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06/2024

Die Titelthemen im Juni: Neue Technik und wie sie die Arbeit von Therapeut:innen verändert // Fit fürs Feedback: Worauf beim Umgang mit Rückmeldungen zu achten ist.

Die Titelthemen im Juni: Neue Technik und wie sie die Arbeit von Therapeut:innen verändert // Fit fürs Feedback: Worauf beim Umgang mit Rückmeldungen zu achten ist.

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№ <strong>06</strong>/<strong>2024</strong><br />

Was Therapeut:innen jetzt bewegt<br />

Jetzt auch<br />

per App<br />

NEUE<br />

TECHNIK<br />

Wie sich die Arbeit von Therapeut:innen verändert


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wer sich professionell mit der Arbeit von Heilmittelerbringer:innen beschäftigt,<br />

weiß um die Vielschichtigkeit der verschiedenen Berufsfelder.<br />

Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie und Podologie sind schon für<br />

sich genommen abwechslungsreich – das zeigt auch der Wandel, den<br />

die Arbeit in den jeweiligen Feldern in den letzten Jahren erfahren hat.<br />

Krankheits- und Störungsbilder wandeln sich und fordern immer wieder<br />

innovative therapeutische Ansätze heraus. Die Wissenschaft bringt neue<br />

Erkenntnisse – und die Technologie neue Möglichkeiten: Die Titelgeschichte<br />

der neuen ZUKUNFT PRAXIS zeigt, dass im Wandel der Technik<br />

– aber bei Weitem nicht nur in ihm – neue Chancen für die Therapie liegen.<br />

Wir laden Sie ein, in der Titelstory wie den anderen Beiträgen dieser<br />

Ausgabe näher kennenzulernen, was sich in den verschiedenen Branchen<br />

bewegt – und wünschen Ihnen anregende Lektüre!<br />

Ihr<br />

Dr. Jochen Pfänder<br />

Optica-Geschäftsführer


Digitale Therapeut:innen<br />

INHALT<br />

Wie innovative Behandlungsmethoden die Zusammenarbeit von Therapeut:innen<br />

und Patient:innen in verschiedenen Feldern verändern.<br />

Kurz und<br />

kompakt<br />

Neues aus der Gesundheitsbranche<br />

Ratgeber<br />

Recht<br />

Dr. Dr. Thomas Ruppel über<br />

Online-Bewertungen<br />

Fit fürs<br />

Feedback<br />

Worauf beim Umgang mit Rückmeldungen<br />

zu achten ist<br />

Podologie und<br />

vieles mehr<br />

Frederic Schulmeister über<br />

seine Unternehmensgruppe<br />

Hilfe bei<br />

Hypermobilität<br />

Für Wachsamkeit gegenüber<br />

Fehldiagnosen<br />

Optica<br />

informiert<br />

Neue Preise und kommende<br />

Webinare


THERAPIE<br />

IN ZAHLEN<br />

138.820<br />

ZEICHEN (INKLUSIVE LEERZEICHEN) UMFASST<br />

DER REFERENTENENTWURF des Gesundheits-<br />

Digitalagentur-Gesetzes (GDAG) zur Schaffung<br />

einer „Digitalagentur Gesundheit“. Die Zustimmung<br />

anderer Ministerien vorausgesetzt, soll<br />

so die gematik in Zukunft auch heißen. Bis 2019<br />

lautete ihr Name: Gesellschaft für Telematikanwendungen<br />

der Gesundheitskarte.


Am 15.01.2025<br />

kommt sie, die elektronische Patientenakte (ePA)<br />

für alle. Sie ist das zentrale Element der digitalen<br />

Gesundheitsversorgung und der TI und trägt die<br />

an verschiedenen Stellen gespeicherten Daten<br />

der Patient:innen zusammen.<br />

Mehr als 235 Mio.<br />

E-REZEPTE WURDEN SEIT ANFANG <strong>2024</strong> EINGELÖST<br />

(Stand 12. Juni), pro Werktag sind das mehr als 2 Millionen<br />

Stück. Die Zahl der medizinischen Einrichtungen, die<br />

E-Rezepte ausstellen, hat mit 86.836 einen Höchststand<br />

erreicht.


1,17 Euro<br />

BETRÄGT DER MINUTENPREIS FÜR DIE VIER<br />

ERGOTHERAPEUTISCHEN HEILMITTELLEISTUNGEN<br />

seit 1. Juni <strong>2024</strong>. Seit diesem Tag gelten die neuen<br />

Vergütungspreise in der Ergotherapie, die am 29. Mai<br />

durch die Schiedsstelle festgesetzt wurden.<br />

70<br />

JAHRE ALT WURDE IM JUNI DER DVE (Deutscher Verband<br />

Ergotherapie e.V.). Laut eigenen Angaben hat der<br />

DVE nun mehr als 14.000 Mitglieder. Gefeiert wurde beim<br />

Ergotherapie-Kongress <strong>2024</strong> in Rostock – mit 1.900 Teilnehmenden<br />

und 140 Vorträgen, Workshops und Events.


KI in Deutschland:<br />

gemischte Bilanz<br />

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(OECD) veröffentlicht regelmäßig Berichte über ihre Mitgliedsländer, zu<br />

denen auch Deutschland gehört. Darunter sind auch Berichte zu Spezialthemen,<br />

wie der jüngste zur KI in Deutschland. Darin wird gelobt,<br />

dass sich Deutschland – als eines der ersten Länder überhaupt – bereits<br />

2018 eine nationale KI-Strategie gegeben hat, also lange vor der<br />

durch ChatGPT & Co. ausgelösten Euphorie. Auch die Situation von KI<br />

im Gesundheitswesen wird untersucht und das Urteil fällt gemischt<br />

aus. Zwar wird das Potenzial von KI für die Patientenversorgung und<br />

die Entlastung des Gesundheitspersonals optimistisch eingeschätzt.<br />

Allerdings sei die Einführung von KI im Gesundheitswesen schwierig,<br />

unter anderem aufgrund fragmentierter Gesundheitsdaten und unpraktikabler<br />

Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen. Der umfangreiche<br />

Bericht und seine Empfehlungen sind eine spannende Lektüre!


