanovic<br />

Gontenschwil Galerie Schlössli, Dorfstr. 399, *44 381 04 42 Schaufenster Intermezzo –<br />

–ı 31.8.<br />

Peter Wisler<br />

Grenchen<br />

–ı 15.9.<br />

Kunsthaus Grenchen, Bahnhofstrasse 53, vis-à-vis<br />

Bahnhof Grenchen Süd, *32 652 50 22<br />

20m2 – Fenster ins Atelier von<br />

Delia R. Ferraro<br />

All over – Gergana Mantscheva –ı 15.9.<br />

Schang Hutter –<br />

–ı 15.9.<br />

Zum 90. Geburtstag<br />

Gruyères Château de Gruyères, Rue du Château 8, *26 921 2102 Jon Merz – Le jardin d’eau –ı 27.10.<br />

Maya Rochat – Action will follow<br />

–ı 29.9.<br />

vision<br />

Herrliberg MOOS Fine Art Galerie, Forchstrasse 20 Ana de Alvear – Time is Now –ı 13.7.<br />

Juan Zamora – Every missing<br />

–ı 13.7.<br />

flower<br />

Summer Sweets 25.7.–5.9.<br />

Hombrechtikon Gemeindeverwaltung Hombrechtikon, Feldbachstrasse, 12 Ralf Masantschek –ı 30.12.<br />

Interlaken Kunsthaus Interlaken, Jungfraustrasse 55, *33 822 1661 Werte im Wandel II –ı 25.8.<br />

↗ kunstbulletin.ch / abo<br />

140 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Lausanne — Marion Adnams,<br />

Musée Cantonal des Beaux-Arts<br />

Le Locle — Una Szeemann, Musée des<br />

Beaux-Arts Le Locle. Foto: L. Olivet<br />

Ligornetto — Vincenzo Vela,<br />

Museo Vincenzo Vela<br />

Galerie IHB Spectrum, Postgasse 16, *33 822 4653 Hansueli Urwyler –ı 27.9.<br />

JungfrauPark, Obere Bönigstr. 100 Hansueli Urwyler –ı 29.9.<br />

Kreuzlingen Kunstraum Kreuzlingen, Bodanstr. 7a, *71 671 1528 Katja Schenker – Die Augen<br />

–ı 1.9.<br />

der Hand<br />

Kriens Museum im Bellpark, Luzernerstr. 21 / PF, *41 310 33 81 Heim und Leben 23.8.–10.11.<br />

Galerie Kriens, Obernauerstrasse 1, *320 4842 ab auf den Pilatus 23.8.–15.9.<br />

–ı 27.10.<br />

La Chaux-de-<br />

Fonds<br />

Musée des beaux-arts La Chaux-de-Fonds, Rue des<br />

Musées 33, *32 967 6077<br />

Ana Mendieta – Aux<br />

commencements<br />

Langenbruck Kloster Schönthal, Schönthalstrasse 158, *61 706 7676 Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger –ı 3.11.<br />

Langenthal Kunsthaus Langenthal, Marktgasse 13, *62 922 6055 Lou Masduraud, Milva Stutz 29.8.–17.11.<br />

Laufenburg Rehmann-Museum, Schimelrych 12, *62 874 4270 Schimelrych bis Chrottehalde –ı 27.9.<br />

Lausanne CHUV Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, rue du Entre nos mains –ı 3.11.<br />

Bugnon 46, *21 314 1817<br />

Mudac, Plateforme 10, Place de la Gare 17, *21 315 2530 Dialog zwischen einem Kraken und –ı 15.3.<br />

einer Zitronenpresse<br />

Objekte der Begierde –ı 4.8.<br />

Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne, Plateforme 10,<br />

Place de la Gare 16, *21 318 44 00<br />

Esther Shalev-Gerz<br />

–ı 4.8.<br />

Gina Proenza – Toi et ta bande –ı 1.9.<br />

Surrealismus – Le Grand Jeu –ı 25.8.<br />

Photo Elysée, Place de la gare 17, *21 316 99 11 Cindy Sherman –ı 4.8.<br />

Man Ray –ı 4.8.<br />

Circuit, 9, av. de Montchoisi (accès quai Jurigoz),<br />

Full Moon Sergio – Alfredo Aceto –ı 27.7.<br />

*21 601 4170<br />

Fabienne Levy Lausanne, Avenue Louis-Ruchonnet 6, Space Invasion –ı 3.8.<br />

*21 711 43 20<br />

Lavin Giardin Bischoff Lys, Flurin Bischoff –ı 14.9.<br />

Le Châble Musée de Bagnes, Chemin de l’Eglise 13, *27 776 1525 Joan Ayrton –ı 6.10.<br />

–ı 15.9.<br />

Le Locle Musée des Beaux-Arts Le Locle, Marie-Anne-Calame 6,<br />

*32 933 8950<br />

La scia del monte or the<br />

magnetic utopians<br />

Le Noirmont La Nef, Ancienne Eglise, *32 951 1745 Aqua –ı 15.9.<br />

Lens Fondation Opale, Route de Crans 1, *27 483 46 10 Artiste Activiste Archiviste –ı 10.11.<br />

Ligornetto Museo Vincenzo Vela, Largo Vela, *58 481 30 44 Casa d’artista e mostre<br />

–ı 31.12.<br />

temporanee<br />

Locarno Museo Casa Rusca, Piazza Sant’Antonio 1, *91 756 3185 Florian Germann 8.8.–12.1.<br />

Loredana Sperini 8.8.–12.1.<br />

Lucy Stein 8.8.–12.1.<br />

Olga Fröbe-Kapteyn –<br />

8.8.–12.1.<br />

artista-ricercatrice<br />

Piazza Grande, Piazza Grande Locarno Filmfestival <strong>2024</strong> 7.8.–17.8.<br />

Fondazione Marguerite Arp, Via alle Vigne 46, *91 751 2543<br />

–ı 3.11.<br />

Locarno-<br />

Solduno<br />

Jean Arp, Sophie Taeuber-Arp,<br />

Max Bill<br />

Lugano Bally Foundation, 24 Via Cortivo Arcadia –ı 12.1.<br />

AGENDA // SCHWEIZ 141


Lugano — Alexander Calder, MASI<br />

Lugano © ProLitteris. Foto: L. Meneghel<br />

Luzern — Ugo Rondinone,<br />

Kunstmuseum Luzern<br />

Luzern<br />

Martigny<br />

Fondazione Gabriele e Anna Braglia, Riva Antonio<br />

Caccia 6 / a, *91 980 08 88<br />

MASI Lugano, Piazza Bernardino Luini 6, Via Canova 10,<br />

*58 866 4230<br />

Emil Nolde – Herbert Beck –ı 13.7.<br />

Auge in Auge – Hommage an Ernst<br />

–ı 21.7.<br />

Scheidegger<br />

Black or White –ı 1.12.<br />

Calder – Sculpting Time –ı 6.10.<br />

La Collezione –ı 1.12.<br />

Monika Emmanuelle Kazi –<br />

–ı 11.8.<br />

Bally Artist Award <strong>2024</strong><br />

Shahryar Nashat – Streams of<br />

–ı 18.8.<br />

Spleen<br />

Buchmann Galerie Lugano, Via della Posta 2, *91 980 0830 Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger –ı 31.8.<br />

Hans Erni Museum, Haldenstrasse 44, c / o Verkehrshaus Hans Ernis Tafeln für die UNESCO –ı 31.12.<br />

der Schweiz, *41 370 44 44<br />

Kakao, Kunst und Kolonialismus –<br />

–ı 7.6.<br />

Philipp Keller<br />

Miró, Erni, Tàpies – Welt auf Papier –ı 10.11.<br />

Kunsthalle Luzern, Bourbaki / Löwenplatz 11, *41 412 08 09 beyond the font –ı 18.8.<br />

Kunstmuseum Luzern, Europaplatz 1, *41 226 78 00 Simon Kindle – spot on –ı 25.8.<br />

Ugo Rondinone – Cry Me a River –ı 20.10.<br />

Woher kommst du? –ı 17.11.<br />

Max Wandeler Stiftung, Brüggligasse, 2 Fotogramme und Clichés verre –<br />

–ı 31.8.<br />

Eliška Bartek<br />

Museum Gletschergarten, Denkmalstrasse 4, *410 4340 Melting Gallery & Solarstalgia –ı 8.9.<br />

APROPOS, Sentimattstrasse 6, *41 240 15 78 Rut Himmelsbach, Alex Silber 17.8.–7.9.<br />

Galerie Gabriela W., Alpenstrasse 1 / Seite Töpferstrasse Martina Schall – tackling nature –ı 5.8.<br />

Galerie Müller Luzern, Haldenstr. 7, *410 7574 Giorgio Avanti 27.7.–29.8.<br />

Galerie Urs Meile Luzern, Rosenberghöhe 4, *41 420 33 18 Ju Ting –ı 30.7.<br />

Galerie Vitrine Luzern, Stiftstr. 4 Polyrhythmic Sabotage 24.8.–28.9.<br />

Wasser, Berge, Luft – Bruno<br />

–ı 16.8.<br />

Müller-Meyer<br />

Kali Gallery, Lädelistraße 4 Nils Nova –ı 25.7.<br />

Kunst im Fluss, unter dem Autobahnviadukt Reussegg, Im Fluss II –ı 22.9.<br />

Luzern<br />

sic! Raum für Kunst, Elephanthouse / Neustadtstrasse Noah Ismael Wyss –ı 13.7.<br />

Fondation Louis Moret, 33, chemin des Barrières,<br />

Pierre-Alain Zuber – Sculptures –ı 18.8.<br />

*27 722 2347<br />

Le Manoir de la Ville de Martigny, Rue du Manoir 3,<br />

*27 721 2230<br />

Elias Würsten –<br />

MontageChocards4_edit_edit1.<br />

mkv<br />

Léna Romand Lacrabère,<br />

Rachel Morend<br />

Paraísos inseguros –<br />

Patricio Gil Flood, Jorge Raka<br />

–ı 27.10.<br />

–ı 8.9.<br />

–ı 8.9.<br />

142 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Rapperswil-Jona — Cécile Wick,<br />

Kunst(Zeug)Haus<br />

Sachseln — Giuseppe Haas-Triverio &<br />

M. C. Escher, Museum Bruder Klaus<br />

Schaffhausen — Generation im<br />

Aufbruch, Museum zu Allerheiligen<br />

Moutier Musée jurassien des Arts, Rue Centrale 4, *32 493 36 77 Fleurs – de la collection –ı 10.11.<br />

Ignacio Ruiz – Hommage –ı 10.11.<br />

Murg am<br />

Walensee<br />

seekultour, Alte Spinnerei<br />

Le Corbusier – zwischen<br />

Brutalismus und Poesie<br />

–ı 30.10.<br />

Muri Museum Kloster Muri, 4 Marktstrasse Venus von Muri — Staffel 1 –ı 28.7.<br />

Venus von Muri — Staffel 2 10.8.–3.11.<br />

Muri AG Singisen Forum, Marktstrasse 4, *56 664 70 11 Venus von Muri — Staffel 1 –ı 28.7.<br />

Venus von Muri — Staffel 2 10.8.–3.11.<br />

Neuchâtel CAN Centre d’art Neuchâtel, Rue des Moulins 37,<br />

*32 724 01 60<br />

Foyer Flux Fossils –ı 4.8.<br />

Niederhelfenschwil<br />

Centre Dürrenmatt Neuchâtel, Ch. du Pertuis-du-Sault 74,<br />

*58 466 70 60<br />

Musée d’art et d’histoire de Neuchâtel, Esplanade<br />

Léopold-Robert 1, *32 717 79 20<br />

Ditesheim & Maffei Fine Art, 8, rue du Château,<br />

*32 724 5700<br />

Kobesenmühle / Stiftung Wilhelm Lehmann,<br />

Kobesenstrasse 60<br />

Friedrich Dürrenmatt –<br />

–ı 31.12.<br />

Schriftsteller und Maler<br />

Friedrich Dürrenmatt – Tierwelten –ı 29.9.<br />

Mouvements –ı 23.1.<br />

Artistes de la galerie –ı 24.8.<br />

Stille –ı 6.10.<br />

Oetwil am See Helen Dahm Museum, Chilerain 10, *44 929 6027 Helen Dahm und Bertha Züricher – –ı 27.10.<br />

München und die Walze<br />

Olten Kunstmuseum Olten, Kirchgasse 8, *62 212 86 76 Arbeit – und was es sonst noch zu –ı 25.8.<br />

tun gibt<br />

Begin Again – Fail Better –ı 25.8.<br />

Ostermundigen KuHu11a, Flurweg 11a Traumwerkstatt Agglo –ı 18.8.<br />

Pfäffikon SZ Vögele Kultur Zentrum, Gwattstrasse 14, *55 416 1125 Was Macht mit uns macht –ı 22.9.<br />

Pontresina plattner & plattner Art Gallery, Via da la Staziun 11 Guido Baselgia – Essenzas –ı 20.10.<br />

Porrentruy<br />

–ı 25.8.<br />

Rapperswil-<br />

Jona<br />

Espace d’art contemporain (les halles), rue Pierre-<br />

Péquignat 9, *32 420 8402<br />

Kunst(Zeug)Haus, Schönbodenstrasse 1, *55 220 20 80<br />

Viola Poli, Mahtola Wittmer –<br />

incontri – scontri<br />

Karin Schwarzbek – Hilo Glow<br />

–ı 4.8.<br />

Mein Garten –ı 6.4.<br />

Seitenwagen – Felix Stöckle –ı 3.8.<br />

We the Parasites – A Playbook<br />

–ı 4.8.<br />

to Complicity<br />

Rifferswil Park Seleger Moor, MoorArt24 –ı 31.10.<br />

Riggisberg Abegg-Stiftung, Werner Abegg-Str. 67, *31 808 1201 Augentäuschung –ı 10.11.<br />

Romanshorn Atelier Galerie Demarmels, Amriswilerstrasse 44,<br />

*71 463 1811<br />

Ludwig Demarmels –<br />

Retrospektive<br />

–ı 31.12.<br />

Rombach Arnold – Rahmenmanufaktur GmbH, Alte Stockstrasse 7 Mo Richner 20.8.–21.9.<br />

Rorschach Forum Würth Rorschach, Churerstrasse 10, *71 225 10 70 José Carlos Viana –ı 6.10.<br />

Wasser, Wolken, Wind –ı 16.2.<br />

S-chanf Galerie Peter Vann, Via Maistra 123 Fascination Automobile 20.7.–7.9.<br />

AGENDA // SCHWEIZ 143


Saanen Gagosian Gstaad, Promenade 79 Roe Ethridge – Happy Birthday<br />

Louise Parker II<br />

Sachseln Museum Bruder Klaus Sachseln, Dorfstrasse 4,<br />

*41 660 55 83<br />

Giuseppe Haas-Triverio,<br />

M. C. Escher<br />

–ı 8.9.<br />

–ı 18.8.<br />

Samstagern Froh Ussicht, Hof Blum, *44 784 2994 Halt –ı 27.10.<br />

Savièse Espace d’exposition de la collection communale, Route de Alfred Rehfous – Sommets<br />

–ı 28.7.<br />

Saint Germain 50, *273961018<br />

Saisons –ı 28.7.<br />

Schaffhausen Museum zu Allerheiligen, Klosterstr. 16, *52 633 0777 Generation im Aufbruch –ı 20.10.<br />

Galerie Artsimone, Grabenstrasse, beim Diebsturm, Bruno Vecellio 3.8.–1.9.<br />

nähe Rhein<br />

Kunstkästen Schaffhausen, Bahnhof<br />

Schaffhausen / Bahnhofstrasse, *52 625 2418<br />

Liao Wenfeng –ı 21.9.<br />

–ı 21.7.<br />

Vebikus Kunsthalle Schaffhausen, Baumgartenstrasse 19,<br />

*52 625 2418<br />

Who Cares – Aktuelle Perspektiven<br />

auf Sorgearbeit<br />

Schüpfheim Entlebucherhaus MuseumKultur, Kapuzinerweg 5 Hommage für Georges Bühlmann –ı 21.7.<br />

Sigriswil Paradiesli, Feldenstr. 87, *33 251 51 55 Urkuh und Kühe –ı 25.8.<br />

Sion Ferme-Asile, Promenade des Pêcheurs 10, *27 203 2111 You Name It – Sasha Huber –ı 14.7.<br />

Élégies — Matthieu Gafsou 12.7.–15.9.<br />

Kunstmuseum Wallis, Place de la Majorie 15, *27 606 4690 Schau, wie der Gletscher<br />

–ı 6.10.<br />

schwindet<br />

Les Dilettantes, Rue Du Grand-Pont, 17 Catherine Bolle – Les Impossibles 24.8.–14.9.<br />

–ı 6.10.<br />

Solothurn Kunstmuseum Solothurn, Werkhofstrasse 30,<br />

*32 626 93 80<br />

Amanda Tröndle-Engel,<br />

Oskar Tröndle<br />

Berge versetzen –ı 9.3.<br />

Dunja Herzog –ı 6.10.<br />

Marie Velardi –ı 6.10.<br />

Haus der Kunst St. Josef, Baselstr. 27, *32 621 09 80 Lukas Hoffmann –ı 21.7.<br />

Kunstforum Solothurn, Schaalgasse 9, *79 717 67 09 … und hätte ich der Liebe nicht … II 17.8.–21.9.<br />

Künstlerhaus S11, Schmiedengasse 11 Künstlerinnenkollektiv DUA –ı 31.7.<br />

Spiez Schloss Spiez, Schlossstrasse 16, *33 654 1506 Samuel Buri und das Berner<br />

–ı 20.10.<br />

Oberland<br />

St. Gallen Kunst Halle Sankt Gallen, Davidstrasse 40, *71 222 1014 Reto Pulfer – Fachzustand –ı 18.8.<br />

Kunstmuseum St.Gallen, Museumstrasse 32, *71 242 0671 Burning Down the House –<br />

