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LA KW 26

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KULTUR<br />

(ap) Eines der bekanntesten Gebäude<br />

im Oberland liegt am Finstermünzpass<br />

ein wenig nördlich<br />

vor Nauders. Einen Besuch ist<br />

diese so martialisch anmutende<br />

Festung Nauders allemal wert.<br />

Schon während der Napoleonischen<br />

Kriegen plante Erzherzog Johann unter<br />

seinem Bruder Franz I (II als Römischer<br />

Kaiser deutscher Nation) ein<br />

Netz an Festungen, um das ganze Reich<br />

besser verteidigen zu können. Tirol<br />

sollte nach der Vorstellung des Erzherzogs<br />

besonders gut geschützt werden,<br />

denn die damaligen Kriege zeigten,<br />

dass Tirol eine hohe strategische Bedeutung<br />

zukam. Errichtet wurden etwa<br />

die große Anlage der Franzensfeste bei<br />

Aicha, die Festung Trient, aber auch<br />

kleine Sperren, wie am Stilfser Joch,<br />

am Tonale Pass und die Sperre bei Nauders.<br />

Sie wurde in den Jahren 1834–<br />

1840 anstelle der aus dem Spätmittelalter<br />

stammenden „Niclassperre“ nach<br />

Plänen des führender Festungsbauers<br />

jener Jahre Franz von Scholl und unter<br />

der Leitung von Feldmarschall-Leutnant<br />

Georg Eberle aus Bozen errichtet.<br />

Ursprünglich sollte die Sperre Nauders<br />

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von einer zusätzlichen Fes-tung auf den<br />

Sellesköpfen gesichert werden – die<br />

notwendigen Mittel konnte das Kaiserreich<br />

aber nicht bereitstellen. Diese<br />

Baustelle bedeutete für die ansässige<br />

Bevölkerung eine willkommene Arbeitsmöglichkeit.<br />

Die Festungsanlage<br />

war nie in Kämpfe verwickelt, zuletzt<br />

Bollwerk im Berg<br />

Die Festung Nauders<br />

Die Festung von Nordost, erbaut von den Kaisern Franz I und Ferdinand I.<br />

wurde sie im Ersten Weltkrieg mit einer<br />

Mannschaft beschickt. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg diente sie vorerst<br />

der Französischen Armee, später dem<br />

österreichischen Heer als Depot. Bei<br />

der Räumung der Festung durch das<br />

Bundesheer blieb kein einziges originales<br />

Ausstattungsteil zurück. Heute<br />

ist sie die einzige Festungsanlage aus<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert<br />

auf österreichischem Staatsgebiet. Seit<br />

1974 werden interessierte Besucher<br />

durch die Anlage geführt, seit 1994<br />

befindet sich die Sperre im Besitz des<br />

Vereins „Festung Nauders“.<br />

KASERNE GEGENÜBER DER FE-<br />

STUNG. Die Anlage ist fünfgeschossig,<br />

acht Geschütze und zahlreiche<br />

Schießscharten sollten Feinde zurückhalten.<br />

Sowohl nach Süden (Richtung<br />

Reschen) wie auch nach Norden (Engadin)<br />

gab es ein freies Schussfeld. Die<br />

geplante Besatzung betrug ca. 80 Sol-<br />

daten, mindestens 14 Tage konnte die<br />

Festung ohne frische Versorgung ausharren.<br />

Ursprünglich wurde das Wasser<br />

aus dem Stillebach heraufgepumpt,<br />

später wurde eine Quelle erschlossen.<br />

Die zweigeschossigen Kasematten für<br />

die Besatzung wurden in einem eigenen<br />

Gebäude zur Gänze in einer Kaverne<br />

gebaut. Ein Liftschacht mit Flaschenzug<br />

diente zur Versorgung der<br />

oberen Geschosse. Auf der gegenüberliegenden<br />

Talseite wurde eine Kaserne<br />

errichtet, die zur Unterbringung der<br />

Mannschaft in Friedenszeiten gedacht<br />

war. Dort war es deutlich wärmer und<br />

weniger feucht. Dieser Bau wurde vom<br />

östlichen Teil der Niclassperre gedeckt<br />

(dieser Teil der Niclassperre wurde erst<br />

im Ersten Weltkrieg geschliffen). In<br />

die Felsen neben der Kaserne wurden<br />

vom französischem Heer nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg Stollen geschlagen,<br />

diese dienten als Treibstoff- und Munitionsdepot.<br />

RS-Fotos: Pircher<br />

WARUM GIBT ES DORT DIE<br />

PANZER? In den 1970er-Jahren ließ<br />

der damalige Verteidigungsminister<br />

Emil Spannocchi entlang der Reschenstraße<br />

mit Panzertürmen bewaffnete<br />

Bunker anlegen. Sie sollten feindliche<br />

Truppen stoppen. Panzer, wie sie neben<br />

der Kaserne stehen, waren zu jener<br />

Zeit bei vielen Armeen in Europa im<br />

Einsatz. Die ausgestellten Panzer, auch<br />

jene aus russischer und amerikanischer<br />

Produktion, dienten bis in die 1990er-<br />

Jahren dem österreichischen Heer und<br />

sollen auf die strategische Bedeutung<br />

dieser Talenge hinweisen. Zudem<br />

sind die Panzer ein Blickfang für die<br />

Touristen und laden zum Besuch der<br />

Festung ein, so der Obmann des Museumsverein,<br />

Karl Ploner.<br />

MUSEUM. Der Erhalt eines so imposanten<br />

Gebäudes benötigt große<br />

Mittel und nur ein kleiner Teil kann<br />

durch die Eintritte gedeckt werden,<br />

Die Kaserne aus dem Jahr 1840.<br />

Die Panzer – im Vordergrund ein Kürassier-Panzer aus Steyr – weisen auf die<br />

strategische Bedeutung der Talenge hin.<br />

RUNDSCHAU Seite <strong>26</strong> <strong>26</strong>./27. Juni 2024

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