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Abbildung 1:
Wesentlichkeit der Auswirkungen und
finanzielle Wesentlichkeit
DOPPELTE WESENTLICHKEIT
Abbildung 2:
Konzept der doppelten Wesentlichkeit
(in Anlehnung an den Entwurf des Leitfadens zur
Umsetzung der Wesentlichkeitsanalyse)
Alle Nachhaltigkeitsaspekte, die durch das Unternehmen beeinflusst
werden oder die sich auf das Unternehmen auswirken:
Unternehmen
Finanzielle
Wesentlichkeit
Wesentlichkeit
der Auswirkungen
Umwelt und
Gesellschaft
Wesentlichkeit
der
Auswirkungen
Wesentlichkeit
aus beiden
Perspektiven
Finanzielle
Wesentlichkeit
Wesentlichkeit, das die Dimensionen der
Auswirkungs wesentlichkeit und der finanziellen
Wesentlichkeit umfasst. Die Wesentlichkeit
der Auswirkungen bezieht sich auf
eine «Inside-Out-Perspektive», während die
finanzielle Wesentlichkeit eine «Outside-In-
Perspektive» einnimmt. Abbildung 1 veranschaulicht
diese beiden Perspektiven.
Gemäss ESRS 1.28 gilt ein Nachhaltigkeitsaspekt
als wesentlich, wenn er entweder
die Kriterien der Auswirkungswesentlichkeit
(«Impact Materiality») oder der finanziellen
Wesentlichkeit («Financial Materiality») oder
beide Kriterien erfüllt. Abbildung 2 verdeutlicht
dieses Prinzip. Der Pfeil in der Abbildung
weist darauf hin, dass die Wesentlichkeit
der Auswirkungen zeitlich oftmals
der finanziellen Wesentlichkeit vorausgeht.
Die Auswirkungswesentlichkeit fokussiert
sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens
auf Umwelt-, Sozial- und Governance
Aspekte (vgl. ESRS 1.44). Das Kriterium der
Auswirkungswesentlichkeit ist erfüllt, wenn
sich ein Nachhaltigkeitsaspekt «auf die
wesentlichen tatsächlichen oder potenziellen,
positiven oder negativen Auswirkungen
des Unternehmens auf Menschen oder
die Umwelt innerhalb kurz-, mittel- oder
langfristiger Zeithorizonte bezieht» (ESRS
1.43). Dabei ist zu beachten, dass Auswirkungen
sowohl mit der Geschäftstätigkeit
eines Unternehmens als auch mit seiner
vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette
verbunden sein können.
Die finanzielle Wesentlichkeit betrifft die
tatsächlichen oder potenziellen finanziellen
Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten
auf das Unternehmen. Ein Nachhaltigkeitsaspekt
gilt als finanziell wesentlich, wenn
dadurch «Risiken oder Chancen entstehen,
die innerhalb von kurz-, mittel- oder langfristigen
Zeithorizonten einen wesentlichen
Einfluss auf die Entwicklung, die Finanzlage,
die finanzielle Leistungsfähigkeit, die
Cashflows, den Zugang zu Finanzmitteln
oder die Kapitalkosten des Unternehmens
haben (oder wenn ein solcher Einfluss nach
vernünftigem Ermessen zu erwarten ist)»
(ESRS 1.49). Auch im Kontext der finanziellen
Wesentlichkeit soll die gesamte Wertschöpfungskette
berücksichtigt werden.
Prozess der
Wesentlichkeitsanalyse
Im Entwurf des Leitfadens zur Umsetzung
der Wesentlichkeitsanalyse werden
bespielhaft vier Schritte eines möglichen
Prozesses der Wesentlichkeitsanalyse
genannt (vgl. Abb.3):
Schritt A: Verständnis für den Kontext
Schritt B: Identifizierung der tatsächlichen
und potenziellen Auswirkungen,
Risiken und Chancen in Bezug auf
Nachhaltigkeitsaspekte
Schritt C: Bewertung und Bestimmung
der wesentlichen Auswirkungen,
Chancen und Risiken in Bezug
auf Nachhaltigkeitsaspekte
Schritt D: Offenlegung
Im ersten Schritt erstellt das Unternehmen
einen Überblick über seine Tätigkeiten
und Geschäftsbeziehungen sowie
andere relevante Kontextinformationen
und die betroffenen Stakeholder bzw.
Interessenvertreter. Dabei werden das
Geschäftsmodell, die Aktivitäten des
Unternehmens sowie die Wertschöpfungskette
genauer analysiert. Diese
Analyse bildet den Ausgangspunkt für
die Identifizierung der potenziell wesentlichen
Auswirkungen, Risiken und Chancen.
Der Leitfaden empfiehlt insbesondere
eine Analyse des Geschäftsplans und
der Unternehmensstrategie, der Tätigkeiten,
Produkte und Dienstleistungen,
der geographischen Standorte sowie der
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