–ı 8.9.<br />

Rethinking Family<br />

Experimental Ecology –ı 24.11.<br />

open art museum, Davidstrasse 44, *71 223 58 57 collage – collection –ı 4.8.<br />

versammelt –ı 4.8.<br />

Stiftung Sitterwerk und Kesselhaus Josephsohn,<br />

Hans Josephsohn –ı 31.12.<br />

Sittertalstrasse 34, *71 278 87 09<br />

Galerie vor der Klostermauer, Zeughausgasse 8<br />

Mirko Kircher, Rouven Stucki,<br />

Dagmar Kircher<br />

23.8.–15.9.<br />

St. Moritz Central Art Gallery St. Moritz, Via dal Bagn 15A,<br />

*81 830 0070<br />

Arvenskulpturen – Not Bott<br />

–ı 31.12.<br />

Das Feuer des Engadiner Winters –ı 31.12.<br />

Ernestina Abbühl –ı 31.12.<br />

Graubünden pur – Patrick Nyfeler –ı 31.12.<br />

Silser See – Thomas Seilnacht –ı 31.12.<br />

Galerie Andrea Caratsch, Via Serlas 12, *81 734 0000 Dokoupil – Film Paintings 29.7.–30.8.<br />

Stampa Museo Ciäsa Granda, Strada Cantonale 102, *81 822 1716 Varlin – Bondo, das Bergell und<br />

–ı 20.10.<br />

die Welt<br />

Stans Nidwaldner Museum Salzmagazin, Stansstaderstr. 23, Alles Theater! Spiellust auf<br />

–ı 26.10.<br />

*618 73 60<br />

der Laienbühne<br />

Mutig, Trotzig, Selbstbestimmt –ı 26.10.<br />

–ı 29.9.<br />

Nidwaldner Museum Winkelriedhaus, Engelbergstr. 54A,<br />

*618 73 60<br />

Johann Melchior Wyrsch –<br />

Frauenbildnisse<br />

Oskar Eberle – Theaterpionier<br />

aus Leidenschaft<br />

21.8.–15.9.<br />

144 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Sursee — N. Arnold und K. Mattmann,<br />

Museum Sankturbanhof © ProLitteris<br />

Thun — Giacomo Santiago Rogado,<br />

Kunstmuseum Thun<br />

Winterthur — Aristide Maillol,<br />

Slg. Oskar Reinhart «Am Römerholz»<br />

Selbst und Welt – Werke aus<br />

–ı 31.12.<br />

der Sammlung<br />

Galerie Stans, Dorfplatz 11 Erwin Hofstetter & Henri Spaeti – 24.8.–29.9.<br />

Zwiesprache<br />

Stein am Rhein Kloster Sankt Georgen, Fischmarkt 3, *52 741 2142 Kris Martin – Altar –ı 31.10.<br />

Kulturhaus Obere Stube, Oberstadt 7 Im Spiegel der Zeit –ı 31.10.<br />

Kris Martin & Ola Kolehmainen –ı 31.10.<br />

Stone in Three Phases 2022 –<br />

–ı 31.12.<br />

Jamie North<br />

Steinmaur / Ateliers und Skulpturenpark, Park Deponie24 –ı 26.10.<br />

Sünikon<br />

Sursee Museum Sankturbanhof, Theaterstr. 9, *41 922 24 00 Im Kabinett – Noah Arnold,<br />

–ı 15.9.<br />

Kaspar Mattmann<br />

Sincerely, Mickry 3 –ı 15.9.<br />

Sursee – erleben –ı 31.12.<br />

Susch Muzeum Susch, Surpunt 78, *81 861 03 03 Tapta – Flexible Forms 20.7.–3.11.<br />

Thalwil ThalwilerHofKunst, Zehntenstrasse, 2 ArtBox #119 – Rosmarie von<br />

–ı 19.8.<br />

Scarpatetti<br />

Waschhaus – Thalwiler Hof Kunst, Alte Landstrasse 110b Position #3 – Frisch gewaschen –ı 25.8.<br />

Thun Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, *33 225 84 20 Giacomo Santiago Rogado –<br />

–ı 28.7.<br />

All That You See<br />

Gunta Stölzl und Johannes Itten 17.8.–1.12.<br />

Kabinettausstellung –<br />

Sophie Taeuber<br />

17.8.–1.12.<br />

–ı 1.12.<br />

Thun-Panorama, Hofstettenstrasse 14, Schadaupark,<br />

*33 223 2462<br />

Giacomo Santiago Rogado –<br />

Ausser Sicht<br />

Trun Spazi Spescha, Via Fabrica 13 Espaces Imaginaires –<br />

Matias Spescha, Esther Mathis<br />

Unterseen bei<br />

Interlaken<br />

Kunstsammlung Unterseen, Dachstock Stadthaus,<br />

Untere Gasse 2<br />

Margrith Weisser, Paul Nievergelt,<br />

Alois Herger<br />

SGBK Sektion Bern / Romandie –<br />

60 Künstler:innen<br />

–ı 27.10.<br />

24.8.–15.9.<br />

Uster Bechtler Stiftung, Weiherweg 1, *44 521 25 20 Karla Black –ı 6.10.<br />

Pipilotti Rist – I couldn’t agree<br />

–ı 31.12.<br />

with you more<br />

Walter de Maria – The 2000<br />

–ı 31.12.<br />

Sculpture<br />

akku künstleratelier uster, Im Lot 8<br />

Behindert – Jasmin Polsini,<br />

–ı 5.9.<br />

Valentin Weilenmann<br />

foryouandyourcustomers, Bankstrasse 1 Susanne Lyner –ı 30.11.<br />

Versam Safiental Tourismus, Safiental Tourismus / Haus Signina, Art Safiental <strong>2024</strong> –ı 20.10.<br />

Hauptstrasse 35, *81 630 60 16<br />

Vevey Musée Jenisch Vevey, Avenue de la Gare 2 La main (et) le gant –ı 18.8.<br />

–ı 11.8.<br />

AGENDA // SCHWEIZ 145


Zofingen — Roshan Adhihetty,<br />

Kunsthaus Zofingen<br />

Zürich — Anna Krammig, Helmhaus<br />

Zürich — David Armstrong,<br />

Kunsthalle Zürich<br />

Visp<br />

Galerie zur Schützenlaube, Ecke<br />

Schützenhausgasse / Stapfengasse, *792788994<br />

Oskar Kokoschka –ı 25.8.<br />

Philip Spiegel –ı 21.7.<br />

Waldenburg Biennale «Ville des Arts» Waldenburg / BL, Zentrum Ville des Arts – Biennale <strong>2024</strong> –ı 26.10.<br />

Walenstadt museumbickel, Zettlereistrasse 9, *81 710 27 77 Karl Bickel – Zyklus –ı 18.8.<br />

Warth<br />

Kunstmuseum Thurgau / Ittinger Museum, Kartause<br />

Ittingen, *58 345 1060<br />

Claudio Hils<br />

Eva Wipf – Seismograf in Nacht<br />

und Licht<br />

–ı 18.4.<br />

–ı 19.12.<br />

Olga Titus –ı 15.12.<br />

Winterthur Fotostiftung Schweiz, Grüzenstrasse 45 Bernard Voïta — Melencolia –ı 6.10.<br />

Paare / Couples –ı 6.10.<br />

Gewerbemuseum Winterthur, Kirchplatz 14, *52 267 51 36 Blut & Staub – Wenn Reststoffe zu<br />

–ı 1.9.<br />

Werkstoffen werden<br />

Maarten Baas – New Times –ı 27.10.<br />

Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus,<br />

Museumstrasse 52, *52 267 51 62<br />

Kunst Museum Winterthur | Villa Flora, Tösstalstr. 44,<br />

*52 212 99 60<br />

Low Lands, New Heights<br />

–ı 22.9.<br />

Silvia Bächli –ı 18.8.<br />

Bienvenue! –ı 5.1.<br />

Kunsthalle Winterthur, Marktgasse 25, *52 267 5132 Script – Memory –ı 14.7.<br />

Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz»,<br />

Haldenstr. 95, *58 466 77 40<br />

Amsel WerkGalerie, Stadthausstrasse 51, *76 411 92 92<br />

Kulturort Weiertal, Rumstalstr. 55, *52 222 70 32<br />

Maillol und Sintenis<br />

–ı 15.9.<br />

Sammlungsausstellung –ı 31.12.<br />

Vrendli Amsler – Arbeiten in<br />

–ı 30.11.<br />

Pergament u. a. m.<br />

Hortus conclusus – im Garten<br />

–ı 8.9.<br />

der Sinne<br />

Irene Curiger, Conny K. Wepfer –ı 8.9.<br />

kunstkasten, Katharina-Sulzer-Platz Vanessa Billy – Hellbender –ı 16.8.<br />

oxyd – Kunsträume, Untere Vogelsangstrasse 4,<br />

Angela Anzi – Chanted Water –ı 28.7.<br />

*52 316 29 20<br />

Wädenswil Kunsthalle 8000 – Telos Stiftung, Zugerstrasse 180 The Last Artwork – Mitchell<br />

Anderson, Charlie Stein,<br />

Bob Gramsma u. a.<br />

–ı 31.8.<br />

Yverdon-les-<br />

Bains<br />

Centre d’art contemporain Yverdon-les-Bains,<br />

Place Pestalozzi, *24 423 63 80<br />

Camille Lichtenstern – Fings –ı 11.8.<br />

Zofingen Kunsthaus Zofingen, Gen. Guisan-Str. 12, *62 751 4829 Look@JKON – Roshan Adhihetty –ı 9.8.<br />

Zug Kunsthaus Zug, Dorfstrasse 27, *41 725 3344 Kiesler heute – Werkdialoge mit<br />

–ı 6.10.<br />

Zeitgenossen<br />

Galerie Carla Renggli, Ober-Altstadt 8 Marlise Mumenthaler 24.8.–5.10.<br />

Lakeside Gallery, Artherstrasse 3, *41 710 46 47 Sonorus Silentium 14.8.–21.9.<br />

Zuoz Galerie Tschudi, Somvih 4, *81 850 1390 Alan Charlton, Bethan Huws,<br />

27.7.–21.9.<br />

Richard Long<br />

Hamish Fulton 27.7.–21.9.<br />

146 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Monica De Cardenas Zuoz, Chesa Albertini, Stradun 111,<br />

*81 868 80 81<br />

make shift – Anna Freeman<br />

Bentley<br />

27.7.–7.9.<br />

Markus Raetz –ı 13.7.<br />

Screening – Benjamin Senior 27.7.–7.9.<br />

Zürich Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, *43 268 08 44 (Office) Lee Scratch Perry –ı 29.9.<br />

Monster Chetwynd –<br />

–ı 20.7.<br />

Head-Less-Ness<br />

Helmhaus, Limmatquai 31, *44 415 56 77 Kunststipendien der<br />

13.7.–15.9.<br />

Stadt Zürich<br />

Kunsthalle Zürich, Limmatstr. 270, *44 272 1515 Ana Jotta –ı 15.9.<br />

David Armstrong –ı 15.9.<br />

Kunsthaus Zürich, Heimplatz, *44 253 8484<br />

Born Digital – Videokunst im<br />

–ı 29.9.<br />

neuen Millennium<br />

Eine Zukunft für die Vergangenheit –ı 31.12.<br />

Kiki Kogelnik –ı 14.7.<br />

Walid Raad 16.8.–3.11.<br />

Landesmuseum Zürich, Museumstrasse 2, *44 218 65 11 Archäologie Schweiz –ı 1.1.<br />

Das zweite Leben der Dinge –ı 10.11.<br />

Die Sammlung –ı 31.12.<br />

Fremdplatziert –ı 27.10.<br />

Geschichte Schweiz –ı 31.12.<br />

Glänzendes Kunsthandwerk 19.7.–6.4.<br />

Migros Museum für Gegenwartskunst,<br />

Limmatstrasse 270, *44 277 2050<br />

Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstr. 60,<br />

*43 446 6767<br />

Museum für Gestaltung Zürich im Toni-Areal,<br />

Pfingstweidstrasse 96<br />

Museum Haus Konstruktiv, Selnaustrasse 25,<br />

*44 217 70 80<br />

Dineo Seshee Raisibe Bopape<br />

Material Manipulations<br />

–ı 8.9.<br />

–ı 8.9.<br />

Collection Insights –<br />

–ı 1.12.<br />

Sieben Perspektiven<br />

Oliviero Toscani – Fotografie<br />

–ı 15.9.<br />

und Provokation<br />

Design für alle? Vielfalt als Norm –ı 20.10.<br />

Helmut Schmid – Typografie –ı 20.10.<br />

Japanische Grafik heute –ı 12.1.<br />

Olaf Holzapfel – Zurich Art Prize<br />

–ı 8.9.<br />

<strong>2024</strong><br />

Stories Written – Zurich Art Prize<br />

–ı 8.9.<br />

Winners 2007–2023<br />

Museum Rietberg, Gablerstrasse 15, *44 415 3131 Iran – Porträt eines Landes –ı 4.8.<br />

Mehr als Gold –ı 21.7.<br />

Musée Visionnaire, Predigerplatz 10, *44 251 6657 (de)codiert –ı 4.8.<br />

Nordamerika Native Museum NONAM, Seefeldstr. 317,<br />

*44 413 49 90<br />

Move – Indigene Kulturen in<br />

Bewegung<br />

–ı 16.3.<br />

Cara Romero –ı 16.3.<br />

Pavillon le Corbusier, Höschgasse 8 Lucien Hervé – Gebautes Licht –ı 24.11.<br />

Stiftung Kunstsammlung Albert und Melanie Rüegg, Dominik Heim –ı 13.7.<br />

Rämistrasse 30<br />

Tichy Ocean Foundation – Prague & Zurich,<br />

Jonathan Meese –ı 29.9.<br />

Lessingstrasse 9, *44 250 43 63<br />

A1 M.O.V.E., Bändliweg 20, *43 311 7010 Ingeborg Haas –ı 15.8.<br />

Annemarie Verna Galerie, Neptunstrasse 42, *44 262 3820 Glen Rubsamen – The Petrified<br />

–ı 30.8.<br />

Forest<br />

Barbara Seiler, Rämistrasse 18, *43 317 4210 Ahoi, ahoi des admirales –ı 17.8.<br />

Beletage Art Space, Utoquai 41, c / o Dr. Rai Winata Why do I keep thinking? –ı 16.8.<br />

Bildhalle, Stauffacherquai 56, *44 552 09 18<br />

Laurence Aëgerter – The elasticity –ı 24.8.<br />

of time<br />

Blue Velvet Projects, Birmensdorferstr. 83 There I lost myself, I lost myself –ı 27.7.<br />

Collegium Helveticum, Schmelzbergstrasse 25, ETH<br />

Center / STW25<br />

O Encontro das Partes Partidas –<br />

Paulo Wirz<br />

–ı 14.7.<br />

AGENDA // SCHWEIZ 147


Die Diele, Sihlhallenstrasse 4<br />

Louie Blaser, Benedikt<br />

–ı 18.8.<br />

Mühlethaler, Jakob Petersen<br />

Dierking – Galerie am Paradeplatz, Bleicherweg 3 Hanns Kunitzberger –ı 23.8.<br />

Edition VFO, Limmatstrasse 268, *44 241 5300 Echoes of Imagination –ı 14.9.<br />

Fabian & Claude Walter Galerie, Rämistrasse 18,<br />

*44 440 40 18<br />

C. Borer, A. Helbling, H. Hofmann,<br />

H. Roeckle<br />

–ı 24.8.<br />

foryouandyourcustomers, Seefeldstrasse 5A Bob Gramsma –ı 5.9.<br />

Galerie 111, Zweierstr. 111, *44 272 8006 Christian Elmiger 29.8.–3.9.<br />

Galerie am Lindenhof, Pfalzgasse 3 Claudia Dietschi 27.8.–2.9.<br />

Elisabeth Ruegg, Gert Kraft 13.8.–26.8.<br />

Erica Wittenwyler 29.7.–29.7.<br />

Jean Biaggi 30.7.–12.8.<br />

Nils Mehr –ı 15.7.<br />

Galerie Eva Presenhuber, Maag Areal, Zahnradstr. 21, Tobias Pils – Happy Days –ı 20.7.<br />

*43 444 7050<br />

Galerie Eva Presenhuber, Waldmannstrasse,<br />

Shara Hughes – Tree Farm –ı 20.7.<br />

Waldmannstrasse 6<br />

Galerie Fabian Lang, Obere Zäune 12, *44 223 54 33 Kind and Sharp – Elena Alonso –ı 16.8.<br />

Galerie Francesca Pia, Limmatstrasse 270, *44 271 2444 Dietrich – curated by Anne<br />

–ı 23.8.<br />

Pontégnie<br />

Galerie Haas Zürich, Rämistrasse 35 Louise Nevelson –ı 20.7.<br />

Galerie König Büro, Birmensdorferstr. 299, *41 201 20 54 Janet Mueller, Claudio Rasano,<br />

–ı 13.7.<br />

Talaya Schmid – Suffer now<br />

Galerie La Ligne, Heinrichstr. 237, *43 205 28 29 Alea Iacta Est –ı 27.7.<br />

Galerie Lange + Pult Zurich, Rämistrasse 27, *44 212 2000 Jan Albers –ı 27.7.<br />

Galerie Mark Müller, Hafnerstrasse 44, *44 211 8155 Markus Weggenmann –ı 27.7.<br />

Galerie Rosenberg, Dufourstrasse 169, *44 311 79 52 Carlos Matter, Louise Schmid –ı 13.7.<br />

Galerie Tschudi Zürich, Rämistrasse 5, *44 210 13 20 Not Vital – Silence –ı 3.8.<br />