Kurz &<br />

Knapp<br />

Ein neu gegründeter Digitalbeirat wird die gematik in Fragen des<br />

Datenschutzes, der Datensicherheit und der Nutzerfreundlichkeit der<br />

Telematikinfrastruktur beraten. Wie im Digital-Gesetz (DigiG) festgelegt,<br />

wird sich der Digitalbeirat mit dem Umgang mit medizinischen Daten<br />

für Versorgung und Forschung sowie mit ethischen Fragestellungen<br />

befassen.<br />

Der Verband für Physiotherapie (VPT) fordert die Abschaffung der<br />

Zuzahlung für Physiotherapie, nachdem dies im vergangenen Jahr<br />

bereits die Verbände für Ergotherapie und Logopädie gefordert hatten.<br />

Die Regel von 10 Euro plus 10 Prozent der Behandlungskosten<br />

gilt als bürokratisch und kompliziert, insbesondere bei Behandlungsabbrüchen<br />

und Terminabsagen.<br />

Zahlreiche Akteure des Gesundheitswesens rufen auch nach dem Hitzeaktionstag<br />

am 5. Juni zu eigenen Aktivitäten oder zur Teilnahme an<br />

Veranstaltungen anderer auf. Eine Möglichkeit, Veranstaltungen einzutragen<br />

oder den Kalender einzusehen, gibt es hier:


SOZIALGERICHT-URTEIL<br />

Physiotherapieverbände<br />

legen Revision ein<br />

Ende April fällte das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg (LSG) ein<br />

Urteil in den Klageverfahren der Physiotherapieverbände gegen die<br />

Schiedssprüche der Schiedsstelle Heilmittel. Nach Prüfung der Urteilsgründe<br />

legen die Verbände nun Revision ein. Die Klagen waren teilweise<br />

erfolgreich: Das LSG verpflichtete die Schiedsstelle, einen Ausgleich<br />

der Vergütungsausfälle bis zum Ende des ersten Schiedsverfahrens<br />

zu regeln. Andere Klageanträge, darunter die Festsetzung einzelner<br />

Preisfindungsparameter, wurden jedoch abgewiesen.<br />

VOLLAKADEMISIERUNG<br />

dbl: Chance für<br />

eine bessere Zukunft<br />

Der Bundesverband für Logopädie e.V. (dlb) erklärt in seinem aktuellen<br />

Fokusthema, warum Deutschland dem internationalen Beispiel<br />

der Vollakademisierung folgen sollte. Das Berufsgesetz von 1980 sei<br />

veraltet, und seit der Modellklausel von 2009 stehe eine Reform an.<br />

Die von der Bundesregierung geplanten neuen Berufsgesetze für<br />

Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie verzögerten sich, eine<br />

einheitliche hochschulische Ausbildung sei überfällig. Gesundheitsminister<br />

Lauterbach habe sich für eine Vollakademisierung in der<br />

Logopädie und für die Teilakademisierung in der Physiotherapie<br />

ausgesprochen, was zu unterschiedlichen Kompetenzniveaus führe.


BEHANDLUNGEN<br />

Auf Basis von<br />

Evidenz oder<br />

Erfahrung?<br />

Im Videointerview mit der Zeitschrift für Physiotherapeuten pt erklärt<br />

die Physiotherapeutin Prof. Dr. Cordula Braun, warum es wichtig sei,<br />

evidenzbasiert und nicht erfahrungsbasiert zu arbeiten, und wo die<br />

Grenzen der Evidenz liegen. Braun ist Mitarbeiterin von Cochrane<br />

Deutschland und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Evidenz<br />

in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg. 2022 wurde sie von<br />

Physio Deutschland mit dem „Stein der Weisen“ für ihr langjähriges<br />

Engagement für eine evidenzbasierte Physiotherapie ausgezeichnet.<br />

Weitere Infos finden Sie hier:


RATGEBER RECHT<br />

Google, Jameda & Co.:<br />

Ein Blick auf Online-<br />

Bewertungen<br />

Patient:innen können auf vielfältige Weise Praxen<br />

und einzelne Therapeut:innen im Internet bewerten.<br />

Nicht immer ist man mit der Bewertung einverstanden<br />

– was dann möglich ist, erläutert DR. DR.<br />

THOMAS RUPPEL.<br />

Jurist:innen unterscheiden zwischen beweisbaren Tatsachen und<br />

Werturteilen. Falsche Tatsachenbehauptungen müssen gelöscht werden.<br />

Werturteile hingegen, also Meinungen wie „unfreundlich“ oder<br />

Sternebewertungen, sind durch die Meinungsfreiheit geschützt und<br />

können nicht für falsch erklärt werden. Die Grenzen zwischen Tatsachenbehauptungen<br />

und Meinungen können jedoch fließend sein. So<br />

hat ein Gericht entschieden, dass es sich bei der Bewertung einer Arztpraxis<br />

