HEV-Magazin Juni 2024 | WEST
Das HEV-Magazin geht adressiert per Post an die Mitglieder des HEV (Hauseigentümer) im Kanton Solothurn, an Immobilientreuhänder, Verwaltungen, Banken, Versicherungen, Architekten, Unternehmen des Baugewerbes, Amtsstellen. Das HEV-Magazin des Kantons Solothurn erscheint 4x im Jahr in drei Regionen.
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So wird der Schotter(-Garten)<br />
zum Stein des Anstosses<br />
Wenn es um die Umsetzung neuer<br />
Gesetze geht, legt der Kanton Solothurn<br />
gerne ein flottes Tempo vor. Jüngstes<br />
Beispiel: Das Kantonsparlament hat sich<br />
für ein Verbot von Schottergärten ausgesprochen<br />
– ein Novum in der Schweiz.<br />
Was bedeutet das für die Hauseigentümerinnen<br />
und Hauseigentümer in<br />
der Praxis?<br />
Gross war das Medienecho im ganzen<br />
Land nach dem Entscheid des Solothurner<br />
Kantonsrats. «Was kommt als Nächstes:<br />
übergeordnete Vorschriften für die<br />
Bepflanzung von Blumentöpfen?», fragte<br />
sich der Kommentator der «Solothurner<br />
Zeitung». Das Unverständnis richtete sich<br />
nicht gegen die Tragweite der Vorschrift,<br />
sondern gegen den weiteren Eingriff des<br />
Staates in die Persönlichkeitssphäre.<br />
«Diskussionen landen vor dem<br />
Friedensrichter oder vor Gericht»<br />
Mark Winkler, ehemaliger Präsident des<br />
<strong>HEV</strong> Kanton Solothurn, FDP-Kantonsrat<br />
und Präsident der Kommission für Umwelt,<br />
Bau und Wirtschaft (UMBAWIKO),<br />
hat seinem Ärger in einem Leserbrief Luft<br />
gemacht. «Wieder einmal siegt eine bevormundende<br />
Politik über den gesunden<br />
Menschenverstand», schliesst er seinen<br />
Leserbrief entnervt. «Was ist ein Steingarten<br />
und was nicht?»<br />
Wenn er sehe, wie etwa in Dornach das<br />
kantonale Tiefbauamt Verkehrsinseln mit<br />
Kies abdecke, frage er sich schon nach<br />
dem Sinn oder Unsinn dieses im neuen<br />
Baugesetz verankerten Paragrafen, sagt<br />
er gegenüber dem <strong>HEV</strong>-<strong>Magazin</strong> Solothurn.<br />
Er löse genau die Diskussionen<br />
und Streitigkeiten aus, die dann beim<br />
Friedensrichter oder vor Gericht landen.<br />
«Ergo: Es ist ein weiterer Mosaikstein in<br />
der Sammlung von Gesetzen und Vorschriften,<br />
die weder kontrollierbar noch<br />
nachvollziehbar sind», sagt UMBAWIKO-<br />
Präsident Mark Winkler.<br />
Kaum Konsens<br />
in den Baukommissionen<br />
Was ist konkret verboten und was nicht?<br />
Die Änderung des kantonalen Planungsund<br />
Baugesetzes sieht ein weitgehendes<br />
Verbot von neuen Stein- und Kiesgärten<br />
vor. Sie sollen künftig nur noch erlaubt<br />
sein, wenn sie mit Deckpflanzen wie<br />
Hauswurz oder Steinbrech begrünt werden.<br />
Stein- und Schottergärten würden der<br />
Artenvielfalt zuwiderlaufen und an heissen<br />
Sommertagen zusätzlich für eine<br />
starke Wärmeabstrahlung sorgen, sind<br />
zwei wesentliche Gründe für diesen Erlass.<br />
Über die Ausdehnung der Stein- und<br />
Schottergärten im Kanton Solothurn gibt<br />
es keine Erhebungen. Mark Winkler zum<br />
Beispiel sagt: «Bei vielen Liegenschaften<br />
wird ein solches Gestaltungselement teilweise<br />
eingesetzt». Vollständig mit Steinen<br />
oder Schotter bedeckte Freiflächen<br />
seien eher selten. Er frage sich auch, ob<br />
ein mit Schotter bedeckter Boden in<br />
einem Gartenrestaurant nun dem Gesetz<br />
zuwiderlaufe oder nicht.<br />
Problematik der Hitzeinseln<br />
Ganz neu ist das Thema nicht. Bereits<br />
2022 veröffentlichte der Bundesrat<br />
Mark Winkler, FDP-Kantonsrat und Präsident<br />
der Kommission für Umwelt, Bau und<br />
Wirtschaft (UMBAWIKO): «Wieder einmal<br />
siegt eine bevormundende Politik über den<br />
gesunden Menschenverstand.» Foto zVg<br />
einen Bericht mit dem Titel «Stopp der<br />
Verschotterung von Grünflächen». Laut<br />
diesem Bericht würden grösser angelegte<br />
Stein- und Schotteranlagen zur<br />
Problematik sogenannter Hitzeinseln<br />
beitragen. Das führte dazu, dass etliche<br />
Schweizer Gemeinden bereits entsprechende<br />
Regelungen erlassen haben.<br />
«Vorgarten als Vorland zum<br />
eigenen Hoheitsbereich»<br />
Und doch, das bringen auch verschiedene<br />
Artikel in Schweizer Zeitungen<br />
zum Ausdruck, könnten solche Eingriffe<br />
in den Vorgarten von Schweizer Eigenheimbesitzern<br />
weitere Kontroversen auslösen.<br />
«In der klischeehaften Schweiz ist<br />
der Vorgarten das Vorland zum eigenen<br />
Hoheitsbereich. Dem widerspricht das<br />
Verbot des Solothurner Kantonsparlaments<br />
– und steht damit nicht allein»,<br />
wird ein Beitrag in der NZZ vom 20. März<br />
<strong>2024</strong> eingeleitet.<br />
Solothurn sei der erste Kanton, der ein<br />
solches Verbot erlasse, aber möglicherweise<br />
nicht der letzte. Auch der Kanton<br />
Jura prüfe ein solches Verbot. Im gleichen<br />
Artikel wird am Beispiel von Basel-Stadt<br />
gezeigt, dass ein Verbot nicht unbedingt<br />
funktioniert. Hauseigentümer haben<br />
Velounterstände gebaut und den Platz<br />
rundherum mit Steinplatten versiegelt.<br />
Eine Bewilligung war dafür nicht nötig.<br />
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