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TITELSTORY<br />
MICHAELA<br />
SCHAFFRATH<br />
TRIFFT …<br />
„Manchmal fühle<br />
ich mich als Einsiedler“<br />
Schiller ist erneut beim Sommer-Open-Air auf der Seebühne <strong>Bremen</strong> dabei<br />
12<br />
Christopher von Deylen ist Deutschlands<br />
erfolgreichster Elektronikmusiker<br />
und seit 1998 unter dem Künstlernamen<br />
Schiller international erfolgreich.<br />
Seitdem hat er mehr als sieben Millionen<br />
Tonträger verkauft und neun Nummereins-Alben<br />
veröffentlicht sowie zahlreiche<br />
Gold- und Platinauszeichnungen erhalten.<br />
In diesem Jahr kommt er gleich zweimal<br />
nach <strong>Bremen</strong>. Am 23. November gastiert er<br />
im Rahmen seiner „Wanderlust“-Tour im<br />
Modernes und am 12. <strong>Juli</strong> ist er am Eröffnungswochenende<br />
der Seebühne <strong>Bremen</strong><br />
dabei. Dort präsentiert er sein „Sommerlust“-Open-Air-Konzert<br />
mit hypnotisierenden<br />
Beats und atmosphärischen Melodien.<br />
Michaela Schaffrath hat den sympathischen<br />
Künstler auf der Dachterrasse des<br />
Atlantic Grand Hotels getroffen und mit<br />
ihm über seine musikalischen Anfänge, seine<br />
Auszeit vom Leben in Deutschland, über<br />
das Thema Authentizität und seine Liebe zu<br />
<strong>Bremen</strong> gesprochen.<br />
Moin, Christopher. Du bist in Visselhövede<br />
geboren und aufgewachsen. Als<br />
Jugendlicher warst du oft in <strong>Bremen</strong><br />
unterwegs. Wie ist es jetzt für dich, wieder<br />
in heimatlichen Gefilden zu sein?<br />
Großartig, es ist toll. <strong>Bremen</strong> war in meiner<br />
Zeit als Teenager die nächste große Stadt<br />
und ganz oben auf der Wunschliste. Als ich<br />
meinen Führerschein hatte, war ich regelmäßig<br />
mit meinen Freunden hier in Clubs<br />
und Discos unterwegs. <strong>Bremen</strong> ist für mich<br />
eine ganz besondere Stadt und ein Stück<br />
Heimat, denn hier fand meine musikalische<br />
Früherziehung statt.<br />
Wie sah die genau aus?<br />
Ich bin mit der Musik der 1980er-Jahre aufgewachsen,<br />
und meine allerersten musikalischen<br />
Gehversuche habe ich mit der Band<br />
Tangerine Dream gemacht. Ihre Musik hat<br />
mich von Anfang an fasziniert und inspiriert.<br />
Eine Kassette, mit deren Musik, hat<br />
mir damals ein Freund vorgespielt, der in<br />
der Nähe des Clubs Modernes gewohnt hat.<br />
Ich war ganz oft bei ihm zu Hause und habe<br />
von oben das Treiben davor beobachtet. Als<br />
ich endlich volljährig war, bin ich selber in<br />
den Club gegangen, um mir die Band anzusehen.<br />
Und dann kam es irgendwann dazu,<br />
dass ich dort selber gespielt habe.<br />
Du bist dem Modernes bis heute treu<br />
geblieben, trittst dort im November im<br />
Rahmen deiner „Wanderlust“-Tour auf.<br />
Vorher spielst du am 12. <strong>Juli</strong> beim Eröffnungswochenende<br />
auf der Seebühne.<br />
Das hat mittlerweile Kultstatus. Was ist<br />
das Besondere an der Seebühne?<br />
Sie ist einzigartig in Deutschland. Diese<br />
wunderschöne Kulisse aus Himmel, Wasser<br />
und Hafen habe ich nirgendwo sonst gesehen.<br />
Ich wünschte, ich könnte unser Konzert<br />
auch einmal aus Sicht des Publikums<br />
sehen, denn die Fotos, die dort bisher entstanden<br />
sind, sehen wirklich toll aus. Wir<br />
können es kaum erwarten, und es ist eine<br />
große Ehre, die diesjährige Saison zu eröffnen.<br />
Wenn du in <strong>Bremen</strong> spielst, kommst du<br />
dann dazu, dir die Stadt anzusehen und<br />
in Erinnerungen zu schwelgen?<br />
Eher weniger. Viele denken zwar, dass man<br />
bei einem Konzert nur zwei Stunden auf<br />
der Bühne steht und davor beziehungsweise<br />
danach noch ganz viel Zeit hat. Aber dem<br />
ist nicht so. Vor dem Konzert braucht man<br />
die Zeit zum Einrichten des Sets, für den<br />
Soundcheck und überhaupt zum Ankommen.<br />
Und wenn man von der Bühne kommt,<br />
ist man tatsächlich jedes Mal aufs Neue<br />
wie gelähmt (lacht). Ich fühle mich dann<br />
nicht gesellschaftsfähig, sondern bin gerne<br />
für mich oder mit der Crew zusammen.<br />
Im Anschluss noch irgendwo hin zu gehen<br />
und zu feiern, fällt mir immer sehr schwer.<br />
Deswegen trenne ich das meistens und ich<br />
schaue mir die jeweilige Stadt an, wenn ich<br />
die Ruhe dazu habe. Das gelingt mir leider<br />
nicht immer. Aber für unser Interview bin<br />
ich zum Beispiel zwei Stunden früher nach<br />
<strong>Bremen</strong> gekommen, um an der Weser spazieren<br />
zu gehen, weil <strong>Bremen</strong> einfach eine<br />
traumhafte Stadt ist.<br />
Was macht unsere Hansestadt denn in<br />
deinen Augen so traumhaft?<br />
<strong>Bremen</strong> hat die ideale Größe. Sie ist groß<br />
genug, um als Stadt durchzugehen, aber<br />
sie ist nicht so einschüchternd wie Berlin.<br />
<strong>Bremen</strong> ist sehr bodenständig und hat aufgrund<br />
der Geografie ganz viel Unterschiedliches<br />
nebeneinander, was die Stadt sehr<br />
ehrlich und attraktiv macht. Im Gegensatz<br />
zu <strong>Bremen</strong> ist Berlin ein Versprechen, das<br />
nicht eingelöst wird.<br />
Du hast lange Zeit in Berlin gelebt und<br />
gerade erwähnt, dass dich diese Stadt<br />
eingeschüchtert oder sogar überfordert<br />
hat. War das der Grund, warum du 2014