als „nicht barrierefrei“ sowohl um eine Tatsachenbehauptung als<br />

auch um die subjektive Einschätzung eines körperlich beeinträchtigten<br />

Patienten handelt. Schmähkritik, die nur darauf abzielt, Praxis oder<br />

Inhaber:in herabzuwürdigen, kann jedoch gelöscht werden. Wichtig<br />

ist, dass die Bewertungen von Patient:innen stammen müssen. Ist dies<br />

nicht nachvollziehbar, können Praxisinhaber:innen solche Bewertungen<br />

löschen lassen. Ist die Identifikation möglich, ist es sinnvoll, den<br />

oder die Patient:in zur Löschung oder Korrektur aufzufordern. Gelingt<br />

dies nicht, sind Plattformen wie Google oder Jameda verpflichtet,<br />

den Beitrag zu löschen. Dies erfordert manchmal einen langen<br />

Atem und rechtliche Schritte. Eine Strafanzeige sollte nur in Ausnahmefällen<br />

gestellt werden, etwa bei offensichtlicher Schmähkritik oder<br />

unwahren Tatsachenbehauptungen, die als Beleidigung oder üble<br />

Nachrede strafbar sind.


INTERPROFESSIONELLE<br />

INNOVATION<br />

Von Robotern und<br />

digitalen<br />

Therapeut:innen<br />

Innovative Behandlungsmethoden<br />

verschiedenster Art tragen dazu bei,<br />

die therapeutische Arbeit zu vereinfachen<br />

und die Ergebnisse zu verbessern.<br />

Mitarbeit und Selbstkontrolle der<br />

Patient:innen sind dabei Erfolgsfaktoren.<br />

TEXT: MICHAEL HASENPUSCH


Andrea Schmidt weiß nicht mehr so genau, wovor sie mehr Respekt<br />

hatte: vor der Operation selbst oder vor der Angst, nicht mehr richtig<br />

gehen zu können. Nach jahrelangen Knieproblemen hatte sie sich zu<br />

einem Eingriff entschlossen. Der verlief zwar gut, aber ihre Beweglichkeit<br />

blieb zunächst eingeschränkt. Das lag vor allem daran, dass sie<br />

nicht so viel trainierte, wie sie sollte. Erst als sie in der Reha „Virtual<br />

Reality“ ausprobieren konnte, änderte sich das. Mit einer VR-Brille vor<br />

den Augen tauchte sie in eine virtuelle Umgebung ein, in der sie spielerisch<br />

zu ihren Übungen animiert wurde.<br />

Für viele Praxen und Patient:innen ist der Einsatz von VR-gestützter<br />

Therapie sicherlich noch Zukunftsmusik. Aber das Beispiel zeigt anschaulich,<br />

welche Weiterentwicklungen möglich sind. Für Jörn Kiselev,<br />

Professor für Physiotherapie an der Hochschule Fulda, hat das Thema<br />

jedenfalls schon jetzt eine hohe Relevanz für die Physiotherapie. „Es<br />

ist sicher, dass VR-Anwendungen in der Therapie funktionieren.“ Beispiel<br />

Schlaganfall: Hier eignet sich die VR-Therapie besonders gut,<br />

um etwa Gleichgewicht und Motorik wiederherzustellen, „denn das<br />

Eintauchen in eine spielerische virtuelle Realität macht Spaß, und wer<br />

Spaß hat, übt einfach mehr“, sagt Kiselev.<br />

Virtual Reality als ideale Ergänzung<br />

Davon können auch die Therapeut:innen und sogar das gesamte Gesundheitssystem<br />

profitieren – Stichwort Fachkräftemangel. Das zeigt<br />

ein weiteres Beispiel: VR kann auch beim „Neglect“ sinnvoll sein,<br />

wenn die Schlaganfall-Patient:innen ihre gelähmte Körperhälfte nicht<br />

mehr richtig wahrnehmen. „Es gibt zwar viele therapeutische Methoden<br />

und Techniken. Allerdings ist man darauf angewiesen, dass die<br />

Patient:innen bestimmte Bewegungsmuster so häufig wie möglich<br />

wiederholen“, erklärt Kiselev. Das könne ein einzelner Therapeut nicht<br />

abdecken, und hier sei VR die ideale Ergänzung.<br />

Auf technische Unterstützung baut auch Bastian Krieg, der am SRH<br />

Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach ein etwa 70-köpfiges Therapeut:innen-Team<br />

stellvertretend leitet. Das Klinikum ist unter anderem<br />

spezialisiert auf die Behandlung von Patient:innen in der Neurologischen<br />

Frührehabilitation. Hier, wenige Kilometer südöstlich von


Blick in die Zukunft: Technologieoffenheit eröffnet Chancen für die Therapie.<br />

Karlsruhe, setzt man in der Physio- und Ergotherapie auf Robotik, zum<br />

Beispiel bei der Gangrehabilitation. „Unser Gangroboter ‚Lokomat‘ erleichtert<br />

die Arbeit enorm. Früher brauchten wir für die gleichen Übungen<br />

zwei oder drei kräftige Therapeut:innen. Die körperlich schwere<br />

Arbeit übernimmt der Lokomat“, erläutert Krieg. Die Patient:innen befinden<br />

sich in einem Gurtsystem, durch das sie eine Gewichtsentlastung<br />

erfahren. Zusätzlich werden die Beine in ein individuell einstellbares<br />

Exoskelett geschnallt, das den Bewegungsablauf übernimmt.<br />

Geschwindigkeit, Belastung und Grad der Roboterunterstützung können<br />

individuell eingestellt werden. „Auf einem Bildschirm können unsere<br />

Patient:innen mit Spielen gezielt bestimmte Muskelgruppen trainieren.<br />

Die Herausforderung und die Motivation helfen dabei.“<br />

Auch die Ergotherapie, etwa bei der Neglect-Therapie oder der Verbesserung<br />

der Armbeweglichkeit, profitiert von der Robotik. „Gerade<br />

in der Neurologie funktioniert das motorische Lernen über viele Wiederholungen,<br />