Galerie Urs Meile, Rämistrasse 33 Shao Fan –ı 27.7.<br />

Hartdurm, Hardturmstrasse 307 Trilogie Südtrottoir –ı 14.9.<br />

–ı 7.9.<br />

Hauser & Wirth Zurich, Limmatstrasse, Limmatstr. 270,<br />

*44 446 80 50<br />

Nairy Baghramian – Modèle vivant<br />

(Se ployant)<br />

Philip Guston – Singularities –ı 7.9.<br />

Jedlitschka Gallery, Seefeldstr. 52, *44 252 3530 12. Skulpturengarten –ı 31.10.<br />

jevouspropose, Molkenstrasse 21<br />

Christina Lehnert, Ketuta Alexi–<br />

–ı 14.7.<br />

Meskhishvili<br />

Karma International Zürich (70), Weststrasse 70<br />

L. Faye, H. Josephsohn, I. Ekblad, –ı 14.9.<br />

S. Li, V. Suter<br />

Karma International Zürich (75), Weststrasse 75,<br />

Hans Josephsohn –ı 14.9.<br />

*43 535 8591<br />

Kupper Modern, Zwinglistrasse 10 Einsichten <strong>2024</strong> 23.8.–6.9.<br />

Last Tango, Sihlquai 274 Pascale Birchler –ı 13.7.<br />

Le Sud + NGALA, Seestrasse 92, *44 210 0244 From Land to Sea and Back –ı 28.9.<br />

Lechbinska Gallery, 12 Mühlebachstrasse<br />

Ceremony – Dansekhwa by<br />

–ı 17.8.<br />

Hyunae Kang<br />

Tausend Flüsse spiegeln<br />

29.8.–26.10.<br />

Tausend Monde<br />

Luo Mingjun — No way back 29.8.–26.10.<br />

Livie Gallery, Claridenstrasse 34 André Butzer – Herr Mändelchen –ı 22.8.<br />

loop, Weststrasse 118, *44 200 70 70 Ich bin eine Waschküche –ı 18.7.<br />

Lullin + Ferrari, Limmatstrasse 214, *43 205 2607 Liminal Moments 2 –ı 13.7.<br />

Mai 36 Galerie, Rämistrasse 37, *44 261 6880 Matt Mullican – What They See –ı 10.8.<br />

↗ kunstbulletin.ch<br />

148 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Zürich /<br />

Schlieren<br />

Belgien *0032<br />

Poppy Jones – Frozen Sun –ı 10.8.<br />

Peter Kilchmann, Zahnradstr. 21, *44 278 1010 Didier William –ı 26.7.<br />

Grace Schwindt –ı 26.7.<br />

Petra Gut Contemporary AG, Nüschelerstrasse 31,<br />

*44 422 4069<br />

It’s Not About Me<br />

Shades of Grey — Christian Coigny<br />

–ı 10.8.<br />

13.7.–24.8.<br />

ring-ring, Aargauerstrasse 60 Maria Bill 22.8.–29.9.<br />

Navid Tschoop –ı 18.8.<br />

–ı 5.9.<br />

Schaufenstergalerie Stampfenbachstrasse,<br />

Stampfenbachstrasse 31<br />

Men at Work – Doloris<br />

Staudenmaier<br />

Sentiment, Murwiesenstrasse 45 Stardust –ı 13.7.<br />

Visarte Zürich, Schoffelgasse 10, *44 252 4161 Tristan Amor Rabit –ı 13.7.<br />

We Are AIA I Awareness in art, Löwenbräukunst,<br />

More-Than-Plane –ı 13.7.<br />

Limmatstrasse 268<br />

Zürcher Theater Spektakel, Landiwiese, Mythenquai Zürcher Theater Spektakel <strong>2024</strong> 17.8.–3.9.<br />

Kunsthalle Schlieren, Gaswerkstr. 15 Voodoo –ı 29.9.<br />

Brüssel La Verrière, boulevard de Waterloo 50, *2 511 2062 Emmanuelle Castellan – Spektrum –ı 27.7.<br />

Wiels, Av. Van Volxemlaan 354, *2 347 3050 Alexis Blake, Joseph Kusendila –ı 11.8.<br />

Hornu Musées des arts contemporains Hornu, 82, rue Sainte-Louise Orla Barry, Ariane Loze –ı 3.11.<br />

Sint-Martens-<br />

Latem<br />

Musée Dhondt-Dhaenens, Museumlaan, 14 Stories from the Ground –ı 6.10.<br />

Bulgarien *0359<br />

Sofia foryouandyourcustomers, 1 Pozitano Square Nevena Ekimova –ı 20.9.<br />

Deutschland *0049<br />

Arnsberg Kunstverein Arnsberg, Königstrasse 24, *2931 21 122 Oliver Goethals –ı 22.9.<br />

Backnang Galerie der Stadt, Petrus-Jacobi-Weg 1, *7191 894 477 Alice Musiol – Shift –ı 18.8.<br />

Tafelmusik No. 1 – Aufgetischt –ı 14.7.<br />

Tafelmusik No. 2 – Hier spielt<br />

16.7.–3.11.<br />

die Musik<br />

Berlin Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, *30 200 57 2000 Sandra Vásquez de la Horra –ı 25.8.<br />

Akademie der Künste Berlin, Pariser Platz 4 Bilderkeller –ı 18.12.<br />

Alexander und Renata Camaro Stiftung, Potsdamer<br />

Die Kraft der Melancholie –ı 26.7.<br />

Straße 98A, *30 2639 2975<br />

Alfred Ehrhardt Stiftung, <strong>August</strong>strasse 75 Alfred Ehrhardt – Ernst Barlach –ı 30.11.<br />

Alte Nationalgalerie, Bodestrasse 1–3, *30 2090 5801 Caspar David Friedrich –ı 4.8.<br />

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr. 124–128 Closer to Nature –ı 14.10.<br />

Deutsches Historisches Museum Berlin,<br />

Roads not Taken –ı 24.11.<br />

Unter den Linden 2, *30 203 040<br />

Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25 Hoda Tawakol –ı 13.10.<br />

Noa Eshkol –ı 25.8.<br />

Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7, *30 254 860 Nancy Holt – Circles of Light –ı 21.7.<br />

Pallavi Paul – How Love Moves –ı 21.7.<br />

Radical Playgrounds –ı 14.7.<br />

Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50–51 Alexandra Pirici –ı 6.10.<br />

Joseph Beuys –ı 22.9.<br />

Marianna Simnett – Winner –ı 3.11.<br />

Preis der Nationagalerie –ı 5.1.<br />

Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, *30 801 8935 Josephine Pryde –ı 18.8.<br />

HKW Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles- Sergio Zevallos –ı 14.1.<br />

Allee 10, *30 397 870<br />

<strong>Juli</strong>a Stoschek Collection Berlin, 60 Leipziger Straße Unbound –ı 28.7.<br />

KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst,<br />

Am Sudhaus 3, *30 8 3215 9120<br />

Franz Wanner – Mind the Memory<br />

Gap<br />

–ı 14.7.<br />

AGENDA // SCHWEIZ / BELGIEN / BULGARIEN / DEUTSCHLAND 149


Biberach an<br />

der Riß<br />

Bochum<br />

Ré-imaginer le passé –ı 28.7.<br />

This is poor! Patterns of Poverty –ı 14.7.<br />

KW Institute for Contemporary Art, <strong>August</strong>strasse 69 Jimmy DeSana & Paul P. –ı 20.10.<br />

Luiz Roque – Estufa –ı 20.10.<br />

Pia Arke – Arctic Hysteria –ı 20.10.<br />

Museum für Fotografie Berlin, Jebensstr. 2, *30 266 2187 Berlin, Berlin – 20 Jahre Helmut<br />

–ı 16.2.<br />

Newton Stiftung<br />

Michael Wesely –ı 1.9.<br />

Neue Nationalgalerie, Potsdamer Str. 50 Zerreißprobe –ı 28.9.<br />

Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestr. 128–129 Banu Cennetoğlu –ı 4.8.<br />

Thomas Arslan –ı 4.8.<br />

Schinkel Pavillon, Oberwallstr. 1, *30 2088 6444 Ivana Bašić –ı 25.8.<br />

Galerie Nordenhake Berlin, Lindenstrasse 34 Frida Orupabo –ı 27.7.<br />

Galerie Poll, Gipsstr. 3 / Parterre, *30 261 7091<br />

Menagerie – Malerei und<br />

–ı 27.7.<br />

Skulpturen<br />

Lothar Wolleh Raum, Linienstraße 83A, *30 28873848 Jan Schoonhoven & Lothar Wolleh –ı 6.9.<br />

nGbK – neue Gesellschaft für bildende Kunst,<br />

Karl-Liebknecht-Straße 11 / 13<br />

Municipal Kitchens –ı 18.8.<br />

Museum Biberach, Museumstraße, 6, *7351 / 51–471 175 Jahre Feuerwehr –ı 13.10.<br />

Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum,<br />

Nevelstraße 29C<br />

Weltsichten. Landschaft in der<br />

Kunst seit dem 15. Jahrhundert<br />

Bonn Bundeskunsthalle, Helmut-Kohl-Allee 4, *228 917 1201 Franz Erhard Walther –ı 28.7.<br />

Interactions <strong>2024</strong> –ı 27.10.<br />

Kengo Kuma – Onomatopoeia<br />

–ı 1.9.<br />

Architecture<br />

Macht mit! Demokratie gestalten –ı 13.10.<br />

Bremen Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Teerhof 21, *421 500 897 Nika Son – scatter, no turn –ı 4.8.<br />

Kunsthalle Bremen, Am Wall 207, *421 329 080<br />

Lisa Seebach,<br />

–ı 4.8.<br />

<strong>Juli</strong>a Charlotte Richter<br />

Pauli-Preis <strong>2024</strong> 24.7.–13.10.<br />

Three by Chance –ı 28.7.<br />

Wild! Kinder – Träume – Tiere –<br />

–ı 14.7.<br />

Kunst<br />

Weserburg Museum für moderne Kunst, Teerhof 20 Martin Reichmann –ı 25.8.<br />

So wie wir sind –ı 30.8.<br />

Yael Bartana – Utopia Now! –ı 24.11.<br />

Bremerhaven Kunsthalle Bremerhaven, Karlsburg 4, *471 468 38 In ihrer Zeit. Spuren von Gewicht –ı 14.9.<br />

Nora Schultz –ı 21.7.<br />

Chemnitz Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz,<br />

Hanna Bekker vom Rath –ı 20.10.<br />

Theaterplatz 1, *371 488 4424<br />

Museum Gunzenhauser, Falkeplatz Chemnitz –ı 1.9.<br />

Win / Win –ı 4.8.<br />

Darmstadt Institut Mathildenhöhe, Olbrichweg 13 A, *6151 132 778 Raumkunst –ı 27.7.<br />

Dessau Bauhaus Museum Dessau, Mies-van-der-Rohe-Platz 1 Bodies in Sync – Clément Cogitore –ı 2.2.<br />

Die Geste spricht –ı 2.2.<br />

Rhythm Is a Dancer –<br />

Christina Werner<br />

–ı 6.10.<br />

Donaueschingen<br />

Dortmund<br />

Museum Art.Plus, Museumsweg 1, *771 896 6890<br />

Hartware MedienKunstVerein (HMKV), Leonie-Reygers-<br />

Terrasse<br />

Museum am Ostwall im Dortmunder U, Leonie-Reygers-<br />

Terrasse, *231 502 3247<br />

–ı 1.10.<br />

Nature unlimited<br />

–ı 27.9.<br />

Sandra Eades –ı 6.10.<br />

Niklas Goldbach – The Paradise<br />

–ı 11.8.<br />

Machine<br />

Kopfüber in die Kunst –ı 25.8.<br />

Dresden Albertinum Dresden, Tzschirnerplatz 2 Caspar David Friedrich 24.8.–4.1.<br />

Residenzschloss, Taschenberg 2, *351 49 14 2000 Candida Höfer –ı 21.7.<br />

Duisburg Lehmbruck Museum, Düsseldorfer Str. 51, *203 283 2630 Courage –ı 13.10.<br />

150 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Düsseldorf<br />

Museum DKM, Güntherstrasse 13–15, *203 9355 5470<br />

<strong>Juli</strong>a Stoschek Collection Düsseldorf,<br />

Schanzenstrasse 54, *211 585 8840<br />

K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,<br />

Grabbeplatz 5, *211 8381204<br />

K21 Kunstsammlung NRW, Ständehausstr. 1,<br />

*211 8381204<br />

Künstlerräume aus der Sammlung –ı 5.12.<br />

Krämer-Maas<br />

Lynn Hershman Leeson –ı 14.12.<br />

Hilma af Klint und Wassily<br />

–ı 11.8.<br />

Kandinsky<br />

Forthcoming<br />

–ı 4.8.<br />

Mike Kelley –ı 8.9.<br />

Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4, *211 899 6240 Die Heilung der Erde –ı 8.9.<br />

foryouandyourcustomers, Marienplatz 1 Aljoscha –ı 26.9.<br />

Galerie Ludorff, Königsallee 22, *211 326 566 Klaus Fussmann –ı 27.7.<br />

Neuerwerbungen Frühjahr <strong>2024</strong> –ı 31.8.<br />

Sammlung Philara, Birkenstraße 47a, *211 24862721 In Abwesenheit –ı 8.9.<br />

Essen Museum Folkwang, Museumsplatz 1, *201 884 5444 Andreas Slominski –ı 14.7.<br />

foryouandyourcustomers, 50 Zweigertstraße<br />

Crossover – Jürgen Pass,<br />

Marlon Red<br />

–ı 1.10.<br />

Frankfurt / M<br />

Freiburg / B<br />

Museum für Angewandte Kunst Frankfurt,<br />

Schaumainkai 17, *69 2123 4037<br />

Im Garten der Zufriedenheit<br />

–ı 14.7.<br />

Meet asian art: Antik? –ı 24.11.<br />

Museum MMK für Moderne Kunst There is no there there –ı 29.9.<br />

Schirn Kunsthalle, Römerberg, *69 299 8820 Casablanca Art School –ı 13.10.<br />

Selma Selman –ı 15.9.<br />

Städel Museum, Schaumainkai 63 Muntean / Rosenblum –ı 1.12.<br />

basis, Gutleutstrasse 8–12, *69 400 376 17 Toni Schmale – opferblech –ı 21.7.<br />

Heike Strelow, Hanauer Landstrasse 52 Meristeme –ı 31.8.<br />

Galerie für Gegenwartskunst, E-Werk Freiburg e.V.,<br />

Eschholzstr. 77, *761 207 570<br />

Solmaz Daryani, Sabina<br />

Shikhlinskaya<br />

PEAC Museum, Robert-Bunsen-Str. 5, *761 510 6606 Zwischen weißen Wänden… –ı 21.7.<br />

Giessen Neuer Kunstverein, Ecke Licher Str. / Nahrungsberg Catharina Szonn 24.8.–5.10.<br />

Halle<br />

Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale),<br />

Friedemann-Bach-Platz 5, *345 212 590<br />

Wirklich, ich lebe in finsteren<br />

Zeiten<br />

–ı 14.7.<br />

21.7.–13.10.<br />

Hamburg Deichtorhallen, Deichtorstrasse 1–2, *40 321 030 Survival In The 21 st Century –ı 3.11.<br />

Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall 5,<br />

*40 428 131 200<br />

Georges Adéagbo<br />

–ı 29.9.<br />

Impressionismus –ı 1.1.<br />

Kathleen Ryan –ı 11.8.<br />

Making History – Hans Makart –ı 31.12.<br />

something new, something old,<br />

–ı 15.9.<br />

something desired<br />

Jakob Kudsk Steensen –ı 27.10.<br />

untranquil now –ı 19.1.<br />

William Blakes Universum –ı 8.9.<br />

Kunstverein Hamburg, Klosterwall 23 Diego Marcon – La Gola –ı 11.8.<br />

Marina Xenofontos –ı 11.8.<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz Water Pressure –ı 13.10.<br />

Sammlung Falckenberg, Wilstorfer Strasse 71,<br />

*40 3250 6762<br />

Jakob Lena Knebl und<br />

Ashley Hans Scheirl<br />

–ı 15.9.<br />

Galerie Nanna Preußners, 13 Klosterwall Constanze Vogt –ı 20.7.<br />

Hannover Kestner Gesellschaft, Goseriede 11, *511 701 2016 Rebecca Ackroyd – Mirror Stage –ı 24.11.<br />

Kunstverein Hannover, Sophienstrasse 2 István Csákány –ı 19.1.<br />

Preis des Kunstverein Hannover 24.8.–6.10.<br />

The Myth of Normal –ı 14.7.<br />

–ı 25.8.<br />

Hörstel DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst, Klosterstrasse 10,<br />

*2551 69 4200<br />

[intimacy] – von Menschen<br />

und Orten<br />

Das Kloster Gravenhorst<br />

–ı 8.9.<br />

1256–1808<br />

Karlsruhe Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Hermann-Veit-Straße 6 KunsthalleKarlsruhe@ZKM –ı 29.4.<br />

Kiel Stadtgalerie Kiel, Andreas-Gayk-Str. 31, *431 901 3400 X – Premio Fondazione VAF –ı 1.9.<br />

Kleve Museum Kurhaus, Tiergartenstr. 41, *2821 75010 Magali Reus – Park City 14.7.–6.10.<br />

AGENDA // DEUTSCHLAND 151


Konstanz Rosgartenmuseum, Rosgartenstraße 3–5, *7531 900 2913 Ignaz Heinrich von Wessenberg –ı 1.9.<br />

Krefeld Kunstmuseen Krefeld, Joseph-Beuys-Platz 1,<br />

*2151 975 580<br />

Collection Satellite #9<br />

–ı 6.10.<br />

Museum without Borders –ı 8.9.<br />

Köln Kolumba, Kolumbastraße 4 Wort Schrift Zeichen –ı 14.8.<br />

Museum Ludwig Köln, Heinrich-Böll-Platz<br />

Hier und jetzt – Und gestern<br />

–ı 13.10.<br />

und morgen<br />

Roni Horn –ı 11.8.<br />

ZADIK | Zentralarchiv für deutsche und internationale Barbara Gross – Women Artists<br />

–ı 30.8.<br />

Kunstmarktforschung, Im Mediapark 7, *221 470 89230 as Protagonists<br />

Galerie Boisserée, Drususgasse 7–11, *221 257 8519 Eduardo Chillida –ı 20.7.<br />

