Baumeister 7/2024
Kritische Masse
Kritische Masse
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B7<br />
B A U<br />
Juli 24<br />
4 194673 018502<br />
07<br />
D 18,50 €<br />
A,L 20,95 €<br />
CH 2 4 , 9 0 S F R<br />
121. JAHRGANG<br />
Das Architektur-<br />
Magazin<br />
MEISTERN<br />
Kritische Masse.<br />
Architektur<br />
als planetare Größe
SEI UNSER<br />
TÜPFELCHEN<br />
AUF DEM ...<br />
i<br />
WERDE TRAINEE ODER WERKSTUDENT (M/W/D)<br />
IN DEN REDAKTIONEN VON BAUMEISTER, G+L,<br />
TOPOS, RESTAURO UND STEIN<br />
GEORG-MEDIA.DE/JOBS/
COVERFOTO: OUTSIDER MAGAZIN/JANA JOCIF/LEHM-WORKSHOP IN DOBRAVA PRI ŠKOCJANU<br />
B7<br />
Editorial<br />
Grüne Architektur, ökofreundlich, Netto-<br />
Null-Energie, biophiles Design und überhaupt<br />
Nachhaltigkeit. Diese und so unendlich<br />
viele andere Buzzwords müssen leider<br />
allzu oft der Kategorie „Marketing-Bullshit-<br />
Bingo“ (liebevoll mit MBB abgekürzt) zugeordnet<br />
werden. Die Architektur scheint<br />
besonders anfällig für derartige Begriffsschlachten<br />
zu sein. Doch geht es am Ende<br />
nicht um mehr als Marketing und überhaupt<br />
um das Ende? In diesem Heft drehen wir uns<br />
auf vielfältigste Art und Weise um die Fragen,<br />
ob wir in Zukunft noch bauen können und vor<br />
allem um die Rolle der Architektur in einer<br />
Welt, die irgendwann erkannt haben wird,<br />
dass es nicht ausreicht, etwas einfach nur<br />
irgendwie nachhaltig zu machen, um behaupten<br />
zu können, es nachhaltig gemacht<br />
zu haben.<br />
Klartext: Die Ressourcen unserer Welt sind<br />
endlich, und wir sind dem Ende bitterlich<br />
nah. Was, wenn wir nicht mehr auf die uns so<br />
ans Herz gewachsenen Baumaterialien zurückgreifen<br />
können? Welche Rolle wird der/<br />
die Architekturschaffende in Zukunft einnehmen<br />
müssen? Hat man in dieser Situation<br />
noch eine Wahl, und wie wird sich die Seele<br />
unserer Arbeit in einer derartigen Zukunft<br />
neu erfinden? Sie sehen schon, wir jonglieren<br />
in diesem Heft mit einer Vielzahl wirklich<br />
komplexer und noch komplizierter zu beantwortenden<br />
Fragen und haben es geschafft,<br />
einige der spannendsten Köpfe unserer Zeit<br />
zusammenzutrommeln, um diesen und vielen<br />
anderen Fragen, innerhalb eines dreigeteilten<br />
Hauptteils, Antworten oder zumindest<br />
kritische Gedanken entgegenzusetzen.<br />
Kritisches Denken ist ohnehin so was wie der<br />
rote Faden dieser Ausgabe. Wir zeigen<br />
bewusst weniger Projekte und lenken den<br />
Fokus vollkommen auf all die Themen, die<br />
die Architektur der Zukunft maßgeblich beeinflussen.<br />
Meiner bescheidenen Meinung nach ist das<br />
Ihnen vorliegende Heft ein Zukunftsheft. Die<br />
Menschen, die in dieser Ausgabe zu Wort<br />
kommen, richten ihren Blick in die Zukunft<br />
und scheuen sich nicht davor, Licht und<br />
Schatten zugleich und ebenso ungefiltert zu<br />
betrachten. Ich empfinde es als großes<br />
Privileg, dass wir dadurch die Möglichkeit<br />
bekommen, in viele „multiversale“ Zukunftsszenarien<br />
zugleich zu blicken.<br />
Schließlich, und das sollte uns bewusst sein,<br />
muss die Architektur in den nächsten Jahren<br />
sehr viel mehr leisten, als bloß zu bauen. Aus<br />
meiner Sicht sieht sich kaum eine andere<br />
Branche aktuell mit derartigen Veränderungen<br />
konfrontiert. Genau deshalb profitieren<br />
wir von der Vielfältigkeit der Menschen, die<br />
dieses Heft maßgeblich geprägt haben.<br />
Unsere Kontributor:innen kommen aus zahlreichen<br />