bis sich das Gehirn anpasst und Bewegungsabläufe ab-


Auch aus großen Datenmengen lässt sich Nutzen für die Therapie ziehen.<br />

speichert“, erläutert Bastian Krieg. „Auch dabei hilft eine unterstützende<br />

Maschine ungemein.“ Allerdings dürfe man nie vergessen, dass<br />

solche Geräte sehr funktional und hilfreich sind, aber nie die Arbeit<br />

mit den Therapeut:innen ersetzen können, mahnt Krieg.<br />

KI-gestützte Sprechübungen<br />

Innovative Behandlungsmethoden werden auch für Logopäd:innen<br />

zunehmend interessant. Eine Machbarkeitsstudie zu Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) in der logopädischen Routineversorgung hat kürzlich gezeigt,<br />

dass sich mithilfe von KI Versorgungslücken schließen lassen<br />

– Stichwort Fachkräftemangel. Ein interdisziplinäres Team der Hochschule<br />

für Gesundheit Bochum hatte in Zusammenarbeit mit Parkinson-Expert:innen<br />

des St. Josepf-Hospitals der Ruhr-Universität Bochum<br />

den Einsatz des KI-gestützten Assistenzsystems „Isi-Speech“<br />

getestet. Von dem Tool, das 2.800 evidenzbasierte Übungen bereitstellt,<br />

konnten Patient:innen bereits während des Klinikaufenthalts<br />

und dann im Eigentraining zu Hause profitieren. Fazit nach einem Jahr<br />

Studie: bessere Versorgung, hohe Akzeptanz bei Behandelnden und


Schon ein einfaches Smartphone kann zu Innovationen in der Therapie beitragen.<br />

Behandelten gleichermaßen. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Wert<br />

des Tools für viele Parkinson-Patient:innen so hoch sein würde“, sagte<br />

Professor Lars Tönges, Leiter der Sektion Parkinsonerkrankungen und<br />

Bewegungsstörungen der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität.<br />

App als hilfreiche Assistentin<br />

Eine weitere Innovation für Physiotherapeut:innen kommt vom Essener<br />

Anbieter Tinana. Jörg Sälzer, einer der Geschäftsführer, demonstriert<br />

einen der Vorteile der gleichnamigen kostenlosen App. Er hält ein<br />

Blatt mit gezeichneten Figuren hoch, die physiotherapeutische Übungen<br />

zeigen, und sagt: „Strichmännchen waren gestern. Wir haben einen<br />

Katalog mit rund 100 gängigen physiotherapeutischen Übungen<br />

in die App integriert. Auf dieser Basis können Therapeut:innen individuelle<br />

Übungspläne erstellen, die Patient:innen zu Hause absolvieren<br />

und sich dabei zur Kontrolle die kurzen Videos anschauen“. Ein weiterer<br />

großer Unterschied zum Blatt mit den Strichmännchen: Die App erinnert<br />

die Patient:innen daran, ihre Übungen zu machen, die sie dann<br />

digital bestätigen können. Auch Videobehandlungen sind mit der App<br />

möglich, ebenfalls kostenlos. Doch dabei soll es nicht bleiben. Unter<br />

anderem entwickelt Tinana derzeit eine Funktion, die Sälzer den „Physiotherapeuten<br />

für zu Hause“ nennt. Während der Übungen können


sich Patient:innen zu Hause vom Smartphone filmen lassen, und die<br />

App korrigiert, was die Kamera sieht. Ein digitales „Skelett“, das über<br />

das eigene Bild gelegt wird, zeigt, wie die Übung richtig ausgeführt<br />

wird, zum Beispiel wenn der Arm in einem anderen Winkel geführt<br />

werden sollte. Möglich wird dies durch den Einsatz von KI.<br />

Selbstkontrolle mit Sensoren<br />

Auf die Mitarbeit und Selbstkontrolle der Patient:innen setzt auch der<br />

Einsatz von Sensoren: „Bereits ein Schrittzähler für 20 Euro kann für<br />

Patient:innen äußerst motivierend und hilfreich sein“, sagt der Fuldaer<br />

Physiotherapie-Professor Kiselev. Einerseits lässt sich damit die Leistung<br />

messen, um sie kontrolliert zu steigern. Andererseits können Patient:innen<br />

ein Nachlassen ihrer Leistungsfähigkeit feststellen. „Gerade<br />

für ältere Menschen ist diese Art der Selbstkontrolle sehr hilfreich,<br />

damit sie im Zweifelsfall rechtzeitig die ärztliche oder physiotherapeutische<br />

Praxis aufsuchen“.<br />

Innovationen gibt es auch jenseits von Technologien und Geräten.<br />

Besonders zukunftsträchtige ist laut Kiselev die Prähabilitation. Hier<br />

beginnt die Behandlung bereits vor einem operativen Eingriff oder<br />

– bei Tumorpatient:innen – vor der Radio- oder Chemotherapie. „Ich<br />

kenne in Deutschland drei große Projekte des Innovationsfonds, die<br />

das erforschen. In einem Projekt an der Charité, an dem ich mitarbeite,<br />

geht es um die Vorbereitung von älteren, gebrechlichen Menschen<br />

auf eine Operation, mit dem Ziel, Risikofaktoren zu reduzieren“, sagt<br />

er. Die Methoden der Prähabilitation stammen im Wesentlichen aus<br />

dem Werkzeugkasten der Physiotherapie: Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit<br />

fördern. Die Ergebnisse bisheriger Forschungsprojekte<br />

zur Prähabilitation zeigen, dass die Patient:innen nicht nur eher vollständig<br />

genesen, sondern auch mehr Lebensqualität und Autonomie<br />

zurückgewinnen. International werde dieser Ansatz oft schon recht<br />

konsequent umgesetzt, sagt Kiselev, in Deutschland gebe es bisher<br />

nur Modellprojekte und eben die Untersuchungen im Rahmen des Innovationsfonds.<br />