Lindau / Kunstmuseum Lindau, Maximilianstr. 52, *8382 27 47 47 Christo und Jeanne-Claude –ı 13.10.<br />

Bodensee<br />

Lingen Kunsthalle Lingen, Kaiserstrasse 10 a, *591 59 995 Cudelice Brazelton IV –<br />

–ı 25.8.<br />

Mortal Surface<br />

Luckenwalde E-WERK Luckenwalde, Rudolf-Breitscheid-Straße 73 The Sustainable Institution –ı 30.11.<br />

Mainz Kunsthalle Mainz, Am Zollhafen 3–5, *6131 126 936 Ari Benjamin Meyers –<br />

–ı 20.10.<br />

Always Rehearsing<br />

Mannheim Kunsthalle Mannheim, Moltkestrasse 9, *621 293 6413 Sarah Lucas – Sense of Human –ı 20.10.<br />

Marl Skulpturenmuseum Marl, Georg-Herwegh-Straße 67,<br />

*2365 992257<br />

Danylo Halkin, Gereon Krebber,<br />

Agata Michowska<br />

–ı 13.10.<br />

Memmingen MEWO Kunsthalle, Bahnhofstraße 1, *8331 850 770 Sebastian Bühler –<br />

–ı 21.7.<br />

Abstract Realities<br />

Murrhardt Ein Fenster inmitten der Welt, Heinrich von Zügel Haus, Alfred Bast –ı 23.8.<br />

Wolkenhof 14<br />

München Alte Pinakothek, Barer Straße 27 Alte Meister in Bewegung –ı 31.12.<br />

Rubens, Brueghel und die<br />

–ı 12.1.<br />

Blumenkranzmadonna<br />

Von Goya bis Manet –ı 31.12.<br />

Architekturmuseum der Technischen Universität,<br />

The Gift –ı 8.9.<br />

Arcisstrasse 21<br />

Die Neue Sammlung – The International Design Museum, Das Fahrrad –ı 22.9.<br />

Türkenstraße 15<br />

ERES Projects, Theresienstraße 48, *89 388 79 079 Oliver Laric – Metamorphosen –ı 26.7.<br />

ERES Stiftung, Römerstrasse 15, *89 3887 9079 The Bird Show –ı 27.7.<br />

Haus der Kunst München, Prinzregentenstrasse 1,<br />

*89 211 27 113<br />

Alessio – Nico Vascellari<br />

Glamour und Geschichte –<br />

40 Jahre P1<br />

26.7.–4.8.<br />

–ı 23.2.<br />

Liliane Lijn – Arise Alive –ı 19.9.<br />

Luisa Baldhuber – Afterglow –ı 14.12.<br />

Martino Gamper – Sitzung –ı 27.10.<br />

MMMHaus – Meet Make Move –ı 11.9.<br />

Rebecca Horn –ı 12.10.<br />

Samaneh Atef, Belén Sánches,<br />

–ı 13.7.<br />

Desmond Tjonako<br />

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Theatinerstrasse 8 Viktor&Rolf – Fashion Statements –ı 6.10.<br />

Museum Brandhorst, Theresienstr. 35a Andy Warhol & Keith Haring –ı 26.1.<br />

Von Andy Warhol bis Kara Walker. –ı 14.7.<br />

Pinakothek der Moderne, Barer Strasse 40, *89 2866 9944 Abstrakte Horizonte –ı 8.9.<br />

Alfred Ehrhardt –ı 8.9.<br />

Die Sammlung van de Loo –ı 8.9.<br />

Gutai –ı 8.9.<br />

ZEN 49 – zum 75. Jubiläum –ı 8.9.<br />

Städt. Galerie Lenbachhaus / Kunstbau,<br />

Cao Fei –ı 8.9.<br />

Luisenstrasse 33 / Königsplatz, *89 2333 2000<br />

foryouandyourcustomers, Liebigstraße 22 Daniel Man 18.7.–16.1.<br />

Kunstverein München, Galeriestrasse 4 Carissa Rodriguez –ı 18.8.<br />

152 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Reutlingen — Bernard Aubertin,<br />

Kunstmuseum Reutlingen I konkret<br />

Völklingen — Lu Guang,<br />

Weltkulturerbe Völklinger Hütte<br />

Smudajescheck Galerie, Schwindstr. 3<br />

15 Years | 5 Artists – Orange is the<br />

–ı 27.7.<br />

Color of my Dreams<br />

Münster Kunsthalle Münster, Hafenweg 28, *251 492 4191 Forms of the Surrounding Futures –ı 4.8.<br />

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10 Ali Eslami — Line of Sight –ı 8.12.<br />

Neuss Skulpturenhalle, Lindenweg / Ecke Berger Weg Thomas Schütte – Prints –ı 28.7.<br />

Stiftung Insel Hombroich, Minkel 2, *2182 887 4000 Bernhard Fuchs – Hofau –ı 25.8.<br />

Gleichklang in Autonomie –<br />

–ı 23.2.<br />

Hildegard und Erwin Heerich<br />

Gotthard Graubner –ı 3.11.<br />

Nürnberg Neues Museum Nürnberg, Klarissenplatz, *911 240 2069 Tapetenwechsel –ı 1.9.<br />

Offenburg Städtische Galerie, Amand-Goegg-Str. 2 Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller –ı 6.10.<br />

Pforzheim Kunstverein im Reuchlinhaus, Jahnstr. 42, *7231 215 25 atmen & sehen –ı 29.9.<br />

Potsdam Das Minsk Kunsthaus, 17 Max-Planck-Straße Soft Power –ı 11.8.<br />

Regensburg foryouandyourcustomers, Traubengasse 6 Hans Lankes –ı 12.12.<br />

Reutlingen Kunstmuseum Reutlingen / konkret, Eberhardstraße 14,<br />

*7121 303 2322<br />

Bernard Aubertin – Rouge et plus –ı 20.10.<br />

Rheinfelden /<br />

Baden<br />

Kunstmuseum Reutlingen / Spendhaus,<br />

Spendhausstrasse 4, *7121 303 2322<br />

Aus der Sammlung – Skulptur und<br />

Druckgrafik<br />

26.7.–17.11.<br />

Florian Haas – Historienschnitte –ı 28.7.<br />

Kunstmuseum Reutlingen / Galerie, Eberhardstr. 14 Simone Eisele – after Millet –ı 1.9.<br />

Haus Salmegg, An der Rheinbrücke Tatbestand – Tatjana Brock 21.7.–1.8.<br />

Riegel kunsthalle messmer, Grossherzog-Leopold-Platz 1 Niki de Saint Phalle, Sylvette<br />

–ı 24.11.<br />

David, Elvira Bach<br />

Saarbrücken foryouandyourcustomers, Am Staden 21 Sigrún Ólafsdóttir –ı 31.7.<br />

Schweinfurt Museum Georg Schäfer, Brückenstrasse 20 Tod und Teufel – Faszination<br />

14.7.–20.10.<br />

des Horrors<br />

Siegen Museum für Gegenwartskunst Siegen, Unteres Schloss 1 Sung Tieu –ı 10.11.<br />

Sindelfingen Galerie Stadt Sindelfingen, Marktplatz 1 Lux Ore – Jill Kiddon 21.7.–6.10.<br />

Singen Kunstmuseum Singen, Ekkehardstrasse 10, *7731 85 271 125 x Singen – Historische<br />

–ı 15.9.<br />

Ausstellung<br />

Krieg und Frieden – Otto Dix –ı 8.9.<br />

Marcus Schwier – Singen –ı 15.9.<br />

Stuttgart Kunstmuseum Stuttgart, Kleiner Schlossplatz 1,<br />

*711 / 216 196 00<br />

Frischzelle_30 – Simone Eisele<br />

–ı 22.9.<br />

Kubus – Sparda-Kunstpreis <strong>2024</strong> –ı 25.8.<br />

Otto Herbert Hajek –ı 6.10.<br />

Sommer der Künste 18.7.–26.1.<br />

Vom Werk zum Display –ı 2.11.<br />

Staatsgalerie, Konrad-Adenauer-Str. 30–32 Fotosommer Stuttgart <strong>2024</strong> –<br />

19.7.–8.9.<br />

Transformation<br />

Klaus Staeck – Vorsicht Kunst! 19.7.–29.9.<br />

Sommer der Künste – Villa<br />

Massimo zu Gast in Stuttgart<br />

19.7.–1.1.<br />

AGENDA // DEUTSCHLAND 153


This is Tomorrow 19.7.–31.12.<br />

Galerie von Braunbehrens, Rotebühlstr. 87, *711 605 584 Kunst aus Stuttgart 27.7.–5.9.<br />

Tuttlingen Galerie der Stadt Tuttlingen, Rathausstrasse 7 Andrea Francolino –ı 21.7.<br />

Tübingen Kunsthalle Tübingen, Philosophenweg 76 Kunstschätze –ı 15.9.<br />

Ulm kunsthalle weishaupt, Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1,<br />

*731 161 4360<br />

Museum neu buchstabiert<br />

Wolfram Ullrich – Überwindung der<br />

Schwerkraft<br />

–ı 27.10.<br />

–ı 29.9.<br />

Völklingen Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Rathausstraße 75–79,<br />

*6898 9100 100<br />

Der Deutsche Film – 1859 bis Heute –ı 18.8.<br />

Man & Mining –ı 1.9.<br />

Urban Art Biennale –ı 10.11.<br />

Weil am Rhein Vitra Design Museum, Charles-Eames-Strasse 1 Transform! –ı 1.9.<br />

Städt. Galerie Stapflehus, Bläsiring 10<br />

Colette Couleau, Verena Thürkauf, –ı 14.7.<br />

Gabriela Stellino<br />

Weilburg fotobildlager7a + Archiv_Klaus Graubner*1938,<br />

Street Seen –ı 31.7.<br />

Friedrich-Ebert-Straße 7a<br />

Wilhelmshaven Kunsthalle Wilhelmshaven, Adalbertstr. 28 –162°C, 450 kg / m³ – Fossile<br />

–ı 28.8.<br />

Energie, fragile Zukunft<br />

Wolfsburg Kunstmuseum Wolfsburg, Hollerplatz 1 Welten in Bewegung –ı 4.8.<br />

Firelei Báez –ı 13.10.<br />

Wuppertal Von der Heydt-Museum, Turmhof 8, *202 563 6231 Lothar Baumgarten<br />

Nicht viel zu sehen – Wege der<br />

Abstraktion 1920 bis heute<br />

Würzburg Museum im Kulturspeicher, Oskar-Laredo-Platz 1 24! – Fragen an die Konkrete<br />

Gegenwart<br />

Frankreich *0033<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

–ı 1.9.<br />

–ı 1.9.<br />

–ı 22.9.<br />

Espace culturel, Cours Mirabeau<br />

Vague au corps –ı 25.8.<br />

Hôtel de Caumont – Centre d’Art, 3, rue Joseph Cabassol Bonnard et le Japon –ı 6.10.<br />

Altkirch CRAC Alsace, 18, rue du Château, *3 8908 8259 <strong>Juli</strong>a Spínola – Même mot –ı 15.9.<br />

Annecy Fondation Salomon Art Contemporain, 34 avenue de Anima – Quand le dessin s’anime –ı 12.10.<br />

Loverchy, *4 5002 8752<br />

L’Abbaye – Espace d’art contemporain, 15 Chemin de Iris Levasseur –ı 17.12.<br />

l’Abbaye<br />

Annemasse Villa du Parc, 12, rue de Genève, *4 5038 8461 Stephen Felton – Bugaboo Voodoo –ı 30.9.<br />

Arles Fondation Vincent Van Gogh, 35, rue du docteur Fanton Van Gogh et les étoiles –ı 8.9.<br />

Les Rencontres d’Arles, 10, rond point des Arènes<br />

Rencontres de la Photographie<br />

–ı 22.9.<br />

Arles <strong>2024</strong><br />

Aubenas Le Château – Centre d’Art Contemporain et du Patrimoine Inauguration – Habiter le Monde 15.7.–13.10.<br />

d’Aubenas, Place De L’hôtel De Ville<br />

Aubervilliers POUSH, 153 Avenue Jean Jaurès Nord Est –ı 13.7.<br />

Besançon FRAC Franche-Comté, Cité des arts / Passage des arts 2,<br />

*381 878740<br />

Esther Ferrer, Un minuto más<br />

–ı 27.10.<br />

La Ribot, Attention, on danse ! –ı 27.10.<br />

Bordeaux CAPC, Entrepot Lainé, 7, rue Ferrière Nina Beier – Auto –ı 8.9.<br />

Musée des Beaux-Arts Bordeaux, 20, cours d’Albret Valérie Belin –ı 28.10.<br />

Caen FRAC Basse-Normandie, 9, rue Vaubenard Lily van der Stokker – I am here –ı 22.12.<br />

Musée-mine départemental, Avenue De Saint-Sernin, 20<br />

–ı 4.12.<br />

Cagnac-les-<br />

Mines<br />

<strong>Juli</strong>e Saclier – À l’ombre de nos<br />

sommeils<br />

Cannes Suquet des Artistes, Rue Saint-Dizier 7, *4 970 645 21 <strong>Juli</strong>en des Monstiers –ı 22.9.<br />

Chamarande Centre artistique et culturel, 38, rue du Commandant Laurie Charles – Le vacarme<br />

–ı 22.9.<br />

Arnoux<br />

du coeur<br />

Cherbourg- Le Point du Jour, 109, av. de Paris, *9923 La couleur est la lumière –ı 1.9.<br />

Octeville<br />

Clamart Fondation Arp, 21, rue des Châtaigniers Esprit d’atelier, arp et taeuber,<br />

–ı 24.11.<br />

vivre et créer<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

FRAC Auvergne, 6 rue du Terrail Laura Henno –ı 3.11.<br />

154 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Céret Musée d’Art Moderne Céret, 8, Boulevard Maréchal Joffre Max Jacob – le cubisme fantasque –ı 1.12.<br />

Delme<br />

Centre d’art contemporain Delme, 33, rue Poincaré,<br />

Raphaele Vogel – International<br />

–ı 20.12.<br />

*3 8701 4342<br />

comparison<br />

Dijon Le Consortium, 37, rue de Longvic Isabella Ducrot – Profusione –ı 8.9.<br />

–ı 6.10.<br />

Douchy-les-<br />

Mines<br />

Dunkerque<br />

Flassanssur-Issole<br />

Garges-lès-<br />

Gonesse<br />

Centre Régional de la Photographie Nord pas-de-Calais,<br />

Place des Nations<br />

Anne-Marie Filaire –<br />

Terres troubles<br />

FRAC Grand Large, 503 Av des Bancs de Flandres,<br />

José Loureiro – Croque-couleur –ı 1.9.<br />

*3 28 65 84 20<br />

LAAC – Lieu d’Art et d’Action contemporaine,<br />

Jardin des sculptures<br />

Gérard Duchêne – L’Appel du large –ı 13.10.<br />

Commanderie de Peyrassol, Chemin de Peyrassol Bertrand Lavier –ı 3.11.<br />

Le Cube Garges, Avenue Du Général De Gaulle, 40 Néo-Matérialités –ı 27.7.<br />

Hauterives Palais Idéal du Facteur Cheval, 8 Rue du Palais Idéal Lee Miller / Claire Tabouret –ı 11.11.<br />

Hyères<br />

La Banque, musée des Cultures et du Paysage, 14 Avenue Miró 13.7.–24.11.<br />

Joseph Clotis<br />

Hyères CN Villa Carmignac, Île de Porquerolles, *170 02 33 26 The Infinite Women –ı 3.11.<br />

Ile de Vassivière Centre International d’Art et du Paysage, Diplomaties terrestres –ı 5.11.<br />

Ivry-sur-Seine Centre d’art contemporain d’Ivry – le Crédac,<br />

L’amitié – ce tremble –ı 13.7.<br />

25–29 rue Raspail<br />

Jumièges Abbaye de Jumièges, 24, rue Guillaume le Conquérant Laurent Grasso – Clouds theory –ı 29.9.<br />

Landerneau Fonds Hélène & Edouard Leclerc, 71 Rue de la Fontaine Henri Cartier-Bresson –ı 5.1.<br />

Blanche, Rue des Capucins<br />

Lens Musée du Louvre-Lens, 99, rue Paul Bert, *3 2118 6262 Mondes soutterains –ı 22.7.<br />

Lille Institut pour la photographie, 11 rue de Thionville L’automne à l’Institut –ı 24.12.<br />

L’Isle-sur-la- Villa Datris, 7, avenue des 4 Otages Anne Wenzel –ı 3.11.<br />

Sorgue<br />

Marseille Musée des civilisations de l’Europe et de la Mediterranée, Paradis Naturiste –ı 9.12.<br />

Espace Georges Henri Rivière<br />

Metz<br />

Centre Pompidou Metz, 1, parvis des Droits de l’Homme Katharina Grosse – déplacer les<br />

–ı 24.2.<br />

CS 90490<br />

étoiles<br />

Voir / Le temps / En couleurs 13.7.–18.11.<br />

Montbéliard Le 19 Centre Régional d’Art Contemporain,<br />

Assemble – Blood in the machine –ı 25.8.<br />

Avenue Des Alliés, 19<br />

Montpellier FRAC Occitanie Montpellier, 4–6, rue Rambaud,<br />

Anna Solal –ı 12.10.<br />

*4 9974 2036<br />

Musée Fabre, 39, bvd. Bonne Nouvelle Jean Hugo – le regard magique –ı 13.10.<br />

Mouans-<br />

Sartoux<br />

Mougins<br />

Espace de l’Art Concret, Château de Mouans<br />

FAMM (Femmes Artistes du Musée de Mougins),<br />

Rue du Commandeur 32<br />

Francis Bacon et l’Âge d’Or du<br />

–ı 5.1.<br />

Design<br />

Herman de Vries –ı 5.1.<br />

Point, ligne, surface de lumière –ı 5.1.<br />

Gruppenausstellung –ı 21.10.<br />

Mulhouse La Kunsthalle, 16, rue de la Fonderie, *369 776 647 Darra-Zahra-Jabal –<br />