Ländern wie beispielsweise Kanada,<br />
Großbritannien, Slowenien, Litauen, Spanien,<br />
Argentinien, aber natürlich auch der<br />
Schweiz, Österreich sowie Deutschland und<br />
bringen mindestens ebenso vielfältige Hintergründe<br />
mit. Für mich ist es spannend zu<br />
sehen, wie Menschen, die unsere Zukunft<br />
prägen werden und sich mit dem Themenfeld<br />
der immer knapper werdenden Ressourcen<br />
beschäftigen, auf so außergewöhnliche<br />
Art und Weise Haltung zeigen.<br />
Eines darf ich vorwegnehmen: In dieser Ausgabe<br />
sehen wir, wie man mit Mut und Hingabe<br />
wirklich etwas bewegen kann. Ich<br />
hoffe, dass Sie von diesem B A U M E I S T E R<br />
mindestens genauso inspiriert werden wie<br />
ich. Ich freue mich auf Ihre Nachricht zu diesem<br />
Heft.<br />
Herzlichst,<br />
Tobias Hager<br />
t.hager@georg-media.de<br />
@baumeister_architekturmagazin
Liechtenstein<br />
School of<br />
Architecture<br />
S. 48<br />
Leonard<br />
Creutzburg<br />
S. 52<br />
Links: Indrė Umbrasaitė forscht<br />
zum Thema Architektur und Landschaft<br />
und ermöglicht uns einen<br />
anderen Einblick in das Feld.<br />
S. 34<br />
Unten: Rosario Talevi<br />
kümmert sich um<br />
fürsorgliche Architektur.<br />
S. 94<br />
Wissenschaftler:innen<br />
und Forscher:innen<br />
( A )<br />
Angela Rout<br />
S. 26<br />
Plattform<br />
Baukulturpolitik<br />
S. 30<br />
Indrė Umbrasaitė<br />
S. 34<br />
Matthew Crabbe<br />
S. 40<br />
Michael Wagner<br />
S. 44
FOTO LINKS UNTEN: LENA GIOVANAZZI; RECHTS: JENS STÖBE<br />
Architekturvermittler:innen<br />
( B )<br />
Anne Isopp<br />
S. 56<br />
Nadine Thaler<br />
S. 60<br />
Nina Granda,<br />
Magazin Outsider<br />
S. 64<br />
Sabine<br />
von Fischer<br />
S. 68<br />
Raumpraktiker:-<br />
innen<br />
( C )<br />
Nelly Sanjta<br />
S. 72<br />
Ecosistema<br />
Urbano<br />
S. 76<br />
gaupenraub +/–<br />
S. 82<br />
Hirner & Riehl<br />
Architekten<br />
S. 88<br />
Rosario Talevi<br />
S. 94<br />
Octagon<br />
Architekturkollektiv<br />
S. 100<br />
Inhalt<br />
106<br />
IMPRESSUM + VORSCHAU<br />
( A ) Wissenschaft<br />
und Forschung<br />
S. 25<br />
( B ) Architekturvermittlung<br />
S. 55<br />
( C ) Raumpraxis<br />
S. 71<br />
Die Raumpraktiker:innen vom<br />
Leipziger Octagon Architekturkollektiv<br />
verstehen sich als Planungslabor<br />
für Strategien des gesellschaftlichen<br />
Zusammenlebens.<br />
S. 100<br />
21
30<br />
( A )<br />
Grenzgänger:-<br />
innen<br />
Wenn alles<br />
gebaut ist, was<br />
bleibt<br />
Text:<br />
Robert Temel<br />
dann übrig<br />
?<br />
Robert Temel von der Plattform<br />
Baukulturpolitik stellt gegenwärtige<br />
Standards und Planungsprozesse<br />
infrage, um zu einer Praxis jenseits<br />
althergebrachter Grenzen zu<br />
gelangen.
Wissenschaft und Forschung<br />
31<br />
FOTO: PLATTFORM BAUKULTURPOLITIK<br />
A<br />
Architektur ist ja vieles – ob<br />
nun alles (Hans Hollein), Hintergrund<br />
(Hermann Czech)<br />
oder das Spiel der unter dem<br />
Licht versammelten Baukörper<br />
(Le Corbusier). Bei den meisten Definitionsversuchen<br />
geht es um die Produkte,<br />
also das, was Architekt:innen herstellen,<br />
wenn auch nicht selbst, sondern mittels<br />
Planung, die dann von Bauunternehmen<br />
Caren Ohrhallinger, Rupert Halbartschlager,<br />
Robert Temel: Sprecher:innen der Plattform<br />
Baukulturpolitik<br />
oder Handwerker:innen in ein Gebäude<br />
materialisiert wird. Oder es geht um den<br />