„Aber dieser Innovationsfonds ist ja ausdrücklich dafür<br />

gedacht, zu prüfen, ob eine Leistung in den Leistungskatalog aufgenommen<br />

werden soll. Aus meiner Sicht wird das nicht mehr lange<br />

dauern, und wir an der Hochschule Fulda lehren das auch schon.“ —


KUNDENBEZIEHUNGEN<br />

Fit fürs<br />

Feedback<br />

Beschweren sich Patient:innen, ist<br />

Vorsicht geboten: Worauf beim Umgang<br />

mit Rückmeldungen zu achten ist, in der<br />

Praxis wie auch online.<br />

TEXT: JOSEFINE JANERT


In jedem Fall ist es wichtig, ruhig<br />

zu bleiben und möglichst schnell<br />

und sachlich zu reagieren.<br />

ASTRID SCHROEDER, Beraterin und Coach im Gesundheitswesen<br />

Wenn Patient:innen nach der Behandlung ein Feedback geben, fällt<br />

es mitunter harsch aus. Auf einschlägigen Internetportalen sind über<br />

Therapeut:innen neben lobenden Worten auch oft kritische Anmerkungen<br />

zu lesen. Manche Kritik ist berechtigt, andere nicht. „In jedem<br />

Fall ist es wichtig, ruhig zu bleiben und möglichst schnell und sachlich<br />

zu reagieren“, sagt Astrid Schroeder, Beraterin und Coach für<br />

Beschäftigte und Institutionen im Gesundheitswesen. Man solle die<br />

Rückmeldung nicht persönlich nehmen, hebt die Expertin aus Niedersachsen<br />

hervor.<br />

Unnötig lange Diskussionen vermeiden<br />

Die Arbeit am Feedback kann für Therapeut:innen schon frühzeitig<br />

beginnen. Das erläutert Mathias Gans, Ergotherapeut in Baden-Württemberg<br />

und zudem Berater und Coach für Praxen. Er findet es wichtig,<br />

Behandlungsschritte vorab zu erklären, damit es gar nicht erst zu<br />

Missverständnissen kommt. Wenn Patient:innen vorher wissen, dass<br />

eine bestimmte Therapie etwas später anschlägt, hätten sie Verständnis<br />

dafür. Wenn aber kritisches Feedback kommt, empfiehlt Gans eine<br />

möglichst kurze Erwiderung, gegebenenfalls eine Erklärung. Auf die<br />

Anmerkung, dass die Preise für private Behandlungen recht hoch seien,<br />

könnten Therapeut:innen etwa antworten: „Das entspricht dem,<br />

was deutschlandweit üblich ist.“ Solche sachlichen Argumente würden<br />

längeren Diskussionen vorbeugen.<br />

Viele Patient:innen scheuten sich, so Gans, es den Therapeut:innen<br />

ins Gesicht zu sagen, wenn sie mit der Behandlung unzufrieden sind.


Persönliche Gespräche haben viele Vorteile. Oft erreicht Feedback Therapeut:innen und<br />

Praxisinhaber:innen aber auf anderen Wegen.<br />

Sie würden das eher der Verwaltungskraft mitteilen, die am Tresen sitzt,<br />

Termine und Abrechnungen macht. Solche Informationen müssten natürlich<br />

weitergegeben werden, etwa mit einem Post-it in der Patientenakte<br />

oder einem digitalen Vermerk. Grundlegende Probleme könnten<br />

die Praxisinhaber:innen in der Teambesprechung aufgreifen. Geht es<br />

dagegen um das Verhalten einzelner Therapeut:innen bietet sich ein<br />

Mitarbeitergespräch für die Klärung an. Dabei sei ein konstruktiver Ton<br />

wichtig: „Einige Patient:innen sagen, dass du oft hektisch wirkst. Wie<br />

können wir gemeinsam eine ruhige Atmosphäre herbeiführen?“<br />

Kritik im Team begegnen<br />

Astrid Schroeder empfiehlt auch das Vier-Augen-Gespräch mit kritischen<br />

Patient:innen: „Auf keinen Fall sollte eine Diskussion im Wartezimmer<br />

stattfinden.“ Zudem könne sich das Team für ähnliche Kritik auf<br />

abgestimmte Antworten verständigen, die von den Mitarbeiter:innen<br />

dann in entsprechenden Situationen gegeben werden können – auch<br />

damit sie nicht von Patient:innen gegeneinander ausgespielt werden.


Online-Bewertungen geraten nicht selten oberflächlich und unfair, aber Praxisinhaber:innen<br />

sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert.<br />

Manches sei auch eine Frage der Wahrnehmung, so Schroeder. Die<br />

eine Person stört das gekippte Fenster, die andere findet, dass der<br />

Raum dadurch so gut belüftet ist. „Auch wenn die Therapeutin die<br />

Angelegenheit anders sieht, sollte sie ihrem Gegenüber seine Wahrnehmung<br />

gönnen“, veranschaulicht Schroeder. Leider hört sie von<br />

den Praxisinhaber:innen, die sie berät, immer häufiger, dass Patient:innen<br />

kritisches Feedback mit dem offensichtlichen Vorsatz äußern,<br />

dadurch etwas herauszuhandeln, etwa eine kostenlose Therapiesitzung.<br />

Sie rät dazu, ruhig und sachlich Grenzen zu setzen – und<br />

auf keinen Fall Zugeständnisse zu machen, die die eigenen Ziele und<br />

Werte konterkarieren.<br />

Wehrhaft gegen Verleumdungen<br />

Viele Praxisinhaber:innen bewegt, was auf Internetplattformen über<br />

sie geschrieben wird. Ist die Kritik berechtigt, kann sie ebenfalls Thema<br />

für eine Teambesprechung sein. Mathias Gans rät dazu, auf kritische<br />

Kommentare im Internet zu antworten – ebenfalls kurz und


Checkliste:<br />

Wie Sie passend<br />

auf Feedback<br />

reagieren<br />

Bleiben Sie in jedem Fall ruhig<br />

Reagieren Sie möglichst<br />

sachlich auf Kritik<br />

Auch wenn Sie es anders<br />

sehen: Gönnen Sie Ihrem<br />

Gegenüber seine Wahrnehmung<br />

Behalten Sie auch mögliches<br />

Feedback in Online-Foren im<br />

Blick<br />

Lassen Sie Beleidigendes im<br />

Netz nicht stehen, sondern<br />

verlangen Sie die Löschung<br />

knapp: „Es tut uns leid, dass Sie mit dem Ton in unserer Praxis unzufrieden<br />

waren. Wir bemühen uns, freundlich zu allen Patient:innen zu<br />

sein“, schlägt er zum Beispiel vor.<br />

Astrid Schroeder empfiehlt, einschlägige Internetplattformen mindestens<br />

einmal pro Woche nach neuen Einträgen zu durchforsten. Wollen<br />

das Praxisinhaber:innen nicht selbst tun, könnten sie Mitarbeiter:innen<br />

damit beauftragen. Schroeder betont: „Beleidigungen und Verleumdungen<br />

müssen sofort gelöscht werden.“ Schließlich verpflichten<br />

auch Gesetze die Betreiber der Plattformen dazu, gegebenenfalls aktiv<br />

zu werden. Eine Rechtsschutzversicherung könnte laut Schroeder<br />

dabei helfen, die eigenen Ansprüche durchzusetzen.


FREDERIC SCHULMEISTER verfolgt mit seiner<br />

Unternehmensgruppe große Ziele: in der<br />

Podologie, aber auch in Physiotherapie,<br />

Ergotherapie und Logopädie.


Herr Schulmeister, mit dem Praxisverbund „Fußkundig“ mit Hauptsitz<br />

in Düsseldorf haben Sie und Ihr Bruder Marlon ein außergewöhnliches<br />

Podologie-Angebot aufgebaut. Was machen Sie anders als<br />

andere?<br />

Wir haben eine Nische gefunden, indem wir großflächig Praxen in<br />

der Podologie bei ihrer Professionalisierung unterstützen. Als Gruppe<br />

können wir Patient:innen, aber vor allem den Mitarbeiter:innen an<br />

den verschiedenen Standorten vielfältige Möglichkeiten bieten. Das<br />

betrifft zum Beispiel Fortbildungen zur Führungsverantwortung: Wir<br />

helfen Mitarbeiter:innen dabei, wenn sie den nächsten Schritt gehen<br />

und mehr Verantwortung übernehmen möchten. Zum Beispiel in der<br />

Personalführung oder in der Zuständigkeit für einen bestimmten Bereich<br />

wie Hygiene oder Bestellungen.<br />

Warum ist Ihnen Weiterbildung besonders wichtig?<br />

Wenn wir beim Beispiel der Personalführung bleiben: Das ist nichts,<br />

was man nach der therapeutischen Ausbildung im Berufsleben automatisch<br />

erlernt. Mein Bruder und ich haben uns für unsere Selbstständigkeit<br />

von Anfang an coachen lassen. Und der Coach, der uns<br />

schon früh begleitet, gehört mittlerweile zu unserem Unternehmen,<br />

sodass Führungskräfte auf verschiedenen Ebenen von seinem<br />

Know-how profitieren können. Zudem haben wir ein eigenes Schulungszentrum<br />

aufgebaut, in dem wir unsere Mitarbeiter:innen zu<br />

fachlichen Aspekten von Podologie und Fußpflege gezielt schulen.<br />

Was bieten Sie darüber hinaus den Praxen Ihrer Gruppe?<br />

Unter anderem eine zentrale Instrumenten-Aufbereitung, mit der wir<br />

auch den bürokratischen Aufwand rund um die Hygiene für unsere<br />

Mitarbeiter:innen deutlich reduzieren. Objektverwalter kümmern sich<br />

bei uns an den jeweiligen Standorten um anfallende Reparaturen.<br />

Gerätewartungen koordinieren wir ebenso zentral wie auch Recruiting,<br />

Lohnbuchhaltung und Marketing. Das bedeutet für unsere Praxen<br />

ein Rundum-sorglos-Paket.


Das für uns zentrale Instrument ist<br />

der sogenannte Recruiting-Funnel:<br />

Er führt die Kandidat:innen in Social<br />

Media unkompliziert vom Erstkontakt<br />

bis zur Bewerbung.<br />

Wie verändert sich aus Ihrer Sicht die Podologie-Branche?<br />

Das vergleichsweise junge Berufsfeld hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />

an Anerkennung gewonnen. Zunehmend wird verstanden,<br />

was für eine wertvolle therapeutische Leistung Podolog:innen erbringen.<br />

Die Branche liegt uns am Herzen, und wir wollen ihr etwas zurückgeben.<br />

Wir unterstützen auch Praxen außerhalb unserer Gruppe,<br />

etwa mit unseren Ideen zur Mitarbeitergewinnung. Wir wollen, dass<br />

sich die Branche weiter professionalisiert.<br />

Sie haben vorhin bereits das Thema Recruiting angesprochen: Inwieweit<br />

beschäftigt Sie der Fachkräftemangel?<br />

Auch für uns ist es entscheidend, dass wir uns mit einem klaren Profil<br />

hervorheben. Wir haben dafür unter anderem unsere Unternehmensidentität<br />

auf 120 Seiten ausformuliert. Wir machen damit unsere<br />

Vision deutlich, zu der es gehört, den Mitarbeiter:innen immer wieder<br />

Neues zu bieten, etwa in der betrieblichen Krankenversicherung<br />

oder der betrieblichen Altersversicherung. Wir geben unseren Mitarbeiter:innen<br />