–ı 27.10.<br />

Younes Rahmoun<br />

Musée des Beaux-Arts Mulhouse, 4, Place Guillaume Tell Younes Rahmoun –<br />

–ı 27.10.<br />

Darra-Zahra-Jabal<br />

Nantes HAB / Hangar à Bananes, Quai des Antilles 21 Caroline Mesquita –ı 29.9.<br />

Le Lieu Unique, 2, rue de la biscuiterie Lauren Lee McCarthy –ı 8.9.<br />

Le voyage à Nantes, 1 / 3 rue Crucy 13 ème édition du Voyage à Nantes –ı 8.9.<br />

Centre d’art contemporain Zoo, Rue Lamoricière, 12 Céleste Richard Zimmermann –ı 26.10.<br />

Nice La Gaya Scienza, Rue Dalpozzo, 9 bis We Are Happy Here in A<br />

–ı 13.7.<br />

Happy House<br />

Maison Abandonnée, 43 Avenue Monplaisir L’éternité, si possible –ı 13.7.<br />

Musée National Marc Chagall, av. Docteur Ménard Chagall politique – Le Cri de liberté –ı 16.9.<br />

Villa Arson, 20, av. Stephen Liégeard Parasite 2.0 – gently brut –ı 25.8.<br />

AGENDA // DEUTSCHLAND / FRANKREICH 155


Mulhouse — Younes Rahmoun,<br />

La Kunsthalle<br />

Paris — Stephen Shore,<br />

Fondation Henri Cartier-Bresson<br />

Noisiel La Ferme du Buisson, Allée de la Ferme Justin Fitzpatrick, Mary Reid<br />

–ı 28.7.<br />

Kelley, Patrick Kelley<br />

Noisy-le-Sec La Galerie, 1, rue Jean Jaurès Jonathas de Andrade –ı 30.11.<br />

Paris Bourse de Commerce, 2 Rue de Viarmes Le monde comme il va –ı 2.9.<br />

Centre Pompidou, Place Georges Pompidou, *1 4478 1233 Hannah Villiger –ı 22.7.<br />

Roberta González –ı 9.3.<br />

Cité internationale des Arts, 18 rue de l’Hôtel de Ville, Ces voix qui m’assiègent … –ı 13.7.<br />

*14 278 7172<br />

Drawing Lab Paris, 17 rue de Richelieu, *1 45 38 51 15 Non-Effective Drawing –ı 24.8.<br />

Fondation Cartier, 261, blvd Raspail, *1 4218 5651 Matthew Barney – Secondary –ı 8.9.<br />

Fondation d’entreprise Pernod Ricard, 1 cours<br />

Paul Ricard, *1 5330 8800<br />

Crumbling the Antiseptic Beauty –ı 13.7.<br />

–ı 15.9.<br />

Fondation Henri Cartier-Bresson, Rue des Archives 79,<br />

*1 40 61 50 50<br />

Stephen Shore – Véhiculaire &<br />

Vernaculaire<br />

Fondation Louis Vuitton, 8, av. du Mahatma Gandhi,<br />

Henri Matisse, Ellsworth Kelly –ı 9.9.<br />

*1 4069 9600<br />

mahJ – musée d’art et d’histoire du Judaïsme,<br />

Jérôme Zonder –ı 27.10.<br />

Hôtel de Saint-Aignan<br />

Maison Européenne de la Photographie, 5 / 7 Rue de Fourcy Thomas Mailaender –ı 29.9.<br />

Musée du quai Branly, 37, quai Branly Myriam Mihindou –ı 10.11.<br />

Musée d’Art moderne de la Ville de Paris, 11, avenue du<br />

Président Wilson, *1 5367 4000<br />

Beware – Carte blanche à<br />

Ari Marcopoulos<br />

–ı 25.8.<br />

Jean Hélion – La prose du monde –ı 18.8.<br />

Présences arabes –ı 25.8.<br />

Musée Picasso Paris, 5, rue de Thorigny, *1 4271 2521 Picasso Iconophage –ı 22.9.<br />

Bétonsalon, 9, esplanade Pierre Vidal-Naquet,<br />

Sylvie Fanchon – Sofarsogood –ı 13.7.<br />

*1 4584 1756<br />

Le Bal, 6, Impasse de la Défense Yasuhiro Ishimoto –ı 17.11.<br />

Poitiers Le Confort Moderne, 185, fbg du pont-neuf, *5 4946 0808 Philipp Timischl –ı 25.8.<br />

Pontault-<br />

Combault<br />

Rochechouart<br />

Roubaix<br />

Centre Photographique d’île-de-France, 107,<br />

av. de la République<br />

Musée départemental d’art contemporain,<br />

Place du Château<br />

Musée d’art et d’industrie – La Piscine, 26, rue des<br />

Champs – 23, rue de l’Espérance<br />

François Bellabas – Blank Memory –ı 21.7.<br />

Natsuko Uchino –ı 15.9.<br />

Paul Hémery – la lumière en liberté –ı 1.9.<br />

Rouen Musée des beaux-arts Rouen, Square Verdrel David Hockney – Normandism –ı 22.9.<br />

Saint-Fons Le Centre d’Arts Plastiques Espace Léon Blum,<br />

Théophile Peris –ı 27.7.<br />

Rue de la Rochette<br />

Saint-Louislès-Bitche<br />

Musée du cristal Saint-Louis, Rue Coetlosquet,<br />

Patrick Faigenbaum –ı 29.12.<br />

*8706 4004<br />

Saint-Nazaire Le Grand Café, Place des quatres z’Horloges Katharina Grosse –ı 24.2.<br />

Saint-Ouenl’Aumône<br />

L’Abbaye de Maubuisson, rue Richard de Tour<br />

Sentience, écouter le parfum de<br />

la couleur<br />

–ı 1.9.<br />

156 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Saint-Paulde-Vence<br />

Sottevillelès-Rouen<br />

Fondation CAB Saint-Paul-de-Vence, Chemin des Trious Edith Dekyndt –ı 27.10.<br />

FRAC Haute-Normandie, 3, place des Martyrs-de-la-<br />

Résistance<br />

Francis Baudevin –ı 22.9.<br />

Sète MIAM, 23, quai Maréchal de Lattre de Tassigny Beaubadugly –ı 10.3.<br />

Sérignan Musée Régional d’Art Contemporain, 146, av. de la Plage Fortuna –ı 22.9.<br />

Toulouse Les Abattoirs, 76, Allées Ch.-de-Fitte Artistes et paysans –ı 25.8.<br />

Tours Château de Tours, 25 avenue André Malraux <strong>Juli</strong>ette Agnel –ı 10.11.<br />

Versailles Château de Versailles, Place d’Armes Eva Jospin –ı 29.9.<br />

La Maréchalerie, 5, av. de Sceaux La grotte de l’amitié –ı 12.7.<br />

Vienne centre d’art contemporain la halle des bouchers, 7,<br />

Yves Zurstrassen –ı 18.8.<br />

rue Teste du Bailler<br />

Villeneuve LaM, 1, Allée du Musée, *3 2019 6870 Marisa Merz –ı 22.9.<br />

d’Ascq<br />

Vitry-sur-Seine MAC / VAL Musée d’art contemporain, Place de la<br />

Humain Autonome – Déroutes –ı 22.9.<br />

Libération<br />

Wattwiller Fondation François Schneider, 27 rue de la Première Aqua Terra –ı 22.9.<br />

Armée<br />

Yvetot Galerie Duchamp, Ecole municipale d’arts plastiques Marc Desgrandchamps –ı 22.9.<br />

Italien *0039<br />

Alessandria Palazzo del Monferrato, Via S. Lorenzo 21 Alessandria Preziosa –ı 6.10.<br />

Aosta Centro Saint Benin, Via Bonifacio Festaz 27 Sguardi di intesa –ı 22.9.<br />

Bard Forte di Bard, Cerntro, AO, *125 833 811 Non c’è più tempo –ı 21.7.<br />

Bergamo Palazzo della Ragione Bergamo, Piazza Vecchia 8A, BG Sonia Boyce –ı 22.9.<br />

GAMeC, Via San Tomaso, 53 Lin May Saeed –ı 22.9.<br />

Massi Erratici –ı 22.9.<br />

Pensare come una montagna –ı 22.9.<br />

Una Galleria, Tante Collezioni –ı 11.1.<br />

Bologna Fondazione Artistica Collegio Venturoli,<br />

New Spaces | New Entries –ı 8.12.<br />

Via Centotrecento 4, BO<br />

Palazzo d’Accursio, Piazza Maggiore, 6 Ludovico e Annibale Carracci –ı 22.9.<br />

Raccolta Lercaro, 57 Via Riva di Reno, BO Antonio Violetta –ı 15.9.<br />

Bolzano ar / ge kunst Galerie Museum, Museumsstrasse 29 Eva Giolo –ı 27.7.<br />

Civitella<br />

d’Agliano<br />

Fondazione Antonio Dalle Nogare, Rafensteiner Weg 19,<br />

BZ, *471 971 626<br />

Under the Spell of Duchamp<br />

–ı 28.12.<br />

I just don’t like eggs! –ı 22.2.<br />

Museion Bolzano, Dantestr. 6, BZ, *471 223 413 Ezio Gribaudo –ı 1.9.<br />

Piccolo Museion –ı 1.9.<br />

Renaissance –ı 1.9.<br />

La Serpara, Loc. Serpara 2, SP 5, KM 26, VT 40 Künstler im Skulpturengarten –ı 31.12.<br />

Codroipo Villa Manin, Piazza Manin 10 Michelangelo Pistoletto –ı 31.12.<br />

Como Fondazione Antonio Ratti, San Francesco Ibon Aranberri –ı 26.7.<br />

Dro Centrale Fies, 1 Via Fies, TN Material Self 18.7.–21.9.<br />

Faenza Museo int. delle Ceramiche, Viale Baccarini 19 Gio Ponti – Ceramiche 1922–1967 –ı 13.10.<br />

Ferrara Palazzo dei Diamanti, Piazza del Municipio 2 Escher –ı 21.7.<br />

Firenze Museo del Novecento Firenze, Piazza di Santa Maria Ritorni – Da Modigliani a Morandi –ı 15.9.<br />

Novella 10, FI<br />

Museum Bardini, 37 Via dei Renai, FI Mimmo Jodice –ı 14.7.<br />

Palazzo Medici Riccardi, Via Camillo Cavour 1 L’Incanto di Orfeo –ı 8.9.<br />

Palazzo Strozzi, Piazza Strozzi 1, FI, *55 282 635 Anselm Kiefer – Angeli caduti –ı 21.7.<br />

BASE Progetti per L’Arte, Via San Niccolo 18r Luisa Lambri –ı 8.9.<br />

Gallarate MAGA Museo Arte di Gallarate, Via De Magri 1 Alfabeto del Contemporaneo –ı 1.9.<br />

Davide Maria Coltro –ı 1.9.<br />

Fashion Illustration –ı 1.9.<br />

Vittorio Tavernari –ı 1.9.<br />

AGENDA // FRANKREICH / ITALIEN 157


Genova<br />

Laveno-<br />

Mombello<br />

Palazzo Ducale Genova, Piazza Matteotti 9, GE,<br />

*10 562 440<br />

MIDeC – Museo Internazionale Design Ceramico, 5<br />

Lungolago Perabò, VA<br />

Modernità di un sentimento<br />

–ı 1.9.<br />

Sebastião Salgado –ı 14.7.<br />

Anna e Paola Marinuzzi – Premio<br />

–ı 21.7.<br />

MIDeC<br />

Milano Fabbrica del Vapore, Via Giulio Cesare Procaccini 45, MI Small is Beautiful –ı 22.9.<br />

Fondazione Luigi Rovati, 52 Corso Venezia, MI Vulci –ı 4.8.<br />

Fondazione Prada Milano, Largo Isarco 2, MI,<br />

*25 3570 9200<br />

Fondazione Prada Osservatorio, Galleria Vittorio<br />

Emanuele II, MI<br />

Cinema Godard<br />

–ı 14.7.<br />

Pino Pascali –ı 23.9.<br />

Miranda July – New Society –ı 14.10.<br />

ICA Milano, Via Orobia 26, MI, *375 532 48 06 Erika Verzutti –ı 19.7.<br />

Formafantasma –ı 19.7.<br />

Olympia Scarry – Microwave Sky –ı 24.11.<br />

MUDEC, Via Tortona 56, MI Exposure –ı 8.9.<br />

Tatuaggio –ı 28.7.<br />

Vincent van Gogh –ı 28.9.<br />

Palazzo Reale Milano, Piazza del Duomo 12, *2 3646 1394 Dolce&Gabana –ı 31.7.<br />

Pirelli HangarBicocca, Via Chiese 2, MI, *2 6611 1573 Chiara Camoni –ı 21.7.<br />

Nari Ward –ı 28.7.<br />

Triennale – Palazzo dell’Arte, 6 Viale Emilio Alemagna, MI Alessandro Mendini –ı 13.10.<br />

Gae Aulenti –ı 12.1.<br />

Giò Marconi, Via Tadino 15 Alex Da Corte –ı 31.7.<br />

MEET Digital Culture Center, 2 Viale Vittorio Veneto, MI John Sanborn –ı 8.9.<br />

Monica De Cardenas Milano, Via Francesco Viganò 4 Federico Tosi – Bonsai Riot –ı 31.7.<br />

Modena Fondazione Modena Arti Visive, Corso Cavour 2 Lupo Alberto –ı 25.8.<br />

Napoli Fondazione Morra Greco, Largo Avellino 17 Allora Vero – Cezary Bodzianowski –ı 27.7.<br />

Le Gallerie d’Italia – Palazzo Zevallos Stigliano,<br />

Velázquez –ı 14.7.<br />

177 Via Toledo, NA<br />

Solito – Galleria S1, Piazza Enrico De Nicola, 46, NA Jean-Michel – Out Run –ı 19.7.<br />

Orani Museo Nivola, Via Gonare, 2, NU Nairy Baghramian –ı 3.11.<br />

Ortisei Biennale Gherdëina, 8 Pontives, BZ Biennale Gherdëina 9 –ı 1.9.<br />

Padova Cultural Center Altinate San Gaetano, Via Altinate, 72, PD Claude Monet –ı 4.8.<br />

Fondazione Alberto Peruzzo, Via Dante 63,<br />

Fabrizio Plessi –ı 13.10.<br />

Nuova Sant’Agnese, PD<br />

Palermo Museo regionale d’Arte Moderna e Contemporanea di Flavio Favelli –ı 8.9.<br />

Palermo, Corso Calatafimi, 217, PA<br />

Palazzo Branciforte, Via Bara all’Olivella 2 William Kentridge –ı 12.10.<br />

Palma di Mandranova, Contrada Mandranova Beat Zoderer — Rosso non c’è –ı 7.9.<br />

Montechiaro<br />

Perugia Galleria Naz. dell’Umbria, Corso Vannucci Fulvio Roiter –ı 13.10.<br />

Pieve di Cento Pinacoteca Civica «Graziano Campanini»,<br />

Nsurrezioni Dello Sguardo –ı 28.7.<br />

Via Marco Rizzoli 4 / 6, BO<br />

Pistoia Palazzo de’ Rossi, 26 Via de’ Rossi, PT ’60 Pop Art Italia –ı 14.7.<br />

Prato<br />

–ı 29.9.<br />

Reggio Emilia<br />

Centro Arte Luigi Pecci, Viale della Repubblica 277, PO,<br />

*574 5317<br />

Colorescenze – Artiste, Toscana,<br />

Futuro<br />

Museo del Tessuto di Prato, Via Puccetti, 3, PO Walter Albini –ı 22.9.<br />

Collezione Maramotti, Via Fratelli Cervi 66, RE,<br />

*522 382 484<br />

Anna Conway<br />

–ı 15.9.<br />

Manuele Cerutti –ı 28.7.<br />

Silvia Rosi – Disintegrata –ı 28.7.<br />

Musei Civici di Reggio Emilia, Via Lazzaro Spallanzani 1 Luigi Ghirri –ı 2.3.<br />

Rivoli Castello di Rivoli, Piazza del Castello, TO, *11 956 522 La Collezione Cerruti –ı 30.4.<br />

Paolo Pellion di Persano –ı 8.9.<br />

Rossella Biscotti –ı 25.11.<br />

Roma Casa di Goethe, Via del Corso 18, RM, *650 412 25 Jahre Casa di Goethe in Rom –ı 31.12.<br />

The Uncany House –ı 1.9.<br />

Chiostro del Bramante, Via della Pace, RM, *6880 9035 Emotion –ı 31.8.<br />

158 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Rovereto<br />

Gaggenau DesignElementi Hub Roma, Lungotevere<br />

Ingar Krauss –ı 24.7.<br />

De’ Cenci, 4, RM<br />

Galleria Borghese, Piazzale Scipione Borghese 5, RM, Louise Bourgeois – Ricordati di me –ı 15.9.<br />

*32 810<br />

Galleria d’Arte Moderna Roma, 24 Via Francesco Crispi Arte di frontiera –ı 3.11.<br />

Emilio Isgrò – Protagonista <strong>2024</strong> –ı 31.12.<br />

Estetica della deformazione –ı 1.1.<br />

La poesia ti guarda –ı 15.9.<br />

Galleria Nazionale d’Arte Antica, Via Quattro Fontane 13,<br />

RM, *338 0570<br />

MACRO, Via Nizza 138 / Via Reggio Emilia 54, RM,<br />

*6 7107 0400<br />

MAXXI Museo Nazionale delle Arti del XXI Secolo,<br />

Via Guido Reni 2, RM, *7350<br />

Effetto notte – Nuovo realismo<br />

–ı 14.7.<br />

americano<br />

Alvin Curran<br />

–ı 16.7.<br />

Elisabetta Benassi –ı 25.8.<br />

Noto, Grisi, Serafini, Tamburini –ı 25.8.<br />

Patrizia Cavalli –ı 25.8.<br />

Ambiènte Archìvio<br />

–ı 20.10.<br />

Grazzini Tonazzini Colombo –ı 29.7.<br />

Inside Other Spaces –ı 20.10.<br />

Nuove avventure sotterranee –ı 25.9.<br />

Premio italiano di Architettura –ı 29.9.<br />

Palazzo Bonaparte, 5 Piazza Venezia, RM Mario Testino –ı 25.8.<br />

Palazzo delle Esposizioni Roma, Via Nazionale 194, RM, Expodemic –ı 25.8.<br />

*7500<br />

rhinoceros gallery, 19 Via dei Cerchi, RM Fortunato Depero – futurBella –ı 30.11.<br />

