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Das StadtSalzburgMagazin Ausgabe 2024_2
Das StadtSalzburgMagazin
Ausgabe 2024_2
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© Florian Stürzenbaum<br />
Sonderausstellung<br />
»Die Farben der Serenissima. Venezianische<br />
Meisterwerke von Tizian bis Canaletto« ab 21. Juni<br />
Kuratorinnen-Führungen<br />
29. Juni, 11.00 Uhr; 20. Juli, 11.30 Uhr<br />
mit Kuratorin Çiğdem Özel<br />
Gesprächs- und Vortragsreihe<br />
31. Juli und 7. August, 17.00 Uhr<br />
(Führung, Gespräch & Umtrunk)<br />
Festa Veneziana<br />
Venezianisches Fest mit Parade,<br />
Straßenkunst und Maskenball<br />
31. August ab 16.00 Uhr Parade / ab 20.00 Uhr Maskenball<br />
Weitere Infos & Termine<br />
domquartier.at/serenissima<br />
St. Peter<br />
geben. Heuer jährt sich ja der Geburtstag<br />
von Erzbischof Marcus Sitticus zum 450.<br />
Mal, der das italienische Theater und venezianische<br />
Feste nach Salzburg gebracht<br />
hat. Unser Maskenball in der Residenz wird,<br />
wenn auch als zeitgemäße Interpretation,<br />
in dieser Tradition stehen. Es wird ein ganz<br />
besonderes Fest mit Musik und Tänzen.<br />
≈ Nicht das einzige Highlight, oder?<br />
Nein, das Salzburg Museum hat mit der<br />
Hubert-Sattler-Ausstellung ein Gastspiel<br />
in unserem Haus. Sattler hat die ganze<br />
Welt bereist und seine Eindrücke dann in<br />
sogenannten Kosmoramen verarbeitet,<br />
die man derzeit im Nordoratorium sehen<br />
kann. Fürs nächste Jahr planen wir in der<br />
Residenzgalerie eine Ausstellung zur Portraitmalerei<br />
im 19. Jahrhundert. Im Nordoratorium<br />
werden Tapisserien (gewebte<br />
Bildteppiche) mit Szenen aus der Genesis<br />
zu sehen sein. Das waren die teuersten und<br />
aufwendigsten Kunstwerke ihrer Zeit. Und<br />
wir werden in einer Kooperation mit der<br />
Galerie Ropac Juli/August kommenden<br />
Jahres Werke von Tony Cragg präsentieren<br />
– die erste Ausstellung zeitgenössischer<br />
Kunst in den Prunkräumen.<br />
≈ Wie kam es dazu?<br />
Er war hier in Salzburg, hat in der Galerie<br />
Ropac ausgestellt. Als ich seine Arbeiten<br />
sah, habe ich mir gedacht, dass sie mit<br />
ihrer raumgreifenden Opulenz fulminant in<br />
diese Räume passen könnten. Also habe<br />
ich ihn eingeladen und ihm die Räume gezeigt.<br />
Das hat ihn so beeindruckt und inspiriert,<br />
dass er zugesagt hat. Er wird extra<br />
für diese Räume Arbeiten anfertigen, und<br />
er wird Arbeiten nach Salzburg mitbringen,<br />
die hier noch nie zu sehen waren.<br />
≈ Was hat Sie eigentlich gereizt an der<br />
Direktion des DomQuartiers Salzburg?<br />
Es fühlt sich ein bisschen nach einer<br />
Heimkehr an, denn in einer früheren Phase<br />
meiner Karriere habe ich mich mit der<br />
monumentalen Malerei der Renaissance<br />
in Österreich auseinandergesetzt, u.a. in<br />
Salzburg. Ich beschäftige mich auch gerne<br />
mit Sammlungen, die – so wie hier – einen<br />
historischen Bezug zu dem Ort haben, an<br />
dem sie präsentiert werden. Der Ort hier<br />
ist untrennbar verbunden mit der kulturell<br />
gewachsenen Identität von Stadt und<br />
Land Salzburg. Es gibt tolle Geschichten,<br />
die man erzählen kann. Und dann ist es die<br />
einzigartige Verbindung von Spiritualität<br />
und Kultur. Die Selbstverständlichkeit, mit<br />
der geistliche Fürsten weltlichen Prunk,<br />
die Erzählungen aus dem Leben Alexander<br />
des Großen etwa, mit der christlichen<br />
Mythologie verbanden. In der Residenz<br />
haben Sie die ganze Heldensage an der<br />