Ideenraum der Architektur, auf den sich<br />
nicht nur Hollein bezieht, sondern der auch<br />
die Spielwiese der „Paper Architects“ der<br />
1970er-Jahre war und der es möglich<br />
machte, sich vor allem von den ökonomischen,<br />
aber auch sozialen und kulturellen<br />
Grenzen, in denen Architektur produziert<br />
wurde, zu lösen, indem man auf die Materialisierung<br />
verzichtete.<br />
Architektur ist allerdings nicht nur ein Produkt,<br />
sondern auch eine Praxis, die viele<br />
verschiedene Formen annehmen kann<br />
und bei der ebenso zu überlegen ist, welche<br />
Praktiken eigentlich innerhalb der<br />
Grenzen der Architektur liegen und welche<br />
nicht, und ob sich diese Grenzen im<br />
Laufe der Zeit verschieben. Wie diese Praxis<br />
normalerweise aussieht, ist bekannt:<br />
Ein Architekturbüro erhält einen Auftrag,<br />
ob nun direkt oder über einen Wettbewerb;<br />
Auftraggeber:innen besitzen ein<br />
Grundstück, das idealerweise unbebaut<br />
ist, und geben ein Raumprogramm vor. Der<br />
Entwurf nimmt dann verschiedene Stufen:<br />
Baurecht, technische Umsetzung, Bauausführung<br />
– eine Praxis, die heute weitgehend<br />
digitalisiert ist, auch wenn die volle Integration<br />
von Planung und Ausführung im<br />
Datenraum nach wie vor nicht erreicht ist.<br />
Der Prozess funktioniert am besten, wenn<br />
die Rahmenbedingungen möglichst generisch<br />
sind: ein leeres, flaches Grundstück;<br />
ein abstraktes, standardisiertes<br />
Raumprogramm; standardisierte Planung<br />
und Ausführung mittels standardisierter<br />
Materialien und Elemente; professionelle<br />
Auftraggeber:innen, Nutzer:innen noch unbekannt.<br />
Diese Form der architektonischen Praxis<br />
hat sich in den letzten Dekaden deutlich<br />
verengt – auch wenn natürlich nicht alle<br />
Architekt:innen heute so arbeiten, ist das<br />
leider vielfach der Standard, von dem man<br />
nur schwer abweichen kann, obwohl er<br />
selten zu zufriedenstellenden Resultaten<br />
führt: Denn auch für die Entwicklung von<br />
Raumprogrammen braucht es die architektonische<br />
Kompetenz, ebenso wie für<br />
Standort- oder Erhaltsentscheidungen, für<br />
Fragen der Synergie und der Bedarfe im<br />
Umfeld. Und natürlich sollten in diese Prozesse<br />
auch andere einbezogen werden,<br />
etwa Nutzer:innen und Anrainer:innen.<br />
Eine Veränderung dieser Praxis ist somit<br />
aus vielen Gründen notwendig.<br />
Wettbewerbe<br />
fürs<br />
Umbauen<br />
Doch heute verändert sich dieses Bild<br />
plötzlich, eine neue Perspektive auf die Architektur<br />
und die architektonische Praxis<br />
entsteht. Wie Ben Pohl von „Denkstatt“ in<br />
Basel, einem Architekturbüro, das bereits<br />
weitgehend in der neuen Praxis aktiv ist,<br />
formuliert: „Und das ist die gute Nachricht:<br />
Die Welt ist gebaut.“ Denn bekannt ist, die<br />
enormen Treibhausgasemissionen und der<br />
WEITER
34<br />
( A )<br />
Interview:<br />
Ramona Kraxner<br />
„Landschaftsdenken“<br />
Verschwindende<br />
Jahreszeiten und<br />
neue Agenden<br />
Indrė Umbrasaitė hat einen Sinn<br />
für das, was nicht sichtbar ist. Das gilt<br />
insbesondere für (un)beliebig gesetzte<br />
Grenzen. Beständige Kategorien<br />
werden überwunden, Gegensätze<br />
verbunden und Architekturarbeit<br />
verändert. In unserem Gespräch<br />
erläutert sie, wie künstlerisch-intellektuelle<br />
Ansprüche mit realer Architektur<br />
vernetzbar werden, und ermöglicht<br />
uns einen anderen Einblick in das<br />
Feld Architektur und Landschaft.