MART Museo d’Arte Moderna e Contemporanea,<br />

Corso Bettini 43<br />

Arte e Fascismo<br />

–ı 1.9.<br />

Pietro Gaudenzi –ı 1.9.<br />

Poetry in the box –ı 1.9.<br />

Torino Fondazione Merz, Via Limone 24 Dia Beacon –ı 20.11.<br />

Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Via Modane 16 Diana Anselmo –ı 13.10.<br />

Fly on the Wall – Danielle McKinney –ı 13.10.<br />

Mohammed Sami –ı 13.10.<br />

The Otolith Group –ı 13.10.<br />

Galleria d’Arte Moderna e Contemp., Via Magenta 31, TO,<br />

*11 562 9911<br />

Italo Cremona<br />

–ı 15.9.<br />

Jacopo Benassi –ı 1.9.<br />

OGR – Officine Grandi Riparazioni, Corso Castelfidardo 22 Cyprien Gaillard –ı 11.8.<br />

PAV – Parco Arte Vivente, Via Giordano Bruno 31 Marko Tadić – Heliopolis –ı 20.10.<br />

Quartz Studio, via Giulia di Barolo 18 / D, TO, *11 429 0085 Ingar Krauss –ı 20.7.<br />

Tremmezina Villa Carlotta, 2 Via Regina, CO L’Olimpo sul lago –ı 30.9.<br />

Venezia Arsenale, Campo Arsenale Massimo Bartolini –ı 24.11.<br />

Ca’ Corner della Regina, Santa Croce 2215, *2 5467 0981 Christoph Büchel –ı 24.11.<br />

Complesso dell’Ospedaletto, 6691 Barbaria de le Tole, VE Nebula –ı 24.11.<br />

Espace Louis Vuitton, 1353 Calle Ridotto, VE Ernest Pignon-Ernest –ı 24.11.<br />

Fondazione Bevilacqua La Masa, Galleria di Piazza<br />

Betsabeé Romero –ı 1.9.<br />

San Marco 71 / c<br />

Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Dorsoduro 46 Amendola – Burri, Vedova, Nitsch –ı 24.11.<br />

Eduard Angeli –ı 24.11.<br />

Fondazione Prada Venezia, Ca’ Corner della Regina,<br />

Christoph Büchel – Monte di Pietà –ı 24.11.<br />

Santa Croce 2215, VE<br />

Fondazione Querini-Stampalia, Castello 5252 A World of Many Worlds –ı 24.11.<br />

Yoo Youngkuk –ı 24.11.<br />

Galleria dell’Accademia Venezia, Campo de la Carità 1050, Willem de Kooning e l’Italia –ı 15.9.<br />

VE, *41 522 2247<br />

Giardini, Corderia dell’ Arsenale Stranieri Ovunque –ı 24.11.<br />

Le Stanze del Vetro, Isola di San Giorgio Maggiore 1<br />

Il Vetro di Murano e la Biennale di –ı 24.11.<br />

Venezia<br />

Le Stanze della Fotografia, Fondamenta San Giovanni, VE Helmut Newton – Legacy –ı 24.11.<br />

Patrick Mimran –ı 11.8.<br />

Museo Correr, Piazza San Marco 52 La Via della Scrittura –ı 15.10.<br />

AGENDA // ITALIEN 159


Venezia /<br />

Murano<br />

Liechtenstein *0423<br />

Vaduz<br />

Luxemburg *0352<br />

Museo del vetro, Fondamenta Giustinian, 8 Federica Marangoni –ı 24.11.<br />

Padiglione Svizzero, Giardini di Castello, VE Super Superior Civilizations –ı 24.11.<br />

Palazzo Bonvicini – Fondation Valmont, 2161 Calle Agnello Ulysses – We Are All Heroes –ı 23.2.<br />

Palazzo Diedo, Fondamenta Trapolin, Cannaregio 2386, VE Janus –ı 24.11.<br />

Palazzo Fortuny, San Beneto / 3780 San Marco, VE,<br />

Eva Jospin –ı 14.11.<br />

*41 520 0995<br />

Palazzo Grassi, San Samuele 3231 <strong>Juli</strong>e Mehretu –ı 6.1.<br />

Palazzo Mocenigo, Santa Croce 1992 Carla Tolomeo –ı 24.11.<br />

Marco Polo –ı 30.9.<br />

Peggy Guggenheim Collection, 701 Dorsoduro Jean Cocteau, Jean Cocteau. –ı 16.9.<br />

Procuratie Vecchie, 119 Piazza San Marco, VE A World of Potential –ı 28.4.<br />

Andrzej Wróblewski (1927–1957) –ı 24.11.<br />

Robert Indiana –ı 24.11.<br />

Punta della Dogana, Dorsoduro 1, VE Pierre Huyghe –ı 24.11.<br />

Salone Verde, Sestiere Santa Croce 2258, Calle della Cosmic Garden –ı 24.11.<br />

Regina<br />

Spazio Berlendis, Calle Berlendis, VE Ydessa Hendeles – Grand Hotel –ı 24.11.<br />

A plus A Gallery, San Marco 3073 Double Take –ı 15.7.<br />

Arsenale Institute for Politics of Representation,<br />

Riva Dei Sette Martiri, Castello 1430 / A, VE<br />

William Kentridge – Self-Portrait<br />

as a Coffee-Pot<br />

–ı 24.11.<br />

Ca’Foscari, Dorsoduro Daniele Calabi –ı 14.10.<br />

Ca’Pesaro, Santa Croce 2076 Armando Testa –ı 15.11.<br />

Chiara Dynys –ı 15.11.<br />

Lucia Veronesi –ı 13.10.<br />

Omaggio a Ennio Finzi –ı 6.10.<br />

Istituto Santa Maria della Pietà, Calle Larga De Castelo,<br />

3701, VE<br />

Above Zobeide<br />

–ı 24.11.<br />

Peter Hujar –ı 24.11.<br />

La Biennale di Venezia, Giardini – Arsenale La Biennale di Venezia <strong>2024</strong> –ı 24.11.<br />

Museo di Palazzo Grimani, Ramo Grimani, 4858<br />

Karine N’guyen Van Tham, Parul<br />

–ı 24.11.<br />

Thacker<br />

Palazzo Cavalli Franchetti, Campo Santo Stefano 2847 Breasts (Seno) –ı 24.11.<br />

Palazzo delle Prigioni, Castello, 4209 (San Marco) Yuan Goang-Ming – Everyday War –ı 24.11.<br />

Palazzo Ducale Venezia, San Marco 1, VE I mondi di Marco Polo –ı 29.9.<br />

Tanarte, Castello 2125, VE Elias Sime –ı 24.11.<br />

Berengo Centre for Contemporary Art and Glass,<br />

Glasstress 8¬Ω –ı 24.11.<br />

Campiello della Pescheria<br />

Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation,<br />

Städtle 32, *235 0300<br />

Artist’s Choice – Bethan Huws<br />

–ı 1.9.<br />

Barry Le Va – In a State of Flux –ı 29.9.<br />

Die ganze Palette –ı 27.10.<br />

Visarte Liechtenstein – Triennale 25.8.–6.10.<br />

<strong>2024</strong><br />

Kunstraum Engländerbau, Städtle 37, *236 6077 Atelier62 – Ursula Wolf –ı 28.7.<br />

Luxemburg<br />

Monaco *0377<br />

MUDAM / Musée d’Art Moderne Luxembourg, 3, Park Dräi<br />

Eechelen, *4537 851<br />

Jason Dodge –ı 8.9.<br />

Monaco<br />

Norwegen *0047<br />

Grimaldi Forum Monaco, 10 av. Pincesse Grace,<br />

Turner, le sublime héritage –ı 1.9.<br />

*99 992 000<br />

Villa Paloma, 54, blv. du Jardin Exotique, *98 981 962 Miquel Barceló – océanographe –ı 13.10.<br />

Villa Sauber, 17 Avenue Princesse Grace Pasolini en clair-obscur –ı 29.9.<br />

Oslo OsloBiennale, Myntgata 2 OsloBiennale –ı 31.12.<br />

160 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Österreich *0043<br />

Bregenz Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz Anne Imhof – Wish You Were Gay –ı 22.9.<br />

Dornbirn Flatz Museum – Zentrum für Photographie,<br />

No Limits – Körper, Performance & –ı 12.10.<br />

Marktstrasse 33, 2. Stock, *5572 306 4839<br />

Photographie<br />

Schuldig – Nicht Schuldig –ı 12.10.<br />

foryouandyourcustomers, 6 / 4 Marktstraße Marbod Fritsch –ı 31.8.<br />

Kunstraum Dornbirn, Jahngasse 9, *5572 55 044 Angela Glajcar – Flashback –ı 1.12.<br />

Graz Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel 2, *316 8017 9100 Günter Brus – Ein irrer Wisch –ı 6.10.<br />

Janz Franz –ı 27.10.<br />

Show! Highlights aus der<br />

–ı 18.8.<br />

Sammlung<br />

Halle für Kunst Steiermark, Burgring 2, *316 740 084 Isabel Lewis, Dirk Bell –ı 1.9.<br />

Franz Kapfer –ı 1.9.<br />

Hohenems Jüdisches Museum Hohenems, Schweizer Strasse 5 A Place of Our Own – Iris Hassid –ı 25.8.<br />

Krems<br />

Zeit Kunst Niederösterreich Krems,<br />

Monocolor – Screen – Space –ı 10.11.<br />

Dominikanerkirche / Körnermarkt 14<br />

Linz galerie wuensch aircube, Volksfeststrasse 36 aircube 5 selection 2014–2018 –ı 30.9.<br />

Jorge Adrian Pruna Ginesta –ı 31.10.<br />

Lustenau DOCK 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein,<br />

Planen + Falten: «Schwelle» –ı 27.7.<br />

Pontenstraße 20<br />

Salzburg Galerie Fotohof, Inge-Morath-Platz 1–3, *662 849 296 Anti / Körper 9.8.–28.9.<br />

Edith Tudor-Hart –ı 3.8.<br />

Lillian Birnbaum, Heidi Harsieber 9.8.–28.9.<br />

Wien Albertina Modern, Karlsplatz 5 Eva Beresin – Thick Air –ı 15.9.<br />

Kunst Haus Wien, Untere Weissgerberstr. 13, *1 712 0495 1. Klima Biennale –ı 14.7.<br />

Wiener Aktionismus Museum, Weihburggasse, 26 Was ist Wiener Aktionismus? –ı 31.1.<br />

foryouandyourcustomers, Köstlergasse 6–8 Käthe Schönle –ı 26.9.<br />

Rumänien *0040<br />

Timisoara Museum of Art Timisoara, éiata unirii 1 Dieter Mammel – Lifeline –ı 4.8.<br />

Spanien *0034<br />

Barcelona Suburbia Contemporary, Carrer de Valencia, 345 Jieyu Zheng –ı 26.7.<br />

Badajoz Meiac, C. Museo, s / n, Badajoz Martín López Lam –ı 4.8.<br />

Rui Macedo – Aparato –ı 8.9.<br />

Barcelona Caixa Forum Barcelona, Avenida del Marqués de Domillas Horizonte y límite –ı 1.9.<br />

6–8, B, *93 476 8600<br />

Centre d’Art Santa Mónica, Rambla de Santa Mónica 7 Màquines del temps –ı 8.9.<br />

Centro de Cultura Contemporánea, Montalegre 5, B,<br />

*93 306 4100<br />

Agnès Varda<br />

18.7.–8.12.<br />

Suburbia –ı 8.9.<br />

Fundació Antoni Tàpies, Aragó 255, B, *93 487 0315 Antoni Tàpies – La pràctica de l’art 20.7.–12.1.<br />

Serge Attukwei Clottey –ı 1.12.<br />

Fundació Joan Miró, Parc de Montjuic, B, *93 443 9470 Danielle Brathwaite-Shirley 19.7.–20.10.<br />

Joaquim Gomis –ı 29.9.<br />

Tuan Andrew Nguyen –ı 24.9.<br />

Fundació Suñol, Passeig de Gràcia 98, B, *9349 6103 Equipo Crónica –ı 13.7.<br />

KBr Fundación MAPFRE, Avenida Litoral, 30, B,<br />

*932 723 180<br />

La Virreina Centre de la Imatge, La Rambla 99, B,<br />

*93 316 1000<br />

Museu d’Art Contemporani, Plaça dels Angels, 1, B,<br />

*93 412 0810<br />

Louis Stettner<br />

Paz Errázuriz<br />

–ı 15.9.<br />

–ı 15.9.<br />

Jeff Wall – Contes possibles<br />

–ı 13.10.<br />

Raisa Maudit –ı 13.10.<br />

Jordi Colomer<br />

–ı 24.9.<br />

Mari Chordà –ı 12.1.<br />

Wu Tsang 20.7.–3.11.<br />

Museu Nacional d’Art de Catalunya, Parc de Montjuïc Adolf Fargndi –ı 15.9.<br />

Suzanne Valadon –ı 1.9.<br />

AGENDA // ITALIEN / LIECHTENSTEIN / LUXEMBURG / MONACO / NORWEGEN / ÖSTERREICH / … 161


Museu Picasso Barcelona, Montcada 15–19, B,<br />

*93 319 6902<br />

Bernard Plossu<br />

–ı 15.9.<br />

Fernande Olivier –ı 6.10.<br />

Sala Parés, Petritxol 5, B Si un árbol cae en el bosque –ı 31.8.<br />

Adn galería, Enric Granados, 49 Alán Carrasco –ı 10.8.<br />

Antonio Ortega –ı 24.8.<br />

Pep Vidal –ı 24.8.<br />

Ana Mas Projects, Carrer D’isaac Peral, 7, L’Hospitalet de Rita Sala –ı 6.9.<br />

Llobregat, Barcelona<br />

Carles Taché, Consell de Cent, 290 Cristina Krah –ı 6.9.<br />

Galeria Àngels Barcelona, Carrer del Pintor Fortuny, 27 Paula Artés –ı 3.9.<br />

Galería Zielinsky, 10 Passatge de Mercader, B Marina Camargo –ı 6.9.<br />

La Capella, Hospital 56 Un desordre distint 16.7.–29.9.<br />

Mayoral Espai d’Art, Plaça Major, 23 Alícia Vogel –ı 6.9.<br />

Mirador Torre Glòries, Avinguda Diagonal 211, B Cloud Cities Barcelona –<br />

–ı 31.12.<br />

Tomás Saraceno<br />

Palmadotze, Masia de Mas Pujó s / n, Santa Margarida i Claudia Terstappen –ı 31.7.<br />

Monjos, Barcelona<br />

ProjecteSD, Passatge Mercader 8, B, *93 488 1360 Ana Jotta & Jorge Nesbitt –ı 27.8.<br />

RocioSantaCruz, 627 Gran Via de les Corts Catalanes, B Guillem Coma –ı 3.9.<br />

Senda, 32 Carrer de Trafalgar, B Carla Cascales –ı 19.7.<br />

Bilbao Bilbao Arte, Urazurrutia 32 Artistas en residencia 2023 / 24 –ı 8.9.<br />

Guggenheim Museum, Abandoibarra Etorbidea 2 Anthony McCall – Split Second –ı 10.11.<br />

Martha Jungwirth –ı 22.9.<br />

Yoshitomo Nara –ı 3.11.<br />

Burgos Centro de Arte Caja de Burgos, Saldaña s / n. Jonathan Hammer –ı 29.9.<br />

Lorena Amorós –ı 29.9.<br />

Pablo Armesto –ı 29.9.<br />

Coruña Fundación Luis Seoane, San Francisco, s / n. La táctica del colibrí –ı 13.10.<br />

Victoria Gil – Coser el río –ı 1.9.<br />

Y su sangre ya viene cantando –ı 3.9.<br />

Cuenca Fundación Antonio Pérez, Calle de <strong>Juli</strong>án Romero 20 Carmen Álvarez-Coto –ı 29.9.<br />

Museo de Arte Abstracto, Casas Colgadas Jordi Teixidor – Obra sobre papel –ı 22.9.<br />

Córdoba Casa Árabe Córdoba, C / Samuel de los Santos, CO María Primo –ı 19.7.<br />

Gijón<br />

LABoral Centro de Arte y Creación Industrial, Los Prados,<br />

121<br />

Arte Asturiano en Residencia<br />

–ı 16.11.<br />

Milennials –ı 31.12.<br />

Rodrigo Cuevas –ı 8.3.<br />

Girona Bolit Centre d’Art Contemporani, Pujada de la Mercè, 12 Vacances amb Franco –ı 6.10.<br />

Granada Centro José Guerrero, Oficios, 8 Nicolás de Lekuona –ı 15.9.<br />

Hospitalet de<br />

Llobregat<br />

Ethall, Salvador, 24, Barcelona Mal de aire –ı 6.9.<br />

Huesca Centro de Arte y Naturaleza CDAN, C / Doctor Artero, s / n,<br />

HU, *974 239 893<br />

Javier Vallhonrat – Ciclo de la<br />

Maladeta<br />

–ı 13.10.<br />

Líneas en el tiempo –ı 13.10.<br />

Illa del Rei Hauser & Wirth Menorca, Diseminado Illa del Rei, PM Roni Horn, Eduardo Chillida –ı 27.10.<br />

L’Hospitalet de Nogueras Blanchard, 7 Carrer Isaac Peral, B Mercedes Azpilicueta –ı 14.9.<br />