feste Ansprechpartner:innen, zu denen sie auch mit ihren<br />

Sorgen kommen können. Auch meinem Bruder und mir ist wichtig,<br />

zu wissen, was unsere Mitarbeiter:innen bewegt.<br />

Wie finden Sie neue Mitarbeiter:innen?<br />

Die Zeiten, in denen man einfach eine Anzeige geschaltet hat, sind<br />

längst vorbei. Wir setzen bei der Mitarbeitergewinnung auf unsere<br />

Social-Media-Kanäle. Dort suchen wir gezielt den direkten Kontakt


und Austausch mit potenziellen Bewerber:innen. Das für uns zentrale<br />

Instrument ist der sogenannte Recruiting-Funnel: Er führt die Kandidat:innen<br />

in Social Media unkompliziert vom Erstkontakt bis zur<br />

Bewerbung.<br />

Das gilt bei Ihnen nicht nur für „Fußkundig“, sondern auch für „Körperkundig“:<br />

In diesem Teil Ihrer Unternehmensgruppe vereinen Sie<br />

Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie Angebote<br />

zu Kosmetik und Elektromystimulation (EMS). Wie ist es dazu<br />

gekommen?<br />

Obwohl unser Vater lange als Physiotherapeut tätig war, haben wir<br />

uns seinerzeit für die Podologie mit ihren vielfältigen Wachstumschancen<br />

entschieden – und dabei auch sehr von der Erfahrung unserer<br />

Mutter in diesem Berufsfeld profitiert. Wir haben aber schnell<br />

viele Möglichkeiten für Synergieeffekte gesehen, etwa für unsere<br />

Arbeit mit Physiotherapiepraxen. Uns treibt die Vision an. den Patient:innen<br />

alles aus einer Hand anbieten zu können. Mit allen Vorteilen,<br />

die das auch organisatorisch, zum Beispiel bei der Terminvergabe,<br />

mit sich bringt.<br />

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?<br />

Wir wollen weiter wachsen und für unsere Konzepte und Ideen, etwa<br />

beim Recruiting, werben. Uns begegnet viel Interesse von Praxen,<br />

die sich unserem Verbund anschließen wollen. Inhaber:innen, die<br />

ihre Praxis aus Altersgründen aufgeben möchten, sehen darin eine<br />

Möglichkeit, dass es mit ihrem Unternehmen gut weitergeht. Berufsanfänger:innen<br />

schätzen es dagegen besonders, wenn sie sich als<br />

Teil einer Gruppe nicht um alles kümmern müssen. Generell sind wir<br />

auf der Suche nach Partnern, mit denen wir gemeinsam Großes erreichen<br />

wollen.


IN KOOPERATION MIT<br />

Hilfe bei<br />

symptomatischer<br />

Hypermobilität<br />

Die Suche nach dem Grund für scheinbar<br />

zusammenhangslose, rezidivierende oder<br />

chronische Beschwerden ist für hypermobile<br />

Menschen zäh. Suchen sie ärztlichen Rat, erhalten<br />

sie oft Fehldiagnosen wie Fibromyalgie oder<br />

Fatigue. Im schlimmsten Fall werden sie nicht<br />

ernst genommen und landen in der<br />

Psychosomatik-Schublade.


IN KOOPERATION MIT<br />

Für viele Patient:innen, die am hypermobilen Ehlers-Danlos-Syndrom<br />

(hEDS) leiden, ist es normal, jeden Tag Schmerzen zu haben, insbesondere<br />

nach Bewegung. Nicht nur Gelenk- und Muskelschmerzen,<br />

auch Tendinopathien, (Sub-)Luxationen, Skoliose und Arthrose sind typische<br />

muskuloskelettale Manifestationen. Hinzu können Kopfschmerzen,<br />

Angst und Depressionen, ADHS, Fatigue, veränderte Wundheilung<br />

und immunologische, urogenitale und Nervensystemstörungen<br />

kommen.<br />

Suchen die Betroffenen ärztlichen Rat, erhalten sie oft Fehldiagnosen<br />

– wie Fibromyalgie oder chronisches Fatigue-Syndrom, ME/CFS<br />

– oder landen in der „Psychosomatik-Schublade“. Weil das medizinische<br />

Fachpersonal während der Ausbildung oft lernt, dass Bindegewebsstörungen<br />

sehr selten sind, wird das Krankheitsbild oft nicht in<br />

Erwägung gezogen. Auch Physiotherapeut:innen sind oft ratlos, wenn<br />

das Bewegungsausmaß frei ist und die Muskelfunktionswerte mehr<br />

oder weniger normal sind. Gibt es Hinweise auf eine symptomatische<br />

Hypermobilität, eignen sich verschiedene Screening-Tools, die Therapeut:innen<br />

einsetzen können.<br />

Intensive und regelmäßige Aktivität fördern<br />

Damit Menschen mit hEDS einem sportlichen Beruf oder Hobby nachgehen<br />

können, brauchen sie physiotherapeutische Unterstützung.<br />

Therapeut:innen sollten ein möglichst hohes und regelmäßiges Aktivitätsniveau<br />