Wissenschaft und Forschung<br />
35<br />
BAUMEISTER: Bitte stell dich kurz vor.<br />
INDRĖ UMBRASAITĖ: Ich bin eine litauische<br />
Architektin, die in Österreich<br />
lebt. Im Mittelpunkt meiner<br />
akademischen und gestalterischen<br />
Praxis steht die Frage des Zusammenlebens<br />
in der wissbaren, lebbaren<br />
und baubaren Fülle von heute.<br />
Ich habe in unterschiedlichen Kontexten<br />
gearbeitet, darunter im Studio<br />
Kazuyo Sejima an der Universität für<br />
angewandte Kunst Wien, der Forschungs-<br />
und Lehrkooperation Studio<br />
SOL am Institut für Architekturtheorie<br />
und Technikphilosophie der<br />
Technischen Universität Wien, dem<br />
MIT Climate Visions Lab und schließlich<br />
am Institut für Architektur und<br />
Landschaft an der Technischen Universität<br />
Graz, wo ich aktuell lehre.<br />
Seit Kurzem bin ich als Doktorandin<br />
an der Doctoral School of Architecture<br />
in Graz tätig und untersuche die<br />
Naturkultur des Winters – eine Jahreszeit,<br />
die vom Verschwinden bedroht<br />
ist – als Beispiel für das Leben<br />
mit und in einer „unproduktiven“ Natur.<br />
B: Was beschäftigt dich, Indrė?<br />
IU: Die Art und Weise, wie wir früher<br />
gelebt haben und heute leben, wird<br />
aus mehreren Richtungen gleichzeitig<br />
in Frage gestellt: Umweltkrise, allgegenwärtiges<br />
Computing, künstliche<br />
Intelligenz, um nur einige zu<br />
nennen. Dies bringt ein neues, polymorphes<br />
und multiskalares Lebensparadigma<br />
hervor, das nicht<br />
mehr dem von der Moderne postulierten<br />
produktionsbasierten Leben<br />
entspricht.<br />
Infolgedessen wird die Trennung von<br />
dem, was gesellschaftlich als persönlich/privat<br />
und gemeinschaftlich/öffentlich,<br />
kulturell als menschlich/<br />
nicht-menschlich und räumlich innen/außen<br />
betrachtet wird, zunehmend<br />
vermischt. Als Architekt:innen<br />
können wir uns bei der Gestaltung<br />
von Räumen nicht mehr auf traditionelle<br />
Trennungen und Aufteilungen<br />
verlassen. Technologische und ökosystemische<br />
Nähe im Gegensatz zu<br />
geografischer oder politischer Distanz<br />
verändert das Empfinden und<br />
Verständnis der Zugehörigkeit und<br />
erfordert eine neue Artikulation für<br />
nachhaltiges Leben mit allem, was<br />
es unter der Sonne gibt. Meine architektonische<br />
Praxis – ob akademisch<br />
oder entwurfsorientiert – wird von der<br />
Suche nach einem neuen räumlichen<br />
Vertrag zwischen Lebensformen<br />
und Lebensräumen vorangetrieben.<br />
Ich untersuche, wie sich ein<br />
neues Miteinander in einer hypervernetzten<br />
Welt räumlich artikulieren<br />
lässt. Indem ich mich wissenschaftlich<br />
und künstlerisch mit den drängenden<br />
Fragen unserer Zeit auseinandersetze,<br />
möchte ich neue Perspektiven<br />
dafür eröffnen, was architektonische<br />
Praxis sein kann. Dabei<br />
geht es nicht nur darum, was sie ist<br />
oder nicht ist, sondern ich möchte<br />
mir jenseits klassischer disziplinärer<br />
Definitionen auch vorstellen, was die<br />
Architektur tatsächlich werden<br />
könnte.<br />
B: Was inspiriert dich?<br />
IU: Mein Verständnis vom Menschen<br />
wurde von Denker:innen und Wissenschaftler:innen<br />
wie Donna Haraway<br />
und Michel Serres inspiriert. Sie postulieren,<br />
dass der Mensch kein eigenständiges<br />
Wesen ist, sondern wir vielmehr<br />
„interconnected informational<br />
organisms“ sind, also etwa: „miteinander<br />
verbundene Informationsorganismen“.<br />
Das verändert das Wesen<br />
der Architektur grundlegend.<br />
Aus architektonischer Sicht müssen<br />
wir die Grenze zwischen dem, was<br />
als persönlich oder gemeinsam betrachtet<br />
werden kann, dem, was innen<br />
oder außen ist, und dem, was<br />
von Menschen gemacht oder natürlich<br />
ist, neu fassen – auch im Bereich<br />
des Bauens. Diese Perspektive eröffnet<br />
einen neuen Weg für klassische<br />
Architekturfragen. Sie bedeutet<br />
nicht das Ende der Architektur oder<br />
ihrer Relevanz, wie einige kritische<br />
Stimmen meinen, sondern zeigt vielmehr<br />
die neue Agenda der Architektur<br />
auf.<br />
B: Was bedeutet Architektur für dich?<br />
IU: In der Architektur ist das Denken<br />
in typologischen und skalaren Beziehungen<br />
wie Region, Stadt, Land und<br />
Haushalt fest verankert. Nicht nur die<br />
architektonischen Praktiken, sondern<br />
auch die Ausbildung sind um<br />
diese Kategorien herum organisiert.<br />
Einem Paradigma folgend, ist es heute<br />
unübersehbar, wie ein solches<br />
„Ich bin überzeugt, dass die<br />
Architektur als intellektuelle und<br />
künstlerische Domäne in einzigartiger<br />
Weise in der Lage ist,<br />
Räume zu konzipieren, die eine<br />
positive Beziehung zum gesamten<br />
Planeten fördern und gleichzeitig<br />
das gegenwärtige Leben im<br />
Lokalen zum Ausdruck bringen.“<br />
räumliches Denken zur Trennung von<br />
Lebensräumen und dem Leben selbst<br />
beigetragen hat. Die Architekturdebatte,<br />
sowohl in der Wissenschaft als<br />
auch in der Praxis, die solche Kategorisierungen<br />
und die ihnen innewohnenden<br />
binären räumlichen Bedingungen<br />
– wie privat-öffentlich,<br />
Wohnen-Arbeiten, Gebäude-Landschaft<br />
– aktiv in Frage stellen, ist noch<br />
längst nicht ausgeschöpft. Neben<br />
WEITER
56<br />
( B )<br />
Reduzierte<br />
Ansprüche<br />
&<br />
beständige<br />
Architekt:innen<br />
Interview:<br />
Ramona Kraxner<br />
Als Vermittlerin durch ihren Podcast<br />
Morgenbau hat Anne Isopp<br />
bereits mit unzähligen Architekturschaffenden<br />
gesprochen.<br />
Aus ihrer Erfahrung sieht sie die<br />
Architekturarbeit auch zukünftig in<br />
den festen Händen der<br />
Architekt:innen. Was es dazu<br />
braucht, ist ein Weniger in vielerlei<br />
Hinsicht: Wir müssen unsere Ansprüche<br />
hinterfragen und eventuell<br />
Grünraum neuen Wohnungen<br />
vorziehen.