Decke, dann geht man ein paar Schritte in<br />
den Dom und ist in christlichen Erzählungen<br />
und einem ganz eigenen Wertesystem.<br />
Dass man das miteinander verbinden<br />
kann, ist hochinteressant.<br />
≈ Denken Sie, dass das Potenzial des<br />
DomQuartiers ausgeschöpft ist oder<br />
gibt es noch Luft nach oben?<br />
Wenn man sich anschaut, aus welchen<br />
Gründen Salzburg vor knapp dreißig Jahren<br />
Welterbe geworden ist, dann treffen<br />
die Kriterien der UNESCO in verdichteter<br />
Form auf das DomQuartier zu. Salzburg<br />
wird als herausragendes Beispiel eines<br />
geistlichen Fürstentums bezeichnet, und<br />
das DomQuartier war Zentrum dieses<br />
Fürstentums. Ein Kriterium der UNESCO<br />
bezieht sich auf immaterielle Kultur und<br />
man bekommt es nur dann, wenn es noch<br />
immer materielle Kultur gibt, die Zeugnis<br />
dafür ablegen kann, was dieser Ort einmal<br />
bedeutet hat. Das trifft ganz besonders für<br />
das DomQuartier zu: Mozart war hier als<br />
Hofmusiker angestellt, er hat für diese Räume<br />
komponiert. Er ist hier aufgetreten und<br />
hat mit dem Fürsterzbischof Colloredo gemeinsam<br />
musiziert. Viele Objekte im Dommuseum,<br />
aber auch in der Erzabtei stehen<br />
auch heute noch in liturgischem Gebrauch.<br />
Wir sind aber auch ein besonderer Ort der<br />
Festkultur: Seit 2022 liegen die Prunkräume<br />
in unserer Verantwortung. Dem wollen<br />
wir in Zukunft mehr Beachtung schenken<br />
und beschäftigen uns gerade damit, wie<br />
wir die Räume in einen authentischeren<br />
Zustand bringen.<br />
≈ Abschließend noch zum Besucherzentrum,<br />
das entstehen soll: Was ist die<br />
Idee dahinter?<br />
Im Innenhof links hinten ab dem Teufelsgang<br />
wird es ab 2028 ein Besucherzentrum<br />
geben. Dabei geht es einmal darum,<br />
die Geschichte dieses außergewöhnlichen<br />
Museumskomplexes zu erzählen. Und darum,<br />
das tolle, aber in die Jahre gekommene<br />
Domgrabungsmuseum zu attraktivieren<br />
und einen Präsentationsort für die<br />
römerzeitlichen Bestände des Salzburgmuseums<br />
zu finden. Vom Besucherzentrum<br />
aus wird man runter in die tieferen<br />
Zeitschichten einsteigen können. Dann<br />
wird man Salzburg vom römischen Leben<br />
in Juvavum über den Bau des Doms und<br />
den Barock bis ins 19. Jahrhundert hinein<br />
erleben können. Wir können dann zweitausend<br />
Jahre Salzburger Geschichte als Erlebnisort<br />
präsentieren. Das ist etwas ganz<br />
Besonderes. Wenn man verstehen möchte,<br />
was Salzburg über die Jahrhunderte geprägt<br />
hat, dann kommt man zu uns.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Andrea Stockhammer (geboren 1971 in Wien)<br />
ist seit Herbst 2022 Direktorin des DomQuartiers.<br />
Salzburg kennt die studierte Kunsthistorikerin<br />
seit ihrer Jugend, weil sie die Sommerurlaube<br />
mit ihrer Familie oft in Mariapfarr<br />
verbrachte und zum Skifahren nach Wagrain<br />
kam. Sie schätzt die einzigartige Mischung<br />
aus traumhafter Natur – Berge und Seen zum<br />
Schwimmen – und hochkarätiger Kultur in<br />
der Stadt. Zuletzt hat sie das Landesmuseum<br />
Mainz geleitet und war dann im Kulturministerium<br />
u.a. für Weltkulturerbe und immaterielle<br />
Kulturpflege verantwortlich, wo sie die Kaffeehauskultur<br />
vermisst hat. Sie liebt das Café<br />
Bazar und das Fahrradfahren – so sehr, dass<br />
sie morgens sogar bei Regen mit dem Rad ins<br />
DomQuartier fährt.<br />
domquartier<br />
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