Llobregat<br />

Las Palmas de<br />

G.C.<br />

León<br />

CAAM Centro Atlántico de Arte Moderno, Balcones 9–13,<br />

GC, *92 831 1824<br />

MUSAC Museo de Arte Contemporáneo León, Avenida de<br />

los Reyes Leoneses 24, LE, *987 090 000<br />

Carlos Garaicoa<br />

–ı 15.9.<br />

Karlo Andrei Ibarra –ı 6.10.<br />

Legado Juan Hidalgo –ı 15.9.<br />

Només si fa olor de terra –ı 29.9.<br />

Fenómenos<br />

–ı 15.9.<br />

María Luisa Fernández –ı 13.10.<br />

Pipilotti Rist –ı 13.10.<br />

Prudencio Irazabal –ı 13.10.<br />

Lleida La Panera Centre d’Art, Pl. de la Panera 2 Regina José Galindo –ı 29.9.<br />

Madrid Casa Arabe, Alcalà 62, M, *91 563 30 66 Paisajes efímeros del sol (PHE24) –ı 15.9.<br />

Casa de América, Paseo de recoletos 2 Widline Cadet (PHE24) –ı 7.9.<br />

162 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Madrid /<br />

Mostoles<br />

Centro Cultural Conde Duque, Conde Duque 9 y 11 Las verbenas desiertas –ı 21.7.<br />

CentroCentro, Plaza de Cibeles 1 Barbara Brändli (PHE24) –ı 22.9.<br />

Wet Dreams –ı 5.8.<br />

Circulo de Bellas Artes, Calle Alcala 42 Cristina García Rodero –ı 18.8.<br />

Masahisa Fukase (PHE24) –ı 8.9.<br />

Perpetuum Mobile (PHE24) –ı 1.9.<br />

El Águila, RamÍrez de Prado 3 Javier Campano (PHE24) –ı 8.9.<br />

Fundación Canal, Mateo Inurria 2 Elliott Erwitt –ı 18.8.<br />

Fundación Mapfre Sala Recoletos, Paseo Recoletos 23 Consuelo Kanaga (PHE24) –ı 25.8.<br />

David Goldblatt (PHE24) –ı 25.8.<br />

Matadero, Paseo de Chopera 12, M, *91 480 4968 Clima Fitness –ı 28.7.<br />

Jenna Sutela – Cosmologías<br />

–ı 15.12.<br />

Microbianas<br />

Museo ICO, Zorrila, 3, M, *91 420 1242 Iwan Baan (PHE24) –ı 8.9.<br />

Museo Lázaro Galdiano, 122 Calle de Serrano, M Lúa Ribeira (PHE24) –ı 25.8.<br />

Museo Reina Sofía, Santa Isabel 52 Eva Lootz –ı 2.9.<br />

Museo Thyssen-Bornemisza, Paseo del Prado 8 Rosario Velasco –ı 15.9.<br />

Palacio Velázquez, Parque del Retiro James Lee Byars –ı 1.9.<br />

Sala Alcalà, Calle de Alcalà 31, M Eva Lootz –ı 21.7.<br />

1 Mira Madrid, 16 Calle de Argumosa, M Fernando Bryce –ı 23.7.<br />

Blanca Berlín Galería, 28 Calle del Limón, M Luis González Palma (PHE24) –ı 27.7.<br />

Camara oscura, c / Alameda, 16 Jon Gorospe (PHE24) –ı 20.7.<br />

Canal Isabel II, Santa Engracia 125 Gonzalo Juanes –ı 21.7.<br />

Casado Santapau, 10 Calle de Piamonte, M Waldo Balart –ı 27.7.<br />

Freijo Gallery, 46 Calle de Zurbano, M, *91 310 30 70 México – Arquitectura y Paisaje –ı 13.7.<br />

Galería Ehrhardt Flórez, 11 Calle de San Lorenzo, M Uno Dos Tres –ı 24.7.<br />

Galería Elvira González, General Castaños, 3 Roger Ackling –ı 12.7.<br />

Galería Fernando Pradilla, Calle De Claudio Coello, 20 Starsky Brines 16.7.–29.9.<br />

Galería José de la Mano, 21 Calle de Zorrilla, M Agustín Ibarrola –ı 27.7.<br />

Helga de Alvear Madrid, Doctor Fourquet, 12, *91 468 0506 Candida Höfer (PHE24) –ı 13.7.<br />

Juan Silió, 20 Calle del Doctor Fourquet, M Carlos Saura –ı 20.7.<br />

La Caja Negra, 17 Calle de Fernando VI, M Nicholas F. Callaway –ı 30.7.<br />

La Casa Encendida, Ronda de Valencia 2, M, *91 506 3875 Donde cruzan los humos espero<br />

–ı 15.9.<br />

una semilla<br />

Inversión Cobra Roll –ı 15.9.<br />

Un réquiem por la humanidad –ı 15.9.<br />

Lucía Mendoza, 10 Calle de Bárbara de Braganza, M Agustín Ibarrola –ı 27.7.<br />

Max Estrella, 6 Calle de Santo Tomé, M Glenda León –ı 1.8.<br />

Parra & Romero, 14 Calle de Claudio Coello, M Liz Deschenes –ı 27.7.<br />

PhotoEspaña, Alameda 9<br />

International Festival of<br />

–ı 29.9.<br />

Photography (PHE24)<br />

Ponce+Robles, Calle de la Alameda 5, M Llibrets de Festes (PHE24) –ı 12.7.<br />

Sabrina Amrani, 52 Calle Sallaberry, M, *916 217 859 Josep Grau-Garriga –ı 13.7.<br />

CA2M Centro de Arte Dos de Mayo, Avda. de la<br />

Constitución 23, M, *91 276 0221<br />

Asunción Molinos Gordo<br />

–ı 25.8.<br />

Teresa Solar Abboud –ı 1.9.<br />

Murcia Centro Párraga, Calle Madre Elisea Oliver Molina, Murcia Juan Antonio Cerezuela –ı 25.7.<br />

Málaga Centro de Arte Contemporáne Málaga, Calle de Alemania, Mario Ayala<br />

–ı 25.8.<br />

MA, *95 212 0055<br />

Matías Sánchez –ı 10.9.<br />

Museo Picasso de Málaga, San Agustín, 8 Joel Meyerowitz –ı 15.12.<br />

Maria Blanchard –ı 29.9.<br />

Palma de<br />

Mallorca<br />

Esbaluard, Plaza Porta de Santa Catalina 10<br />

Ana Laura Aláez<br />

–ı 1.9.<br />

Gonzalo Elvira –ı 29.9.<br />

Katja Meirowsky –ı 25.8.<br />

Museu Fundación Juan March Palma, Sant Miquel 11, PM Zóbel – Memoria de un instante –ı 19.10.<br />

Salamanca Domus Artium, Avenida de la Aldehuela Anastasia Samoylova –ı 13.10.<br />

Fenómenos –ı 15.9.<br />

Susana Pérez Gibert –ı 6.10.<br />

AGENDA // SPANIEN 163


San Sebastián San Telmo Museum, Zuloaga Square, 1 Chillida y las Artes –ı 29.9.<br />

Xare Álvarez Berakoetxea –ı 25.8.<br />

Santa Cruz de<br />

Tenerifa<br />

Tea Tenerife Espacio de las Artes, Avenida de San<br />

Sebastian 10<br />

Adrián Alemán<br />

–ı 25.8.<br />

Jorge González – Orocobix –ı 25.8.<br />

Nela Ochoa –ı 1.9.<br />

Oscar Domínguez –ı 24.11.<br />

Santander Centro Botín, Muelle de Albareda s / n, S Retratos – Esencia y expresión –ı 20.10.<br />

Shilpa Gupta –ı 8.9.<br />

Silvia Bächli – Partitura –ı 20.10.<br />

Santiago de<br />

Compostela<br />

Segovia<br />

Sevilla<br />

CGAC Centro Gallego de Arte Contemporáneo, Valle Inclán<br />

s / n<br />

Antón Lamazares<br />

–ı 1.9.<br />

Concha Jerez e José Iges –ı 1.9.<br />

Mayte Vieta – O son do mar –ı 8.9.<br />

Salto Cuántico –ı 2.2.<br />

Fondación Eugenio Granell, Plaza del Toral s / n. Philip West –ı 15.9.<br />

Philip West –ı 9.1.<br />

Museo de Arte Contemp. Esteban Vicente, Plazueal de Hugo Fontela –ı 15.9.<br />

Bellas Artes s / n<br />

CAAC – Centro Andaluz de Arte Contemporáneo,<br />

Monasterio de la Cartuja, SE, *955 037 070<br />

Delcy Morelos<br />

–ı 13.10.<br />

Delcy Morelos –ı 9.3.<br />

Ignasi Aballí –ı 10.11.<br />

Manuel Salinas –ı 22.9.<br />

Territorios – Arte Latinoamericano –ı 1.9.<br />

CaixaForum Sevilla, C. C. Torre Sevilla, Calle López Pintado Veneradas y temidas 18.7.–27.10.<br />

Toledo CORPO – Toledo, 1 Paseo Miradero, TO Bernardí Roig –ı 1.12.<br />

Valencia IVAM Centre <strong>Juli</strong>o González, Guillem de Castro 118 Carolina Caycedo –ı 13.10.<br />

El poder con que saltamos juntas –ı 29.9.<br />

Josep Renau –ı 8.9.<br />

<strong>Juli</strong>o González –ı 12.1.<br />

Vigo Museo Marco de Vigo, Príncipe, 54 Bosco Caride –ı 15.9.<br />

Daniel Verbis –ı 25.8.<br />

Vitoria-Gasteiz Artium Contemporary Art, Calle Francia, 24 Ibon Aranberri – Vista parcial –ı 29.9.<br />

Néstor Basterretxea –ı 22.9.<br />

Patricia Dauder – Unform –ı 29.9.<br />

Vereinigtes Königreich *0044<br />

Birmingham Eastside Projects, 86 Heath Mill Lane dirty nails (les ongles noirs) –ı 27.7.<br />

Ramesh Mario Nithiyendran –ı 27.7.<br />

Sahjan Kooner, Gary Zhexi Zhang, –ı 31.12.<br />

Sophie Chapman<br />

Ikon Gallery, 1 Oozells Square Dion Kitson – Rue Britannia –ı 8.9.<br />

Blackpool Grundy Art Gallery, Queen Street Garth Gratrix –ı 7.9.<br />

Bristol Spike Island, 133 Cumberland Road Donald Rodney – Visceral Canker –ı 8.9.<br />

Bruton Hauser & Wirth Somerset, Durslade Farm, Dropping Lane Phyllida Barlow – Unscripted –ı 5.1.<br />

Cardiff g39, Oxford St Jerwood Survey III 13.7.–7.9.<br />

Gateshead Baltic, South Shore Road Franki Raffles –ı 17.11.<br />

Joanne Coates –ı 17.11.<br />

Leeds Henry Moore Institute, 74 The Headrow, *113 234 3158 Hany Armanious – Stone Soup –ı 3.11.<br />

Liverpool Bluecoat, Bluecoat Chambers Jennifer Lee Tsai –ı 31.7.<br />

Tate Gallery Liverpool, Albert Dock, *151 709 3223 Nancy Holt – Sun Tunnels –ı 22.7.<br />

Resolve Collective –ı 14.7.<br />

Fact Liverpool, 88 Wood Street R.I.P. Germain & Sara Sadik –ı 13.10.<br />

Walker Art Gallery, William Brown Street Landscapes by Women Artists –ı 18.8.<br />

↗ kunstbulletin.ch<br />

164 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


London Barbican Art Gallery, Silk St., *20 7588 9023 Francis Alÿs – Ricochets –ı 1.9.<br />

Ibrahim Mahama – Purple Hibiscus –ı 18.8.<br />

Camden Arts Centre, Arkwright Road Lonnie Holley –ı 15.9.<br />

Design Museum London, 224–238 Kensington High St Enzo Mari –ı 8.9.<br />

Horniman Museum and Gardens, London Road 100 Naomi Hobson 14.7.–28.11.<br />

ICA Gallery, 12 Carlton House Terrace, *20 7930 3647 Rheim Alkadhi –ı 8.9.<br />

Royal Institute of British Architects, 66 Portland Place Raise the Roof –ı 21.9.<br />

Serpentine Galleries (North), West Carriage Drive Judy Chicago – Revelations –ı 1.9.<br />

Serpentine Galleries (South), Kensington Gardens Yinka Shonibare CBE –ı 1.9.<br />

South London Gallery, 65 Peckham Road, *20 7703 6120 Firelei Báez –ı 8.9.<br />

Tate Britain, Millbank Alvaro Barrington –ı 10.11.<br />

Now You See Us –ı 13.10.<br />

Tate Modern, Bankside Expressionists –ı 20.10.<br />

Yoko Ono – Music of the Mind –ı 1.9.<br />

Zanele Muholi –ı 26.1.<br />

Victoria & Albert Museum, Cromwell Road, *20 942 2000 Fragile Beauty –ı 5.1.<br />

Japan – Myths to manga –ı 8.9.<br />

Tropical Modernism –ı 22.9.<br />

Whitechapel, 80–82 Whitechapel High St., *20 7522 7888 Gavin Jantjes – To Be Free! –ı 1.9.<br />

Peter Kennard – Archive of Dissent 23.7.–12.1.<br />

Arcadia Missa, Unit 6, Bellenden Road Business Centre Onyeka Igwe –ı 31.7.<br />

Recital –ı 31.7.<br />

Austrian Cultural Forum, 28 Rutland Gate, *20 225 0470 Making Expansive –ı 19.7.<br />

Chelsea space, 16 John Islip Street Kate Morrell –ı 4.2.<br />

Chisenhale Gallery, 64 Chisenhale Road Rory Pilgrim –ı 21.7.<br />

Danielle Arnaud, 123 Kennington Road Helen Robertson – Echo –ı 27.7.<br />

Gasworks Gallery, 155 Vauxhall Street Rahima Gambo –ı 8.9.<br />

Hauser & Wirth London, 23 Savile Row, *207 287 2300 Harmony Korine –ı 27.7.<br />

Isa Genzken –ı 27.7.<br />

Iniva (Institute of International Visual Arts), Rivington Place Maria Amidu –ı 8.9.<br />

Kate Macgarry, 27 Old Nichol St. Renee So –ı 13.7.<br />

Lisson Gallery London, 29 and 52–54 Bell Street,<br />

*20 7724 2739<br />

Jack Pierson<br />

–ı 3.8.<br />

Otobong Nkanga –ı 3.8.<br />

Maureen Paley, 21 Herald Street Daniel Correa Mejía –ı 14.7.<br />

Hannah Starkey –ı 14.7.<br />

The Approach, 47 Approach Rd. On feeling –ı 3.8.<br />

Manchester Home, 70 Oxford St., *161 228 7621 Brass Art – rock, quiver and bend –ı 1.9.<br />

Nisa Chisipochinyi – Mamela –ı 24.7.<br />

Margate Turner Contemporary, The Rendezvous Ed Clark –ı 1.9.<br />

Middlesbrough mima, Centre Square Working Lives –ı 18.8.<br />

–ı 21.7.<br />

Newcastle upon unit 163, Grainger Street<br />

Tyne<br />

Videocity x Grainger Market x<br />

Creative Central NCL<br />

Nottingham Nottingham Contemporary, Weekday Cross Claudia Martínez Garay –ı 8.9.<br />

Hamid Zénati – Two Steps at<br />

–ı 8.9.<br />

a Time<br />

<strong>Juli</strong>an Abraham –ı 8.9.<br />

Southend-on- Focal Point Gallery, Victoria Avenue<br />

Amy Pennington, Gaby Sahhar,<br />

–ı 15.7.<br />

Sea Essex<br />

Maz Murray<br />

Maz Murray – Principal Boy –ı 15.7.<br />

Wakefield Yorkshire Sculpture Park, West Bretton Leilah Babirye – Obumu (Unity) –ı 8.9.<br />

The Hepworth, Gallery Walk Igshaan Adams – Weerhoud –ı 3.11.<br />

Ronald Moody – Sculpting Life –ı 3.11.<br />

Still Lives –ı 1.1.<br />

Sylvia Snowden – Painting<br />

–ı 3.11.<br />

Humanity<br />

Walsall The new art gallery Walsall, Gallery Square The Magic Money Tree –ı 28.7.<br />

AGENDA // SPANIEN / VEREINIGTES KÖNIGREICH 165


Hongkong *0852<br />

Hong Kong Hauser & Wirth Hong Kong, 15–16 / F, H Queen’s, 80<br />

Queen’s Road Central, Hong Kong Island<br />

Südafrika *0027<br />

Kapstadt<br />

Ukraine *0380<br />

Ivano-<br />

Frankivs’k<br />

Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, V&A Waterfont,<br />

S Arm Road, *87 350 4777<br />

Ivano-Frankivsk Drama Theater, Sichovykh Stril’tsiv St,<br />

15, Ivano-Frankivs’ka oblast<br />

Vereinigte Staaten *0001<br />

Boston<br />

Museum of Fine Arts Boston, 465 Huntington Avenue, MA,<br />

*617 267 9300<br />

Tetsumi Kudo –ı 31.8.<br />

Seekers, Seers, Soothsayers –ı 13.10.<br />

Videocity x – Average Peace<br />

Enjoyer<br />

Hallyu! The Korean Wave<br />

Toshiko Takaezu – Shaping<br />

Abstraction<br />

13.7.–4.8.<br />

–ı 28.7.<br />

–ı 29.9.<br />

Chicago Smart Museum of Art, 5550 S. Greenwood Avenue Haegue Yang –ı 24.8.<br />

Houston The Menil Collection, 1515 Sul Ross Wall Drawing Series – Marc Bauer –ı 25.9.<br />