Architekturvermittlung<br />
57<br />
BAUMEISTER: Was ist Architektur<br />
für dich, Anne?<br />
ANNE ISOPP: Für mich ist Architektur<br />
eine unglaublich spannende Materie,<br />
ein dreidimensionaler Raum, der<br />
aus komplexen Rahmenbedingungen<br />
heraus entwickelt wird und unseren<br />
Lebensraum prägt. Dabei prägen<br />
macht- oder gesellschaftspolitische<br />
Aspekte die Architektur ebenso<br />
wie ihre technische Umsetzbarkeit.<br />
Ich sehe mich dabei als Vermittlerin,<br />
als Kommunikatorin und Multiplikatorin.<br />
Wir können nicht oft genug<br />
über positive Beispiele sprechen, um<br />
das Verständnis, was eine gute Architektur<br />
ist und leisten kann, zu schärfen.<br />
Eines der großen Themen, dem wir<br />
uns in der Architektur heute stellen<br />
müssen, ist die Nachhaltigkeit. Dieses<br />
Thema habe ich in meinem Podcast<br />
„Morgenbau“ aufgegriffen, ein<br />
Podcast über Nachhaltigkeit im Bauwesen.<br />
In jeder Ausgabe spreche ich<br />
mit einer/einem Architekt:in, Fachplaner:in<br />
oder Bauherr:in über das<br />
Thema. Ich möchte wissen, wie sie<br />
darüber denken und wie sie dieses<br />
Denken konkret in ihren Bauten umsetzen.<br />
Die Gespräche sollen inspirieren,<br />
die Vielfältigkeit und Dringlichkeit<br />
des Themas aufzeigen, neue<br />
Blickwinkel eröffnen und Mut machen,<br />
selbst nachhaltiger zu agieren.<br />
B: Wofür sollten Architekt:innen die<br />
Verantwortung übernehmen? Und<br />
warum?<br />
A I: Egal, ob als Architekt:in oder<br />
Bürger:in – wir müssen sorgsamer mit<br />
unserer Umwelt umgehen und unsere<br />
Ansprüche reduzieren. Gerade<br />
Architekt:innen sind Botschafter:<br />
innen solcher Themen. Sie können<br />
die richtigen Fragen stellen, wie<br />
etwa: Muss überhaupt neu gebaut<br />
werden? Wie viele Quadratmeter<br />
werden wirklich benötigt? Mit welchen<br />
Baumaterialien bauen wir? Sie<br />
können den Bauherr:innen Alternativen<br />
zu den üblichen Herangehensweisen<br />
aufzeigen.<br />
Die Bedeutung einer guten Gestaltung<br />
darf dabei nicht außer Acht gelassen<br />
werden. Nur wenn etwas<br />
schön ist, wird es auch geschätzt und<br />
gepflegt. Eine gute Gestaltung ist<br />
eine wichtige Grundlage auf dem<br />
Weg zu einem langen nachhaltigen<br />
Leben.<br />
Aber auch Bürger:innen übernehmen<br />
zunehmend Verantwortung für<br />
unsere gebaute Umwelt. Ein schönes<br />
Beispiel dafür ist das „Haus der Statistik“<br />
in Berlin. Eine Gruppe engagierter<br />
Menschen aus Kunst, Kultur,<br />
Architektur und Politik konnte 2015<br />
verhindern, dass das Haus der Statistik,<br />
ein charakteristisches Beispiel<br />
der Ostmoderne, abgerissen wurde.<br />
Mit einer Vorständin der Initiative<br />
konnte ich kürzlich sprechen: Leona<br />
Lynen ist im Vorstand der ZUsammenKUNFT<br />
Berlin, der Genossenschaft,<br />
die aus der Initiative heraus<br />
entstanden ist und die nun gemeinsam<br />
mit vier Kooperationspartnern<br />
das Haus der Statistik in Berlin zu einem<br />
gemeinwohlorientierten Stadtbaustein<br />
umbaut. Sie erzählte, dass<br />
sie auch durch Gespräche mit ihren<br />
zukünftigen Nutzer:innen diese zum<br />
Umdenken anregen wollen. Zum Beispiel<br />
mit der Frage, wie viel Raum jeder<br />
wirklich braucht. „Jeder muss<br />
sich dann selber die Frage stellen:<br />
Welche Rolle spiele ich eigentlich in<br />