unterstützen. Wichtige Eckpfeiler sind die Patientenedukation,<br />

die Schulung der Körperwahrnehmung (Propriozeption) sowie<br />

ein Stabilisations- und Krafttraining. Generell sinnvoll ist es, die Propriozeption<br />

zu verbessern, Haltungsgewohnheiten und Atemmuster<br />

anzupassen sowie kompensatorische Abstützungs- und Schutzmechanismen<br />

zu identifizieren. Anders als früher häufig postuliert, gilt<br />

heute neben der Stabilitätsverbesserung ein progressives Krafttrai-


IN KOOPERATION MIT<br />

ning als sinnvoll. Es sollte mit niedriger Intensität begonnen werden,<br />

da die eigene Belastungsgrenze häufig nicht gut gespürt wird und<br />

Überlastung droht.<br />

Zudem ist es wichtig, genügend Aufmerksamkeit auf Erholungsstrategien<br />

zu legen, um zu vermeiden, dass das Training Schmerzschübe<br />

und überschüssige Immunreaktionen triggert. Ebenso sinnvoll ist es,<br />

wo hilfreich, Hilfsmittel wie Orthesen, Tapes, Stützen oder Schienen<br />

einzusetzen, um eine bessere gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.<br />

Den kompletten Artikel von Tanja Hoch inklusive Literaturhinweisen<br />

lesen Sie in physiopraxis, Ausgabe 4/<strong>2024</strong>:


Neue Preise in der<br />

Ergotherapie seit 01. Juni <strong>2024</strong><br />

Die Preise für Standard- und Blankoverordnungen<br />

in der Ergotherapie haben sich zum<br />

01. Juni <strong>2024</strong> erhöht. Für Optica Kund:innen<br />

gilt: Bitte reichen Sie VO, die Behandlungstermine<br />

im Juni enthalten, wie in den Rahmenbedingungen<br />

der Preislisten vorgegeben, erst<br />

nach dem 01. Juli <strong>2024</strong> zur Abrechnung bei uns ein. Werden die<br />

betreffenden VO vor dem 01. Juli <strong>2024</strong> eingereicht, rechnen wir selbstverständlich<br />

bereits nach den neuen Vergütungssätzen ab. Es kann<br />

jedoch sein, dass der Kostenträger aus vertraglichen Gründen nur<br />

nach den alten Vergütungssätzen bezahlt. Optica Kund:innen finden<br />

die neuen Preislisten im Kundenportal MeinOptica. Eine Übersicht<br />

über die neuen Preise finden Sie auch auf unserer Website:<br />

Neue Preise in der Podologie ab 01. Juli <strong>2024</strong><br />

Bitte beachten Sie, dass ab dem 01. Juli <strong>2024</strong> in der Podologie neue<br />

Preise gelten. Rezepte mit Behandlungen vor und nach diesem Datum<br />

werden gesplittet und die Preise nach dem jeweiligen Behandlungsdatum<br />

berechnet. Optica Kund:innen finden die neuen Preislisten<br />

im Kundenportal MeinOptica. Eine Übersicht der neuen Preise<br />

finden auch Sie auf unserer Website:<br />

Kommende Optica Webinare<br />

für Ergotherapie und Logopädie<br />

An unseren beiden Themenabenden informieren wir Sie jeweils in<br />

drei kompakten Vorträgen zu aktuellen Themen rund um Abrechnung,<br />

TI und Praxisverwaltung und geben wertvolle Praxistipps.<br />

Zur Anmeldung:<br />

26. Juni <strong>2024</strong> | Ergo-Abend: 10. Juli <strong>2024</strong> | Logo-Abend:


Impressum<br />

Zukunft Praxis,<br />

Digitalausgabe <strong>06</strong>/<strong>2024</strong><br />

(Erscheinungsweise: monatlich)<br />

Herausgeber:<br />

Optica Abrechnungszentrum<br />

Dr. Güldener GmbH<br />

Marienstraße 10, 70178 Stuttgart<br />

Vertreten durch die<br />

Geschäftsführer Konrad<br />

Bommas, Markus Kinkel<br />

und Dr. Jochen Pfänder<br />

Telefon: 0711 99373-2000<br />

Telefax: 0711 99373-2025<br />

E-Mail: info@optica.de<br />

Optica-Redaktion:<br />

Fabian Maier (V.i.S.d.P.)<br />

Credits:<br />

Titel S. 1: stock.adobe.com/DVS,<br />

S. 2: Optica,<br />

S. 3/12: iStockphoto/DrAfter123,<br />

S. 3/7: iStockphoto,<br />

S. 3/11: iStockphoto/miakievy,<br />

S. 3/18: stock.adobe.com/Gajus,<br />

S. 3/23: Fußkundig,<br />

S. 3/27: iStockphoto/<br />

PeopleImages,<br />

S. 3/30: iStockphoto,<br />

S. 10: iStockphoto/Kozhedub,<br />

S. 14: stock.adobe.com/pier,<br />

S. 15: iStockphoto/Ole_CNX,<br />

S. 16: iStockphoto/Vesalainen,<br />

S. 20: iStockphoto/Moyo Studio,<br />

S. 21: iStockphoto/Kenstocker,<br />

S. 29: iStockphoto/Bialasiewicz<br />

Verlag:<br />

Fazit Communication GmbH,<br />

Pariser Straße 1,<br />

60486 Frankfurt am Main<br />

Konzept:<br />

Jan Philipp Rost, Michael<br />

Hasenpusch, Johannes Göbel<br />

Art Direktion:<br />

Oliver Hick-Schulz<br />

Produktion:<br />

Stefan Reichart<br />

Text:<br />

Michael Hasenpusch,<br />

Josefine Janert, Johannes Göbel

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