Long Island City MoMA PS1, 22–25 Jackson Ave at 46 th Ave, NY,<br />

*718 784 2084<br />

Los Angeles<br />

New York<br />

San Francisco<br />

Hauser & Wirth Downtown Los Angeles, 901 East 3 rd<br />

Street, CA<br />

MoMA – The Museum of Modern Art New York, 11 West 53 th<br />

Street, NY, *212 708 9400<br />

Museum of Modern Art San Francisco, 151 Third Street,<br />

CA, *415 357 4000<br />

Melissa Cody<br />

–ı 9.9.<br />

Pacita Abad –ı 2.9.<br />

Regina José Galindo –ı 26.8.<br />

Jason Rhoades –ı 14.1.<br />

Crafting Modernity<br />

–ı 22.9.<br />

Käthe Kollwitz –ı 20.7.<br />

Yayoi Kusama – Infinite Love –ı 7.9.<br />

Messen und Auktionen<br />

Berlin Flughafen Berlin Tempelhof / Hangar 4, Columbiadamm 10, Positions Berlin Art Fair 12.9.–15.9.<br />

*30 7407 3788<br />

New York Javits Center, 429 11 th Ave, NY The Armory Show <strong>2024</strong> 6.9.–8.9.<br />

CASTELL ART<br />

WEEKEND <strong>2024</strong><br />

13. – 15. SEPTEMBER<br />

Zum Thema «Skulpturen»<br />

mit Tadashi Kawamata, Gina Fischli<br />

& Florian Germann<br />

Doppel zimmer ab Fr. 790.—<br />

bei Einzelbenützung ab Fr. 889.—<br />

Ohne Übernachtungen Fr. 580.—<br />

HOTEL · RESTAURANT · HAMAM · CH–7524 ZUOZ<br />

Tel +41 (0) 81 851 52 53 · Fax +41 (0)81 851 52 54 · hotelcastell.ch<br />

166 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


<strong>Kunstbulletin</strong>: 62 × 59 mm (quer)<br />

Look@JKON<br />

Roshan Adhihetty<br />

27. Juni bis 9. <strong>August</strong> <strong>2024</strong><br />

Samuel Buri, Hüttlenen. Foto: Serge Hasenböhler Basel, 2023 © <strong>2024</strong> ProLitteris, Zürich<br />

bis 6.10.24<br />

bis 6.10.24<br />

Dunja Herzog<br />

Marie Velardi<br />

Kunst<br />

Raum<br />

Riehen<br />

Eleonore Peduzzi Riva:<br />

designer, architetta e consulente<br />

7. September bis 10. November <strong>2024</strong><br />

Inszeniert von Matylda Krzykowski<br />

Mi–Fr 13 bis 18 Uhr, Sa–So 11 bis 18 Uhr<br />

Kunst Raum Riehen<br />

Baselstrasse 71, 4125 Riehen, Tel. 061 641 20 29<br />

kunstraum@riehen.ch, www.kunstraumriehen.ch<br />

bis 6.10.24<br />

bis 9.3.25<br />

Amanda Tröndle-<br />

Engel & Oskar<br />

Tröndle<br />

Fokus Sammlung<br />

Berge versetzen<br />

Kunstmuseum Solothurn<br />

Werkhofstrasse 30<br />

4500 Solothurn<br />

DI – FR 11–17 Uhr,<br />

SA & SO 10–17 Uhr<br />

+41 32 626 93 80<br />

kunstmuseum@solothurn.ch<br />

Heimvorteil...<br />

art-tv.ch<br />

das kulturfernsehen imnetz<br />

AARGAU / BASEL / BERN / SOLOTHURN 167


MIRÓ, ERNI,<br />

TÀPIES –<br />

WELT AUF PAPIER<br />

4.7.<strong>2024</strong><br />

10.11.<strong>2024</strong><br />

HANS ERNI<br />

MUSEUM<br />

JOHANN<br />

MELCHIOR<br />

WYRSCH<br />

Frauenbildnisse<br />

www.sankturbanhof.ch<br />

SURSEE<br />

MU SE UM<br />

SANKTURBANHOF<br />

IM KABINETT<br />

NOAH ARNOLD<br />

KASPAR MATTMANN<br />

30.<br />

06.<br />

24<br />

15.<br />

09.<br />

24<br />

Donnerstag<br />

14:00 – 20:00<br />

Freitag<br />

14:00 – 17:00<br />

Samstag / Sonntag<br />

11:00 – 17:00<br />

22. Juni<br />

— 29. Sept.<br />

<strong>2024</strong><br />

Nidwaldner<br />

Museum<br />

Winkelriedhaus<br />

168 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


17.8. – 1.12.<strong>2024</strong><br />

GUNTA STÖLZL UND JOHANNES ITTEN<br />

TEXTILE UNIVERSEN<br />

Kabinettausstellung:<br />

Sophie Taeuber. Textilreformerin<br />

169<br />

Gunta Stölzl, Landi-Tasche für Schweizerische Landesausstellung (Landi), 1939, Baumwolle in Ripsbindung, 20 × 24 cm, Privatbesitz<br />

Johannes Itten, Stoffbahn mit Tulpenmotiv Gold auf Schwarz, (1934-1938), Deutsches Textilmuseum Krefeld, © VG VG Bild-Kunst <strong>2024</strong>


Kunsthaus Glarus<br />

1 4 . 7 . - 2 4 . 1 1 . 2 0 2 4<br />

Jay Chung & Q Takeki Maeda<br />

John Miller<br />

Guido Baselgia<br />

Essenzas<br />

7. Juni <strong>2024</strong> bis<br />

20. Oktober <strong>2024</strong><br />

Vernissage<br />

Freitag, 19. <strong>Juli</strong>, 17 Uhr<br />

Film und Künstlergespräch<br />

‹Guido Baselgia – The Dark Light›<br />

Freitag, 16. <strong>August</strong>, 17 Uhr,<br />

Kino Rex, Pontresina<br />

noch bis 21. <strong>Juli</strong><br />

Who Cares?!<br />

Aktuelle Perspektiven auf Sorgearbeit<br />

Gastkuratorin: Sarah Merten<br />

Andreas Hofer<br />

Ying Xu<br />

Haviva Jacobson<br />

Vernissage: Freitag, 16. <strong>August</strong> 19 Uhr<br />

Kulturzentrum Kammgarn<br />

Do 18 – 20 Uhr<br />

Baumgartenstrasse www.vebikus.ch Fr 16 – 18 Uhr<br />

CH – 8201 Schaffhausen<br />

Sa / So 12 – 16 Uhr<br />

Plattner & Plattner Art Gallery<br />

Via da la Staziun 11, 7504 Pontresina<br />

plattnerundplattner.ch<br />

Mo bis Fr 9–12 Uhr und 14–18 Uhr<br />

Sa 9–12 Uhr<br />

170 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


incontri - scontri<br />

Viola Poli<br />

Mahtola Wittmer<br />

30.06 - 25.08.<strong>2024</strong><br />

espace d’art contemporain<br />

rue pierre-péquignat 9<br />

2900 porrentruy<br />

www.eac-leshalles.ch<br />

Helmhaus<br />

Kunststipendien<br />

13.7.–15.9.<strong>2024</strong><br />

CATHERINE BOLLE<br />

LES IMPOSSIBLES<br />

GALERIE LES DILETTANTES SION<br />

Grand-Pont 17<br />

24 août –14 septembre <strong>2024</strong><br />

Me – Je : 14h00 –18h30<br />

Ve : 10h00 –12h00 / 14h00 –18h30<br />

Sa : 11h00 –17h00<br />

Lesdilettantesgalerie.com<br />

der<br />

Stadt Zürich<br />

<strong>2024</strong><br />

ZURCHER<br />

THEATER<br />

SPEKTAKEL<br />

15.8.––<br />

1.9.24<br />

Di–So: 11–18 Uhr<br />

Do: 11–20 Uhr<br />

Limmatquai 31<br />

8001 Zürich<br />

helmhaus.org<br />

OSTSCHWEIZ / WESTSCHWEIZ / ZÜRICH 171


Léa Thomen<br />

Intime lévitation<br />

Die Intimität des Findens<br />

Werke auf Papier und<br />

Videoarbeiten<br />

Fr 30.8./6.9 17-20h<br />

Sa 31.8./7.9. 10-18h<br />

So 1.9./8.9. 10-18h<br />

Culturart Tiziana Carraro<br />

St. Georgen-Str. 77<br />

8400 Winterthur<br />

Kulturort Galerie Weiertal<br />

Hortus conclusus –<br />

im Garten der Sinne<br />

26. Mai - 8. September <strong>2024</strong><br />

Do - Sa 14 - 18h · So 11-17h<br />

Brigitte Baserga · Notta Caflisch · Margaretha<br />

Dubach · Elisabeth Eberle · federstahl.ch<br />

Markus Fehr · Flora Frommelt · Sylvia Geel<br />

Sabina Gnädinger · San Keller & Daniel Züsli<br />

Brigitt Lademann · LAST nico lazúla I ruedi<br />

staub · Maboart · Mickry3 · Barbara<br />

Stirnimann · Marion Strunk · Eva Wandeler<br />

Rumstalstrasse 55 · 8408 Winterthur<br />

www.galerieweiertal.ch<br />

CENTRE D’É D I T I O N<br />

CONTEMPORAINE<br />

G E N E V A<br />

The Centre d’édition contemporaine (CEC)<br />

is opening for applications the position of<br />

DIRECTOR OF THE<br />

CENTRE D’ÉDITION<br />

CONTEMPORAIN<br />

Application deadline: <strong>August</strong> 19, <strong>2024</strong><br />

Effective start date: February 1, 2025<br />

Description of the position:<br />

https://www.c-e-c.ch/en/jobs/<br />

172 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Werk- und Förderbeiträge<br />

Bildende Kunst &<br />

Performance <strong>2024</strong><br />

Das wöchentliche eJournal vom<br />

meistgelesenen Kunstmagazin<br />

der Schweiz – schon abonniert?<br />

Alle wichtigen Kunst-Events<br />

der Woche, kompakt in Deine<br />

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Im Rahmen der Jahresausstellung<br />

«Auswahl 24 », die vom Aargauer<br />

Kunsthaus und Aargauer Kuratorium<br />

in Kooperation durchgeführt wird,<br />

schreibt das Aargauer Kuratorium<br />

Werk- und Förderbeiträge aus.<br />

Eingabetermin für die Gesuche<br />

ist der 16. <strong>August</strong> <strong>2024</strong>.<br />

Das Augenmerk richtet sich bei<br />

der Vergabe der Werk- und<br />

Förderbeiträge insbesondere auf:<br />

— Eigenständigkeit<br />

— Professionalität<br />

— Innovationskraft<br />

Die formellen Anforderungen<br />

(Aargau-Bezug) sowie die Details<br />

zur Gesuchseingabe und zu den<br />

benötigten Unterlagen finden<br />

Sie auf der Website:<br />

www.aargauerkuratorium.ch<br />

Aargauer Kuratorium<br />

Bachstrasse 15, 5001 Aarau<br />

T 062 835 23 10<br />

info@aargauerkuratorium.ch<br />

www.aargauerkuratorium.ch<br />

kunstbulletin.ch/weekly<br />

173


knapp — klar — kostbar<br />

<strong>Kunstbulletin</strong> im Abo,<br />

jetzt bestellen!<br />

10 × =<br />

Fr. 95.–<br />

↗ Abos: kunstbulletin.ch/abo<br />

Weitere Abo-Kategorien siehe Website. Kontakt: +41 (0)58 510 61 08<br />

174 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>


Neufrankengasse 4, CH-8004 Zürich<br />

Telefon 0041 (0)44 298 30 30<br />

info@kunstbulletin.ch<br />

kunstbulletin.ch<br />

Onlineportal: kunstbulletin.ch<br />

Web App: artlist.net<br />

Redaktion<br />

Deborah Keller (Chefredaktion)<br />

Meret Arnold (Redaktion)<br />

Claudia Steffens (Online-Redaktion, Agenda)<br />

Ariane Roth (Administration, Vertrieb)<br />

Joëlle Bischof (Redaktion <strong>Kunstbulletin</strong> weekly)<br />

Françoise Ninghetto (Rédaction romande)<br />

Elisa Rusca (Redazione ticinese)<br />

Layout/Satz<br />

Nicole Widmer Meyer<br />

directarts.ch<br />

Druck/Papier<br />

Druckerei Odermatt AG<br />

Papier: Profibulk 1.1<br />

(FSC zertifiziert)<br />

Designkonzept/Artdirektion<br />

Susanne Kreuzer<br />

susanne-kreuzer.com<br />

Büro Deutschland/Lektorat<br />

Miriam Wiesel<br />

Fontanepromenade 3<br />

D-10967 Berlin<br />

Telefon 0049 (0)30 69 81 64 16<br />

kunstbulletin@t-online.de<br />

Herausgeber<br />

Schweizer Kunstverein<br />

Neufrankengasse 4<br />

CH-8004 Zürich<br />

kunstverein.ch<br />

ABONNEMENTE<br />

Abo-Service <strong>Kunstbulletin</strong><br />

Saanefeldstrasse 2, CH-3178 Bösingen<br />

Telefon 0041 (0)58 510 61 08<br />

aboservice@kunstbulletin.ch<br />

PREISE<br />

Kombi-Abo Print und digital<br />

(10 Print-Ausgaben plus E-Paper)<br />

Für Kunstinteressierte: CHF 95/€ 90*<br />

Für Institutionen (Agendaeintrag + Online-Präsenz):<br />

CHF 165/€ 150*<br />

Für Künstler:innen, Professionals (+ Online-Präsenz):<br />

CHF 102/€ 98*<br />

*Auslandspreise inkl. Porto<br />

Kombi-Abo reduziert:<br />

Für Mitglieder SKV, SIK, visarte und SGBK/SSFA: CHF 84<br />

Für Studierende: CHF 54<br />

Mit Kulturlegi: CHF 47.50<br />

ERSCHEINUNGSTERMINE<br />

Ausgabe Erscheinungsdatum Anzeigenschluss<br />

9 September 30.08.<strong>2024</strong> 31.07.<strong>2024</strong><br />

10 Oktober 27.09.<strong>2024</strong> 28.08.<strong>2024</strong><br />

11 November 25.10.<strong>2024</strong> 25.09.<strong>2024</strong><br />

12 Dezember 29.11.<strong>2024</strong> 30.10.<strong>2024</strong><br />

Mediadaten (Inserate im Heft und online)<br />

↗ kunstbulletin.ch/media<br />

Auflage<br />

Druckauflage: ca. 7000 Exemplare<br />

Abonnemente: ca. 6300 Exemplare<br />

Direktvertrieb: ca. 700 Exemplare (Buchhandel und Kiosk)<br />

ANZEIGENVERWALTUNG<br />

Claudio Moffa, Kundenberatung<br />

Telefon 0041 (0)44 928 56 31<br />

Sandra Verardo, Sachbearbeitung<br />

Telefon 0041 (0)44 928 56 35<br />

kunstbulletin@fachmedien.ch<br />

FACHMEDIEN<br />

Zürichsee Werbe AG<br />

Tiefenaustrasse 2, CH-8640 Rapperswil<br />

ISSN 1013 – 69 40<br />

Autor:innenkürzel dieser Ausgabe<br />

(AD) Adrian Dürrwang, (AM) Angelika Maas, (AU) Andrin Uetz,<br />

(IDL) Ingrid Dubach-Lemainque, (IZ) Isabel Zürcher, (JEN)<br />

Johanna Encrantz, (JES) J. Emil Sennewald, (KHO) Katharina<br />

Holderegger, (KS) Kristin Schmidt, (MG) Max Glauner, (MH)<br />

Mechthild Heuser, (SM) Stefanie Manthey, (SO) Sibylle Omlin,<br />

(TS) Thomas Schlup, (TSO) Tobias Söldi<br />

175


EN PASSANT<br />

Tautogramm am Tartarus<br />

Katja Schenker, ‹Kerberos›, 2013, KVA, Scheideggstrasse 50, Winterthur. Foto: Samuel Herzog<br />

Mit Mühe richtet die Rothaarige den rosa Mietroller auf, den jemand auf den Radweg<br />

geworfen hat. Das Teil wiegt schwer, kurzes Keuchen, dann ist es gerade gestellt. Aus<br />

ihrer Bauchtasche kramt die junge Frau jetzt ein Mobiltelefon hervor, befestigt es auf<br />

dem Lenker und schwenkt ihren Zeigefinger wie einen Zauberstab kreuz und quer<br />

über den Bildschirm. Das Trottinett piepst drei Mal. Die Kavalleristin steigt auf, dreht<br />

den Gashebel. Das Ding macht keinen Wank. Sie wiederholt die Operation. Erneutes<br />

Piepsen. Vollgas. Nichts rührt sich. Verzweifelt greift sie sich in die Haare. Sie wiederholt<br />

den Prozess ein letztes Mal, dann lehnt sie den Roller sorgfältig gegen das<br />

rostige Gitter am Rand des Wegs, löst ihr Telefon vom Lenker und versetzt dem Zaun<br />

einen wütenden Tritt. Das Metall zittert, das Trottinett piepst, die Frau stapft davon.<br />

Die Einhegung heisst ‹Kerberos› und ist ein Werk von Katja Schenker, kunstvoll<br />

aus handelsüblichen Gittern geformt. Kerberos ist in der antiken Mythologie der dreiköpfige<br />

Hund, der den Zugang zum Hades bewacht. Hier in der Industriezone von<br />

Winterthur behütet er die Kehrichtverbrennungshölle. Ein ebenso krudes wie stimmiges<br />

Bild. Dass die Rothaarige ihre Rage nicht an dem rosa Roller, sondern am Gitter<br />

ausgetobt hat, wundert mich seltsamerweise kaum. Liegt es an den Piepsern, mit denen<br />

das Pfeilchen unser Mitgefühl manipuliert? Verdient so ein Hadeshund hingegen<br />

einfach, dass man ihm die Stiefel in den Hintern hackt? Oder passen die drei schlicht<br />

zu zauberhaft zusammen: Zorn, Zaun und Zerberus? Samuel Herzog<br />

Samuel Herzog, Textbauer, Inselbauer, Schüttsteinschaffer. info@samuelherzog.net<br />

Eine Textreihe in Kooperation mit der Kunstsammlung der Stadt Winterthur.<br />

Weitere Informationen zum Werk via QR-Code und artlist.net<br />

176 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2024</strong>

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