dem gesellschaftlichen Transformationsprozess?“,<br />
sagt sie.<br />
B: Was bedeutet Architektur deiner<br />
Meinung nach für die Gesellschaft?<br />
A I: Architektur schafft Räume für unser<br />
tägliches Leben. Räume, in denen<br />
wir wohnen und arbeiten, und im<br />
besten Fall Räume, in denen wir uns<br />
gerne aufhalten und einander begegnen.<br />
Wir brauchen solche Räume,<br />
in denen Gesellschaft stattfinden<br />
kann. Mit Corona ist die Bedeutung<br />
des öffentlichen Raums wieder<br />
mehr in unseren Fokus gerückt. In<br />
vielen Städten kann man beobachten,<br />
das Jugendliche sich wieder<br />
häufiger in öffentlichen und damit<br />
konsumfreien Räumen treffen. Im<br />
Museumsquartier in Wien zum Beispiel<br />
stehen, über die Höfe verteilt,<br />
die sogenannten Enzis, Sitzgelegenheiten,<br />
auf denen einzelne Personen<br />
ebenso wie Gruppen sich gerne aufhalten<br />
und ihre Freizeit verbringen.<br />
Ergänzt werden die Enzi-Gruppen inzwischen<br />
auch durch Bäume, um<br />
den Aufenthalt auch im Sommer erträglich<br />
zu machen. Es ist ein schöner<br />
lebendiger städtischer Raum geworden.<br />
Ein Freiraum ganz anderer Art in Wien<br />
ist der sogenannte Westbahnpark.<br />
Ein bisher unbeplantes Grundstück<br />
hinter dem Westbahnhof entlang der<br />
Gleise der Österreichischen Bundesbahn<br />
wird von den Anrainern bisher<br />
zum Spazierengehen, Joggen und<br />
Inlineskaten genutzt. Die Stadt Wien<br />
will hierauf Wohnbau errichten. Die<br />
Initiative Westbahnpark entwirft ein<br />
Gegenbild und hat damit einen großen<br />
Rückhalt in der Bevölkerung. Die<br />
Wiener Landschaftsarchitektin LilIi<br />
Lička engagiert sich für die Entstehung<br />
eines neuen Parks, des Westbahnparks,<br />
und sagt, dass solche<br />
Parks prozesshaft entstehen sollten.<br />
Man könnte mit einfachen Veränderungen,<br />
dem Schutz zur Bahn und<br />
dem Zugeständnis der Begehbarkeit<br />
und der Benutzbarkeit beginnen.<br />
B: Welche Rolle spielt der Planet in<br />
der Architektur? Welche Konsequenzen<br />
haben die natürlichen Grenzen<br />
für das Architekturverständnis?<br />
A I: Unseren katastrophalen Bodenverbrauch<br />
und die Konsequenzen,<br />
die das für das Leben von Mensch,<br />
Tier und Natur hat, kann man nicht oft<br />
genug thematisieren. Unser Boden ist<br />
nicht vermehrbar,und doch werden<br />
zum Beispiel in Österreich täglich<br />
zwölf Hektar, also etwa 16 Fußballfelder<br />
verbraucht.<br />
Es gibt zum Glück schon einige Bemühungen,<br />
hier ein Umdenken zu<br />
bewirken. Das Architekturzentrum in<br />
Wien zeigte vor ein paar Jahren die<br />
Ausstellung „Boden für alle“, die die<br />
Problematik sehr eindrücklich in<br />
Zahlen und Bilder goss und zugleich<br />
positive Beispiel zeigte. Eine Initiative<br />
habe ich auch im Podcast Morgenbau<br />
zu Wort kommen lassen: In<br />
Vorarlberg gibt es den Verein Bodenfreiheit,<br />
der mit Mitgliedsbeiträgen<br />
Flächen kaufte, um sie vor einer Be-<br />
WEITER
68<br />
( B )<br />
Verantwortung<br />
beginnt<br />
mit<br />
Text:<br />
Sabine von Fischer<br />
einer<br />
Haltung<br />
Die Architektin und Autorin<br />
Sabine von Fischer beschäftigt sich<br />
mit Architekturkommunikation –<br />
jedoch nicht im werblichen Sinn. Hier<br />
erläutert sie, wie sie ihre Rolle versteht<br />
und worin sie ihre Aufgabe sieht.
Architekturvermittlung<br />
69<br />
FOTO: ELIANE RUTISHAUSER<br />
R<br />
Reden und Schreiben sind meine<br />
wichtigste Architekturarbeit<br />
seit der Studienzeit. Anfangs lief<br />
das neben dem Entwerfen, unterdessen<br />
tue ich nur noch das.<br />
Ich plane keine Gebäude, sondern stelle<br />
Fragen, stelle Thesen auf, skizziere Textstrukturen<br />
und Buchkonzepte, sogar Kurzgeschichten.<br />
Ein Theaterstück über Architektur<br />
ist in Planung.<br />
Auf meinem Computer gibt es seit Jahren<br />
kein CAD-Programm mehr. Es gab diesen<br />
Moment, als ich nicht mehr auf Pläne<br />
schauen und denken wollte: Ich würde es<br />
aber so machen, denn es gibt immer eine<br />
andere Art, einen Grundriss zu teilen, eine<br />
Sabine von Fischer (Mitte) mit Marc Loeliger (links)<br />
und Barbara Strub (rechts) im „Salongespräch #2” anlässlich der<br />
Ausstellung „Carte Blanche XIX: Loeliger Strub Architektur<br />
Dichten II” im Architekturforum Zürich, Februar <strong>2024</strong><br />
Straße zu gliedern, eine Stadt zu zonieren.<br />
Es liegt mir weniger daran, anderen zu sagen,<br />
wie ich es machen würde. Ich will<br />
vielmehr darüber reden, warum andere<br />
etwas so oder so gemacht haben.<br />
Wir müssen zuhören, wenn wir Verantwortung<br />
in der Welt übernehmen möchten.<br />
Nur so ist ein Dialog möglich. Zum Zuhören<br />
und für den Dialog braucht es auch die eigene<br />
Position. Selten ist diese Position einfach<br />
schon da, sondern sie entsteht in der<br />
jeweiligen Situation immer wieder neu.<br />
Denken wir, dass wir unsere Position definitiv<br />
gefunden haben, haben wir vermutlich<br />
aufgehört, zuzuhören und genau hinzuschauen.<br />
Über<br />
die Rolle der<br />
Architekturkommunikation<br />
Also rede und schreibe ich hauptberuflich<br />
über Architektur, weil ich meine Verantwortung<br />
so am besten wahrnehmen kann.<br />
Ich übe das genaue und noch genauere<br />
Hinschauen und Zuhören ständig. Dabei<br />
habe ich mir ein dickes Fell zugelegt, denn<br />
oft meinen andere, ich sei keine „richtige“<br />
Architektin, weil ich keine Pläne zeichne<br />
und auf keiner Baustelle Konstruktion und<br />
Raumwirkung überprüfe. Den Baustellen<br />
trauere ich allerdings am meisten nach:<br />
dem Geruch von nassen Anstrichen,<br />
feuchtem Mörtel und frisch geschnittenem<br />
Holz. Daher schreibe ich gelegentlich über<br />
Baustellen.<br />
Ich muss meine Rolle gelegentlich verteidigen,<br />
wenn Fachkolleg:innen glauben,<br />
das Schreiben diene nur der Werbung,<br />
nicht der kritischen Diskussion. Dann läge<br />
meine berufliche Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
vielleicht als Pressesprecherin.<br />
Zwar nennt man diese Arbeit Kommunikation,<br />
aber da werde ich nervös. Ich<br />
bin Feuer und Flamme fürs Kommunizieren,<br />
aber bitte in beide Richtungen, im Dialog,<br />
wenn beide Seiten Fragen stellen<br />
dürfen und auch bereit sind, sich zu hinterfragen.<br />
Fragen Architekturbüros an, ob ich einen<br />
Text für sie schreiben kann, antworte ich<br />
manchmal, dass die Künstliche Intelligenz<br />
einen solchen Text, wie sie ihn wünschen,<br />
WEITER
88 ( C )<br />
Ständig<br />
weiter -<br />
entwickeln<br />
Interview:<br />
Ramona Kraxner<br />
Das Münchner Architekturbüro<br />
Hirner & Riehl hat sich vorwiegend<br />
auf soziale Aufgaben für<br />
öffentliche Bauherren spezialisiert.<br />
Sie plädieren aus diesem Blickwinkel<br />
dafür, das Bauen auch in Zukunft<br />
für jede einzelne Aufgabe an jedem<br />
speziellen Ort neu zu betrachten<br />
und kontinuierlich an einem<br />
Instrumentarium weiter zu arbeiten,<br />
mit dem überzeugende Lösungen<br />
gefunden werden können.
Raumpraxis<br />
89<br />
Von links nach rechts: Martin Hirner, Robert Härtl, Matthias Marschner,<br />
Melanie Wenderlein, Martin Riehl. Das Büro wurde von Martin Hirner und Martin Riehl 1990<br />
gegründet, 2016 kamen mit Melanie Wenderlein, Robert Härtl und Matthias Marschner<br />
drei Büropartner dazu. Im Bereich des innovativen Holzbaus gehören sie seit 2001<br />
zu den Pionieren und führenden Büros in Bayern.<br />
FOTO: GILA SONDERWALD<br />
BAUMEISTER: Worin seht ihr eure Aufgabe als<br />
Architekt:innen?<br />
HIRNER & RIEHL: Architekturarbeit bedeutet<br />
für uns das Entwickeln und Konkretisieren<br />
einer umfassenden Idee, die schlüssig und<br />
robust genug ist, um über den gesamten<br />
Planungs- und Realisierungsprozess bestehen<br />
zu können. Das muss mit großer Sorgfalt<br />
geschehen und bereits im Ansatz Antworten<br />
auf sämtliche Belange, wirtschaftlich<br />
wie technisch, enthalten. Nur so können<br />
wir der zunehmenden Fragmentierung<br />
des Planungsprozesses mit unterschiedlichen<br />
Akteuren wie Bauherren, Planer, Behörden<br />
und so fort mit ihren unterschiedlichen<br />
Interessen und Blickwinkeln entgegenwirken.<br />
Im Idealfall können wir ihr<br />
Interesse an unseren Ideen wecken, ihr Engagement<br />
gewinnen und gemeinsam an<br />
der gleichen Sache arbeiten. Das ist nicht<br />
immer ein linearer Prozess, und so ist es uns<br />
genauso wichtig, dabei unsere Irrtümer<br />
einzugestehen wie uns beharrlich für unsere<br />
Überzeugungen einzusetzen.<br />
B: Wofür sollten Architekt:innen Verantwortung<br />
übernehmen?<br />
H&R: Wie vieles andere muss auch Architektur<br />
vom Ende her gedacht werden. Also letzten<br />
Endes als ein erfolgreiches räumliches<br />
Angebot. Sie muss Menschen für ihre Gestaltungsideen<br />
gewinnen; ihre Raumqualität,<br />
ihre Lichtstimmung, ihre Funktionalität,<br />
die Haptik ihrer Oberflächen müssen überzeugen.<br />
Als Architekten tragen wir die Verantwortung<br />
dafür, ob dieses Angebot angenommen<br />
wird, ob sich ein von uns geschaffener<br />
Raum belebt. Das beinhaltet<br />
WEITER
100 ( C )<br />
„Wir bleiben<br />
dabei<br />
gerne<br />
idealistisch”<br />
Text:<br />
Philip Stapel / Octagon Architekturkollektiv<br />
Das Architekturkollektiv Octagon<br />
mit Sitz in Leipzig sieht sich<br />
gemeinsam in kostbarer Mission<br />
um Ressourcen für eine klimaangepasste<br />
und faire Gesellschaft.<br />
Soziales und Ökologisches<br />
müssen gemeinsam gedacht<br />
werden. Im Fokus steht dabei, sich<br />
als handelnde Akteur:innen<br />
ständig selbst zu hinterfragen.
Raumpraxis<br />
101<br />
Octagon Architekturkollektiv ist ein Planungslabor für Strategien des gesellschaftlichen Zusammenlebens: „Im Experiment<br />
finden wir nachhaltige Lösungen für die Zukunft. Wir lieben es, zu entwerfen und neue Dinge zu erfinden –<br />
vom kleinen Detail bis zur großen Vision. Jeder Ort und jede Aufgabe ist anders, deshalb arbeiten wir gerne in<br />
interdisziplinären Teams und vor Ort. Wir wollen unsere Planungsaufgaben von unterschiedlichen Perspektiven aus kennenlernen,<br />
um spezifische Charaktere und Identitäten zu finden und zu stärken.“<br />
FOTO: JENS STÖBE<br />
Gute Selbstreflexion<br />
als<br />
Basis für<br />
Veränderungen<br />
Als Kollektiv von Architekt:innen und Stadtplaner:innen<br />
bewegen wir uns drinnen und<br />
draußen – in Mitgestaltung und Kritik am<br />
Gesamtkomplex gebauter Umwelt. Diese<br />
ist meist Ausdruck der gesellschaftlichen<br />
Ordnung mit ihren Ups and Downs inklusive<br />
aller struktureller Härten, also ein Abbild<br />
der raumbestimmenden Kräfte. Der<br />
Kontext ist stets ein politischer, Raumplanende<br />
sind je nach Gusto also Reproduzent:innen<br />
von Verhältnissen oder deren<br />
Herausfordernde. Wir sind uns als Planende<br />
der beschränkten Wirkmacht gesellschaftlicher<br />
Veränderung bewusst,<br />
sehen aber ständige Versuche sozialräumlicher<br />
und ökologischer Verbesserungen<br />
als Notwendigkeit unserer Arbeit.<br />
Als Beteiligte im Drinnen sehen wir uns im<br />
Rahmen unserer Möglichkeiten mitverantwortlich:<br />
bei der Gestaltung von inklusiven<br />
Räumen, der Maximierung ökologischer<br />
Planung oder der nachhaltigen Transformation<br />
von Mobilität.<br />
Wir beäugen uns und unsere Widersprüche<br />
dabei auch immer selbst, in Ausstellungen,<br />
im Dialog, von außen. In unserer<br />
Rolle als kritische Expert:innen verstehen<br />
wir uns als Herausfordernde innerhalb unserer<br />
Disziplinen.<br />
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